Oxenfurt - Gaststätte 'Zur Alchemie'

Eine von den zwei freien Städten in Redanien. Oxenfurt liegt an den nördlichen Ufern des Pontar-Stroms. Die Stadt ist bekannt und berühmt für die Universität, die die größte Akademie der nördlichen Königreiche.
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Vyacheslav Sokolov
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Die Alchemie
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von/nach: von der Straße ins Gasthaus
Datum: 18. September 1277, Abends
betrifft: Aria, Jake, Jarel, Thorben
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Sie hatten die Stadt über eine lange Brücke erreicht, dort hatten sie eine Weile im Stau gestanden.
Slava hätte gerne gelacht, aber er ahnte, dass das niemand verstanden hätte. Das fühlte sich so vertraut an... wären es nicht Kutschen und Wagen und Reiter gewesen... Wachen - allerdings in Plattenpanzer und Kettenhemden statt mit der Uniform der Miliz und mit wenig heroisch aussehenden Helmen statt Mützen kontrollierten jeden Wagen und auch die Satteltaschen. Wonach sie suchten erfuhr man nicht.
Ihre Rüstungen waren zum Teil in Rot und Weiß bemalt, das hätte lächerlich ausgesehen wären sie neu gewesen. Allerdings sah alles dermaßen abgetragen aus, dass es nun langsam real wurde. Entweder er befand sich im mit Abstand am authentischsten ausgestattetsten Historienfilm, oder aber doch in der Wirklichkeit.

Die Gepanzerten kontrollierten jeden Reisenden, allerdings nur ein wenig mehr als als Halbherzig. Einen Händler allerdings zogen sie raus, was genau ihnen an ihm nicht gefiel war nicht zu erkennen, er schimpfte und soviel konnte Slava verstehen, er wollte den Vorgesetzten sprechen, vielleicht sagte er auch Hauptmann, aber der Soldat schüttelt nur den Kopf und gab an, der sei nicht zu sprechen.
Slava legte sich bereits Worte zurecht, für den Fall dass auch sie nicht weiterkamen, gerade Soldaten gegenüber konnte er durchaus den richtigen Ton treffen, er hoffte nur, dass es auch hier funktionieren würde, doch das war gar nicht nötig, man winkte sie durch. Entweder war es der Ritter mit der Flammenrose auf dem Wappenrock oder Arias Geld, sie wurden unbehelligt durch das Tor gelassen.

Lange mussten sie in der Stadt nicht suchen, jemand wies ihnen schnell den Weg zu einer Taverne, dort kehrten sie dann auch ein.
Sie trug den auffälligen Namen 'Zur Alchemie', angeblich eine Studentenkneipe, aber es gab auch Zimmer, denn Studenten gäbe es derzeit keine in der Stadt, also war mehr frei. Die Universität wäre geschlossen, so erfuhren sie. Warum das so war sagte der Herr allerdings nicht, er suchte schnell das Weite ehe jemand fragen konnte. Aria erklärte sich großzügig bereit, für die Zimmer und das Essen aufzukommen und so kehrten sie dort ein, vorerst ohne weitere Fragen zu stellen.
Nun blockierten also eine Skelliger Reisekutsche und ein Wagen die ohnehin schon schmale Straße.
Jeder von ihnen konnte ein Einzelzimmer haben, und eine Waschgelegenheit. Am späten Abend hatten sie sich in der Taverne unten verabredet um dort gemeinsam zu essen und zu besprechen, wie sie weitermachen würden, bis dahin hatte aber jeder von ihnen Ruhe und Erholung notwendig.
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Thorben Denger
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Von: Die Straße nach Nowigrad
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In diesem Gasthaus war Thorben zuvor noch nie unter gekommen. Was wohl hauptsächlich daran lag, dass er niemals so viel Kohle für diesen Luxus ausgegeben hätte. Interessiert schaute er sich im Inneren des Etablissements um. Es handelte sich um ein gut gebautes Fachwerkhaus und keinen hastig zusammen geschusterten Bretterverschlag, wie er es sonst gewohnt war. Auch war alles durchaus sauber und mit allerlei Tand verziert, der im Stinkenden Stiefel wohl nicht lange gestanden hätte.
Natürlich war Die Alchemie auch kein Passiflora. Aber da in der Regel nur die Kinder reicher Eltern zur Universität geschickt wurden, konnte es sich der Eigentümer durchaus erlauben, gepfefferte Preise zu erheben. Glücklicherweise zahlte Aria für sie alle und einem geschenkten Gaul schaute man ja bekanntlich nicht ins Maul. Und die Gäule wurden hier sogar gut versorgt! Darauf hatte Thorben viel Wert gelegt, als sie die Kutsche und den Karren abgestellt und die Pferde dem Stallmeister übergeben hatten. Bessie hatte eine Menge durchmachen müssen und verdiente eine Nacht unter einem Dach und bestes Futter.

