Oxenfurt - Gaststätte 'Zur Alchemie' / Slavas Zimmer

Eine von den zwei freien Städten in Redanien. Oxenfurt liegt an den nördlichen Ufern des Pontar-Stroms. Die Stadt ist bekannt und berühmt für die Universität, die die größte Akademie der nördlichen Königreiche.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Der nächste Krampfanfall!
Jarel reagierte schnell und routiniert. Er wollte sich hinter Slava an Kopfende platzieren, doch der Soldat zuckte, fuhr heftig zusammen, krümmte sich…
Und schnellte gerade in dem Moment wieder auseinander, als Jarel ihn an sich ziehen wollte. Der Ritter kassierte einen Treffer von Slavas Hinterkopf auf seine Unterlippe. Der Ritter fluchte, griff fester zu.
Dieser Krampfanfall war heftiger als die anderen. Und anders. Gefährlicher.
Es folgte eine Art Ringkampf, bei der Jarel über Minuten alle Kraft aufwenden musste um zu verhindern, dass Slava sich den Schädel einschlug. Oder ihm. Oder beiden. Verdammt, war der Bursche zäh. Und kräftig.
Verbissen hielt der Ritter den Soldaten in den Armen und an sich gepresst, benutzte seinen eigenen Körper als Puffer zwischen dem Mann, mit dem ihm so viele Parallelen verbanden, und dem harten Holzboden.
Erst eine gefühlte Ewigkeit später wurde aus dem hefigen Rucken und Zappeln ein Zucken.
„Slava?“ Keine Antwort. Etwas stimmte nicht. Jarel horchte in den Körper vor sich. Das Herz des Soldaten raßte, stolperte. Aber das war es nicht.
„Verflucht!“ Jarel knirschte mit den Zähnen. Slavas Zucken wurde schwächer. Doch…
…er atmete nicht! Hektisch änderte Jarel die Stellung, zog Slava höher, damit er den Kopf des Krampfenden überstrecken konnte. Der richtige Winkel musste es sein, um seine Atemwege zu befreien. Und vorsichtig. Zu heftig, und es würde ihm das Genick brechen. Vorsichtig! Was, wenn es nicht seine Zunge war, die er verschluckt hatte?! Jetzt nicht in Panik geraten.
Nun war Jarel es, der die Luft anhielt. Bis er einen hektischen, unkontrollierten Atemzug hörte.
Den Göttern sei Dank. Das Zucken wurde ein Zittern. Ein Vibrieren. Sie konnten es schaffen!
Jarels Muskeln zitterten ebenfalls, doch in seinem Gesicht stand ein Lächeln vor Erleichterung.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Es war anders diesmal, vielleicht war es der letzte Gedanke, der hängengeblieben war an den Hym, den Kontroller und was die beiden hochgewühlt hatten, was er endlich bewältigen wollte und dazu den diesen Menschen benutzen... Etwas hatte den Gedanken gestoppt, aber nicht ganz. Und dieses Mal kam sein Verstand nicht als erster hoch, als könne er sie aus der Tiefe an der Oberfläche bereits erkenne, aber es dauerte noch Augenblicke bis er oben war, es war der Instinkt, der vertretungsweise übernahm, aber auch das nicht weniger fatal.

Leder. Er schmeckte Leder. Er roch Schweiß. Eine Mischung aus saurem, krankem Schweiß und frischem, herben Männerschweiß mit einer durchdringenden Moschusnote.
Etwas lag warm auf seiner Stirn, etwas anderes auf seiner Brust.
Er lag auf der linken Seite und konnte sich kaum rühren. Etwas troff heiß auf seine rechte Wange. Blut? Erbrochenes? Dem Geruch nach hatte sich beides vermischt.
Er spürte eine breite Brust in seinem Rücken, eine Hüfte an seinem Hintern. Wildes, angestrengtes Schnaufen direkt an seinem rechten Ohr. Er konnte sogar spüren, wie der Atem der Person sein Ohr streifte.
Etwas lag um ihn, presste seinen rechten Arm fest an den Körper. Eine Hand lag flach auf seiner Brust und sorgte dafür, dass er den Oberkörper kaum bewegen konnte. Den kräftigen Herzschlag der Person hinter ihm konnte er sogar durch den Pullover hindurch spüren.
