Im Sumpf

Velen ist die nordwestlichste Landschaft der Königreichs Temerien im Mündungsgebiet des Pontar. Sie grenzt, durch den Pontar getrennt, im Norden an das Königreich Redanien und im Westen an das Nördliche Meer. Zudem ist Velen durch zwei große Brücken mit Oxenfurt und Novigrad verbunden und ist daher ein wichtiger Handelsdurchgang zwischen Temerien und Redanien.
Velen wurde von Krähenfels aus regiert - Krähenfels ist eine Palisadenfestung im Herzen Velens mit ungefähr 50 Einwohnern. Der Blutige Baron, der in Krähenfels regierte, ist allerdings für unbekannt Zeit verreist.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Dass er sich mit der Auskunft 'Soldat aus Nilfgard' auch ordentlich in Bedrängnis und an den Galgen hätte bringen können und das vielleicht auch noch tun würde, daran hätte er jetzt nicht einmal im Traum gedacht, aber vorerst war kein Sturm der Empörung losgebrochen, auch dass das daran liegen mochte, der der Kurze ein Zwerg war, ein Anderling, das konnte er nicht ahnen. Die komplexen Zusammenhänge und Ressentiments gegen Anderlinge und die Position der Nilfgarder in dem spiel waren ihm natürlich fremd. Wobei ihm der Rassismus an sich natürlich nicht fremd war, aber eine derartige Komplexität wie er es gewohnt war traute der dieser rückständigen Welt auch gar nicht zu. Wobei, komplex war es auch für ihn nicht. Eigentlich war alles ganz einfach.
Amerikaner waren dekadente oberflächliche Hohlköpfe. Hier deckten sich seine private mit seiner beruflichen Ansicht. Rein beruflich kamen noch ein paar Ethnien dazu. Hier war das Feindbild noch ein wenig ausgeweitet, auf Tschetschenen, Georgier, und noch ein paar andere, wobei auch die deutschen hart daran arbeiteten, mit auf die Liste gesetzt zu werden.
Doch derzeit war von denen keiner anwesend.
Nur Junge, vermutlich Europäer, aber vorerst würde er ihn ganz individuell betrachten.
Ein verzogener Bursche, vielleicht ein guter Kämpfer, aber eindeutig verweichlicht. Aber das war wohl ein grundsätzliches Problem des Westens. Wahrscheinlich würde er weinen, wenn er erfuhr, dass er hier kein weiches Federbett bekam und kein Frühstück ans Bett.
Der Kurze, Thorben war ein anderer Schlag und zeigte sich immerhin kooperativ, schien bereit, sich die Höhle anzusehen.
Gut.
Er nahm den Rucksack ab und begann nach etwas brauchbarem zu suchen, seine Taschenlampe hatte er... hm, wohl verloren aber da waren noch die PDAs, das Display leuchtete, meist war es abgeschaltet, denn so ein Bildschirm gab ebenfalls gute Zielkoordinaten für einen entfernten Schützen ab. Manche lernten das auf die harte Tour, und bei anderen blieb nichts übrig, das noch lernen konnte.
Aber wie er sich auf die Beine beförderte war durchaus beeindruckend. Er war gut trainiert, Kampfsportler vielleicht. Aber nichts konnte Erfahrung aufwiegen, und die fehlte ihm wohl.
"Dann wirst du das lernen müssen, wie ich auch..." antwortete er noch dem Jungen. "...und ich hab schon verstanden. Einer von den ganz harten. Klar. Kannst mich auch Slava nennen. Wir gehen jetzt nachsehen ob da unten noch welche von den Ghoul-mistviechern sind, ich hab keine Lust mich von denen überraschen zu lassen, und dann essen wir in Ruhe und reden. Ich hatte nämlich auch noch kein Frühstück."
Und wieder in der wirren Mischung:
"Gehen wir."
Und er machte sich voran auf den Weg nach unten. Einen der PDAs hielt er dabei wie eine Taschenlampe vor sich. dass Display lieferte etwas Licht, zwar keine Taschenlampe, aber gerade genug um zu erkennen was einige Schritte vor einem geschah.
So tastete er sich langsam in die dichter werdende Dunkelheit hinein.

<ab hier geht es unten weiter>
Zuletzt geändert von Vyacheslav Sokolov am Sonntag 28. November 2021, 19:20, insgesamt 2-mal geändert.
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Thorben Denger
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Lebenslauf:

Thorbens Hand zuckte nur kurz in Richtung seiner umgehängten Armbrust, als der jüngere Mann sich urplötzlich wieder in die stehende Position beförderte. Er hatte sich aufgrund der spontanen Bewegung zwar kurz erschrocken, war aber nicht sonderlich beeindruckt. Schließlich glaubte er ja noch immer, dass der Typ ein Hexer war. Und Hexer konnten sich wie Wasser bewegen, wenn sie nur wollten oder das richtige Zeug geschluckt hatten. Er hatte schon einmal einen Hexer in seine Dienste genommen. Ein grummeliger, verschrobener Kerl, der aber mit Thorben und gleichzeitig einer halben Kleinstadt den Boden hätte aufwischen können. Dementsprechend zog der Zwerg seine Hand wieder zurück und grinste nur weiterhin breit.
Zwischen dem Nilfgaarder und dem Hexer schien es zu knistern. Bevor die beiden sich gegenseitig an die Gurgel gingen, sollte er wohl lieber eingreifen. Oder zumindest für eine Ablenkung sorgen.

