Außerhalb | Grashügel | Eine Meile östlich der Stadtgrenze auf einem Feld

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
Lysira
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Von all diesen Fragen bekam Lysira nichts mehr mit. Sie war längst in die entgegengesetzte Richtung aufgebrochen und folgte der Witterung der Feuerstelle. Immer mehr übernahmen wieder ihre Instinkte. Schmerz… Durst… Schmerz… Gier… Schmerz… der Geruch des Feuers wurde stärker… sie spürte, wie die Bestie sich aus ihrem Käfig zwängte und sie ließ es zu, denn das machte den Schmerz auch um einiges erträglicher. Es war nicht mehr weit, nur noch wenige Meter. Schon konnte sie den flackernden Schein des Feuers sehen. Es spielte keine Rolle mehr, wer ihr Opfer war… schuld, unschuld, gut, böse… welche Rolle spielte das schon? Niemand hatte eine weiße Weste, auch sie nicht. Alles was sie hatte, war der Durst. Sie würde töten… nur noch einen Augenblick. Gleich würde das warme pulsierende Leben ihre Kehle herunterrinnen, das Brennen, das die Durstkrämpfe in ihrem Innern auslösten zum Erlöschen bringen.

Wie die Motten nährte sich auch die Bruxa dem Licht. Vorsichtig, deutlich langsamer, als ihr lieb war. Das Gehöft bot deutlich weniger Deckung als ein Wald und sie wollte nicht zu früh bemerkt werden. Mit ihrem derzeitigen Aussehen konnte sie nur wenige ihrer Reize einsetzen um eines oder mehrere Potenzielle Opfer in ihre tödliche Falle zu locken. Obwohl der Durst sie geißelte, musste sie bedacht vorgehen. So schlug sie einen Bogen, während sie sich heranpirschte, verbarg sich hinter Mauern, um nicht zu viel Energie für die Unsichtbarkeit zu verschwenden. Noch immer lautlos wie ein Schatten nährte sie sich. Sie musste sich einen Überblick verschaffen. Durst… Schmerz… Gier… Schmerz…
Sie hielt inne, bis es abklang, schaute wieder auf, erblickte den Mann. Er war allein, bewaffnet… viel mehr konnte sie nicht erkennen.
Irgendetwas mahnte sie, sie wusste nicht, was genau… etwas an seinem Geruch? Sie zögerte… ,sei vorsichtig‘, mahnte sie ihr Inneres.
Das Klackern von Metall… vibrierte da etwas?
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Er hörte und sah erst sehr spät, was da angeschlichen kam, erst als der Medaillon sanft zu vibrieren begann... Ein ungewohntes Gefühl. Jahrelang hatte er keines mehr getragen und nun lag es wieder in seiner Hand und zeigte ihm, dass das was sich näherte eine schwache magische Signatur hatte.
Er streifte ein wenig die Kapuze zurück, um sehen zu können was es war, wollte schon nach seinem Krummdolch greifen, doch dann nahm er doch das Silberschwert auf.
Auch das ungewohnt. Viel zu lange hatte er seiner eigenen Schule den Rücken gekehrt gehabt, doch wie viele gab es noch von ihnen?
Brehen war tot, Aiden ebenso und Jad Karadin hatte sich zur Ruhe gesetzt...
Axel, Cedric, Joël, Kiyan... die guten hatte es allesamt erwischt. Bei Schrödinger wusste man es nie ganz genau, aber auch beim ihm musste er davon ausgehen, dass es ihn nicht mehr gab.
Nun war auch Gaetan tot.
Es war nicht ausgeschlossen, dass der Versager Reuven und er die letzten waren.
Warum hatte nicht Gaetan überleben können?
Der dachte schneller, handelte konsequenter. Reuven dagegen zog das Pech an wie die Scheisse die Fliegen, und der schaffte es sogar noch, sich beim wichsen die Finger zu brechen. Auf den hätte er verzichten können, aber sie hatten ihm Gaetan weggenommen.
