Oxenfurt - Gaststätte 'Zur Alchemie'

Eine von den zwei freien Städten in Redanien. Oxenfurt liegt an den nördlichen Ufern des Pontar-Stroms. Die Stadt ist bekannt und berühmt für die Universität, die die größte Akademie der nördlichen Königreiche.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava nickte. Ja, er verstand.
Und es gefiel ihm, dass Jake nun endlich eindeutig formulierte was er wollte, was er tun würde und was nicht. Mit klaren Ansagen konnte er immer umgehen. Auch wenn Viktor ihm vor allen ins Gesicht sagte, dass er es dieses Mal übertrieben hatte... mit dem saufen, womit auch immer. Oder wenn Wolodja sein unkonventionelles Vorgehen kritisierte... Wobei, nein, Wolodja war genaugenommen gleichrangig und sogar Dienstälter, das war etwas anderes. Aber manchmal verlor er sich eben in der Rolle.
Trotzdem bedauerte er, das hinter sich gelassen zu haben, auch wenn es schon vorbei gewesen war, ehe er hierher gekommen war.
"Ich habe von meinen Leuten immer ein gesundes Maß an Insubordination verlangt. Sie mussten sich auch erst dran gewöhnen, und manche haben es auch übertrieben. Meist hat es gut funktioniert. Ich verstehe dich aber, ein Orden ist etwas anders funktioniert als... Na egal. "
Es hatte geendet als er niedergeschossen wurde. Danach hatte nichts mehr so funktioniert wie zuvor.
Hatte das so sein sollen?
Vielleicht. Im nachhinein war ihm aufgefallen, dass keine einzige Erinnerung weiter nach vorne reichte. Es hatte keine einzige gegeben, die ihn als alten Mann im Schaukelstuhl zeigte, umringt von Enkeln. Keine in der er noch ein weiteres Mal befördert wurde, sie waren weniger geworden, ausgedünnt und waren nun vollkommen versiegt. Weil er an dem Tag hätte sterben sollen oder an einem der nächsten oder weil er nie wieder in die Zone zurückkehren würde? Weil diese es war, die die Erinnerungen generierte? War es das?
Es war nun die Bedienung, die ihn unterbrach und Slava wechselte ein paar Worte mit ihr. Kaffee gab es tatsächlich nicht, aber starken schwarzen Tee, den bestellte er nun, und Gebäck. Irgendetwas süßes und schmalziges, von dem er vermutete, dass er es kannte.
"Ich hab uns Schwarztee bestellt... nicht so gut wie Kaffee, aber besser als nichts."
Eigentlich waren die Russen auch kein Volk von Kaffeetrinkern, aber er hatte sich viel zu schnell daran gewöhnt.
Er schob Jake die Karte hin.
"Ich denke hier." und er deutete auf eine der größeren Städte.
Es gab zwei Städte, die in einem großen Fluss lagen wie diese auf der sie sich befanden. Beide waren auf Insel gebaut worden und nur über Brücken mit dem Festland verbunden, die Städte selbst waren nur als kleine Knödel in den Fluss gemalt, die Brücken dafür umso größer ebenso die Wappen.
Erkennbar war aber dennoch die Zweiteilung, die Stadt und die Akademiehalbinsel, und er erkannte auch das Wappen Redaniens.
"Und das dürfte dann Nowigrad sein."
Die Bedienung bracht en Tee und eine Schale mit kleinen flachen Teigstücken, die in Öl gebraten worden waren und dann mit etwas Zucker bestreut. Auch die Bedienung warf einen Blick auf die Karte, neugierig, ehe sie an den nächsten Tisch gerufen wurde. Auch für sie war es wohl kein alltäglicher Anblick.
Slava grinste breit. "Das kenn ich von Zuhause, es heißt übersetzt 'Frost' und ist hier fast das gleiche." Er aß etwas davon, es schmeckte sogar so ähnlich, nur das Fett war wohl nicht ganz so frisch, aber der Zucker überdeckte das etwas. Dann wandte er sich der Karte zu, achtete aber darauf, die saubere Hand zu nehmen, es gab keine Serviette um die fettigen Finger vorher abzuwischen.
