Der Tempel des Ewigen Feuers | Lothars Büro

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Lothar von Tretogor
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Er meint es ernst. Lothar musterte noch einmal den vermeintlichen Schwiegersohn oder Schwanger, suchte eine Weile Rat in seinem Cognacglas und begann nach einem kleinen Schluck langsame Schritte durch den Raum zu gehen, um dabei zu sinnieren.

„Jarel kennt mich und er hat entschieden. Dieser ganze Enthaltsamkeitskram kommt nicht daher, weil Bummsen nicht die Moral heben oder den Kampfgeist stärken könnte. Sondern weil Liebeleien unnötige Loyalitäten schaffen. Sich Menschen oder auch Personen zwischen Ritter und Orden schieben.“ Der Unterton der in seiner Stimme mitschwang ließ erahnen, dass der Großmeister wusste wovon er sprach. Ganz ohne sexuelle Erfahrungen war er durch den Armeehintergrund mit Sicherheit nicht. „Ihr sagt, er sei mir treu? Und erwähnt im gleichen Atemzug, dass er getan hat, was Ihr ihm geraten habt? Er versteckt sich bei Erzmutter Varelia und hinter seinem Knappen seit er hier angekommen ist.“ Nein, so wirklich überzeugt war Lothar von der Treue Jarels nicht mehr.

Von Tretogor hatte seinen Schreibtisch erreicht, stellte das Glas ab und betrachtete den Papierkram, der dort verteilt lag. Wie bald? „Gleich. Morgen Mittag. Hier im Kloster.“ Wahrscheinlich hat er das gerade eben erst beschlossen, aber lange warten würde er damit nicht. Das helfe seiner Meinung nach niemanden. „Seit hier Nachrichten von Jarels Eiertanz in Nowigrad angekommen sind, erwartet man eine Entscheidung von mir. Die Geschehnisse der letzten Nacht haben es nicht besser gemacht. Ich kann diesen Hühnerhaufen nicht länger ruhig halten. Die Gemüter brauchen jetzt entschlossenes Handeln. Besonders die, die ihn brennen sehen wollen und die gilt es zu gewinnen.“ Keine Beweise vorher ansehen, vielleicht wollte Lothar dies gerade auch nicht. Noch mehr Probleme und Sorgen, wie man sich dort trifft ohne Verdacht zu schöpfen, müsste man sich eh noch überlegen. Vielleicht doch die Hochzeit seiner Nichte? „Auch wenn es mich in Gefahr bringt, dann soll es so sein, manche Schlachten lassen sich nicht aufschieben.“ Ja, er wollte das vom Tisch haben. Vielleicht auch Wenzel vor vollendete Tatsachen stellen, wenn er in Nowigrad auftauchen sollte. Seine Reise dorthin wird Fragen aufwerfen und er muss Wyzima in einem Zustand hinterlassen, in dem es sich nicht selbst zerfleischt.
„Ihr habt mein Wort und ich habe eure Anweisungen verstanden, Herr Oberst. Jetzt vertraut darauf, dass ich das Gelände hier gut genug kenne.“ Ein Teil von ihm arbeitete schon an Worten, die er an den Rat richten würde und dann vertraute er auf seine Spontanität. Diese Reden waren immer die Besten geworden.

