Im Sumpf

Velen ist die nordwestlichste Landschaft der Königreichs Temerien im Mündungsgebiet des Pontar. Sie grenzt, durch den Pontar getrennt, im Norden an das Königreich Redanien und im Westen an das Nördliche Meer. Zudem ist Velen durch zwei große Brücken mit Oxenfurt und Novigrad verbunden und ist daher ein wichtiger Handelsdurchgang zwischen Temerien und Redanien.
Velen wurde von Krähenfels aus regiert - Krähenfels ist eine Palisadenfestung im Herzen Velens mit ungefähr 50 Einwohnern. Der Blutige Baron, der in Krähenfels regierte, ist allerdings für unbekannt Zeit verreist.
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Reynegh
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Der Mensch lachte. Über ihn oder zumindest etwas, was er gesagt hatte - Reynegh zog die Lefzen zurück, entblößte wieder die Fangzähne, die bei Angehörigen seines Clans zwar nicht so beeindruckend waren wie bei den nawel, aber doch schmerzhaft genug sein konnten. Überhaupt musste er immer wieder daran denken, wie viel Glück diese Leute - vor allem dieser da gerade vor ihm - hatten, dass sie es mit einem Naramianer vom Clan der rys zu tun hatten. Er war verhältnismäßig geduldig und Willens, sich mit anderen Kulturen auseinander zu setzen - und deren merkwürdigen Bezeichnungen.
"Wieso sollte man das so nennen?", entfuhr es ihm, doch die Erkenntnis, dass die beiden Menschlinge sich nur Obszönitäten um die Ohren geschlagen hatten, ließen die Spannung aus seiner Haltung weichen. Er setzte sich wieder neben Jake und kratzte sich am Backenbart. "Es gibt Gerüchte, dass ihr Menschen so ein Getue um eure Paarung macht, aber ich hatte nie geglaubt, dass das ernst gemeint sein könnte." Nackenbiss und zack. Dauerte keine zehn Sekunden - eine Paarung war Mittel zum Zweck. Reynegh wirkte nun mehr interessiert, als verärgert. Er wollte gerade nachhaken, da nannte der Mensch seinen ganzen Namen und forderte damit die gesamte Aufmerksamkeit des Naramianers.
"Viiacheslaf Anatolewitsch Sookolof.", versuchte er sich an dem Namen. Er würde ihn sich merken, ebenso den der Göttin Chernobyl. Er merkte sich sowohl die Namen von Freunden, als auch von Feinden - von letzteren allerdings nur, wenn sie ihm einen guten Kampf geliefert hatten, bevor sie gestorben waren. Und ihre Götter, um gute Feinde zu diesen entsenden zu können. Es war eine Sache des Respekts. Und so ließ sich Reynegh den Namen wiederholen, bis er ihn formulieren konnte und Thorben plötzlich neben ihrem Sitz auftauchte, um dem Welpen etwas von einem Brot oder dergleichen anzubieten. Und seltsame Worte sprach. Unwillkürlich witterte Reynegh an seinem Horn. War die Milch sauer geworden? Was redete der Zwerg da plötzlich für einen Unsinn?
Zumindest er selbst schien zufrieden damit und wanderte zu Aria weiter. Katze und Mensch tauschten einen Blick, sodass Reynegh sich fast sicher war, dass auch Jake keine Ahnung hatte, was Thorben da hatte ausdrücken wollen. Der Junge öffnete sogar kurz den Mund, doch Reynegh schüttelte schon den Kopf, bevor die Frage heraus war. Nein, keine Ahnung. Sie beide blickten ihm alsdann nach, ratlos, der Naramianer vielleicht einen Hauch amüsiert.

Bei Aria angekommen, schien die vorübergehende Störung dann schon wieder vorbei zu sein und Thorbens Sätze machten zumindest einigermaßen Sinn. Reynegh spitzte die Ohren. Es war also vielleicht kein Mangel an Ortskenntnis gewesen, der sie auf den falschen Weg gebracht hatte, sondern Vorsatz. Und sowohl Thorben als auch Slava boten ihr Hilfe bei ihrem weiteren Weg und Aufklärung an. Sicher besser, wenn sie weiter mit ihren eigenen Leuten reiste als mit einem - wie hatte der Elf gesagt? - Anderling? Er blickte zu ihr hinüber, beobachtete wie Slava ihren Puls prüfte. Wenn sie wirklich überlebte, wäre es für ihn wohl das Klügste, sich diesem Elf anzuschließen, bis er verstand, wie stark die Menschen hier wirklich waren und wie schwach diese Anderlinge, zu denen sie ihn offensichtlich zählte.
Im Grunde machte es für ihn keinen Unterschied, wem er sein Schwert lieh. Wenn die Menschen es nicht wollten, gab er es eben jemand anderem. Nur eines war von Belang: Überleben, bis er einen Weg zurück zu seinem Clan gefunden hatte und dazu brauchte er in dieser fremden Welt hier Verbündete. Er musste mir ihr sprechen, wenn sie erwachte.

Reyneghs Augen huschten hin und wieder zum Waldrand, Vendens Rückkehr erwartend. Er hatte keine Zweifel, dass sein Reittier Beute machen würde, aber dennoch blieb er für den Fall auf der Hut. Und dann fragte Slava nach Musik... Recht hatte der Mann! Zu Trank und Feuer gehörte Musik. Jake neben ihm brummte etwas, machte aber keine Anstalten, irgendwie tätig zu werden. Aber immerhin legte er endlich das Schwert beiseite und aß seine Ration, sowie das süße Brot von Thorben.
"Was auch immer eine Gitarre ist... - nein, aber..." Schon war er im dichten Schatten jenseits des Feuers verschwunden, um kurz darauf mit einem hohlen Baumstamm zurück zu kommen, der ihm zuvor schon aufgefallen war. Er setzte sich wieder und klopfte auf dem Stamm herum, prüfte die verschiedenen Töne, nahm einen weiteren Stock zu Hilfe. Dann begann er einen Rythmus zu schlagen. Der Stamm klang für seinen Geschmack nicht dunkel genug, aber er lieferte den Takt für einen kehligen Gesang, den Reynegh nach einigen Takten anstimmte.

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Stellt euch sowas ähnliches vor: Danheim - Domadagr; evtl etwas flotter
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Jakob von Nagall
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Jakob verstand nicht, was Slava sagte, sondern nur Reyneghs Erwiderungen, aber das reichte, um dem Kontext zu folgen. Es ging wirklich um Schwänze, als im vulgären Sinne. Er überlegte, aber so viel Alkohol konnte doch noch gar nicht geflossen sein. Dann schnappte er das Wort Chernobyl auf und interpretierte hinein, dass Slava wohl nun auch das Katzenwesen über seine Herkunft aufklärte. Wie falsch er lag würde er wohl nie erfahren. Und dann wieder dieser fürchterlich komplizierte, russische Name, den der Naramianer akribisch wiederholte, bis zumindest Jakob keinen Unterschied mehr hörte. Für sich beschloss er bei Slava zu bleiben, zu mehr war er nicht willens.
Der Unterhaltung konnte er dann allerdings nicht weiter folgen, den Thorben kam strahlend auf ihn zu, in der Hand eine Schale mit Kuchen, die er ihm feierlich anbot. Und dann redete er in einer vergewaltigten Version der melodischen Sprache mit ihm, die Aenye neben der Gemeinsprache verwendete. Oder besser reihte Worte aneinander, von denen Jakob auch nur die Hälfte verstand. Oder einfach definierte sich verhört zu haben. Irgendwie hatte er das Gefühl, der Kurze machte ihm ein unmoralisches Angebot, aber seine Mimik und Gestik sprachen so absolut dagegen, dass Jakob einfach alles auf die SPrachbarriere schob und nur eine Augenbraue hob. Er griff sich etwas von dem Kuchen, hob es dankend und murmelte "Ja, sicher. Danke.", in seinen nicht vorhandenen Bart, nur um dann einen Blick mit Reynegh zu tauschen, als Thorben zu Aria weiter schlenderte.
Das der Naramianer so ratlos war wie er, beruhigte Jakob ein wenig.

