Traumpfade - Nahuela / Toralar

Ein Ort, zwar in dieser Welt, aber neben der Wirklichkeit. Eine andere Ebene der Wirklichkeit vielleicht, ein Ort der Träume und Geister.
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Nahuela Mughwadi
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Lebenslauf:

Bezug nehmend auf Jarel und Ion
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Die meisten Menschen und Anderlinge gingen Blind durch die Welt, in der sie lebten. So auch meistens sein Wirt. Sein blaues Auge sah die Realität und die Welt wie sie war, hart, oft Eintönig und wie eine graue sich bewegende Masse. Aber sein Wirt konnte auch Magie wahrnehmen, was eher ein spüren war. Das violette Auge, welches dem Dämon gehörte, sah anders. Es sah die Farben der Träume und konnte sehen, was andere nicht sahen. So auch die flüchtige Bewegung der Schatten. Mehr ein Trugbild, ein huschender Schatten, als eine klare Form.
Seine Form in den Träumen, die er wählte wie andere die Kleidung, wandelte er nach seinem Wunsch. Aber jetzt sah er sich anders. Über das optische Bild des Mannes legte sich ein zweites Bild, das eines weißen Raben. Er krähte, wie man es von dem Vogel erwartet hätte. Dann aber drehte er Rabe den Kopf und sah den Schatten direkt in die Augen. 'Ich sehe dich.'


Die goldenen Augen asad'his richteten sich auf cha'rhab alba, ihr Fokus verrückte sich vom Ganzen auf das Eine. Das begann wirklich interessant zu werden.
Geistwandler. Traumgänger...
'Al salaam cha'rhab alba.'
Kurz wirkte es so, als würde der weiße Rabe schmunzeln. Sein Bild flackerte und kurz sah es so aus als wären es zwei Raben. Dann zerflossen sie wieder zu einem Bild. Zwar hatte er die Worte im eigenen nicht verstanden, aber ihren Sinn scheinbar schon. Der Rabe deutete mit dem Kopf eine Verbeugung an. Sein Blick heftete sich auf die Goldenen Augen. 'wer seid ihr?'
'Asad'hi.' Etwas spöttisches klang in dem Tonfall mit, wie eigentlich fast immer bei ihr. Nur die Augen des Katzengeists waren dabei klar und stofflich zu erkennen. Der Körper dagegen war wie fließender Sand im Wind, zusammengesetzt aus Milliarden Körnern unterschiedlicher Rot- und Goldtöne.
'Du und dein Freund brennt wie Leitfeuer in der unsichtbaren Welt. Wieso?' Zumindest sie hatte so etwas noch nie erlebt, aber sie war auch keine echte shennen. Die Katze, die still auf allen Vieren zwischen diesen beiden Leuchtgestalten hockte, hätte asad'hi darüber beinahe übersehen.
Der Rabe drehte den Kopf und sah sich um. 'Freund?' fragte er nur und breitete die Flügel aus um näher an die Augen heran zu schweben. Dabei änderte sich wieder kurz seine Gestalt, wie Nebel der durch die Straßen waberte und im dem alles und nichts sein konnte. Er setzte sich auf eine Kiste und erst als er saß, schien das zweite Bild hinterher zukommen und sich mit seinem wieder zu vereinen. Er streckte einen Flügel aus und wieder sah es aus, als würde er schmunzelt. 'Hast du mir diese Gestalt gegeben?'
Asad'hi drehte ebenfalls leicht den Kopf, da diese Form keine Mimik besaß, denn sonst hätte sie eine Braue gehoben.
'Ich? Nein, ich bin nur ein Träumer, der sieht. Die unsichtbare Welt hat ihre eigenen Gesetze und gibt dir die Form. Es ist dein Gegenpart, aber er ist... ungewöhnlich. Und taquarru'na ist auch ungewöhnlich.'
Toralar wand den Blick in die Richtung aus der er gekommen war und für einen Moment sah es so aus als würde der Rabe angestrengt die Augenbrauen verengen, was unmöglich war. Er krähte wieder und jetzt sah auch er den Schattenhaften Wolf. ‚Taquarrun‘na ist er?‘ kurz flog der Rabe hoch und setzte sich auf einen Fenster Sims an dem die Läden nicht geschlossen waren. Aber sein Spiegelbild sah er nicht. Stattdessen sah er auf das schwarze Echo seiner Gestalt und die bewegte sich. ‚Wir gehen weiter.‘ langsam flog der Rabe dem Echo hinterher. Sie passierten Asad‘hi, alle vier. ‚Komm. Erzähl mir von deiner Welt.‘
Cha‘rhab Alba zog eine Spur des Nebels hinter sich her die verblasste je weiter er kam. Kurz wandelte sich seine Gestalt in etwas großes, auch katzenähnliches, mit Flügeln. Ein Mensch hätte bequem auf ihm Platz nehmen können wäre er real. Der Nebel verflog und löste die große Gestalt wieder auf. Der weiße Rabe setzte sich auf den Rücken von Taquarrn‘na und sah zurück zu den faszinierenden Augen um sich bewegenden roten Staub.

Asad'hi erhob sich und folgte Rabe, Katze und Wolf mit federnden Schritten. Sandwirbel wallten auf, wo ihre Pfoten nieder gingen und schattenhafte Sandfahnen folgten dem losen Verbund in Katzenform, bildeten einen Schweif, dann zwei oder fünf.
'Taquarru'na ist sein Gegenpart in der unsichtbaren Welt.', korrigierte sie und beobachtete den Wandel von Cha'rhab alba interessiert. Dann stieg ein dunkles Lachen zwischen ihnen auf.
'Meine? Ist die der Lebenden. Hier bin ich nur Gast und ich treffe selten jemanden, der ebenfalls sieht.'
Je näher sie asad'his Gegenpart in der lebenden Welt kamen, desto fester schien die Form der großen Katze zu werden. Sand würde feiner, wurde zu etwas flüssigem, schimmernden.
Der Rabe krähte und beobachtete Asad'hi ebenso interessiert, wie sie Cha'rhab alba betrachtete. So langsam ahnte er das sie beide grundverschieden waren und sie nur ein Zufall zueinander geführt hatte. Auch er veränderte sich. Der Zwilling von Cha'rhab alba wurde sichtbarer, schien die beiden in ihrem Gespräch aber nicht zu bemerken, ebenso wenig wie der Wolf das Gespräch der beiden mitbekam. 'Die Welt der Lebenden also' Der Rabe lebte den Kopf ein wenig schief und schien nach zu denken. 'In meiner Welt sieht mich sonst niemand, es sei denn ich lade ihn ein und führe ihn.' Der Rabe zupfte dem Wolf ein paar Haare aus, oder suchte nach Ungeziefer und als hätte er welches gefunden ruckte sein Kopf ein zwei mal kurz vor und leicht in die Höhe. Dann sah er zu seinem Zwillingsbild, welches neben Taquarru'na herflog ohne einen Blick nach hinten zu werfen. 'Bist du ein Geistführer? Ein Schamane?' Neugierig und auch ein wenig aufgeregt wirkend hüpfte Cha'rhab alba ein wenig näher an Asad'hi heran und legte den Kopf diesmal auf die andere Seite schief.
Die große Katze sprang plötzlich in weiten Sätzen voraus, wurde dabei zunehmend stofflich: kupfergoldenes Fell, große Ohren mit schwarzen Pinseln, ein Schweif mit einer ebenso schwarzen Quaste und Pfoten groß wie Teller. Sie strich um die beiden anderen Blutzeichen herum, schlug spielerisch nach dem Raben auf taquarru'nas Rücken und stieß den massigen Wolf mit ihrem großen Kopf an.
'Bist du Teil der unsichtbaren Welt? Leitend oder verführend?' Es gab nicht nur freundliche Geister... Dann wandte sie den Kopf dahin, wo ihr Gegenpart schon eigentlich viel zu lange in der Trance verweilte. 'Und er?', der Blick der goldenen Augen glitt als nächstes zu cha'rhabs geisterhaftem Vogelzwilling, 'Ist er dein Herr?' Immerhin war er der mit den Füßen in der Welt der Lebenden... Sie verstand die Konstellation noch nicht.
'Ich bin ein Kind von tana'nin. Ich hätte shennen werden können, aber ich entschied anders.' Wieder glaubte der Rabe das Lachen zu spüren, dunkel wie eine Vibration. 'Sehr zum Leidwesen meiner Mutter.'
Aufgebracht schlug der Rabe kurz mit den Flügeln und krähte protestierend. Oder war es amüsiert? Er drehte sich auf dem Rücken den Wolfes um und hüpfte auf dessen Kopf. Taquarru'na schien weder das noch das anstupsen zu bemerken und wenn doch, war er wohl zu abgelenkt in der Realen Welt. Der Zwilling von Cha'rhab alba sah tatsächlich einmal zurück. 'Oh Er hat dich auch bemerkt, ist sich aber nicht ganz sicher, ob es mein oder dein Trugbild war.'
So stofflich wie Asad'hi wurde wurde auch der Zwilling deutlicher und mehr noch. Er schien nicht alleine zu sein. um ihn herum tauchten sehr kleine Schemen auf. Sie umkreisten ihn wie Monde einen Planeten. Cha'rhab alba betrachtete die Schemen und sah, nein erkannte, die Seele des Nekker, den Ion erst vor ein paar Wochen genommen hatte, als sie zu dritt ihn und Nikolavo angegriffen hatten, oder besser gesagt, zur falschen Zeit an den falschen Ort kamen. Der Nekker hatte die Beine angezogen und ruhte wie ein Baby. Als Schemen sah er gar nicht so bedrohlich aus.
Der zweite Schemen war ein Drachenfalke, der dritte ein Raptor und der letzte ein Mensch, auch sie schliefen wie Babys in einer unsichtbaren Eihülle.
'Wir sind zwei Herzen, die in einer Brust schlagen. Er ist der Wirt und ich bin der Traumschmied.' Ein Begriff den Toralar deutlich lieber benutzte als Verführer oder Incubus. Zumal es seine Leidenschaft war, die Träume der Leute zu besuchen, sie zu durchwandern, sie zu verändern oder gar komplett neu zu bauen. Wieder krahte Cha'rhab alba und breitete die Flügel aus. Er gesellte sich zu seinem Zwilling und legte sein Bild über das des anderen. 'Wir sind bald da.'

