Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Jarel Moore
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„Sollte ich irgendwann nicht zurückkommen. Nimm dir Jakob an meiner Stelle an. Er ist ein guter Junge. Und er braucht einen guten Lehrer.“
Sprachs und ging.
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ERZÄHLER
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"Lass dir nicht einfallen zu verschwinden, bevor der Kerl ein Ritter ist. Ich sag doch, ich habe keine Geduld mehr für diese Kinder.", brummte von Herrenloh seinen Papieren zu, ohne mit den guten Ohren des Anderen zu rechnen, denen wohl auch der raue Unterton nicht entging. Denn die Worte seines geschworenen Bruders versetzten Wenzel einen Stich und entgegen seiner Erwiderung würde er dessen Wunsch natürlich erfüllen, sofern es ihm möglich wäre und nicht sein eigener Kopf neben dem Jarels dereinst auf einem Spieß auf dem Platz des Hierarchen stecken würde. Dann wäre ein Lehrer ohnehin die geringste Sorge des Jungen, den die Umstände mit in dieses Spiel ziehen würden - ob Jarel wollte oder nicht.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Ein kurzes Lächeln huschte über Jarels Gesicht.
Er wusste, Wenzel würde ihm diesen Wunsch erfüllen und Jakob würde es an seiner Seite gut geben. Streng, aber gerecht. Und unter der rauen Schale ein durchaus feinfühliger, aufmerksamer Mensch.
Jarel begab sich direkt in sein Quartier, versicherte sich allein zu sein, breitete das Schreiben auf seinem Tisch aus und las. Einmal. Zweimal.
Nachdenklich tippte er mit dem Finger auf einem Satzteil herum, der ihm besonders Sorgen bereitete, bevor er das Schreiben nahm, zum Ofen ging und es in Asche verwandelte.
‚…die anderen hole ich mir im Schlaf…‘
In seinem letzten Leben hatte er jemanden gekannt, der in solchen Dingen eine Referenz gegolten hatte. Jemanden, der schnell herausgefunden hätte was sich hinter dieser Aussage verbarg.
Aber…woher sollte er hier einen Inkubus nehmen, mit dem man reden konnte.

Es blieb ihm nichts anderes übrig, als es selber herauszufinden.
Heute…würde er erst einmal auf ganz gewöhnliche Art herauszufinden versuchen was vor sich ging.
Aufmerksam zusehen. Und zuhören.
Mit einem Grummeln machte der Schattenläufer sich auf den Weg.

Für Jarel geht es hier weiter.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

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Slavas Wohnung
von: Goldener Stör
Datum: Vormittag des 6. August 1278
betrifft: Jakob, Jarel
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Süß. Etwas roch süß.
In der kleinen Kammer intensivierte sich der Geruch, multiplizierte sich, erschlug Jakob beinahe.
Als er die Augen aufschlug glaubt er endgültig den Verstand verloren zu haben.
Neben seinem Bett stand ein Hocker, mit einem weißen Tuch eingedeckt, darauf ein halbes Brot, ein großes Stück Käse, ein Stück Schinken, zwei Äpfel. Und eine geöffnete Tonflasche, aus dem der Duft in den Raum schwappte.
Erst danach bemerkte Jake, dass ihn jemand beobachtete. Jemand hockte auf dem Boden, auf der anderen Seite des Hockers mit untergeschlagenen Beinen.
„Wie geht es dir?“, fragte Jarel, der gewartet hatte bis Jakob ihn bemerkte. Er lächelte, hätte nie gedacht dass ihm das Spiel im Schatten eines Tages wieder solche Freude machen würde.