Die Gespräche gingen weiter und an ihm vorbei. Er hatte Slava beobachtet, wie er Aenyes Puls prüfte und nahm sich vor, später die weitere Wache anzubieten. Er konnte sowieso nicht schlafen - oder besser wollte nicht - und trinken würde er auch nichts mehr. Und er hatte eine grundlegende Ausbildung als Sanitäter. Sollte ja reichen.
Aber wieder kam er nicht dazu, sich entsprechend zu äußern, denn Slava forderte Musik und so murrte er nur "Hab mein Cello leider zu Hause stehen gelassen." Er schob sein Schwert zurück in die Scheide. Hatte eh keinen Wert sich hier auf irgendwas konzentrieren zu wollen, während um einen herum alle verrückt spielten. Die einen stritten sich über Schwänze, der andere stammelte was von Mösen und die Lady säuselte zum Dahinschmelzen, auch wenn er kein Wort verstand. Sicher sehr aristokratisch. Jake richtete sich etwas auf, blies die Backen auf und ließ die Luft entweichen, dann machte er sich endlich auch über sein Abendessen her.
Der Naramianer kramte derweil irgendwo einen alten Stamm her, den er recht effektiv als Trommel gebrauchte.
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Thorben Denger
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Thorben riss die Augenbrauen in die Höhe. Edelmütig? Das hatte noch nie jemand zu ihm gesagt. Das Wort, so an ihn gerichtet, erschien ihm zuerst so fremd, dass er seine Bedeutung hinterfragen musste, ob sie ihn vielleicht verspotten würde. Das hätte ihn nicht einmal wirklich gestört. Er war diese Reaktion von Frauen gewohnt. Er wusste, dass er selbst für einen Zwerg irgendwie seltsam war. Die Fassade der Selbstsicherheit und des Größenwahns, die er um seine Seltsamkeit über die Jahre hin aufgebaut hatte, war bereits zur zweiten Natur geworden und beherrschte sonst sein alltägliches Handeln sowie seine Gedanken. Aber sowohl das eine, wie auch das andere Extrem hatte nie zu großem Erfolg geführt, Freunde oder gar eine dauerhafte Geliebte zu finden.
Jetzt allerdings bröckelte die Fassade langsam um ihn herum fort, als Arias Worte sein Herz erwärmten, ihm Hoffnung schenkten, wo zuvor nur verbrannte Erde war und ihn ungewohnt sprachlos dasitzen ließen.
Dann kniff er die Augen zusammen. Was tat er hier eigentlich? War die junge Frau eine Zauberin? Ein Succubus? Etwas, das in seinen Geist eindrang und ihn willenlos machte? Klar, ... er liebte Willenlosigkeit. Zügellosigkeit. Und so viele anderen Losigkeiten. Dennoch musste er sich hier auf das Wesentliche konzentrieren. Nur so überlebte man in dieser Welt, die den Schwachen keine Chance ließ. Zumindest nicht auf Ruhm und Erfolg. Und dieser hübsche Fang dort neben ihm war einfach zu gut, um wahr zu sein.
Belohnung! Genau! Er würde sich darauf konzentrieren, für Arias sichere Rückkehr eine Belohnung von ihrem zukünftigen Ehemann - ein reicher Schnösel eines noch reicheren Handelshauses, wie er hoffte - zu bekommen. Liebe und so war eh nur Unfug. Etwas, das anderen Leuten passierte und überhaupt total spießerhaft. Mit dem aktuellen Auftrag und dem Geld einer Belohnung könnte er eine ganze Menge Liebe kaufen. Also,... Hände weg von der Ware, wie man so schön sagte. Vielleicht war sie noch eine Jungfer und ... gebraucht weniger wert.

Hätte es in dieser Welt so etwas, wie Engelchen und Teufelchen auf Schultern gegeben,... sie hätten sich auf Thorbens Schulter ein Duell auf Leben und Tod geliefert.
Gut, dass sich der Trubel im Lager wieder ein wenig normalisierte und den Zwergen ablenkte. Scheinbar hatte sich noch niemand gegenseitig etwas in den Leib gerammt,... weder Waffe, noch Schwanz, und das Flauschvieh kam sogar mit einem improvisierten Musikinstrument zurück. Ganz nach Thorbens Wohlgefallen!
Er tätschelte vorsichtig und eher väterlich als romantisch, Arias Schulter und raunte ihr aufmunternd zu.
"Wir kriegen das schon hin, meine blaubblütige Schönheit. Ich kenne eine Menge guter Verstecke in Novigrad, die wir nutzen können, bis wir deinen zukünftigen Freier gefunden haben. Nachricht kannst du postwendend nach Skellige schicken. Dauert seine Zeit, aber sofern du es im offiziellen novigrader Postamt machst, stehen die Chancen gut, dass die Nachricht auch deine Familie erreichen wird. Jetzt aber,... wird gefeiert! Huzzah!"

Er kramte in seiner Manteltasche herum, zog seine immens große Pfeife hervor und schüttelte den Kopf. Dann steckte er sie zurück und suchte in der gegenüberliegenden Tasche. Eine Maultrommel kam zum Vorschein, die er sich grinsend in den verkniffenen, noch immer krümelgesäumten Mund schob. Er hatte schon lange eins dieser modernen Harmonica-Dinger haben wollen, die seit Kurzem die Juweliere der Reichenviertel eroberten. Aber nunja,... das liebe Geld halt. Vielleicht nach dieser Sache.
Er begann ein paar beschwingte Töne auf der Maultrommel zu spielen, die erstaunlich gut auf Reyneghs Trommeln eingingen. Kurz legte er eine Pause ein, um mit Slava zu sprechen.
"In Novigrad gibt es eine Menge Historiker, Kumpel. Aber das sind meist reiche, arrogante Schnösel, die das ganze mehr als Hobby betrachten. Von Novigrad ist es nicht weit, bis Oxenfurt. Dort hat es eine Universität,... voller Eierköpfe, die ihr letztes Hemd für einen von Euch beiden Süssen geben würden. Da würde ich es an deiner Stelle zuerst versuchen."
Er warf einen Blick zu Aenye, aber sie schien mittlerweile eingeschlafen zu sein und wurde weder durch sein Geschrei, noch dem Spiel der Musikinstrumente wach. Scheinbar hatte ihr Körper endlich die Schleusen geöffnet, die die Müdigkeit und Erschöpfung von Tagen zurückgehalten hatten. Er gönnte es ihr und hoffte, dass sie nicht doch noch durch ihre ausgelassene Feierstimmung erwachen würde.

