Wyzima - Straßen und Gassen

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

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Von/nach: Komturei --> Wyzima
Datum: 24. August 1278
betrifft: Violetta
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Die Reise nach Wyzima zu Fuß dauerte normalerweise fast einen ganzen Monat, doch Jakob hatte nicht vor, sich an die Regeln einer Pilgerfahrt zu halten. Er gesellte sich zunächst einigen Treidlern zu, deren Pferde schwer beladene Kähne den Pontar hinauf schleppten. Dann wechselte er auf ein kleineres und schnelleres Ruderboot. Doch überall packte er mit an, schleppte Taue, legte sich in die Riemen. Die nackten Füße brannten die ersten Kilometer jeden Abend, waren voller Risse und Blasen, doch irgendwann härtete die Haut ab und es wurde erträglicher. Die Sonne brannte ihm die Haut dunkel und bleichte scheinbar die ohnehin hellen Augen. Als er den Fluss verlassen musste, ging er manchmal zu Fuß, manchmal beschwatzte er einen Bauern, dass dieser ihn ein Stück auf seinem Karren mitnahm. Die Reise war dennoch beschwerlich und er hatte eine entzündete Ferse, als er endlich vor den Toren Wyzimas stand, aber er war da. Im Herzen seines Ordens. Am Ort seines Herzens.

Der Knappe hatte sich tief in den Pilgermantel verkrochen, stützte sich auf den Stab und wartete im Schatten einer Platane, von der aus er den Tempeleingang und die Straße überblicken konnte. Einfach ins Heiligtum hinein stürmen, kam ihm falsch und dumm vor. Er hatte keine Ahnung, wie die Dinge lagen und daher wollte er zunächst in Ruhe mit Violetta sprechen. Oder das tun, was einer Unterhaltung mit ihr am nächsten kam. Seit Jarels temporärer Taubheit hatte er das Schiefertäfelchen in Besitz und auch jetzt war es bei seinen Sachen verborgen.
So wartete er. Unter Umständen auch umsonst.
Es dauerte. Stunden.
Erst als die Sonne den Zenit schon überschritten hatte, wurde das Tor geöffnet und nicht eine Novizinnen, gleich ein halbes Dutzend wild schwatzender Mädchen, teilweise mit Körben, kamen heraus.
Und mitten unter ihnen: Iola. Sie sah umwerfend aus. Ein helles, fast schon weißes, luftiges bodenlanges Gewand, die braunen Locken fielen offen auf die Schultern, die Wangen leicht gerötet, wurde sie von den anderen Anwärterinnen regelrecht umschwärmt.
Alle plapperten auf sie ein oder wild durcheinander und Iola selbst wirkte ein wenig verlegen, beinahe überfordert.
Auch sie trug ein Körbchen am Arm, aus der ein Griff lugte.
Die Gruppe war wahrscheinlich unterwegs Kräuter zu sammeln, oder so.
Und irgendwie wirkte sie seltsam ruhig in der zappligen Weiberschar, wie ein Atomkern, um den die Elektronen herum flitzten.
Jakob hatte sich irgendwann zwischen die Wurzeln gesetzt und hob nun, da sich das Tor öffnete, den Kopf. Eine Horde Mädchen, von denen er einige noch wieder erkannte, kam heraus und füllte die Luft mit ihrem Geplapper. Doch die Eine, derentwegen er hier war, fiel ihm gleich ins Auge. Wie hatte er vergessen können, wie schön sie war? Sie strahlte regelrecht und er konnte einen Moment lang nur schauen. Konnte sehen, wie sie bereits verändert war. Etwas brannte in seiner Brust.
Nur wie sie auf sich aufmerksam machen?
Langsam erhob er sich, stützte sich wieder auf den Stab.
Die Gruppe setze sich in Bewegung. Auf die Brücke zu, die aus der Stadt hinaus führte.
Allein durften sie bestimmt nicht raus, wahrscheinlich darum gleich ein ganzer Trupp.
Jakob folgte ihnen erst mit den Augen, dann auch mit den Füßen. Eilte ihnen nach. Er sprach einfach die Letzte in der Gruppe an: "Ehrwürdige Priesterin der Melitele, habt Ihr eine Gabe für einen müden Pilger?"
