Stadtteil | Tempelinsel - Der Orden der Flammenrose - die Häuser der Ritterschaft

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Verdammt.
Wenzel kannte ihn zu gut.
Noch immer in Zeitlupe – und das war nicht gespielt – drehte er sich auf den Rücken und legte schwer atmend die Hände auf dem Bauch zusammen.
„Es ist morgen, richtig? Du verpasst die Morgenmesse.“, murmelte er matt. Er war sich selber noch immer nicht klar, was geschehen war. Einzig, dass er Wenzel entweder so wichtig war, seine eigentlichen Pflichten zurückzustellen, oder dass ihn das neuerliche Versagen seines ehemaligen Knappen so misstrauisch gemacht hatte, dass er die Klärung der Situation nicht mehr aufschieben wollte.
Woran genau erinnerte er sich? Er hatte sich mit Jakob überworfen. Er hatte Jakob allein gelassen.
Und dann? Hatte er wirklich unterbewusst versucht, sich umzubringen? Nein…er hatte jeden Grund zu Leben. Er hatte die Liebe gefunden. Und selbst wenn Jakob ihn nun abwies, hieß dass noch lange nicht, dass er nicht seine Hand über den Jungen halten würde. Es sei denn, er würde fliehen müssen. Oder im Kerker landen.
Und beides war in diesem Moment durchaus eine greifbare Möglichkeit.
Und gerade, dass er Wenzel nicht einmal vorspielen konnte noch in der Bewusstlosigkeit zu verweilen zeigte ihm: Er konnte seinen Freund nicht belügen. Egal wie viel Mühe er sich gab.
Was blieb ihm also?
„Wenzel…ich habe keine Ahnung was passiert ist. Vielleicht war ich abgelenkt und habe nicht ausreichend auf die Dosierung geachtet. Oder es lag an einer anderen…Unpässlichkeit…“
Er schluckte, atmete durch. „Ich erinnere mich nicht.“, gab er offen zu.

Und nun? Er war auf Gedeih und Verderb seinem Schwertherrn ausgeliefert. Mögen die Schatten Jakob, Slava und ihm beistehen. Erstaunlich ruhig sah der Ritter zur Decke.
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Lebenslauf:

Aufmerksam verfolgte er jede Bewegung des Mannes im Bett, machte ihm letztlich doch Platz, um sich auf den Stuhl am Kopfende zu setzen, den Holtmann dort platziert hatte. "Zhelin wird die Messe lesen." Während er sprach schenkte er ungefragt Wasser in einen Becher. "Ich konnte dich nicht länger mit Holzhammer allein lassen. Bei ihm hat man immer das Gefühl, er lauere nur darauf, dass man endlich zum Göttlichen geht und er mit dem Skalpell nachschauen kann, was denn nun eigentlich das Problem war.", zerstreute er die Sorge Jarels, es könnte mangelndes Vertrauen sein - wenn auch unwissentlich. Er war niemand, der mit seinen Gefühlen hausierte, aber ähnlich wie Jarel keine zehn Elefanten aufhalten würden, wenn es Jakob nicht gut ginge, so würde auch Wenzel immer zum Teil den Knappen in dem Mann sehen, der doch eigentlich fast so alt war wie er und sich um ihn sorgen. Außerdem war er ihm ja schon tags zuvor wegen der Verwundung auffällig geworden und einmal mit der Nase in einer Fährte, ließ der alte Bluthund auch so schnell nicht mehr von dieser ab.
Wenzel ließ Jarel Zeit, seine Gedanken zu sortieren, hielt sich nur bereit, falls der sture Esel versuchen sollte, sich aufzusetzen. Unpässlichkeit. Wieso redeten heute alle von Unpässlichkeiten? Aber er erinnerte sich nicht oder behauptete es zumindest. Der Großkomtur ließ diese Aussage zunächst so stehen. Er wirkte recht entspannt auf dem Stuhl, gekleidet als sei er an einem freien Abend in seinen Privatgemächern und so wirkten die folgenden Worte äußerst deplatziert. "Hast du getrunken? Das hat zumindest der Herr vom Geheimdienst vermutet, der hier war, um deine Expertise anzufragen.", setzte er alles auf eine Karte, ließ es aber beiläufig klingen. Dennoch beobachtete er Jarel genau. Der Handelsrat, wie Holtmann vermutet hatte, schloss sich für Wenzel aus, wenn es um Vernehmungen und Herätiker ging. Und die Stadtwache trug Uniform und andere Ränge. Blieb also nur noch eine Gruppe, denn einer seiner Ritter war es defintiv auch nicht. Einen Freiherrn hatte der Hierarch den Neuen zwar nicht genannt, aber das konnte sich schnell ändern.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Wie nah Wenzel mit seiner Überlegung um Bruder Holtmann der Wahrheit kam, würde er hoffentlich nie erfahren.
