Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Wenzel von Herrenloh
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Fasten und Beten.
Eigentlich nicht die Tätigkeitsbeschreibung, die er auf sich selbst anwenden wollte, aber welche Wahl hatte er. Vielleicht gehörte er langsam wirklich zum alten Eisen, dass daheim verstaubte, während andere in die Schlacht zogen. Beten gegen die Scoia'tael anstatt sich ihrer endlich zu erledigen. Er atmete durch - das ging zunehmend besser - und blickte auf Jarels Rechte. Das Siegel des Komturs glänzte dort. Sein Siegel und er ertappte sich bei zweierlei Gedanken: der erste Impuls war, es zurück haben zu wollen. Der zweite war der Wunsch nach Ruhe auf seinem Landsitz.
Wenzel brummte ungehalten angesichts des Löffels in jener beringten Hand. "Du bist schlimmer als Bertrand. Na schön, hilf mir hoch. Wenn du mich fütterst wie einen Greis, gehe ich von der Klausur direkt auf meinen Landsitz und lass dir das alles hier zur freien Verfügung.", drohte er. Im Bett in eine sitzende Position gebracht, nahm er Schüssel und Löffel selbst in die Hände. Er zitterte leicht, aber es ließ sich bewerkstelligen.
Sie aßen. Irgendwann stellte Wenzel die halb geleerte Schüssel auf seinem Schoß ab und ließ sich etwas zurück sinken.
"Bei Brenna haben die Ritter des Ordens Seite an Seite mit den Soldaten des Königs gegen Nilfgaard gekämpft und wir waren siegreich. Wir sollten auch gegen diese Hexe und ihre Scoia'tael mit dem Regenten sein. Hat Ealco dir die Antwort des Hierarchen gezeigt? Einfach lächerlich. Lothar muss sich für diese Sache stark machen. Wenn die Kräfte in der Stadt sich gegenseitig das Leben schwer machen, haben diese Terroristen leichtes Spiel und während wir uns mit diesen Flöhen im Pelz beschäftigen, sind wir zu abgelenkt für das wirklich relevante. Fällt die Stadt, fällt auch der Tempel." Salz und Flüssigkeit tauten ihn etwas auf und Wenzel bewies, dass er viel Zeit zum Nachdenken hatte. "Levin ist gerade wieder auswärts. Ich habe ihm Lode gegeben, Roberts vorigen Knappen." Der Blick Wenzels sprach Bände. Dieser Zug war alles andere als willkürlich. "Sobald er zurück ist, soll er sich mit dieser Kugelarmbrust von Sokolov beschäftigen und der schaut ihm bitte genauestens auf die Finger. Bericht an dich, dann an mich. Du hälst dich persönlich fern. Man sollte euch nur gelegentlich miteinander sehen, außerdem hast du andere Prioritäten." Sein Blick fiel wieder auf den Ring, dann kniff er die Augen zusammen.
"Warum bin ich nur so verflucht müde?"
Es klopfte und Ealco steckte den Kopf zur Tür herein.
"Klingenmeister, Euer Knappe wartet in Eur... unten.", meldete dieser.
Zuletzt geändert von Wenzel von Herrenloh am Donnerstag 2. Februar 2023, 13:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Jarel Moore
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„Das hältst du keine zwei Wochen aus.“, flachste Jarel gutmütig, während er den Großkomtur buchstäblich unter die Arme griff um ihm in die sitzende Position zu helfen.
Zumindest hoffte er das. So langsam würde er sich damit abfinden müssen, sich irgendwann doch in diesem Amt wiederzufinden. Er flehte die Schatten, die ewige Flamme, Melitele, Elune und alle Götter die er kannte jedoch an, dass dies noch möglichst lange in der Zukunft lag.
Während Wenzel mit zitternden Händen einen Löffel nach dem anderen herunter würgte, musste Jarel sich mäßigen nicht zu schlingen.
Die Mischung aus Fleisch und Getreide war perfekt den Bauch zu füllen, und als er sich ein Stück Brot mopste um die Schüssel auszuwischen, fühlte er sich gleich ein gutes Stück besser.