Er richtete sich auf, und aus goldgelben Augen starrte er die Bruxa an, unverkennbar. Sie war fast verwandelt, also hungrig, durstig und auf der Jagd.
Sie war sehr nahe gekommen, doch das schreckte ihn kaum. Das war genau die Art Ablenkung, die er jetzt gut gebrauchen konnte.
"Na wunderbar. Das hat mir noch gefehlt... Komm nur her, dein Kopf als Trophäe ist mir willkommen."
Lysira
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Lysira wich zurück. Ein Hexer also… das hatte gerade noch gefehlt. Mit einer geschmeidigen Bewegung stellte sie den ihrer Ansicht nach nötigen Sicherheitsabstand wieder her, wobei das seidige schwarze Haar sich über ihre Brüste legte und so auch die noch immer tiefen Wunden bedeckte. Die Bestie in ihr sträubte sich vehement, wieder in ihren Käfig zurückgepresst zu werden und so ganz gelang es ihr auch nicht, die schwarzen Augen funkelten den Hexer noch immer an, doch zumindest ihr Verstand drängte sich immer stärker zwischen die Instinkte.
Jahrelange Erfahrung sagte ihr, dass es am klügsten wäre, nun einfach abzuhauen, doch auch das konnte sie nicht. Nicht bevor sie eine entscheidende Sache nicht wusste.
Die Bruxa zwang ihre Stimmbänder ihr zu gehorchen und schon fühlte sie wieder den gewohnt sanften, zarten Tonus, der ihr nun über die Lippen kam.
„Ich wüsste nicht, dass irgendjemand ein Kopfgeld gegen mich ausgeschrieben hätte, das diese Trophäe wert wäre, Hexer“, sagte sie ruhig, während sie, weiterhin den Sicherheitsabstand wahrend, geschmeidigen Schrittes um ihn herumging, um notfalls genügend Platz zu haben, um nach hinten ausweichen zu können. Ihr Blick fiel kurz an dem Hexer vorbei an der Häuserwand entlang, wo sich die Reben schon mit wachsender Fülle entlang wanden, umspielt von großflächigen sattgrünen Blättern. Kurz ruhte er darauf und sie lächelte auf eine unergründliche Art, das ihre Augen nicht mit betraf. In ihnen lag nur Schwärze und… Trauer?
„Es ist selten, hier im Norden so prächtigen wilden Wein zu finden. Ich musste mich vergewissern, dass jemand dieses Feuer in Schach hält, es wäre zu schade gewesen, hätte es diesen seltenen schönen Anblick vernichtet. Wart ihr jemals in Toussaint? Dort gedeiht der Wein besonders prächtig zu dieser Jahreszeit.“
Diese Frage stellte sie beinahe beiläufig, obgleich sie für Lysira das alles Entscheidende war. Im Normalfall wäre sie klug genug, sich nicht auf einen Kampf mit einem Hexer einzulassen. Doch gab es einen einzigen Hexer, für den sie eine Ausnahme machen würde.
Für den Moment stand sie zwar in entsprechender Entfernung, aber quasi unbewaffnet vor ihm, die Krallen eingezogen, die Reißzähne bis auf zwei spitze Eckzähne eingefahren. Ein Umstand, der sich schnell ändern ließ, doch rechnete sie im Augenblick nicht damit, dies zu tun. Sie glaubte nicht an solch gravierende Zufälle. Und dennoch konnte sie nicht umhin, sicherzugehen.
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Er ließ langsam das Schwert sinken, er hätte es schnell genug wieder oben.
"Kopfgeld? Nicht dass ich wüßte, aber weißt du was mir das ist? Scheißegal."
Er wollte ihr noch drohen, wenn sie auch nur einen Schritt näher käme... aber das war nicht nötig, sie wich von selbst zurück. Und dann kam sie auf den Wein zu sprechen, der hinter ihm die Mauer überwucherte als hätte er nichts besseres zu tun.