'Ich weiß.'
Sie war viel zu tief in die unsichtbare Welt getaucht, hatte sich von asad'hi davon reißen lassen und floss nun mit den Geistern. Sie mochte den Zustand, gab er ihren Sinnen doch ungleich mehr Weite und Schärfe, doch sie wusste auch um die Gefahr. Zu schnell verlor man sich selbst und der Schritt vom Traum in den Tod war nur noch ein kleiner. Aber sie zog sich trotzdem noch nicht zurück, denn etwas zupfte an ihr.
Ihr Name. Der aus der wirklichen Welt.
Die Katze wandte sich um, goldene Augen funkelten wie Irrlichter in der düsteren Nebelstadt und der lange Schwanz peitschte erregt. Nicht zu antworten war ihr selten schwerer gefallen, aber man durfte den Geistern nicht zu viele Fenster in die sterbliche Welt öffnen. Statt dessen wartete sie, bis Wolf und der Rabe mit den kuriosen Satelliten aufgeschlossen hatten.
Sie waren nun nah genug, dass auch asad'hi begann ihre Gestalt zu verschieben. Erst war da die große Katze, dann eine wie aus Sand geformte, hoch gewachsene Frau, die hier in dieser Schattenwelt nichts trug, außer ihrer Haut, die schimmerte wie Wüstenglas in der Mittagssonne. Sie ließ die Finger durch das Fell des an ihr vorbei schreitenden Wolfs gleiten, bevor ihre Hand sich nach einer der Kugeln ausstreckte und darunter eine Schale formte, als trüge sie das Kleinod mit dem geflügelten Wesen darin.
'Traumschmied. Geisterfänger. Schlafen sie?' Sie klang neutral, vielleicht vorsichtiger nun.
Als der Rabe ihr zu nah kam, zerfiel die Frau wie eine Sandburg, auf die die Sonne zu lange geschienen hatte und wurde weit voraus wieder zu asad'hi.

Cha'rab alba betrachtete sie genau und auf einmal war da noch ein ganz anderes Interesse an Asad'hi, denn die Gestalt der Frau gefiel ihm. Wobei alles was Brüste hatte und eindeutig weiblich war ihm gefiel. Toralar war da nicht sehr wählerisch.
Die Augen des Raben beobachteten die Bewegungen genau und für einen kurzen Moment schwieg er und krahte nur ein zwei mal. Auch nahm er eine seiner Federn in den Schnabel als wolle er sie richten, um ein schöneres Bild ab zu geben. 'Geisterfänger?' wiederholte er und nahm tatsächlich kurz die Kralle seines Fußes an den Schnabel, was eine überaus Menschliche Geste war. 'Ja. Sie schlafen, bis ihre Reise weiter geht. Ihre Körper sind bereits wieder Sand, Asche und Erde, und vergangen.'
Der zweite Rabe betrachtete Asad'hi nun ebenfalls. Das Bild der beiden floss kurz auseinander und für den Moment sah es so aus, als habe der eine ein blaues rechtes und ein violettes linkes Auge und der andere ein blaues linkes und ein violettes rechtes Auge. Erst als beide Bilder wieder zu einem verschmolzen waren, waren beide Augen violett mit einem roten Punkt in der Mitte und einem blauen Kranz drumherum.


Noch., wusste der menschliche Verstand hinter asad'hi. Noch war sie lebendig, Teil der wirklichen Welt, aus Fleisch und Blut, mit Herzschlag und Atem. Noch. Doch wer zu lange mit den Geistern wanderte, den holten sie auch gern zu sich. Es war verlockend und die Verlockung war umso größer mit dieser interessanten Begleitung. Sie musste achtsam bleiben und so näherte sie sich ihrem Körper wieder an, auch wenn die anderen noch zurück blieben. Worte kannten hier keine Distanz, daher erreichte cha'rhab albas Antwort sie dennoch und ließ sie im inneren gefrieren.
'Und dein Gegenpart? Fängt er sie? Gibt er sie irgendwann wieder frei?' Das Konzept war ihr vertraut, aber die Dauer war eine zu begrenzende und man musste respektvoll mit dem gefangenen Geist umgehen.
Die große Katze blieb vor dem Schatten der Stadtmauer stehen, nun fast stofflich zu nennen. Ein schönes Tier, geballte Muskelkraft unter goldkupfernem Fell, dabei einem Mann etwa bis an die Hüfte reichend.
'Mein Körper wird kalt.', sinnierte sie.

Cha‘rhab Alba krahte und hüpfte aufgebracht vor die Katze auf den Boden. Echte Sorge klang in seiner Stimme. ‚vergeht dein Körper gerade?‘ fragte er und sein Kopf wandte von rechts nach links auf die Seite. ‚mein Wirt kann dir helfen.‘ der zweite Rabe beobachtete seinen Zwilling nur. Es war schwer zu sagen, ob er wirklich sah oder nur so aussah als könne er alles sehen. Toralar wand den Kopf und Ion, der nun ebenfalls ganz leicht seinen eigenen auf die Seite neigte. Dann antworteten sie, beide als eine Stimme. ‚Nein. Nicht alle. Es ist kein Fangen. Das würde bedeuten das sie auf der Flucht waren.‘ Cha’rhab Alba breitete die Flügel aus und flog zu seinem Zwilling um sich auf dessen geisterhafte Schulter zu setzen. Nur ganz kurz, dann löste sich der Rabe auf und legte sich wie ein zweites Bild über die Gestalt, die mit beiden Beinen in der Realität stand. Die Gestalt löste sich auf und fiel in sich zusammen, so das der schwarze Staub nur so aufstob. Als sich das aufgewirbelte schwarz wieder legte stand nur Cha’rhab alba da. Er spreizte die Flügel und krahrte laut.

Die Katze drehte und senkte den Kopf ein wenig zu den Worten. Sie verstand, sie wusste nur noch nicht, wie sie es einsortieren sollte. 'Sie werden fehlen, irgendwo. Gibst du sie frei, zu gegebener Zeit?' Zumindest wirkten sie friedlich schlafend - damit konnte sie umgehen.
Zu char'rhab albas Sorge zog die Katze die Nase kraus und bleckte ansehnliche Fänge. 'Nein, der Zellenboden ist feucht und kalt.', schnappte sie. 'Noch schläft der Körper in Trance. Aber der Geist der Lebenden ist nicht gemacht, um allzu lange in der unsichtbaren Welt zu wandern. Man muss aus dem Traum erwachen, sonst geht man mit den Geistern.', erwiderte sie nachdenklich. 'Wieso seid ihr hergekommen?' Der spöttische Unterton kehrte zurück, als die goldenen Augen sich auf den Wolf richteten. 'Er schuldet mir eine Revanche, aber die ith'fiah wird mich kaum frei lassen, damit ich diese bekomme.'

