Eine abgelegene kleine Bucht an der Mündung des Pontar

Der Landstrich im Pontar Delta und südlich von Nowigrad wird 'Grashügel' genannt, diese grenzen an Graufeld, bereits ein Teil von Velen.
Südöstlich des Pontar liegen die Sturmfelder.
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Silas Patt
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Silas liess Baal rennen, bis er glaubte, ihn noch zu Tode zu schänden, wenn das so weiterging. Auf wundersame Weise hatte dieses Höllenpferd sie aus der Bedrouille gebracht, in dem es schneller war, als alles, was der Jäger zuvor gesehen hatte. Als er das Tempo seines Pferdes drosselte, liess auch der Windzug um seine Ohren nach, was zu Folge hatte, dass er Emyas Husten und Meckern wahrnahm, welches nun gedämpft zu ihm durch drang.
Verflucht, seine Arme und Hände waren an den Stellen, wo das schwarze Leder seinen Körper nicht bedeckte, verbrannt und die Haut begann bereits Blasen zu werfen. Die Zügel die ganze Zeit fest zu halten, war bereits mehr als unangenehm gewesen, doch sein Adrenalin hatte ihn voran getrieben und ihm keine Zeit verschafft, den Schmerz wahrzunehmen, der sich nun wie Gift durch seine Adern fraß und ihn die Zähne fest aufeinander beissen liess, um nicht noch lauter zu schimpfen, als er es ohnehin dauerhaft in einem Leben tat.
Madame war also wach. Gut. Sie hatte den Irrsinn dieser Männer, als auch die Waghalsigkeit des Kopfgeldjägers also überlebt.

Silas zog an den Zügeln und entlockte Baal ein erleichtertes Schnaufen, als dieser in einen leichten Trab verfiel und schlussendlich anhielt. Es hatte die beiden Flüchtlinge an die Bucht Pontars verschlagen. Halb absichtlich, benötigten sie dringend Wasser, um ihre vor sich hin schwelenden Wunden zu kühlen. Um sie herum gab es eine eher karge Vegetation. Nur verinzelt sah man Bäume. Das Einzige, was gut sichtbar im Hintergrund aufragte, wie ein ungutes Omen, war der Tempel des ewigen Feuers. Na wie passend.
Der Jäger saß ab, band Baal an einem der wenigen Bäume um sie herum fest und umrundete das Pferd, um die "Hexe" in Augenschein zu nehmen. Auch sie hatte Brandwunden an Beinen und Armen davon getragen. Ihr Gesicht war rußgeschwärzt, was ihren Augen nur mehr Ausdruck verlieh, die ihn missmutig, bis feindselig anfunkelten. Na toll. Noch so eine undankbare Seele. Das hatte ihm in seiner Raupensammlung gerade noch gefehlt. Silas besah sich die dürre Frau, die ihrem Retter nicht so dankbar war, wie er es sich vielleicht gewünscht hatte. Sei es drum, er bereute es nicht. Misstrauisch betrachtete er die Handfesseln, die man ihr angelegt hatte. Dimeritium. Seine blauen Augen fixierten die Frau kurz. War sie wirklich der Magie mächtig? Und machte es nach all dem noch einen Unterschied? Silas lebte mit allerlei Vorbehalten, was ihn anging. Seinen Charakter, seine Vergangenheit, seinen Beruf. Einfach alles an ihm schrie nach einem Klischee, welches er gerne bediente. Einfach nur, weil er keine Lust hatte, irgendjemandem ausser sich selbst etwas zu beweisen. Sein Stolz war unzerstörbar und irgendwie hatte er das seltsame Gefühl, diese Eigenheit mit dieser Frau zu teilen.
