Bordell | Nachtigall

[Valjan Novka]

Zuerst wusste Valjan nicht ganz, warum sie das Wetter erwähnte, hörte aber weiter aufmerksam zu. Nickte leicht dazu, dass man manchmal früh aufwacht und der Rücken weh tat, schüttelte aber ebenso leicht den Kopf, dass man nicht wisse warum. Viel zu oft konnte er etwas dafür und wusste, dass es mit körperlichen Einsatz und oder Gewalteinwirkungen am Vortag zu tun hatte. Aber auch er begann die Schultern anzuspannen, die Rückenmuskulatur zu bewegen sowie es fast jeder tat, sobald man anfing darüber zu sprechen. Sein Blick folgte ihrem zur Liege und so langsam dämmerte es ihm, wozu dieses Möbelstück diente. Der Feldscher hatte ähnliches mal, aber das war alles andere als angenehm. Manchmal fragte er sich, ob man für die Wache nur Sadisten übrig hatte…

Gegen Ende ihrer Aussage hellte sich sein Gesicht auf. Sie konnte sich erinnern! Sie hatte die Tätowierung gesehen. Endlich eine Antwort. Er hätte sie küssen können. Zumindest jetzt konnte Francis kurz mal so etwas wie sexuelles Verlangen in seinen Augen aufblitzen sehen. Was bei ihm trotz all der anfänglichen Schüchternheit doch die ganze Zeit gefehlt und sie vielleicht irritiert hatte.

„Könnt ihr es irgendwie zeigen… oder aufmalen?“ Das ist besser. Er begann in seinen Hosentaschen zu suchen und zog schließlich einen leicht zerknüllten Zettel hervor. Er faltete ihn auf, las kurz die zwei Worte, die er sich dort notiert hatte Liber Melandryum und drehte ihn um. „Habt ihr… einen Stift?“ Schminke. Er sah sich um Raum um, aber wenn dann vielleicht im Schlafzimmer hinter dem Vorhang. Die Scheu war wohl endgültig abgefallen und er schien sich tatsächlich auf den Weg in ihr Schlafzimmer zu machen, während er weitersprach.

„Wir wollten ihn töten, weil er Verrat begannen hat, sich seiner Festnahme widersetzt, einen Brand verursacht.“ Brandstifterei würde schon reichen, dann hätte auch der Orden was zu tun gehabt. „Aber die Scoia'tael kamen uns zuvor. Knapp zuvor. Wenn man beginnt zu spionieren, bringt man früher oder später die eine oder andere Seite oder gar eine Dritte gegen sich auf. Aber… warum so kurz vor dem Erhängen erschießen…“ Räusperte sich. Er sollte hier nicht zu viel ausplaudern. „Mehr kann ich nicht sagen, auch wir nehmen die Diskretion unserer Kunden sehr ernst.“ Nur haben ihre Kunden meist weniger Spaß… ein dünnes Grinsen konnte er sich nicht verkneifen.

[Francis Rose]

Francis beobachtete den jungen Mann wie dieser sich erhob und offensichtlich begeistert nach etwas zum schreiben suchte. Den Zettel, den er aus der Tasche zog, beäugte sie skeptisch, nahm ihn zur Hand und drehte ihn ein zwei mal um. Da war aber jemand schnell. Ihr Blick folgte seiner Gestalt und die Versuchung in das Schlafzimmer zu gehen, erkannte sie sofort. Sie ließ den jungen Mann laufen und blieb sitzen.
Im Schlafzimmer gab es neben dem Bett nicht viele Möbel und einen Stift oder dergleichen würde er vergeblich suchen. Sie schmunzelte bei dem Gedanken, das er in die Truhe hinein sehen könnte, in der Erotische Hilfsmittel ordenltich eingeräumt lagen. Dann versuchte sie sich an die Tätowierung zu erinnern, aber schon jetzt viel es ihr schwer das Bild zu greifen. Mit geschlossenen Augen rief sie sich den Tag ins Gedächtnis, an dem sie ihn behandelt hatte. Wie ihre Hände mit Öl über seinen Oberkörper geglitten waren, den gegebenen Konturen nachgegangen waren und wie sie an manchen Stellen den Linien gefolgt war. Doch immer wieder entglitten ihr die Linien, als wollten sie nicht, das sich die junge Frau daran erinnerte.
Sie wartete, bis der junge Korporal zurück kam und erhob sich. "Wir haben unten bestimmt was zu schreiben. Möchtest ihr kurz warten oder möchtet ihr mich nach unten begleiten?"

