Taverne | Eisvogel

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Viktor
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Er winkte ab, stützte einen Arm auf und pulte sich einen Rest Fleisch zwischen den Zähnen hervor. Diese waren leider durch den Unfall nicht besser geworden, aber man konnte nicht alles haben. Wenn er Ochotnik so zuhörte, dann begannen ihm gerade solche Kleinigkeiten wie Zahnmedizin Sorgen zu machen, aber wenn man Finger magisch heilen konnte, wieso dann nicht auch die Kauleisten? Wobei ihm in diesem Fall nicht ganz klar werden wollte, wie man auf der einen Seite sowas wie Magie besaß und auf der anderen Seite morgens Leute ihren Nachttopf in die Straße kippten. Eine seltsame Mischung war das... Gedankenverloren rieb er sich den Bart.
"Macht keinen Unterschied. Die Frauen in diesem Kloster wollten ihn nach ihrem Glauben bestatten. Wenn nicht in der Ukraine, dann is' doch egal wo. Lass mal.", brummte er. Aber das Angebot allein legte noch ein paar Teile in das Puzzle, das Ochotnik und seine Position hier darstellte, und festigte Viktors Urteil. War aber eigentlich auch zu erwarten gewesen - jemand wie Ochotnik fand immer einen Weg aus der Suppe nach oben und wenn er die Brühe dafür erst steif treten musste. Das wiederum brachte ihn auf weitere Gedanken, während er zum Angebot seines Chefs halb nickte, halb mit den Schultern zuckte. War ja nichts ungewöhnliches, dass man erst nach der Mission erfuhr, worum es eigentlich ging beziehungsweise gegangen war. Trotzdem verpackte er die Frage nach dem Wohin: "Wenn es raus geht, aus dieser stinkenden Stadt, bin ich dabei." Zwischen den Zeilen lag aber auch irgendwo die Tatsache verteilt, dass er auch so dabei wäre. Was hatte er schon für Möglichkeiten, abgesehen von Langeweile.
Kurz driftete sein Blick zur Seite, flackerte, schien sich zu bewölken und dann wieder klar zu werden.
Leicht irritiert zog er die Stirn kraus, war aber nicht sicher, was er aus dem Eindruck machen sollte, der ihn eben beschlichen hatte. Nämlich der, dass er plötzlich Fetzen von dem, was der Arzt und der Begleiter Ochotniks am Nebentisch sprachen, verstanden hatte. Er rieb sich den Nacken. Er wurde nicht verrückt. Sicher.
"Ich muss irgendwie mit der Sprache klar kommen und die Wärhung verstehen lernen. Alles andere ergibt sich.", beantwortete er eine Frage, die gar nicht gestellt war. Nicht von Ochotnik jedenfalls. Und der Ton war auch eher der eines Selbstgesprächs, also einer wirklichen Unterhaltung. Überhaupt wirkte Viktor von einem Moment auf den anderen verwirrt, suchte mit Blicken, wo es nichts neues zu finden gab und zog schleßlich wie bei einer ausgleichenden Handlung den Teller noch einmal zu sich, nur um nach dem ersten Löffel diesen wieder sinken zu lassen.
"In ein paar Tagen dann. Ich lauf nicht weg. Für den anderen kann ich allerdings nich' sprechen." Er grinste schief, als er sein Gegenüber endlich wieder ansah. Viktor war ein gestandener Mann, an die Einsamkeit weiter Wälder und die unnatürliche Stille in der Zone gewöhnt, aber gerade bereitete ihm der Gedanke, hier allein zurückzubleiben, Unbehagen. Gut, der Arzt war noch da, aber dessen Sprache verstand er nicht und umgekehrt. Blieb also sein ungebetener Gast, mit dem er sich nicht so wirklich auseinander setzen konnte oder vielleicht auch wollte, obwohl er sich des Gefühls nicht erwehren konnte, dass es umgekehrt durchaus Interesse gab. Das Durcheinander in seinem Kopf ließ ihn zusehends in grüblerisches Schweigen driften.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Vermutlich hätte Slava laut gelacht, hätte Viktor seine Gedanken laut geäußert. Laut und bitter. Auf der einen Seite schuf man hier Supersoldaten durch magische Mutation und auf der anderen Seite gruben sie die Latrine direkt neben dem Brunnen. Aber es waren einfach nicht die gleichen Leute, die das eine vollbrachten... und auch das andere.