In Zeitlupe schloss Jarel die Augen. Seine Lieder waren schwer wie Blei. Sein Herz auch.
‚Der Herr vom Geheimdienst…‘. Er sollte endlich aufhören, Wenzel zu unterschätzen.
‚…hat vermutet …getrunken…‘ Der Schattenläufer konnte nicht verhindern, dass er schwer schluckte.
Dachte Slava das wirklich? Dass er rückfällig geworden war? Dass er ihn für einen Rausch alles über Bord geworfen hatte? Das er schwach geworden war beim Anblick einer Flasche? Jarel erwischte sich bei dem Gedanken, dass eine Flasche Rum in diesem Moment tatsächlich verlockend war. Verdammt verlockend. Warum sollte Slava es also nicht denken? Er wollte nur noch eines. Zu ihm um das zu klären. Sich für sein Versagen entschuldigen. Ihn in die Arme nehmen…
Ebenso langsam öffnete er die Augen wieder, zog die Ellenbögen an und wollte sich aufsetzen.
Bei dem, was kam, wollte er seinem Schwertherrn wenigstens in die Augen sehen. Wenzel war augenblicklich bei ihm und griff zu, half ihm, schweigend und selbstverständlich.
Dankbar ließ Jarel es zu, lehnte sich schwer atmend an die Mauer, zog das rechte Knie an um seine Finger davor zu verschränken. Noch einmal ging er kurz in sich. Hatte er getrunken? Mühsam warf er einen Blick aus dem Augenwinkel auf das Regal an der Rückseite. Nein. Dort standen noch beide vollen Phiolen. Die hatte er nicht angerührt. Er hatte also weder getrunken noch versucht sich umzubringen.
„Kein Alkohol.“, versicherte er und suchte Wenzels Blick. Lügen hatte keinen Sinn. Also blieb nur die Wahrheit. Den richtigen Teil der Wahrheit zu wählen war schon schwer genug. Zu gerne hätte er einfach mit allem ausgepackt. Doch wo das enden konnte, hatte er mit Jakob zu spüren bekommen.
„Keine Drogen.“, fuhr er nach einem tiefen Atemzug fort.
„Es muss das Medikament gewesen sein. Ich war unaufmerksam. Nehme ich an.“ Mit einer fahrigen Bewegung fuhr er sich übers Gesicht und sah sich kurz um. Allein der Blick zum Becher reichte und sein Großkomtur drückte ihm den ohne großes Federlesen in die Hand. Behutsam nahm der Schattenläufer einen Schluck und bemerkte dann erst den aufbrandenden Durst. Wenn er es nicht besser wüsste, er hätte selber gedacht es war ein Rückfall.
Und dann…redete er von ganz allein weiter. Tacheles. Karten auf den Tisch. Einen Teil der Karten zumindest.
„Sokolov kenne ich von meiner Suche nach einem Knappen. Bin regelrecht über ihn gestolpert. Ein Reisender. Andere Welt. Nicht Azeroth.“ Erstaunlich, wie gut es tat, es einfach auszusprechen.
Wenzel wusste bereits viel schlimmere Dinge als das. Und auch wenn Jarel da falsch lag. NACH diesem Gespräch würde er es wissen.
„Brillanter Stratege. Überragender Nahkämpfer. Meine erste Wahl auf der Suche nach Unterstützung im Kampf gegen die Hexe.“
Und genau dies war der Teil der Wahrheit, den er arg beschnitt. Und tief in sich betete, der Großkomtur wurde den Köder schlucken.
„Wir stellen einen Trupp zusammen. Wenn Faslan vorher schon mächtig war, ist es nun noch schlimmer. Ein beauftragter Hexer kam gerade so mit dem Leben davon. Der nächste Schlag muss sitzen. Und bedarf einer akribischen Vorbereitung.“
So angenehm die Wahrheit vorher gewesen war, so scheußlich fühlte sich diese Halbwahrheit an.
