Irgendwo am Pontar Ufer | Schlag gegen Nilfgard

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Jarel Moore
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Der Schattenläufer schmunzelte erst, lachte dann leise. „Ich hatte auch nur eine Gegnerin. Eine. Und selbst das war noch knapp.“
Er trat einem Impuls folgend an sie heran, zog sie in die Arme und drückte sie kurz, den an beiden herunterrinnenden Regen zum Trotz.
„Wir haben gesiegt. Die Stadt ist sicher. Und vielleicht hat Crehwill Unrecht und es ist für länger als einen Tag und eine Nacht.“
Er nickte lächelnd. „Komm, Schönheit, klemm dir Crehwill unter den Arm und geht unter Deck. Hexer holen sich zwar keine Erkältung, aber ich hab den Eindruck er kann Ruhe gebrauchen. Wer weiß wie lange die Zwergin ihn nicht hat…lassen wir das…“, lenkte er einiges zu spät ein.
„Und wir kommen hier oben klar. Kein Grund dem Unwetter beim Wüten zuzusehen.“
Mit einem Augenzwinkern ‚entließ‘ er die Kämpferin, um sich den beiden verbleibenden Seeleuten zuzuwenden.
Er sprach ihnen sein Beileid zum Verlust ihres Kameraden aus, gab das Kommando den Anker zu lichten und das kleinste mögliche Segel zu setzen.

Er war guter Laune. Erleichtert. Die Stadt war gerettet. Fürs erste. Und vielleicht hob diese Tatsache Slavas Laune so weit, dass sie noch einmal das Gespräch suchen konnten.
Und dann….ein Bad und ausschlafen.
Seiner guten Laune und einem weiteren seltsamen Impuls folgend nahm er ein Stück Segel von einem Stapel, faltete es auseinander, ging zur Kapitänin und legte es ihn so weit die Fesselung es zuließen am langen Arm um ihre Schultern, damit rechnend das sie nach ihm biss, mit dem Kopf nach ihm hieb, ihn anspie oder so etwas.
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Nahuela Mughwadi
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Lebenslauf:

