Haus der Melitele - Zellen der Einkehr

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava beobachtete Ion, wie er den Stein herausholte, den er schon gesehen hatte.
Dann beschäftigte er sich mit der Tür und auch die weißhaarige, folgte. Nicht ohne einen bissigen Kommentar zu seinem Blick. Gut zu wissen, sie sah genau zu, Bodyguard also. Er würde sich alles davon merken. Mehrere Schwerter und ein Gürtel. Und ei loses Mundwerk hatte sie.
Leibwächter konnte er tatsächlich brauchen, aber besser welche, die eine gewisse Haltung bewahren konnten und man klar dachte ging es bei ihm eher um das Repräsentieren, tatsächlich konnte er schon ganz gut auf sich aufpassen und ein blasses Mädchen, das gerade mal volljährig war... Naja, irgendwie würde er schon Verwendung für sie haben.
Und dann waren alle weg und er mit Jarel alleine.
Er interpretierte das Brummen wohl richtig.
"Die Standpauke hebe ich mir für später auf, das meiste kannst du dir wohl auch denken. ich freu mich dass du überlebt hast, das ist das wichtigste."
Er blieb ruhig sitzen und lächelte, allerdings beherrscht.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Etwas war im Argen, so weit konnte er Slavas Lächeln durchaus deuten.
Und was, war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch klar.
Sein Liebster nahm ihm sein Versagen übel. Verständlicherweise. Das alles hätte nicht passieren dürfen, angefangen von seinem Aufbegehren Wenzel gegenüber über den Alkohol - und was er sich sonst noch reingepfiffen hatte - bis hin zur Prügelei, an die er sich nur Bruchstückhaft erinnern konnte.
"Wie bist du her gekommen?", setze er an und versuchte nach Slavas Hand zu greifen. Selbst das fiel ihm schwer. Irgendeiner hatte Sandsäcke an seine Glieder gebunden, die ihn runter zogen.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Slava kam ihm entgegen, nahm seine Hand.
"Ich habe einige Gefallen eingefordert, meine Seele dem Teufel verkauft und Ion hat mit Philippa Eilharts Hilfe ein Portal aufgemacht."
Er schüttelte den Kopf, weniger als Geste der Verneinung oder Ablehnung, mehr um selbigen frei zu bekommen und um Gedanken abzuschütteln.
"Was genau ist denn geschehen?"

"Als ich ankam..." Er verstummte einen Moment, räusperte sich, atmete gepreßt durch. Was sollte er sagen? Etwas verschweigen? Lügen? Nein, das würde er nicht tun. Nicht Slava gegenüber. Nicht dem Mann gegenüber, dem sein Herz gehörte.
"Als ich ankam war ich angeschlagen. Der Rücken. Ein hartnäckiger Husten. Und das Gewissen, welches mich jede Nacht biß.", fuhr er heiser fort, schloß einen Moment die Augen und atmete ein weiteres Mal flach durch.
"Ich begab mich in Mutter Varelias Hände. Sie half mir durch die erste Nacht." Der Schattenläufer schluckte, öffnete die Augen wieder und suchte Slavas Blick.

Ob er ihm verzeihen konnte? War das der Anfang vom Ende? Nein, er würde zuversichtlich bleiben. Ihre Beziehung würde das überstehen.
Sie mußte das überstehen.
"Am nächsten Tag ging es mir besser. Jakob kam hierher und wir redeten. Und...es war..." Langsam wand Jarel den Blick von Slavas Augen ab. Zu schmerzlich war das, was Jakob ihm in diesem Moment klar gemacht hatte.
"Mir wurde klar, welche Folgen meine Unüberlegtheit für die Kinder hat. Für Jakob, für Iola..." Es war genau dieser Moment, in dem dem angeschlagenen Ritter einfiel, daß er es Slava nicht sagen durfte. Den genauen Grund, warum Jakob in sich die Ambition entdeckt hatte Großkomtur zu werden.
Er öffnete mehrfach den Mund und schloß ihn wieder, weil er einfach nicht wußte, wie er diese Klippe umschiffen konnte. Wenn Slava nicht ohnehin selber darauf kam.
Noch ein verkrampftes Durchatmen später sah Jarel Slava wieder an.
"Nach dem Gespräch...ich mußte raus. Hab mich treiben lassen. Bin gegangen, gelaufen...und irgendwann war da ein Ausrufer vor einer Taverne, der zu einem Faustkampf- Wettbewerb aufrief. Ich folgte...und dann.."
Der Ritter schüttelte resigniert den Kopf. "Das nächste woran ich mich erinnere ist Jakob. Er stand plötzlich neben dem Kampfring." Und er war in seinem Kopf gewesen, oder nicht? Jarel zog die Stirn kraus. Oder war das die Ausgeburt des Rausches gewesen?
"Er hat mich an den Ohren da raus geschleift und in eine Fischerhütte gebracht. Guter Junge. Der Orden durfte mich so nicht sehen und Iola erst recht nicht."
Zum Ende des Satzes versagte dem Patienten zu allem Überfluß noch die Stimme. Scheiße, war der Durst schon die ganz Zeit dagewesen?

