Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Vyacheslav Sokolov
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Slava lag fast sofort ein dummer Spruch auf den Lippen, in Hinblick auf 'veraltet' zu einem Botanik Buch - etwas wie 'Hat der Bärenklau eine Identitätskrise bekommen und nun beschlossen, dass er kein Doldenblütler mehr sein will?'
Vielleicht hätte er damit sogar gezeigt, dass er ein wenig detailliertere Kenntnis in der Botanik hatte als man einem Politiker vermutlich zutraute - man schnappte doch das eine oder andere auf, wenn man so dermaßen vielen verschiedenen Leuten zusammenarbeitete - aber er riss sich zusammen. Ein solch flapsiger Umgangston gehörte sich nicht der Erzpriesterin gegenüber.
Eigentlich war diese Art - ein wenig sarkastisch, nicht so förmlich, immer einen dummen Spruch parat und nichts wirklich ernst nehmen - eher seine Art als die Rolle, die er gerade spielte und in die er irgendwie hineingeraten war ohne genau sagen zu können wann. Er war kein Freiherr von... er war eigentlich auch kein Oberst, sein Selbstbild sah anders aus. Half jetzt aber nichts... Und auch ein 'Wahnsinn, und ihr schreibt das alle noch von Hand...' ersparte er sich, obwohl ihn die Leistung wirklich beeindruckte. Allerdings platzierte er ein:
"Ganz wunderbar, vor allem die detaillierten Abbildungen. Wirklich ein Meisterwerk. Ich weiß, das klingt nun merkwürdig. Aber setzt doch mal jemanden daran, bewegliche Lettern zu erstellen, einmal gesetzt können so Bücher im Hochdruckverfahren vielfach reproduziert werden. Auch wenn es Eingangs mehr Arbeit macht, es ermöglicht es, Wissen vielen zugänglich zu machen."
Er hatte kein Interesse daran, so etwas als eigene Erfindung zu beanspruchen, überhaupt lag ihm wenig an der vielleicht daraus resultierenden Aufmerksamkeit, weshalb er längst beschlossen hatte, solche Ideen hier und da an passender Stelle zu platzieren. Fast schon nachlässig nebenher erwähnt als tausche er sich nur über ein Rezept für Pelmeni aus und nicht über eine der bedeutendsten Erfindungen der Menschheit seiner Welt.
Das Buch stellte er mit der gebotenen Vorsicht zurück und nahm vor dem noch kalten Kamin Platz. Ihr Mangel an Eile und dass sie zuerst auf Bücher zu sprechen kam bestärkte ihn in Theorie Nr. 2, weswegen auch er keine Eile zeigte.
"Ich gebe euch gerne eine genauere Beschreibung dazu."
Dann erst setzte er sich, mit erwartungsvollem Blick. Zu fragen worum es ging schien ihm unpassend. Er würde es sicher sofort erfahren und weshalb sie ihn hatte holen lassen wußte er ja.
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Avarion DeSpaire
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Von: Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus (Seite 2)
Nach: Haus der Melitele - inneres Heiligtum
Datum: 29.August 1278 Präabend
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Ion verabschiedete sich mit einem "Danke." und einem nicken von der Erzpriesterin und nahm das Inhaltsverzeichnis zur Hand. Die Anzahl der Bücher, die für seine Nachforschungen infrage kamen, war übersichtlich. Er suchte sich einen Tisch in der Lernecke, legte Pergament und Stift bereit und holte das erste Buch. Es dauerte einen kleinen Augenblick, aber recht schnell hatte er das System hinter der Anordnung in den Regalen verstanden und das gesuchte gefunden. Das Verzeichnis stellte er an seinen Platz zurück und nahm das erste Buch mit in die Ecke.
Er versuchte es sich so bequem wie möglich zu machen, stellte die Tasche ab, rückte den Stuhl zurecht, möglichst leise und versuchte das Licht in der Ecke so zu stellen, das er damit arbeiten konnte. Ein unbefriedigendes Unterfangen. Mit einem seufzen schlug er seine Tasche auf und suchte nach dem runden Glasbehälter, den er in Nowigrad hatte blasen lassen. Einen Verzauberten Gegenstand benutzen war effektiver als ein magisches Licht dauernd zu erneuern. Zum Glück war die Glaskugel von der Sonne aufgeladen und es war nur ein einfacher Zauber nötig um sie zu aktivieren.
