Im Sumpf

Velen ist die nordwestlichste Landschaft der Königreichs Temerien im Mündungsgebiet des Pontar. Sie grenzt, durch den Pontar getrennt, im Norden an das Königreich Redanien und im Westen an das Nördliche Meer. Zudem ist Velen durch zwei große Brücken mit Oxenfurt und Novigrad verbunden und ist daher ein wichtiger Handelsdurchgang zwischen Temerien und Redanien.
Velen wurde von Krähenfels aus regiert - Krähenfels ist eine Palisadenfestung im Herzen Velens mit ungefähr 50 Einwohnern. Der Blutige Baron, der in Krähenfels regierte, ist allerdings für unbekannt Zeit verreist.
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 548
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Thorben nuschelte wieder eine Menge vor sich hin, während er mit Slava wohl ihren weiteren Weg besprach. Für die Frau verwendete er ein Wort, das sich wieder vertraut anfühlte und ihn an das lateinische 'Gesellschaft' erinnerte. Gesellschaft der was? Was waren Tael? Irgendeine Gruppierung, die sich nicht in Dörfern blicken lassen durfte? Auf jeden Fall lag Ablehnung in ihrer Stimme, als Slava den Ort erwähnt hatte oder zumindest hatte Jakob den Begriff 'Niederwirr' als Ortsnamen einsortiert. Sie wollte dort nicht hin, so viel konnte er auch ohne Worte verstehen.
Er musterte sie wieder und prompt fuhr ihre Hand an das Messer, welches sie trug. Unruhiges Wesen. Nein, sie mochte definitiv keine Menschen, aber dem Zwerg gegenüber schien sie weniger ablehnend zu sein. Gehörten sie vielleicht der gleichen Gruppe an, dieser socie tael? Vielleicht alle, die offensichtlich keine Menschen waren?
Das er die Elfe während seiner Überlegungen anstarrte, als könnte er die Antworten unter ihrer Haut, geschrieben auf ihre Knochen finden, nahm er nicht einmal bewusst wahr. In seinem Blick lag dabei nichts Anzügliches, es war eher das kalte Starren einer Echse, die ihre Welt mit lid- und emotionslosen Augen betrachtete. Die Wut war inzwischen verflogen, darunter war der einsame Sonderling wieder hervor gekommen. Der Teil von ihm, der sich nicht dafür interessierte, was man von ihm hielt, der aber ständig beobachtete und seine eigenen Schlüsse zog.

Dann setzte sich die kleine Gruppe wieder in Bewegung. Sie wanderten durch den Sumpf, folgten etwas, das ein matschiger Pfad sein mochte oder auch nur ein Wildwechsel. Sümpfe waren tückisch und somit beschränkte sich Jakob für die nächste Zeit darauf, Acht zu geben, wohin er seine Füße setzte. Dem Gespräch konnte er ohnehin nicht folgen und Slavas Antwort hatte dafür gesorgt, dass er wieder in sein brütendes Schweigen zurück fiel. Ihm war es also egal, gut, dann mussten sie sich ja auch nicht weiter darüber austauschen. Jakob beschloss für sich zunächst dabei zu bleiben, nichts über sich zu erzählen, solange er nicht gezwungen war. Eine 'sinnvolle Legende', wie Slava es nannte, konnte er nicht erstellen, wenn er absolut nichts über das Land wusste. Einfach ins Blaue zu raten erschien ihm nicht nur sinnlos, sondern eventuell sogar gefährlich. Wer wusste schon, wie die Länder hier zueinander standen. Man stellte sich auch nicht auf den Marktplatz von Tel Aviv und machte Werbung für eine palästinensische Dönerbude, einfach weil man was aufgeschnappt hatte.

Und dann, aus heiterem Himmel, wie das bei ihm schon mal passierte, wenn Hintergrundprozesse zu einem Abschluss kamen, richtete er das Wort an die Frau, nachdem er zu ihr aufgeschlossen hatte. Er benutzte einfach Latein und verschliff es ein wenig, so wie er glaubte, es bei ihr gehört zu haben.
"Qued aes 'socie tael'?*"
Wenn sie ihm jetzt dafür ihr Messer in die Eingeweide rammte, dann wusste er zum einen, dass das der falsche Ansatz war und musste sich zum anderen keine Gedanken mehr zu einer Legende machen.


*Quid est - Was ist? (Latein)
--> Qued aes in Anlehnung an Que aen - Was ist... (Ältere Rede)
Benutzeravatar
Aenye an Invaerne
Spieler Level 1
Spieler Level 1
Beiträge: 43
Registriert: Freitag 26. November 2021, 20:13
Lebenslauf:

Aenye legte ein wenig den Kopf schief.
Er konnte sich also doch verständlich ausdrücken. Manchen Hexern brachte man sie wohl bei.
"Wir sind die einzigen Anderlinge, die sich wehren - gegen die Unterdrückung der Dh'oine. Warum weißt du das nicht, Vatt'ghern?"*
Er blickte durchdringend wie es Hexer wohl tun sollten, dennoch war sie skeptisch, hatte aber den festen Vorsatz, sich ein wenig zusammenzunehmen.
"Was ist mit deinen Augen passiert, Hexer?" wollte sie darüber hinaus wissen.
Damit meinte sie allerdings nicht sein Starren, sondern warum seine Augen keinerlei Folgen der Mutation zeigten. War das nicht das, woran man sie erkannte? Was sie auch fast zu Anderlingen machte?
Die Hand behielt sie am Messer, auch wenn Hexer als neutral galten und sich meist nicht in politische Angelegenheiten Mischen, man wusste nie bei ihnen und wenn gerade irgendein Dorf, meinetwegen Niederwirr dafür bezahlt hatte die Eichhörnchen im Wald zu erledigen, wahrscheinlich würde er es tun. Und erst recht wenn er gar kein Hexer war.

