Hafen und Hafenbecken | vor der Pontarmündung

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Pandora
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Der Tag versprach ein Guter zu werden. Jordan blickte durch ihre Sonnenbrille in den wolkenlosen Himmel, zündete sich eine Zigarette an und sah auf die Uhr. T minus dreißig Minuten, dann war das briefing vorbei und die neue Klasse würde sich aufmachen, den Himmel zu stürmen. Die Frau im Overall eines Piloten lächelte. Irgendwo weit oben pfiff ein Vogel und sie legte den Kopf in den Nacken, um in gewöhnlichem Plauderton zu sagen: "Komme."

Die Sohlen ihrer Stiefel kündigten im Takt ihr Kommen an. Die dunkle Höhle des Hangars, in dem die Schätze des Geschwaders aufbewahrt wurden. Eine davon 'Schlucha', eine MiG-23MF - verflucht schnell und höllisch zickig. Jordan liebte den Eimer und gehörte zu den wenigen Piloten, die ihr Ausgang geben durften. Besser als jeder Orgasmus, frotzelte sie gern - vor allem wenn man die Kameraden einfach überholte, als gehörten sie zum stehenden Verkehr. Aber sie hatte ihre Tücken und Macken. Eigentlich viel zu viele, um damit mit Mach 2,7 über den Salzsee zu pfeffern. Aber hey, umsonst ist der Tod.
"Na Kirby, flattert unser Gänschen wieder?", rief sie nach oben. Zur Antwort setzten sich die SChwenkflügel synchron in Bewegung, schoben sich erst nach vorn und dann nach hinten. Jordan grinste. "Kirby, du bist ein Genie!" Sie kletterte die Leiter empor und hängte sich über den Rand ins Cockpit.
"Ein Verkanntes! Und...?"
"Nein, ich schlafe trotzdem nicht mir dir, aber ich geb einen aus, wenn ich den Milchbärten die Windeln gewechselt hab, okay?"
Aus dem Fußraum der MiG hob sich ein rot gelockter Kopf, ein Gesicht voller Sommersprossen, mitten drin eine viereckige Brille. Kirk MacCrispy, von allen nur Kirby genannt, gehörte zu einem ganzen Bataillon von General Electric Ingenieuren, die nichts anderes taten, als die russischen Jets in Schuss zu halten. Und trotzdem fiel immer mal wieder einer vom Himmel und riss den Piloten in den Tod.
"Ist sie starklar?", wollte Jordan entsprechend wissen.
Kirby zögerte nur kurz. "Denke schon. Reiz es halt nicht gleich aus."
Jordan grinste und machte sich fertig.
3-2-1 Showtime.

Blauer Himmel. Keine Wolke. Unten nur Wüste. Perfekt.
Sie flog ein paar Manöver, lauschte dem Funkverkehr vom Tower und gewann dann an Höhe. Weiter Bogen, dann auf den Salzsee raus, den "Roten Platz". Sie ging wieder tiefer, plötzlich warnte das Radar vor etwas direkt voraus. Jordan stieg, die Warnung blieb, das Ding kam näher.
Und plötzlich waren da Wolken. Blitze.
"Was zum...?" Der Wetterbericht war eindeutig gewesen. Wüstensommer. Nichts, absolut gar nichts sprach für ein Gewitter. Es war nicht die Jahreszeit für Gewitter.
Jemand packte die MiG mit riesigen Fäusten und begann sie zu schütteln. Die Instrumente spielten verrückt, Warntöne. Warnlichter.
Jordan konnte kaum darauf achten, sie hatte alle Hände voll zu tun. Flügel stellen, Leitwerk...
Die MiG sackte mehrere Meter durch, bremste sich selbst wieder, schoss aus dem Wolkenberg heraus ins Nichts. In Dunkelheit. In Licht. Dunkelheit. Gleißendes Sonnenlicht über...
"Wasser?!" Jordan blinzelte. "Okay Gott, ich weiß, ich nehm zu viele Drogen, schon gut..."
Das Triebwerk stotterte. Jorden sah sich hektisch um. Runter, aber doch bitte nicht im Wasser - oder? Da war eine Stadt, Schiffe, dahinter Wald.
Pott - Pott - Pott - Aus.
Schlucha senkte die Nase, wurde drastisch langsamer. Unter einem gewissen Tempo würde sie vom Himmel fallen wie ein Stein. Jets waren nicht gemacht, um zu segeln. Jordan löste den Schleudersitz aus, wurde in die Gurte gerissen, hob ab. Etwas streifte ihre Schulter, dann war sie weg vom Flugzeug, der Fallschirm öffnete sich und sie konnte der MiG zusehen, die ins Wasser patschte und gurgelnd versank. Auch Jordan fiel verhältnismäßig schnell und erinnerte sich noch rechtzeitig an ihre Ausbildung. Füße zusammen, Arme ran.
PLATSCH.
Das letzte Mal war auch schon so beschissen gewesen. Sie hasste Absprünge, vor allem über Wasser. Kaum unten war man nass, kalt, umgeben von Leinen und Stoff, hinab gezogen vom Gewicht der Ausrüstung, bis die Schwimmweste ganz entfaltet war und man einen Moment entspannen konnte.
Das Wasser brodelte noch, wo die MiG versunken war.
Erster Gedanke: Peck wird mich umbringen.
Zweiter Gedanke: Peck wird mich umbringen.
Dritter Gedanke: Wasser. Nevada hat ja einen traumhaften Strand, aber das Meer ist scheiße weit weg. So sehr kann ich mich gar nicht verflogen haben.
Vierter Gedanke: Gibt's hier Haie?

