Der Tempel des Ewigen Feuers | Lothars Büro

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Vyacheslav Sokolov
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"Dafür wäre ich euch sehr dankbar." Immerhin eine paar Grundsteine zur Zusammenarbeit waren gelegt.
Für das eine Projekt, sozusagen sein privates Forschungsvergnügen. Dennoch freute Slava sich tatsächlich über das Angebot der Mithilfe.
Fast hätte er gelacht als der Großmeister aufzählte wer ihm wohl ans Leder wollte.
"Also nur das übliche..." Auch er wirkte recht gelassen. "Ja, richtig, es gab einen Versuch in meiner Wohnung, der von meinem Leibwächter vereitelt werden konnte. Wobei ich bisher nicht ganz sicher bin, ob derjenige es auf ihn abgesehen hatte oder auf mich. Aber dazu komme ich gleich noch einmal."
Plötzlich war sie da, die Idee. Er hatte sich die Worte nicht zurecht gelegt gehabt, nicht direkt, aber er erkannte nun einen Weg, zumindest die Stelle an der er abbiegen musste.

Zu der Theorie zu der Schlange konnte er abermals allerdings nur mit den Schultern zucken.
"Ich bin auch aus einer anderen Sphäre, trotzdem schätze ich, es fühlt sich ganz natürlich an, mich umzubringen. Nicht dass ich euch das nahelegen wollte."
Noch ein Witz über das gegenseitige umbringen konnte nicht schaden.
"Die Welten, die durch diese Risse verbunden werden sind so unterschiedlich, und ebenso was hindurchkommt... ich hab in meiner Heimat ebenfalls Bestien gejagt, die vermutlich durch ein Phänomen, der hiesigen Sphärenkonjunktion ähnlich hingelangten, und ich versichere euch, es fühlte sich ganz und gar nicht fremdartig an, die zu töten. Aber wir werden sehen. Ich schließe jedenfalls keine Möglichkeit von vorneherein aus. Mit von Alensbach hab ich mich im übrigen bereits kurz getroffen und wir haben auch vereinbart, uns dahingehend auszutauschen."
Mit Jarel austauschen... da war er wieder, der Elefant, den sie nur von Zeit zu Zeit streiften, dessen Schatten aber über allem lag.
Dennoch, vielleicht gelang das Kunststück, nicht über ihn zu fallen.

Aber ebenso präsent war etwas anderes. Ein Schatten... Eigentlich wähnte Slava DAS weit weg.
Ein wenig war ihm immer geblieben, ein besonderer Instinkt, ein gewisses Gespür für die Situation - meist sah er darin nur ein Resultat der vielen Erfahrung mit Kausalitäten, direkten und indirekten, die er gesammelt hatte.
Aber das hier schien fast wieder mehr zu sein. Er sah beinahe die Weichen, die gestellt wurden und in welche Richtung sie führten. Jarel wurde verbannt... Jakob schlug des Weg eines Hardliners ein und der führte ihn auf Lothars Stuhl... er selbst wären dann wohl nicht mehr am Leben... aber auch Jarel nicht mehr.
Er verjagte die Bilder aus seinem Kopf.
"Was nun den eigentlichen Zweck meines Besuches angeht... wenn ihr erlaubt... dazu muss ich etwas weiter ausholen... Und mir ist klar, dass ihr in erster Linie die Wogen in Wyzima glätten wollt, aber wenn etwas den Orden in Nowigrad trifft wird sich das auch hier auswirken. Denn es sind nicht nur die Nilfgarder, die uns angreifen oder besser... nicht nur die Armee. Hier würde ich verstehen, wenn der Orden sich neutral hält. Im Gegenteil, hier ist die Neutralität der Religion absolut legitim wenn nicht gar obligatorisch.
Aber die Nilfgarder sind nicht auf den Kopf gefallen, sie stacheln die Scoia'tael auf und diese wiederum rekrutieren jeden Anderling der Stadt, auch wenn der eigentlich loyal der Stadt und Krone gegenüber stünde. Denn weil der Orden nicht unterscheidet zwischen den Terroristen und den friedlichen Bürgern mit spitzen Ohren ist diese Loyalität schlecht vergolten. Also wendet sich ein einst treuer Bürger der Stadt nun dem Feind zu, nur weil er sonst fürchten muss seiner Andersartigkeit wegen zu brennen. Damit also stärkt der Orden gewissermaßen die Reihen unserer Feinde.
Das nun ist mein Hauptanliegen... denn wenn sich jeder Elf und jeder Zwerg der Stadt gegen uns wendet, dann wird nicht nur die Krone untergehen, dann wird auch der Orden in Nowigrad fallen. Und das könnt ihr nicht wollen, denn das wird auch die Milch in Wyzima zum kochen bringen.
Ich will euch auch nicht dreinreden, die Aufgabe des Ordens ist es, die Menschen vor allen Monstern zu bewahren. Das ist auch gut und richtig. Aber nicht jedes Monster hat Spitze Ohren oder ist etwas kürzer geraten, und man erkennt ein Monster auch nicht zwingend an der anderen Haut oder Augenfarbe."

...oder der Fellfarbe...
"Auch nicht daran, wen es liebt. Im Gegenteil. Und im übrigen, der Anschlag auf das Leben von Großkomtur von Herrenloh... das war nur ein Vorgeschmack. Der Armbrustschütze und auch der Giftanschlag, beider Spuren lassen sich in die Reihen der Nilfgarder verfolgen. Und es wird sicher nicht dabei bleiben. Soetwas können wir nur verhindern, wenn wir zumindest an den Stellen, die es erlauben zusammenarbeiten. Mir liegt genauso daran, den Orden als stabile Instanz zu wissen und als sichere Anlaufstelle für alle, die an das ewige Feuer glauben. Dem kann es aber nur abträglich sein, wenn wir gegeneinander arbeiten."

Und damit kamen sie dem Elephanten noch ein Stück näher.
Vielleicht ahnte Lothar bereits, dass Moore nicht viel mehr getan hatte, als den Worten dieses Mannes Beachtung zu schenken und den Versuch zu unternehmen auf von Herrenloh einzuwirken.
"Deshalb... ich will auch gar keine Bitte an euch richten oder konkret ein bestimmtes Handeln vorschlagen. Ich hoffe nur, ihr erkennt den Ernst der Lage und vergesst meine Worte nicht einfach wieder wenn ich draußen bin. Was getan werden muss und kann... das wisst ihr vermutlich besser als ich. Ich bitte euch nur in aller Form um eure Hilfe in dieser Angelegenheit."
Er schloss seine Ausführung und blickte von Tretogor in die Augen.
Das Anliegen war aufrichtig, er stand hinter jeden seiner Worte und er respektierte auch sein Gegenüber um dessen Hilf er eben ersucht hatte, nicht nur zwischen den Zeilen.
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Lothar von Tretogor
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„Die Scoia'tael, stimmt, die müssen noch auf die Liste.“ Der Zeigefinger deutete auf diese in dem Fall imaginäre Liste zwischen ihnen. „Wie diese… Freiheitskämpfer und Nilfgaard zusammen arbeiten müsst Ihr mir leider nicht erklären.“ Der Großmeister führte seinen Kaffeebecher zum Mund und warf einen verstimmten Blick hinein – leider leer.