Tatsächlich musste Cha‘rhab Alba einen Moment über die Frage nachdenken. ‚Bis jetzt haben wir keinen behalten.‘ diesmal war es die Tonlage in der Stimme die sich änderte. War es zuvor mehr ein krächzen so klangen die Woche nun klar und wohl artikuliert. Nur eine Mischung aus dunklen wohlklingenden und klaren sauberen Tönen. ‚Wir sind nicht bewusst zu dir gekommen. Es war Schicksal das sich unsere Wege kreuzten.‘ beantwortete der Rabe brav ihre Frage. ‚Aber sage mir. Wer ist ith‘fiah? Und welche Gestalt hat es?‘ der Rabe hüpfte aufgeregt neben Asad’hi her. Kurz sah er zurück und blieb stehen. Ihm war wohl die fluffige Hauskatze entgangen die bei ihnen war. ‚Ist das ….‘ beendete er die Frage nicht, denn die Worte Asad‘his lösen ihn neugierig den Kopf drehen. ‚Revanche? Und Taquarru‘na hat gewonnen?‘ das erheiterte Schmunzeln konnte man nur zu deutlich hören mit dem Cha‘rhab Alba sich wieder in die Luft erhob um wieder auf dem Rücken des Wolf mitzureisen. Er legte den Kopf auf die Seite und lauschte einer lautlosen Stimme. ‚Taquarru‘na kommt zu Besuch, wenn sie ihn lassen.‘

In einer nur als arrogant bis beleidigt zu deutenden Geste, hob die Katze die Nase empor, dazu leicht seitlich und schloss die schönen Goldaugen. 'Er hat mich betäubt. Unehrenhaft wie ein Mann eben kämpft.' Sie klang fast eingeschnappt. Hätte er Gift verwendet, sie wäre nun Teil der unsichtbaren Welt, aber ihr Stolz ließ diesen Gedanken nicht zu Wort kommen.
Dann sah sie cha'rhab alba wieder an, zerfiel zu einem Sandwirbel und wurde wieder zur Frau, diesmal wie aus Basalt - poliert und schimmernd. Die Form saß im Lotussitz, die Arme ausgebreitet, den Oberkörper in einem lautlosen Tanz in alle Richtungen wiegend. Fließende Wellen, die sich vom unteren Rücken bis in die Fingerspitzen fortsetzten.
'Ith'fiah ist die tanzende Schlange.' Sie führte die nun ölig schimmernden Arme empor und formte sie wie den Schild einer Cobra, während sie sich weiter wiegte.
'Er führt hier den Befehl und in der lebenden Welt nennt er sich Oberst von Sokolov.' Mit einem stimmlichen Ausatmen stieß sie die Hände zu den Seiten, als wolle sie Wände auseinander drücken - dann lachte sie dunkel. 'Niemand darf zu mir. Sag ihm das. Und sag ihm, er schuldet mir ein Schiff. Und eine Revanche.'

Der Rabe flatterte aufgeregt und löste sich in weißen Nebel auf. Er wirbelte zu Boden, nahm dort wie ein kleiner Wirbelsturm Staub mit in die Höhe und bildete vis a bis einen Körper. Er war nur schemenhaft und die Gesichts und Körperzüge schemenhaft. Schlank aber wohldefiniert. Die Haltung aufrecht mit einer Spur Lässigkeit. Lange Nebelstreifen schwebten über die Schultern herunter und bewegten sich in einem nicht vorhandenen Wind. Die Gestalt lächelte was aber schon leicht selbstgefällig wirkte. ‚Aber ich bin doch keine Brieftaube.‘ sagte er mit einem deutlich amüsierten Unterton. ‚Jarel wird merken das er nicht zu dir darf.‘ die Gestalt schwebte um Asad’hi s Erscheinung herum und sprach von seitlich hinter ihr an ihr Ohr. ‚Aber ich will mal nicht so sein und deine Wünsche bezüglich des Schiffes und der Revanche überbringen. Doch sollte es zu besagter Revanche kommen, möchte ich das gerne sehen.‘ die humanoide Gestalt löste sich auf und Cha‘rhab Alba flog an ihr vorbei um sich wieder auf den Kopf vom Wolf zu setzen. ‚Der eitle Taquarru’na wird von einer Frau verhauen. Alleine die Vorstellung…‘ der Rabe krahte abgehackt was durchaus als Lachen durchgehen konnte.

Ein Schauer überlief die schwarze Haut der Frau im Kerker, Härchen stellten sich auf und die wogenden Bewegungen wurden langsamer, fast träge. Ihr Kopf legte sich in den Nacken und etwas seitlich, als lausche sie jemandem auf der einen Seite oder böte jemand auf der anderen den schlanken Hals, die Augen geschlossen. Ihre Lippen bewegten sich in einem lautlosen Singsang, der nur unterbrochen wurde von langen, sehr bedachten Atemzügen.

Die große Katze schlug derweil nach der Gestalt halb neben und hinter ihr - wann sie wieder zur Katze geworden war, wussten nur die Geister. Die Gestalt löste sich auf, cha'rhab alba lachte krächzend... über den Gedanken, taquarru'na könne verlieren.
'Ohne Waffen... Gut möglich. Je größer, desto einfacher sind sie zu bezwingen.' Selbstgefällig konnte auch die Katze.
Sie erhob sie geschmeidig und schlich um den Wolf herum, auf dem der weiße Rabe hockte wie eine bizarre Krone. Die Umkehrung eines nilfgaardischen Helms, nur lebendig. Jagdlustig blickte sie zu ihm hinauf und die Schwanzquaste zuckte.
'Der Helm meiner Paraderüstung hat Rabenschwingen.', informierte sie ihn süffisant.

Cha'rhab alba sah an der Katze vorbei auf einen Punkt, der sich scheinbar außerhalb der Traum oder Geisterwelt befand. 'Jetzt nicht.' sagte er leise und wirkte alarmiert. In der Realen Welt waren sie gerade an der Wache angekommen. Jetzt konnte er sie fast schon Körperlich spüren. 'Ich sehe dich.' wiederholte er und krahte. Mit einem kräftigen Flügelschlag war er in der Luft, drehte sich um die eigene Achse, worauf aus dem Nebel, in den er sich verwandelte, ein Wirbelsturm wurde. Langsam schraubte sich dieser zu Boden und nahm eine Humanoide Gestalt ein. Doch dieses Mal sah es aus, als wäre er aus der realen Welt direkt in die der Geister gekommen. Sein Körper war fast unbekleidet. Die Stellen die bedeckt waren, sahen aus, als wären sie nahtlos auf die haut gemalt worden und die Ziernähte an den Seiten der Hose wie Adern gewachsen. Und die Kleidung wuchs noch weiter, wandelte die Hautfarbe in ein dunkles schwarz, die roten ziernähte in Gold. Die Füße wurden umwirbelt und es bildeten sich fast Kniehohe Stiefel. Der Oberkörper wurde von einer Art Rüstung bedeckt mit Schulterkappen die mit edlen streifen und Bögen verziert waren. Der Brustpanzer war natürlich mit den selben schönen Linien verziert und schmiegte sich perfekt an den Körper. Jeder Muskel wurde angedeutet und in Szene gesetzt. Aber der Brustpanzer hatte einen V-förmigen Ausschnitt, als trüge er ein Hemd, welches bis zur Mitte der Brust geöffnet war. Im krassen Kontrast dazu standen die fast hüftlangen schneeweißen Haare, die schimmerten, als würde Sonne tatsächlich auf frisch gefallen Schnee scheinen. Und sie bewegten sich permanent leicht, als wäre der Mann unter Wasser und die Haare schwerelos.
Von Oben sah er auf die Katze herunter und seine Miene wirkte überlegen, selbstsicher. Die Augen waren beide dunkelviolett. Im Gegensatz zu seinem Lebenden Wirt trug Toralar keinen Ziegenbart. Er blinzelte einmal langsam, als würde er sich in Zeitlupe bewegen.


