Die Straßen von Oxenfurt - zur Akademiehalbinsel

Eine von den zwei freien Städten in Redanien. Oxenfurt liegt an den nördlichen Ufern des Pontar-Stroms. Die Stadt ist bekannt und berühmt für die Universität, die die größte Akademie der nördlichen Königreiche.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Der Student erwies sich als etwas fahrig und Slava sah ihm zu wie er seine Bücher wieder einsammelte. Was ihn nervöser gemacht hatte, der Ritter in seinem Wappenrock oder er in der schwarzen Lederrüstung, egal wie, aber als er sich wieder gesammelt hatte wies er ihnen doch noch den Weg, einen Korridor entlang zu einer Tür. Manche Dinge änderten sich einfach nie. Fakultätsräume, Büros von Professoren... auch wenn die Wände aus Stein und zum Teil nur mit Holz vertäfelt waren statt bis zur Hälfte mit schmutzfestem grünem oder blauem Silikonanstrich versehen, ein Flur an einer Universität war eben ein Flur an einer Universität. Der Geruch von Büchern, auch wenn es keine Druckerfarbe war sondern vermutlich noch immer alle von Hand abgeschrieben werden mussten, auch wenn es wohl Pergament war und nur selten Papier aus Pflanzenfasern, da war etwas Vertrautes.
Und dann klopfte Jarel an und auf ein 'Herein' trat er ein...
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Kurz straffte der Ritter seine Gestalt, dann trat er ein und wartete, bis Slava eingetreten war.
Dann wandte er sich an die Dame, die sie hereingebeten hatte.
"Miss Duchamp nehme ich an?"
Er grüßte mit einer zackigen Verbeugung und einem durchaus charmantem Lächeln.
"Mein Kollege hier ist auf etwas gestoßen. Wie vermuten einen religiösen oder magischen Hintergrund. Könntet Ihr eure Expertise zu seinem Fund abgeben."
Wieder das Lächeln. Und der Ritter spielte mit seiner Stimme.
Ob so etwas die Damenwelt zu beeindrucken vermochte?
"
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Die Dame unbestimmbaren Alters sah aus einen fast riesigen Stapel an verschiedenen Papieren hoch. Die grauen Haare trug sie kurz und mit ihrem merkwürdigen Brillengestell erinnerte sie ein kleines bisschen an eine Eule. Man konnte aber auch erkennen, dass sie in jungen Jahren durchaus einiges auf ihr Kerbholz geladen hatte.
Sie musterte erst Jarel, einen Moment länger blieb ihr Blick auf der Flammenrose an seiner Brust hängen, dann schnaubte sie verächtlich ehe sie Slava nicht weniger abfällig musterte.
"Ich werde mich nicht dafür hergeben, irgendwelche gefälschten Reliquien für echt zu erklären oder dafür den Wert geraubter Elfenschätze zu bestimmen." polterte sie gleich los, noch ehe jemand sagen konnte worum es genau ging. Dabei blickte sie wieder auf ihre Zeichnungen und Karten und würdigte sie keines weiteren Blickes.
Die meisten der Papiere, so konnte Slave erkennen, zeigten Skizze von Säulenhallen und einzelnen Kapitellen. Für Skizzen sehr detailliert, sie glichen in nichts dem, was er bei Ausgrabungen gesehen hatte. Richtig, in Zeiten des Fotoapparates konnte kaum jemand noch wirklich etwas aufs Papier bringen und man zeichnete nur schematisch die Lage einzelner Funde zur Dokumentation auf Papier. Das hier aber waren richtige Landschaftsbilder, wie man sie sich im Bilderrahmen im Flur aufhängte.

Jarel schmunzelte. Die hatte aber Feuer im Arsch. Den verächtlichen Blick hatte er durchaus mitbekommen. Konnte er ihr nicht verdenken. Trotzdem sollte er jetzt besser einen Schritt zurück machen. Bildlich. Er sah zu Slava. Doch der Hinweis war unnötig. Slava wusste auch ohne ihn was zu tun war und ergriff die Initiative. Er legte einen seiner gefälschten Steine auf den Tisch, dann den Zweiten. Er wusste, dass sie kaum als echt zu bezeichnen waren, aber es kam auf einen Versuch an. Nun fiel ihm ein, dass er auch die Hülle des geschrotteten PDAs hätte mitnehmen können, das wäre sogar noch besser gewesen. Er entschuldigte sich vor sich damit, dass er nicht ganz er selbst war in diesem Tagen.
