Im Sumpf

Velen ist die nordwestlichste Landschaft der Königreichs Temerien im Mündungsgebiet des Pontar. Sie grenzt, durch den Pontar getrennt, im Norden an das Königreich Redanien und im Westen an das Nördliche Meer. Zudem ist Velen durch zwei große Brücken mit Oxenfurt und Novigrad verbunden und ist daher ein wichtiger Handelsdurchgang zwischen Temerien und Redanien.
Velen wurde von Krähenfels aus regiert - Krähenfels ist eine Palisadenfestung im Herzen Velens mit ungefähr 50 Einwohnern. Der Blutige Baron, der in Krähenfels regierte, ist allerdings für unbekannt Zeit verreist.
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Vyacheslav Sokolov
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von/nach: Zone/Pripyat in der Ukraine, Erde
Datum: September 2019 -> Herbst 1277
betrifft: noch keinen
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Dass etwas nicht stimmte wurde ihm sehr schnell klar, was es jedoch war sollte ihm erst sehr viel später klar werden.

Er war beherrscht genug, nicht sofort die Augen zu öffnen, als er das Bewusstsein zurück erlangte. Jahrelanges Training. Statt dessen sondierte er die Lage, Geräusche, Geruch... Er war allein, davon war er schnell überzeugt, erst jetzt erlaubte er es sich, die Augen zu öffnen und sich langsam aufzurichten. Er war unverletzt, nur der Rücken schmerzte, wohl weil er schon länger bewegungslos war.

Er hatte auf einer kleinen Erhebung gelegen, einer der wenigen trockenen Stellen im Sumpf, und er musste zumindest einige Stunden bewusstlos gewesen sein, Zumindest wenn man von der Annahme ausging, dass die Zeit gleich verging... hier wie dort... allerdings würde er diese These schnell verwerfen müssen, sobald ihm das mit dem hier und dort klar geworden war.
Derzeit sah es so aus als wäre er am morgen noch in der Zone gewesen und nun begann bereits die Abenddämmerung. Und es wurde schnell dunkel, was an sich schon beschissen war.
Wo waren die fehlenden Stunden?
Wo war er?
Die zweite Frage schien ihm deutlich wichtiger.
Der Sumpf hätte auf den ersten Blick auch der bei Pripyat sein können, doch er war es nicht. Die Pflanzen unterschieden sich minimal, und vor allem der Geruch. Es fehlte die allgegenwärtige metallische Note, doch aus diesem Umstand gleich zu schließen, dass die nicht Pripyat war, nicht die Ukraine? Selbst für ihn ein verwegener Schritt.
Ein wichtiges Indiz war noch, dass er keinerlei Anomalien erkennen konnte.
Er hatte begonnen Kreise um die Stelle zu drehen an der er zu sich gekommen war, und diese immer weiter auszudehnen.
Keinerlei Anomalien in einem Radius, in dem er in der Zone längst auf etwas gestoßen wäre. Dann blieben die üblichen Geräusche aus, die die Nacht ankündigten, das Heulen der mutierten Hunde, das ferne Brüllen von Blutsaugern, das unheimliche Schreien von Giganten oder mutierten Schweinen, alles was einem Neuling in der Zone sofort das Blut in den Adern gefror blieb hier ungehört.
Nicht die Zone also.
Weiter im Ausschlussverfahren.
Dass er nicht in den Pripyatsümpfen war wurde ihm schlagartig klar, als es dunkel wurde und sich die Sternbilder abzeichneten.
Er war kein Astronom, aber die wichtigsten erkannte er um sich sowohl auf der Nord als auch auf der Südhalbkugel zu orientieren - für den Fall dass man ihn mit einem Fallschirm in der Wüste hatte absetzen müssen - in irgendeinem Land dieser Welt würde er zumindest grob die Himmelsrichtungen zu jeder Jahreszeit einordnen können. Viel hatte er wieder vergessen, als er jünger gewesen war hatte es ihm noch mehr Spaß gemacht sich aus reinem Abenteuerwillen in der Wildnis herumtreiben, doch das Leben hatte auch ihm mitgespielt, mithalten konnte er noch mit der Jugend aber er kam am nächsten Tag deutlich schwerer hoch. Trotzdem war es immer noch sein Anspruch an sich selbst, sich in jeder Situation zurecht zu finden, au jedem Schlamassel einen Ausweg zu finden.
So versuchte er sich mit etwas Nostalgie abzulenken um sich dem unausweichlichen nicht stellen zu müssen - um dass Offensichtliche aber doch so Abwegige nicht sehen zu müssen: Dies war nicht die Erde.

Als er es dann doch langsam tat, als die Erkenntnis nach weiteren Spekulationen warum sich die Sterne unterschieden, als einziger Rest erwies, den er, so absurd er auch sein mochte doch wohl als Lösung akzeptieren musste, stellte sich ihm einen neue Frage: Gab es denn hier intelligentes Leben? Überhaupt leben?
Mußte es wohl... es gab Pflanzen, und zwar der Erdflora dermaßen ähnliche, dass man sie verwechseln konnte, also wohl auch ein ähnliches Spekturm an Fauna? Und sei es nur Insekten. Dass auch der die Zusammensetzung der Luft wohl fast identisch war lag ebenso auf der Hand. Also auch Menschen? Eine Kolonie? Terraforming? War er in eine Zukunft geraten? Wenn das die Portale in der Zone bewerkstelligen konnte... Wenn es ihm gelang zurückzukehren...
Diese Erkenntnis brachte wieder eine ganze Reihe von Gedanken auf den Weg.
Die Portale der Zone waren zu Translokation in der Lage, manchmal auch mit geringem Zeitversatz in beide Richtungen... aber das hier konnte etwas gigantisch anderes sein. Und wenn man von der hiesigen vielleicht fortschrittlicheren Gesellschaft lernen konnte...
Eine Weile sah er sich bereits in einer Reihe mit den großen Helden der Sovietunion, das sollte jedoch nur anhalten, bis r die erste Ansiedlung erreichte.

Doch bis dahin war es noch ein Stück Weg, den er durch das mehr als Kniehohe Wasser zurückzulegen hatte. Dass Wasser lief ihm in die Stiefel, er zündete sich eine Selbstgedrehte an, Scharfschützen erwartete er in dieser Gegend nicht. Seine Gedanken kreisten darum, wie die Bewohner dieses Erdähnlichen Planeten wohl aussehen mochten.
Zuletzt geändert von Vyacheslav Sokolov am Donnerstag 11. November 2021, 13:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Vyacheslav Sokolov
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Die Euphorie hielt genau bis er irgendwann die erste Ansiedelung erreichte. Das heißt, die erste verlassene Ansiedelung.
Unterwegs hatte er immer wieder inne gehalten und die Sterne beobachtet, er musste sich vergewissern, dass er nicht einfach nur zu besoffen oder zu dämlich war wenigstens einen der Bären zu erkennen, aber Fehlanzeige. Die Sterne sahen dermaßen anders aus, dass er sich fragte, wie viele Galaxien wohl zwischen ihm und der Erde liegen mochten. Oder war es doch etwas ganz anderes?
Ein fremder Planet mit genau den gleichen Birken und Erlen, Weißdorn und anderem Gestrüpp, wie man es au den europäischen Sümpfen kannte? Wie wahrscheinlich war das? Aber wie wahrscheinlich war es, dass etwas die Sterne so dermaßen veränderte?

Er hatte sich mit Banditen herumgeschlagen, Blutsauger von Angesicht zu Angesicht bekämpft, war Kontrollern entkommen und hatte es sogar geschafft mit einem zu kommunizieren. Er hatte das Zentrum der Zone gesehen, und er war es, der den bekannten Stalker Strelok verhört hatte, den der ziemlich unfähige Degtarev angeschleppt gehabt hatte. Er hatte sogar dem Präsidenten die Hand geschüttelt...
...und nun war ihm das Herz in die Hose gerutscht. Tiefer ging wohl nicht, per Definition.
Wenn dies wirklich ein fremder Planet war... nicht die Erde... Die Konsequenzen wollte er sich nicht einmal ausmalen.
Seine Hände zitterten, wenn er sie betrachtet und jeder weitere Schritt kostete ihn Überwindung, doch die brachte er auf.
Er musste weiter, musste herausfinden, was das war, wo er da hineingeraten war, und wie es zurück ging.