Der Hexer schien nicht zu verstehen, dass sie die Ruine betreten und von den Ghoulen befreien wollten. Dabei war er doch die Schlüsselfigur. Als Hexer sollte er ruhig voraus gehen. Als geübter Nahkämpfer würde er in den vermutlich engen und dunklen Gängen die Drecksarbeit machen müssen. Hauptsache Thorben konnte weiter hinten bleiben und Feuerschutz geben. Es war gut, ein menschliches Schutzschild zu haben, dachte der Zwerg vergnügt und überlegte, wie er dem Hexer klar machen konnte, was von ihm erwartet wurde. Auf jeden Fall sollten sie den anbrechenden Tag nutzen. Nur selten verließen Ghoule ihren Bau, wenn die Sonne am Himmel stand. Sie gingen zwar nicht sofort in Flammen auf, aber sie empfanden Sonnenlicht meist als unangenehm. Das nahmen sie allerdings gern in Kauf, wenn sie Hunger hatten oder Beute wittern konnten. Dennoch war es immer besser, die nachtaktiven Biester tagsüber zu jagen.
Dann grinste der Zwerg noch breiter, als ihm eine Idee kam und er zeigte auf den Eingang in die Kellergewölbe des alten Tempels. Danach steckte er sich die Pfeife in den Mund, hob beide Hände zu Krallen geformt links und rechts neben seinen Kopf, hüpfte von einem Bein auf das andere und gab Laute wie "Uwääääargh! Bluaaaaawargh!" von sich. Dann stand er wieder still, deutete auf Jakes Schwert und fuhr sich dann mit ausgestrecktem Daumen in der universellen und weltenumspannenden Geste zum Töten über den Hals. Danach stand er nur erwartungsvoll da und blickte den jungen Mann wie ein Honigkuchenpferd grinsend an.
Plötzlich regte sich der Nilfgaarder. Thorben runzelte die Stirn, als er ein leuchtendes Steintablett oder sowas hervorholte und sich zum Eingang der Ruine aufmachte. Er behielt die riesige Pfeife im Mund und biss fest auf ihren Stiel, damit er sie nicht verlor.

Mit nassem Tabak gefüllt, mochte das unförmige Gebilde ein gutes, halbes Kilo wiegen, doch der Zwerg hielt es sicher zwischen den Zähnen in Position. Einer der Gäste im stinkenden Stiefel hatte ihn einmal gefragt, wie er das machte und Thorben hatte ihm keine Antwort darauf geben können. Warum konnte das nicht jeder, war wohl die bessere Frage. Der Gast hatte gelacht und vermutet, dass Thorben einfach den lieben, langen Tag soviel Mist erzählen würde, dass seine Kiefermuskeln bereits so ausgeprägt, wie die eines Pferdes waren. Der Zwerg hatte dem nicht widersprochen und aus reiner Neugier einmal unterwegs der alten Bessie die Pfeife in ihr Maul gestopft, um vergleichen zu können. Doch schien ihr der Qualm nicht zu gefallen und sie hatte die Pfeife einfach wieder ausgespuckt. Glücklicherweise war niemand sonst in der Nähe gewesen, der ihn mit dem folgenden Waldbrand in Verbindung hätte bringen können. Und auf beschwerliche Weise hatte er aus dem Fehler gelernt. Pferde mochten Feuer nicht. Denn es hatte viel Zeit und Mühe gebraucht, die fliehende Bessie wieder einzuholen.

Thorben zog die Armbrust wieder von der Schulter, legte einen weiteren Silberbolzen ein und spannte sie. Dann ging er wachsam und feuerbereit dem Schwarzen hinterher. Wobei seine Wachsamkeit von dem leuchtenden Ding in dessen Händen stark abgelenkt wurde. Er deutete mit der Armbrust auf den PDA und fragte leise. "Magie? Artefakt?"
Dann drehte er den Kopf in Jakes Richtung, der noch zurückgeblieben war. "Ruhm und Reichtung erwartet uns da unten, Kleiner!"

