Umland von Wyzima

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Liam von Alensbach
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Lebenslauf:

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von hier: Ausserhalb von Wyzima, ein Wald
Datum: Montag, 30. August 1278, 19:00 Uhr
betrifft: Jakob

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Liam konnte sich wohl glücklich über Virados weichen Trab schätzen, der ihm keinerlei grosse Reitkünste abverlangte, dem ein oder anderen hingegen... Doch darüber hatte der Ritter sich keine Gedanken gemacht, als er Jakobs wundersame Freunde in der Stadt zurückgelassen hatte. Er würde Lothar Bericht erstatten, was dieser dann damit anstellte war diesem überlassen. Liam war nicht hier um über den Umgang Jakobs zu urteilen.

Als der Ritter gemeinsam mit Jakob wieder die Hauptstrasse und zum Tor ritt, ernteten sie die verwunderten Blicke der Torwachen. Kein Wunder, Liam war an diesem Tag schon einige Male hier durch gekommen und der andere Mann an seiner Seite war doch gerade erst hinein geritten? Den Kopf schüttelnd, liessen sie die Reiter aus der Stadt und sahen ihnen noch etwas nach, wie sie über die Kaufmannsbrücke ritten und bis sie ausser Sichtweite waren. Von Alensbach sprach kein Wort, liess den Fuchs im bequemen Jog voran laufen und schien abermals wie jemand, der mit sich vollkommen im reinen war. Entspannt glitt der Blick nach vorn, ohne sich scheinbar gross um den Knappen neben sich zu kümmern. Dieser hatte eine Aufgabe und die verlangte, dass er schwieg. Aber Liam war keineswegs unachtsam oder ignorierte Jakob, wie es den Anschein hatte, sondern hielt eine aufmerksame Zurückhaltung aufrecht. Nicht er war wichtig, nicht ihn prüfte die Flamme.

Sie ritten solange, bis sie von weitem eine Kreuzung sahen. Wer sich auskannte wusste, dass ein Weg zur Gruft führte und der andere in ein weiteres Dorf münden würde. Liam liess seinen Hengst in den Schritt fallen. "Habt ihr Kerzen dabei, von Nagall?" fragte Liam plötzlich in die Stille hinein. Denn dort an der Kreuzung stand ein Schrein des ewigen Feuers und von Alensbach ritt genau darauf zu. Naheliegend, dass der Schrein sein Ziel war.
Zuletzt geändert von Liam von Alensbach am Freitag 2. Februar 2024, 20:59, insgesamt 4-mal geändert.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