Die Ecke füllte sich Augenblicklich mit hellen Licht, machte es für Ions Augen deutlich angenehmer zu Lesen und würde sie langsamer ermüden lassen. Die Brille legte er neben das Buch auf den Tisch, brauchte er sie nun nicht zum lesen.
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Erzpriesterin Varelia
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Varelia lauschte aufmerksam dem Vorschlag, während sie ihren Scherenstuhl zum Kamin schob. Nicht die Bemerkung zum Buch, welches zwar schön, aber eben nicht mehr zweckmäßig und stellenweise tatsächlich falsch war, sondern jene zu den beweglichen Lettern zum Drucken. Sie kannte gedruckte Stiche, aber Texte?
Varelia setzte sich und schloss die Augen einen Moment länger, als es zu einem Blinzeln nötig wäre. Dieser Tag war lang gewesen und sie keine dreißig mehr. Ihr Rücken schmerzte, die Augen brannten und überhaupt fühlte sie die Müdigkeit. Doch als er Freiherr anbot, ihr eine Beschreibung zu liefern, lächelte sie und sah ihn an. "Ich werde es in einem Brief an Hochwürden erwähnen. Er hat eine gewisse Begeisterungsfähigkeit für solche Ideen." Sie selbst interessierte sich eher für Neuheiten wie jene, die Jarel am Morgen das Leben gerettet hatte und weniger für technische Entwicklungen.
Die Erzpriesterin legte die Hände übereinander und nahm das Wort, nachdem der Mann sie so erwartungsvoll ansah.
"Mendel hat euch mitgeteilt, dass es um Jarel geht und da dieser mir offenbart hat, wie es zwischen ihm und Euch steht, erlaubt mir ein direktes Wort.
Seine körperlichen Wunden werden heilen. Unser Ritter ist stark, wenn auch nicht mehr der Jüngste. Was mir mehr Sorgen macht, ist seine Seele.
Jarel zerbricht an den Anforderungen, die er an sich selbst stellt. Im Privaten, so denke ich, wären diese sicher zu erfüllen - mit ein wenig Hilfe, aber was ihn wirklich über kurz oder lang zersetzen wird, ist dieser Wappenrock und seine Bedeutung für ihn. Die Aufgabe, die damit einher geht und der Druck, der ihn dahin schiebt, wohin er nicht gehört.
Ich kenne Jarel, seit er vor Jahren Iola zu uns brachte. Er ist kein Mann des Feuers, dafür lebt in ihm zu viel Liebe. Zu den beiden jungen Menschen, die er an kindestatt liebt wie sein eigen Fleisch und Blut. Zu Euch. Und letztlich auch zu Melitele."

Sie stoppte, holte Atem und wartete einen Moment auf eventuelle Einwürfe. Doch ihr Gegenüber hatte ein Gespür dafür, dass dies erst die Einleitung war und ließ sie weiter sprechen.
"Meine liebe Schwester Nenneke von Ellander hegt schon lange den Wunsch, unseren Schrein in Nowigrad wieder aufleben zu lassen. Und dort noch mehr als hier würde es einer Tempelwache bedürfen. Ich würde mir wünschen, ich könnte Jarel dafür gewinnen diese aufzubauen, aber einen Ritter aus dem Orden zu lösen hat wohl noch niemand gewagt oder geschafft. Daher würde ich es lieber als eine Art ökumenischer Geste deklarieren, womit wir beim Haken sind.
Ich hege arge Zweifel, dass ich Lothar dazu bringen kann, einen Präzedenzfall zu schaffen und seinen wertvollen Klingenmeister herzugeben, noch dass ich einen stur in seinem Karrenpfad trampelnden Ochsen wie Jarel dazu bewegen kann, seine Loyalitäten zu verschieben. Auch wenn ersteres im Sinne einer partnerschaftlichen Entwicklung unserer Kirchen wäre und letzteres Jarel meiner Ansicht nach viel mehr entspräche. Ihr allerdings..."
Sie ließ das Ende offen.
Ihn hatte Jarel in höchsten Tönen für seinen Scharfsinn gelobt und wenn der Ritter auf jemanden hören würde, dann vielleicht auf diesen Mann, dem er sein Herz geschenkt hatte. Sie hoffte nur, der Ritter würde ihr diesen Zug nicht verübeln.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava blieb ruhig sitzen. Er hatte zuvor ein Bad genommen und das half durchaus ein wenig gegen Rückenschmerzen, aber ansonsten waren sie sein ständiger Begleiter. Er konnte aber auch der Erzpriesterin ansehen, dass ihr der Tag auf den Schultern lastete. Lange wollte er sie daher nicht quälen, und sie kam auch schnell zum Punkt.