Sie war gefallen, hinein in einen Strudel aus Schwärze, kalten Klauen und tausend Augen. Geister flüsterten, griffen nach ihr - manche wollten sie auffangen, andere tiefer stoßen. Nahuela konnte die einen kaum fassen und die anderen nur schwer beschwichtigen, alles trudelte so schnell an ihr vorbei.
herzschlag. herzschlag.
Aus.
In Schwärze öffneten sich zwei Augen. Emotionslos, kalt und doch waren es die Augen eines Jägers. Kaltes Grün, geschlitzte Pupillen. Die Augen schlossen sich wieder und als die Lichter das nächste Mal aus der Dunkelheit tauchten, waren es die Augen eines Wolfs. ith'fiah hatte durch taquarru'na nach ihr gegriffen, doch der Grund erschloss sich Nahuela noch nicht. Und vor allem war ith'fiah nicht unter den Angreifern gewesen und dennoch hatte ihr Gift sie gelähmt, vielleicht sogar getötet. Die Knochen hatten es ihr bereits gesagt: sie hätte sich nicht gegen ith'fiah stellen dürfen. Die Drachen rächten sich, wenn man ihren Brüdern nicht mit Respekt begegnete und nun hatte sie die gerechte Strafe erhalten.
Wirre Gedanken, die sich in ihrem schmerzenden Kopf drehten. Vielleicht wäre sie irgendwann ihrer Mutter dankbar, dass sie schon früh Kontakt zu den verschiedensten Tränken, Dämpfen und Giften gehabt hatte, sodass ihr Körper sich nun relativ schnell mit diesem Gift auseinander setzte. Was blieb, war bleierne Müdigkeit an Körper und Geist, Übelkeit und nagender Kopfschmerz. Der Regen, der auf sie nieder fiel, fühlte sich an, als hämmere jemand auf ihr herum und ihre Kleidung war inzwischen völlig durchtränkt. Nässe war normalerweise nicht ihr Problem, aber das Gift hatte ihren Körper auf vielen Ebenen stark beeinträchtigt und so fror sie einfach erbärmlich. Doch die Kälte sorgte auch dafür, dass sie langsam wieder klarer im Kopf wurde. Stimmen drangen an ihr Ohr, Worte in Gemeinsprache, doch zusammenhanglos. Zwei Stimmen kamen näher, tief-männlich und dunkel-weiblich. Sie lag still, lauschte. Schritte entfernten sich, andere kamen näher und dann hörte das Trommeln des Regens auf ihrer Rüstung auf.
Nahuela hielt still. Sie wusste, wer sie da unter Segeltuch zu verbergen versuchte und sie wusste auch, wann sie verloren hatte. Die Augen der Kapitänin öffneten sich, hell im dunklen Gesicht der Serrikanierin, und waren zielsicher auf den Mann gerichtet, der sie besiegt hatte. "Ein guter Kampf. Lass uns das im nächsten Leben wiederholen.", sagte sie schleppend in Gemeinsprache und schloss die Augen wieder. Nun hieß es warten, was mit ihr passieren würde, doch offenkundig ging sie davon aus, als Kriegsgefangene behandelt und entsprechend gerichtet zu werden. Blieb nur, würdig zu sterben, was für sich genommen schon schwer genug werden konnte.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Der Schattenläufer ging einen Schritt entfernt langsam in die Hocke, legte die Unterarme auf den Knien ab und betrachtete sie aus dunklen Augen, in dessen warmes Braun bernsteinfarbene Sprenkel wie Splitter steckten.
"Sieh an, Mylady spricht die Gemeinsprache."
Er lächelte. Und es war ein ehrliches Lächeln, ein freundliches, dass so gar nicht zu der Person passte, die sie vor einigen Minuten vergiftet und niedergestreckt hatte.
"Verratet ihr mir euren Namen?"
Sie hielt die Augen geschlossen, sie war so müde und das Lächeln, das sie in seiner Stimme hörte, erwiderte sie nicht. Ihre Männer waren gestorben, Soldaten, sicher, aber doch unter ihrem Kommando. Es gab keinen Grund zur Freude.
"Kapitänleutnant Nahuela Mughwadi sem Gwhanelvelth." Auch wenn die meisten Nordlinge den Großteil davon sowieso nicht aussprechen konnten.
Der Name klang tatsächlich trollisch. Er hatte sich nicht geirrt.
„Ist mir eine Ehre, Kapitänleutnant Mughwadi.“ Und dann wagte er ein Experiment.
„Seid ihr eine She´nen?“
She´nen…in seiner Welt eine Hohepriesterin…die höchste Stufe der schamanistischen Titel …die höchste ihm bekannte Ehrenbezeichnung. Und das war es, was er in ihrer Gegenwart spürte. Genau das. Warum also nicht direkt danach fragen?
Nun öffneten sich die müden Lider der Frau doch wieder einen Spalt weit, was ihr einen misstrauischen Ausdruck verlieh. Erst schien es, als würde sie nicht antworten, doch dann erwiderte sie: "Meine Mutter war shennen. Ich begann den Weg der Faithel, aber die Geister hatten andere Pläne."
Er nickte kurz. „Die Sprache der Schamanen ist schwer für meine Zunge, aber wenn es euch gefällt, nennt mich Dae'quarrna. Seid ihr aus dieser Welt? Oder eine Reisende?“

Nun verzog sie doch etwas die Lippen. "Ist das schon ein Teil des Verhörs?"
Er senkte kurz den Blick. „Nein.“, erwiderte er mit einem schiefen Schmunzeln. „Das war meine Neugier. Verzeiht.“ Er deutete mit dem Senken des Hauptes eine Verbeugung an und erhob sich wieder, jetzt steif und müde und nicht wie vor Minuten mit der Geschmeidigkeit eines Raubtiers.