Für Slava war es wohl ein Glücksgriff, dass die Universität zur Zeit geschlossen war. Wieder einmal irgendwelche abergläubischen Anschuldigungen. Vermutlich ein Student, der unzufrieden mit seinen Noten war und Gerüchte streute, die sogleich die Existenz eines jeden Lehrkörpers gefährdeten. Aber der alte Soldat würde so viel leichter an Gelehrte geraten können, ohne wie ein unwissender Bauer in der Universität herumtapsen zu müssen. Viele der Studenten und Professoren verbrachten ihre gewonnene Freizeit in Gasthäusern, wie der Alchemie, und soffen, was das Zeug hielt. Mit von Alkohol gelöster Zunge würde Slava es sicher schaffen, mit seinen Fragen nicht zuviel Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Thorben selbst hatte es nun ein wenig schwerer. Eigentlich hatte er einen Professor an der Hand, der für ihn ab und an mal die Echtheit von Artefakten geschichtlicher Relevanz bestätigte oder verwarf. Die kleine Steintafel mit den seltsamen Schriftzeichen, die er in den Sumpfruinen gefunden hatte, war für Sammler und Gelehrte sicher von Interesse und konnte einiges wert sein. Allerdings wusste Thorben nicht so recht, wo er nun nach seinem Kontakt suchen musste. Er konnte sich überall in der Stadt aufhalten, falls er sie nicht sogar ganz verlassen hatte. Also stand wohl ein langer Fußmarsch durch die Straßen Oxenfurts für den Zwergen an.

Doch zuerst galt es, den gefundenen Schmuck zu verhehlen. Und mit dessen Erlös musste neuer Proviant gekauft werden. Vodka allem anderen voran. Bolzen und Silberbolzen. An Kartätschen dachte er hier erst gar nicht. Die waren so teuer, dass er damit wohl warten musste, bis er die Belohnung von Lady Juskowiak erhalten hatte.
Aber insgesamt hatte seine Ausrüstung gelitten. Die beiden Armbrüste mussten neu bespannt werden, da die alten Sehnen zu viel Dreck und Feuchtigkeit abbekommen hatten. Der Karren konnte auch eine Überholung vertragen, aber das würde er in Novigrad in die Wege leiten. Er hoffte nur, dass das Gefährt bis dahin noch durch hielt.
Die narzisstische Ader des Zwergen aber priorisierte auf jeden Fall die Wiederherstellung seiner Kleidung. Die Löcher in Mantel, Hut und Hose waren schrecklich anzusehen und der resultierende Schutz zu stark gemindert. Er konnte doch nicht wie ein Bettler rumlaufen!
Thorben war ja schon froh gewesen, dass die Wachen am Tor ihm keine besondere Beachtung geschenkt hatten. Selbst mit Arias Geld und dem Ruf des Ritters wäre er nicht überrascht gewesen, wenn die Soldaten ihn ausgerechnet kontrolliert hätten. Ein schludrig anzusehender Reisender. Ein Zwerg und Anderling zudem noch. Und es war immer schwer, die Leute zu überzeugen, dass Bertha auf der Ladefläche kein Versuch war, Kriegsgerät zu schmuggeln, sondern für den persönlichen Gebrauch bestimmt war.

Aber alles war erstaunlich gut gelaufen und so genoss er für den Moment den ungewohnten Luxus des Gasthauses. Sogar mit Einzelzimmern! Eine Nacht in einem richtigen Bett klang echt mal verlockend. Verdammt, es hatte echt Vorteile mit einer Prinzessin zu reisen!
Zwar war es noch früher Abend, aber durch die unfreiwilligen Ferien waren schon so einige Studenten und Professoren hier am bechern. Demnach war die Theke schon besetzt und Thorben gönnte sich als erstes ein gutes Frühstück aus Vodka und Nüssen. Was brauchte ein echter Mann denn noch mehr?! Methodisch fischte er die Nüsse aus dem Studentenfutter, welches in einer Schüssel auf dem Tresen für jeden zugänglich war. Die Rosinen ignorierte er gekonnt. Ekelige Dinger, wenn sie nicht vergoren waren.

Nach dem Siegerfrühstück verabschiedete er sich von seinen Gefährten, gab Slava noch den einen oder anderen Tipp, wie er hier am besten seine Fragen stellen sollte und verließ das Gasthaus dann, um seine Erledigungen in der Stadt anzugehen.
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Weiter geht's in Eisenschweins Schmiede.
Zuletzt geändert von Thorben Denger am Donnerstag 14. Juli 2022, 15:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Jarel Moore
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Oxenfurt. Nicht Nowigrad.
Der Ritter hatte gemischter Gefühle. Einerseits hatte er sich auf Nowigrad – oder besser eine bestimmte Person dort – gefreut. Andererseits hatte er ebenfalls befürchtet, dass sie ihn längst vergessen hatte. Oder er viel zu alt für sie war. Oder… Oder…
Aber diese Art Feigheit war nicht seine Art. Er würde ihr – einer Frau! – seine Aufwartung machen und ihr gestehen, dass er an sie dachte. Oft.