Es dauerte einige Sekunden, bis Jarel seine Stimme wiederfand. Heiser, leise, schleppend und schwer zu verstehen.
"Es waren glaube ich zwei Tage, die wir da waren. Jakob hat für Wasser gesorgt und für Nahrung. Ich habe hauptsächlich geschlafen, auch da ist die Erinnerung...verwaschen."
Pause....Atem schöpfen.
"In der zweiten Nacht wollte ich mich etwas bewegen. Wir gingen Spazieren. An einem Teich entlang. Es ging mir besser. Dachte ich zumindest. Und dann war da ein Krachen. Und Feuer. Wir fanden das Mädchen mit den hellen Haaren - Melanie - unter einem Baum, in dem ein brennendes Motorrad hing. Sie war verletzt und uns blieb keine Wahl, als die Schwestern um Hilfe zu bitten. Schwester Varelia nahm die Verletzte mit. Und mich ebenso."
Jarel richtete den Blick nach oben gegen die Decke.
"Dies sind die Zellen der Einkehr. Du kannst dir vorstellen, wozu sie genutzt werden. Mutter Varelia hat hier für mich gesorgt. Bei einem Gespräch bekam ich plötzlich keine Luft mehr...Das nächste woran ich mich erinnere ist, an einem wundervollen Ort gewesen zu sein. Mit Iola, dem Kind, Jakob..."
Sein Blick suchte wieder den des Russen und waren mit einem Mal so voller Emotion und Hingabe. "...und dir..."
"Dort war eine Tür und dahinter konnte ich sehen, wie Jakob und du um mein Leben gekämpft habt. Ich stand lange in der Tür. Der Dämon, den Ion trägt war ebenso bei mir wie die Sandkatze mit den goldenen Augen."
Jetzt, wo er es aussprach klang es noch unglaublicher, als es in seiner Erinnerung war.
"Die Katze sagte, ich sei ein Geschenk an dich. Verwirrend, ich weiß." Noch verwirrender war, mit welcher Klarheit er sich an die Bilder erinnern konnte.
Jarel seufzte. "Ich entschied mich zurückzukehren. Zu dir. Zu den Kindern."
Und zu den Schmerzen und der Kälte, die ihm immer noch im Griff hielten. War das die richtige Entscheidung gewesen?
Der Ritter schlug den Blick nieder.
Er sollte sich entchuldigen. Für all das Leid, was er gebracht hatte. aber er war noch nicht so weit. Nicht jetzt. das würde ihn den letzten Rest Fassung kosten, der ihn in diesem Moment noch aufrecht hielt.
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Avarion DeSpaire
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Lebenslauf:

