Eisenschweins Schmiede

Eine von den zwei freien Städten in Redanien. Oxenfurt liegt an den nördlichen Ufern des Pontar-Stroms. Die Stadt ist bekannt und berühmt für die Universität, die die größte Akademie der nördlichen Königreiche.
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Xoschnaw
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von/nach: Xoschnaws Bootshaus --> Oxenfurt / Schmiede
Datum: September 1277
betrifft: wer will
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Bis zum Abend hatte er sich mit Kleinarbeiten verkünstelt und nebenher ein Siegel kopiert, dessen Verwendung er nicht hinterfragte und für dessen Erstellung er gutes Geld bekommen würde. Den Abdruck des Originals hatte er sich wiederum gegen einen Gefallen erkauft, den ihm der Hausdiener eines gewissen Etablissements für die Änderung einer Kleinigkeit im Lebenslauf schuldete. Die Änderung im Lebenslauf war gegen einen losen Treppenstein vor einer ganz bestimmten Tür erfolgt. Und so weiter. Xoschnaw hielt sich auch mit diesen Dingen über Wasser und da er keine Ahnung hatte, was Skrupel waren, benutzte er das komplizierte Geflecht gesellschaftlicher Beziehungen und Normen wie einen Spielplatz. Was kümmerten ihn kaputte Ehen, verfeindete Brüder oder ein gekrachte Existenz? Genaugenommen faszinierten ihn die Mechanismen, die genau zu diesen Resultaten führten fast so sehr, wie ein gut laufender Apparat oder die ausgefeilte Konstruktion eines Getriebes. Und er betrachtete sie auch ebenso - Räderwerke, die man zum Laufen oder zum Stillstand bringen konnte, indem man im richtigen Moment am richtigen Punkt eingriff. Da ihm jede Empathie für menschliche Wesen abging, war er sich daher auch für fast nichts zu schade, auch wenn seine bevorzugten Tätigkeiten tatsächlicher eher mechanischer Natur waren.
Wie eben die vermaledeite Armbrust zum Funktionieren zu bringen!
Einen Versuch hatte er noch. Einen Schmied, der sich rühmte seine Handwerk von den Zwergen gelernt zu haben, obwohl er selbst kein Zwerg war. Er hatte Xoschnaw versprochen zu versuchen, ein Stück Eisen so weit auszutreiben, wie er es mit gleichmäßiger Dicke vermochte, allerdings hatte der Halbdämon nicht sonderlich viel Hoffnung. Diese rückständige Welt kannte keinen guten Stahl. Die einzigen, die wirklich gute Stähle herstellten, waren eben Zwerge und nach Mahakam zu gehen, nur wegen einem Stück Federstahl, war ihm dann in die aktuellen Lage doch etwas riskant. Und es war weit und es war in den Bergen. Xoschnaw war ein Schwimmer, keine Bergziege. Zu lange ohne Wasser und er sah irgendwann aus wie ein Stockfisch, wobei er roch, als hätte jemand eben diesen Fisch ein paar Wochen unter dem Herd vergessen.
Eine Weile hatte er so in Gedanken versunken am Pier gesessen, die nackten Füße im Wasser, den Rest des Körpers in die Lumpen gewickelt, die sein auffälliges Äußeres vor all den Augen verbargen, die mit solchen wie ihm ihre Marktplätze beleuchteten. Durch die Augenbinde konnte er genug sehen, auch wenn der Abend bereits angebrochen war und Licht nur noch von Mond, Sternen und Laternen stammte. Und dem ein oder anderen Feuerchen diverser Beladung. Xoschnaw plätscherte mit den Zehen und sah dabei zu, wie ein Schiff trotz der Dunkelheit noch gelöscht wurde. Immerhin einfache Verladekräne waren bekannt und er folgte mit dem glühenden Blick der Bewegung des Kranarms. Auf und ab, hin und her. Gelenk hier, Gelenk da, Winde, Seile... Hebel. Gelenke. G.e.l.e.n.k.e. Ruckartig richtete sich die bis eben wie ein Haufen zusammengelümmelte Gestalt auf, dazu entfuhr ihm ein Laut zwischen Lachen, Quietschen und resigniertem Stöhnen. Was war er nur für ein Idiot. Oder nein, was war er nur für ein Genie!
Xoschnaw rappelte sich auf die Füße, sortierte seine Lumpen und den dazugehörigen Stock und humpelte los, während er unablässig vor sich hin brabbelte. "Gelenke. Gelenke natürlich. Dann kann es dicker sein. Nur flexibel... flexibel... das Bällchen... Rückprall. Es muss was sein, was zurück prallen kann. HA! Fast vorbei gelaufen..."