_______________________________________________
*sie antwortete in der Alten Sprache, verwendete das alte Wort für 'Mensch' und 'Hexer'.
(nur ich denk mir jetzt keine alte Sprache aus. ;))
Benutzeravatar
Thorben Denger
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 178
Registriert: Mittwoch 3. November 2021, 16:02
Lebenslauf:

Nur am Rande bekam Thorben mit, dass Jake und Aenye miteinander ins Gespräch gekommen waren. Ihre Unterhaltung war leise und etwas zu weit hinter ihm, als dass er ihr hätte folgen können. Zumal er sich mit der alten, elfischen Sprache eh schwer tat und seit seiner Zeit in den Slums von Vizyma bereits den größten Teil seines vormals aufgeschnappten Sprachwissens wieder vergessen hatte. Das war halt so ein Problem mit einer globalen Gemeinsprache. Abseits von den Traditionen hoher Adelsfamilien hatte niemand mehr Lust dazu, sich die Mühe zu machen, anderer Völker Sprachen zu lernen. Thorben hatte sich zumindest die schriftlichen Formen, der alten, elfischen Sprache im Gedächtnis behalten, da sie sich auf seinen Reisen und bei Erforschungen alter Ruinen sehr häufig als nützliches Wissen erwiesen hatten. Aber mit dem freien Sprechen haperte es dann doch bei ihm. So ignorierte er das Gespräch der beiden,... hmm,... der beiden was? Sie würden rein äußerlich schon ein gutes Liebespaar abgeben. Jung und drahtig waren sie beide. Und wie er sie bisher kennengelernt hatte, auch beide verrückt, wie ein Fass voller Wiesel. Naja,... zumindest gingen sie sich momentan nicht gegenseitig an die Kehle und wenn die Sprachbarrieren nicht für Missverständnisse sorgte, würden die beiden es vielleicht sogar noch lebend bis zu seinem Lager schaffen. Dem Zwerg war noch immer nicht wohl dabei, die drei mit zu seinem Karren zu nehmen. Wer sagte denn, dass sie ihn dort nicht überwältigen und mit all seinem Zeug stiften gehen würden? Die arme Bessie in den Händen anderer Leute? Ein unerträglicher Gedanke!

Bei diesem Vyatscheslav hatte Thorben zumindest noch ein halbwegs gutes Gefühl. Er erschien ihm wie ein Mann, der wenn er dazu gezwungen wurde, alles tun würde, was sein Überleben oder das seines Dienstherren erforderte. Und einen Dienstherren hatte der Typ auf jeden Fall. Thorben hatte schon mit vielen Soldaten verschiedener Nationen einen gehoben. Vermutlich war der Kerl eine Art Offizier mit Kampferfahrung. Geflissentlich dazu gedrillt, seinen Vorgesetzten und seiner Nation bis in den Tod treu zu dienen. Im Gegensatz zu den niederen Dienstgraden machte ihn das allerdings halbwegs zivilisiert. Weniger dazu verleitet, sich Raub, Mord und Vergewaltigungen hinzugeben, wie es die anderen Schlammkriecher oft taten, weil sie ja sonst nichts zu sagen hatten. Zumindest hoffte er, dass ihn sein Bauchgefühl hier nicht betrog.

Und wie aufs Stichwort, beschleunigte Slava ein wenig seinen Schritt und schloss zu Thorben auf. Zugegeben,... er musste nicht wirklich größere Schritte machen, da die kurzen Beine des Zwergen diesen nicht gerade eilig marschieren ließen. Der unwegsame, schlammige Untergrund des Sumpfes tat da noch sein übriges, Thorben nur schwer vorankommen zu lassen.
Der stämmige Mann wollte also bereitwillig mit ihm mitkommen. Gut. Mehr Zeit, ihn auszuhorchen. Weniger Gefahr, im Sumpf von weiteren Gefahren überrascht zu werden. Und wenn er es richtig anstellte, auch ein weiterer Verbündeter, falls die Elfe und der seltsame Hexer ihn in seinem Lager betrügen wollten.
"Wenn du nicht zur Frau werden willst Kumpel, dann leg dich besser nicht mit der Elfe an. Ich vermute mal, die wäre nur zu gerne bereit, 'Schnippschnapp' zu machen."
Er lachte schallend, scheinbar wegen der Mittagssonne und ihrer Gruppenstärke kein Bisschen besorgt, Aufmerksamkeit zu erregen. Andererseits war der Zwerg eh meist total unberechenbar und hatte oft sehr egozentrische Ambitionen. Vermutlich wäre er überrascht gewesen, dass Aenye nahezu den gleichen Scherz auf den Lippen hatte.
"Eigentlich schade,... bin mir sicher, du würdest eine gute Tänzerin abgeben."
Er zwinkerte Slava belustigt zu und wurde dann wieder ein wenig ernster, als er sich daran machte, die Fragen des Soldaten zu beantworten.
"Phuu,... schwere Frage, das mit den Reichen. Also ihrer Anzahl. Das verändert sich bei uns fast täglich. Wenn Nilfgaard mal morgens flutschigen Stuhlgang hatte, kann es schon passieren, dass ein oder zwei kleinere Länder am Abend unter der Flagge der Schwarzen stehen. Hier ist ständig irgendwo ein Krieg am laufen. Lukrativ und aufregend,... aber halt auch gefährlich und man muss bei all den Toten, die man überall an den Wegesrändern sieht, schon einen starken Magen und ein abgestumpftes Gemüt mitbringen."
Er versuchte langsam und deutlich zu sprechen, damit Slava ihn auch so gut es ging verstand. Somit dauerte die Erklärung auch eine ganze Weile und am Ende kratzte sich Thorben den kurzen, mittlerweile dreckigen Bart und überlegte.
"Also wenn ich schätzen müsste,... so zwölf bis fünfzehn Länder und noch einige kleinere Landstriche, die man zu einem zusammen fassen könnte. Dazu noch ein paar unabhängige Städte oben im Norden. Dann ist da halt noch Nilfgaard, ein regelrechter Moloch, der kleinere Länder zum Frühstück verputzt. Dürfte in den letzten Jahren nochmal gut fünf bis zehn Staaten aufgenommen haben."
Mit einem lauten Klatschen schlug er sich auf den Nacken, wo sich gerade ein Moskito niedergelassen hatte. Diese dämlichen Biester kamen hier im Sumpf, durch die Feuchtigkeit und die diesig gefilterte Sonne, selbst zur Mittagszeit raus. Ein wenig davon aus dem Konzept gebracht und von seinen eigenen Erläuterungen verwirrt, schüttelte Thorben den Kopf und grinste Slava an.
"Ach, ich hab' auch kaum Ahnung von der ganzen Geographie. Ich lauf' da hin, wo mich meine Aufträge hinführen und ansonsten nur, wohin ich laufen möchte. Bin ein Freigeist, weißt Du, Kumpel?"
Er neigte sich beim Gehen verschwörerisch zwinkernd zu Slava herüber.
"Und jetzt sag' mir einfach mal die Wahrheit. Wo kommt ihr Witzfiguren her? Ich werd' auch nich' lachen, versprochen! Und fang' nicht wieder mit diesem Nilfgaard-Quatsch an. Das habe ich dir schon beim ersten Mal nicht geglaubt. Eher bin ich der Herzog von Toussaint und auch wenn ich auf dem Spitzohr bestimmt eine gute Figur machen würde, bin ich kein Mann für eine feste Bindung."
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1092
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

