Privatwohnung | Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

von hier
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Lautlos wie eh und je schwang sich der Schattenläufer über das Geländer des Balkons und enterte das Obergeschoss der Wohnung, in der sein Verlobter lebte.
Einen Moment blieb er unter dem Fenster am Boden hocken und sah sich um.
Ja. Das hier fühlte sich an wie ein Zuhause. Ein geschützter Raum. Seitdem er wusste, dass sein Rittervater hier angeschossen worden war nicht mehr ganz so geschützt, aber immer noch ein Zuhause.
Seine Müdigkeit war wie weggeblasen. Vermutlich dem Adrenalin geschuldet und aller Wahrscheinlichkeit nach würde sich das schon bald böse rächen, aber im Moment konnte er nur an das eine denken. Slava zu sehen.
Brav zog er die Stiefel aus und schlich als erstes, zwei Stufen gleichzeitig nehmend, nach oben.
Er hatte sich zwar Mühe gegeben unbemerkt zu bleiben, aber der Spion sah beinahe im selben Moment vom PDA auf in dem er gerade las, in dem er den Raum betreten hatte.
„Hey…“ Jarel brachte die letzten Meter ungeduldig hinter sich und zögerte nicht, Slava in die Arme zu nehmen. Wann hatte er ihn zuletzt gesehen? Vor einer Woche? Vor zwei?
Kaum zu glauben, dass es erst ein Tag war…
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Morgen des 11. August

Irgendwann musste alle schlafen gegangen sein... jedenfalls war es ruhig gewesen als er irgendwann nachts aufstand um auszutreten.
Allerdings waren sie morgens dann schon wieder fast alle wach als er erneut aufstand um sich zu waschen. Schura war als sein Vertreter auch jetzt unterwegs um sich auf der Wache umzusehen, später würde er vielleicht sogar eine kurzfristige Einsatzbesprechung vornehmen. Er frühstückte etwas, dann zog er sich wieder nach oben zurück um zu lesen. Er überflog die letzten Berichte aus der Zone, was nach seinem Verschwinden geschehen war... und was nur wenig Potential hatte ihn zu beruhigen.
Was ihm einfach ganz und gar nicht gefiel war seine eigne Untätigkeit. Hier zu sitzen und andere seine Arbeit tun zu lassen. Deshalb las er, es lenkte ihn ein wenig von der aktuellen Sorge ab... Sie mussten das Problem mit den Nilgardern lösen, so schnell wie möglich. Aber der Unsicherheitsfaktor war nun Jarel.. der sich in der letzten Zeit nicht an Verabredungen hielt, nicht oder erst spät auftauchte und dann... ja, stank als habe er die Nacht durchgesoffen...
Es war möglicherweise sogar der Geruch gewesen, der ihn verraten hatte, aber er erwartete ihn auch tatsächlich und war daher wachsam bei jedem Geräusch.
Das war der Grund weshalb er aufsah als Jarel versuchte nach oben zu schleichen.
Nur warum schlich er? Schlechtes Gewissen? Wollte er ihn testen?
Seine eigene AK lag nun neben ihm, für den Fall, das wieder jemand versuchte nach dem missglückten Schuss einzudringen, und hätte er Jarel nicht erkannt, er hätte vermutlich gezielt und abgedrückt, so zog er die Hand wieder zurück, die schon nach der Waffe greifen wollte.
Er hatte sich zu sicher gefühlt, aber das würde nun ein Ende haben.