Bereits von Zeit zu Zeit waren ihm morsche Holzstege aufgefallen, Holzkonstruktionen, die wohl dazu gedient haben mochten Flächen im Sumpf zu befestigten, lange morsch, lange verlassen, doch kulturelle Rückschlüsse ließ das nicht zu. Also weiter.
Und dann erreichte er ein Dorf.
Es war einmal eines gewesen.
Die Hütten standen leer, es war nichts von Wert zurückgeblieben, zerbrochene Truhen, einfache Reusen.
Er kniete nun in einer dieser einfachen Blockhütten aus verschränkten Stämmen und untersuchte die Konstruktion der Möbel. Seine Hände zitterten immer noch, doch er wagte es nicht, etwas dagegen zu trinken, nicht jetzt. Was er vor sich hatte konnte man auch in der tiefsten rumänischen oder ukrainischen Provinz genauso vorfinden. Das war keine hoch entwickelte außerirdische Zivilisation. Ein Museumsdorf? "Sei nicht albern..."
Es war allerdings zu dunkel um weiterzugehen, und auch wenn es nicht die Zone war und keine Anomalien drohten, die ihn zerfetzen konnten, mit einem Sumpf war auch nicht zu Spaßen. Er würde die Nacht über hier bleiben.
Er stellte den Rucksack ab, wollte eben die Isomatte und den Schlafsack ausbreiten, als er es hörte. Ein kreischendes Geräusch, aber kein Tier wie er es kannte war zu soetwas in der Lage, außer es wurde gerade abgestochen. Mutanten vielleicht... Kriecher... Er hängte sich zur Sicherheit die AK um, steckte die Makarov ins Holster und griff das Messer. Die Eskalationskette war klar, doch er wollte keine Munition verschwenden, hier war an Nachschub vermutlich noch schwerer heranzukommen als in der Zone. Ein Teil seines Verstandes, so bemerkte er, schien eine Rückkehr bereits abgeschrieben zu haben.
Er bereute es, keine Taschenlampe mitgenommen zu haben, auch wenn der Mond den verlassenen Dorfplatz um den trockenen Brunnen im Zentrum spärlich erleuchtete, so hätte er nun doch gerne genauer gesehen worauf er hier trat und worüber man stolpern konnte.
Und dann sah er zumindest was gekreischt hatte. Zumindest die Schemen...
Und sie stanken bestialisch, schlimmere als ein Blutsauger.
Denen sie im übrigen auch nicht unähnlich waren.
Sie gingen aufrecht wie Menschen, hatten aber etwas fischiges an sich, und klauenbewehrte Hände und Füße, geschlechtsneutral - das war zu erkennen, den Kleidung trugen sie keine. Sie liefen zwischen den Hütten umher, erstaunlich schnell, sehr aufgeregt, vielleicht witterten sie ihn. Waren das die Erbauer? Konnte er mit denen kommunizieren? Sie selbst schienen keine derartigen Überlegungen anzustellen. Als sie ihn entdeckt hatten griffen sie sofort an, gleichzeitig.
Mit dem Messer brauchte er hier nicht anfangen, er hatte die Pistole dermaßen schnell gezogen, dass sein Ausbilder alle Theorien darüber revidiert hätte, ob ein Waffenlose Angriff nicht doch schneller war. Er wollte auch nicht lange die Verwundbarkeit dieser Geschöpfe prüfen, er zielte auf die großen hässlichen Köpfe, das überlebten die wenigsten Kreaturen, egal welche Veränderungen mit ihnen vonstatten gegangen waren. Trotzdem brauchte es zwei bis drei Treffer, bis sie umkippten, und ehe er auch das letzte der sechs Wesen niedergestreckt hatte, hatte er selbst einige Hiebe der scharfen Klauen abbekommen.
Mit dem Messer erledigte er schließlich den Rest, denn einige lebten immer noch.
Hier bleiben konnte er nicht, soviel stand nun fest.

Seine Wunden desinfizierte er mit Vodka, doch um ihn nicht zu vergeuden nahm er zwischendurch noch einen großen Schluck, dann setzte er seinen Weg fort. Immerhin brachte ihn das Dorf auf etwas wie einen Trampelpfad, der ihn sicher durch den Sumpf leitete, und wenn ihn nicht alles täuschte, so war am Horizont das leuchten einer größeren Stadt zu erkennen... oder zumindest von irgendetwas das Nachts genug Licht emittierte um wenigstens ein paar Kilometer weit sichtbar zu sein. Schlimmer als ein Dorf mit angreifenden Fischwesen konnte es kaum werden.
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Vyacheslav Sokolov
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Als er das nächste Dorf erreichte war er vorsichtig, sehr vorsichtig.
Es war noch nicht die Quelle des Leuchtens aber es war ein bewohntes Dorf, dem zuvor gesehenen nicht unähnlich, einfache Hütten in Blockbauweise oder mit Lehmbewurf, Strohdächer. Doch dieses Dorf war bewohnt, immerhin. In der Dunkelheit konnte er keine Details erkennen, also schlich er in der Dunkelheit näher.
...es waren Menschen, zumindest sahen sie auf den ersten Blick so aus. Und es roch auch überall so, nach ungewaschenen Menschen. Soweit er durch die nur halb geschlossenen Fensterläden - denen im übrigen etwas wie Scheiben oder wenigsten Pergamentene Einsätze fehlten - erkennen konnte. Und diese Menschen trugen Kleidung wie sie wohl im Mittelalter üblich gewesen war, und zwar für die Ärmsten der Armen. Zerlumpte Hosen, grobe Leinerne Hemden, und Kleider mit Schürzen, wie man sie aus Dokumentationen über die Kiewer Rus kannte. Hatte es ihn womöglich in die Vergangenheit verschlagen? Eine noch absurdere Annahme.
Oder, und fast schien das die sinnvollste Erklärung, dies war irgendeine Form des Wachtraumes.
Er hatte die falschen Drogen erwischt, irgendetwas eingeatmet, oder was dieser Stelok über das Zentrum erzählt hatte stimmte doch. Menschen in Tanks, die träumten während sich eine Reglereinheit der übrigen Ressourcen bediente und damit die Zone steuerte. War er am Ende auch in soetwas hineingeraten? Und wenn ja, wann?

Er setzte sich im Schatten an eine Hauswand, das Holz war vom Tag noch einigermaßen warm, dennoch wickelte er sich in seinen Schlafsack, er musste in Ruhe nachdenken, eine Strategie entwickeln, wie er zuverlässig herausfinden konnte wo er nun war. Doch er war müde, die Wunden, die ihm diese Lurche beigebracht hatten schmerzten, er konnte nur hoffen, dass sie sich bei dem Dreck in dieser Welt nicht entzündeten. Doch er war müde genug um trotz Schmerzen fast augenblicklich einzuschlafen.