Das Mädchen wandte sich tatsächlich zu ihm um musterte, wollte ihn gerade ansprechen, als er eine Stimme hörte. Eine, die er noch nie vernommen hatte und von der er trotzdem sofort erkannte. Die Mutter seines Kindes. Eine leise, erstaunlich raue und leicht katzenhafte Stimme.
"Jakob?"
Sofort verstummte die ganze Gruppe und alle Mädchenaugen wandten sich ihm zu, die einen erstaunt, die anderen bewundernd und nicht weniger als zwei...himmelten ihn regelrecht an.
Jakob hob den Kopf - wie so oft lächelte er nicht, aber das musste er auch nicht, denn seine Augen im Schatten der Kapuze sprachen Bände. Er sah Iola an, nahm ihre Stimme auf, um sie abzulegen und nie wieder zu vergessen. Die Frau, die ihn so keck erobert hatte. Die Mutter ihres gemeinsamen Kindes.
"Wünsche einen angenehmen Nachmittag, Violetta.", erwiderte er fast etwas frech.
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Iola
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Sie ging auf ihn zu...nein...sie rauschte zu ihm herüber und fiel ihm um den Hals. "Jakob!"
Die Mädchen fingen an zu tuscheln und zu kichern und Iola schmiegte sich an ihn. Sie roch nach Blumen...Kräutern...weiblich...umwerfend!
Und wie sie sich anfühlte...weich...anschmiegsam.

Schon als sie sich in Bewegung gesetzt hatte, hatten seine Arme sich geöffnet, den Mantel gleich mit, unter dem er die leichten Reisekleider trug. Und als sie ihn umarmte, schloss er den Mantel einfach wieder um sie beide, schuf einen kleinen Kokon. Eigentlich hatte er sich das erste Wiedersehen weniger Aufsehenerregend gewünscht, aber nun war es ihm egal. Er hielt sie fest atmete ihren Duft und kam sich gleichzeitig furchtbar schmutzig nach der langen Reise vor. Was er unter den Knappen gern salopp als 'männlich herb' bezeichnete, kam ihm jetzt wie profaner Gestank vor.
Dennoch hielt er Iola lange in den Armen, grub seine Nase in ihr Haar.
"Wie schön dich zu sehen... können wir irgendwo reden? In Ruhe...", flüsterte er in die braunen Locken.

"Natürlich...ich wusste, du verstehst den Brief. Bist du allein gekommen?"
Sie tuschelte kurz mit eine der anderen Novizinnen und ihr 'Hofstaat' trollte sich. Jedoch nicht, ohne ihn zu begaffen wie ein schillerndes buntes Insekt. Und zu tuscheln...
Sie wussten allem Anschein nach um...die Umstände.
"Komm...hinter der Brücke gibt es ein Wäldchen. Eigentlich darf ich nicht allein raus, aber mit dir...bin ich nicht allein."

"Ohne Jarel wäre ich dumm gestorben.", gab er zu. Dann nickte er. "Ja, ich hab' nicht mehr warten können."
Etwas unwohl beobachtete er den 'Hofstaat'. So viele Mitwisserinnen... Das konnte noch zum Problem werden. Dann stoben die Mädchen davon und Iola führte ihn zu besagten Wäldchen. Kaum schlossen die Bäume sich hinter ihnen, hielt Jakob Iola an, musterte sie und berührte sanft ihre Wange.
"Dein Gelübde... wie oft habe ich gehofft, du könntest mir einfach antworten." Die andere Hand legte er fast zaghaft auf ihren noch flachen Bauch. "Wie geht es dir ... euch?"

"Die Übelkeit ist...allgegenwärtig.", schmunzelte Iola.
"Bevor wir darüber reden...Jakob...du musst dich zu nichts verpflichtet fühlen.", sagte sie leise und schmiegte ihre Wange an seine Hand.
"Ich hab dir ein Kind aufgedrängt..."
Sie zog ihn an einen Fleck, an dem das Moos besonders dicht und einladend im Halbschatten lockte und setzte sich.