Jarel erwies sich wieder einmal als redselig wie ein Klatschweib. Dass er früher einmal ein Spion gewesen sein sollte nahm ihm der Mann der immer noch einer war immer weniger ab. Und die Erzpriesterin tat ihr bestes um den Eindruck zu bestätigen.
Seine Seele zerbrach an dem Druck. Druck, den er mit aufgebaut hatte... wäre es wirklich das beste gewesen, die Beziehung zu beenden ehe sie begonnen hatte? Vermutlich schon. Aber dazu war es nun so oder so zu spät.
Er nickte ein oder zweimal während sie sprach und signalisierte so seine Zustimmung, nahm auch eine Körperhaltung ein, die sich ihr zuwandte, zeigte Interesse. Er unterbrach nicht, wartete geduldig bis sie ausgeredet hatte und immerhin sprach sie auch genau das aus, was er selbst auch ahnte... wusste. Und sie hatte eine Lösung. Wenn er auch nicht daran glaubte das das so funktionieren würde.
Erst als sie geendet hatte und nach einer kurzen Pause die suggerieren sollte, dass er darüber nachdachte und ihren Vorschlag abwog, sprach er, wählte Gesten, den ihren ähnlich.
Es wäre vielleicht nicht notwendig gewesen, aber er sah es als Aufwärmung.
"Ich teile eure Meinung und nichts sähe es ich lieber als wenn Jarel dem Orden den Rücken kehren könnte und der Melitele zuwenden..."
Letztlich war es ihm scheißegal, welchem Orden er sich zuwandte und welchen Glauben er hegte, solange der kein Zölibat beinhaltete.
"Aber zu Jarels Charakter gehört eben auch die absolute Loyalität dem gegenüber, dem er zuerst die Treue geschworen hat und er würde niemals einen Schwur brechen, eher zerbricht er selbst daran. Wenn es eine gute Möglichkeit gibt, ihn ohne Gesichtsverlust aus der Pflicht gegenüber dem Orden zu bringen... Aber daran arbeite ich bereits. Deshalb habe ich auch um ein Gespräch mit seinem Großmeister hier in Wyzima ersucht. Wenn es einen Weg gibt, dann finde ich ihn."
Mehr Zeit wäre gut. Kein Nilfgard, dass ihnen im Nacken hockte. Ein wenig mehr Kontrolle über die Situation, statt einer Katastrophe nach der nächsten hinterher zu jagen. Woher nun das zutrauen kam...
"Ich werde auch mit Jarel darüber sprechen. Wenn ihr denkt, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, dann werde ich das gerne versuchen."
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Erzpriesterin Varelia
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Varelia hatte ihr Gegenüber genau im Auge und so entging ihr trotz der Müdigkeit ein gewisser Zug um Lippen und Augen nicht, der ihr auch ohne den Mann genauer zu kennen, verriet, dass diesem ihre Bemerkung bezüglich seine Beziehung zu Jarel missfiel. Sie hörte seinen Worten ruhig zu, bemerkte, das sie wohl offene Türen einrannte, aber damit hatte sie fast gerechnet.
"Es wäre kein Schwurbruch, wenn Lothar ihn mir... entleiht. Aber bei der Mutter, nun schaut nicht so. Jarel hat weder Euren Namen genannt, noch Euch beschrieben, außer dass er Euren Verstand lobte. Es war allein in Euren Augen zu lesen, heute Morgen in der Kammer der Einkehr." Sie lächelte offen und stützte einen Ellenbogen auf der Armlehne ab, um das Kinn leicht auf die Finger zu legen.
"Wenn ihr ärgerlich auf jemanden sein wollt, dann seid es auf mich. Ich gehe mit den Dingen, die man mir anvertraut üblicherweise vertraulich um. In diesem Fall aber..." Sie seufzte und blickte in den Kamin als brenne dort ein Feuer. "Jarel gehört gewissermaßen zur Familie seit er Violetta zu uns brachte. Dieser Ort ist voll seinen Werken: der Stuhl, in dem ihr sitzt, das Schreibpult in der Bibliothek, der Schaukelstuhl in der Stube. Ein Mensch, der auf diese Art schaffen kann, sollte nicht gezwungen werden, zu zerstören." Sie wies mit der freien Hand auf das Möbelstück, während sie ihre Motive zu erklären versuchte und lächelte erneut. Der Erzpriesterin fiel es sehr leicht, auch den Freiherrn als Teil dieser Familie zu sehen, denn er gehörte nun einmal ganz offensichtlich zu Jarel. Doch schnell wurde sie wieder ernst.
