Hafenviertel | Im Kerker von Nowigrad

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Reuven von Sorokin
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Lebenslauf: Reuven

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von: von der Strasse...
Datum: abends 2. August 1278 bis 4. August vermutlich...
betrifft: ww
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Die Prozedur kannte er schon und ließ sie ruhig über sich ergehen.
Sein Name wurde notiert und was man ihm vorwarf, jedwede Ausrüstung wurde ihm abgenommen und eingelagert. Abzüglich der Münzen, für die man ihm partout keine Quittung ausstellen wollte. Sogar den Panzer nahm man ihm ab und nur die Hose durfte er behalten und das Hemd. Die Armschienen bhielt man als Beweis, wie es hieß, sie waren blutig. Immerhin wurden die Schwerter verzeichnet, die würden also nicht wegkommen:
Silberschwerter: 2 Stück, Stahlschwerter, 2 Stück.
Schwertgurt, Panzer, beschädigt, Armschienen, 2 Stück, beschlagnahmt als Beweismittel
Seine Unterschrift.
Er wurde dazu befragt was geschehen war und er versuchte so gut es ging die Wahrheit zu schildern.
Dies widersprach naturgemäß dem was die andren jungen Männer zu Protokoll gaben und sie waren zu viert. Also stand seine Aussage gegen die von vier anderen Männern, die natürlich betonten, dass sie rechtschaffene Handwerker waren. Wie immer. Er kannte das schon. Es hatte keinen Sinn zu argumentieren und noch weniger Sinn hatte es Gewalt anzuwenden.
Normalerweise ließ man ihn eine Weile in der Zelle darben und dann fand man eine Verwendung für ihn. bezahlte Wettkämpfe, ein Hexerauftrag umsonst oder etwas anderes. Ein paar Tage aber war er weg und konnte nicht nach Sindra suchen.
Oder es gelang ihm, diesen Sokolov zu sprechen... wenn der nur ein wenig bekannter gewesen wäre... aber keiner der Wachen hatte den Namen bisher je gehört.

So saß er nun in seiner Zelle, keine Einzelzelle, dazu war der Platz zu gering.
Es war dunkel und roch nach Schweiß, Erbrochenem und Exkrementen und Blut und verwesenden Ratten. Er konnte jede Nuance der exquisiten Mischung herausriechen. Zum Glück war er nciht empfindlich was das anging. Seit er eine Ratte mit einem Stein erlegt und mit Igni vom Fell befreit und etwas geröstet hatte um sie dann zu essen ließ man ihn auch in seiner Ecke der Zelle in Ruhe und seine Mithäftlinge, 6 Stück an der Zahl, drängten sich in der anderen Ecke zusammen. Säufer, Räuber, Schläger, Vergewaltiger. Er befand sich in bester Gesellschaft.
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Reuven von Sorokin
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Lebenslauf: Reuven

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von: von der Strasse...
Datum: morgens 5. August vermutlich...
betrifft: ww
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Seine Gesellschaft änderte sich von Zeit zu Zeit. Mal wurde einer der Männer ausgetauscht, manchmal auch nur die Ratten.
Er blieb.
Was mit den anderen Gefangenen geschah interessierte ihn im Prinzip nicht, keiner war ein brauchbarer Kampfgefährte um einen Ausbruch zu versuchen. Der Eine war zu alt und klapprig, auch wenn er wohl wenige Jahre jünger war als der Hexer, der nächste zwar vielleicht jung genug aber zu teigig gebaut, unbrauchbar, wieder einer spindeldürr und Asthmatisch. Fett war keiner, zu so einem Luxus brachte es hier nur wer die finanziellen Mittel hatte und so einer landete nciht hier. Seine Gesellschaft waren all jene die sonst zu nichts taugten.
Er hatte aber auch immer ein Glück.
Trotzdem mochten ihn die anderen, er überließ ihnen immerhin seine Ration an Essen.
Immerhin roch er was sich alles in dem undefinierbaren Brei befand. Verschimmelte Graupen und Ranziges Fett. Und Spucke war nicht die schlimmste Körperausscheidung, die er darin wahrnahm. Nun, nahrhaft war sicher auch das.
Er zog Ratten vor.
Mittlerweile kannte er jeden Fingerbreit der Zelle, jeden losen Stein, jeden lockeren Stab. Beziehungsweise wußte er, dass es eben das nicht gab. Er war schon aus Zellen ausgebrochen, aber diese hier widerstanden einem Hexer. Er konnte innerhalb der Zelle Zeichen wirken, aber nur schwach. Es reichte um mal eine Ratte zu grillen oder es sich warm zu machen, mit Aard ein wenig den Gestank zu vertreiben, doch weder konnte er damit den Abfluss erweitern noch mit Axii die Wachen manipulieren. Die verdammte Zelle war abgeschirmt.
Und er damit wehrlos.
Allerdings machte auch keiner Anstalten, ihn hinrichten zu wollen, vorerst würde er hier überleben. Er hatte Zeit... Er schon. Sindra nicht.
Am zweiten... oder am dritten? Tag... es war schwer, hier unten die Tage von den Nächten zu unterscheiden, gab es etwas Tumult auf dem Gang. Die anderen drängten sich an die hinterste Wand, der Hexer an das kleine vergitterte Fenster der Tür. Es war nicht viel zu erkennen, nur ein weiterer Gefangener, nur dass man ihm einen Sack über den Kopf gezogen hatte. Man brachte ihn in eine andere Zelle, weit abgelegen.
Schnell verlor Reuven also das Interesse.
Er hatte auch versucht, Axii durch die Klappe in der Tür zu wirken, durch die man das Essen hereinschob, das endete darin, dass ihm eine Wache mit einem eisenbewehrten Stiefel auf die Hand trat und ihm fast einige Knochen brach.
Er hätte auch die Zeit wenn neue Mithäftlinge geholt und gebracht wurden genutzt, aber die Wachen waren dermaßen zahlreich, dass er ganz unbewaffnet wohl nicht durchgekommen wäre, oder so viele Wachen hätte töten müssen... und da meldete sich am Ende doch sein Gewissen. Die Männer machten auch nur ihre Arbeit. Auch die hatten Frauen, Kinder, Eltern.
Wollte er nicht ein grausames Massaker anrichten, für das sich der Galgen gerechtfertigt hätte, musste er bleiben.
Meist saß er also herum, dachte nach, wartete, meditierte.
Nur weiter als dass Dimitar ja irgendwie Recht hatte, aber irgendwie eben auch nicht, kam er nicht.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

