Haus der Melitele - Zellen der Einkehr

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
Benutzeravatar
Erzpriesterin Varelia
Spieler Level 1
Spieler Level 1
Beiträge: 89
Registriert: Samstag 24. Juni 2023, 08:57
Lebenslauf:

------------------------------------------------------------
von: Wald um Wyzima --> Tempel der Melitele
Datum: Nacht vom 28. auf den 29. August 1278
betrifft: Melanie, Iola
-------------------------------------------------------------

Die Erzpriesterin führte den gefallenen Klingenmeister ins Heiligtum. Die Statue der großen Göttin lag im Dunkel, nur fahler Mondschein fiel durch die Fenster, doch Varelia hätte den Weg auch blind gefunden. Hinter dem gewaltigen Bogen, der den Bereich für die Gläubigen vom Platz der Mutter trennte, bog sie ab und trat durch eine Tür in der Außenmauer. Doch nein, kein kühler Luftzug sprach von einem Ausgang, sondern der warme Hauch und der Geruch alten Holzes schlug den beiden schweigenden Menschen entgegen. Varelia erklomm die steile Stiege in völliger Finsternis, eine Hand auf der Mauer neben sich, lauschend auf das Knarzen des Holzes unter den Füßen ihres 'Gastes'. Niemand konnte diese Stiege lautlos gehen, es sei denn, man schwebte.
Nach exakt einundzwanzig Stufen erreichten sie einen Gang, der so schmal war, dass Varelia beide Wände berühren konnte, ohne die Arme ganz strecken zu müssen. Er bog etwas ab und schmale Fenster wiesen nach draußen. Das Mondlicht und ein paar wenige Lichter aus der Stadt malten Flecken auf das alte Gemäuer. Varelia blieb stehen.
"Welche Form der Göttin soll dich leiten, Jarel? Die Jungfrau, die Mutter oder die weise Alte?", fragte die Priesterin nicht unfreundlich.
"Die Jungfrau.", brummte der Mann nach kurzem Überlegen.
Varelia lächelte im Dunkel und trat an die unscheinbare Tür, vor der sie gerade Halt gemacht hatten. Dahinter ein kleiner Raum mit einer hölzernen Pritsche. Mehr nichts. Zum Heiligtum hin wies eine schmale Öffnung in der Wand, gerade eine Handbreit und im ersten Licht des Tages würde der Ritter dahinter das freundliche Lächeln der Jungfrau sehen. Eine weitere Besonderheit dieser Kammern würde sich ebenfalls erst bei Sonnenaufgang zeigen: durchscheinende Steine im Mauerwerk und der Dachschräge, die Licht ins Innere fallen ließen. Dieser Ort der Einkehr war weit freundlicher gestaltet als im Orden, wenn auch deutlich kleiner.
Varelia blieb im Gang stehen und überließ es Jarel zu entscheiden ob und wann er eintreten würde. "Wenn du es wünschst, gehen wir den Weg zusammen. Wenn du es aber wünschst, allein zu wandern, wird Melitele dir beistehen." Es klang fast rituell.

Die engen Gänge, die niedrigen Räume...mit jedem Schritte wurde der gefallene Ritter stiller.
War das seine Strafe? Nun...dann würde er diese annehmen.
"Allein.", krächzte er, während er den Raum betrat, ohne sich umzudrehen.
"Varelia...", bat er, nein, der flehte regelrecht. "...lass Iola es nicht erfahren..."
Die Erzpriesterin legte die Hände vor der Brust zusammen und nickte andeutungsweise.
"Niemand wird erfahren, dass du hier bist.", versprach sie. Einschließlich eines gewissen Großmeisters, der sich hier neuerdings öfter herum trieb. Angeblich des Knappen wegen...
"Ich bringe dir jeden Tag Wasser und Brühe." Und was es eben sonst noch brauchen würde. Auch wenn er die Einsamkeit wählte, allein würde sie ihn nicht lassen.
"Danke.", krächzte der Ritter und drehte sich in Zeitlupe um.
Worte bekam er keine mehr heraus, aber eine Verbeugung bekam er hin.
Der Reisende bedanke sich wortlos. Nicht nur für das, was die Erzpriesterin bisher für ihn getan hatte, auch für das, was sie noch erwarten würde.
Ab er versuchen würde sich davonzustehlen, wenn das Diskutieren anfing, das Betteln, das Drohen. Dafür, was sie auszuhalten hatte, wenn er Amok lief, auf die Tür oder die Wände einschlug..
Und alles nur, weil er...
Er schloss reumütig die Augen und dankte allen Göttern, das weder Slava, ich Iola davon erfahren würden.