Doch auch die Steine schienen den gewünschten Erfolg zu erzielen.
Die Professorin hob nun doch den Blick, auf die Steine... einen... zwei... drei Augenblicke lang, dann sah sie hoch zu ihm, durchaus skeptisch.
"Wo habt ihr das gefunden?" bellte sie gleich. Sie schien es gewöhnt, dass Männer sie hinter Licht führen wollten, so vermutete er. "Beschreibt die genaue Auffindungssituation."
Slava nickte, das hatte er erwartet, besser, sich erhofft. Hätte sie nicht genau diese Frage gestellt, er hätte daran gezweifelt, eine richtige Archäologin vor sich zu haben.

Regungslos beobachtete Jarel das Geschehen. Die Dame fand den Fund aufregend. Der Soldat hatte den Nerv getroffen.
"Im Gebüsch. Der eine lag einfach da als ich pissen war. Das Gras war flachgedrückt. Der Andere war im Lager, wir sind eben aus Velen hier angekommen. Beide Steine lagen an Orten, an denen sie zuvor nicht gelegen hatten."
Sie musterte ihn wieder, immer noch misstrauisch und eine Spur geringschätzig. Das war also noch das falsche Bild, das er von sich erzeugte, er musste herumprobieren.
Er hatte sie beobachtet und auch gesehen, jene drei Augenblicke, die sie die Steine betrachtet hatte, die brauchte sie um zu versuchen sie einzuordnen. Etwas unbekanntes hätte sie weit kürzer betrachtet um sich sicher zu sein, dass es ihr nicht bekannt vorkam, sie hatte sehr lange hingesehen, also erkannte sie etwas wieder. Das genügte ihm um weiterzubohren.
"Seid ihr ganz sicher?"
"Natürlich." Log er, allerdings war er ein Profi, kein Zeichen von Unsicherheit, keine Geste zuviel, kein hektischen Zwinkern oder Reiben an Nasen oder Ohren, wenn sich die Durchblutung erhöhte aufgrund von Stress, der immer eintrat, wenn auch noch so unterschwellig.
"Hm..." machte sie nur und sah sich die Steine noch einmal genauer an, rieb an den Buchstaben und wischte etwas vom Graphit ab. Nun war sich sehr sicher, dass sie seine Original kannte.
Und dann wollte sie wissen: "Und wo?"
"Habt ihr eine Karte von Velen, am besten eine detaillierte... topographische." versuchte er es.
"Eine... bitte was?" Natürlich kannte sie den russischen Begriff dafür nicht.
"So deutlich wie möglich, mit Gelände... Erhebungen, Flüssen, Tälern und Wegen. Es war an einem Felsvorsprung, den werde ich wiedererkennen."
Sie nickte und schien zu verstehen.
"Ihr kennt euch aus mit Karten?"
Er nickte. "Ich bin Söldner, ich muss Karten lesen können."
"Ihr habt euch noch gar nicht vorgestellt?"
"Gwain Faron."
"Gut, Faron, ihr habt meinen Namen ja sicher an der Türe gelesen." während sie die Karte ausrollte und Slava kurz darauf suchte um dann auf etwas, das in seiner Annahme der Felsen hätte sein können, zu deuten.
"Das ist Richtung Toderas?"
"Richtig."
"Zwei Tagesreisen von hier?"
"In etwa."
"Und da kommt ihr extra nach Oxenfurt um mir das zu zeigen?"
"Nein, wir kamen zufällig hier her, ich wollte nur die Gelegenheit nutzen."
"Gut. Aber was wenn ich euch nun sage, dass das Fälschungen sind?"
Nun hatte Slava sie da, wo er sie haben wollte.
"Tatsächlich?" tat er erstaunt. "Dann gibt es originale?"
"Ihr wisst also, dass es Fälschungen sind?"
Nun allerdings lachte er. "Natürlich, ich habe sie gemacht. Zeigt ihr mir die originalen?"
Jarel zog eine Augenbraue hoch. Jetzt würde es interessant.
"Ihr wusstet dass es sie gibt?"
"Geraten."
"Woher? Ihr habt vergleichbare Auffindungssituationen detaillier beschrieben."
Slava ließ sich einen Augenblick Zeit, nicht mehr als eine dramatische Pause. Sie war aufmerksam und scharfsinnig.
"Ehrlich gesagt habe ich von einem Spielmann davon gehört. Er hatte einen in der Krone und davon palavert..."