Und dass er sich einmal so freuen würde, seinen Schützling zu sehen. Verdammt ja, er vermisste ihn, sogar seine frechen Antworten und seine Art ihm die kalte Schulter zu zeigen. Er vermisste ihn. So sehr, dass er umgeplant hatte und nach einem Abstecher in die Küche hier gelandet war.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Das Seltsame an diesem Ort, tief in den Eingeweiden der Komturei, war, dass man schon nach sehr kurzer Zeit das Gefühl für eben diese verlor. Der Körper nahm einen eigenen Rhythmus auf, befahl einem entledigt von der Last regelmäiger Mahlzeiten und der Diktatur eines Tagesablaufs einfach aufs Geratewohl, wann es richtig war zu schlafen, wann zu trinken oder das dürftige Mahl zu sich zu nehmen. In Jakobs Fall dehnten sich die Wachphasen, zwischen denen er statt zu schlafen meditierte, manchmal döste. Der Traum hatte ihn wieder daran erinnert, wie kraftvoll Träume waren und er brauchte eine gewisse Zeit, um wieder das Vertrauen in dieses Ding namens Schlaf zu fassen, dem er schon seit so vielen Jahren so oft es ging auszuweichen versuchte. Weil es ihn fraß, ihn zerkaute und als zitterndes Wrack ausspuckte. Seit er hier war, war dieser Effekt weniger geworden - zumal körperliche Anstrengung dafür sorgte, dass er wie ein Stein schlief. Aber dieser seltsam reale Traum erinnerte ihn schlagartig daran, dass es auch andere Nächte, andere Gespinste gab und das hielt ihn ab, sich wieder auf der harten Pritsche auszustrecken. Sein Rücken schmerzte ohnehin bei jeder Bewegung, vor allem wenn die Verbände und die Salbe darunter frisch waren, so wie jetzt. Dann strahlte der Schmerz in alle vier Glieder und überzog sie mit einer Gänsehaut der unangenehmen Art.
Und dann, so wie jetzt, betete er halb, halb meditierte er. Die Grenzen waren fließend geworden.
Doch etwas störte ihn heute, hier und jetzt. Der süße Duft bildete den Abschluss dieser Störung, aber davor gab es bereits etwas, das ihn aus der Meditation holte, aufmerksamer machte, ohne das er die Augen aufschlug oder sich regte. Vielleicht nur en Gefühl, vielleicht auch etwas, dass längst bestand, über die Wochen und Monate gewachsen war und nun so fest im Zentrum des Knappen verankert, dass er genau wusste, wen er sehen würde, sollte er gleich die Augen öffnen und den Kopf wenden. Doch einen Atemzug lang spürte er dem Eindruck noch nach, genoss ihn vielleicht ein wenig, denn er war geboren aus Vertrautheit und Vertrauen.
Ein tiefer Atemzug - selten machte der junge Mann so einen in sich ruhenden Eindruck - dann schlug er die hellen Augen auf und blickte genau dorthin, wo Jarel saß. Kein Schreck. Aber Freude, die er zu verbergen suchte - aber ja, er freute sich, seinen Mentor zu sehen.
Wie ging es ihm? Jakob drehte sich vollends herum und musterte den Hocker mit den Leckereien, die Jarel entgegen aller Regeln dieser Zeit der Askese herein geschmuggelte hatte. Das ernste Gesicht des Knappen wandte sich wieder dem Ritter zu, aber in den Augen funkelte es spitzbübisch. "Oh ausgezeichnet, ich hab endlich mal meine Ruhe.", erwiderte er. Seine Bewegungen allerdings waren steif - körperlich ging es ihm alles andere als gut - aber sein Kopf war munter. "Zeit zu lesen und so..."
Dann wankte seine Beherrschung doch etwas und die Mundwinkel zuckten verräterisch. "Und dir? Muss schrecklich langweilig sein, so ohne mich." Er griff nach einem der Äpfel oder besser, er wollte, aber das Leinen an seinem Rücken ziepte bei der Bewegung und ließ ihn zusammenfahren. So lässig, wie das hatte aussehen sollen, so kläglich endete der move mit einem vorsichtigen wieder in die Ausgangsposition zurück kehren. Nur den zugehörigen Fluch schaffte er zu unterdrücken und bewegte statt dessen zaghaft den Rücken.
