Ard Skellige - Einars Fischerhütte

Die Skelligen bzw. die Skellige-Inseln gehören zu den nördlichen Königreichen und liegen im nördlichen Meer.
Sie liegen von der Westküste von Cidaris und Verden und sind vom Nordwesten her von Cintra zu erreichen.
Auf den Skellige-Inseln wird ein eigener Dialekt gesprochen.
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Einar
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Ein pferdegroßer Wolf... Einar hatte etwas ungläubig den Kopf geschüttelt, notierte sich aber tatsächlich innerlich, Acht zu geben. Wer wusste schon, wie die Götter spielten und ein solches Wesen wurde schnell mit einem der vielen Monster verwechselt, die andere Löcher so ausspuckten. Er stellte die Pfanne auf einem eigens dafür ausgekehlten Brett auf dem Tisch ab, dazu noch flache Schalen und Holzlöffel. Ein Messer hatte Mann üblicherweise dabei, doch es lagen auch noch jene auf dem Tisch, die sie zum Schneiden der Zutaten verwendet hatten.
Endlich setzte sich auch der Hüne, begann Brot mit dem feinen Fleisch zu belegen und Ei auf seine Schale zu schaufeln. Was das anging, endete bei ihm die Höflichkeit. Nehmen musste Ion sich schon selbst. Dieser wirkte einen Moment lang, als habe er Einars Frage gar nicht gehört, doch dann richtete sich das ungleiche Augenpaar wieder auf den Seebären. Wieder musste er daran denken, wie seine Mutter und Großmutter auf diese Augen reagiert hätten. Er selbst vor dem Tausch mit dem Bären wohl auch - niemals hätte er Ion in sein Haus gebeten oder überhaupt ins Dorf gebracht. Doch nun sah er die Dinge etwas anders und bisher machte der Elf einen ganz vernünftigen Eindruck. Bis er zu erzählen anfing.
Einar bemerkte gar nicht, dass er mit dem Löffel auf halbem Weg zwischen Schale und Mund inne hielt. Es klang fast wie die Geschichten, die man sich von den mächtigen Zauberern hierzulande erzählten. Dass sie einem in den Kopf krochen und mit ihren Apparaturen aus einem Menschen einen sabbernden Fleischsack machen konnten, wenn ihnen der Sinn danach stand. Innere Blutungen waren da wohl nur die Spitze des Eisbergs... und dann - er war nicht allein in seinem Körper. Der Löffel sank wie in Zeitlupe zurück auf seinen Teller, während Einar Ion weiter musterte, auf dem Gesicht eine Mischung aus tiefem Ernst und Sorge. Ein Moment, in dem man tatsächlich einen kurzen Blick hinter die joviale Maske werfen konnte, auf den Kriegsherrn und Ratgeber Ubbes.
"Verstehe.", sagte er sehr ruhig. Er verstand nur zu gut.
Damit war auch klar, was den Bären alarmiert hatte - als magisches Geschöpf reagierte er empfindlich auf andere ähnlicher Art, vor allem wenn er sie als Bedrohung empfand. Und so wie Ion von jenem Toralar sprach, klang es auch für Einar wie eine Bedrohung.
"Kann er das auf die Entfernung? Und kann er ihr aus dem Traum heraus schaden?" Seine erste Sorge galt Saga, kaum das Ion so von seinem Mitbewohner sprach. Die Stirn des Seebären umwölkte sich zusehends. Er wollte auf keinen Fall, dass ihre Unvorsicht schwere Folgen hatte - zu gut erinnerte er sich, wie sie noch vor kurzem auch einen Blick auf den Bären geworfen hatte und der sich dank seiner harten Kontrolle davon nicht hatte hervor locken lassen. Zum glück war der Bär eng an Einars Emotionen gebunden und suchte seinen Weg nur nach Außen, wenn Wut oder die Hitze des Gefechts im Blut des Mannes kochten. Niemals hatte er geglaubt, je mit einem Wesen an einem Tisch zu sitzen, dass ein ähnliches Problem kannte. Obwohl er bei einem 'Wächter der Erinnerungen' eher an einen Archivar als an etwas wirklich gefährliches dachte. Der Nordbär war da Einars Ansicht nach schon eine andere Hausnummer. Doch noch war er nicht bereit, sich seinerseits zu öffnen. Statt dessen blieb er gedanklich weiter bei Ions Anhängsel. "Was bedeutet das für unsere gemeinsame Überfahrt?" Neutrale Frage, aber von Gast auf See bis betäubt oder besinnungslos konnte je nach Antwort alles dabei heraus kommen.