Er beobachtete seinen ehemaligen Rittervater, hörte ihm zu.
Mit dem Regenten zu kämpfen statt gegen ihn…
Ja. Auch dahingehend hatte er schon so manchen Gedanken verschwendet, gemeinsam mit Slava.
Im Grunde arbeiteten sie ja bereits gemeinsam und in der Zwischenzeit wusste nicht nur Dijkstra davon, sondern auch Wenzel. Sollte er Wenzel mitteilen, wie weit das ganze bereits ging?
Noch nicht. Hier galt das gleiche wie bei Slava. Keine Aufregung.
Beide brauchten Ruhe. Wobei der Schattenläufer sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er in diesem Fall mehr Einfluss auf seinen Schwertern hatte als auf seinen Verlobten. Was für eine Farce…
„Dich über diese Dinge zu sorgen ist so lange nicht deine Aufgabe, bis der hier nicht wieder an deiner Hand ist.“ Er hielt kurz seine Rechte hoch und spreizte den kleinen Finger ab, spielte mit dem in vieler Hinsicht schwere Schmuckstück daran.
„Ich kümmer mich um Alles.“, versprach er leise und mit erstaunlich fester Stimme, während er dem Kranken eine Tasse lauwarmen Tees in die Hand drückte.
Dem Waffenmeister war also der Knappe des Grossmarschalls aufgedrückt worden. Wie Lode das wohl aufnahm? Begeistert war er sicher nicht.
„Trink noch ein- zwei Schluck, dann lasse ich dich in Ruhe.“, versprach er und nahm dem Großkomtur die Tasse erst wieder ab, als dieser ein Zeichen gab und nicht bevor er zumindest einen winzigen Schluck genommen hatte.
Ohne ein Wort half er seinem alten Freund gerade wieder in die liegende Position und stellte den Rest des Essens und der Getränke so bereit, dass er vom Bett aus alles erreichen konnte.
Gerade wollte er fragen, ob er die Bettpfanne noch einmal…da klopfte es. Vor Ealco würde er das sicher nicht ansprechen. Darum musste sich dann wohl Bertrand kümmern.
Ealco. Er klebte regelrecht an ihm. Wenn das immer so war, musste man sich wohl entscheiden, die halbe Portion entweder zu adoptieren oder ihn irgendwann durchs geschlossene Fenster zu feuern.
Aktuell war er noch bei adoptieren. Mal sehen, was der Tag noch brachte.
Stumm drückte Jarel Ealco seine leer geputzte Schüssel in die Hände. „Mach Pause.“ , erklärte er, während er etwas steif hinter ihm die Treppe hinunter schritt. „Und iss was, wenn du noch nicht hast. Ich lass dich rufen.“
Der Sekretär guckte zwar als hätte der Klingenmeister ihn geohrfeigt, verschwand aber tatsächlich.
Schweren Schrittes ging Jarel die Stufen zum Büro herunter.
Jakob wartete bereits und der Schattenläufer überlegte einen Moment, ob er den Jungen mit einer Umarmung begrüßen sollte.
Nein. Das war vom Jüngeren sicher nicht gewünscht und auch nicht angebracht.
„Schön, dass du es geschafft hast.“, begrüßte er Jakob stattdessen und rang sich ein Lächeln ab.
Er trug immer noch die Kleidung vom Vortag, wirkte übernächtigt und zog ein Eau de Narcos aus Schweiß, zu lange getragener Kleidung und schwerem Rotwein hinter sich her wie ein Banner auf dem Schachtfeld.
Kurz blieb er vor Wenzels Schreibtisch stehen, seufzte leise…
…und nahm dann auf dem Stuhl des Großkomturs Platz, deutete Jakob sich zu setzen.
„Konntest du die gesuchte Person finden?“ Gleichzeitig zu dem gesprochenen Wort deutete erst auf die Wände, dann auf sein Ohr.
Wer wusste schon, ob nicht auch Hemmelfarts Spion in der Nähe lauerte. Wenzels Junge sicher nicht. Aber selbst da war Jarel sich nicht sicher.