"Bitte was?"
"Zuviel getrunken und erzählt... Nur hatte er keinen Stein, er hatte es mir aufgemalt. Ich wollte wissen ob er mich angelogen hat."
Er spielte gekonnt ertappt.
"Und dann kommt ihr so zielstrebig zu mir?"
"Das ist nur ein Zufall."
"Also gut. Ich zeige sie euch, aber wenn ihr versucht sie zu stehlen rufe ich die Wachen, und hier sind mehr als dass ihr mit ihnen fertig werden könnt."
"Das ist nicht unsere Absicht."
Noch ein misstrauischer Blick über den Brillenrand hinweg und sie trat an einen Schrank, zog nacheinander zwei der sehr flachen Schubladen heraus und deutete mit der Hand darauf. Auf geschätzt zweimal 1/3 qm lagen mehrere seiner Steine und sogar ein paar verkohlte Reste eines der GPS Tracker.
In dem Moment hatte er für einen kurzen Moment mit der Beherrschung zu kämpfen.
Und auch Jarel unterdrückte sein Erstaunen nur mühsam. Es gab sie also. Die Verbindung zwischen Slavas Welt und seiner. Bei allen Schatten. Was bedeutete das nun?

Er hatte nie damit gerechnet, so viele davon zu finden. Und er hatte, so stellte er mit Entsetzen fest auch keinen Plan dafür, was er nun weiter machen würde. Er würde improvisieren müssen - andererseits war er in der Regel selbst darin besser als viele anderen, die planten.
"Ihr seht also, dass eure Fälschungen sein müssen..." fuhr sie fort. "...auf diese Steine wurde mit einer magischen Tusche geschrieben, wir haben an einem Exemplar experimentiert, sie lässt sich nicht entfernen. Eure sind nur mit Graphit gemalt. Allerdings habt ihr genau die Zeichen wiedergegeben, Magische Runen, wie wir vermuten, allerdings nicht Elfisch, auch nicht Gnomisch, vielleicht von den Murmelmenschen, oder sogar von den Vrans. Also, woher wusstet ihr davon, wirklich?"
Slava zuckte noch einmal mit den Schultern.
"...und was ist das?"
Er deutete auf den Tracker.
"Das wissen wir nicht. Ein vollkommen unbekanntes Material, aber es erwies sich als nicht feuerfest. Es waren noch andere Objekte darin, wie feine Drähte und Schmuckstücke. Doch es entzündete sich bei unseren Versuchen es zu..."
Es kostete Slave einiges an Beherrschung, nicht auszurasten. Die Dinger waren teuer gewesen und er hatte nur sehr wenige genehmigt bekommen und sie hatten sie angezündet um zu testen was es war? Ernsthaft? Aber er erinnerte sich an Thorben, sie wussten ja nicht womit sie es zu tun hatten, und vielleicht... Er beruhigte sich und fast hätte er trotzdem geflucht. Vermutlich untersuchten sie die Artefakte in der Zone mit genauso primitiven Methoden... Waren das moderne GPS Tracker einer noch weitere entwickelten Spezies? Kurz wurde ihm schwindelig, aber nicht einmal des Entzuges wegen. Dann wurde ihm bewusst, dass er einen teil dessen überhört hatte, was sie gesagt hatte.
"...dem zusammen."
"Entschuldigung. Womit?"
"Es wurde zusammen mi diesem Stein gefunden."
"Und wo?"
Sie musterte ihn wieder auf diese Weise über den Rand ihrer irgendwie lächerlich globigen Brille hinweg.
"Warum ist euch das so wichtig?"
"...ist es einfach..."
"Also gut... ich stelle erst einmal keine Fragen nach euren Motiven, aber wenn ihr mir nicht am Ende eures Besuches eine guten Grund nennt, und den Barden nehm ich euch nicht ab, dann werde ich nachher ein langes Gespräch mit meinem Cousin führen, er arbeitet für die Redanische Krone."
Mehr musste sie nicht sagen...
"Also... wir haben sie hier... und hier..." und si begann auf der Karte herumzudeuten.
"Habt ihr eine Kopie der Karte, die ich behalten kann?" unterbrach Slava.
"Äh... nein. Ganz sicher nicht."
"Aber könnt ihr es mir dennoch einzeichnen?"
"Ich habe eine Karte, in der alle Fundorte eingetragen sind. Aber nicht alle sind sehr genau, manche Steine wurden mir von Kaufleuten und Reisenden gebracht."