Er bog in eine schmale Gasse an, über die sich alte Häuser neigten. Aus einem Hof drang bereits das Hämmern von Stahl auf Stahl und das Rauschen eines Blasebalgs. Die Schmiede stand aktuell selten still. Pfeilspitzen, Bolzen, Schwerter. Rüstungen und Ketten, die zu reparieren waren. Die kleine, lumpige Gestalt drückte sich einen Moment im Schatten am Hoftor herum und suchte mit den Augen den Schmiedemeister Eisenschwein. Er hieß nicht wirklich so, genaugenommen wusste Xoschnaw gar nicht, wie er wirklich hieß, denn die Assoziation hatte sich so fest in seinem Gehirn verankert, dass er einfach keinen anderen Namen behalten konnte. Der riesige Fleischberg mit der aufwärts gerichteten, flachen Nase und den winzigen Augen darüber erinnerte einfach viel zu sehr an eine Sau. Er musste sich nur immer wieder ermahnen, Eisenschwein nicht wirklich so zu nennen, denn die Muskelberge, die den Schmiedehammer bewegten, bewegen wohl auch Xoschnaws Klappergestell mit Leichtigkeit - keine leichte Aufgabe für das selbsttätige Mundwerk des Halbdämons, aber bisher war es ihm gelungen.
Als er Eisenschwein nach ein paar Sekunden des Suchens schließlich in seinem Materiallager erspähte, eilte er so schnell es sein hinkender Gang zuließ, auf diesen zu.
"Guten Abend Meister des Feuers!", krächzte er aus seiner Kapuze heraus, was den Schmied dazu brachte, sich suchend umzuwenden. Erst nach einem Moment fiel sein Augenmerk allerdings tief genug, um Xoschnaw zu bemerken. Sein Schweinegesicht verzog sich zu einem Grinsen. "Aahhaha - Neswhil. Du kommst wie gerufen."
Xoschnaw fühlte, wie er augenblicklich kribbelig wurde. "Hat es geklappt? Hast du es mit dem Sandkristall versucht ist er aufgegangen war die Hütte heiß genug dafür oder warst du bei den Glasbläsern hast du genau 60 Teile versucht damit das Gitter reversibel deformierbar bleibt?!", platzte es ohne Punkt und Komma aus ihm heraus. Wenn das, was er da in dieser einen Schrift glaubte entziffert zu haben, wirklich den Tatsachen entsprach... wenn er es korrekt verstanden hatte. Dann wäre das eine Sensation! Dann wäre er - Xoschnaw - der Erfinder eines federnden Metalls! Oder naja, der Übersetzer einer Rezeptur für einen tumben Schmied. Aber EGAL! ER, er allein.
Der Schmied kratzte sich derweil ausgiebig an den Eiern, schaute Xoschnaw noch eine Sekunde lang grinsend an und sagte nur. "Genau." Dann zog er ein Band aus einem Regal, dessen Oberfläche nahezu glatt war, aber die Seiten zeigten deutliche Wellen vom Treiben mit dem Hammer. Er reichte es Xoschnaw, der sofort anfing, es hektisch zu befingern und zu biegen. Das Band war relativ dick und bot seinen Bemühungen, es zu verbiegen einiges an Widerstand. Zwar sah der kleine Dämon nicht danach aus, aber er hatte durchaus Kräfte in seinen sehningen Armen - das Band allerdings lachte schallend über seine Versuche, es mehr als ein paar Millimeter zu verbiegen, als stellte er kurzerhand einen Fuß darauf und bog daran herum, sodass er ihm tatsächlich eine merkliche Verformung beibringen konnte.
Bis es ihm auskam.
Wie eine gespannte Feder - die er ja hatte haben wollen - schlug das Stück Metall zurück, sprang unter Xoschnaws Fuß hervor und ließ diesen staucheln. Die Federkraft entlud sich in einer Vorwärtsbewegung, sodass das Band dem nächsten Gesellen ins Ölbad flipperte. Ölspritzer verpufften auf heißen Eisen und im Schmiedfeuer, Funken schlugen. Der Esel, der den Blasebalg antrieb bekam einen dicken Funken ins Fell und begann zu rennen, als sei der Teufel hinter ihm her, was das Feuer nur weiter anfachte. Xoschnaw war hingegen rückwärts gestolpert, stieß gegen ein Fass mit allerlei Eisenwaren und polterte mit diesem zu Boden, augenblicklich begraben unter Klingenrohlingen. Der Geselle, der neben dem Ölbad gestanden hatte, wischte sich fluchend Öl aus dem Gesicht, ein anderer bemühte sich, den Esel zu beruhigen.
Eisenschwein, inmitten des Durcheinander stehend, rieb sich das Gesicht und schüttelte nur den Kopf. Im großen und ganzen wirkte er, als hätte er genau so etwas erwartet oder schon viel zu oft erlebt. Er machte auch keine Anstalten, Xoschnaw zu befreien - so begraben stellte er wenigstens nichts an. Statt dessen fischte er das Band aus dem Ölbad und begann es trocken zu wischen. Er wirkte zufrieden.
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Thorben Denger
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Aus der Gaststätte "Zur Alchemie".
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Ein langsames Klatschen ertönte, welches die Köpfe der Anwesenden herumfahren und Augenbrauen heben ließ. Thorben trat aus dem Schatten der Gasse in den Innenhof; seine zwergische Gestalt gerade mal so groß, wie der verhüllte Xoschnaw, dafür aber mindestens doppelt so breit. Der Effekt wurde durch seinen weiten, ledernen Staubmantel und dem irrsinnig breiten Hut nochmals verstärkt. Quadratisch, praktisch, gut.