Mit halber Aufmerksamkeit registrierte Slava, dass sich der Junge nun versuchte mit der Spitzohrigen zu verständigen. Wie groß sein Erfolge waren konnte er nicht beurteilen, war er sprach klang nach Latein, eine Sprache in der man nicht einmal ordentlich fluchen konnte. Und einen Moment fragte er sich warum Jakob Latein sprach, eine tote Sprache, soweit er wusste gehörte das auch in Deutschland nicht unbedingt zur normalen Schulbildung. Er hob sich diese Überlegung für später auf. Erst einmal war er froh, dass der sich nun mit ihr beschäftigte, er selbst war hin und her gerissen dazwischen ihr einfach präventiv eine Kugel in den Kopf zu jagen, ehe sie ihm Nachts die Kehle durchschnitt oder alles dran zu setzen, sie flachzulegen.
Bis er sich entschieden hatte würde er auf jeden Fall wachsam bleiben und immer rein Messer griffbereit haben.

Aufmerksam hörte er sich nun die Schilderung Thorbens an. Der Name klang ebenfalls deutsch... Aber er war ein Zwerg. Zwergen und Elfen... Und vielleicht war er doch nur in C-Bewusstsein geraten und irgendwann holten sie ihn raus... oder er starb irgendwann. Was ging schneller, Verhungern oder Verdursten?
Er hätte jetzt viel lieber mit einem seiner Leute diese seltsamen Phänomene diskutiert. Mit Bogdan oder Viktor oder Wolodja, sie alle hatten immer interessante Positionen, vielleicht hätten sie eine brauchbare Theorie zusammengebaut, aber alleine, ihm schwirrte der Kopf.
Je mehr er allerdings hörte, umso besser konnte er die richtigen Worte aus den ihm bekannten Sprachen wählen und zusammensetzen.
Nilfgard war also keine gute Legende, das hätte ihm schon in Niederwirr klar sein sollen. Allerdings gar nicht so unpassend, wenn man den Einmarsch russischer Truppen auf der Krim im Hinterkopf hatte. Der Die Erklärungen es festigten das Bild, dass er von dieser Welt hatte, von dieser Region. Stadtstaaten und kleine Herzogtümer und Königreiche wie in Europa im Mittelalter.
Die Grundlage für all die Märchen... Von Elfen und Zwergen und... Drachen. Noch eine interessante Überlegung.
Aber er fand noch Zeit den Schwerz fortzuführen.
"Wenn du wüsstest, meine Bauchtanznummer ist legendär."
Er hatte bei der Frau also nicht unrecht. Und man nannte sie tatsächlich Elfen...
Als wollte die Welt beweisen, dass Thorben recht hatte sahen sie am Rand des Weges um die nächste Biegung die Silhouetten von Galgen, mehrere in einer Reihe, direkt am Wegesrand.
die Leichen in verschiedenen Stadien der Verwesung hingen daran. Manche trugen Waffenröcke, die Farvben waren allerdings ganz unterschiedlich, bei manchen waren sie schwarz und eine Sonne war darauf gemalt, andere trugen rot-weiß, wieder andere waren bereits zu stark verwest um noch etwas zu erkennen. Slava fragte nicht wie es dazu kam, er war ausrechend in Geschichte unterrichtet um zu wissen, dass es sich wohl um Deserteure und Gegner handelte, die hier gemeinsam ihr Ende gefunden hatten. Wer wer war würde sich wohl erst nachträglich in den Geschichtsbüchern erweisen. Aber es war ihm eine Warnung, so wollte er hier nicht enden.
"Ich verrstehe was du meinst."
Aber er hatte einen starken Magen, nur so überlebte man in der Zone, indem man abstumpfte.
Die Wahrheit...
Wenn das nur so leicht wäre.
Vor allem für einen professionellen berufsmäßigen Lügner.
Slava musterte den Kurzen einen Weile. Es nötigte ihm durchaus Respekt ab, zum einen, dass er ihn doch so zielsicher durchschaute und dann auch noch den Schneid hatte, es ihm ins Gesicht zu sagen. Dort wo er herkam wäre das sein Todesurteil gewesen. In seiner Welt wäre er selbst es gewesen, der mit jemandem, der zu scharfsinnig war kurzen Prozess gemacht hätte. Vielleicht teilte sein Blick ein wenig davon mit. Doch auch einer wie er tötetet nicht unnötig.