Erst jetzt fielen Slava die Verzierungen an den Rändern auf, so genau hatte er zuvor nicht hingesehen. Sie zeigten ein breites Spektrum roher Menschlichkeit, im Stile des Übergangs von der Gotik zum Barock. Der Stil war noch eher Gotisch, aber die Darstellung aller Aspekte des Lebens eher nicht. von Erhängten, grausigen Gerippen über kämpfende Soldaten bis zu Tanzendem und Kopulierendem Volk. Da hatte sich ein Zeichner ziemlich ausgetobt. Nur Karten zu malen hatte ihn am Ende wohl gelangweilt.
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Reuven von Sorokin
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Lebenslauf: Reuven

"Das ist vor allem Getreide, geschrotet... und das da drin... hm... verschiedenes wohl. Speck...? Hoffe ich zumindest." Er zuckte mit den Schultern und aß weiter. Wählerisch war er eigentlich nicht. "Man kann nicht immer Fleisch essen, es muss schon ein wenig ausgewogen sein. Und so schlecht finde ich es nicht." Er hatte seine Schale auch fast geleert als sich ein neuer Geruch in die bunte Mischung aus Bier, verschüttetem und ausgeschwitztem und anders ausgeschiedenem Bier, anderem Schweiß und verschiedenen Essensgerüchen mischte.
Tee und Gebäck.
Und er wußte auch woher der Duft kam.
"Willst du dich zu den beiden an den Tisch setzen?" fragte er Sindra.
"Ich kenne sie... sozusagen."
Dass das nicht bedeutete, dass sie Freunde waren störte ihn kaum, er hatte schnell verzeihen. Ob der aggressive Mensch das genauso sah würde er vielleicht bald erfahren.
Sindra
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Lebenslauf:

Sindra starrte Reuven eine Sekunde perplex mit vollem Mund an und vergaß sogar herunterzuschlucken.
Zu den anderen setzen? Dann könnte sie sich den jungen Mann noch näher ansehen. Andererseits machte der Mann in der Lederrüstung ihr wirklich Angst.
Schließlich schluckte sie doch geräuschvoll herunter und nickte unsicher.
Die Bemerkung, dass sie Jahre ihres Lebens *nur* Fleisch gege….gefressen hatte war ihr bereits wieder entfallen.
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Reuven von Sorokin
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Lebenslauf: Reuven

Reuven nickte. Er vergaß pausenlos, dass sie kein Mädchen war sondern ein Doppler, wie die Ernährung eines solchen Wesens aussah wußte er nicht. Dass Menschen alles vertilgen konnte dagegen sehr gut. Irgendein Spassvogel hatte einmal behauptet, die Menschen wären irgendwie mit den Affen verwandt, gut, für manche galt das sicher, aber definitiv nicht für alle. Jeder wußte doch, dass die Menschen durch die Sphärenkonjunktion auf die Welt gekommen waren... wobei, nein, auch das wusste nicht jeder. Manche Kleingeister dachten ja, sie wären von irgendeinem Gott aus Lehm gemacht worden, dabei galt das wiederum nur für Golems.
Egal. Er stand auf und führte Sindra mit sich, die tatsächlich etwas schüchtern wirkte, und ging mit ihr an den Tisch. Der Soldat in der Lederrüstung blickte sofort auf und seine Augen verengten sich als er ihn erkannte.
"Dürfen wir uns zu euch setzen?" Fragte er höflich.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Kurz hatte es so ausgesehen, als wollte Jakob Slavas Worte kommentieren – eine gewöhnliche Reaktion auf ein gewöhnliches Gespräch. Er hatte sogar schon eine Erwiderung im Kopf, nämlich das es in einer Organisation wie den Templern – und vermutlich auch der Flammenrose – einen erheblichen Unterschied machte, ob man dem eigenen Ritter die Stirn bot oder irgendeinem anderen Ordensmitglied. Respekt war das Eine, Weisungsbefugnis das Andere. All das schwirrte ihm im Kopf herum und fiel dann doch in die große Kiste all der ungesagten Worte, die Jakob mit sich herum trug. Nutzloses Gerede. Wen außer den Ordensbrüdern interessierte schon, wie ihre Hierarchie funktionierte? So fiel das Urteil entlang des Ja-Nein-Baums gegen einen Kommentar und er studierte einfach schweigend weiter die Karte, nickte nur kurz dankend, als die Sprache auf den Tee kam.