"Ich sehe mir das schon viel zu lange an und nun ist der Punkt da, wo ich meine Sorgen bestätigt finde. Wenn der Schaden nicht schon zu groß ist. Ja, sprecht mit Lothar und mit Jarel. Vielleicht seid Ihr in der Lage, in diesen Köpfen Vernunft zu sähen. Ich brauche es nicht mehr versuchen - beide hören mir in etwa so viel zu, wie Söhne dem jahrelangen Lamenti ihrer Mutter lauschen." Varelia winkte ab, auch wenn ihr klar war, dass das überzogen war. Sie hegte tatsächlich eine gewisse Hoffnung, zugleich schüttelte sie leicht den Kopf. "Jarel hat seine Medikamente genommen und schläft wohl bis zum Morgen. Aber sonst, ja. Es ist nicht ganz fair, seine Schwäche auszunutzen, aber der Moment wäre wohl gut. Im Angesicht des Todes überdenken die Menschen durchaus gern ihre Prioritäten." Diesmal lächelte sie nicht. Das Thema nahm sie mit und zog an ihren Kräften. Es wurde Zeit, dass sie selbst zur Ruhe fand. Varelia richtete sich etwas auf - noch galt es, Haltung zu bewahren.
"Euer Magus ist im übrigen noch unten in der Bibliothek." fiel ihr noch ein. "Ich habe versäumt, ihm zu sagen, dass Ihr eine Taverne vorgezogen habt."
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Vyacheslav Sokolov
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Slava nickte, noch nicht wieder ganz versöhnt.
"Ich werde sehen wozu ihn ihn bekomme. Es ist ja auch in meinem Interesse."
Mehr musste er nicht sagen. Die Erzpriesterin wußte sicher wie der Orden zu Beziehungen stand, vor allem zu gleichgeschlechtlichen.
Schlimmer war nur sein einstiger Arbeitgeber gewesen.
Dabie fiel ihm wieder ein, dass Jarel seinem derzeitigen ja noch etwas schuldete. Auch das ließ sich vielleicht nutzen.
"Ich werde auf jeden Fall nach ihm sehen, dann wird sich zeigen, was sich ergibt."
Er würde es von der Situation abhängig machen. Soviel Gespür dafür hatte er dann doch.
"Habt Dank für eure Nachricht und ich wünsche euch einen gute Abend, Erzpriesterin. Ich empfehle mich. Der Göttin zum Gruße."
...oder so. dacht er noch stumm. Ehe er sich empfahl.
Und geradewegs Jarel aufsuchte.

<weiter in den Quartieren>
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Avarion DeSpaire
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Von: Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus (Seite 10)
Betrifft: Erzpriesterin Varelia und deren Gefolge
Datum: 31.August 1278, viel zu früh am Morgen.
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Den Weg durch das Gebäude schwieg er und sah gelegentlich zu einer der Schwestern, die weinend oder blass durch die Gänge irrte. Er seufzte leise. Auch wenn der Worg niemanden angefallen hatte, und selbst wenn die Spuren der Zerstörung an Gebäude und Mauer schnell beseitigt waren. Die der Priesterinnen würden bleiben und das wahrscheinlich länger als nötig. Er wusste nicht, welches Trauma der Worgenvorfall ausgelöst hatte, hatte aber eine Ahnung. Schließlich herrschte in dieser Welt krieg. Mal wieder eine Welt mit einem Krieg.
Sie erreichten die Räumlichkeiten der Erzpriesterin und in gebührenden Abstand blieb er stehen, wartete, bis die ältere Dame sich zu ihm wand und ihre Fragen stellte. Die Überraschung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, als die seine Heimatwelt erwähnte. "Ihr kennt Azeroth?" fragte er dazwischen, nicht wirklich eine Antwort erwartend, war es eigentlich eine rhetorische Frage.
Entschuldigend räusperte er sich und nickte. "Ja. Ich komme aus Azeroth und bin seid etwas mehr als einem Jahr hier. Angekommen auf den Skellige Inseln." leitete er seine Erzählung ein.