"Schön dich zu sehen.", setzte er etwas kleinlauter, aber echter hintenan. Wenn man bedachte wie sie sich getrennt hatten, war er gleich mehrfach froh, Jarel in einem Stück vor sich zu sehen. Und dann war da noch der Traum, der ihm keine Ruhe gelassen hatte... bis jetzt.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Sieh an. Er erschrak nicht. Er schien sogar zu wissen wo sein Rittervater sich befand. Sein Blick fand ihn, ohne zu suchen. Die Verbindung war intensiver als gedacht. Ob Jakob wusste, was das bedeutete? Wusste er denn selbst, was das bedeutete? Ja. Jarel wusste es. Und er wusste wie weit so etwas gehen konnte, was daraus erwachsen konnte. Es wunderte ihn einzig, dass er diese Art Verbindung mit Jakob eingegangen war und nicht mit Slava.
Nun…obwohl…da war dieser grün leuchtende Traum. Nein, darüber würde er jetzt nicht nachdenken.
Jarels Lächeln war von vornherein von Sorge belegt gewesen und geriet beim Anblick Jakobs schmerzverzerrten Gesichtes noch ein wenig schiefer.
„Warte. Lehn dich zurück.“ Er stand auf – vielleicht noch immer eine Spur steifer als sonst - nahm einen der Äpfel, wartete bis Jakob sich ausgestreckt hatte, zog einen Dolch – nein ein seltsames, langes Stilett ohne Parierstange - irgendwoher und nahm auf der Bettkante Platz. Er schnitt den Apfel in Spalten und hielt sie seinem Knappen mit den Fingern hin, die Klinge auf dem Hocker abgelegt.
„Die Schmerzen sind schlimm, hm?“
Dem Ritter zerriss es fast, seinen Jungen so zu sehen. Unverdient bestraft, verletzt und isoliert, während er … nun….während er jegliche erdenkliche Freiheit genoss, sogar seiner alten Berufung nachging und eine Nacht hinter sich hatte, die er nie mehr vergessen würde. Die Welt war ungerecht.
Zwar war er nicht schuld an Jakobs Inhaftierung gewesen, trotzdem biss ihn sein Gewissen. Hätte er es verhindern können? Hätte er den Jungen schnappen und fliehen sollen? Eingreifen?
Jarel seufzte. Nein. Das hatte nicht in seiner Macht gelegen. Aber er hatte es vielleicht in der Macht zu verhindern, dass so etwas noch einmal geschah. Oder schlimmeres.
Und er hätte daran denken können von der schmerzlindernden Salbe mitzunehmen. „Ich bringe dir morgen etwas gegen die Schmerzen.“ Er grinste wieder.
„Und ja. Es ist unglaublich langweilig ohne dich.“ Er gab sich nicht einmal Mühe, die Aussage echt klingen zu lassen.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob biss die Zähne aufeinander und zog die Beine unter sich, um sich auf die Knie zu stemmen. "Bruder Leonedes, zu dem mich Mutter nach...", er verzog das Gesicht, kletterte auf das Bett und nutzte den Moment, umzudenken und eine andere Formulierung zu wählen. "...der in Hamburg für mich zuständig war, hat gelehrt, dass die Geißelung des Körpers dem Geist dabei hilft, sich von den Gelüsten des Fleisches frei zu machen.", er schnaubte. "Ich seh es eher andersrum...", knirschte er durch die Zähne. Zurück lehnen - an irgendwas lehnen - kam nicht in Frage, statt dessen streckte er sich wieder Mal bäuchlings auf der harten Matratze aus und bettete das Kinn aufatmend auf die verschränkten Hände. "...je besser man sich weg konzentrieren kann, desto erträglicher wird es. Ich hab Übung." Jarel kannte die Landkarte aus Narben auf dem Körper seines Schützlings gut, nur die Geschichte dazu fehlte wie so oft bei dem wortkargen jungen Mann. Doch ein paar Tage Isolation und selbst ein Mensch wie Jakob fing an in mehreren Sätzen zu reden, ohne dass man ihn dazu auffordern musste.
"Danke... die Guten Brüder verarzten mich aktuell mit diesem Höllenzeug - du weißt schon, diese Paste, die wie Teer aussieht und nach Pferdepisse stinkt." Und die brannte, als gieße einem jemand flüssiges Metall in die Striemen, setzte er im Geiste hinzu. Sein Rittervater schaute ohnehin schon aus der Wäsche, als hätte er ihn persönlich vertrimmt, also gab Jakob sich betont lässig.