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von: Dienstgebäude des Regenten --> Kerker
Datum: Mittag des 5. August 1278
betrifft: Slava, Reuven, ...andere...
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Es war nicht einmal besonders schwer, herauszufinden, wo der Hexer war. Zuerst allerdings wollte sich Slava mit dem Major unterhalten. Beim Hexer wusste er ja woran er war, der konnte warten, aber den Gefangenen wollte er sich dringend vornehmen.
Und er kam zum richtigen Zeitpunkt, wie sich schon gleich herausstellen sollte.
Ein Wachmann war eben dabei, die Zelle des Mannes zu betreten, er hatte Essen dabei, an sich nichts auffälliges, aber etwas störte Slava dennoch.
Was dem geübten Beobachter als erstes auffiel waren die Stiefel des Mannes. Das waren nicht die schweren Stiefel der Wächter, die mit den genagelten Sohlen, sondern leichte aus Wildleder. Damit bewegte man sich nicht tagein, tagaus durch den Dreck der Straßen und über Scherben und Unrat, damit schlich man lautlos durch den Wald. Das zweite waren die etwas zu symmetrischen Züge und dass er einen Helm trug. Die meisten Wächter waren zu bequem das Ding den ganzen Tag auf dem Schädel zu haben, und wie es halt immer war mit Schutzausrüstung, ganz am Anfang leuchtete es noch ein, und mit der Zeit, je länger nichts geschah, ums laxer nahm man es. In der Zone nicht anders als hier. Außerdem waren gerade diese Blecheimer schwer und man hörte schlecht damit, vor allem in Innenräumen trug keiner diesen Topf. Keiner bis auf jemanden, der etwas zu verbergen hatte.
Als Slava den jungen Mann packte und herumdrehen wollte blitzte auch schon ein Messer auf.
Dem Agenten war klar, was das zu bedeuten hatte.
Slava erwischte die Hand, drehte sie herum und setzte den jungen Mann in einem Hebel fest. Nur dienten diese Hebel eher dazu, Schaden von sich selbst abzuwenden, und er hatte auch nicht mit der Gelenkigkeit des Mannes gerechnet. Und auch wenn Slava klar war was geschah, den anderen Wachen war es das nicht.
Es war nur ein kurzes Handgemenge in dem der Mann zuerst zu fliehen versuchte, als er merket, dass ihm die nicht gelingen würde traf er eine andere Entscheidung. Mit einem hämischen Grinsen stürzte er sich in die eigene Waffe.
Er hatte sogar noch die Dreistigkeit "Wachen! Ausbruch!" zu rufen.
Und er traf. Noch in Slavas Armen verblutete der Mann. Und löste eben noch einen gehörigen Tumult aus.
Bei den meisten anderen hätte das wohl Panik ausgelöst und ihn auch in Schwierigkeiten gebracht, aber Slava behielt die Nerven. Trotzdem hatte er zunächst mit Argumenten zu kämpfen als sofort ein halbes Duzend Wächter angerückt kam um ihn zu umstellen und gegen die Wand zu drängen. Er leistete selbst zuerst keinen Wiederstand, ließ sofort das Messer fallen und hob die Hände, nicht dass er noch im Affekt abgestochen wurde.
So erfuhr er auch, dass einem Korporal die Kehle durchgeschnitten worden war, und jemand ihn bis auf die Unterwäsche entkleidet hatte liegen lassen in seinem eigenen Blut. Dass diese Männer nie Eins und Eins zusammenzählten.
Slava hätte geflucht, hätten sie ihm die Zeit dazu gelassen.
Aber noch wollten sie ihn für den Mord an zwei der Ihren lynchen.
Als er dann aber darauf drang, dass einer sich den toten 'Wächter' ansehen sollte, begann es sich aufzulösen. Schon als man ihm den Helm abnahm erkannten sie den 'verfickten Anderling'. Und schließlich glaubten sie ihm und erlaubten ihm auch in seine Tasche zu greifen. Als er dann das Sigel des Regenten zeigte war wiederum die Verlegenheit der Wächter groß.
Er dagegen ließ es sich nicht nehmen, den anwesenden eine Standpauke zu halten, dass sie es zuließen, dass ein Unbefugter eindrang und versuchte den Gefangenen zu befreien oder zu ermorden. Beides hätte üble Folgen gehabt wäre es gelungen und Slava ließ seinem Ärger Luft und stauchte die Männer nach Strich und Faden zusammen bis sie mit Helm unter der Türschwelle durchgepasst hätten.
Es tat ihm auch nicht leid, auch am Ende nicht.
Er kommandierte sie schließlich von Dannen, behielt nur einen Sergeanten, der seine Anweisungen entgegennehmen sollte um das Verhör des Nilfgarders vorzubereiten
Der Attentäter war indes verblutet, hatte aber noch genug Ärger angerichtet dass etwaige Komplizen nun über alle Berge wären.
Verdammt.
Wenigstens war der Anschlag auf den Gefangenen vereitelt.
Und der würde nun singen.
Aber so einfach wie sich der Russe das vorgestellt hatte war es nicht.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Der Major genoss, seines politischen Stellenwerts wegen, einen herausragenden Luxus. Oder wie man es auch immer nenne mochte. Er verfügte über eine Einzelzelle. Niemand störte ihn, aber es hörte ihn auch niemand schreien.
Der Sergeant war gegangen. Er hatte seine Anweisungen erhalten und auch wenn er nur einen Teil davon wirklich verstanden hatte war sich der Agent sicher, dass er bekommen würde was er verlangt hatte. Und der Sergeant hatte noch einmal ausgiebig salutiert

Ehe Slava eintrat schloss er kurz die Augen, atmete tief durch.
Alles was an gutem die letzten Tage geschehen war schloss er nun weg, nun, in diesem Augenblick. In einen Tresor tief verborgen in den Untiefen seines Bewusstseins. Er sah es sich noch einmal an, damit er nicht vergaß. Allem voran Jarel... einzelne Bilder, neben ihm aufzuwachen, gemeinsam zu kochen... Oder besser, Jarel kochte, er aß. Cyron und langen Diskussionen am Abend. Ein Doppler als Lehrling...
Aber auch die Stellung, die er erreicht hatte, der Erfolg, Viktor, der hier war, ein kleines bisschen Familie, wenn er es sich erlaubte.
Doch vorerst musste das verschwinden. Es sollte nicht von der Kaltblütigkeit beschmutzt werden.
Alles zu verstecken war nie das Problem, es wieder hervorzuholen umso mehr. Deshalb musste er genau wissen was er weglegte. Bewusst, nicht unbewusst, nicht aus Versehen die Tresortür zuschlagen.
Als er die Augen wieder öffnete und ausatmete war der Ausdruck in seinem Gesicht vielleicht noch erschreckender als das grausame grüne Leuchten der Nacht zuvor.
Es war die Mine eines Soziopathen, der einfach nur weil er dazu in der Lage war einem anderen Schmerz zufügte, einen anderen Grund brauchte es nicht.
Er musste vergessen, dass auch der andere ein Mensch war, dass auch der Nilfgarder Familie hatte und ein Leben. Er musste jede Empathie auf dieser Seite der Tür lassen.
Slava hatte dem Sergeanten genaue Anweisungen gegeben und das meiste war auch einfach zu beschaffen. Ein durchschnittlicher Folterkeller bot so manches mehr, und dieser Kerker hatte Tradition. Aber so viel brauchte er nicht. Eine neigbare Pritsche auf der der Delinquent festgeschnallt werden konnte, Tücher, Wasser. Viel Wasser.
Eine unblutige Foltermethode, er hatte sie, wenn er ehrlich war, nie selbst erlebt, aber er hatte zwei Opfer gesehen, damals in Polen. Und obwohl es abgebrühte Kerle gewesen waren war der Schaden irreversibel gewesen. Der eine hatte sich einfach nur selbst umgebracht, der andere hatte dabei vorher noch ein halbes Einkaufszentrum mitgenommen.