Zuerst zündete er sich aber eine seiner selbstgedrehten an. Er brauchte etwas in den Fingern. Er war nicht einmal nervös, es war nur eine dumme Angewohnheit, aber es verschaffte ihm eine Pause.
Die Wahrheit also.
"Es ist nicht zum Lachen. Es ist nur so, dass ich es selbst kaum glauben kann."
Dann eben mal Jakes Idee probieren...
"Ich komme aus einem Land names Russland, von asiatischen Kontinent. Genauer aus dem Fernen Osten des Landes, aus einer Region namens Sibirien. Und unser Imperator heißt Vladimir Putin... Derzeit bin ich in einem Land namens Ukraine stationiert. In dem militärischen Sperrgebiet um den Katastrophenreaktor Chernobyl. Ich habe dort das Kommando über eine Spezialeinheit. Ich bin Oberst Sokolov. Aber ich nehme an, das meiste davon hast du noch nie gehört. Was eben daran unglaublich ist, dass weder Russland noch die Ukraine vermutlich auf diesem Planeten liegen. Und erst recht nicht in dieser Zeit. Wir haben das Jahr 2019... und zwar nach der Geburt eines Menschen namens Jeesus. Ich vermute, von dem habt ihr hier auch noch nie etwas gehört. Ich bin seit gestern hier. Ich war eben noch in der Stadt Pripyat, und plötzlich hier im Sumpf... Und Jake hier kommt wieder aus einer anderen Region, und ebenso aus einer anderen Zeit. Nur scheint es zumindest der gleiche Planet zu sei wie meiner. Jetzt kannst du meinetwegen lachen."
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 548
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Sie antwortete tatsächlich - mit Worten nicht mit Waffen. Damit hatte er wohl seinen persönlichen Schlüssel gefunden, zumindest zu jenen, die diese Sprache beherrschten, die der Elfe nun über die Lippen kam. Nachdruck lag in ihren Worten, vielleicht Stolz. Er musste sich stark konzentrieren, dennoch verwendete sie Worte, die ihm unbekannt waren. Dafür folgten Grammatik und Füllwörter einem Muster, dass ihm vertraut war. Trotzdem hob er fast ergeben die Hände gegenüber den auf ihn abgefeuerten Worten. "Langsam. Bitte." Er zögerte, zwischen seinen Brauen erschien eine steile Falte, dann fuhr eine seiner Hände unwillkürlich an ein Auge, berührte sein Unterlid, als müsse er prüfen, ob es noch da war, wo er es zuletzt gesehen hatte. Was sollte damit sein?
Er musste überlegen, sich die Worte zusammen klauben, von denen er meinte, sie müssten passen. Auch wenn es für die Elfe damit wohl wirken würde, als wäre er langsam im Kopf. Das wiederum interessierte ihn nicht. Es war, wie Slava sagte: er sah es als Übung. Was die seltsame kleine Frau davon hielt, war ihm dabei reichlich egal, so lange sie antwortete und sein Sprachverständnis auf die richtige Spur lenkte.
"Ich denke, ich bin kein - wie sagst du? - Vatt'ghern?" Er hatte keine Ahnung, was das Wort bedeuten sollte. Leicht hoben sich seine Brauen. "Wie du keine Herzogin bist.", stellte er dann fest.
Damit hing er wieder fest. Wieso sollte er ihr sagen, was er war, wenn er es noch nicht einmal dem Typen sagen wollte, der wenigstens ein bisschen mehr von seiner Welt verstand? Also verlegte er sich zunächst auf das wenige, was sie zu ihm gesagt hatte. "Anderling - du? Und ich? Dh'oine?" Er stellte plötzlich fest, dass Lehrbücher wenig Text beinhalteten, den man für eine Konversation brauchen konnte. Missmutig runzelte er die Stirn.
"Ich glaube, Jake besser als Dh'oine. Wie ist dein Name?" Diesen letzte Satz lernte man immerhin in jeder ach so vermaledeiten Sprache.

_________________________
Jake bleibt weiter bei seiner Latein-Deutsch-Platt-Mischung. Wie viel sie davon versteht oder missversteht - wir werden sehen :teeth:
Benutzeravatar
Aenye an Invaerne
Spieler Level 1
Spieler Level 1
Beiträge: 43
Registriert: Freitag 26. November 2021, 20:13
Lebenslauf:

Langsam... er verstand die Sprache nur schlecht.
Das passte nicht immer nicht zusammen.
"Vatt'ghern... sind Hexer... Mutanten, die Monster töten. Man erkennt sie an den Augen. Deine sind falsch. Dh'oine sind Menschen."
Sie begann nun auch mit der Gemeinsprache zu mischen um zu erklären. Ja, doch, einmal dazu durchgerungen war es doch gar nicht so schwer, sich auch mit den Menschen zu verständigen. Aber der hier schien überhaupt nichts zu verstehen. Den meisten musste man nicht erklären, wer die Eichhörnchen waren, war das eine Chance?
Und sie war tatsächlich keine Herzogin, was war sie? Wie viele bei den Scoia'tael einfach nichts. Die meisten von ihnen hatten alles verloren. Wer einen Platz in der Welt hatte tauschte den normalerweise nicht gegen Schwert und Bogen um Menschen zu ermorden.
Davor war sie Künstlerin gewesen. Handwerkerin. Vor so vielen Jahren. Ehe ihre Familie aus Wyzima vertrieben wurde, und dann aus Novigrad und dann noch einmal aus Oxenfurt.
Was sie damals noch Familie nannte. Ihre Freunde.
Sie hatte es schon lange geahnt, aber dann wurde es zur Gewissheit, die Menschen verdrängten sie, indem sie sich wie Kaninchen vermehrten und sie hinausdrängten und das mit einer Aggression... Deshalb fiel es ihr so schwer auch nur einen einzigen von dieser Rasse zu mögen, dann darin unterschieden sie sich nicht, in den Genen. Jeder von ihnen trug es in sich, und jeder von Ihnen würde es genauso machen, das war nichts persönliches, es lag an der Art, sie konnten nicht anders. Sie konnte sich dagegen nicht daran erinnern, je einen Neugeborenen Elfen gesehen zu haben, überhaupt je einen unter einem Alter von 50 Jahren gesehen zu haben. Es gab nur sehr wenige Geburten unter Ihnen, und je Älter sie wurden umso unwahrscheinlicher wurde es. Und der Falka Aufstand hatte wiederum vielen jungen Leuten das Leben genommen. Sie waren ihr gefolgt. Die Rebellion war aber gescheitert. Damals hatte sie nicht viel davon gehalten, sie hatte sich ihr Leben aufgebaut, hatte einen Mann ein Geschäft, hoffte auf eine Familie. Aber alle Hoffnung war vergebens. Das war nun über einhundert Jahre her.
und in denen hatte sie so viele Generationen von Menschen gesehen, miterlebt, wie sie sich ausbreiteten wie die Pest. Nein, darüber konnte sie nicht hinwegsehen.
Aber jetzt hieß es Zähne zusammenbeißen.
"Jake. Ich bin Aenye. Keine Herzoging. Das war ein Scherz." ein 'erfreut' oder ähnliches kam nicht, denn sie war ganz und gar nicht erfreut. Es war egal, ob ein Mensch einen Namen hatte oder nicht.
Und sie schlug einen ganz ähnlichen Weg ein wie auch Thorben.
"...woher kommst du? Das Ding aus Metall und stinkender Masse... ist das ein fliegendes Boot gewesen?"
Benutzeravatar
Thorben Denger
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 178
Registriert: Mittwoch 3. November 2021, 16:02
Lebenslauf:

Thorbens Lächeln wuchs immer mehr in die Breite und teilte seinen kurzen, braunen Bart wie zwei dreckige Vorhänge. Er stellte sich gerade bildlich vor, wie Slava wohl in einem offen, verruchten Kleid aus Samt und Seide aussehen mochte, wie es viele der exotischen Olfieri Frauen trugen, wenn sie ihre noch exotischeren Tänze darboten. Zufrieden mit dem geistig gemalten Bild, vertraute er dem Mann lachend an:
"Ich bin mir sicher, du würdest uns alle dazu bringen, nach einer Zugabe zu rufen. In meinem Lager teil' ich uns Vodka aus, wir sitzen gemütlich um ein Feuer und du gibst deine Tanzkünste zum Besten. Zur Hölle,... vielleicht zahl' ich dir sogar noch eine Gage oben drauf!"

Dann wurde sein Blick wieder ernster, als der Soldat anfing zu berichten. Staunend fiel Thorben immer weiter die Kinnlade herunter, je mehr Slava von fremden Orten und seltsamen Namen erzählte. Der krude Mischmasch-Dialekt, den der Mann als Ersatz für die Gemeinsprache benutzte, tat sein übriges, um die Verständnislosigkeit noch weiter zu steigern, denn viele Worte schlörte und verzehrte er so sehr, dass Thorben schon raten musste, was nun gerade gemeint war. Es war das erste Mal, dass der sonst eher schweigsame und zurückhaltende Mann so einen Redeschwall von sich gab und an der Spontanität und Selbstsicherheit, wie er die Worte herausbrachte, konnte Thorben erkennen, dass es sich um keine Lügengeschichte handelte. Vielleicht war der Kerl verrückt und lebte in einer imaginären Welt, aber dann glaubte er fest an diese. Deshalb war das alles auch nicht unbedingt zum Lachen geeignet. Immerhin hatte Thorben versprochen, seiner Geschichte den notwendigen Respekt zu zollen.

Für einige Augenblicke herrschte Stille zwischen Zwerg und Mensch, in denen Thorben erst einmal die aufgenommenen Informationen verarbeiten musste. Ihre gleichmäßigen Schritte stapften weiter stur geradeaus und in der Ferne konnte man bereits erkennen, wie der Wildwuchs an Büschen und kleineren Bäumen dichter und belaubter wurde. Ganz weit voraus konnte man im nachmittäglichen Dunst sogar schon einige Umrisse höher liegender Wälder ausmachen. Auch der Boden unter ihren Füßen wurde mit jedem weiteren Meter trittfester und trockener und hier und da spross schon ein Büschel normalen Feldgrases hervor.
Thorbens Mund stand noch immer vor Staunen offen und er hustete und würgte, als sich eine Fliege dorthin wagte, wo sonst nur Fleisch, Vodka und Tabakrauch ihr Ende fanden. Als er sich wieder ein wenig gefangen hatte, nahm er einen kleinen Wasserschlauch vom Gürtel und leerte den letzten Rest darin mit einem Zug, um seine raue, geschundene Kehle ein wenig zu befeuchten. Sein Flachmann war kaputt und das Wasser alle. Ganz toll! Es wurde echt Zeit, dass sie seinen Karren fanden und er seine Expeditionsvorräte in Gürtel, Mantel und unter dem Hut wieder aufstocken konnte. Ganz richtig,... unter dem Hut! Nächstes Mal würde er den Flachmann dort verstauen. Half vielleicht auch gegen Kopfschüsse.

