Umland von Wyzima

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Dieser Ritter wollte ihn nicht vom Gegenteil überzeugen... Weil? Er vielleicht tief im Innersten wusste, dass Jakobs Worte viel Wahrheit in sich trugen. Weil er vielleicht selbst an der Richtigkeit ihres Tuns zweifelte?
Der junge Mensch streckte die Hand mit der Kerze aus und hielt den verloschenen Docht an Liams Kerze, wo er neu aufflammte. "Das Licht geht von einer Hand zur anderen, von Herz zu Herz. Seele zu Seele. Ihr selbst seid nicht überzeugt vom Gegenteil, sonst stünde ich längst nicht mehr hier vor Euch. Ich will keine Antwort, ich gebe Euch eine: Ich weiß, dass der Weg, der für mich vorgesehen ist, kein ungefährlicher ist. Ich danke Euch für Eure Warnung und für Eure Gnade."
Mit der nun wieder brennenden Kerze trat er ein Stück zurück. Das von Alensbach ihm quasi einen Freibrief ausstellte, kapierte er nicht. Er verstand es so, dass er ihn einfach nicht begleiten wollte, aber das war in Ordnung. Langsam ging er zu seinem Pferd und streifte diesem die Zügel über den Hals. Doch er blieb noch einmal stehen und wandte sich von Alensbach zu.
"Sir, wisst Ihr, warum Ihr mich zu meinem Rittervater bringen solltet? Geht es ihm schlechter?", fiel ihm plötzlich noch ein.
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Liam von Alensbach
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Weil jeder selbst seinen Weg finden musste und keiner der ziehen will, soll man aufhalten. Vieles hatte Liam in den Jahren seiner Wanderschaft gelernt unter anderem auch, dass nichts für immer war und dass es nicht nur eine Wahrheit gab. Von Alensbach hatte seinen Weg gefunden, seine Richtung und das war vermutlich der Grund, warum er Jakob besser verstehen konnte als manch anderer aus seinem Orden. Still sah er zu, wie der Docht von Jakobs Kerze sich wieder entflammte und für einen flüchtigen Moment huschte eine kaum erkennbare Regung über das Gesicht des Ritters. Ein Lächeln? Bedauern? Wehmut?

"Weder das Eine, noch das Andere, von Nagall." erwiderte von Alensbach. "Ich warte, habe Geduld und ein tiefes Vertrauen in unseren Grossmeister. Er selbst wünscht, dass das Licht von Hand zu Hand und von Herz zu Herz geht." Die Hand, welche die Kerze hält, senkt sich etwas. "Aber auf ihn sind noch ganz andere Augen gerichtet, Jakob von Nagall. Diesen Kampf kann er nicht alleine fechten, ich hoffe dass diese Erkenntnis Euch eines Tages auch erreichen wird." Der linke Mundwinkel zuckte, aber es war nur ein schwaches Lächeln, ein bitteres, das er zustande brachte. Vertrauen war noch nie einfach.

Bis Jakob bei seinem Pferd war, die Zügel über den Hals gestreift und sich wieder zu ihm umgewandt hatte, blieb von Alensbach still. "Er hat sich um Euch gesorgt." Schweigen, eine Pause. "Ich werde ihm die Kunde überbringen, dass ihr wohlauf seid." Für einen Moment stutzte Liam. "Weiss Euer Rittervater um das, was Euch beschäftigt? Wart ihr ihm gegenüber offen und aufrichtig?"
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Jakob von Nagall
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"Mein Rittervater weiß mehr über mich als wohl irgendein Mensch sonst auf dieser Welt.", erwiderte der Knappe leise. Und umgekehrt war es zumindest in dieser Sphäre wohl fast genauso. Er atmete durch. "Macht Euch keine Umstände, ich suche ihn selbst auf." Für ihn hatte sich nichts geändert. Er war Jarels Knappe, geschworener Diener des Ordens der flammenden Rose und wenn sein Rittervater rief, dann kam er. Notfalls mit Kopf unter dem Arm und auf den Brustwarzen marschierend.
"Und bei seiner Exzellenz muss ich mich ebenfalls noch für die geschwänzte Musikstunde entschuldigen." Sofern der ihn überhaupt je wieder vorließ. Jakob machte sich wenig Illusionen darüber, dass seine Worte das Ohr des Großmeisters wohl noch vor ihm erreichen würden.