Auch in ihrer Zeit und Welt klaffte die Schere weit auseinander. Zwischen einem HighTech Labor das Mikroprozessoren herstellte und einem sibirischen Dorf war der Unterschied ähnlich gravierend.
Und hätte er nun wiederum Viktor von den gezielten Genmutationen erzählt, auch Viktor hätte vielleicht gelacht.
Jahrzehnte lang hatten manche Stalker nach Hinweisen gesucht, dass es in der Sowjetunion und speziell in der Zone versuchte hatte Supersoldaten herzustellen. Die Wahrheit war dabei viel schlimmer. Eine verworrene Geschichte.
"Ich will mit diesem Kolja reden, den besuchen wir. Und ich habe vor einen Abstecher nach Oxenfurt zu machen, das liegt auf dem Weg, die zweitgrößte Stadt nach Wyzima. Hat aber mit der deutschen Stadt gleichen Namens nichts zu tun."
Kurz wanderte Slavas Blick wie der von Viktor zum anderen Tisch.
"Eine gute Nachricht gibt es. Die Sprache dürfte dir leicht fallen, hat viel vom russischen, und die Schrift ist wie das altslavische, galgolithisch... Kennt man das wenn man oft genug in die Kirche geht?" Auch wenn es wie eine Stichelei klang, es war ein absolut respektvoll gemeinter Hinweis. Auch wenn er selbst mit dem Glauben wenig am Hut hatte, hatte er den anderer immer respektiert - solange er dem Beruf nicht im Wege stand. Er selbst hatte eine Weile gebraucht um es zu lernen, vor allem sogar der Ähnlichkeit wegen, aber seine Großmutter hatte es lesen können, damals hatte man es wohl lernen müssen um Kirchenbücher lesen zu können. Das war aber die Vorsowjetische zeit gewesen.
Trotzdem, wenn er es lesen konnte, dann hatte er einen Vorteil und die Sprache kam sicher auch bald.
Einen Moment noch musterte er den alten Mann. Er würde seinen Platz finden, dessen war er sich sicher. Ein Jäger und Fährtensucher passte besser in diese Welt als er es damals getan hatte. Und Viktor würde Hilfe haben und man warf ihn nicht in kaltes Wasser.
"Wenn du etwas brauchst..." Er wollte ihm sagen, er solle sich zum Platz des Hierarchen durchfragen, aber das war noch müßig. "Ich komme einmal am Tag vorbei."
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Viktor
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Als Ochotnik gegangen war, hatte Viktor sich auf sein Zimmer zurück gezogen und das Gespräch Revue passieren lassen. Alles viel zu unglaublich. Er würde bestimmt gleich aufwachen und dann wäre da wieder die Schwester, mit der er ein Bier gezischt hatte, kaum dass er wieder bei Bewusstsein gewesen war. Das war alles nur ein Fiebertraum oder eine Halluzination, ausgelöst von irgendwelchen Drogen. Aber je länger er an diesem kleinen Fenster stand, das Treiben unten betrachtend, die Hand auf dem rauen Holz des Rahmens, desto deutlicher wurde ihm, dass er nicht aufwachen würde. Das er mitten in der Realität stand und die verrückter war, als die Zone es jemals hatte sein können. Er war durch ein Portal gegangen - zum zweiten Mal. Auch das war ihm inzwischen irgendwie klar geworden, obwohl das erste Mal nicht wikrlich ein Übergang gewesen war, sondern eher ein Kataklysmus. Etwas war in diesem Portal mit ihm verschmolzen und dieses Etwas nannte sich Maximilian und bediente sich inzwischen seines Körpers. Noch eine Sache, die Viktor lieber ins Reich der Fantasie abschieben wollte und nicht konnte, weil er Ochotnik glaubte. Wieso sollte sein Chef sich diese Geschichte mit dem 'Anderen' ausdenken? So verrückt war selbst er nicht.
Viktor saß am Fenster, sah den Leuten zu und lauschte. Es trieb ihn nicht wirklich hinaus in diese fremde Stadt und außerdem hatte er versprochen, nicht wegzulaufen. Langweilig wurde ihm bei solchen Beobachtungen selten. Er konnte stundenlang ansitzen, also machte ihm auch das hier nichts aus. Und es gab mehr zu sehen als auf einem Ansitz.
Irgendwann legte er sich auf sein Bett, müde geworden und noch erschöpft von den Ereignissen der letzten Tage. Der Schlaf holte ihn bald und damit begann die wirkliche Geisterbahn.

