Außerhalb | Grashügel | Eine Meile östlich der Stadtgrenze auf einem Feld

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
Lysira
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Von: Dem kleinen Haus der Heilerin und der Alchemistin
Nach: Umland, eine Meile östlich von Ferneck auf einem Feld
Zeitpunkt: Die Nacht vom 30. - 31. Juli
Betrifft: Voli, Sarray, Lysira
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Dies war in der Tat die ungünstigste Fügung, die Lysira einkalkuliert hatte. Wie zu einer Salzsäule erstarrt blieb sie in der Position, doch sie atmete, atmete tief und dennoch nahezu geräuschlos. Eine unheimliche Stille hatte sich über sie gelegt. Die Ruhe vor dem Sturm. Ganz langsam fuhr sie ihre Instinkte wieder hoch, Gehör und Witterung folgten dem Vran, der sich mit Sarray davon machte. Sie schätzte seine Bewegungen ab, seine immer größere Entfernung zu ihr. Langsam, mit einer nahezu gelassenen Ruhe entwand sie ihre Arme wieder, doch war jede ihrer Muskelfasern angespannt.
Die Frau verwandelte sich zurück in das Monster, ihre Bewegungen waren so fließend, als bestünden die Luft und sie aus Wasser und im nächsten Moment schienen sie wirklich ineinander zu verschmelzen, eins zu werden. Die Bruxa verschwand in der Dunkelheit, lautlos wie ein Schatten glitt sie geschmeidig und doch in unmenschlicher Geschwindigkeit hinter dem Vran her. Kühl wie die Umgebung, unsichtbar für ein jedes Auge, die körpereigenen Waffen geschärft.
Sie holte auf, zog einen weiten Bogen in den Windschatten. Hier und da ein leises Rascheln. Wieder holte sie auf, der Vran kam wieder in Sichtweite.
Lysira beobachtete ihn, jede seiner Bewegungen, die Abläufe seiner Fortbewegung, den Griff, mit dem er Sarray hielt. Sie hatte nur eine Chance, durfte sich keinen Fehler erlauben, musste präzise zuschlagen, genau im richtigen Moment.
Sie floss noch näher heran, fixierte die Stelle, an der Muskelstränge und Nervenfasern zusammenzulaufen schienen und sprang.
Sie zählte auf Druck, Geschwindigkeit und Überraschung, setzte weder Zähne, noch Krallen ein. Wie ein Geschoss traf ein spitzer Ellenbogenknochen auf die muskulöse Schulter des Vrans, die zu dem Arm führte, mit dem er Sarray hielt. Ihr Körper drängte sich in den entstehenden Zwischenraum, drängelte Sarray aus dem Griff. Ihr blieb weder genug Zeit noch Raum um sich selbst in eine Verteidigungsposition zu bringen und auch rechnete sie nicht damit, wie zäh so ein Vran war. [79]
Zuletzt geändert von Lysira am Donnerstag 6. Oktober 2022, 15:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Voli
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Als Voli außer Sichtweite der Anhöhe war, warf er sich die Zwergin wie einen Getreidesack über die Schulter und erhöhte sein Tempo. Er war noch längst nicht aus der Gefahrenzone. Die Bruxa, so nannte sie sich, war ein Monster; von der Natur mit allen Fähigkeiten eines Apex Predators ausgestattet. Erschaffen, um zu jagen, zu töten und zu metzeln, wie das Massaker am Vortag zeigte. Ein Fehler könnte seinen Tod bedeuten. Die Zwergin würde er nicht töten, das war ihm klar. Warum sollte er? Ihr Tod wäre sinnlos und würde sein Leben nicht retten. Im Gegenteil.