Kurz blitzte der erste starke Sonnenstrahl auf einem Zahn des grinsenden Zwergen auf, voller Pathos, wie die abgebrochende Version eines Errol Flynns.
"Nutze den Tag!"
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Hätte Jakob geahnt, welche Gedanken Slava wälzte, vermutlich hätte dieser das Kunststück vollbracht, dem Deutschen ein Lachen zu entlocken. Weiches Federbett. Frühstück ans Bett. Jakob hätte nicht entscheiden können, was die höher rangingen Ritter als erstes dazu bewegte, sich Wohnungen in Flagstaff oder Phoenix zu suchen, anstatt weiter im Kloster zu leben: Die steinernen Schlafnischen mit der dünnen Isomatte und dem Laken als Decke, in denen man sich fühlte wie in einer Gruft, die gemeinschaftlichen Waschräume, in denen es nur kaltes Wasser gab oder das Essen, das je nachdem wer gerade Küchendienst hatte, von erträglich bis ungenießbar reichte. Lediglich der Kaffee war gleichbleibend gut, weil Jade sich dessen Zubereitung auf die Fahne geschrieben hatte und herrschsüchtig über die Utensilien dazu wachte. Grundsätzlich war aber fast all das egal, denn wenn man einen Tag oder/und eine Nacht Training unter Alexej hinter sich hatte, schlief man im Stehen und fraß den Dreck von den Wänden. Ohnehin drehte sich die Welt während der ersten Jahre nur noch um Schlafen und Essen. Als Knappe erlernte man also vor allem die Fähigkeit, auf Knopfdruck immer und überall sofort einschlafen zu können, egal in welcher Position oder auf welchem Untergrund. Bevorzugt allerdings während Meister Yahuros Meditationsübungen.
Zumindest wenn man nicht wie Jakob versuchte, jede Minute Schlaf zu vermeiden.
Federbett und Frühstück. Ja, vermutlich hätte er wirklich gelacht und vielleicht hätte das ihrer Beziehung einen Kick in die richtige Richtung gegeben. Tat es aber nicht. Statt dessen provozierte jedes weitere Wort nur zunehmend Jakobs Widerwillen. Der Russe ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und es hätte nicht viel gefehlt, dass genau das wiederum Jakob weiter in die Spirale aus Wut getrieben hätte, in die er viel zu oft und viel zu schnell geriet. Doch da begann der Zwerg mit Händen, Füßen und würgenden Geräuschen eine ziemlich schlechte Imitation der Ghoule, was für den Knappen so unerwartet kam, dass der aufkeimende Ärger gleich wieder im Keim erstickt wurde. Ein prüfender Blick huschte zu dem Zwerg, eine Braue zuckte in die Höhe. Thorben, richtig. Was hatte der denn in seinen Tabak gemischt? Erst die nachfolgende universellen Geste, gemeinsam mit Slavas Erklärung brachte Licht ins Dunkel. Die Zwei wollten tatsächlich da runter und nachsehen, ob noch mehr von den Viechern dort lebten und er sollte offensichtlich mit. Damit war es amtlich: irgendwas war in dem Kraut.

Slava. Das konnte er sich jedenfalls merken, obwohl er noch nicht entschieden hatte, ob er den Namen auch benutzen würde. Er hatte noch nicht mal wirklich entschieden, ob der die zwei Kasper nicht einfach ihrem Drogenrausch überließ und zusah, dass er auf eigene Faust hier weg kam. Skeptisch beobachtete er zunächst noch, wie Slava einen PDA aus dem Rucksack zog und diesen scheinbar als Lampe gebrauchen wollte. Nicht gerade eine Lichtquelle ersten Grades und schwer zu halten, wenn man gleichzeitig schießen wollte.
Was Jake schließlich dazu bewegte, eine Taschenlampe aus der Brusttasche seiner Kombi zu holen und das Schwert zu ziehen, war sicher nicht der knurrige Soldat. Etwas war an dem Zwerg, dass eine lange vergessene Seite in Jakob ansprach: die kindliche Abenteuerlust eines kleinen Jungen, der in dem alten Gemäuer des Templerhauses Ritter gespielt hatte. Und dann sagte der Kurze etwas, was sich fast nach grob verunstaltetem Latein anhörte. Carpe diem? Ernsthaft? Und wieder hätte nicht viel gefehlt, doch diesmal dazu, dass er das verwegene Grinsen mit einem Lächeln quittiert hätte. Doch statt dessen hob er in einer fast ergebenen Geste die Arme, zog das Schwert aus der Scheide und folgte den beiden Männern zur Treppe in die Tiefe.
Thorben schien die Nachhut bilden zu wollen, so wie er ihnen bereitwillig den Vortritt ließ. Jakob blieb neben ihm stehen, tippte auf die Armbrust und wies dann mit Zeige- und Mittelfinger auf seine Augen. "Besser zielen diesmal.", murmelte er auf Deutsch, dann auf Englisch. Mehr als das konnte er vorerst nicht bieten, doch er ging davon aus, dass die Geste allein schon reichte. Aber den Zwerg nach dessen Vorstellung von Treffsicherheit hinter sich zu wissen, stimmte ihn nicht gerade zuversichtlich.

Dann stieg er Slava nach die Treppe hinab und als die Dunkelheit ihn umfasste, ließ er die Taschenlampe aufflammen. Wenn man Wesen der Nacht jagte, hatte man immer und überall Taschenlampen stecken. Eine Größere war mit der Ducati verbrannt. Diese hier war nicht viel mehr als ein Schlüsselanhänger und er hätte sie fast vergessen. Jakob hatte sie irgendwann vom Zündschlüssel entfernt, weil er feststellen musste, dass sie den Lack um das Zündschloss herum zerkratzte. Sie hatte dennoch drei helle LEDs in ihrem Reflektor und warf einen weißlichen Lichtkegel in den Treppenabgang. Lose Steine bedeckten die Stufen, einer davon wohl der, den er noch vor Kurzem hinein geworfen hatte, um - ja was eigentlich? Ghoule zu wecken? Zumindest nicht unwahrscheinlich, dass sie deswegen angekrochen waren. Wenn er es recht bedachte, war er gottfroh, dass sie nicht in der Nacht zu Besuch gekommen waren - vermutlich hatte er sich quasi aus versehen mit der Meditation genügend verborgen, denn dazu war sie eigentlich da. Da durfte er sich dann wohl gratulieren.
Jakob schloss zu Slava auf, die Lampe in der ansonsten unnützen Rechten.
"Kabelbinder sind leider Asche." Er sprach eher, um anzudeuten, dass er direkt hinter dem Russen war. So eine kleine Lampe hätte man sehr gut an dessen Waffe montieren können - so musste sie immer einer halten und im Dunkeln gab es nichts ätzenderes, als sich zwischen Waffe und Lampe entscheiden zu müssen.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Es ging zu schnell, sie redeten zu viel und er kam wieder nicht mit. Die Frau tauschte mit Slava irgendein Pülverchen und der rieb es sich auf die Zähne. Was war das nun wieder? Ein Friedenstrip? Ohne ihn - er hatte an Jade viel zu genau sehen und erleben dürfen, was die falschen Substanzen aus guten Menschen machten. Damit folgte er doch dem Impuls, der ihn zuvor schon fast zur Umkehr getrieben hatte. Die drei wirkten ohnehin abgelenkt - niemand würde merken, dass er in der Dunkelheit verschwand. Er konnte seine Tritte sehr leise setzen und der Gang führte geradewegs zurück zur Treppe, dafür brauchte er nicht mal unbedingt Licht. Draußen schien die Sonne, er würde den Zugang also schnell anhand des einfallenden Lichts finden.
So dachte er, als er gerade Kehrt machte.
Allerdings hatte er die Rechnung ohne Slava gemacht, der ihn plötzlich am Arm hatte und hinter sich her schleppte, als sei er ein Kind, das partout nicht über die Straße wollte.
Prinzessin.
Jakob fühlte, wie sich sein Magen zu etwas eisig kaltem, formlosen zusammenzog, doch er war zu überrascht und seine Füße folgten dem anderen Mann fast automatisch zurück an die Oberfläche.
Reden wollte er? Drauf geschissen.