Viktor stand vor einem Spiegel, doch der Mann auf der anderen Seite des Glases trug ein anderes Gesicht. Er war etwas größer, hatte kurzes, schwarzes Haar und markante Züge. Seine Augen hatten die Farbe des Nachthimmels kurz nach Sonnenuntergang und er trug einen Maßanzug, die Hände lässig in den Hosentaschen. Er wirkte... vertrauenswürdig und zugleich autoritär. Und er lächelte.
Viktor sah an sich hinab, aber auf dieser Seite des Spiegels war alles beim Alten. Schäbige Klamotten, alte Armeestiefel, eben typisch Stalker. Er fuhr sich mit den Händen über Gesicht und Kopf - eine Regung, die sein Spiegelbild nicht tat, sondern nur lächelnd beobachtete - Dreitagebart, Falten, lange Haare. Augenfarbe konnte er nicht prüfen, schätzte aber auch diese würde die Seine sein. Er machte einen Schritt auf den Spiegel zu und musterte den fremden Mann eingehend. Er wirkte so real.
"Bist du Maximilian?"
"Ja, der war ich."
"Kannst du - also, bleibst du jetzt für immer?"
"Ich fürchte, es liegt nicht in meiner Macht, dass zu entscheiden. Der Herr hat unsere Wege im Moment unserer Tode gekreuzt. Du lebst, ich bin tot. Ich stelle nicht in Frage, dass er ein Ziel damit verfolgt."
"Der Herr? Du meinst Gott?"
"Ja."
"Ich hätt' meinen Körper lieber wieder für mich."
"Und ich wäre gern bei jenen lieben Seelen, die bereits vor mir geschieden sind und jenseits auf mich warten. So haben wir beide keine Wahl, sondern sollten uns arrangieren."
"Wie meinst du das?"
"Ich denke, ich kann dir nützlich sein."
"Und dafür willst du was."
"Nein. Nun ja, ein wenig."
"Sag an."
"Was ich bisher von diesem Land, dieser Zeit von deinem Freund dem Herrn Sokolov gelernt habe, macht mir einen eher mittelalterlichen Eindruck. Ich beherrsche ein Schwert, ich beherrsche ein Pferd und spreche diverse Sprachen. Du bist ein guter Fährtenleser und Jäger. Wenn du dich unser beider Fähigkeiten bedienst und mir dafür den Raum lässt, deinen Körper zu schulen, werden wir uns hier zurecht finden."
"Dafür willst du ab und zu Kontrolle?"
"Nennen wir es, ein drittes Ohr und ein wenig mehr Präsenz."
"Du willst dauernd in meinem Kopf rum spuken?! Vergiss es."
"Wir sind zwei Christenmenschen. Wir glauben nicht an Spuk, nicht wahr. Ich werde nur da sein, wenn du nach mir fragst. Denke ich. Verzeih mir die Unschärfe, ich war noch nie Gast in einem anderen Verstand."

Viktor betrachetete den anderen Mann eine Weile skeptisch. Aber so gesehen war es ihm lieber, er bekam mit, was der mit seinem Körper anstellte, als wenn er so vollends abgeschaltet war und erst später von seinem Gegenüber berichtet bekam, was er getan und gesagt hatte. Das war unheimlicher, als eine fremde Stimme im Kopf. Er wippte auf die Zehenspitzen, während der Geist des Maximilian Garcia ganz ruhig im Spiegel stand und abwartete. Ein seltsames Summen schien die Luft um den Spiegel zu erfüllen.
"Und du schaltest mich nicht ab, wenn du meinen 'Körper schulst'?"
"Ich weiß es nicht, wir werden beide lernen, nehme ich an."