Sein Kopf war leicht nah hinten gebeugt, ebenfalls fixiert, er spürte im Nacken harte Knochen und angespannte Muskeln. Er kam sich vor wie im Würgegriff einer Python.

Eine Kurzschlussreaktion. Er tat, was er damals schon hätte tun sollten. Wer ihn auch immer festhielt hatte nur zwei Arme. Ein Unterschied, der ihm gleich hätte auffallen können, denn die Männer damals hatten wesentlich mehr davon zur Verfügung gehabt. Dieser nicht, und es war bei weitem nicht genug um zu verhindern, dass er mit dem Ellbogen ausholte und ihn ihm in nach hinten in die Weichteile rammte, (7/100) aber die Schläge waren ungezielt, trafen nicht, verfehlten die Wirkung, aber Blut und was auch immer machten den Kampf zu einer glitschigen Angelegenheit, und es gelang ihm, sich freizuwinden (79/100)
Dazu brauchte es keinen Verstand nur Konditionierung, und die hatte man ihm zur Genüge angedeihen lassen. Er entkam dem Haltegriff, brachte seinen Gegner unter sich und wollte eben ansetzen um ihm die Gesichtszüge umzusortieren, als doch noch rechtzeitig sein Verstand einsetzte.
Jarel, er war gerade dabei den Ritter mit Schlägen einzudecken, rechtzeitig erinnerte er sich an dessen Verletzung und hielt inne, ließ sich fallen.
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Jarel Moore
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Slava hatte aufgehört zu zucken. Und angefangen sich zu wehren.
Oder war er noch im Krampf gefangen? Unschlüssig versuchte Jarel ihn weiter zu halten, doch der Soldat wand sich wie eine Schlange aus seinem Griff.
Ehe er sich versah war er über ihm. Er blickte in ein wutverzerrtes Gesicht. Hass. Blanker Hass.
Aus weit aufgerissenen Augen hoch starrend versuchte der Ritter die Handgelenke des – nun Angreifers – zu packen, doch er war zu langsam. Zu erschöpft. Und unterbewusst nicht recht willens sich zu wehren.
Wenn Slava ihn nun hasste, dann würde er die Prügel annehmen.
Immerhin klare Verhältnisse.
Er kassierte einen Schlag direkt aufs Auge, einen zweiten an die Schläfe. Seine Ohren klingelten, sein Blick verschwamm. Der Ritter ließ die Hände sinken.
In genau diesem Moment hielt Slava inne. Jarel blinzelte aus dem einen Auge, während das andere zuschwoll.
Der Schmerz war nicht das schlimmste. Sich geöffnet zu haben und zurückgestoßen worden zu sein, war viel schlimmer. Waren Slavas Erzählungen dann nur dazu da gewesen, ihn zu verwirren?
Zumindest war er das jetzt. Verwirrt.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

"Verdammt..." Slava schüttelte den Kopf als er sah, was er angerichtet hatte.
"Scheiße... Das wollte ich nicht..." aber er hatte ihm ein ordentliches Veilchen verpasst. "...das... das ist... sie konditionieren uns, reißen uns in der Ausbildung aus dem Tiefschlaf und wer sich nicht schnell genug wehrt... kassiert deutlich mehr." fand er recht schnell seine Sprache wieder. Und es blieb stark vereinfacht. Das Training ging weit aus tiefer und war noch ein gutes Stück sadistischer als seine Worte glauben machten. die Betäubung wurde mit Narkosegas erreicht und wer zu langsam war bekam gleich Pfefferspray hinterher. Einen Teil des Weges hatten sich die Rekruten selbst ausgedacht, aber das Ziel hatten andere vorgegeben.
"Bist du verletzt?"
Man konnte die Frage so oder so verstehen.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Der Ritter hatte Mühe, sein Gegenüber zu verstehen. Das lag nicht an seiner Aussprache, sondern am massiven Klingeln in seinen Ohren.
Da war ein…Reflex… gewesen. Antrainiert? Unglaublich!
Noch nicht ganz überzeugt richtete sich Jarel langsam auf die Ellenbogen auf, atmete durch, setzte sich dann aufrecht hin. Zögerlich nahm er sein Kinn zwischen zwei Finger und bewegte den Kiefer vorsichtig nach links und rechts. Nichts gebrochen. Gut.