Dann rieb er sich nachdenklich das Kinn. "Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich Jarel das erste mal getroffen habe. Er war Schankwirt in Sturmwind, ich glaube im geschlachteten Lamm. Damals war Jarel noch als Schattenläufer aktiv." Er erinnerte sich daran das er Probleme mit den Devias hatte, warum genau war ihm entfallen. So nahe standen sich die beiden dann auch wieder nicht.
"Wirklich viele Berührungspunkte hatten wir die ersten Jahre nicht. Soweit ich weiß hat Jarel den veränderten Virus von seinem damaligen Lebensgefährten Ilarion bekommen. Bei diesem war der Virus auch schon anders ausgeartet, was bei Jarel ebenfalls zu einer veränderten Form geführt hat. Es kommt dem hier heimischen Werwolf sehr nahe, wenn ich das den Geschichten richtig entnehme, die ich gelesen habe. Denn begegnet bin ich einem Werwolf hier noch nicht. Als Jarel damals zur manus gekommen ist, trug er den Fluch bereits in sich. Er hatte Probleme mit seinem Suchtverhalten und der Worg machte die Sache nicht einfacher."
Nachdenklich strich Ion über seinen Unterarm. Auch er selber war mal von einem Worgen gebissen worden und der Virus hatte versucht sich seiner zu bemächtigen. Die Verwandlungen waren furchtbar gewesen. Aber viel zu schnell hatte Ion die Kontrolle zurück erlangt und der Worg war in ihm komplett gestorben. Eine der Wertvollsten Tatsachen, die er Toralar zu verdanken hatte. Der Worg und der Dämon vertragen sich schlicht nicht und Toralar war nun einmal zuerst da gewesen.
"Jarel hat gelernt den Worgen in sich weitestgehend zu kontrollieren. Sprich. Er zieht sich zu Vollmondnächten zurück, bekämpft das Verlangen in sich bei der kleinsten Regung und hat diesem, nennen wir es, Ausgang gewährt. Eine Wackelige Koexistenz der beiden. Jarels Sohn hat den Fluch damals nicht geerbt. Das einzig positive, das er sich nur über einen Weg verbreiten kann. Fakt ist, das ein Biss des Worgen ansteckend ist und es keine Heilung gibt. Wo wir bei dem heutigen Vorfall sind."
Ion sah zur Tür, durch die es in den Flur und zur Bibliothek ging. Dann sah er seinen Ring und hob die Hand, damit sie diesen sehen konnte. Dieser trug das gleiche Sigel wie Jarels. Eine flach geöffnete Hand mit einer Flamme darüber. Nur war Ions deutlich detaillierter und der Stein darunter ein anderer. "Er bekam einen Ring der manus, damit wir ihn im Notfall immer finden können. Dieser hatte uns sogar in Nowigrad erreicht, als Jarels Lebenszeichen schwankten. Theoretisch kann ich ihn darüber kontaktieren. Vorausgesetzt, er ist wieder er selber und versteht mich."
Langsam ließ er die Hand wieder sinken. "Noch wird es zu früh sein, es zu versuchen. Ich hoffe, das der Worg die Stadt verlassen konnte. Zumindest werde ich es sofort erfahren, sollte Jarel gefallen sein." Langsam richtete Ion seine Aufmerksamkeit wieder der alten Dame zu. "Zu seinem Orden wird Jarel wohl nicht zurück können. Und wahrscheinlich war es nicht sehr klug, dem Ritter von dem Geheimnis zu erzählen."