Vran und Zwergin verließen den Vorort von Nowigrad, schnitten eine Straße und tauchten ins Unterholz ein. Hielten sich dabei Östlich. Voli folgte seiner alten Fährte in der Hoffnung, die Kreatur auszutricksen. Er würde bald ein Gewässer erreichen und dort könnte er nach Süden abdrehen in Richtung des Treffpunktes. Er hatte auch mit dem Gedanken gespielt, gar nicht zum verlassenen Hof zu gehen, sondern die Zwergin einfach irgendwo zurückzulassen, wo man sie finden würde und wo sie sicher war. Beim Hof konnte ihm die Bruxa auflauern. Sie zu täuschen wäre klüger gewesen. Es war ein weiterer Fehler, den sich der Vran grimmig eingestehen musste, denn der Hof war seine Lagerstätte und seine Ausrüstung war dort. Es würde ihm schwer fallen, die Dinge, die er zum Überleben benötigte, einfach zurückzulassen. Doch alles zu seiner Zeit. Er hatte die Zwergin als Druckmittel und solange er sie hatte, konnte er die Bruxa kontrollieren.

Voli verließ ein kleines Waldstück und sah sich gezwungen, ein offenes Feld zu überqueren. Hüfthohes Gras und Dunkelheit versprachen Sicherheit, aber wenn sein vermeintlicher Verfolger über ähnliche Sinne wie er verfügte, würde ihn das nicht wirklich schützen. Ständig prüfte der Vran die Luft, hielt kurz inne, lauschte, sah sich um und fixierte dabei jeden Schemen, bis er sich sicher war, dass es sich dabei nur um eine Wurzel oder einen Stein handelte und nicht um ein Wesen, das ihm auflauerte und auf eine Gelegenheit hoffte ihm die Kehle rauszureißen.

Er konnte nicht ahnen, dass jede Vorsicht vergebens war; das Geschöpf ihn fast die gesamte Zeit verfolgte und beobachtete und er nichts davon mitbekam. Völlig ahnungslos war er, als ihr Angriff kam. Wie ein Pfeil schoss sie aus den Schatten und Voli merkte es erst, als der Schmerz in seiner Schulter auf pochte und sein rechter Arm, welcher die Zwergin fixierte, plötzlich taub wurde. Erst dann nahm er die bestien-artige Fratze der Bruxa wahr, welche sich in blassen Grautönen von den Schatten der Umgebung abhob und ihre pechschwarzen Augen trafen seine leuchtend roten. Sie war direkt vor ihm. Wurde von der Wucht des Angriffs gegen den Vran gedrückt und hatte wohl fest damit gerechnet, sie könne ihn mitreißen und ihn mit diesem Manöver zu Fall bringen, aber trotz ihrer Bärenstärke, war die Bruxa nur ein Fliegengewicht und Voli wog nicht nur ein Vielfaches, sondern hatte auch den Vorteil eines massigen Schwanzes, der ihn regelrecht am Boden verankerte. Und so widerstand er dem Angriff, starr und standhaft wie eine alte Eiche.

Alles was dann geschah, wurde von keinem bewussten Gedanken gesteuert, sondern war nur eine Kombination aus Instinkten, Reflexen und Training. Die Zeit floss plötzlich zäh und träge. Volis linker, massiger Arm wickelte sich um die Bruxa in einer tödlichen Umarmung; presste mit solch einer Gewalt gegen ihre Wirbelsäule, dass sich ihr Körper unter dem Druck unnatürlich nach hinten bog. Einem normalen Menschen hätte dies möglicherweise das Rückgrat gebrochen, doch nicht der Bruxa. Das war auch nicht nötig, denn gleichzeitig und ohne darüber nachzudenken biss Voli zu und grub seine Zähne tief in das kalte Fleisch der Kreatur. Als die Kiefer sich um ein gutes Drittel des Oberkörpers der Bestie schlossen und Zähne wie Sägeblätter an ihrem Fleisch rissen, landete die bewusstlose Zwergin im kühlen Gras der Wiese. [99]
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Sarray Cestay
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Ein kreischender, heller Schrei gellte beiden machtvollen Kreaturen in den Ohren.
Das einzige machtlose Wesen indes stand schwankend im nassen Gras, hielt sich mit der rechten Hand den linken Oberarm.
„Aufhören!“, brüllte Sarray und taumelte in weit ausschweifenden Bögen fehlender Koordination auf den Vran zu. Sie sah dabei aus wie besoffen. Und die Mini-Blondine fühlte sich auch so. Wie durchgekaut und in den Rinnstein gespien.