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von hier: Ausserhalb von Wyzima, ein Wald --> über die Stadt und den Meliteletempel wieder ins Umland
Datum: Montag, 30. August 1278, 19:00 Uhr
betrifft: Liam
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Jakob warf dem Kloster einen sehnsüchtigen Blick zu, aber sie passierten dessen Tore und von Alensbach verlangsamte sein Tempo weder, noch warf er einen Blick auf das Heiligste ihres Ordens. Der Knappe folgte auf seinem Pferd, immernoch gekleidet in die blutige Lederrüstung, die ohne das Hemd darunter allmählich unangenehm auf der Haut rieb. Doch er verbiss sich stoisch jeden weiteren Einwand und konzentrierte sich auf den Ritt, war er doch noch immer alles andere als ein versierter Reiter und Sauerbraten nutzte diesen Umstand oft genug schamlos aus. Dass er sich vorhin und auch jetzt so artig gab, war eine Seltenheit in ihrer noch nicht allzu langen Beziehung. Jakob tätschelte ihn nachdenklich am Hals. Es kam ihm wie eine Ewigkeit her vor und doch war es kaum mehr als ein Monat, dass Jarel ihn zu der Schmiede geschleppt und ihm den jungen Hengst präsentiert hatte. So vieles war seither geschehen und nun dieser Einschnitt in seine Welt, der sein Denken so vollständig auf den Kopf stellte.
Sie passierten ein Tor, diesmal auf der anderen Seite der Stadt. Die Blicke der Wachen fielen Jakob nicht wirklich auf. Er war vertieft in die Betrachtung seiner rechten Hand, die er vor sich ausgestreckt hatte und dann die Handfläche nach oben kehrte, um nacheinander den Daumen und die Finger aufeinander zu legen. Die Nägel waren quasi wieder normal, das Gefühl in den Fingerspitzen zurück. Er hatte Sauerbratens Fell gespürt und zwar so, wie mit der Linken und nicht nur als dumpfen Druck. Die Haut, die wie Pergament gewesen war, zeigte nun nur noch Flecken, wirkte aber sonst normal. Und er selbst... er selbst war wie erneuert. Auch innerlich.
Sauerbraten folgte dem Fuchs des Ritters derweil flott und ohne Mätzchen. Erst als Ritter von Alensbach Jakob wieder ansprach, hob dieser den Blick und schaute sich nach dem Ziel ihres kleinen Ausflugs um. Der Schrein an der Wegkreuzung. Kerzen? Er nickte etwas irritiert. Natürlich hatte er in den Satteltaschen immer das Notwendigste für Unterwegs, darunter Feuerstahl, Zunder und ein Messer. Sogar zwei Kerzen, obwohl so etwas im Vergleich zu Talg- oder Öllichtern schon Luxusgüter waren. Der Knappe beugte sich im Sattel nach hinten und fischte eine der Kerzen aus der Satteltasche.
Zuletzt geändert von Jakob von Nagall am Sonntag 4. Februar 2024, 20:52, insgesamt 2-mal geändert.
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Liam von Alensbach
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IWer weiss schon, warum von Alensbach dem Knappen nicht erlaubt hatte sich wenigstens umzukleiden. Vielleicht wollte er auch keine Zeit verlieren, damit nicht ihn am Ende ein zusätzliches Donnerwetter erwartete, weil er Jakob ungefragt mit sich befohlen hatte. Was auch immer es war, es hatte sicherlich einen Sinn.

Zufrieden über die Antwort des Anderen, ritten sie bis zum Schrein, der an der Kreuzung beider Wege stand. Ein kleines Feuer brannte, wurde es doch von den Anhängern der Flamme regelmässig erneuert und gespeist. Zu jederzeit konnten Reisende ihre Laternen entzünden oder sich in der Dunkelheit an ihnen orientieren. Dort angelangt, schwang sich Liam aus dem Sattel, sah zu Jakob und bedeutete ihm, ebenfalls vom Pferd zu steigen. Schweigend lag der Blick des Mannes auf dem Schrein des Ewigen Feuers, ehe er sich davon löste. "Entzünden wir die Kerzen." wies der Ritter ihn an und entzündete seine Kerze mit einem Spahn. Noch während er das tut, beginnt er leise zu sprechen. Seine Stimme hatte er soweit gesenkt, dass Jakob ihn gerade noch hören konnte und sie war so warm im Klang wie das wohlige Herdfeuer in kalter Nacht. Ein Gebet, das der Ritter vermutlich so oft aufgesagt hatte, dass er nicht verwunderlich war, hätte er es auch Rückwärts aufgesagt.

"Ewiges Feuer, führe mich durch die Finsternis. Ewiges Feuer, erfülle mein Herz mit Tapferkeit. Ewiges Feuer, wärme mich, wenn Kälte droht. Ewiges Feuer, schenke mir Mut in verzweifelten Stunden. Du, Ewiges Feuer, schenkst uns Hoffnung wenn das Ende naht. Mögest du uns stets vor dem Bösen schützen. Du bist unsere Rüstung. Du bist unser Schwert. Wir Gedenken deiner hier und jetzt. Möget du uns leiten und Klarheit bringen."