Breit grinsend und weiter langsam in die schwieligen Hände klatschend, trat er in den Bereich der Schmiede ein, wobei sich sein gut gelaunter Blick nicht von der Lumpengestalt Xoschnaws löste, der noch immer wie ein Karpfen an Land zwischen all den Metallrohlingen strampelte.
"Besser hab' ich das Kunststück noch bei keiner Schaustellertruppe gesehen, Kumpel. Respekt!"
Aber Anstalten, den armen Greisen, den der Dämon nach außen hin spielte, zu befreien, machte auch der selbsternannte, größte Abenteurer aller Zeiten nicht. Stattdessen trat er näher an den Schmied heran und witterte seine Chance, sich vorzudrängeln. Zeit war kostbar.

Oxenfurt war auch kein Novigrad, das stand mal fest. Zumindest momentan nicht, wo viele der reicheren Studenten zurück zu den Anwesen ihrer Eltern gereist waren und die wenigsten Handwerker und Ladenbesitzer die Notwendigkeit sahen, ihre Dienste noch bis in die Nacht feilzubieten. Es hatte eine halbe Ewigkeit gedauert, bis Thorben eine Person gefunden hatte, die sich seines löchrigen Mantels und dem ebenso mitgenommenen Hut annehmen konnte. Natürlich war es kein Handwerksmeister in Lederkunst und Weberei gewesen. Die schliefen zur Zeit wohl den Schlaf der Gerechten oder kippten sich mit ihren Feierabendbieren zu. Er hatte einen verdammten Sattler aufsuchen müssen, der noch zu dieser späten Stunde gearbeitet hatte, um Aufträge für Stadtwache und Armee zu erledigen. Wie immer boomte das Geschäft, wenn es für's Militär geschah. So auch hier in dieser Schmiede, wie es schien. Dafür hatte der Sattler deutlich weniger Geld verlangt, was durch den Eilauftrag allerdings wieder zunichte gemacht wurde. Letztendlich war Thorben aber zufrieden mit dem Ergebnis. Auch wenn es sich nicht um einen Handwerksmeister gehandelt hatte, waren die Flicken und Nähte kaum zu sehen und auf den ersten Blick, wirkten Mantel und Hut wieder wie neu. Was wichtig war, denn beides war wie ein Markenzeichen für ihn. Und wie ein zweites Heim, wenn alle Stricke rissen. Immerhin steckten beide Kleidungsstücke voller Ausrüstungen, Spielzeuge und Kinkerlitzchen und waren dazu sogar leicht gepanzert. Der Sattler hatte echt große Augen gemacht.

"Hallooo, guter Mann!" begrüßte er den Schmied stürmisch.
"Wie sieht's zur Zeit mit deinen Kapazitäten aus, hmm? Ich hab' da ein paar seeehr spezielle Aufträge."
Aber ähnlich, wie bei dem alten Neshwil, kam auch der eher langsame und bedächtige Schmied nicht gegen den Redefluss des Zwergen an, der einfach weiter seine Wünsche hervor brachte, ohne überhaupt abzuwarten, ob der Mann sein Einverständnis geben würde.
"Aaaalso,..."
Er streifte Lilly, die kleine, selbstgebaute Armbrust von der Schulter, hielt sie vor sich in einer Hand und tippte auf eine der Umlenkrollen daran. An der hochgezogenen Augenbraue des Schmieds konnte man erkennen, dass sowas wie Umlenkrollen nicht wirklich bekannt waren. Aber nach einem alten Schema seines Vaters und mit ein wenig eigenem Hirnschmalz, hatte Thorben diese Modifikation erfolgreich verbaut. Und nur so konnte die kleine, zierliche Waffe es mit den großen Artgenossen aufnehmen.
"Dieses runde Stück Metall hat einen Riss und vermutlich wird's nach ein paar Spannungen zerbrechen."
Gusseisen war damals das höchste der Gefühle gewesen, was Thorben in seiner kleinen Werkstatt zustanden bekommen hatte. Aber Gusseisen brach so schnell unter Belastung. Jetzt war es an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen und gehärteten Stahl zu nutzen.
"'Ne filigrane Arbeit, ich weiß. Kannst'e sowas machen? Und wenn ja,..."
Er fischte eine der leeren AK-Patronenhülsen aus seiner Mateltasche und hielt sie dem überrumpelten Schmied vor die Nase. Wortwörtlich vor die Nase. Mit ausgestrecktem Arm. Mittlerweise wusste Thorben um das Prinzip, wie diese Geschosse funktionierten. Er hatte sich eine der intakten Patronen von Slava zeigen lassen. Die Spitze wurde durch das Pulver weggesprengt und in dem Rohr der Waffe stabilisiert. Das ganze funktionierte wie eine winzige Kartätsche, die ihre Schrapnelle verschießt. Was er bisher noch nicht herausfinden konnte, war wie man das Pulver in der Hülse anzünden konnte, wenn es doch versiegelt war. Vielleicht, indem man die ganze Hülse erhitzte? An Slavas Waffe hatte er nichts dergleichen gesehen. Kein Feuer, keine Kohlen. Und angeblich war auch keine Magie im Spiel. Wie also?!