Der Rand des kleinen Kunstwerks war wie ein Wimmelbild – je länger man ihn betrachtete, desto mehr fand man darauf. Dann die beiden Orte – ihr jetziger Standpunkt und Nowigrad, die Stadt, die ihm wie ein Schicksalsberg vorkam. Dort begann ein neuer Abschnitt. Dort würde sich alles wenden und eine Umkehr war dann nicht mehr möglich. Eine Weile blickte er starr auf den undefinierten Kringel, ohne ihn wirklich zu sehen.
Eine neue Komturei. Ein Verlobter für Aria.
Jakob blinzelte, der Tee wurde gebracht und dazu fettig riechende Süßigkeiten. Er nippte am Tee, ließ das Gebäck jedoch vorerst unangetastet. Frost. Seltsamer Name für etwas, was man in brodelndem Öl ausbuk.
Gerade sammelte er sich, raffte sich auf, das Gespräch irgendwie am Laufen zu halten, da trat jemand an ihren Tisch und stellte eine Frage. Jakob hob den Kopf und erkannte den Mann, den Aria als ‚Hexer‘ bezeichnet hatte. Ein Mensch doch eigentlich, aber irgendwie besonders genug, dass die Leute es bemerken mussten und das es ihn in Schwierigkeiten gebracht hatte, für einen gehalten zu werden. Er selbst hatte nichts gegen diesen Hexer – im Gegenteil. Er hatte ihn von diesem Geist befreit und dafür war er ihm zutiefst dankbar.
„Reuven.“, stellte er entsprechend relativ freundlich fest. Auch wenn er sich nicht gerade darin hervor tat, sich für Menschen zu interessieren, sein Namensgedächtnis funktionierte. Selektiv, aber es funktionierte.
Dann erst realisierte er das paar riesiger, heller Augen, welches auf ihn gerichtet war. Die junge Frau. Sie gehörte also zu dem Hexer und jetzt drückte sie sich hinter ihm herum.
Das Verhalten des Mädchens mit den großen wasserblauen Kulleraugen und der Stubsnase passte so gar nicht zur ihrer aufreizenden Kleidung. Eher im Gegenteil. Sie versteckte sich regelrecht hinter dem Hexer und lugte an seiner Seite zu den beiden Männern.
Jakob lehnte sich instinktiv zurück und kippte etwas den Kopf, als könne er sie so besser um Reuven herum sehen. „Ceádmil.“, sagte er ganz automatisch, ohne sie aus den Augen zu lassen. Völlig neue Seiten.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Fast war eine gute Unterhaltung entstanden, nach dem klassischen Aufbau: Einer sagte etwas, der andere gab Antwort in vollständigen Sätzen. Doch ehe es richtig Fahrt aufnehmen konnte fiel Jake in sein altes Schema zurück. Er schwieg, nahm einen Schluck Tee, blickte auf die Karte und schwieg weiter. Slava wollte schon tief seufzen, da trat jemand an ihren Tisch.
Er hatte einiges erwartet, jemanden mit einem Redanischen Adler auf der Brust, einen der unauffälligen Männer aus der Akademie oder sogar die Archäologin, aber mit diesem Burschen hatte er nicht gerechnet.
Wenigstens sah er nicht mehr ganz so heruntergekommen aus wie bei ihrer ersten Begegnung, stank auch nicht und trug ordentliche Kleidung, dennoch war ihm in seiner Gegenwart nicht ganz wohl. Er wusste immerhin, was er mit dem Willen eines Menschen machen konnte. Dass er sich revanchiert hatte änderte nicht viel daran, dass er ihm unsympathisch blieb.
Nur jetzt wirkte der Mann als wäre nichts gewesen.
Und er begrüßte Jake in dem, was Ältere Rede genannt wurde.
Und dieser wirkte interessanterweise deutlich freundlicher als er jemals prophezeit hätte, also nickte er nur wies auf die freien Plätze. Auch er war dann doch irgendwie neugierig.