„Dem Bösen. Der Orden schützt die Menschheit vor dem Bösen.“ Eine kleine Korrektur, aber das Böse konnte man noch schwammiger definieren als Monster. Je nachdem gegen wen man gerade wettern wollte. Genau der Unterton, den diese Korrektur hatte.
Während Slava sprach lehnte von Tretogor sich zurück, ließ all die gut gewählten Worte auf sich wirken. Die Gründe, die Argumentationsketten, die Schlussfolgerungen all das überraschte Lothar wenig. Mit allen was der Freiherr sagte, hatte er mehr oder weniger recht. Politik halt. Jarel hatte ihm erzählt, dass Orden und Krone bereits gegen Nilfgaard zusammen gearbeitet hatten: zwei Lager, ein Schiff. Es hatte ihn nicht sehr verwundert. Dass es im Sinne der Ordens war die freie Stadt Nowigrad frei zu halten, sollte auch von Herrenloh einleuchten und sie hatten gemeinsam den vorherigen Großmeister gestürzt. Ist ja nicht so, dass sie keine hinterfotzigen Halunken sein konnten. Aber warum dann all der Ärger? Warum den Klingenmeister degradieren? Was hatte dieser dem Freiherrn alles gesagt? Welche Internas geteilt? Weder Wenzel noch Jarel waren da ins Detail gegangen. Verrat am Orden war eine Beschuldigung, in die man alles rein bringen konnte. Hatte Wenzel diese Werwolf-Sache erfahren und ihn deshalb vor die Tür gesetzt? Als Rittervater unfähig ihn auf den Scheiterhaufen zu stellen? Aber der Großmeister kannte Wenzel eigentlich anders. Und bis heute Nacht hatte niemand etwas davon bemerkt. Nur Jakob. Hatte er Jarel gedrängt Wenzel zu vertrauen und der ist erwartungsgemäß ausgetickt?
Vorerst egal: Elefant Elefant sein lassen. Oder den Zyklopen wie man hier in Ermangelung von Elefanten sagte. Der Herr Freiherr wollte also die Zusammenarbeit des Ordens in Nowigrad, nun nur ohne Jarel.

Lothar fing den Blick des Anderen auf. Seine Augen waren von einen ungewöhnlich tiefen Blau, die des Gastes eher ungewöhnlich leuchtend Grün. Sicher verstand man sich. Ein paar Atemzüge, die man an den Nasenflügeln des Großmeisters sehen konnte, hielt der Augenkontakt: „Mögt Ihr Musik?

Er wartete die Antwort nicht ab, sondern erhob sich flott. Trotz der vorherigen Lümmelhaltung waren seine Bewegungen glatt. Der Großmeister war vielleicht nicht mehr der Jüngste und mochte seine Lebkuchen, aber er war gut in Form. Den Schwertkampf ließ man nicht einfach sein, sonst machte es kaum einen Sinn. Eine Hand forderte Slava auf mitzukommen und auf dem Hocker neben er Harfe Platz zu nehmen, während der Großmeister sich beinahe anmutig ans Instrumente setzte.

Wie jeder Musiker, der etwas auf sich hielt, sammelte Lothar sich ein paar Herzschläge, bevor er die Hände zärtlich an die Saiten legte. Die Melodie erinnerte ein wenig an die Mondscheinsonate, ruhiges Geklimper, aber voller Leidenschaft. Lothar fühlte die Musik, er spielte sie nicht nur. Die ersten Takte schien er völlig darin zu verschwinden.

„Ich verstehe Euer Anliegen und nichts liegt mir mehr am Herzen als der Frieden.“ Dass man hin wieder über Schatten springen muss oder kurz Gewalt braucht, um den Frieden zu wahren musste man zwischen diesen Herrn nicht sagen.
„Nur wer hört auf diesen viel zu weichen Großmeister?“ Er sprach leise genug, dass Slava ihn hören konnte, aber die Musik nach Außen alles übertönte. Man war privat, sehr privat. „Ich bin bereit für ein freies Nowigrad mit Euch zusammen zu arbeiten, nur beantwortet mir eine Frage. Wie wichtig ist Euch Moore? So persönlich?“ Irgendwas muss da sein, sonst hätte Jarel nicht gemeint, dieses Gespräch würde vor allem um ihn gehen.
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Vyacheslav Sokolov
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"Ja, entschuldigt, dem Bösen. Natürlich." ein sehr weitgefasster Begriff. Und es glich ein wenig dem Credo der Wächter, der Paramilitärischen Einheit in der Zone mit denen er oft genug zusammengearbeitet hatte. Ein wenig erinnerten sie ihn der Orden, zumindest wie von Tretogor ihn repräsentierte an genau diese Gruppierung. An Woronin, den selbsternannten General.
Mochte er Musik... die Frage beendete seine Gedanken.
Er nickte und folgte.
Der Provokateur in ihm wollte sagen:
'Klar. Leg was von BI-2 auf... ach gibt es nicht, dann Kino...?'
Mit klassischer Musik hatte er nicht so viel am Hut, deswegen... Statt dessen nickte er, lächelte und die einzige Provokation war:
"Ich hab früher mal Klavier gelernt..." und er hatte damit auch die klassische Musik hassen gelernt.
Damals hatte es kein Internet gegeben und entsprechend auch keine Noten von Rockmusik... vor allem hatte es noch keine Perestroika gegeben und entsprechend grundsätzlich noch keine Rockmusik. Kino war erst später. Zumindest hatte es gedauert bis die Musik von Leningrad nach Novosibirsk gekommen war.
Dem jungen Vyacheslav hatten die Klavierstunden jedenfalls so ziemlich den Bezug zu allem was damit zusammenhin verhagelt.
Und trotzdem hätte er noch immer das ein oder andere Stück von Afanassjew, Strawinsky oder Prokofjew zusammenbekommen.
Aber darum ging es nicht.
Die Frage nach der Musik war nur die Sachebene, das Signal auf der Beziehungsebene verstand er. Und er ahnte auch, welche Frage folgen würde, für die er nun einen privateren und vertraulicheren Rahmen schuf. Also folgte Slava ihm und setzte sich, beobachtete der Großmeister, der die Harfe streichelte als wäre es eine Frau.