Er atmte durch, erhob sich und schenkte ihnen den Rest des gewürzten Weins nach. Wieso sammelte er eigentlich immer die Kuriositäten?
"Wie bist du zu deinem Untermieter gekommen?" Ganz konnte er seine Neugier dann doch nicht zügeln.
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ERZÄHLER
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von/nach: Brundhilds und Rowans Haus
Datum: Herbst 1277
betrifft: Saga
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Die Nacht im Haus von Brundhild sollte zu einer sehr langen werden. Irgendwann gesellte sich Eathirna zu ihnen, gelockt von einem Gefühl, einem Virbieren an jenem feinen Faden, der alle Geschwister der Welt miteinander verband, ob sie nun noch darauf hörten oder nicht. Die weißblonde, hoch gewachsene Druidin sorgte einfach für Ablenkung, sang oder erzählte, hielt sich aber sonst am Rand und doch bereit. Denn Brundhild klammerte sich mit Leib und Seele an Saga, weshalb auch immer sie solches Vertrauen hatte, ihre Schwester akzeptierte es klaglos.
Die älteste Schwester des Seebären quälten Schmerzen, die Kinder schienen sich bereits im Mutterleib uneins, wer nun zuerst das Licht der Welt erblicken durfte. Immer wieder kämpfte sich die große Frau auf die Beine und ging schwer auf Saga gestützt in dem kleinen, vom Feuer erhitzten Raum herum, damit die Schmerzen erträglicher waren. Den Tee nahm sie dankbar an und er wirkte für den ersten Teil der Nacht, bis schließlich die Kinder ihren Zwist geklärt hatten und eine Fruchtblase platzte. Der Raum füllte sich mit dem süßlichen Geruch der Flüssigkeit, in der das neue Leben bis zum heutigen Tag geschützt gewesen war. Und von diesem Moment an wurden die Schmerzen fast unerträglich. Gehen wurde unmöglich, Brundhild sank wieder auf das Bett, klammerte sich an die Hand der anderen Frau und stöhnte bei jeder Konvulsion, die ihren Leib erfasste, gequält auf. Es dauerte weitere zehrende Stunden, bis schließlich der Punkt kam, da das erste Kind seinen Weg in die Welt nahm. Und bereits dieses Kind kostete Brundhild alle Kräfte.
Das Mädchen sollte die erste sein. Verknittert, blutig und laut schreiend. Eathirna kümmerte sich um den Säugling, während Brundhild mit dem zweiten Kind rang. Zwar fand der Junge selbst die Richtung, doch die Kräfte seiner Mutter waren nahezu erschöpfte. Am Ende mussten beide Helferinnen der Gebärenden zur Seite stehen, die eine mit jeder Wehe kräftig auf den Bauch drückend, die andere den Kopf des Kindes mit leichtem Zug ans Licht führend. Doch sie schafften es, brachten auch den Jungen zur Welt, der stiller war, doch lebte und atemte.
Brundhild, grenzenlos erschöpft und doch glücklich, fiel nach kurzer Zeit in einen tiefen Schlaf, während Eathirna Isold schickte, Ziegenmilch zu holen und sich zusammen mit Saga um die beiden Kinder kümmerte. Auch die Druiden hatten diese Zwillingspaar vieles voraus gesehen...