„Nimm deine Zähne von ihr du hirnlose Gurke! Sie tut keinem was! Und sie ist meine Freundin! Und wenn du sie nicht sofort ausspuckst, tret ich dir in die Eier bis sie mit deinen Mandeln Tischball spielen!“
Wobei…hatten Echsen Eier? Ganz zu schweigen von Mandeln?
Natürlich war es Größenwahn, sich auch noch zwischen die beiden Kontrahenten zu schmeißen.
Aber die Intelligenz sich klammheimlich davonzumachen und in Sicherheit zu bringen besaß Sarray nicht. Sie hatte nur Augen für das Wesen, in dass sie sich verschossen hatte.
Und das obwohl sie genau wusste, dass dieses Gefühl nur einseitig war. Und dieses grüne Biest war im Begriff, sie in Stücke zu reißen. Zumindest in Sarrays Augen.
Lysira
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Ein ungesundes Knacken… es kam nicht von der Wirbelsäule, diese hatte bei Lysira eine immense Flexibilität. Es waren die Rippen, die brachen. Mehrere auf einmal, doch die Bruxa konnte nicht einschätzen, wie viele genau. Begleitet von diesem ungesunden Knacken wurde ihr die Luft aus den Lungen gepresst und im nächsten Moment bohrten sich auch schon die Zähne des Vrans in ihr Fleisch, durchdrangen mühelos die weiche Haut, schnitten sich durch Muskeln… ein ungesundes Knirschen, das von Brust- und Schlüsselbein ausging durchfuhr ihren Körper.
Und da war noch etwas… dieser Schmerz war unnatürlich intensiv für den Schweregrad der Verletzungen. Er brannte, als befände sich flüssiges Feuer darin.
Ein qualvoller Aufschrei, der mehr an den einer Fledermaus erinnerte… dann hörte sie Sarrays Stimme.
„Lauf!“, versuchte sie zu rufen, aber das, was ihr über die Lippen kam war kaum mehr als ein verzerrtes Hauchen.
Die Bestie in ihr riss sich los, Lysira zappelte und fauchte, mehr Knochen splitterten, jede Bewegung vergrößerte ihren Schmerz und ihre Verletzungen. Sie kam nicht weg… Sie versuchte sich im Hals des Vrans zu verbeißen, doch dessen Schuppen waren zu glatt, sie rutschte ab.
Es war ein kurzer Kampf, denn trotz des Blackouts war sie zu sehr geschwächt, diesen Zustand der Raserei aufrecht zu erhalten. Ihr Aussehen wurde wieder menschlicher, während sie gegen die Ohnmacht ankämpfte. Ein Husten… höllischer Schmerz… der Geschmack von Blut. Dunkel rann es ihren Mundwinkel herab. Ihr Körper erschlaffte, doch als ihr Kopf in den Nacken fiel erwachte sie wieder.
Egal was geschah, sie musste wach bleiben. Nur solange sie wach war, würde der Vran nicht von ihr ablassen, sie als noch immer potenziell gefährlich einschätzen. Nur solange sie wach war, konnte sie Sarray beschützen. Jetzt nur keine weitere Schwäche zeigen…
„Lass sie gehen. Das hier ist nur zwischen uns beiden…“, keuchte sie.
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Voli
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Voli drückte seine Kiefer fest in das weiche Fleisch der Bruxa. Ihr Blut quoll in sein Maul und versetzte ihn in einen Rausch, der nur noch weiter angestachelt wurde durch den Rhythmus von knackenden, brechenden Rippen. Er hatte die Kreatur fest im Griff des Todes und würde erst wieder locker lassen, wenn es sich nicht mehr rührte. Erst dann konnten sich seine Muskeln entspannen. Dieser Gedanke füllte sein gesamtes Bewusstsein aus. Im Todestanz zwischen zwei Monstern gab es keinen Platz für Zweifel, Rationalität oder ein Gewissen. Die Bruxa musste sterben, damit er weiterleben konnte. So waren die Regeln.