All ihre Bewegungen waren irgendwie fließend, harmonisch und genauso weich und weiblich wie sie. Sah nur er das so? Waren das die Hormone?
"Eigentlich hätte das auch nicht passieren dürfen...Wir kennen genug Kräuter um eine Schwangerschaft zu verhindern."
In seinen Ohren klang ihre Stimme nicht unbekannt. Es schien ihm so, als hätte sie schon immer so mit ihm gesprochen.
"Aber...dann erreichte mich eine Vision."
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Jakob von Nagall
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"Warte.", hatte er kurz gebeten und seinen Pilgermantel auf dem Boden ausgebreitet. Er hätte ihr auch noch geholfen, sich zu setzen, aber da war es schon zu spät und er er setzte sich neben sie. Iola übte eine unglaubliche Faszination auf ihn aus - so verändert, so... fraulich? Wo war das Mädchen hin, das ihn im Garten besucht hatte. Wohin war das Schweigen? Sie ging nicht darauf ein wie er nicht auf die Pflicht einging, die außer Frage stand, aber vielleicht war auch beides nicht von Belang. Es fiel ihm schwer überhaupt an irgendetwas anderes zu denken, als dass er sie am liebsten über jeden Kiesel auf dem Weg heben und ihr jede noch so kleine Last abnehmen wollte. War so ein Spaziergang überhaupt gut? Wenn ihr übel war, sollte sie sich dann nicht lieber schonen? Und der kalte Boden? Sollte er nicht lieber einen anderen Platz zum sitzen suchen?
Ihm schwirrten so viele Fragen im Kopf herum, dass er ihr fast nicht zuhörte. Aber nur fast.
"Eine Vision?" Beinahe wäre ihm noch ein 'Du auch?', raus gerutscht, aber das kurze Aufblitzen eines Bildes und ein krakeligier Schriftzug war wohl kaum Vision zu nennen.
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Iola
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Sie lächelte ihn an mit einem Lächeln, dass Gletscher – ach was – das Steine hätte schmelzen können.

Im Grunde hatte er ihre Aufmerksamkeit schon erregt, als er an dem schicksalsschweren Tag im strömenden Regen vor dem Tor gestanden hatte. Seine hellen, intelligenten Augen, seine flegelhafte Art, seine Haare, die sich einfach nicht der Konvention einer Frisur fügen wollten, seine unter dem Deckmantel der Folgsamkeit versteckte ständige Rebellion…
Ihre Augen fingen an zu glänzen, je länger sie ihn ansah.
Und auch wie er ihr hofierte, als wäre sie eine Prinzessin, sagte ihr zu. Sehr. Welches Mädchen wurde nicht gern behandelt wie ein Königskind? Und bekam dann noch ein Kind von ihrem Prinzen…
Sie schluckte.
Für sie war nach der Vision alles glasklar gewesen. Aber wie musste es sich für ihm anfühlen?
Sie hoffte und betete zur Göttin, dass er sie nicht falsch verstand und sich erpresst oder genötigt fühlte. Er wirkte nicht so. Er wirke, als würde er sich freuen…
Das wäre…schön….so schön…nur sicher war er sich nicht.
Sie nahm seine verwundete rechte Hand zwischen die ihren. Die Narben machten ihr nichts aus. Sie waren Teil von ihm. Das konnte nichts Schlechtes sein.
Die nächsten Sätze fielen ihr nicht leicht. Ihre eigene Erinnerung daran war schemenhaft verschwommen. Und was sie sagte, würde ihn wahrscheinlich furchtbar erschrecken.
An dem Tag, nachdem ihr so überhastet abgereist seid, besorgte ich mir abends einen Trank, der eine Schwangerschaft verhindern sollte.
Bis wann man es verhindern nannte und ab wann es hätte abbrechen hätte schimpfen müssen wusste sie nicht. Einzig der Gedanke, dass sie beinahe ein Leben beendet hätte befeuerte ihre Übelkeit gleich wieder so weit, dass sie blass wurde.
Ich erinnere mich noch, wie ich mit dem Becher in der Hand auf meinem Bett saß.
