Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Iola
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Ein erstaunlich raues aber grundehrliches Lachen ließ ihn aufmerken, noch ehe die Welle die ihn zu Boden gespült hatte abebbte.
„Kinder, lasst etwas von dem Knappen übrig, sonst kann er euch nicht vorlesen.“
Die Stimme hätte er immer und überall gekannt.
Am Rand des Rasens stand Iola, das Körbchen mit den Bechern und den Getränken am Arm.
Und schon ließen zumindest einige Kinder von ihm ab um sich ihre Erfrischung zu holen.
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Jakob von Nagall
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Die Stimme sorgte dafür, dass sich in seinem Bauch etwas zusammenzog, aber auf die angenehme Weise. Als kippe der Wagen einer Achterbahn gerade über den Zenit und stürzte dann in die Tiefe auf den ersten Loop zu. Jakob drehte den Kopf ganz automatisch, während zumindest ein Teil der Kinder auf Iola zustürzte. Auf seinem Schoß hockte allerdings immernoch ein kleines Mädchen und plapperte ohne Luft zu holen, die Worte kamen allerdings nicht an. Der Knappe konnte nicht anders als Iola anzusehen und ein Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus.
Der Kleinen wurde es derweil zu blöd und sie nahm einfach sein Gesicht in ihre Händchen und versuchte es zu sich zu drehen, dabei leierte sie: "Jaaakobjaaakobjaaakob guck mal zu miiiir." Was er dann auch tat, notgedrungener Weise und fragend die Brauen hob. Bei der Sache war er nicht. "Machst du mir wieder die Haare? Wie eine Prinzessin!", drang das Gesagte nun allerdings wenigstens durch. Jakob zauste ihr die blonde Mähne und nickte. "Sicher. Aber erstmal was trinken, los.", damit befreite er sich vom Rest der Meute und rappelte sich auf die Füße, um möglichst lässig mit ihnen zu Iola zu schlendern. Angesichts der Grasflecken, die seine Hosen nun zierten, war der Coolnessfaktor allerdings eher nicht auf seiner Seite.
"Hallo Violetta." Rechtzeitig erinnerte er sich, dass sie mitten im Tempelgarten standen, denn er war schon drauf und dran gewesen, sie zur Begrüßung zu küssen. Etwas linkisch blieb er stehen und wusste nicht, was er sagen sollte.
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Iola
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Den Korb hatte Violetta so hingestellt, dass die Meute sich selber bedienen konnte. Eines der älteren Kinder übernahm den Ausschank des gesüßten Tees und verhinderte damit, dass die sechsbeinigen Ameisen im Gras mehr abbekamen als die zweibeinigen darüber.
Die Novizin erwiderte mit einem eleganten, tiefen Knicks, die Hände vor dem Schoß zusammengelegt.
Ohnehin sah Iola bezaubernd aus. Ein bodenlanges, einfach geschnittenes Leinenkleid in einem hellem Grün mit kleinen Stickereien am geschlitzten Rundkragen, nackte Füße und im Haar eingeflochtene Bänder in gleicher Farbe wie das Kleid, deren ändern lose Enden im seichten Wind federleicht flatterten.
Die dunkelblauen Augen funkelten ebenso wie die des Knappen.
„Hallo Jakob.“ Ihre Stimme war noch immer ungewohnt, rau wie das Schnurren einer Katze.
Und auch die angehende Priesterin wusste nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte und entschied sich, ihr Augenmerk – zumindest für die Außenstehenden – auf die Kinder zu richten.
Während wie half, erklärte und herzte, wanderte ihr Blick aber immer wieder zu Jakob und er konnte spüren, wie sie ihn mit sehnsüchtigen Blicken nur so überhäufte.
Im Grunde musste es jeder sehen können, der Augen im Kopf hatte. Oder doch nicht?
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Jakob von Nagall
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Jeder Blinde musste das Knistern hören, jeder Taube die rosa Wolke sehen - Effekte, welche die jungen Leute umgaben und immer neues Futter in Blicken fanden, die einander streiften. In wie zufälligen Berührungen im Korb, beim Umgang mit den Kindern... Ein Tanz umeinander, sachte und doch im Einklang, der wirklich nur einem Stockfisch entgehen konnte. Die Schwestern sahen einfach darüber hinweg und sonst gab es nur die Kinder, die beider Aufmerksamkeit immer wieder forderten, abzogen, nur damit sie nach einer Weile ganz automatisch zum jeweils anderen zurück gezogen wurde. Magnetisch.