Ion ließ den Teil, mit einer Rechtfertigung seiner Tat fallen. Sie war alt und klug genug um zu wissen, dass sein Selbsterhaltungstrieb mit verantwortlich für das lose Mundwerk war. "Wenn ich ihn erreiche, kann ich ihn warnen, das die Ritter, wissen, was er ist und das sie ihn suchen. Dann kann er sich als Schattenläufer zurück bewegen. Wie es danach weiter geht, kann ich beim besten Willen nicht einschätzen. Auf Azeroth haben sich die Worgen kultiviert und werden als eigene Spezies von allen Anderen anerkannt "
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Erzpriesterin Varelia
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Von: Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus --> Varelias Amtszimmer
Betrifft: Ion
Datum: 31.August 1278, 4:55 Uhr
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"Kennen wäre zu weit gegriffen." Sie hatte schmal gelächelt und den Elfen noch einmal kurz mit einer Handbewegung in seinem Bericht gebremst. "Mendel, bring dem Ser Magus und mir einen Brandwein.", schickte sie den tempelwächter aus dem Raum. Dessen Anspannung konnte sie schon fast mit Händen greifen und davon bekam sie widerum Kopfweh. Auch ihr fiel es schwer, den Graben zu ignorieren, der zwischen den Rassen gezogen war, aber sie übte sich einfach schon länger in diesem Spagat. Mendel ging fast schon dankbar, während Varelia Da Spaire sprechen ließ. Währenddessen ging sie langsam um ihren Schreibtisch herum und setzte sich dahinter. In einer Pause bot sie Avarion mit einer Handbewegung ebenfalls an, sich in einen der Scherenstühle vor dem Tisch zu setzen. Mendel kehrte zurück und brachte zwei Steinzeugbecher und eine dickbauchige Flasche. Er stellte alles ab und schien dann auf etwas zu warten. Varelia schickte ihn mit knappen Worten fort: "Schau nach Jusuf und seht zu, dass die gebrochene Mauer nicht unbewacht bleibt. Vielleicht kann uns Hauptmann Meis jemanden ausleihen."
Mendel eilte davon und Ion konnte seine Erzählung fortsetzen, während Varelia einen der Becher zu sich nahm und daran nippte.
"Die Ritter des Ordens mögen in mancherlei hinsicht verblendet sein, aber sie ziehen die Hosen auch nicht mit der Zange an. Ob Ihr es Ihnen sagt oder Ser von Alensbach von alleine die Teile zusammensetzt, die ihm hier vor die Nase gefallen sind, spielt im Grunde keine Rolle mehr.", tat sie seinen Vorwurf an sich selbst ab. Den Ring musterte sie allerdings interessiert. Die Erzpriesterin hatte schon allerlei wundersames davon gehört, was Magier alles zu tun und zu schaffen im Stande waren. Leider nicht nur Gutes, sonst hätte man sie kaum aus vielen Ländern vertrieben oder unter Bewachung gestellt. Sie nickte langsam. "Tut das. Wenn Ihr mich fragt, sollte er nicht in die Stadt zurück kehren." Ihr fehlte der Glaube daran, dass Lothar ihn schützen konnte oder würde.
"Jarel hat mir viel von diesem Azzerrott erzählt, von den Kindern, seinem Leben dort. Von den Kriegen, seiner Profession, seiner Göttin. Vieles. Ich wünschte, mir von diesem nicht ganz unwesentliche Detail zu berichten, hätte er auch noch das Vertrauen gehabt." Sie unterdrückte ein Seufzen und nippte statt dessen am Brandwein. Tun konnten sie hier und jetzt erst einmal nichts mehr, also weiter im Text. Ihr akutes Problem saß immerhin vor ihr und daher nahm sie Avarion nun ins Visier ihrer blassgrauen Augen.
"Was euch betrifft... Mit meiner Entscheidung eben habe ich Euch das Asyl dieses Tempels gewährt und damit steht ihr unter meinem Schutz. Verlasst Ihr das Gelände, seid Ihr auf Euch gestellt. Formal kann ich Euch natürlich von der Schuld an diesem Haus entbinden, so fern wir uns einig werden, wie der Schaden bereinigt wird. Aus Sicht des Ordens allerdings seid ihr ein Magier, der seine Fähigkeiten zum Schaden der Stadt verwendet hat und so weiter und so fort...", sie vollführte eine sehr unpriesterlich wirkende Geste mit der Hand, die den Becher hielt. "Und meinen Geist habt Ihr sicher auch längst in Eurer Gewalt, sonst würde ich ja wohl kaum so eine Entscheidung treffen, nicht wahr." Die Möglichkeit bestand tatsächlich, aber Varelia war letzten Endes Priesterin ihrer Göttin und damit allen Wesen von Meliteles Schöpfung zugetan, ganz gleich welcher Coleur. "Inwiefern Euch Eure Position als Magus des Freiherrn politische Immunität verschafft, werden wir wohl erst lernen, wenn die Herren Ritter Euren Dienstherrn aus dem Schlaf gerissen haben." Nun seufzte sie doch. Politik. Sie war nicht Priesterin geworden, um Politik zu machen und doch lief es immer wieder darauf hinaus.
Zum Glück ließ sich im Falle von Lothar Politik mit süßen Stückchen kombinieren.