Sie ließ sich wirklich um jede kleine Information bitte. Leicht war sie nicht zu knacken, aber er hatte eine grobe Vermutung und tastete sich weiter vor. Er hatte ein gewisses Talent dazu, zu genau der Person zu werden, die der Gegenüber haben wollte. Wieder suchte sie eine Karte und Slava holte unauffällig den PDA heraus, den er mitgenommen hatte. Er verfügte über eine Kamera. Nur vielleicht 2MP, aber das musste reichen.
Sie breitete eine Karte auf dem Tisch aus, in der kleine Pfeile eingetragen waren und Schriftzeichen.
"Ergeben die Runen auf den Steinen für euch einen Sinn? Denkt ihr es sind Buchstaben? Könnt ihr ein System erkennen?"
Wollte er wissen und seine Rechnung ging auf, während er so tat als studieren er die Karte drehte sie sich um und betrachtete eingehend die Steine.

Jarel hielt die Luft an, ohne genau zu wissen, was Slava da tat. Sein Herz schlug schneller als gewünscht. Junge Junge…Slava ging ein ordentliches Risiko ein.
In der Zwischenzeit machte der Soldat ein Foto.
Sie war schnell, er allerdings auch.
"Ihr habt nicht zufällig notiert, wann sie gefunden wurden? Ich halte euch für eine brillante Wissenschaftlerin, ihr habt sicher genaue Aufzeichnungen gemacht?"
Er hatte sie zumindest so weit durchschaut, dass er ihr keine Komplimente über ihr Aussehen zu machen brauchte. Frauen wie sie wollte das sicher auch gerne hören, würden es aber nicht annehmen, dagegen dem Intellekt zu schmeicheln würde eher fruchtbaren Boden finden.
"...doch das habe ich. Zufällig. Ihr stellt sehr spezielle Fragen. Seid ihr nicht doch ein Kollegen?"
Das war geradezu ein Wegweiser in die richtige Richtung.
"Nicht direkt. Ich bin Söldner, aber ich habe einmal eine Elfenruine entdeckt, mit Fallen und Runen und so ...Zeug... Seit dem lassen mich die Schätze der Vergangenen nicht mehr los. Und dann habe ich einmal eine Ausgrabung bewacht... Ein Kurgan... ein Grabhügel..." aber sie nickte, offenbar gab es den Begriff auch hier.
"...in dem ein Fürst aus vergangenen Zeiten bestattet worden war, in einem gigantischen Hügel, aufgeschichtet aus Rasensoden, man hatte ihm 60 Pferde mit ins Jenseits gegeben und die Weise auch gleich dazu und rund um den Grabhügel hat man nach Ablauf eines Jahres 40 Reiter aufgepfählt um seine Reise zu bewachen... und in dem Grab... da waren sagenhafte Schätze..." er musste die Begeisterung nicht einmal heucheln, er war tatsächlich fasziniert gewesen. Manches davon hatte er tatsächlich gesehen, die Schwärmerei war also echt, die Befunde allerdings wild durcheinander gemischt.
"Gold und Stoffe... die Stoffe waren vergangen, aber eine unzählbare Menge an kleine golden Perlen war auf seine Hosen gestickt gewesen und auf seinen Umhang und so war die Form erkennbar gewesen." Er lotete aus, Gold faszinierte sie, aber wie er nun fast vermutet hatte, nicht seines Wertes wegen, die Schilderung der Kleidung begeisterte sie deutlich mehr. "Und er trug goldene Spiegel bei sich und goldene Dolche, Nadeln und eine kostbaren Reiterbogen... alles verziert mit Tiermotiven, Hirschen und Pferden und Raubkatzen."
Die Archäologin bekam glänzende Augen.
"Und dabei war der Mann selbst von Geschwüren geplagt gewesen, konnte sicherlich kaum mehr gehen. Kein Held... Und doch hatten sie ihn in all diesen Ehren bestattet."
"Wo war das?"
"in Tuva."
"Noch jenseits von Serrikanien?"
"Nein, südlich davon." riet er und die Frau wirkte zufrieden. Er hatte seine Erklärung geliefert. Doch noch konnte er eine Schippe drauflegen.
"Und dann gab es andere Bestattungen... weniger reich, flache Gräber und sehr kleine Hügel... aber sie trugen aus Holz geschnitzte Miniaturen, ganz ähnlich den goldenen Originalen, aus dem Fürstenhügel. Man konnte sich vielleicht echte Beigaben nicht leisten und gab deshalb diese Stellvertreterdinge mit."