Jemand hatte es wohl versäumt, diese Regeln der blonden Zwergin mitzuteilen, die just wieder zu Bewusstsein kam und einen Heidenlärm veranstaltete. Irgendwas in ihrer Stimme und ihren Drohungen erreichte den rationalen Teil von Volis Reptilienhirn und weckte diesen auf. Was er dann tat, verstand er selbst nicht. Er ließ locker. Löste sich von der Kreatur und stieß sie von sich, bevor er selbst einen großzügigen Satz nach hinten machte.

Dort stand er nun, halb vornüber gebeugt, in raubtierhafter Manier. Sein Atem ging schwer und zischte drohend. Kiefer waren geöffnet und eine Mischung aus zähem Speichel und Bruxa-Blut tropfte von blutroten Lefzen in dicken Fäden zu Boden. Sein rechter Arm baumelte nur nutzlos an seiner Seite. Der Vran schien das gar nicht zu bemerken. Er befand sich im geistigen Zwielicht: ein Teil von ihm, die Bestie, taktierte Bruxa und Zwergin und spielte hunderte Szenarien durch, in denen er beide erlegte. Kiefer schlossen sich um dünne Hälse und zerquetschten Luftröhren und Schlagadern. Klauen rissen Bauchhöhlen auf, Knochen brachen, Gliedmaßen wurden abgetrennt. All dies spielte sich wieder und wieder in seinem Kopf ab, schürte den Rausch der Bestie in ihm und brachte sein Herz zum Rasen. Der andere Teil seines Bewusstseins befasste sich mit der Frage, von welchen Eiern die Zwergin sprach. Er war kein Weibchen und hatte kein Gelege, daher gab es auch keine Eier, die sie zertreten konnte. Und was war überhaupt Tischball? Oder Mandeln? Und warum schimpfte sie ihn eine Gurke?
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Sarray Cestay
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Die Zwergin schimpfe immer noch Mord und Brand, bezeichnete ihn als Dirnenspross und verpasste ihm viele andere verwirrende Attribute, doch sie steuerte nicht mehr auf ihn zu, sondern auf die Bruxa.
Ohne jegliche Angst und trotzdem mit blanker Panik in den Augen ging Sarray neben Lysira in die Knie? Nicht einmal die veränderte Gestalt schrak sie ab. Sie versuchte nur mit aller Vorsicht mit der funktionierenden rechten Hand der Bruxa das Haar aus dem Gesicht zu streichen, um ihr in die Augen zu sehen.
Das Geräusch, als ihre Knochen brachen hatte jede Vorsicht im Verstand der Kleinen verlöschen lassen wie ein Lagerfeuer bei Schlagwetter.
Dass sich ihr Handgelenk – und auch die ganze Zwergin – dabei in Reichweite der Zähne der Bruxa befanden ignoriere sie entweder, oder sie nahm es in Kauf.
„Lysira…“, sprach die Zwergin die Bruxa leise an. „Denkst, du, du kannst rechtzeitig aufhören?“, fragte die Heilerin und schob ihren Ärmel bis zum Ellenbogen hoch.
Dem Vran schenkte sie keine Aufmerksamkeit. Wenn der nun losstürmte, war es ohnehin geschehen.
Lysira
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Der kleine Ruck des Vrans genügte bereits, um die mit der Ohnmacht kämpfende Bruxa etwa drei Meter von sich zu werfen. Wie eine zerbrochene Puppe kam sie auf dem Boden auf, die geborstenen Knochen knirschten, doch das Schlimmste war der unnatürliche Schmerz, den das Gift des Vrans auslöste.
Kurz krümmte sie sich auf dem Boden, als sogleich die rasch in sie einströmende Atemluft ihrer Vitalität einen kleinen Kick versetzte. Schmerz… Das Gefühl von Organen, die wieder an ihre rechtmäßigen Plätze zurückrutschten. Mit zitternden Armen stützte sich die Bruxa auf, beugte sich vorn über und hustete dunkles Blut. Ein grotesker Anblick, denn die Wunden sahen deutlich nach etwas aus, was kein Mensch hätte überleben können. Wo der Bewegungsapparat anatomisch beschädigt worden war, schien es, als würde sie wie eine Marionette an Fäden gezogen. Unnatürlich, ruckartig. Die Haut hing stellenweise in Fetzen, aus tiefen Wunden sickerte Blut, teilweise waren Knochen des Brustkorbs zwischen offenem Fleisch sichtbar. Ein gesplitterter Schlüsselbeinknochen ragte sogar deutlich heraus.