Er wollte grad die Maultrommel wieder an den Mund heben, als er sie wieder sinken ließ und an Slava gerichtet hinzufügte.
"Und jetzt tanz' endlich!"
Dann an die Runde gewandt und mit schallendem Gelächter.
"Und sag doch bitte mal jemand Jake, dass er nicht immer so ein Miesepeter sein soll! Habe schon Nekrophagen gesehen, die bessere Laune hatten, als er!"
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Aria
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Sie war sichtlich gerührt von dieser netten Geste von Thorben. Kurz fühlte es sich wirklich wie die Hand ihres Vaters an der sich beruhigte und ihr Mut zusprach. Sie war Thorben so dankbar für alles. Wer hätte gedacht, dass sie an einem Tag so viel erleben konnte. Dann wanderte ihr Blick fasziniert zu Rey. Sein kehliger Gesang drang ihr in jede Faser des Körpers. Es war manchen Gesängen ihres Volksstammes gar nicht so unähnlich. Kurz schloss sie die Augen und war zurück auf Skellige. Zu Hause…umgeben von ihrer Familie und allem was sie liebte. Sie erinnerte sich wie sie eine Handvoll Erde in die Hände genommen hatte und sie langsam in ihren Händen zerrieben hatte. Es war ein Abschiedsritual, wenn man nicht genau wusste, wann oder ob man zurückkehrte.
Langsam blinkten die Sterne am Himmel auf und der Abend verwandelte sich langsam in die Nacht. Aria spürte die erdrückende Last des gesamten Tages nun auf ihren Schultern. Sie blickte wieder zu Jake. Irgendwie beruhigte sie sein Anblick. Auch er war noch jung und schien mit der Gesamtsituation einfach nicht zufrieden zu sein und auch in ihm steckte etwas wie Heimweh…Sehnsucht. So fühlte sie sich weniger allein mit all den Gefühlen, die sie nun so beschäftigten.
Sie hörte Thorben eine Weile lächelnd zu und genoss den Klang der beiden Instrumente. Es ergänzte sich recht gut. Wäre sie nicht so erschöpft hätte sie jetzt wild um das Feuer getanzt. Doch sie musst sich auch erst an diese neue Freiheit gewöhnen. Normalerweise würde jetzt einer ihrer Bediensteten ihr aus dem Kleid helfen und ihre Haare bürsten, oder ein Bad vorbereiten. Aber hier war alles etwas schwieriger.
Sie sah sich um. Sie konnte in diesem Kleid nicht schlafen, das war etwas zu kühl und unbequem. Naja es musste wohl sein…Die anderen schienen abgelenkt durch die Musik und so stand sie langsam auf und ging zu ihrer Kutsche. Dort befanden sich in einer Truhe ein paar ihrer Kleider und „Kosmetika“. Sie blickte nochmal vorsichtig um den Wagen herum und versicherte sich, dass niemand schaute. Hinter der Kutsche entkleidete sie sich. Es dauerte eine Weile, da sie erst die Verschnürung vorne und an den Seiten öffnen musste. Endlich lösten sich die Schleifen. Es war etwas komplizierter, wenn man alleine war, aber nicht unmöglich. Der seidene Stoff glitt zu Boden und wurde schnell in die Truhe befördert. Nun stand sie einfach nackt im Wald hinter Kutsche. Ein aufregendes Gefühl.
Sie ließ die kühle Nachtluft an ihren Körper und genoss es für zwei Atemzüge. So frei würde sie wahrscheinlich nie wieder sein…
Dann warf sie sich das weiße, dünne Leinenkleid über. Auch dieses war edel geschnitten. Es sollte schließlich auch dem Zukünftigem gefallen. An den Armen und Brustbereich mit edler Spitze versehen, sodass die Haut durchschimmerte. Es war etwas lockerer als das andere Kleid, aber dennoch konnte man ihre Figur sehr gut wahrnehmen.
Nun kam sie wieder an die Vorderseite der Kutsche. Von weitem wirkte sie wie ein Geist mit roten langen Haaren.
Hier lehnte sie ihren kleinen Handspiegel an die Türe und benetzte ein kleines Tuch mit etwas Wasser aus einem der Wasserbeutel.
Sie entdeckte hier und da noch winzige Blutspritzer, die die entfernte, ehe sie begann ihre Haarpracht mit einer Bürste zu bändigen.
Aus der Truhe hatte sie einen dunkelblauen Umhang hervorgeholt den sie, als sie fertig war und die Sachen wieder verstaut hatte, nun zurück zum Lagerfeuer nahm und ihn als eine Art Decke über ihre Knie legte. Sie war sehr müde geworden und legte sich nun zwischen Thorben und Rey. Dort würde ihr nichts geschehen. Während ihre Augen immer schwerer wurden blickte sie in das Feuer und lies ihre Gedanken nun auch endlich frei. Mit dem Feuer tanzten sie nun um die Wette bevor der Schlaf Aria endgültig übermannte. Kein Geräusch würde sie nun mehr wecken können.
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Vyacheslav Sokolov
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Dass er Glück gehabt hatte und ein anderer Vertreter dieser Katzenwesen vielleicht weniger gnädig mit ihm umgesprungen wäre war Slava absolut nicht bewusst. Die Welt aus der dieses Wesen kam war dann doch zu fremd um sie auch nur ansatzweise zu begreifen ohne es zu sehen. Und dass hier nun schon 4 Welten im Spiel waren machte es nicht leichter zu begreifen.
Da war die Frage umso verständlicher. Wieso sollte man das so nennen. Viel verwunderlicher war, dass diese Welt gerade ähnliche Metaphern kannte.
Er zuckte also nur mit den Schultern.
"Umgangssprache... Und viele Menschen machen echt Getue drum, ist richtig... ich würd es auch lieber einfach halten. Vögeln wenn einem danach ist.... Aber so sind die Menschen eben. Machen aus allem ein riesen Theater." Und es war immer eine Spur Ironie in seinen Worte, und Überheblichkeit wie er sich scheinbar so seiner eigenen Spezies distanzierte. Aber tatsächlich war das Leben seiner Ansicht nach tatsächlich kompliziert genug, warum sollte man nicht wenigstens die Dinge, die Spaß machten einfach halten.
Kompliziert... wie sein Name wohl...
Der Junge... Jake hatte bereits kapituliert und auch die merkwürdige Gedankenstimme des großen Katers brachte ein paar Anläufe, um ihn auszusprechen. Dabei fand er seinen Namen im europäischen Durchschnitt gar nicht so schlimm. Grzegorz zum Beispiel, ein Kontaktmann aus Polen, arbeitete für die Wächter. Mit diesem Namen hatten viele ihre liebe Not, dagegen war seiner echt einfach.
Und dann unterhielt sich Thorben lange, viel zu lange mit Aria. Er spürte fast etwas wie Eifersucht. Was zur verdammten Hölle war an dem Kind dran, dass sie alle so verrückt machte. Ein wenig glaubte er auch einen verträumten Ausdruck bei dem so zurückhaltenden Jake erkannt zu haben wenn er sie ansah.
Verdammt wie nannte man soetwas? Sirene?

Inzwischen beschaffte sich dieser Tiger eine improvisierte Trommel... Und Thorben packte eine Maultrommel aus. So etwas kannte er zumindest. Interessant, wie viele Parallelen es doch gab, und sie lieferten einen ganz passablen Sound. Seine Phantasie reicht leider nicht um noch etwas als Instrument umzufunktionieren. Einen kurzen Moment überlegte er, ob er einen der PDAs beisteuern sollte, ein primitiver Mp3 Player war integriert und meist fand man auch ein paar Songs auf dem einen oder anderen, die Klassiker von Zoi, manchmal auch Alisa und Nau. Sogar Piknik hatte er schon gesehen. Und manchmal, wie um ihn zu ärgern auch 'Polkovnik' von BI2.
Aber ohne Kopfhörer war der Sound bemitleidenswert. Statt dessen forderte Thorben ihn auf zu tanzen.
Er überlegte einen Moment...
In seinen jungen Jahren hatte er tatsächlich einmal den Kasatschok gelernt, eindrucksvoll und ein gutes Training für die Sprungkraft, aber heute würden seine Knie wohl nicht mehr mitspielen, trotzdem. Da saß einfach ein vorpupertärer Angeber am Steuer und versuchen musste er es.
"So tanzt man bei uns..." wieder in dem wilden Gemisch an Gemeinsprache.
Er versuchte es, (33/100) ein paar Sprünge gelangen auch, dann meldete sich sein Knie zu Wort und versagte ihm so spontan die Mitarbeit so dass er unsanft auf dem Hinterteil landete. Der Erläuterung hatte es zumindest gedient.
"...das Alter..." grummelte er.
"Leider sieht es mit Bauchtanz auch nicht besser aus..."
Er ließ trotzdem ein wenig die Hüften kreisen, allerdings war Jakes Magenschwinger vom Vormittag immer noch zu spüren, so dass auch das Ergebnis mau ausfiel.
Lieber machte er ein paar anzügliche Gesten zu Aria, woraufhin die verschwand.
Er sah ihr kurz nach, war schon in Begriff ihr zu folgen, ließ es dann aber.
Dann erläuterte Thorben, dass es in Ochsenfurt die besseren Gelehrten gab.
Ochsenfurt... er fügte deutsche Auswanderer hinzu. Wobei es ja auch in Russland eine Zeit gegeben hatte, da viele deutsche Handwerker ins Land geholt wurden... Hatte der Austausch also vielleicht zur Zeit von Zar Peter dem Großen stattgefunden? Interessanter Ansatz. Und er verglich Jake mit einem... was... Totenfresser? Was auch immer diese Metapher bedeutet.
"Der taut schon noch auf..." über Jake "...ich kenn solche wie ihn. Ich denk der wird schon noch, lass ihm Zeit."