"Wenn ja, ist sowas Feines auch noch möglich, oder muss ich damit zu 'nem Goldschmied?"
Kurz überlegte Thorben noch, ob er hier auch seinen defekten Flachmann reparieren lassen sollte, den ärgerlicherweise der Pfeil einer Falle in den Sumpfruinen durchlöchert hatte. Naja, besser den Flachmann, als sein Herz, soviel stand mal fest. Letztendlich entschied sich der Zwerg aber dagegen. Der Schmied schien mit seinen bisherigen Wünschen schon total überfordert zu sein. Und zu einem Goldschmied musste er vermutlich eh noch gehen. Oder zu einem Hehler, wie auch immer er den auf die Schnelle finden sollte. Der gefundene Schmuck musste verkauft werden, sonst hätte er nicht genug Geld für die Reparaturen, den Proviant und den feucht-fröhlichen Abend, den er für heute angedacht hatte.

Niemand achtete mehr auf den kleinen, lumpenverhüllten Greisen, der sich mittlerweile aus seiner misslichen Lage befreit hatte und nun neugierig auf den Zwergen und seine neumodischen Objekte starrte.
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Xoschnaw
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Es war wirklich flexibel! Es war biegsam! Hatte unglaubliche Rückstellkräfte! Es war perfekt! Es war... weg. Naja, nicht ganz - Xoschnaw wusste, dass es nicht weit gesprungen war. Er hatte noch das Öl spritzen sehen, bevor er hinten über gekippt war. Nun lag er unter einem Haufen Rohlingen, machte sich aber zunächst nicht davon frei - er murmelte. Von Dicken, Breiten und resultierenden Kräften. Hielt sich in seinem engen Gefängnis die Hände vor Augen und rechnete damit herum: "...zwei im Sinn, Wurzel... mal Kreiszahl 3,141... plus Gewicht... WAAHAHA! AU!" Freudenruf und Schmerzensschrei gingen ineinander über, als er offenkundig begeistert von seinem Ergebnis zu zappeln anfing und sich dabei an den Rohlingen stieß und schürfte. Einer der Gesellen war dann doch so freundlich, wenigstens das Fass beiseite zu rollen, sodass Xoschnaw sich endlich unter dem Haufen hervor kämpfen und seine derangierte Lumpentracht sortieren konnte. Zum Glück war es recht dämmrig und der Schmied mit einem Neuankömmling beschäftigt, sodass Xoschnaw sich eilig wieder sortieren und verhüllen konnte. Vor allem die Augen, denn die Binde war ihm auf die flache Nase gerutscht, sodass es darüber einen Moment lang verräterisch glomm. Doch keiner beachtete ihn - durchaus ein Vorteil, wenn man unterschätzt wurde.
Der Neue war ein Zwerg in durchaus seltsamer Tracht, wobei Xoschnaw auf derlei Details selten achtete. Der Hut gefiel ihm. Würde ihm sicher auch stehen... vielleicht konnte er ihm nach und... der Gedanke verflog, als er die zierliche Armbrust in der Hand des kleinen Mannes entdeckte. Eine Armbrust wie gemacht für eine Hand, mit Umlenkrollen! Flaschenzug! Seine Idde! Der Kerl da hatte seine Idee geklaut! Und natürlich funktionierte es nicht - wie auch?! Diese Armbrust war nicht von Xoschnaw, also durfte-konnte-musste sie nicht funktionieren. Irgendetwas war kaputt, was der Schmied reparieren sollte. Etwas an den Rollen.
Der Halbdämon tappte einen Schritt näher, als der Zwerg schon sein zweites Corpus delicti auspackte: eine golden schimmernde, längliche Hülse. Sie war schimmerig. Sie war schlank. Sie war schön. Hohl und nutzlos. Was sollte das? Es machte den Sammler nutzloser Dinge neugierig und so tappte er noch ein bisschen näher, verlor dann auf halbem Wege wieder das Interesse, weil sein Augenmerk auf die Armbrust zurück fiel, die scheinbar locker in der anderen Hand des Kunden lag. Er wollte sie ansehen. Anfassen. Es lag nicht einmal in seinem Sinn, sie zu stehlen, als er spontan danach griff - vielmehr war er ein Typ, der mit allen Sinnen "sah" und man konnte ihm wohl niemals beibringen, dass man nur mit den Augen schaute. Xoschnaw nahm viel zu oft seine Finger zu Hilfe, wenn er etwas verstehen wollte - so auch jetzt. Er packte die kleine Waffe und zog daran, in dem Bestreben, sie Thorben einfach aus der Hand zu nehmen, um sich genauer damit zu befassen. Sich vielleicht auf den Boden der Schmiede zu setzen und das kleine Tötungswerkzeug in einen Haufen Einzelteile zu verwandeln. Im Geiste prüfte er schon die Lagerung der Umlenkrollen und probierte, ob sein neues Stück Federstahl in der Breite auf die hölzernen Wurfarme passte - im Geiste, denn in Wahrheit lieferte er sich ein kurzes Tauziehen mit dem stabilen Zwerg, der an körperlichen Kräften rein aus baulichen Gründen mehr aufzubieten hatte, als Xoschnaw. Der konnte zwar mit seinen Fingern klammern wie ein Terrier mit den Zähnen, aber dem Zwerg die Armbrust entreißen, dazu fehlte es ihm. Also hampelte er nur herum, während Thorben erfolglos versuchte ihn abzuschütteln und stieß dabei im Takt der Schüttelei hervor: "Flaschenzug... war meine... Idee... musst... noch... optimieren... uff... runde Rollen... sind... autsch... nicht gut... he, au... und Arm... geht besser...", dann ließ er doch los und damit löste sich die Spannung, welche sich zwischen den Kontrahenten aufgebaut hatte und trieb sie ein Stück auseinander.