Der Knappe schwang sich in den Sattel und löschte die Kerze nun ein zweites Mal, um sie wieder in der Tasche zu verstauen. Sein Blick richtete sich wieder auf den fremden Ritter, der sich in seinem ganzen Habitus so voll umfänglich anders war als die meisten, die er in Nowigrad oder Wyzima bisher kennen gelernt hatte. Und jetzt, mit etwas mehr Abstand und Ruhe, fielen ihm auch die kleinen Unterschiede auf. Die deutlich gebrauchte, aber dennoch gepflegte Kleidung, der geflickte Wappenrock, das gut gefettete aber ebenfalls sichtbar häufig genutzte Zeug des Pferdes. Das war kein Stubenhocker wie jene in der Komturei, die ihre Wappenröcke nur in der Stadt spazieren trugen. Dies war ein fahrender Ritter und damit erklärte sich wohl auch, wieso er reagierte wie er eben reagierte. Er kannte die wirkliche Welt, ihre Licht- und Schattenseiten abseits der staubigen Lesesäle, Gebethallen und Exerzierplätze.
Und der vertraute in den Großmeister.
Jakob war sich dahingehend noch nicht sicher, denn Vertrauen gehörte generell nicht zu seinen Paradedisziplinen. Das er von Alensbach seine neuen Einsichten vor den Latz geknallt hatte, war weniger einem spontan gefundenen Vertrauen als seinem Hang zur Selbstzerstörung geschuldet. Vielleicht auch dem leichten Wahn, dass das Feuer in von nun an vor allem Übel schützte.
Jakob vollführte den Gruß der Flamme und beugte den Nacken wie schon bei ihrer Begrüßung, nur dass er diesmal wieder aufsah, ohne zu warten. "Ich danke Euch, dass Ihr mir zugehört habt, Ritter von Alensbach, und verzeiht mir bitte, dass ich Euch mit meinen Gedanken überfallen habe. Erweist Ihr mir die Ehre, mich dennoch zurück zu begleiten? Oder habt Ihr ein anderes Ziel?" Ungewöhnlich versöhnliche Worte für den sonst so hitzköpfigen jungen Mann. Aber allein all das Chaos in seinem Kopf aussprechen zu dürfen, die Worte klingen zu hören, hatte ihm geholfen, sich neu zu sortieren.
Jakob wartete ab, ob er entlassen oder begleitet würde.
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Liam von Alensbach
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Wusste Jarel also, was in dem Knappen vorging? Eine Frage nach der anderen kreiste in Liams Gedanken, so dass er nur nickte, nachdem Jakob ihm versicherte selbst zu seinem Rittervater zu finden. "Seiner Exzellenz solltet ihr die Wahrheit erzählen." entgegnete der Ritter, eine geschwänzte Musikstunde war das geringere Übel. Aber es wurde Zeit, dass von Tretogor die Chance bekam zu zeigen, warum er zum Grossmeister des Ordens ernannt worden war. Sicher nicht, um ihn so weiterzuführen, wie seine Vorgänger es getan hatten.

Der Knappe stieg in den Sattel, er würde sich also alleine um die Schreine kümmern. Und die Stille suchen, die ihm mehr wert war, als so vieles in seinem Leben. "Was auch immer ihr nun tut, seid vorsichtig." warnte Liam ihn leise, als hätte er Sorge, Jakob könnte sie zu sehr auf seinem Glaube die Flamme würde ihn beschützen ausruhen. Auch Liam deutete den Gruss der Flamme an, neigte den Kopf und war im Begriff sich zu verabschieden. "Zu jederzeit." entgegnete der Ritter. "Es sei Euch verziehen, denn wie mir scheint hat Euer Herz zur Ruhe gefunden und ein neuer Weg tut sich vor Euch auf." Etwas überrascht, sah er zu Jakob auf. Das Angebot ihn zu begleiten hatte Liam nicht erwartet und im ersten Moment war da ein Zögern, im zweiten nickte er jedoch. "Ich reite mit Euch."