Ohne ein weiteres Wort richtete er sein Augenmerk nun darauf, das Boot abfahrtbereit zu bekommen.
Anker lichten, Segel setzen…

Nach Hause. Zu Slava.
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Ljerka-Ilmatar Veskewi
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Kurz mustertet Ljerka den Wolf. nur eine Gegnerin? Wer mochte das sein? kurz musterte sie die dunkelhäutige Frau die gefesselt am Boden saß.
aber ja, sie hatten gewonnen. Ein Mann war vermisst und vermutlich tot und einer Verletzt und noch bewusstlos. Aber sie hatten gesiegt. Acht Leute gegen ein Duzend.
Sie nickte nur und ging dann tatsächlich unter Deck. Den Hexer konnte sie jedoch nciht einsammeln, sie wollte aber auch nicht zusehen wie der andere den Bolzen zog... Das war ihr eindeutig zu unfachmännisch.
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Reuven von Sorokin
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Reuven sah noch Ljerka nach die unter Deck ging und zog den Bolzen einfach raus nachdem Crehwill ihn schon abgebrochen hatte. Dann stießen sie mit einer Schwalbe an. Ihm schadete das auch nicht. Es waren nur ein paar Schnitte, die er abbekommen hatte, mit zählen hatte er gar nicht erst angefangen, von dem einen tieferne Schnitt am Bein abgesehen.
Sein blick wanderet kurz zu Jarel, der sich mit der schwarzen Frau unterhielt. Ob an ihr etwas komisch war konnte er nciht sagen, sein Amulett reagierte imemr noch auf Crehwill.
Dann fiel sein blick auf die Leichen.
"Nur ein paar. Lejerka hat auch geholfen und die Soldaten da..." er deutet auf die beiden die sich um ihrem bewusstlosen Kameraden kümmerten.
"Willst du runter gehen? Ich bleibe lieber an der frischen Luft."
Er war halbwegs froh, wenn er nicht nach unten musste.
Zugegeben, dass er dann Seekrank wurde hätte er aber niemals.
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Crehwill von Seren
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Ja, nur ein paar. Crehwill hob eine Augenbraue. Er wusste wie Personen aussahen, die plötzlich an Stellen getroffen wurden, da denen sie es nicht ganz erwartet hatten. Aber er sagte nichts weiter. Irgendwie süß, diese Bescheidenheit. Entsprach nicht dem was man über Katzenhexer sagte, aber… die Wölfchen sind da vielleicht voreingenommen.

„Unter Deck? Ne, lieber nicht…“ Er hatte vielleicht wenig fachmännisch den Verband herum gewickelt und Sarray würde ihn deshalb die Ohren lang ziehen, aber es war zumindest routiniert. „…sie schaut mich immer so ‚böse‘ an.“ Zumindest hatte er das Gefühl in ihrer Gegenwart nichts richtig machen zu können, wie früher in der Schule.

„Aber danke, wir sollten öfter was trinken.“ Das leere Fläschchen gab er zurück und klopfte Reuven auf eine Schulter. Auch sein Blick fiel über das Deck, die Leichen, die Gefangenen, die Anderen, einer fehlte. Vom Gegner fehlten viel mehr. War schon unfair. Immerhin wirkte Röschen mal etwas entspannter, den er durch den Regen angrinste und rief:

„Hey, Ro…. Kapitän, kann ich irgendwas halten? Ein bisschen Ahnung hab ich…“ Ist zwar Jahrzehnte her, aber… so viel wird sich nicht geändert haben.
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Reuven von Sorokin
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Lebenslauf: Reuven

"Vielleicht mag sie Hexer nicht... ich hab das gleiche Gefühl. Als hätte man nicht aufgepasst und falsch vorgelesen..."
Auch Reuven grinste schief.
"Helfen kann ich auch, aber mir musst du es erklären. Viel zu viel Schnur und Stoff..."
Und er deutete auf die Taue, die Takelage, die Wanten.
Er war ein Landbewohner, von Seefahrt kannte wirklich keine Ahnung.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Der Schattenläufer grinste zurück zu den Hexern. “Alles im Griff!”, antwortete er gegen den Sturm anbrüllend und ganz offensichtlich trotz des Wetters in guter Laune.
Gemeinsam mit den Seeleuten des Regenten brachten sie das Schiff erstaunlich routiniert dazu, sich in Bewegung zu setzen. Langsam, aber stetig.
Trotzdem dauerte die Rückfahrt eine gefühlte Ewigkeit.