Nun hatte er sie.
"Faszinieren! Wer leitete diese Grabungen?"
"Tolik Hammer und Parzival German."
Das Problem an spontanen Lügen war, man konnte sich nicht auf seine Legende vorbereiten und es musste nachvollziehbar bleiben.
"Noch nie gehört..."
"Sie arbeiten sehr... modern..."
"Das kann ich mir vorstellen. Ich würde sie gerne treffen."
"Ich habe sie selbst aus den Augen verloren... bedauerlicherweise. Ich weiß nicht einmal ob sie noch leben... der Krieg..."
"Ja, der vermaledeite Krieg."
Slava nickte wissend. "Und seit dem hat mich die Begeisterung für die Rätsel der Alten gepackt, die die gegangen sind ehe wir kamen."
Die Frau lächelte. Nun verstanden sie einander.
"Tee?"
"Wie?"
"Wollt ihr einen Tee?"
"Ja, gerne."
Offenbar hatte er den richtigen Ton getroffen.
Nun trat Jarel tatsächlich einen Schritt zurück. Das war spannend. Bevor er das Schauspiel versaute, hielt er besser die Klappe.

"Dann reden wir weiter." und sie setzte Teewasser auf einen Herd, der in einer Ecke des Büros unauffällig glomm "Was wisst ihr denn schon über diese Steine?"
Slava nutzte die Zeit um noch mehr zu fotografieren.
"Nicht viel offen gestanden. Nur wie sie aussehen und dass sie wohl unvermittelt auftauchen. Ich habe immer nur Schilderungen gehört. Einmal dachte ich, ich hätte selbst einen gesehen, aber ich habe ihn für bedeutungslos gehalten und liegen gelassen. Das war übrigens tatsächlich beim... also beim austreten. Nun bedauere ich es zutiefst."
"Ich kann euch verstehen... ich habe auch nicht gleich daran gedacht, dass mehr hinter diesen Steinen stecken könnte. Die ersten habe ich weggeworfen weil ich einen Scherz vermutete. Aber dann wurden mir immer öfter welche gebracht. Es ist in der Tat ein Rätsel das einen fesseln kann. Wisst ihr, was ich denke?"
"Nein, aber ich würde es gerne hören."
"Botschaften. Vielleicht schicken uns die Älteren Völker Botschaften. Hier, in der Reihenfolge haben wir sie gefunden... hier sind jeweils die Datumsangaben notiert... Moment..."
Sie wandte sich wieder um, um den Tee zu holen und wieder fotografierte Slava. Lesen konnte er sie nicht, aber wenigstens festhalten. Jarel würde ihm die Datumsangeben übersetzen müssen.

Der Ritter hatte Mühe, seinen Gesichtsausdruck unbeeindruckt aussehen zu lassen, aber die Dame war so in Slavas Ausführungen vernarrt, dass es auch nicht aufgefallen wäre, hätte er sich nackt ausgezogen, einen Kopfstand gemacht und mit dem Füßen Fliegen gefangen.
Trotzdem. Der Ritter bemühte sich redlich um Contenance.

Slava war nach außen vollkommen ruhig, doch das Adrenalin spürte er deutlich. Er war an der Quelle, einen guten Schritt näher an einer wichtigen Erkenntnis. Er brauchte nur noch die Codes von den Steinen in den Schubfächern. Vom Entzug merkte er gerade nichts und er war seinem Körper dankbar dafür.
Ruhig und als würde es ihn kaum interessieren trat er an den Kasten heran.
"Darf ich?" sie nickte und vorsichtig hob er einen der Steine auf.
In seiner Welt hätte er wohl noch einen Baumwollhandschuh überziehen müssen, vor allem wenn er Metall hätte berühren wollen, bei Stein war es im Grunde egal, aber das war nicht der Grund weswegen hier darauf verzichtet wurde.
Er hob den Stein hoch. Er hatte wohl hunderte wie diesen gemacht, er wusste einfach nicht mehr wann er welchen geworfen hatte. Er brauchte seine eigenen Pläne... Die ersten hatten nur jeweils einen Buchstaben und eine Zahl getragen, sie bezeichneten den jeweiligen Sektor des Koordinatensystems wo er sie geworfen hatte, dann musste er weiternummerieren weil ihm die Kombinationen ausgegangen waren und er die Zeitliche Komponente noch mit aufnehmen wollte. Er musste weitere Fotos machen, doch die Frau stand immer hinter ihm und Blickte ihm über die Schulter - aufgrund der Größe vermochte sie das eigentlich nicht, aber Professoren hatten so eine Art, die schafften diese Geste auch bei sehr viel größeren Studenten.