Ein Schiff näherte sich. Dreieckige, weiße Segel über einer kleinen Nussschale. Zwei Männer. Jorden hob die Hände zum Zeichen, dass sie unbewaffnet war, aber sie näherte sich dem Boot nicht. Die Fischmesser und Bootshaken an Bord ließen sie vorsichtig agieren.
"Hallo! Hey! Könnt ihr... können Sie mir helfen? Helfen - an Land? Zur Stadt?"
Die beiden unterhielten sich hektisch, wiesen immer wieder zum Himmel, dann zu der Stelle, wo ihr Flugzeug untergegangen war. Hätte sie geahnt, dass die beiden die MiG für einen Drachen hielten und sie entsprechend für irgendwas Mythisches, sie hätte das wohl höchst witzig gefunden. Gerade fand sie das treiben in einem dunklen Meer und das Gestikulieren mit den Bootshaken nicht sonderlich witzig.
"Hey Leute, ich bin Freund. Unbewaffnet. Helfen?" Was sprachen die? Klang irgendwie östlich, aber sie verstand kein Wort. Schließlich schienen sie sich aber zu einigen und winkten Jordan heran. Zwei paar Hände packten ihre ausgestreckten Arme und hievten sie erstaunlich kraftvoll an Bord. Jorden setzte den Helm ab, dann half sie, den Fallschirm einzuholen und ebenfalls ins Schiff zu ziehen. Der Ältere der beiden Männer befühlte den Stoff, blickte Jordan an und quasselte los. Merkte, dass sie ihn nicht verstand, begann zu gestikulieren.
Mit Hand-zu-Fuß-Kommunikation war sie sei Vietnam gut vertraut und so erschloss sich ihr nach einem Moment, dass er den Fallschirm wollte. Als Bezahlung oder etwas Ähnlichem. Jordan gestikulierte zurück. "Teil, nicht ganz. Du bringst mich zur Stadt, dann. Nein, erst fahren, dann bezahl' ich dich." Es dauerte eine Weile, bis sie ihre Standpunkte klar gestellt und sich geeinigt hatten. Dann endlich drehte die kleine Jolle bei und nahm Kurs auf die Stadt.
Eine Seeansicht wie aus einem Märchenbuch. Eine Seemauer, Türme, Fachwerkhäuser um die Bucht, Klippen und über allem ein hoher Turm, in dem ein Feuer brannte. Vermutlich sowas wie ein Leuchtturm für die Schiffe. Ihre beiden Begleiter wirkten wie einfache Seeleute, selbst ihre Kleider wären ihr nicht weiter komisch vorgekommen, wenn die das Material gewesen wäre. So grob gewebt und irgendwie sehr natürlich. In Jordans Realität entdeckte man gerade, dass man aus Plastik einfach alles machen konnte, auch Klamotten. Und dann war da ansonsten die allgegenwärtige Baumwolle. Aber das hier.
"Scheiße, wo bin ich hier.", murmelte sie und tastete nach ihren Zigaretten. Ihr G-Suit war komplett durch, inklusive der Zigaretten und allem, was sie sonst noch in den Innentaschen gehabt hatte. Zeit noch einmal ausgiebig zu fluchen.
Zuletzt geändert von Pandora am Mittwoch 11. Oktober 2023, 15:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Raul Cengiz
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von: nirgends
Datum: etwa mittags, 14. August 1278
betrifft: Jordan, später ggf. die Stadtwache
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Derzeit bewohnte er ein kleines Zimmer am Hafen, das er sich mit einem Bäcker der Nachtschicht teilte. Tagsüber schlief dort der Bäcker, des nachts er. So sparten sie beide ihr Geld und beide trieben sich in der jeweils übrigen Zeit in der Regel irgendwo herum. Aber ein weiterer ganz pragmatischer Grund war gewesen, dass er einfach noch ein paar Stunden Schlaf hatte bekommen wollen ehe er das Bett wieder für den Bäcker räumen musste. Garrik, so hieß der Bursche. Sicher kein übler Kerl, sie würde sich nur vermutlich nie kennenlernen.
Es war schon weit nach Mitternacht gewesen als er ankam und so weckte ihn am nächsten Tag tatsächlich dieser Garrik.
Unter Entschuldigungen hatte er sich von der Matratze geschält, angezogen und war zu den Docks gewankt. Dort gab es Badehäuser.