[Valjan Novka]

Nein, er sah nicht in die Kiste. Valjan suchte eine Schminkkomode und die sind nicht in Kisten. So blieb er nicht lange im Schalfzimmer - geräumiger als sein Raum in der Garnison. Er kam ohne etwas angefasst zu haben wieder zurück.

„Ich... warte hier.“ Er nickte ihr und sich selbst zu. Es ist besser die Zeichnung hier anzufertigen. Die muss kein anderer sehen. Allerdings bemerkte er etwas an ihr in ihrem Blick. „Stimmt etwas nicht?“

[Francis Rose]

„Ich bin sofort wieder da.“ sagte sie und wand sich zur Tür. Schnelltrat sie hindurch und folgte dem Flur zurück, an dem nun gar nicht mehr so lauten Zimmer vorbei zur Treppe. Auf dieser kam ihr Tihana entgegen, die einen Kunden an der Hand mit sich führte.
Sie nickte nur kurz zum Gruß und kam ins Erdgeschoss. Sofort hing sich Gwen mit ihrer Oberweite auf den Tresen und sah verschwörerisch zu Francis. „Liebes. Steckst du in Schwierigkeiten? Brauchst du Hilfe?“ auch das Mädchen, welches sich die Zöpfe geflochten hatte sah neugierig herüber. „Nein. Es ist alles in Ordnung. Der junge Korporal hatte nur ein paar Fragen zu einem Kunden den ich mal behandelt habe.“ sie machte eine abwinkende Bewegung. „Nichts wildes. Hast du bitte einen Zettel und einen Stift für mich?“
Die Ältere richtete sich wieder auf und kramte unter ihrem Tresen. Papier war nicht überall eine Selbstverständlichkeit und passendes Schreibzeug ebenso, aber die Matrone hatte beides und händigte es ihrem Vögelchen aus. "Ich danke dir."
Wieder zurück im Zimmer setzte sie sich an den Tisch und legte den Zettel vor sich ab. Einen Moment lang betrachtete sie das leere Stück Papier, als würde sich das gewünschte Bild von ganz alleine darauf formen. Dann nahm sie den Stift und zeichnete so gut sie konnte zuerst die Konturen eines Körpers. Soweit kein Problem.
Doch irgendwie wollte sich das was sie seiner Zeit gesehen hatte, nicht auf Papier bannen lassen. So viel die Zeichnung schlichter aus als gewünscht.
Irgendwann legte Francis den Stift nieder und seufzte leise. "Verzeiht. Es ist als ob die Linien nicht wollen, dass ich sie auf Papier festhalte." Sie schob dem jungen Mann das Ergebnis rüber. Es war eine sehr wage Zeichnung, die gerade mal die grobe Gesamtform und ein paar der Hauptlinien zeigte. "Hätte ich gewusst das es irgendwann einmal wichtig werden könnte, hätte ich genauer hingesehen. Aber so, kann ich euch leider nicht viel weiter helfen."

[Valjan Novka]

Aber da war sie auch schon weg, bevor sie seine Frage beantwortet hatte und ließ Valjan allein im Zimmer zurück. Eine Weile stand er bemüht herum und betrachtete all die Blumenmuster. Bis seine Neugier doch zu groß wurde und er neben das gemütliche Bett trat. Sehr behutsam ließ er seine Handfläche über das Lacken gleiten. Drückte leicht mit den Fingerkuppen hinein. Viel weicher als seine Pritsche in der Garnison oder der alte Teppich auf dem Boden der Wohnküche seiner Eltern. Wie es wohl ist darauf zu liegen oder gar zu schlafen?

Erschrocken zog er seine Hand zurück, als Francis ins Zimmer kam und verließ mit einem verlegenen Räuspern ihr Schlafzimmer. Als sie sich an den Tisch setzte, setzte er sich dazu, beobachtete sie und schließlich mit einem Stirnrunzeln das Bild auf dem Papier.

„Die Linien wollen nicht? Habt Ihr ähnliches schon mal erlebt?“ Valjan hatte eine unschöne Ahnung. Die Nilfgarder hatten sehr unfreundliche Zauberer, denen man wohl gewisse Friss oder Stirb Angebote machte. „Oder glaubt Ihr es könnte Magie im Spiel sein?“ Niemand konnte sich bis jetzt an diese Dreckstätowierung erinnern.