Wie eine Statur kniete Ion auf einem Knie neben der zerstochenen Tür. Die Augen geschlossen, das Hand flach auf dem Stein liegend. Lediglich an seinen Schultern war zu sehen, dass er tatsächlich noch atmete und nicht in der Zeit gefangen erstarrt war.
Unter seiner Handfläche, die auf einem Riss ruhte, schimmerte es leicht rötlich. Angestrengt versuchte er dem Stein zu vermitteln, das dieser sich wieder mit einem Nachbarstück verbinden sollte. In seiner direkten Nähe wurde es auch deutlich wärmer.
Der Stein wurde wärmer und wärmer. Doch statt an den Kanten wie gewünscht miteinander zu verschmelzen, knallte es laut und die Rest der Tür zerbrachen in noch mehr kleine Stücke.
Erschrocken zuckte er zusammen, nahm mit einem seufzen die Hand wieder an sich und sah sich schnell um. Wie ein Junge der Dummheiten gemacht hatte und nun schaute, ob man ihn dabei erwischt hatte. Leise räusperte er sich und erhob sich schnell. ‚Das war wohl nix.‘
Ebenso schnell kletterte er über die zerbrochene Tür um in den großen Raum dahinter, oder davor, zu gelangen. Auch entfernte er sich vom Tatort, bis er weit genug weg war. Neugierig drein schauend blieb er am Ende des Raums stehen und sah in Richtung steinerner Tür. Falls jemand nach dem rechten sehen würde, sah es wenigstens so aus als ob er ganz rein zufällig da stand und glotzte.
Nach einem angemessenen Zeitraum wand er sich ab und schlenderte los. Um sich die Architektur genauer ansehen zu können, zog er seine filigrane Silberne Brille aus der Tasche und setzte sie auf. Die Tasche auf den Rücken geschoben ging er gemächlich weiter. Irgendjemand würde ihm schon sagen, wenn er falsch war oder einen verbotenen Bereich betrat. Das er sich verlaufen könne, bedachte er dabei nicht.

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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava hörte zu, ruhig, er hielt Jarels Hand, dennoch war ihm eine gewisse Unruhe anzumerken. Vielleicht blinzelte er einmal zu oft. Er wurde das Gefühl nicht los, Jarel redete um den heißen Brei. Und bis zum Ende der Schilderung kam kein in seinen Augen echter Grund, nur eine Chronologie der Ereignisse.
"Aber warum hast du getrunken? Was wann geschehen ist, Jarel... das ist deine Sache, aber warum hast du es überhaupt so weit kommen lassen? Das hast du mir nicht errzählt. Sonst hast du dich doch auch im Griff und warum hast du losgelassen?"
Er blickte ihm direkt in die Augen. Es sollte kein Verhör sein, aber genau wie in einem Verhör war er bereit ihn auf seinen Worten festzunageln.
Der Ritter mochte geschwächt sein, aber er war wach genug um abzulenken und sich in Ausreden zu verstricken, also auch wach genug für die Wahrheit.
Er immerhin wusste, warum er Fisstech genommen hatte und warum er auch jetzt nciht sicher war davor. Aber wußte auch Jarel warum er abgestürzt war?
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Jarel zögerte. Aber er erkannte, dass er mit Ausreden nicht weiterkam.
Aber er hatte Jakob versprochen zu schweigen.
War ein Versprechen mehr wert als seine Beziehung?
Slava war schlau. In Jarels Augen der schlauste Mann den er kannte. Er würde ohnehin dahinterkommen. Trotzdem…er hatte sein Wort gegeben.
„Jakob wollte zum Großkomtur aufsteigen um etwas zu bewegen. Er hatte Ziele. Und Gründe, um die Zukunft des Ordens zu lenken. In eine Richtung, die besonders für ihn und uns vieles zu Besseren gewendet hätte.“ Ja, er redete drum herum. Und Slava würde das erkennen.
„Das habe ich ihm verbaut. Der Knappe eines Verräters wird nicht Oberhaupt des Ordens. Er hat seiner Enttäuschung darüber Luft gemacht.“
Abermals schlug Jarel den Blick nieder. „Mir wurde klar, was ich ihm… und… uns…verbaut habe. Und dass ich seine Zuneigung zu mir damit erloschen war. Das wollte ich vergessen. Es war…eine Kurzschlussreaktion.“
Die Stimme des Ritters klang hohl. Leer. Resigniert.
Wie gerne hätte er Slava offenbart, dass seine Enkeltochter von seinem Knappen gezeugt worden war.
Das Jakob die Führung des Ordens anstrebte um das Zölibat aufzuweichen und sich und Iola die Möglichkeit zu eröffnen, eine Familie zu gründen.
Und dann war da noch die Prophezeiung…
„Ich war so unglaublich wütend auf mich selbst. Mir war in dem Moment egal, ob ich den nächsten Morgen erlebe.“, gab er schlussendlich zu, bevor seine Stimme erstarb. Er gab es Slava gegenüber zu…und auch sich selbst.
Jetzt war es raus.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Nur ein Blick. "Wolltest du dich umbringen oder war es nur ein Versehen?"
Von Jakob vorerst kein Wort.