Eine Bruxa, die Plaudern wollte. Der Tag versprach noch interessant zu werden. Nur war ihm ganz uns gar nicht nach Plaudern zumute.
Wie die meisten Hexer unternahm auch Dimitar keine unnötige Anstrengung ohne dass er bezahlt wurde, aber gerade war ihm danach Blut zu vergießen, schuldiges oder unschuldiges, bezahltes oder unbezahltes war ihm dabei egal.
Wie sehr er darin gerade dem Monster glich, dass vor ihm stand hätte ihn dabei vermutlich nicht einmal verwundert.
Das Blut der Elfe, dass immer noch an seinen Händen klebte hatte den Verlust nicht wett gemacht. Elfen kamen nach, selten vielleicht, aber es wurden immer noch welche geboren. Das galt nicht für Hexer. Die Geheimnisse die zu ihrer Erschaffung notwendig waren waren verloren. Er selbst hütete noch einen kleinen Teil des Schatzes, der war aber bei weitem nicht genug. Sie hatten es versucht und waren gescheitert.
Und so konnte er die Trauer in den Augen der Bruxa die ein Stück mehr einer jungen nackten Frau glich, nicht sehen. Zu sehr füllten Schmerz und Hass und ...auch Trauer den eigenen um noch Platz zu lassen für irgendetwas anderes. Und dann gehörte er einer Generation an, jener, der man tatsächlich versucht hatte jedes Gefühl auszumerzen. Auch das ein Fehlschlag.
Worauf sie hinauswollte wußte er nicht, es war ihm auch gleich.
"Tuissant? War nie dort... Ist mir im übrigen auch ...scheißegal."
Lysira
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Besonders freundlich war er ja nicht, dieser Hexer. Aber Lysira glaubte ihm. Er war nie in Toussaint gewesen und somit konnte es sich bei ihm auch nicht um den Mörder Oriannas handeln. Wie viel unschuldiges Blut an seinen Händen klebte, vermochte sie nicht zu sagen, doch ging es sie nichts an. Monster waren sie letztlich beide und an diesem Abend sollte keines von ihnen sterben. Der Bruxa war es das nicht wert.
Der Durst wurde allmählich quälend, doch wusste sie, dass es sehr schmerzhaft sein konnte von einem Hexer zu trinken. Ihre Lider senkten sich und als sie wieder zu ihm aufblickte, spiegelte sich der Feuerschein in den metallisch glänzenden Iriden. Sie hatte es geschafft, sei es nun durch die Erleichterung oder durch die Ernüchterung, dass er nicht derjenige war, auf den sie ihre Wut zentrierte.
„Wie schade. Unterschätzt niemals den Wert schöner Anblicke. Mit der Zeit kommt die Gewohnheit und mit der Gewohnheit werden sie seltener. Gehabt Euch wohl, Hexer.“
In ihrer Stimme klang dieselbe Wehmut mit, die ihren Blick erfüllte, doch zeigte sie sich betont freundlich, vielleicht auch ein wenig, um den Hexer auf seine eigenen Frevel hinzuweisen. Sie verneigte sich sogar, ehe sie noch weiter zurückwich. Sie würde erst in einiger Entfernung riskieren, ihm den Rücken zuzuwenden, hier war insgesamt der Überlebenswille deutlich stärker als der Durst, obgleich ihr schon bewusst war, dass es nun langsam aber sicher unschön wurde. Und bei dem Gedanken, dass es nun noch einige Stunden dauern konnte, bis sie eine adäquate Beute finden würde, wurde ihr ganz anders.
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Ein schöner Anblick war dem Hexer auch... ja, richtig, scheißegal. Für Schönheit fehlte ihm der Blick, war es nicht die ebenmäßige Schneide einer Klinge, ein eleganter Kampfstil.