Der Spiegel-Maximilian streckte eine Hand aus und sie schien aus der Oberfläche des Spiegel heraus zu tauchen. "Sind wir im Geschäft?"
Viktor, die Hände selbst noch in den Taschen vergraben, brummte: "Geschäft. Als hätte ich je wirklich eine Wahl gehabt." Dann schnaufte er. "Aber besser als diese Blackouts ist es wohl.", gab er zu und zog die Rechte aus der Hosentasche, um zögerlich die des Großmeisters zu ergreifen.
Augenblicklich verstärkte sich das Summen bis über die Grenze des Erträglichen. Beide Männer krümmten sich, Viktor die Augen in der Ellenbogenbeuge des freien Arms vergraben, MAximilien die Hand an den Kopf pressend. Licht und Dunkel begannen sich abzuwechseln, es dröhnte in Viktors Kopf, dann wurde er nach vorn gerissen, prallte hart gegen etwas Festes...


Viktor fand sich auf dem Dielenboden liegend wieder, die Beine in die Decke verstrickt. Er musste vom Bett gefallen sein. Sein Kopf dröhnte und es war stockfinster - richtig, keine Straßenbeleuchtung, die auch nachts durch fast jedes Fenster strahlte. Er tastete nach dem Rand des Bettes und zog sich auf die Kante, kämpfte mit dem heftigen Schwindel, der ihn sogleich erfasste und ihm den Magen umdrehen wollte. Leise knurrend fluchte er vor sich hin und streckte sich wieder auf dem Bett aus. Liegend war der Kopfschmerz besser zu ertragen.
"Maximilian?" Er kam sich sofort blöd vor, als er den Namen in Gedanken aussprach.
"Nenn mich Max." Klar und deutlich, mit einem leichten Echo und sofort sah er den lächelnden Mann wieder vor sich.
Viktor rieb sich das Gesicht. Entweder wurde er jetzt endgültig schizophren oder das war tatsächlich kein Traum gewesen. Sein Gast und er hatten sich irgendwie geeinigt. Mit pochenden Schläfen rollte er sich auf die Seite und schloss die Augen. Tief in seinem Geist flüsterte jemand ein Gebet auf Latein - die Worte waren seltsam beruhigend und darüber schlief er wieder ein.

Die nächsten Tage machte sich Viktor mit dem neuen Umstand vertraut und damit der Tatsache, dass er in seinem Kopf nicht allein war. Max die Führung zu lassen, endete allerdings die ersten Male in fürchterlichen Kopfschmerzen, aber es wurde mit jedem Versuch besser. Der Großmeister überredete Viktor zu Ausflügen in die Stadt, versuchte ihn dazu zu bringen, ihnen ein Schwert zu verschaffen - was allein schon aus preislichen Gründen nicht in Frage kam - und saß ganz Ohr mit ihm auf Plätzen und Tavernen, Fetzen der Sprache aufschnappend, die wie eine wüste Mischung aus allerlei Sprachen ihrer beider Welten anmutete. Wenn Ochotnik in den Eisvogel kam, war Viktor allerdings immer zur Stelle und scheinbar mehr oder minder er selbst, auch wenn es manchmal so schien, als sei er in Gedanken. Und die Kopfschmerzen machten ihm zu schaffen.
Max und er wanderten sogar bis zur Tempelinsel und Viktor ließ dem anderen Mann das erste Mal freie Verfügung und lauschte selbst, als der Großmeister sich bei einem Mönch über die Grundzüge des Glaubens an das Ewige Feuer aufklären ließ. Es war ein seltsames Gefühl, im eigenen Körper dort zu stehen und sich trotzdem irgendwie selbst zu beobachten, während man Dinge sagte, die man eigentlich niemals sagen würde. Oder nicht auf diese Weise. Es beruhigte Viktor sehr, als Max ohne Aushebens die Kontrolle zurück gab, als das Gespräch beendet war, dass er im Übrigen in einer kruden Mischung aus Latein, Deutsch und Englisch geführt hatte. Den gesamten Rückweg allerdings geisterte die Stimme des Großmeisters in Viktors Kopf herum und erörterte die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum frühen Christentum. Bis Viktor ihn irgendwann zum Schweigen verdonnerte, weil er seine eigenen Gedanken nicht mehr hören konnte und doch langsam fürchtete, durchzudrehen.
Worauf hatte er sich da nur eingelassen? Und so sollte er mit Ochotnik und diesem Ritter reisen? Das konnte ja heiter werden...