"...wenn man die Fundstücke mit kleinen Nummern versieht kann man ihre Position in einer Karte besser festhalten. Das habe ich von den beiden Archäologen gelernt. Jedes Fundstück bekommt eine Inventarnummer, jede Fundstelle ebenso und auch jeder Komplex oder Befund, bestehend aus den Funden und der Auffindungssituation auch. So kann man alles viel besser dokumentieren und in Listen abgleichen."
Er klärte er, um sie etwas abzulenken.
Sie sah ihn erst skeptisch an, dann lächelte sie freudig.
"Ja, das wäre eine Lösung. Wir geben den Stücken Namen und beschrieben sehr viel... das ist unübersichtlich... eine Gute Idee... das muss ich mir notieren..."
Damit war sie hinter seinem Rücken und er machte weitere Fotos, doch sie war schneller wieder da als er dachte.
"Was macht ihr da?"
Der PDA war schon weg, aber die Bewegung hatte sie gesehen. Er musste sie weiter ablenken, Rechtfertigungen brachten hier wenig, sofort ablenken.
"Ich frage mich was der Unterschied ist, seht ihr, manche tragen nur zwei dieser Runen, andere 3 habt ihr eine Idee weshalb?"
Es funktionierte. Sie beugte sich nun auch darüber und grübelte.
"Nein, das ist mir noch nicht einmal aufgefallen, aber jetzt wo ihr es sagt... Nein, habt ihr eine Idee?"
Er schüttelte kurz den Kopf.
"Leider nicht, aber ich würde gerne wiederkommen. Nun muss ich leider weiter, ich habe noch Verpflichtungen, ihr habt mir aber sehr geholfen." Er lächelte sie gewinnend an, auch das konnte er sein, ein Charmeur. Bei der Ausdrucksweise war er noch etwas unsicher, 'Termine' kamen ihm unpassend vor. Bisher hatte sie sich aber nicht über seine Aussprache und Wortwahl gewundert.
"Sehr gerne, und ich würde auch noch gerne viel mehr über die Grabungstechniken der Herren Hammer und German erfahren." Auch sie lächelte, anscheinend überglücklich, einen derart interessierten Menschen, wenn auch ein Laie, getroffen zu haben.
"Sehr gerne, dann wieder bei einem Tee."
"Oder einem Rum."
"Auch das." Er grinste und schob Jarel, der sich sehr ruhig verhalten hatte, nun hinaus.
Er war besser gelaufen als erwartet, viel besser.
Vielleicht würde er das Versprechen sogar wahr machen und wiederkommen. Die Frau konnte eine Hilfe sein.
Draußen atmete er tief durch, ruhig, immer noch unauffällig.
"Jetzt sollten wir zurück in's ... Hotel? Ach, Gasthaus, richtig."
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ERZÄHLER
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Jarel hatte Slava gerade grinsend mit Fragen löchern wollen. Er hatte die Dame ja um den Finger gewickelt, dass es staubte. Das hätte er ihm gar nicht zugetraut.
Doch er wartete lieber, bis sie zurück im Park waren.
"Siehst du die Redanier irgendwo?", brummte Jarel leise.
Slava unterdrückte den Impuls, sich allzu aufmerksam und offen umzusehen. statt dessen begann er, die Schnallen an seinem Stiefel zu überprüfen.
"Derzeit nicht, sie scheinen gerade jemand anderen zu beschatten. aber sie kommen sicher bald wieder."
Der Ritter war neugierig. "Was hast du mit dem Pehdehah gemacht? Die Dame hast du ja regelrecht um den Finger gewickelt."
Slava grinste. "Ich habe Fotos gemacht. Ich kann eure Schriftzechen ja immer noch nicht lesen, du musst mir ihre Aufzeichnungen später übersetzen." Er öffnete eines der Bilder, das letzte, seine Steine und zeigte es ihm. "Geht schneller als abzeichnen... Und ich muss ein System dahinter finden." Und eine Ahnung hatte er auch bereits. "Ist dir aufgefallen, sie wusste sofort in welchen beiden Schubfächern die Steine liegen... sie hat sich also erst vor kurzem damit beschäftigt."