Ein Wachmann schloss ihm auf - einer ohne Helm mit normalem hässlichem Gesicht und genagelten Stiefeln. Er sammelte noch die zuvor zu Boden gefallenen Reste des Essens ein, ein Holznapf und Brotkrumen und was sonst am Boden lag, und nahm es mit. Dann trat er durch die Tür.
Den Napf ließ er zu dem Gefangenen segeln. Man stellte ihm einen Stuhl hin auf den er sich lässig und gelangweilt setzen konnte.
"Die gute Nachricht, dein Leben ist gerettet. Dein Attentäter gescheitert und selbst tot. Schlechte Nachricht, er konnte nicht mehr reden, meine Geduld was dich angeht also begrenzt."
Er beherrschte die Ältere Rede und damit auch das Nilfgardisch nicht so gut wie die Gemeinsprache, dennoch gelang es ihm, nicht zu radebrechen sondern den Ton nuanciert zu treffen. Das war etwas wofür man entweder Talent brauchte oder trainieren musste. In seinem Fall eher letzteres.
Der Nilfgarder sammelte zuerst den Napf ein. Er war an Händen und Füssen mit schweren Eisenschellen gebunden, sein Bewegungsradius begrenzt. Er schnaubte nur abfällig als er den Dreck betrachtete.
"Ich spreche die Gemeinsprache. Aber das nützt euch nichts, ich rede auch in der nicht."
"Wie schön. An deinem Vorsatz zweifle ich auch gar nicht. Du musst auch nicht anfangen in endloser schleife Rang und Namen zu wiederholten, oder was ihr hier als Mantra verwendet, meine Geduld ist wie gesagt begrenzt und ich würde sagen wir überspringen den Teil einfach."
"Wollte ihr mir die Fingernägel rausreißen mich blenden damit ich rede?"
"Nein... viel zu banal. Ich gehe subtiler vor. Kannst du schwimmen?"
Einen Moment verwirrte den Nilfgarder die Frage, aber ehe er sich besann hatte er schon den Kopf geschüttelt.
"Das macht es leichter. Siehst du, wir haben eine Methode, dir über Stunden, Tage wenn es sein muss, zu simulieren, du würdest ersaufen. Du stirbst nicht, und das ist das Gute daran, aber das Gefühl, das brennt sich ein. Und sagte ich, dass wir es über Tage aufrecht erhalten können?"
Der Nilfgarder schien ihm nicht wirklich beeindruckt. Sein Blick zeigte eine eigentümliche Mischung aus Unglauben und Belustigung. Aber darum ging es Slava auch gar nicht. er wollte nur eine einzige Information platzieren, und das hatte er.
"Aber wenn du willst probieren wir es aus. Du wirst allerdings hinterher nicht mehr der gleiche sein. Aber ich rechne gar nciht damit, dass du jetzt schon reden willst, du hältst dich für einen viel zu harten Hund."
Der Nilfgarder schnaubte und als wäre das das Stichwort brachten die Wächter das Georderte herein.
Sie schnallten den Mann auf der Pritsche fest, man konnte diese mit dem Kopfende ein wenig nach unten neigen. Dann legten ihm das Tuch über Mund und Nase und begannen es mit Wasser zu übergießen. Sie befolgten dabei genau die Anweisungen des Agenten, der musste sich nicht einmal selbst die Hände schmutzig machen, an diesen klebte ohnehin noch das Blut des Halbelfen, dass er sich nun noch wie beiläufig abwusch.
Immer wieder ließen sie dem Nilfgarder Pausen um zu begreifen was ihn erwartete. Diese Pausen wurden kürzer, allerdings so bemessen, dass er sie abschätzen konnte. Sie folgten einem berechenbaren Rhythmus. Noch.
Das ging vielleicht etwas über eine Stunde. Der Mann hatte Durchhaltevermögen, das musste Slava ihm lassen. Er hätte sich wohl glücklich geschätzt, wäre das Attentat gelungen. Dann, wich er jedoch vom Rhythmus ab. Auch das folgte einem Plan, und der ging auf.
Während der nilfgarder Offizier zuvor noch alles mit stoischer Ruhe ertrug begann er nun seinerseits zu spotten und zu fluchen und zu schimpfen. Slava kannte die Zeichen nun zu gut.
Der Major begann zu zerbrechen.
Irgendwie schade drum kam dem Russen kurz der Gedanke, es war nur purer Zufall gewesen. Hätte ihn das Portal auf deren Seite der Welt ausgespuckt säße er nun vielleicht an dessen Stelle und irgendein Redanier würde ihn verhören. Oder es wäre ganz anders ausgegangen.
Kurz flackerten Bilder von Nowigrad in Flammen und wie er einen Trupp Attentäter führte. Ein Phantasie oder ein Nachklang dessen was die Zone ihm früher gezeigt hatte?
Gleichgültig.
Das Leben war ungerecht. Zumindest zu DeLewellin.
Noch eine weitere Stunden und noch eine ertrug er die Folter.

Dass er tatsächlich nicht viel wusste wurde klar als er mit ihm fertig war.
Er ließ ihn losmachen und wieder an die üblichen Ketten legen. Er leistete keinen Wiederstand mehr, starrte nur in eine Ecke. Es war gut möglich, dass er nun einfach verhungern wurde, nein, verdursten kam wohl vorher.
Er hatte ihm nur sagen können, dass sie auf ein paar Anderlinge gewartet hatten, Namen hatte es keine gegeben, nur eben dass es Anderlinge waren. Ein Halbling wohl, ein Elf und ein Halbelf und ein Zwerg. Und es hatte eine Parole gegeben, ob diese allerdings stimmte war zweifelhaft.
Den Halbelfen hatten sie wohl, den Rest... Aus der Korrespondenz wussten sie, dass Boten erwartet worden waren, sehr viel Neues hatte er also nicht erfahren, aber es war auch schon etwas wert, das wenige bestätigt zu wissen. Es gab nur zwei Anhaltspunkte.
Das Geld, dass sie in den Zelten gefunden hatten waren Nilfgarder Münzen gewesen. Also hatten sie ihre Verbündeten mit dieser Währung bezahlt. Das war nicht sofort verdächtig, in ganz Temerien waren Florin im Umlauf, nur in Nowigrad und Redanien war der wenig wert.
Und der zweite Anhaltspunkt war, dass die drei Gesuchten wohl eine gesicherte Existenz in Nowigrad hatten, denn offenkundig waren sie schon eine Weile hier uns spionierten.
Während man hinter ihm aufräumt diktierte er noch einen kurzen Bericht für Dijkstra, weitere Anweisungen für die Stadtwache und gab die Order, einen gewissen Hexer der ebenfalls hier einsaß in ein separiertes Zimmer zu bringen zur Befragung.
Die Wachen, die offenbar ihren Spaß an der neuen Foltermethode gehabt hatten wollten wissen ob die die Pritsche gleich mitnehmen sollten, aber Slava verneinte, nachdem er zumindest kurz überlegt hatte ob es einem Hexer ebenso zusetzen würde wie dem Menschen.
Noch während man ihm Reuven brachte hatten sich nun Dinge in Gang gesetzt, die vorerst nur schwer aufzuhalten waren.
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Reuven von Sorokin
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Lebenslauf: Reuven