Einige gepresste Atemzüge später erst hob Jarel den Blick und sah Slava in die Augen.
"Ja. Ich wollte nicht mehr leben.", gab er leise aber fest zu.
Einen Moment hielt Jarel den Blick noch, dann schloss er die Augen.
Nun gab es kein Zurück mehr.

Slava starrte nur vor sich hin. Ersteinmal. Er hatte sich wirklich umbringen wollen. Ein seltsames Gefühl. Nein, seltsam war kein Ausdruck. Das war ihm fremd. Er hatte sich schon umgebracht, in anderen Leben, aber erst als er begriffen hatte, dass er zurückkommen würde. Er hatte sein Leben riskiert in der festen Annahme, er würde es einfach überstehen, irgendwie. Aber er hatte nie aufgegeben, nie sterben wollen. Nun starrte er Jarel an.
"Und jetzt?"

Langsam öffnete Jarel die Augen wieder, sah Slava aber nicht an.
"Ich habe mich entschlossen zu bleiben. Und es hängt auch nicht davon ab, ob du noch mit mir zusammen bleiben wirst oder jetzt gehst."
Er schluckte und langsam, ganz langsam ruckte sein Blick in Richtung der Raubtieraugen, die er so liebte.
"Du bist zu nichts verpflichtet, Slava."
'Nin Faron. Liebe meiner Welt.', hätte er gern hinzugefügt. Aber das wäre das falsche Signal gewesen. Er sollte gehen können, wenn er gehen wollte.

Äußerlich blieb Slava ruhig und das war wohl einer der Gründe, weswegen er die Einstufung als Psychopath durchaus verdiente. Keine Gefühlsregung angesichts einer solchen Offenbarung. Er schaltete einfach ab. Aber nicht mehr ganz.
Er griff wortlos in seine Tasche. Das hatte er vor Antritt der Reise noch besorgt, mit Ions Hilfe... zwei Ringe.
Die drückte er nun Jaral in die Hand.

Der Schattenläufer starrte die Ringe perplex an. "Du...gehst nicht?", fragte er unsicher.
Hätte sein Herz nicht ohnehin so geschmerzt, so hefig wie es jetzt schlug, wäre es nun so weit gewesen.
Die Hand, auf deren Handfläche nun die Ringe lagen, zitterten so hefig, dass er sie schließen musste um den Schmuck nicht zu verlieren.

"In guten wie in schlechten Zeiten." zitierte er. "Das schwört man bei uns. Wer wäre ich wenn ich nur die schönen Momente wähle... aber du Jarel... warum schätzt du dein Leben so gering? Deinen eigenen Wert? Auch jetzt... wenn du denkst, ich würde gehen? Denkst du ich hätte einen so schlechten Geschmack?" Ein Versuch, Suizidalität mit Logik auszuhebeln. Das konnte fast nicht funktionieren, das wusste er schon, aber versuchen musste er es.

Warum schätze er sich selbst so wenig?
Weil er den Schritt ins Erwachsensein mit dem Mord an seiner Mutter begonnen hatte? Weil er in seinem letzten Leben dem Mann den er liebte nie genug gewesen war?
Weil er immer wieder scheiterte?
Er konnte es nicht festmachen, dass Gefühl, nicht genug zu sein...nie genug zu sein.
Der Schattenläufer schluckte und öffnete die Hand wieder. Mit zitternden Fingern fischte er den Ring, der zu Slava gehören musste von der Handfläche.
"Das muss ich selber noch herausfinden."
Die Stimme des Ritters war kaum zu vernehmen. "Darf ich...ich..."
Wieder versagte ihm die Stimme.