Liam hatte die Finger um die Kerze geschlungen, den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen. Der Feuerschein lag flackernd auf seinen Zügen, tauchte sein Gesicht in ein goldenes Orange. Eine Minute des Schweigens folgte dem Gebet, dann hob Liam den Kopf, öffnete die Augen und sah Jakob an. "Die Flamme wird nun Eure Antwort entgegen nehmen." sprach der Ritter fast schon ein wenig feierlich und gab Jakob damit die Gelegenheit endlich sprechen zu dürfen.
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Jakob von Nagall
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Das Verhalten des Ritters irritierte Jakob zunächst, doch dann hatte es einen beruhigenden Effekt und er folgte stumm dessen Vorbild, kletterte vom Pferd und ging mit seiner Kerze zum Schrein. Den Kienspan an der offenen Flamme zu entzünden hätte ihm noch gestern den kalten Schweiß auf die Stirn getrieben, doch jetzt fühlte er keine Bedrohung. Das Licht erhellte seine andächtig ernsten Züge.
Das Gebet war eines aus der allgemeinen Liturgie, entsprechend antwortete Jakob ganz automatisch nach jeder Bitte: "Wir bitten dich, erhöre uns." Vier mal, dann schwieg er bis zum Ende und sprach: "Jetzt und immerdar." Gemeinsam mit dem fremden Ritter fiel er in Schweigen und suchte im stillen Gebet weiter nach der Antwort auf dessen Frage. Wieso kam der Funke erst jetzt zu ihm? War er so irre geleitet gewesen?
Von Alensbachs Stimme weckte Jakob aus seinen Gebeten und Gedanken. Er schwieg noch einen Moment und betrachtete das Feuer im Schrein. Wo sollte er nur beginnen? Dieser Mensch war ihm völlig fremd, wie sollte er sich diesem einfach so anvertrauen? Er war kein Geistlicher wie er sich einen erhofft hatte, sondern ein Ritter. Einer, den der Großmeister nach ihm gesandt hatte, immerhin.
"Ich bin ein Sünder, Herr. Ich weiß nicht, wieso das Ewige Feuer mir seinen Funken gesandt hat. Ich war nicht fest im Glauben und dennoch hat es mich gegriffen und in seinen Flammen erneuert." Er betrachtete wieder die Hand, die für ihn der sichtbare Beweis dieser Erneuerung war. Das zu begreifen brauchte es allerdings einen Jarel oder auch einen Lothar, der sich mühevoll daran gewöhnt hatte, dass Jakob die Melodie mit Links griff. Für diesen Fremden hatte der Anblick des etwas fleckigen Körperteils vermutlich keinerlei Tragweite. Also von Anfang beginnen?
Er sah von Alensbach in die Augen, in denen sich der Kerzenschein spiegelte.
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Liam von Alensbach
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Die Flamme von Liams Kerze flackerte lebhaft im schwachen Abendwind, ohne zu erlöschen. Sein Blick lag, nachdem er Jakob zum sprechen aufgefordert hatte, auf dem Flämmchen, das vor seinen Augen tanzte. Schweigen war ihm in Fleisch und Blut übergegangen, so dass er nichts unangenehmes daran fand, zusammen mit Jakob die Stille auszufüllen. Der Knappe neben ihm aber war nur still in den Worten, nicht aber im Denken. Nicht, dass Liam Gedanken lesen konnte, aber er war feinfühlig genug zu spüren, dass neben ihm ein junger Mann stand, in dem ein Sturm tobte. Manchmal mehr, manchmal weniger.

Die Stimme von Nagalls brach das Schweigen, liess den Ritter seinen Blick vom Feuer zum Menschen wechseln und ihn fest in seinen Blick nehmen. Die Aufmerksamkeit sprang von dessen Gesicht, folgte dem Blick zur Hand und wieder zurück. Was es damit auf sich hatte wusste der Ritter nicht, aber es musste von Bedeutung sein. Nun, wo Jakob seinen Blick kreuzte, war einmal mehr klar, warum die Augen auch als Spiegel der Seele benannt wurden. Nicht, dass der Junge darin lesen konnte wie in einem Buch, aber von Alensbach erlaubte ein wenig mehr von sich Preis zu geben. Ein durchaus persönlicher Moment, den sie gerade teilten. Die Ewige Flamme war offen für alle, spendete jedem Wärme und Zuversicht, die sich ihr zuwandten und Liam folgte ihrem Beispiel. Manche mochten das helle Grau seiner Augen als kalt, unpersönlich und stechend empfinden und die dunkle Linie um das Grau trug nicht dazu bei ihnen Wärme zu verleihen. Zusammen mit dem Kerzenschein aber war es, als würde man im Nebel ein rettendes Feuer finden.