Aber Lysira war kein Mensch und tatsächlich waren diese Verletzungen gerade ihre geringste Sorge.
Das Gift schmerzte, doch die Bruxa hatte im Laufe ihres Lebens genug durchlitten um mit Schmerz umgehen zu können. Zumindest schien es im ersten Moment nicht viel mehr mit ihr zu machen als weh zu tun. [87]
Zunächst bemerkte sie Sarray nicht, obgleich sie sie hörte, weit entfernt wie durch einen dumpfen Schleier. Nun, da sie wieder atmen konnte, war der Grad zwischen Bewusstsein und Bestie sehr schmal. Der Geruch der Beute kitzelte ihr betörend in der Nase. Ruckartig bewegte sich ihr Kopf zu der Zwergin hin, pechschwarze Augen fixierten sie, die Augen eines Raubtieres. Die Raserei riss erneut an der Bruxa. Und dann war da noch etwas anderes… Blau… das Meer… Skellige…
Ihre Züge wurden wieder weicher, ihre Selbstbeherrschung siegte über die Bestie. [87]
Halb kroch sie, halb zog sie sich über den Boden, um Sarray mit ihrem Körper abzuschirmen, denn da war noch immer der Vran…
Die Worte der kleinen Blondine hallten in Lysiras Kopf wider. Hatte sie ihr gerade wirklich aus freien Stücken ihr eigenes Blut angeboten?! Die Bruxa wusste nicht, ob sie gerührt sein oder Sarray für ihre Unvernunft schelten sollte. Doch letztlich war die Situation brenzlig, sie musste schnell wieder zu Kräften kommen, um Sarray beschützen zu können. Es blieb keine Zeit für Worte. Zärtlich aber auch zielstrebig fuhr sie mit einer Kralle an Sarrays Handgelenk, schaute ihr noch einmal in die Augen, gab ihr die Gelegenheit, es sich doch nochmal anders zu überlegen. Dann setzte sie einen gezielten kleinen Schnitt. Eine deutlich schonendere Methode als den klassischen Biss, die noch dazu deutlich weniger Spuren hinterließ. Ihre Lippen schlossen sich um die Wunde, sanft, während Lysira mit ihrem inneren Tier rang. Doch sobald das warme, so köstliche Blut ihre Zunge benetzte, schien es besänftigt und fast war es, als würde es in ihr schnurren, während diese flüssige Wärme, pure Energie, ihre Kehle hinabrann. Tatsächlich war der gefährlichste Moment stets der davor, solange sie der Bestie verwehrte, wonach sie verlangte. Was nicht bedeutete, dass das Aufhören keine Überwindung kosten würde. Doch sobald sie genug hatte, um notfalls wieder kämpfen zu können, leckte sie noch einmal zärtlich über die Wunde, sodass der Blutfluss stoppte und ließ von Sarray ab. Eine zarte Dosis Euphorie durchzuckte ihren Körper und verlangte nach mehr, Lysira zwang sich, es wirklich dabei zu belassen.
„Danke“, hauchte sie und wandte sich wieder zu dem Vran um. Sie sammelte ihre Kräfte, während das Blut der Zwergin ihre Regeneration beschleunigte. Ihre Haltung blieb defensiv, ihren Körper hielt sie noch immer schützend zwischen ihm und Sarray und in ihrem Blick lag klar etwas Beschützendes, ähnlich dem Ausdruck einer Löwin, die bereit war, ihr Junges zu verteidigen.