Ebenso egal alle Fragen der Moral.
Er war selbst ein Monster, das hatte er längst akzeptiert, er hatte den Selbstanspruch des edelmütigen Rächers längst aufgegeben, wenn er diesen denn je im Banner geführt hatte. Er hatte seine Klingen an Könige verkauft und an Grafen und Barone, hatte Monster wie Menschen geschlachtet und umgekehrt und eine Weile gut daran verdient. Und er hatte überlebt. Bis jetzt.
Er hatte die Klinge wieder in der Scheide versenkt, legte das Schwert langsam weg. Sollte sie doch angreifen wäre er schnell genug mit den Krumdolchen bei der Hand.
"Was willst du mit Touissant? Das ist das Revier des verlogenen weißen Wolfes. Von den anderen geht da keiner hin."
Eigentlich war ihm nicht nach reden, aber das mit dem Töten war ihm dann doch vergangen. Etwas dass aussah wie eine nackte Frau, auch wenn es keine war und obendrein noch verletzt, verschaffte kaum Befriedigung wenn man es tötete. Er würde andere finden.
Lysira
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Die Worte des Hexers ließen die Bruxa kurz in ihrer Bewegung innehalten. ‚Revier des Weißen Wolfes‘… etwas schien kurz in ihren Augen aufzublitzen. Er war also doch noch dort. Hoffentlich passte Thalna gut auf sich auf.
Einen Moment stand Lysira da wie angewurzelt. Dies war eindeutig der falsche Ort und der falsche Zeitpunkt um eine solch gravierende Entscheidung zu treffen, aber es ließ ihr keine Ruhe.
„Eine offene Rechnung begleichen. Habt Dank für diesen wertvollen Hinweis.“
Ihr Lächeln war erloschen, in ihrer Stimme klang nun Entschlossenheit mit. Wären die Bedürfnisse ihrer inneren Bestie gerade weniger aufdringlich, wäre sie vielleicht geneigt gewesen, alle Vorsicht über Bord zu werfen und sich zu dem Hexer zu gesellen, um ihn zu jenem weißen Wolf zu befragen, aber was nützte ihr zusätzliches Wissen, wenn sie niemals dort ankäme? War es überhaupt nötig, mehr zu wissen als wie man ihn nannte und wo er sich befand?
In ihr schien sich etwas zusammenzubrauen. Und da war sie wieder, die Stimme der Vernunft, die sanft das in ihr schreiende Tier umfing.
,Einen Schritt nach dem anderen. Erstmal musst du jagen, dich nähren. Dann zu Ende bringen, was du hier begonnen hast. Und dich auf dein eigenes Ende vorbereiten.‘
Ein tiefes Durchatmen. Er schien ihrem Feind gegenüber nicht sonderlich zugetan zu sein, somit glaubte sie nicht, dass ihr ihre Offenheit hier zum Verhängnis werden würde. Dennoch wollte sie erst die Antwort des Hexers abwarten, ehe sie sich umwenden würde, um zu gehen.
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Dimitar zuckte nur mit den Schultern.
Keiner der Kater schätzte die Wölfe besonders. Gut, sah man einmal von Aiden ab, den bis zu seinem frühen Tod eine viel zu innige Freundschaft mit Lambert verbunden hatte. Doch Lambert lebte noch, Aiden war tot.
Gut, der weiße Wolf hatte Letho verschont und Jad Karadin und auch Gaetan... aber musste man nun schon dankbar sein, wenn einen die eigenen Brüder nicht erschlugen?