Er konzentrierte sich wieder auf das eigentlich Thema und ging im Geiste nochmal die Informationen durch. Wo sollte er bloß anfangen, diesen Knoten zu entwirren?
Der Typ kam also aus einem Thorben unbekannten Land auf einem ebenso unbekannten Kontinent. Die Städtenamen, die er nannte, waren zumindest vom Klang her nicht unbedingt fremd. Hörten sich stark nach den nördlichen Königreichen an. Vladimir Putin? Der Name kam ihm auch irgendwie bekannt vor. War das nicht dieser größenwahnsinnige Anführer einer berittenen Schlägertruppe in Tretogor? 'Die Nachtkatzen'? 'Die Nachttöpfe'? Ach, egal!
Das die Leute in Slavas Land eine andere Zeitrechnung besaßen, war für Thorben keine große Überraschung. Vor allem nach Eroberungen wurden oft andere Maße und Werte eingeführt. Der Sieger schrieb in der Regel die Geschichte und verbreitete seine Kultur. Aber was meinte der Soldat damit, dass der Junge aus einer anderen Zeit kam? Dass sie in dessem Land auch eine andere Rechnung nutzten, oder versuchte Slava ihm da eine hanebüchene Geschichte über Zeitreisen aufs Auge zu drücken?
Und was zur Hölle war nochmal ein Planet?

Thorben hob mit einer Hand den durchgeschwitzten Schlapphut an und strich sich mit der freien Hand durch das fettige Haar darunter, als er nachdachte. Ja,... jetzt konnte er sich wieder daran erinnern. Er hatte mal mit so einem Vierauge in der Universität von Oxenfurt geredet, das ihm weis machen wollte, dass sie sich allesamt auf einem Brocken Stein um die Sonne bewegen würden und es noch viele andere Brocken gab, die das ebenfalls taten und Planeten genannt wurden. Verrückt! Aber,... das würde dann ja bedeuten,...
Mit großen Augen blickte Thorben Slava an und zeigte in den Himmel hinauf.

"Du meinst, ihr kommt von da oben?!"
Benutzeravatar
Aria
Spieler Level 1
Spieler Level 1
Beiträge: 79
Registriert: Montag 27. Dezember 2021, 20:04
Lebenslauf:

Von: Auf der Straße im Wald


Die Kutsche nahm die Kurve und Aria blickte sich nun etwas skeptisch um. An diesen Teil des Weges konnte sie sich von ihrer letzten Reise nicht erinnern. Langsam richtete sie sich auf und blickte sich wachsam um. Der Sumpf war ganz anders als der Wald. Unmerklich rutschte sie etwas näher an Reynegh und blickte konzentriert nach vorne
Zwar noch etwas weiter weg, aber schon in Sichtweite erblickte sie ein paar Gestalten die beieinander standen.
Abermals schluckte sie und warf Rey einen warnenden Blick zu bevor sie flüsterte.
„Seht ihr die Gestalten?...Was machen wir denn jetzt? Drehen wir um?“
Die aufsteigende Panik war deutlich in ihrer Stimme vernehmbar, auch wenn sie sich bemühte sich zu beherrschen. Plötzlich kamen ihr die Geräusche der Pferde, die zu allem Überfluss jetzt auch noch wieherten, über die Maßen laut vor. Ihre Augen weiteten sich jetzt und ihre Hände krallten sich um ihre Knie.
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1092
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

Wahrscheinlich wäre Thorbens Lächeln noch mehr in die Breite gewachsen, hätte er von Slavas doch etwas wilden Vergangenheit gewusst. Vielleicht wäre er aber auch schockiert gewesen. Wie prüde diese Welt war konnte Slava derzeit noch nicht einschätzen. Einen Bauchtanz würde er allerdings hier nicht hinlegen, auch nicht für Gage. Er spürte immer noch Jake's Attacke und die alte Verletzung.
Mit etwas wie Genugtuung verfolgte er allerdings Thobens Grad der Verblüffung. Wie viel der Kurze verstanden hatte und wie viel vielleicht in Missverständnis war konnte er nicht erraten.
Er selbst hatte einen geradezu fatalistischen Grad an Ehrlichkeit erreicht, es war schließlich egal was er hier erzählte, es galt keine Geheimhaltung, gab keine Statuten. Was hatte er zu verlieren? Vielleicht hatte Jake recht. Vielleicht war es gar nicht so schlecht hier zu sein. Ein Neuanfang.
Trotzdem. Seine Leute waren auf ihn angewiesen. Ohne ihn... Wer sollten ihnen den Weg zeigen zwischen all den fatalen Entscheidungen?