Jake schwieg immer noch, bis auf wenige einsilbige Antworten, nahm aber immerhin etwas von dem Kuchen. Er war offenbar keiner der sich besonders gut in Gruppen integrierte. Er würde später, wenn es ruhiger war noch einmal mit ihm reden. Er kann diese Art Schüler oder Rekruten. Oft steckte viel mehr in ihnen als in den vorlauten anderen Typen, doch es war ungleich schwerer, alles aus ihnen herauszuholen als den Vorlauten das nötigste an Feingefühl beizubringen.
Für seine Zwecke waren Jungs wie der hier meist ungeeignet gewesen, ein wenig an Dreistigkeit brauchte man dafür und die musste man mitbringen, das konnte man nicht lernen.

"Dann werd ich es in Ochsenfurt mal versuchen. Aber erst klären wir, was es damit auf sich hat..."
Und es war reines Glück dass er den Satz beendet hatte, denn als Aria in einem dünnen leineneren Hemdchen zurück kam verschlug es ihm doch die Sprache, so viel zu dem Vorpubertären an der Steuerung..
"Verdammte Scheiße, ich brauch ne kalte Dusche wenn's so weiter geht..."
Und ungeniert legte sie sich schlafen. Slava schüttelte den Kopf.
"Ist das normal bei euch? Die Kleine hat ja fast hypnotische Wirkung? Euch geht's auch so, oder? Es ist als hätte sie ein Schild umhängen: 'Fick mich!'"
Sprache er es direkt an, vor allem an Jake und Thorben adressiert.
Es waren nur noch Männer am Feuer, da sprach er ungeniert - ganz als wäre er noch in der Zone und in Gesellschaft der Männer dort.
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Jakob von Nagall
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"Du sollst mit uns feiern.", informierte ihn der Naramianer, woraufhin Jakob eine Braue hob. Thorbens letzte Worte hatten sich also an ihn gerichtet, wobei Slava es abzuwiegeln schien. Hätte er geahnt - '...solche wie ihn...' - Es wäre wieder Zündstoff gewesen. Irgendein anderer Knappe hatte mal gesagt, dass eine Feier keine Feier wäre, wenn sie nicht mit einer Schlägerei enden würde. Dann hätte Reynegh doch gleich eine richtige Feier gehabt. Leider übersetzte der Kater Slavas Worte nicht auch - oder vielleicht zum Glück. Die Versuche des Soldaten, einen dieser komischen russischen Tänze aufzuführen, wobei er sich auf den Hosenboden setzte, ebnete die Wellen, die allein der Tonfall hatte schlagen wollen allerdings direkt wieder ein. Und im Bauchtanz war Slava auch nicht wesentlich besser. Vielleicht noch ein Grund, weshalb Jakob von Alkohol Abstand nahm: aus erwachsenen Männern wurden unter seinem Einfluss entweder alberne Kinder oder weinerliche Idioten. Manchmal in der Reihenfolge. Und manchmal kam irgendwo dazwischen noch ein tollwütiger Schläger dazu. Er sann noch über eine Erwiderung nach, da erhob sich die Prinzessin, sodass er kurz glaubte, sie wolle ebenfalls in den Tanz einfallen. Doch statt dessen verließ sie die Runde.
Auch Jakobs Blicke folgten unweigerlich Aria, als diese mit schwingenden Hüften zur Kutsche ging und dahinter verschwand. Unter der Kutsche war ihr Rocksaum zu erahnen und er staunte nicht schlecht, als das Kleid um ihre Füße fiel, nur um schlanke, nackte Waden zu präsentieren. Zwar kam er aus einer Welt, in der kurze Hosen und Miniröcke an der Tagesordnung und nicht erwähnenswert waren, aber hier überraschte es ihn dann doch. Und dann war bekanntlich das, was man >nicht< sah, genau das, was die Fantasie am meisten beflügelte. Zwar versteckte sie sich hinter Kutsche, aber das machte es fast schlimmer - der Gedanke an die kalte Luft und was diese mit gewissen Stellen ihres Körpers anstellen würde...
Aria erschien in einem hauchzarten Nachthemd und es verschlug ihm den Rest des Gedankens, verbarg das dünne Material doch kaum, was eben jene Kühle mit eben jenen Stellen so machte. Als sei der Wald ihr Schlafzimmer und die Kutsche ihr Schminktisch machte sie sich fertig für die Nacht, kämmte ihre roten Locken und tupfte in ihrem Gesicht herum. Er konnte so eben noch verhindern, dass ihm die Kinnlade herunter klappte. Zum Glück war der Rest ebenso gebannt von der Feenhaften Gestalt, sodass sein Starren nicht mehr so sehr ins Gewicht fiel. Nur Reynegh trommelte ungerührt weiter, versuchte sich an anderen Rhythmen und suchte nach Klängen auf dem Stamm.
Hätte Jakob nicht mit eigenen Auge gesehen, wie Aria im Sonnenlicht herum spaziert war, er hätte sie direkt zu Aenye in die Kategorie 'Vampir' gesteckt. Wobei Letztere da inzwischen auch nicht mehr weilte, eben aus dem selben Grund: sie war in der Sonne nicht zu Staub zerfallen. Doch die Wirkung, die sie auf ihre Umgebung hatte, konnte doch nicht normal sein.
Als Aria ihre Toilette beendet hatte und zurück kam, riss er den Blick gewaltsam von ihr los und konzentrierte sich angestrengt auf die Reste seines Abendessens. Zum Glück saß er mit Reynegh etwas vom Feuer entfernt, aber er hatte den Eindruck, seine Ohren müssten ebenso leuchten wie die glühenden Holzkohlen. Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Da wurde man jahrelang darauf trainiert, keinen körperlichen Reizen nachzugeben und dann kam so eine Fee daher, die das säuberliche Gebäude mit einem Blick zum Einsturz brachte.
Aria rollte sich unter ihrem Mantel zusammen, als schliefe sie täglich im Nachthemd unter Sternen und zwischen wildfremden Männern, und schien im Nu eingeschlafen.
Und Slava sprach seine Gedanken aus - dankenswerter Weise diesmal in beiden Sprachen. Kalte Dusche - ja, bitte. Oder gleich einen kalten Bach.