Leise schloss die Erzpriesterin die Tür hinter Jarel und dieser würde im ersten Tageslicht erkennen müssen, dass sie nur von außen einen Öffnungsmechanismus besaß. Varelia selbst würde nie weit weg sein, denn sie hatte sich dem Verlorenen nun einmal angenommen und dass hieß, sie würde über ihn wachen, auch wenn sie für ihn zum unsichtbaren Geist würde. Nach dem Krieg, vor allem nach dem zwielichtigen Frieden von Cintra hatte es genügend solcher gebeutelter Seelen gegeben, die irgendwann eine helfende Hand brauchten, um aus dem Sumpf empor zu kommen. Gut, wenn sie danach griffen - Varelia dankte Melitele und urteilte nicht - und nicht darin versanken.
Kurz lauschte sie noch, dann ging sie vorerst zurück nach unten. Es würde sich zeigen, was der neue Tag bereit hielt.
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 953
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

Es vergingen Stunden, in denen der gescholtene Ritter krampfhaft herauszufinden versuchte, ob er in der besagten Nacht noch mehr konsumiert hatte als ‚nur‘ Alkohol.
Nun…es würde sich in einem mittelbaren Zeitrahmen feststellen.
Und richtig. Noch bevor die Sonne die Besonderheiten dieses Raumes zeigte, begann das große Jucken.
Scheiße…nur nicht kratzen.
Der Ritter stand auf und begann auf und ab zu laufen. Die ganzen zwei Schritte auf…und ab…und auf…
Alkohol würde helfen. Nur ein Schlückchen.
Als am Morgen die Sonne aufging, stand Jarel an der Tür und hämmerte dagegen. Noch sachte…noch…
„Erzpriesterin?“, fragte er mit zitternder Stimme. „Lady Varelia?“
Benutzeravatar
Erzpriesterin Varelia
Spieler Level 1
Spieler Level 1
Beiträge: 89
Registriert: Samstag 24. Juni 2023, 08:57
Lebenslauf:

Niemand antwortete. Und die Tür erwies sich als durchaus robust, schwang kaum unter der Faust des Ritters.
Stille.
Dann, als trügen sie das Licht der aufgehenden Sonne persönlich in die Heiligen Hallen, erhob sich der Gesang der Schwestern. Da der Raum zum inneren Heiligtum hin durch das schmale Fenster offen war, drangen die Stimmen klar und deutlich zu den Suchenden empor. Und Melitele lächelte ihr ewiges Lächeln dazu.
Die Morgenandacht der Priesterinnen der Melitele begann und deutlich war zu hören, das Varelia diese leitete. Jarel würde noch Geduld haben müssen. Immerhin wurde es heller um ihn herum, als die Steine milchiges Licht zu verbreiten begannen und die aufgehende Sonne goldene Speere ins innere des Tempels warf.
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 953
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

Mühsam…sehr mühsam lenkte Jarel seine Konzentration auf das Spiel von Sonnenstrahlen und Gesang, doch als es ihm gelang, tauchte er regelrecht darin unter.
Hätte jemand in die Zelle gesehen, er hätte den Ritter mit untergeschlagenen Beinen mitten in dem winzigen Raum sitzen sehen, die Augen geschlossen, der Gesichtsausdruck vollkommen leer.
Und keine halbe Stunde später hätte man ihn auf der Seite liegend gesehen. Schlafend…und ganz…ganz wie weg.
Was jedoch niemand zu sehen in der Lage gewesen wäre waren die Träume, in denen der Schattenläufer sich verlief.
Im Mittelpunkt hier…natürlich...Slava.
Benutzeravatar
Erzpriesterin Varelia
Spieler Level 1
Spieler Level 1
Beiträge: 89
Registriert: Samstag 24. Juni 2023, 08:57
Lebenslauf:

Jemand sah tatsächlich in die Zelle. Nach der Andacht dauerte es kaum das Viertel einer Stunde, dann wurde die Tür vorsichtig geöffnet. Varelia sah den am Boden liegenden Ritter und fürchtete schon schlimmes. Schnell stellte sie das mitgebrachte Tablett ab und kniete sich an seine Seite, fühlte kundig den Puls und die Atmung. Schlief er etwa? Sanft legte sie ihm die Hand auf den Kopf... Sollte er schlafen. Es gab seinem Körper sicher Kraft. Sie zog die Decke von der Pritsche und legte sie dem Mann über, bevor sie sich lautlos wieder erhob und sich anschickte zu gehen. Das Tablett mit Wasser, Brot und einer kräftigenden Suppe ließ sie stehen.
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 953
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

Eine schwere, warme Hand legte sich auf Varelias Schulter, noch ehe sie die Zelle verlassen konnte.