Und dann tat sich doch noch etwas. Sie kamen gleich zu sechst mit Dimeritiumhandschellen und brachten ihn in einen separaten Raum, mit einem Tisch und zwei Stühlen je an einer Seite, ganz wie einen gemeingefährlichen Strafgefangenen. Reuven hätte gerne gelacht, hätte er nichts damit rechnen müssen, dass das seine Situation nur verschlimmerte. Er rechnete mit einem neuen schier unmöglichen Auftrag, irgendeinem an den Haaren herbeigezogenen Ultimatum.... Und ja, mit diesem Mann, der da bereits am Tisch saß hatte er auch irgendwie gerechnet.
Nur nicht mit dessen Blick.
Der erinnerte ihn an etwas...
An... Er kam nicht drauf.
"Nehmt ihm die Handschellen ab, wir wollen uns zivilisiert unterhalten..." wies er da die Wachen an unterbrach so seine Gedanken.
Die Wächter gehorchten und er beförderte sie mit einem Wink nach draussen.
"So sieht man sich also wieder. Was hast du ausgefressen, Hexer?"
Er roch Blut an ihm, auch wenn er es wohl sauber abgewaschen hatte und er roch Angst, die Angst eines anderen. Und irgendwie wunderte es ihn gerade nicht.
"Nichts, wie immer. Ich sitze vollkommen unschuldig hier. Was man von dir eher nicht behaupten kann."
Und am liebsten hätte er sich auf die Zuge gebissen, aber da war's schon raus.
Richtig, an diese Vampire erinnerte er ihn. Und am Dimitar.
Die beiden in einen Raum stecken... Konnte witzig ausgehen, oder auch furchtbar traurig.
Der Mensch überging die Frechheit aber.
"Natürlich, nur ein Missverständnis wie ich hörte. Setz dich doch."
"Dauert es so lange? Wen soll ich diesmal erschlagen, damit ich rauskomme?"
"So lange dauert es nicht, ich dachte mir nur das wäre bequemer als deine Zelle. Und ich will dich nicht erpressen. Du hast dir deinen Lohn nicht geholt, da begann ich mir Sorgen zu machen."
Aber so wie er es betonte, so wie er 'Sorgen' aussprach, Reuven konnte nciht genau den Finger drauf legen, aber ihm stellten sich alle Nackenhaare auf. Das Medaillon schwieg, der Mann wendete keine Magie an, überhaupt war er wohl doch nur ein ganz gewöhnlicher Mensch, aber einer von denen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnten. Einer von denen, die schädlicher und gemeiner waren als jeder Waldschrat und jedes Sumpfweib, die ja auch nur ihre Reviere verteidigten oder fressen wollten. Der hier tötetet nicht einmal zum Spaß sondern verfolgte einfach nur Ziele und wer im Weg war...
"Sorgen also? Wie rührend von dir."
"Wir haben deinen Doppler gefunden."
Erwähnte er dann so beiläufig als ginge es um einen verlorenen Schuhlappen.
Und nicht Sindra... Doppler...
In Reuven spannte sich sofort jeder Muskel und er wollte ihm schon ins Gesicht springen. Das war es also?
Aber ehe er auch nur zu einem Wort ansetzen konnte nachdem die Krone gefallen war hob der andere die Hand.
"Warte, ehe du wieder aggressiv wirst! Was dich, nebenbei erwähnt, den Kopf kosten könnte. Heute sind die alle etwas angespannt was Angriff auf die Staatsmacht angeht... Es geht ihr gut. Sie ist bei Meister Cyron und mir in Sicherheit. Wir haben sie aus den Händen einer Bande Nilfgarder befreit."
Worte wie Blitzeinschläge.
Bei dem Elfen, befreit, Nilfgarder.
"Du wirst später alles erfahren. Vorerst ist sie bei mir in Sicherheit. Ich werde ihr beibringen, was sie braucht um zu überleben und um auch dich zu überleben. Und ich werde dich dieses mal wirklich vollkommen uneigennützig gehen lassen, Hexer, aber ich will dich vorher zwei Dinge wissen lassen."
Er machte eine kurze Pause bis Reuven den Kopf hob und Aufmerksamkeit signalisierte. Allerdings wollte er ihn tatsächlich immer noch anfallen, nur wusste er selbst nicht, was das gebracht hätte. Obendrein befürchtete er, obwohl das nur ein Mensch war, er nur eine geringe Chance hätte, ganz als wäre er kein für den Kampf gezüchteter Mutant sondern als hinge alles nur von einem Glücksspiel ab.
Dann sprach der Mensch weiter.
"Also. Es missfällt mir, dass du sie in der Gestalt eines so jungen Mädchen vögelst. Das ist in meinen Augen widerwärtig. Auch wenn sie kein echtes menschliches Kind ist... Sie IST noch sehr jung und unerfahren und auch wenn sie dich vergöttert, du nutzt das aus. Das werde ich nicht dulden."
Der Hexer funkelte den Menschen nur an. Es ging ihn einen feuchten Dünnpfiff an was er tat und was Sindra tat. Im Grund hätte er alles in der Hand gehabt um seinerseits zu drohen, aber derartige Taktikspielchen waren einfach nicht seins, er wog nicht Erpressung mit Erpressung auf. Und ihm war auch klar, dass dieser Mensch tatsächlich entscheiden konnte was moralisch war und was nicht.
"Du weiß ja nicht was du da tust. Sie steht bereits unter Schutz..."
"Unter deinem?"
"Nein. Zwei Vampire... wenn sie dich in die Finger bekommen..."
"Werde ich ihnen das gleiche sagen wir dir. Ich kann ihr beibringen in dieser Welt zu überleben, und zwar besser als du. Daran glaube ich haben wir beide keinen Zweifel. Nicht wahr? Und im Gegensatz zu dir habe ich nicht vor sie in mein Bett zu zerren."
"Was hast du dann mit ihr vor?"
"Ich bilde sie aus, gebe ihr Arbeit und bezahle sie. Nicht mehr, nicht weniger."
"Verbeitest du mir den Umgang?"
"Nein. Ihr seid frei."
Und irgendwie glaubte Reuven gerade das absolut nicht.
"...Ich will nur nicht, dass du sie noch einmal als Kind fickst. Lass die die Form eine reiferen Frau annehmen, das ist angemessener... und wenn dich das nicht mehr anmacht, dann denk mal drüber nach ob mit dir etwas nicht stimmt."
Der Hexer traute fast seinen Ohren nicht. Er hatte eine Menge erwartet... Und ehe er auch nur seine Gedanken gerade gerückt hatte - er musste tatsächlich kurz mit offenen Mund dagesessen haben - wanderte ein Stück Papier über den Tisch.
"Hier, diese Dinge hattest du quittiert, die bekommst du wieder ausgehändigt."
Dann folgte ein Beutel mit Gold.
"Und hier der Rest deines Lohnes. Ein Papier, dass dich freispricht bekommst du auch noch. Alles andere muss ich nicht noch einmal wiederholen, du siehst zwar gerade nicht so aus, aber ich denke, du hast mich ganz gut verstanden."
Damit stand er einfach auf, klopfte noch einmal auf den Tisch und ging.
Einfach so.
Ohne noch ein weiteres Wort.
Draußen redete er noch einmal mit den Wachen und die hielten ihm tatsächlich die Türe auf um ihn dann nach draußen zu eskortieren. Noch einen Moment sah er dem Widerling von einem Menschen nach, länger als es ein Mensch in dem dunklen Gang vermocht hätte. Er erinnerte ihn vor allem wieder an den Kerl der vom Hym besessen gewesen war, damals im Rücker Anwesen. Ja, an den hatte er denken müssen. Für diese Art Mensch würde er auch das Silberschwert verwenden... und wenn es nur symbolisch war.
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Reuven von Sorokin
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Der Hexer trat ins Freie.
Er hatte alle Schwerter zurück, seine Rüstung und er hatte Geld, aber es fühlte sich dreckig an. Er hatte noch ein paar Gesprächsfetzen mitgehört, hatte etwas von einem Nilfgarder mitbekommen, den sie zur strecke gebracht hatten oder so... und von einem toten Elfen.
Der Mann war gefährlich, aber auf eine Art, gegen die kein Hexer half. Das war nichts womit er umgehen konnte. Flüche brechen, Monster töten, Fallen stellen. Er kannte eine Menge gefährlicher Bestien und wusste was gegen sie half, konnte Öle anrühren, Tränke mischen, verstand sogar ein bisschen was vom Kochen und ein paar kleine andere Talente hatte er auch noch, aber das war Politik, das war tatsächlich etwas, dass ihm ein wenig Angst machte. Am liebsten wäre er einfach abgehauen, weit weg. Erst einmal nach Oxenfurt... oder vielleicht gab es in Wyzima Arbeit, ansonsten wäre er weiter nach Norden.
Aber er wollte nciht alleine weg. Egal ob er gut genug war um auf sie aufzupassen und wer ihm dabei auf die Finger sah. Dimitar oder dieser dämliche Geheimdienstler.
Er blickte sich um, vielleicht sollte er eine Kapuze tragen um nicht aufzufallen.
Aber so, mit einem Packen von vier Schwertern, seiner Tasche und der Rüstung unterm Arm war er kaum unauffällig. Er atmete tief durch und bereitete sich schon auf den Spießrutenlauf vor.

<geht hier weiter>
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ERZÄHLER
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von: aus Ferneck
Datum: morgens am 6. August 1278
betrifft: Crehwill
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Man brachte ihn in Handschellen schließlich zum Kerker der Stadt, auch ihm wurde quittiert was er bei sich trug und man warf ihn in eine Einzelzelle. Dem Lärm nach zu urteilen gehörte er da zu den wenigen. Die meisten, die an diesem Morgen aufgefallen waren teilten sich eine Unterkunft, derzeit herrschte ein Kommen und gehen, wie er, solange noch die Personalien erledigt wurden - Name, Beruf, Herkunft, Vorstrafen... sofern er sie zugab, aber das würde ohnehin noch überprüft werden - feststellen konnte. Anderlinge wurden gebracht aber auch wieder freigelassen. Überwiegend Anderlinge. Es waren auch Menschen darunter, der Prozentsatz war aber eher gering.