Nachdenklich und in sich gekehrt saß Jarel an einer für ihn typischen Stelle der Taverne. Im Schatten. Rücken zur Wand. Gesicht zur Tür. Die Dolche an den Oberschenkel geschnallt, jedoch ohne den Wappenrock. Seine Kleidung hatte er zum Waschen und flicken abgegeben. Für den Abend würde er ein Badehaus aufsuchen und die Nacht in einem Bett verbringen. Wundervoll.
Und auf dem Tisch vor ihm stand ein so reichhaltiges Mahl, dass für vier Personen locker gereicht hätte.
Fleisch, Käse, Brot, fetter Fisch. Und davon Unmengen. Dazu Milch, obwohl ihn die Bierkrüge heute einmal mehr geradezu anlachten. Ein weiterer Preis, den der Worg verlangte. Energie und Ruhe. Viel Energie und viel Ruhe. Der höchste Preis jedoch war die Gefahr, nicht wieder zurück zu finden und jemanden zu verletzen, der es nicht verdient hatte.
Die Mahlzeit würde er selber bezahlen. Es war dem Ritter viel zu peinlich seiner Schwertherrin mit derlei Kosten zur Last zu fallen. Das sie die Unterkunft bezahlte war schon mehr als genug. Bald würden sich ihre Wege trennen. Er würde davor noch mit ihr reden müssen. Das war für ihn wichtig. Sehr wichtig.
Der Ritter begann zu essen. Er versuchte es langsam angehen zu lassen und nicht zu schlingen, doch für Außenstehende mochte es so aussehen, als hätte er tagelang gehungert.
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Aria
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Aria hatte ein wenig geschlafen während der restlichen Reise. Sie träumte sich in eine Welt in der Jake und sie frei waren. Als sie Ankamen übernahm sie natürlich die Kosten für alle. Es war noch machbar, auch wenn das Geld langsam weniger wurde.
Auf ihrem Zimmer versorgte sie ihren Welpen und legte spielte ihn müde, bis er einfach auf dem Teppich umfiel und schlief. Sie überlegte, wie sie ihn nennen sollte, doch sie beschloss noch etwas mit der Namensgebung abzuwarten. Sie musste erstmal sehen, welche Persönlichkeit in ihm steckte.
Vorsichtig nahm sie ihn auf und steckte ihn in ein Tragetuch, welches sie sich aus einem einfachen Leinenschal vor die Brust gebunden hatte. Der Wolfswelpe war so nah bei ihr und schlief seligst vor sich hin. Die Berührung und ihr Geruch gaben ihm nicht nur Geborgenheit, sondern banden ihn auch immer mehr an sie. Jetzt war sie Wolfsmutter.
Sie sah noch kurz in den Spiegel ehe sie sich nach unten begab, sie sah wieder frisch aus. Fast so als wären die letzten Tage nicht passiert.
Unten traf sie auf Jarel und nun merkte sie erst wie hungrig sie war, sie bestellte eine ordentliche Brotzeit und setzte sich dann neben ihren Beschützer.
„Guten Abend Jarel…“ sie lächelte ihn zart an und lies sich neben ihm nieder. Der Kellner brachte ihr Wasser, einen Leib Brot, Käse und verschiedene Fleischwaren. Dazu noch Butter, Pfeffer und Salz.
„Bitte greif zu…“ sagte sie und tat sich dann selbst etwas auf ihren Teller. Sie atmete erleichtert auf, als sie den ersten Bissen nahm. Gedankenverloren strich sie über das Bündel vor ihrer Brust, welches immer noch friedlich schlummerte.
„Wo ist Jake?“ fragte sie ihre. Ritter nun und versuchte dabei ganz beiläufig zu klingen.
"Jake... Jakob habe ich nicht gesehen, seitdem wir unsere Zimmer bezogen haben, Mylady. Sehr großzügig von euch die Kosten zu übernehmen."
Sie nickte und sah zur Decke. Irgendwo dort war Jake gerade und bezog sein Zimmer oder…schlief. Wie gerne würde sie sich neben ihn legen. Sie lächelte Jarel an und strich ihm sanft über die Hand. „Natürlich…ohne euch wäre ich ja auch gar nicht hier“ sie sah kurz nach dem Welpen und aß dann weiter.
„Was werdet ihr eigentlich tun, sobald ihr mich in Nowigrad abgeliefert habt?….wo gehst du mit Jake hin?“
Kurz legte er seine riesige Pranke warm auf ihre zarten Finger.
"Ich bringe ihn zur Komturei." Er beschrieb ihr kurz den Standort und den Weg dorthin.
"Dort stelle ich ihm meinem Großkomtur vor. Er wird ausgerüstet."
Der Ritter aß weiter. Die Menge, die er verdrückte, war einfach unglaublich. Er wirkte etwas träge, aber zufrieden. seine Lippen waren - zumindest sobald er in Arias Richtung sah - stets zu einem leichten Lächeln verzogen.
"Es folgt die Grundausbildung. Einige Wochen Grundtraining in der Feste. Danach entscheidet der Großkomtur, ob wir weiter Reisen werden oder vor Ort eingeteilt sind. Ich geb es ja nur ungern zu, aber das Leben unterwegs hat so seine Vorteile."