Die Augen der großen Katze folgten der Wandlung reglos, doch aufmerksam und der Körper legte sich in der Haltung einer Sphinx nieder, auch wenn der Mann - oder was auch immer es war - so nur noch höher vor ihr aufragte. Der Respekt vor den Geistern würde in ihr immer allen Spott überwiegen. Bis hierhin war es ein Spiel gewesen, doch nun zeigte er eine Gestalt, die ihm selbst wohl am ehesten entsprach und das wiederum ließ sie vorsichtig werden. Dies war nicht ihre Ebene, vermutlich aber sein. Die Träumerin war nur Gast, die Trance sehr stabil, aber sie konnte nicht unterscheiden, ob das ihre eigene Kraft war oder ob er dieses Gespinst aufrecht hielt. Der zweite Fall wiederum könnte ihr nahtlos zum Problem werden, wenn sie ihn ungnädig stimmte und er beschloss, sie nicht gehen zu lassen. Dennoch konnte sie bei seinem Anblick einen Gedanken nicht unterdrücken: er nannte taquarru'na eitel und putzte sich nun heraus wie ein Pfau auf Brautschau...
Sandwellen liefen über asad'hi, als sie testhalber versuchte, wieder in die stoffliche Welt zurück zu kehren. Das Körpergefühl war sofort da, zog an ihr, doch sie zögerte. Es war nicht klug, den Geistern das ware Selbst zu zeigen, den Gegenpart. Doch war er wirklich ein Geist? Er sagte, sie waren zwei - er hier und sein Gegenpart in der wirklichen Welt. Nur war er realer als ein gewöhnliches Blutzeichen.
Wenn er ein Wandler war, wie sie, könnte es erklären, weshalb sie einander so wahr nahmen. Aber taquarru'na war für asad'hi nicht weniger real, nur bemerkte dieser sie scheinbar nicht.
'Kannst du die Grenze übertreten?', fragte sie unvermittelt. Ihr Kopf allerdings hob sich weiter in den Nacken, als es nötig wäre, um cha'rhab alba anzusehen. Die großen Ohren mit den Pinseln stellten sich aufmerksam ebenso auf.
'Ich höre euch. Ich höre ihn.', wobei ihr Blick auf den Wolf fiel. Eine Stimme, wie das ferne Beben eines Felsrutsches, eher spür- als hörbar.

Toralar lächelte und ging vor der Katze in die Hocke. Der restliche Nebel, der um ihn herum wirbelte sammelte sich auf seiner Schulter und ein weißer Rabe nahm Platz. Cha’rhab Alba mit aquamarin blauen Augen. Er krachte und putze sich die Federn. Auf der selben Blickhöhe wie Asad’hi betrachtete Toralar dienKatze genauer. ‚Ja.‘ beantwortete er ruhig und legte den Kopf nur minimal etwas auf die Seite. Die Welt um sie beide herum änderte sich, es war geringfügig. Hier neigte sich ein Grashalm im Wind der vorher nicht na war. Dort wurde das braun des Bodens heller und wurde zu Sand. Die Stadt und die Gebäude waren noch da aber sie standen nun auf Steppenboden. Ein Windzug wirbelte etwa Sand auf, so das es raschelte und rieselte. Immer mehr Halme von Steppengras neigten sich in einem nicht spürbaren Wind. Wurde es wärmer? Spürte sie Sonne auf ihrem Fell. Es flimmerte leicht und gaukelte Bewegungen vor, wo keine Waren wie eine Fata Morgana in der Wüste verdurstenden eine Oase suggerierten. Während der ganzen Zeit betrachtete Toralar mit Cha’rhab Alba auf der Schulter die Katze. Sein Blick glitt über jede einzelne Faser ihres Körpers. ‚Wieso bist du in einem Käfig? Asad’hi.‘

Er konnte also hinaus, so wie sie auch in ihr Blutzeichen schlüpfen konnte... Interessant.
Asad'hi drehte die Goldaugen in die Winkel, bevor ihr Katzengesicht sich ebenfalls auf den Mann ausrichtete - eine Art der Mimik, wie Nahuela selbst sie oft verwendete, doch von Angesicht zu Angesicht kannten sich die Lebenden noch nicht. Wenig katzenhaft. Unso katzenhafter waren die gebleckten Fänge und ein unwilliges Fauchen, das aus dem Uri stinkt des Jägers herauf kochte, als der Menschförmige sich ihr zu weit näherte. Doch eher, weil er sich ihr auch noch anderweitig zu nähern versuchte. Die Abwehr von Nahuelas Verstand gegen die suchenden Augen manifestierte sich im Unmut der Raubkatze. Keine Worte, aber eine eindeutige Warnung, seine Finger - welcher Art auch immer - bei sich zu behalten.
Doch sie wich auch nicht zurück, grub nur beeindruckend lange, gebogene Krallen in den Sand, der nicht jener ihrer angestammten Heimat war. Ebenso wenig das Steppengras. Der Ort war ihr gänzlich fremd.
Einen Moment zögerte asad'hi bei der Frage, weil sie sich nicht ganz sicher war, wen er meinte. Dann ließ sie tatsächlich die Vorsicht fahren. Die Katze zerfiel abermals zu Staub, feiner und roter wie das, was die Illusion bot und einige Herzschläge lang hockte der feingliedrige Mann allein vor einem Haufen Dreck. Dann fiel ein Schatten über seinen Rücken und den umliegenden Sand.
Nahuela hatte die Uniform der Kapitänin gewählt, der Zweireiher bis zum Hals geschlossen, auf der Brust die goldene Sonne mit der Seeschlange. Auf den Schultern ihre Rangabzeichen und auf dem Kopf einen Hut, dessen Krempe ebenfalls in drei spitz auslaufende Segmente geteilt war. Am Gürtel ihr *sabarra* und die Peitsche, die sie zuweilen als Argument gegen Trägheit einsetzte. Die langen, kräftigen Beine in gut geschnittenem Tuch, kniehohe Stiefel. Wenig Leder, dafür viel Leinen und Wolle. Typische Seemannskleidung - niemand hielt lange in nassem Leder durch.
'Weil ich der Feind bin.', antwortete sie todernst.
Ihre humorlose Rolle.

Langsam richtete sich Toralar wieder auf und betrachtete die Frau mit der Haut wie dunkle Schokolade. Die Rangabzeichen und die Uniform beeindruckten ihn wenig, konnte er damit nichts anfangen. Mit der Frau als solche konnte er mehr anfangen. Sie war für eine Frau in dieser Welt recht groß und hatte ein ungewöhnliches Erscheinungsbild. ‚So sieht der Feind aus?‘ fragte er schmunzelnd und ging um sie herum. ‚Dann will ich nicht unter Freunden leben.‘ seine Gestalt bewegte sich wie ein Geist, auch wenn seine Füße sich bewegten. ‚Und wir dachten, wir sind der Feind.‘ erklang es zweistimmig. Cha’rhab Alba krahte laut und schlug mit den Flügeln.

'Immer eine Frage des Blickwinkels. Bei dir, wie bei mir.'
Sie ließ die Musterung stumm über sich ergehen. In der lebendigen Welt hatte sie Männer schon für weniger Dreistigkeit Kiel holen lassen oder selbst ausgepeitscht, doch hier herrschten andere Mächte. Hier herrschten die Geister und Toten, und so lange sie nicht genau wusste, was dieses astral wirkende Wesen mit der Dreigestalt war, würde sie nichts tun, was es erzürnen könnte. Doch das Lächeln erwiderte sie nicht.
Statt also, wie eigentlich gewohnt, forsch zu reagieren, tat sie, was ihre Mutter ihr stets geraten hat: aushalten und die Geister spielen lassen, bis sie die Lust verloren. So lange es sie nicht selbst angriff.
Nahuela blickte also wieder zum Wolf, tat einen durchaus weniger ätherisch wirkenden Schritte und legte ihm die Hand auf die von dichtem Fell überwucherte Schulter.
'Warum siehst du mich, Traumschmied, und er nicht? Eure Funken sind gleichermaßen hell für mich. Kann taquarru'na die Grenze auch überschreiten?' Zumindest asad'hi fühlte sich zum Wolf hingezogen, während Nahuela ihn wie die meisten Männer solchen Kalibers zunächst als Gegner betrachtete. Wahlweise Beute.
Ihr Blick wandte sich über die Schulter dem seltsamen Pärchen zu. 'Und er? Sieht er? Hast du überhaupt einen wirklich Gegenpart in der lebenden Welt?', äußerte sie ihr leises Misstrauen.

Toralar gesellte sich zu dem Wolf, blieb sogar in seiner Form bestehen. Sein Blick glitt über ihre Bewegungen zu Taquarru'na und tatsächlich schien er über die Frage nach zu denken. 'Ich kann dir nicht sagen, warum wir gleich leuchten für dich. Wir könnten unterschiedlicher nicht sein.' Neugierig hockte sich Toralar von Taquarru'na hin und betrachtete diesen.
Bei der Frage mit dem Gegenparkt musste er schmunzeln und richtete sich wieder auf. Er suchte den Blick ihrer Augen. 'Wenn du in einem Käfig verrottest, wirst du es nie heraus finden. Aber einmal gesehen, finde ich dich schneller wieder in er Welt der Geister und der Träume. Und während dein Fleisch alt und dein Körper schwach wird, kann ich dich im Traum für immer so sehen, wie ich es möchte. Jung und wild, oder genauso alt und gebrechlich.' Den Kopf wieder leicht neigend hob er die Hand und nahm Cha'rhab alba auf die Hand, wie einen dressierten Vogel.
Sein Bild flackerte, wurde durchsichtig und löste sich wieder in Nebel auf. Er wurde wieder zu Cha'rhab alba und legte sein Abbild über das des zweiten Raben. 'du wirst mich erkennen, sollten wir uns wiedersehen.' Und dabei ließ er die Frage unbeantwortet, ob er wirklich lebte oder nicht. Sie bewegten sich alle drei weiter und verteilten sich ein wenig, wobei Cha'rhab und die Hauskatze zusammen blieben und sich ein anderes wesen dazu gesellte, während Taquarru'na sich ebenfalls zu einem anderen gesellte.