Und am nächsten Tag gelang es ihm nicht, früh genug aufzuwachen.
Als er die Augen aufschlug starrte er direkt in die Zinken einer Mistgabel. Einer dreckigen Mistgabel. Das andere Ende war allerdings auch nicht nennenswert sauberer. Ein im wahrsten Sinne vierschrötiger Mann hielt es, hinter ihm war seine gesamte, nicht weniger vierschrötige Sippe versammelt.
Sie bellten ihm Worte ins Gesicht, die sich nach einer bunten Mischung verschiedenster europäischer Sprachen anhörten, und die Sprecher selbst waren absolut menschlich, das konnte er nun ausreichend verifizieren.
Er hätte gerne laut geflucht, was wohl auch egal gewesen wäre, denn man hätte ihn wohl kaum verstanden.
Statt dessen hob er beschwichtigend die Hände, die Handflächen nach außen, eine universelle Geste des guten Willens. Die Mistgabel zuckte zwar nervös, doch sie hielt genug Abstand, dass er vorsichtig aufstehen konnte. Es wäre kein Problem gewesen, den Träger dieser Waffe zu überwältigen, doch insgesamt waren die doch deutlich in der Überzahl, er wollte nichts riskieren.
Sie bombardierten ihn dafür weiter mit Worten, die er nicht verstand.
"Ich verstehe euch nicht." Gab er vorsichtig mit ruhig gedämpfter Stimme zur Antwort, so sprach man mit einem Tier, das man nicht zusätzlich aufregen wollte, und es half meist auch bei Menschen.
"Slava..." nannte er seinen Namen, klopfte sich auf die Burst und wiederholte das.
Sie sahen ihn an, dann senkte sich die Mistgabel, ein älterer Mann trat vor, der Mistgabelhalter war offenbar nicht selbst für's reden zuständig.
"Nilfgard? Eh?" fragte der Alte.
Zumindest hörte es sich wie eine Frage an. Und zwar wie eine, die man besser verneinte.
"Nilfgaard Nein." gab Slava zur Antwort, und schüttelte zudem den Kopf. Das schien den Alten etwas zu beruhigen.
Wer oder was Nilfgaard auch immer war - er konnte raten, ein verfeindetes Dorf, Banditen, der Tonfall in dem man ihn danach gefragt hatte hatte deutlich gemacht, dass man besser nicht dazugehörte, wollte man nicht die Mistgabel noch einmal aus direkter Nähe sehen.
Dann stellte der Alte weitere Fragen.
Manche Worte klangen wie "Hexer" und "Augen" er glaubte auch die Frage nach einem "Schwert" hauszuhören, doch das konnten auch Trugschlüsse sein, denn sinn machten sie absolut nicht. Was diese Leute sprach hatte zwar entfernt Ähnlichkeit mit dem Altslawischen, aber da waren noch so viele andere Einflüsse drin, dass man sich nicht darauf verlassen konnte. Auch wenn es noch so ähnlich wirkte, er durfte nicht auf diese Täuschung hereinfallen.
Als er jedoch Antworten auf die Fragen schuldig blieb winkte der Alte eine Frau herbei. Sein Blick war immer wieder zu den dunklen Flecken gewandert, die sich mehr als deutlich auf seinem Pullover abzeichneten.
Er wollte noch etwas wissen, das wie "Ertrunken" klang, aber Slava zuckte nur mit den Schultern. "Nicht verstehen." erwiderte er in allen ihm bekannten Sprachen, und womöglich war etwas dabei, was sie verstanden.
Die Frau bedeutet ihm schließlich mitzukommen, er folgte gehorsam, immerhin sah sie etwas sauberer aus als der Rest und war nicht einmal unattraktiv auf eine gewisse bäuerliche Art. Sollte es Sitte sein, dass ein Mann zur Begrüßung einer der Dorffrauen bewohnen musste, er würde sich zur Not den Regeln beugen können.
Tatsächlich jedoch führte sie ihn zu einer Hütte etwas außerhalb des Dorfes, davor erstreckte sich bereits ein veritabler Kräutergarten und das innere der Hütte bestätigte schließlich, was der Garten bereits verriet, dass sie wohl die Kräuterkundige war.
Sie wollten ihn also verarzten, auch gut.
Sie bedeutete ihm, Mantel, Pullover und Hemd auszuziehen und betrachtet dabei fasziniert das rot weiß gestreifte Soldatenunetrhemd, und nicht weniger fasziniert die darunter zum Vorschein kommenden Muskeln. Für einen über 40jährigen Säufer war er gut in Form, das wusste er sehr wohl.
Die Klauenhiebe brannten dagegen tatsächlich und waren auch ungesund gerötet, wie er jetzt sah, entweder trugen sie Gift oder es hatte sich sehr schnell entzündet. Er musste an die Komodowarane denken, die ihre Beute nur anbissen und dann ihrer Spur folgten und fraßen wenn sie elendiglich verendet war.
Noch einmal wiederholte die Frau das Wort des alten Mannes, das wie 'Ertrunkene' klang. Dazu machte sie die zweibeinigen Lurche erstaunlich gut nach.
"Ertrunkene?" wiederholte Slava, ahmte auch die Wesen nach. "So nennt ihr die Biester? Na gut."
"Gut? Nix gut." Erwiderte die Frau. Slava grinste, immerhin schien einen Basisverständigung möglich.
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Jakob von Nagall
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von/nach: Albuquerque/Arizona --> Velen
Datum: Sommer 2010 -> Herbst 1277
betrifft: noch keinen
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Als er zu sich kam, lag er auf dem Bauch, das Helmpolster presste seine Wange zwischen die Backenzähne und feuchte Kälte sickerte durch den halb offenen Reißverschluss seiner Kombi. Nässe. Wasser. In der Wüste Arizonas. Klar.
Seine Finger zuckten und sogleich schoss ein stechender Schmerz durch seine rechte Schulter, der ihn etwas wacher machte.
Verdammt. Er war gestürzt. Da war Sand auf der Straße gewesen. Langsam erinnerte er sich - erst noch super Grip, dann mitten in der Kurve die Sandverwehung - er hatte noch versucht zu bremsen, aber das hatte wohl nur sein Schicksal besiegelt. Die Kurve mit der kleinen Kapelle im Scheitel war Teil seiner Hausstrecke rund um das Kloster geworden. Es war nicht wirklich eine Kapelle, eher ein kleines Häuschen mit einem Kreuz und so - irgendwer stellte dauernd Blume auf.
Er war mitten hinein gesegelt. Feiner Lowsider. Immerhin war der nicht drüber weg geflogen. Er hatte sich zum Glück in seiner Fahrerkarriere erst einmal wundern dürfen, wie hoch man mit einem Highsider kam - nicht schön. Die Straße war in der Regel hart und kam sehr schnell auf einen zu.
Das Problem: Er lag in einer Pfütze und nicht in einer Kapelle. Vielleicht die Vasen?
Jakob blinzelte.
Flammen spiegelten sich in seinem Visier und weckten ihn endgültig. Ungeachtet der Schmerzen in seiner Schulter schnellte er hoch, kippte allerdings gleich wieder auf sein Hinterteil, das pfatschend im Matsch landete.
Sie brannte. SEIN.MOTORRAD.BRANNTE. Eine Faktenkette die zwei Dinge zur Folge hatte: Der erste Teil ließ ihn schmerzerfüllt aufheulen, der zweite ließ ihn eilig rückwärts krabbeln, weg von den Flammen, bis seine Hände in tieferes Wasser gerieten und er stoppen musste. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, der Puls raste und kalter Schweiß bedeckte augenblicklich jeden Millimeter Haut.
Was zur Hölle war passiert?

Er hatte mit Alexej trainiert. Genauer genommen hatte der mit ihm den Boden gewischt, ihm die Schulter erst aus- und dann wieder eingerenkt. Die Erinnerung ließ die Wut wieder aufflammen und für einen Moment vergaß er sogar die nahen Flammen, sodass es ihm gelang, endlich den Helm auszuziehen. Seine Lippe brannte noch, der Cut in der Augenbraue hatte wieder angefangen zu bluten und unter der Kombi spürte er die Orthese, die der Arzt ihm für die Schulter verpasst hatte. Und dann war er entgegen aller gut gemeinten Ratschläge aufs Motorrad gestiegen, während Oblow diese Schlampe gevögelt hatte, die sich erst an ihn ran gemacht hatte. Er hatte sie beobachtet - nur kurz. Er hielt nichts von diesem Weib und von dem Moment an auch nicht mehr viel von seinem Ritter - nicht das man im Kloster zölibatär lebte, aber der Großmeister legte Wert auf eine gewisse Ordnung. Vögeln im Gang gehörte ganz sicher nicht zu dieser.
Dann der crash und nun war er hier.
Die Ducati brannte. Er konnte sehen, wie der Lack Blasen schlug und das Plastik darunter schmolz. Das Templerkreuz auf der Seitenverkleidung war längst ein Opfer der Flammen. So gesehen konnte er von Glück reden, dass er nochmal voll getankt hatte. Voller Tank brennt länger, leerer Tank fliegt weiter., hatte Jade mal gesagt. Die Templerin mit dem Hang zu Explosivgeschossen und Nadeln war die einzige gewesen, die Jakob nicht wie einen Irren oder ein Kind behandelt hatte, sondern einfach wie Jakob. Mit ihr als Ritter hätte er es vielleicht sogar aus dem Knappenstand heraus geschafft, aber sie hatte selber einen Arsch voll Probleme und Garcia hätte ihr niemals einen Knappen anvertraut. Sie waren schon ein schön lädierter Haufen.
Gewesen, musste er wohl sagen, denn er war ganz sicher nicht mehr in Arizona. Wer weiß war er noch in den USA.