Xoschnaw wies fast nahtlos auf Eisenschwein und das Stahlband in dessen Händen. "Damit! Und mal davon abgesehen finde ich gegossene Rollen eine schlechte Wahl wenn nicht sogar kontraproduktiv." Er begann an den Fingern abzuzählen. "Guss ist spröde, viel zu hart, neigt zu Dauerbruch und die viele Kohle wirkt wie hunderte Sollbruchstellen." Nicht, dass er schon eine Lösung hätte, denn bisher hatte er niemanden - auch Eisenschwein nicht - gefunden, der solche Formen zuverlässig und maßgenau mit einem anderen Verfahren hinbekommen hätte. Und wenn es der Zwerg - ein verdammter ZWERG! - auch nur mit Guss hinbekommen hatte, dann gab es wohl niemanden auf dieser von allen Göttern und Dämonen verlassenen Welt, der das hinbekam. Obwohl er noch von einem Schmied in Nowigrad gehört hatte, der angeblich Wunder vollbringen konnte...
Seine Gedanken drifteten schon wieder ab. Er trippelte um Thorben herum und versuchte nun noch einmal einen Blick auf die goldene Hülse zu erhaschen, die dieser wohlweißlich wieder verborgen hatte. Xoschnaws Aufmerksamkeitsspanne war weit, aber kurz. Die Armbrust schon wieder abgehakt, da er seinen Senf dazu gegeben hatte und nur halb erwartete, eine Antwort zu bekommen. Und wenn er sie nicht haben durfte, dann strafte er sie eben mit Nichtachtung. Interessierte ihn gaaaar nicht. War sowieso nicht gut gemacht, weil sie war nicht von Xoschnaw. Ganz einfach.
Goldene Hülse. Er reckte den dürren Hals.
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Thorben Denger
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Bevor der Schmied auch nur etwas auf den Redeschwall des Zwergen antworten konnte, hatte sich dieser seltsame, verhüllte Kerl herangeschlichen und griff doch tatsächlich nach Lilly! Am hellichten Tage! Naja, zumindest für Nachteulen. Aber so für alle sichtbar! Dreister ging es ja wohl kaum noch!
"Hey Alterchen!" entfuhr es Thorben, bevor er um die Armbrust rangeln musste, wie ein Junge um sein Lieblingsspielzeug.
"Bau' dir deine eigene Armbrust!"
Der alte Knacker war erstaunlich stark für seine geringe Größe. Aber definitiv zu dürr für einen Zwergen. Das war trotz der Lumpen, in die er gewickelt war, klar ersichtlich. Der Kerl musste echt verzweifelt sein, wenn er lieber eine Armbrust klauen wollte, als etwas zu Essen, zu Rauchen oder zu Saufen.

Dann zögerte Thorben plötzlich, was ihn beinahe den Besitz seiner Waffe gekostet hätte. Hatte der Alte da gerade von Umlenkrollen und Flaschenzügen geplappert? Seine Überraschung steigerte sich noch, als der Verhüllte urplötzlich losließ und der Schwung Thorben beinahe ebenfalls in ein Fass mit Rohlingen geschleudert hätte.
Grimmig blickte er zur Lumpengestalt herüber, doch konnte er wirklich böse auf den Kerl sein? Er selbst war in Slums aufgewachsen und wusste um die Not, die einen antrieb, wenn Hunger und Angst um sich griffen. Gerade wollte der barmherzigste aller Zwerge, dem Großväterchen vorschlagen, ihm für ein paar Münzen und eine Mahlzeit bei seinen Besorgungen zu helfen, da plapperte der Typ auch schon wieder stakkatoartig drauf los. Und Thorben nickte im Takt dazu, weil das, was der Kerl da sprach, durchaus alles Sinn ergab. Doch war auch der tief sitzende Stolz des Zwergen und Tüftlers geweckt.
"Das mit dem Gusseisen weiß ich auch, Kumpel. Deswegen bin ich ja hier. Ich hab' keine eigene Schmiede und Gusseisen war das einzige, was ich damals mit meinen beschränkten Mitteln zustande bekommen hab'. Bin sowas, wie ein Erfinder, musst du wissen und ich hab's zuerst erfunden, wie man hier ganz eindeutig sehen kann!"