Er hob den Blick und sah Aria mit seinen dunklen Augen durchdringend an, hörte sogar einen Moment zu Essen auf. "Und Ihr seid sicher, dass ihr diese Ehe vollziehen wollt, Mylady?", fragte er sehr leise.
Von außen betrachtet, konnte man denken es wären Tochter und Vater die beim Essen zusammensaßen. Aria zog ein paar Blicke auf sich, merkte es selbst aber kaum. Sie rückte näher an ihn heran und sah ihm etwas belustigt beim Essen zu. Wie ihre Brüder…Berserker beim Mahle…. Sie hörte ihm zu wie er so beschrieb, wie er den jungen Mann ausbilden und verwenden würde. In ihr stieg der Schmerz auf und es schnürte ihr die Kehle zu. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen und nickte nur, etwas gequält lächelnd. „Mhm…“ presste sie dann hervor auf seine Frage. Dann fand doch eine Träne ihren Weg und sie sah schnell zu Boden und stopfte sich etwas Brot und Käse in den Mund um das Schluchzen im Kern zu ersticken. Dann ließ sie sich doch etwas fallen, ihr Kopf glitt auf seine Schulter und sie schluckte.
„Es ist mein Opfer….ich kann nicht anders…“ sie flüsterte nur. „Schau mich doch an Jarel…dafür bin ich gemacht. Ich kann weder kämpfen noch sonst was…ich bin ein schöner Preis….“ sie atmete tief ein. Das Bündel regte sich ein wenig, doch blieb dann weiter ruhig. Sie nahm nun einen großen Schluck von Ale das gebracht wurde und aß weiter.
„Vielleicht kannst du mir ab und zu schreiben wie es euch geht….das würde mir die Welt bedeuten l!“
Er schluckte herunter, was er eben noch gekaut hatte und legte seinen Arm um sie. Armes Ding. Wäre er nicht so ein harter Kerl gewesen...er hätte mit ihr geweint. Sie glaubte ihre Liebe verloren. Der Ritter wusste nu zu gut, wie sich das anfühlte. Seine Hand lag warm und schwer auf ihrer Schulter, sein Arm stütze ihren Rücken.
"Mylady, ich versichere euch, ihr seid viel mehr als nur schön. Nichts, was man als Trophäe nach Hause trägt. Ja, ihr seid unglaublich hübsch und bezaubernd, aber ich seit auch intelligent und habt eine innere Stärke, von der sich manch ein Kerl eine Scheibe abschneiden kann." Fast hätte er etwas von 'Eier in der Hose...' erwähnt, doch das gehörte sich nun wirklich nicht.
Er suchte lang nach Worten, fand aber keine. Er war kein Poet. Kein Mann der Worte und außerdem...war das hier nicht die richtige Umgebung.
"Mylady, würdet ihr mich einen Moment nach draußen..."
Zuletzt geändert von Aria am Dienstag 5. Juli 2022, 20:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Sie erreichten eine Stadt an einem breiten, verzweigten Flusslauf, nach nassen und nebeligen Tagen. Das Leder seiner Kombi war schwer und feucht von all dem Regen, die Schicht darunter nicht wirklich geeignet, um zu wärmen. Über kurz oder lang würde er sich andere Klamotten besorgen müssen, aber dazu brauchte er erst einmal das örtliche Zahlungsmittel und dafür Jarel oder Aria anzupumpen verbot ihm sein Stolz. Er war nicht nackt, daher würde es schon gehen. Auch nasses Leder trocknete irgendwann wieder, wenn sie erst einmal unter einem Dach wären.
Die Stadt schien aus zwei Inseln oder Halbinseln im Fluss zu bestehen, beide eingefasst von Mauern und vernetzt mit Brücken. Auf einer davon standen sie lange im Stau, den die Wachen am Tor verursachten. Jakob kam sich vor wie auf einem dieser Mittelaltermärkte, die jährlich in seiner Heimatstadt Braunschweig stattfanden und die er als Kind geliebt hatte. Vor allem für die Musik, die lauten Händler und die Ritterspiele. Nur waren die Menschen auf dem Burgplatz bunt durchmischt gewesen: zivil und Gewandung. Das hier hatte allerdings noch einen entscheidenden Unterschied und verwies die Märkte seiner Kindheit auf einen Platz für Fantasiekonstrukte, wie sie sich die Menschen gerne erstellten. Verklärt von einer romantischen Sicht auf die so viel bessere Vergangenheit. Denn Oxenfurt stank. Und die Gesichter der Leute waren gezeichnet von hartem Leben, ihre Kleider zeigten Spuren jahrelangen Tragens und auch die finster drein blickenden Wächter am Tor hatten nichts mit den herausgeputzten Recken des Braunschweiger Spektakels gemeinsam. Er hatte selten so viele Menschen auf einem Haufen gesehen, die so wenig lachten.