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Zuletzt geändert von Viktor am Sonntag 5. Februar 2023, 20:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

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Vom Tempel --> zum Eisvogel
Datum: 9. August 1278
betrifft: Jarel
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Irgendwie waren die Dinge wieder im Lot und doch auch nicht. Jakob wankte um seine Gemütslagen herum, unfähig sich für eine Richtung zu entscheiden. Er wollte gerne, dass alles wieder war wie früher, aber er spürte auch den Schatten, der zwischen dem Jetzt und diesem Früher lag. Vor allem wenn er allein mit seinen Gedanken war.
Im Refektorium traf er auf Henselt, aber von Jarel keine Spur. Jakob aß einen Teller von der eher faden Graupensuppe und dazu ein Stück hartes Brot. Henselt plapperte die ganze Zeit, als habe er eine Woche Worte gespart, um sie nun über ihm auszuschütten und als sich dann auch noch Theobald zu ihnen setzte und beide im Duett faselten, wurde es Jakob zu viel. Er erhob sich und ließ die beiden sitzen, die dies nicht mal zu bemerken schienen.
Eisvogel.
Immer wieder dieser Eisvogel, aber gut. Er kannte den Weg und ging direkt los. Nach einer Weile hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Es war so deutlich, dass er stehen blieb und sich aufmerksam nach bekannten Gesichtern umsah. Doch da war niemand, nur die gewöhnlichen Leute eines gewöhnlichen Tages. Oder?
Er ging weiter, bog in eine Gasse, in einen Hof und schlüpfte in einen Schopf. Tatsächlich dauerte es nicht lange und eine Gestalt in der Robe der Guten Brüder schlurfte an seinem Versteck vorbei. Die Kapuze verbarg das Gesicht, aber der Kopf bewegte sich suchend, die kurzen Schritte waren eilig. Jakob sah ihm nach. Die Gestalt wanderte zurück zur Hauptstraße und hockte sich an einer Hausecke nieder.
So leise er es vermochte und sogar unter Zuhilfenahme von Yahuros Lehre schlich Jakob in die andere Richtung davon und eilte dann zum Eisvogel, der nur eine Parallelstraße weiter lag.
Jarel fand er schnell, setzte sich zu ihm, legte die Finger auf sie Lippen und fing an auf die kleine Tafel zu schreiben, die inzwischen ihr Begleiter war.
'Jemand ist mir gefolgt. War schon in der Stadt. Dir also zuerst? Sitzt an der Tempelstraße Ecke Scherenwinkel im Schatten. Robe der Brüder.' Eiliges Gekritzel, aber er würde es schon entziffern können.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Jarel nickte Jakob zu. Schlauer Bengel. Er hatte wirklich Glück mit seinem Jungen.
Mit dem Handballen wischte er die Tafel sauber um vorsichtshalber ebenfalls zu schreiben.
Er hatte die Lautstärke seiner Stimme nicht wirklich im Griff. Und vielleicht war mehr als ein Verfolger unterwegs.
„Ich konnte ihn nicht aufspüren. Denkst du, er ist noch da?
“, fragte der Ritter.
Sie würden wirklich ein gutes Team abgeben, wenn Jake tatsächlich das Schattenlaufen noch lernen wollte.

Wieder das hastige Kritzeln. Jakobs Hand wurde von Geschwindigkeit nicht hübscher.
'Hat sich gesetzt. Nur eine Querstraße von hier. Denke, er wartet, dass wieder einer auftaucht.'