Oben angekommen, versuchte Jakob sich erst loszumachen, aber der Typ hatte einen Griff wie in Schraubstock. Doch bevor er in Erwägung zog, das Schwert zu Hilfe zu nehmen, ließ Slava ihn doch los. Statt ihm also die Finger abzuschneiden, begnügte sich der Knappe damit, die Klinge zurück in die Scheide zu rammen.
Dadurch, dass Slava ihn hinter sich her die Treppe hoch geschleppt hatte, standen sie nun recht dicht beieinander und Jakob musste feststellen, dass er mal wieder den Kürzeren zog. Wie Alexej überragte auch Slava ihn um gut eine Handbreit. Was rührten die den Russenkindern ins Essen, dass die alle so groß wurden? Doch ebenfalls wie bei Alexej dachte Jakob nicht daran, auch nur einen Millimeter zurück zu weichen und reizte seine Statur so weit es ging aus. Die herablassende Art des Älteren war wie ein rotes Tuch, mit dem er ihm vor der Nase herum wedelte, geradezu darum bettelnd, dass er ihm die Visage umdekorierte. War eh ziemlich hässlich, vielleicht konnte man da was machen.
"Wieso sollte ich.", erwiderte er knapp. Wer hatte den Oger hier eigentlich zum Sheriff gemacht? Zumal er nicht wusste, wie er hier her gekommen war, schon gar nicht im Detail. Aber das ging Slava erst recht nichts an oder besser war Jakob sich ziemlich sicher, dass er dem Typen keine weiteren Angriffsflächen für Witze auf seine Kosten bieten wollte. Reichte jedenfalls schon, dass er sich für den großen Checker hielt und Jakob für den Deppen, der springen würde, wenn er es befahl. Vielleicht sollte er fragen, wie hoch, aber mehr Gegenwehr erwartete der Russe vermutlich nicht.

Jakob merkte kaum, wie er die Zähne aufeinander biss, die Kiefer dabei anspannte und die Fäuste ballte. Gerade seine Wut entzog sich häufig seiner Kontrolle, entlud sich oft genug sehr plötzlich und unerwartet, manchmal sogar für ihn. Das eben noch wedelnde rote Tuch, dass zu einem roten Schleier vor seiner Sicht wurde - es brauchte meist nicht viel.
Ein Blick, ein Wort.
Das er schon wieder nahe davor war, bemerkte er meistens erst, wenn es zu spät und der erste Schlag gesetzt war.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Der Junge zappelte, versuchte sich zu befreien, aber noch gab er ihn nicht frei.
"Weil ich deine einzige Chance bin zurückzukommen, Kleines, deshalb."
Er lachte. Der Kleine war stur und es entging ihm nicht, dass er so weit war, sein Schwert gegen ihn zu ziehen.
Hätte er es nur getan, dann hätte er auch gleich gelernt, wie effizient eine solche Halbdistanzwaffe im Nahkampf war. Er mochte nicht mehr ganz so gut sein, wie noch vor 10 Jahren, aber so einen grünen Jungen steckte er leicht in die Tasche, und das vermittelte er auch mit seiner Haltung.
Oder sprach hier das Metamphetamin aus ihm?
Er hätte ihm ja beinahe gefallen, aber er hatte auch noch im Kopf, wie er beim Anblick des Feuers fast einen Nervenzusammenbruch bekommen hatte und der Kleine musste entschieden stärker werden, wenn er hier lange genug überleben wollte zum zurück zu kehren, denn wenn sich die Portale hier auch nur annähernd so ähnlich verhielten wie jene in der Zone, dann lag noch eine gehörige Suche vor ihnen und es war nicht gesagt, dass ein Portal, dass sie fanden sie auch in die jeweils richte Welt führte. Bestenfalls hatten sie Sprung um Sprung durch Parallelen vor sich, schlimmstenfalls mussten sie hier zurechtkommen, so oder so, der Junge hatte stand jetzt kaum eine Chance.
Er erinnerte sich an das Verhör des Stalkers Strelok, das er damals geführt hatte.
Er hatte behauptet im Zentrum gewesen zu sein und auf dem Weg zahlreiche Sprünge durch Portale zurückgelegt zu haben. Lokalportale, aber er hatte viele Versuche gebraucht um die richtigen zu finden, und mit etwas Pech hätte ihn eines vielleicht auch gänzlich von dort weggebracht.
Seine eigenen Versuche mit den Portalen in Pripyat und mit den Portalen, die er spaßeshalber 'Waschmaschine' nannte, weil Dinge darin verschwanden, wie Socken in Mischmaschinen. Er hatte markierte Steine hineingeworfen, auch GPD Tracker. Sie waren schlichtweg verschwunden. Also war der Tracker außer Reichweite gelandet, auch der teure. Sprich, er befand sich nicht mehr auf dem Planeten, außer Reichweite der Satelliten. Oder... hier. Eine Idee, die er hatte. Nach dem ganzen Schrott zu suchen, den sie in der Zone in jene Portale geworfen hatten, deren Ende keiner kannte.
Und zuvor musste geklärt werden, ob sie beide aus der gleichen Welt stammten.