Bei der Schatten kühler Umarmung. Er wollte aus dieser Situation raus. Nach Slava sehen. Bei Jakob sein. Die Schwäche abwerfen. Und endlich mit der Lüge aufhören.
Von allein senkte sich sein Blick matt nach unten.
Er fühlte sich leer. Furchtbar leer.
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Lebenslauf:

Der Mann auf dem Bett erregte Wenzels Mitleid, doch er zeigte nichts davon, blieb nur aufmerksam und half, wo er helfen konnte.
Kein Alkohol, keine Drogen, dafür Unaufmerksamkeit.
"So kenne ich dich nicht. Du weißt, ich habe immer ein offenes Ohr und du kannst mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit alles anvertrauen, was dich belastet." Unter diesem Siegel war es sogar belanglos, dass er der Komtur war - Konsequenzen waren rein religiöser Natur, solange es nicht um Hochverrat am Orden ging.
Wenzels Worte hatten etwas ausgelöst und dies wiederum sagte ihm, dass er Recht hatte mit seiner Vermutung. Allerdings konnte ihn nichts darauf vorbereiten, was als nächstes kommen sollte. Stumm hörte er zu, stand dann auf und ging die wenigen Schritte zwischen Tür und gegenüber liegender Wand, dann zurück und so weiter. Langsam, sich dabei den kurzen Bart streichend und mit undeutbarer Miene.
Sokolov.
Genau, das war der Name gewesen. Der 'Emporkömmling' wie der Hierarch ihn zu nennen beliebte. Ein Reisender also. Noch einer, aber nicht aus Jarels Heimat und voller nützlicher Eigenschaften wie ihm der Ritter versicherte. Bis auf den Punkt, dass er eben für Dijkstra arbeitete. Das konnte ein Problem werden. Nicht für ihn persönlich - Wenzel schätzte Effektivität - aber der Hierarch würde es nicht gern sehen, wenn irgendwer Brücken über die säuberlich gezogenen Gräben zimmerte. Und zu einem Teil war da auch beim Großkomtur immer ein gewisses Misstrauen gegen die Leute Dijkstras, was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte.
Er stoppte seine Wanderung, das Regal betrachtend. "Alles schön und gut, Jarel, nur hättest du ihn auch gleich für uns anwerben sollen." Wenzel wandte sich um und musterte den Mann auf dem Bett. "Die Weisung des Hierarchen war eindeutig: vor Dijkstras Emporkömmling, womit er wohl diesen Freiherrn von Sokolov meint." Er atmete durch, strich sich noch einmal über den Bart. Regungen, die der Mann sonst streng unter Kontrolle hielt. Diese Sache war heikel - er konnte Jarel verstehen, aber wenn der Hierarch davon erfuhr, wurde es kompliziert.
Wenzel verschränkte die Arme vor der Brust, gestikulierte aber mit einer Hand leicht. "Egal wie du es anstellst, diese Hexe muss in unseren Gewahrsam und auf einen unserer Scheiterhaufen. Und da dein neuer Freund nun schon mal hier war und von weiß das Licht wem gesehen wurde, will ich ihn kennen lernen. Ganz offiziell." Kenne deinen Feind, sofern er wirklich einer war. Vielleicht war er ja sogar nützlich.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Jarel konnte nicht verhindern, dass seine Augenbrauen eine Spur nach oben wanderten.
Wenzel wollte Slava kennenlernen.
Kurz wurde ihm so schwindelig, dass er schwer atmend um sein Bewusstsein kämpfte, der Becher entglitt seinen Fingern und landete auf seinem Schoß. Zum Glück leer. Sein Blick fand sekundenlang keinen Fokus uns rollte wie eine fallengelassene Kanonenkugel auf Deck einen schlingernden Kahns durch den Raum. Er brauchte eine gefühlte Ewigkeit sich zu fangen.
Bei allen Schatten. Hoffentlich verstand Wenzel das nicht falsch. Nein. Hoffentlich verstand er das nicht richtig!
Atmen. Konzentration. Haltung. Auch hier nein…die Sache mit der Haltung war schon längst am Arsch.
„Sokolov fehlt es am Glauben, Wenzel. Er würde zum Orden passen wie ein Schneemann nach Serrikanien.“, hob er Minuten später die Stimme wieder.
Wieder schluckte Jarel. Sie steckten in der Scheiße. Beide. Bis zum Kragen. Fliehen? Durchbrennen? Abhauen?
