Die Wohnung im Obersten Stockwerk eines Hochhauses - in Sichtweite des Riesenrades

Prypjat ist einer der gefährlichsten Orte der Zone und das nicht nur wegen der Nähe zum Reaktor. Lange Zeit war die Stadt unzugänglich und die gefährlicheren Mutanten - Kontroller und Blutsauger - haben sich bisher hierher zurückgezogen.
Die Häuserschluchten sind mittlerweile fast komplett zugewachsen, und man hat es mit einem unübersichtlichen Dickicht zu tun, in dem überall Mutanten und versteckte Anomalien warten.
Seit einiger Zeit kontrollierten allerdings die 'Jäger' die Stadt, eine der kleineren Fraktionen, aber keine der ungefährlichen.
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Nikolavo Vaclav
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Lebenslauf: Kolja

Neben der Angst, etwas falsches zu tun war es tatsächlich auch die sehr fremde Kleidung, die Nikolavo hemmte. Er war es gewohnt, Leder zu tragen, Leinen, selten Wolle, aber diese Fasern... sie fühlten sich unangenehm an auf der Haut der Schnitt kratzte und die fühlte sich komisch an mit den Nähten direkt über dem Schritt ohne Schamkapsel und Beinlingen. Wer, verflucht nochmal nähte soetwas?
Und er war nicht einmal sicher, ob sie Feuer aushalten konnte.
Es war nicht seine Welt und je mehr er sah umso weniger mochte er sie.
Es mochte fortschrittliche Technik geben, manches hatte er bereits gesehen. Flache und sehr weiche Spiegel, kein Glas, ...mehr wie eine Flüssigkeit, denn wenn man draufdrückte... was man nicht durfte... auf jeden Fall zeigten sie Bilder.
Und statt Buchstaben mit einem Stift auf ein Papier zu malen drückte man auf kleine Steine, wie die Typen einer Buchdruckerei aussahen, und schon erschienen die - im übrigen seltsam schnörkellosen - Zeichen auf dem Spiegel. Der aber ein Fenster war, wie man ihm fast amüsiert erklärte. Verwirrend. Beindruckend, ja, auch, aber auch vollkommen nutzlos. Was tat man damit?
Die Fahrzeuge, die man ihm gezeigt hatten waren etwas interessanter. Es waren keine Pferde nötig, dafür eine stinkende Flüssigkeit, die brennbar war wie Petroleum, und die man aus vor sehr langer Zeit gestorbenen Tieren gewann.
Sie konnten schnell sein hatte man ihm gesagt, aber wieviel von dieser stinkenden Flüssigkeit konnte es geben? Auch nicht genug um für alle zu reichen, danach gerechnet wie lange die Tiere tot sein mussten, konnte man es auch nicht auf die Schnelle selbst nachproduzieren. Also auch nutzlos.
Die Gewehre... die hatten zugegeben wirklich Vorteile. Andererseits war die Munition wieder schwer herzustellen, er selbst konnte es gar nicht, ganz anders als Pfeile und Armbrustbolzen, wenn auch tödlicher. Alles in allem war aber nichts dabei, was ihn überzeugte. Diese Welt, zu dem Schluss kam er sehr schnell, war krank, hatte eine krankhafte Lebensweise entwickelt und scherte sich einen Dreck darum, wie lange das gutgehen konnte.
Und es stank. Er konnte es gar nicht beschreiben.
Und dann noch das Essen.
Seltsames Papier umschloss hier alles - das im übrigen auf irgendeine Weise aus dem gleichen Material gemacht wurde wie der stinkende Treibstoff...
Absurd, es verdrehte einem das Hirn, sich all das vorzustellen, den Aufwand... und dann warfen sie das Papier weg, statt etwas nützlicheres damit anzustellen, wie neues Essen darin einzuwickeln wie in Wachspapier... Einmal davon abgesehen, dass Wachspapier angenehm roch wogegen dieses Zeug... gut, besser doch wegwerfen.
Aber er begriff nichts, verstand nichts, er war ein niemand geworden.