Sie schluckte schwer, kramte noch einmal in ihrem Gedächtnis. Nichts. Immer noch nichts. Das würde wohl so bleiben…
“Das nächste woran ich mich erinnere ist, auf dem kalten Boden des Tempels zu erwachen, über mir das Gesicht der Erzpriesterin, um uns herum die besorgten und entsetzen Gesichter meiner Schwestern. Mein Kopf lag auf Varelias Schoß, ich war nass vor Schweiß und jede Faser in meinem Körper brannte wie mit Feuer gefüllt.“
Sie lächelte entschuldigend, weil sie nichts Näheres wusste. Es war ihr unangenehm. Trotzdem suchte sie Jakobs Blick. Sie wollte seine Reaktion sehen und handeln können, wenn ihm all das zu viel wurde oder er sie deswegen ablehnte.
“Mutter Varelia erklärte mir später, ich wäre im Tempel aufgetaucht, im Schlafgewand, bin vor die Statue der Dreifaltigkeit getreten und habe mit ihr…geredet, für sie gesungen und getanzt… In einer längst vergessenen Sprache. Eine Sprache, die selbst die ehrwürdige Mutter nicht verstand.
Oder dessen Verstehen das Oberhaupt des Tempels schlicht verschwieg. Aber auf so eine Idee kam zumindest Violetta nicht einmal im Ansatz.
“Und dann sei ich zuckend zusammengebrochen und hätte unverständliches Zeug von mir gegeben.“
Sie seufzte. Eigentlich sollte sie sich geehrt fühlen, so eine Erfahrung gemacht zu haben, aber wie sollte sie? Sie erinnerte sich nicht und konnte die Vision nicht wiedergeben. Was für einen Zweck hatte das also gehabt, wenn auch die Priesterin Mutter es nicht verstand?
“Ich erinnere mich an nichts von all dem. Aber ich habe geträumt. Einen wunderschönen Traum.“
Ihre Augen begannen euphorisch zu strahlen. Wenn es nur ein Traum war, hatte er enorme Wirkung auf sie gezeigt.
“Du warst auch da. Wir gingen barfuß im Sonnenuntergang an einem Strand. Der Sand war warm, die Brandung angenehm kühl. Und zwischen uns ging ein Mädchen. Ein bezauberndes kleines Mädchen von vielleicht vier Wintern. Feingliedrig, sie wirkte zerbrechlich wie Porzellan, lustig abstehende, geflochtene Zöpfe aus pechschwarzem Haar, mit großen, wunderschönen dunkelbraunen Augen. Sie wirkte so…strahlend. Ich ging links von ihr, an der Wasserlinie, du rechts von ihr. Wir hielten sie an die Hände und schwangen sie in die Luft. Das Lachen werde ich nie vergessen…“
Tränen füllten mit einem Mal Iolas Augen bei dem Gedanken, wie nah sie daran gewesen war, diesem Kind die Geburt zu verweigern.
“Wir bekommen eine Tochter. Nein….ich bekomme eine Tochter. Du hast keinerlei Verpflichtungen. Uns wird es gut gehen hier, ob du dich für oder gegen uns entscheidest. Aber du kannst sie sehen, wann immer du willst. Und wenn du es einrichten kannst.“
Sie musterte ihn noch einmal. War er zu Fuß hergekommen? Er musste furchtbar müde und hungrig sein. Und sie redete einfach nur auf ihn ein…
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Jakob von Nagall
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Ihr Lächeln wärmte sein Herz, ließ ihn die Müdigkeit und die schmerzenden Füße vergessen. Ihr Worte allerdings stimmten ihn nachdenklich. Zwar kam er aus einem Teil seiner Welt, in der Frauen über ihre Körper entscheiden durften, aber er selbst war streng katholisch erzogen. Und auch wenn sein Vater sowohl den Eid des Templers geschworen, als auch Komtur gewesen war, hatte er doch Frau und zwei Kinder. Für seinen Sohn allerdings hatte er einen anderen Weg vorgesehen und der hatte ihn klaglos eingeschlagen.
Als Iola seine Hand nahm, schlossen und verschränkten sich seine Finger sofort um ihre. Es tat ihm Leid, dass sie hatte so leiden müssen, dich ihr Traum ließ auch ihn endlich sacht lächeln. Das Bild gefiel ihm, wenn es auch ein Traum bleiben würde.