Irgendwann landete er in seiner Zelle, eben alleine, aber mit Hemd und Stiefel, immerhin.
Es sollte noch bis zum späten Vormittag dauern, bis man ihn zum Verhör holte.
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Crehwill von Seren
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Lebenslauf: Crehwill

Einzelzelle. Immerhin nicht ganz so viel Gestank. Crehwill seufzte. Der Tag hatte so gut angefangen. Zuerst blieb er hinter der Tür stehen, als sie sich hinter ihm schloss und er betrachtete seine neue Umgebung. Falls es eines gab, schaute er aus dem Fenster und fand schließlich seine Stiefel sowie Hemd. Nicht, dass es ihm – dank, dieser nervigen Handschellen - möglich wäre es anzuziehen, aber als er es in die Hand nahm roch es zumindest nach gestern: dem Zuber, dem Bratfett mit Rüben und wenn er eine tiefe Nase voll nahm ebenso ein wenig nach Sarray. Er legte es sich wehmütig über die Schulter und setzte sich hin, um den Dreck auf den Fußsohlen abzuwischen, bevor er wieder sein Schuhwerk anzog – ohne Buttermesser.

Er suchte sich eine Stelle an der Wand gegenüber der Tür, um sich anzulehnen. Sein Hemd knüllte er zusammen und stopfte es als Kissen in den Nacken. In Mangel von Alternativen legt er seine Hände in den Schoß. Er schloss die Augen und dachte nach:

Eine Menge Anderlinge. Wobei er sich mal wieder fragte, wie weit er da selbst dazu gehörte. Da hatte jeder Mensch oder jeder Anderling… jede Person wohl ihre eigene Meinung. Mal so, mal so. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass er mit den Augen unter ihnen nach Zwerginnen suchte. Ob sie alle so aussehen wie Sarray oder doch mehr Bart hatten?

So musste der Beamte am ‚Empfang‘ ihn nochmal nach seinen Personalien fragen, nachdem er beim ersten Mal nicht aufgepasst hatte.

„Crehwill von Seren, 89, aus Povis.“ Beruf? Ernsthaft? So ohne Kapuze, mit seinem Medaillon auf der nackten Brust und die Hände in Dimerithandschellen, fragt der junge Herr nach seinem Beruf? Was glaubt der, was er so den lieben, langen Tag tut? Leicht legte Crehwill den Kopf schief und beugte sich darauf näher an den Schreiberling, sodass sich eine gewisse Anspannung unter den näheren Wachen breitmachte, ob sie jetzt gleich etwas tun müssten oder nicht.

„Kammerjäger“, sagte der Hexer dann und ließ sich wegführen. Für Vorstrafen hatte er nur ein Schulterzucken übrig. Vor Zwanzig Jahren war er zwar schon mal hier und der Kerker hatte sich durchaus verändert, aber da hatte man ihm nie gesagt warum.

Und jetzt? Er musste warten. Hoffentlich nicht so lange, sonst würde er sich etwas überlegen müssen. Dass eine Zwergin bereits zu seiner Rettung eilte wusste er nicht. Es war ihm eigentlich auch ganz recht, dass sie sie nicht mitgenommen haben.

So saß er mit geschlossen Augen auf dem Boden und begann er aus dem Liber Tenebrarum im Kopf zu zitieren so wie es ihm einst beigebracht wurde: Kapitel 1, Was dieses Buch nicht ist...
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

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von: aus Cyrons Wohnung -> zum Kerker
Datum: Vormittag des 6. August 1278
betrifft: Cyron, später Crehwill
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Mit dem festen Vorsatz, auch tatsächlich zuerst den Hexer zu suchen machte er sich auf den Weg ins Hafenviertel, dort befanden sich die Kerker der Stadt.
Bereits unterwegs wurde er von dem einen oder anderen Wachmann begrüßt, jenen hochrangigen Offizieren zumindest, denen er seine Schulung hatte angedeihen lassen. Jene wie man bei Verhaftungen vorging. Dazu hatten Grundlagen gehört, die vor allem der Eigensicherung dienten aber auch einige Tipps, die die Effizienz steigerten und verhinderten, dass zu leicht jemand entkam.
Sie grüßten ihn respektvoll und wo man sich vorher vielleicht noch über ihn lustig gemacht hatte und seinen Methoden mit Unverständnis begegnet war, war nun zumindest die Anerkennung, dass es vieles erleichtert hatte. Es war zu keinen großen Tumulten gekommen. Einzig eine Schusterwerkstatt war in Brand geraten. Doch dazu existierte bereits eine eigen Theorie. Insgesamt aber sah man die Razzia als vollen Erfolg.

Im Kerker angekommen erkundigte er sich, ob auch ein Hexer verhaftet worden war, dies bestätigte man ihm, doch ehe man ihn zur Befragung holte waren plötzlich noch duzende von Dingen zu klären. Zuerst ein "Könntet ihr noch schnell..." und "Seht euch nur ganz kurz das an..." und das sammelte sich und im Nu hatte er Protokoll um Protokoll in der Hand. Also ordnete er nur an, dass man ihm die Vorstrafen des Hexers bringen sollte... zur Sicherheit alle Verhaftungen von Hexern in den letzten Jahren und begann dann was er selbst losgetreten hatte aufzuräumen.

Zunächst legte man ihm die verschiedensten Verhörprotokolle vor, berichtete ihm von den Gründen für die Verhaftungen. Er entschied jeweils relativ schnell, entweder zur weiteren Befragung zu behalten oder direkt freilzulassen. Die meisten, so war auch ihm klar, waren unschuldig, sie sollten keinen Moment länger als nötig in 'Untersuchungshaft' sitzen. Auch diesen neuen Begriff hatte er eingeführt. Meist waren es kleine Münzbeträge oder elfische Schriftstücke, die die Soldaten nicht von nilfgardisch unterscheiden konnten. Hier hatten die Wachen die Anweisungen, die Personen gehen zu lassen, freundlich zu bleiben und sich gegebenenfalls für die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.
Vielerorts begegnete man den Wachen bei dieser Verhaltensänderung mit noch größerem Misstrauen, doch zumindest einigen Wächtern schien sogar das noch Spaß zu machen. Er sah an diesem Morgen durchwegs entspannt Gesichter unter der Stadtwache.
Dann legten sie ihm ein ganz bestimmtes Protokoll vor. Wohl der Grund für ihrer aller gute Laune.

*****
Vernehmung Benno Bock
Rasse: Halbling
Beruf: Schuster
Wohnhaft: Ferneck, Schustergasse
Familie: Witwer, ein Sohn
Hergang: Herr Bock wurde aufgegriffen, weil er die Arbeit der Stadtwächter behindert, sie tätlich angegriffen und beleidigt hat.
Vernehmung wurde durchgeführt von Leutnant Speegelberg
Schreiber: Bruder Fedin, Tempelschreiber
Der Gefangene Herr Bock im Folgenden "der Gefangene" genannt gibt an zur genannten Zeit auf dem Weg zu seiner Werkstatt gewesen zu sein. Der Gefangene gibt weiterhin an zum zu diesem Zeitpunkt befragten Schmied Sjevik Yells nur ein nachbarschaftliches Verhältnis zu haben. Zitat: "Man kennt sich halt."
Der Gefangene erging sich im Verlauf der Vernehmung zunehmend in Spitzfindgkeiten. Der Leutnant ordnete eine intensivere Befragung an.
Der Gefangene gab nach der intensiveren Befragung zu, Verbindungen zu Scioa'tael zu haben. Er gab weiterhin zu, regelmäßig im Austausch mit diesen zu stehen. Auf die Frage hin, ob ihm bekannt gewesen sei, dass nilfgaardische Spione vor der Stadt auf Boten aus Ferneck, genau genommen Scioa'tael gewartet hatten, schwieg der Gefangene. Die Befragung wurde intesiviert. Der Gefangene gab an, selbst zu diesen Spionen gegangen zu sein, aber nur noch ein zerstörtes Lager vorgefunden zu haben. Auf die Frage hin, welche Botschaft er hatte überbringen sollen, spuckte der Gefangene dem Leutnant ins Gesicht. Die weitere Befragung ergab, dass der Gefangene einen Brief übergeben sollte, den er nicht mehr besitzt und dessen Inhalt er auch nach weiteren intensiven Befragungen nicht kennt.
beschluss: Die Schusterwerkstatt wird durchsucht, der Sohn des Gefangenen soll ebenfalls befragt werden.