Er schielte zu Slava. Ein Reflex? Ob er die Wahrheit sagte?

„Ordentlicher rechter Haken.“, nuschelte Jarel bewundernd und wischte sich mit dem Handrücken das Blut von der Lippe, ohne Slava aus den Augen – Korrektur: dem Auge zu lassen.
Der Soldat schien ehrlich erschrocken. Also galt der Hass nicht ihm? Wirklich nicht?
„Wen hast du gerade verdroschen, bevor du zu Verstand gekommen bist?“, fragte er leise und immer noch unsicher, ob er die Situation nun richtig erfasste oder nicht.
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Vyacheslav Sokolov
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FSK18

Er hatte es ja erzählen wollen, dann war ihm der Anfall dazwischen gekommen.
Seine Stimme war trocken, heiser und etwas belegt.
"...der Elephant, der im Raum steht, also das Thema, dass dich bewegt und bei dem du dich gefragt hast, wie ich darüber denke... Ich habe kein Problem mit Schwulen. Meine Kultur sieht das anders auch die meisten meiner Kollegen und meine Vorgesetzten. Zeigt jemand diese Neigung offen war es das mit der Karriere. Mein Kulturkreis gehört hier zu den fanatischsten Verfechtern, es gibt durchaus tolerantere Länder... Jake's zum Beispiel... Ich verachte dich auch nicht. Es ist... komplizierter. Womit ich ein Problem habe sind Übergriffe und Kontrollverlust. es ist mir einmal passiert, es wird mir nicht wieder passieren. Da war es nciht schwer, dass ich mir solche Reflexe antrainiere." Natürlich war ihm klar, dass es kein Reflex war sondern erlerntes Verhalten, eine einfache operante Konditionierung.
Er setzte sich hin, lehnte sich an die Wand. am besten wäre es wohl gewesen, er ging gleich noch einmal in den Waschzuber, Blut und erbrochenes hatten seinen Pullover verschmiert, auch wenn es nicht viel war, auch geringe Mengen ergaben hier schon eine widerwärtige Mischung.
Aber besser ich gleich aufstehen, in diesem Fall galt das für sie beide. Er konnte fast zusehen, wie Jarels Auge zuschwoll... aber Bedauern würde auch keine Linderung bringen.
"Die Armeezeit ist in meinem Land kein Spaß... das meiste ist auch tatsächlich gegen die Gesetze, aber alle sehen weg... ich genauso." Er versuchte es dieses mal von der rationalen Seite.
"Ich wurde als junger Mann vergewaltigt, als Rekrut in der Armee von älteren Rekruten. Sie waren zu sechst glaube ich... sie haben mich unter einem Vorwand vom Wachdienst weg in ein Depot gelockt und dort auf mich gewartet. Jeder von ihnen durfte einmal während mich die anderen festgehalten haben."
Seine Kiefer mahlten zwischendurch. Es war allerdings keine Resignation sondern Wut, schwer bezwingbare und mittlerweile eiskalte Wut auf die Täter.
"...Und am Ende habe ich auch noch Ärger bekommen, weil ich meinen Posten verlassen hatte. Niemand weiß davon... außer dem Tätern natürlich. Der Kontroller hat mir diese Erinnerung zurückgebracht, jahrelang hatte ich sie gute verschlossen, und als ich fast wieder soweit war, sie erneut zu vergessen hat es der Hym noch einmal geschafft. Ich muss mich dem wohl stellen, wenn ich überleben will. Dabei..." Noch einmal tief durchatmen.
"Jedes mal wenn ich seit dem daran dachte löste es widersprüchliche Empfindungen aus... Ich habe sie nie angezeigt und ich hab mich auch nie gerächt... ich hätte es gekonnt, in bin zu einem Mord in der Lage und ich würde damit davonkommen, ich hätte alles was ich gelernt habe gegen sie aufbieten können, habe es aber am ende nicht getan. Vielleicht wollte ich meine Karriere nicht riskieren, vielleicht war mir das Wissen genug, das ich es könnte wenn ich nur wollte... aber irgendwo muss ich mir auch eingestehen... Es... war... es hat mir trotz allem eine Seite an mir gezeigt, die ich genauso wenig sehen wollte..."