Als Tränen in ihre Augen stiegen, fühlte er sich schrecklich hilflos und legte ihr zaghaft den Arm um die schmalen Schultern, um sie etwas an sich zu ziehen. Wie verrückt das alles war und wie richtig es sich in diesen Moment trotzdem anfühlte.
Alles was ich getan habe, tat ich aus Liebe..., hatte Jarel damals im Garten gesagt. Und er? War er wirklich nur einem Pflichtgefühl hierher gefolgt? Mindestens der Vision von diesem Kind und nun, da er Iola bei sich fühlte - ihre Wärme, ihren Duft - erschien es ihm goldrichtig, hier zu sein. War das schon Liebe? Oder nur dieses kopflose Ding, von dem sein Vater immer gesprochen hatte, als sei es der Atem des Leibhaftigen. Das für diesen nur aus hirnloser Fleischeslust bestand, weit unter der Pflicht der Ehe und vor allem der Liebe zu Gott. Jakob war nicht mal sicher, ob seine Eltern sich je wirklich geliebt hatten. Er hatte sie geliebt, beide und Miriam jenseits davon.
"Wir.", hauchte er auf Violas Locken. "Ich habe sie auch gesehen - einen Herzschlag lang. Sie war... wird... wunderschön." Er hob ihre verbundenen Hände an und legte sie sich auf die Brust. "Ich werde für euch da sein, so gut ich kann. Aber ich kann sie nicht anerkennen, das weißt du."
Er würde seinen einmal gewählten Weg nicht verlassen, so schwer ihm die Entscheidung auch fiel.
Er atmete einmal durch, weil es ihn belastete, diese Entscheidung überhaupt treffen zu müssen. "Wo wir dabei sind... All diese Mädchen wissen Bescheid? Du weißt, dass mein Orden davon besser nichts erfährt? Sie machen... Nun ja, keinen besonders verschwiegenen Eindruck."
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Iola
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„Du hast sie auch gesehen?“ Einen Moment sah sie ihn mit großen Augen an. Sehr großen Augen.
Was bedeutete das? Hatte er auch das zweite Gesicht? Und…wenn beide Elternteile es hatten, was bedeutete das für das Kind?
Sie schmiegte sich an ihn und er konnte spüren, dass sie nicht so selbstsicher war, wie sie sich gab. „Sie waren dabei, als ich die Vision hatte.“
Ihr Daumen streichelte gedankenverloren über seinen Handrücken. „Und seitdem sie wissen, dass ich ein Kind erwarte, warten sie darauf, dass jemand auftaucht, der ins Bild passt.“
Sie war warm, weich, anschmiegsam.
An ihren Gefühlen hatte sie keine Zweifel. Nur daran, ob es gut war, ihm mit einzubeziehen.
Er war ein Ordensbruder. Er hatte Pflichten.
„Ich habe sogar zwei belauscht die darüber gerätselt haben, ob Jarel der Vater ist.“
Sie schüttelte heftig den Kopf.
„Aber mach dir keine Sorgen. Das wird nicht nach außen getragen. Sie wirken schwatzhaft, aber die Diskretion der Patienten ist hier ein hohe Gut. Und genau so behandeln mich plötzlich alle.“
Sie seufzte. Im Grunde genoss sie es, nur auf die Dauer würde ihr das bestimmt auf die Nerven gehen.
„Und darum, dass du sie nicht anerkennen kannst, mach dir keine Sorgen. Sie wird in einer riesigen Familie groß werden und viel, viel Liebe erfahren. Auch wenn der Papa nicht immer da ist.“
Sie sah ihn abermals an. Dankbar.
„Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich freue dich zu sehen und dir von all dem erzählen zu dürfen.“
Die junge Frau streckte sich und hauchte ihm einen Kuss auf den Mundwinkel.
„Erzähl doch mal, wie ist es dir ergangen? Konntet ihr klären, was auch immer geschehen ist?“
Ihr kam es vor, als wäre es Monate her. War es aber nicht.