Wäre das Wetter nicht so mies gewesen, die Personen an Bord hätten nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die Sterne verdämmern sehen. Doch so blieb es dunkel, grau und äußerst ungemütlich.
Beide Hände am Steuer stand Jarel mit zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen an Deck des kleinen Schiffes. Gelegentlich musste er den Kurs korrigieren, wenn das Ufer plötzlich doch näher war, als es sollte. Aber knapp wurde es nie.

Wasser. Überall Wasser, ringsum, von oben, unter ihnen, von der Seite.
Auch seine Brauen schafften es nicht den Regen davon abzuhalten, ihm in die Augen zu laufen.
Er musste sich ordentlich festhalten, denn der fast waagerecht fallende Regen und die steife Briese wollte ihn wegreißen und von Deck spülen. Die für den vormals so schwülen Tag erstaunlich kalten Regentropfen bissen ihm ins Gesicht und Jarel meinte sogar, Graupel in all dem Nass zu spüren. Seltsames Wetter. Als würde ihnen jemanden zürnen. Jemand weit oben. Vor einigen Minuten hatte sich die Abfolge von Donner und Blitz erneut geballt, als wäre das Gewitter auf der Suche nach etwas wie der Blick eines wütenden Auges kurz von ihnen abgekommen und dann wieder zu ihnen zurückgekehrt. Und nun starrte es sie an. bedrohlich und intensiv.
Und noch mehr empfand Jarel als seltsam. Er konnte seine Gedanken kaum von der Kapitänin lassen. Die exotische Dame und er hatten nicht viele Worte gewechselt. Ohnehin verwunderlich, dass sie in der Lage gewesen war so schnell zu erwachen. Die wenigen gewechselten Worte brachten etwas in den Schattenläufer zum Klingen. Der Klang der Sprache, die Worte und nicht zuletzt das Gefühl in ihrer Nähe erinnerten ihn stark an Geschehnisse einer Vergangenheit, die er längst hinter sich gelassen glaubte. Unangenehme Geschehnisse. Gefährliche Geschehnisse.
Doch das war jetzt zweitrangig. Sie hatten gesiegt.

Sie hatten die Besatzung geschliffen, sogar Gefangene genommen und im Laderaum gefesselt untergebracht. Sie hatten einen seltsamen Mann unter Deck gefunden, über den es sicher einiges herauszufinden gab. Auf den ersten Blick ein Skelliger, aber wie war er hierher in Gefangenschaft geraten?
Es gab noch genug Zeit, dies herauszufinden. Erst einmal würden sie das erbeutete Schiff in den Hafen bringen. Sie fuhren kleine Fahrt, nur angetrieben durch das Focksegel.
Erstens war eine größere Geschwindigkeit nicht angezeigt, die Sicht war mehr als schlecht und den Hafen zu finden ohnehin schon eine Kunst. Mit Dunkelheit hatten seine Augen keinerlei Schwierigkeiten. Aber der Regen…er fiel dicht wie eine Wand. Zweitens wollte der Schattenläufer seine Kameraden nicht in die Wanten schicken. Auch wenn es sich um ausgebildete Seemänner handelte war das bei diesem Unwetter zu gefährlich.
Also blieb es bei zwischen zwei – zumindest für Jarel - buchstäblich ohrenbetäubenden Donnerschlägen gebellten Kommandos.
Bald würden sie im Hafen einlaufen, da hieß es nur noch den Anker abzulassen und die Segel zu streichen. Zu nah an die Kaimauer konnten sie bei dem Wetter ohnehin nicht.
Die Hafenarbeiter würden früher oder später den Rest machen und er…würde sich zu Slavas Wohnung stehlen und sich ein Bad gönnen. Nach all den warmen Tagen war dieser stechende Regen durchaus ungewohnt kalt und kroch sogleich bis tief in die schmerzenden Knochen. Er wurde alt.