Keiner kam hier zu ihm um ein Problem gelöst zu bekommen, er konnte niemandem helfen. Niemand wollte seinen Rat zu einem Monster oder zur Magie... Arvijd...
Er hatte in den letzten Tagen wieder oft an seinen Ziehvater gedacht, und an Emyja. Sie mochten ihn längst für tot halten. Sicher hatte schon einmal jemand einen Brief geschrieben in seine Stadt und nie eine Antwort erhalten. vielleicht hatte sein Bruder die Wohnung ganz besetzt und die Briefe sogar gelesen... aber würde er antworten? Wohl nicht. Vielleicht würde Arvijd sogar reisen um nachzusehen... und hätte ihn nicht mehr vorgefunden. Und er würde es der Hexe erzählen...
Was dazu führte dass er auch jetzt wieder einen Klos im Hal hatte und sich etwas in seinem Magen schmerzhaft verkrampfte. Er hatte zurückkehren wollen, so viele Jahre hatte er verloren auf der Insel, nun hatte er ein Portal entdeckt nur um sich noch weiter zu entfernen. Natürlich war das Blödsinn, keiner konnte sagen wie nahe sich diese Welten waren, aber sie hatten noch weniger gemeinsam, es kam ihm so vor, als wäre er in die falsche Richtung gerannt.
Er hatte resigniert.
Gewissermaßen.
Hätte er auch nur geahnt, wie viele Wege aus dieser Welt in eine andere führten, vermutlich wäre er nicht so ruhig geblieben.

Dan begann der andere zu erklären. Viktor, richtig, das war sein Name. Einer, den es auch in seiner Welt gab, wenn man ihn auch etwas anders aussprach.
"Ich bin dran gewöhnt, draußn zu schlafn." grolle er. "Aber ich kann nicht... nicht sparsam... essen, ich brauche viel. Dafür brauch ich keine Medikamente. Leiber mehr zu essen." auch wenn er doch lieber eine tote Ratte gegessen hätte als dieses Zeug. Aber der Mann sagte es wäre vergiftet. Womit?
"Warum vergiftet? Ich kann auch tote Tiere essen... Ich brauche auch kein Ding gegen den Regen, Hier ist es sehr warm, Wasser macht mir nichts. Lieber mehr zu Essen." Nur Essen, der Rest interessierte ihn nicht.

Dagegen betrachtete er nun um interessierter das stachelige Ding, dass der alte Mann aus der Tasche gezogen hatte.
Er fragte nicht lange, sondern nahm es ihm aus der Hand.
Vorsichtig, denn er hatte gesehen, wie schnell es die haut des Menschen durchbohrt hatte, seine war etwas stabiler, aber die Kristalle waren scharfkantig. Irgendetwas sagte hm, dass die Blutung auch so schnell nicht aufhören würde. Aber das kümmerte ihn vorerst nicht, er war kein Heiler, punkt. Würde es auch nie werden. Alles was damit zu tun hatte ging ihn nichts an.
"Das hat viel von der vergifteten Magie aufgenommen... scheint es anzuziehen... Wozu benutzt ihr es? Essen von Maie reinigen?"
Er hatte längst eine Idee was den Verwendungszweck anging.
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Viktor
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"Nimm sie mit." Keine Bitte. Damit platzierte er die Plane zwischen sie auf dem Boden. Wenn Kolja sie schon nicht für sich wollte, so könnte man daraus trotzdem einen größeren Unterstand machen. Viktor hasste nichts mehr als nass zu werden und es gab auch wenig, was so gefährlich war. Zumindest wenn man nur die normalen Widrigkeiten betrachtete. Frieren kostete viel zu viele Kalorien und da Kolja sehr darauf pochte, genügend zu Essen zu brauchen, sollte er auch daran interessiert sein, den Verbrauch zu optimieren. Selbst wenn es ihm hier warm vorkam - der Teufel steckte im Detail. Den Rest erließ er ihm des lieben Friedens Willen und holte Essensrationen zusammen, als gingen sie nicht zu dritt, sondern zu fünft. Dann legte er noch was oben drauf, da er keine Ahnung hatte, wie gut Kovac und seine Püppi ausgestattet waren. Aber der Junge war kein blutiger Anfänger - Viktor hoffte einfach, dass er sich nicht einfach in die Zone gestürzt hatte, ohne seinen Kopf vorher anzuschalten. Möglichst noch an einem Ort, wo er seine Ausrüstung auffüllen konnte.