Sie rollten gemeinsam mit Ochsenkarren und schwer mit Lasten beladenen Bauern in die Stadt. Die Straßen waren größtenteils unbefestigt und durchdrungen vom Geruch einer nicht funktionierenden - oder nicht vorhandenen - Kanalisation. Die Klientel war bunt gemischt und je weiter sie ins Zentrum kamen, desto lebendiger wurde es um sie herum. Jakob sah Geschäfte und Tavernen, Männer mit Bauchläden und barfüßige Kinder, die den dicht gedrängten Passanten die Geldbörsen vom Gürtel schnitten. Nicht alles war also anders. Auf seinen Kram musste man hier auch aufpassen, auch wenn es keine S-Bahn gab. Er betrachtete interessiert die Gebäude, die teils aus Fachwerk bestanden, teils gemauert waren. Dazwischen standen mit Zeltbahn überspannte Stände, an denen Waren oder Speisen angeboten wurden - alles war so dicht gedrängt, dass er die Kutsche geradeso hindurch fahren konnte. Inzwischen hatte er Geschick darin entwickelt, die Pferde zu lenken und das war gut, denn Jarel ritt auf Mariposa voraus. Der Wappenrock schindete genug Eindruck, dass man ihnen Platz machte und er ertappte sich mehr als einmal bei der Vorstellung, selbst so ehrfurchtgebietend durch eine Stadt wie diese zu reiten. Dann schalt er sich einen dummen Jungen, der von Ritterburgen träumte und konzentrierte sich auf die Kutsche.

Die Unterkunft, die Aria für sie besorgte, machte auf Jakob den Eindruck eines Museums. Das einstöckige Gebäude war aus Fachwerk gebaut und hatte Butzenglasscheiben - zu Hause eine Rarität, denn nach dem Krieg und dem Modernisierungswahn gab es derlei nicht mehr allzu häufig in Deutschland. Hier schien es ganz normal. Innen war alles aus Holz geschreinert, die Böden von vielen Schritten rundgetreten und mit Lauge glatt geschrubbt. Die Zimmer hatten nicht viel mehr zu bieten als ein Bett mit grober Matratze und einem Tisch. Kein Bad. Kein WC. Letzteres wies man ihnen im Hof und das erste Mal war sich Jakob nicht mehr sicher, ob er nicht doch wieder zurück nach Hause wollte, wo es Duschen und Wasserspülung gab.
Man bot ihnen ein Bad an, doch Jakob begnügte sich mit einer Waschschüssel kalten Wassers. Allein auf dem kleinen Zimmer schälte er sich aus der feuchten Lederjacke und der Funktionskleidung darunter, entledigte sich der Orthese und auch des Verbandes. Die Wunder darunter spannte noch, war aber verschorft und die Haut kaum noch gerötet. Sein Körper war jung und die Antibiotika taten das Ihre - er heilte schnell. Probehalber bewegte er die Schulter, kreiste den Arm. So langsam war auch die wieder gängig und er beschloss, die Orthese nicht mehr zu tragen.
Dann lag er eine ganze Weile auf dem harten Bett und starrte zur Decke. Dachte über das Gespräch - Beichte konnte man es ja kaum nennen - mit Jarel nach und was er daraus machen würde. Wenn er es richtig verstanden hatte, war dies nicht die Stadt, in die sie eigentlich wollten. Oxenfurt, nicht Nowigrad. Sie hatten also noch eine Galgenfrist und diese Stadt hatte einen ganz eigenen Pulsschlag, den er aus den Tavernen und Buden gehört hatte. Auch in dieser Taverne saßen bereits junge Menschen zusammen, obwohl der Tag noch früh gewesen war. Jakob fasste einen Entschluss...
Schwungvoll stand er auf, wusch sich mit dem kalten Wasser, was ihm eine Gänsehaut über den ganzen Körper trieb, rieb sich trocken und schlüpfte wieder in das Funktionsshirt. Er gürtete sich mit seinem eigenen Schwert - das von Jarel ließ er im Zimmer zurück, ebenso wie den Revolver, der ohnehin nur nur vier Schuss beinhaltete - und machte sich auf den Weg in den vorderen Bereich des Wirtshauses. Die Jacke nahm er in die Hand - er hatte im Schankraum ein Feuer gesehen und hoffte, sie dort trocknen zu können. Er sperrte ab, ließ den Schlüssel in seiner Tasche verschwinden und wandte sich dem Gang zu, der zurück in die Gaststube führte. Diverse Gerüche und Geräusche durchdrangen die Gänge, machten den Museumseffekt schnell zu Nichte und zwangen Jakob geradezu die Realität dieses Ortes auf. Es war schwer zu begreifen, aber er versuchte es irgendwie zu akzeptieren. Ein Zeitsprung. Ein Weltensprung. Wie hatte Slava gesagt? Portale, parallele Universen... das klang so verdammt nach schlechtem SciFi und trotzdem war er hier. Auf der Straße hätte dieser Landstrich noch immer irgendwo in seiner alten Heimat sein können, wenn man mal von dem Zwerg und der Elfe, nebst diversen mörderischen Kreaturen absah - aber hier, diese Stadt, war mehr als Beweis genug, dass er sonstwo war, aber nicht zu Hause.