Nachtrag: die Werkstatt von Herr Bock ist im Verlauf der Razzia durch unglückliche Umstände in Brand geraten. Vom Sohn Benno Bocks fehlt jede Spur.

*****

Sokolov nickte anerkennend. Man ließ ihm auch noch den Leutnant Speegelberg kommen, der sichtlich stolz war auf seinen Erfolg und Sokolov erkundigte sich noch, ob man wisse, ob in der Werkstatt jemand um's Leben gekommen wäre, doch darüber gab es keine Beobachtungen. In der allgemeinen Hektik habe man sich darum nicht gekümmert. Er ordnete noch an, die Trümmer durchsuchen zu lassen, jedoch mit höchster Vorsicht, lobte aber das Werk des Leutnants.
Es hätte ihn noch interessiert, weshalb der Halbling so schnell gestanden hatte, ob er eventuell jemanden schützte, ja, aller Wahrscheinlichkeit nach den Sohn... oder den Schmied... den hatte immerhin niemand angetroffen. Er überlegte sogar, ob etwas wie ein Zeugenschutzprogramm in dieser Zeit möglich und denkbar wäre, doch nicht ohne weitere Vorbereitungen...
Nach Sohn und Schmied wurde bereits gefahndet. Er wägte kurz ab. Letztlich wußte er was er wissen musste.
Auch wenn ihn persönlich noch die Motive interessiert hätten, aber auch das konnte er sich denken.
Er wußte ja, welchen Stand die Anderlinge in der Stadt hatten und auch wenn er sich nicht als ihr besonderer Freund sehen würde, zu merkwürdig kamen ihm immer noch all diese Gestalten wie aus einem Fantasy Film vor, aber es waren denkende und fühlende Wesen, und für ihn gab es keinen Grund, sie anders zu behandeln als Menschen. Zumal sich ja zeigten welchen Zündstoff Ghettoisierung mit sich brachte, in diesem wie in jedem Fall. Doch einen Umsturz herbeizuführen lag selbst nicht in seiner Hand. Er konnte nur in winzig kleinen Schritten versuchen etwas zu ädern, aber diese Schritte waren so klein, dass sie zumindest am Anfang keiner wahrnehmen würden.
So wie diesen.
Er unterschrieb am Ende drei Todesurteile.
Tod am Strang.
Zwei Menschen und ein Halbling.
Auch das eine Form der Gleichberechtigung. Der Halbling würde nicht sterben weil er ein Anderlinge war, sondern weil er für den Feind gearbeitet hatte. Und er würde wie die anderen hängen und nicht brennen. Der Hauptmann, dem der die Urteile übergab blickte kurz auf.
"Kein Scheiterhaufen?"
"Sie hängen, alle. Der Halbling, der Major und der Auftragsmörder. nebeneinander."
"Anderlinge verbrennen wir doch..."
"Weil ihr sie bisher dem Orden übergeben habt und verbrennen ist auch das Privileg des Ordens, wir hängen. Das sind politisch Verurteilte, keine religiösen."
"Und den Halbling zusammen mit den Menschen?"
"Ja, kein Unterschied. Mir ist es egal ob Halbling oder Mensch oder Elf oder Zwerg, Verräter ist Verräter."
Der Hauptmann nickte.
"Und zieht dem Major irgendetwas an mit einer gelben Sonne drauf, wenn ihr ein erbeutetes Wams habt umso besser, jeder soll sehen wofür er hängt, auf den ersten Blick. Dann verstehen sie auch warum daneben ein Anderling baumelt.
Wieder nickte der Hauptmann.
"Und beim Halbling... erhöht die Fallhöhe. Er ist zu leicht, ich will aber nicht, dass er unnötig leidet. Irgendwer soll das berechnen. Wenn nötig bindet ihm Gewichte an die Beine. Es soll ein gerechtes Urteil sein, auch das sollen die Leute sehen."
Nun blickte der Hauptmann kurz auf, nickte aber abermals.

Die meisten Verhöre waren bereits gelaufen, nur noch bei manchen konnte er zuhören, doch auch hier kam er schnell zu dem Schluss, dass die Befragten wenig mit all dem zu tun hatten. Er signalisierte dann dem Diensthabenden, dass er ihn kurz sprechen wollte. Dies sorgte meist noch einmal für besondere Nervosität bei dem Befragten, die dann manchmal noch versuchten etwas zuzugeben und einzuräumen, oder andere vermeintlich sachdienliche Hinweise zu geben, aber in der Regel hieß Sokolov dann den Verhörleiter die Person gehen zu lassen. Er hielt sich zurück, achtete bei diesem ersten Auftritt tunlichst darauf, dass weder einer der Wächter sein Gesicht verlor, noch jemandem auf den Schlips getreten wurde. Ein Drahtseilakt, anstrengend an allen Kanten vorbei zu lavieren, aber für den Agenten zwingend notwendig, und zur Gänze durchkalkuliert.
Dies war sein erster offizieller Auftritt. Auch wenn es derzeit nicht so aussah, so wusste er doch, dass man ihm gleich von mehreren Seiten genau auf die Finger sah.
Dijkstra beäugte ob er seine Befugnisse überschritt. Die Wachen ob er auch kompetent war, der Handelsrat stellte sowohl seine Loyalität als auch seine Integrität aufs schärfste in Frage und wenn man diesen umstrukturieren wollte mit seiner Beteiligung dann musste davor ein Erfolg stehen. und bei den Anderlingen schließlich konnte er sich praktisch nur unbeliebt machen mit so einer Aktion. Also versuchte er es allen so gut es ging recht zu machen, und dabei das Kunststück hinzubekommen sich nicht das Rückgrat dabei zu brechen.
Bislang schlug er sich gut.
Den Elfen an seiner Seite hatte er dabei als Sachverständigen vorgestellt und zumindest den elfischen Delinquenten gegenüber brachte das vielleicht Punkte oder es kostetet Cyron selbige, wenn man ihn als Kollaborateur sah. Aber er rechnete sich aus, ließ man die Elfen dann frei schrieb man das sich auch dessen Einwirken zu.
Der Elf hielt sich dabei durchgehend im Hintergrund, beobachtete, schwieg, wartete ab.
Von Zeit zu zeit hatte Sokolov ihm Sachverhalte erklärt, beließ ihn aber meist in der Rolle des Zuhörers.
Dann allerdings setzte man ihnen noch etwas anderes vor...

Aufgefallen war der Mann, weil er beim Eintreffen der Wachen etwas ganz anderes abstritt und kategorisch darauf beharrte, am Tag zuvor in der Knüppelkathi gewesen zu sein, wo ihn ein halbes Duzend Huren gesehen haben musste. Da er so ungefragt ein Alibi platzierte hatte man ihn kurzerhand mitgenommen und nun wartete er auf seine Vernehmung.
Der Typ war beinahe so groß wie Sokolov eigentlich gut gekleidet mit Hemd und Wams, zwar über Jahre hinweg getragen, aber gepflegt und von Zeit zu Zeit fachmännisch repariert.
Man hatte ihn in einen Verhörraum gesetzt und angekettet und schien auf irgendetwas zu warten. Kurzerhand übernahm Slava den Fall, vor allem weil es ihn nun interessierte, wie Cyron damit umging.
Zwischen dem Mann und den Verhörleitern stand ein Tisch mit einem Stuhl, als Sokolov nun Cyron als seinen Sachverständigen vorstellte begriff zwar keiner das Wort - Slava hatte in der letzten Zeit den Wortschatz der Wache um einige Neuschöpfungen was die Gemeinsprache anging erweitert - stellte man ihm noch einen zweiten Stuhl dazu.
Der Agent musterte den Mann, las sich durch, was man bei der Verhaftung notiert hatte und kam zu einem Schluss. "Wollt ihr es versuchen?" wandte er sich nun an Cyron. Der nickte, sah zum anwesenden Wachmann, zu Sokolov, zum Wachmann, zur Tür, wieder zu Sokolov. Ganz offensichtlich wollte er keine Zeugen.
Dieser verstand. "Das Protokoll führe ich selbst." damit komplimentierte er den Wachmann hinaus. Der schien nicht undankbar immerhin gab es noch genug zu tun.
Den Verhafteten schien das derzeit noch nicht zu ängstigen, er ahnt vielleicht nicht was auf ihn zukam und wen er vor sich hatte.
Kaum allein, setzte Cyron sich auf die Tischkante, legte Hände vor dem Schoß zusammen und... lächelte. Hoffentlich sprach der Verdächtige die Elfensprache. Sonst würde es hakelig. Es begann... mit Smaltalk. Das Wetter... das Essen in den Tavernen... und irgendwann dann: "Wie sind denn die Damen in der Knüppelkati? Ich hörte, ihr seid Stammgast?"
Über das Wetter sprach der Herr noch unbefangen und spontan, ebenso über das Essen, als dann die Sprache auf das kam worin er sich sicher sein sollte, sein Alibi, wurden die Denkpausen länger und seine Sprache abgehakter. Sokolov wusste, was das zu bedeuten hatte. Schließlich bestätigte der Mann, dass er hin und wieder dort war, wenn seine Frau nichts davon wußte. Und da war es. Seine Frau hatte er zuvor nie erwähnt, auch nicht als Alibi.