Verwirrt hob der Zwerg eine Augenbraue, als der seltsame, alte Kerl um ihn herum trippelte und sich nun für das interessierte, was Thorben wohlweislich in der Tasche versteckt hatte, als die Rangelei losging. Nun holte er die Hülse langsam hervor und beobachtete die Reaktion des Verhüllten ganz genau. Nicht, dass der Wahnsinnige sich auch noch darauf stürzte. Als wenn sein verschleierter Blick an das dünne Stück Messing geheftet wäre, drehte sich der Kopf unter der Kapuze mit, als der Zwerg dem Schmied das Objekt der Begierde zur näheren Betrachtung in die Hand drückte.
Mit einem ausgestreckten Daumen wies Thorben ganz leger auf die verhüllte Gestalt und grinste den stämmigen Inhaber der Schmiede ungläubig an.
"Wer iss'n der Typ? Und unter welchen Karren ist der mal geraten?"
Dann fiel sein Blick auf das Stück Federstahl in der anderen Hand des Menschen und auch er wurde nun bei dem Anblick einer neuen Erfindung ein wenig hibbelig. Natürlich alles Low-Tech, wenn man es mit dem Kram verglich, den Jake und Slava am laufenden Band hervor kramten, aber immerhin bestand hier eine Chance, dass er verstand, wie es funktionierte und es nachahmen konnte.
"Darf ich mal sehen? Sieht ganz interessant und brauchbar aus. Mir fallen gleich tausend Dinge ein, die man damit anstellen könnte, wenn es das tut, was ich denke, dass es tut. Und wenn es das war, was dich, alter Mann, wie eine Springbohne durch die Luft geschossen hat."
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Xoschnaw
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Keine eigene Schmiede? War nicht jeder Zwerg auch ein Schmied? Und ein Bergmann? Und ein Geologe? War das da vor ihm dann überhaupt ein Zwerg, wenn er nicht schmieden konnte, sondern nur so was Gegossenes zusammen stümpern? Erfinder wollte er sein! Das Xoschnaw nicht lachte - Erfinder! Durfte er sein, durfte sich nennen wie er wollte. An das Genie des Halbdämons käme er ohnehin nicht heran, wie sich schon nach wenigen Momenten bewies. Er hatte diese Armbrust also ERFUNDEN, der Herr Zwerg. Na fein, nur hätte er mal vorher nachdenken sollen, entschied Xoschnaw, beleidigt, weil er sie nicht in die Finger bekommen hatte. Interessierte ihn ja auch eigentlich gar nicht mehr. Nicht die Bohne.
Angeheftet an die goldene Hülse folgte sein Blick dieser bis in die Hand Eisenschweins, dann fuhr er wie angestochen auf. "Nichts da! Das ist eine geheime Rezeptur! Meine Rezeptur - denn, mit Verlaub, Herr Erfinderzwerg halbgarer Erfindungen, ich bin ein Genius Mechanikus Alchimistiks. Iiiich habe diesen... diesen...", oh nein, er brauchte ein gutes, ein großes, ein noch unerhörtes Wort als Namen für dieses federnde Eisen! "...d-di-di-dieses Springband erdacht! Das Material, die Zusammensetzung. Es ist meins!" Und damit rupfte er es Eisenschwein aus den schwieligen Pfoten, da der mit den Rollen und der Hülse beschäftigt war und die breite Stirn angestrengt in Falten legte. Dann richteten sich die Schweinsäuglein erst auf Xoschnaw und dann auf Thorben. Es war offenkundig, dass ihm eines dieser beiden Wesen schon zu viel war - zwei forderten mehr von ihm, als er leisten konnte. Eisenschwein war ein guter Handwerker, geduldig in seinem Tun und wissend, wenn es um sein Handwerkszeug ging. Auch war er bewandert in seinem Geschäft und konnte sogar mit Zahlen. Aber er war nicht besonders schnell bei all dem - nicht dumm, aber er brauchte eben für alles seine Zeit und er nahm sie sich. Wer eilig war, kam besser nicht zu ihm.
Eisenschwein entschied sich nach einem Moment für den Zwerg und dessen letzter Frage, denn die war ihm präsent genug und nicht so abstrus wie alles, was drumherum gesprochen worden war. "Neshwil. Kommt öfter her mit seinen Ideen. Bisschen hektisch, aber zahlt seine Rechnungen." Und einige dieser Ideen hatten auch Eisenschweins Produkte schon voran gebracht. So standen abseits in einer Tonne Rohlinge von besonderer Art, die dadurch auffielen, dass sie glänzten wie frisch poliert, obwohl sie schon seit Wochen darauf warteten, dass er sich ihrer weiter annahm. Doch auch das zeichnete den Schmied aus. Er antwortete nicht auf Fragen, die niemand gestellt hatte. War besser so.
Xoschnaw hatte derweil weiter an seinem Springband herum gebogen und schielte hin und wieder zu Lilly, wobei er wirkte wie ein Kind, das dringend in die Büsche musste, aber es bis zum letzten Moment hinaus zu schieben versuchte. Schließlich platzte es aus ihm heraus: "Ich wollte schon so Rollen hier machen lassen, aber es wird einfach nichts. Sag's ihm, Eis...", fast wäre ihm sein Spitzname heraus gerutscht. "...Meister Schmied. Die Rundheit, die Nut für die Sehne...", er tippelte wieder näher, machte einen langen Hals in Richtung Lilly. "Rund ist sowieso nichts, weißt du warum?" Hätte er die Augenbinde nicht getragen, der Zwerg hätte es in den Augen des Dämons wild funkeln sehen. Er wusste WAS! Es war ein Trick dabei und Xoschnaw kannte ihn, der Herr Erfinder aber ganz gewiss nicht. Und dann war da noch die Idee mit den Gelenken... die hatte auch Lilly noch nicht.