Jakob wirkte irgendwie…aufgebracht? War das das richtige Wort?
„Geht es dir gut?“, fragte sein Rittervater keinen Liedschlag später.
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Wenzel von Herrenloh
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Er ließ sich wieder in die Horizontale helfen und stellte fest, dass er froh war, wieder liegen zu können. Unfassbar, wie schnell man zum bettlägerigen Greis wurde. Die Sache begann an seiner Geduld zu nagen und an seinem Selbstwertgefühl ohnehin. Entsprechen knurrig reagierte er auf Jarels Bemerkungen. "Werd' nicht frech, Bursche. Noch bin ich nicht tot." Er seufzte, dafür hatte eben dieser Bursche schließlich gesorgt. Er musste sich fügen, er hatte es so gewollt. Jarel würde die Sache gut machen - anders vielleicht, eben auf seine Art - aber gut. Und Wenzel war er trotz allem lieber, als alle Alternativen. Er schloss die Augen, öffnete sie wieder, doch sie fielen ihm wieder zu. "Große Macht birgt große Verantwortung.", murmelte er, öffnete die Augen dann wieder einen Spalt weit und schielte Jarel von unten her an. Der Spalt schloss sich wieder, aber auf den Lippen des Komturs spielte ein winziges Lächeln.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

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Von/nach: Slavas Wohnung --> Komturei
Datum: 10. August 1278 Morgens
betrifft: Jarel
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Jakob ging wie in Trance durch die sich belebenden Straßen zurück zur Komturei und schlüpfte durch den ungewollten Zugang wieder ins Innere. Vieles beschäftigte ihn und er merkte, dass seine Laune nicht zum Besten stand. Er war ungefrühstückt, ungeduldig und entsprechend ungehalten. Dennoch bemühte er sich um einen nicht allzu mürrischen Umgangston, als er kurz nach Ankunft in der Ordensburg vor Helbel stand und ihm mitteilte, zu Jarel zu müssen. Der Sekretär des Komturs brachte ihn in das Arbeitszimmer desselben und ließ ihn warten. Oft war er nicht hier gewesen und wenn dann meist in Begleitung eines Ritters oder Guten Bruders, der ihn im übertragenen oder auch buchstäblichen Sinn am Ohr her gezerrt und nach Strafe verlangt hatte. Vor allem in den ersten Monaten seines Hierseins. Er hatte erst seinen Platz finden müssen, hatte wie so oft in jede Richtung einmal ausgekeilt und seine Grenzen gesucht. Der Mann, der ihm diese zwar gesteckt, aber die Leine auch oft genug erstaunlich locker ließ, kam nach einer Weile ebenfalls in das Arbeitszimmer und begrüßte ihn.
Jarel sah furchtbar aus. Blass und müde, regelrecht erschöpft. Er roch ungewaschen und verbraucht. Jakob folgte seinen Bewegungen mit den Augen, die sich überrascht weiteten, als sein Rittervater sich hinter Wenzels Schreibtisch platzierte und ihm die Platz davor wies. Zögerlich setzte er sich auf den gezeigten Platz. Die Rangfolge an der Spitze des Ordens war ihm noch nie wirklich bewusst gewesen - das waren Dinge für die Räte und Meister, unerreichbar für einen Knappen. Jarel jetzt dort sitzen zu sehen, erinnerte ihn wieder daran, wer er war - und was das für ihn selbst hieß. Ein leiser Stolz regte sich und plötzlich verstand er Lodes Frust. Man konnte auch in dieser Gemeinschaft seinen Weg nicht völlig allein schlagen, es war leichter, wenn ihn jemand ebnete. Und das wiederrum taten die einem gegebenen Ritterväter. Nicht nur bis zum Ritterschlag, sondern unter Umständen darüber hinaus. Jakob erinnerte sich an seine Aufnahme in den Orden, die fast ein Desaster geworden wäre und die Symbolik dahinter.
Unwillkürlich saß er gerader.