„Soll er seine letzte Chance bekommen…, aber ich hab hier zu tun. Wenn er mich sprechen will, weiß er sehr genau wo er mich findet…“ Das Gesicht des Großmeisters legte nahe, dass er um die Fähigkeiten Jarels wusste und sein ehemaliger Leibwächter würde hier besser unbemerkt rein kommen als jeder andere. Denn... „Er ist mehr Dolch als Schwert.“
Zuletzt geändert von Lothar von Tretogor am Montag 13. Mai 2024, 11:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Vyacheslav Sokolov
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Dieses herumspazieren um die richtigen Gedanken zu finden kannte Salva zu gut. Aber immerhin reagierte Lothar gefasst. Es war einfach etwas anderes einen Soldaten und Offizier auf solch einen posten zu setzen als einen Adeligen mit seinen verbohrten Ansichten.
"Ich weiß weswegen solche Beziehungen verboten sind. In meiner Welt werden auch in der Armee dergleichen zwischen Kameraden geahndet. Es gibt auch keine Entschuldigung... Vermutlich hätte ich ihn zurückweisen sollen... und er mich."
Er seufzte und zuckte mit den Schultern.
Sie hatten ihren Gefühlen statt dessen nachgegeben, wieder jede Vernunft.
Wobei er immer noch der Ansicht war, die Welt drehte sich um ihn und die Gesetze und auch die Vernunft hatten sich seinen Vorstellungen anzupassen. Und obwohl er genau wusste worauf diese Haltung basierte kam er davon nicht weg.
Erkenntnis war eben nicht der erste Schritt zur Besserung. Da konnte noch eine ganz schöne Kluft dazwischen liegen.
"Dann bleibt nun nur noch zu hoffen. Ich danke euch jedenfalls für das Gespräch. Ich werde es ihm ausrichten. Hat er euer Wort, dass er in dieser Zeit nichts geschieht, bis der Rat zusammenkommt?"
Der Cognac war leer und Slava war aufgestanden, bereit sich nun auch zu empfehlen.
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Lothar von Tretogor
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Lebenslauf: Lothar

„Es ist sicher ratsam, wenn Jarel im Tempel der Melitele bleibt bis der Rat zusammen trifft. Ein paar meiner Jungs könnten ganz ohne mein Wohlwollen zur Tat schreiten. Ich möchte verletze vermeiden, besonders in eigenen Reihen.“
Ja, Lothar weiß wozu sein alter Klingenmeister fähig ist. Der ist zwar auch mal ein Hitzkopf wie die jungen Ritter, aber ein Erfahrener.
„Jarel wird die Vorladung zum Rat noch vor Mittag erhalten. Mein angedachter Bote mag gerade etwas fußlahm sein, aber ist dafür persönlich motiviert.“ Nagall wird eh keine Ruhe geben.

Einen schwermütigen Seufzer verließ den Großmeister, nochmal denken und sammeln. Nicken. Sokolov hatte sein Wort, dass niemand etwas bis zur Ratentscheidung etwas passieren wird.

„Nachdem dies geklärt ist, habe ich ebenfalls ein paar Anliegen.“ Es klang weder unfreundlich noch hinterhältig. Er kam nur wieder hinter seinem Schreibtisch hervor, um etwas leiser reden zu können.
„Ich gehe davon aus, dass Ihr die Stadt ähnlich verlasst wie Ihr sie betreten habt? Noch heute Nachmittag wie angedacht? Oder später?“
Eine neugierige Nachfrage, kein Vorwurf.
„Und dabei Euren Hausmagier entsprechend diskret mit nehmt?“ Dass man weder Freiherr noch Magus an den Stadttoren gesehen hat, wird dem Großmeister berichtet worden sein. „Wenn es Euch nichts ausmacht wäre es mir sehr recht, wenn diese Dame, mit der Ihr gestern einen Ausritt machtet, ebenfalls mit Euch abreisen könnte. Dann muss ich mir wegen ihr und ihrer Beziehung oder Bekanntschaft zu einem meiner Knappen keine Gedanken machen, Gerüchten entgegensteuern oder sonstiges. Aus den Augen aus dem Sinn, das versteht ihr?“

Lothar meinte da weniger Jakob, sondern mehr die Leute. Er kam neben Slava zum Stehen, um ihn das nun leere Glas abzunehmen. „Und versteht mich nicht falsch, ich werde mein Möglichstes tun, aber sollte der Ausgang des morgigen Rates in Wyzima nicht zu Jarels Wohlbefinden sein und er sich darauf unerlaubt entfernen. Bin ich geneigt eine Verfolgung abzubrechen, sollten sich bis zum Yulefest alle Spuren im Sande verlaufen.
Im Gegenzug würde es mich freuen von Euch rechtzeitig zu erfahren, falls Euch etwas zu Ohren kommt was meine persönliche Gesundheit negativ beeinflusst.“