Silas griff vorsichtiger, als er es vorgehabt hatte, unter den schmalen Frauenkörper, auch, um ihr nicht noch mehr Schmerz zuzufügen und hob sie von seinem Pferd, als wöge sie nichts. Was fast der Wahrheit entsprach, denn diese Hexe war ausserordentlich leichter Statur. Er setzte sie auf die Füsse und sah, wie auch ihr eigener Schmerz sich wieder in ihr Bewusstsein drängte. Umgehend sammelte Silas sie wieder vom Boden auf. Eine Hand unter ihren Kniebeugen, die andere unter ihrem Oberkörper. "Wartet", brummte er und richtete den Blick auf das Wasser am Ufer. Silas schnaufte bei jedem Schritt. Auch sein Gesicht war vom Feuer rußverschmiert und seine Haare hatten an der rechten Seite seines Körpers an Volumen verloren, als ihm die Flammen einen neuen, unfreiwilligen Haarschnitt verpasst hatten. Sobald seine Beine durch das Wasser wateten, stellte er Emya erneut ab und hoffte einfach für sie, dass dies ein wenig Linderung mit sich bringen würde. Erst dann tauchte er seine Arme in das kühle Nass und stöhnte dumpf vor Wonne. Das rohe Fleisch an Armen und Händen pochte zwar und es würde eine weitere schicke Narbenfläche mit heroischer Hintergrundgeschichte nach sich ziehen, doch schon jetzt fühlte es sich nicht mehr ganz so extrem an, wie noch Minuten zuvor, als er auf dem Höllengaul gesessen hatte. Warum nur war er eingeschritten? Silas hatte schon einige Menschen brennen sehen. Es war ein Volkssport, eine Belustigung aller, ähnlich einem schlechten Theaterstück, Unschuldige auf Scheiterhaufen brennen zu lassen. Niemals zuvor hatte er sich verantwortlich gefühlt. heute jedoch war alles anders gewesen. Sein Glück dabei war nur, dass er nirgends ortsansässig war. Sein Pech war sein eindrückliches Äusseres, welches ihm einen gewissen Wiedererkennungswert verlieh. Naja Glück im Unglück, sein Schritt hatte kein Feuer gefangen. Zufrieden mit dieser Entdeckung richtete er sich wieder auf und musterte die Frau, die sich schräg hinter ihm befand und die sich noch nicht viel bewegt hatte. Vielleicht konnte sie aufgrund der Wunden nicht und..da waren noch immer diese Handschellen.
Der Volksmund sagte, dass dieses Material, welches sich um ihre Handgelenke schlang und hier und da auch in die Haut bohrte, wahr Hexen und Magier handlungsunfähig machte. Vielleicht ganz gut so. Ihr Gesicht drückte nicht gerade Freundlichkeit aus. Eher...düstere Mordgedanken, was ihn betraf. Silas war also fürs Erste ganz froh über diese Handschellen. Er hatte keine Lust, den Rest seines Lebens als Frosch umherzuhüpfen.

Doch der Jäger konnte nicht verhindern, wieder von einem Gefühl der Verbundenheit zu dieser Frau geflutet zu werden. Kannte er sie?
Kannte sie IHN?
Hatte dieser bloße Gedanke ihn dazu gebracht, sein Leben für das Ihre in Gefahr zu bringen?
"Wer seid ihr?" Silas zog einen seiner Dolche hervor, als ein Geistesblitz ihn erhellte und trat auf die vermeitliche Hexe zu. "Und seid ihr, was sie euch vorwerfen?" Er sah alarmierte Wut in den Augen der zierlichen Frau aufblitzen, die hoheitsvoll ihr Kinn reckte. "Es macht keinen Sinn, euer Leben zu retten, nur um euch dann am nächsten Flussufer zu erdolchen. Aber wenn ihr kooperiert, habe ich einen Vorschlag für euch. Die da betreffend." Silas nickte zu ihren Handschellen, wiegte den Dolch in den Fingern und wartete ab.