Äußerlich sah er wie ein Mensch aus, kleiner als er, drahtig aber durchaus mit der Muskulatur eines schnellen Kämpfers, und bei etwas mehr Licht betrachtet als bei der Begegnung vor ein paar Tagen, mit einem noch umfangreicheren Sammelsurium an Narben ausgestattet als er selbst. Einige davon waren deutlich frischer und sicher keine paar Tage alt. Und er trug nun zwei Schwerter auf dem Rücken. Was aber am irritierendsten war, das waren die vertikal geschlitzten gelben Augen, die tatsächlich an die einer Katze erinnerten. Passend zu dem Amulett, das er trug und welches ihm bei einem erwachsenen Mann immer noch reichlich albern vorkam.
So war irgendwie alles an den beiden merkwürdig, auch das Mädchen, dem er zugegebenermaßen zuvor tatsächlich auch auf das Hinterteil gestiert hatte. Natürlich gefiel ihm ein knackiger Frauenarsch in einer engen Lederhose, aber der Rest davon war ihm doch zu jung, zu dünn. Bei ihr hätte er wirklich das Gefühl gehabt, ein halbes Kind vor sich zu haben und daran wollte er nicht einmal im Traum denken.

Dass er Jakes Meinung teilte - wie unpassend die rote Bluse mit dem einen offenen Knopf zuviel, für ein so junges Ding war - ihm wohl nicht in den Sinn gekommen.. Wer sie wohl für diesen Mann war? Lange zu raten brauchte er wohl nicht, und irgendwie trug die Antwort nciht dazu bei, dass er mehr Respekt vor ihm bekam, es widerte ihn irgendwie an.
Sie knickste höflich und begrüßte Jake ebenfalls in der Sprache, die Slava nicht verstand, aber als Begrüßung konnte er es trotzdem einordnen.
Als ahnte er, was ihm durch den Kopf ging wandte sich dieser Hexer nun an ihn:
"Ich werde keine Zeichen einsetzen. Waffenstillstand?" fragte er ihn in der Gemeinsprache.
Slava nickte. "Einverstanden. Dann kugel ich dir auch nicht mehr den Arm aus."
Er schien es mit Humor zu nehmen, grinste und setzte sich.
Und dann zu Jake:
"Ich spreche beide Sprachen... Nur die in der ihr euch zuvor unterhalten habt nicht. Was war das?" er grinste dazu. Slava suchte Hinweis auf Heimtücke, doch gerade wirkte er aufrichtig, als wäre es vollkommen normal.
"Ihr habt uns als belauscht?" stellte Slava fest. "Ihr wart nicht in Hörweite."
"Doch. Hexer haben bessere Sinne als Menschen."
"Seht ihr... Siehst du... Ach verdammt, dieser Pluralis Majestatis ist dermaßen albern."
"Ich bin Reuven. Mir ist egal, wie du mich ansprichst, aber deinen Namen weiß ich nicht mehr... Du warst... Jakob, oder? Das ist Sindra." stellte er das Mädchen vor. Auch kein 'sie ist meine Freundin, Tochter?' wobei er nicht an letzteres glaubte.
"Vyacheslav... kurz Slava."
"Grüss dich, Vyacheslav." er hatte kaum Probleme mit der Aussprache. Und er kannte beide Sprachen, vielleicht noch weitere, damit wäre er sogar in seiner Welt wenigstens als halbwegs gebildet durchgegangen. Trotzdem ein Unsympath.
Und er wandte sich nun direkt an Jake während er wie selbstverständlich von dem Gebäck naschte.
"Hast du dich von dem Hym erholt, Jakob?" wollte er von diesem wissen. "Diese Biester können Spätfolgen zurücklassen, aber du wirkst als wäre alles in Ordnung."
Auch wenn Slava nicht verstand, was er sagte, 'Hym' zumindest schein das gleiche Wort zu sein.
Sindra
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Das Mädchen nahm zwischen Reuven und Jakob Platz. Sie legte die Hände in den Schoß und sah Großteils verlegen dort hin. Nur hin und wieder huschte ihr Blick hoch wie ein scheuer Vogel, bevor er flugs erst zu Reuven und dann auf ihre Hände zurückkehrte. Mal huschte ihr Blick zu Jake, mal zu dem Gebäck. Den Blickkontakt zu Slava vermied sie tunlichst. Man sah ihr die Angst vor dem Soldaten regelrecht an.