Slava war versucht statt einer Begrüßung gleich wieder mit der Tür ins Haus zu fallen und ihn mit den Worten "Du stinkst!" zu empfangen. Ein wenig war das wohl wirklich seine Art, einfach wegzulassen, was ohnehin Konsens war, wie eben Begrüßungen und sofort zum Punkt kommen, zu dem was einer Mitteilung bedurfte. Dass nicht jeder genauso dachte und vor allem das gleiche zur gleichen Zeit und dass man manchmal den anderen erst dort abholen musste wo er stand... er würde es lernen müssen. Ebenso wie Smalltalk, Höflichkeiten und Etikette dieser fremden Welt.
Also küsste und begrüßte und umarmte er Jarel auch, zunächst.
Aber dann: "Du solltest ein Bad nehmen."
Er zwinkerte, kommentierte allerdings nicht den Rotwein, den er zwischen Schweiß und ungewaschener Kleidung roch.
"Und etwas essen und mir dann erklären was geschehen ist."
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Slava wirkte…distanziert.
Bildete er sich das ein? Stieß er ihn gerade zurück? Nein…das konnte nicht sein. Durfte nicht sein.
„Verzeih meine mangelnde Körperhygiene. Es war eine harte Nacht und ich hatte es eilig, zu dir zu gelangen.“ Er lächelte entschuldigend. Den kleinen Abstecher ins Bad ließ er unerwähnt. Das würde er früh genug beichten müssen.
„Konntest du den Doppler finden?“, erkundigte der Schattenläufer sich als erstes. Als sein Verlobter ihm das bestätigte, begann er zu erzählen.
Er redete etwas zu schnell, wirkte aber durchaus konzentriert, nur Slavas Ersuchen sich zu Waschen und etwas zu essen ignorierte er. Oder hatte er das nicht wahrgenommen?
„Gestern habe ich nach der Abendmesse von Herrenloh aufgesucht.“, begann er unaufgefordert zu berichten. Jarel nahm Slavas Hand in seine und begann diese zu streicheln, unablässig mit den Fingern des Spions zu spielen.
„Ich erklärte mein Bedauern darüber, wie übel es gelaufen war. Er war…sturzbetrunken und aufgebracht.“ Wie es wohl gelaufen wäre, hätte Wenzel den Wein nicht getrunken hätte? Säße er dann jetzt in der Zelle? Wäre er auf der Flucht?
Der Blick des Ritters huschte unruhig im Raum umher. Die Müdigkeit, die ihn am Morgen geplagt hatte war vollständig verschwunden. Mehr noch. Er hatte das Gefühl Bäume ausreißen zu können. Nein…ausreißen zu müssen.
„Er war so wütend, dass er einen Pokal Wein in den Kamin warf. Und der neue, den ich ihm brachte fiel ihm voll wie er war aus der Hand.“ Ob mit ‚voll‘ nun der Pokal oder der Großkomtur gemeint war, bleib ungeklärt.
Einen Moment ließ Jarel Slavas Finger los um sich vom Nachbarbett eine Decke zu fischen und sich selbst um die Schultern zu legen. Und das, obwohl er vollständig bekleidet und kräftig durchgeschwitzt war.
„Während ich die Panne beseitigte rang Wenzel plötzlich nach Luft.“ Wieder suchten die Finger des Schattenläufers die des Spions und spielten weiter.
„Der Wein war vergiftet. Schierling. Der Kampf um sein Leben dauerte…lange…“
Der Blick des Schattenläufers verlief sich einen Moment im nichts und auch seine Finger bewegten sich nicht mehr. Fast wie bei einer Uhr, die stehengeblieben war, hielt sogar die Luft an. Es war so furchtbar knapp gewesen. Fast so knapp wie bei Slava. Und auch hier lebte der Patient nur des irrwitzigen Umstandes wegen, dass durch Zufall ein Mittel aus einer anderen Welt zur Verfügung gestanden hatte. Etwas, das es eigentlich nicht geben durfte.
Ein Ruck ging durch den Ritter. Er atmete durch und fuhr im gleichen Moment fort.
„Wir denken, er ist über den Berg. Der Großspittler ist bei ihm. Und nachdem er am Morgen wieder halbwegs bei Sinnen war hat er….er hat…“
Jarels Blick ruckte zu Slava. Er versuchte die Augen die er so sehr liebte zu fixieren. Dieses wunderschöne Grün. Diese wundervollen Raubtieraugen. Er schaffte es nur kurz, bevor sein Blick sich wieder verlor. Der Schattenläufer lächelte schief, während er seine rechte von der Slava löste und sie zitternd hochhielt. Der wuchtige Siegelring am kleinen Finger war nicht zu übersehen.
„Daher bin ich so spät. Es gab einiges zu regeln. Jakob wird morgen nach Wyzima aufbrechen. Dann ist er aus der Schusslinie.“
Gedankenverloren nestelte Jarel an der Decke um Slavas Schultern, zupfte diese zu Recht.
„Jemand hat versucht den Großkomtur zu vergiften. Jemand aus unseren Reihen. Weil wir an etwas dran sind. Zu nah an Hemmelfart….“ Die Bewegungen der Finger des Schattenläufers, der immer noch an den Fingern des Spions spielten, wurden langsamer, erstarrten irgendwann. Nur sein Blick erstarrte nicht, der wanderte immer noch immer wieder zu Slava…und wieder weg. Er blinzelte heftig, bevor er fortfuhr.
„Eine Gestalt des Dopplers ist die eines braunen Wolfhundes. Ich habe die vergiftete Weinflasche gesichert und hoffe mit Hilfe ihres Geruchssinnes Beweise zu finden. Um sicher zu sein. Nur weiß ich nicht, was ich tun soll, wenn ich das finde, was ich zu finden gedenke.“