...doch dies ist eine andere Geschichte.

<Ende>
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Avarion DeSpaire
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Ion hatte sich auf seine Schale von allem etwas aufgetan und schnitt es schlicht mit dem Messer, mit dem er die Zwiebel geschnitten hatte, klein. Als alles soweit klein war, dass er das Messer gar nicht mehr zur Hand nehmen musste, legte er es zurück auf das Brett. Er hatte sogar schon ein Stück einfach mit den Fingern in den Mund gesteckt und gut durchgekaut herunter geschluckt.
Die Reaktion auf seine Aussagen waren bei Einar offensichtlich nicht so belanglos vorüber gegangen wie bei Mäussack zuvor. Ob es daran lag, dass der Hüne nicht Magiebewandert war? Innerlich war er zumindest gerade froh, dass Thema etwas vorsichtiger angegangen zu sein. Auf die Frage nach der Gefährlichkeit lächelte er versöhnlich. "Toralar kann ihre Träume besuchen und diese nach seinem Willen verändern. Am liebsten schmiedet er den Träumenden feuchtfröhliche Träume, so dass diese verklärt drein Blickend in den Tag starten." dann wurde er doch eine Spur ernster. "Je öfter er das macht, umso leichter fällt es ihm, in die Träume und später auch in die Erinnerungen anderer Einzudringen. Umso mehr Zeit er hat, umso intensiver kann er einen Traum formen. Dazu bedarf es keines Körperkontaktes." Ion nahm einen Schluck von dem Wein und nahm noch ein kleines Stück Brot. "Gefährlich kann es dann werden, wenn Toralar genügend Zeit hatte die Person wirklich gut kennen zu lernen, was meistens Jahre dauert. Dann verändern er einen Traum so sehr, dass die betroffene Person Realität und Traum nicht mehr auseinander halten kann. Dann verlieren sich die Leute auch in der Realität immer mehr in sich selber."
Einen Moment lang ließ er seine Worte wirken und gab Einar die Möglichkeit für Fragen, falls er welche hatte und redete dann weiter. "Wie ich an ihn dran gekommen bin?" wiederholte er Einars Frage. "Ich bin mit ihm geboren worden. Es ist ein Fluch, der auf allen Männlichen Nachkommen meiner Familie lastet. Die zweite Persönlichkeit ruht in uns und wird erst aktiv, wenn wir das erste Mal Intim mit einer anderen Person werden. Danach ruht der Gast in uns nie wieder. Du merkst bestimmt schon, dass das ganze viel mit Emotionen zu tun hat. Gerade die intimen zwischen zwei Personen."
Ion schlug auf dem Schemel die Beine unter, wie im Schneidersitz und nahm noch einen Bissen bevor er weiter sprach. Es klang bei ihm, wie eine alte Leier, die er nur zu oft schon Revue passieren gelassen hatte. "In meinem Leben hat Toralar eine Person so stark beeinflussen können, dass diese eine Art Anhängigkeit entwickelt haben, vergleichbar mit Rauschmitteln." Dabei deutete er auf den Wein." Jetzt kann er ihr einen Tagtraum schicken, nicht länger als einen Flüchtigen Herzschlag und muss nur ihren Namen flüstern. Dann lässt sie wie in Trance alles stehen und liegen um zu ihn, oder besser gesagt zu mir zu kommen. Toralar hat diese Manipulation auch bei mir versucht. Er hat mich in einen Traum gefangen und mich glauben lassen, dass ich wach bin, wobei er dann aber meinen Körper bedient, was ich nicht gemerkt habe."
Langsam hob Ion den Zeigefinger und deutete auf sein violettes Auge. "Das ist sein Auge. Mit dem sieht er, was ich sehe. Ich versuche ihn soweit zu beruhigen, dass er sich gänzlich zurück zieht, dann wird das Auge blau wie mein anderes auch. Sind sie beide violett, hat er die komplette Kontrolle über mich und ich bin nicht mehr da. Dann bin ich in einer Traumwelt, oder stehe wie hinter einer Glasscheibe und kann zusehen, was er macht."