Wo der Großmeister etwas Leibesfülle errungen hatte war Slava eher hager geworden. Und er bewegte sich noch immer vorsichtig, traute dem Frieden in seinem Rücken nicht. Aber gerade waren keine Schmerzen zu spüren.
Leibesfülle und die Harfe... vermutlich hatte der Großmeister selbst tatsächlich keine Geliebte und auch keinen Geliebten. Das passte wirklich nicht recht ins Profil.

Also lauschte Slava und währenddessen formte sich noch ein Bild. Wieder schob er es beiseite. Was das bedeutete würde er schon bald nicht mehr ignorieren können.
Kurz presste er die Nasenwurzel zwischen Daumen und Zeigefinger zusammen als das stück zuende war. Das half beim Denken, denn nun kam doch der Elefant auf's Tablet.
Wie wichtig war ihm Moore.
Slava hatte nie bestritten, ihn zu kennen, er ließ nur in solchen Kreisen gerne einen wichtigen Part weg, und zwar alles was sich seit ihren Treffen im goldenen Stör so ergeben hatte.

"Ich will nicht sagen, dass uns eine Freundschaft verbindet..."
Diese Einleitung würde noch wichtig werden. Noch aber sträubte er sich gegen eine bestimmt Erkenntnis.
"Er gehörte zu den ersten Einheimischen, die ich traf als ich in diese Welt kam. Er, außerdem ein Zwerg namens Thorben und eine Elfe namens... Aenye..." er musste kurz nachdenken, der Zwerg war ihm eher im Gedächtnis geblieben. "...eine Skelliger Prinzessin, die an einen Erben eines Händler in Nowigrad verheirate wurde."
Er würde jetzt nicht anfangen Jakob reinzureiten, der damals beinahe seine Unschuld an die junge Dame verloren hätte. Beinahe.
Dann waren da auch noch ein Walroßgroßer Blutegel, eine gigantische Vampirfledermaus und seltsames Gespenst gewesen und ein Hexer. Aber das hätte zu weit geführt.
"Sie haben mich sehr freundlich aufgenommen. Dann kam Ritter Moore dazu und eskortierte uns nach Nowigrad. Wir sind einige Tage zusammen gereist und er hat uns über die Welt aufgeklärt. Was der Orden ist... über die Magie, die es hier gibt... was mir bis dahin vollkommen fremd war. Was bedeutet er mir damit?"
Noch blieb die Frage unbeantwortet.
"Als ich dann in Dijkstras Stab aufgestiegen bin und ich bei meinen Recherchen auf Hinweise zu Agenten der Nilfgarder in den Reihen des Ordens gestoßen bin hab ich mich an ihn erinnert und ihn um Rat gebeten und es stellte sich heraus, dass ohnehin bereits mit einer ähnlichen Aufgabe betraut war. Wir arbeiteten also zusammen, beseitigten Stoßtrupps der Nilfgarder, führten die Kontaktpersonen in der Stadt ihrer gerechten Strafe zu.
Dabei hat er mi nichts verraten was ich nicht schon vorher wusste, eher... eher hat er von mit Staats Interna bekommen."

Es war allerdings noch immer keine Antwort sondern weitere gut gewählte Worte um den Weg zu begradigen dorthin wo er hin mußte.

Worüber Jarel gestolpert war, das war in erster Linie sein Temperament gewesen. Es war gewesen, kurz nachdem man ihm die Leiche hatte unterschieben wollen.
Was dannach geschehen war ahnte Slava nur zu gut, auch wenn er den genauen Verlauf des Gespräches zwischen Jarel und dem Großkomtur nicht kannte, er konnte sich die grobe Richtung vorstellen und er wußte gut genug, das Jarel einfach über's Ziel hinaus geschossen war. Hätte er vorher mit ihm geredet statt einfach loszurennen... vieles wäre nicht geschehen, sie säßen jetzt nicht dermaßen in der Bredouille...
Wobei, Jarel saß drin. Er selbst konnte sich einfach von ihm distanzieren und wäre fein raus. Aber so einfach war es nicht mehr.
Es brauchte keine besondere Gabe um sich das Szenario auszumalen.
Was wenn Lothar nun Jarel auf die gleiche Weise befragte, oder Jakob? Einer der beiden würde unter Garantie etwas ausplaudern.
Und selbst wenn alle dicht hielten... der Großmeister ahnte etwas. Woher der auch immer sein Weissen bezog, ob ihm das göttliche Feuer etwas einflüsterte... Er müsste ihnen nur einen Spion hinterherschicken...
Und dann wäre jedes Abkommen, dass sie hier getroffen haben würden wertlos. Dann würde sich von Tretogor abwenden.
Hatte er das geahnt, als er sich auf das Gespräch eingelassen hatte? Vielleicht ja...
That's the Point of no Return.
Warum fiel ihm gerade diese Stelle aus einem englischen Musical ein? Und warum jetzt? Und warum schnürte es ihm dabei die Kehle zu?
Bljad nahuj.
So fiel ihm nun doch Privates beruflich vor die Füße.
Markin hätte ihn gevierteilt. Eigenhändig.
Es ging ihm nur gegen den Strich, selbst eine derartig wichtige Information preiszugeben.
Sicher, als Spion lernte man vor allem Geheimhaltung und nicht umsonst kursierte der Witz über den KGB, dass alles so geheim war, nicht einmal die Mitarbeiter selbst würden wissen was sie da tun.
Natürlich lernte man zuerst zu schweigen, auch im Verhör.
Aber man lernte auch mit Informationen zu handeln, denn was brachte es einem, wenn man sein Wissen mit ins Grab nahm.
Letzen Endes ging es eben darum, mit der richtigen Information an der richtigen Stelle das meiste zu bewirken.

Also gut, was er verhandeln musste war der Preis und er musste seinen Wunsch eindeutig formen, denn der Wunschgönner würde ihn unter Garantie schlechtest möglich auslegen...
Nein, nicht der Wunschgönner, nicht die Zone.
Lothar von Tretogor. Der Orden der Flammenrose.