Die Traube, die sich am Hafen gebildet hatte war aber kaum zu übersehen. Als er näher kam hörte er die Stimmen.
Ein magisches Experiment wäre schief gegangen. Nein, die wilde Jagd... Oder doch ein Drache - wahlweise ein Wyvern oder Greif - die sachkundigeren unter den Schaulustigen, und die vielleicht schon einmal die Geschichten von Hexern gehört hatten versuchten wohl damit zu brillieren.
Aber es gab auch Spekulationen, Nilfgard hätte versucht mit Katapulten anzugreifen und man habe das Schiff versenkt. Immerhin war ja zu erkennen, dass an den Wachtürmen seltsame Apparate aufgebaut wurden, wie eine gigantische Armbrust. Er hatte schon einmal von so etwas gehört, hielt es aber für sehr unpraktisch.
War es schon fertig und zum Einsatz gekommen?
Tatsächlich hielt er noch für die wahrscheinlichere Theorie für die Beobachtung, die er erst beim 4ten mal nachfragen einigermaßen klar herausbekam.
Die meisten Menschen teilten ihm direkt die Schlussfolgerung mit und verzichteten zur Gänze auf die Fakten, meist gefolgt von einem '...weil das ja klar ist!'
Irgendwann setzte er sich zusammen, das wohl etwas brennendes aus der Luft ins Meer gestürzt war und dort fast sofort versunken.
Etwas... mit Lärm und Qualm... vom Himmel... knapp vor dem Hafenbecken.
Was er für sich behielt war, dass auch ein Wyvern nicht sofort versank, die trieben meist eine Weile an der Oberfläche. Was er damit anfange sollte, das wußte er selbst nicht.
Noch eine Weile mischte er sich unter die Leute, bis er etwas entdeckte.
Über dem Wasser war nichts zu erkennen, nicht viel, außer dem Fischerboot, das vergeblich nach einem freien Platz zum anlanden suchte und an dem auf den ersten Blick nichts ungewöhnlich war, außer dass die Boote um die Uhrzeit normalerweise noch nicht zurückkehrten.
Und dann auf den zweiten Blick eine Person in komischer Kleidung. Vor dem Einsatz gegen das Nilfgarder Lager wäre ihm vielleicht nicht einmal viel aufgefallen, nicht der seltsame Schnitt und auch nicht das hiesig eher unübliche Grün oder die seltsamen Zunftzeichen darauf.
Nein. Aber nach dieser Nacht schon.

Die Menschenmenge war etwas, dass die Fischer dazu brachte abzudrehen. Sie wollten nicht dort an Land wo die Massen glotzten und Raul wusste wohin sie nun steuerten. An der äußersten Spitze des Hafens war das Ufer war noch nicht steil und es gab auch keine Kaimauer, man kam dort auch von einem Fischerboot ohne weiteres an Land und die Menschen folgte nicht so weit, sie deuteten immer noch auf das Wasser und in den Himmel und diskutierten angeregt.