Ok. Jetzt war sich Ion sicher, dass das ganze doch etwas viel war. Versöhnung war angebracht. "Ich halte Abstand zu Saga, damit Toralar keine Verbindung zu ihr aufbauen kann. Das sie sein Interesse nicht weckt. Momentan scheint das auch der Fall zu sein. In den letzten Jahrzehnten konnte ich auch was seine Person anging immer sensibler werden und entsprechend reagieren. Den Körperkontakt werde ich vermeiden." Er lächelte leicht. "Toralar hat aber auch sein Gutes. Er kann mich schneller und stärker machen und wenn ich verletzt werde, fängt er an mich zu reparieren. Es dauert zwar immer noch seine Zeit, aber es geht schneller. Wir sind an einem Punkt angekommen in unserem Leben, wo wir eine Art Vereinbarung miteinander geschlossen haben. Er beschützt mich, vor allem gegen mentale Übergriffe und ich beschütze ihn, was seine Existenz angeht. Mäussack hat ihn schon kennen gelernt und mit ihm gesprochen." Vom ganzen Reden war sein Hals etwas trocken geworden, so das Ion noch einen Schluck von dem Wein nahm. "Was möchtest du noch wissen?" bot er ihm an.
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Einar
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Einar hörte dem Vortrag fasziniert zu, wobei er dann doch wieder zulangte. Geboren mit einer weiteren Seele, nicht gebunden an einen Seelenbruder wie er selbst. Dieses Geschöpf, dass in Träumen anderer herum rührte und selbst seinen Wirt täuschen konnte, kam ihm wahrlich wie ein Fluch vor, während seine Verbindung mit dem Bären nur zu einem definiert wurde. Von Menschen, die es nicht verstanden.
Emotionen. Ja, da war wieder eine Parallele. War das die Natur solcher Bänder, dass sie immer mit Gefühlen verflochten waren? Mäussack hätte wohl seine Freude an solchem Kram, aber Einar dachte in eine ganz andere Richtung, gerade unter den Eindrücken der letzten Nacht.
"Wie kann man der nächsten Generation wissentlich solch einen Fluch mitgeben?", platzte er mit einem Anflug von Vorwurf heraus und erdolchte ein Stück Hirsch mit seinem Messer. Den Fetzen noch an der Klinge, wies er mit deren Spitze auf den Elf. "Wenn ihr doch wisst, dass es alle männlichen Nachfahren betrifft... Hast du einen Sohn? Kannst du bitte ihm das erklären?" Tatsächlich sprach einen Moment lang der vor den Kopf gestoßene Sohn aus ihm, den der Vater vor vollendete Tatsachen gestellt hatte. Keine Familie für dich Einar, die Druiden haben entschieden...
Er ließ den Blick auf seinen Teller fallen, streifte das Fleisch ab und zupfte das Brot auseinander, bevor er sich einen Brocken in den Mund schob. Dann zwang er sich zu einem halbherzigen Schmunzeln.
"Großmutter Frigga hat immer gesagt, solche mit zweifarbigen Augen haben im Mutterleib ihren Zwilling gefressen. Darum erkennt man an diesen Augen das Böse." Er blickte Ion kurz an, nahm dann einen Schluck Wein und sah gedankenverloren ins Leere. Auch seine Augen wechselten die Farbe, wenn der Bär sich nach vorn stülpte. "Aberglaube. Diese Welt ist voll davon. Aber wenn ich dir so zuhöre, will ich dem alten Drachen fast Absolution erteilen.", murmelte er in seinen Bart, bevor er eine Weile in Schweigen verfiel.