„Ich werde sie beschützen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Sag mir, müssen wir das hier wirklich so zu Ende bringen? Wir sind beide Relikte einer längst vergangenen Zeit. Ich will dich nicht töten. Es wäre so, als tötete ich meinesgleichen“, sagte sie mit ruhiger, aber fester Stimme, noch immer leicht verzerrt. Ihr fiel auf, dass auch der Vran verletzt war. Sicherlich wäre er schwerer verletzt gewesen, wenn sie ihre Krallen eingesetzt hätte, aber sie hoffte noch immer auf einen friedlichen Ausgang dieser Situation. Schon kalkulierte sie die Bewegungen, die nötig wären, um möglichst überraschend und schnell Sarray aufzuheben und mit ihr abzuhauen.
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Voli
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Voli war verunsichert. Eine Verunsicherung, die so tief saß, dass er sich während der gesamten Szene nur dazu imstande sah, mit gehörigem Abstand zuzusehen. Er hatte die Kreatur schwer verletzt. Mehrere Rippen, vielleicht sogar Knochen gebrochen und es gebissen. Ein Vran-Biss besiegelt zumeist das Schicksal des Opfers, wenn dieses nicht schnell behandelt wurde, doch diese Kreatur, die Bruxa, schien zwar große Schmerzen zu leiden, aber machte nicht den Eindruck, als würde sie bald sterben. Im Gegenteil: Mit jedem verstrichenen Moment schien sie vitaler zu werden. Insbesondere nachdem sie irgendetwas mit der Zwergin gemacht hatte.

Die Zwergin. Ihr Mut war durchaus bewundernswert und sie schien ebenso sehr an der Bruxa zu hängen wie die Bruxa an ihr; da war es nicht verwunderlich, dass die Ereignisse sich derart zugespitzt hatten. Es grenzte sogar an ein Wunder, dass in der letzten Stunde noch niemand umgekommen ist. Voli beobachtete weiter aufmerksam und angespannt. Ein Gedanke ließ ihn nach seiner Gabelschwanzkeule greifen, die zu seiner linken am Gürtel hing. Ein Versuch, der mit einem stechenden Schmerz in seinem rechten Arm quittiert wurde. Der Vran musterte das nutzlose Körperteil verwirrt. Es hing nur schlaff an seiner Seite, war wie taub. Damit konnte er keine Waffe schwingen.

Sei es drum. Er hatte noch die Klauen seiner Linken, seinen Schweif und seine Zähne. Die Kreatur hatte sich soweit erholt, dass sie sich wieder schützend vor die Zwergin stellte wie eine Wolfsmutter vor ihr Junges. Sie wirkte angeschlagen, aber bereits deutlich besser und gefährlicher als noch wenige Momente vorher. Eine Spur Sorge machte sich in dem Reptil breit. Vielleicht hätte er es zu Ende bringen sollen, als er die Gelegenheit hatte. Im schlimmsten Fall ging nun alles von vorne los. Voli beugte sich tiefer zu Boden, dass er halb mit dem hohen Gras verschmolz, den Kopf wie eine Schlange dabei immer geradewegs auf sein Ziel gerichtete; eine Haltung die sein Schwanz ermöglichte, der das nötige Gegengewicht bot, sodass er nicht vornüber fiel. Die Strecke zu Bruxa und Zwergin zu sprinten, würde mit seinem kaputten Arm schwer werden. Aus Volis Kehle löste sich ein rasselndes, drohendes Zischen. Eine Herausforderung. Soll sie doch kommen, seine Zähne und Klauen waren bereit. Doch sie rührte sich nicht, sondern begann zu sprechen.

“Es hat zuerssst angegriffen” Entgegnete er “Es hätte keine Verletzungen geben müssen. Es kannte die Bedingungen und es hatte mein Wort.” Der Vran schnaubte verächtlich “Wir sind nicht gleich. Ich bin kein Relikt und ich bin kein Monssster!” Ein weiteres drohendes Zischen drang aus seiner Kehle und er schlug herausfordernd mit dem Schwanz auf den Boden. Dies waren die Drohgebärden eines Tieres, das nicht mehr kämpfen wollte. Es wollte gefährlich und brutal wirken. Es wollte, dass sein Gegenüber verschwindet. “Wenn es töten will, soll es angreifen. Wenn es nicht kämpfen will, soll es verschwinden.”
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Sarray Cestay
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Sarray schnaufte und zog den Ärmel energisch wieder herunter.