Zuletzt geändert von Silas Patt am Mittwoch 22. Juni 2022, 11:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Emyja
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Von/Nach: Platz des Hierarchen --> eine Bucht des Pontar
Datum: September 1275
betrifft: Silas
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Endlich bremste der Reiter den wilden Lauf des Tieres, welches offenkundig erleichtert darauf reagierte, etwas gemäßigter gehen zu dürfen. Zum Schmerz ihrer eigenen Verbrennungen, gesellte sich der Druck aus dem fremden Empfindungen von Tier und Mann. Ihr Retter war nicht schadlos entkommen und mit dem sinken des Adrenalinspiegels konnte sie fast zusehen, wie sich sein Nervennetzwerk in Alarm versetzte. Und sie konnte es nicht abwehren, fühlte weniger seinen wirklichen Schmerz, als das, was es mit seiner Emotio machte. Unwillen, verbissener Groll, Wut geboren aus Schmerz - es fraß an ihr, schürte ihr eigenes inneres Feuer. Auch das Pferd war übel gelaunt, wenn man das bei einem Pferd so bezeichnen konnte, doch das Durcheinander der tierischen Empfindungen, konnte sie gut von ihren trennen. Die menschlichen hingegen vermischten sich zusehends mit ihren eigenen, entlockten ihr mit jedem weiteren unsanften Schritt des Rappen weitere Nettigkeiten. Endlich hielten sie an und der Mann stieg ab, um das Pferd fest zu machen, auf dessen Rücken Emyja immer noch rumhing wie ein alter Teppich. Da ihre Arme auf dem Rücken gebunden waren, konnte sie sich nicht einmal selbst aufrichten, um sich in den nun frei gewordenen Sattel zu drücken. Das war einfach entwürdigend! Vermutlich starrte der Kerl gerade auf ihr Hinterteil, was in dem Sträflingshemd nicht mal wirklich zur Geltung kam - wieder strampelte sie, halb in dem Bestreben, bind nach ihm zu treten, doch da tauchte er schon vor ihr auf. Das stechende Grün ihrer Augen fixierte ihn sogleich, während das Gehirn dahinter das Schlechteste vermutete, was jetzt auf sie zukommen würde.
Er war groß, breit wie ein Schrank und bis an die Zähne bewaffnet - vermutlich ein Söldner oder dergleichen. Verrückt genug, in die Flammen eines Scheiterhaufens zu springen. Normalerweise hätte sie bereits nach seinem Blutdruck geangelt und ihn Schlafen geschickt, um das Pferd zu stehlen und sich davon zu machen. Instinktiv griff sie nach der Kraft, doch es war, als prallte sie gegen eine Wand und mit einem Mal flutete sie heftige Angst. Sie war wehrlos, mit auf dem Rücken gefesselten Händen und diesem Mann ausgeliefert, der sie nun vom Pferd zog. Wieder begann sie zu zappeln, mit dem Resultat, dass sie auf dem Hosenboden landete, denn er ließ sie erstaunlicherweise los, doch ihre schmerzenden Füße wollten sie nicht tragen. Krampfhaft versuchte sie sich zu beruhigen, redete sich innerlich zu, dass er sie kaum von einem Scheiterhaufen holen würde, um sie dann vor den Toren der Stadt, deren Ritterschaft sie wohl nun überall suchen würde, zu schänden. Trotzdem verkrampfte sich ihr ganzer Körper, als er sie aufhob und zum Wasser trug. Sein tiefer Bass beruhigte sie etwas - erinnerte sie - und sie entspannte sich wieder ein wenig.
Wasser. Er wollte nur ins Wasser.