So verging der Nachmittag und als die Schatten länger wurden, kam ein Wagen zum Tempel - darauf ein hohes, in Tücher gewickeltes Paket und eine ebenfalls in Röcke und Tücher gewickelte Dame gehobenen Alters, die sich als Anisa Rovinsky vorstellte, kaum das Jakob ihr vom Wagen geholfen hatte. Das Paket lud er ebenso ab und die Erzpriesterin wies ihn an, dieses in das an die Küche angrenzende Zimmer zu bringen, in dem an kühlen Abenden musiziert und Handarbeiten getätigt wurden. Dort angekommen, staunte Jakob nicht schlecht, als er eine Harfe auspackte und die Dame sich als von Lothar angestellte Lehrmeisterin entpuppte.
Diese wurde zunächst davon geführt, um ein Zimmer zu beziehen und sich frisch zu machen. Derweil nutzte Jakob die Gelegenheit, Iola, die nie weit weg war, seit er im Tempel weilte, bei der Hand zu nehmen und mit sich zu dem Instrument zu nehmen. Nicht ohne ihr nach kurzem Umsehen einen Kuss auf die Finger zu drücken, auch wenn der brennende Blick in seinen Augen schon wieder ganz andere Küsse verhieß. Aber sie waren nie lange allein und Jakob riss sich mit Gewalt zusammen, lenkte sogleich ab: "Lothar will mich in der Harfe unterrichten. Ein bisschen kann ich schon... komm, hören wir mal, wie sie klingt." Er wirkte nun euphorisch. Musik. Ein Musikinstrument, welches er bedienen konnte und durfte! Wie lange hatte er das nun missen müssen?
Er rückte einen Stuhl zurecht, setzte sich und zupfte ein paar Saiten. Fast wie er erwartet hatte, war das Instrument gestimmt und gab eine harmonische Klangfolge von sich. Er probierte ein wenig herum, improvisierte ein paar Melodiefetzen, bevor er anfing, eine in seiner Welt sehr berühmte Melodie* zu spielen. Diese ging ihm nur leider nicht ganz so flüssig von der Hand wie Bach. Vor allem auf der Basshand vergriff er sich ab und an, was er sich selbst gegenüber mit einem Kopfschütteln zu quittieren pflegte und einen Takt vorher neu ansetzte. Doch im Großen und Ganzen war er ganz zufrieden mit sich, dafür, dass es kein Streicher und kein Klavier war, was er zu beherrschen versuchte.

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*Beethoven - Mondscheinsonate
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ERZÄHLER
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Madame Rovinsky wirkte noch etwas erschöpft von der Reise. Mit über Siebzig sollte man nicht mehr den Ochsenkarren besteigen, aber so weit war es ja nicht. Der gute Lothar hatte sie darum gebeten und ja würde sie auch bezahlen zumindest ein wenig. Nicht, dass er durch seine Position kein Vermögen zur Verfügung hatte. Aber Madame verweigerte sich der Almosen. Der Großmeister des Ordens der flammenden Rose hatte schon genug für sie getan und der Gedanke nun ihre alten Tage auf Meliteles heiligen Boden zu verbringen sagten ihr zu. Sentimental könnte man sie beide nennen. Anisa kannte ihn von Kindesbeinen. Sie wusste von seiner Leidenschaft für die Harfe und auch von den Lebkuchen.
Und nun ein junger Mann, der Knappe seines früheren Leibwächters soweit war sie informiert. Ein Talent hatte er geschwärmt, aber das wird man sehen. Zumindest machte der Junge keine halben Sachen und begann sofort eine Melodie zu spielen, die ganz so klang als könnte sie Lothar gefallen. Sie hielt am Türrahmen inne und lauschte bis die Übung geendet hatte. Ja, eine Übung, denn es klang nicht so, als ob er jemals gelernt hatte ein solches Instrument zu spielen. Auch wenn er eine gewisse Begabung für Tonfolgen zeigte.
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Iola
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Die junge Novizin stand einen Schritt von der Harfe entfernt und lauschte ihrem Liebsten mit tiefgreifender Faszination, die sich in einem verliebten Blick und dem leichten, der Melodie wie an einer Schnur gezogenem Wiegen äußerte.
Das die Dame an der Tür sie beobachtete – oder besser Jake lauschte -, bekam Iola erst lange Sekunden später mit.
Entsprechend schrak sie zusammen, begrüßte den Besucher mit einem tiefen Knicks und begann schon zu Gestikulieren, als ihr wieder einfiel, dass sie ja jetzt sprach.
„Seid ihr die Musiklehrerin?“, fragte sie sehr höflich mit der angenehm rauen Stimme, wenngleich diese gerade eine Spur zu hoch war vor Schreck.
Hoffentlich hatte die Dame ihren Blick nicht bemerkt. Und wenn doch bezog sie ihre Emotionalität mit etwas Glück auf die Melodie und nicht auf den Mann, der sie erklingen ließ.