Nein. Jakob. Er konnte Jakob nicht im Stich lassen. Und er gehörte hierher. Er gehörte zu seinen Brüdern. Es musste einen Ausweg geben.
„Sokolov ist an der Stelle an der sich jetzt befindet maximal nützlich.“ Mit beiden Händen rieb sich Jarel über das Gesicht.
Ich werde ihm deinen Vorschlag unterbreiten. Aber auch er muss aufpassen, dass diese Kooperation nicht auffliegt.“ So wie er aufgeflogen war. So wie ALLES auffliegen würde, wenn er auch nur einen einzigen weiteren Fehler machte.
Kurz wollte ein Lachen in Jarels Kehle aufsteigen. Kein Gutes. Kein Fröhliches. Sein Verstand saßen in einer mit irrwitziger Geschwindigkeit voranschießenden gnomischen Raketenbahn ohne Bremsen und in sichtbarer Nähe fehlte mitten in einer Kurve ein Stück der Schienen.
Das
konnte
nur
schiefgehen.

„Wir werden die Hexe stellen. Und wir werden sie besiegen.“, versicherte Jarel und versuchte seine Stimme fest und sicher klingen zu lassen. „Und was auch immer von ihr übrig bleibt, wird der Ewigen Flamme überführt.“
Er hob den Blick und sah seinem Schwertherrn in die Augen. „Lass mich nur meinen Jungen noch einmal sehen, bevor wie losschlagen.“ Eine weitere Pause. „Und sag ihm nicht, was wir planen.“
Hoffentlich verstand Wenzel seinen jetzigen Zustand auf diese Aussage hin als Sorge um Jakob.
Er betete in seinem Inneren um Vergebung der Göttin für all den Betrug, all den Missbrauch und all die Lügen.
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Lebenslauf:

Von einem Moment auf den anderen war es, als wasche jemand den Rest Farbe aus Jarels Gesicht, der dort bis eben noch gewesen war. Angesichts der Umstände deutete Wenzel es ganz simpel: sitzen sollte der sture Mann einfach noch nicht, das machte sein Kreislauf nicht mit. Folglich war er schnell bei ihm, nahm ihm den Becher aus dem Schoß und bugsierte den sich fahrig wehrenden Ritter kommentarlos und unbeugsam wieder in die waagerechte. Er knüllte ihm sogar die Decke unter der Knie und während Jarel murrte, Sokolov fehle es an Glauben, prüfte der Komtur die Temperatur des Anderen - im Nacken, nicht auf der Stirn. Fast hätte er geschmunzelt bei der Erinnerung, wer ihm das beigebracht hatte. Als Knappe und Ritter waren sie ein seltsames Duo gewesen, denn der eine hatte fast ebenso viel gelernt wie der andere und Wenzel hatte Jarel in Rekordzeit in den Ritterstand erhoben.
Der Großkomtur saß nun wieder auf der Bettkante und hatte eine steile Sorgenfalte auf der Stirn, während Jarel redete und redete - ungewöhnlich genug. Um Kopf und Kragen? Worum ging es hier? Doch die ungesunde Gesichtsfarbe des anderen Mannes bewirkte, dass Wenzel sich etwas zurück nahm und als der Blick Jarels seinen endlich wieder suchte, legte er ihm - wie er hoffte - beruhigend die Hand auf die Schulter. Der Knappe mal wieder. Wenzel würde allerdings einen Teufel tun, Jarel jetzt auch noch damit zu belasten, dass der es aktuell scheinbar vorzog, ganz ohne Gesellschaft zu sein. Und ohne Wasser.
"Ich verbiete dir nicht, deinen Knappen zu sehen. Wie kommst du darauf? Und bevor du auf irgendwas losschlägst, kommst du auf die Beine. Bevor Betrand nicht seine Zustimmung gibt, lasse ich dich sowieso nicht aus der Komturei." Jedenfalls nicht durchs Tor, aber von anderen Möglichkeiten ging Wenzel aktuell noch nicht aus. Er setzte sich etwas zurück und vertrieb das Gefühl von Sorge, dass ihn kurz übermannt hatte mit einem Strecken der Schultern. Er musste nachdenken. Sicher war dieser Sokolov gut in was auch immer, sonst hätte Dijkstra ihn nicht da, wo er ihn hatte. Fragte sich nur, ob es das Risiko wirklich wert war. Denn wenn sie zusammen arbeiten würden, hieße das, jeder Schritt wäre Dijkstra bekannt wie er ihm bekannt wäre. Und wenn der Hierarch Lunte roch...