Die Kerze brannte noch immer als Liam sie anhob und vor sein Gesicht brachte. Ihr Licht verriet eine blasse Narbe an der linken Schläfe, die unter dem dunklen, dichten Haar verschwand. Man sah sie kaum, doch der Flammenschein holte sie hervor. Nur einen Moment später aber, war das Licht vergangen. Der Ritter hatte das Flämmchen erstickt. Virado wartete geduldig, bis sich sein Reiter geschmeidig in den Sattel geschwungen hatte. Die Bewegung und das vollkommen gelassene Tier waren kleine Indizien, die zusammengesetzt das Bild des fahrenden Ritters vervollständigten. Jakob hatte recht in dem, was er beobachtet hatte. Der Reiter, der nun zu ihm aufschloss, war keiner der in den Hallen des Ordens Staub angesetzt hatte. Vermutlich konnte der Jüngere davon ausgehen, dass weder Kampf- noch Lebenserfahrung zu kurz gekommen waren.

"Wir haben die Messe verpasst." merkte Liam für sich an, doch ob darin nun Bedauern lag, wie er es sagte oder Belustigung war nicht ganz aus seinen Worten zu hören.
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Jakob von Nagall
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Dem Großmeister die Wahrheit sagen. Bei Garcia wäre ihm das äußerst leicht gefallen, bei von Tretogor allerdings hemmte ihn etwas. Der Mann hatte wie so viele dieses Ordens etwas an sich, dass ihn lieber abwarten ließ. Andererseits hatte er nun schon einmal angefangen und das bei diesem völlig Fremden.
Also quittierte er auch diesen Rat mit einem nicken.
Wahrheit.
Die meisten Menschen hielten die Wahrheit nicht aus, darum wurde ja die Lüge erfunden.
Jakob beobachtete von Alensbach, wie dieser auf sein Pferd stieg. Routiniert, wie er selbst seinerzeit auf seine Ducati. Es vervollständigte tatsächlich das Bild, das sich für den Knappen zu formen begann. Sein Ziel, seit er hier war: fahrender Ritter sein, nur sich selbst und der Ewigen Flamme Rechenschaft schuldig. Doch jetzt war da etwas anderes, das ihn vorwärts trieb. Mit Iola hatte es begonnen und mit den Ereignissen dieses Morgens nahm es Fahrt auf. Das was ihn immer wieder nieder gedrückt hatte, gab ihm nun Aufwind, denn da war keine Angst mehr vor Verdammnis.
Er zog Sauerbraten weit weniger versiert einfach herum und trieb ihn vorwärts bis er neben dem Pferd des Ritters her ging.
Abendmesse.
Richtig, die war wohl im Gange oder schon vorbei. Jakob nickte. "Sieht ganz so aus." Er klang vergleichsweise wirklich, als würde er es bedauern. Der junge Mann hatte vieles, worüber er beim Gebet nachdenken musste. "Seid Ihr ein reisender Ritter, Ser von Alensbach?" Normalerweise hielt Jakob Abstand davon, Gespräche in Gang zu halten. Er war ein eher schweigsamer Zeitgenosse und hatte lieber seine Ruhe, aber dieser Ritter interessierte ihn. Oder vielleicht nicht er in Person, aber das, was er darstellte.
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Liam von Alensbach
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Jakobs Nicken nahm Liam zur Kenntniss, auch wenn er nicht sagen konnte, ob dieser seinem Rat wirklich folgend würde. Sich vor den Grossmeister zu stellen und zu erzählen, war er ihm gerade erzählt hatte, waren dann schon zwei Paar Schuhe. Er würde es dem Jüngeren hoch anrechnen. Virado liess sich ohne grosse Mühe voran schicken, die Zügel waren locker, der Reiter sass versiert im Sattel. Das Licht des Schreins verblasste allmählich hinter ihnen.

Von Alensbach brummte eine Zustimmung. "Ja, das bin ich. Seit über zwanzig Jahren nun." Er hob für einen flüchtigen Moment erstaunt die Brauen, als ihm klar wurde, wie lange er bereits umher zog. Zwanzig lange Jahre. "Solche wie ich sind nicht sehr zahlreich wie mir scheint." merkte er mit leisem Amusement in der Stimme an. Er selbst hatte nur wenige des Ordens getroffen, die sein Leben führten und auch während seiner Abwesenheit waren nur wenige motiviert genug es zu versuchen. "Ich kann es Euch nur ans Herz legen. Nichts geht über die Erfahrung des Erlebten. Vom Guten bis zum Schlechten."