Die Wölfe schienen das so zu sehen und aus diesem Grund waren die Kater nicht die besten Freunde der Wölfe und es schien dem Hexer auch nicht wie Verrat, dieser niederen Vampirin zu sagen wo sie ihn fand. Vielleicht ahnte er sogar worum es ihr ging. Von dem Massaker, dass der Hexer unter den Vampiren des Weinlandes angerichtet hatte hatte wohl jeder aus seiner Zunft gehört. Manches sprach sich eben herum. Und gerade dieser eine Hexer war weithin bekannt für seine Doppelmoral. Kein Kater hielt so sehr seine Fahne in den Wind wie dieser Wolf, bezeichnete sich mal als neutral um im nächsten Moment König Henselt persönlich die Kehle durchzuschneiden... oder es einem Temerier zu überlassen und untätig daneben zu stehen. Das Geheimnis wurde gut gehörtet, aber letztlich war es schon egal, wer den Streich geführt hatte.
Der weiße Wolf spielte sich als Retter der Anderlinge auf und erschlug dann unnötig Greifen und Wyvern die keinen bedroht hatten, für die es nicht einmal einen Auftrag gab. Auch das sprach sich herum.
Allerdings war es durchaus fraglich, ob diese kleine Bruxa alleine eine Chance hatte gegen einen der auch schon höhere Vampire gemordet hatte.
Allerdings war das wiederum nicht sein Problem.
"Irgendwann hast du auch einmal eine Information für mich. Ich vergesse nie etwas."
Er nickte noch und setzte sich wieder an's Feuer als sich die Bruxa entfernte.

<geht hier weiter>
Lysira
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„Bestimmt werde ich das“, sagte sie und zwang sich noch zu einem letzten Lächeln, ehe sie sich umwandte und wieder in der Nacht verschwand. Sie glaubte nicht daran, dass sie den Gefallen wirklich einmal würde erwidern können, dass sie ihm jemals wieder begegnen würde. Für sie war klar, dass sie nach ihrem Aufbruch nicht zurückkehren würde. Sie würde sterben und ob sie in der Finsternis des endgültigen Todes so etwas wie Frieden finden würde, hing davon ab, ob sie den Besitzer jener Klinge, die einst ihrer Schwester das Ende bereitete mit in den Tod reißen konnte, ehe sie selbst durch dieselbe Klinge ihr Ende fände.
Erst in einiger Entfernung von Hexer und Feuerstelle ließ sie die Selbstbeherrschung wieder Stückchenweise locker, kämpfte nicht mehr gegen die Bestie an und ließ sie die Nahrungssuche übernehmen. Sie war innerlich so aufgewühlt, dass ihr nun alles Recht war, solange es nur ihren Durst stillte. Sowohl den des Tieres als auch den ihrer Wut.
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Es dauerte einige Zeit, bis Lysira fündig wurde. Wohl hätte sie schneller etwas gefunden, wenn sie in die entgegengesetzte Richtung aufgebrochen wäre und sich den verbleibenden Elfen, die den Hexer verfolgten angenommen hätte, aber er war trotz allem immer noch ein Hexer und ehe sie ihre Jagd fortsetzte, hatte sie sich vor allem darauf konzentriert, möglichst viel Distanz zwischen sich und den Monsterschlächter zu bringen.
Nach einiger Zeit fand sie den Tross, den sie gesucht hatte. Ein Wagen, mehrere Pferde, sieben bewaffnete Männer. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass es so viele waren. Anscheinend hatte sich der Rest der Bande zusammengerauft, weil sie befürchteten das mysteriöse Verschwinden ihrer Kameraden sei auf einen Kopfgeldjäger zurückzuführen. Ein Teil der Bande schien sogar der festen Ansicht, dass man ihnen einen Hexmann auf den Hals gehetzt habe, während der Anführer darauf beharrte, dass Hexmänner nur Ungeziefer und Missgeburten, die so fürchterlich waren wie sie selbst zur Strecke brächten. Zumindest ging dies aus dem angeregten Gespräch hervor, das Lysira aus dem Dickicht heraus belauschte. Als schließlich jener Anführer seiner Truppe befahl, sich abreisefertig zu machen, während er sich aufmachte, seine Blase zu entleeren und danach den kleinen See, der eher ein Tümpel war aufzusuchen, um seinen Wasservorrat aufzufüllen, sah die Bruxa ihre Gelegenheit gekommen. Sie positionierte sich im See, ungefähr hüfthoch im Wasser stehend mit dem Rücken zu der Stelle, wo der Bandit auftauchen würde, legte die Haare wieder so über die Wunde, dass sie versteckt lag und begann sich in scheinbarer verträumter Ruhe zu waschen, während sie sang.