Der in blutige Kleidung gehüllte Mann schien die Worte auf der Zunge zu tragen und doch nicht zu wissen, ob er sie gehen lassen wollte. Von Alensbach nickte ihm zu, er würde ihm zuhören.
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Jakob von Nagall
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Hell waren die Augen des anderen, ähnlich hell wie seine, nur farbloser. Von Wärme oder Kälte würde er da niemals sprechen, denn es war meistens eher der Ausdruck als die Farbe. Jarel war das beste Beispiel. Und dieser Mann ihm gegenüber wirkte zumindest mal nicht abweisend und er schien irgendein Ziel zu verfolgen. Einfacher und bequemer wäre es für diesen gewesen, hätte er den Knappen einfach abgeliefert wie man ihn geheißen hatte. War das eine erneute Prüfung der Flamme? Einen völlig Fremden von seinen Eingebungen zu überzeugen war sicherlich ungleich schwerer als jemanden, der ohnehin schon an ihn glaubte oder ihm zumindest wohlwollend gegenüber stand. Nur einem bekennenden Atheisten wäre wohl noch schwerer beizukommen.
Vortasten.
"Ich bin einem Wesen begegnet, das in keinem der Lehrbücher unseres Ordens verzeichnet ist. Eine Schlange mit zwei Köpfen, die Blitze schleuderte... Und dieses Wesen... Der Kampf mit ihm, hätte mein Ende besiegeln müssen. Es fiel auf mich, begrub mich und zugleich tötete ich es mit meinem Schwert.
Ich starb. Ich ging in die Flammen."

Er stockte, wandte den Blick plötzlich ab und dem Feuer zu. Der Schein verlieh seinen Augen einen fiebrigen Glanz.
"Ich war bei jenen, die vor mir ins Feuer gingen. Ich war bereit, aber das Feuer wollte mich nicht. Es verbrannte mich, schmiedete mich neu.
Mich, der ich ein Sünder bin und so oft gegen seine Dogmen handelte. Mich zog es aus der schlammigen Erde und fügte mich wieder zusammen."

Er merkte kaum, dass er die Stimme zu einem manischen Flüstern gesenkt hatte, hektisch und immer hektischer sprach. Sein Kopf flog herum, die weiten Augen, so hell und doch überschattet von dunklen Wimpern und Dämmerlicht, suchten wieder den Blick des Ritters. "Ich kann es noch nicht begreifen, aber es muss etwas bedeuten, Herr!" Und darum hatte er ins Kloster gewollt.
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Liam von Alensbach
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Vielleicht war es wahrlich eine weitere Prüfung, welche die Flamme Jakob nun auferlegte. Von Alensbach war kein Beichtvater, kein Geistlicher, kein Bewahrer. Nur ein einfacher Zuhörer und ein einsamer Reiter unter vielen. Die Aufmerksamkeit, die von Nagall zuteil wurde, weilte auf ihm während dieser sprach. Kaum aber hatte er das Untier erwähnt, da huschte ein flüchtiger Schatten über Liams Gesicht. "Ich erkenne dieses Untier, denn bevor es Euch behelligte, fand es mich und einen Ritterbruder. Wir schlugen es in die Flucht. Es war wohl noch nicht fertig mit seiner Jagd." Er folgte Jakobs Blick zum Feuer. "Euer Herz ist voller Mut und Tapferkeit."