"Nein, warte. Willst du beide Anträge als Resultat einer Katastrophe in Erinnerung behalten? Ich werde dich wieder fragen, wenn deine Wunden alle verheilt sind und keine neuen dazugekommen sind." Er lächelte und nahm die Ringe wieder an sich. "Ich liebe dich immer noch, und ich fürchte das wissen jetzt auch einige im Tempel. Aber so wenig überrascht wie die Erzpriesterin wirkte... wusste sie es wohl längst."
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Mit einem Lächeln und dem Funkeln in den Augen, welches nur wenige zu sehen bekamen, gab Jarel die Ringe zurück.
Er würde den Ring angesteckt bekommen, wenn keine weiteren Wunden dazu gekommen waren.
Das war die liebevollste Erpressung, die je an ihn herangetragen worden war.
Er nickte und beschloß, Slavas Wunsch nicht nur zu entsprechen, sondern zu übertreffen. Er würde gesund, und er würde alles daran setzen, dass es schnell ging.
Und er würde in Zukunft Risiken vermeiden und auf sich acht geben.
"Ich liebe dich auch, nin faron.", flüsterte er leise, aber mit so viel Festigkeit in der Stimme, wie er aufbringen konnte.
"Mutter Varelia weiß es, ja. Das ich mich in jemanden verliebt habe, hat sie schon vor einiger Zeit erspürt. In WEN ich mich so sehr verliebt habe, hat sie erst vor kurzem erfahren."
Gestern... es war gestern gewesen, oder? Verdammt, es verschwamm noch immer alles...
Lag das an den Schmerzen?
Oder an Durst?
" H-hast du etwas zu trinken für mich? ", bat er träge blinzelnd.

Bevor Slava antworten konnte, klopfte jemand an die Tür, wartete jedoch nicht, bis eine Antwort kam, sondern schob die Tür auf.
Es war Iola, die mit dem üblichen Strahlen in den Augen hereinwehte, die resolute Schwester Phillipa im Schlepp, eine Trage zwischen den beiden, die die Schwestern parallel zur Krankenliege auf dem Bode ablegten.

Es war eine Form der Erpressung, vielleicht. Aber Slava wußte sehr gut, dass es anders nicht funktioneiren würde, Gut zureden würde gerade im Moment nichts bewirken, vielleicht langfristig, auf lange Zeit konnte er Jarel beweisen, dass er mehr wert war aber jetzt im Moment half nur Druck.
Er wollte ihm eben die Karaffe geben die bereits jemand hingestellt hatte als Violetta und die andere Schwetser, Phillipa, zurück waren. Und sie wollten Jarel wohl in sein neues Zimmer bringen, mit einer Trage.
"Ich helfe." Er würde den beiden zierlichen Damen nicht den schweren Kerl alleine tragen lassen.

Zierlich war zumindest in Philippas Fall relativ.
"Danke, Freiherr.", flötete Iola und trat erst einmal zu Jarel.
"Ich hab ein schönes Zimmer für dich hergerichtet. Und den Nachbarraum auch." Die schwangere Novizin strich dem angeschlagenem Ritter sanft mit der Hand über die Wange, was dieser mit einem weitern Brummton und einem schiefen Lächeln kommentierte. Bei der Erwähnung des zweiten Raumes zwinkerte sie allerdings Slava zu.
Jetzt galt es erst einmal Jarel zu verlegen.
"Ihr oben, ich die Beine.", kommandierte die kompakte Schwester Philippa und machte sich bereit, den Verletzen auf die Bahre zu plazieren.

Ein Zimmer für ihn. Nebenan. Immerhin. Das bedeutet, dass es akzeptiert wurde.
Slava packte mit an und mit vereinten Kräften brachten sie den Patienten in einen anderen Raum.
"Wo wird Avarion untergebracht sein? ...und ich wäre euch sehr verbunden, wenn ihr mir die Regeln des Klosters erklären könntet. Was muss ich beachten, welche Tabus gibt es und welche Pflichten?"

Der neue Raum war immer noch winzig, aber schon doppelt so groß wie die Zelle, die die Schwestern hinter vorgehaltener Hand als den "Brennofen" bezeichneten.
Er ungefähr drei Mal zwei Schritt, darin standen ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, eine Truhe.
Iola war vorgegangen, die Decken und Kissen - und vor allem das riesige Fell - vor der Brust zusammengerollt und richtete hektisch das neue Bett, bevor Schwester Philippa und der Oberspion den Ritter dort hinein verfrachteten.
Jarel hatte während des Transportes keinen Ton gesagt, doch sein Gesicht sprach Bände. Der dunkelhaarige hatte Schmerzen. und davon nicht zu wenig.
Und es wurde noch schlimmer. Gemeinsam mit Schwester Philippa legte Iola Jarel einen Stützverband an, während dessen Slava seine Frage stellte.
Während Schwester Philippa wieder ging, erklärte Iola die Regeln des Klosters, was aus dem Mund der jungen Frau seltsamerweise fast wie ein Gebet klang.
Ehre die Göttin, sei anständig, hilf wo du kannst und störe die Abläufe nicht.