Jarel versuchte auszumachen, wo sie sich befanden. Zeit war schon ein seltsames Konstrukt. Der ganze Kampf kam ihm vor, als wäre er mit einem Fingerschnippen vorbei … und die Rückfahrt zog sich wie Birkenpech.

Genug Zeit, die Gedanken schweifen zu lassen. Er konnte segeln. Erlernte hatte er es, da war er gerade ein paar Jahre für den Geheimdienst der Krone zu Sturmwind tätig. Man hatte ihn ausgesandt, einen Zusammenschluss von Piraten im mittelbaren Umfeld von Beutebucht zu infiltrieren.
Es funktionierte nicht nur für ihn, er entdeckte in dieser Zeit sogar seine Liebe zur See.
Bis zu einem bestimmten, sehr unrühmlichen Punkt seiner Karriere zumindest.
Er hatte sich in die Crew von Zalzane Zukora, genannt ‚die blutrote Gischt‘, heuern lassen. Eine ebenso brutale und skrupellose Mörderin, die alles niedermetzelte, was auch nur einen falschen Wimpernschlag tat oder es wagte einfach zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.
Trotz allem, die charismatische Kapitänin mit der Schläue und Gerissenheit einer Galakhyäne hatte an ihm gleich einen Narren gefressen und ihn regelmäßig in ihr Bett gezerrt. Eine, für so einen jungen und unerfahrenen Kerl wie ihn damals eine anstrengende Sache, bedachte man, dass die Zwei Meter zwanzig große Halbtrollin mit dem struppigen roten Haar Tochter eines menschlichen Piraten und einer trollischen Schamanin war.
Trotzdem oder gerade deswegen erfuhr er innerhalb von Monaten alles, woran die Männer vor ihm gescheitert waren. Einen seiner Vorgänger mahnte ihn jedes Mal, wenn er ihre mit den Verstand verwirrenden Kram überfüllte Kajüte betrat aufs Neue zur Vorsicht: Er hing als Schrumpfkopf in einem Sammelsurium von magischen schamanischen Gegenständen an der Wand gegenüber des Fensters zum Heck und schüttelte bei jeder größeren Welle verneinend den Kopf. Oft hatte er das Gefühl gehabt, der gefallenen Spion sah ihm bei der Nummer aufmerksam zu. Neidisch vielleicht? Oder eher bedauernd? Vielleicht verglich er seine Leistung mit der eigenen. Obwohl Jarel in seinem jugendlichen Größenwahn sicher war, er wäre besser. Schließlich lebte er noch.
Wie sich herausstellte, war er für ‚Zazu‘ mehr gewesen als ein Spielzeug. Er hatte nicht zusehen können, wie sie nach Monaten der gemeinsamen Fahrt gefangen, abgeführt und in Ketten geschlagen wurde.