[Francis Rose]

Sie zuckte mit den Schultern und legte beide Hände in den Schoß. "Ich kann euch nicht sagen, ob es Magie ist oder nicht. Derlei bin ich nicht mächtig. Auch wenn manche sagen, das meine Berührungen etwas magisches an sich haben." Womit sie definitiv keine Zauberei meinte, sondern die schlichte Tatsache, das ihre Hände gelernt hatten an den richtigen Stellen druck aus zu üben. Langsam hob sie die Hände und schloss die Augen. In Gedanken vollführte sie die Bewegungen, die sie schon sehr oft gemacht hatte. Es war wie ein Ritual und folgte immer dem gleichen Bewegungsablauf. Es dienten der Lockerung der Muskulatur und dem ausfindig machen der schmerzenden Stellen. Das hatte nicht viel mit Erinnern zu tun.
Ihre Miene erhellte sich und sie zog den Zettel noch einmal zu sich heran. "Ich bin bei der einen Bewegung mit dem Daumen an einer der Linien entlanggeglitten. Das heißt, das hier noch eine Linie gewesen sein muss. " sie zeichnete eine Linie dazu und hielt noch einmal kurz inne. "Und an dieser Stelle war so was wie eine Kreuzung, von der eine zweite abgegangen ist." Und wieder wollte sich das Bild nicht richtig greifen lassen. Resigniert ließ sie den Stift nun Endgültig liegen. "Mehr kann ich euch nicht geben." Mit den Fingern machte sie eine wegkreisende Bewegung über dem Papier. "Ich bin auch nicht sehr gut darin etwas auf Papier zu malen. Meine Hände sind es, die sich da besser erinnern, als meine Augen. Mit den Augen achte ich auch mehr darauf, wie mein Kunde reagiert. Und Verspannungen kann ich spüren, aber nicht sehen." Dann kam das berufliche Interesse bei ihr wieder zum Vorschein und sie sah den jungen Korporal an. "Ich könnte die Bewegungen an eurem Rücken wiederholen." das Lächeln auf ihren Lippen hatte sich verändert und war sanfter geworden. Die Augenlider hatte sie nur ein bisschen gesenkt, wie auch den Kopf. Sie sah zu ihm hoch, hatte etwas verführerisches, irgendwie unschuldiges an sich. "Wäre das ein Vorschlag?"

[Valjan Novka]

Da war sie wieder die Schamesröte. Als sie gezeichnet hatte, war es kein Problem gewesen sich mit ihr über das Papier zu beugen. Dabei ihren Duft einzuatmen und dergleichen. Aber nun starrte Valjan sein Gegenüber an, er konnte sich zumindest noch beherrschen nicht aufzuspringen, sondern lehnte sich nur zurück. Es schien als galten die Sorgen der Kolleginnen der falschen Person im Raum. Francis war nicht in Nöten.

Kokett. So nannte man es wie sie ihn nun ansah. Professionell kokett. „Das ist äh...“ Der Korporal musste schlucken. „...ist nicht möglich.“ Natürlich gäbe es bei ihm, der sieben Tage die Woche teilweise Plattenteile an der Rüstung trägt, ein paar Verspannungen zu lösen. Aber... was machte er nur?

Valjan stand doch auf. Dachte nach, streifte sich wieder mit der Linken ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ging ein paar Schritte im Raum, um sich abzulenken. „Ich meine, ich könnte es selbst gar nicht sehen oder mir gar merken... oder ein Bild daraus machen... ihr müsstet...“ es wenn dann mitzeichnen, während... aber er kann nicht einfach die Rüstung ablegen. „...im Dienst.“ Offenbar war der kleine Korporal dezent durcheinander.

[Francis Rose]

Oh ja. sie genoss es gerade innerlich sehr den jungen aus dem Takt zu bringen. Und es weckte in ihr den heimlichen Wunsch zu sehen, wie sehr sie ihn aus der Fassung bringen konnte. Natürlich musste sie vorsichtig sein, wollte sie sich selber nicht in Schwierigkeiten bringen. Langsam stand sie auf und kam zu ihm herüber. Ihr Ton senkte sich und klang verschwörerisch und verständnisvoll. "Niemand würde es erfahren. Diskretion ist hier sehr wichtig und soviel kann ich euch verraten. Ihr wäret nicht der Erste und auch nicht der Letzte der sich eine kleine Auszeit während der Arbeit genehmigt. Und falls doch jemand fragt, so habt ihr euch alles ganz genau zeigen lassen. Nahe stand sie vor dem jungen Korporal und senkte den Blick, ließ ihn über seine Rüstung nach unten gleiten. "Ich bin mir sicher, das die Rüstung schwer ist und besonders die obere Schulter und Nackenpartie sehr angespannt ist." leicht beugte sie sich vor und hauchte die nächsten Worte in sein Ohr. "Es würde auch nicht lange dauern."