"Ja. Wartet.", erwiderte er kurz angebunden und zupfte dazu an der Kette um seinen eigenen Hals, bevor er auf Jarel wies. Dann ließ er die Hand sinken. Ging es ihm gut? Sicher, er hatte sich nur mal wieder von Slava ärgern lassen, aber das würde er Jarel nicht auf die Nase binden. Er führte seinen Rittervater also auf die Spur, die dieser normalerweise willig aufnahm: "Kein Frühstück." Ergo schlechte Laune. Seine Oma hatte schon immer gesagt: Jung, iss was, du bist nicht du selbst. Inwiefern der Ältere ihm das abnahm, war fraglich. Er kannte ihn manchmal beängstigend gut.
Jarels Knappe wies mit dem Kinn auf dessen Rechte. "Heißt das, du führst jetzt vorübergehend die Komturei?"
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Jarel Moore
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Als Jakob ihn darauf hinwies, wo der Doppler sich befand fuhren seine Fingerspitzen mit einem leichten Lächeln über die Stelle seines Wamses, unter der sich sein Verlobungsring befand.
Sein Ver-lo-bungs-ring. Ihm wurde einen Moment lang heiß und kalt, auch wenn er just in diesem Moment zweifelte. Zweifelte, ob sie es jemals schaffen würden füreinander da zu sein, oder ob einer von ihnen auf dem Weg ertrinken würde, weil jemand die Kerze im Fenster des anderen gelöscht hatte.
„Ja. Bis Wenzel…bis von Herrenloh wieder auf den Beinen ist. Hoffe ich zumindest.“, er grinste schief und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
„Gut gemacht. Ich werde das Paket selber abholen. Ich danke dir.“
Aus dem schiefen Grinsen wurde nun doch ein echtes Lächeln.
„Geh was Essen. Ich muss noch ein zwei Sachen erledigen, dann hole ich die Lieferung.“
Zu gerne hätte er Jakob dabei gehabt. Doch Wenzel lag halbtot in seinem Bett, weil er in den Nachforschungen dem Ziel zu nahe gekommen war.
In dieser Gefahr wollte er Jakob niemals…niemals sehen.
„Sitz nicht so steif da, Jakob. Ich bin immer noch ich. Und glaub ja nicht, dass mir das hier gefällt.“, erklärte er und deutete mit einer öffnenden Handbewegung über den Schreibtisch.
Gefiel ihm das wirklich nicht? Die Macht war verführerisch, aber…nein….das ganze Drumherum hielt ihn davon ab er selbst zu sein.
„Wirklich nur Hunger, Jakob?“, hakte er vorsichtig nach. Irgendwas stimmte nicht, aber er konnte den Finger nicht darauf legen.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

"Cool.", entfuhr es Jakob, der im Kopf noch ein Stück weit der Unterhaltung in seiner zweiten Muttersprache anhaftete, und grinste dabei ungewöhnlich jungenhaft, wodurch einen kurzen Moment der Jakob aufblitzte, der gerade die zwanzig hinter sich hatte und mit Henselt aus Bruder Siegismunds Tinte Gelatine kochte. Doch der Moment verflog und er wurde schlagartig wieder ernst.
"Du schließt mich aus.", stellte er trocken fest und ließ sich tatsächlich nach hinten gegen die Lehne fallen. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr darf jetzt gehen. Das nächste Lächeln war schmal und überaus künstlich. "Wem gefällt schon wirklich die ihm zugedachte Rolle." Nein, er war wirklich nicht besonders gut gelaunt und Jarel nahm es natürlich wahr. Jakob überlegte, ob er es ignorieren, lügen oder wahrheitsgemäß antworten sollte. Er entschied sich vorerst für eine Kombination, denn so genau kannte er alle Gründe selbst noch nicht und manchmal suhlte er sich gern in seinem Ärger.
Der Knappe erhob sich. "Ja, wirklich. Kann ich dann gehen oder hast du noch mehr Botengänge für mich?" Es reichte, dass Slava ihn behandelte wie ein dummes Kind - Jarels Gluckenanfälle brauchte er jetzt nicht auch noch. Es war manchmal zum schreien, wie wenig man ihm letzten Endes zutraute.