Sie fühlte sich sehr unsicher. Zwar konnte sie auf Sebastiens Verhaltensweisen zurückgreifen und auch die von dem Mädchen, dessen Kleidung sie kopiert hatte, aber beides passte nicht.
so hörte sie einfach nur zu und wartete ab.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Sindra. Sindra mit den großen blauen Augen und der Schüchternheit eines Kindes, obwohl sie gekleidet war wie... naja, wie ein eher leichtes Mädchen. Sie erwiderte seinen Gruß, knickste sogar und setzte sich dann zwischen ihn und Reuven. Ihre Blicke huschten unsicher zwischen ihren Händen und Reuven herum, streiften ab und an auch ihn, nur Slava vermied sie als sei er die Medusa. Wie alt mochte sie sein? Etwa wie Miriam gewesen war, als alles den Bach runter ging? Jünger? Und wieso verglich er eigentlich überhaupt immer alle Frauen gleich zwanghaft mit Miriam? Das tat er auch erst, seit er hier war. Seit die Vergangenheit ihn so eiskalt wieder überrollt hatte, obwohl er doch vergessen hatte - oder es sich zumindest eingeredet. Danke des Hym blubberte vieles davon zu den unpassendsten Gelegenheiten wieder hoch, zerrte anderes mit sich, bescherte ihm Träume.
Er merkte erst, dass er Sindra anstarrte, als man das Wort an ihn richtete und er etwas verzögert reagierte. Oder eigentlich nicht wirklich an ihn - Reuven sprach einfach doppelt, nur wenn Slava antwortete brachte das Jakob wiederum nicht weiter. Bis Reuven dieses Wort erwähnte - Wiedzmin. Man hatte ihn damit betitelt und damit hatte der Ärger angefangen, aber Reuven schien sich hier ganz normal unter Leute mischen zu können.
Der Hexer ahnte wohl, dass er noch nicht ganz frei war oder er hatte einfach seine Erfahrungen. Jakob wollte es nicht heraus finden - Reuven war ihm zwar nicht gänzlich unsympathisch, aber nur wegen eines Punktes überhaupt interessant. Die sicherlich freundliche gemeinte Frage tat er daher nur mit einem dumpfen "Ja.", ab. Wischte sie damit geradezu beiseite, denn sein Verstand klaubte Worte in einer ganz anderen Richtung zusammen. Er musterte Reuven auf die ihm eigene Art, von den seltsamen Augen, über die vielen Narben und die zwei Schwerter bis hin zu dem merkwürdigen Schmuckstück. Er fand nicht wirklich viele Parallelen. Gut, er hatte das Schwert auf dem Rücken getragen und fremd wirkende Kleidung, dazu seine Narben. Das Familiensiegel hing wie immer verborgen unter dem Hemd und es war bei weitem nicht so auffällig wie dieser Katzenkopf. Addierten die Leute den Rest einfach im Kopf dazu? Sehr gut möglich...
"Was ist das, ein Wiedzmin? Wieso werden die Leute wütend, wenn glauben, einer geht ihre Straße?", fragte er nach Abschluss seiner Sondierung also ziemlich direkt und ohne Einleitung, freundliche Floskeln oder sonst welche Schnörkel. Zielstrebig wie er war, wenn ihn tatsächlich mal etwas interessierte. Und offenkundig hatte er einen echten Hexer vor sich sitzen, also wieso mit Informationen von Dritten abgeben, wenn man sie aus erster Hand haben konnte.
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Reuven von Sorokin
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Lebenslauf: Reuven

Nur ein 'Ja'. Immerhin war er nicht als sabberndes Stück Fleisch zurückgeblieben, dann konnte der Schaden nicht so groß sein. Unangenehme Erinnerungen, die wohl die beiden Männer quälten waren der geringste Tribut, den so ein Dämon fordern konnte.
Die Übrigen Fragen blieben unbeantwortet, auch die nach der Sprache. Schon klar.
Auch Slava gab keine Antwort. Er hatte sich damals allen als Soldat vorgestellt, aber an seinem Blick war abzulesen dass er sehr viel mehr war. Kein Befehlsempfänger. Auch wenn er keine Magie beherrschte, sein Amulett blieb ruhig, das macht ihn nicht weniger gefährlich, Sindra schien das ebenfalls zu spüren. Sie interessierte sich sehr für Jakob, mied aber den Blick des älrteren Menschen, was ihm sicher bald auffallen würde, und dann würde er versuchen sie aus ihrem Versteck zu zerren. Aber noch nicht. Statt dessen wollte Jakob wissen, was es mit den Wiedzmin, den Hexern auf sich hatte und mit den Vorurteilen. Kurz zuckte er mit den Schultern.