Sie hatte bereits geahnt, dass sie einen Fehler beging, indem sie ihre wirkliche Gestalt zeigte, aber nun war es zu spät. Dafür hatte sie eine Information gewonnen, die ihr mehr über die Art dieses besonderen Geistes verriet. Nur war sie den Preis wert? Das konnte nur die Zeit zeigen. Seine Worte erschreckten sie allerdings nicht. Ihr Volk hatte eine solide Einstellung zu Werden, Reifen und Vergehen. Jeder Lebensabschnitt hatte seine Berechtigung, jedes Alter seine Aufgabe und selbst der Tod war kein Grund für Angst.
Die Figur des Kapitänleutnant zerfloss oder besser: die Uniform löste sich auf und wurde zur Tracht der Faithel. Weiblicher, offener. Fell, Leder und Bänder statt Leinen und Walk. Das Schwert wanderte auf den Rücken, wo die Kleidung Haut zeigte, sah man auf dieser schwarze Linien und Punkte, die in der unsichtbaren Welt pulsierten und sich wanden.
'Es ist nicht schlimm. Wenn ich in diesem Käfig sterbe, gehe ich zu den Geistern. Welches Bild du dann behalten willst, ist dir überlassen, aber es ist nur ein Bild.' Sie wandte den Blick in die Richtung, in der ihr Körper war. 'Ich sollte bald gehen.' Abwesend strich sie taquarru'na über den Kopf wie einem überdimensionierten Schoßhund.
'Bring ihm meine Botschaft, Traumschmied.' Nun lächelte sie, doch es geriet eher freudlos. 'Und sei gewiss, auch ich kann dich finden.' Damit zerfaserte ihre Gestalt, löste sich in Sand auf, den ein Windstoß in Cha'rabs Richtung trieb. Dann war sie fort.

Nur um, einmal so fest in der unsichtbaren Welt verankert, noch durch diese zu eilen und den vertrauten Geist zu suchen, an den sie ha'daja band. Fennek leuchtete nicht, aber Fennek hing an ihr wie an einer Leine und umgekehrt, entsprechend war es nicht schwer sie ausfindig zu machen. Bei ith'fiah. natürlich, aber die Schlange wirkte blind... Nahuela strich fennek über den Kopf und flüsterte: 'Komm morgen zu mir. Ich muss dir ein paar Dinge beibringen.' Keine Bitte, wie eine Gefangene an den Kerkermeister, eher eine Anweisung. Mal wieder. Dann löste sie ihre Verbindung zur unsichtbaren Welt.