Cyrons lächeln verdunkelte sich nicht. Er fixierte den Verdächtigen und dann... sah Sokolov es. Über Cyrons graue Augen lief ein silberner Schimmer, als hätte man eine Münze in einen Sonnenstrahl geschnipst. Die nächste Frage klang nebensächlich wie alle anderen vorher auch. Nur... konnte der Verhörte nicht anders, als zu antworten. Die Wahrheit. Sein Mund plapperte einfach los, setze sich über den Vorsatz des Verschweigens hinweg, der zwar fest im Verstand verankert war aber plötzlich nicht mehr wirkte. "Was hast du wirklich an diesem Abend gemacht?", war die schlichte Frage Cyrons.
Er änderte weder den Gesichtsausdruck noch Körperhaltung, lächelte noch immer. Ihm war nichts anzumerken. Nicht einmal Anstrengung.

Sokolov hatte sich bis dahin ein wenig zurückgelehnt, er machte sich tatsächlich Notizen und protokollierte. Das aber war unheimlich. Er sah den kurzen Schimmer, doch dem Gefangenen entging er, weil der zu dem Zeitpunkt auf seine Hände starrte. Und dann war es zu spät. Der Russe hatte die Sekunden gezählt, er hätte selbst wohl kaum Zeit gehabt seine Barriere aufzubauen.
Jarel hatte recht, vor dem Elfen zu warnen, der war tatsächlich gefährlich, aber auch genauso nützlich.
Der Gefangene plapperte nun einfach darauf los. Fuck. hätte er das früher schon gehabt... Er hätte sich eine Menge erspart. Er dachte an einen ganz bestimmten Einsatz.
Der Mann erzählte unbefangen, dass er zuerst gegessen hatte, detailliert, Fischfilet mit Roter Beete und Griebenschmalz, da wäre er mit seiner Frau in Streit geraten, über deren Schwestern, die sich immer einmischten und alles besser wussten. Jedes Detail schilderte er, was sie an dem Morgen trug und auch andere eher unnütze Details. Und dann habe er sie erst erschlagen und dann mit dem Filetmesser zerrteilt und Stück für Stück an verschiedenen Stellen im Hafen entsorgt, manche habe er mit einem Stein noch beschwert, bei manchem war er sich sicher, dass es schnell gefressen werden würde, weil er schon Ertrunkene gesehen hatte. Auch das schilderte er bildreich und ausführlich. Wie schwer es gewesen war, die Knochen durchzusägen und die Sehnen zu durchtrennen, wie starke es geblutet hatte, dass er nie gedacht hätte, dass in einem Menschen so viel davon stecken konnte und die Faszination für all den anderen Kram der herausgequollen war. An dieser Stelle drehte sich auch Slava fast der Magen um, vor allem, weil es ihn unvorbereitet traf und der Mann es schilderte als wäre es ein Ausflug mit der Familie gewesen und als schildere er eine sonnige Landschaft.
Cyron jedoch befeuerte das Feuer des Erzählens noch, in dem er hier und da zustimmte, passende 'fachmännische' Fragen stellte und dem Täter irgendwie das Gefühl gab, ein Held gewesen zu sein. Als der Mann endete, strahlten die Augen des Täters stolz, Cyron wandte endlich den Blick vom Verdächtigen und sah Sokolov an. Das Silber in den Augen schimmerte noch immer im Hintergrund. 'Noch Fragen?', flötete Cyron freundlich.
Slava hatte ein wenig Mühe, sachlich zu bleiben. "Ich brauche noch die Tatwaffe. Und er soll mir bitte die Stellen Skizzieren wo er sie versenkt hat und wo er sie zerteilt hat." Er schob ihm ein Pergament hin und Zeichenkreide.
Und der Mann malte mit großer Begeisterung alles auf. Slava ging kurz zur Tür, schilderte dort dem Wachmann den Sachverhalt und gab ihm die Skizze. Selbst wenn er kaum Zweifel hatte, dass der Mann die Wahrheit sprach, so brauchte es für ein Todesurteil trotzdem Beweise.
"Sonst habe ich keine Fragen." schloss er. "Wir können eine Pause machen."

Cyron nickte, sah wieder zum Täter. "Pause.", erklärte er fröhlich. "Zeit für ein Nickerchen." Die Augen des Mannes fielen zu, sein Kopf sank auf die Brust. Sein Gesicht wurde ernst, als er zurück zu Cyron sah. "Soll er sich an das Verhör erinnern oder nicht?", fragte der Elf ganz selbstverständlich.
Sokolov nickte nur. Irgendwie war ihm übel.
"Ja, ich gönne es ihm nicht das zu vergessen. Er wird ohnehin hängen... oder brennen."
Cyron nickte. "Es kann Schaden anrichten, vergessen zu lassen." Der Elf seufzte. "Vielleicht ist er glücklicher, wenn er als sabberndes Gemüse am Galgen hängt." Er sah noch einmal zum Verdächtigen. Es vergingen lange Sekunden. Zu sehen war... nichts... "Er wird in einigen Minuten zu sich kommen.", erklärte der Heiler. Das hoffte er zumindest. Im schlimmsten Fall wäre Nasenbluten das erste Zeichen dafür, dass es mit dem Verstand des Verhörten vorbei war.
"Er soll nicht glücklich sabbern sterben." urteilte Sokolov, stand dann auf und öffnete die Türe und ließ den Wachmann den Häftling abführen, der war immer noch benommen, ließ sich aber anstandslos wegbringen. Kurz setzte er sich dann wieder, stützte den Kopf auf die Hände und atmete tief durch, dann blickte er zu Cyron. Mittlerweile war es Nachmittag geworden.
"Ich muss zu dem Hexer, wir reden nachher. "
Der Elf nickte und stand von der Tischkante auf. "Zufrieden mit meiner Leistung?", fragte er. Er selbst war zufrieden mit sich. Und zufrieden mit seinem Auftraggeber. Zumindest am heutigen Tage hatte er sich als "Guter" heraus gestellt. Darauf konnte man aufbauen.
Sokolov nickte. "Ja, das war beeindruckend. Etwas beängstigend, aber wirklich beeindruckend." Gefährlich war gar kein Ausdruck. "Erinnert mich daran, dass ich auch lernen sollte, mich dagegen zu schützen." aber er lächelte.
Cyron deutete eine Verbeugung an. "Ich nehme an, ich darf mich in der Stadt frei bewegen?", wollte er wissen. Wenn es noch weitere Razzien gab, wollte er aus der Schusslinie sein.
"Ja, natürlich. Ihr seid mein Berater, Leibarzt... Verhörtechniker... aber keineswegs ein Gefangener."
Cyron lächelte. Wie sollte es anders sein. Und ging.
Sokolov nickte und sah ihm noch hinterher. Er brauchte noch einen Moment um sich wieder zu sammeln, dann ging auch er wieder seiner Arbeit nach.