Es war irgendwie eine Pause entstanden. Eine in der der beide Männer wussten, dass das gesagt die Frage nicht beantwortete, dass da noch mehr im Raum stand.
"Also gut. Ihr bekommt die Wahrheit von mir. Aber nur gegen ein Versprechen. Ihr bekommt was ihr wissen wollt und ich bekomme Moore dafür. Er wird aus dem Orden entlassen, untersteht meiner Verantwortung und der Orden verzichtet auf eine Anklage gegen ihn."
Nach wie vor war seine Stimme ruhig, als handle er nur einen Geiselaustausch aus.
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Lothar von Tretogor
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Eine wirkliche Leibesfülle hatte Lothar nicht. Nur war Nahrung in den letzten Jahren kein Mangel mehr. Auf eine gewisse Art war er attraktiv. Er hatte dieses Charisma, das Führungspersönlichkeiten brauchten, ihn nahbar machten und das auch dem ein oder anderen Rekruten den Kopf verdrehen konnte. Allerdings machte sich Lothar recht wenig Gedanken dazu. Die Finger des Großmeisters hingegen flogen gekonnt über die Saiten. Falls man ihm eine Melodie vorspielte oder summte, könne er diese bestimmt auf der Harfe umsetzen – ohne Noten aus dem Internet. Dass sich seine alte Lehrmeisterin bereits mit ‚I Don't Like Mondays‘ beschäftigte wusste er nicht. Aber vielleicht würde sie es ihm weitergeben.

Lothar musste dünn grinsen und sah aus den Augenwinkeln zu seinem Gast. Da war sie wieder. Diese Geschichte des Kennenlernens, von der er bereits Bruchstücke von Jakob und Jarel gehört hatte. Der Sumpf, das Ankommen, ein paar Gefahren und weitere Gefährten. Wurde sie wieder erzählt um abzulenken? Ein wenig. Er war gespannt wohin es führte, denn im Grunde hatte er keine Idee was genau diese Männer verband. Nur das es irgendwie mehr war. Jarels Werwolf Geschichte? Lag naheliegend, aber das wusste er nun. Dennoch:
Sokolov machte es spannend. Lothars Gesichtsausdruck teilte ihm auch mit, dass er verstand, dass es bei den vielen Worten um das Vorspiel ging. Er schmunzelte. Mehr Staatsgeheimnisse an den Orden als anders herum. Aber in dem Punkt waren sie sich schon einig geworden, dass man zusammenarbeiten wollte, um den Status Quo in Nowigrad mehr oder weniger zu erhalten und zu bewahren. Zusammenarbeit wenn sie nötig war.

Die Stille, die Pause füllte er mit Harfenspiel. Es musste niemand wissen, dass man über einen Geiselaustausch sprach. Zwei alte Männer tranken Kaffee und hörten Musik. Lothar spielte ein paar Takte weiter und ließ das Angebot langsam sacken. Sokolov wollte Moore haben. Das Wohlergehen unserer Anempfohlenen. Nur…

„Eine Entlassung aus dem Orden ist nicht vorgesehen. Man dient der Flamme bis zum Tod.“ Auch der Ton des Großmeisters war ruhig, nur die Harfe klimperte nebenbei. „Eine Anklage ist nach dieser Nacht voller Zeugen unvermeidbar.“ Alleine Gerüchte im Orden erschlugen sich schon jetzt. Wer weiß was auf den Straßen geredet wurde. Die Glocken des Meliteletempels waren laut. „Euer eigener Hofmagier hat genug Worte vor zu vielen Ohren verloren.“ Vor allem vor seinen Rittern. Zu viel was der Großmeister nicht ignorieren konnte ohne selbst den Kopf zu riskieren. Lothar fiel es schwer zu verbergen, wie sehr ihn diese ganze Geschichte mitnahm. Seinem Leibwächter verdankte er mehr als einmal sein Leben.
„Was ich Euch versprechen kann ist Zeit, Oberst.“ Zeit zum Planen. „Der Major kann Euch seinen Schlachtplan präsentieren, seine Risikobereitschaft offen legen und erklären warum er das für gut so hält.“
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Vyacheslav Sokolov
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"Ich weiß eure Zugänglichkeit und eure Aufgeschlossenheit durchaus zu schätzen... euer Harfenspiel im übrigen auch... nur Zeit kann ich mir notfalls selbst verschaffen..."
So sehr er die Atmosphäre mittlerweile auch genoss und sich ein wenig entspannte, erst wenn er das Wort hatte würde er etwas anderes preisgeben, nicht vorher.
"Wichtig ist, dass er nicht unter Acht gestellt wird... die Acht über ihn verhängt? ...oder wie das heißt. Beurlaubt ihn auf unbestimmte Zeit... gebt ihm eine andere Aufgabe ...etwas in der Art. Aber dieser Punkt ist wichtig für die Zukunft, davon kann ich nicht abweichen, daran hängt zu viel."
Und nicht nur persönliches.
Mittlerweile war die Kaffeetasse leer und die Gespräche waren in besondere Gefilde vorgedrungen.
"Vielleicht wäre es nun doch an der Zeit für Cognac. Und vielleicht dazu eine Idee... in meiner Welt gab es die sogenannte 'diplomatische Immunität', welche Diplomaten vor strafrechtlicher Verfolgung und rechtlichen Maßnahmen im jeweiligen Gastland schützte."
Er verwendete das russische Wort und versuchte es dann auch mit dem Begriff für Wiederstandkraft gegen Krankheit zu umschreiben.
"Was ein Diplomat ist muß ich euch nicht sagen, daß es das Konzept der Immunität hier nicht gibt weiß ich. Würden mich die Nilfgarder in die Finger bekommen, da könnte ich mich lange drauf berufen, sie würden mich sogar ganz ohne jede rechtliche Handhabe einsperren. Aber was wenn ihr Moore innerhalb des Ordens etwas vergleichbares zusichert... Es war interner Ermittler... Und nein, das hat er mir nicht gesagt, aber auf so etwas komme ich bei meiner beruflichen Vorgeschichte auch von selbst... Da macht man sich doch automatisch die Finger schmutzig. Also, wenn er einen vergleichbaren Status der Immunität innerhalb des Ordens inne hätte, dann könnte er nicht angeklagt werden... und wenn er sich noch einmal etwas zu Schulden kommen lässt, dann trage ich die Verantwortung und ihr könnt mich belangen. Darauf gebe ich euch mein Wort... und dem Passus wird vermutlich auch von Herrenloh mit Freuden zustimmen."
Er hätte es auch mit dem Konzept eines V-Mannes oder auch eines Verdeckten Ermittlers erklären können, aber beides schien noch viel mehr etwas spezielles seiner hochkomplexen Welt zu sein und hier zu abstrakt.
Zum Elfen vorerst kein Wort. dieses Problem gedachte er ganz klassisch zu lösen.
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Lothar von Tretogor
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„Cognac? Da im Schränkchen.“ Eine Hand deutete auf die Kommode. Zwei passende Gläser standen darauf. „Bitte, bedient Euch.“ Macht das Vergiften auch schwerer zumindest für Lothar. Die Flasche mit kaedwenischen Cognac stand neben Wein, anderen Alkoholika und Traubensaft. Lothar blieb bei seiner Harfe, er musste sich mit etwas beschäftigen. „Eure Opferbereitschaft ehrt Euch“, und sagte vielleicht, dass ihm Jarel wichtiger ist als gedacht. Doch es verbände sie keine Freundschaft.