Viktor kratzte sich über die Bartstoppeln, was ein Geräusch wie knisterndes Pergament erzeugte. Warum vergiftet... wie erklärte er das.
"Es ist ein Gift, das nicht sofort tötet. Es verändert Körper, löst Krankheiten aus, indem es die Struktur von Organen oder kleineren Bausteinen verändert. Eigentlich ist es auch nicht wirklich ein Gift im herkömmlichen Sinne." Viktor rieb sich den Nacken, suchte nach einer guten Erklärung. Magie war jetzt nicht das Erste, was ihm dazu einfiel, aber so beschrieb es Kolja. Vergiftete Magie. Ja, vielleicht traf es das sogar recht gut. Während er weiter packte und dabei immer wieder den blutenden Finger ableckte, versuchte er weiter zu erklären. "Es gibt Elemente - Bausteine von Materie - die sind nicht stabil. Nicht lange jedenfalls. Und wenn sie zerfallen, setzten sie Strahlung mit sehr hoher Energie frei. Wie die Sonne, nur dass man nichts spürt. Keine Wärme. Diese Strahlung wirkt sich negativ auf Lebewesen aus. Je höher die Dosis, desto stärker - bis zum Tod." Er hielt einen Anomaliedetektor hoch, den er aus einer der vielen Taschen seiner Kleidung zog. "Diese Dinger zeigen die Stärke an." Wie zu Bestätigung knatterte das Gerät los, als er es in die Nähe des Dornkristalls brachte.
Er betrachtete Kolja aufmerksam, ließ sich dessen Worte auf der Zunge zergehen. "Brauchst du auch nicht, hm? DU siehst es einfach so.", stellte er fest und wunderte sich nicht mal wirklich. Was der seltsame Mann 'Magie' nannte, nannte er Radioaktivität. Und wozu er technische Hilfsmittel brauchte, brauchte Kolja nur seine beunruhigenden Augen. Bemerkenswert. Und trotzdem gelang es Viktor, diesen Umstand einfach als Fakt zu akzeptieren. Ein Teil von ihm hatte schon mit Wesen verschiedenster Couleur und Fähigkeiten gearbeitet, hatte irgendwann zu akzeptieren gelernt, dass der HERR grenzenlos kreativ war, wenn es darum ging, Wesen zu gestalten und das der Mensch bei weitem nicht das Ende dieser Fahnenstange war. Er war nicht einmal besonders gut gelungen, wenn man von angeborenem Größenwahn absah. Ein Anpassungskünstler und sicher hervorragender Werkzeug- und Hilfsmittelerschaffer, aber eben selbst auf vielen Ebenen minderbemittelt, wenn man andere Lebewesen betrachtete. Hätte er Koljas Gedanken lesen können, der alte Jäger hätte wohl uneingeschränkt zugestimmt. Der Mensch war ein Virus und er vernichtete seinen Wirt mit akribischer Zielstrebigkeit, ohne nach links oder rechts zu schauen.
Viktor erhob sich und verharrte einen Moment überrascht, weil seine Gelenke dabei nicht knackten. Das war ihm zuvor noch gar nicht aufgefallen. Aus einem Impuls heraus betrachtete er wieder einmal seine Hände, die ganz ruhig waren - nur aus einem Finger sickerte weiter Blut. Ach ja. Er suchte ein Pflaster - besser zwei. Erfahrungsgemäß dauerte es ewig, bis diese Art Wunde aufhörte zu bluten. "Vorsichtig mit dem Ding.", warnte er Kolja überflüssiger Weise. "Es kann Strahlung aufnehmen, ja. Aber es macht einen auch verwundbarer." Wie zur Bestätigung sickerte das Blut aus dem Schnitt bereits durch die Pflaster. "Mag ja sein, dass du keine Medikamente brauchst, aber du blutest, wenn ich dich schneid, oder?" Er erwartete allerdings nicht wirklich eine Antwort, sondern warf das Medikit auf die Plane.