Verflucht. Der Pontar war nicht gerade ein Gewässer, was sie an offenen Brandwunden haben wollte, aber sie konnte seine Idee nachvollziehen und spürte sofort selbst den lindernden Effekt der Kühle. Kaum stand sie, ließ sie sich ganz hinein sinken, legte sich lang auf das stille Wasser, dessen Strömung hier am Ufer nur sehr träge war. Sie lebte. Bei der Mutter. Kurz schloss sie die Augen, fingerte an ihren Händen im Rücken herum, doch die Ringe waren selbstredend verschwunden. Wut perlte in ihr auf, brodelte hoch, spritzend kam sie wieder in die Senkrechte, richtete sich wie eine furiose Nixe auf den fernen Tempel aus, eine stumme Drohung im grünen Feuer ihrer Augen. Diese Ringe würde sie zurück bekommen und wenn sie dafür diesen Tempel in Schutt und Asche legen musste. Sengend fuhr der Blick zu jenem Söldner herum, lauernd ob der Kraft, die sie sich aus seinen Adern holen könnte, geböte sie erst wieder über ihre Kräfte. Macht, die sie benutzen konnte, um sich zu rächen. Für Pavrinas Tod, die Schmach und den Raub. Der Jäger sah sich kurz einem Raubtier gegenüber. In ihrem Gebaren offenbarte sich eine ihrer herausragendsten Fähigkeiten: sie verweilte nicht lange im Gewesenen, richtete Denken und Tun sehr schnell neu aus. Sie benahm sich nicht wie ein wimmerndes Opfer, obwohl ihre Hände noch gebunden waren und sie gerade dem Tod entronnen war. Nicht das erste mal, dass sie dem Tod ins Auge blickte und seit sie sich dem Gevatter selbst dargeboten hatte, konnte man ihr eine gewisse Lebensmüdigkeit nicht absprechen. Entsprechend schnell schien sie sich vom Schrecken zu erholen und war gleich wieder streitlustig, als ihr Retter sich ihr zuwandte.
Dessen Gefühle waren inzwischen von schmerzbefeuerten Grundemotionen zu subtileren Gefühlsäußerungen umgeschwungen. Erleichterung allem voran, doch auch Zweifel - an was? An sich? An ihr? Seinem Tun? Vielleicht seinem Verstand - also Emyja hatte diesen Zweifel bereits in sich aufkeimen sehen, kaum das er neben ihr auf dem Scheiterhaufen gestanden hatte. Und Vorsicht. Was noch? Unterschwellig schwamm da etwas mit und was auch immer es war, es stimmte auch die Hexe ruhiger. Fand einen Widerhall in ihrem aufgepeitschten Inneren und glättete die Wogen etwas. Mit dem für den Söldner negativen Effekt, dass sie sich auf sich selbst besann und ihn deutlicher vor sich sah. So wie er sie eingehend betrachtete mit jenen Augen, die wirklich so blau waren, wie es ihr dort zwischen Flammen und Rauch erschienen war, doch sie hatte es als Trugbild abgetan. Jetzt hier so nah vor sich, musste sie die auffällige Farbkraft dieser Augen als Wahrheit anerkennen und sie fragte sich, ob er Magie in sich trug. Wie viel lohnenswerter wäre dann der Saft seiner Adern!
Doch vorerst hatte er den Dolch und das stolz gereckte Kinn der Hexe erkannte er sogleich als den Trotz und die Todesverachtung, die sie dahinein hatte legen wollen. Seine Worten entbehrten nicht einer gewissen Logik, also beschloss sie, ihm vorerst zu glauben. Freudlos zuckte einer ihrer Mundwinkel empor. "Ist man nicht immer, wozu die Masse einen macht? Wer kann schon sein, was er wirklich ist, wenn die Mehrheit etwas anderes beschließt?", erwiderte sie also mit der vom Rauch noch heiseren Stimme und ihrem fremdländischen Akzent, den sie noch immer besaß und sogar kultivierte. Die Leute kamen zu jener Heilerin, die so exotisch klang und sicher besondere Dinge wusste, von denen man hier nie gehört hatte. Bis der eine dabei war, der meinte, sie habe ihn verflucht. Angst. Vorsicht, dann Angst, dann Hass. Man fiel so schnell und endete im Feuer, wenn irgendwem die eigenen Handlungen suspekt waren. In Emyjas Fall war es nicht einmal unbedingt ungerechtfertigt, obwohl sie noch immer daran fest hielt, dass Gute aus dem Bösen zu schaffen. Die Blutmagie hatte viele Leben gerettet, doch sie hatte auch Leben genommen - wer wollte urteilen?