Ein weiteres Blinzeln. Ein weiteres Durchatmen.
„So viel von meiner Seite. Wie fühlst du dich? Konntest du dich etwas ausruhen?“
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Es war kein zurückstoßen in dem Sinne, und es ging auch nicht direkt um die Körperhygiene, sondern um das was der Mangel daran eben bedeutete. Das Ungewaschene selbst störte ihn nciht einmal, er kannte das es aus der Zone meist gar nicht anders. Da waren sie alle oft tagelang nicht auch nur ansatzweise in die Nähe von sauberem unverstrahltem Wasser gekommen - da war das der Normalzustand. Dort hätte es ihn umgekehrt alarmiert, jemanden zu treffen der frisch und nach Seife roch, der wäre noch nicht lange in der Zone gewesen und je nachdem wo man ihn traf traf man ihn am besten sofort mit einer Kugel zwischen die Augen.
Jarel dagegen legte sonst peinlichste Wert auf Sauberkeit und wenn er das vernachlässigte war etwas ganz massiv im Argen. Deshalb sagte er nichts weiter, auch als er seinen Vorschlag schlicht ignorierte.
Er lauschte statt dessen dem Bericht.
"Fuck... otschin bolschoi fuck...*" kam ihm fast tonlos über die Lippen.
Ein Anschlag auf von Herrenloh... hatte dann der hier doch ihm gegolten? Das wäre eine verfickt gute Vorbereitung gewesen, oder eine spontane Gelegenheit?
Betrunken, aufgebracht, geworfene Becher... das erklärte den Weingeruch.
Er hatte ihn retten können. Auch wenn sie sich nach wie vor nicht grün waren, aber das beruhigte Slava. Er hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass auch dieser Mann noch Vernunft annehmen könnte und sehen, dass sie alle im selben Boot saßen. Dass er das längst getan hatte hätte ihn vielleicht irritiert, sicher aber erfreut. Dass auch Jakob ihn fast schon zitierte hätte ihn sicher zum Lachen gebracht und ihm die eine oder andere Spitze abgenötigt. Von beidem wußte er allerdings nichts und das besserte seine Laune nicht wirklich.
Jarel würde Jakob wegschicken. Aus der Schusslinie, Gut, dann hatte er die Gedanken frei.
Ermittlungen, deswegen wollte er Cat haben, Sindra. Ganz in seinem sinne... Aber Jarel redete wie ein Wasserfall, plapperte fast, viel zu schnell, zu hektisch.
Eine Weile starrte er noch auf den Ring, dann zog er Jarl zu sich, hielt ihn fest.
"Bekomm keinen hysterischen Anfall, ich bin ja da. Und es geht mir gut, sehr gut sogar." log er. Natürlich war das falsch. Er schaffte es gerade einmal die Treppe runter und einen kurzen Fußweg zum Bad. Es würde Tage dauern, Wochen vielleicht bis er seine volle körperliche Belastbarkeit wiedererlangt hatte. Aber sein Verstand war da und der war nach wie vor seine schärfste Waffe. Dann musste er sich eben die Hände anderer leihen.
"Sindra... jetzt Cat ist unten mit Reuven, sie hat jetzt eine Nilfgarderin kopiert, Catlya von Layda. Von ihr stammen die Informationen über die anderen Lager..." Er musste ihn vermutlich nciht erklären, was es bedeutete, wen sie kopiert hatte. Jarel hatte sie getötet.
Aber noch etwas anderes drängt wieder in den Vordergrund. Fuck, da war so vieles gleichzeitig zu tun und zu denken. Er musste gerade jetzt fit sein!
"Ich habe auch von Dijkstra eine dicke Akte über Hemmelfart auf den Tisch bekommen. Da kann ich dir das eine oder andere erzählen. Vielleicht sind es also die gleichen, die hinter von Herrenloh und auch hinter mir her sind. Aber es passt nicht ganz, ein Armbrustschütze und Gift... das ist eine grundsätzlich andere Herangehensweise. Auftragsmorde vermutlich wie bei den Ratsherren. Scheiße, jetzt sitzen wir erst recht im selben Boot, euer Großkomtur und ich... und du auch." Er griff nach Jarels Hand, nach dem Ring und betrachtete ihn. Jarel war nun Komtur. Irgendwie... interessant.
Ehe es zu interessant wurde...
"Wir müssen unser Vorgehen planen, strukturiert. Aber vorher gehen wir nach unten, du setzt dich in den Zuber und isst etwas, ich brauche dich bei klarem Verstand. Danach sehen wir was noch an verwertbaren Spuren zu finden ist, Reuven und ich begleiten dich. Für heute Nachmittag werde ich dann alle Beteiligten zusammenrufen und wir koordinieren den Einsatz gegen Nilfgard... und vorher gehen wir beide in meine Amtsräume und ich zeige dir was wir gegen den Hierarchen in der Hand haben. Sigismund sammelt schon seit Jahren... Jahrzehnten. Er hat nichts gegen den Orden per se, aber ich glaube gegen Hemmelfart im speziellen. Und wir werden euren Maulwurf finden... und ich vermute, irgendwo in meinem Umfeld gibt es auch einen... aber dafür bin ich ausgebildet. Es funktioniert zwar nicht alles was ich gelernt habe auch hier, aber ich werde improvisieren. Wir finden sie, beide und wir bringen sie zur Strecke. Alles wird gut."
Man musste es nur lange genug wiederholen um es selbst zu glauben, und das tat er. Alles würde gut werden.

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*verdammt großes 'fuck'
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Jarel Moore
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Kein Wort. Er verstand kein Wort von dem, was Slava da so tonlos fluchte, aber er liebte es Worte in der Muttersprache des Russen von ihm zu hören. Es klang streng, kraftvoll, dominant. Und Scheiße ja, es machte ihn an.
Und dann – für den Ritter völlig überraschend – zog Slava ihn in die Arme. Einen langen Moment versteifte der Schattenläufer sich. Die Wärme des Körpers vor sich, sein Geruch, die Berührung, der Druck der Hände in seinem Rücken…
Ob er nun wollte oder nicht, er ließ sich fallen. Ein Beben ging durch die massige Gestalt des dunkelhaarigen, fast wie ein beginnender Krampfanfall und im nächsten Moment lag er schwer in Slavas Armen, legte seine Wange an der Schulter seines Verlobten ab, drückte ihn haltsuchend an sich.
Vielleicht doch ein kleines Bisschen Ausruhen? Nein. Nicht jetzt. Später…
Er atmete tief ein und entlastete Slava endlich, bevor er ihn niederdrückte.
Als Jarel sich wieder aufrichtete wirkte er verändert. Ruhiger, die Schultern nach vorne gesunken, der Kopf leicht zur Seite geneigt, die Augen nicht mehr so weit aufgerissen, lächelte er Slava blinzelnd unter schweren Liedern hinweg an. Dieser kurze Moment war genau dass, was er gebraucht hatte.
Er konnte nicht anders als seinen Verlobten noch einen kurzen, sanften Kuss auf den Mundwinkel zu hauchen.