Jarel hatte seine OIhnmacht vorgetäuscht und sich lautlos wie ein Gespenst hinter ihr erhoben, sobald sie sich umgedreht hatte. Eine Finte. Eine gemeine Lüge. Ein Hinterhalt. Er schämte sich, aber er hielt es in der Zelle nicht länger aus.
"Es tut mir leid. Ich muss hier raus."
Und dann übte die Hand Druck aus.
Jarel versuchte Varelia weiter nach hinten in die Zelle zu schieben.

"Ich lasse euch bald wieder heraus. Versprochen.", erklärte der Ritter mit bebender Stimme.
Die Erzpriesterin stand überraschend fest und ihre hellen Augen fixierten Jarels Blick unerbittlich. Wenn sie Furcht spürte, dann zeigte sie sie nicht. Und tatsächlich spürte sie eher Unmut darüber, dass sie allein gekommen war - ein Stück weit hatte sie gehofft, es sei nicht nötig.
"Deine Flucht endet am Ende dieser Treppe. Du darfst gerne ein wenig auf und ab gehen.", erwiderte sie kühl.

Er nickte nur und schob sie tiefer in die Zelle, um hinaus zu treten und die Tür zu schließen. Von außen - natürlich.

Varelia seufzte theatralisch. Na wunderbar. Aber sie konnte geduldig sein. Die Tür am Ende der Treppe war aus massivem Stein, eher ein Teil der Wand. Sie zu öffnen würde ihm nicht gelingen, also hieß es warten.
"Ich hatte heute eigentlich noch ein paar Termine.", rief sie nach einer Weile.

"Ich sorge dafür, dass bald jemand erscheint...", erklärte Jarel und versuchte die Tür aufzubekommen.
War dieses Schloss so schwer zu knacken? Oder lag es an seinen zitternden, verschwitzen Händen, seiner verschwommenen Sicht? Verfickt noch Mal. Minuten später gab er auf, trabte mit hängendem Kopf zur Zelle zurück und öffnete die Tür.
"Ich muss hier raus...", versuchte Jarel es nun mit bitten.

Varelia wandte ihm den Kopf zu, blieb aber sitzen. "Sicher und du wirst hier auch raus gehen. Aufrecht und hoch erhobenen Hauptes. Aber noch nicht jetzt."
Der gefallene Ritter fuhr sich über das Gesicht, wand es dann nach oben und atmete theatralisch tief durch.
"Ich halte es nicht aus hier drin. Die Wände...die Enge...können wir das Ganze nicht in der Fischerhütte durchstehen? An der Luft?" Seine Stimme klang rau und mehrfach wanderte seine rechte Hand auf Höhe seiner linken Armbeuge, doch sich dort zu kratzen unterband Jarel mühsam.

Varelia verengte die Augen unmerklich, als versuche sie ihn zu lesen. "Setz dich zu mir, nimm einen Schluck Wasser. Fürchtest du diesen Raum? Oder eher, was er werden könnte?"

Er nahm tatsächlich Platz und den Becher zischen die Finger, trank aber nicht.
"Es sind...enge Räume...damit komme ich nicht gut klar."
Er starrte auf den Becher, atmete gepresst und sah Varelia nicht in die Augen. Die Scham nahm ihm fast die Luft. Nur der Durst war noch größer…nur nicht der Durst nach dem, was im Becher war. Mühsam unterdrückte der Schattenläufer den Impuls den Becher gegen die Wand zu schmettern und alles in einem Tobsuchtsanfall rauszulassen.

"Es ist, was wir haben. Die Fischerhütte halte ich für ungeeignet und in den Quartieren der Pilger kann ich dir nicht versprechen, dass dein Mädchen deine Anwesenheit nicht bemerkt. So sehr ihr der Junge auch den Kopf verdreht." Sie lächelte schmal.