Abstand. Abstand war auf einem Drachenboot ein Ding der Unmöglichkeit, aber sie würden es versuchen müssen. Wenn er merkte, dass dieses Tara ...dings sich an irgendwem an Bord vergriff, konnte er Ion immer noch über Bord werfen. Nachdenklich nippte er an seinem Becher.
"Gibt es das also häufiger, dort wo du her kommst? Zwei Seelen in einem Körper? Wird es akzeptiert?", fragte er schon wieder versöhnlicher und ein wenig natürlich aus eigenem Interesse. Eine Welt, in der sein Fluch kein Fluch war... Welch interessante Idee. Fast ein Utopia.
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Avarion DeSpaire
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Einars Reaktion konnte Ion nur zu gut verstehen und er selber hatte vor fast einhundert Jahren noch genauso gedacht. Das sich die Ausgangssituation geändert hatte, konnte der Hüne nicht wissen. Als Einar mit dem aufgespießten Stück Hirsch auf ihr zeigte, zog er den Kopf zurück. Er hob sogar kurz abwehrend die Hände, bevor er versöhnlich drein sah und eine Hand wieder an den Stein legte. "Wie man einen solchen Fluch wissentlich weiter geben kann. Naja. Ganz einfach. Toralar ist bestrebt seine Art am Leben zu erhalten. Das war mit ein Grund, warum wir so manche Auseinandersetzung um die Kontrolle hatten." sagte Ion und zuckte mit den Schultern. "Erzogen wurde ich zu einem keuschen Leben. Und es war für mich ein unausgesprochenes Gesetz. Keine Frauen und keine Intimität. Ein Leben auf Intellekt und sammeln von Wissen verschrieben." Er schmunzelte leicht. "Ersten kommt es anders, zweitens als man denkt. Meine jetzige Frau hat den Dämon geweckt und ihn gut gefüttert. Den Preis hat sie nur zu willig bezahlt."
Kurz verlor sich der Blick des Elfen auf einem Punkt neben Einar, als sehe er etwas in weiter Ferne. "Es wird in unserer Welt nicht Akzeptiert. Und es hat mich fast einhundert Jahre gekostet, den Fluch zu unterbrechen und mir einen Ruf aufzubauen, in dem Toralar geduldet wird. Fremde reagieren meist nicht sehr gut auf ihn. Und es wird schlimmer, um so später sie davon erfahren. Mit ein Grund, warum ich da heutzutage recht offen mit ihm umgehe." Er sah Einar wieder an und nahm noch ein Stück von dem Hirsch.
"Meinem Vater war es wichtig Söhne zu zeugen. Für ihn war der Fluch eine Bereicherung und er hat mit seinem zweiten Ich eine fast perfekte Symbiose vollendet. Sie sind so sehr zu einer Person verschmolzen, das man nicht mehr sagen kann, wer gerade wer ist. Oder besser gesagt war." Wieder sah Ion Einar genau an um dessen Reaktion genau mitzubekommen und entsprechend seinen Redeschwall zu bremsen. "Er ist Tod und mit ihm sein zweites Ich. Keiner von beiden kann je wieder jemanden Schaden. Bis auf mein Sohn Said und mir selber, sind alle Dämonen entfernt worden, bevor sie erwachten, und verbannt worden." Kurz atmete Ion durch und ein eisiger Schauer lief über seinen Körper, so dass sich seine feinen Haare auf dem Arm aufstellten. "Ich war zwei Mal von Toralar getrennt. Aber ich drohte ohne ihn zu sterben, also machte man den Vorgang Rückgängig. Wir waren also gezwungen uns zu arrangieren und haben das auch ganz gut hinbekommen."
Wieder musste Ion tief durchatmen, spürte er wie sein zweites Ich sich regte und offensichtlich nicht begeistert von der Geschichte war. Kurz flackerte Ions Blick und das violett verschwand gänzlich aus seinen Augen. Er musste blinzeln und rieb sich die Nasenwurzel. "Meine anderen Kinder und auch mein Enkel sind ohne den Fluch geboren worden. Und ich werde alles daran setzen, dass das auch so bleibt. Wenn irgendwann meine Zeit gekommen ist, wird es auch Toralars letzter Atemzug sein. Und es hängt ein bisschen davon ab, wie er sich benimmt, ob das hundert oder tausend weitere Jahre sein werden."