In ihrer Zelle schlug Nahuela die Augen auf und schnappte heftig nach Luft. Ihre Glieder waren steif, ihre Haut kalt wie Eis. Ihr Puls jagte sofort in die Höhe und sie atmete heftig gegen ein Gefühl des Ertrinkens an. Die Serrikanierin kannte den Effekt einer langen Trance, aber so etwas war ihr noch nie passiert. So wirklich.
Sie brauchte lange, bis sie wieder Gefühl in ihre Beine massiert hatte und der Schmerz, der damit einher ging, ließ sie ächzen. So eine blöde Idee auch, aber wer konnte auch sowas ahnen?
Sie lauschte, doch ohne asad'hi konnte sie kaum etwas von oben hören.
Zitternd wickelte sie sich in die fadenscheinige Decke auf ihrem Bett und rollte sich zusammen.
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Das sie träumte und nicht in Trance war, bemerkte sie immer daran, dass asad'hi sie begleitete anstatt Teil von ihr zu sein. Die große Katze war an ihrer Seite und sie war Mensch, zwei verschiedene Wesen, obwohl das nicht der Wahrheit entsprach. Ein Traum also, nur galt es zu entscheiden, ob er als Warnung der Geister diente, wie jener vor dem Angriff auf ihr Schiff oder ob es nur eine harmlose Zerstreuung ihrer ewigen Begleiter war. Immerhin war ihr Verstand wach genug, um zu erkennen, dass es ein Traum war und darum konnte sie dem entspannt begegnen.
Zunächst war da ohnehin nur ein graues, formloses Zwielicht, in welchem sie mehr schwebten als standen.
mel chabarr, asad'hi?
Ein Traum, ganz sicher. Im Traum sprach sie meistens ihre Muttersprache. Nahuela blickte auf asad'hi hinab und die goldenen Augen der Katze schauten zurück. Um sie herum explodierte das Nebelgrau, ließ die beiden Gestalten zum Epizentrum einer Welle werden, die sich in alle Richtungen gleichzeitig ausbreitete und dabei Farben aus dem Nichts riss. Oben entfaltete sich ein Nachthimmel übersäht von Myriaden von Sternen, unten der trockene Wüstensand, noch heiß von der Sonne. Vor ihr die Zelte des Clans, kreisförmig um das große Zelt der shennen angeordnet Fackeln, ein zentrales Feuer. Sie hörte Trommeln, roch den vertrauten Geruch von istiqu'bal; eine Mischung aus den Speisen, in den Feuern verbrannten Kräutern, versengtem Haar und schwitzenden Leibern.
Plötzlich wollte sie tanzen und wie es Träume so an sich hatten, musste sie nicht hinüber gehen, nicht warten. Von einem Herzschlag zum nächsten tanzte sie mit den anderen Frauen wild um das Feuer, die schwarze Haut glänzend vom Schweiß, im starken Kontrast dazu die Muster aus Kreideschlamm darauf. Das Haar flog ihr in vielen, langen Zöpfen um den Kopf, die Ringe und Perlen darin klirrten. Männner trommelten den Takt, sangen die Lieder, die zum istiqu'bal gesungen wurden, während die Frauen die Geister mit ihrem Tanz anriefen, den einen zu senden, der zu ihrer shennen kommen sollte. Dabei sprang immer wieder eine durch die Flammen, angetrieben vom Gesang und den harten, kehligen Lauten, die die Frauen ausstießen. Auch Nahuela sprang, fühlte die beißende Hitze, roch die Kräuterdämpfe, flog, landete, tanzte weiter.
Der wissende Teil von Nahuelas Verstand begriff, dass sie ihrem eigenen Empfang beiwohnte, dem istiqu'bal bei dem ihre Mutter sie empfangen hatte. Das Kind beider Welten. Sie konnte also nicht mit den Frauen getanzt haben und tat es nun doch...
mel chabarr, asad'hi?
Kaifa?
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Avarion DeSpaire
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Schon seid sie von der Wache weggegangen waren, versuchte Toralar den Kontakt zu Asad'hi wieder her zu stellen, sie zu finden, sie zu spüren. Aber da war nichts, bis jetzt. In all den Träumen, die in dieser Nacht in Nowigrad geträumt wurden, hatte er sie gesucht und beinahe wäre er auch an diesem Traum vorüber gezogen, ohne zu bemerken, zu welcher Person er gehörte.
Er verweilte, tastete nach den Schwingungen die ihre Person auslöste und betrat ihren Traum, wie er es bei jedem anderen auch tat. Unsichtbar. Gekommen um zu beobachten, zu erfahren, zu lernen. Er betrachtete die Umgebung und prägte sich das Szenario ein. Unsichtbar trat er neben sie. Die Wärme des Sandes konnte er nicht spüren, den Träume waren nicht materiell heiß. Es waren ihre Erinnerungen an warmen Sand, die diesen für sie sich warm anfühlen ließ. Es waren ihre Erinnerungen an den Duft von verbrannten Kräutern. Unsichtbar bewegte er sich um sie herum, tanzte ausweichend mit ihr, denn eine Berührung konnte ihr die feinen Härchen auf den Armen aufstellen. Er traute Asad'hi zu, dass sie ihn dann wahrgenommen hätte.
Noch ein wenig bewegte er sich wie ein Lufthauch zwischen den Frauen hin und her und zog sich dann auf einen etwas höheren Punkt zurück, um das ganze etwas realer zu betrachten. Er wählte ein Zelt das zwischen ihr und dem Mond stand und setzte sich als geisterhaft durchscheinender Rabe auf einen Pfosten. Die Szene war auf seine Art leidenschaftlich und hemmungslos. Intensiv und wild. Er betrachtete die Katze und die Frau gleichermaßen, prägte sich ihre Bewegungen ein. Beinahe konnte er spüren, wie auch sein herz schneller schlug, obwohl er nicht tanzte.
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Nahuela Mughwadi
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Die Trommeln wurden immer treibender, die Bewegungen schneller. Der Schweiß rann Nahuela in im Feuerschein glühenden Perlen über die Haut und ihr Herz hämmerte den Takt der Trommeln. Drehen, springen, weit ausladende Bewegungen von Nacken, Torso, Becken, untermalt von wirbelnden Armen und klirrenden Zöpfen.
Und dann, mit einem Schlag fielen alle Tänzerinnen zugleich in eine Starre, die Arme zum Himmel gereckt. Nahuela stieß als erste einen lauten, trillernden Ruf aus; gebildet mit Zunge und Kehle erinnerte er an den Schrei des Wüstenfalken. Die anderen fielen ein, erst disharmonisch, dann fast wie eine Stimme. Die Trommeln schwiegen und aus der Mitte der shennen-magqua trat Balendurlath, der erste unter den Dienern der shennen. Groß, hager, schwarz wie die sie umgebende Nacht.
Das Tanzen begann von Neuem, doch Nahuela stand inmitten des Wirbels und doch abseits. Asad'hi strich um ihre Beine wie eine überdimensionierte Hauskatze und stieß leise keckernde Laute aus, zitterte mit den langen Schnurrhaaren und blickte an ihr vorbei, empor.
"Ma tha bikch, asad'hi?" Nahuela strich durch das Fell der Großen Katze und fühlte die Verbindung über die normale Einheit mit dem Blutzeichen hinaus. Und sie spürte es mit einem Mal auch, wandte sich um und blickte mit den gleichen goldenen Katzenaugen empor zur schimmernden Gestalt des Raben. Da war er wieder, doch diesmal in ihrem Traum und nicht in der Geisterwelt.
Die Schlafende rollte sich unruhig auf die andere Seite, ihr Traumbild wechselte ohne Aufhebens aus dem Kreis der Tänzer empor in luftige Höhe. Was in der realen Welt die Physik schlicht verbat, war hier ganz leicht: hoch aufgerichtet, in der Tracht der Faithel stand sie auf der benachbarten Zeltstange, lediglich auf einem Fußballen, reg- und irgendwie schwerelos.
Wortlos musterte sie den, der sich Traumschmied genannt hatte und dem sie stumm den Namen Traumdieb gab, denn dies war ihre Geschichte, erzählt von ihrer Mutter, gemalt mit den Erinnerungen aus anderen Begebenheiten dieser Art. Sie wandte den Blick ab...
Unter ihnen ging das Treiben wie in Zeitlupe weiter. Balendurlath wurde mit farbigen Handabdrücken übersäht, nachdem ihm die Tänzerinnen jeden Fetzen Stoff bis auf einen Lendenschurz vom Leib gerissen hatten. Sie tauchten ihre Hände dazu in bereit stehende Töpfe, gefüllt mit bunten Schlämmen. Er selbst geriet in Trance, schüttelte sich, zitterte und wurde schließlich durch die Flamme geführt, um den Geist zu empfangen, den Zerrikanterment ausersehen hatte. Ihren wahren Vater.
Nahuela sah zu, wie asad'hi sich auflöste und in den Mann fuhr, ihn ausfüllte und mit ihm in dem großen Zelt verschwand.
Die goldenen Augen, die im menschlichen Gesicht der Frau unwirklich glommen, richteten sich wieder auf den weißen Raben. Normalerweise träumte sie kryptischer, weniger zusammenhängend erzählt. Ob er damit etwas zu tun hatte? Einladend hob die Frau die Hand, wie ein Falkner, der seinen Jagdgefährten zu sich bat und wartete.
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Avarion DeSpaire
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Die Szene gefiel ihm, sie gefiel ihm. Dem Inkubus gefiel die Intensität in der sie träumte.
Jede Faser ihres Körpers sog er mit seinen Blicken auf und er beobachtete den Mann, der in dem bizarren Ritual bemalt wurde. Gerade als er ins innere des Zeltes verschwinden wollte, bemerkte Cha'rhab alba dass er genauso beobachtet, wie er selber das geschehen beobachtete.
Der Rabe wand den Blick. Und er war überrascht. Normalerweise sind Träume Verarbeitungsprozesse des Gehirns. Man war hilflos seinem eigenen Traum ausgeliefert und konnte nicht aktiv einwirken. Menschen konnten Träume deuten und aus ihnen lesen, wenn sie mit den Geistern Verbunden waren. Aber das Asad'hi anders war, hatte er schon bemerkt. Sie hatte ihn tatsächlich bemerkt und mehr noch, ihre Gestalt interagierte mit ihm. 'unmöglich' Ungehalten krahte er und kurz war er versucht einfach seine Gestalt komplett unsichtbar werden zu lassen und sich der Situation zu entziehen. Doch war er auch neugierig auf sie und aufgedreht wie ein junges Kind.