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Jakob von Nagall
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Jakob ließ Sauerbraten ebenfalls den Zügel und folgte damit dem Beispiel des Ritters. Sein Hengst war sowieso erstaunlich fügsam, seit sie von Alensbach und dessen Pferd begegnet waren. Fast als färbe die Ruhe des Fuchses auf den Apfelschimmel ab. Oder Letzterer musste beweisen, dass er auch ein Schlachtross war. Aber solche Gedanken waren natürlich töricht. Derlei Ideen waren rein menschlich einzuordnen und den Tieren wohl völlig fremd. Eher sollte es den Knappen wundern, dass zwei sich fremde Hengste so artig nebeneinander her gingen, ohne das der eine versuchte dem anderen zu beweisen, dass er hier der Chef war. Aber da hatten die Tiere den Menschen wohl auch etwas voraus - sie gingen Kämpfe nur ein, wenn es unabdingbar war und lösten ansonsten vieles auf einer anderen Ebene. Vermutlich wussten die beiden Pferde längst, wer der Sieger wäre und damit gab es keinen Grund für Raufereien.
Dinge, die Jakob nicht durchschaute. Pferde waren keine Maschinen. Leider. Er war nur froh, dass Sauerbraten sich nicht wie sonst benahm und einfach vorwärts trottete.
Die Antwort von Alensbachs ließ ihn den Kopf wenden, um dessen Profil zu mustern. Über zwanzig Jahre? So lange wie er selbst existierte. Er schwieg, ließ den Äteren weiter sprechen und schwieg noch eine Weile, nachdem er geendet hatte. Wahre Worte und er hätte ihnen früher von Herzen zugestimmt. Jede Konstellation hatte ihre Vor- und Nachteile. Als Knappe eines Meisters war er nähe am Zentrum der Macht und lernte die ordensinterne Politik verstehen. Als Knappe eines fahrenden Ritters lernte man wohl das Handwerk besser, dazu das Leben und Überleben. Wobei Handwerk und Überleben auch Teil von Jarels Schule gewesen war, so oft als möglich. Doch der Klingenmeister war eben ein Teil der Ordensoberen und als dieser mehr in der Komturei als außerhalb anzutreffen. Damit hatte Jakob gut leben können und von den Fahrten als baldiger Ritter geträumt.
Doch jetzt...
"Das war immer mein Wunsch, Ser.", erwiderte er schließlich nach einer Zeit, die lang genug war, dass von Alensbach Zweifel kommen konnte, ob er überhaupt noch eine Antwort bekam. Und das aber klang am Ende des Satzes so laut mit, als hätte Jakob es ausgesprochen. Geistig schob er es weg. Er wollte mit diesem Mann nicht weiter seine Zwiespalte erörtern, also schob er eine Frage nach. "Begleitet Euch auch ein Knappe auf Euren Fahrten, Ser? Nicht das er den Mentor wechseln wollte - er konnte sich keinen besseren vorstellen als Jarel - aber er war tatsächlich neugierig, wie ein Knappe war, der nicht seine ersten Jahre in einem Kloster verbracht hatte. Und sicher wäre dieser ja dann auch irgendwo im Ordenshaus aufzustöbern. Nähme vielleicht sogar morgen früh am Training teil.
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Liam von Alensbach
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Es würde dem jüngeren Hengst sicher gut tun, sich vom Älteren inspirieren zu lassen. Vorallem wenn es darum ging zu einem zukünftigen Schlachtross zu werden. Virado war wie sein Reiter alles andere als streitsüchtig und beide schienen eine natürliche, innere Ruhe zu besitzen. Sicher, zu nahe sollten sie sich nicht kommen. In den Ordensställen aber wusste ein jeder Stallknecht, dass sie sich beim Fuchs keine Gedanken machen mussten. Der war ein echter Gentleman. "Wie heisst Euer Pferd?" fragte der Ritter, dem der hübsche Apfelschimmel durchaus aufgefallen war, bei Jakobs Stimme aber hob er die Mundwinkel. "So?" Da war ein aber nach Jakobs Worten, so dass Liam nachhakte. "Und was hat Euch davon abgehalten diesem Wunsch nachzukommen?" Er sah zum Jüngeren. "Für derlei Unterfangen ist es nie zu spät, vielleicht werdet ihr eines Tages genau das tun. Die Vergangenheit liegt vor uns, die Zukunft hinter uns. Wer weiss schon, was sie noch so für uns bereit hält."