Langsam ließ er den Blick schweifen. In der einbrechenden Dunkelheit sah er die schemenhaften Umrisse einer Ruine, deren Mauern aus dem sumpfigen Wasser ragte. Er war auf einer trockenen Insel gelandet und die Duc in der einzigen Baumgruppe weit und breit. An dieser krochen nun langsam die Flammen empor, doch immerhin verhinderte der sumpfige Boden, dass das Feuer sich auch noch auf der Insel selbst ausbreitete. Jakob würde einfach warten müssen, bis der Brennstoff ausging, auch wenn es ihm schwer fiel. Aber was dann?
Er sah keine Wege und wenn das hier wirklich ein Moor war, dann konnte jeder Schritt der Letzte sein. Bleiben war aber auch keine Option.
Vorsichtig erhob er sich, tastete nach seinen Waffen. Das Schwert hing noch auf seinem Rücken, die Weihrauch steckte in ihrem Holster. Er zog sie heraus, prüfte, ob sie nass geworden war und zählte dann seine Patronen. Überschaubar.
Von einem nahen Busch brach er sich einen langen Ast ab und benutzte ihn, um sich stochernd einen Weg zu suchen. Erstmal zu der Ruine. Vielleicht gab es von dort einen begehbaren Weg, allerdings würde es bald dunkel werden und dann könnte er die Hand nicht mehr vor Augen sehen. Seine Taschenlampe schmurgelte wahrscheinlich gerade unter der Sitzbank, doch er weigerte sich noch einmal zum Feuer zurück zu blicken. Er spürte, dass es an seinen Nerven leckte und er wollte dringend Abstand dazu gewinnen.
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Vyacheslav Sokolov
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Karte Velen & Sümofe.jpg
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von/nach: -> das Dorf Niederwirr
Datum: September 2019 -> Herbst 1277
Uhrzeit: sehr früher morgen
betrifft: ggf. Jakob von Nagall
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Sie hieß Tamara, das hatte er herausbekommen.
Es gab einfach einige universelle Gesten, die immer funktionierten, und wer jemals einen alten Tarzanfilm gesehen hatte kannte diese auch - und erstaunlicherweise auch wer das nie hatte. Er hatte die Namen von einigen der anderen Dorfbewohner erfahren, sie alle klangen irgendwie Slavisch und so war auch sein Name keine große Herausforderung und die Kräuterfrau sprach selbst die Lange Form mühelos aus.
Er fand Gemeinsamkeiten in ihrer Sprache mit dem Deutschen und, wie er vermutete alten keltischen Sprachen wie dem Gälischen, das er zwar nicht sprach, von der Siebenbildung her aber von Musikstücken kannte, und manche Begriffe stammten sogar aus dem finnougrischen Sprachkreis. Der Sprachunterricht, den er genossen hatte machte sich ein ums andere mal bezahlt.
Er erfuhr den Namen des Dorfes - Niederwirr - frei übersetzt, und sie befanden sich am Rande eines Sumpfes. Dort war er zu sich gekommen.
Es war Herbst, allerdings konnte er die Jahreszahl nicht herausbekommen, erst recht nicht, welcher Planet es war. Mit Mühe hatte er erfahren, dass sie sich in Redanien befanden, die Hauptstadt war Dreiberg und es gab zwei weitere große Städte, Novigrad und Ochenfurt, neben vielen kleinen Dörfern.
Novigrad, er war hellhörig geworden. Es gab ein Novigrad in Kroation, doch er hatte zuerst an Novgorod gedacht. aber das war ganz sicher nicht in der Nähe von Ochsenfurt. Was zur Hölle ging hier vor?
Er hätte ja an einen schlechten Scherz geglaubt, wenn es nicht so real gewesen wäre.
Und im Sumpf gab es Monster, auch das konnte sie ihm erklären - wenngleich das meiste davon pantomimisch ausfiel.
Er selbst war es gewohnt, sich durch Sumpf zu bewegen, ein großer Teil der Zone erstreckte sich über die Pripyat-Sümpfe und das waren die beliebtesten Wege für Schmuggler, die ernsthaft glaubten, der Arm des Gesetzes reiche nicht so weit. Irrtum.
Sie warnte ihn, dorthin zurück zu kehren, es gab Frauen im Sumpf und die Ertrunkenen, mit denen er schon Bekanntschaft geschlossen hatte. Warum wollte er zurück?
Darauf hatte er keine Antwort, zumindest keine, die er ihr geben konnte. Er wollte zurück zu der Stelle, die ihn her geführt hatte, wollte sie untersuchen zu zu sehen ob das Portal noch aktiv war.
Er erklärte, dass er dort etwas verloren hatte.
Sein Sturmgewehr und auch die Pistole versteckte er während der ganzen Zeit tunlichst unter dem zusammengewickelten Schalfsack, den er noch nicht wieder an den Rucksack gebunden hatte. Er wollte Fragen dazu vermeiden, und erst recht, dass jemand versuchte ihm das eine oder andere wegzunehmen.
Schließlich bedankte er sich dafür, dass sie ihn verarztet hatte, er versprach wiederzukommen und sie schien tatsächlich ein wenig verlegen.
Er hätte sie vermutlich wirklich flach legen können. Reichte es in dieser schmutzigen Welt für einen Mann vielleicht einfach nicht vollkommen ungewaschen zu sein? Interessante Beobachtung, er würde sich das merken.
So machte er sich wieder auf den Weg.

Seine Orientierung war gut, auch wenn es dunkel gewesen war, er hatte genügend Spuren hinterlassen denen er nun folgen konnte.
Und er hielt die Augen offen, Sumpffrauen, Ertrunkene und alle möglichen anderen Bestien. Vom Regen in die Traufe. Kaum ein Unterschied zur Zone, aber wo er genau war gab ihm trotzdem Rätsel auf. Ein Erdähnlicher Plante mit in etwa mittelalterlichen Besiedlung. Europäer und Slaven. Doch eine Kolonie?
Aber was wussten sie schon über die Portale in der Zone, was wusste er darüber? Dass die Orte verbanden, das hatten sie getestet. Dass da noch mehr war hatte er selbst erlebt. 'Parallelen' nannte er sie für sich, doch wie weit ging das? Bisher betrafen sie nur sein eigenes Leben, was wenn das viel weiter reichte?

Er durfte es sich nicht leisten zu sehr in Gedanken zu versinken, er roch das Feuer, ehe er es sah. So brannte nur Kunststoff, Metall, Lack, Benzin. Das waren technische Gerüche, nichts was diese Welt soweit er bisher gesehen hatte, kannte.
Ausser ihm war niemand zu sehen, also legte er doch die AK an, er kam der Stelle immer näher, an der er aufgetaucht war, was wenn noch etwas durch das Portal gekommen war? Jemand?
In einem Sumpf war es nicht ohne weiteres möglich, sich anzuschleichen, der niedrige Bewuchs erlaubte nicht viel, doch wenn es jemandem gelingen konnte, dann ihm. (76/100)
Er folgte dem Geruch und zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit war er mehr als überrascht. Was dort brannte war ein Motorrad, soweit er sehen konnte. Die Marke war nicht mehr zu erkennen, dazu stand es schon zu lange in Flammen. Wohl eine Sportmaschine. Wenn die von hier kam, dann würde er auf der Stelle seine Stiefel schlucken, denn Besen hatte er hier keine gesehen.
Die Maschine brannte alleine vor sich hin, das konnte er durchs Zielfernrohr erkennen.
Vorsichtig kam er näher, untersuchte sie.
Sie war fast ausgebrannt, nur einzelne kleine Flämmchen flackerten noch, das Benzin war ausgelaufen und hatte die nächste Umgebung ebenfalls brennen lassen.
Und von hier führten Spuren zu einer weiteren Silhouette in der Nähe, die er Nachts nicht gesehen hatte - eine Ruine auf einem Hügel.
vorsichtig näherte er sich der. Es war also jemand zusammen mit dem Motorrad gekommen.
Der Ruine näherte er sich mit der AK im Anschlag, seine Füße tasteten sich fast blind über den unebenen Boden.
Die verfallenen Mauern boten genug Versteckmöglichkeiten, vorsichtig spähte er so mit genügend Abstand um jede Kante, bis er eine dunkle Silhouette entdeckte. Sie war schwer einzuordnen, er mußte näher heran.
Er hatte ihn schließlich weit genug umrundet um von hinten herankommen zu können.
Dann war er nahe genug um das Schwert auf dem Rücken sehen zu können, als er in Hörweite war lud er durch. Auch eine universelle Sprache. Wer auch nur annähernd aus seiner Zeit stammte würde das Klicken des Verschlusses einordnen können. War er nur ein zufälliger Einheimischer, der sich am Feuer wärmte und das Motorrad war alleine durchgekommen, würde ihn das Geräusch wohl nicht erschrecken. Kulturelles lernen war etwas feines.
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Thorben Denger
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von/nach: Gildorf / nirgends
Datum: Herbst 1277
Uhrzeit: sehr früher morgen
betrifft: @Vyacheslav Sokolov / @Jakob von Nagall
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Beinahe eine Woche war Thorben unterwegs nach Velen gewesen. Lady Juskowiak hatte ihn zur Eile ermahnt, da sie noch immer die Hoffnung hatte, er könnte ihren Mann lebend finden. Somit war er gezwungen gewesen, allein aufzubrechen, obwohl er nur zu gerne noch ein paar Pfund Muskeln zusätzlich angeheuert hätte. Dämliche Schnepfe von hochwohlgeborener Frigidität! Für so eine war sein Leben doch nichts wert, oder? Naja,... wenn er es recht bedachte, war sein Leben zweitausend Kronen wert. Eigentlich gar kein so niedriger Preis, wenn man seine eigentlich unbedeutende Rolle in der Weltgeschichte betrachtete. Er grinste bei dem Gedanken vor sich hin, während er vorsichtig einen Schritt vor den anderen setzte und gelegentlich mit einem irgendwo 'geborgten' Ruder den Boden auf Festigkeit prüfte.
Der alte Knacker war sicherlich schon lange tot. Von irgendwas gefressen oder vielleicht hatte einer der Sumpfgeister ihm auch einen guten, alten Herzinfarkt verpasst. Seine Söldner hätten sich mit Sack und Pack davon gemacht und Thorben würde nicht einmal den Ring finden. Seine Miene verfinsterte sich bei dem Gedanken. Dann erhellte sie sich wieder, als er den nächsten Ideenfurz hatte. Sehr wahrscheinlich war auch, dass der alte Knacker es einfach nur nicht mehr ertragen konnte, zu dieser alten Zippe zurückzukehren. Lieber arm und neben einem jungen, hübschen und vor allem deutlich weniger herrischen Mädchen aufwachen, als reich zu sein und sich das Gekrächze jeden Morgen beim Aufwachen anhören zu müssen. Ganz tief in seinem Inneren wusste Thorben allerdings, dass so sehr er sich auch gedanklich über die Frau ausließ, er wohl auch Option drei wählen würde, wenn er eine Chance bekäme. Arm und Gekrächze. Zumindest für eine Nacht. Alter spielte doch eigentlich keine Rolle und Thorben lernte gerne neue Tricks. Ob eingepfercht zwischen zwei Steinblöcken oder zwischen den Bettlaken.