Er mochte sie zwar nicht, aber in all der Zeit hatte er sich irgendwie an sie gewöhnt.
Ob es Zufall war, dass er ihr im Verlies in Sturmwind noch einmal über den Weg lief, bevor sie gehängt wurde, würde er nie herausfinden. Was er herausfand war jedoch die ungefähre Bedeutung der Worte, die sie ihm in dem engen Gang entgegen spie, geschlagen in Eisen, verprügelt und von gleich vier Mann aus der Zelle gezerrt:
„Die See wird sich deine verräterische Seele holen. Sie wird dich greifen und aus dem Leben reißen, wenn du es nicht erwartetest und in ihrer Umarmung wirst du vergessen sein für die Welt.“
Im Trollischen klang das ganze schärfer, bedrohlicher, tatsächlich wie der Fluch, der er gewesen war.
Seitdem hatte er die offene See gemieden. In seiner Welt waren Flüche etwas sehr reales, wie er einige Jahre später schmerzlich am eigenen Leibe erfahren musste.
Heute spielte das keine Rolle. Sie waren nicht auf See. Sie waren auf einem Fluss unterwegs, der zu dieser Jahreszeit eigentlich geradezu zahm war in dieser Gegend. Eigentlich.
Wenn nur dieses eigenartige Wetter nicht wäre….
Mit noch immer zusammengekniffenen Augen spähte der Schattenläufer nach vorn. Sie müssten bald im Hafen sein…schade, dass man von hier das ewige Feuer nicht sehen konnte, das wäre sicher eine große Hilfe.
Heim kommen, Slava sehen, ’die Sache’ aus der Welt schaffen, ein Bad nehmen. Bald. Sehr bald.

Blitz und Donner gingen in der Zwischenzeit Hand in Hand. Seine Ohren verweigerten bei dem Lärm den Dienst, und so entging ihm das Knarren über ihm, gefolgt von einem Krachen und Pfeifen zur Gänze.
Aus dem Augenwinkel nahm er im Licht eines weiteren Blitzes eine Bewegung wahr, fuhr herum…
…dann geschah alles auf einmal. Er konnte die Arme noch instinktiv hochreißen, doch verhindern, dass ihn etwas traf und schmerzvoll gegen die Schläfe donnerte konnte er nicht.
In der gleichen Sekunde packte ihn etwas am Knöchel und riss ihn fort, schleifte ihn über das Deck, wuchtete ihn erst gegen mit einem luftraubenden Schlag gegen die Reling, zog ihn dann wie einen Fisch am Haken darüber.

Er hörte nicht mehr, wie eine erstaunlich kräftige Frauenstimme vom unteren Ende des Hauptmastes her ein "Mann über Bord!", brüllte, als ginge es um eine Person ihrer Crew, und nicht um den Feind.

Um Jarel herum befand sich nur noch Wasser.
Mit jeder Sekunde kälter werdendes, wirbelndes, pechschwarzes Wasser.

Etwas hielt ihm am Knöchel! Ein Monster? Hektisch riss er einen seiner Dolche aus dem Holster und hieb danach. Ein weiterer Blitz hinterließ ein brennend scharfes Bild auf seiner Netzhaut. Kein Monster. Ein Teil der Takelage hatte sich um seinen Knöchel gelegt und das daran hängende Fetzen des Segels riss ihn in die Unterströmung, raus ins Meer. Panisch begann er am Seil zu schneiden. Die Klingen gingen gut durch die gedrehten Fasern, doch wenn er eines der Seile durchtrennt hatte, waren da immer noch zwei übrig und weitere zwei….
Etwas traf ihn hart an der Schulter. Sein Arm wurde taub und im nächsten Blitz – einem Leuchten viel zu weit entfernt und gedämpft durch den in den Fluten treibenden aufgewirbelten Schlamm – sah er seinen Dolch in die Schwärze davontreiben. Und mit dem Leuchten des Blitzes erlosch sein Bewusstsein.
Die Kälte der See umfing ihn, nahm ihn in die Arme und trug ihn davon.

An Deck begann das losgelassene Steuer sich zu drehen, erst langsam, dann immer schneller.
Das Schiff drohte quer in die Strömung zu driften.
Zuletzt geändert von Jarel Moore am Mittwoch 15. März 2023, 10:16, insgesamt 3-mal geändert.
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Reuven von Sorokin
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Man konnte sehen, dass der Ritter in seinem Element war, sogar der Katzenhexer konnte das.
Er hatte vielleicht den Beruf verfehlt. So wie Jarel da oben am Steuer stand hätte er vermutlich besser... Wie nennte man das? Kapitän? Vermutlich.
Das Wetter war es weniger, dass den Hexer störte, Gewitter und sturm hatte er schon viele gesehen und das war nicht einmal der schlimmste. Er erinnerte sich an stürmische Nächte an denen man sich besser an einem Baum festheilt, wollte man nicht weggeweht werden. Lustig war es trotzdem nicht, bei dem Wetter auf einem Schiff auf dem Pontar unterwegs zu sein. Das Delta konnte so schon unberechenbar sein, Untiefen, Treibholz, man musste seine Route schon genau kennen und erst recht bei dem Wetter.