Der Feuerschein flackerte kurz auf, als der Wind zischte. "Ein Sünder der durch die Flammen ging..." sagte Liam und verzog kaum merklich die Mundwinkel. Schweigen senkte sich nieder und mit einer Hand deutete er einen Flammensgen an, der dem Schrein galt. "Kommt.". Eine Hand am Zügel, die andere hielt die brennende Kerze, setzte der Ritter sich zu Fuss in Bewegung. Das Kerzenlicht flackerte, erlöschte jedoch nicht. Er ging schweigend und das einen guten Moment. Die Strassen sind ruhig geworden, der Abend zog herbei und mit ihm die Dunkelheit. "Wogegen habt ihr verstossen, von Nagall? "
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Jakob von Nagall
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Und wieder folgte er, weil nichts anderes in sein derzeitiges Denkgefüge passte. Die Kerze in seiner Hand flackerte im Abendwind und er beschirmte die Flamme mit der anderen Hand, um sie etwas zu schützen.
Die Information, dass von Alensbach dem Monster vor ihnen begegnet war und damit eine Ahnung hatte, wovon er sprach, fiel in Jakobs Verstand, blieb dort hängen, wurde aber nicht sofort verarbeitet. Ebensowenig, dass er Mut und Tapferkeit in ihm sah oder besser in dem, was er sagte. Seltsam genug, dass der Ritter dem Knappen einfach so glaubte.
Kommt.
Kommt also.
Sauerbraten trottete hinter ihm her, heute so brav, dass es schon fast verdächtig war. Jakob war einfach dankbar, dass er nicht schon wieder gezwungen war, den Kampf mit dem eigensinnigen Tier aufnehmen zu müssen und einfach seine Gedanken auf das konzentrieren konnte, was der Ritter von ihm wollte.
Wogegen hatte er verstoßen.
"Vieles.", war die erste, eher vage Antwort. Doch all die Lügen hingen bereits wie Eisenkugeln an seinen Beinen, wollten ihn langsamer werden lassen. Gewichte, bleischwer. Das Feuer verlangte seine Loyalität. Es hatte ihn aufgefangen, hatte ihm bewiesen, dass er auch aus der Sünde heraus Vergebung erfahren konnte.
Und damit empfand er keine Furcht mehr. Das Feuer konnte ihm nichts anhaben.
"Ich habe am Ewigen Feuer gezweifelt und mich der dreifaltigen Göttin zugewandt. Ich habe meinen Rittervater nicht geehrt. Ich habe im Geiste und im Fleische gesündigt." Er blieb abrupt stehen und Sauerbraten nutzte die Chance, um zu versuchen, an ein paar Grashalme heran zu kommen.
Jakob hielt die Kerze vor sich, eine Hand noch immer schützend gegen den Wind erhoben. "Ich stand zwischen jenen, die der Hierarch und unser Orden für verdammenswert erklärt hat und einem Monster, habe mein Schwert und mein Leben für sie gegeben. Und das Feuer hat mein Tun gebilligt. Mehr noch, es hat mich dafür aus der Asche gehoben und meine alten Wunden fort gewischt.", flüsterte er dem Flämmchen zu, aber laut genug, damit seine Worte auch von Alensbach erreichten. Er hob den Blick und tiefe Überzeugung lag nun in seinen Augen. "Ich stellte den Weg unseres Glaubens in Frage und mich offen gegen die Weisung des Oberhauptes unserer Kirche. Häresie, Ritter von Alensbach und statt in Verdammnis geworfen zu werden, bin ich auferstanden." Forderte er sein Glück erneut heraus? Definitiv. Jedes Wort war ein Grund, ihn in einem dunklen Loch verschwinden zu lassen oder ihn wahlweise auf einem hübschen kleinen Scheiterhaufen auf seine Wiederauferstehungstalente zu untersuchen.
Aber Jakob von Nagall hatte keine Angst. Nicht mehr. Er hatte es satt. Das Versteckspiel. Die Lügen. Seine Auslegung des Glaubens war richtig, das Feuer war mit ihm.
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Liam von Alensbach
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Eine offene Antwort. Verstand er, konnte er mit umgehen, auch wenn... Seine Gedanken verstummten, als Jakob unvermittelt zu sprechen begann. Die Worte fühlten sich an wie ein reissender Fluss, der endlich den Staudamm durchbrechen konnte, von dem er solange zurückgehalten worden war. Der junge Mann blieb stehen, also tat das auch Liam und wandte sich um, war er doch ein paar Schritte schon gegangen. Sie trennte eine gute Arm- und Schwertlänge und das war vielleicht auch gut so. Ein paar Jahre zuvor wäre die Klinge bereits in seiner Hand und das Wort Verräter hätte seine Lippen verlassen. Aber heute, jetzt, blieb der Ritter vollkommen ruhig in seiner Haltung. Vielleicht war er gar ein wenig müde dabei.