Er wollte weder Vokabeln wie 'erregend' in dem Kontext verwenden und erst recht nicht 'Höhepunkt' aber genau darum ging es. Er wusste ja nicht einmal, ob nicht doch seine Erinnerung ihm Streiche spielte, ob sein Verhalten reaktiv war um ihm vorzugaukeln, und sich selbst einzureden, er habe es ja gewollt, dann wäre er wenigstens kein Opfer... Oder musste er es auf eine rein körperliche Reaktion zurückführen... Der Konflikt musste am Ende dazu geführt haben, dass er alles verdrängte weil es nicht zu verarbeiten war. Und dann konnte er nciht einmal ausschließen, dass es eine falsche Erinnerung war, was wenn der Kontroller sie ihm nur eingepflanzt hatte und es war gar nicht seine eigene? nicht einmal das konnte er ausschließen... andererseits, die Erinnerung war da, spielte es dann noch eine Rolle ob es tatsächlich geschehen war?
"...ich habe es nicht genossen, es war gegen meinen Willen, mir wurde Gewalt angetan... aber ich... ich vermute seit dem, dass ich nicht ganz so hetreo bin wie ich sein sollte, wohl auch deshalb habe ich es verdrängt. Und dass ich verstehe was dahinter steckt machte es umso feiger. Ich habe einen Universitätsabschuss in Psychologie... Ich kenn all die Mechanismen von Verdrängung und Selbstbetrug und trotzdem... und ich schaffe es nciht, diesen Knoten aufzulösen. Und würde das jemals ans Licht kommen... In meiner Welt... das beste was mir passieren könnte wäre die unehrenhafte Entlassung, vielleicht ende ich aber als Übungsobjekt für einen Kollegen."
Sein Blick lag nun bei Jarel, und es war eine erstaunliche Ruhe darin. Es war gesagt. Vermutlich würde er schockiert reagieren, aber es tat gut, einmal loszulassen. vielleicht bedeutet das auch tatsächlich, dass er nciht zurückgehen würde, nicht in diese Welt, die ihm das angetan hatte... und ein wenig erstaunte ihn gerade sogar seine eigene Haltung.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Jarel hatte sich ebenfalls zur Wand geschoben und lehnte daran, den Kopf zu Slava gedreht.
Mit jedem Wort des Soldaten brach ein Stück von seiner Befürchtung, der Angriff hatte wirklich ihm gehalten. Sein Gegenüber zog blank, ließ nichts mehr übrig von der Abwehrhaltung, die er bis dahin gezeigt hatte. Allen gezeigt hatte. Nicht nur ihm.
Und dann…gestand er, vergewaltigt worden zu sein. Er konnte es nachvollziehen. Jarel jedoch hatte sich seine Rache geholt. Mehr als das. Er hatte den Vergewaltiger zerrissen und gefressen, dazu seinen halben Stamm.
Wie schwer musste Slava das Geständnis gefallen sein... In Jarels Auge war Verständnis zu sehen. Mitgefühl. Und Zuneigung, auch wenn er diese gerade für nicht angebracht hielt.
Und er gestand, dem eigenen Geschlecht nicht ganz abgeneigt zu sein. Jarel hielt die Luft an und wünschte sich für eine Sekunde, es wäre doch der Hass gegen ihn gewesen, denn in diesem Moment kochte der Drang in ihm hoch Slava in die Arme zu nehmen. Egal wie verschmiert und lädiert er war.
Nein. Falsches Signal. Völlig falsches Signal.
Wahrscheinlich war dieser Impuls der Situation geschuldet. Der emotionalen Nähe, die Geständnisse hervorgerufen hatte. Die schier unglaubliche Ähnlichkeit ihrer Werdegänge. Hätte er nicht Ilarion als seinen Fixstern gehabt, er wäre jetzt sogar noch mehr wie Slava. Nah am Durchdrehen. Ein genauso emotionales Wrack.

Einen Moment sah Jarel Slava in die Augen. Zu tief. Zu lang.
Um die eigenen Impulse in den Griff zu bekommen hob er die Hand und legte sie Slava schwer und warm auf die Schulter.