"Wenn du die Strahlung siehst, dann siehst du sie vielleicht auch in der Nahrung?", überlegte er laut. "Dann kannst du selber entscheiden. Aber ich zweifle nicht daran, dass das Gift auch Wirkung auf deinen Körper hat - du bestehst aus Fleisch und Blut wie wir alle, also kann es dir schaden." Dachte er zumindest und fiel dann erst einmal wieder in Schweigen. Für seine Verhältnisse hatte er in den letzten zehn Minuten mehr geredet, als sonst am ganzen Tag. Wenn einer der anderen Mäuschen gespielt hatte, dann hätten sie jetzt wohl noch mehr, worüber sie sich wundern konnten. Viktor verschwendete keinen weiteren Gedanken daran, sondern packte umsichtig seinen Rucksack, prüfte hin und wieder das Gewicht. Proviant und Wasser. Letzteres war draußen auch gerne mal kontaminiert.
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Nikolavo Vaclav
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Der Dämon nickte. Man hatte ihm einst beigebracht auf das Urteil der Älteren zu hören. Folgsam packte er die Plane ein. Ein merkwürdiges Material, wie Stoff nur schwerer, steifer, glatter. Und alles stank ganz abartig nach etwas fremdem und ungesundem. Auch die Medikamente packte er ein. tragen konnte er viel, das war es nicht, aber diese Rucksäcke sahen zu klein aus und er konnte keine Packpferde entdecken, er traute sich aber irgendwie auch nicht danach zu fragen. All diese Stufen würde man sie wohl nicht hochgebracht haben und er hatte die ganze Zeit kein einziges gesehen, also waren sie wohl nicht in Verwendung... aber für solch längere Reisen, wie sie jetzt bevor stand, vielleicht doch? Nur wo bewahrte man sie dann auf?
Dann erläuterte Viktor das Gift. Bausteine der Materie. Er begriff, ja, das war eine Erklärung, die er sich vorstellen konnte, auch wenn es seltsam klang. Aber auch wenn man nicht durch die Haut eines Wesens sehen konnte waren darunter Organe, kleinere Teile mit Funktion... und sah man sich diese unter einer Linse eines Mikroskops an sah man noch kleinere Bestandteile.
Er konnte es sich vorstellen, riss man diese mit Magie auseinander... Das war jene tödliche Magie wie von Fallen, die den Körper von innen verbrannt ohne dass es ein Feuer gab, Magie, die einen von einem Augenblick zum anderen in Asche verwandeln konnte, Kampfmagie. Er beherrschte selbst vergleichbares.
Dazu schwieg er besser.
Und irgendwann während sie packen wurde ihm bewusst, dass ein Blick schon die ganze Zeit an dem blutenden Finger haften blieb und dass er ihn nicht mehr aus den Augen lassen konnte. Es war so lange schon weg, auch auf der Insel hatte er kein Blut getrunken und doch holte es ihn nun ein. Verfiel man dem einmal, so hörte es wohl nie mehr auf.
Zu gerne hätte er angeboten, dass er den Schnitt versiegeln würde. Er hätte nur ein kleines bisschen von dem Blut trinken wollen, nur ein Tropfen...
Dann war er schon bei der Erklärung dieser kleinen magischen Artefakte, die Geräusche machten und irgendwelche Lichter zeigten.