Immerhin wusste der Zwerg was ein Planet war. Daran hatte er im ersten Moment gar nicht gedacht, es hätte sich auch um eine weniger aufgeklärte Zivilisation handeln können, die ihre Welt für eine Scheibe hielt, womöglich auf dem Rücken von Elefanten die das Bein heben mussten um den Mond durchzulassen. So oder so ähnlich.
Immerhin war die Form der Welt bekannt, also konnte es nicht ganz so schlimm stehen.
"Ich habe selbst keine Ahnung. In einem Moment war ich Zuhause und im nächsten hier. Ich bin gestern Nachmittag angekommen, hatte also schon das Vergnügen mit eurem Sternenhimmel und eure Sternbilder sind ganz andere als bei uns... nur deswegen komme ich drauf. Und bei uns sprechen sie andere Sprachen... ein paar davon habe ich gelernt. Nachdem ich mir eure 'Gemeinsprache' daraus zusammenbasteln kann muss es eine Verwandtschaft geben... vielleicht einen Austausch."
Hätte er jedoch Thorbens Überlegungen geahnt hätte es ihm wiederum neue Rätsel aufgegeben. Er erinnerte sich gut an seine Begegnung mit den Nachtwölfen, wenn auch nicht gerne.
Auch die Überlegungen des Zwerges ahnte er nicht, was seine Glaubwürdigkeit anging. Er reichte, dass er selbst sich zuweilen für verrückt hielt.
Der PDA, den er als Beleuchtung genutzt hatte war längst in der Jackentasche verschwunden. Bei Gelegenheit würde er testen, ob er ein lokales Mesh-Netzwerk auch hier aufbauen konnte, dann konnten sie über eine kurze Entfernung kommunizieren, allerdings auch nur solange die Akkus hielten, ein paar Tage vielleicht. Aber ihm kam ein anderer Gedanke... Diese kleinen Geräte konnten auch Fotos machen. Es waren Fotos von der Zone. Vielleicht würde er sie herzeigen, vielleicht konnte er sie noch brauchen. Also besser keinen Strom verschwenden mit sinnlosen Netzwerken, die Fotos wären nützlicher.
"Dass hier... ist wie eine Welt aus unseren Märchen. Elfen, Zwerge... diese Ghule... was gibt es noch? Gnome? Ork oder Oger... oder wie es der Junge genannt hat? Drachen? Vampire? Das alles sind in meiner Welt Wesen aus Märchen und Geschichten." und auch Filmen und Videogames. Aber wie sollte er das nun wieder erklären. Am besten gar nicht. "...Bei uns gibt es nur Menschen. Außer in der Zone. Dort ist etwas geschehen und einige Monster, den Ghulen und Ertrunkenen nicht unähnlich haben es in unsere Welt geschafft. Wer weiß was noch alles... und ich bin jetzt hier. Gibt es hier Portale oder so etwas? Magier? Hexen? Du hast den Jungen Hexe genannt, oder?"
Und dann waren Pferde zu hören.
Ein ungewohntes Geräusch. Damals auf dem Dorf in Sibirien bei den Großeltern war es nicht ungewöhnlich gewesen, aber er war ein Stadtkind, mehr an schnellen Autos, Partys und Mädchen interessiert als an Tieren. Pferde waren für ihn immer unnütz gewesen, außer in einer Salami.
"Da kommt jemand..."
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 548
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Sie waren etwas zurück gefallen, allerdings weniger wegen Aenyes Verletzung als wegen des Umstands, dass Jakob automatisch langsamer ging, wenn sein Kopf zu viel zu tun hatte. Das passierte ihm meistens, wenn er sich auf etwas konzentrierte, was nicht durch Automatismen erledigt werden konnte, so wie die ihm fremde Sprache. Er versuchte ihren Erklärungen zu folgen - den Begriff Vatt'ghern konnte er weiterhin nicht einordnen, auch wenn sie versuchte, ihn mit anderen Worten zu beschreiben. Es klang wie 'Hexe', aber Jakob tat das als Missverständnis ab, weil es sich endgültig zu sehr nach Märchen anfühlte. Elfen, Zwerge und dann auch noch Hexen. Dh'oine waren Männer oder Menschen, schwer zu sagen, aber definitiv etwas, wogegen Aenye eine Abneigung hegte. Damit hatten sie ja fast etwas gemeinsam.
Immerhin hatte sie nun einen Namen, auch wenn die gegenseitige Vorstellung nicht viel an ihrem Auftreten ihm gegenüber änderte. Jakob konnte immer noch spüren, dass sie etwas gegen ihn hatte. Es bohrte eher in seinem Hinterkopf, gehörte nicht zu den wirklich bewussten Wahrnehmungen, aber es beeinflusste seine Haltung ihr gegenüber. Er blieb vorsichtig, ebenfalls distanziert und allzu bereit beim kleinsten Zeichen eines wie auch immer gearteten Angriffs ihrerseits zurückzuschlagen. Verbal oder körperlich, egal. Doch ihr Tonfall gab zunächst keinen Anlass, also spielte er nur mit dem Daumen auf dem Schwertknauf herum, fühlte der Einlegearbeit nach und überlegte. Lange.
Sie kamen auf trockeneres Gelände, der Weg wurde etwas breiter und die Pfützen weniger. Und dann kamen sie an den Galgen vorbei. Jakob kannte das Gesicht des Todes, trotzdem schockierte ihn der Anblick einen Moment lang so, dass er stehen blieb und die Leichen anstarrte. Vampire hatten die Güte, sich in Staub zu verwandeln, anders als diese armen Teufel. Fliegen summten in der Sonne, der Geruch hing durchdringend in der Luft. Die Körper befanden sich in verschiedenen Stadien der Verwesung und er war froh, dass sein Magen leer war, sonst hätte er der Elfe wohl direkt dessen Inhalt vor die Füße gespuckt. Dennoch stieg die Übelkeit in seinen Magen, kroch sein Rückgrat empor und ließ die Farbe aus seinen Wangen weichen. Die Rechte lag nun verkrampft um das Heft des Schwertes - was hatte Slava noch gesagt? Diese Welt war eher mittelalterlich - an Hinrichtungen hatte Jakob dabei allerdings nicht gedacht. Vielleicht sollte er den Neuanfang nochmal überdenken.
Das der Soldat gedanklich gerade in die Gegenrichtung unterwegs war, ahnte er nicht.