Er stand vor Jarels breitem Schreibtisch, der ihm plötzlich wie ein Wall zwischen ihnen vorkam und wartete darauf, entlassen zu werden. Immerhin stand heute auch noch eine Waffenübung mit den Ritterbrüdern auf dem Programm und vorher wollte er tatsächlich etwas essen. Wobei er nicht glaubte, dass Jarel sich an der Übung beteiligen würde, also hatte er auch niemanden, dem er den Panzer richten oder ein Schwert reichen musste.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Jacob machte zu.
Der Ritter im Stuhl des Großkonturs wirkte für einen sehr aufmerksamen Zuschauer, als würde er eine Winzigkeit schrumpfen.
er presste die Lippen hart aufeinander, die Schultern sackten etwas nach vorn, sein Blick floss erst ins Nichts und senkte auf die Tischplatte – die genauso penibel aufgeräumt wirkte wie auch unter von Herrenloh – und er begann gedankenverloren mit dem Fremdkörper an seinem rechten kleinen Finger zu spielen.
Das konnte er jetzt nicht brauchen. Einen Moment überlegte er Jakob nicht nur auflaufen zu lassen, sondern ihn sogar noch ein Stück weiter zu provozieren.
Ihn wegstoßen. Weit von sich fort und aus der Gefahrenzone heraus. Aber das wollte er nicht. Nein, das konnte er nicht.
Stattdessen begann er zu berichten, so leise, wie es mit seiner Stimme überhaupt möglich war in der Hoffnung, es wäre leise genug um nur von seinem Knappen gehört zu werden.
„Nachdem ich es gestern endlich geschafft habe hierher zurück zu kommen und in der Abendmesse meine Gedanken geordnet und nach Worten gesucht habe, suchte ich von Herrenloh auf. Er war sturzbetrunken, aufgebracht, regelrecht aufgelöst. Ich erklärte mich ihm.“
Der Ritter schluckte. Die Bezeichnung ‚…der verlorenes Sohn…‘ hatte ihn wirklich aus der Bahn geworfen. Mehr als er zuzugeben in der Lage war.
Sein Blick irrte an Jakob vorbei zum Kamin, dessen Feuer er neu entfacht hatte, und ruhte einige lange Sekunden auf den Flammen. Etwas blitze und funkelte in seinem Augenwinkel. In dem Moment fiel sein Blick auf eine Scherbe in der linken hinteren Ecke, direkt vor dem rußgeschwärzten Stein. Die hatte er wohl übersehen beim Saubermachen.
Es war ein edles Glas gewesen, dass sein Schwertherr dort in all seiner Wut dort hatte detonieren lassen.
Während er weiter sprach war Jarel unfähig, sein Blick von der Scherbe zu lösen. Er wollte nicht in Jakobs Augen sehen. Wut und Ablehnung konnte er in dieser Situation nicht brauchen. Nicht in der Funktion, die er gerade erfüllte noch…persönlich.
„Wütend wie er war zerschmetterte er einen Kelch. Er verlangte einen neuen. Ich brachte diesen, schenkte ihm gehorsam ein.“ Ob es anders ausgegangen wäre, hätte er sich geweigert?
Noch immer starrte er auf die Scherbe, war dankbar über die Wärme die das Feuer abgab. Ihm war noch immer so verflucht kalt.
Wie wäre es ausgegangen, wenn er den zweiten Kelch… Die Antwort war einfach: Dann säße er nicht hier. Und Wenzel läge nicht oben. Letzteres wäre furchtbar gewesen.
„Es stellte sich heraus, der Wein war vergiftet. Sein Wein, in seinen eigenen vier Wänden. Der Kampf um sein Leben dauerte bis in die Morgenstunden. Und wäre da nicht das magische Gegengift gewesen, er hätte es nicht geschafft.“
Dann hätte er seinen in dieser Welt ältesten Freund tot in den Armen gehalten.
Ein kaum merkliches Zittern sorgte dafür, dass der Ritter die Hände flach vor sich auf das dunkle Holz des Schreibtischs legte, um dies zu überspielen. Endlich schaffte er es seinen Blick loszureißen und sah Jakob in einer Mischung aus Erschöpfung und Verzweiflung an.