Jarel nickte, sah Jakob verschwörerisch an.
"Ich gehe und spüre ihn auf.", schrieb er einiges langsamer als sein Knappe. "In einer Viertelstunde gehst du zurück zur Komturei. Sorg dafür, dass er dir folgen kann. Ich folge dann ihm. In Ordnung?" Er schob die Tafel vor den Knappen und sah ihn fragend an.

Jakob nickte und wischte den Text aus.

Jarel wartete noch einen Moment, dann legte er einige Münzen für den verzehrten Tee auf den Tisch, erhob sich und verschwand in aller Seelenruhe aus der Taverne.
Er tat so, als müsse er austreten. Verschwand in einer Gasse.
Und kam nicht wieder heraus.
Niemand sah den Schatten, der sich konzentriert der beschriebenen Stelle näherte. Er musste noch mehr Acht geben als sonst. Das mangelnde Hörvermögen nervte. Das Störgeräusch jedoch brachte ihn fast um den Verstand.
Trotzdem...das Ziel würde kaum zu übersehen sein, wenn man wusste wo man suchen musste. Dumm nur, dass er immer noch nicht die Möglichkeit hatte Jakob alles zu berichten.

Das Wesen hockte mehr als das es saß, den Kopf tief in der Kapuze verborgen, die farblosen Augen glitten über die Menge.
Dann, als habe es etwas gehört, wandte es sich um und starrte angestrengt ins Dunkel der Gasse. Direkt zu Jarel.
Ein fast kindliches Gesicht, riesige blassgraue Augen, helles Haar und ein zum Hals weg fliehendes Kinn, dass dem Kopf einen grotesken Zug gab.
Der Ritter kannte diesen Bruder nur zu gut und er wusste, in wessen Diensten er stand.

Jarel rührte sich nicht. Nur nicht zu erkennen geben. Im Grunde hatte ihn der Anblick sogar beruhigt. Zumindest war es nicht Wenzel....
Er wartete geduldig ab. Ob das Wesen den Köder schluckte und Jakob folgte?
Irgendwie tat es ihm leid. Ob es wusste, dass es instrumentalisiert wurde? Ob es das freiwillig tat? Was sie ihm wohl eingetrichtert hatten?
Ob er es schaffen konnte es zu retten?
Zuletzt geändert von Jarel Moore am Freitag 13. Januar 2023, 15:11, insgesamt 1-mal geändert.
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ERZÄHLER
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Jakob verließ den Eisvogel wie besprochen, sah sich auffällig unauffällig um und ging dann die Straße hinunter zurück zur Tempelinsel. Als er an der Stelle vorbei kam, an der er den Guten Bruder abgehängt hatte, wurde er etwas langsamer, betrachtete die Auslagen eines Geschäfts. Zunächst hatte es nur dem Zweck dienen sollen, doch dann blieb sein Blick an einem winzigen paar Schühchen hängen und etwas wollte ihn plötzlich am Atmen hindern.
Weiter. Nicht ablenken lassen.
Er riss sich los, schüttelte kaum merklich den Kopf und ging seiner Wege.

Das Wesen hatte geduldig dort gesessen, nachdem es nichts Bemerkenswertes entdeckt hatte und war vorn über gesunken. Seine Schultern zuckten immer wieder und es hob in immer gleichen Abständen den Kopf, blickte zum Eisvogel. Irgendetwas tat es.
Dann erschien Jakob, blieb vor einem Schustergeschäft stehen.
Der Gute Bruder setzte sich ebenfalls in Bewegung. Er nutzte geschickt die Gegebenheiten und folgte beharrlich in immer gleichem Abstand. Eine offensichtlich geübter Verfolger und äußerst aufmerksam bei der Sache. Schwer so jemanden zu bemerken, zumal er etwas an sich hatte, das den Blick über ihn hinweg gehen lassen wollte.
So kamen sie zurück zur Tempelinsel.
Jakob ging zu den Häusern der Ritter, klopfte bei Jarel, der offenkundig nicht da war und wandte sich dann mit einem Schulterzucken zur Unterkunft der Knappen.
Der Gute Bruder hatte sich bereits am Tor in eine andere Richtung aufgemacht. Entlang der Mauer eilte er mit seinen trippelnden Schritten auf die Komturei zu und verschwand scheinbar in der Wand zwischen zwei vorspringenden Mauerträgern.
Jarel kannte den gut kaschierten Eingang, der dort in eine verborgene Treppe führte, die die Räume seines Schwertherrn mit dessen Amtsräumen verband. Ein versteckter Fluchtweg für den Herrn der Komturei und wie jetzt ein unauffälliger Zugang zu eben diesem. Wenn man den Schlüssel hatte und den erhielt man nur aus einer Hand.
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Jarel Moore
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Valjan Novka
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Lebenslauf: V