Er hatte keine Wahl. Das Bott saß bereits in der Strömung.
"Was den Freiherrn angeht - ja, überbringe ihm meine Einladung zu öffentlichen Andacht. Danach können wir reden und vielleicht entdeckt er ja doch ein Fünkchen Glaube. Denn wenn ihr diese Hexe jagt, bedarf es göttlichen Beistands." Die öffentlichen Andachten wurden von vielen Menschen der Stadt besucht, vor allem von jenen, die auf sich hielten. Ein Sehen und Gesehen werden, wie es wohl bei allen Veranstaltungen dieser Art immer auch war. Auch dass anschließend wichtige oder sich für wichtig haltende Leute das Gespräch mit Zhelin, Wenzel oder Robert de Ardh suchten, war normal. Ein besseren Rahmen konnte der Komtur Jarel und sich selbst gerade nicht bieten.
"Nur nicht, wenn der Hierarch zugegen ist. Aber das wissen wir erst am Mittag des Tages - seine Gicht." Er verfiel automatisch in einen Plauderton, damit Jarel sich wieder etwas entspannte. Gedanklich hing er aber immer noch der Frage nach, wieso sein Klingenmeister sich darauf einließ und ob es das wirklich wert war. Nun, er würde es erfahren. Auf die eine oder andere Weise.
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Jarel Moore
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Slava. Zur öffentlichen Andacht.
Jarel ging das gesagte in Gedanken noch einmal durch. Und noch einmal.
Wenzel schlug einen vertraulichen Ton an. Tröstlich. Da war er wieder, der scharfe Biss seines Gewissens. Trotzdem blieb sein Gesicht reglos.
Ich würde Jakob gern in der Klausur aufsuchen. Er war vor der Strafe schon nicht stabil. Nennen wir es…ein Bauchgefühl.“
Natürlich. ER hatte ihn destabilisiert. ER hat ihm von einem Trauma ins nächste gestoßen. Es war kein Bauchgefühl, es war das Wissen das etwas nicht stimmte. Nur würde er das Wenzel verschweigen. Die nächste Lüge. Das würde er nie wieder gut machen können.
„Ich werde Sokolov die Einladung persönlich überbringen.“, versicherte er rang sich ein schwaches Lächeln ab.
„Eine hervorragende Idee mit der Andacht. Morgen… Mittag also?“ Bis dahin war er auf den Beinen. Hatte er soeben beschlossen. Nur Bertrand würde nicht ganz so einfach zu überzeugen sein.
Und heute…würde er Slava noch eine Nachricht zukommen lassen. Ganz offiziell sogar.
Welch seltsame Wendung.
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ERZÄHLER
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Jakob. Immer wieder der Junge. Dafür, dass Jarel anfänglich keine besonderen Gefallen an der Idee eines Knappen gefunden hatte, hing er inzwischen deutlich mehr an diesem, als Wenzel das von den meisten anderen Ritterbrüdern kannte. Er wusste nur von einer handvoll, die so verschworen waren und es auch später blieben. Trotz aller Bruderschaft herrschte doch oft auch ein gewisser Konkurrenzkampf und wenn es nur darum ging, wer dem Drachen zuerst den Kopf abschlug. Im übertragenen Sinne verstand sich.
Wenzel überlegte. Nicht stabil hatte er im Angesicht der Anklage eigentlich nicht gewirkt, aber nach dem, was Bruder Kebal ihm am Abend zuvor berichtet hatte, war er sich nun nicht mehr so sicher. Er beschloss, erst einmal nachzuforschen, wie der aktuelle Stand der Aufregung war, bevor er Jarel dem aussetzte. Wenn er diesem jetzt sagte, sein Schützling habe sich verbarrikadiert, würde er nur Mühe haben, ihn hier im Bett zu halten. Eine gute Ausrede musste her.
Er seufzte bewusst. "Ich kann dich ja ohnehin nicht davon abhalten.", schmunzelte er. Sicher konnte er, aber die Mittel wären von größerem Kaliber. "Eine Bedingung: du ruhst dich aus und tust zur Abwechslung mal, was Welfenberg und Holzhammer sagen. Zum Abend kannst du Jakob dann meinetwegen anstelle Bruder Kebal das Fastenmal bringen." Es gab Momente, da hatte Wenzel den Eindruck, eine Horde zu groß gewordener Kinder dirigieren zu müssen.