Seine absonderlich erotischen Phantasien lösten sich plötzlich in Luft auf, als sein Stiefel tief in den Morast einsank, ebenso wie es kurzzeitig sein Herz mit der Hose tat. Er grummelte verdrießlich und zog den Fuß mit einem laut schmatzendem Geräusch aus dem Schmodder heraus. Elendiger Sumpf, mistiger! Er stocherte nun schon die ganze Nacht hier herum. Eigentlich hatte er die Nacht am Rande des Sumpfes, eingemummelt in die Decken seines Karrens verbringen wollen, den er mit Bessie zusammen an einer abgelegenen Stelle versteckt und getarnt hatte. Naja, zumindest den Karren hatte er getarnt. Bessie war zwar so stur und gutmütig, dass sie sich wohl tarnen ließ, aber auch so verfressen, dass sie das Grünzeug in Nullkommanix aufgefuttert hätte.
Der eigentliche Grund, warum er noch des nachts, zu einer Zeit, in der die Gefahren des Sumpfes sich heftiger multiplizierten, als eine Gruppe liebestoller Karnickel, in diesem Sumpf umherstapfte, war ihm etwas peinlich. Er hatte sich schlicht und ergreifend verlaufen, da der Tag stark bewölkt und regnerisch gewesen war und es schwer gewesen war, sich an der Sonne zu orientieren. So war er bei seiner Suche nach diesen ominösen Ruinen, von denen man ihm in diesem elendigen Kaff namens Niederwirr erzählt hatte, wohl im Kreis gestapft. Aber nun hatte der Himmel sich aufgeklart und Thorben konnte sich wieder an den Sternen orientieren. Irgendwo in nordöstlicher Richtung musste eine Stegstraße zu finden sein und von dort würde er schon seinen Karren finden.

Mit einem Knurren schlug er nach einem Moskito, der sich doch tatsächlich zwischen dem heruntergeklappten Schlapphut und dem hochgeklappten Kragen des Mantels hindurchgezwängt hatte. Elendige Mistviecher. Naja,... wenigstens waren die bisher die einzigen Biester, die sein Blut wollten. Ein seltenes Glück in einem toten Gebiet, wie diesem. Er hatte kurzzeitig überlegt, ob er Bertha mitnehmen sollte, falls er Sumpftrollen oder anderen größeren Gefahren begegnen sollte, aber nun war er froh, dass er nur mit Lilly und seinem Rucksack unterwegs war. Mit Bertha hätte er schon nach kürzester Zeit keine Kraft mehr gehabt, weiter zu laufen, so schwergängig war der Marsch durch den Sumpf.

Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen. Er konnte in der Ferne ein Licht erkennen. Nun, Licht in einem Sumpf konnte viele Ursachen haben und die wenigsten davon waren gut. Entzündetes Sumpfgas war schon gefährlich genug, aber auch Irrlichter und Geister hatten, genug verbleibende Lebensenergie vorausgesetzt, die Fähigkeit zu leuchten. Die Liste wurde nicht angenehmer, als er noch Hexenzirkel und halbintelligente Sumpftrolle hinzufügte. Natürlich konnte es sich auch um eine Bande einfacher Wegelagerer handeln. Weniger gruselig aber genauso tödlich. Sein Instinkt sagte ihm, dass er sich von dem Licht fern halten sollte, aber es bestand auch die Chance, zugegebenermaßen eine sehr geringe, dass es sich um die Gruppe von Lord Juskowiak handelte, die sich in der Nacht um ein wärmendes und Sicherheit versprechendes Feuer scharrte. Er seufzte schwerfällig. Wenn es nach einer miesen Idee roch, es wie eine miese Idee aussah und sich auch wie eine anhörte, dann war Thorben Denger der Zwerg, der glaubte, es sei eine wundervolle Idee. Er zog Lilly von seinem Rücken und spannte den Mechanismus. Dann hielt er die Armbrust in einer Hand, während er mit der anderen weiter vor sich im Boden stocherte.

Er ließ sich Zeit und näherte sich nur ganz langsam, bedacht darauf, kein Geräusch zu machen. Im Gegensatz zu den meisten anderen seiner Art, war er sehr geschickt und vermochte es leise zu sein, wenn er wollte. Was er nicht in Muskelmasse aufbringen konnte, machte sein Mark und seine Sehnen allemal wieder wett. Allerdings durfte er auch nicht zu langsam sein, denn am Horizont konnte er bereits den ersten Schimmer der Morgenröte erkennen. Im Dunkeln konnte er sich vor vom Feuer geblendeten Gegnern noch versteckt halten, aber wenn es hell würde, hätte er hier im Sumpf keine Tarnung mehr.

Etwa zweihundert Schritt entfernt hielt er an und holte einen kleinen Zylinder aus einer seiner Manteltaschen, zog ihn auseinander und hielt ihn ans Auge. Nun konnte er auch Mauerreste erkennen, die vom nicht zu fernen Feuerschein schwach beleuchtet wurden. Schon vor Jahren hatte es sich ausgezahlt, eines dieser teuren, ausziehbaren Fernrohre zu kaufen. Es hatte drei Aufträge gebraucht, bis er die Investition wieder in der Kasse hatte, aber er konnte kaum zählen, wie oft ihn dieses Spielzeug frühzeitig vor Fallen und Getier gewarnt hatte.
Er ließ das Fernrohr zum Feuer schwenken, achtete aber darauf, nicht direkt in die Flamme zu blicken. Was auch immer dort brannte, es sah seltsam aus. Rund und metallisch. Eine überdimensionierte Rüstung? Mit Rädern? Vielleicht ein kleiner Karren, beladen mit Brustplatten? Aber sowas würde niemals solche Flammen produzieren.
Er schwenkte wieder herüber zur Ruine. Verdammte Scheiße! Das sah ganz nach dem Ort aus, den er gesucht hatte. Und er war rein zufällig darüber gestolpert. Wie hoch waren die Chancen? Und das bedeutete auch die wahrscheinlicher gewordene Möglichkeit, dass das Feuer dort vorn wirklich von Juskowiak und seinen Helfern entfacht wurde.

Vorsichtig ging er noch ein Stück weiter und versuchte das Platschen und Schmatzen des Sumpfes auf ein Minimum zu reduzieren. (84/100)
Hatte er dort eine Bewegung entdeckt? Er hob schnell das Fernrohr. Ein Mensch der sich an einen anderen innerhalb der Ruine anschlich. Undeutlich konnte er den reflektierenden Lichtschein eines Schwertes an dem Kerl in der Ruine erkennen. Der Typ, der auf ihn zuhielt, hatte einen seltsamen Stock in der Hand. Metall und Holz. Und er hielt das Ding wie eine Armbrust. Sollte er sich einmischen? In einer Nacht, wie dieser, in der Chancen von eins zu einer Million scheinbar wahr wurden, musste Thorben damit rechnen, dass genau in diesem Moment irgend ein Depp von Wegelagerer sich den alten Lord Juskowiak vorknöpfte. Eine Chance von eins zu einer Milliarde, aber heute Nacht auch nicht mehr ungewöhnlich. Jedenfalls konnte er das nicht zulassen, dass ihm sein Preis so kurz vor dem Erfolg noch weggenommen wurde.
Er hörte ein metallisches Schnappen. Die Sehne der Armbrust? Verdammt, war er zu spät? Er schritt eilig vor, Lilly schussbereit erhoben und rief:

"Jetzt legen alle mal brav ihre Waffen nieder und wir rauchen eine gemütliche Friedenspfeife! Ich spendiere sogar den Tabak!"
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Jakob von Nagall
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Er erreichte die Ruine mit einigen Mühen und nassen Stiefeln. Ragten die äußeren Mauern noch aus dem sumpfigen Wasser, stieg das Gelände dahinter an und war trockener, sodass er besser voran kam. Dafür wurde es von oben nass - mit der Nacht kamen Wolken und die brachten Regen. Jakob fluchte, doch weit und breit gab es nicht mal mehr die Reste eines Daches, das ihn schützen würde. Wenn das so weiter ging, würde er sich hier den Tod holen, wo auch immer hier eigentlich war. Er beschloss in Bewegung zu bleiben, erkundete vorsichtig die nähere Umgebung und fand schließlich eine Nische, die wohl irgendwann einmal ein alter Kamin gewesen war. Immerhin war es darin einigermaßen trocken und so verbrachte er den Rest der Nacht zusammen gekauert zwischen alter Asche und Efeuranken. Allein mit seinen Gedanken und dem Getier, das ihn umsummte und stechen wollte. Das Feuer am Rand des Geländes erhellte die Wolken, schwarze Rauchschwaden stiegen rötlich schimmernd über den Mauern auf.
Das Motorrad hatte ihn all seine Ersparnisse und noch mehr gekostet.
Sie war wie eine Freundin gewesen.
Wie ein Teil von ihm.
Verdammte Sentimentalität. Er hämmerte mit dem Kopf gegen die Wand hinter sich, um diesen Gedankenstrom abzureißen. Noch mal von vorne. Er war gefahren, den Highway von Albuquerque nach Phoenix, dann war er auf eine Seitenstrecke abgebogen und runter Richtung Kapelle. Er war nicht ganz langsam gewesen, wütend zunächst, doch noch einer Weile voll im Flow und fokussiert. Die Linie war perfekt, nur der Sand war das Problem gewesen. Und dann war er hier aufgewacht. Aber was lag dazwischen?
Wenn er ehrlich war, wälzte er all diese Gedanken ohnehin nur, um sich von der Kälte und den Geräuschen aus dem umgebenden Sumpf abzulenken, denn er würde auf keine Lösung kommen, solange er hier im Dunkeln hockte. Und irgendwann suchte er Zuflucht in den Meditationsübungen von Meister Yahuro, um nicht einzuschlafen und trotzdem so wenig Energie wie möglich zu verschwenden.
So eine Nacht konnte verdammt lang werden, aber im Durchwachen von Nächten hatte er Übung.