„Aber ich glaube, Euch ist der Ernst der Lage für Moore nicht ganz bewusst. Er hatte nicht nur eben mal einen schlechten Tag. Er hat den Orden seit der Gründung ein wichtiges Detail verschwiegen und jagte Monster, die ihm gleichen. Wie soll er da Teil des Ordens bleiben können? Wo ist die Brüderlichkeit hin? Selbst wenn Ihr irgendein Pamphlet aus den Zeiten der weißen Rosé auftreibt, dass ihm eine Art Immunität oder Absolution in diesem Punkt zusichert, das Misstrauen wird bleiben.
Meine Macht oder die Macht des Großmeisters ist nicht absolut genug, um etwas ähnliches mal eben zu verfügen. Besonders im Nachhinein. Das ist etwas bei dem die Meister auf ihr Mitspracherecht pochen werden. Glaubt mir, die sehen mir genau auf die Finger.“


Man konnte ihn seufzen hören, dass er Neider hatte und es im Orden Machtspielchen gab hatte er bereits erwähnt. Lothar dachte nach, aber nein, wirklich viel konnte er für Jarel nicht tun… vielleicht… Die Fingerchen spielten gedankenverloren eine Melodie… man hörte ihn nochmal seufzen. Vielleicht half das.

„Ich kann Euch anbieten, den Rat der Meister zusammen zurufen und Ritter Moore eine Vorladung zu schicken. Eine Möglichkeit sich gegenüber den Anschuldigen oder Gerüchten zu behaupten. Eine Art Gericht, ein Urteil fällt dann die Mehrheit… der Anwesenden?“ Lothar schien sich nicht ganz sicher. Aber er überließ es dem Spion sich dazu Gedanken zu machen, wie man diese Wahl beeinflusst… „….nur, dass niemand zu ernsthaften Schäden kommt.“ Die letzten Worte waren mehr an sich selbst gerichtet. Aber man konnte sehen, dass er nachdachte. Auch über das Warum.
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Slava goss sich eine Cognac ein.
"Ihr auch?"
Wenn auch Lothar einen Cognac nahm, würde er ihm eiern mitbringen. Es standen ja passenderweise zwei Gläser bereit.
"Gut, ich würde es versuchen, der Rat der Meister also. Und ich bitte euch, wenigstens so lange keine Schritte gegen Moore zu unternehmen, bis der Rat zusammengekommen ist."
Er nahm wieder Platz, roch an dem Glas und schwenkte es.
"Riecht schon einmal hervorragend."
Dann erst trank er einen Schluck, und wenn auch von Tretogor einen genommen hatte, dann prostete er ihm auch zu.
"Aber stellt euer Licht nicht unter den Scheffel, ihr seid mächtig. Man folgt euch mit großem Respekt und es gibt einen Grund, weshalb man euch gewählt hat und keinen der anderen, die euch den Posten nun neiden. Ihr habt eine natürliche Autorität die nicht vielen zu eigen ist. Wenn ihr mit nur einem oder zwei einigermaßen plausiblen Argumenten vor eure Kollegen und Brüder tretet und euch für Moore aussprecht, dann wird ihn keiner verurteilen."
Es war kein Honig um's Maul schmierensondern mehr eine fachliche Zusammenfassung seiner Beobachtungen.
"Wenn ihr eine Richtung einschlagt, dann folgt man euch automatisch. Ich hatte bisher nicht viel mit Harfenmusik am Hut, aber ich merke, dass ihr mich dazu bringt, mich dafür zu interessieren." er lachte kurz.
"Ich mache mir nichts vor, wenn ich vor dem Rat spreche wird man Vorbehalte haben, zurecht, und das wird der Sache nicht helfen."
Und wurde schnell wieder ernst.
"Und wenn ihr euch fragt, warum ihr das tun solltet, dann werde ich euch auch diese Frage beantworten.
Vor allem muss Moore in Nowigrad zu Ende bringen was er begonnen hat.
Ich habe relative brisante Informationen in die Hände gespielt bekommen. Informationen, die dazu geeignet sind, den Orden zu spalten und eine ganze Reihe an Männern in den oberen Reihen zu Fall zu bringen. De Aldersberg damals war keine Ausnahme sondern nur die Spitze des Eisberges und während sein Kopf rollte blieb der ganze Rest unter Wasser. Aber mir liegt nichts daran nun wie ein Berserker in euren Reihen zu wüten. Mir liegt tatsächlich daran, den Orden als stabile Instanz zu erhalten und ich will auch niemanden erpressen, mir liegt wirklich nur daran, diese wenigen faulen Stellen gezielt auszumerzen möglichst ohne große Kollateralschäden.
Aber das kann ich nicht alleine, ich brauche Moore dazu, vielleicht nicht als Ritter oder Klingenmeister, aber zumindest als respektablen Mann der nicht als Verräter gestempelt wurde."

Er machte eine Pause in seinem Monolog. Er hatte auch jetzt ruhig gesprochen, nicht nicht betont langsam aber er war auch nicht in Hektik verfallen wie jemand, der sich besonders ereiferte in dem was er rüberbringen wollte.
"Eine kleine Kostprobe... wer dahinter steckt ist für den Giftanschlag auf von Herrenloh verantwortlich und hat es fertig gebracht einen Jungen als Knappen einzuschleusen, der in der Lage war Gedanken zu manipulieren. Es ist nur Moore schneller Auffassungsgabe zu verdanken, dass er das Gift sofort erkannt hatte und von Herrenloh retten konnte. So agiert kein Verräter am Orden. Er hätte ihn auch sterben lassen können und die folgenden Schwierigkeiten wären ihm erspart geblieben."
Ein kleiner Schluck Cognac unterbracht ihn erneut.
"Ihr selbst könntet mir ebenso helfen, vielleicht wäre auch von Alensbach geeignet, aber... Ich will ehrlich sein, ich kann nicht dafür garantieren, dass wir das unbeschadet überleben. Moore weiß worauf er sich einließ, ich weiß es auch... ich kann nicht guten Gewissens noch jemanden mit rein ziehen. Seht es so... entweder wir haben Erfolg und finden den Verräter rechtzeitig, oder er findet uns zuvor und dann ist die Sache mit Moore ohnehin erledigt, aber ihm wäre noch ein ehrenvoller Tod im Dienste des Ordens gegönnt."
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„Die Harfe ist die Königin der Instrumente.“ Man könnte in der Stimme eine gewisse Verliebtheit hören. Aber vielleicht war er auch einfach nur erschöpft, weshalb seine Finger gerade sehr zärtlich über die Saiten streicheln. „Als Kind habe ich es gehasst. Warum den Schwertkampf oder Reiten mit diesem viel zu großen Ding unterbrechen? Aber Madame Rovinsky war wohl der unerbittlichste Offizier unter dem ich je gedient habe. Inzwischen weiß ich die Präzession nur mit der Neigung einer Fingerkuppe etwas Großes zu schaffen zu schätzen.“ Er ließ sich dazu hinreisen, darauf los zu spielen und improvisierte ein kleines Stück, das rasch an Geschwindigkeit zu nahm und beinahe fetzig wurde, um abrupt aufzuhören.