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ERZÄHLER
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Musikleherin? Die alte Dame zog leicht das Näschen kraus und musterte ihr Gegenüber. So ganz unbemerkt, schien der gefühlvolle Blick nicht gewesen zu sein, aber sie überging es: „Die gütige Mutter Melitele auch mit euch, junge Schwester. Ja, ich habe diverse Instrumente und Musik in Oxenfurt studiert und diese ebenso über Jahre doziert bis meine Dienste mich nach Dreiberg trugen.“ Madame Rovinsky trat in den Raum hinein und besah sich ihren neuen Schüler und auch die Harfe streng. Sie schob sich eine Haarsträhne zurück in die straffe graue Duttfrisur, legte die letzten Schritte zu Jakob zurück und drückte sanft auf seine Schultern.

„Den Rücken und Schultern etwas lockerer, der junge Herr. Damit hat Lothar ebenfalls angefangen, als mit dem Schwerttraining anfing. Vergiss den Schwertarm, die Harfe ist nicht Euer Gegner, sie ist Eure Geliebte, die Eure beiden Hände, alle zehn Finger liebevoll umschmeicheln sollen.“ Es war nicht zu erkennen, ob sie diesen Vergleich mit Absicht gewählt hatte oder es ihrem musischen Naturell entsprach in solchen Bildern zu reden. Auf jeden Fall hatte sie recht, sollte Jakob ihrer Aufforderung nachgehen.
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Jakob von Nagall
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Jakob war noch halb gefangen in der Analyse, einem Gedankengang, der fast routinemäßig ablief, wenn er ein Stück wie dieses gespielt hatte und nicht zufrieden war. Fehleranalyse. Gedanklich die Noten abspulen. Ein nachdenkliches Zupfen dieses und jenes Takts. Das Instrument war so fremd, so anders und trotzdem grundlegend konzipiert wie Zither oder eben Klavier. Man schlug die Seiten eben direkt an, für jeden Ton eine Saite, keine Pedalerie.
Iola erhob sich und da erst merkte er, dass sie nicht mehr allein waren. Die Dame, die der Großmeister angekündigt hatte erschien. Nicht groß, aber streng. Das Bildnis einer Musikschullehrerin, auch wenn Jakob - typisch katholisches Internat - nur Lehrer gehabt hatte. Ihr Auftreten brachte ihn dazu sich zu erheben und die leichte Verbeugung anzudeuten, die so sehr an seinen Mentor erinnerte. Doch zu einer Begrüßung kam er gar nicht, da wurde er bereits wieder platziert und mit der ersten Lektion bedacht.
Wie eine Geliebte... Kurz, aber verräterisch glitt sein Blick zu Iola, bevor er sich selbst zur Räson rief, seine Position entsprechend anpasste und die Finger locker auf die Seiten legte, um eine fließende Tonabfolge aus dem Instrument zu locken. Plätschernd, mit weichen Bewegungen, als wäre da samtige Haut unter seinen Fingerkuppen und nicht gedrehte und mit feinen Drähten umwickelte Tierdärme. Die ersten Takte vom Intro zu "I don't like Mondays", das hier genauso wenig bekannt war wie Bach oder Beethoven.
"Danke, Sera. Ich bin ganz der Eure. Leider muss ich zwischen Schwert und Harfe wechseln, aber wir finden sicher einen Rhythmus und meine Schultern die Spannung für jedes der beiden Instrumente." Er lächelte sogar ein winziges Bisschen. "Wollt Ihr sofort beginnen?" Einmal am Haken, biss er sich freiwillig fest und ließ so bald nicht locker.
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Iola
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Die junge Novizin war hin und weg. Ob nun rosarote Brille oder Bewunderung der musikalischen Begabung des Mannes dort an der Harfe, wer konnte das schon genau sagen? Vielleicht eine satte Mischung aus beiden.
Jakob anzuhimmeln war mehr als einfach, dass tat sie von ganz allein. Viel schwieriger war es nicht nach außen durchscheinen zu lassen. Die einfachste Lösung war es als schüchternes Mädchen alles vom Rand aus zu betrachten, nichts zu sagen und nach außen hin nur leicht abwesend zu lächeln, während sie sich vorstellte, wie das junge Paar gemeinsam die Nacht verbringen würde, oder wie Jakob am Fuße des Balkons für seine Prinzessin – selbstverständlich für sie – Harfe spielte und um ihre Hand anhielt.
Doch das würde nie geschehen.
Nun seufzte Iola doch, was man jedoch leicht als Bewunderung der zarten Töne, die das exquisite Instrument hervorbrachte, auslegen konnte.