„Das Eis ist furchtbar dünn. Es war schon gefährlich genug, dich mit der Botschaft loszuschicken.“
Er schluckte schwer. Warum bei allen Schatten war das so kalt hier?
„Wenzel ist mit den Nachforschungen zu dicht ans Ziel geraten. Ich bin nah an Wenzel. Und ich soll nun dich mitreißen?“
Mit einen Ruck stemmte er die Hände auf den Tisch, erhob sich. umrundete den Schreibtisch und schritt wortlos an Jakob vorbei zum Kamin.
Mit einen unterdrücktem Schnaufen ging er in die Knie, legte erst ein, dann ein zweites und sogar noch ein drittes Scheit nach, bevor er einfach so blieb und die Strahlungswärne der Flammen regelrecht aufsaugte.
Vielleicht vertrieb das die Kälte in seinen Knochen.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob ließ sich wieder in den Stuhl fallen und rieb mit Daumen und Zeigefinger über seine Brauen. Er war ein Idiot. Er hatte die Nachricht ja sogar immernoch bei sich im Wams, die Auflistung aller Schläge, die Jarel in den letzten zwei Tagen eingesteckt hatte und er hatte nichts besseres zu tun, als nachzutreten. In einem anderen Leben wäre ihm das reichlich egal gewesen, hätten Streitlust und Egoismus dafür gesorgt, dass er weiter gebohrt, weiter die Bresche geschlagen und erweitert hätte. Er ahnte nicht, dass auch Jarel einen Moment lang mit dem Gedanken spielte, ihn zu provozieren. Ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Was wäre geschehen? Doch die Antwort verrauchte im Netz der Möglichkeiten, weil sein Rittervater sich dagegen entschied und auch Jakob den Schritt zurück tat, den es in diesem Moment brauchte. Es dauerte allerdings, wie immer bei ihm. Jarel war aufgebracht - zu Recht - und sein Knappe brauchte diese paar Herzschläge, um sich dessen zum einen bewusst zu werden und zum anderen sich selbst aus dem eigenen Fokus zu nehmen. Plötzlich kamen ihm seine Probleme kleinlich vor und sein Unmut kehrte sich nach innen, auf ihn selbst. Ebenfalls eine für ihn inzwischen natürlich gewordene Reaktion.
Nicht aber dies: "Scheiße, tut mir Leid, Jarel." Dann erhob auch er sich wieder und folgte mit vorsichtigen Schritten hin zum Kamin. Eigentlich war es warm im Raum, aber Jarel legte nach und Jakob schlug die Hitz unangenehm entgegen. Allerdings wäre er auch der Letzte, der ein Feuer entfachte, wenn es nicht unbedingt nötig wäre, um zu überleben. Einen Schritt hinter Jarel blieb er stehen und sammelte seine Gedanken. Von Herrenloh war für Jarel das, was dieser für ihn war, das durfte er nicht vergessen. Wie würde er es aufnehmen, wenn man Jarel zu vergiften versuchte? All seine wütenden Ausbrüche in Letzter Zeit waren doch letzten Endes nur hilflose Aufschreie der Angst, die in ihm tobte, wenn er beobachten musste, wie sich sein Rittervater in Dinge verstrickte, bei denen er zum Zuschauer degradiert war. Der Mann, dem er bis in den Tod zu folgen geschworen hatte, forderte selbigen immer wieder heraus und das machte ihn wütend, denn es machte ihm Angst.
Jakob ließ den Kopf hängen, wippte damit zur einen, dann zur anderen Seite, hob ihn wieder und ging schließlich den einen Schritt, um sich neben Jarel nieder zu kauern, wobei er ein Knie stützend am Boden absetzte. Zögerlich streckte er eine Hand aus, wagte aber nicht, einfach Jarels zu greifen. Überhaupt wuchs er in letzter Zeit, was Körperlichkeiten anging für seinen Geschmack fast schon zu schnell über sich hinaus. Er betrachtete das Profil des Älteren, intensiv wie immer, aber nicht mehr zornig.