[https://youtu.be/cdKC1V66O-4]
Sie hörte ihn in ihre Falle tappen, noch ehe er etwas sagte, das Lied unterbrach.
„Na wen haben wir denn hier? Bist sicher ziemlich weit weg von Zuhause… hast du dich verlaufen?“
Sie hörte das grobe Platschen, als er ins Wasser kam, hielt inne ohne sich zu rühren, als wäre sie erstarrt. „Hmm…“, sagte sie in hohem, mädchenhaften Tonus, ohne sich umzuwenden. Das Plätschern kam näher.
„Wenn du ganz brav bist, nehmen wir dich mit, meine Jungs und ich…“
Sie konnte sein Grinsen quasi hören, ebenso wie seinen schweren Atem, der näher kam.
„D-das ist sehr f-freundlich von Euch. A-aber was meint Ihr mit b-brav?“ Noch immer wandte sich Lysira nicht um. Ganz langsam setzte sie sich in Bewegung, parallel zum Ufer von ihm weg, langsam genug, dass es ihm nicht schwerfiel, hinterher zu kommen.
Er lachte. „Das weißt du bestimmt, und wenn nicht, wirst du‘s heute lernen.“
Mühelos schloss er zu ihr auf, sie beschleunigte ihre Bewegungen, gezielt ineffektiv, ließ sie panisch wirken.
„Nein! Bitte… ich bin noch Jungfrau!“
Eine Hand an ihrer Schulter. Sie befand, dass er schuldig genug war, schien wieder kurz zu erstarren, ließ sich von ihm packen und umdrehen. Vielleicht hätte er etwas merken können angesichts dessen, dass sie sich ebenso kalt anfühlte wie der See in dem sie standen. Doch das Blut sammelte sich gerade an anderer Stelle als in seinem Gehirn. Und so kam sein Schreckensmoment etwa 1-2 Sekunden später, als sein Blick auf den herausragenden Schlüsselbeinknochen fiel, die die totenblasse Haut, die sich dünn über den ausgemergelten Körper zog, an einigen Stellen so tief eingerissen, dass man weitere Knochen darunter hervorblitzen sah. Ihr Gesicht schien sogar noch blasser als ihr Körper, dunkle Adern schufen hier entsprechende Kontraste. Dunkle Schatten hatten sich um pechschwarze Augen gelegt, die Augen eines Monsters und sie fixierten ihn. Als er in Panik geriet und einen Sprung rückwärts machen wollte, kam er nicht weg, sie hatte ihre Arme um ihn gelegt und hielt ihn mit unmenschlicher Kraft fest.
Die pechschwarzen Lippen verzogen sich erst zu einem kindlichen Lächeln, dann zu einem immer breiter werdenden Grinsen. Zu weit um anatomisch noch korrekt sein zu können und die Reihen Rasiermesserscharfer Haifischartiger Zähne kamen zum Vorschein. Sie lachte. Kalt, unnatürlich, verzerrt.