"Bringt mir nur einen Becher Wasser und dann den Hexer, ich unterhalte mich gleich hier mit ihm."
wies er einen Korporal an.
Er selbst blieb sitzen in dem Vernehmungsraum. Er fühlte sich ein wenig müde und erschlagen. Die letzte Begegnung schnürte ihm immer noch ein wenig den Atem ab und in den Fingern seiner linken Hand kribbelte es als wäre diese eingeschlafen, das legte sich aber schon bald wieder.
Er straffte sich, setzte sich betont lässig hin als man ihm einen doch nicht unerheblichen Stapel mit Akten brachte.

Da waren Namen die er nicht kannte, ein Name, den er kennt und einer von dem er vermutete, dass er zu dem aktuellen Delinquenten gehörte.
"Genadji von Seren" nicht sehr einfallsreich. Andererseits gab es auch kein Internet das einem ähnliche Treffer ausspuckte.
Vom Frühjahr 1266 lag ein Haftbefehl vor.
Hexer, Greifenschule.
Geboren 08. August 1188
Groß, blond, rosa Augen. Ihm wurde Einbruch, Diebstahl, und eine Vergewaltigung im Landhaus von Dusica von Roggeven vorgeworfen.
Dann noch eine Schilderung der Lage des Landhauses, irgendwo an der Nordküste.
Es gab auch eine ältere Erwähnung einer Verhaftung eines Hexers im Sommer 1262, zumindest musste er verhaftet worden sein, denn er saß in einer Zelle und niemand wusste warum. Auch hier passte die Beschreibung.
Er las sich auch die Berichte über die anderen Hexer durch. Offenbar eine doch recht umtriebige Zunft und ihr Ruf, dass sie gerne Ärger machten schien nicht ganz von ungefähr zu kommen. Stellte man eine Strafstatistik auf, so landeten Müller und Schmiede und Schneider sicher nicht halb so oft im Kerker. Auch der Name Reuven von Sorokin hatte einen dicken Stapel Pergamente. Kein wunder dass etwas zusammenkam.
Wurden die denn alle so alt und sahen noch immer aus wie 30? Ungerecht.
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Crehwill von Seren
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Kapitel 1, Was dieses Buch nicht ist...

Erotisch.
Wenig im Tenebrarum war erotisch. Vielleicht ein paar blutsaugende Vampirschnepfen, aber sonst ging es viel darum, was man wem am Besten abhakt. Bestimmt eine Stunde hatte Crehwill sich im Rezitieren versucht, aber Erinnerungen an letzte Nacht lenkten ihn regelmäßig ab. Es ist immer wieder überraschend wie viele Sätze und Worte man zweideutig deuten konnte, wenn man nur wollte. Oder so eine Zwergin getroffen hatte. Wenn das Verhalten im Bett normal war, ist es kein Wunder, dass Zwerge so ausdauernd sind.

Der Hexer stand auf, lief ein paar Schritte im Kreis, tigerte durch die Zelle, lauschte an der Holztür, lehnte sich dagegen. Hoffentlich wird er nicht wieder vergessen. Noch ein paar Jahre in so einer blöde Zelle müssen wirklich nicht sein. Diesmal auch noch gefesselt. Er bewegte seine Finger, die begannen zu kribbeln und sich langsam taub anfühlten. Einer Gefühlsregung nachgehend trat er gegen die Tür. Atmete ein und setzte sich wieder.

Der Morgen war vergangen, als endlich die Tür geöffnet wurde und der zweite Korporal von heute morgen eintrat. Er machte nur eine Geste, die sagte man sollte mitkommen. Crehwill richtete sich erleichtert auf, es kümmert sich jemand um ihn. Sein Hemd, dass beim Aufstehen herunter gefallen war, warf er sich wieder über die Schulter. Zur Not könnte er versuchen jemand damit zu erwürgen. Gedanken, die ihn seit dem Training im Kaer nicht losließen.

Draußen warteten bereits zwei Wachen, die sie begleiten sollten. Aber der abschätzende Blick des Hexers führte dazu, dass sich eine Dritte dazugesellte. Er hatte nichts gemacht, aber ja er konnte nicht anders, als seine Möglichkeiten abzuwägen. Deshalb schloss er lieber die Augen folgte seinem Gehör und der Schubserei des Sicherheitspersonals. Was es vielleicht auch nicht besser machte.

~

Betont unschuldig betrat er schließlich den Vernehmungsraum. Anfang 30 könnte passen. Die blonden Haare hingen ihm etwas wirr vom Kopf, der ehemalige Pferdeschwanz war zumindest in den Nacken gerutscht und einige Strähnen mehr fielen ihm ins junge Gesicht. Der nackte Oberkörper, der nur wenig vom Hemd über der Schulter bedeckt wurde, zeigte eher wenig Narben für sein Berufsfeld, aber das Medaillon auf der Brust war eindeutig. Die Muskel waren trainiert, aber alles andere wäre seltsam gewesen. Er hätte sich vielleicht auch neben Slava gesetzt, aber der Korporal stupste ihn auf den freien Stuhl gegenüber. Um Ärger zu vermeiden, nahm Crehwill dort Platz – für einen Gefangen möglicherweise ein bisschen zu lässig. Er warf einen flüchtigen Blick auf die Akten auf dem Tisch, musterte kurz sein Gegenüber, suchte Augenkontakt und lächelte freundlich.

„Ihr seid der Neue?“
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Vyacheslav Sokolov
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Slava musterte den Hexer. Er kannte nicht viele von der Sorte, genaugenommen nur einen mit einem Katzenmedaillon, von anderen hatte er nur gelesen. Gelbe Katzenaugen schienen eigentlich typisch zu sein, dieser hier hatte allerdings rosa Augen. Hautfarben rosa. Ja, Muschi-pink war eine Assoziation, die man haben konnte. Er musste ein wenig über die Zwergin schmunzeln.
Und Hexer waren wohl auch meist ziemlich ramponiert, auch das traf auf Reuven zu, allerdings hegte er bereits den Verdacht, dass selbiger sich besonders ungeschickt anstellte oder einfach phänomenal viel Pech hatte.
Ihn selbst hatte man auch anfangs für einen Hexer gehalten, vor allem der Narben wegen, zumindest hatte ihn das der Zwerg gefragt, und später auch Jarel. Seine Narbensammlung war beachtlich, weswegen er einiges davon unter einem rotblonden Bart der bereits etwas grau ansetzte, und einem hohen Kragen verbarg.
Er gab sich Mühe seriös auszusehen. Und seine Augen waren auch halbwegs normal grün, nahm er zumindest an, auch wenn Jarel behauptet hatte, sie würden leuchten, aber ihm kamen sie immer ganz normal vor.
Er war der Neue. Traf wohl zu. Wenn man ein über 80jähriger war, der wie 30 aussah.
Merkwürdige Welt.
"Sokolov. Ja, könnte man so sagen."
Er blieb sitzen, eine Hand auf den Stapel gelegt. Einige inhaftierte Hexer... waren die Mutationen das Problem? Der Versuch durch genetische Experimente Supersoldaten zu erzeigen hatte selten etwas gutes hervorgebracht. Nun, Zeit, das herauszufinden.
Er blickte nur kur auf.
Dieses Exemplar hier hatte wohl keine Zeit mehr gehabt, sich ganz anzuziehen. Beruhigt stellte er fest, dass ihn dieser fremde halbnackte Kerl ziemlich kalt ließ.
"Wenn ich euch von den Handschellen befreie, versprecht mir, dass ihr keines dieser Zeichen gegen mich einsetzt, dann können wir uns vernünftig unterhalten."
Gerade wollte er nicht überprüfen, ob er sich gegen eine Beeinflussung hätte wehren können.
Er sprach die Gemeinsprache mittlerweile fließend, nur ein o klang manchmal eher nach einen a, manche Betonungen waren härter und eher auf der hinteren Silbe während man hier eher die erste betonte.
Als er anbot, die Handschellen zu lösen zuckte der Korporal am Eingang kurz zusammen, wollte vielleicht schon empfehlen es zu lassen, Slava konnte das nur aus den Augenwinkeln sehen, hob aber die Hand um jeden Einwand im Keim zu ersticken. Er wußte was er tat.
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