Er musste sich vor dem Jungen nicht aufbauen, statt dessen schlug er einen eher gleichgültigen Tonfall an, so als müsse der andere sich sein Interesse erst verdienen. Das hatte bisher immer am besten geholfen. So hatte er auch seine Leute in der Zone geführt. Sie mussten ihn nicht mögen, solange sie ihn respektierten.
Und dann war dieser Junge auch im Moment nicht mehr für ihn, ein verweichlichter Europäer, der in einem teuren Lederkombi auf einem teuren Sportmotorrad durch die Gegend kurvte und ansonsten alles in den Arsch gesteckt bekam.
Sicher, er selbst war auch ein Kind der Oberschicht und dafür hatte er bezahlt, in der Armee hatten sie ihn bezahlen lassen. Und dass hatte ihn stärker gemacht.
Er würde jetzt nicht das gleiche tun, aber seinen Respekt bekam er erst wenn er ihn sich anders verdient hatte.
"Also stell dich nicht an wie ein Kind, sondern erklär's mir. Woher kommst du und was ist der letzte an das du dich erinnerst? ...ehe deine Maschine im Sumpf in Flammen aufging? Hm? Jedes Detail. Seit du in deinem Bettchen aufgewacht bist, und seit deine Mami dir ein Honigbrot geschmiert hat, alles könnte wichtig sein."
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Mister Wichtig also. Achja - Mr. Wichtig mit dem Drang ihn wie ein Mädchen zu behandeln, damit er sich selbst männlicher fühlen konnte. Wie hatte er das nur vergessen können?
Slava lachte, sein Blick war kurz am Schwert hängen geblieben. Lach noch ein bisschen und deine Nase macht Bekanntschaft mit dem Schwertknauf., dachte Jakob finster. Wer behauptete eigentlich immer, nur die geschliffene Seite sei gut für einen Kampf? Die Realität hatte leider meistens wenig mit der Fechthalle gemein oder wie pflegte Alain zu sagen: der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis meist größer als in der Theorie. Und dann trat er einem auf den Fuß und man bekam das Heft des Schwerts um die Ohren. Vorzugsweise seitlich gegen den Kopf. Fairness war was für Wettkämpfe.
Jakob schüttelte die Erinnerung ab, ließ das Schwert an Ort und Stelle. Der Typ war es doch gar nicht wert, dass er die Waffe gegen ihn zog, versuchte er sich einzureden. Der Tonfall, den er anschlug, sorgte ohnehin eher dafür, das Jakob sich fast zurück gezogen hätte. Er wollte schließlich genau das: das der andere sich nicht zu sehr für ihn interessierte und aufhörte, Fragen zu stellen, die er nicht beantworten konnte. Die er sich selbst stellte und erst einmal ergründen musste, bevor er irgendwelche voreiligen Theorien aufstellte.

Was ihn allerdings anfraß, war die Wortwahl. Dieser Fazke war so anmaßend!
Bildete er sich ein, von einem Blick in sein Gesicht und ein paar gewechselter Wortfetzen irgendetwas über ihn zu wissen? Das er genaugenommen auf den gleichen Mechanismus verfallen war, reflektierte er allerdings nicht. Menschliche Überheblichkeit war eine artübergreifende Krankheit, nur ihre Ausprägung mochte variieren.
Jakob schlief seltenst in einem Bett, weil er so wenig wie möglich überhaupt schlief. Seine Mutter hatte er seit Jahren nicht gesehen. Sein Vater war tot. Seine Schwester war tot. Wer war dieser alte Bock, dass er es wagte, überhaupt nur einen seinen lästerlichen Gedanken an sie zu richten?
Was da in seiner Brust gegen die bewussten Beleidigungen zu toben begann war natürlich ein Kind, ein unerfahrenes und daher leicht zu manipulierendes Opfer. Ein kleines, nacktes Kind irgendwo in der dunkelsten Ecke von Jakobs Seele, das er vor dem Blick aller Augen zu verstecken suchte. Vor allem aber er selbst wollte dieses zitternde Kind nicht sehen, denn die Angst und die Gier in seinen Augen konnte er nicht ertragen. Die Angst vor jeder neuen Niederlage, die Gier nach Anerkennung. Er wollte gleichgültig sein, aber dieses Kind würde das niemals zulassen - nicht wenn man es so offen konfrontierte.