So seinen Gedanken nachhängend, betrat Jakob den Schankraum und drapierte zunächst seine Jacke in der Nähe des Feuers, bevor er sich umsah. Es war allerdings mehr Scharade, dass er den Blick erst über den Tresen, dann die angrenzenden Tische und zuletzt erst zu dem Tisch schweifen ließ, an dem Jarel und Aria bereits saßen. Schon beim Eintreten hatte er gewusst, dass sie da war, dass sie dort saß. Als zupfe ein feines Bändchen an seiner Aufmerksamkeit. Tief durchatmen, dann wandte er den Kopf und ging zu den beiden hinüber.
Erst sah er Jarel an, bewusst. "Guten Abend, Jarel.", neigte dabei etwas den Kopf. Dann blickte er in die Smaragdaugen der Prinzessin. "Guten Abend, Aria.", sagte er mit deutlich anderem Tonfall, bevor er sich neben den Ritter setzte - auch er saß lieber mit dem Rücken zur Wand. Aufmerksam hatte er Aria betrachtet, sodass ihm das Bündel Fell an ihrer Brust nicht entgangen war. Er wies darauf. "Fühlt wohl bei dir.", bevor er sich an Jarel wandte. "Wo gefunden, eigentlich?", versuchte er sich darin, völlig untypisch für ihn, ein Gespräch anzufangen.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava blieb wohl am längsten in seinem Zimmer. Als sich die Türe schloss ließ er einfach nur seinen Rucksack fallen, lehnte sich gegen die geschlossene Türe und rutschte daran dann langsam daran herunter.
Er schloss die Augen.
Er fühlte wie sein Herz viel zu kräftig schlug, seine Hände zitterten. Er wusste auch was das bedeutete.
Er hatte ein wenig Mühe einen seiner ledernen Fingerhandschuhe aus dem Rucksack zu kramen, er hatte sie seit dem ersten Tag hier nicht mehr getragen. Den rollte er zusammen und biss darauf, den Rucksack legte er sich unter den Kopf, zog die Knie an. Gerade rechtzeitig.
Der erste Krampfanfall ging noch relativ schnell und glimpflich vorbei. Als es zuende war stand ihm kalter schweiß auf der blassen Haut. Er war erschöpft, gerädert, die Wunde, die ihm der Flatterter geschlagen hatte blutete wieder, aber sie war nicht tief, die Bauchdecke war nicht destabilisiert aber gerade an der Stelle würde sich der Schorf immer wieder lösen wenn die Muskulatur darrunter krampfte. Das sah aber nur dramatisch aus, war schmerzhaft aber nicht lebensbedrohlich.
Für den Moment schloss er einfach die Augen und blieb am Boden liegen.
Dann klopfte es und man teilte ihm mit, dass sein Waschzuber bereit stand.

Es war wirklich nicht mehr als ein großer Holzzuber der im Paterre in einem abgetrennten Raum zum Innenhof der Gaststätte hin stand. Dort war auch der Brunnen und der Weg war nicht weit. Ein gemauerter Ofen brannte in der Nähe und spendete etwas Wärme, dort hatte man vermutlich auch das Wasser warm gemacht. Sauber Leinentücher standen bereit und ein grobes Stück Kernseife, eine Bürste und zudem noch ein weiterer Wassereimer.
Auch wenn man es ihm nicht jederzeit ansah, der Mann war kultiviert. Er wusste sehr gut, wie man sich in der Banja, der russischen Sauna verhielt und dass man sich erst säuberte, ehe man in so einen Zuber stieg, und genau das tat er auch.
Hätte jetzt jemand über die Mauer gespäht oder wäre nach draußen gekommen, hätte der den Russen in seinem ganzen desolaten Zustand sehen können. Man sah, dass er einst muskulöser gewesen war, jetzt wirkte er eher hager und abgemagert.

Den Restlichen Inhalt des Eimer und die Seife nutzte er auch um seine Kleidung zu waschen, Hose und Pullover wenigstens, auch die Boxershorts, die er als Ersatz dabei hatte und mittlerweile gebraucht waren und ein Paar Socken. Das alles breitete neben dem Steinofen aus, damit es noch so halbwegs trocknete, während er im Zuber entspannte.
Anders als vielleicht manch anderem stand ihm nicht der Sinn nach Gesellschaft, auch nicht nach weiblicher. Er faltete seine 1 Meter 90 so gut es ging in den Holzbottich bis er eine bequeme Position fand.
Und anders als manch andere Stadtmenschen konnte er es durchaus genießen unter freiem Himmel im warmen Wasser zu sitzen. Es wärmte ihn und lockerte Verspannungen und schmerzende Muskeln. Irgendein Kiefernöl wäre noch die Krönung gewesen, aber auch so war es schon mehr als heilsam.
Zuletzt geändert von Vyacheslav Sokolov am Mittwoch 6. Juli 2022, 19:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

„Guten Abend Jakob.“ Jarel nickte Jake zu.
Als ihn sein Knappe nach dem Welpen fragte, wurde Jarel eine Spur blass und sah auf den Tisch, den er fleißig leergegessen hatte.