So lehnte er im Schatten des Hauses an der Mauer, welche Stadt zum Meer hinaus abschirmte, die Arme verschränkt, ein Bein an der Wand abgestützt. Er trug einen leichten Gambesson und ein ledernes Wams, Ausrüstung, die er beim Boxkampf gewonnen hatte und beides roch sicher nicht mehr ganz frisch, aber am Hafen fiel er damit kaum auf.
Und er wartete und beobachtete wie die beiden Fischer einen jungen Mann... nein, beim näherkommen war es eine Frau mit sehr kurzen Haaren, an Land halfen. Die Sache wurde gerade noch interessanter.
Zuletzt geändert von Raul Cengiz am Sonntag 25. Juni 2023, 14:08, insgesamt 2-mal geändert.
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Pandora
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Ihr Auftritt hatte eine ganze Meute von Menschen an die Bootsstege gelockt, die Jordan mindestens so neugierig musterten wie diese sie. Gott, war sie in einem Freilichtmuseum gelandet? Je länger sie ihre beiden Retter beobachtet hatte, desto mehr Details sprangen ihr ins Auge, die so gar nicht in ihr Weltbild passen wollten. Die Werkzeuge aus Metall wirkten alles andere als maschinell gefertigt, das Boot selbst war aus groben Planken gezimmert, in den Ritzen steckten irgendwelche Fasern überkleistert mit einer fettigen Masse, jedes Seil war so ungleichmäßig, als hätte es jemand von Hand geschlagen. Und dann die beiden Burschen selbst. Der Ältere mit kaum noch Zähnen, der Jüngere auf dem besten Weg zum gleichen Zustand. Und nun das Volk am Ufer - die Frauen alle samt in Rock, Schürze und Tüchern. Die Männer in Tuniken, groben Hosen und Mützen. Dazwischen Typen, die aussahen wie aus einem Buch über Ritter entsprungen, mit Piken und im Nachthemd, darauf ein Wappen.
Die beiden Fischer drehten bei und folgten der Hafenmauer ein Stück zurück Richtung Hafenausgang und Jordan bemerkte, dass man ihnen nicht folgte. Viel spannender schien dagegen zu sein, was da draußen ins Meer geplumpst war. Na ihr sollte es recht sein. Die Jolle schaukelte in der seichten Brandung und sie liefen fast auf den Strand auf. Jordan sprang von Bord, zog ihre AUsrüstung mit sich und watete auf den Strand hinauf, dicht gefolgt vom Jüngeren der beiden Fischer. Aus ihrem Gepäck kramte sie ein ansehnliches Messer hervor und begann den Stoff des Fallschirms wie versprochen zu teilen. Als der Fischer allerdings Anstalten machte, in ihrem Rucksack zu schnüffeln, schlug sie ihm mit der Breitseite der Klinge auf den Handrücken und wies drohend mit dem Messer auf ihn.
"Vorsicht, Freundchen. Mein Zeug. Du kriegst, was wir besprochen haben." Er verstand sie zwar nicht, aber der Tonfall war unmissverständlich, denn der Typ wich einen halben Schritt zurück und schaute missmutig drein. Jordan reichte ihm nach einem Moment etwa ein Drittel des Fallschirmstoffs und damit trollte er sich denn. Den Rest stopfte sie samt Messer wieder in ihren Rucksack, schwang sich diesen auf eine Schulter und erhob sich. Erstmal orientieren.
Das Hafenbecken bildete ein Oval mit einer schmalen Öffnung zur offenen See hin, ein Teil befestigt, der größere Teil Sandstrand. Die Häuser drängten sich bis dicht ans Wasser, meistens Fachwerk so weit sie sehen konnte. Langsam glitt ihr Blick über die nähere Umgebung und blieb schließlich an einem Typen hängen, der an eine Mauer gelehnt dastand und sie beobachtete. Ein Einheimischer und greifbar, gut. Besser als keiner und er schaute ja schon rüber, also konnte sie den auch nach dem Weg fragen. Oder danach, wo zum Geier sie hier war. Also stapfte sie den Strand ein Stück empor, blieb aber in gebührendem Abstand stehen.
"Hi, wo geht's denn hier zum Highway nach Reno?" Dazu ein kurzer Wink mit der freien Hand. Die andere hielt den Riemen des Rucksacks und sie versuchte irgendwie lässig auszusehen, auch wenn ihr das Wasser aus jeder Ritze rann und an den unmöglichsten Stellen aus dem G-Suit tropfte. Scheiße, sie musste aussehen, als würde sie grad einpissen. Egal. Sie setzte ihr bestes Macho-Grinsen auf, zückte die Fliegersonnenbrille und schob sich diese auf die Nase.
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Raul Cengiz
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Einen Moment lang, während sie an Land kletterte, wollte er sein Urteil schon revidieren. Sie ging wie ein Kerl, und hatte eine Statur wie einer, hielt sich wie ein Kerl und war, als sie auf ihn zukam auch nur unwesentlich kleiner. Sogar ihr Grinsen war das eines Typen und ein bisschen wurde ihm unheimlich.
Er hatte noch immer die Worte der Hexe im Ohr. Umdrehen, Hose runter. Aber er hatte damals seine würde verteidigt und fast mit dem Leben bezahlt.
Ihre Stimme war auch eigenartig im übrigen... und zuletzt auch die Sprache.
Verdammt, wo war er da wieder reingeraten, er hätte wegbleiben können, sich einfach verdrücken. Er musterte sie nun einen Moment, versuchte wenigstens ein Wort zu verstehen. Versuchte sogar einzelne Silben zu wiederholen:
"...wo... 'enn...'iwaj...reno..." dann schüttelte err den Kopf, verzog kurz den Mound, da war nichts dabei.
"Entschuldigung, Ma'am, ich hab nicht die geringste Ahnung wovon ihr sprecht. Ihr klingt n bisschen wie der selige John Evans und seine Kameraden..." in Gemeinsprache die ein wenig wie eine wirre Mischung verschiedener Osteuropäische, vor allem Südslavischer Sprachen.
Dann wechselte er kurz.
"Du auch nicht sprechen Ältere Rede?" versuchte er, das klang nun eher wie eine krude Mischung aus Plattdeutsch, Niederländisch und Sindarin, einer Sprache, die jemand in einer fernen Welt für ein Buch und später für Filme erfunden zu haben glaubte und die sich tatsächlich in Grundzügen als etwas wie eine universelle Sprache der Elfen und der Älteren Völker erwiesen hatte. Aber tatsächlich sprach auch er diese selbst nicht fließend.