Und dann passierte es mal wieder - Jakob konnte sich dabei zusehen, weil nur ein Teil von ihm agierte, während der andere beiseite trat. Die Linke fuhr nach vorn, sein Körper drehte sich geübt hinter den Schlag, die Füße fanden wie von allein in den richtigen Stand. Jakobs Faust suchte und fand ihr Ziel - nicht im Gesicht des anderen, sondern in dessen Magen. Dieser war in einer guten Angriffshöhe für den kleineren Jakob und er legte wie immer die Kraft seiner Wut in den Schlag. Und wie immer ging es ihm nicht um saubere Technik, sondern um die die pure Entladung, ohne einen Gedanken an Effizienz, Abwehr oder einen nächsten Angriff zu verschwenden.
"Immerhin hab ich eine Mutter und bin nicht aus irgendeinem Affenarsch gekrochen.", presste er zwischen den Zähnen hervor.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava hätte ja gelacht, hätte er das noch gekonnt.
Er hatte zuvor praktisch zusehen können, wie sich das Gesicht des Jungen erst verschloss, wie ein kurzer Wiederstreit ausbrach ob er sich umdrehen und gehen sollte, oder in die Offensive gehen. Als Verhörspezialist mußte er so etwas sehen, wobei, Spezialist war zu hoch gegriffen. Markin konnte man so nennen, in dem hatte auch er seinen Meister gefunden, aber er war trotzdem ganz gut darin Menschen zu manipulieren. Und auf seine Provokation hin hätte es kein richtig und kein falsch gegeben was die Reaktion anging. Außer für ihn.
Dass hatte gesessen.
Er hatte mit einem Kinnhaken gerechnet, und sein Schädel hätte es wohl ausgehalten, aber das saß.
Der Scharfschütze auf der Zementfabrik... er hatte nur überlebt, weil der die Geduld verloren hatte, kein Profi, und weil zu lange mit Arkadij diskutiert hatte. Unter dem Vordach... der Winkel... nur deswegen kein Kopftreffer. Abe vier ordentliche Schüsse in den Unterbauch. So lange war es noch nicht her. Er war natürlich zu früh aus dem Krankenhaus verschwunden. Auch dafür hatte er Gründe.
Die ihm gerade nicht einfallen wollte.
Einen kurzen Moment tanzten bunte Flocken vor seinen Augen, ehe er sich wieder fing. Er war alt und angeschlagen, und jetzt bekam er die Quittung.

Es dauerte einen Augenblick. Was hatten sie ihnen in der Ausbildung beigebracht? Damals, zur Spezialeinheit? Sie hatten sie windelweich geschlagen damit sie lernten, trotzdem noch zu funktionieren. Und we jeder gute Soziopath hatte er schnell gelernt zu dissoziieren. Alles abspalten was gerade nicht funktionierte.
Ein kurzer Blick auf seine Hand, die er sofort instinktiv auf den Bauch gepresst hatte, als müsse er so seine Gedärme daran hindern herauszuquellen, aber es rann nichts warmes darüber, es färbte sich nichts rot. Also gut, das war nun nicht mehr die Prüfung für den Jungen, ob der hart genug war, das wird nun die Prüfung für dich, alter Mann.
Er war immer der bessere Nahkämpfer gewesen, aber in er Regel legte er es darauf an schnell zu töten, wieder verlor er einen Moment in dem er über weniger letale Maßnahmen nachsann. Ein Schlag auf den Kehlkopf... nicht optimal. Er atmete einen Moment länger durch, Zivilisten hatten meist eine Hemmung, gegen jemanden vorzugehen, der durch seine Körperhaltung Schmerz signalisierte, es war nicht ganz leicht, diese abzutrainieren, zumindest nicht wenn die Spiegelneurone normal funktionierten. Das nutzte er aus.
Er bekam ihn zu greifen, packte den Arm, den er für den gesunden hielt und drehte ihn ihm auf den Rücken. Mit der freien Hand überstreckte er seinen Kopf, in der Hoffnung, dass der Junge sich jetzt nicht einfach nach hinten abstieß. So war es schwer, auch noch genug Körpeerspannung aufzubringen um nach vorne wegzukommen.
Die Beleidigung hinsichtlich eines Affenarsches war ihm ziemlich egal, verbal ließ er sich kaum provozieren.
"Was hat dich so aufgebracht, kleine Prinzessin? Das Honigbrot? Stehst du mehr auf Nutella?" mit weicher Stimme, direkt an seinem Ohr. Eine Hand an seinem Hals. Zu nahe, zu weich, zu eindringlich. Bei den homophoben Russen hätte es sicher noch besser gewirkt, aber er hatte sich nun einmal in den Kopf gesetzt, die Grenzen dieses Jungen auszuloten, und er musste wissen worauf er ansprang und worauf nicht.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Das sein Schlag derart saß, hätte ihn in einer ruhigeren und überlegteren Stimmung wohl überrascht. Aber sein Denken war für den Moment abgeschaltet und er fühlte nichts außer Wut - keine Genugtuung, kein Entsetzen, erst recht kein Mitleid. Vielleicht ein leichtes Pochen in seinen Knöcheln, als körperliche Reaktion. Das es eine natürliche Hemmung war, die ihn davon abhielt, direkt nachzusetzen, hätte ihn zu einem anderen Zeitpunkt vielleicht sogar interessiert - die Lehrstunde war gerade allerdings weniger theoretischer Natur. Fakt war: er zögerte und fand sich im nächsten Moment gegriffen, eine Hand auf den Rücken gedreht, Slavas Finger an seinem Hals.
Die Stimme an seinem Ohr, der Atem, der über die empfindliche Haut direkt darunter strich - das alles löste ganz andere Ängste als gegenüber so etwas Profanem wie zu viel Nähe mit einem anderen Mann in Jakob aus.
Zähne, die nur darauf lauerten, einem die Halsschlagader aufzureißen, während man in einem Zustand der Verklärung willig darauf wartete, auszubluten.
Süße Einflüsterungen von ungeahnten Wonnen, bis hinein in den Tod.
Er spürte, wie sich seine Muskeln verspannten. Wie die Wut zugleich weiter an ihm zerrte.
Slava spielte mit ihm - der beobachtende Teil seiner Selbst war sich dessen nur allzu bewusst, aber er hatte gerade nichts zu melden.