Elise verstummte, der Großmeister nahm einen Cognac. So ganz konnte er seinem Besuch aber nicht zustimmen. Er wusste sehr genau warum er gewählt worden war. Die Tatsache, dass man ihn vielleicht schnell wieder los werden könnte, hatte genug mit hineingespielt. Obwohl die Voreiligsten in diesem Vorhaben nicht mehr unten ihnen weilten – auch dank Jarel…

„So, mein Wort darauf: es kommt zu einem Rat für Moore.“ Lothar prostete zurück. Ob jemand, der niemanden traute das Wort reichte, konnte er nicht sagen, aber um sein Wort hatte Slava gegebten: „Keine Sorge Jarel ist solange sicher. Vielleicht sollte er dennoch das Gelände des Meliteletempels bis zur Vorladung nicht verlassen. Ich kann nicht garantieren, dass sich alle meine Jungs zurückhalten.“ Er trank einen Schluck und stellte das Glas achtsam auf dem Boden ab oder drückte es Slava zum Halten in die Hand, falls dieser es anbot, um weiter die Harfe zu spielen.

„Vor den Rat wird man Euch sicher nicht lassen, aber ich bin geneigt mir von Euch ein, zwei einigermaßen plausible Argumente in den Mund legen lassen, sie zu sortieren und vorzutragen. In wie fern sie greifen kann ich nicht versprechen. Mir kann man meine Nachsicht mit dem alten Gefährten genauso zur Last legen, einigen bin ich in der Auslegung des Glaubens viel zu weich und bedenkt, dass Moore unser aller Vertrauen in dieser Sache missbraucht hat. Es wird genügend geben, die ihm das schlicht persönlich nehmen. Klingenmeister Ralt wird wohl hinter seinem Kollegen stehen.“ Es fiel Lothar schwer die Lage einzuschätzen. Einen ähnlichen Fall hatte es nie gegeben oder man hatte nicht lange überlegt. Warum einen Rat einberufen? Statt sofort richten? Auf Werwolf folgt Scheiterhaufen. Leider war es nicht so einfach.

„Mir hat man einen Ort genannt wohin diese Spuren führen. Aber ja, ich wollte von Alensbach als Nachfolger Moores nach Nowigrad schicken, schließlich brauchen sie einen neuen Klingenmeister und ich hatte gehofft, dass sich die beiden hier noch absprechen können, um dann… zusammen zuarbeiten.“ Der Ton sagte, dass Lothar genauso wusste, dass Jarel da eh niemals die Füße still halten würde und so oder so weiter ermittle. Aber offiziell hätte man jemand anderen. In wie weit dieser Plan jetzt noch aufgehen könnte wusste er allerdings nicht. „Es verstimmt mich zu hören, dass wir nicht alle erwischt haben oder sich die Reste noch doch genug haben Einschüchtern lassen.“ Zumindest ein paar konnte man nach seiner Wahl noch aufspüren, wie auch die Jungen. Die Sache schien den Großmeister nicht zu überraschen. Er war nicht genug darin hier den Unwissenden zu spielen, aber er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. „Aber ja… Moore hat einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Da kann er gar nicht anders. Deshalb will es nicht in meinem Kopf, dass dieser ‚Verrat‘ der Grund für seine Degradierung sein soll.“ Womit man bei der Ausgangsfrage war. Lothar nahm noch einen Schluck Cognac, nachdem er sich abgeschaut hatte wie oft man den vorher schwenkt.
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Slava nahm das Glas zurück und hielt es.
"Ich habe den Klavierunterricht auch gehasst. Jetzt wünschte ich mir fast, jemand hätte das Instrument auch hier schon erfunden." aber nur fast.
Er hatte nicht ganz bekommen was er gewollt hatte, aber das war auch nicht ganz realistisch gewesen. Vermutlich hatte er absichtlich hoch gepokert um einen möglichst hohen gewinn zu machen und so halbwegs war es ja auch aufgegangen. Mittlerweile hatte er auch genug abgelenkt um um die unangenehme und persönliche Wahrheit herumzukommen, aber es galt nach wie vor: Wenn ein anderer dann etwas ausplauderte, dann war viel von dem eben mühsam erarbeiteten Vertrauen dahin.
"Ich nehme an, der Rat wird in Nowigrad zusammenkommen? Ich werde dafür sorgen, dass Moore vor Ort ist und auch erscheint. Und Ich werde euch die Beweise vorlegen, dann erkennt ihr auch den Grund, weswegen ihr damals nicht alle erwischt habt. Allerdings müsste ich euch bitte, dazu ebenfalls selbst nach Nowigrad zu kommen. Nicht weil ich euch nicht traue, sondern weil es zu gefährlich ist, die einzigen Nachweise in Nilfgarder Territorium zu bringen."
Er trank noch einen Schluck aus seinem Glas und war jederzeit bereit auch Lothar seines wieder zu reichen.
"Und... Moore hat den Orden nie verraten... der Fluch... ich würde mich sehr wundern, wenn von Herrenloh nicht von Anfang an davon wusste. Ja auch dass es vielleicht sogar seine Initiative war, den zu verheimlichen. Und wenn nicht von Anfang an, so will es mir nicht in den Kopf, einer wie der Großkomtur in all den Jahren gar nichts ahnte. Das ist nur meine Meinung und Einschätzung, ich weiß bedauerlicherweise nicht mehr darüber, aber es wäre sicherlich interessant, seine Antwort darauf zu hören. Ich halte ihn jedenfalls für einen geschickten Schachspieler. Er hat ihn immerhin kurz nach seiner Ankunft in dieser Welt gefunden und als Knappen aufgenommen, da erfährt man doch so einiges...
Und ich kann mir gut vorstellen, dass er es vielleicht wusste und als Druckmittel im Hinterkopf behalten hat."