Sie versuchte sich an Lysira vorbei zu schieben, die Buxa war aber dagegen wie es aussah und setze schon an sie am Schlafittchen zu packen, als die Zwergin entwaffnend die Arme hob und frustriert einen Schritt zurücktrat.
„Ich hab schon kapiert.“, sage sie laut genug, dass beide Parteien sie hören konnten.
„Ihr seid beide mordsgefährlich. Beide keine Monster und totaaaal unschuldig an der Situation. Ihr wollt beide niemandem weh tun und es liegt natürlich immer am anderen, wenn Blut fließt. Wisst ihr was, ihr zwei? Wie wäre es, wenn wir es nochmal von vorne versuchen.“
Sie machte einen Ausfallschritt zur Seite, damit die Echse sie auch sah.
„Guten Tag, mein Name ist Sarray. Ich bin eine Zwergin. Und ihr seid?“
Sie machte eine fuchtelnde halbe Verbeugung in Volis Richtung.
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Voli
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Diese Zwergin war wirklich mehr als seltsam. Verrückt und vielleicht sogar lebensmüde, jedoch, irgendwas an ihr war derart entwaffnend, dass es einem gar nicht so schwer fiel sich auf sie einzulassen. Ihr die Bühne zu überlassen und die Kontrolle über die Situation und das, obwohl Voli sie erst seit einer Stunde kannte und obwohl seine Beziehung zu ihr in dieser Zeit so aussah, dass er sie entführte und als lebendes Schild gegen die Bruxa missbrauchte.

Sie ging scheinbar völlig unbefangen mit ihnen beiden um, so als wäre überhaupt nichts dabei. Als würden die beiden ihrer Spezies angehören und hätten wenige Momente vorher nicht versucht, sich gegenseitig umzubringen. Er zögerte lange; so lange, dass man fast annehmen konnte, dass er eine Antwort schuldig bleiben wollte, doch dann sagte er, ohne die Bruxa dabei für auch nur einen Augenblick aus dem Visier zu nehmen, geschweige denn seine Haltung zu ändern: “...Sssarray…” Zischen und kehliges Rollen dominierten den Versuch, den Namen auszusprechen. “Mein Name ist Vol’Atilis. Menschen nennen mich meist Voli. Ist einfacher. Ich bin ein Vran.” Nach einer kurzen Pause ergänzte er dann noch. “Ein Winter-Vran”
Lysira
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Im ersten Moment stand Lysira da wie angewurzelt. Bereits hatte sie zu der Bewegung angesetzt, die es brauchte, um schnell abzuhauen und Sarray dabei ungeniert mitzunehmen, als die kleine Blondine geschickt auswich, sich hinter ihr wegmogelte und dann plötzlich auch noch das Reden anfing.
Der Blick der Bruxa wechselte zwischen Sorge und Angst um Sarray über reine Verwirrung auf Bewunderung. Wie machte Sarray das? Was immer sie tat, es schien zu funktionieren.
„Guten Abend, Vol’Atilis… Voli.“ Dieser alte Klang seines vollständigen Namens… sie ließ ihn auf sich wirken, während sie ihn sprach. Nun, da sie die Allgemeinsprache kannte, konnte sich vorstellen, welche Hürden eine menschliche Zunge bei der Aussprache zu bewältigen hatte, aber ihr bereitete es keinerlei Probleme.
„Mein Name ist Lysira. Ich stamme aus Marcuthe, bin ein Kind Gharashams, eine Bruxa.“
Sie verneigte sich elegant, noch immer ragte da ein gesplitterter Schlüsselbeinknochen aus ihr heraus, doch schien das nicht länger die Geschmeidigkeit ihrer Bewegungen einzuschränken.
Sie war bereit, sich darauf einzulassen, obwohl er sie ein Monster genannt hatte. Und auch obwohl er es so dargestellt habe, als habe sie ihr Wort gebrochen, obgleich sie den Bedingungen, die er gestellt hatte nie zugestimmt hatte. Über beides zügelte sie ihre Empörung, einst hatte sie gelernt, in welchen Momenten Zurückhaltung der gesündeste Weg war und das hatte sie geprägt.
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