Bei der Frage, wo der Elf untergebracht werden könnte sah Iola Slava völlig entgeistert an.
Ein Magus, der sich mit einer Zelle des Klosters zufrieden geben würde? Für sie undenkbar.
"Verzeiht, Freiherr Sokolov...", obwohl sie den Verlobten ihres Vaters zu gerne gedutzt und ihm Löcher in den Bauch gefragt hätte, bleib sie professionell höflich und distanziert. Immerhin war es ein Freiherr und sie hatte keine Ahnung, wie persönlich sie da werden durfte.
"...wir haben alle die gleichen Zellen. Ich nahm an, der Umstände wegen wäre für euch so ein Raum wie dieser in Ordnung, aber angemessene Räume für einen Magus haben wir nicht."
Sprich: Sie glaubte einfach nicht, das Ion sich mit einem ähnlichen Zimmer wie diesem unterzukommen gedachte.
Während die beiden sich unterhielten, rang Jarel damit, nicht wegzudämmern. Allein das aufrechte Sitzen für den Verband hatte ihn alles an Energie gekostet, was er mobilisieren konnte.
Jetzt lag er im Bett, eingepackt bis zur Nasenspitze und hielt die Augen mit aller Mühe offen.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Das Grinsen verbarg Slava geschickt. Wieder die Sache mit dem Stand. Er hatte es einfach noch immer nicht verinnerlicht.
"Natürlich. Ich werde es ihm dennoch anbieten." Vermutlich ahnte er sogar, dass Violetta hunderte an Fragen hatte. Sein Blick sagte jedoch. 'Später.'

Das Mädchen nickte. "Ich werde einen Raum vorbereiten."
So richtig glauben wollte sie es immer noch nicht.
Aber es gab etwas, das sie ganz sicher glaubte.
"Ihr habt sicher Hunger." Das Mädchen lächelte offenherzig. "Ich hole euch und Vater etwas. Esst ihr hier zusammen?"

"Ja, ich bleibe bei ihm. Und ja, Hunger habe ich."

Und schon verschwand der Wirbelwind wieder. Energie hatte das Mädchen zumindest genug.
Der Raum war hell, ohne aufdringlich zu wirken und es war erstaunlich still, von Jarels verkrampften Atemzügen abgesehen.
Immer wieder driftete der angeschlagene Ritter weg, wehrte sich aber vehement gegen das Einschlafen.

Violetta verschwand, Jarel war müde. Das konnte er sehen. "Schlaf ruhig, wenn du müde bist, ich werde noch da sein." Und er half ihm, sich gemütlich zu betten.

Nur zu gern kam Jarel der Aufforderung nach. Es war die Zusage, dass Slava noch da sein würde, wenn er wieder erwachte, die den Ausschlag gab.
Ein kurzes Lächeln später und der Ritter war tief...tief eingeschlafen.

Als er die Hand zurück zog hatte er eine Kette in der Hand. Den Anhänger kannte er. Hatte Jarel ihn doch behalten? Auch da ein Rückfall? Er öffnete es, fand aber zu seinem Erstaunen ein halbes Amulett. Eine europäische Mariendarstellung, Jakobs? Hatte er ihm verloren? Nein, eher nicht. Violetta? Aber woher stammte es? Ei Fundstück, etwas, dass die Portale ausgespuckt hatten?

Jarel schlief erst einmal. So ruhig wie er da lag, so entspannt, konnte man fast nicht sagen, dass er dem Tod gerade erst von der Schüppe gesprungen war.