„Und…hast du Hunger?“
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Fast hätte er sich verschluckt. "Jarel?!", platzte er heraus und im nächsten Moment kam er sich dumm vor. Wieso nicht? So abwegig war es nicht, betrachtete man die Sache von außen. Niemand - naja fast niemand - wusste, was er wusste. Wieso sollte sich der Ritter, der doch eine ganz stattliche Figur abgab, nicht mit einer jungen Priesterin einlassen? Mal abgesehen von einem Keuschheitsgelübde...
Ihre Worte verletzten ihn auf seltsame Weise. Das Kind - sein Kind - würde in Familie und Liebe aufwachsen. Auch ohne ihn. Aber sicher, was hatte er sich auch anderes gedacht? Es musste so sein und die Kleine durfte ihn nicht einmal Vater nennen, ja es am Besten nicht einmal wissen, bis sie alt genug war, mit dem Wissen verantwortungsbewusst umzugehen. Und trotz aller vernünftiger Gedanken, tat es ihm weh, all das jetzt schon zu wissen und es nicht ändern zu können.
Doch alle Gedanken zerfaserten von einem Moment auf den anderen und Iola elektrisierte ihn mit der Berührung ihrer Lippen, nur um dann im Plauderton zu fragen, wie es ihm ergangen war. Hatte sie eine Ahnung, was sie damit in ihm auslöste? Zumindest war er einige Sekunden lang sprachlos und kam sich wieder schrecklich unbeholfen vor. Eigentlich noch unbeholfener jetzt, da sie mit ihm redete, ihm antwortete und Fragen stellte. Mit ihr zu schweigen war ihm irgendwie leichter gefallen. Einige Herzschläge betrachtete er sie daher nur stumm. Ihre Züge, so vertraut und doch auf eine ganz besondere Art neu. Dann blinzelte er, als müsse er sich selbst wecken und nickte fahrig.
"Ja - ja, alles wieder im Reinen, denke ich." Schon wieder tausend neue Baustellen, mit denen er sie aber nicht belasten wollte. Er lächelte schwach. "Vielleicht kann ich bald meine Prüfung machen.... wenn ich je wieder zurück komme und mit meiner Pilgerreise alles abgegolten ist. Ich bin bei meinem Rittervater wohl mal wieder etwas angeeckt." Besser auch sie glaubte die offizielle Version einer Strafe für seine Widerspenstigkeit.
Was ihn zur letzte Frage brachte. Hunger. Immer, meistens wie ein Wolf, gerade... Er berührte ihre Wange und bevor er wirklich wusste, was er tat, hauchte er ihr einen Kuss auf die Lippen. Flüchtig, nur eine sanfte Berührung. Dann sah er sie wieder an.
"Hast du schon über einen Namen nachgedacht?"
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Iola
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"Einen Namen? Nein.", erklärte sie leise und erwiderte den Kuss. Lage. Verspielt.
"Das wollte ich dir überlassen." Und das wollte sie tatsächlich. Etwas in ihr ahnte, dass er den Namen bereits wusste.
"Du machst schon Prüfung?", sie war wirklich überrascht.

Und dann offenbarte Jakob ihr den wahren Grund, arum er erschienen war.
"Die Reise hierher wurde dir als Strafe aufgetragen?" Das versetze ihr einen Stich. Er war gar nicht wegen ihnen hier...
Aber warum war er dann nicht mit Jarel gekommen? Er würde es sich nicht nehmen lassen, seinen Schützling zu beaufsichtigen. oder schätze sie ihn da falsch ein?
"Ist wirklich alles in Ordnung?", fragte sie nun doch besorgt.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Sie küsste ihn wieder und das Spiel entzündete etwas, was er eigentlich unter Kontrolle gebracht geglaubt hatte. Es wirbelte in seinem Magen, schickte Hitze seine Seiten hinunter. Der Wunsch ihre Haut zu berühren wuchs und er ertappte sich bei dem Gedanken, sie auf den Mantel drücken zu wollen, das Kleid empor zu schieben...
Verflucht, wie konnte er nur an sowas denken? Das Kind! Sie trug sein Kind! Wer weiß, was passierte wenn... Das ernüchterte ihn sofort, doch er legte wieder die Hand auf das unsichtbare Leben in ihrem Bauch.