Nach Stunden konnte er endlich wieder erste Umrisse ausmachen - ein Hinweis darauf, dass der Morgen nicht mehr fern sein konnte. Doch er wartete nicht weiter ab, kroch aus seinem Loch und streckte die Muskeln, bewegte auch vorsichtig die verletzte Schulter. Ihm war kalt und er versuchte sich durch Bewegung etwas aufzuwärmen. Zwar war er am frühen Abend aufgebrochen und trug eine wärmende Schicht unter dem Leder, da die Nächte in der Wüste empfindlich kalt werden konnten, doch die Nässe schickte jede Isolationswirkung zum Teufel. Also stapfte er herum, beugte Rumpf und Knie, sprang.
Und zitterte trotzdem.
Also begann er herum zu wandern und sich umzusehen. Im zunehmenden Licht erkannte er niedrige Mauerreste, die wohl einst Räume begrenzt hatten, wie den, in dessen Kamin er sich verkrochen hatte. Die höheren Mauern zeigten gähnende Fensterlöcher, darunter Vertiefungen, wo wohl einst Bohlen die Böden getragen hatten, doch das Holz war längst vergangen. Nicht das Jakob auf die Idee gekommen wäre, ein Feuer zu entzünden, um sich zu wärmen - so kalt war ihm dann auch wieder nicht.

Er inspizierte gerade einen Schacht, in dem eine brüchige Treppe in die Tiefe führte, als er das Geräusch hörte. Ein durchaus vertrautes, aber deswegen nicht minder bedrohliches Geräusch.

Wenn man von Kindesbeinen an darauf trainiert wurde, gegen etwas zu kämpfen, dass auf allen Ebenen überlegen war - schneller, stärker und quasi unsterblich - entwickelte man eine Menge Begabungen, die in normalen Menschen wohl ewig schliefen. Eine davon war Reaktionsschnelligkeit. Jakobs Kleinhirn versetzte seinen Körper schon in Bewegung, bevor die Ratio überhaupt dazu kam, einen Gedanken zu fassen (81/100). Das Klicken war noch nicht ganz verklungen, da war der Knappe schon hinter einem niedrigen Mauerrest verschwunden, halb springend halb fallend, keine Sekunde darauf achtend, wohin er fiel oder wogegen er prallte. Seine Schulter beschwerte sich und er grunzte gedämpfte, krabbelte aber tief geduckt in die niedrige Deckung, presste sich mit dem Rücken dagegen und zog seine eigene Waffe, spannte den Hahn mit dem Ballen der anderen Hand.
Was soll das, Cowboy?!, hörte er seinen Ritter am Schießstand tadeln.
Jakob atmete einmal tief durch. Wenn er hier rum japste wie ein panisches Kaninchen, traf er nichts und niemanden, wenn es drauf ankam. Ruhig also.
Wer schlich da rum? Wenn es ein Vampir war, dann würde die Sonne in ein paar Minuten ein hübsches Aschehäufchen aus ihm machen. Wäre es ein Mensch, müsste er das dann wohl in Form einer Kugel zwischen die Augen erledigen. Immerhin hatte er mit der Aggression nicht angefangen, aber er würde nicht zögern, es zu beenden.
Scheiße würde er nicht, denn er war im Nachteil.
Eines hatte ihm das Geräusch nämlich verraten: Er war nicht in Arizona, aber er war definitiv noch in einer Welt, in der es automatische Waffen gab. Das konnte er hören und es sagte ihm, dass er ziemlich in der Scheiße steckte. Er war schnell mit seiner Weihrauch, aber das Ding war trotzdem langsamer als weiß der Himmel was da gerade auf ihn zielte. Sollte er was sagen?

Er kam nicht dazu.
Jemand erhob die Stimme, allerdings verstand er die Sprache nicht. Klang irgendwie russisch. Jakob beherrschte lediglich Deutsch, Englisch und genug Französisch um die Schriften der letzten offiziell agierenden Templer lesen zu können. Keine der drei Sprachen half ihm allerdings dabei zu verstehen, was die Stimme da knurrte. Er konnte nur sagen, dass sie nicht zu jenem Schützen gehörte, der zuerst auf ihn angelegt hatte, denn die Worte kamen aus einer anderen Richtung als das Geräusch des durchladenden Gewehrs. War er bei den Russen gelandet? Nur wie zum Geier? Zielte da einer mit einer Kalaschnikow auf ihn? Wo war er da nur rein geraten...
Hätte er verstanden, was die Stimme wollte, er hätte wohl geantwortet, dass sie gern anfangen durften... doch so schwieg er mit aufeinander gepressten Zähnen, die Finger fest um den Revolver geschlossen, auf jedes Geräusch lauschend.
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Vyacheslav Sokolov
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*klick*
Der Junge war in Deckung gesprungen. Zweierlei Dinge verriet ihm seine Reaktion, zum einen, er wusste was ein Sturmgewehr war, und er hatte eine verdammt noch mal schnelle Reaktion.
Das Motorrad war also wohl seines.
Aber warum trug ein Mensch aus seiner Zeit ein Schwert auf dem Rücken?
War das so ein... wie nannte man die? Cosplayer? die Animes nachstellten? Oder wusste er wohin er ging?
Aber warum war er dann mit dem Motorrad gekommen und trug eine moderne Lederkombi statt der einheimischen Kleidung. Aus der Zone kam der jedenfalls nicht, von hier aber definitiv auch nicht.
*klick*
Er sah die Bewegung eher aus den Augenwinkeln.
Doch weil der Junge eh in Deckung war schnellte die AK herum und zielte nun auf den irgendwie zu kurz geratenen. Ein Kleinwüchsiger?
In der Zone hätte er wohl präventiv geschossen, wenn jemand mit dieser Silhouette auf ihn zugekommen wäre. Von diesem Format waren dort die bis zur Unkenntlichkeit verwachsenen Bürer, und wenn sie einmal so nahe waren gab es meist kein Entkommen mehr, sie waren zu Telekinese in der Lage und konnten damit einige unschöne Dinge anstellen, das harmloseste war wohl, einem die Trommelfelle platzen zu lassen.
Wie ein Bürer sah der aber auch nciht aus. Auch nicht aus der Zone. Von hier? Schon eher.
Und er sprach den seltsamen Kauderwelsch wie in Niederwirr. Er konnte kaum Worte verstehen, allerdings war der Tonfall nicht feindselig.
Er wägte also fieberhaft ab.
Der Kurze war mit einer Armbrust bewaffnet, nicht unbedingt Zeitgemäß, aber sicher kein Spielzeug und er glaubte nciht, dass es tatsächlich möglich war, einen Bolzen aus der Luft abzufangen, wie in diesem Fantasy Filmen, nicht wenn man nicht die Reaktionszeit einer Stubenfliege hatte.
Die Präzision war allerdings ein anderer Punkt, ob der erste Schuss auf diese Entfernung tatsächlich treffen würde - mit deutlich größerer Wahrscheinlichkeit kam er mit einem Streifschuss davon.
Er könnte es nun darauf anlegen und ihm eine Kugel zwischen die Augen jagen - seine chancen standen gut - und sich weiter dem Jungen widmen, der sicher mehr wusste aber dann wohl deutlich voreingenommener wäre. Oder er bediente sich wieder universeller Gesten.
Er entschied sich für letzteres.
Langsam hängte er sich die AK, er hatte spaßeshalber mal nach deutlich zu oft 100g Vodka und "zwischen dem ersten und dem zweite..." gesagt, er würde sein Sturmgewehr 'Raisa' nennen. Lew hatte dann 'Katjuscha' vorgeschlagen, er fand das zu abgedroschen und Valentine meinte, er würde seine SA80 'Margaret' nennen, wie die eiserne Lady.
Sie hatten herzlich gelacht. Und schließlich war der Abstand schon wieder zu groß geworden und sie tranken weiter.
Den Namen verwendete er selten. Und genau genommen hätte er sie ohnehin durchnummerieren müssen, das war nun vermutlich bereits die 5te oder 6te Raisa, es gab 100 Gründe, weswegen man in der Zone sein Sturmgewehr verlieren konnte und nicht ganz so viele Möglichkeiten sich ein neues zu beschaffen, außer man arbeitete für die Regierung.
Doch Moskau war fern.
Zurück ins hier und jetzt.
Er hängte sie sich wieder auf den Rücken, vorsichtig, denn er hatte sie nicht gesichert. Sicher war sicher.
Dann hob er die Hände, wieder mit den Handflächen nach außen und bewegte sich langsam auf den Kurzen zu. Den Jungen hinter der Ruinenmauer ließ er dabei nicht ganz aus den Augen, zumindest was das periphere Sehen betraf.
Je näher er kam, umso weiter stiegen seine Chancen, ihn auch ohne Waffen zu überwältigen, sollte er Ärger suchen. Immerhin hatte er nicht viel verstanden, eigentlich nur ein Possesivpronomen und das Wort 'Tabak'. Das klang nicht nach Angriff, trotzdem... Mit seinem Hut und dem abgetragenen Mantel sah er schon eher wie jemand aus, den man auch in der Zone antreffen konnte, einer von der Sorte, die einem am Feuer einen Prügel über den Schädel zogen und das für eine gute Tat hielten wenn sie nur die Ausrüstung mitnahmen und einem das Leben ließen.
Tabak... Fragte der Kerl wirklich ob sie Zigaretten hatten? Hatte er, aber keine Ahnung, wie das hier hieß.
"Ich habe Vodka..." antwortete er also, das sollte auch in deren Sprache verständlich sein, Vodka hatte auch diese Kräuterfrau verstanden und das russische 'u menja' klang der Sprache der Einheimischen durchaus ähnlich.
Mit dem Jungen hinter der Mauer würde er sich später befassen. Er hatte so eine Ahnung, dass hier die Verständigung selbst das kleinere Problem war.
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Thorben Denger
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Beinahe hätte Thorben abgedrückt, als die beiden Kerle sich blitzschnell bewegten. Schneller jedenfalls, als normale Banditen oder Söldner. Waren sie vielleicht übernatürliche Wesen? Vampire oder sowas wie Halbghouls? Er knirschte angespannt mit den Zähnen und entgegen seines Überlebensinstinktes, hielt er den Finger am Abzug ruhig. Der Mann vor ihm machte Anstalten, sich zu ergeben und steckte seine seltsame Armbrust auf den Rücken. Wenn Thorben es richtig in diesem Zwielicht gesehen hatte, konnte der Kerl damit eh nicht mehr schiessen, denn er sah nirgends einen Bogen oder eine Sehne auf dem Körper dieser Armbrust. Also hatte der Fremde wohl eingesehen, dass sein Bluff nicht mehr zog.
Der Typ mit dem Schwert allerdings war in Deckung gegangen. Hoffentlich besaß er nicht auch eine Fernkampfwaffe. Zur Sicherheit platschte Thorben ein wenig seitlich und umrundete den Mann vor ihm, so dass dieser in der Schußbahn zu einem potentiellen Schützen innerhalb der Ruine stand.
Aber er senkte seine Waffe nicht. Nicht, solange er nicht wusste, was hier los war und nicht, solange er sich nicht sicher sein konnte, dass der Kerl in der Ruine ebenfalls aufgab oder friedliche Absichten hegte.