Eisenschwein nickte derweil bedächtig. "Geht schon, verzieht sich aber beim Schleifen, dann läuft die Sehne nicht mehr glatt und reißt ziemlich schnell. Aber ich denk, ich hab' noch eine Idee. Lass mir 'n Muster da." Xoschnaw hob alarmiert den Kopf. "Bekomm' ich auch welche, wenn's klappt?! Ich war zuerst mit den Rollen bei dir und jetzt wo er kommt, hast du eine Idee?! Das ist Diskriminierung!"
Eisenschwein ignorierte den kleinen Mann wie so oft und nahm sich statt dessen den zweiten Punkt auf der Liste des weniger aufreibenden Kunden vor. Eins nach dem anderen. Er drehte die Hülse in den Händen, nicht lange, dann reichte er sie dem Zwerg zurück. "Ist gezogen. Braucht's einen mit feinerem Werkzeug." Ende.
Xoschnaw war inzwischen so weit an Thorben heran gekrochen, dass diesem unweigerlich der Geruch von Pontar und altem Fisch in die Nase steigen musste. "Woher hasst du das goldene Dings, Herr Erfinder?", fragte er ganz unverfroren, seinen Ausbruch von vor zwei Sekunden scheinbar schon wieder vergessen. "Und wofür ist es da" Ganz plötzlich voller unschuldiger Neugier.
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Thorben Denger
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Erfinderzwerg halbgarer Erfindungen?!
Argwöhnisch linste Thorben zu der verhüllten Gestalt hinüber und seine Augen funkelten mit einem im Stolz verletzten Blick. Wegen der breiten Krempe seines Hutes konnte niemand, außer dem nicht viel größeren Greis, diesen angepissten Ausdruck sehen.
"Genius Mechanikus Alchimistiks?" spottete er und wäre beinahe über diese Worte gestolpert. "Und wen willst du mit sowas komplizierten hinter dem Ofen hervor locken? Dozierst du hier an der Uni, oder was?"
Der Zwerg blickte belustigt zum Schmied hinauf. Sein Ärger war nun durch die Möglichkeit verdrängt worden, selbst Spott zu verteilen.
"Labert der Typ immer so eine hochgestochene Scheiße? Neshwil, was? Also hektisch ist ja mal mächtig untertrieben. Ich habe schon tollwütige Eichhörnchen gesehen, die ruhiger waren, als der da."
Der Schmied zuckte nur leicht genervt mit den Schultern. Wieso eigentlich kamen ständig die seltsamen Leute zu ihm? Musste wohl an der Nähe zur Universität liegen. Das riesige Gemäuer brütete beinahe schon die Irren aus. Wenn das so weiter ging, würden ihm bald noch die Ratten Vorträge über Etikette und Sternzeichen halten, oder solch ein Quatsch.

"Und Springband?" fuhr Thorben belustigt fort. "Echt jetzt?! Was besseres fällt dir nicht ein? Nenn' es doch gleich ,... 'Federstahl' oder sowas Langweiliges. Eine Erfindung muss einen richtigen Namen haben! Mit einer Seele!"
Er hob die Armbrust demonstrativ ein wenig höher in die Luft.
"Das hier, zum Beispiel, ist 'Lilly'. Hab' auch noch eine für größere Ziele und die nenne ich 'Bertha'."
Mit der anderen Hand griff er sich an den Hut und schob mehrere der Glaslinsen aus dem Inneren vor seine Augen.
"Das hier ist 'Oculus'. Manchmal nenn' ich's aber auch einfach nur 'Der Spanner'. Kannst dir sicher vorstellen, warum, hähähäh!"
Er schob die Linsen wieder zurück unter den Hut und dachte über das Problem mit den Rollen nach. Rollen durften nicht rund sein? Was war das denn nun wieder für ein Quatsch? Wo war das Problem, sie mit einem Feinwerkzeug zu schleifen? Zudem war eine Armbrust ein Gebrauchsgegenstand. Ab und an mal eine Sehne zu wechseln war nicht wirklich so schlimm. Der Erfinder in Thorben war mehr darauf bedacht, dass es funktionierte. Perfektion war nur die Schaumkrone auf dem Bier. Nett anzusehen, kostete aber zuviel vom Glasinhalt. So auch hier von der Werkzeit, die man stattdessen in die Vermarktung stecken konnte. Zudem,... es gab nur eines, was wirklich perfekt war und das war jawohl Thorben Denger selbst!