Er versuchte den Wink zu verstehen, aber der war zu unspezifisch. Die Art eine Tasche zu tragen dagegen... wenn sie nun auch so ein Gewär herausgezogen hätte, auch das hätte ihn nicht gewundert. Sie tropfte, ja, tatsächlich als hätte sie sich ins Hemd gepisst. Uriniert, besser... Er vergaß zu leicht, dass er eigentlich einmal Bildung genossen hatte.
"Seid ihr mit dem Ding abgestürzt, hm? Ein fliegendes Boot?" er machte eine Geste, und ahmte eher pfeifende Geräusche von etwas nach, das aus dem Himmel ins Meer stürzte eine Hand mimte das Meer die andere den Gegenstand. Dann zeigten beide das spritzen von Wasser und er deutete auf den Horizont.
Es hätte ihn durchaus interessiert was das für ein Ding gewesen war.
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Pandora
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Vielleicht trieb sie ja in diesem Meer, bewusstlos oder tot und spann sich irgendwas zusammen. Wie im Fieber. Hinter der Sonnenbrille wanderte ihr Blick an dem Mann rauf und wieder runter, dann auf die Mauer und daran entlang. Soweit es eben ging, ohne den Kopf zu drehen. Vielleicht auch ein Filmset? Die in Hollywood drehten ja gerade völlig durch. Aber sowas hier kam ihr dann doch selbst für Hollywood größenwahnsinnig vor. Am Ende war diese Wolke ein Raumschiff der Aliens gewesen und hatte sie auf einen fremden Planeten verschleppt, wo es nur so aussah, als wäre sie noch auf der Erde und unter Menschen. Der Typ ihr gegenüber sah jedenfalls mal nicht nach Alien aus, aber er nuschelte etwas Unverständliches und begann dann zu gestikulieren. Flügel, Himmel, Platsch - das fasste in etwa ihre gegenwärtige Situation zusammen.
Jordan drehte sich um, schaute noch mal auf das Meer hinaus, wo Schlucha nun wohl mit den Haien tauchte und wandte sich dann dem Einheimischen wieder zu. Ja, sie hatte da was verloren. Mit lautem Getöse, war kaum zu überhören oder übersehen gewesen. Das Grinsen behielt sie bei, dazu zog sie nun die Brille auf die Nasenspitze und blickte darüber hinweg. "Du verstehst kein Wort von dem, was ich sage, oder Kumpel? Spitze - ich versteh dich auch nicht, aber jaja,", sie nickte eifrig, vollführte nun selbst mit den Armen eine Geste, als segle sie auf Flügeln. Dann nahm sie die Hände nach vorn, als würde sie eintauchen, "runter gefallen und Platsch. So endet das manchmal." Der Rucksack rutschte ihr von der Schulter und sie musste ihn schnappen, was zusammen mit dem ganzen Gefuchtel ziemlich nervös wirkte. Überhaupt war stillstehen aktuell nicht ihre Paradedisziplin... und sie brauchte was zu rauchen. Mist auch, was machte sie jetzt? Und vor allem mit dem da?
Jordan stemmte eine Hand in die Seite, die andere sicherte den Riemen des Rucksacks, und wandte sich der Stadt mit dem Turm zu. Die Ansicht hätte man eins zu eins so auf eine Ansichtskarte malen können. Europa stellte sie sich so vor. Greetings from Antwerp. Oder Hamburg. Nee, stopp, Hamburg war größer und von den hübschen Häuschen standen da kaum noch welche, nachdem die Alliierten den Nazis die braunen Ärsche unter Feuer gesetzt hatten. Also doch Antwerp. Die Pilotin wies auf die Stadt und blickte fragend über ihre Brille zu dem Kerl, der sich so unfreiwillig freiwillig zum Fremdenführer gemeldet hatte. "Die Stadt, wie heißt die? Name?" Er wirkte so ratlos wie sie. Neue Taktik. Sie klopfte sich auf die Brust. "Jordan." Dann zeigte sie auf ihn, hob fragend die Hände. "Du?" Dann wieder wies sie auf die Stadt. "Wie? Antwerp? Utopia?" Das konnte ja zäh werden. Vielleicht hatte sie ja auch den Dorfidioten aufgegabelt und das Gebrabbel von eben war das, was er für Sprache hielt?
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Raul Cengiz
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Lebenslauf: Raul Czengis