Die nächsten Informationen nahmen wieder etwas der plötzlichen Entspannung, was in dieser Situation auch besser war, sonst wäre er vielleicht einfach aufs Bett gesunken und eingeschlafen.
Der Doppler hatte eines seiner Opfer kopiert. Daher die Informationen über die Lager.
Eine wirklich nützliche Eigenschaft. Auf die Idee, den Doppler die Verdächtigen kopieren zu lassen kam er trotzdem nicht. So etwas konnte er unmöglich verlangen.

So weit, so gut. Bisher hatte er nur wenig Emotionen zu den Dingen gezeigt, die sein Verlobter ihm mitteilte, sondern alles nur mit wiederholtem Nicken quittiert. Auch als er nun erfuhr, dass Slava eine Akte über Hemmelfart vorlag, sollte das so bleiben.
Und doch…
Ein kurzes Zucken im Unterlied, eine Winzigkeit, wie sich Jarels Augen weiter Öffneten, eine Spur mehr Anspannung in den Schultern, die Andeutung eines Zitterns in der Atmung.
Er hatte erst vor Momenten im Bad seine Seele verkauft. War er dieses Risiko umsonst eingegangen? Lag die Lösung längst vor?
Jetzt nur nichts anmerken lassen…

Dann auch noch ein weiterer Maulwurf in Slavas Reihen.
Nachdenklich schloss Jarel die Augen und rieb sich mit der rechten den Nacken. Im Grunde hatte er keine Zeit jetzt in einen Zuber zu steigen. Aber Slava hatte recht. Seine Glieder waren schwer wie Blei und seine Gedanken wanden sich wie Würmer durch Gelee. In diesem Zustand könnte ihm ein entscheidender Hinweis durch die Lappen gehen und das würde nicht ihn, sondern vor allen Wenzel und den Doppler in Gefahr bringen.
Die Aussicht, dass ihm dabei alle zusehen würden, störte ihn nur wenig. Naja…vielleicht bei dem Gedanken, dass Reuvens Mädchen ihn sah. Aber…die hatte ihn nicht nur ‚gesehen‘, sie war er ‚gewesen‘. Da gab es wahrlich nichts, was sie nicht kannte.
Jarel beschloss nachzugeben.
„Sicher, dass du mit runter kommen möchtest? Ich glaub dir kein Wort wenn du sagt, es geht dir sehr gut. Du bist weiß wie ein Eimer Kalk.“, fragte er leise und liebevoll.
Mit einer sanften Bewegung nahm er abermals Slavas Hand zwischen seine, doch dieses Mal nicht um hektisch mit seinen Fingern zu spielen, sondern nur um sie zu halten.
Ihm war bereits während er fragte klar, dass er Slava nicht zurückhalten konnte. Die Besprechung würde er sicher nicht verschieben oder in sein Schlafzimmer verlegen wollen.
Aber…fragen musst er einfach.
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Vyacheslav Sokolov
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Er wünschte sich inständig gesund genug zu sein um dem nachzugeben... Aber das durfte er nicht. Auch wenn er glaubte, es ging ihm gut, was genau mit seinem Herzmuskel geschehen war konnte er nur vermuten, aber dass es dort einen Schaden gab der sich erst regenerieren musste, das nahm er ernst. Er musste sich schonen, es gab Statistiken, dass ein Orgasmus einen Herzpatienten schlichtweg abschießen konnte. Der kleine Tod.
Auch wenn das seine bevorzugte Art wäre zu sterben, mit dem Sterben selbst hatte er es jedoch noch nicht so eilig.
Und natürlich glaubte Jarel ihm nicht.
Er hatte allerdings das Zucken im Gesicht seines Verlobten bemerkt... auch er hatte ihn nicht aus den Augen gelassen, vor allem weil er sein Lächeln sehen wollte, das schiefe Grinsen.
Und weil er immer noch verstehen musste, was mit ihm geschehen war, sich in einen Mann zu verlieben.
Er ahnte nichts von Jarels Besuch bei Dijkstra und selbst wenn, vielleicht hätte es ihm sogar gefallen, der Mut vor allem den es dazu brauchte. Weniger dass Jarel glaubte seine Seele verkauft zu haben. Aber er hätte ihm vielleicht eine Entwarnung geben können. Dijkstra kassierte keine Seelen, aber natürlich ließ er sich die Gelegenheit nicht entgehen.
Langsam und mit Bedacht richtete er sich auf.
"Ich gehe mit runter, das schaffe ich schon alleine. Zum Platz des Hierarchen ist es nicht weit, mit einer Kutsche kann ich aber auch das schaffen. Aber es geht mir tatsächlich von Tag zu Tag besser und ich werde rund um die Uhr überwacht."
Wieder zeigte er ihm den PDA.
Und insofern log er nicht, es ging ihm für einen Herzinfarkt Patienten tatsächlich sehr gut. Er kam immerhin ohne künstliche Beatmung aus.
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Viktor
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Lebenslauf:

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vom: Eisvogel
Datum: 11. August 1278 morgens
betrifft: Slava, Jarel, Reuven, Cat
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Slava kam wie versprochen jeden Tag und dann blieb er plötzlich aus. Viktor war es gewohnt, dass Ochotnik schon mal verschwand, Max machte sich dagegen sofort Sorgen. Der Großmeister hatte aus irgendeinem Grund einen Narren an Viktors Chef gefressen und wenn es nur aus dem Grund war, dass er mit ihm Schach spielen könnte - sofern es hier so etwas wie dieses Spiel gäbe. Die Zeit, die sie zur freine Verfügung hatten, nutzte Max, um Viktor im Umgang mit dem Schwert zu schulen oder besser hauptsächlich in mit Üungen zu quälen, die die dafür nötgen Muskeln stärkten. Denn den Tanz mit der Klinge, das Wissen um Schritte, Paraden und Angriffe, brachte der fremde Geist mit und wenn Viktor ihm die Leine ließ, vollbrachte sein Körper Dinge, die er ganz sicher vorher nicht gekonnt hatte. Und das wusste sein Körper auch und strafte diese Eskapaden mit Schmerzen in Knochen, Gelenken und Muskeln. Morgens kroch er steif aus dem Bett und fühlte jedes einzelne seiner sechzig Lebensjahre, während der Großmeister ihm keine Ruhe lassen wollte und ihn immer wieder hoch trieb, hinaus. Sie liefen, schwammen und übten. So vergingen immerhin die Stunden, aber es war auch überaus anstrengend und Viktor stritt oft mit seinem Gast.
Wenn sie nicht übten, besuchten sie die für die Allgemeinheit offenen Messen im Tempel. Zwar war die Liturgie fremd, aber das Beten und Singen, die Gemeinschaft im Glauben war etwas, an das Viktor und auch Maximilian sich schnell anschließen konnten. Viele Symbole waren denen im Christentum nicht unähnlich und die Art Maximilians es auszudrücken, nämlich, dass die Grundzüge jeden Glaubens die Vermittlung einer Moral und die Gottheiten an sich nur Aspekte ihrerselbst waren, söhnten Viktor recht schnell mit dem neuen Konstrukt aus. Die Flamme als Ersatz für das Kreuz, wobei das brennende Herz Mariä ihm die Brücke schlug. Er lauschte den Predigten und begann diese sogar mit Maximilian zu diskutieren, sodass sich in Glaubenssachen ein recht angeregter Diskurs zwischen ihnen entwickelte, zumal dieser Feuerglaube nicht nur Licht war sondern auch viele Schattenseiten hatte.
Slava blieb also aus, dafür erschein einen Tag später ein Bote im Eisvogel, der ihn zu dessen Wohnung bringen sollte.
Viel zu packen hatte er nicht. Er trug andere Kleidung: ein waldgrünes Hemd, dunkle Hosen und dazu seine alten Stiefel, darüber eine schlichte Jacke aus Walk. Am Gürtel hing das Langschwert, das ihm Slava beschafft hatte. Oder besser, das Maximilian mit Slavas Geld beschafft hatte. Die Diskussion mit dem Schmied war Viktor noch lebhaft in Erinnerung und überhaupt war es erstaunlich, wie schnell sie mit ihren gemeinsamen Sprachkenntnissen inzwischen die Grundzüge der Gemeinsprache beherrschten. Mit der Klinge an sich war der Großmeister nicht so recht zufrieden, aber es war das beste, was der Schmied hatte bieten können - zumindest für ihren Geldbeutel. Maximilian hatte Viktor später erläutert, dass er normalerweise einen Zweihänder führte, aber zugleich eingeräumt, dass es für den Untrainierten sicher besser war, mit einer kleineren Waffe zu beginnen. Zumal der Fährtenleser quasi über Nacht zum Linkshänder geworden war. Was nur bedingt ein Problem war, denn Maximilian war im Umgang mit der Waffe beidhändig bewandert.
Viktor schulterte seinen Rucksack und folgte dem unscheinbaren Mann durch die Stadt.
"Was denkst du, wieso dein Chef sich erst nicht mehr blicken lässt und uns dann umzieht?"
"Ersteres passiert schon mal. Letzteres wird Gründe haben."
"Du hinterfragst enervierend wenig."
"Sowas nicht, nein."

Der Mann verließ sie vor einem Haus in Silberstein, auf das er Viktor verwies und kaum hatte er sich abgewandt, hätte der Fährtenleser nicht mehr sagen können, wie er ausgesehen hatte.
"Mittelgroß, braunes Haar, braune Augen. Anfang dreißig, bürgerlich gekleidet. Nicht zu viel nicht zu wenig... Der Freiherr sucht gut aus."
"Was?"
Viktor schüttelte sich leicht, durcheinander gebracht von Maximilians Stimme. Dann schritt er auf das Haus zu und hob die Hand, um zu klopfen.
"Der Mann eben. Unser Begleiter."
"Was war mit ihm."
"Genau das ist es ja."
Viktor klopfte halb in Gedanken versunken an.
"Was?"
"Für jede Aufgabe den richtigen Typus."