Eine Weile sah der Hexer ihm zu, dann richtete er seinen Blick lieber wieder nach vorne. Tun konnte er ohnehin nicht viel und magische Gefahr würde er auch nicht spüren solange Crehwill in der Nähe war, aber Ausschau halten, das konnte er. Das Wasser beobachten, dass in der Luft, das unter dem Schiff und das auf dem Schiff. Die Blitze... Aber es blieb abgesehen vom Prasseln und dem Donner ruhig. Ruhig im Sinne eines Hexern. Was auch immer an Bestien hier hauste, es machte bei dem Wetter auch Pause. Nicht mal Sumpfweiber scheuchten da die Ertrunkenen vor die Tür.
Umso besser für sie.

Und so bemerkte er auch zu spät wie sich ein riesiges Hölzernes Ding vom Masten löste, der Blitz hatte eingeschlagen. Dass man das Bramstenge nannte war in dem Moment irrelevant, da krachte ein Stück Holz runter mit Schnur dran, riss Jarel mit sich und so wie sich die Schnur um ihn gewickelt hatte zog es ihn mit sich von Bord, schneller als ein Katzenhexer springen konnte.

Aber er versuchte es. Mit schnellen Sätzen hinterher und er hechtete über Bord. Er konnte auch mit dem Panzer schwimmen, er war leicht genug. Leder... Aber auch das war gerade egal. Er sah so gut wie nichts, weder über noch unter Wasser, konnte nur raten wo das Holz hintrieb, aber immer wieder tauchte er, schwamm ein Stück, tauchte wieder. Es war nichts zu sehen. Heute würden er ihn nicht finden... nicht bei dem Wetter.
Irgendwann gab er entnervt auf. Es brachte wenig, wenn auch er hier ersoff oder wegen ihm jemand ins Wasser sprang, also schwamm er zurück, kletterte an Bord.
Stand nun da wie ein nasser Kater. Der Rest hatte nun auch verstanden was geschehen war und man zog ihn wieder hoch, also einer der Männer des Königs. Ljerka stand da und blickte ihn erwartungsvoll an, sein blick wanderte von ihr zu den beiden Seeleuten und zu Crehwill. Er schüttelte nur wortlos den Kopf. Von Jarel keine Spur. Ljerka stand nur da und da war etwas in ihren Augen, dass er nicht sehen wollte. Verzweiflung, Panik.
Und der Hexer hatte keine Ahnung was er nun tun sollte. Vor allem nicht mit dem Schiff.
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Crehwill von Seren
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Nachdem es an Bord nichts weiter zu tun gab, zuckte der Greif mit den Schultern und bemühte sich um Glückseligkeit, die Sarray hoffentlich beruhigen würde. Die Schwalbe tat ebenso ihre Wirkung und gerade sein Mund fühlte sich schon wieder besser an. Sein Ziel die Kajüte unter dem Achterdeck. Die war bestimmt gemütlich und wenn Reuven nach vorne Ausschau hielt, war er vielleicht weit genug mit seinem Zauber weg, sodass der Kater zumindest irgendwas bemerken konnte. Der Greif suchte sich ein schönes Plätzchen an der Wand und ließ sich auf Wind, Wetter und Seegang ein, um zu meditieren. Wiegen lassen wie im Bauch der Mutter, in den Regen, Donner oder Blitz nicht rein kommt. Ein wenig erinnerte es ihn wirklich an das Kaer Zuhause, das oft genug an der Steilküste vom stürmischen Meer gepeitscht wurde.