Wobei er weniger an seinen Orden denkt, sondern an andere politische Machthaber. Allen voran Sokolovs Arbeitgeber, der seine Finger im Spiel warum Lothar diesen Posten hat und ihm vielleicht auch wieder nimmt, neben offensichtlicheren Feinden aus dem Süden.
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Vyacheslav Sokolov
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Noch einmal nickte Slava nur. 2aEr hatte es kaum anders erwartet, aber dass von Tretogor es einräumte zeigte, dass er sich in dem Mann nicht getäuscht hatte.
Auch wenn Slava nicht mitbekommen hatte, dass Jakob einen Armbrustbolzen abbekommen hatte dachte er dennoch auch an den gleich Boten. Den einzigen vermutlich, der derzeit an beiden Stätten ein und aus gehen konnte - ihn selber vielleicht ausgenommen.
Aber er würde sich jetzt nicht als Bote anbieten, das war wäre in Anbetracht der Umstände gleich mehrfach eine Grenzüberschreitung gewesen.
"Ja, ich betrachte die Angelegenheit damit als geklärt. Ich werde vermutlich meine Abreise noch um einen Tag verschieben und das Ergebnis der Abstimmung abwarten. Dann, richtig, werde ich die Stadt auf dem gleichen Weg verlassen wie ich hergekommen bin."
Natürlich war es von Tretogor aufgefallen oder zugetragen worden.
Einen befreundeten König, hätte ein solcher noch in Wyzima geherrscht, hätte man ein Portal vermutlich angekündigt, aber nicht den Nilfgardern und auch nicht dem heimlichen Herrscher der Stadt.
"Und ich verspreche dass ich dann auch alle mir bekannten Reisenden diskret mitnehme, die den Frieden der Stadt stören könnten. Wenn möglich sogar noch vor meiner Abreise, andernfalls stelle ich sicher, dass sie nicht noch einmal auffallen werden."
Und er hoffte wirklich, sein Versprechen halten zu können.
"Egal wie der Rat entscheidet, ich werde die Entscheidung akzeptieren."
Zu der weiteren Brücke nickte Slava nur. ein Anflug eines Lächelns, aber nicht zu viel.
Wobei ein 'akzeptieren' nicht unbedingt die Anwendung von automatischen Sturmgewehren ausschloss, sollte gravierend etwas schief gehen...
"Und ich kann euch versichern, eure Exzellenz, dass, sollte mir zu Ohren kommen, dass jemand euren Gesundheitszustand zur Sprache bringt, ich mich persönlich um die Angelegenheit kümmern werde."
Was zweierlei bedeuten konnte: Dass er einen politischen Gegner mit der üblichen Konsequenz beseitigen würde, aber auch, sollte Lothar das Ziel sein, dass er auch dieses selbst angehen würde.
"Solltet ihr darüber hinaus gewillt sein, selbst nach Nowigrad zu kommen bin ich gerne bereit mit einer persönlichen Eskorte euer Wohlergehen sicher zu stellen."
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Lothar von Tretogor
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Natürlich schickt man keinen Freiherrn als Boten, obwohl es sich anbieten würde und dieser hier die Neuigkeiten sowieso sehr bald weiter trägt. Aber offiziell wäre das nicht.

„Nowigrad. Ja. Ich werde sehen, wie ich einen guten Grund für die Reise finde. Meine Schwester wollte, dass ich ihre Nichte dort traue.“ Das wäre weiterhin ein guter, heimlicher Vorwand. So ein bisschen konnte Lothar das auch: einen offiziellen Grund schaffen, den heimlichen Grund mit der Familie und wirkliche Grund der Reise. Beweise sichten. Hemmelfart. Scheiße. Das sollte ihm egal sein, aber dass ihm das nicht war, dafür kannte er sich selbst gut genug. Und was machte er mit von Alensbach? Mit reinziehen? Wegschicken?

Auch aus seinem Besuch sprach wieder mehr der Politiker. Die Wortwahl fiel dem Großmeister gewiss auf. Kleinigkeiten, Betonung, Verallgemeinerungen. Bloß nichts genaues sagen. Innerlich seufzte Lothar, aber was tat man nicht alles? Seinen langjährigen Leibwächter anzuzünden würde ihm schwerfallen, also riskierte er dieses Spiel, sollte dabei mehr Stabilität herauskommen, um so besser. Vielleicht hatte er dafür tatsächlich einen Verbündeten gefunden und irgendwo meinte er zumindest guten Willen zu erkennen.