"Jetzt langt's. Klappe halten, ich bekomm schon wieder Kopfweh von deinem Geschwafel.", brummte Viktor vor sich hin, ohne zu bemerken, dass ihm bereits jemand die Tür geöffnet hatte. Die Hand hielt er noch erhoben, als ob er ein weiteren Mal klopfen wollte, nur war da kein Türblatt mehr.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Jarel seufzte theatralisch und strich mit den Fingerspitzen über die Schläfe seines Liebsten.
„Unverbesserlich…“, raunte er und raubte Slava einen weiteren Kuss, unterbrach sich aber recht schnell…

Gemeinsam gingen sie nach unten. Jarel blieb an seiner Seite, stützte ihn, hätte ihn zur Not auch getragen…wie Beute. Aber sein Verlobter ließ ihn. Und noch immer war er viel zu leicht, viel zu dünn.
Der Schattenläufer beschloss herauszufinden, wie er seine Lieblingsgerichte zubereiten konnte und ihn schnellstmöglich damit zu verwöhnen.
Sobald die Sache mit den Nilfgardern durchgestanden war.
Sobald sie herausgefunden hatte, wer hinter dem Anschlag auf Slava steckte.
Sobald sie herausgefunden hatte, wer hinter dem Anschlag auf Wenzel steckte.
Sobald die Sache mit Hemmelfart aus dem Weg war.
Sobald die Hexe…
Der Ritter gab ein missmutiges Schnaufen von sich.
So nicht. Das musste auch früher gehen.

Unten angekommen half er Slava auf einem der Stühle und grüßte alle mit einem kurzen Nicken. Alle, bis auf eine.
Einen Moment starrte er den Doppler in seiner neuen Gestalt nur an, schluckte schwer.
Das Bild seiner Erinnerungen war seltsam scharf. Catlya also.
Er hatte das Original von hinten angefallen, ihr mit der Linken den Mund zugehalten, ihren Körper nach links überstreckt und mit der rechten das Stilett von unterhalb des Rippenbogens in die Lunge gerammt. Sie hatte nicht gelitten, ihn nur angestarrt, während er sie zu Boden gleiten ließ.
Fast hätte er eine Entschuldigung gestottert, doch stattdessen bedachte er den Doppler mit einer tiefen Verbeugung. „Mylady. Eine Freude wie immer.“
Cat hob nur die Hand zum Gruß, klebte bereits wieder an Reuvens Seite.

Gänzlich in Gedanken ging Jarel in den hinteren Teil des Raumes. Als erstes kramte er einen Brief hervor, den er im Wams direkt über seinem Herzen getragen hatte, verstaute diesen auf dem Tisch, strich kurz gedankenverloren mit den Fingern darüber.
Den Zuber füllte er ohne Hast, entzündete das Feuer im Badeofen, zog sich eine Spur steif aus, deponierte seine Kleidung sorgsam gefaltet auf einen Stuhl.
Prüfend hielt er die Hand ins Wasser. Schieße war das kalt. Er fror ohnehin schon.
Aber dafür gab es eine Lösung. „Reuven? Wärst du so gut?“
Der Hexer kam grinsend herbei, wartete nur kur bis er auch tatsächlich Publikum hatte und wirkte dann das Zeichen.
Jarel prüfte wieder...und bat sogar um Nachschlag. Erst als das Wasser dampfte kletterte er unter Reuvens unverhohlen neugierigem Blick in den Zuber.

Gerade als er mit einem Bein im Wasser stand klopfte es. Einen Moment war er versucht zu seiner Kleidung zu sprinten und die Dolche zu ziehen. Doch hier waren genug Männer. Und Schusswaffen. Kein Grund zur Panik.
Mit einem Achselzucken ließ er sich ins Wasser gleiten.
Herrlich…warm…endlich warm…
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava setzte sich brav, mit Jarels Hilfe, auch wenn er das mittlerweile auch selbst gekonnt hätte. Vielleicht sollte er ihm sagen, dass er bereits im Bad gewesen war. Aber er blieb sitzen und sah Jarel beim Ausziehen zu, schenkte sich Tee nach. Er würde daran festhalten, dass sie alles zum Guten gebogen bekamen, er würde alles einsetzen was ihm dazu einfiel und nicht noch einmal den Fehler machen diese Welt zu unterschätzen.
Und er beobachtete aus seiner Warte wie Jarel in die Wanne kletterte, man konnte ganz gut alles sehen... Und dann noch einmal wie er den Hexer bat das Wasser aufzuwärmen. Und auch der glotzte ein wenig. Ein wenig zu viel für seinen Geschmack.
Der machte ihm dann noch das Wasser warm und auch gleich eine eine Show draus.
Die Handbewegung, die Magie erzeugte, eine etwas gespreizte Geste, mittlerweile konnte er ein paar davon unterscheiden, Feuer und mentale Beeinflussung zumindest.
Slava grinste nur dazu, und dann klopfte es.
Er war selbst drauf und dran aufzuspringen, da besann er sich und winkte Valentine.

Valentine öffnete und starrte dann ein paar Sekunden auf den Klopfenden und gefror fast in der Bewegung. Er wusste zwar dass Viktor hier war, aber ihn dann auch zu sehen.
"Scheiße! Viktor!" gedankenlos und auf englisch obwohl er wusste, dass Viktor die Sprache eigentlich nicht beherrschen sollt. Andererseits... 'Shit' war auch kein Shakespeare und wohl international verständlich.
Und er fiel ihm um den Hals, kurz nur auch wenn sie nicht wirklich Freunde gewesen waren, aber noch ein bekanntes Gesicht in der fremden Welt zu sehen war doch beruhigend und machte ihn ungewohnt euphoorisch.
"Komm rein, Slava ist hier..." nun wieder auf russisch. Etwas besseres fiel ihm nicht ein als er in heranholte und die Türe hinter ihm schloss.