Wenn man wollte.
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ERZÄHLER
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Die Dame war einfach zu alt, um den Blick Jakobs nicht zu bemerken. Die beiden waren in dem Alter, in dem das alles neu und aufregend war. Dass einer von beiden Enthaltsamkeit geschworen hatte, war Madame Rovinsky dabei ziemlich egal. Ein junger Mann an einem Ort wie diesem musste schon besondere Interessen haben, um sich nicht für all die Mädchen zu interessieren. Aber deshalb war sie nicht hier und es interessierte sie auch nicht.

„Es freut mich, dass Ihr so eifrig bei der Sache seid. Aber ich bin nicht mehr die Jüngste und etwas erschöpft von der Reise.“ Dennoch kam sie näher, zupfte noch etwas an Jakobs Haltung herum und legte seine Finger ordentlich auf die Saiten. „Jetzt spiele noch mal diese fetzige Melodie.“ Sie hörte zu, nickte leicht im Takt: „Ringfinger, junger Mann. Nochmal von vorne.“ Wieder hörte sie zu, korrigierte. Sah die üblichen Fehler, wenn der kleine Finger und der Ringfinger nicht so ganz trennen wollten. Auch wenn das Klavier spielen da schon geholfen hatte, dennoch fehlte die Übung an der Harfe. Aber diese war Madame bereit dem Knappen zu geben. Weshalb man wiederholte bis das Intro saß.

Erst dann trat sie ein wenig zurück, um es sich endlich fehlerfrei, fast perfekt anzuhören. Diesmal hatte sie die Augen halb geschlossen und lauschte nur den Tönen, als könne sie hören, welcher Finger, welche Saite anschlug.

„Gar nicht schlecht. Wo habt Ihr gelernt?“ Ein solch junges Talent müsste doch eher jemand aufgefallen sein als Lothar.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Konzentriert nahm Jakob jedes Wort der Dame auf, setzte ihre Korrekturen so gut er es vermochte um. Man konnte ihm vieles nachsagen, aber mangelnder Ehrgeiz, wenn er sich einmal einer Sache angenommen hatte, gehörte nicht dazu. Außerdem war er viel zu sehr Perfektionist, wenn es um technische Details ging, egal ob es dabei darum ging, die Desmo einer Dukati auf den letzte Nikrometer genau einzustellen oder eben eine Saite genau da anzuschlagen, wo es vorgesehen war. Und keinen Millimeter zu hoch oder tief. Seine Finger waren eingerostet, so stellte er fest. Über ein Jahr keine Übung und nur Schwert oder Zügel in den Händen forderten eben ihren Tribut. Die Fingerfertigkeit würde mit dem Tun zurück kommen und die Harfe war nicht ganz so anspruchsvoll wie das Klavier, sodass die vom Training feste Muskulatur nur bedingt ein Störfaktor sein würde. Lothar war auch Schwertkämpfer und spielte ausgezeichnet - es musste also möglich sein, so war sich Jakob sicher.
So hart konzentriert, verlor er die Umgebung völlig aus dem Fokus. Was im Kampf fatal war, hatte ihm in der Musik schon immer vorwärts gebracht: das Ausblenden von allem, was nicht Instrument und Ton war. In diese Blase drang nur die Stimme der Dame, die ihn hier und da korrigierte. Und dann war er wieder allein mit sich und blieb es, während die Töne zum letzten Mal aus dem Instrument perlten. Klar und sauber, eine Kaskade wie von Wassertropfen, an deren Ende er in die Überleitung zum eigentlich Stück eintauchte, allerdings abbrach, weil ihm dann doch die Noten im Kopf ausgingen.
Die Hände beruhigend auf die Seiten gelegt, saß er stumm, noch einige Atemzüge lang in seiner Blase verharrend, bevor die Frage Sera Rovinskys zu ihm durch sickerte. Wo hatte er gelernt. Dünnes Eis, schwieriges Terrain. Bedacht setzte er die Harfe auf ihren Fuß, um noch etwas Zeit zu schinden, dann hob er den Blick. "Privat. Mein Vater hat mir und meiner Schwester zu Hause Musikunterricht erteilen lassen. Keine Harfe allerdings, sondern ein Saiteninstrument, bei dem man die Saite streicht. Wie eine Fidel, nur etwas größer." Nicht gelogen, denn das ließ sich mit seinem Glauben nicht vereinbaren. Er hoffte nur, sie wollte nicht mehr Details und er hatte auch hier schon Instrumente gesehen, die wie chinesische Erhus aussahen.
Die Dame hatte gesagt, sie sei müde und er hoffte einfach im Stillen, dass Iola auf dieses Pferd aufsprang.
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