"Vampire tun das. Pheromone bis Oberkante Unterlippe, dazu drehen sie ein bisschen an den richtigen Rädern in deinem Kopf und schon liegst du in ihrem Bett, erlebst die Nacht der Nächte und wachst entweder nicht mehr auf oder bist ein Ghoul oder einer von ihnen.", erwiderte er leiser als Slava und weniger gespickt mit Obszönitäten. Er würde wohl auch noch blöde Witze mit diesem Ernst vortragen - das war einfach sein Naturell. Er blickte wieder zu der Schlafenden und hob die Schultern. "Aber sie spaziert hier im Sonnenlicht herum, also ist die Theorie wohl widerlegt. Der Nächste bitte.", schloss er die für ihn fast schon epische Rede und stopfte sich den Rest Kuchen in den Mund.
Dann ergriff Reynegh das Wort und Jakob zog sich in seine Muschelschale des Schweigens zurück.
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Reynegh
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Er versuchte dem improvisierten Instrument ein paar gute Töne zu entlocken, testete verschiedene Rhythmen und stellte fest, dass Thorbens Mundinstrument sehr gut mit der Musik seines Volkes harmonierte. Und dieser forderte den großen Menschen zum Tanz auf und bat darum, dem Welpen zu sagen, er solle mitfeiern. Was er denn auch zwischen den Strophen tat. Und er lachte schallend, als Slava sich bei dem Versuch eines Sprungtanzes auf den Hintern setzte. Reynegh hätte es ja auch versucht, aber wer sollte dann trommeln? Der Bauchtanz sah ebenfalls alles andere als elegant aus und der Naramianer konnte vor Lachen nicht mehr singen, also trommelte er nur noch, ließ den Rythmus anschwellen, flotter werden, trieb mit den dumpfen Tönen hinauf zu diesen fremden Sternen. Die Wolfsmilch hatte seinen Geist für die Nacht geöffnet, seine feinen Ohren nahmen noch über die Töne hinweg die Laute des Waldes wahr, seine Nase sog den Geruch der Feuchtigkeit auf, die vom Boden aufstieg, seine Schnurrhaare fingen die Schwingungen, in die seine Trommel die Luft versetzte. Die Götter waren auch hier, vielleicht nannte man sie anders, doch ihre Schöpfung wühlte sich in sein Fell, presste sich an seine Haut, während er mit halb geschlossenen Lidern trommelte. Zusammen mit der Milch in einen fast schon tranceartigen Zustand fallend.
Das Aria sich erhob nahm ein ferner Teil von ihm wahr, auch das alle Augen ihr folgten - außer die des Elfs und Seine natürlich. Dieser Teil blieb wachsam, doch niemand folgte ihr.
Mit einem Schlag beendete er seine Musik, als Aria sich zwischen ihm und Thorben in ihren Mantel gewickelt zum schlafen legte. Sie war so furchtbar dünn, dass er sicher war, jede Rippe zählen zu können, wenn er einen Blick unter das Hemd warf. Ein Hemd, das ihm im übrigen für eine Nacht im Wald mehr als unpassend erschien. Leinen wurde schnell nass und damit kalt. Frieren kostete wertvolle Energie - eine Nacht frieren konnte mehrere Tage Essen vernichten und sie hatte keinerlei Reserven. Er stellte den Stamm beiseite und zog seinen Mantel unter sich hervor, um die Prinzessin damit zuzudecken. Er war aus dick gewalkter Wolle, gemacht für den tiefen Winter seiner Heimat. Er selbst trug das Winterfell und ein dichtes Hemd. Hier am Feuer war ihm eher zu warm als zu kalt.
Den Menschen hörte er zu, wunderte sich vielleicht über die Wortwahl. Dachte noch einmal darüber nach, was Slava zu ihrem Paarungsverhalten gesagt hatte. Lauschte dann Jakes Worten zu einer Rasse namens 'Vampir', die er nicht kannte. Doch der junge Mensch erklärte seine Theorie gleich selbst für falsch und aß dann weiter. Reynegh sah ihn kurz an. Fragte sich, wieso er 'auftauen' musste - gerade sah er ziemlich erhitzt aus. Vermutlich wieder so ein Begriff, der nichts mit dem zu tun hatte, was er für ihn bedeutete.

Er nickte bedächtig. "Für einen Menschling ist sie wohl hübsch, denke ich.", überlegte er laut. "Sie hat etwas an sich, was zumindest dafür gesorgt hat, dass ich sie nicht als Proviant für Venden verpackt habe." Ob das ein Witz war, konnte man aus den Zügen der großen Katze schwer lesen, doch dass er zum Lachen fähig war, hatte er Minuten zuvor noch bewiesen. Dafür war er nun wohl doch etwas zu ernst.
Reynegh kratzte sich am Backenbart.
"Aber bei allen Göttern, erklärt mir eines: Wieso lasst ihr eure Frauen so hungern, dass man ihnen auf den Rippen musizieren könnte? Wie sollen sie ein Schwert halten? Wie ihre Anwärter prüfen oder die Kraft für einen Wurf haben, wenn sie so mager und schwach sind? Oder stimmt es doch, dass man die Menschenfrauen nach diesem Ritual, das ihr Heirat nennt, erst einmal fett füttert, bis sie ihren Männern gefallen?" Endlich hatte er die Gelegenheit solche Dinge zu ergründen, die an den Feuern seines Clans nur gemutmaßt werden konnten. Wer ging schon zu Menschen und fragte sie? Wenn sie gingen, dann um zu plündern und nicht um sie zu erforschen.

Plötzlich stelle Reynegh die Ohren auf. Etwas regte sich im Unterholz - rote Augen glühten am Waldrand auf, als Venden zwischen den Bäumen erschien. Er schleppte etwas in den Fängen und es hatte keinen Kopf mehr. Venden liebte Köpfe - die nagte er oft noch am Ort der Jagd auf, um an das Gehirn zu kommen. Den Rest schleppte er dann meistens zu Reynegh. Dieser hatte sich erhoben, um zu seinem Ereymiu zu gehen, bevor das zu nah heran kam. Die Pferde waren vom Blutgeruch bereits nervös genug. Venden hatte sich allerdings bereits nieder gelassen, seinen Fang zwischen den Klauen und riss Fetzen heraus. Reynegh besah sich das Ding, das er gefangen hatte: es hatte Glieder wie ein Mensch, aber seltsam gelbgraue Haut, Klauen und bläulich verfärbte Gliedmaßen. Und es stank erbärmlich, so als hätte es bis eben noch tot im Sumpf gelegen. Vielleicht Aas. Reynegh zog die Lefzen zurück, doch Venden schien zufrieden und so kehrte er einstweilen zum Feuer zurück. Sollte der Geruch herüber wehen, konnte er sein Reittier immer noch vertreiben.
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Thorben Denger
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Kurz hatte Thorben vor Lachen seinen Rhythmus verloren, als Slava sich daran machte, diese Tänze aufzuführen. Tänze von Betrunkenen schienen wohl in jeder Welt gleich zu sein, egal ob hinter Portalen oder auf dem Mond. Denn das, was der Mann da veranstaltete, erinnerte ihn an nahezu jedes andere gute Gelage, dem er bisher beiwohnen durfte.

Da das Thema zu den Verlockungen der Frauen gewechselt war, grinste Thorben breit und hätte beinahe die Maultrommel fallen gelassen. Ein klagend verzerrter Laut kam noch von dem Instrument, bevor er das Spiel ganz einstellte. Die beiden Männer sprachen wahre Worte mit ihren Libido-Bekundungen nach Arias perfektem Schlafensritual. Reyneghs Frage war ebenfalls durchaus berechtigt, denn an Zwergenfrauen war in der Regel viel mehr dran, als an den menschlichen. Aber eine Antwort konnte er der Katze nicht wirklich geben. Vielleicht würden die beiden Männer im Laufe des Abend noch die Frage der Katze beantworten können. Zwar hatte all die Zeit unter den Langbeinern und der eklatante Mangel an zwergischen Frauen außerhalb Mahakams ihn gelehrt, auch die Schönheit der Menschen zu schätzen, doch es ging nichts über eine pralle, flaumbehaftete Göttin des Schmiedefeuers, die mit der bloßen Kraft ihrer Schenkel Eisenbarren pressen konnte. Hach, trotz dessen, dass er ein moderner, aufgeschlossener Zwerg war, ging doch letztendlich nichts über gute, alte Traditionen. Und dazu gehörte auch,...