„Wenn du dich gerächt hättest, es hätte nichts geändert.“
Er wollte viel mehr sagen. Sagen, dass er sich nicht schuldig fühlen sollte. Erklären, dass er in ihm jemanden gefunden hatte, der ihn mehr als nur verstand. Jemanden der gern an seiner Seite bleiben würde. So viele Dinge. Alles unaussprechlich.
Stattdessen sah er zur Tür und versuche sich abzulenken.
„Ich werde den Zuber noch einmal füllen. Wir zwei stinken furchtbar.“ Er versuchte zu lachen. Es klang wie ein trockenes Bellen. Beim Nether. Er war furchtbar durcheinander.
Aufmerksam musterte er Slava nochmal. „Wie fühlst du dich?“
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Er schaffte es, den richtigen Ton zu treffen. Der Ältere blickte ihm direkt in die Augen, und vielleicht ahnte Slava sogar, dass dort eine ähnliche Erfahrung schlummerte. Es kam häufiger vor als gedacht... Auch dass wusste er, auch dass es nichts geändert hätte sich zu rächen, im Gegenteil, nur ein Fehler und er hätte sein Leben ruiniert gehabt. Wie oft hatte er sich das gesagt.
Und nun war es ausgesprochen, nun war es ein Teil von ihm und nicht mehr zu leugnen und zu verdrängen.
Seine Hand lag auf der Hand auf seiner Schulter... Verständnis, ein Vertrauter, im Moment eher ein Bruder, das war es, was er gewonnen hatte. Mehr konnte und wollte er sich nicht vorstellen, aber auch ihm war der Gedanken nicht fern, die furchtbare Erfahrung mit einer angenehmeren zu überschreiben. aber nicht jetzt. Er dachte viel schneller als er fühlte.
"Ich weiß. Vielleicht war ich auch damals einfach schon klug genug." er brachte es fertig zu zwinkern. Sein Auge war ja auch nicht zugeschwollen.
"Klingt nach einer gute Idee..." er hoffte inständig, dass er nicht auch noch Gedanken lesen konnte, aber andererseits, es war ja auch naheliegend. Den Boden musste er auch noch wischen. Er würde Wechselkleidung brauchen, spätestens jetzt.
Wie fühlte er sich? Erleichtert?
Er hätte etwas wie Scham fühlen sollen, aber da war keine, es war nur Erleichterung, darüber, das was er die ganze Zeit getragen hatte endlich abstellen zu können. Warum hatte er es nicht früher versucht? Musste ihn das Schicksal erst aus der Welt reißen, dass er es lernte? Um wie viel leichter wäre sein Job gewesen...
"Scheiße... aber gut." war seine Antwort. Ergab vermutlich keinen Sinn, aber genau so war es.
"...du hast nicht zufällig Wechselkleidung in deinen Taschen?"
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Jarel Moore
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Der Ritter lachte kurz trocken auf.
Scheiße, aber gut. Das passte perfekt. Einerseits taten ihm alle Muskeln weh und sein Gesicht pochte übel. Andererseits große Erleichterung, dass sein Gegenüber sich geöffnet hatte, ihm vertraute.
„Ja. Ich habe Wechselkleidung.“ Oh ja, die hatte er. Er stemmte sich hoch, stand etwas unsicher auf den Beinen und ging zu einer seiner Taschen. Der Ritter hinkte leicht. Seltsam, denn Slava konnte sich nicht erinnern, dass der Ritter irgendwo am Bein verletzt war.
Er öffnete eine der Ledertaschen und holte ein sorgsam mit Bändern zusammengeschnürtes Paket heraus. Etwas, dass er seit Ewigkeiten nicht mehr getragen hatte. Es war ihm einfach zu eng geworden. Zumindest um die Brust herum. Es hatte ihm viel bedeutet. Dieser Zweiteiler war ihm zur bestandenen Prüfung als Schattenläufer verliehen worden. Zeit damit abzuschließen. Und Slava würde es hervorragend stehen.
Ohne großes Federlesen und betont nebensächlich öffnete er die Bänder und reichte die Kleidung dem Soldaten.
„Brauchst du Hilfe beim Anziehen, oder möchtest du erst in den Zuber?“
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Vyacheslav Sokolov
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Auch Slava stemmte sich hoch. Seine Beine trugen, trotzdem blieb er an der Wand neben dem Fenster lehnen.