Jakob…Iola…Jarel war so froh, dass die beiden ihn so nicht sahen. Wieso nur konnte er sich nicht fügen und es durchstehen? Er wusste warum. Die Sucht war nur ein Teil des Problems…
Benutzeravatar
Erzpriesterin Varelia
Spieler Level 1
Spieler Level 1
Beiträge: 89
Registriert: Samstag 24. Juni 2023, 08:57
Lebenslauf:

Varelia blickte den Ritter von der Seite an. "Willst du mir erzählen, was dich getrieben hat?"
"Du meinst, warum ich gefallen bin?"
, fragte Jarel, rutschte auf der Pritsche ein weiteres Stück Richtung Wand, zog die Beine auf die Pritsche und schlang die Arme um die Knie wie ein kleiner Junge.
Varelia hob eine Braue. "Du weißt genau, wovon ich rede." Die Geschichte aus Nowigrad und den Grund seiner Bestrafung hatte er ihr ja bereits bei seiner Ankunft 'gebeichtet'. Aber das schien ihr alles nicht genug Grund für diesen Absturz.
"Ich hatte immer den Eindruck, all diese Titel seien dir nicht so wichtig."
"Dachte ich auch. Doch nun ist da jemand, der mit direkt zu folgen versucht. Jemand mit Ambitionen. Dem ich damit die Zukunft verbaut habe. Und...ja...ich habe jeglichen Respekt unter den Brüdern verloren. Ich gehöre nicht mehr dazu. Kein angesehener Bruder. Nur noch der Geduldete."

Das war allerdings nur ein Teil der Wahrheit.
Es dauerte einige Momente, bis er damit herausrückte.
"Ich bin nicht genug. Nicht Wenzel, nicht Jakob....und mir selber am wenigsten."
Varelia hörte zu, wartete geduldig, urteilte nicht.
"Den Menschen, die Erwartungen an uns haben, gerecht zu werden, ist selten leicht. Dass du auch immer hohe Erwartungen an dich hast, habe ich gesehen und nicht nur ich." Sie betrachtete ihn wieder, wie er sich hinter seinen Beinen versteckte, als wolle sie ihn schelten.
"Erzähl' mir ein wenig mehr von diesem Mann." Jener, für den er alle Titel und Ehren in den Wind geschossen hatte. War er diesem genug oder zweifelte er sogar das an?
"Slava..." Jarel legte die Stirn auf den Knien ab.
"Intelligent...regelrecht gerissen. Geborener Redner. geschickter Politiker. In allen Richtungen Talentiert. Und..zäh...ein Kämpfer."
Jarel lächelte schief.
"Groß, schlank, gut trainiert mit unglaublichen Augen."
Richtig glücklich wirkte er jedoch immer noch nicht.
Varelia lächelte und offenbarte Myriaden von Lachfältchen um die Augen.
"Klingt sehr verliebt. Und es gehört eine Menge Mut dazu zu tun, was du getan hast. Das verdient Achtung und meine Achtung hast du. Dagegen erscheint mir dies hier doch fast wie eine Kleinigkeit.", sinnierte die Erzpriesterin.
"Ich werde ihm nie das Wasser reichen können.", gab Jarel zu. "An den Tagen, an denen ich besonders an mir zweifle komme ich mir vor wie sein minderbemitteltes Haustier."
Wenn ehrlich, dann vollständig ehrlich.
"Ich habe so oft versagt...Iola hätte ihre Familie noch, wenn ich nicht versagt hätte." Und dies war eine Tatsache, die nicht einmal Slava oder Jakob wussten.
Im Grunde niemand.
War es richtig, das gerade jetzt zu gestehen?

Varelia schwieg einen Moment. Der Grad der Selbstzweifel, die dieser Mann mit sich herum schleppte, warf ihr Bild des stolzen Klingenmeisters um und machte Platz für den Menschen dahinter. Die Erzpriesterin wollte diesem gern die Hand reichen, ihm wieder auf die Füße helfen. Nur wie?
"Leider kenne ich ihn nicht und so wie du ihn beschreibst, werde ich ihn vielleicht nicht mal mögen." Sie schmunzelte, dann fiel sie wieder in Schweigen. Fragte nicht.
"Fehler sind menschlich, Jarel. Auch schwerwiegende. Doch Reue ist es auch, nur darf sie nicht zur Selbstkasteiung führen. Sich selbst zu reflektieren und auch zu verzeihen, muss man lernen, aber es ist essenziell für die seelische Gesundheit. Ich sehe viel Gutes in dir und viele Stärken. Vergrab sie nicht unter deinen Zweifeln."