Trotz der Zweideutigkeit zu seiner Gesundheit. Lothar war sich dieser durchaus bewusst und er musterte Sokolov wie man eben als Offizier seine Leute musterte, um ihre Kampftauglichkeit einzuschätzen. Er würde sich selbst darum kümmern. Der Großmeister nickte. „Na, immerhin ein Soldat.“ Irgendein Kampf wäre ihm lieber als Gift oder Meuchelei oder Fensterstürze oder andere Unfälle.

„Dann wünsche ich eine angenehme Reise und hoffe darauf, dass wir recht lange an einander Nutzen zu finden.“ Ein Schmunzeln setzte er hinterher.
Zuletzt geändert von Lothar von Tretogor am Mittwoch 15. Mai 2024, 12:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Vyacheslav Sokolov
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Was Slava auffiel war, dass der Großmeister offenbar konkret Angst hatte, jemand aus den Reihen der Krone oder auch an anderen Stellen könnt sich seiner entledigen wollen.
Er wollte ihm jetzt nicht direkt auf die Nase binden, dass etwas derartiges derzeit nicht zu befürchten war - zum einen wollte konnte sogar er nicht absolut sicher sein, ein Restrisiko gab es immer und dann war es eine gute Gelegenheit, dies als Pfand einzusetzen. Er würde dafür sorgen, dass von Tretogor nicht auf die Abschussliste kam - und das entsprechend vermarkten. Abgesehen davon schien einer wie er an dieser Position gerade tatsächlich sehr nützlich und nach der Begegnung mit von Herrenloh geradezu wie ein Glücksgriff.

<geht irgendwo weiter>
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Lothar von Tretogor
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Ein wenig frech war dieser Freiherr von Sokolov schon gewesen. Zu seinem Glück war Klingenmeister Ralt einer der ruhigen Sorte, der ihm nicht hektisch hinterher gerannt war, sondern gleichgültig berichtet hatte der Besuch will alleine den Weg raus finden.
Lothar hatte es schon etwas verstimmt, aber am Ende war es egal und er hatte genug Rekruten erlebt, die eben ihre Grenzen testen mussten. Adjutant Tishchenk wurde über das weitere Vorgehen wie morgen Mittag den Rat einzuberufen informiert, auch den Freiherrn im Auge zu behalten gehörte dazu. Außerdem solle sich von Nagall hier einfinden, wenn er wieder laufen kann, jemand müsse Ritter Rilmitz am Melitele-Tempel einsammeln und alle sonstigen Termine bis übermorgen Mittag absagen. Ja ja, wegen des Tumultes. Ordnung in Stadt und Orden halten, blabla wird jeder verstehen. Galin würde die passende Formulierung einfallen.