Der Dorfidiot musterte die Frau immer noch aufmerksam. Die Bewegungen waren ein wenig fahrig und sie redete einfach weiter, füllte Lücken in denen andere schwiegen und überhaupt war alles an ihr sehr schnell, sehr hektisch. Die Gesten unvertraut. Wann hatte er angefangen, Reisende als normal zu akzeptieren?
Nun immerhin war sie nicht zur Gänze auf den Kopf gefallen und die Verständigung über Gesten klappte schon ganz gut.
"Tschordan?" Er wiederholte, nickte, deutete auf sich.
"Raul. Raul Czengiz. Die Stadt... ihr wollt echt wissen wie die Stadt heißt... Aye, wer vom Himmel fällt..." er deutete auf die Stadt, den Hafen. "...Nowigrad."
Dass es zufällig in Kroatien ein Exemplar gab mit dem gleichen Namen war entweder Zufall, oder einfach eine Marotte der Menschen ihre Neugründungen eben so zu nennen: Novy-Grad, Neu-Stadt.
Seine Stadt, die er tags zuvor noch gegen die Invasoren aus dem Süden verteidigt hatte.
Und was war mit Invasoren aus der Luft?
Was wenn es zu viele wurden?
Die Nilfgarder kamen wenigstens vom gleichen Kontinent und schon denen warf man vor, sie wüssten nicht wie es hier im Norden funktionierte, sie hatten Temerien mit ihren billig produzierter Massenware überschwemmt: Hemden und Geschirr, wahrscheinlich von Gnomen und Anderlingkindern schnell und lieblos genäht und getöpfert und alles ging schnell kaputt, alles sah gleich aus. Aber es verdrängte die schön genähten und bestickten und stabilen Hemden von der Schneiderin aus dem Dorf und richteten sie nach dem Krieg auch wirtschaftlich zugrunde. Und wenn schon die aus dem Süden den Norden nicht verstanden, wie sollte es dann mit so jemandem sein? Gab es dort überhaupt einen Norden?