"Prüft es Euch nicht schon die ganze Zeit?" fragte der Ritter und sah auf seine Kerze hinab. Das Flämmchen flackerte ruhig. "Fülle unser Herz mit Tapferkeit... schenke uns Mut um zu bestehen, gegen das Übel..." rezitierte Liam aus einem Gebet, sah dabei noch immer in die kleine Flamme und hob erst am Ende den Blick um Jakob anzusehen. Der Knappe hatte Prüfung um Prüfung über sich ergehen lassen und es nie verstanden. Bis jetzt.

"Ich sehe in Euren Augen keine Furcht, sondern Entschlossenheit. Ihr habt einen Weg von dem ihr Überzeugt seid, dass es der richtige ist. Ich sage Euch eines, Jakob... die ewige Flamme ist Symbol des Überlebens, ein Weg aus der Dunkelheit. Unser Orden geht seinen Weg, wie er es für richtig befindet, und wenn es nicht der Eure ist, dann wird es Zeit mit offenen Karten zu spielen. Nicht mir gegenüber, ihr habt gerade eben bewiesen, dass ihr keine Furcht habt, sondern Eurem Grossmeister. Lothar von Tretogor ist ein Mann, der weiss, dass Dinge geschehen müssen. Doch wie soll er bestehen, wenn nur Verrat, Geheimnisse und Lügen um ihn herum sind?" Leise atmet der Ritter aus. "Ich weiss nicht, was Euch an diesem See geschehen ist, aber ich kann Euch eines sagen... nicht die Flamme hat Euch erneuert, denn so sehr sie uns leitet, kann sie uns im selben Atemzug auch zerstören. Diese kleine Kerze hier vermag Euch bereits zu verwunden. Jetzt spendet sie uns Licht und ein kleines bisschen Wärme. Greift in die Flamme und ihr werdet keine Heilung erfahren. Unser Glaube ist nichts anderes. Wer sich ihm zu sehr hingibt, wird verschlungen. Das ist unser Prüfung, der wir uns Tag für Tag stellen müssen."

Warum? Liam schloss für einen Moment die Augen. Er war müde und spürte, wie Erschöpfung seine Schultern nieder drückte. Erst der der Orden der weissen Rose, jetzt der Orden der Flammenrose. Erst fand der Eine sein Ende und nun war der Zweite drann? Der Ritter schwieg, dabei beobachtete er Jakob. Lüge und Verrat. Wie damals.