"Es tut mir Leid, wirklich.", wiederholte er. "Aber ich ertrag' es einfach nicht, hier herum zu sitzen und zu beten, während sich die Welt weiter dreht und du versuchst diesem ganzen Chaos irgendwie Herr zu werden. Ich bin dein Knappe, Jarel. Ich hab' geschworen dir mindestens Schwert und Schild in jedes Chaos hinterher zu schleppen. Ich will nicht beten und darauf warten, dass alles gut wird. Ich will da sein, wohin ich gehöre und für das kämpfen, was mir wichtig ist." Dass er dabei nicht in erster Linie an den Orden dachte, war ihm selbst wohl nicht mal wirklich bewusst. Und auch nicht, dass er damit Slavas Worte für sich angenommen hatte. Zum Glück war dieser gerade nicht da - es hätte ihn wohl nur wieder amüsiert. Jakob war nah genug, dass auch mit gesenkter Stimme alle Worte halbwegs bei seinem Mentor ankommen würden. Hoffte er jedenfalls. "Ich mag keine Koryphäe mit dem Schwert sein, aber ich bin ein guter Schütze - nicht nur mit dem Bogen. Jarel, bitte. Ich stecke sowieso schon mit drin."
Er holte tief Luft. "Meinst du, ich will mit dir erleben, was du mit von Herrenloh erleben musstest?", flüsterte er ungewohnt sanft.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Der Ritter lauschte, seufzte und riss eine gefühlte Ewigkeit später seine Gedanken zurück in die Spur. Und seinen Blick vom Feuer los, drehte den Kopf zur Seite und betrachtete den Jungen einige lange Momente.
„Slava hat ein Herzinfarkt fast aus dem Leben gerissen. Wenzel Gift. Wenn dir das auch passiert…“
Er schüttelte den Kopf und beendete den Satz nicht.
Die Wärme tat gut, schürte aber auch die Müdigkeit.
Jakob streckte die Hand nach ihm aus. Ein Zeichen, dass er nach kurzem Zögern annahm. Einen Moment drückte er die schmale Hand des Jungen mit seiner Pranke.
Dann legte er frech die Hand auf Jakobs Schulter und stemmte sich an ihm mit einem Ächzen hoch.
Er wartete, bis auch Jakob ebenfalls aufstand und sah ihm direkt in die Augen. Er wollte dabei sein?
Wusste er überhaupt, wobei? Jakob stand hinter dem Orden. Er war fest im Glauben verankert. Wie sollte er nun verlangen, gegen alles zu ziehen wofür der Orden stand?
„Ich habe Angst um dich, Jakob. Da sind Mächte am Werk denen wir kaum etwas entgegenzusetzen haben. Wir lehnen uns gegen den Hierarchen höchst selbst auf. Und damit gegen einen Teil des Ordens. Ist dir bewusst, was das bedeutet, wenn du mir auf diesem Weg folgst?“
Er wollte es nicht. Er wollte nicht, dass Jakob sich in so eine Gefahr begab.
Trotzdem ahnte er bereits, dass es genauso schwer war Jakob davon fernzuhalten wie einen Aal vor dem Wasser.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jarels Gewicht drückte ihn nieder, aber bei weitem nicht so nachhaltig, wie seine Worte, kaum das er wieder stand. Wesentlich flexibler als sein Rittervater war er auf die Füße gekommen, auch wenn die Nachwehen seiner Bestrafung hin und wieder zwickten. In seinen Knochen war noch kein Knacken, seine Muskeln waren voll jugendlicher Spannkraft, seine Sicherheit erlitt allerdings ein paar heftige Kerben. Jakob erwiderte Jarels Blick, doch der Ausdruck darin sagte mehr als tausend Worte. Natürlich hatte er keine Ahnung, worum es bei dieser ganzen Sache eigentlich ging. Slava hatte nur wegen der Nilfgaarder gemotzt, Jarel deutete jetzt etwas ganz anderes an und das erschreckte und verunsicherte den Knappen zutiefst. In Jakobs Kopf war seit Kurzem nicht mehr sonderlich viel Platz für andere Dinge und erst jetzt begriff er die Worte, die Jarel auf die Notiz geschrieben hatte.