"Ein Lied!"
Verkündete er so voller Inbrunst, als hätte er soeben das Rad neu erfunden.
"Ein Zwergenlied!"
Mit noch mehr Überzeugung und falls die Frauen jetzt nich aufwachten, dann waren sie wohl soeben gestorben.
Er steckte die Maultrommel wieder ein und begann mit tiefer, rauer Stimme zu singen. Dazu muss gesagt werden, dass Thorben Denger vieles ist und kann, aber das Singen gehört eindeutig nicht dazu. Die richtigen Töne traf er nur mit Querschlägern und zu viele Jahre des Genusses von Pfeifenkraut sorgten dafür, dass er an den unpassendsten Stellen nach Luft schnappen musste. Dennoch fuhr er unbeirrt fort und gönnte den Kameraden eine Portion schlecht übersetzter Gesangskunst der Zwerge aus Mahakam, die vielleicht die ein oder andere Frage beantworten konnte. Gut,... sein wir ehrlich. Wohl eher nicht.

"Von den zwei Bergen steig' ich hinab,
die Gier nach Gold hält mich auf Trab.
Hei-Ho! Hei-Ho!

Ihre roten Gipfel lieb' ich zwar sehr,
doch Perfektion, ich such noch mehr.
Hei-Ho! Hei-Ho!

Voll Freud' eil' ich ins lichte Tal,
der Drang lässt mir so keine Wahl.
Hei-Ho! Hei-Ho!

Die Erd' hier liebreiz'nd hell zu seh'n,
lässt mir nicht nur den Barte steh'n.
Hei-Ho! Hei-Ho!

Die kleine Grube lockt mich sehr,
doch Perfektion, ich such noch mehr.
Hei-Ho! Hei-Ho!

So zieh' ich weiter gen Süd hinab,
der Kraft noch voll, ich mach' nicht schlapp.
Hei-Ho! Hei-Ho!

Der dichte Wald nimmt mir die Sicht,
was er verbirgt, mich so erpicht.
Hei-Ho! Hei-Ho!

Dort wartet in seiner vollen Pracht,
perfekter Stollen auf Zwergenmacht.
Hei-Ho! Hei-Ho!

Ich stoß hinein, ich stoß hinaus,
immer fein der Sinne Schmaus.
Hei-Ho! Hei-Ho!

Dieser Stollen ist wie gemacht,
werd' ihn füllen, dass es kracht.
Hei-Ho! Hei-Ho!

Ermattet leg' ich mich nun zur Ruh',
hab' getan, was so gern' ich tu'.
Hei-Ho! Hei-Ho!

Dieser Stollen bleibt nun mein,
mit ander'n Zwerg ich teile kein'.
Hei-Ho! Hei-Ho!

So hebt das Bier und sammelt Kraft,
der Stollen mich bald wieder schafft.
Hei-Ho! Hei-Ho!

Hei-Ho! Hei-Ho!"

Schwer atmend holte er Luft, als er am Ende angekommen war und schaute breit grinsend in die Runde.

Als Venden mit seiner Beute zurückkehrte, ging für einen Moment eine Art Alarmbereitschaft durch die Gruppe. Doch Reyneghs besonnenes Verhalten sorgte dafür, dass niemand aufsprang oder panisch nach den Waffen griff. Ein wirklich interessantes Reittier. Beinahe, als wenn man einen Greifen oder sowas reiten würde. Kraftvoll, selbstversorgend und Eindruck schindend. So ein Tier hatte er noch nie gesehen und Thorben rühmte sich damit, viele seltsame Dinge in seinem Leben bereits gesehen zu haben.
"Das ist schon ein merkwürdiges Tier, Reynegh. Absolut beeindruckend, aber so etwas gibt es hier ... in dieser Welt? ... Auch nicht. Aber wo wir schonmal dabei sind,..."
Mit fragendem Blick wendete er sich an die ganze Gruppe.
"Was war das Seltsamste, das ihr jemals erlebt habt? In eurer jeweiligen Welt oder in dieser? Für mich war es eher eine Art Situationskomik. Kein grässliches Monster, keine Magie. Einfach nur ein so urkomischer Anblick, dass ich ihn wohl niemals vergessen kann. Es war in irgendeinem kleinen Kaff, südlich von Novigrad. Ich fuhr so mit meinem Karren durch diesen dreckigen, unscheinbaren Ort und schaute nach links und da sah ich diesen Typen. Langes, weißes Haar, raue Stimme, zwei Schwerter auf dem Rücken, also vermutlich so ein Hexer. Schaut mit in die Hüften gestemmten Händen nach oben auf ein Hausdach, wo ein kackbraunes Pferd steht. Ich hör' ihn nur ungläubig sowas sagen, wie 'Wie zur Hölle bist du da rauf gekommen, Plötze?' und schon war ich an ihnen vorbei. Auch ich frage mich bis heute, wie das Pferd da wohl raufgekommen sein mag und wie er es wohl wieder nach unten befördert hat."
Mit einem breiten Grinsen und einem mahnenden Zeigefinger blickte er in die Runde.
"Ich sage euch, das sind die wahren Mysterien des Lebens!"
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Wie knapp er einer Schlägerei entging war Slava nicht bewusst, wohl aber, dass er sich zum Narren gemacht hatte.
Aber gut, es war immer besser unterschätzt zu werden, selbst hier. Und seine Einlage entspannte die Stimmung weiter.
So trank Slava weiter, doch er war weit davon entfernt ein tollwütiger Schläger zu werden, er würde auch volltrunken immer beherrscht bleiben, vorher hörte er auf. Die Grenze hatte er lernen müssen, das Training dazu war hart gewesen und würde heute jede Klage hinsichtlich Verstoß gegen die Menschenwürde vor einem internationalen Gericht gewinnen, nur vor einem russischen eben nicht. Aber so war jeder Rausch, den er an den Tag legte nur Vorwand.
Hellhörig hatte ihn allerdings Jakes Erwähnung von Vampiren werden lassen. Jake sprach davon, als wäre das vollkommen normal. Vampire... wie aus einem Roman. Vampire, die kein Sonnenlicht vertrugen... Er runzelte aber nur die Stirn, er würde später nachfragen. Doch was er erzählte gab ihm zu denken.
Genauso einen Eindruckt machten wahrscheinlich seine Schilderungen der Mutanten der Zone. Aber war das nicht etwas anderes?
Besser weiter trinken.
So hörte Slava trinkend dem Lied zu, was er verstand war witzig, manche Strophen begleitete er mit Klatschen, denn die Melodie war eingängig, sicher würde er später noch einen Ohrwurm davon haben. Er musste ohnehin zugeben, er mochte den Humor dieses kleinen stämmigen Mannes. Wenn das Zwerge waren, so passte der Zwergenhumor hervorragend zum russischen.
Und dann erzählte er wieder von einer männlichen Hexe. Er würde sich das am nächsten Tag erklären lassen müssen, was es damit auf sich hatte, immerhin hatte er auch Jake so betitelt.
Und ein Pferd auf einem Hausdach? Skurrile Situation, in der Tat. Wobei er sich das auch gut verstellen konnte. er hatte selbst die reetgedeckten flachen Hütten gesehen. War es da so verwunderlich wenn ein Pferd das Zeug fressen wollte?