Die Zeit zur Mittagsmesse setzte der Großmeister sein Briefchen an Moore auf. Eine formelle Vorladung, die man nicht ablehnen konnte, wollte man sein Urteil nicht selbst sprechen. Als es Zeit wurde, zog er sich für die Morgenmesse um: mehr Klimbim. Wo bleibt denn der Knappe.
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Jakob von Nagall
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von: Tempel des Ewigen Feuers (Link und Text kommen noch)
Datum: 31. August 1278, vor der Mittagsmesse
betrifft: Lothar
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Treppen waren tatsächlich noch nicht so seine Disziplin und als er endlich oben war, hatte sich zum Schweiß, mit dem das Feuer seine nackte Haut überzogen hatte, noch jener Schweißfilm unter der Kleidung hinzu gesellt, der von der Anstrengung herrührte. Ihm war heiß. Unwillkürlich griff er sich an den Kragen und schüttelte das Hemd etwas, um etwas Luftaustausch zu erzeugen. Sinnlos in der sommerlichen Wärme, die selbst innerhalb der Gebäude inzwischen vorherrschte.
Vor der Tür stand ein Leibgardist Lothars. Der Surferboy? Nein, sicher nicht. Der Typ sah nicht mehr nach 'boy' aus, selbst aus Slavas Sicht nicht. Er war locker doppelt so alt wie Jakob, wirkte erfahren gelassen und entspannt als wäre man gestern nicht auf Wolfsjagd gewesen. Oder vielleicht genau deswegen. Jakob musterte den Mann kurz, der die gleiche Aufgabe hatte, wie einst Jarel. Er versuchte sich Jarel - oder sich selbst - in eben dieser Aufmachung vorzustellen und es fiel zumindest bei Jarel ihm erstaunlich leicht. Sein Rittervater kam ihm manchmal wie geschaffen dafür vor, Leder, Kette und Wappenrock zu tragen. Als müsste es so sein. Er selbst dagegen... allmählich hegte er da Zweifel.
Blick wieder zur Tür, Konzentration auf das, was vor ihm lag. Um Jarel konnte er sich später Gedanken machen, der war vorerst in Sicherheit. Jetzt ging es um ihn. Von Alensbach hatte gesagt, Lothar würde ihm eine Chance geben, wenn er diesem ebenfalls eine gäbe. Aber wer war er denn, dass der Großmeister eine Chance von ihm brauchte? Andersrum wurde eher ein Schuh draus. Ein Wort des Mannes hinter der Tür und er wurde zusammen mit Jarel vor den Rat gestellt, wenn überhaupt. Er war nur ein Knappe. Nicht mehr wert als das, was seine Hände leisten konnten. Ihn stellte man im Falle einer Verurteilung vermutlich gleich mit an den Pfahl.
Der Adjutant kündigte ihn an und ihm wurde geöffnet.
Der Knappe trat ein, ließ den Blick nur kurz durch den Raum schweifen, bis er Lothar entdeckte und beugte dann Knie und Haupt, entgegen des Protests in seinem Bein. "Exzellenz."
Selten war ihm die Anrede treffender erschienen, denn der kurze Blick, den er auf den Großmeister erhascht hatte, war beeindruckend gewesen. Fertig gemacht für die Mittagsmesse war Lothar von Tretogor durchaus eine Erscheinung. Vermutlich der Horror für jeden Leibwächter, denn aus jedem funkelnden Machtsymbol schrie es geradezu: hier, ich bin wichtig. Aber man blieb ja auf dem Gelände des Klosters.
Los werden... Slavas Kommentar kam ihm wieder in den Sinn. Er blinzelte. Eine Schweißperle lief ihm über den Nasenrücken und tropfte auf den Boden. Das Bein pochte. Plötzlich war ihm unwohl.
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Lothar von Tretogor
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Der Großmeister schien dieses Unwohlsein zu spüren, wie er dort ruhig am Fenster stand. Er trug nicht das weiße Ornat, sondern den verzierten Wappenrock samt Kettenhemd, das war zur Not Kampftauglich, was ihm lieber war und es war schließlich nur eine Mittagsmesse am Dienstag. Dennoch stand er dort aufrecht, sinnierte aus den Fenster und beobachtete wie zahlreich seine Schäfchen in den Tempel eilten. Nach den Ereignissen würde man endlich etwas erfahren zu der Nacht und von Moore. Die genauen Worte dazu musste er sich noch zurecht legen. Von Tretogor atmete ein, um endlich den Blick auf den Knappen zu richten. Möglicherweise bedachte er die Begrüßung mit einem Nicken, während er auf diesen zu schritt, um die flache Hand zum Segen auf dessen Kopf zu legen. Ein paar Herzschläge geschah gar nichts und Jakob spürte nur die Handfläche schwer und sanft zu gleich in seinem Haar.

„Jakob von Nagall. - Um Knappe zu werden bist Du durch das Feuer gegangen. Die Flamme hat Dich geschmiedet und Du schaffst in unserer Mitte. Die Flamme möge hell in Deinem Herzen brennen, Dir Wärme in der Kälte und Licht in der Dunkelheit schenken.“
Der Großmeister ließ dem Knappen Zeit rituell zu antworten, wenn dieser wolle, bevor er ein wenig leiser weitersprach:
„Dein Rittervater hat mir das Wort abgerungen, seine Fehler nicht Dir anzulasten. Ich weiß nicht, ob er zu dem Zeitpunkt bereits wusste was heute Nacht geschehen würde, aber sei es wie es sei, ich werde mein Wort halten. So soll Dein einziges Vergehen sein Deinem Rittervater treu gedient zu haben.“
Soweit konnte er diese Milde vor den Anderen durchsetzen ohne sich zu viel herauszunehmen: ,Gehorsam komme was wolle‘ verstanden sie. Wie der Rat morgen auch immer entscheiden würde, die Verantwortung für einen Knappen würde man Jarel wohl entziehen. Der Junge war eh reif.