Der Knappe fühlte, wie die Matratze sich leicht unter Jarels Gewicht neigte, doch die spitze Bemerkung bezüglich dem dicken Hintern, die ihm dazu auf die Zunge rutschen wollte, blieb ihm im Halse stecken, als sein Ritter den Dolch auf dem Hocker ablegte. Sekundenlang hing Jakobs Blick daran, sodass er zunächst nicht auf den hingehaltenen Apfelschnitz oder die Bemerkung reagierte. Kurz war er wieder in seinem Traum, empfing wieder den Dolchstoß von genau so einer Waffe und sah Jarels unnatürlich blasses Gesicht mit dem Schal vor sich.
Jakob stützte sich auf die Ellenbogen hoch und nahm den Dolch, drehte ihn nachdenklich zwischen den Händen, wobei er mit der einen die Spitze und mit der anderen den Griff hielt. Ohne den Blick von der Klinge zu wenden, sagte er sehr leise: "Ich hatte einen seltsamen Traum in der ersten Nacht. Iola kam darin vor und du und... so eine Waffe." Erst dann wandte er den Kopf bis an die Schmerzgrenze und drehte die Augen in die Winkel, um seinen Rittervater anzusehen. Ein wenig blass wirkte der tatsächlich, aber kein Vergleich zu der Leichenblässe aus seinem Traum.
Der Knappe legte den Dolch zurück auf den Tisch, griff endlich nach dem Apfelspalt und ließ sich wieder in die vorige Haltung sinken. Nachdenklich biss er ein kleines Stück ab, allerdings beschäftigte ihn tatsächlich schon nicht mehr die Parallele zum Traum, sondern eher die Frage, wie Jarel sich und all den Kram an den guten Brüdern vorbei geschmuggelt hatte.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Die Sache mit der Geißelung hat einen bösen Haken.“, erklärte Jarel in seltsam ruhigen Ton. „Es befreit den Geist immer nur für eine befristete Zeit. Und wie bei jeder Sucht wird diese Frist kürzer und kürzer. Und wenn der Körper nicht rechtzeitig heilen kann, kippt die Sache. Wie bei jeder Sucht.“
Nachdenklich rief sich Jarel das Muster auf Jakobs Rücken ind Gedächtnis. Der Junge hatte lange Zeit auf dieser Reise abwärts verbracht. Er würde aufpassen müssen, dass er nicht wieder in alte Verhaltensweisen rutschte. Vor allen bei den aktuellen Belastungen auf der zerbrechlichen Jungen Seele.
Darum würde er das, was er jetzt herauszufinden versuchte, vorsichtig anfassen müssen. Sehr vorsichtig.
„Möchtest du über den Traum reden?“, fragte er sanft und machte sich darauf gefasst seinen Verdacht bestätigt zu bekommen. Und suchte bereits nach Worten Jakob zu erklären, was vor sich ging.
War dies der richtige Rahmen dafür? Der richtige Moment? Er würde Jakob allein lassen müssen. Schon bald.
Anderseits war der Junge erstaunlich zäh und hatte schon viel mehr verkraftet als eine mentale Verbindung zu seinem Rittervater.
Es galt also abzuwarten.
Zuletzt geändert von Jarel Moore am Sonntag 11. Dezember 2022, 10:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

"Ja." Kaum zu hören, ein wissender Hauch. Er dachte an Jade. An Samuel, diesen Teufel. Er dachte an sich selbst, trudelnd von einer Grenzerfahrung zur nächsten, eine selbstzerstörerischer als die davor. Vielleicht suchte er Dank gewisser Bekanntschaften nicht das Heil bei klassischen Suchtmitteln, aber es gab in seiner Welt tausende Alternativen. Hier war die Liste überschaubarer, doch Jarel hatte Recht - der Schmerz wirkte nur kurz wirklich klärend. Zumindest bei ihm. Früher hätte er der geschundenen Haut keinen Tag gegeben. Der Körper musste zur Heilung finden, doch Herz und Seele ebenso.