Zögernd blickte er zu Lilly. Wenn er jetzt die Rolle ausbaute, würde er für eine Weile keine Waffe mehr mit sich tragen können. Bertha war definitiv zu unhandlich. Und seltsamerweise bekam man allerhand unliebsame Aufmerksamkeit, wenn man mit einer Belagerungswaffe durch die Tavernen zog. Sollte mal einer verstehen, warum. Aber wenn ihm die Rolle brach, dann hatte er ebenfalls keine Waffe mehr bei der Hand. Und die Gefahr, dass ihm die Sehne dabei ins Gesicht knallte.
Seufzend drängte er sich am Schmied vorbei.
"Darf ich mal kurz,...?"
An einem der Werktische in der Nähe schnappte er sich einen alten Nagel und einen der kleineren Hämmer und begann, den Haltebolzen aus der Umlenkrolle zu klöppeln. Der Schmied war von dem verhüllten Greis schon gewohnt, dass der alles angrabbelte, also rollte er nur, ebenfalls seufzend, mit den Augen und ließ die Schmach über sich ergehen. Der Kunde war nunmal König, selbst, wenn er sich wie eine Sau in der Vorratskammer benahm.

Thorben wusste selbst, wie exzentrisch er auf andere Leute wirken konnte. Der verhüllte Greis stand dem in nichts nach. Demnach verurteilte der Zwerg diesen auch nicht sofort. Immerhin schien der alte Kerl einige brauchbare Ideen auf Lager zu haben und sich mit der Materie auszukennen. Vielleicht konnte man sich irgendwie austauschen.
"Hey, Nervensäge!" rief er zu Xoschnaw herüber, behielt seine Aufmerksamkeit aber auf die Armbrust gerichtet.
"Ich sag' dir was. Nenn' mir eine deiner guten Ideen, damit ich weiß, dass du nicht nur 'ne große Klappe hast, und ich zahl' zwei Rollen extra, die du behalten kannst."
Mit einem leisen Schnappgeräusch löste sich die Rolle und der Bolzen fiel klappernd auf die Tischoberfläche. Die erschlaffte Sehne wabbelte noch eine Zeit nach und Thorben hakte sie unter den Abzug, damit sie sich beim Transport nirgends verfangen konnte. Er schlang sich die stillgelegte Waffe wieder über die Schulter und reichte dem Schmied die angebrochene Umlenkrolle. Dieser gab ihm wiederum die Hülse zurück, die er ausgiebig betrachtet hatte.
"Hmm,... sehr schade, aber hab' ich mir schon gedacht, dass es dafür feineres Werkzeug benötigt."
Schmied war halt nicht gleich Schmied. Er musste einen Goldschmied dafür aufsuchen. Und vielleicht konnte der dann später auch diese Rollen schleifen, ohne dass sie unrund wurden. Natürlich wäre es schön, wenn man alle Handwerker in einem vereint hätte. Würde mächtig Zeit und Laufwege sparen. Aber er kannte nur eine Person, der er all das Feingefühl zutraute. Und Hattori war so erfolgreich, dass Thorben deutlich mehr Startkapital aufbringen musste, um seine Dienste in Anspruch zu nehmen. Es sei denn, er konnte bis Novigrad noch einige der über ihn gekommenen Mysterien aufdecken und so die Neugier des Meisterschmieds wecken.

Xoschnaw war mittlerweile wieder näher an den Zwergen herangerückt und dieser bedachte ihn mit einem argwöhnischen Seitenblick. Nicht, dass der alte Greis noch einen Versuch starten wollte, ihm die Armbrust zu klauen, nun da sie keine Bedrohung mehr darstellte. Der Geruch nach Fisch und Pontar störte Thorben nicht. Gleichwohl tauschte er dafür seinen eigenen Geruch nach altem Schweiß und Alkoholausdünstungen mit dem Dämon aus. Kurz überlegte er, wie er die Frage der neugierigen Lumpengestalt beantworten sollte. Dann aber zuckte er gleichgültig, beinahe schon belustigt mit den Schultern. Natürlich mit der Wahrheit. Würde eh niemand glauben, also warum nicht einen Spaß draus machen? Allerdings raunte er es nur in Xoschnaws Richtung. Der Schmied sollte besser nichts von diesem Konzept erfahren. Wer wusste schon, wie fähig der Mann wirklich war. Fehlte noch, dass Thorben sich verplapperte und dann am Ende von dem Muskelberg in den Schatten gestellt wurde.
"Das habe ich von einem Sternenreisenden, der hier bei uns gestrandet ist. Kam mit einem mechanischen Karren ohne Pferd zu uns geflogen, oder sowas. Vielleicht auch durch ein Portal? Kann mich nicht mehr dran erinnern. War wohl zu besoffen. Jedenfalls hat er einen Knallstock,... nicht magisch! Wie 'ne Armbrust, nur dass die Bolzen mit dem Pulver aus Kartätschen weggesprengt werden. Irre, oder?"
Thorbens Zähne blitzten im Schein der Schmiedefeuer hell auf, als er ein breites, selbstgefälliges Grinsen von sich gab. Das sollte der Greis erstmal verdauen. Entweder würde dem Alterchen gleich der Kopf explodieren oder er wäre ihn endlich los, da dieser ihn für einen Aufschneider und Lügner hielt. Eine Win-Win-Situation jedenfalls.
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