Slava hatte durchaus eine Vermutung wer das sein musste als es klopfte, immerhin hatte er ja den Boten geschickt. Daher blickte er in Richtung der Tür um den Gast wenigstens so willkommen zu heißen.
Ihm war klar, dass er gerade nicht wie das blühende Leben aussah, auch wenn er sich Mühe gab. Er hatte einen Anzug angelegt, jenen mit dem steifen hohen Kragen, in dunklem grau mit dezenten Stickereien. Allerdings waren sie oberen Bänderschließen geöffnet und er saß nicht so gerade wie sonst oft. Er stand auch nicht auf als sein Gast eintrat, nun allerdings vermied er es, zu Jarel zu blicken den er im Zuber hörte.
Kurz blickte er ihn an, seine Augen - sie wirkten in dem Licht eher braun, die Unterscheidung hatte er bereits gelernt. Und er sah gut aus, das Training, das ihm Maximilian auferlegt und über das er sich die Tage immer wieder beschwert hatte ließ ihn weniger hager aussehen, gesünder. Zusammen mit dem nicht mehr vorhandenen Zittern wirkte er fast 10 Jahre jünger, seine Haltung hatte sich verändert. Den Rest tat wohl die einheimische Kleidung dazu, in der Zone sah man immer etwas verlottert aus, das gehörte auch zur Tarnung. Hier kam er fast sauberer daher als in der eigentlich zivilisierteren Welt und zusammen mit dem Schwert an der Seite eine durchaus beachtliche Erscheinung. Der Ausdruck 'Waldläufer' kam ihm durchaus dazu in den Sinn.
"Viktor, schön, dass du hier bist. Siehst gut aus. Entschuldige, dass ich nicht aufstehe. Setz dich, es gibt Kaffee und Tee und Brot und Marmelade und... alles mögliche. Reuven glaube ich hast du ja schon kennengelernt und das ist Catlya von Layda, Cat, ein Gast des Hexers. Und Valentine kennst du ja, er und Schura waren so freundlich herzukommen."
Eine gigantische Untertreibung, als wären sie nur mal kurz aus dem Hafenviertel her spaziert.
Und dann fiel ihm noch ein, richtig, er hatte ein Schachspiel in Auftrag gegeben bei einem örtlichen Schnitzer. Das hatte er noch abholen wollen... Eine Überraschung für Maximilian, den er in den letzten Tagen fast genauso zu schätzen gelernt hatte wie dessen Gastgeber Viktor.
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Viktor
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Von einem Moment auf den anderen sah er sich Valentine gegenüber und wurde fest umarmt, was er nach einer Sekunde des Unglaubens prompt erwiderte. Mit Maximilian war ein Teil der eher distanzierten Reserviertheit des Fährtenlesers gewichen, denn der Großmeister war in der Hinsicht so ganz anders. Menschenfreund, aufgeschlossen, fast jovial. Viktor grinste über beide Backen und hielt Valentine einen Moment an den Oberarmen von sich. Er freute sich ehrlich ein weiteres, bekanntes Gesicht zu sehen.
"Val. Ihr Burschen klebt wirklich an Ochtonik wie Schifferscheiße." Er folgte Valentine in den kurzen Flur und streifte sich ganz selbtverständlich die Armeestiefel von den Füßen, um sie zu den anderen säuberlich aufgereihten Schuhen zu stellen. "Sicher ist er das..." Das Lächeln verwusch etwas, als er Ochotnik dort sitzen sah. Gegen das dunkle Grau der Jacke wirkte sein Gesicht aschfahl, die Wangen eingefallen, die Augen tief umschattete. Einen Moment betrachtete Viktor ihn forschend, dann ließ er zu, dass sein Blick der Vorstellungsrunde folgte. Gemäß der Anzahl Stiefel war noch jemand hier oder sein Chef sammelte inzwischen Schuhe, doch ein Plätschern hinter einem Bretterverschlag dementierte diese Hypothese sofort wieder. Dort badete jemand. Leicht hob sich eine seiner Brauen, aber die Gepflogenheiten dieser Welt waren in vielerlei Hinsicht andere, also überging er den Umstand vorerst, hängte sein Schwert aus und stellte es zu Reuvens Waffen.
"Freut mich Euch kennenzulernen, Sera. Reuven, guten Morgen.", holte er alsdann die beste Version der Gemeinsprache hervor, der er sich bisher bedienen konnte. Wenn es um Höflichkeit ging, waren Max und er sich einig und ziemlich ähnlich gestrickt, entsprechend hatten sie vor allem an Höflichkeitsfloskeln gefeilt. Nach der Begrüßung kehrte Viktors Aufmerksamkeit allerdings schnell wieder zu Slava zurück.
"Schura ist auch hier?", wobei er sofort fühlte, wie das leise Summen zwischen seinen Ohren einsetzte, was immer auftrat, wenn Maximilian sich in seinen Erinnerungen informierte. Viktor rieb sich die Brauen, blickte dann zu Val. "Ihr Zwei spielt mit Portalen rum und kommt da auch noch ungeschoren raus. Nicht zu fassen.", und er, der erfahrene Stalker und Fährtenleser verlor drei Finger bei der gleichen Aktion. Das Schicksal hatte einen beschissenen Humor, wobei er ja noch nicht wusste, wie Schura aussah. Aber wenn er schon für Ochotnik unterwegs war, wohl ähnlich munter wie Valentine. Viktor seufzte und setzte sich Ochotnik gegenüber an den Tisch. "So wie du aussiehst, Bursche, haben sie entweder versucht dich zu vergiften oder du hast das selber wieder mal hingekriegt. Waren wir uns nicht einig, dass du nicht vor mir den Löffel abgibst? Ist mein Recht als der Ältere."
"Viktor mein Freund, ist das der Moment für derlei Witze?"
"Das war kein Witz." Viktor stutzte, als ihm klar wurde, dass er die Worte laut gesprochen hatte und rieb sich dann den Nacken.
"Frag ihn, wie es ihm geht."
"Wie lange kennst du mich und meine Erinnerungen jetzt, Max?"
Während solcher kurzer Zwiegespräche wirkte Viktor immer, als lausche er auf jemanden, der neben ihm stand und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Slava kannte das schon, aber allen anderen musste es reichlich skurril vorkommen. Schließlich schnaufte Viktor. "Entschuldige... Also was ist passiert?", wandelte er Maximilians eher seelsorgerische Version der Befragung in seine eigene ab.
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Valentine grinste. "Er hat uns ne Nachricht geschrieben... mit Koordinaten, da sind wir gefolgt... Ob die Idee scheiße war wird sich zeigen." Und ein wenig bereute er es schon. Aber war es eine Alternative alleine irgendwo in der Ukraine herumzusitzen? Oder Zuhause hinter Gitter zu wandren... Es musste sich noch zeigen wie das hier endete.
"Aber wenigstens wussten wir wo das Portal war." Er schluckt kurz bei dem Anblick von Viktors zwar verheilter aber nichts desto trotz verstümmelter Hand.