Du tust mir gut., stand in dem Brief, der gut verborgen nun unter dem Laken direkt unter Jakobs Brust schlummerte. Worte, die er eins zu eins so auch auf Jarel anwenden könnte, aber niemals so einfach über die Lippen brächte wie zu Papier. Dazu könnte er auch gleich noch schreiben, welche Angst er davor hatte, dass sie beide sich tatsächlich irgendwann auf unterschiedlichen Seiten wiederfanden, so grundlegend anders wie manche Ansichten waren. Doch solche Gefühlsduselei machte ihn nervös, prallte heftig gegen die strenge Erziehung 'zum Mann', die ihm sein Vater hatte angedeihen lassen und sorgte immer dafür, dass sich Scham einstellte. Scham und die Angst nicht zu genügen, schwach zu sein. Sicher wusste sein Verstand es inzwischen zumindest was Jarel anging besser, aber das Kind dahinter würde es vielleicht niemals neu lernen und zwang ihn zu schweigen.
Langsam schüttelte Jakob den Kopf. "Nur ein verrückter Traum, wie man sie hier unten eben träumt. Dieses Harz und die schlechte Luft." Mit einem weiteren Kopfschütteln schob er sich hoch, um sich zu Jarel zu setzen, doch es fehlte das entschärfende, etwas schiefe Grinsen. Langsam bewegte sich der Knappe, erlernte Bewegungen, die bei solchen Verletzungen am schmerzfreiesten waren. Er ließ die Beine auf dem Bett hinter Jarel liegen, stützte sich auf einen Arm und klaute einen weiteren Apfelschnitz. Mit der angebissenen Hälfte wies er auf das kleine Picknick.
"Wie hast du dich und das da an den Guten Brüdern vorbei gebracht und woher weißt du, dass nicht gleich einer von ihnen hier auftaucht?", ließ er seinen Gedanken freien Lauf in jene Richtung, die ihm gerade mehr behagte... und tatsächlich brennend interessierte. Er hatte nicht vergessen, was Jarel ihm angeboten hatte und auch wenn die Fähigkeiten des Mannes ihn im ersten Moment an die geschworenen Feinde seiner Familie und seines früheren Ordens erinnerten, so reizten sie ihn doch ungemein, seit er seinen Entschluss gefasst hatte.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Jarel sah Jakob lange an. Nachdenklich, unsicher.
Er wog ab, wie es jetzt weitergehen sollte in diesem Gespräch. Einerseits brauchte es in Jakobs fragilem Zustand eine einfühlsame Hand. Und der Schattenläufer wusste, eben dies war nicht seine Stärke. Seine Art war eher ein Schlag mit dem Eichenbrett ins Genick als ein sanftes Streicheln.
Andererseits war es längst passiert. Jakob stand schon auf einem Weg, der ihn zu einem Punkt führte, der sein Leben – und vor allem seine Sicht auf diese Welt – verändern würde.
Wenn er diesen Weg denn ging. Und wenn er ihn ging, dann lieber nach einer bewussten Entscheidung als mit verbundenen Augen und blind.
Jarel räusperte sich, seine Stimme war noch immer rau von der körperlichen Anstrengung des Vortages, egal wie sehr er das zu verbergen versuchte. Er schob den Hocker mit den geschmuggelten Lebensmitteln so nah ans Bett, dass Jakob sie selber erreichen konnte und rückte in spartanischen Bett des Knappen am unteren Ende so weit nach hinten, dass er sich mit dem Rücken an die Zellenwand lehnen konnte.
Dass er Jakob damit Platz nahm löste er, in dem er die Beine des jungen Mannes vorsichtig hochnahm und dann auf seinen platzierte.
Für den Schattenläufer, der körperlichen Kontakt sonst gern minimierte eine ungewöhnlich distanzlose Handlung. Zum einen der Tatsache geschuldet, dass er selber nicht ganz auf dem Damm war und trotz der stickigen Hitze in der kleinen Kammer noch immer fror. Viel mehr jedoch, weil ihm einfach danach war. Es war längst mehr als das blanke Schüler- Lehrer Verhältnis. Und wenn er seinen Jungen nicht schützen hatte können, dann wenigsten für ihn da sein, auf welche Art auch immer.
Noch immer betrachtete er seinen Knappen, jederzeit bereit sich zurückzuziehen.