Noch ein Schluck, denn nun würde ein längerer Monolog folgen zu den Argumenten.
"Die Sache mit diesem Fluch... Um ehrlich zu sein, es fällt mir immer noch etwas schwer, mir das vorzustellen. Dass jemand Lichteffekte zaubert ist das eine, aber dass sich jemand mir menschlicher Anatomie in etwas mit einer Hunde oder Wolfsanatomie verwandelt... Ich hätte es gerne gesehen... wächst ihm dann Fell? Verschwindet die Kleidung dann einfach und er ist nackt wenn er sich zurückverwandelt? Interessant jedenfalls... Ich habe bisher nur Schilderungen gehört über die hiesigen Werwölfe und selbst da ist man uneins, wie damit zu verfahren ist. Die Hexer kennen wohl Methoden, den Fluch zu entfernen und die Erfolgsquote muss einigermaßen hoch sein, denn sie werden dafür regelmäßig angeheuert. Und es muss halbwegs stimmen, denn für besonders gutes Marketing ist diese Zunft echt nicht bekannt, eher im Gegenteil.
Also ist es wohl so, dass Moore's Fluch anders ist. Er muß davon ausgegangen sein, dass es für seinen Fluch, den er von einer anderen Welt mitgebracht hat hier keine Heilung gibt, also hat er ihn besser verschwiegen. Ich weiß nicht genau was ich tun würde... vielleicht hätte ich meine Vorgesetzten tatsächlich informiert... Was würdet ihr tun, wenn euch so etwas träfe? Würdet ihr es publik machen?"

Er dachte in dem Moment tatsächlich recht ergebnissoffen nach, es war keine rhetorische Frage. Er war allerdings auch kein Mitglied eines Ordens.
"Die beiden Hauptfragen aber sind: Ist es wirklich in den Ordensstatuten verboten, selbst unter einem Fluch zu leiden? Und dann wenn es so ist, wie dann damit zu verfahren ist."
Im Normalfall hätte er das vorher recherchiert, aber diese Angelegenheit kam zu spontan dazwischen.
"Also war das Verschweigen eines solchen Fluches schon sträflich? Dass es einen Bruch des Vertrauens darstellt bezweifle ich gar nicht, aber das ist etwas, das auf der persönlichen Ebene geklärt werden muss. Wir versuchen auf der Sachebene zu bleiben in den. Und lasst euch nicht auf die Beziehungsebene ziehen, das passiert gerne, wenn dem Gegenüber die Sachargumente ausgehen.
Meinem Verständnis nach verhält es sich mit so einem Fluch ähnlich wie mit einer Krankheit. Meinetwegen einer chronischen Krankheit, für die es keine Heilung gibt, bei der man nur zeitlebens damit zu tun hat, die Symptome unter Kontrolle zu behalten, wie manch andere ein Leiden, das sie aus dem Kampf mit nach Hause nehmen, Kriegszittern oder was ihr auch immer bei Veteranen beobachten könnt.
Es ist kein selbstgewähltes Schicksal, nichts wofür man sich entscheidet und was man freiwillig behält, wenn es auch einen Weg gäbe das loszuwerden. Also was macht man damit? Man lebt damit und vermutlich schämt man sich und verheimlich es auch... gerade wenn es unter Kontrolle ist, was es ja bisher immer war."

Wieder eine kurze Pause, die er zum Denken ließ.
"Ich verstehe sehr gut, dass es gegen die Regeln des Ordens ist, jemanden in den Diensten zu lassen, der einen derartigen Hintergrund hat. die Regeln des Ordens waren bisher auch nicht in Stein gemeißelt, der Orden verändert sich mit seinen Anforderungen, dass muß er um bestehen zu können. Erst die weiße Rose, nun die Flammenrose...
Die Konsequenz für eine solche Krankheit sollte nicht gleich die Hinrichtung sein, nur weil es nicht üblich ist, lebend aus dem Orden auszuscheiden. Viel angebrachter scheint es mir, zuerst nach dem Grund für diese Regel zu fragen.
die der wichtigste dürfte sein, dass die Zugehörigkeit als religiöse Berufung empfunden werden soll. Der Austritt schwächt die Bedeutung des Glaubens und kann von jenen die bleiben als Verletzung der moralischen Verpflichtungen betrachtet werden. Das ist nicht von der Hand zu weisen.
Darüber hinaussollten die Mitglieder auch keine Gelegenheit haben, den Orden dazu zu nutzen sich zu bereichern und das Vermögen nach außen zu tragen statt es dem Orden zukommen zu lassen. Und dann trifft man die Entscheidung, in einen Orden einzutreten mit anderer Prämisse wenn es kein zurück gibt. es ist eine Entscheidung fürs Leben, die nicht leichtfertig getroffen werden darf... das würde der Beständigkeit schaden.
Das bringt mich gleich zum zweiten Punkt.
Den Konsequenzen einer solchen Entscheidung, also welche Art Präzedenzfall wird geschaffen. Wenn man dies bedenke und den Vorschlag vorsichtig genug formuliert kann allen Meinungen genüge getan werden.
Welche Bedingungen stellt man jedem anderen Mitglied des Ordens, das sich nach so einem Urteil ebenfalls dazu entschließ, auszutreten?
Es muss triftige gründe geben die nicht selbstverschuldet sind. Dazu jahrelange Verdientheit um den Orden, eine hohe Treue. Dazu der Schwur jegliches Wissen um den Orden mit ins Grab zu nehmen. Und wenn ihr wollt, dann auch eine Zahlung an den Orden als Ablöse. Diese zwei Bedingungen reichen um die Beständigkeit nicht zu gefährden und den jungen Knappen nicht den Anreiz zu nehmen ihre Entscheidung zu überdenken.
Vielleicht könnte eine solche neue Regel dem Orden sogar nützen, denn die Ritter, die sich zur ruhe setzen wollen unterstützen den Orden weiterhin, indem sie frische Knappen zeugen und dem Orden vielleicht sogar Spenden zukommen lassen."

Noch ein Schluck. Sein Glas war nun bald leer.
"Nun wieder zu Moore... Er traf die Entscheidung sicher nicht leichtfertig und er war dem Orden immer treu ergeben. Er hätte sein Leben für jeden einzelnen Bruder gegeben und würde das auch jetzt noch tun. Er würde das sogar noch wenn ihr ihn ausschließt. Einen treueren Verbündeten werdet ihr kaum wieder finden. Er würde auch nie etwas nach außen tragen. Ihr habt eine gute Menschenkenntnis, auf dem Schlachtfeld muss man schnell einschätzen können und das vermögt ihr... also, was sagt euer Instinkt? Verhält es sich mit Moore so?"
Er genügte ihm, wenn Lothar darüber nachdachte, er brauchte die Antwort nicht ausgesprochen zu hören.