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vom: Kerker
Datum: früher Abend, 9. August
betrifft: Arvijd, Eisvogel Service Team
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War mir auch eine Freude meinen Job, mein Leben, für Dein mehrfach unerwünschtes Techtelmechtel zu riskieren. Herr Klingenmeister. Mit den Gedanken hatte Valjan die Wache verlassen, aber er hatte sie verlassen. Einfach so. Hat seinen Jungs gesagt wo er ist, wegen Bereitschaft und ist einfach so raus gelaufen. Ohne sich weiter zu erklären was da alles passiert ist oder was mit den Leuten ist. Der Neue würde sich darum kümmern.

Und er hatte ihm einen Job angeboten. In des Freiherrn Stab. Sein Stab, was auch immer das genau ist. Nicht der Stab… Er wird es ihm das sicher noch genauer erklären. Die Worte, die er ihm gesagt hatte, würde er so schnell nicht vergessen. Eigentlich war es auch kein Angebot. Es war mehr eine Feststellung wie ihre zukünftige Beziehung für beide am Besten aussehen würde. Er würde ihn befördern lassen. Valjan lächelte müde, das war der Grund gewesen, warum er sich an Sokolov gewendet hatte und jetzt ist nicht mal eine Woche vergangen und er kümmert sich darum. Hätte er nein sagen können? Wollen? So grundlegend war es ihm auch egal, was die Flammenrosenritter in ihrer Freizeit taten. Vielleicht hatte er alleine deshalb schon eine Seite gewählt. Die der Liebe. Er musste darüber den Kopf schütteln, aber die Liebe hatte den Freiherrn gerettet.

Wie konnte er aber so schnell alles wissen? War es… Melitele? Er hatte sie um Hilfe gebeten und darauf ist er wieder aufgewacht. Hatte sie ihm ein paar Geheimnisse verraten, damit sich jetzt gegenseitig in der Hand hatten? Einen unblutigen Ausweg gezeigt? Er sollte später ihren Tempel aussuchen, aber heute Abend würde er bei seinen Eltern schlafen.

Er stieß die Tür zum Eisvogel auf und spannte alle Muskeln an für den Moment, wenn sie merkten, dass die Stadtwache einen Gastsaal betreten hatte. Das war schon ein seltsames Gefühl, aber er lächelte freundlich in die Runde und ging zum Wirt am Tresen, dem man deutlich ansehen konnte, darüber nachzudenken, was er sich zu Schulden hätte kommen lassen können. Aber nachdem sich der Korporal schlicht gesetzt hatte, fing das Stimmengewirr wieder an.