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Avarion DeSpaire
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Dankbar nahm Ion sowohl Stuhl als auch den Brandwein an. Er setzte sich mit einem seufzen und bedankte sich höflich bei Mendel. Die letzte Stunde hatte Spuren hinterlassen. Eigentlich die letzten Stunden, denn Schlaf war Mangelware gewesen. Erst der kräftezehrende Ausflug an den See, wo er nicht wenig Energie verheizt hatte. Dann die Stunden in der Bibliothek, der Ausflug in Jarels Quartier, wo der Wahnsinn als geplante Idee seinen Anfang nahm. Der wenige Schlaf, mit dem Kopf auf den Notizen. Und dann der Wahnsinn in Form eines Jarel in Wolfspelz.
Angestrengt rieb er sich die Nasenwurzel und hörte die Worte der Erzpriesterin. Er spürte die Worte, die sein Handeln rechtfertigten in sich hochkochen, doch sprach er sie nicht aus. Wozu auch. Die Erzpriesterin hatte ihm beigestanden, so das er sich sicher war, sie nicht mehr überzeugen zu müssen.
"Da habt ihr wohl recht." antwortete er zu ihrer Einschätzung Ritter und Wachen haben Augen und Ohren und dazwischen sogar Hirn. "Trotz alle dem fühlt es sich gerade nicht mehr gut an. Jarel hat nicht umsonst den Worgen so lange verheimlicht." Angestrengt schloss er die Augen und schüttelte leicht den Kopf.
"Heißt Asyl in diesem Fall, bis ein." er suchte das passende Wort. "Bis ein Urteil gefallen ist? Bezieht sich das auch auf unsere Rückkehr nach Nowigrad? Bin ich damit Vogelfrei?" So viele Fragen und vorerst wahrscheinlich keine Antworten. Und noch einmal versicherte er, dass er für den Schaden an der Mauer aufkam. "Und wenn ich jeden Stein selber wieder aufschichte."
Zu den Worten ihrer Geistigen Freiheit hingegen sackte ihm dann doch etwas die Kinnlade herunter. "Wie kommt ihr nur auf so etwas?" fragte er Fassungslos. Auch beugte er sich leicht vor um sie genauer betrachten zu können. "Das glaubt ihr doch nicht wirklich? Ich... ich habe überhaupt keinen Grund euch zu manipulieren." beinahe hätte er angefangen zu stottern, so unvorbereitet trafen ihn die Worte. Den Weinbrand kippte er darauf in einem Zug herunter. Natürlich musste er leicht husten, konnte er genau spüren, wo dieser gerade durch den Körper wanderte. Natürlich wusste er, dass sie es nicht wirklich ernst gemeint hatte. Oder doch?
Noch immer Sprachlos ließ er sich wieder zurück sinken und sah an der Erzpriesterin vorbei zur Tür. Ob nun ernst gemeint oder nicht, seine Gefühle waren im freien Fall und lieferten sich mit seinen durchdrehenden Gedanken ein Wettrennen. Die letzten Worte gingen dabei ungehört unter. Lediglich zu einem nicken war er noch Geistesgegenwärtig, auch wenn er gar nicht wusste wozu.
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Erzpriesterin Varelia
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"Danke, das reicht mir zur Antwort. Verzeiht mir diesen plumpen Schachzug." Varelia lächelte freudlos. Einem Elfen die Gesichtszüge derart entgleisen zu sehen, war ihr Beweis genug, dass er sie nicht hinterging. "Ich glaube, Euch. Aber macht Euch lieber mit dem Gedanken vertraut, dass die meisten Leute genau das denken, wenn sie hören, was heute Nacht geschehen ist." Sie würde ihn nicht hätscheln, dafür war seine Lage zu ernst. "Die Magier haben in den Nördlichen Königreichen zu lange die Mächtigen und deren Handeln manipuliert, als dass das so bald aus den Köpfen der Menschen zu tilgen wäre." Sie schenkte ihm nach, ohne zu fragen. Er müsste es ja nicht trinken.