"Das dankwürdigste was ich je gesehen habe... war dabei leider auch nicht harmlos. Zwei Kontroller hatten jeder einen Stalker in seiner Gewalt und hetzten sie aufeinander und ließen sie gegeneinander kämpfen wie in einem..." er hatte 'Computerspiel' sagen wollen, etwas wie Mortal Combat 10, das war gerade erschienen und es hatte die übliche Killerspieldiskussion mit Ljuba gegeben, ob Artjom so etwas spielen durfte. Kurioserweise hatte sie wenig dagegen einzuwenden gehabt, denn alle Jungen in seiner Schule spielten es, und sie hatte keine Ahnung worum es da ging und keine Zeit und keine Lust, sich damit zu beschäftigen. Er hingegen kannte es und er war dagegen gewesen, weil er fürchtetet, dem Jungen fehle es an der nötigen Medienkompetenz, und weil er durchaus fürchtete, man könne sich auch an digitales Blut ein wenig zu sehr gewöhnen, und sie kenne sich zu wenig aus - und sie warf ihm vor ja gar nicht da zu sein... Aber das alles war nun hinfällig geworden.
Und er war froh, dass er nichts erwähnt hatte, Thorben hätte ohnehin nichts verstanden, und wenn Jake das Spiel kannte wusste er, dass er von einer anderen Zeit sprach. Aber wie ähnlich waren sich dann ihrer beider Welten? Vampire... wie lange gab es sie in deren Welt? Erst seit einer Katastrophe oder schon... immer? Wie beeinflusste das Vorhandensein von Vampiren die Popkultur?
Sein investigativer Geist fand hier mehr Futter als gut war für seinen Schlaf.

Er ergänzte noch:
"Wie bei einem Hahnenkampf? Gibt es hier so etwas? Controller sind Telepathen, sie verstehen die Menschen nicht und sind wohl in unserer Welt so fremd wie wir in eurer... und sie spielen mit den Menschen als wären es Figuren. Die beiden Männer haben sich am Ende gegenseitig umgebracht obwohl sie eigentlich Freunde gewesen waren. Das mit anzusehen war... erschreckend."
Er verschwieg, dass er beide gekannt hatte, dass sie auch seine Freunde, seine Kollegen gewesen waren und dass er nur noch lebte, weil er seine Waffen weggeworfen und sich wie Odysseus selbst gefesselt hatte. Mit Kabelbindern an ein Karussell. Damit war er uninteressant geworden.

Und sie hatten weiter Geschichten erzählt, geredet, er lernte die Sprache besser kennen, ordnete die richtigen Worte zu und wurde immer besser.
Und irgendwann hatten sich dann alle schlafen gelegt, sogar Thorben, der so gar nicht müde zu werden schien.
Slava hatte sich ans Feuer gelegt, unter die Plane nahe am Feuer. Besser als das meiste was er sonst in der Zone hatte. Und er war nahe bei der Elfe um immer mal wieder nach dem Rechten zu sehen. Wenn sie die Nacht überlebte hatte sie gute Karten.
Nach einer Weile bestand Jake darauf, ihn abzulösen.
Er nahm in dem Fall nu zu gerne an, auch er brauchte Schlaf und musste hier niemandem etwas beweisen.
So schlief auch er später einige Stunden, wachte immer wieder auf. Die ungewohnten Geräusche und seine Überlegungen ließen ihn nicht zur Ruhe kommen.
Aber die Gedanken musste er beiseite schieben, nur mit den Geräuschen ging das kaum. Ein Heulen, Krächzen und Schnaufen... war es das seltsame Reittier des Katers, der sogar die Ertrunkenen fraß? Manches davon vielleicht...
Und so wachte er auch im Morgengrauen auf, nur um mitzubekommen, wie Jake und der Kater sich zum morgendlichen Training trafen... Da schloss er die Augen noch einmal, auch wenn er kurz zusah und doch einräumen musste, dass er mit dem Schwert eine gewisse Kunstfertigkeit an den Tag legte, die hier sicherlich hilfreich sein konnte.
Aber ein wenig Schlaf tat auch ihm gut.
Als er sie das nächste mal öffnete war es Aria, die sich aus dem Lager wegschlich. Nun war er aber wach genug, um sich nahezu lautlos aus dem Lager zu schälen und ihr in gebührendem Abstand zu folgen.
Es hatte einen Vorteil, dass er hier wie in der Zone immer in seiner vollen Montur schlief. Es konnte jederzeit etwas Unvorhersehbares geschehen - wie zum Beispiel eine Nymphe die... baden ging?
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Aria
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Lebenslauf:

Aria schlief wunderbar. Die frische Luft, das wärmende Feuer und Reys kuschliger Mantel ließen sie so wohlig schlafen wie seit Wochen nicht mehr. Als sie ihre Augen öffnete hatten die Sonnenstrahlen den Boden noch nicht erreicht und die anderen schienen zu schlafen. Rey und Jake waren allerdings schon wach und trainierten miteinander. Sie sah ihnen interessiert zu und lächelte. Rey war ein ganz wunderbares Wesen fand sie. Er erinnerte sie an alle ihre Brüder. Allesamt furchtlose Krieger, die ein Herz aus Gold besaßen. Zumindest in Arias Augen…
Dann blieben ihre Augen auf Jake hängen und kurz fragte sie sich, wie er sie wohl fand. Er war so still und in sich gekehrt. Wirkte sie so auf ihn wie auf andere Männer? Doch warum fragte sie sich das eigentlich? Es durfte einfach keine Rolle spielen…
Lautlos erhob sie sich und streckte sich. Normalerweise kam jetzt eine Zofe, lies ihr ein Bad bereiten und kümmerte sich um ihre Haare. Aber hier war nichts dergleichen in Sicht…dann musste sie eben Wasser suchen und sich selbst darum kümmern. Wie aufregend!
Ja…was sowas anging war Aria einfach ein sehr unbedarftes Kind.
Leise und darauf bedacht absolut kein Geräusch zu machen, schlich sie sich kurz zu ihrer Kutsche, holte eine kleine Kerze und ein Tuch. Sie entzündete die Kerze am Feuer und stahl sich davon. Sie musste sich waschen, sie war zwar jetzt im Abenteuer ihres Lebens, aber sie musste ja nicht wie eine Barbarin riechen. Irgendwo musste sie ja Wasser finden.
Die Kerze vor sich halten stakste sie durch die Wildnis auf der Suche nach einem Wasserlauf oder Wasserloch.
Kurz drehte sie sich um, um nach den anderen zu sehen und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass ihr jemand folgte, doch sie sah nur das Feuer in etwa 20 Metern Entfernung. Also weiter.
Sie bog hinter einen Busch und ging noch ein paar Schritte dann fand sie endlich eine Wasserstelle. Es sah sauber aus. Es war auch kein stehendes Wasser, es plätscherte in einem kleinen Bachlauf über ein paar Steine und verlief sich dann. An einer Stelle hatte sich ein kleines, perfektes und sauberes Loch gebildet. Aria dankte den Göttern und platzierte die Kerze auf einem der Steine.
Sie fackelte nicht lange, sondern zog sich zügig das Nachthemd aus und schüttelte ihre Haare zurück.
Elegant stieg sie über die Steine in das Wasser. Es war eiskalt, aber Aria mochte es. Sie stand nun bis zur Hüfte im Wasser und versuchte ruhiger zu atmen, dann tauchte sie unter. Sie ließ sich auf den Grund sinken und verharrte einen Augenblick dort. Der ganze Schmutz und staub löste sich von ihr. Was für ein herrliches Gefühl. Sie stieß sich vom Boden ab und schoß wie eine Nixe aus dem Wasser. Sie warf ihr Haar über den Kopf und lachte leise. Herrlich. Sie wollte gerade wieder aus diesem kleinen Becken steigen als etwas ihre dünne Fessel packte und sie ruckartig wieder in das Wasser zog.
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Reynegh
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Er hatte den Liedern und Geschichten gelauscht - fremd, alles wirklich fremd. Aber er hatte auch ein paar Antworten bekommen, die ihn ein wenig besser verstehen ließen. Auf Thorbens Frage nach der merkwürdigsten Begebenheit in seinem bisherigen Leben, hatte er die Lefzen zu einem Grinsen verzogen. "Vieles, was für mich normal ist, würde dir sehr merkwürdig erscheinen, Thorben Denger. Die schwebenden Berge im Reich der Abari, die gehörnten Wölfe der Fenen, der Gesang der Feuerläufer. Für mich ist dies hier merkwürdig genug." Er deutete auf ihre bunte Runde. Menschen an einem Feuer mit einem Jäger der rys, singend und tanzend - niemand würde ihm das zu Hause glauben. Aber er konnte hier viel lernen und das würde er.
Später, sehr viel später legten Thorben und Slava sich schlafen, während der Welpe ab und an nach dem Elf sah. Reynegh streifte noch eine Weile durch die Umgebung, sah nach Venden, der sein Mahl beendet hatte und den Kopf auf den Läufen zufrieden schnarchte. Die Reste schleppte der Naramianer in den Wald - sie stanken einfach zu entsetzlich, zumindest für seine Nase. Dann kundschaftete er noch ein wenig die Gegend aus, lauschte auf Tiere und andere Geschöpfe, witterte die fremden Gerüche. Was war Freund, was Feind? So wie sich diese Welt zeigte, gab es viel von Letzterem und wenig vom ersten. Er musste schnell lernen, doch seine Art war geschaffen, um sich schnell anzupassen und zu überleben.
Später dann hatte er sich gegen einen der Stämme nahe Venden gelehnt und die Augen geschlossen.