<eigentlich sind sie ja schon an Land, ich springe mal zu den Docks>
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Vyacheslav Sokolov
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von: aus der Wohnung
Datum: Früher morgen, gegen 6 Uhr - 15. August 1278, Sonntag
betrifft: Pandora, die Hexer, Raul
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Sie waren vor den Hexern da, wie erhofft. Die Straßen waren am Sonntag um diese Zeit recht frei, das erleichterte zum einen das vorankommen, erhöhte aber zum anderen die Sichtbarkeit den kleinen Trupps, vor allem an Leibwächtern.
Auch am Hafen herrschte an diesem Tag eine geringere Betriebsamkeit als an Werktagen, es wurden weder Schiffe beladen oder entladen und die üblichen zahllosen Fischerboote fehlten ebenso. Das sollte das ganze Unterfangen ungemein erleichtern.
Lediglich einer erwartete sie an den Docks oder kam gerade herangeschlendert. Pandora kannte ihn schon. Der Mann, der sie in Empfang genommen hatte kam mit einem schiefen Grinsen auf sie zu geschlendert. Er trug nun Holzgestänge in der Hand und umgehängt eine schwere Tasche.
"Raul Cengiz, er ist Kartograph und wird uns dabei unterstützen, die Position genauer zu bestimmen." Erklärte Slava auf englisch.
Wann er ihn instruiert hatte war sein Geheimnis.
Wortlos kommandierte er zwei seiner Leibwächter ab, den Mann zu unterstützen. Sie konnten auch auf ihn aufpassen, während sie triangulierten, zumindest erwartete er das von ihnen.
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Raul Cengiz
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Raul salutierte etwas schlampig und nickte.
Er war ganz dankbar, dieses Mal in seiner eigentlich Berufung dienlich sein zu können.
Die nun umgekleidete Reisende musterte er kurz, nickte dann um sich mit der Skizze dann gleich an die Arbeit zu machen.
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Pandora
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von: aus der Wohnung
Datum: Früher morgen, gegen 6 Uhr - 15. August 1278, Sonntag
betrifft: Slava, die Hexer, Raul
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Und dann kamen sie am Hafen an und der besagte Kartograph tauchte auf. "Ach sieh an, der Elektriker.", entfloh Jordan ein Kommentar, als Raul auf sie zu geschlendert kam. Dessen Blick erwiderte sie diesmal stoisch mit diesem 'Was?!'-Ausdruck, der in ihrer Profession in der Regel einem Anschiss voraus ging. Er trollte sich allerdings auch gleich und machte sich an die Arbeit. Zusammen mit Glatzes Kollegen.
Da sie noch auf die Herren Hexer warteten, übte Jordan sich in Geduld und wichtig aussehen.
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Reuven von Sorokin
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Lebenslauf: Reuven

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von: aus Ferneck
Datum: Früher morgen, kurz nach 6 Uhr - 15. August 1278, Sonntag
betrifft: Pandora, Crehwill, Raul, Slava
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Auch den Hexern kam es zupass, dass nicht viel los war. Sie mussten sich nicht durch Menschenmengen prügeln und niemand spottete. Irgendwie ungewohnt.
Die wenigen, denen sie auf dem Weg begegneten waren junge Leute, die wohl eben erst von der letzten Feier nach Hause kamen und auch die waren tunlichst bemüht, stress aus dem Weg zu gehen und sei in in Form zweier Hexer, die in voller Montur durch die Stadt spazierten. Das konnte um diese Zeit auch nur bedeuten, dass es ein Monster zu erlegen gab, da ging man dann auch besser in die entgegengesetzte Richtung weiter.
Die meisten dachten aber nicht einmal so weit und wollten nur ihre Ruhe haben.

Diese eigenartige Stille in der Stadt, die es einem erlaubte, auf das zu lauschen was an Hintergrundrauschen sonst im Straßenlärm unterging, führte auch dazu, dass die beiden erst einmal wenig sprachen und wenn dann auch eher leise.
Ihnen folgten in gebührendem Abstand die vier Bewacher, auch die waren ruhig und redeten kaum. Einem der Männer knurrte fortwährend der Magen, aber das kümmerte zumindest Reuven nicht, der würde später schon Abhilfe schaffen.