Ob Einar ist ein so langes Leben überhaupt vorstellen konnte. Ions Großvater war weit über Tausendfünfhundert Jahre alt. So alt würde er selber nicht werden, da war er sich sicher. Etwas Gedankenverloren griff Ion nach seinem Wein und leerte den Becher. Immer wenn er selber über sein noch bevorstehendes Leben dachte, wurde ihm schmerzlich klar, das seine Frau nur Halbelfe war und somit nicht annähernd so lange Leben würde wie er selber. Und sie war schon über die Hälfte ihrer Lebenszeit hinweg. Kurz bemächtigte sich Trauer seines Blicks. Er musste nach Hause zurück, egal wie.
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Einar
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Der Hüne blieb äußerlich ruhig, nahezu beunruhigend still. Er hörte zu und er aß langsam weiter, zupfte Brot, schnitt Fleisch. Immer eine Hand am Stein, um nichts zu verpassen - umständlich, aber nötig. Ein Vorteil vieler Seereisen war, dass man lernte, mit anderen Kulturen und Denkweisen umzugehen, sie vielleicht nicht zu mögen, aber akzeptieren zu lernen. Daher wurde er nicht sofort wieder wütend, sondern versuchte die Geschichte mit Ions Augen zu sehen, auch wenn ihm der kulturelle Kontext komplett fehlte. Aber sie kamen nun einmal aus zwei verschiedenen Welten und der Elf sprach wahre Worte: manchmal kam es einfach anders, als man sich das vorgestellt hatte. Dazu nickte er bedächtig. Er hatte sich damals, mit fünfzehn, auch etwas anderes vorgestellt. Nachdenklich trank er einen weiteren Schluck Wein, warf Ion über den Rand des Bechers einen Blick zu. Den Dämon entfernen. Eine Hälfte des doppelten Ichs abtrennen und verbannen... unwillkürlich rieb er sich die Stelle auf seiner Brust, unter der das Mal des Bären unter seinem Hemd versteckt war. Er war inzwischen so fest mit ihm verbunden, dass er sich niemals vorstellen könnte, auch nur einen weiteren Atemzug zu tun, wenn jemand versuchen sollte, sie zu trennen. Er konnte nur zu gut verstehen, was Ion sagte, auch wenn diesem das nicht bewusst sein konnte.
Die zweifarbigen Augen seines Gastes färbten sich wie zur Bestätigung der Wahrheit seiner Worte blau. Hundert Jahre, tausend gar... Einars Lebensspanne war ein Bruchteil davon, den Zenit hatte er längst erreicht und die Chancen standen gut, dass er auf See oder in irgendeinem Gefecht starb. Der Bär verkürzte seine Zeit auf Erden noch zusätzlich. Elfen dachten einfach in anderen Dimensionen und vielleicht ließ sich damit die Entscheidung erklären, doch eigene Kinder zu zeugen, obwohl der Fluch da war wie eine ewige Drohung. Die eigene Frau dem Dämon geben... Unbegreiflich, schwer zu verdauen.
"Ich urteile nicht, dafür sind klügere Köpfe da. Ich wiederhole nur: Halt deinen Freund von jenen auf dem Schiff fern." Sonst würde er selbstpersönlich für eine Trennung der beiden inklusive Ableben der Einzelkomponenten sorgen, allerdings wenig magisch, eher martialisch - aber er sprach an einem gastfreundlichen Tisch keine solche Drohung aus. Das er Ion damit vermutlich nur ein müdes Lächeln abgerungen hätte, konnte er nicht ahnen. Dieser war für den Seemann nur ein Elf, ein Schneider, nichts, was man nicht mit einer Streitaxt spalten konnte, sollte es sich daneben benehmen. In magischen Begriffen dachte er nicht.