[Valjan Novka]

Zumindest lief Valjan nicht schreiend davon, sondern sah Francis mit großen Augen an wie sie näher kam. Seine Muskeln versteiften sich. Da waren sie die Verspannungen. Natürlich an Schulter und Nacken, dort wo die Schulterplatten befestigt waren. Er wusste genau wo es jeden Abend schmerzte. Genauso wie sie wusste, welche Schnalle was öffnete. Natürlich war er nicht die erste Wache in diesem Raum. Gerede über derartige Glanzleistungen und Prahlereien gab es unter den Männern genug. Wann wer wie lang mit wem wie oft. Irgendwie keine schöne Vorstellung, dass einer dieser Ochsen mit einer zarten Blume wie ihr...

Sie kam bis zu seinem Ohr. Valjan schloss die Augen und Francis konnte ihn einatmen hören. Es wird niemand erfahren.

Es darf niemand erfahren. War dieses Hautbild so wichtig? War es eine Karte? Eine Nachricht? Oder irgendein magischer Scheiß. Was wenn... wenn es wirklich wichtig ist? Konnte er es riskieren jetzt davon zu laufen? Sie anzuschreien was ihr einfällt? Ihr irgendwelchen Umgang mit Verräter-Elfen-Nilfgarder-Terroristen-Anderling-Pack vorwerfen? Es würde sich bestimmt jemand finden, der ihm hilft sie festzusetzen. Einfach weil... ihn niemand daran hindern würde. Aber das... das hatte ihn heute am Tor schon so angekotzt.

„Reicht die Rüstung?“ Er hatte noch das Hemd und vielleicht... „Und Ihr zeichnet mit was ihr... spürt?“ Seine braunen Augen suchten ihre, fast flehend. Es wird niemand erfahren.

[Francis Rose]

Langsam zog sie sich von ihm zurück und schenkte ihm ein liebevolles Lächeln. „Die Schmerzen und Verspannungen kann ich auch durch den Stoff hindurch massieren, aber wirkungsvoller ist es, wenn meine Hände eure Haut berühren.“ nun tat sie es doch. Ganz vorsichtig fischte sie mit ihrer Hand nach seiner. „Aber für die Tätowierung wäre es deutlich hilfreicher, wenn ich die Konturen auch sehen kann. Es ist die Kombination aus fühlen und sehen.“ Mit dem Finger fuhr sie über die Knöchel seiner Finger. „So wie jetzt. Ich kann fühlen, dass es ein Finger ist, aber welcher genau. Es gibt so viele Muskeln im Körper, dass diese einen auch mal irre führen können.“ wieder kam sie etwas näher. Nur noch ein hauch und ihr Körper würde sich an seinen schmiegen. Ihre Körperwärme würde er ohne Rüstung spüren können. „Natürlich gibt es auch Bereiche des Männlichen Körpers, die unmissverständlich sprechen.“ Ihre Augen suchten die seinen. „Nun? Was wünscht ihr euch.“ So nahe spürte Francis es wieder ganz deutlich. Die Irritation, die sie ergriff, wenn sie den Korporal betrachtete. Die Götter spielten scheinbar ein böses spiel mit ihm. Er wirkte zwar und beinahe schon feminin. Nicht so hart und derb, wie die Männer, die sie kennen gelernt hatte. Selbst den Elfen, der zuletzt das Bett mit ihr geteilt hatte, war irgendwie Männlicher als dieser Knabe. „Ihr braucht keine Angst vor mir haben. Ich bin ganz vorsichtig.“

[Valjan Novka]

Stramm stehen hatte er gelernt und genau das tat Valjan nun. Er verhinderte nicht, dass sie seine Hand nahm und mit seinen Fingern spielte. Die Haut der Handfläche war natürlich rau von all dem Wache schieben, die Finger wiederum schlank und sauber. Aber als sie nach seinen männlichen Bereichen des Körpers sah, zuckte er beinahe zusammen, nur um sich gleich wieder zu beherrschen. Seine Hand entzog er ihr dabei nicht. Er schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln und holte tief Luft: „Ich hab keine Angst vor Euch...“ aber möglicherweise von etwas Anderem.

Was wenn diese Kackzeichnung die Stadt retten würde? „Ich wünsche mir...“ begann er unsicher. Du kannst Deinen Haufen herumkommandieren, dann schaffst Du das auch hier. „...dass Ihr diese Zeichnung anfertigt und... dass es niemand erfährt. Niemand. Und... sagt mir nicht, dass mein Rücken zu unpassend gegenüber einem Halbling ist oder so.“ Sein Ton wurde etwas befehlsgewohnter, worauf er entschuldigend lächelte. „Bitte.“ Hoffentlich geht das nicht schief. Nein, es wird schief gehen, aber hoffentlich nicht katastrophal schief.

Valjan nickte ihr zu und begann nicht ohne sie aus den Augen zu lassen, die ersten Schnallen an den Schulterplatten zu lösen.