Hätte Slava den Kommentar von Max gehört, er hätte Viktor wohl in Schutz genommen. Er hatte es lieber, wenn man Witze machte auch über Schwächen als Betroffenheit und Mitgefühl. Wie hatte die Zone sie doch alle verrohren lassen.
"Ich geb mir Mühe, Viktor, aber meine ganze gewissenhaft asketische Lebensweise hat doch nichts gebracht. Zwar gab es auch hier schon einen Anschlag auf mein Leben, zum Glück, sonst würde mir ja langweilig werden, aber das war ein ganz stink normaler Herzinfarkt. Ich werde also auch nicht jünger. Aber setz dich, nimm dir was, Valentine weiß wo die Teller sind...
...und es gibt auch einen triftigen Grund, weswegen ihr alle hier seid. aber ich kann es euch auch schon einmal erklären. Schura ist auch da, erledigt aber für mich noch ein paar Dinge... Aber ich habe euch allen eine Wohnung besorgt, gleich in der Nähe, die nutzt sonst die Krone, jetzt ich. Dort werde ich euch unterbringen, Also Dich und Schura und Valentine. Dort seid ihr dann unter euch und ihr könnt euch die Räume auch aufteilen wie ihr wollt."
Dort hatte zuvor Cyron gewohnt, nun war die Wohnung ja frei geworden. Er zögerte nicht lange, sie neu zu besetzen.
Er wartete kurz, bis Viktor sich gesetzt hatte, dann sprach er auch gleich seinen Plan an, Zeit für Smalltalk war später. Er wusste, er hatte an diesem Tag noch einiges zu tun.
"Ich hoffe noch auf weitere Verstärkung, aber wo du schon einmal hier bist... Es gibt auch Arbeit. Die Nilfgarder haben zwei weitere Spezialtruppen vor der Stadt stehen, wir haben erst jetzt Kenntnis davon bekommen. Eine dritte ist bereits vernichtet. Ich stelle zwei Trupps zusammen, einen wird Schura führen, der wird mit Schusswaffen vorgehen, das sollte kein größeres Problem darstellen, der zweite wird von Klingenmeister Moore von Orden der Flammenrose geführt und traditionell vorgehen. Der Grund ist vor allem, dass sich das Ziel auf dem Wasser befindet, auf einem Boot, wir haben nicht die Ausrüstung dabei um mit dem Sturmgewehren hinzuschwimmen. Ich weiß nicht, wem du dich anschließen willst, Viktor. Schura kann dich natürlich gut als Aufklärer brauchen und als Fährenleser, aber Maximilians Fertigkeiten als Schwertkämpfer wären für die zweite Einheit ebenso wertvoll. Deshalb überlasse ich die Entscheidung dir. Der zweiten Einheit, dem Schwert gehören Auch noch Reuven an, der Hexer, vielleicht gelingt es mir, noch einen zweiten dafür zu gewinnen, und ich werde noch eine Handvoll Soldaten der Krone dazu abstellen. Die konkrete Einsatzbesprechung folgte heute Nachmittag, ich habe zuvor noch ein paar Dinge zu erledigen."
Er überlegte noch... Jarel war bereits hier. Natürlich war es komisch, dass der hier badete... andererseits, in Pripyat hatte es zwar eine Dusche gegeben, eine einzige, und die war sozusagen im Aufenthaltsraum montiert gewesen. Raum für Scham hatte es auch da nicht gegeben.
Warum er aber auf dem einzigen Platz saß, von dem aus man den Einstieg zum Zuber im Auge behalten konnte wäre eventuell trotzdem Erklärungsbedürftig. Er beschloss es einfach lapidar zu übergehen.
"Der Klingenmeister ist übrigens hier, hab ihn nur baden geschickt."
In dem Moment hörte er auch, dass er bereits nichts mehr hörte. Jarel war vermutlich eingeschlafen. gut, er würde ihn schlafen lassen.
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