Jarel nickte staunend mit leicht verdattertem Gesichtsausdruck. Er konnte den Blick aus den weit geöffneten Augen nicht von dem elektronischen Spielzeug nehmen.
"Was kann das Ding noch alles? Dinge aufbewahren?"
"Nur Bilder, Ton kann ich ebenfalls aufzeichnen und und ich kann auch schreiben. Daten kann es aufbewahren. Der Akku... die Batterie... hm... Energie habe ich nur leider nicht mehr viel dafür. Ich werde es also später doch abschrieben müssen." Die beste Technik brachte nicht viel ohne Strom.
"Strom..." Der Ritter grübelte. Das kannte er. Die Gnome und Goblins betrieben ihre Technik damit. Aber davon hatte Slava hier auch nichts.
"Das heißt, deine Technik hat hier ein Haltbarkeitsdatum. Nicht gut...."
"Stimmt. Ich habe ein paar davon, ich kann die Akkus tauschen, aber wenn alle aufgebraucht sind war's das." Er überlegte einen Moment, drehte das Gerät um, Es war alt, kein moderne Smartphone. 5V und 1A... dass konnte man mit einem selbstgebauten Dynamo durchaus erreichen, soviel musste er, nur nicht, wie man einen baute. es hatte etwas mit einem Elektromagneten zu tun und Wickelungen und dann setzte sein Wissen auch schon aus. "in Zukunft werde ich mir anders behelfen müssen."
Jarel deutete auf die Bank. "Möchtest du dich noch einen Moment setzen, bevor wir zurückgehen? Du siehst immer noch aus wie von einem Elek durchgekaut und wieder hochgewürgt."
"Was auch immer ein 'Eleg' ist..." Slava lächelte. "Nein, es geht mir gut. Der Doc hat dir Rezepte gegeben? Hilft davon etwas?"
"Ich denke schon. Sollen wir es kurz abholen? Oder möchtest du einen Moment hier warten."
Der letzte Krampfanfall war noch nicht lange her. Trotzdem war Jarel sich nicht sicher, ob er Slava allein lassen konnte. Ein weiterer Krampfanfall.... oder die Redanier, die ihre Gelegenheit nutzen wollten...
"Gehen wir, es geht mir gut. Ich konnte meine Arbeit machen, das hat mir immer geholfen" Adrenalin konnte vieles heilen, wenn auch nur kurz. Er stand auf, auch wenn er immer noch blass war und seine Haut noch immer diese ungesunde wächserne Konsistenz zeigte, es ging ihm besser als noch am morgen.
Der Ritter ging mit Slava zurück zur entsprechenden Abteilung. Seine Bestellung war tatsächlich schon fertig. Jarel zahlte die Gebühr für die beiden hilfreichen Mischungen und nahm beide entgegen. Für Slava eine Handtellergroße Phiole, für Jarel eine hölzerne Dose. der Ritter unterhielt sich noch kurz mit der Dame, dann bedankte er sich und verstaute alles in einem Beutel an seinem Gürtel.
"Fünf Tropfen zu jeder Mahlzeit mit viel Flüssigkeit.", gab Jarel die Anweisung weiter.
Slava nickte und nahm das Fläschchen an sich. "Was ist das? Und... was bedeutet hier, 'zu jeder Mahlzeit` Morgens mittags und Abends? Oder nur wenn ich tatsächlich etwas esse?" ging es um die Zeit, oder musste er etwas im Magen haben, das war was die Wirkungswiese anging ein Unterschied.
"Wenn du etwas isst. Könnte dir sonst den Magen auf links drehen." Er zwinkerte.
"Nicht, dass es dir unbekannt wäre." Er klang nur teilweise spöttisch. Die leise sorge im Unterton war deutlich zu hören.
"Lass uns noch eine kleine Pause machen." Der Ritter deutete auf den Brunnen.
Der ehemalige Schattenläufer würde es niemals zugeben. er er genoss diesen kleinen Moment der Ruhe sehr. Vor allem allem aber die besondere Gesellschafft. Auch wenn er wusste, dass es zu nichts führen würde.
"Das meinte ich. Es sorgt also nur dafür, dass ich das essen drin behalte. Ich hatte gehofft, er hätte etwas gegen die Krämpfe." Er blieb sitzen. Es schien Jarel etwas mehr bewegt zu haben als erwartet, diese Unterhaltung mit der Archäologin und die gewonnenen Erkenntnisse. "Denkst du darüber nach, ob es auch für dich einen Weg zurück gäbe?"