Einen Knappen. Diese Frage belustigte ihn, als er darüber nachdachte wie es hätte sein können einen solchen zu haben. "Nein." sagte er schliesslich. "Es gab da eine junge Frau, die mich eine Weile begleitet hat. Den Wunsch nach einem Knappen jedoch hatte ich nie und der Orden..." Nun muss Liam amüsiert schnauben. "... hat mich nie gefunden, so dass er mir auch keinen aufdrängen konnte." Nicht, dass es keine Knappen gegeben hatte, die man liebend gerne losgeworden wäre. Aber von Alensbach hatte ein Näschen dafür entwickelt, früh genug wieder zu verschwinden, wenn auch nur der Gedanke im Raum lag ihm einen Schüler anzudrehen. "Habt ihr mit Eurem Rittervater je darüber gesprochen auf Reisen zu gehen?"
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Jakob von Nagall
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"Sauerbraten." Ein urdeutsches Wort, daher ging er nicht davon aus, dass es dem Ritter irgendwas sagte.
Allerdings war der Name des Gauls auch gerade nicht Jakobs Kernproblem. Viel mehr, dass der Mann neben ihm sehr aufmerksam war. Es war diesem daher nicht entgangen, dass da ein Subtext war, andererseits trug Jakob aktuell auch eine mannsgroße Denkblase mit sich herum, durch die alles lief, was in seinem Kopf keinen Platz hatte und die war scheinbar gut sichtbar. Was hatte ihn also abgehalten?
"Zunächst mal der fehlende Ritterschlag.", murmelte er, da sprach von Alensbach schon weiter und brachte Jakob durcheinander. Der Knappe war kein Muttersprachler und das hörte man zuweilen auch, aber er kam mit der Gemeinsprache inzwischen relativ gut klar, sodass er sich fast sicher war, richtig verstanden zu haben: Vergangenheit vorn, Zukunft hinten? History repeating itself oder was wollte er damit sagen? Auf ihn selbst bezogen lag die Zukunft tatsächlich zurück, kam er sich aus einem Jahr weit nach diesem hier.
Aber der Ritter ließ ihm kaum Zeit, weiter darüber nachzudenken und kam mit den nächsten schwer verdaulichen Informationen: eine junge Frau hatte ihn eine Weile begleitet und vor dem Orden hatte er sich weitestgehend gedrückt. Er hatte sich also den Bock zum Gärtner gemacht, als er diesen Ritter für seine Beichte ausgewählt hatte?
Jakob hielt den Blick auf einen Punkt zwischen Sauerbratens Ohren gerichtet und schien erst wieder aufzuwachen, als von Alensbach ihn nach Jarel fragte. Erst nickte er, dann schüttelte er den Kopf, nur um dann wieder zu nicken. Er hatte Jarel inzwischen mit so ziemlich jedem spinnerten Einfall belustigt, der ihm so gekommen war. Der fahrende Ritter war natürlich auch dabei.
"Die Sache ist die: auf Wanderung wird man vielleicht der bessere Ritter, lernt mehr von der Welt und so. Aber bewegen wird man immer nur etwas, wenn man hier ist, bei den Ordensoberen. Nur hier kann man aufsteigen. Oder fallen." Er legte den Kopf in den Nacken und betrachtete den Himmel, der sich von Orange zu Rose zu einem blassen Blau verfärbt hatte und einmal mehr rollte die Erkenntnis über ihn hinweg, dass es unfassbar war, dass er hier saß. Er hätte das Ende dieses Tages nicht erleben sollen und doch war er am Leben. Mehr noch, er war wiedergeboren.
Er war neu.
Jakob kippte den Kopf und sah von Alensbach wieder an. "Wieso liegt die Zukunft hinter und die Vergangenheit vor uns?"