Jakob war nicht wirklich gut im Nahkampf, doch die Position spielte ihm in die Karten, denn sie war genau das, worauf man sie immer wieder drillte:
Sie kommen von oben. Sie greifen dich von hinten. Sie wollen an deinen Hals.
Es war genau der eine Griff, aus dem man sich als Templerknappe als erstes zu befreien lernte, möglichst bevor die geistige Beeinflussung einen handlungsunfähig machte und auch wenn Jakob in seinen Zornesanfällen gerne alle guten Ratschläge in den Wind schoss, war sein Kleinhirn doch zur Genüge auf diese Situation konditioniert. (96/100) Entsprechend hatte er schon in dem Moment, als Slavas Finger sich um sein Handgelenkt spannten, seine Hand gedreht und seinen Arm gegen den Hebel gespannt. Und während der andere seine Zeit mit Spielchen verschwendete, anstatt den Hebel vollends zu Ende zu führen, streckte Jakob sein gefangenen Arm in einem Ruck nach unten aus und drehte sich zugleich. Das Slava ihn gar nicht wirklich verletzten wollte, kam ihm dabei nicht in den Sinn und selbst wenn, wäre es ihm reichlich egal gewesen.
Überhaupt dachte er nicht wirklich viel nach, aber er war wild entschlossen. Und eine Antwort blieb er mal wieder schuldig.
Seine Rechte war keine große Hilfe, aber die Linke befand sich noch im Griff des Russen, also nahm er den Schwung der Drehung mit in einen rechten Haken. (63/100)
Die verletzte Schulter unter der Orthese protestierte.
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Vyacheslav Sokolov
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Er antwortete nicht, aber er blieb in Rage, ein wenig hatte Slava sogar den Eindruck, dass seine Worte gar nicht erst zu ihm durchgedrungen waren. Er konnte ihn also mit einem zuviel an männlicher Nähe gar nicht erst drankriegen, da hatte es schon viel früher einen Trigger gegeben und ihm den Verstand ausgeschaltet. Feuer... gab es hier keines. Der Haltegriff? War er einmal in den Flammen eingeschlossen gewesen? War das seine Angst? An Vampire dachte er natürlich nicht, wobei er tatsächlich selbst an eine Begegnung mit einem Blutsauger zurückdenken konnte, die ein ganz ähnliches Ziel verfolgten, allerdings benötigten Sie keine Haltegriffe, dazu hatten sie Tentakeln rund um das entstellte Maul, und auch keine süßen Einflüsterungen, die verwendeten Chemie. Ein natürliches Betäubungsmittel und einen Gerinnungshemmer. Bis man merkte was geschah war man verblutet. Er war davongekommen... glaubte er zumindest. Wenigstens ein paar mal. Wieder spielten ihm seine Erinnerungen Streiche.
Der Junge entwand sich seinem Griff. Nicht schlecht. Slava grinste, es gefiel ihm tatsächlich. Der Bursche hatte schnell reagiert, irgendwer hatte ihn wohl ausgebildet, aber an der Psychischen Verfassung musste man noch arbeiten.
Den Haken fing er nur halbherzig ab, und auch eher um zu sehen wie kräftig der offenkundig verletzte Arm war. Die Beweglichkeit schien etwas eingeschränkt. Dieser Arm war wirklich kaum eine Gefahr, also ließ er den Schlag durchgehen, drehte aber rechtzeitig den Kopf, so dass er am Hinterkopf abprallte.
Die Linke ließ er dabei los. In erster Linie wollte er sehen, was der Junge konnte, mit Links.
Dabei behielt er jedoch das Schwert im Auge, wenn er das zog würde er ihn ausschalten müssen, und auch Slava war klar, dass so ein Teil mehrere gefährliche Enden hatte, auch wenn er es tatsächlich noch nie mit einem Schwert zu tun hatte, aber mit Messern, die er für deutlich gefährlicher hielt und die durchaus ein Griffende hatten, das, gegen die Schläfen gerammt durchaus wirksam war - dass sie hier ganz ähnlich dachten hätte ihn vermutlich trotzdem verblüfft.
Nur war etwas abstand zwischen ihnen, eine Armlänge in etwa, nicht ganz genug für einen Tritt, doch Slava blieb auf alles gefasst. 4auf die Beine würde er verzichten müssen, auch sein Knie war nicht gerade in der Verfassung, schnelle Drehkicks auszuführen, auch hier war er früher schon mal besser gewesen. Als er noch jünger war und leichter hätte er vielleicht gegen seinen Kopf getreten aber ein kaputtes Knie und 15 Kilo mehr auf den Rippen kratzten etwas an seiner Leichtfüßigkeit.
Den Wettkampf mit Lew hatte er auch nur gewonnen, weil der Junge zu viel nachdachte. Und der hier zu wenig.