Ein Windstoß heulte in diesem Moment den Kamin hinunter und ließ das Feuer im Herd Funken stieben und die Flammen auflodern. Einar sprang sofort auf und schloss eine Klappe am Zug, damit nicht noch mehr Funken entstanden. Immerhin war vieles hier aus Holz und Stroh, wenn man vom gestampften Lehmboden einmal absah. Vom Herd ging Einar zur Tür und warf einen Blick hinaus, nur um Flüche murmelnd wieder zurück zu kommen und den Rest Wein aufzuteilen. Murrend setzte er sich wieder und griff nach den Nüssen. "Stell dich auf einen Winter auf den Inseln ein, Ion. Es hat angefangen zu schneien.", grollte er. Offenkundig bedeutete das für den erfahrenen Seefahrer das Ende der langen Überfahrten und er schien überhaupt nicht begeistert zu sein. Die Winterstürme kamen in diesem Jahr früher als gedacht und mit ihnen würde das Eis kommen. Nur der hafen von Kaer Trolde wäre dann noch eisfrei, aber die offene See war ein gefährlicher Teppich voller messerscharfer Bruchschollen. Missmutig warf sich der Hüne weitere Nüsse in den Mund, doch dann grinste er schon wieder. "Dann sollten wir wohl ein Zimmerchen für dich finden, in dem es nicht die Schneeflocken durch die Ritzen treibt, was? Ich würde dir ja meine bescheidene Hütte anbieten, aber ich teile mein Bett grundsätzlich nur mit Frauen, so bezaubernd dein Dämon auch sein mag."
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Avarion DeSpaire
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Die Reaktion von Einar konnte Ion nur zu gut verstehen und innerlich gab er die Warnung direkt weiter. Es gab zwar nur einen Laut des Unmutes , aber das war seine Art der Zustimmung. Ion nickte Einar als Antwort zu und aß weiter.
Das Essen war rustikal und auf seine Art unglaublich lecker. Entsprechend ordentlich langte Ion zu und vernichtete eine Portion, die dem Hünen im Nichts nachstehen würde. Wo auch immer der Elf das Essen in seinem Athletischen Körper versteckte. Man könnte meinen das die Nahrung auf dem Weg in den Magen direkt verdampfte. Auch blieb es nicht bei dem einen Becher Wein.
Die Stimmung zwischen den beiden waren trotz der ganzen Offenbarungen ausgelassen und gut. Ions Stimmung bei der Aussicht auf Inselurlaub mit viel Schnee bekam dagegen einen kräftigen Dämpfer. Er musste sich selber von der Katastrophe überzeugen und trat an die Tür um nach draußen zu sehen. Resignierend schloss er die Tür wieder und lehnte die Stirn an das massive Holz. Wortlos kehrte er an den Tisch zurück und setzte sich. Er leerte den Becher in einem Zug und fragte direkt nach was stärkerem.
Zumindest half er Alkohol weiter, die ganze Situation nicht ganz so düster zu betrachten. Es hätte ihn deutlich schlimmer treffen können. Gerade wollte er auf die Unterbringung was sagen, als er die Augen aufriss und sich an dem Bissen im Mund so heftig verschluckte, dass es ihm erst die Tränen in die Augen trieb und er nach dem Hustenanfall lauthals anfing zu lachen. Als er sich halbwegs gefangen hatte, räusperte er sich, lehnte sich mit beiden Ellenbögen auf die Tischplatte und beugte sich zu Einar rüber, den Kopf in die Handflächen gelegt. "Wirklich? Das ist aber Schade. Toralar ist ein Künstler und er würde dich Dinge spüren lassen, die du noch nie gespürt hast. Es wäre ein unvergessenes Erlebnis." dabei spitze er kurz die Lippen und musste sich dem nächsten Lachanfall hingeben.
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