Es wird sich wohl nie ändern.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Er kannte ihn nicht, dieser Ritter von Alensbach. Natürlich nicht. Er blickte ihm vor die Stirn, hörte seine Worte und Jakob sollte wohl dankbar sein, dass er ihn nicht auf der Stelle enthauptete. Doch schlimmer: Er sah es als weiteren Beweis dafür, dass er Recht hatte. Das die Flamme ihn schützte und die Macht hatte, den Schwertarm ihrer Anhänger zu besänftigen. Hektisch suchte er im Kopf nach den richtigen Worten, machte einen Schritt auf den anderen Mann zu, sodass sich Sauerbratens Zügel spannte, denn das Pferd suchte am Wegesrand nach Grün. "Ihr kennt mich nicht, darum könnt Ihr nicht wissen, wie groß die Prüfungen auf meinem Weg waren. Ebensowenig wie ich Eure kenne.", erwiderte er ruhig. "Ich fürchtete das Feuer. Jede Wache Minute fürchtete ich es, denn es hat mich einst gebrannt. Buchstäblich. Ich war mehr tot als lebendig, rechtsseitig verbrannt bis auf die Knochen. Ich lernte mein Schwert mit links zu führen und ich lernte die Angst vor der kleinsten Kerze." Er hob das Flämmchen etwas empor, zwischen sie, und ließ die Hand sinken, die es schützte. Der Wind ließ das Kerzenfeuer flackern. Die Hand zitterte nicht, aber auch dies konnte nur er selbst verstehen.
"Das Ewige Feuer war meine tägliche Prüfung, aber ich wollte glauben. In meiner Heimat zeigt sich das Göttliche manchmal in Form eines brennenden Dornenbusches, darum suchte ich meinen Gott in eurer Ewigen Flamme. Folgte den Geboten des Klerus." Er sagte bewusst 'Klerus', weil er seit heute morgen sicher war, dass es nicht der Wille des Göttlichen war. "Wenn Ihr davon sprecht, dass Lothar von Lüge umgeben ist, dann sollte seine Exzellenz sich fragen, wieso seine Untergebenen sich in Lügen hüllen." Vielleicht würde er ihn fragen. Nein, ganz sicher würde er das. Die Geste leiser Verzweiflung, die in jenem Schließen der Augen und den fallenden Schultern Liams verborgen war, entging ihm allerdings. Er war entflammt und er wollte diesen Ritter davon überzeugen, dass er keinen Unsinn redete.
"Ihr irrt Euch, Ritter von Alensbach. Das Feuer hat mich erneuert, der Beweis ist mein rechter Arm. Ich sagte ja schon, Ihr kennt mich nicht, aber ich schwöre Euch, diese Hand hätte heute morgen keinen Zügel halten können und keine Kerze." Er nahm die Kerze in die Linke und streckte die Recht aus. "Im Tod ging ich zurück in das Feuer, das mich damals verkrüppelte und ich kehrte geheilt zurück." Er legte die rechte Handfläche über die Kerzenflamme, senkte sie langsam und löschte den Docht. "Mein Glaube an die Wahrhaftigkeit der Ewigen Flamme war nie fester. Doch mein Glaube an die Richtigkeit der Auslegung ihres Willens ist verloschen." Nicht der Orden brauchte eine neue Richtung, die Kirche war es, die Neuorientierung brauchte.
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Liam von Alensbach
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Das ist wohl wahr, er kannte Jakob nicht. Weder seinen Weg, noch ihn selbst. Dass er das Feuer fürchtete, liess Liam die Brauen heben. Warum hatte er sich dann dem Orden angeschlossen? Warum hatte er sich täglich dieser Prüfung ausgesetzt? Nachdenklich runzelte von Alensbach die Stirn, aber er hörte zu ohne den Jüngeren zu unterbrechen. In seiner Heimat? Er war also nicht von hier, hatte seinen Glauben hinüber genommen und nach etwas ähnlichem gesucht. Vernünftig war wohl nicht das passende Wort dazu. Tiefer wurden die Linien auf seiner Stirn und als Lothars Name fiel, da wurden Liams Lippen kurz schmal. Er verzichtete jedoch etwas zu erwidern, denn es würde zu nichts führen. Ein Schweigen führte zum nächsten, eine Lüge zur nächsten. Und das war es, warum alles am Ende in einer Katstrophe mündete. Was für eine Scheisse... dachte er resigniert und wünschte sich wieder weit im Norden, alleine mit seinem Pferd und der Stille um ihn herum.

Der Ritter spürte einen Stich in seinem Herzen, als Jakobs Kerze erlosch und das Licht verschwand. Vielleicht mochte der Junge die Flamme in seinem Herzen tragen, aber anderen brauchten noch immer die Führung durch das Dunkel. Und nicht jeder vermochte das Licht im eigenen Herzen finden. "Ich bin nicht hier, um Euch vom Gegenteil zu überzeugen." sagte Liam schliesslich und es entsprach der Wahrheit. "Bedenkt einzig und allein, dass Euer Vorhaben Euch und viele Andere in Gefahr bringen wird." Der Ritter wandte sich zum gehen, denn sie standen noch immer auf der Strasse und irgendwann musste Liam Jakob ja noch zurückbringen. Kurz stutzte er. Wenn Jakob, wie er nun sagte, seinen eigenen Weg gehen wollte... brauchte der Junge ihn nicht mehr zu begleiten. "Ich hätte Euch zu Eurem Rittervater bringen sollen, aber nun, wo ihr den Entschluss gefasst habt Euren eigenen Weg zu gehen... Es steht Euch frei zu tun was ihr wollt."
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