Jakob war Christ. Ein tiefer gehendes Verständnis für die Bedeutung dieser Worte hatte der Ritter nicht. Er wusste aber, es ging sehr viel um eine Art liebevoller Göttin. Und um ganz viel Licht. Licht war das Gute. Und alles andere….
…lag eben auf dem Weg, den er ihm nun zeigen würde. Ob er diesen Weg wählte? Oder würde er umkehren und sich abwenden?
„Jakob, bei dem Gespräch das jetzt folgt. Egal wie du dich entscheidest, ich werde so lange dein Rittervater bleiben, wie du es für richtig hältst.“, orakelte er.
„Niemand hat bemerkt, wie ich die Sachen in der Küche stibitzt habe und niemand hat mich gesehen, als ich mich durch die Gänge hier her bewegt habe, weil ich im Schatten ging.“
Er atmete noch einmal durch. „Du hattest dein Interesse daran ja bereits bekundet. Bevor wir mit dem Training anfangen – so du es denn noch willst – möchte ich dir aber erklären, was es damit auf sich hat.“ Er versuchte lässig zu klingen und beiläufig. So ganz gelang ihm das nicht.
„Für einen Schattenläufer ist der Schatten nicht das fehlen von Licht. Für u…mich sind die Schatten lebende Wesen. Magisch wenn du willst. Sie können dir gewogen sein und dich schützen, dich umhüllen und verbergen. Als Schattenläufer kannst du ihnen nicht befehlen. Wenn sie dir gewogen sind, kannst du dich in sie kleiden, dich von ihnen verbergen lassen, dich in ihnen bewegen. Sehr schnell sogar.“
Jarel versuchte seine trockenen Lippen mit der Zungenspitze zu befeuchten, was nicht besonders gut gelang. Zeit etwas zu trinken hatte er später noch.
„In meiner Welt gibt es auch Wesen, die den Schatten befehlen können. Sie rufen, binden, bündeln und als Waffe einsetzen. Als Schattenläufer ist uns…ist das nicht möglich. Wir können rufen, bitten und eintauchen. Nur befehlen können wir…“
Er räusperte sich noch einmal. Wir. Warum nicht. Er ließ das wir zu, denn Jakob war längst auf dem Weg dahin.
„…können wir nicht.“
Ehe Jakob eine Frage stellen oder eine Bemerkung machen konnte sprach Jarel weiter.
„Um das Schattenlaufen zu lernen benötigte es drei Dinge. Das erste ist der Zugang zum Schatten. Nennen wir es einen Samen, den du in deine Seele pflanzen kannst um sie dort wachsen zu lassen. Das zweite ist einen Lehrer, der dir den Weg zeigt, die Begabung zu kultivieren.“
Er machte eine kurze Pause und dachte darüber nach, wie es bei ihm von statten gegangen war. Er nickte kurz bei dem Gedanken daran. Im Grunde war es bei ihm ganz ähnlich gelaufen wie bei Jakob.
Ja, die Veranlagung war von Anfang an da gewesen. Und er hatte schnell einen Lehrer gefunden. Nur leider hatte sich der dritte und wichtigste Teil der Konstellation mit dem eigentlich ausgewählten Lehrer nicht funktioniert.
Die Verbindung tauchte nach Wochen einfach auf, nicht zur geplanten Person, sondern ausgerechnet zum Anführer des Trupps. Der hatte sich seiner zwar mit Feuereifer angenommen, doch das hatte Eifersucht, Hass und Neid geschürt. Der Anfang vom Ende.
Lange her. Längst vergangen. Mit Jake würde es besser laufen. Das glaubte er fest. Und je nachdem, was Jakob von seinem Traum zu berichten wusste, würde er das am Ende dieses Gespräches nicht mehr glauben, sondern wissen. Unumstößlich.
„Das Dritte ist das schwierigste und lässt sich nicht erzwingen. Es muss passieren. Schüler und Lehrer gehen eine Art Verbindung ein.“ Bei Sargeras schiefen Zähnen, das zu erklären fiel dem Schattenläufer wirklich schwer. „Eine Art…verweben der Energien…Scheiße ist das schwer zu erklären…“ Er gestikulierte in kleinen, kreisenden Bewegungen mit beiden Händen, bevor er sie wieder in einer seltsam selbstverständlichen Geste auf Jakobs Unterschenkeln ablegte..