Nach einem Moment zwang er sich, weiter zu gehen. Die Frage Aenyes nach seinem Motorrad hatte er dabei nicht vergessen, aber ihm fehlte jegliches Vokabular, um sie zu beantworten, also blieb es bei einem: "Fliegen? Nein.", während sie die Toten passierten. Das war für eine ganze Weile alles, was Aenye noch von ihm hören würde, bis sie zu Slava und Thorben aufschlossen, weil diese stehen geblieben waren. Und dann hörte auch er es: Hufschlag und Pferdewiehern. Jakob wandte den Kopf in die Richtung, aus der er die Geräusche vernahm, dankbar für die Ablenkung. In der Ferne sahen sie eine Kutsche, also schien dort wohl eine Straße oder zumindest ein befahrbarer Weg zu sein. Auf dem Kutschbock saßen zwei Gestalten.
Jakob hatte gute Augen, aber er wollten ihnen nicht so recht trauen. Doch bei allem, was er hier inzwischen erlebt hatte, sollte ihn wohl nicht mehr allzu viel überraschen. Auch keine mannsgroße Katze in Begleitung einer rothaarigen Schönheit, die aussah, als sei sie direkt einem Werbeplakat entstiegen - Photoshop inklusive. Allerdings war es nicht sie, die ihn veranlasste, das Schwert in der Scheide zu lockern, auch wenn er es vorerst nicht zog.
"Und was ist das wieder?", murmelte er eher vor sich hin, als wirklich an irgendwen gerichtet, obwohl er weiter den Sprachmix verwendete, den er sich für Aenye zusammen gebastelt hatte.
Benutzeravatar
Reynegh
Spieler Level 1
Spieler Level 1
Beiträge: 42
Registriert: Dienstag 28. Dezember 2021, 18:44
Lebenslauf:

von hier: http://sphaerenkonjunktion.de/viewtopic ... 84f9f#p372

Er wog den Beutel einen Moment in der Hand. Einheimische Währung, sicher nicht schlecht, wenn er auch bezweifelte, dass er sie würde irgendwo einlösen können. Doch Haben war besser als Brauchen. Ein dankendes Nicken und der Beutel verschwand unter seinem Wams. Er hatte keine Ahnung, womit er sich ihre Gunst verdient hatte, wenn man mal von ein paar toten Menschen absah - hätte er den Grund gewusst, er hätte wohl abfällig reagiert. Sie war ein Menschling - haarlos und mager. Hübsches rotes Fell auf dem Kopf, zugegeben, aber sonst? Wäre er ein nawel, sie wäre Proviant für ihn und Venden. Nur die rys waren den anderen Völkern gegenüber etwas aufgeschlossener, was ihnen oft genug Schwierigkeiten bereitete. Doch er hielt es für klüger, all das zunächst für sich zu behalten, bis er wusste, wie er zu seinem Clan zurück kehren konnte.
Ohnehin forderte anderes seine Aufmerksamkeit. Die Luft hatte sich verändert, würde drückender und trug den modrigen Geruch von Sumpfwasser und Schlamm. Und Verwesung. Reynegh zog die Lefzen zurück und drehte ein Ohr, als er Vendens erregte Laute vernahm. Auch das Ereymiu witterte das Aas. Hier war der Tod gegangen, Ereyadars Hand lag auf dem Land und ihr Atem wogte durch den schwärenden Dunst des Sumpfs.
Arias Worte trugen nicht gerade dazu bei, dass Reynegh sich entspannte. Im Gegenteil, er nahm das Schwert, das bisher in der Scheide zu seinen Füßen gelegen hatte und zog es. Quer legte er die tödliche Klinge auf seine Knie, denn auch wenn er Klauen und Zähne besaß, das t'urpuna war die bei weitem bessere Waffe.
Menschen waren hier also die dominierende Rasse, wenn stimmte, was die junge Frau behauptete. Na wundervoll. Ein Buffet... Aber es gab auch Elfen, Wesen von denen er zumindest schon gehört hatte. Und Monster. Ihr vorsichtiger Seitenblick hatte ihn kurz amüsiert. Wenn sie wüsste, wie recht sie hatte - Naramianer konnten wahre Monster sein. Doch gut zu wissen, dass es hier solche gab, die 'Monster' jagten. Er würde vorsichtig sein. Und mochte es hier auch Wesen wie diese Hexer geben, Reynegh würde sein Fell teuer zu verkaufen wissen. Auch Sithonia hatte magiekundige Völker zu bieten.

Die Witterung schlug ihm entgegen, bevor sie die Gestalten in der Ferne ausmachen konnten, denn der Wind wehte vom Sumpf heran. Zwar war der Gestank fast allgegenwärtig, doch der Geruch der Lebenden mischte sich darunter. Reynegh zügelte die Pferde etwas, was diese mit einem unwilligen Wiehern quittierten. Sie wollten weiter, weg von diesem Pfuhl und den Gefahren, die darin lauern mochten.
"Ich habe mit meinem Eingreifen die Pflicht von euren Wächtern übernommen, Euch zu schützen. Ich reite voraus, folgt mir langsam. Sollten sie angreifen, kehrt um und treibt die Pferde an. Dort über diese Wiese, sie ist trocken. Nehmt keine Rücksicht.", sagte er und drückte Aria die Zügel in die Hand, bevor er vom Kutschbock sprang. Venden war schnell los gemacht und er schwang sich in den Sattel, das Schwert in der Rechten, die Spitze zu Boden gesenkt. Auf den Mantel verzichtete er - sie waren ohnehin schon zu nah, um noch verbergen zu können, dass er kein Mensch war und Venden tat das Seine zu diesem Eindruck. Also offensiv, bereit notfalls zu kämpfen und zu sterben. Er ließ Venden langsam vorwärts gehen, beide beobachteten sie aufmerksam die Fremden - sollte einer einen Bogen oder eine Armbrust zücken, müsste er schnell reagieren. Doch das Ereymiu war genau für solche Zwecke geschult, wendig und geschickter als jedes Perd es je sein könnte.
"Seid gegrüßt! Ist dies die Straße noch Nowigrad?", ergriff Reynegh also das Wort. Und jeder von ihnen würde seine Worte in der für ihn bevorzugten Sprache vernehmen, mit dem knurrend fauchenden Unterton in einer rauchigen Stimme. Wie sehr das bei einigen von den Fremden für Verwirrung sorgen würde, ahnte er freilich nicht.
Antworten