"Ich will mich erst saubermachen, aber dann vermutlich schon..." er sah sich die Sachen an. Leichtes Leder, aber er hatte keine Plan welche Schicht wohin gehörte. ein wenig erinnerte ihn die Form sogar an die ersten Anzüge, die die Stalker hatten fertigen lassen, den Sunrise Anzug, aber nur entfernt, das war ein Lederpanzer, Schnallen und Teile von denen er hoffte dass es nur wie ein Tierschutz aussah und nicht wirklich im Schritt Platz fand.
Nicht umsonst hatte auch die Bekleidungsindustrie große Schritte gemacht und gerade das Anziehen vereinfacht. sogar die komplex gefertigten Anzüge hatten nur wenige Reißverschlüsse, kein Klett, denn das hörte man Meilenweit und nur ein paar Riemen zum Festzeihen, alles in allem sehr durchdacht.
War das nun eine Zeit, in der man die Damen in enge Mieder schnürte, die man ohne eine Sonderausbildung in Schnürungstechniken gar nicht mehr aufbekam? Er erinnerte sich an die aufwendig gefertigten Roben in der Ermitage.
Warum der Ältere nun hinkte fragte er sich gar nicht mehr, er war selbst in dem Alter, in dem aus unerfindlichen Gründen irgendetwas schmerzte. Vor allem das Knie bereitete ihm immer wieder Schwierigkeiten. Nun war es mehr die Schulter, wieder die Bauchmuskeln, die hatten bei den Anfällen immer am meisten zu leiden.
Während sie beide, angeschlagen wie sie waren in Richtung Waschraum hinkten wollte Slave wissen, "Wie alt bist du eigentlich?" Er hatte schon seit einer Weile überlegt, aber nicht alle genannten Zahlen passten am Ende zusammen.
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Jarel Moore
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Der Ritter hatte für sich ebenfalls Wechselkleidung mitgenommen und dazu – wie sollte es anders sein - eine eigene Seife und einen …Kamm.
„Fünfundsechzig.“, antwortete er auf halbem Wege. Das konnte nicht sein, oder? Er war ein Mensch. Kein Elf. Kein Mischling.
Es passte nicht zu seinem Aussehen, aber durchaus zu den unzähligen Abenteuern, die er erlebt hatte.
„Und du?“
Jarel beobachtete Slava stets aus dem Augenwinkel. Sollte er taumeln, stürzen oder krampfen, war er nah genug und doch weitgenug weg um sich aufdringlich zu wirken.
Im Waschraum machte sich Jarel an die Arbeit. Altes Wasser raus, säubern. Neues Wasser anheizen…
Als Slava versuchte zu helfen, knurrte Jarel ihn an und schüttelte den Kopf. Ja, der alte Mann hatte geknurrt. Laut und deutlich. Sein schmunzelndes Lächeln und die Wärme in seinen Augen entschärfte das bedrohliche Geräusch zwar, doch Slava ahnte, dass Jarel auf keinen Fall zulassen würde, dass er half.

Eine knappe Stunde später war der Zuber wieder voll und Jarel schickte sich an, Slava in den Zuber zu helfen. Während der Soldat sich wusch, zog sich der Ritter bis auf die Unterwäsche aus. Aber nicht weiter. Das hätte noch gefehlt.
Und er begann seine -UND Slavas Kleidung zu waschen. Ganz selbstverständlich. In Slava wuchs der Verdacht das der Elf an Jarels Seite vielleicht doch nicht das „Mädchen“ in der Beziehung gewesen war. Amüsanter Gedanke.
Der Ritter hing seinen Gedanken nach. Die Verwirrung war immer noch da, und das Reinigen der Kleidung hatte für ihn etwas Meditatives. Nur langsam wurde das Chaos im Kopf klarer.

Gelegentlich sah er zu Slava. Selbstverständlich nur um nachzusehen, wie es ihm ging. Selbstverständlich. Trotzdem schlich sich immer wieder ein Lächeln auf seine Lippen.
Was war heute geschehen? Er war zu müde all das zu ordnen, außerdem wurde es höchste Zeit für seine Medikamente.
Morgen. Morgen würde er darüber nachdenken. Heute drehten seine Gedanken nur noch kleine, schwindelerregende Kreise in seinem Kopf.
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