Die Erzpriesterin setzte sich an ihrem Schreibtisch zurecht, legte die Arme ab und verschränkte die Finger. In ihre Augen kehrte ein etwas milderer Ausdruck zurück und nun lächelte sie etwas freier. "Hört mir zu, Ser DeSpaire.", bat sie seine Aufmerksamkeit zurück zu sich, "Ich weiß nicht viel über Eure Heimat, aber ich sage Euch eines zu der Meinen: Asyl heißt so lange ich es Euch gewähre und Ihr diesen Ort nicht verlasst. Dieses Gesetz ist so alt wie die Göttin selbst und selbst die Nilfgaarder brechen es nicht leichtfertig. Was uns zum zweiten Punkt bringt: Ihr befindet Euch hier auf von Nilfgaard besetztem Gebiet, sprich hier gilt das Gesetz des Kaisers während Redanien und damit Nowigrad noch frei ist. Da Ihr faktisch Redanier seid... Der Orden jedenfalls hat seine eigenen Gesetze hier wie da, dem wäret ihr ein Dorn im Fleische, egal ob hier oder in Nowigrad, zumal Ihr der Macht nah steht." Sie ließ ihre Worte wirken, auch wenn der Mann ihr Leid tat. Es half niemandem, wenn sie heuchelte. "Eure Frage ist schwer zu beantworten. Über Acht und Vogelfreiheit entscheiden letztlich die Regenten." Aber wirklich sattelfest war sie auf diesem Gebiet nicht. Oft genug entschied die Willkür. Und die Angst.
Varelia erhob sich und trat an das kleine Fenster, durch das die laue Nachtluft herein strömte. Auf dem Himmel lag der erste Schatten des Morgens.
"Diese Missgunst und diese Verachtung... Das war nicht immer so. Die Kriege haben die Menschen in Angst vor den Zauberern erstarren lassen. Aber seid versichert, es gibt jene, die um die andere Seite der Medaille wissen. Die Magie als etwas kennengelernt haben, das nicht nur zerstört, sondern auch zusammenfügt und heilt." Ihre Stimme wurde sanfter, ihre Augen blickten nicht mehr in den Hof, sondern in die Vergangenheit.
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Avarion DeSpaire
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Ion betrachtete seine Hände. Verdammte Heilkraft. Sie brannte in seinen Adern und wehrte sich noch immer wie ein waidwundes Tier, wenn er danach greifen wollte. Nun sah er sich gezwungen, diese doch tiefer auszugraben als gewollt. Ein seufzen glitt über seine Lippen und auch sein Blick leerte sich, sah er auf seine Ausbildungen zurück. Die chaosmagie flog ihm zu, ging Problem von der Hand, schmeichelte ihm. Das genaue Gegenteil zur heilmagie. In der Theorie hatte sein Großvater recht behalten. Es war nur eine Frage der Lehre. Nur lag sein Talent einfach wo anders.
„Danke.“ war das einzige was er sagte. Denn wirklich mehr konnte er gar nicht sagen. Wie es weiter ging würde sich zeigen, wenn die Situation gesichert und ausgewertet war. Falls man sich überhaupt die Mühe machte. Plötzlich fühlte er sich eingesperrt und die Situation fing an ihn zu erdrücken. „Habt ihr noch Fragen?“ fragte er mit leicht resignierender Stimme. Die Lage machte ihn müde. Er mochte sich einfach nicht mehr ständig rechtfertigen müssen. Vielleicht sollte er sich einfach mehr von den Menschen distanzieren. Vielleicht sollte er doch einfach versuchen über Argus, die Welt der Dämonen, nach Hause zu gelangen. Vielleicht sollte er seine vergangenen Entscheidungen noch einmal überdenken? So viele vielleicht in seinem Kopf.
Gerade gegenüber der erzpriesterin fühlte er sich jung und unbeholfen, wie ein Kind. Würde man ihre Lebenserwartungen vergleichen, war er genau das. Ein begabtes, wahnsinniges Kind. Dann kam der nächste Gedanke. Vielleicht sollte er anfangen zu lügen. Etwas was er nie in Betracht gezogen hatte. Denn mit der Wahrheit kam man immer weiter. Nur hier scheinbar nicht. Vielleicht sollte er mehr wie Toralar sein. Mehr genießen und mehr Spaß haben, ohne über die Konsequenzen nach zu denken.
Ion nahm den nächsten Weinbrand und trank auch diesen, ohne husten, ohne heiseres einatmen. Er war ausgebildeter Schneider. Vielleicht sollte er mehr einfach nur das sein und den düsteren Zauberer besser verstecken. Das bedeutete die eigenen Prinzipien neu festzulegen. Kopfschmerzen. Langsam stellte Ion das Glas zurück auf den Tisch und sah zur Erzpriesterin abwartend an.
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