Reuven beobachtete unterwegs die Ratten, die an Hauswänden entlang huschten, hier auch einmal einen Igel oder Marder. In einer Gasse machte sich ein halbwüchsiger Fuchs an einem Haufen Müll zu schaffen. Die Tierwelt war um diese Zeit weit aktiver als die Menschenwelt. Dort hatte eine Hauswand die Fahrt eines kleinen Eselsgespannes frühzeitig gestoppt, die Achse war zu Bruch gegangen, deswegen stand der Wagen noch da. Alles was von Wert war und auch alles was nicht von Wert war, aber tragbar, war längst weg.

Reuven spürte das unregelmäßige Steinpflaster unter den Stiefeln bis es von festgetretener Erde und später Kies, dann wieder Pflaster abgelöst wurde. Vermutlich konnte man sich auch zuverlässig mit den Füssen orientieren, wenn man sich solche Details merkte. Das aber tat dieser Hexer nicht. Er ließ sich viel zu schnell ablenken.
Da hatte jemand etwas aus Tuch fallen gelassen, vielleicht einfach Stoff, in das etwas eingewickelt gewesen war, ehe es jemand hatte aufsammeln können war es zertreten worden und lag nun als rotblauer Fleck im Schlamm der Straße. Früher, so vor 85 Jahren, da hätte er es vermutlich aufgehoben um damit zu spielen. Heute war es ihm nur noch einen Blick wert.

Die Nähe des Hafen verreit der unverkennbare Duft nach Fisch aber daneben auch Gewürze, die Speisen der Hafenkneipen, Urin und Schweiß und der des Salzwassers das sich mit dem schlammigen Strom der Pontars mischte. Die meisten Gerüche wurden jedoch für die Menschen hier einfach vom allgegenwärtigen Fisch überdeckt.

Die Männer des Regenten entdeckte der Katzenhexer als erstes, vermutlich alle sechs. Ob sich noch weitere versteckten blieb ihm verborgen. Ihre vier mischten sich dann schon bald unter sie und die beiden Hexer hielten auf den großen rotblonden Mann und die etwas kleinere ebenso kurzhaarige Gestalt zu.
Dass es sich trotz der Erscheinung um eine Frau handeln musste machte Reuven an einer Vielzahl an Beobachtungen fest, vermutlich, denn aufzählen konnte er sie nicht bewusst, aber das Fazit war halbwegs eindeutig.
Der eine Hexer, der kleinere von beiden, war nur unwesentlich größer als eben diese Person. Er war eher drahtig gebaut aber mit kantigen Zügen und einem Sammelsurium an Narben und Schrammen ausgestattet. Die Haare trug er zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden, die Seiten ausrasiert. Tatsächlich war er jetzt sogar recht sauber, er hatte Tags zuvor gebadet, wenn auch unter Zwang. Seine mehrfach geflickte und ausgebesserte Lederrüstung, zum Teil mit Eisenblech beschlagen, erzählte jedoch bändeweise Geschichten von Kämpfen und langen Reisen und Übernachtungen im Freien, wochenlang ohne das kleinste Stückchen Seife. Das Leder war speckig und das Eisen verschrammt und grindig. Aber alles tat seinen Zweck und vermutlich hätte er den Grind einfach zu einer zusätzlichen Schutzschicht erklärt. Genauso ins Bild passten die Arm und Beinschienen, die stabilen Stiefel und die lederne Hose.
Was weniger passte waren die beiden Schwertscheiden auf dem Rücken. Sonderanfertigungen, die das Ziehen über Kopf erlaubten.
Das Auffälligste aber waren immer noch die gelben Katzenaugen neben dem Amulett in Form eines Katzenkopfes.
Wenn man nun genau nachdachte wurde schnell klar, dass er das meiste davon zum Tauchen würde ablegen müssen.
"Wir haben alles." erklärte dieser dem Freiherrn kurz und ohne Umwege über ein 'Guten Morgen' oder anderen Smalltalk.
Erst dann warf er Pandora einen Blick zu, musterte sie kurz von oben bis unten, einfach nochmal zur Sicherheit, dabei hatte er das wesentliche auf dem weg schon erfasst. "Hi." begrüßte er auch sie in der Gemeinsprache. Ein Kopfnicken dazu, auch wenn er ihre Sprache nicht kannte, die Geste war universell.
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