Eine ganze Weile geschah nichts, dann klopfte es und - wie schon zuvor - wurde die Tür aufgeschoben, ohne auf Antwort zu warten.
Und wie zuvor war es Iola, mit einem voll beladenen Tablett. Brot, Käse, Suppe.
Simpel, aber reichlich.
"Oh...ist er eingeschlafen?"
Kaum hatte die Schwangere den schlafenden Ritter entdeckt, senkte sie die Stimme.
"Das ist gut. Lassen wir ihn schlafen.", die Novizin schenkte Slava ein Lächeln.
"Ihr habt sicher Hunger."
Es war Iolas Art, ihre Angst - und egal wie zuversichtlich sie sich gab, sie hatte Angst - mit Aktionismus zu begegnen.
Noch hatte sie nicht bemerkt, was der Russe in der Hand hielt.

"Danke. Ja, er schläft. Vielen Dank." Er lächelte und legte wie beiläufig das Amulett zur Seite.

Mit einem leisen tönernen Geräusch fiel der Becher, den Iola gerade auf dem Tisch hatte abstellen wollen, um und der Kräutertee bildete eine Pfütze auf dem kleinen Tisch, dessen trockenes Holz die Flüssigkeit gleich aufnahm.
"Oh..uhm....Verzeihung...", murmelte Iola, mit einem Mal viel ruhiger als zuvor. Und mit hochroten Ohren.
Sie stellte den Becher hektisch wieder auf und schenkte neu ein.
Doch ihre Augen stahlen sich immer wieder zum Medaillon.

Im Plauderton fuhr Slava fort.
"Ein Geschenk von Jarel?"
Etwas zum aufwischen hatte er nicht.

Sie nickte hektisch. "Kann ich es wiederbekommen, bitte?", fragte sie leise.
Hatte er es geöffnet? Hatte er gesehen, was darin war? Kannte er das Schmuckstück und wusste er um die Bedeutung?

Sie wurde deutlich zu nervös.
Er nahm das Medaillon wieder und gab es ihr dann. Sie hatte auch die Frage nicht beantwortet, dabei war diese noch unproblematisch gewesen. Erst einmal aber sagte er nichts weiter dazu.
"Setzt euch doch."
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Iola legte das Medaillon um und ließ es unter ihrer Kleidung verschwinden. Hinein zu sehen, ob das kleine goldene Stück noch da war, wagte sie nicht.
"War ein Geschenk von Vater Jarel, ja.", erklärte sie und sah zum Stuhl.
Es gab noch einen Schemel, aber der Stuhl gebührte immer dem Gast. So schnappte sie sich den Schemel und nahm darauf Platz.
"H-Habt ihr Hunger? Die Suppe schmeckt besser, wenn sie heiß ist."

"Gerne." Er griff nach der Suppe, die war wirklich hervorragend. Kein Vergleich mit künstlicher Brühe. Noch immer zog er den Vergleich. Sein Blick aber blieb bei Iola, offen freundlich, er würde zuhören, egal was sie erzählen wollte.

Statt von sich zu erzählen, versuchte sie jedoch abzulenken. "Wie habt ihr euch kennengelernt?", fragte sie leise. "Wie lange seid ihr schon verlobt?"

"Noch nicht so lange tatsächlich, einige Wochen. Und ich lernte ihn gemeinsam mit Jakob kennen." Immer wieder kleine Anspielungen. Er konnte das sehr lange durchhalten, jemanden, der etwas verbergen wollte trieb man so jedoch früher oder später zu einem Geständnis.

Noch gestand sie nicht. Aber ihr Lächeln bekam etwas verklärtes, verträumtes und sie fuhr kurz mit den Fingerspitzen über die Stelle an ihrer Robe, worunter sich das silberne Schmuckstück verbarg.
"Und Vater hat sich in den Herrn Freiherr verliebt? Oder ihr in ihn? War es Liebe auf den ersten Blick?"
Bei Jakob war es so gewesen. Schon sei dem Moment, als er bei dem strömenden Regen ans Tor geklopft hatte.
Die Hormone in de Schwangeren sorgten zumindest dafür, dass sie rosarote Brille ganz besonders rosarot färbte.

Hätte er es nicht besser gewusst, er hätte angenommen, sie wäre verliebt. Und sie hielt Jarels Anhänger dabei. Oder vielmehr dessen Inhalt.
Noch musterte er sie freundlich.
"Es hat etwas gedauert. Liebe auf den ersten Blick funktioniert vermutlich nur wenn man jünger ist. Wird man älter gibt es immer zu viele Gründe, die dagegen sprechen."