„Guten Abend, Herr Wirt, ich suche Doktor Kostjunari und möchte dann einmal die Empfehlung des Hauses“ Er hatte keine Ahnung, was das genau ist, aber man wird ihm schon etwas leckeres bringen und der Freiherr zahlt.
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ERZÄHLER
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Der Wirt war wie immer dabei die Gläser zu polieren und vermutlich setzte er die Tätigkeit fort, selbst wenn alles sauber war und er würde sogar noch die Tonbecher polieren nur damit er hinter dem Tresen stehen und beschäftigt aussehen konnte.
In der letzten Zeit fragten fast etwas zu viele Leute nach seinen seltsamen Gästen. Und die taten seltsame Dinge... Und nun, die Stadtwache? Aber der Typ, der die Rechnungen bezahlte arbeitet ja für die Krone, insofern...
"Sitzt dort drüben am Tisch. Und ist ein Lammrücken mit Sommergemüse genehm?"
Er deutet zum einen auf dem Tisch an dem der Arzt gerade saß und in einem Buch las. Was der sehr häufig tat und nur Tee trank dazu, aber viel Platz verbrauchte, denn neben ihm lagen noch weitere Bücher und an so einen Tisch setzt sich meist keiner freiwillig dazu der nur trinken und essen wollte und nicht palavern. also ein ganzer Tisch blockiert nur für etwas Tee.
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Arvijd Kostjunari
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Den Tisch hatte Arvijd tatsächlich fast zur Gänze besetzt. Es war aber ein kleiner Tisch am Rand, an dem er ungestört lesen konnte. Er genoss es sogar fast, denn viel gab es derzeit nicht zu tun in Nowigrad. Von Zeit zu Zeit hatte zwar dieser Sokolov vorbeigesehen und vor allem mit Viktor geredet aber zu tun gab es für ihn noch wenig. Also bemächtigte er sich jedes Buches über die Medizin aber auch Bände über Mechanik und die verschiedensten Erfindungen fanden ihren Weg in seine Sammlung weil er herausfinden wollte was mit den technischen Mitteln dieser Welt alles möglich war.
Er hatte dabei weder das Versprechen, sich nach geeigneten Lokalitäten für ein Krankenhaus umzuhören, noch die Arroganz des Mannes vergessen. Aber sei's drum, er musste ja nicht mit dem zusammenleben, solange er eine Beschäftigung für ihn fand.
Wie nun der Korporal von der Stadtwache eintrat bemerkte er nicht, auch nicht wie der Wirt diesen zu seinem Tisch schickte, dazu war er zu sehr in seine Lektüre vertieft. Derzeit ging es um seltene magische Artefakte, wovon er wenig verstand, aber die Möglichkeiten die das bot... Das zog ihn in den Bann und er las und bemerkt nicht was um ihn vorging, Nicht einmal eine Schlägerei hätte ihn aus den Gedanken gerissen.
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Valjan Novka
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Registriert: Mittwoch 4. Januar 2023, 17:46
Lebenslauf: V

Valjan warf einen kaum merklichen Blick an den Tisch mit besagtem Herrn, das hätte er sich denken können. „Danke“, er nickte dem Wirt zu. „Lammrücken klingt gut - geht auf Sokolov. Ihr wisst sicher auch, welches Getränk dazu passt.“ Der Korporal war sich nicht sicher, ob er jemals Lamm gegessen hatte. Seine Eltern waren nie wohlhabend, eher froh einen trockenen Ort zum Leben zu haben, sodass ein Teil von Valjans Einnahmen immer noch bei ihnen landete. Fleisch, gab es entsprechend selten.

Kurz darauf stand er am genannten Tisch und salutierte lässig zur Begrüßung: „Melitele vom Gruße, Gelehrter. Ich darf mich setzen.“ Es war keine wirkliche Frage, aber Valjan wartete die Antwort eh nicht ab, sondern setzte sich auf einen freien Stuhl neben dem zur Abwechslung mal nicht ganz so großen Mann. Er hoffte, dass seine Rüstung und Stiefel dabei genügend Geräusche machten, um ihn von seiner Lektüre zumindest aufsehen zu lassen.

„Korporal Valjan Novak“, stellte er sich mechanisch vor: „Entschuldigt die Störung, aber Freiherr von Sokolov braucht sofort Euren medizinischen Rat und bittet Euch in die Wohnung am unteren Ende der St. Gregors Brücke.“ Auch wenn die Stimme eher gedämpft war, um nicht zu viele Zuhörer zu haben, sagte Valjans Gesicht doch, dass es sehr wichtig sei.

Seine Finger betrachtete dabei neugierig, die Bücher, welche dort lagen, schob den Stapel leicht auseinander, um einen Blick auf den Umschlag zu werfen. „Ein Liber… Me‘lan‘dryum liegt hier nicht zufällig?“
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