"Und morgen dann Sokolov. Die Einladung sollte diskret erfolgen. Unsere Unterhaltung hier wird genügend Aufmerksamkeit wecken." Und kurz wirkte er doch, als zweifle er daran, dass das eine gute Idee war. Aber nein, er wollte keine heimlichen Treffen mit Agenten des Geheimdienstes anfangen. Das konnte nur auffallen. Die beste Tarnung war immer noch das Offensichtliche - ein neuer Freiherr, der sich seine Stellung unter den Oberen der Stadt erarbeitete. Er notierte sich innerlich, Ealco loszuschicken, ein paar Fakten über den Mann sammeln. Kurz zuckten seine Lippen, als ihm der Gedanke kam, den Freiherrn mit der Gräfinwitwe Helbel bekannt zu machen, doch nein, für Kasteiung lag noch keine ausreichende Tat vor.
"Ich schicke dir einen Anwärter der Guten Brüder. Er soll dir zur Hand gehen.", sagte er plötzlich seltsam gut gelaunt, erhob sich und schenkte noch einmal Wasser in den Becher, bevor er seinen Mantel nahm.
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Jarel Moore
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Der Schattenläufer atmete noch einmal durch. Und lächelte.
„Danke.“ WIE dankbar er war, konnte und sollte er besser nicht in Worte fassen. Er durfte zu Jakob gehen. Ganz offiziell. Egal wie der Junge nun zu ihm stand. Egal ob er sich einen anderen Rittervater suchen wollte. Er würde nach ihm sehen.
Der Anblick von Jakobs Rücken und das ihm nur allzu gut bekannte Muster hatten sich scharf in seine Erinnerung geprägt. Und was noch viel schlimmer war: Er konnte ihn sogar verstehen.
Kurz huschte Jarels Blick zur linken Ecke des Regals, während Wenzel ihm den gefüllten Becher in Reichweite platzierte.
Auf Holzhammer Holtmann zu hören…nun…wenn das der Preis war, dann würde er brav sein. Insgeheim hoffte er jedoch, Welfenberg würde erscheinen. Der sah einen wenigstens nicht an, als wäre man Schlachtvieh oder noch schlimmer, einfach durch einen hindurch.
Ich werde auf die Brüder hören.“, versprach er dunkel brummend, warm und durchaus nachgiebig.
Wenzel ging und Jarel sah ihm lange nach. Er hatte wirklich Glück mit seinem ehemaligen Rittervater, war so angenommen worden wie er war, mit all seinen Seltsamkeiten und Fehlern.
Und mit einer Vergangenheit, die ihn eigentlich an den Galgen gebracht hätte, und nicht in die Position des nächsten Anwärters zum Großkomtur. Er war hier richtig. An dieser Stelle. So lange er es nicht verbockte.
Gedankenverloren starrte er an die Decke, bis zu dem Zeitpunkt, bis der ihm zugewiesene Anwärter erschien um ihm zur Hand zu gehen.
Ein kräftiges Kerlchen mit kurzem, widerspenstigem schwarzem Haar, breiten Schultern und ungewöhnlich hellen wasserblauen Augen. Mislav war ein sehr ruhiger, gehorsamer und aufmerksamer Anwärter, strahlte Ruhe regelrecht aus. Wohl der Grund, warum Wenzel ausgerechnet ihn schickte.
Ob es nun an Anwärter lag oder am Klingenmeister selber, Jarel ließ sich mit ebensolcher Ruhe aufhelfen, schrieb einen Brief und schickte den jungen Mann dann mit dem verschlossenen und gesiegelten Umschlag los. Der arme Junge hatte zwar die Anweisung bei dem angeschlagenem Ritter zu bleiben, doch ein paar erstaunlich scharfe Worte des Klingenmeisters später eilte der Anwärter doch los, spurtete regelrecht. Flink wie er war schaffte es gerade noch rechtzeitig vor Holzhammer Holtmanns Eintreffen zurück zu sein.
Den Rest des Nachmittags hatte der junge Mann er nicht viel zu tun. Moore verhielt sich ruhig, hörte auf Holtmann, schlief, aß, trank.

Erst kurz vor dem Abendleuten bekam er wieder zu tun. Holtmann war bereits wieder fort und der Ritter ließ sich zum Abort geleiten, beim Waschen und ankleiden helfen.
Er bedankte sich sogar, bevor er ihn fortschickte. Ein durchaus angenehmer Tag für Mislav.