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Liam von Alensbach
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"Sauerbraten?" Nein, das sagte dem Ritter nichts, aber er bedachte das Pferd mit einem mitleidigen Blick. Klang nicht sonderlich nett dieser Name. Doch er lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf den Jüngeren. Kein Ritterschlag also. Naja, nicht jeder bekam diesen schon am nächsten Morgen auf die Schulter geklopft. Als Jakob für eine Weile in Schweigen versank, tat das auch der Ritter und es war kein unangenehmes Schweigen. Liam war weiterhin voller Ruhe und Gelassenheit. So wie oft, das änderte sich nur im Kampf. "Natürlich. Wichtig ist, was ihr dabei erreichen wollt. Ich hatte nie vor etwas zu erreichen oder gar etwas zu bewegen. Solange Politik mir fern bleibt bin ich zufrieden." Sachte schrägt er den Kopf. "Fallen kann man überall, aufsteigen ebenso. Nur auf ein andere Art und Weise. Die Entscheidung liegt ganz allein bei Euch." Nun war es das erste mal, dass von Alensbach leise lachte. Ein so warmer Klang, der dunkel war und angenehm für viele Ohren. "Weil wir die Vergangenheit kennen, von Nagall. Unsere Zukunft aber ist verborgen." Er deutet mit der freien Linken vor sich. "Ich sehe den Weg vor mir, genauso wie ich meine Vergangenheit sehe und kenne. Aber ich kann nicht sehen, was hinter mir liegt, genauso wenig, wie ich weiss, was auf mich zukommen wird." Ein Schulterzucken.

"Wann soll Euch der Ritterschlag zuteil werden?"
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Über den Namen machte sich Jakob schon lange keinen Kopf mehr. War einfach passiert so in den ersten Tagen ihrer "Beziehung". Die Drohung, einen Sauerbraten aus dem Hengst zu machen, war ihm so oft über die Lippen gegangen, dass daraus irgendwann ein Name wurde. Jakob würde wohl nie ein Pferdenarr werden und Sauerbraten hatte nicht wirklich dazu beigetragen, das zu ändern. Gerade benahm er sich ausnehmend artig. Das war auch für Jakob, der erst seit seiner Ankunft vor etwas mehr als einem Jahr überhaupt Kontakt zu Pferden hatte, entspannend, weil der Ritt oft genug eher ein Kampf mit Rodeo-Einlagen war. Der Apfelschimmel war Dynamit, vor allem wenn er wie in letzter Zeit oft im Stall stand. Jakob hatte die ersten Tage mehr im Dreck gelegen als im Sattel gesessen, hatte blaue Flecke in Hufeisenform oder den Zahnstatus des Gauls im Oberarm und so entstand eben ein liebevoller Kosename wie Sauerbraten.
Das Lachen von Alensbach ließ Jakob den Kopf wenden. Ein bisschen verrückt klang die Erklärung schon und das Bild hinkte auch ein bisschen, denn immerhin konnte er sich was den Weg anging umdrehen oder sich erinnern. Aber im Grunde verstand er, was der Ritter meinte und blickte wieder nach vorn.
Bis vor kurzem wäre er wohl auch noch zufrieden damit gewesen, einfach nur fahrender Ritter zu werden und die Politik denen zu überlassen, die meinen, sich damit rumschlagen zu müssen. Aber zum einen stand ihm da seine Moral im Weg, gemeinsam mit seinen Idealen und zum anderen waren da Jarel und Iola, die beide seine Welt in Frage und auf den Kopf stellten. Er könnte sich von ihnen abwenden oder versuchen, etwas zu bewegen, denn Moral und Ideale wiesen ihm den gleichen Weg. Und alles zusammen hatte ihn in tiefe Zweifel gestürzt, denn sowohl Gott als auch das Ewige Feuer geboten eine andere Lebensweise. Und jetzt? War wieder alles auf dem Prüfstand, nur wusste Jakob nun aus tiefstem Herzen, dass seine Zweifel berechtigt waren und seine Ideale nicht dazu führten, dass das Göttliche ihn verdammte. Im Gegenteil.

Eine Frage holte ihn aus seinen Gedanken, durch die er schon wieder in alte Muster gefallen war und nur redete, wenn man direkt das Wort an ihn richtete. Besser noch eine Frage.
"Mein Rittervater hatte mir die Prüfung in Aussicht gestellt, aber dann hatten wir eine Auseinandersetzung und er sandte mich in Sack und Asche nach Wyzima, um Buße zu tun." Er zuckte etwas ratlos mit den Schultern. "Nach der Begebenheiten heute Morgen, weiß ich gar nicht mehr, ob es wirklich der Orden ist, der mein Weg sein soll. Oder nicht eher der Klerus." Denn dort faulte es seiner Meinung nach. Das Wort war zudem manchmal das schärfere Schwert. Doch ein großer Redner war er eigentlich nicht, nur wenn er in Rage geriet oder den richtigen Diskussionspartner hatte. Wahlweise Streitgegner.
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