Wie ein Vogel hüpfte er einen Schritt zur Seite, breitete die Flügel aus und kam tatsächlich zu ihr herüber geflogen. Während jedes Flügelschlags wurde er materieller und sichtbarer. Seine Federn schimmerten, als fingen die Fasern jedes bisschen Licht ein. Zielsicher landete er auf ihrer Hand, als wäre er der Falke, den sie rief.
Obwohl seine Krallen Messerscharf waren, schnitten sie nicht in das Fleisch der schwarzen Frau. Er betrachtete sie von nahmen aus seinen beiden violetten Augen.
Worte erklangen keine. Lediglich legte er den Kopf leicht von rechts nach links.
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Nahuela Mughwadi
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Die Traumgestalt Nahuelas verschwamm und wogte kurz, wie ein Spiegelbild in aufgewühltem Wasser, als die Krallen des Raben sich um ihre Faust schlossen. Sie träumte ihn leicht wie einen Falken und nun, da er in ihre Traumrealität gekommen war, wirkte er sehr stofflich. Aus der Nähe betrachtet, erkannte sie, dass er nicht ganz weiß war. Hier und da schimmerte es silbrig im schneeweißen Federkleid, wie gefangenes Mondlicht. Seine Augen waren wieder violett uns begegneten Nahuelas unmenschlichem Gold direkt und ein wenig... missmutig? Die Serrikanierin neigte den Kopf zum Gruß, auch ein Stück weit zum Dank, dass er herüber gekommen war.
"Fukran, cha'rab alba." Dann nahm selbst ihre Traumstimme einen leicht spöttischen Ton an. Dieser schien ihr wohl in Mark und Bein zu stecken, sodass sie ihn bewusst unterdrücken musste. Etwas, was im Schlaf nicht geschah. "Verfolgst du mich nun schon aus der Geisterwelt hinein in meine Träume?" Der Schlaf, der kleine Tod, bot viele Schnittpunkte mit der Geisterwelt und in ihrem Fall waren es aus verschiedenen Gründen sehr viele und sehr weite Korridore, durch die ihr die Geister Botschaften sandten. Nahuela hatte gelernt zuzuhören, aber sie hatte aus ihrer letzten Begegnung auch verstanden, dass cha'rab alba nicht einfach nur ein Geist war. Er hatte gesagt, er könne die Grenze übertreten und auch wenn er sich dazu weiter nicht geäußert hatte, so wusste die Frau dadurch immerhin, dass mit ihm Vorsicht geboten war.
Und nun hatte er ihren Traum gefunden, in einer Stadt von tausenden Schlafenden. Er hatte auch gesagt, sie würde ihn erkennen, wenn sie sich wieder sahen, nur hatte sie nicht erwartet, dass dies in einem Traum geschah. Vorsichtig hob sie die andere Hand und strich dem Raben mit dem Rücken des Zeigefingers über das Brustgefieder, wie sie es früher bei einem Jagdfalken getan hatte. Obwohl man sie immer dafür rügte.
"Du kommst nicht wie die anderen, um mir Rätsel zu stellen oder eine Warnung zu schicken, nicht war?" Nur der Traum war seltsam real und auf seine Art ungewöhnlich.
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Avarion DeSpaire
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Cha'rhab alba schloss für einen kurzen Moment die Augen und genoss die Streicheleinheiten. Er drehte den Kopf leicht kurz Seite, um sie besser dran zu lassen. Die Stimme die erklang wurde nicht über Stimmbänder übertragen, aber sie konnte sie hören, als würde er normal zu ihr sprechen. "Du hast mich gefunden in den Straßen der Stadt, jetzt habe ich dich gefunden. Wie ein funkelnder Stern unter tausenden hat deiner im Rhythmus der Trommeln pulsiert." Der Rabe öffnete die Augen und sah in ihre. "Ich musste seinem Rufen nur folgen und bin zielsicher angekommen." Das das nicht ganz die Wahrheit war, sagte er nicht. "Ich war wie ein verlorenes Schiff auf hoher See gewesen und hatte mich zuvor an allen möglichen Sternen orientiert. ich trieb umher, ziellos und rastlos."
Der Rabe löste sich auf, als ein Windhauch durch die Wüste zog und der aufgewirbelte Nebel formte sich zu dem Mann, den sie schon kannte. Nur war die Kleidung eine andere. Gerüstet war nur noch ein Arm und über einen Gurt, der quer über die Brust zur Hüfte führte, war ein schwarzes langes Tuch fixiert. Seine Augen waren komplett violett, Pupille und der Rand der Iris waren nur minimal dunkler. Über den äußeren Augenwinkel verteilte sich das violett in schwungvollen schmalen Linien bis auf die Wange und eine Linie zum Haaransatz über der Schläfe. Seine Haut wirkte, als würde sie vom Licht einer untergehenden Sonne leicht gelblich beschienen. Ab den Ellenbogen vermischte sich der Hautton allerdings mit einem helleren violett und färbte so die ganze Hand dunkler. Seine Fingernägel waren länger als es bei einem Mann üblich war und erinnerten bei ihrer Spitz zulaufenden Form ein wenig an Krallen. Langsam hob er den Arm, berührte einen besonders hellen Stern im Himmel und schob ihn zu Seite, wie man auf einem modernen Tablett ein Bild weiter wischte. Die Szene unter ihnen gefror einen Moment, lief blitzschnell rückwärts und der Tanz fing von vorne an. Als der Mann bemal wurde und danach im Zelt verschwand, deutete Cha'rhab alba auf ihn. "Was ist das für ein Ritual?" fragte er voller jugendlicher Neugier und dabei war er schon unendlich alt. Jede Wiedergeburt hatte den Nachteil, das der Dämon von vorne anfing und sich erst über die Jahrhunderte an seine vorherige Existenz erinnerte. Aber dieses Ritual hier, war ihm gänzlich unbekannt. Und doch ließ es etwas in ihm erklingen, es lockte und rief.
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Nahuela Mughwadi
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Cha'rhab alba ließ sich die Liebkosung gefallen und redete Unsinn, ohne ihre Fragen wirklich zu beantworten. Glauben würde sie diesem ungewöhnlichen Geist nur bedingt etwas, dazu hatte ihre Mutter sie zu oft und zu intensiv zur Vorsicht gemahnt. Aber sie schwieg, ließ nur die Hände sinken, als er sich in die nahezu menschliche Form begab, welche sie schon kannte. Nur deutlich leichter bekleidet - natürlich glitt der Blick der Frau an dieser Erscheinung hinab und wieder hinauf. Die krallenhaften Nägel fingen ihren Blick etwas länger, ebenso der definierte Torso und die Linien in seinem Gesicht. Sie würde lügen, hätte sie behauptete ein ästhetischer Körper spräche sie nicht an.
Ihre Vorsicht verfestigte sich, als er so einfach nach dem Stern griff und ihren Traum anhielt - zurück drehte - nach seinem Willen manipulierte. So etwas taten die Geister nicht. Entweder sie sandten von ihnen geschaffene Traumbilder als Botschaft oder asad'hi begleitete sie durch einen Traum, den ihr Unterbewusstsein schuf, griff aber nicht ein. Dieses Wesen allerdings vermochte die Bilder zu berühren, die ihr Unterbewusstsein malte, weil... weil sie ihn herein gebeten hatte? "Das solltest du nicht tun, wenn ich dich weiter für einen Geist halten soll." Noch blieb es der spöttische Ton.
Sie folgte seinem Blick und dem ausgestreckten Arm.
"istiqu'bal. Ein Zeugungsritus.", erklärte sie schlicht. Sie ging damit so offen um, wie mit allem Natürlichen. Doch statt zum Vorgehen unten auf dem Tanzplatz hinab, blickte sie zum Sternenhimmel empor. Der Traum hatte die Intensität und Dichte einer Trance und doch war es keine, dies war nicht die Ebene der Geister, aber sie konnte die Richtung führen. Ein seltsames Gefühl. Sie hob die Hand und ihr war, als fließe die Substanz des Traums durch ihre gespreizten Finger, bereit geformt zu werden. Sie wies zum Nachthimmel. "Unsere Zeitrechnung folgt den Sternen und immer dann, wenn der Drache am Himmel steht, sendet Zerrikanterment, der Große Drache, auserwählte Geister zu den shennen der Stämme." Dort, wohin sie wies, formte sich um eine Gruppe von Sternen das nebelhafte Bild eines Drachen. Es erstreckte sich fast über den ganzen östlichen Horizont und erinnerte in seiner Form eher an eine Schlange mit Klauen und peitschenartigen Barteln an der langen, schlanken Schnauze. Flügel suchte man vergeblich. Zugleich erklangen aus dem großen Zelt zu ihren Füße die lustvollen Laute einer Frau, während die Trommeln wieder einsetzten und das Tanzen seinen Lauf nahm. Auch die Tänzerinnen würden sich nach Belieben noch vergnügen, aber noch war ihre Aufgabe nicht beendet.
"So schaffen die shennen eine Verbindung in die Welt der Geister und die Kinder eines Drachenjahres gelten als Kinder beider Welten." Nahuela griff ohne Scheu nach der Klauenhand ihres 'Gastes' und mit dem nächsten Lidschlag standen sie mitten zwischen den Tanzenden. Das Bild gefror.
"An anderen Orten der Welt feiert man ein ähnliches Fest. Sie nennen es Belleteyn, doch es kommt häufiger vor, denn der Norden rechnet nach dem Elfenkalender. Nach diesem Kalender findet istiqu'bal etwa alle zehn Jahre statt.", erklärte sie bereitwillig, während um sie herum dunkle Körper in allen möglichen Haltungen zu Statuen erstarrt waren. Sie blickte char'rhab an und ihre Augen waren wieder vom Schwarz der Menschenfrau.
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Avarion DeSpaire
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Ihren Blick konnte er spüren und genoss es sichtlich, denn seine Augen betrachteten die ihren, als sie ihn musterte. Schamgefühl war ihm gänzlich fremd. Es war mehr eine Konditionierung seines meist hochgeschlossenen Wirts, die ihm den Reiz und das Spiel mit Kleidung lehrte. Sie nahm ihn an die Hand. Irritiert sah Cha‘rhab Alba auf seine ihre Hand herunter und folgte. Sie berührte ihn wie selbstverständlich, ohne scheu, ohne Angst und ohne Absichten. Ein Paarungsritual also. Natürlich. Was auch sonst. Er schmunzelte. Zumindest wusste er jetzt was bei ihm diese Anziehung ausgelöst hatte.