Mit müdem Blick beobachtete der Ritter die Erzpriesterin über seine Knie hinweg. Meinte sie das wirklich so oder war es ihre Pflicht als Heilerin, dies zu sagen?
Sein Bachgefühl sagte ihm, sie meinte es wirklich so.
Doch heute war er nicht in der Lage das für sich anzunehmen.
'Gut? Nicht gut genug...'
Trotzdem nickte er. Was heute nicht gelang, würde vielleicht gelingen, wenn nur der Entzug vorbei war.
Jetzt gerade kochte sein Denken auf kleiner Flamme und immer wieder war der der Wunsch, seine Gedanken in Alkohol zu ersäufen oder mit einem Pülverchen wegzuschießen. Wäre er jetzt allein und eine Droge verfügbar, er würde es tun. Und das nach nur einer einzigen Nacht der Schwäche.
"Danke für deine Worte."
Varelia fing den Blick der dunklen Augen und legte eine Hand auf Jarels verschränkte Hände. Sie ahnte die Gedanken des Mannes - es war klar, dass sie nicht sofort den Kreis durchbrechen würde. Aber sie würde weiter kämpfen.
"Melitele liebt alle ihre Kinder, auch wenn diese sich manchmal nicht mehr selbst lieben können. Ihr sind wir alle genug, genau wie wir sind." Sie richtete sich etwas auf, ließ den Blick Jarels aber nicht los. "Ich gehe mit dir durch dieses dunkle Tal und Melitele wird an unserer Seite sein. Jeder Schritt führt uns ins Licht zurück. Willst du meine Hand nehmen?"
Er nahm nicht nur ihre Hand.
Er flüchtete regelrecht an ihre Seite und in eine Umarmung, wenn sie es den zuließ.
Fallen lassen...
... egal ob er genug war oder nicht...
... er war nicht allein.

Nein, das war er nicht. Das zumindest versprachen die Arme, die sich um die breiten Schultern legten. Varelia wiegte Jarel sogar ein wenig, wie eine Mutter ihr Kind. Was kaum jemand wusste: die Erzpriesterin hatte drei Kinder groß gezogen und eines davon bereits begraben.
Nach einer Weile machte sie sich los und griff nach einem Beutel an ihrem Gürtel. Aus dem Inneren fischte sie eine Jarel wohl bekannte Phiole und legte sie dem Ritter in die Hand. "Dein Knappe meinte, diese wäre wichtig. Ich war erst skeptisch, aber er kann fast so stur sein wie du." Ihre Mundwinkel zuckten nur wenig. Varelia hoffte, dass sie Jarel nun nicht die Droge zusteckte, die all das hier verursachte und der Junge sich als unzuverlässig entpuppte. Daher beobachtete sie Jarel genau.
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 953
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

Mit einem Schmunzeln auf den Lippen richtete Jarel sich auf und wischte sich erst mit einer fahrigen Bewegung über das Gesicht, bevor er die Phiole annahm. Er schwenkte den Inhalt im gläsernen Gefäß herum und betrachtete das Zeug, das ölig und Grün an den Innenwänden herunter rann.
„Das ist das Medikament, dem ich mein Leben verdanke. Es verhindert, dass mich die Folgen meiner Alkohol- und Drogensucht einholen und umbringen.“
Er seufzte leise. „Das Zeug haut mich ein ums andere Mal für Stunden aus den Socken. Aber Jakob hat recht. Zu lange ohne und das wars.“
Jarel stellte die Phiole auf den Boden, dicht an das Bein der Pritsche. „Ich nehme es, wenn es Zeit wird zu schlafen.“
Wo hatte er nur den Becher mit dem Tee gelassen? Der Durst nahm spürbar zu. War das ein gutes Zeichen?
Benutzeravatar
Erzpriesterin Varelia
Spieler Level 1
Spieler Level 1
Beiträge: 89
Registriert: Samstag 24. Juni 2023, 08:57
Lebenslauf:

Die Erzpriesterin quittierte die Erklärung mit einem Nicken und folgte der Phiole mit den Augen zum Fuß der Pritsche. Also würde sie vorerst glauben, was Ritter und Knappe sie glauben machen wollten. Mit ruhigen Bewegungen fischte sie nach Jarels Becher, den dieser achtlos auf der Pritsche hatte liegen lassen,als er wieder nach vorn gerutscht war und füllte ihn neu, als könnte sie Gedanken lesen.
"Hier." Sie reichte ihm den Becher. "Der Tee wirkt ausgleichend und ich habe dir eine Suppe mitgebracht. Du solltest etwas essen, wenn du dich dazu in der Lage siehst." Sie wies auf die abgedeckte Schale. Noch würde sie ihn nicht dazu drängen.
Sie sah ihm einen Moment schweigend zu, dann sagte die Erzpriesterin mit einem leichten Heben des Kinns: "Möchtest du dich noch ein wenig unterhalten? Ansonsten hätte ich eine Aufgabe für dich." Sie schmunzelte fast ein wenig unheilvoll, aber es gab ihrer Meinung nach nichts besseres gegen das sich nicht selbst aushalten, als Arbeit für die Hände.
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 953
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

Kurz fuhr sich der gefallene Ritter mit den Fingernägeln über die Armbeuge und mit dem Handrücken über die juckende Nasenspitze.
Der Durst wurde schlimmer und eine gewisse Anspannung machte sich breit. Kein gutes Zeichen.
Von jetzt auf gleich fühlte er sich krank.
Hoffentlich half der Tee dagegen. Der Tee und die Suppe.
Mit einem dankbaren Nicken nahm er den Becher und trank ihn in einem Zug leer.
„Unterhalten…ja…wie macht sich meine Kleine?“, wollte er wissen und begann kaum merklich nach vorn und hinten zu wippen, sein Blick geriet unstet und sein Atem schwerer.

Varelia wollte gerade antworten, doch dazu kam es nicht. Der Ritter schwankte innerhalb weniger Sekunden immer schlimmer, der Becher rutschte ihm aus der Hand und zerschellte am Boden, die unsteten Pupillen des Mannes wanderten unter flatternden Liedern nach oben, während der schwere Brocken dem irdenen Gefäß folgte und hart auf dem Boden aufschlug, bevor er mit angezogenen Armen und Beinen zu zittern und zucken begann.
Benutzeravatar
Erzpriesterin Varelia
Spieler Level 1
Spieler Level 1
Beiträge: 89
Registriert: Samstag 24. Juni 2023, 08:57
Lebenslauf:

Varelia sah das Unheil kommen, während sie Jarel von der Seite beobachtete und auf seine Antwort wartete. Die Frage nach Iola geriet in Vergessenheit, ebenso die Aufgabe, die sie ihm hatte geben wollen. Die Erzpriesterin packte beherzt zu, als der Ritter nach vorn kippte. Zwar wirkte sie nicht so, aber sie hatte einen durchaus festen Griff und die kantigen Schultern waren Arbeit gewohnt. Natürlich konnte sie trotzdem nicht verhindern, dass er zu Boden ging, denn dafür war Jarel schlicht zu schwer, aber immerhin sorgte sie dafür, dass er nicht gleich die nächste Beule bekam oder sich an den Scherben verletzte. Auch tauchte wie aus dem Nichts ein kleines Kräutermesser in ihrer Hand auf, dessen Leder ummantelten Griff sie dem Mann zwischen die Zähne zwang. Die Zielstrebigkeit ihres Tuns war dabei schon fast erschreckend, doch es sah ja niemand und Jarel bekam von all dem nichts mit.
Varelia blieb danach nichts weiter zu tun, als dafür zu sorgen, dass er sich nicht verletzte, seine Zunge nicht verschluckte und sich nicht allzu sehr besudelte. Sie hielt den Kopf des zitternden Mannes in ihrem Schoß, weit darüber gebeugt und unnachgiebig, wenn die Zuckungen ihn ihr entreißen wollten. Der Anfall war heftig und dauerte lange. Die Erzpriesterin murmelte Gebete, wartete mit angehaltenem Atem jedes Mal, wenn Jarels Atmung aussetzte darauf, dass er wieder nach Luft schnappte. Dank Doktor Kostjunari wusste man im Tempel inzwischen um so wertvolle Dinge wie Beatmung und Herzmassage, auch ganz ohne magische Hilfe, aber sie würde es vorziehen, wenn sie nicht dazu gezwungen wäre.
Der Plaid war längst verrutscht und offenbarte eine Landkarte aus Hämatomen verschiedenster Färbung, dazu alte und neuere Wunden, Narben, Nähte. Körperlich war der Ritter alles andere als gut in Schuss und eben dieser Körper wehrte sich nun gegen diese Art Behandlung. Varelia war nach Fluchen zumute, statt dessen betete sie weiter und wartete.
Antworten