"Ich habe Vodka,..."
Eine traditionelle Grußformel und Friedensbeteuerung, wenn Thorben je eine gehört hatte. Auch wenn die Worte seltsam über die Lippen des Mannes kamen. Abgehackt und schlörend. War er betrunken oder ein Kleingeist? Zumindest kleidete er sich wie einer. Solche Klamotten hatte er noch nie gesehen. Sahen irgendwie stylisch aus. Thorben mochte das Extravagante. Vielleicht war er Nilfgaarder. Die Schwarzen hatten immerzu neue Modeerscheinungen an ihren Höfen.
"Tabak und Vodka!" rief er hinüber und versuchte sowohl den Mann vor ihm, wie auch die Schatten der Ruine im Auge zu behalten.
"Sehr gute Ausgangsposition! Klingt für mich nach einer hervorragenden Idee. Vielleicht steuert ja noch wer ein paar Würstchen dazu. Ich mag ein ordentliches Männerfrühstück."
Er schaute Vyacheslav in die Augen und deutete mit der Armbrust in Richtung der Ruine.
"Wenn dein Freund sich endlich heraus traut, können wir wie zivilisierte Leute reden. Ohne Waffen würde ich zudem bevorzugen."
Sein dauerhaftes, schelmisches Lächeln formte sich zu einem breiten Grinsen.
"Wahrscheinlich ist das hier einfach nur ein großes Missverständnis und in ein paar Minuten lachen wir darüber bei einem herzhaften Mahl. Ich jedenfalls möchte keinen Ärger und ich habe auch kein Interesse daran, euch auszurauben."

Aber er blieb weiterhin misstrauisch und beäugte Vyacheslav vorsichtig. Der Typ kam ihm langsam ein wenig zu nahe. Im Nahkampf hätte Thorben keine Chance.
"Okay, das ist nah genug, Kumpel. Erst Essen, dann Kuscheln, wie ein echter Gentleman, ja?"
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Jakob von Nagall
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Also Jakob, was hast du noch so gelernt?
Zum Beispiel, dass es meistens klüger war, seitlich um etwas herum zu schauen, als darüber hinweg - schon allein der Anatomie wegen. Eine leuchtend weiße Stirn konnte dem Typen schon als Ziel reichen, um ein hübsches Loch hinein zu ballern oder ihm einen neuen Scheitel zu ziehen. Also wälzte Jakob sich auf den Bauch und robbte ein Stück zur Seite, damit er um seine kleine Deckung herum spähen konnte.
Da stand er, über der Schulter etwas, was wie ein Sturmgewehr aussah - immerhin war dieses nicht mehr auf ihn gerichtet. Auf die Entfernung konnte er nicht genau erkennen, um was für ein Fabrikat es sich handelte, zumal der Körper des Fremden es halb verdeckte. Kurz flackerte ein fast schon sarkastisch zu nennender Gedanke hinter seiner Stirn auf: wenn er Glück hatte, war es ein G36. Das neue G36 hatte sich nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert - wenn es das war, hatte er ja vielleicht doch eine Chance, dachte er in diesem seltenen Anflug von bissigem Humor. Aber selbst auf die Entfernung sah das, was er von der Waffe sehen konnte, nicht nach Bundeswehr aus. Schade auch.

Der Typ, dem sich der Mann zugewandt hatte, war allerdings erst recht einen zweiten Blick wert. Was war das? Eine abgebrochene Version von Clint Eastwood mit Armbrust statt Colt? Immerhin hatte er nun die ganze Aufmerksamkeit des Mannes mit dem Sturmgewehr und Jakob war vorerst aus dem Fokus, wobei er keine Sekunde bezweifelte, dass jede falsche Bewegung diesen Umstand sehr schnell wieder ändern würde. Der Schütze antwortete und es klang diesmal wirklich stark nach Russisch, zumal das Wort 'Wodka' vorkam. Der Typ sprach es aus, als hätte er schon eine halbe Flasche von selbigem intus - gedehnt, anders als Jakob es aus Deutschland kannte, aber er verstand es trotzdem.
Der Kurze erwiderte irgendwas in seiner kehligen Sprache, laut genug, dass Jakob ihn hören konnte, aber es änderte nichts daran, dass er die Worte nicht verstand. Freundlich klangen sie jedenfalls nicht und die weiterhin erhobene Armbrust verstärkte diesen Eindruck nur. Also blieb Jakob weiter in seiner Deckung - wenn der abgebrochene Cowboy den Russen mit der Armbrust erledigte, dann konnte er ihn immer noch von hier abknallen. Besser, die beiden beharkten sich zuerst und er hielt sich raus. Also schwieg Jakob weiter eisern, stumm und still, ein Auge neben dem Mauerrest.