Woher war der Welpe? Er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Sein Blick leerte sich, während er krampfhaft versuchte sich zu erinnern. Er hatte seine zweite Gestalt zugelassen, mit seinen Fähigkeiten die entführte Prinzessin gefunden, einen der Gegner zerrissen und sie dann zurückgeführt. Daran erinnerte er sich ohne weiteres. Der Moment, als er den blutenden, sterbenden, am Boden liegenden Eindringling entdeckt hatte war schon eine Spur „unschärfer“.
Noch schwerer war es, sich an die Jagd zu erinnern. Er hatte erst eine junge Wildsau aufgeschreckt und gejagt…und dann…Filmriss.
Das nächste, woran er sich erinnerte war, wie er über einem halb aufgefressenen Hirschbock zu Verstand gekommen war. Und das in der Nähe lagen Überreste eines Wolfrudels gelegen hatten.
Wie viele der Tiere….war nicht genau zu sagen. Der Worg hatte gewütet. Schlimm gewütet.
Und Jarel hatte keine Kontrolle darüber gehabt. Nicht einmal eine verwertbare Erinnerung daran.
Nur eine Ahnung. Das Gefühl, angegriffen worden zu sein, sich zu wehren und dann…
Wut. Blut. Triumpf. Blutrausch. Irgendwann dann ein gequältes Winseln mitten in den Überresten des vernichteten Rudels.
Während er die Erinnerungen und Gefühle abzurufen versuchte konnte er spüren, wie die Bestie im Hintergrund den Kopf hob und mit aufmerksamem, stechendem Blick darauf wartete, nach vorne – in Jarels Verstand und Bewusstsein – zu springen und ihn mitten in der Taverne in das schwarze Biest zu verwandeln. Ein leises Grollen war von irgendwo zu hören und dann…

Am Tisch holte der Ritter plötzlich tief Luft. Und antwortete kurz angebunden, während er aufstand. „Im Wald. Auf der Jagd. Rudel ist tot.“ Er schob sich etwas unwirsch an den beiden vorbei.
„Verzeiht. Frische Luft.“
Mit weit ausholenden Schritten durchquerte er den Schankraum und verschwand in Richtung Innenhof.
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Vyacheslav Sokolov
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Wie lange er im Wasser gelegen hatte konnte er ohne einen Blick auf eine Uhr nicht sagen, aber es war neben dem erkaltenden Wasser auch sein knurrender Magen, der ihn daran erinnerte, dass er nicht ewig einweichen konnte. Wiederwillig fast verließ er den Zuber und wollte sich eigentlich anziehen... die Sachen waren noch etwas klamm aber wenigstens etwas sauberer als vorher.
Eine Rasur wäre auch nicht schlecht gewesen, aber dazu fehlte ihm das Werkzeug. In der Zone hatte er besseres zu tun als einen Rasierer einzupacken. Allmählich wuchs sich was in der Zone schon mit einem Dreitagebart begonnen hatte zu einem Vollbart aus... Zu spät kündigte es sich dieses mal an, er hatte keine Chance mehr, nach etwas zu suchen, auf das er beißen konnte oder nach etwas, das seinen Schädel schützte. Die wenigen klaren Augenblicke waren verronnen bis die Paralyse einsetzte und sein Nervensystem unkontrolliert seine Muskeln befeuert. Der Krampf setzte ein.
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Aria
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Jake betrat den Raum. Sie musste ihn gar nicht sehen, um seine Anwesenheit zu bemerken. Etwas zog an ihrem inneren und lenkte ihren Blick auf den jungen Mann. Wie von selbst richtete sie sich auf und folgte ihm mit den Augen. Alles andere um sie herum verschwamm, war nur nebenbei in dieser Welt. Wie gut er aussah…nun war er sauber und wirkte auch irgendwie anders. Wie er die Treppe herunterkam…etwas an ihm wirkte anders als vorhin.
Er sah sie zuerst nicht, doch dann erblickte er sie und kam zu ihnen herüber. Er sprach einfach drauf los. Sie sah ihn nun etwas perplex an. Sie kannte ihn zwar noch nicht genug, aber die Tage zuvor hatte er nicht wie einer gewirkt, der einfach so drauflos redete. Er deutete auf das Bündel vor ihrer Brust und stellte fest, dass sich das Wolfskind bei ihr wohl fühlte. Sie sah ihn erstmal nur an und nickte. War war das? Wollte er jetzt doch Kontakt? Oder war er nur freundlich? Was war das für ein Spiel? Komm her…nein doch nicht l! Ich will dich…ich will dich nicht…was bedeutete das alles?
Verwirrt trank sie einen großen Schluck und schon stumm die Brotzeitplatte zu Jake, als Jarel nach draußen verschwand.
„Iss etwas Jake…du brauchst es!“ ja ein wenig Schelte war in der Stimme der Rothaarigen. Sie war die Berge von Männern der Skellige gewohnt. Jake war sehr stark und wenig. Aber er konnte schon etwas mehr auf den Rippen vertragen…zumindest sollte er nicht weniger werden.
„Gefällt es dir hier Jakob?“
Fragte sie ihn, doch ihre Stimme war zurückhaltend und eher höflich als wirklich interessiert.