"Ich kann die Magie sehen, die Kraft... spüren, tasten... Menschen haben den Sinn nicht. Ich kann auch die vergiftetet Magie spüren, aber nicht nutzen." Ob sie ihm schadete war eine andere Frage. Konnte Magie einem schaden, also die Form der Magie selbst nicht der, der sie einsetzte? Irgendwie bezweifelte er das, aber er hätte auch daran gezweifelt, dass es ihn eines Tages in andere Welten verschlagen würde.
Das Artefakt legte er wieder weg, es nützte ihm wenig. "Ja, ich blute... wie ihr. Aber meine Haut ist stabiler als eure... aber das hier ist nicht nützlich denke ich. Gibt es andere?"
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Viktor
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Das Kolja die ganze Zeit den blutenden Finger anstarrte, entging Viktors neuer Seite nicht, aber Viktor selbst schon - so merkwürdig das auch war. Der Fährtenleser war zu sehr mit der Vorbereitung beschäftigt, aber die leise summende neue Saite in seinem Kopf war, was solche Dinge anging, äußerst aufmerksam. Blutende Wunden galt es zu vermeiden, Wesen, die solchen Wunden zu viel Beachtung schenkten, musste man im Auge behalten. So war er vielleicht unbewusst mit einem Ohr und einem Auge stets bei Kolja, ohne sein Tun zu unterbrechen. Er schmunzelte sogar schief.
"Nein, für uns nicht. Wir lassen es hier." Aber nutzlos war es nicht - oder besser wertlos. Mit Artefakten konnte man immer irgendwas anfangen und wenn es Schaden machen war. "Ja, so einige. Manche nützlich, manche gefährlich.", erwiderte er vage. Bei vielen wussten sie nicht einmal, wozu sie dienten oder in der Lage waren. Viktor schnürte seine Stiefel noch einmal neu, zog sich dann bedächtig an, während der Blick der braunen Augen ruhig auf seinem Begleiter lag. Stabilere Haut. Sinne, die die Radioaktivität aufnehmen konnten. Klang wie geschaffen für die Zone. Wenn die Kalorienbilanz nicht wäre, die der Kerl offensichtlich zu haben schien. Es sei denn, die Strahlung konnte ihm wirklich nichts anhaben - aber wollte er einen Strahlenkranken bei sich haben und aus der Zone schleppen müssen? Noch dazu einen, den sie nicht mal eben ausfliegen lassen konnten? Kolja würde man doch sofort in ein Labor stecken. Oder einen Zoo. Wahlweise. Er fragte sich, was Slava wohl zu dem Typen gesagt hätte... Vielleicht wollte er das gar nicht so genau wissen und eigentlich wollte er lieber nicht an den Verschwundenen denken. Er hätte es ja nie für möglich gehalten, aber er vermisste den alten Irren tatsächlich. Die Tage hier waren nicht mehr die gleichen.
Viktor schüttelte den Gedanken ab. Wie dem auch sei, er musste Kolja irgendwie durchfüttern - das Risiko einer strahlen bedingten Erkrankung wollte er nicht eingehen, immerhin trug er jetzt die Verantwortung für sie beide und auch noch für Kovac und die Prinzessin. Mit einem innerlichen Seufzer warf er noch ein paar Rationen Fertignahrung in ihre Rucksäcke, dann schnürte er seinen zu, schloss den Deckel und schulterte das Gepäck. Sofort spürte er, dass es mehr war, als er üblicherweise mit sich trug. Zusammen mit der AK und Munition eigentlich zu viel Marschgepäck für seinen Geschmack. Er verzog leicht die Lippen, sagte aber nichts, sondern zog sich fertig an. Noch ein prüfender Blick auf den PDA, dann steckte er diesen in eine leicht zugängliche Tasche, ebenso den Anomaliedetektor.
"Also los." Keine weiteren Anweisungen vorerst. Er meldete sie ab und stieg Kolja - den er im Geiste immernoch Teal'c nannte - und Amir voran die Treppen hinunter. Letzterer wirkte nicht so begeistert, direkt wieder los zu müssen, sagte aber nichts weiter. Sie gingen wie schon zuvor: Kolja in der Mitte, Viktor vorne und Amir hinten. Der Fährtensucher wählte eine andere Route als die, auf der sie gekommen waren. Die Amerikaner waren ihm noch präsent und auch Amir hatte den PDA fast ständig in den Finger, um die Umgebung zu überprüfen und Nachrichten aufzufangen.