Besser als Dienst in der Küche oder Latrinenputzen auf jeden Fall.


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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

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vom Eisvogel
Vom zum Eisvogel
Datum: Früher Nachmittag des 9. August 1278
betrifft: Jacob, Jarel
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Wie in Trance Trance schlich Jarel zu seinem Häuschen zurück, trat ein, schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken daran.
Wenzel...
Einen Moment hatte er überlegt ob es nicht Ealco gewesen sein könnte.
Aber nein. Das war zu abwegig.
Er versuchte seine Gedanken zu ordnen.
Sein Verlobter rutsche in die Drogensucht ab.
Sein Knappe wollte die Ausbildung schnellstmöglich beenden um Abstand zu ihm zu gewinnen.
Und der, den er für seinen Freund gehalten hatte...
Wie hatte er nur so blind sein können.
Jarel sah sich um.
Sein Zuhause. Scheiße. Zumindest hier hatte er sich sicher gefühlt.
Was nun?
Als würde er neben sich stehen sah er sich selber zu, wie er zur Truhe an seinen Bett ging, den alten Seesack heraus zog und zu packen begann.
Seine Gedanken drehten sich um Jakob.
Er hatte es ihm versprochen...
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob war ins Dormitorium zurück gekehrt, hatte die schmutzige Garnitur Kleider genommen und war damit zum Brunnen gewandert. Die Augen hielt er offen, aber weder von Jarel noch von dem etwas krummen Guten Bruder war nichts zu sehen. Er wusch Hemd und Hose durch, rubbelte den Stoff intensiver als er es gewöhnlich tat - wurde sowieso bei erster Gelegenheit wieder durchgeschwitzt - spülte nochmal alles und wrang es aus, bevor er alles auf eine der Leinen hängte, die hier dauerhaft an drei Pfosten gespannt waren. Dann kehrte er ins Haus der Knappen zurück, strich herum und als Jarel eine gefühlte Ewigkeit später immernoch nicht aufgetaucht war, machte sich sein Knappe auf den Weg zu dessen Haus. Da untätige Knappen immer ein bevorzugtes Ziel für andere Ritter waren, um ihnen irgendwelche lästigen Aufgaben aufzuhalsen, füllte Jakob einen Eimer mit Brunnenwasser und schleppte ihn über den Hof. Es war heiß, Wasser konnte man daher immer brauchen, egal ob zum Trinken oder Waschen.
Vor Jarels Tür lauschte er kurz, hörte aber nichts. Er klopfte beherzt, lauschte wieder und versuchte die Tür zu öffnen. Es war nicht abgeschlossen, aber ein Herein hatte auch niemand erbeten. Vermutlich hatte Jarel es aufgrund seines aktuelle Handicaps einfach nicht gehört. Jakob steckte vorsichtig den Kopf durch den Spalt und schob sich dann samt Eimer ganz in den Raum. Seine Augen brauchten einen Moment, um sich nach dem sonnenhellen Hof an das Dämmerlicht zu gewöhnen, doch dann konnte er seinen Mentor ausmachen, der auf dem Bett saß, den Kopf in den Händen vergraben.
Jakob stellte den Eimer ab und war einen Moment unschlüssig, was er tun sollte. Sein Blick glitt kurz durch den Raum, der ihm verändert vorkam, aber er konnte den Finger nicht darauf legen. Die hellen Augen des Jüngeren kehrten zum Ritter zurück. Hatte der ihn überhaupt bemerkt? Und was war geschehen? Eben war er doch noch fast ausgelassen gewesen, trotz des chaotischen Ritts durch alle Höhen und Tiefen der letzten Tage.
Vorsichtig ging Jakob näher. Er vertraute Jarel, aber er wusste auch um dessen Gefährlichkeit. Leicht berührte er ihn an der Schulter... und erschrak selbst halb zu Tode, als Jarel völlig entsetzt zusammen fuhr und sogar vor ihm auf das Bett zurück wich. Jakob hob instinktiv beschwichtigend die Hände und sagte nutzlos: "Ganz ruhig, ich bin's nur." Die Panik in den Augen seines Rittervaters war verstörend, doch zugleich meldete sich Jakobs Zuneigung. Er setzte sich behutsam auf die Bettkante und tat etwas, was er so gesehen noch nie getan hatte: er griff zögerlich nach Jarels Hand.
Was zum Henker war passiert?
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