„Die Druiden in meiner Welt haben ein hochtrabendes Wort dafür, das mir nicht gefällt.“ Er atmete noch einmal durch.
„Jakob…mach es mir einfacher. Sag mir, was hast du geträumt.“
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob verspannte sich kurz, als Jarel kurzerhand seine Beine über die eigenen legte. Auch dem jungen Menschen war körperliche Nähe immer schwer gefallen. Distanz zu allem und jedem war ihm normalerweise lieber, aber die Atmosphäre, die sich augenblicklich aufbaute, war nicht unangenehm. Und so entspannte er sich wieder etwas, pickte ein Stück Käse und hörte zu.
Der Knappe unterbrach den Ritter nicht einmal ansatzweise, lauschte aufmerksam und sog die Informationen auf, um sie erst einmal zu bewerten und abzulegen. So war sein Naturell. Beobachten, lauschen, Schlüsse ziehen und dann, nach reiflicher Überlegung vielleicht kommentieren - oder eben nicht. Und es gab viel, was er neu einsortieren musste. Schatten und das sich bewegen darin kam ihm einerseits wie der Plot aus einem Mittelklasse-Fantasystreifen vor, doch andererseits hatte er den Effekt bereits mehr als einmal gesehen. Das wovon Jarel sprach war etwas Wirkliches, Erlernbares und je mehr er berichtete, desto kälter wurde es Jakob. Sie bitten, sich darin kleiden und verbergen. Darin eintauchen und wieder hervor treten. Unwillkürlich fröstelte er trotz der stickigen Wärme in der kleinen Kammer. Die Hand, mit der er sich noch immer aufstützte, furchte das Laken, als er die Finger hinein grub.
Unvermittelt fragte er sich, was der Ursprung dieser Lehre war. Kam das, was die Vampire seiner Welt praktizierten aus Jarels Welt? Oder hatten sie es umgekehrt in seine gebracht? Hatte es überhaupt etwas miteinander zu tun? War der Schritt in die Schatten zwangsläufig mit etwas Dunklem verbunden - einer Abkehr vom Licht der Flamme und der Heiligen Mutter? Doch Jarel glaubte an Melitele, verehrte sie fast mehr als den Glauben, dessen Wappen er trug... Ging es also gar nicht um den Schatten an sich, sondern um das, was man aus dem Dunkel heraus anrichtete? Ob man Essen schmuggelte oder hinterrücks einen Menschen nieder stach...
So kamen auch Jakobs Gedanken da an, wo Jarels Rede endete und der Blick des Knappen fiel wie magnetisch angezogen wieder auf den Dolch, sodass sein Rittervater im tiefsten Inneren sofort wusste, was er gleich zu hören bekommen würde. Der junge Mann zog die Beine nun doch zurück und schlug sie ungeachtet des Zerrens und Reißens in seinem Rücken unter.
"Ich sitze an einem Lagerfeuer, würfele. Iola ist an einen Baum gefesselt und ein Mann - ich glaube mein Kommandant - will sich gerade... mit ihr befassen. Ich springe auf, aber komme nur einen Schritt weit, dann steht jemand vor mir. Ein Mann, ganz in Schwarz." Jakob nahm den Dolch wieder in die Hand, spielt damit, doch sein Blick fixiert nun doch wieder Jarel. "Ich ziehe ein Messer aus dem Stiefel, der Angreifer zögert kurz, rammt mir dann so eine Klinge hier hin." Er tippte sich mit der scharfen Spitze gegen die Halsseite, knapp oberhalb des Schlüsselbeins. "Ich erwische ihn mit dem Messer an der Seite, das Tuch, das er vor dem Gesicht trägt, verrutscht... Es ist dein Gesicht. Totenblass, aber deins." Leiser und leiser war seine Stimme geworden, bis sie gegen Ende fast versandete. Ein ungutes Gefühl machte sich in seinem Magen breit, aber er wich dem Blick seines Ritters nicht noch einmal aus.
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