"Vorurteile." war seine ganze Antwort.
Einsilbig konnte er auch.

Dann platzte dem Älteren wohl der Kragen.
"Ach bitte, nicht gleich zwei solche Stimmungskanonen. Kannst wenigstens du in ganzen Sätzen antworten? Was sind Hexer und was war das für ein Trick?"
Reuven grinste.
"Dacht ich mir schon. ihr wisst echt nicht was wir sind, oder?"
Er war ja auch Sindra eine Antwort schuldig geblieben.
"Hexer waren einmal Menschen, wir wurden als Kinder angepasst mit Merkmalen der Bestien die wir bekämpfen sollen, wer die Mutation überlebt bekämpft was die Sphärenkonjunktion hierher gebracht hat. Aber das Wissen wie man uns herstellt ging vor langer Zeit verloren, ich gehöre zur letzten Generation."
Während er sprach knabberte er weiter Hvorost.
"Die Menschen haben Angst vor uns, wegen dem bisschen Magie, das wir beherrschen, wie diesen Trick." Er bewegte nur kurz die Hand, führte aber kein Zeichen aus. "Und weil wir etwas schneller und etwas stärker sind als sie... Und vielleicht auch weil manche von und um zu überleben über Leichen gehen. Und sie werfen uns vor, dass wir ihre Kinder stehlen, dabei nehmen die Schulen nur Waisen von der Straße, oder wer ihnen gebracht wird."
Er sah sich kurz um.
"Will jemand Bier?" Slava schüttelte den Kopf, und er musterte kurz Jake, dann bestellte er.
"Es gibt noch drei Schulen. Katze Wolf und Schlange. Die Wölfe haben irgendwie den besten Ruf und wir Kater wohl den schlechtesten. Und jeder, der schwarzes Leder trägt und ein Schwert auf dem Rücken... Naja, viel wissen die Menschen nicht über uns, aber sie glauben alles zu wissen. Vorurteile eben. Die sind nur vom Tisch wenn sie uns brauchen, aber zur Zeit ist es wohl friedlich genug, dass wir zur Zielscheibe werden."
Eine recht lange Erzählung, auch wenn Reuven für einen Hexer durchaus gesprächig war, war das doch mehr als er anderen Menschen erzählt hatte. Aber die hier waren anders, auch er konnte das sehen, und diese drei hatten sich gefunden.
Als Reuven es in beiden Sprachen mit geringen Abweichungen erklärt hatte kam auch das Bier.
Er saß breitbeinig da und so richtig reingehalten konnte er sich auch nicht.
Zuletzt geändert von Reuven von Sorokin am Mittwoch 27. Juli 2022, 09:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava schien nun ein wenig aufgetaut.
"Und was verschlägt dich hier her? In meine in diese Taverne... doch sicher nicht nur uns zu belauschen?"
"Nein, ich übernachte auch hier."
"Mhm."
Slava hätte jetzt gerne geraucht, statt dessen aß er weiter von dem süßen knusprigen Zeug. "Genetisch optimiert also... Wie geht das?" hakte er nach.
Ein Blick von Reuven sagte ihm, dass er zu viele Fragen stellte, aber noch blieb der andere geduldig.
"Magier sind dafür verantwortlich, sie haben Mutagene aus den Bestien extrahiert und sie mit dem Erbgut von Kindern verschmolzen. Aber die genaue Prozedur ging verloren."
"Kann man sie nicht wiederfinden?"
"Ich habe genug erzählt. Zeigt mal die Karte." Und er schnappte sie sich ohne lange zu warten. Aber auch er hatte sich zuvor die Finger mit einem Tuch abgewischt, dass er irgendwo aus der Hose gezogen hatte..
"Könnt ihr sie überhaupt lesen?" Er musterte Vyacheslav und Jakov kurz aufmerksam, aber er kannte ja die Antwort schon.
"Das ist eine gute Karte, wertvoll. Könnte eine Kopie von etwas sein, dass wir Hexer manchmal verwenden. Aber so vierzierte Ränder... das ist zuviel... wobei..."