Sie verließen die Stadt ohne Vorkommnisse und Viktor wählte wie so oft einen Weg, der eher einem Wildpfad glich. Gewohnheit. Wo die Tiere gingen, war selten etwas Unverhofftes zu erwarten. Außerdem mochte er die großen, offenen Straßen nicht. Dort kam er sich vor, wie die ideale Zielscheibe und die Sache mit den Amerikanern hatte deutlich gemacht, dass andere Gruppen allmählich dreister wurden. Hatte sich Slavas Verschwinden am Ende schon herum gesprochen? Sah man die Jäger nun als geschwächt an? Eigentlich machte sich Viktor selten solche Gedanken, aber irgendwie reizte ihn dieser Gedankengang gerade maßlos. Pripyat war ihr Revier, gesichert und kontrolliert von den Jägern. Dort hatte kein dahergelaufener Möchtegern-Stalker was verloren, ganz zu schweigen von irgendwelchen Banditen oder sonstigen Schatzjägern. Er hoffte, dass Lew die Sache schnell wieder unter Kontrolle brachte, sonst... Viktor schüttelte sich innerlich. Was sonst? Wollte er das erledigen? Er war nur ein alter Fährtenleser, zum Geier. Was gingen ihn die Spielchen dieser Jungs an, die glaubten, er habe noch nicht kapiert, dass sie nicht nur ein Haufen gut ausgerüsteter Stalker waren. Man hatte ihm doch nicht ins Gehirn geschissen!
Er blinzelte und stellte fest, dass er stehen geblieben war. Zeit sich auf das zu konzentrieren, was vorne lag. Hinten konnte man später noch aufrollen, das lief nicht weg. Erstmal Kovac einsammeln und dabei am Leben bleiben. Mit neuer Aufmerksamkeit sah er sich um. Etwas hinderte ihn am weitergehen, obwohl der Trampelpfad strak zwischen den Bäumen verschwand. Ein fragender Blick über die Schulter. Bauchgefühl abgleichen? Schon komisch - er verließ sich bereits auf Kolja, ohne Beweise, dass es da etwas gab, worauf man sich verlassen konnte - abgesehen von Schuras Urteil.

weiter
Zuletzt geändert von Viktor am Samstag 3. September 2022, 20:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Nikolavo war erleichtert, als sie die Höhe hinter sich ließen. Die Treppen hinab hielt er sich nahe der Wände. Er wollte nicht ins Treppenhaus nach unten sehen, sie waren so irrsinnig hoch. Wer baute so hohe Türme? Der reinste Irrsinn!
Sicher, der Glockenturm seiner Heimatstadt war fast ebenso hoch gewesen, er überragte alle anderen Bauwerke, aber dort ging auch keiner hoch der bei Verstand war - und nicht nur des Fluches wegen.
Hier dagegen war beinahe jedes Gebäude so hoch wie der Turm und wohl nicht viel wenig er verflucht. Dabei sah er keinen Sinn darin. Wenn wenigstens alles bewohnt gewesen wäre, dann hätte er es verstanden, aber so knapp schon Wohnraum dann doch nicht zu sein. Es blieb also Irrsinn.

Auf ihrem Weg hatten sie ihn wieder in die Mitte genommen, vorne ging der alte Mann, den er nach wie vor riechen konnte, selbst wenn man ihm die Augen verbunden hätte. Der Durst nach Blut würde nie wieder nachlassen, auch nach so vielen Jahren nicht, roch er es war der Hunger da. Und hinter ihm ging der andere... er hatte auch eine Verletzung, aber die war mit stinkendem Zeug behandelt worden, weswegen er nicht ganz so appetitlich roch, dennoch, er wusste immer genau wo die beiden gingen.

...ein kurzer Abstecher hierher...
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