Aber er wurde unterbrochen als etwas Hartes laut krachend gegen das Dach fiel. Ein Blitz, ein Einschlag, ein Balken. Er zuckte zusammen, sprang auf die Beine und schlug sich den Kopf an der niedrigen Decke. Es brach eine gewisse Hektik an Bord aus und auch Crehwill ließ sich wieder an Deck blicken: Reuven sprang über Bord, die Seeleute wuselten herum, Ljerka blickte entsetzt ins Wasser. Das ‚Mann über Bord‘ hatte er vernommen, nur wer fehlte? Jarel? Jarel. Sein Blick ging auf das Steuerrad auf dem Achterdeck, das sich an der Abwesenheit von Fachpersonal erfreute und durchdrehte. Mist, Reuven hinterher? Das Beiboot? Nein, so wie das Schiff sich gerade neigte und die beiden jetzt Matrosen schon genug zu tun hatten, entschloss sich Crehwill für das Steuerrad. Zumindest konnte er geschickt hin springen und hielt es einfach nur irgendwie fest, soviel wusste er noch. Wobei er sich bemühte nicht panisch zu werden… Alles gut Sarray, also nein, aber…
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ERZÄHLER
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Zu aller Erstaunen wurde das Wetter endlich besser, kaum dass etwas Ruhe einkehrte nach dem Schrecken. Es regnete noch immer in Strömen, aber die Abstände zwischen Blitz und Donner nahmen zu und auch der Wind pfiff nicht mehr ganz so waagerecht über das Deck. Ungemütlich war es noch immer, doch nicht mehr ganz so bedrohlich wie zuvor.

Eine gewisse Weile später und eine erstaunliche Strecke weit weg:

Ein Wesen, kaum größer als ein Kind, schleppte einen Mann an Land. Es wirkte, als zerre ein Halbwüchsiger einen Riesen auf den Strand, doch der Halbwüchsige war unermüdlich. Und er fluchte dabei in einer fremden Sprachen, doch dass es Flüche waren, konnte man der Stimmlage entnehmen.
Halb im, halb außerhalb des Wassers ließ er den Mann fallen, drehte ihn auf den Rücken, schnüffelte. "Du stinkst nach nassem Hund, Mann... Lebst du?" Er lauschte, spuckte dann brackiges Wasser in den Schlamm.
"Naja, dann brauchst du den nicht mehr, oder? Uh... was ist das? Das ist doch kein Silber..." Das Wesen knabberte an einer Kette, die der Tote um den Hals hatte. Kurzerhand zerrte er einfach daran, in der Hoffnung, dass die Glieder rissen.
Doch das Material erwies sich als äußerst robust, also zog er die Kette unsanft über den Kopf des Mannes, wo sie sich in den langen, nassen Haaren verhedderte und von diesen auch prompt welche ausriss, dann hielt er das Schmuckstück in den Händen.
Staunend sah er zu, wie es kleiner wurde, kürzer, bis auf ein Format schrumpfte, das zu ihm passte. Sofort wurde das Wesen hibbelig, stöberte weiter an seiner Beute, drehte sie wieder auf den Bauch, kletterte darauf herum.

Er fand Waffen, die für ihn nutzlos waren und einen Ring am Finger, der zu fest saß. Er könnte den Finger abschneiden...
Der Tote zuckte mehrmals heftig, bäumte sich regelrecht wie unter Krämpfen auf, spie eine Ladung brackiges Wasser, durchzogen mit schneeweißem Schaum in den Sand und lag schon im nächsten Moment wieder reglos da.

Das Wesen sprang vor Schreck fast einen halben Meter in die Luft und geiferte: "Bleibst du wohl tot!" Doch es wagte sich nicht wieder näher. Nach zwei Lidschlägen steckte es die Kette in einen zerschlissenen Beutel, den es eng am Körper trug und sprang zurück ins schlammige Wasser.
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