Inmitten der in der Bewegung eingefrorenen tanzenden ah er sie sich von nahen an. Wäre er ein normaler Mann hätte er alleine schon von den erregend anzusehenden Tänzen einen Ständer gehabt. Aber er war kein normalsterblicher. Und doch fand er die ganze Situation erregend. Schade das die Geräusche aufgehört hatten, die so lustvoll aus dem Zelt drangen.
Eine Frage brannte immer heißer in ihm. „Konntest du schon immer deine Träume beeinflussen? Ist es dann für dich überhaupt noch ein Weg weisender Traum, wenn du Einfluss nehmen kannst?“ Irgendwie konnte er sich die Frau, die sich ihm in Uniform gezeigt hatte nicht als Mutter vorstellen. Als Partnerin für einen wilden Akt durchaus. Er drehte sich um die eigene Achse, soweit ihre haltenden Hände das zuließen. Ihre Gestalt fand er nicht mehr unter den tanzenden.
Das Licht, welches die Szene erleuchtete, berührte etwas auf oder in seiner Haut. Da waren Linien auf seiner Haut, wie eine unsichtbare Tätowierung die im passenden Lichteinfall kurz silbern schimmerten. Ihr Weg war wohl gewählt und schmiegte und umschmeichelte die einzelnen Muskeln und Körperregionen. Es bildete ein Gesamtkunstwerk vornehmlich auf seinem Rücken, den Schultern, den Oberarmen. Die Linien verliefen sich auf den Schlüsselbeinen und über die seitlichen Bauchmuskeln nach vorne. Ein zeugungsritual. „Wessen Ritual?“
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Nahuela Mughwadi
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"Die Trance kann ich beeinflussen, einen Traum normalerweise nicht.", antwortete sie. Woran es lag, dass dieser Traum anders war, konnte sie nur spekulieren. Vielleicht lag es an ihm und sie war nach ihrem letzten Treffen nicht wirklich aus der Geisterwelt heraus getreten, sondern hing noch mit ein paar Fäden darin fest. Ohne ha'daja durchaus möglich. Oder es gab einen anderen Grund, den eine shennen kannte, sie aber eben nicht. Fest stand, ihre Träume konnte sie in der Regel klar sehen und auch nach dem Erwachen widergeben, um sie zu deuten, aber ihnen Richtungen vorgeben, das konnten nur Menschen, die man Oneiroskopisten nannte und von denen Nahuela bisher nur in Nilfgaard gehört hatte.
Sie entließ cha'rabs Hand und als er sich einmal ganz gedreht hatte, stand da ein Kind von acht oder neun Jahren, das neugierig die Muster auf seiner Hsut betrachtete.
"Meines.", antwortete das Mädchen mit einem Schulterzucken. Dann zeigte sie auf das große Zelt und es löste sich auf, nein wurde transparent. Das Paar darin war ebenso erstarrt wie alle um sie herum. "Kein gewöhnlicher Mann darf eine shennen berühren. Der Geist asad'hi hat ihn genommen und wird seinen Verstand ausbrennen, denn ein Mensch hält einen Geist dieser Größe nicht aus. Nach der Zeugung wird er Zerrikanterment geopfert. Die ith'fiah nehmen ihn und er geht zurück in den Kreis.", erklärte das junge alter Ego von Nahuela.
"Bei meinem Volk gilt noch das Gesetz der Damenwahl." Ein Matriarchat, Clans beherrscht von Frauen. Männer, die ihren Wert auf vielerlei Art beweisen mussten, um Nachkommen zu zeugen und wenn es sie wie in diesem Fall Verstand und Leben kostete. Hier zollte man Frauen Ehrerbietung und Respekt, allein schon ihrer Funktion als Lebensspenderin wegen, doch besonders den spirituellen Führerinnen. Dies war für Nahuela lange Gesetz und Normalität gewesen, bis...
Gedanken flogen schnell und es reichte dieser eine kurze Moment einer Assoziation, um ihr den Traum zu entreißen und zu drehen.
"Nicht...", ein Hauch, doch es war zu spät, der Gedanke gefallen. Um sie herum änderte sich die Szenerie. Die Wüste verschwand, an ihre Stelle trat kalter Marmorboden und von der Decke fiel ein Labyrinth aus roten Seidentüchern, manche mit Gold bestickt, andere einfach gehalten. Sie wehten in einem nicht spürbaren Wind und es hätte ein angenehmer Ort sein können, doch das Grundgefühl des Traums war das eines Alps. Dies war ein immer wieder kehrender Alptraum und damit einher ging ein tief wurzelnder Selbsthass, der nur noch überflügelt wurde durch den Hass auf den Mogul.
Auch Nahuelas Gestalt hatte sich erneut verändert. Zwar noch immer jünger als ihr jetziges Ich, doch mehr Frau als das Mädchen von eben. Ihr Körper trug die Zeichen eines Kampfes und schlechter Behandlung. Ausgehungert an Leib und Seele. Mit ihnen war eine dritte Gestalt zwischen den Tüchern erschienen: ein Elf in schwarzer Rüstung, dem Nahuelas Gehirn die Züge ihres dämonischen Begleiters gegeben hatte. Er regte sich nicht, wirkte wie eine Statue und nur das weißblonde, fast silberne Haar bewegte sich in diesem unmerklichen Wind.
Nahuela ging auf ihn zu, bewegte sich in der gewohnten Bahn dieses Traums, aber sie sprach zu cha'rab. "Er sieht dir ein wenig ähnlich." Ihre Stimme klang monoton.
Der Elf zog ein Schwert und Nahuela wusste, in Wirklichkeit war sie es gewesen, die es aus der Scheide an seiner Seite gezogen hatte, um ihre Rache zu üben. Statt dessen holte er nun aus...
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Avarion DeSpaire
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Wie ein kleiner Junge, der von seiner Mutter verlassen wurde, sah Cha'rhab alba einen Moment auf seine Hand. Er folgte ihren Worten als wäre sie der Geschichtenerzähler und er der Träumende. Sie konnte es also eigentlich nicht, oder wusste nichts davon. Mit einer Frau ihrer Art hatte er noch nie zuvor Berührungspunkte gehabt, und seine Neugier wuchs. „Deine Zeugung also.“ Das war bizarr, denn sie konnte diese Bilder gar nicht kennen, zumal ihr Erzeuger laut ihren Worten geopfert wurde. „Wessen Erinnerung ist dies hier?“ sein Blick suchte Asad‘hi. Ob es ihre Erinnerungen waren. War Asad'hi ähnlich wie er? Ein Wesen das älter war als die Zeit und an dessen Bindung Fähigkeiten gebunden waren? Immer mehr Fragen taten sich auf. Fragen die er beantwortet haben wollte.
Die Drehung vollendet, sah er sie in der Gestalt des Kindes, was ziemlich ernüchternd für seine Libido war und anstatt das Kind weiter an zu sehen, betrachtete er den Mann, der sich mit Stolz den Platz in diesem Ritual verdient hatte, in dem Wissen den sichern Tod einzugehen. Es war ihm eine Ehre und offensichtlich auch vergnügen diese Shennen zu nehmen und das obwohl es keine Garantie gab, das bei einem solchen Akt ein Kind gezeugt wurde. Oder etwa doch? "Wie lange lebt er nach dem Ritual noch? Und war es schon mal erfolglos?"
Etwas änderte sich, zuerst nur wie ein kalter Luftzug auf der Haut, der einen nahenden Sturm ankündigte, dann kam die Welle. Die Welt zerbrach zu Sand und verschwamm und es wuchs eine Neue. Die Augen von Cha'rhab alba betrachteten die neue Welt und auch diese nahm er in sich auf. Die ganze Stimmung hatte etwas bedrückendes, was einem eiskalt über den Rücken lief. Cha'rhab alba hob den Kopf leicht und schnupperte. Er konnte die Emotionen fast schon riechen die mit dieser Erinnerung verbunden waren und es waren nicht seine Lieblingsträume. Alb hin oder her. Seinem Ansinnen waren sie immer undienlich.
Er hob die Hand, um auch diesen Traum zu ändern, hielt aber in der Bewegung inne, als er die Junge Frau sah. Dieser Moment war intensiv und wohl einer der Geprägt hatte. Wie ein neugieriger Vogel legte er den Kopf etwas auf die Seite, als der Elf auftauchte. "Es sind deine Erinnerungen, die ihm das Aussehen geben, nicht meine." Wie würde sie wohl reagieren, wenn die Cha'rhab Alba in der Wirklichen Welt begegnete. Als Mann, als Elf, als schwarzgekleideter und als Zauberer in dieser, als Hexenmeister oder Netherkünstler in seiner Welt. "Ich bin der Feind." murmelte er leise und betrachtete die Szene.
Toralar, die Hand noch erhoben, fasste kräftig in den Traum und hielt ihn an. Etwas in ihm reagierte wütend auf die Entwicklung. Seine Augen schienen unheilvoll von innen heraus zu leuchten und kurz blitze es. Die leichte Bekleidung wuchs, krabbelte wie flüssiges Öl vom Tuch über den Bauch und die Brust nach oben, bedeckte den kompletten Oberkörper bis zum Hals. An den Beinen riss das Tuch mittig auf und legte sich wie eine zweite Haut um die Beine, wurde zu einer Hose, deren Optik am Ende an Leder erinnerte. Es war eine Ähnliche Rüstung, wie die, die er bei ihrem ersten Treffen gezeigt hatte. Keine Schließen, keine Knöpfe, keine Schnürungen.
Für einen Moment schob sich eine zweite Realität über diese, wie ein durchsichtiges Geisterbild. Der Himmel schien Kopf zu stehen. Eine Monotone dunkle einsame leere Welt voller funkelnder Lichter, die wie Sterne oder Glühwürmchen überall um sie herum schwebten. Wieder ein Blitz und mit ihm ein Schatten am Boden, zu kurz um ihn wirklich zu sehen, der eines spitzen hohen Turmes, der jeglicher Schwerkraft trotzend stand. Das Trugbild verschwand so schnell wie es gekommen war, nicht mehr als ein Echo auf der Netzhaut.
Langsam kam er näher, aber nicht auf den Elfen zu, sondern auf sie. Er streckte die Hand aus, Langsam, um sie nicht durch eine schnelle Bewegung zu einer Abwehrreaktion zu treiben und berührte ihr Kinn. Sein Blick suchte den Ihren, und es sah aus, als wolle er in ihren Augen lesen. "Traum oder Erinnerung? Das ist wichtig. Will es dir etwas sagen, oder ist es geschehen?" Seine Stimme klang kalt, seine Haut war warm, fast schon einladend.
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