~*~

Er war früh auf den Läufen, trotz der langen und durchzechten Nacht. Denn wie sagte sein Vater und elukunya der rys so gerne: Wer saufen kann, muss auch mit Säbeln im Schädel tanzen können. Wobei Reynegh sich aktuell noch nicht nach Säbeln im Schädel fühlte - Gelage in naramianischen Clanhäusern waren von anderer Qualität als die kleine Feier des gestrigen Abends.
Er hatte sich am Waldrand erleichtert und dann zwei Stöcke aus dem Unterholz gezogen, noch nicht allzu trocken, mehr oder weniger gerade und von guter Länge. Er wollte wissen, was der Welpe konnte - immerhin war er der einzige weitere Nahkämpfer dieser Einheit und Reynegh musste einschätzen können, ob er auf sich gestellt war oder der Menschen an seiner Seite irgendeinen Wert hatte. Und dazu gab es nur ein probates Mittel. Immerhin war er früh wach wie Reynegh selbst und übte sich, was er ihm schon einmal als Pluspunkt anrechnete.
Er stieß Jake die Spitze eines der Stöcke zwischen die Schulterblätter und warf ihm diesen vor die Brust als er sich mit einem empörten Ausruf umwandte. Er selbst griff sein improvisiertes Trainingsschwert fest mit der Rechten und hob es auffordernd. Der junge Mensch wirkte einen Augenblick lang zwischen Wut und Irritation gefangen, packte dann auch den Stock - mit der Linken. Reynegh bleckte die Zähne. Das war interessant.

"Lass sehen.", knurrte er dem Knappen zu und der ließ sich nicht lange bitten, ganz als habe er auf eine Gelegenheit gewartet, Energie los zu werden. Schnelle Vorstöße, oben - unten - oben - unten. Reynegh parrierte sie alle, ließ sich auf den Rhythmus ein, beobachtete und versuchte sich auf das ungewohnte Gefühl einzustellen, einem Linkshänder gegenüber zu stehen. Der junge Mensch hatte einen starken Angriff, doch es lag wenig Kontrolle, dafür viel Wut darin. Reynegh fing einen Schlag mit dem unteren Ende seines Stabes ab, ließ Jakes Waffe an seiner entlang gleiten und drehte die Spitze seiner eigenen nach vorn, sodass sie Jakes Hals seitlich touchierte. Mit einer Klinge ein tödlicher Treffer. Zugleich drehte er sich aus ihrer Begegnung heraus und ging neu in Position.
"Nochmal.", schnarrte er. Seine Barthaare zuckte. Er spürte Jakes Wut, hörte sie in seinem Blut.
Ein paar Schläge lang ließ er Jake auf sich eintrommeln, dann bot er dem Welpen einen wirklichen Widerstand mit seinem Stab, sodass dieser mit seinem Stock wie gegen einen Baum prallte. Zugleich griff er unwirsch mit der freien Linken nach dem Kopf seines Gegners, hielt ihn auf Abstand. Seine Krallen zogen feine Wunden in die Haut an den Schläfen und unter dem Haar.
"Der Zorn des Kriegers ist gut, aber die Wut eines Kindes ist es nicht.", knurrte er. "Sei zornig. Aber sei nicht wütend."
Er stieß ihn mit der Hand von sich, sodass Jake fast das Gleichgewicht verlor und einige Schritte rückwärts stolperte, um sich zu fangen. Reynegh sah an seinen Kiefern, dass er mit den Zähnen knirschte. Er würde ihn wieder kopflos attackieren, dessen war er sich bereits bewusst, bevor der Mensch sein Shirt wegwarf und wieder auf ihn los ging.
Holz schlug hart auf Holz, während Reynegh sich aufs parieren verlegte und den Jungen immer wieder auflaufen ließ. Fast zu lässig ging er mal hier, mal dort durch die Deckung, verpasste ihm Schnüffe mit Spitze und Seite des Stockes, die allesamt unschöne Wunden geschlagen hätten, wäre dieser Kampf ein echter.
Wieder fing er Schwert und Körper des Menschen, diesmal indem er ihrer beiden Stöcke gekreuzt unter dem Kinn seines Gegners gegen dessen Kehlkopf presste, Jakes Hals wie in einem V gefangen. Reyneghs Reißzähne dich vor Jakes Gesicht. Dieser starrte ihn verbissen an und der Naramianer verzog erneut die Lefzen. Mut hatte der Kleine ja.
"Genug getobt. Schalte deinen Kopf wieder ein."
Es vergingen einige Herzschläge, dann endlich nutzte der Mensch den Vorteil, den er hatte, weil ihrer beider Waffen auf der gleichen Seite aufeinander trafen und wand sich mit wohl gesetzten Schritten und zugleich Druck gegen Reyneghs Stock aus der Falle. Etwas war geschehen - die Angriffe kamen präziser, ausgefeilter. Reynegh begann Spaß an dem kleinen Spiel zu finden.
Kurz nur pausierten sie, damit auch er sein Hemd ausziehen konnte, dann hagelte es wieder Schläge. Und langsam kristallisierte sich vor den Augen des Kriegers heraus, dass der Junge eine nicht ganz schlechte Schule hinter sich hatte. Er schien nur Mühe zu haben, sich dessen zu erinnern, wenn er allzu wütend war. Doch einmal fokussiert, trieben sie einander über die Wiese und auch wenn Reynegh deutlich mehr Erfahrung, Kraft und weniger Skrupel hatte, forderte Jake ihn nun durchaus heraus und er kam seltener durch. Dafür erntete er ebenfalls den ein oder anderen Treffer, meistens aufgrund des Umstandes, dass Jake mit Links angriff. Das musste er sich merken und gewinnbringend nutzen.

Irgendwann verkeilten sie sich wieder ineinander, sodass Reynegh zwar gewinnen könnte, indem er Jake mit den Klauen die Kehle aufriss, aber das sollte ja nicht Zweck der Übung sein. Der Mensch war deutlich außer Atem und auch Reynegh spürte einen leicht erhöhten Puls.
"Genug." Sie trennten die Stöcke. Reynegh zeigte das, was wohl einem Lächeln nahe kam und hängte Jake einen schweren, pelzigen Arm über die Schultern. "Zu zwei sind wir noch kein Schildwall, aber ich hatte schon schlechtere Schwertbrüder.", sagte er anerkennend. Gelogen, aber ein wenig Motivation war vielleicht nicht so schlecht. Für einen Menschen war er wirklich gar nicht so übel. Er musste ihn einfach jeden Morgen zum Üben zwingen und seine Stärken und Schwächen finden. Er knuffte Jake noch einmal grob gegen den Hinterkopf und machte sich dann daran, seine Sachen zu packen und Venden einzufangen.
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