Du bist der einzige, dem ich hier noch trauen kann.
Er meinte tatsächlich hier - hier in der Komturei, ihrem Zuhause, ihrer Bruderschaft. Sein Fokus war bisher nur auf diesen verdammten Nilfgaardern, auf denen Slava rumritt, gewesen und alles andere hatte er über Iolas Brief geflissentlich ignoriert. Es einfach nicht zu Ende gedacht. Jetzt traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag in den Magen und sorgte dafür, dass er sich an Ort und Stelle wieder auf den Hosenboden setzte. Mechanisch zog er das Pergament hervor, überflog es noch einmal und warf es dann ins Feuer. Die Flammen leckten darüber und bohrten schwarz umrandete Löcher hinein. Jakob hatte ein Bein angestellt, den Arm darauf abgelegt und fuhr sich gedankenverloren mit dem Daumen über die Unterlippe. Das ewige Feuer, seine Regeln und Weisheiten, dieser Weg - sein Weg. Wie konnte er ihm folgen und seinen Gelübden die Treue halten, wenn der, an den all diese Schwüre gebunden waren, eine ganz andere Richtung einschlug? Und was, wenn es sich als richtig erwies? Nein! Jakob wusste, dass da vor allem im Zusammenhang mit Slavas Operationen Dinge geschahen, die er selbst niemals gutheißen konnte. Er war dabei gewesen, wenn auch nur im Traum, er hatte das Arsenal in Jarels Haus mit eigenen Augen gesehen. Aber das war draußen, jenseits der kleinen Welt auf ihrer Insel. Und jetzt sprach Jarel von Hemmelfart, von Gift im Wein des Großkomturs und er selbst musste sich eingestehen, dass ihm bei Plenius auch nicht ganz wohl war. Seit dem Traum oder besser seit jenem Tag im Tempel, da er ihn angeklagt hatte.
Irgendwann hob er den Blick.
"Ist es denn der richtige?" Wenn ein Teil des Ordens so lief und der andere so, welche Richtung war dann die, in die er mitgehen sollte? Denn mitgehen wollte er, dessen war er sich sicher. Am liebsten mit Jarel, aber war dessen Weg wirklich der rechte? Gegen die Hierarchen! Beim Licht! Das war wie Rebellion gegen den Papst! Nur drohte einem hier mehr als die Exkomunikation - eher eine Exekution. Aber was war die Alternative? Sich gegen Jarel entscheiden? Oder warten und beten, nur um am Schluss zu sehen, wer Recht behalten hatte? Nein, zum Duckmäuser taugte er nicht - er würde eine Seite wählen und solange er keinen Gegenbeweis hatte, würde er die wählen, die ihm als die richtige erschien. Aber eine Wahl blieb es und er würde sich erzwingen, diese selbst treffen zu dürfen.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

„Der richtige Weg?“ Jarel ging zurück zum Schreibtisch lehnte sich daran, stützte sich mit den Händen verkrampft auf die mit Intarsien verzierten Kante ab.
Das Holz fühlte sich gut an. Glatt, warm, real, beständig. Nicht so schlüpfrig wie die Realität, nicht so flüchtig wie die Wahrheit.
„Der Großkomtur beauftragte mich mehr über Hemmelfart herauszufinden. Noch ehe ich alle Fakten zusammentragen konnte, erscheint ein Spitzel hier, der sicherlich mehr ist als ein ‚Neffe‘ des Hierarchen. Ein Kind mit magischen Fähigkeiten. Kurz darauf wird mein ältester Freund in diesen Mauern vergiftet. Und hätte Wenzel nicht alles selbst gesoffen, läge wir jetzt beide im Beinhaus.“, erklärte er vollkommen ton- und regungslos.
„Ob das der richtige Weg ist? Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wo dieser Weg hinführt. Ich weiß nur, er führt in eine Dunkelheit, die ich lieber allein begehen möchte.“
Der Schattenläufer nahm die Arme vor dem Körper und verschränkte diese, sah zu Boden.
„Denkst du immer noch, du willst mir folgen?“
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