Den Trigger finden.
Aber in seiner Welt kam einfach nur ein begrenztes Spektrum an Gefahren in Frage, und eben keine Vampire.
"Wovor hast du solchen Schiss, Kindchen, dass du dir fast in die Hosen machst? Hm? Fürchtest du dich vor Feuer? Mal gezündelt und die Bude abgefackelt? Warst du drin gefangen? Ist es deswegen?"
Und gleich drauf ein schneller Angriff, mit flachen Händen, er wollte nur sehen, ob er durch die Deckung kam, schaffte er es, würde er ihm eine Ohrfeige geben, oder zwei, oder drei, je nachdem.
seine Rekruten mussten da auch immer durch. Unvorbereitet. Und an ihrer Gegenwehr konnte er immer ganz gut ablesen was sie tatsächlich beschäftigte und was sie kalt ließ. Nur Yurij, der Lehrer hatte es tatsächlich geschafft, ihn dabei zu überraschen.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Sein Schlag verpuffte am Kopf Slavas, doch immerhin war seine Linke nun wieder frei. Der Russe hatte ihn losgelassen, aber das registrierte er nicht als Mutwillen. Er hatte die Hände wieder frei, nur das zählte, und zumindest hob er sie in eine halbherzige Deckung, als der Kerl wieder das Schwafeln anfing. Er hätte auch die Laute von Charlie Browns Lehrerin von sich geben können, der Effekt wäre aktuell der gleiche gewesen. In dieser Stimmung war Jakob taub und blind, lief entsprechend fast in den Angriff Slavas hinein, selbst darauf forkussiert, wieder wie wild anzugreifen. Wie gefangen in einem Tunnel, nur das es am Ende kein Licht gab.
Dafür leuchtende Punkte, als ihn die erste Ohrfeige traf.
Bei der zweiten Ohrfeige berührten Jakobs Finger immerhin fast Slavas Arm.
Die Dritte wehrte er ab.
Slavas Attacken zwangen ihn zum Rückzug, den er nicht so antrat, wie man es tun sollte, wenn man ein Schwert an der Seite trug. Statt dessen wechselte er den führenden Fuß und geriet prompt ins Stolpern.
Fing sich selbst und gleich noch eine Ohrfeige dazu.
Der Tunnel wurde enger, die Spannung in seinem Nacken unerträglich.
Er duckte sich und rannte mit einem wütenden Aufschrei einfach gegen den anderen an, mit gesenktem Kopf unter den attackierenden Händen durch, in bester Kneipenschlägereimanier und nur mit dem Ziel, ihn von den Füßen zu holen.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Spätestens jetzt war Slava klar, dass der Junge wirklich nichts mehr mitbekam. Er reagiert nicht, auf keines seiner Worte, er wich zurück, reagierte nur noch Instinktgesteuert, stolperte fast. Im Tunnel.
Fremdgesteuert.
...und dann schickte er sich an, ihn einfach umzurennen. Brachial. Aber Mut hatte er, der konnte man davon noch sprechen, wenn einer so im Dunkeln tappte.
Ein wütendes Brüllen, genug Zeit, zu reagieren.
Kurz spielte er mit dem Gedanken, mitzuspielen, aber noch einen Treffer in die Magengegend wollte er vermeiden. Also manövrierte er ihn nur aus, brachte ihn zu Fall und fixierte ihn bäuchlings am Boden.
Wie er ihn aus dem Tunnel bekam war nun die andere Frage.
Hatte einen ein Kontroller in seiner Gewalt half manchmal nur Gegengewalt, Schmerz. Das konnte hier nicht falsch sein.
Er verpasst ihm eine weitere Ohrfeige, dieses mal aber kräftiger. Er kniete über seinem Rücken und hielt ihn am Boden fast.
Wie alt mochte er sein? 18? Nein, sicher schon etwas älter... deutscher... wieviel PS hatte die Maschine wohl gehabt? Aber sicher mehr als 50 PS und 125 ccm. Wenn sie aus der gleichen Zeit kamen musste er über 24 sein, aber jede Neuerung der Führerscheinregelung in Deutschland kannte er nicht, und auch dass er die eine mal recherchiert hatte war einem Zufall geschuldet. Er versuchte sich zu erinnern, wie er selbst mit Mitte 20 gewesen war. Ein Vollidiot, das musste er zugeben. Aber auch ein Soldat, Spezialeinheit, er hatte sich mit Tschetschenen herumgeschlagen, hatte eine desaströse Geiselnahme miterlebt, besser gesagt, das Ende derselben. Danach Terrorabwehr und verdeckte Ermittlungen.
Und schließlich hatte er die Entstehung der Zone miterlebt... wobei, da war er schon fast 30 gewesen.
"Gut, genug gespielt. Jake. Aber es wäre nun besser, du erklärst es mir, so ganz schlau werd ich noch nicht. Was stimmt mit dir nicht?"
Er wechselte ins Deutsche, in der Hoffnung, dadurch einen Bruch herzustellen.
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