"Dann ist es bei euch ganz frisch."
Die Kleine strahlte.
"Es ist schlimm, wenn man in dieser Welt darauf acht geben muss, wen man seine Liebe schenkt. Es gibt so viele Regeln, die keinen Sinn ergeben. Warum sollte ein Ordensritter sich keine Frau nehmen dürfen? Eine bessere Quelle für Nachwuchs kann ich mir einfach nicht vorstellen... "
Sie seufzte innig.
Natürlich konnte sie damit Jarel meinen aber da war etwas in ihrer Stimme, das einen deutlichen Hinweis auf eigene Betroffenheit gab.

Während die beiden sich unterhielten, hörte man von Krankenbett gelegentliches Seufzen und Murmeln.
Jarels Mundwinkel zuckten immer wieder leicht nach oben.
Er träumte. Und allem Anschein nach einen angenehmen, entspannten und unterhalsamen Traum.

Vor allem fiel ihm auf, dass sie von 'dieser Welt' sprach. Nur eine Floskel oder war es ihr bewusst? Das lenkte ihn von der Überlegung ab, wem das Amulett gehörte. Eigentlich fiel ihm fast nur einer ein, aber etwas in ihm sträubt sich dagegen. Aber sie sprach nicht wirklich von ihm, sondern von sich... Nachwuchs.
"Entschuldigt, wenn ich so indiskret bin, aber ihr erwartet Nachwuchs, richtig? Jarel war begeistert von dem Gedanken an ein Enkelkind."

Sie lächelte strahlend. "Er freut sich darauf, ja?" Offensichtlich hatten die beiden noch nicht miteinander geredet, nachdem der Ritter es erfahren hatte.
Telefone gab es hier nicht.
Da gab es wohl einiges an Nachholbedarf in Sachen Kommunikation.
"Ja, ich erwarte ein Kind. Es ist noch nicht sehr weit. Hat Vater davon erzählt?"

"Hat er." Bestätigte er und lächelte. Und dann einfach ins Blaue hinein: "Stimmte es... also der Vater?"

Sie wurde abwechselnd rot und blass. "W-was- meint ihr?"
Sie senkte den Blick.
"Ihr habt das Medaillon geöffnet...", flüsterte sie leise.
"Bitte verratet ihn nicht. Und macht ihm keine Vorwürfe...es ist...einfach passiert. Wenn der Orden das erfährt..."
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Er hatte nach wie vor keine Ahnung gehabt, etwas hatte sein Denken blockiert, aber nun war er such sicher... Dieser heuchlerische kleine Bastard. Ihn noch beschuldigen, aber selbst... Er lächelte drüber weg.
"Ich verrate ihn nicht." Versprach er. Würde er auch nicht, aber er würde es ihm aufs Brot schmieren, und zwar dick.

Sie wischte sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang. So sehr sie auch versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, so rannen ihr nun doch die Tränen über die Wange und tropfen ihr von der Nasenspitze.
"Er wollte...wir wollten...aber..." Hormone waren so eine Sache. Schwangerschaftshormone noch schlimmer als das. Iola ließ die Tränen laufen, schluchzte und sah Slava nicht in die Augen.

Slava nahm ihre Hand. "Alles gut. Ich urteile nicht." Nein, er nicht. Jemand anderes schon. "Beruhigt euch." Redete er ihr gut zu.

Sie schniefte und reagierte auf eine Art, die ihn daran erinnerte, dass das Mädchen gerade erst erwachsen war. Und Tochter ihres 'Vaters':
Sie schlang die Arme um ihn und lehnte schniefend ihre Stirn an seine Schulter.
Schien ganz so, als wäre sie bereit Slava zu akzeptieren.

Slava hielt sie fest. Kurz, alle waten hier sehr emotional. "So eine Beziehung ist nicht leicht, gegen alle Tabus."

"Genau wie eure."
Iola löste sich von ihm und schon schien der Weinanfall vorbei.
Nochmal atmete das Mädchen tief durch. "Denkt ihr, die Welt ändert sich irgendwann, damit die Liebe nicht mehr ein Tabu sein muss?"

"Ich hoffe es sehr und ich werd alles dafür tun."
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