Doch dann nahm er etwas am Rande seines Sichtfeldes wahr und die Karten wurden neu gemischt. Aus dem Schacht, den er eben noch hatte inspizieren wollen, schob sich ein unförmiger Kopf, gefolgt von einem noch unförmigeren Körper. Im Dämmerlicht und aus dem Augenwinkel mochte das Ding sogar als fast menschenähnlich durchgehen, obwohl es sich auf allen Vieren bewegte. Allerdings hatte es klauenbewehrte Hände und eiskalt glühende Augen, von den geifertriefenden Zähnen und dem Gestank nach Leichen ganz zu schweigen. Menschlich war das nicht - er zweifelte sogar daran, dass es lebendig war, so wie es stank.
Und es war nah. Viel zu nah.
Jakob hatte nur Bruchteile von Sekunden, um zu entscheiden, was schlimmer war: Das Monster auf Schlagdistanz oder die Deckung gegenüber den beiden Fremden aufzugeben. Die Entscheidung fiel ihm recht leicht und eigentlich reagierte er bereits, bevor sie wirklich gefallen war und rollte sich wieder herum, um auf die Füße zu kommen.
Er hoffte einfach das der Abgebrochene und Mr. Wodka das Vieh als die größere Bedrohung einstuften.
Das Monster schlug bei der ersten Bewegung nach ihm und erwischte einen Fuß, welcher zum Glück in zum größten Teil aus Kohlefaser verstärktem Kunststoff steckte. Entsprechend richtete es keinen nennenswerten Schaden an. Sein Sprung über den nächstgelegenen Mauerrest geriet durch den Treffer allerdings etwas unelegant. Aber besser erstmal irgendwie Abstand gewinnen, denn eine Parade aus der Nähe mit dem Schwert vereitelte dessen Postion auf seinem Rücken.
Verdammter Idiot! Er hätte das Schwert längst an seine Seite gürten sollen, wo es hin gehörte. Auf dem Rücken trug er es nur, wenn er mit dem Motorrad fuhr, weil es da an der Seite einfach nur störte. Aber vom Rücken konnte er die lange Waffe nicht ziehen und jeder Romantiker, der das behauptete, hatte es noch nie versucht. Der Tanz war vielleicht ulkig anzusehen, aber die Länge der Klinge machte es einfach mordsmäßig unpraktikabel. Fast genauso bescheuert waren Rückenköcher für Pfeile.

Sein Körper funktionierte zum Glück einfach, eine Rolle über die heile Schulter ließ ihn auf ein Knie gestützt wieder hoch kommen, den Revolver nun in beiden Händen vor sich ausgestreckt. Zielen. Ausatmen. Feuer. Immer schön auf die hässliche Visage. Das Ding schien die spezielle Munition der Templer, deren Silbergehalt nicht unwesentlich war, nicht besonders gut zu vertragen. Es jaulte, das einem die Ohren bluten wollten und scharrte wie von Sinnen an der Wunde. Aber es fiel nicht um. Mistvieh.
Jakob hatte nie aus Jade raus bekommen, wie sie es schaffte die Kugeln gleichzeitig hart genug zu belassen und trotzdem mit so hohem Silberanteil auszustatten, dass die Wunden bei einem Vampir merklichen Schaden anrichteten...
Fokus!
Schon spannte er den Hahn wieder mit dem Handballen auf - Und wieder Cowboy style, sorry Alexej..., schoss es ihm durch den Kopf. Immerhin nahm er die andere Hand wieder an die Waffe, bevor er erneut abdrückte. Einen Fehlschuss durfte er sich auf keinen Fall erlauben - war auf die Distanz und bei der Größe des Ziels aber auch eher schwierig.
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Vyacheslav Sokolov
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Der Kurze redete weiter, ungeachtet der Tatsache, dass er sich mit ihm kaum verständigen konnte. Gut, außer dem Vodka Angebot hatte er ja auch noch nichts gesagt. Woher sollte er es wissen.
Slava konnte sich wieder nur auf den Tonfall verlassen. Der Klang doch eher versöhnlich. Harsch aber nicht feindselig. Allerdings verstand er wieder fast nur die Pronomen, immerhin war es eine Sprache in der es welche gab. Und 'Würstchen', Vermutlich. Dann Etwas mit 'Fliegen'. Doch ein Irrtum?
Das nächste konnte etwas mit Drogen zu tun haben, oder mit Freund oder einer Trage? Er grinste dazu, vielleicht auch einfach ein Witz.
Er war nun fast nahe genug um mit einem schnellen Sprung die Armbrust zu erwischen, wenn er denn schnell genug gewesen wäre. Er hatte lange nicht mehr trainiert. Doch die Mine des Kurzen änderte sich, er schien zumindest nicht auf den Kopf gefallen und roch den Braten. Zumindest blöde war der Kurze nicht.
Wieder hob Slava beschwichtigend die Hände.
"Abstand, in Ordnung... schon verstanden." er blieb vorerst beim russischen, das schien noch am meisten Gemeinsamkeiten zu haben, wenn auch Deutsch einen ebenso aussichtsreichen Platz einnahm.

"He, Junge, kommst du besser raus... reden wir, der Kurze tut nichts..." begann er auf englisch, der Universalsprache seiner Zeit. Allerdings achtete er tunlichst darauf Akzent und 'Ausländergrammatik' beizubehalten, auch wenn es hier vielleicht keine Rolle spielte, aber ein Russe, vor allem in seinem Alter, der zu gut Englisch sprach wurde viel zu schnell in die richtige Berufsgruppe eingeordnet denn gute Englischkurse waren sehr teuer, kaum ein 'Privatmensch' konnte sie sich leisten.
Heute war das alles anders, aber er war nun keine 20 mehr, und die ausgebrannte Maschine sagte ihm, dass der Junge in der Ruine, zumindest grob aus seiner Zeit stammen musste. Wer konnte schon wissen welche Schlüsse er zog - und eine gewisse Paranoia hatten sie Slava nun einmal Jahrzehntelang antrainiert.
Der Cosplayer lugte hervor, seitlich vorbei an der Deckung, nicht nach oben. Ein Zufall? Oder hatte er eine taktische Ausbildung genossen? Oder schaute er einfach nur zu viele Actionfilme?

Doch eher er hervorkommen konnte überschlugen sich die Ereignisse.
Was da statt dessen hervorkam ahnte er nicht, und im ersten Moment sah er es auch nicht, doch der Junge schoss darauf, es musste schon einen Grund geben denn zumindest hysterisch hatte er nicht gewirkt.
Er umrundete den Kurzen, behielt den Abstand bei, nicht dass dem doch noch der Finger ausrutschte und er einen Bolzen ins Knie bekam, wäre in dieser Zeit wohl doppelt unangenehm.
Dann sah er es.
Doch der Junge schlug sich gut. Er rollte elegant ab und zog währenddessen den Revolver, den er bei sich hatte. Man hatte ihm das wohl tatsächlich beigebracht, das lernte man nicht aus Filmen. Und er traf gut - aber...
Warum in zur Hölle benutzte er einen Trommelrevolver? Was war das für ein anachronistischer Freak? Die Dinger hatten vielleicht 8 oder maximal 12 Schuss, waren unhandlich von Rückstoß ganz zu schweigen. Wenn man in einer Westernparodie auftrat mochten so etwas seine Berechtigung haben, aber im Einsatz... Er fuhr ein Sportmotorrad von Ducati, trug ein Schwert auf dem Rücken und schoss wie ein verdammter Kuhhirten, oder wie sich die Amerikaner ihre Helden gerne ausdachten.
"Bljad..." fluchte er vor sich hin, nachdem er ihm eine Weile zugesehen hatte.
Das erste der Biester hatte der gut erledigt. Das war allerdings kein Ertrunkener, das war etwas anderes. Auch keine Frau aus dem Sumpf, vor denen hatte Tamara ihn auch gewarnt. Und je näher er kam, umso deutlicher nahm er den Geruch nach Toten wahr. Widerwärtig.
Und es kamen noch mehr davon aus dem Loch.
Der Junge würde zu lange brauchen um nachzuladen...
"Wir helfen ihm..." wandte er sich an den Kurzen. Keine Frage, etwas zwischen Feststellung und Befehl.
Diese Biester würden wohl zuerst den Jungen erledigen und sich dann über sie hermachen, er rechnete sich nicht aus, dass sie ihnen hier im Sumpf schnell genug entkommen konnten. Und vielleicht brauchte er den Jungen sogar noch.
Er griff wieder nach der AK, er hatte nicht vor, sich den Biester weiter als nötig zu nähern, es reichte, wenn der Cosplayer an vorderster Front kämpfte, von hier hinten konnte er ohnehin alle besser im Blick behalten.
Er war zwar kein Scharfschütze - auch wenn er in der Grundausbildung ein wenig geübt hatte und sogar eine Vintorez besaß... das hieß... sie lag in Pripyat in seinem Versteck, er war aber nie so gut gewesen wie Lew, und er hatte damals auch nicht den Ehrgeiz gehabt mit dem Jüngeren zu konkurrieren - doch das hier war auch keine Distanz, weniger als 20 Schritte, hier reichte die Präzision einer AK vollkommen. Die Ziele waren ausserdem groß genug und mit nennenswertem Kollateralschaden war nicht zu rechnen.
Also legte er an, schoss.
Ein Projektil durchschlug den Schädel eines weiteren Biestes, und auch wenn er nicht mit Silber schoss - hätte ihm jemand in dem Moment zu erklären versucht, das Silber besser gegen Monster wie diese half, er hätte wohl zuerst auf den geschossen, der das zu erklären versuchte - ein daumendickes Loch quer durch den Kopf war auch für solche Wesen nicht mit dem Leben zu vereinbaren.
Noch eines. Noch ein Kopftreffer.
Er war immerhin kaltblütig genug in Ruhe zu zielen. Keine Munition verschwenden, wer konnte schon wissen, wann er hier wieder an Ersatz kam.
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