„Die Ewige Flamme ist das Licht des Lebens und das Ende all dessen. Ins Licht werden wir geboren und ins Feuer gehen wir nach unserem Tod. Die Ewige Flamme reinigt unsere Seele, auf dass wir wiedergeboren werden durch ihre Gnade. Im Kreis von Werden und Vergehen. Ende und Neuanfang.“
Mit dem Glaubensbekenntnis nahm der Großmeister seine Hand wieder zu sich und schlug den Kelch der Flamme.

„Erhebe Dich... und nimmt Platz, wenn Du willst. Zeige Stärke in der Schlacht, doch gönne Dir Ruhe dazwischen.“ Seine Aufmerksamkeit ging kurz auf Jakobs Bein, die Wunde würde mit weniger Belastung schneller heilen. Auch wenn er vor hatte ihn in den Tempel der Melitele zu schicken. Aber da würde er eh als bald möglichst hingehen.
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Jakob von Nagall
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Er wartete. Lothars Kettenhemd klirrte leise bei dessen Bewegungen, dann hörte Jakob die Schritte des Großmeisters auf sich zu kommen. Was genau er erwartet hatte, wusste er nicht, aber als die Hand des Ordensoberhauptes sich auf seinen Kopf legte, spannte er sich kurz an. Doch mit jedem Wort Lothars floss Ruhe in das Herz des Knappen. Jakob schloss die Augen. Ja, die Flamme war in ihm. Sie trug seine Seele. War sein Leuchtfeuer. Entsprechend voller tiefer Überzeugung war seine Stimme: "Das Ewige Feuer ist in meinem Herzen. Ich fürchte mich nicht."
Dann öffnete er die Augen wieder. Jarel hatte was? Jakobs Gedanken überschlugen sich, während er mit gesenkter Stimme das Glaubensbekenntnis mitsprach. Wenn der Großmeister die Worte intonierte, schienen sie dem jungen Menschen viel gewichtiger, als wenn er sie allein in die Stille der Kirche hinein sagte. Alle Wahrheiten lagen in diesen wenigen Worten.
Ende und Neuanfang. der Schwur, mit dem er in den Orden aufgenommen worden war, kam ihm wieder in den Sinn und als Lothar ihn aufforderte, sich zu erheben, verharrte er in scheinbarer Weigerung. Seine Stimme war nun leiser, aber deutlich zu hören, als er rezitierte: "Ich schwöre bei der ewigen Flamme, dem Orden und seinen Idealen treu zu dienen, Unrecht und Böses zu vernichten, die Unschuld und Tugend zu schützen, meinem Ritter zu jeder Zeit zu gehorchen, den Pfad der Tugend zu beschreiten, niemals zu weichen oder zu schwanken. Ich schwöre, das Licht der ewigen Flamme hoch zu halten und immer im Herzen zu tragen, von jetzt an bis zum Tage meines Ablebens." Worte, die er sein Lebtag nicht vergessen würde und gegen die er mehr als einmal verstoßen hatte.
Jakob erhob sich, was ihm besser gelang, als befürchtet. Seine hellen, klaren Augen richtete sich auf von Tretogor und der Ausdruck darin, war nicht der eines trotzigen Jungen wie so oft. "Ich danke Euch für Eure Güte, Exzellenz. Aber ist nicht mein Schwur der meine allein und meine Verfehlungen dagegen entsprechend auch?" Er würde sich nicht hinter Lothars Roben verstecken. Bevorzugt zu sein musste er sich ohnehin schon oft genug anhören. Sein Traum kam ihm in den Sinn und die Wahrheit, die sich darin verbarg.
Langsam, das verletzte Bein nicht voll belastend, kam er schließlich doch näher und setzte sich wie geheißen.
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