Der Ritter schluckte.
"Schlimmer. Ich überlegen ob ich den Weg zurück nehmen würde, sollte sich die Gelegenheit ergeben." Er knirschte mit den Zähnen. "Dort halten mich alle für tot."
Slava musterte Jarel eine Weile. "Gesetzt den Falles, dass dort die Zeit genauso vergeht wie hier. Bisher habe ich zwar keine gegenteiligen Hinweise, aber es gibt auch keinen Grund warum, wenn schon der Raum nicht kongruent ist, es die Zeit sein sollte. Sprich: Hier mögen 15 Jahre vergangen sein... dort vielleicht nur ein Tag... oder auch 100 Jahre. Aber das natürlich auch für meine Welt."
Das war nun wirklich nicht besser. Was, wenn er zurückkehrte, für seine Familie war nur ein Tag vergangen und er war fünfzehn Jahre gealtert. Der Ritter brummte leise und rieb sich die Nasenwurzel. Oder er kehrte zurück und hundert Jahre waren vergangen. Er war schlicht zu alt, sich NOCHMAL an eine neue Welt zu gewöhnen. Zudem hatte er Verantwortung für jemanden übernommen.
Mit diesen Fragen war er schlicht völlig überfordert.
Jarel schwieg, aber vielleicht war es auch besser so, auch Slava hatte keine Antworten. Er wußte, er würde das Risiko eingehen, er musste es versuchen. Und dann kam ein sehr atemloser und sehr junger Mensch in einem Gambesson der Stadtwache auf sie zu, bewaffnet aber ohne die schwere Plattenrüstung. Und er war außer Atem, vermutlich gerannt. Bedrohlich wirkte er jetzt nicht gerade, aber es würde noch einen Moment dauern, bis er zu Atme gekommen war und ihnen sagen konnte, was er wollte.
Kaum entdecke er den Boten, nahm Jarel wieder Haltung an. Und er wurde blass. Aria...Jakob...an Thorben dachte er gerade nicht. Der würde nicht in Schwierigkeiten geraten. Der würde sie höchsten verursachen
"Rekrut, wen sucht ihr?", bellte Jarel leise, aber mit Nachdruck.
Der junge Mann war wieder zu Atem gekommen, nahm nun Haltung an. "Seid ihr der Ritter Jarel Moore?" auch wenn es nicht viele Möglichkeiten für Verwechslungen gab.
Verdammt. Jarel nickte. Es stimmte. Etwas war geschehen. Vor seinem inneren Auge sah er Jakob erschlagen im Zimmer und Aria entführt. Er hätte sie nicht allein lassen....
"Bericht, Rekrut.", verlangte Jarel forsch.
Der junge Mann nickte zackig. "Hauptmann Jaromèr läßt euch bitten, ihn an der Hauptwache aufzusuchen. Mehr weiß ich nicht... also. Das Wort 'umgehend' fiel noch, aber ich weiß nicht genau was ihr umgehen sollt, Ser Ritter." Er hatte vielleicht sogar versucht, den Tonfall des Hauptmannes nachzuahmen.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Der Ritter gab einen unwilligen, dunklen Ton von sich. Halb Brummen, halb Knurren.
Hinter seiner Stirn liefen die schlimmsten Szenarien in schneller Reihenfolge hintereinander ab.
Sein Gesicht blieb ruhig, aber Slava konnte regelrecht spüren, dass der Ritter innerlich zu vibrieren begann, wie eine sehr stramm gespannte Saite.
„Schaffst du es zurück?“, raunte er Slava zu und wand sich dann zum Boten.
„Du zeigst uns den schnellsten Weg, Junge.“, brummelte er und hätten den armen Soldaten fast vor Aufregung gefressen. Dieses Mal aber nur im übertragenen Sinne.

weiter an der Wache.
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Vyacheslav Sokolov
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"Ich finde schon zurück, geh nur."
Mitkommen wollte Slava nicht, die Wache war ihm derzeit noch zu gefährlich, auch wenn er keine Ahnung hatte wie gefährlich sie ihm werden konnten, oder auch wie hilfreich. Vielmehr war ihm an den Steinen etwas aufgefallen, dem er sich unbedingt widmen wollte.
"Kann ich dein Graphit noch einmal haben?"

weiter dann in seinem Zimmer.
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