Er schien nun die Kopulierenden entdeckt zu haben und drehte die Karte etwas um sie richtig herum sehen zu können und grinste etwas dabei.
"Ein wahres Meisterwerk." Und er gab sie zurück.
"Lernt die Schrift zu lesen... Da ist sogar eingemalt, wo oft besonders gefährliche Monster gewesen sind, sicher keine aktuelle Ausgabe, die bleiben selten lange an einem Ort, aber dass es hier noch einen Bies geben soll... beachtlich, sollte ich mir ansehen. Aber das ist tatsächlich Nekkergebiet, das stimmt... Die alte Krabspinne hier, die lebt nicht mehr. Aber sonst eine gute Karte. Wird euch helfen."
"Und die Erklärung zu all den Namen?"
"Ein anderes mal. Für heute hast du schon genug Antworten bekommen. Überlegt euch wen ihr ausfragt. Irgendwann bringt es euch sonst in Schwierigkeiten."
"Was denn?"
"Dass ihr nicht hier her gehört. Hier in diese Welt."
"Tragen wir es wie ein Schild im Gesicht?"
"Ja, ihr seid viel zu anders, auch wenn ihr jetzt passendere Kleidung habt. Euer Ritter ist etwas besser darin sich zu verstellen, aber er passt auch nicht zu seinem Orden. Seid einfach vorsichtiger."
Das kam nun einen Hieb in die Magengegend gleich: Ausgerechnet Slava vorzuhalten, er würde sich zu auffällig verhalten.
Aber vermutlich hatte der junge Mann sogar recht - Slavas Ansicht nach war er jünger war als er selbst - ihm einen solchen Rat zu erteilen war schwer zu schlucken. Andererseits musste er sich eingestehen, dass er eine gewisse Arroganz an den Tag gelegt hatte. Er fühlte sich dieser mittelalterlichen Gesellschaft letztlich doch überlegen.
"Und du? Du willst uns nicht ausquetschen?"
"Ich habe keinen Auftrag für euch, da reicht mir was ich sehe. Einen guten Geschmack übrigens." er deutet auf das Gebäck.
"Und du, hast wohl schon Ärger bekommen?" wandte sich Reuven wieder an Jakob, er einte dessen Gesicht. Denn als er ihn bei der Gruppe angeliefert hatte war er noch intakt gewesen.

"Und wer bist du?" wandte sich Slava nun mit einer für ihn untypisch weichen Stimme an Sindra. "Warum begleitest du ausgerechnet einen Hexer? Bist du seine Geliebte?"
Ihm war wieder der Morgen eingefallen, als er kurz gedacht hatte, es wären Jake und Aria, die zu hören waren, aber das war wohl ein Irrtum gewesen. Und wenn Diese beiden auch hier nächtigten... Er wollte es sich gar nicht vorstellen.
Sindra
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Erschrocken sah das Mädchen auf, als Slava sie ansprach, suchte nun endlich seinen Blick.
In den Kulleraugen stand Furcht. Und noch etwas. Tiefer verborgen. Neugier vielleicht oder Abenteuerlust?
Bevor sie antwortete, sah sie kurz zu Reuven, als erwarte sie eine Erlaubnis.
Der Herr Hexer hat mich vor einer Bande Deserteuren gerettet.“ Ihre Stimme war leise, fast ein Flüstern, dafür melodisch und trotz der fehlenden Lautstärke gut verständlich.
„Ich war mit meinem Bruder unterwegs. Die Deserteure…“, sie verstummte, wandte den nun verhangenen Blick ab, drehte das Gesicht zu Reuvens Schulter und rückte an ihn heran.
Was sie an Worten nicht heraus brachte, zeigte ihre Gestik mehr als deutlich.
Sie suchte Schutz. Sie trauerte. Sie hatte Angst.
Die Gefühle der Kleinen, die der Doppler kopiert hatte für das Wesen greifbar und sehr präsent. Fast als wären es die eigenen. Sie war Sindra. Sindra war sie.
In ihren früheren Formen hatte es diese Art Gefühle nicht gegeben. Es waren zugegebenermaßen nur wenige Humanoide dabei gewesen, was ihren Mangel an Erfahrung an den Umgangsformen erklärte.
Aber sie lernte schnell. Mit jedem Menschen oder Anderling den sie kopierte mehr.
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