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Jakob von Nagall
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Er hatte sofort den Eindruck, etwas schrecklich falsch gemacht zu haben. Aria schaute ihn zunächste nur mit einer Mischung aus Verwunderung und Skepsis an, während Jarel erbleichte und den Tisch intensiv musterte. Sicher hatte er die falschen Worte gewählt, irgendetwas Dummes, Peinliches oder Beleidigendes gesagt. Die Sprache war nicht seine, die Worte dem Latein ähnlich, aber eben nicht gleich. Wieso war er auch so blöd und versuchte sich hier tatsächlich in Smalltalk, wo er das in seiner Muttersprache schon nicht beherrschte?!
Fast konnte man es Schnappen hören, als die Muschelschale, aus der jene lang vergessen geglaubte Seite von Jakob heraus gelugt hatte, wieder zuklappte. Jene Seite, die Interesse an allem gehabt hatte, selbst an anderen Menschen. Er biss hart die Kiefer aufeinander, beglückwünschte sich zu der idiotische Idee, überhaupt aus dem Zimmer gekommen zu sein und lehnte sich zurück, beide Hände im Schoß zu einer festen Faust verschlungen. Die hellen Augen folgten Jarels Bewegung, seine Worte kamen gepresst hervor und der Gang an die frische Luft wirkte wie eine Flucht. Was zum Henker hatte er gesagt??
Seine Kiefer mahlten.
Fast wäre er selbst aufgestanden und wieder gegangen, da wandte sich Aria wieder ihm zu und ihr wie immer freundlicher Ton löste ein wenig seine Irritation. Jakobs Blick kehrte zu ihr zurück, fiel kurz auf die Platte mit Essen, wanderte dann wieder zur Tür und blieb schließlich doch wieder an Aria hängen.
Eine Fragende Geste mit der nun wieder gelockerten Hand. „Hab ich falsch Worte gewählt?“
Die Schatten, über die er springen musste, wurden in ihrer Nähe mit jedem Mal kleiner, auch wenn sich ein wenig Verlegenheit einstellte, nun da sie – schon wieder – allein waren. Das hatte beim letzte Mal ja so wunderbar funktioniert… Immerhin trennte sie nun Jarels leerer Platz und er hatte vorerst nicht vor, diesen zu füllen. Er traute sich selbst nicht und die Art, wie Aria ihn ansprach, hätte einen mit Frauen erfahreneren Mann wohl ebenfalls auf Abstand gehalten. Ihm allerdings entging die Nuance – er hatte mit sich selbst genug zu tun. Jakob stemmte die Ellenbogen auf den Tisch und überdachte also tatsächlich den Inhalt der Frage danach, ob es ihm hier gefalle, während er nach einem dankenden Nicken ohne wirklichen Appetit am Käse pickte.
„Meine Heimat… das hier… alles ganz anders. Wie...“, er wollte sagen ‚ein Museum‘ oder ‚ein Film‘, doch für beides fehlten ihm die Vokabeln und ihr sehr wahrscheinlich das Verständnis. Etwas ratlos zuckte er mit den Schultern, fischte das wenige an Grünzeug von der Platte, was vermutlich eher als Dekoration gedacht war und aß dann etwas Brot. Alles in allem passten Ritter und Knappe gut zusammen: gemeinsam kamen sie auf je eine normale Portion Essen.
„Gefallen weiß nicht. Nicht so viel gesehen. Aber das schon, ja.“, bastelte er an seiner Antwort, bevor er endlich den Blick von dem Puzzle hob, was sein Abendessen darstellte und sich zwang, Aria anzusehen. Er lehnte sich ein wenig in ihre Richtung. „Da war Musik in einer Straße.“, als wäre das etwas überaus Erstaunliches. Was es genaugenommen auch war, denn es war nicht irgendeine Fußgänger heimsuchende Panflöten-Terrorgruppe und auch keine verzweifelten Musikschüler gewesen, sondern wirkliche, gute Musik.
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Aria
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Wie er dann so dasaß und an dem Essen pickte und sich sichtlich Mühe gab, brach bei ihr wieder jede Mauer ein die sie versucht hatte aufzubauen, um sich selbst zu schützen. Nun überwand sie die Distanz und rückte an ihn heran. Sie schmierte ihm kurzerhand selbst ein Brit und legte es ihm auf den Teller. Nun war ihr Lächeln wieder sanfter und ihre Haltung entspannter.
Sie durfte nicht zu harsch mit ihm sein, er war aus einer ganz anderen Welt und sie wusste gar nicht was bei ihm normal war…vielleicht waren dort alle so wie Jakob.
Sie strich ihm zärtlich über seinen Unterarm und ließ ihre Hand dann tröstend darauf liegen.
„Du vermisst dein zu Hause?“
Dann kam ihr eine Idee. Sie waren gerade unbeobachtet und diese Gelegenheit würde so bald nicht mehr kommen.
„Willst du die Stadt ansehen?“
Ein fast teuflisches Glimmen, flammte in ihren Augen auf als sie ihn fragend ansah und innigst hoffte, dass er Ja sagte.
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