„Warum denn so eilig? Du wolltest mir doch noch zeigen, wie man ein braves Mädchen ist.“
Sie kostete seine Angst, seine blanke Panik noch einen Moment aus, spürte wie er in ihren Armen zappelte, sich freizukämpfen versuchte, schrie. Doch der Durst war inzwischen zu seinem eigenen Glück größer als ihr Spieltrieb. Sie biss zu, während ihre langen Krallen sich tief in seinen Rücken bohrten. Sie drängten sich durch Haut, Muskeln, Sehnen, Knochen… zwischen den weichen warmen Organen vorbei. An ihrer Hand fühlte sie das Herz Pumpen. So viel Blut, so viel Leben. Sie trank gieriger, trank seine Angst. Welch betörender Rausch. Schon spürte sie, wie ihre blutverschmierten Krallen, die vorne aus ihm herausschauten ihren eigenen Körper berührten. Das Pumpen wurde schwächer, sein Herzschlag versiegte. Schade irgendwie. Es war zu schnell gegangen. Sie wollte mehr.
Mit einem kräftigen Ruck riss sie seinen Körper auseinander. Es war keine saubere Zerteilung, aber brachte den erhofften Effekt: Das restliche Blut, das sich noch in seinem Organismus befand spritzte ihr entgegen. Sie gab ein wohliges Schnurren von sich, empfing es mit ihrer Haut wie einen warmen Sommerregen. Und sie wollte immer noch mehr… mit einem Platschen fiel der zerrissene Tote vor ihr ins Wasser. Sie schaute in seine leeren, gen Himmel gerichteten Augen. Berauscht und doch unbefriedigt.
Sie wollte mehr… und sie wusste, es gab noch mehr von ihnen. Die Stimme der Vernunft prügelte sich mit der Bestie, wie immer. Doch dieses Mal war die Wut so groß, dass sie sich wieder aufhob und die Stimme der Vernunft gewann… oder sie solange aufhielt, bis der Rausch voll einsetzte. Es war kein guter Rausch. Noch während sie sich das Blut von den Händen und Unterarmen leckte, überkam sie das Kichern, doch wurde es nicht zu einem Lachen sondern zu einem Schluchzen. Sie wollte mehr… diese Leere in sich füllen mit dem Schmerz, der Qual, der blanken Panik ihrer Opfer. Mit ihrem Blut, so warm, so pulsierend, so berauschend, so voller Leben. Sie wollte spüren, wie es ihnen entwich, flüchtig wie eine orgasmische Welle, die langsam abebbte so wie das Leben des in den letzten Zuckungen liegenden Opfers. Aber es gab keine weiteren Opfer.
Oriannas Stimme in ihrem Kopf… „wie oft muss ich dir eigentlich noch erklären, dass man nicht mit dem Essen spielt?“ streng hatte sie geblickt, zu streng, gekünstelt. Sie hatte ihr nie lange böse sein können. Ihr Mundwinkel hatte gezuckt, dann hatte sie gelächelt. So liebevoll. Und sie hatten gelacht, gemeinsam gelacht, gemeinsam im Rausch. Dieses Funkeln ihrer sonst olivgrünen Augen. Plötzlich hatten sie wie Smaragde ausgesehen. Smaragde bei Sonnenaufgang.

Das Bild erlosch. Der Sonnenaufgang blieb. Sie lag nackt inmitten eines Feldes, die Hälme der Pflanzen pieksten ihr grob in den Rücken. Getrocknetes Blut klebte an ihrem Körper, das Salz von Tränen in ihrem Gesicht. Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie geweint hatte und auch nicht, wie sie hergekommen war. Aber die Sonne ging auf. Und Sarray war alleine mit einem Vran. Und sie hatte versprochen nach der Jagd zurück zu kommen.
Lysira schreckte hoch, sah sich um. Es war dieselbe Stelle, an der sie sich den Kampf mit dem Vran geliefert hatte. Ihre Wunden waren fast komplett verheilt, nur eine kleine dunkle Stelle am Schlüsselbein, die aussah wie ein Bluterguss blieb.
Auf dem schnellsten Weg machte sich die Bruxa auf dem Rückweg zu Sarrays Haus. Natürlich bereitete es ihr keinerlei Schwierigkeiten, unbemerkt dorthin zu gelangen, doch vergaß sie in ihrer Eile vollkommen, das Blut abzuwaschen.

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