"Ich gebe ihr einen Namen, wenn es so weit ist. Und ich werde hier sein.", sagte er überzeugt. Nur den Namen jetzt schon auszusprechen, kam ihm falsch vor. Als wenn es Unheil beschwören würde. Er wäre an ihrer Seite und wenn er durch alle Höllenkreise dafür gehen musste.
Dass er mit beiden Füßen zielsicher ins Fettnäpfchen sprang, bemerkte er nicht wirklich. Er schmunzelte etwas verschämt und bügelte die Sache ebenso unwissentlich halbwegs wieder aus: "Jarel hat gerade viel zu tun und die Abreise immer wieder verschoben. Wäre diese Strafe nicht gewesen, ich wäre ihm wohl einfach davon gelaufen. Ich hab es nicht länger ausgehalten." Der Wunsch sie zu sehen, mit ihr zu sprechen, genau dies hier zu tun, war einfach übermächtig.
"Aber keine Sorge, vielleicht hat er das auch irgendwie geahnt. Du kennst ihn ja.", versuchte er sie zu beruhigen.
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Iola
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Sie sah in seine Augen
"Du wirst bei uns sein? Wirklich?"
Ihre Stimme bebte vor Freude und Zuneigung. "Das macht mich glücklich. So glücklich."
Was er nicht wagte, wagte sie.
So lange hatte sie sich nach ihm verzehrt. Seit sie ihn das erste Mal berührt hatte, er sie das erste Mal berührt hatte, träumte sie ständig von ihm, seinen Händen, seiner Haut.
Das die Ritter keusch sein sollten empfand die als ausgemachten Blödsinn.
Für wen kämpfte man inbrünstiger als für seine Kinder, seine Familie. Welchen bessere Garantiefall es für Nachwuchs als Töchter und Söhne, die ihren Eltern nacheiferten?
Ein Ruck ging durch die zarte Gestalt.
Sie beugte sich vor, schloss die Augen und versuchte ihn einen Kuss aufzudrücken. Erst ganz zart, dann verspielt, dann intensiv.
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Jakob von Nagall
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Er lächelte etwas schief bei ihrem Erstaunen, ruderte dann sofort zurück. "Da, wo ich herkomme, steht man das zusammen durch... also die Geburt. Wenn das hier nicht üblich ist...", aber sie unterbrach sowohl Einwand als auch alle weiteren klaren Gedanken mit ihrem Kuss. Seine Zurückhaltung zerfloss unter der Zärtlichkeit ihrer Lippen, dem Gefühl ihres sich an ihn schmiegenden Körpers und dem Duft ihrer Weiblichkeit. Er verlor den Kampf, noch bevor er überhaupt die Herausforderung angenommen hatte, folgte ihrer Einladung, ihrem Spiel. Der Arm, den er noch um sie gelegt hatte, zog sie näher, die Hand, die eben noch auf ihrem Bauch gelegen hatte, glitt an ihrer Seite empor. Jakob spürte an den Fingerspitzen die Wölbung ihres Busens unter dem leichten Stoff, fuhr darüber, tastete nach der vorwitzigen Spitze, die sich dort kaum verbarg.
Er war ja ohnehin schon irgendwie in Ungnade und im Haupttempel noch nicht offiziell angekommen, war hier also quasi sowieso außerhalb des strengen Regelkorsetts unterwegs... oder?
Genaugenommen dachte er schon gar nicht mehr daran, dachte nicht mehr mit dem Kopf. Seine Welt engte sich auf Iola ein, auf ihre Lippen, den Geschmack ihrer Zunge, die Wärme ihres zarten Körpers. Er strich mit den Fingerspitzen über ihren Hals, ihre Wange und löste sich doch für einen atemlosen Moment.
"Wird es ihr nicht schaden, wenn wir....? Ich meine... du weißt schon.", flüsterte er, musterte sie. Und auch wenn das Feuer in seinen Augen loderte, er könnte sich zurückhalten - ganz sicher - er war geübt, aber die Prüfung wäre niemals härter als in diesem Moment. Er war Wachs in ihren Händen.
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