"Aber gut, ihr habt nun die Wahrheit wirklich verdient. Nun zu dem was noch im Raum steht. Moores einziger Verfehlung. Ich sagte, uns verbindet keine Freundschaft... das war keine Lüge. Ritter Moore... Jarel... hat nur einen einzigen Fehler begangen... er hat sich nur in den Falschen verliebt."
Er ließ Lothar ein paar Augenblicke Zeit um das zu begreifen.
"In den falschen Mann... einen, der keine Gewissensbisse kennt und den man schon mit Adjektiven wie 'impertinent' und 'respektlos' bedacht hatte. Und das ist vermutlich auch schon alles, was man ihm wirklich zur Last legen kann, dass er diese Gefühle nicht bekämpft hat... doch, versucht hat er es, aber er ist unterlegen. Diese eine Schwäche kann man ihm zum Vorwurf machen, alles andere ist vorgeschoben. Darauf ein Todesurteil aufzubauen... da würde noch einige weitere Köpfe rollen."
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„Hier“, korrigierte der Meister. „Für einen Rat in Nowigrad müsstet Ihr Euch an den Großkomtur des Ordens dort wenden. Außerdem habe ich im Rat Nowigrads keinen ordentlichen Sitz.“ Wahrscheinlich könnte er einen Außerordentlichen einfordern, aber dass das die beste Idee im Sinne Jarels sein, glaubte er nicht. Lothar mischte sich für seinen Geschmack eh schon zu sehr ein, als er sollte. „Aber ja, die Fluchtmöglichkeiten innerhalb Wyzimas sind kleiner. Sollte Ritter Moore nicht erscheinen, bekennt er sich schuldig.“ Und wird brennen. Es war eine Möglichkeit sich rein zu waschen, sie nicht wahrzunehmen hatte zumindest eindeutige Konsequenzen.

„Seid froh, dass ihr in Sodden nicht dabei wart. Da hättet Ihr eine Vorstellung davon bekommen zu was Magie alles fähig ist. Ein Mensch und ein Hund sind sich noch vergleichsweise ähnlich…“ Welche Schrecken sonst noch möglich sind, wollte Lothar nicht weiter aussprechen. Aber solche eher rationellen Fragen, stellte er sich eher nicht – mehr. Doch dann lauschte er Slavas vielen, vielen Worten und schien dabei ganz froh, dass er sich ein wenig an der Harfe dabei festhalten konnte. Manchmal schien er zuzustimmen, ein anderes mal schüttelte er leicht den Kopf bis er ihn in einer kleinen Pause unterbrach.

„Wenn ich wie ein Major entscheiden soll, dann solltet Ihr auch reden wie ein Oberst…“ Die Tonlage war zwischen Belustigung und Vorwurf. Aber Lothar fühlte sich ein wenig an seine Diplomatie und Heraldik Vorlesungen erinnert, die der gelehrte Adel besucht haben sollte. Er wusste schon warum er zur Armee gegangen war, neben der Tatsache, dass es kaum etwas für ihn zu erben gab. „Ich denke, Ihr unterschätzt ein wenig die Engstirnigkeit des Ordens, Ser. Ritter Moore ist nicht krank, er ist von der Saat des Bösen infiziert und hat sich mit dieser in die Familie geschlichen. Bleibt es wie es ist wird man mir vorwerfen nicht vor meiner eigenen Tür zu kehren. Der Orden lässt nicht einmal Frauen zu, aber ein Monster soll man tolerieren?“ Nein, Lothar machte sich wenig Hoffnung für Jarel. Er wusste wie wacklig sein eigener Stuhl war und wie reformfreudig der Orden. Aber er würde Slavas Bitte nachkommen und sicher darüber nachdenken. Nur kannte er seine Pappenheimer besser.

Auch Jarel Frederic Moore erkannte Lothar in Slavas Beschreibungen wieder. „Nur habe ich gestern die Treue meines treusten Verbündeten verloren. Nicht heute Nacht, sondern gestern Nachmittag. Es war seine alleinige Entscheidung ganz ohne Zwang oder Beeinflussung meine gereichte Hand auszuschlagen, nachdem ich zu ihm gekommen bin. Er hat mir die Chance genommen ohne diesen ganzen Zirkus über ihn zu entscheiden. Scheiß auf die Sachebene, die sagt Fackel und gut.“ Lothar musste sich beherrschen dabei nicht lauter zu werden. Er wusste, dass er das sehr gut konnte. Aber gerade brauchte er nicht noch mehr Gerede: „Ich höre Euch nicht zu für das was Jarel ist, sondern für das was er war. Gefällt mir das? Nein. Aber ich kann es nicht mehr ändern.“

Die Antwort bekam Slava, bevor sich nun endlich das Gespräch auf diese ominöse Wahrheit richten würde. Ja, er hatte brav zu gehört, seine Hausaufgaben gemacht und sich auf ein paar Dinge eingelassen, für die er schon vorher eine gewisse Sympathie zeigte. Mit diesem Sokolov konnte man wahrscheinlich auf einer gewissen Ebene zusammenarbeiten. Wie weit eine Reise nach Nowigrad in Frage kam, musste er noch mit sich selbst ausmachen. Aber gestern Vormittag waren ihm genügend vorgeschobene Gründe dazu eingefallen und vielleicht, vielleicht käme sie ja doch. Doch die Gedanken an den eigenen Nachwuchs wurden jäh unterbrochen.
Jarel hätte sich in den Falschen verliebt. Den Falschen, nicht die. Das Harfenspiel wurde etwas langsamer ohne dabei disharmonisch zu werden. Der Großmeister musterte Slava noch einmal von oben bis unten und zurück. Das Lied endete mit einem tiefen Bass. Lothar ließ die Saite nachklingen, nahm Slava wieder sein Glas ab und stand auf. Wenige Schritte führten ihn zur Balkontür, die offen stand und er lehnte sich in den Türrahmen. Er trank einen Schluck und dann noch Einen. Eine ganze Weile sah der Großmeister hinaus, auf die Stadt, die die Sonne mehr und mehr erhellte, bevor er sich halb umdrehte: „Und ihr auch? Habt Ihr nun vor um seine Hand anzuhalten?“ Leise Worte. Keine Wertung.

Sein Hirn arbeitete noch in welches Licht das alles warf. Was er sich selbst erlauben konnte oder dass er sich den ein oder anderen Blick seiner ehemaligen Leibwächters doch nicht nur eingebildet hatte.
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