Argwohn. Sie musste ihn zutraulicher stimmen, wenn sie diese Fesseln los werden wollte. Denn solange sie sie trug, war er der mit dem Dolch und sie nur eine hilflose Frau. Leicht kippte sie den Kopf, musterte ihn von unten her.
"Man nennt mich Emyja. Fragst du mich, dann bin ich eine Heilerin. Fragst du sie, dann bin ich eine Hexe." Ihr Kinn wies kurz in Richtung des Tempels. "Welchen Vorschlag hast Du also, Söldner? Welche Ware verlangst du im Gegenzug für deine Hilfe mit... denen da?" Leise ließ sie die Ketten klirren, versuchte ihrer Stimme einen versöhnlichen Klang zu geben. Besonders attraktiv fühlte sie sich gerade nicht, um ihn in dieser Richtung irgendwie zu locken, aber auch das würde sie tun, wenn sie den Eindruck hätte, es wäre seine Währung. Hauptsache sie kam frei. Danach würde er zahlen. In ihrer Währung. Ob er wollte oder nicht.
Schon fiel es wieder schwer, abzuwarten, ruhig zu stehen.
Zuletzt geändert von Emyja am Dienstag 2. August 2022, 18:23, insgesamt 2-mal geändert.
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Silas Patt
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Emyja. Silas neigte den Kopf seitlich, ähnlich wie ein Hund, zu dem man sprach und der nicht verstand, was der Mensch mit seiner komplizierten Sprache ihm sagen wollte, sondern nur eine Erinnerung an einen Laut vernahm.
Emyja. Warum sagte ihm das was? Warum sagte SIE ihm was?
Eine Weile betrachtete er die Frau vor sich einfach, die zu sprechen begonnen hatte. Ihre Stimme war fest und unerschütterlich. Ausser ihren Wunden und ihrer Aufmachung, deutete nichts darauf hin, dass ihr gerade Leid widerfahren war. Dass sie eine Flucht hinter sich gebracht hatte. Wenn auch erfolgreich. Eine starke kleine Persönlichkeit steckte in dieser Frau. Und sicher hatte sie auch etwas Hübsches an sich. Nunja, das könnte sie, wenn sie nicht immer so gucken würde, als habe sie in eine saure, unreife Frucht gebissen.
Es war doch verrückt, was mit einem passierte, wenn die eine Hirnhälfte etwas schneller aufnahm, als die Andere. Man glaubte, eine Situation bereits einmal durchlebt zu haben, einen fremden Menschen bereits zu kennen.
Silas fuhr sich unter den Lippen mit der Zunge über den Eckzahn., ehe er sich mit der flachen Hand über sein versengtes Haar der rechten Kopfseite fuhr. "Nunja, aber ich fragte euch nicht nach der Meinung der Masse. Mich interessiert..." Er deutete mit der Spitze seines Dolches auf sie, den er noch immer in der verbrannten Hand hielt, "Wer ihr denkt, wer ihr seid." Da fiel auch schon ein Wort, welches er sogleich aufschnappte. "Heilerin?" Hatte er richtig verstanden? Na wie kolossal praktisch! Emyja nannte ihn im Gegenzug einen Söldner. Seine Mundwinkel hoben sich belustigt.
"Nennt mich Silas." Ein Söldner war er für wahr, daran gab es wohl nichts zu rütteln. Es war nur eine weitere Bezeichnung für sein Tun, was scherte ihn schon ein Wort, nur weil er ein Anderes vielleicht lieber hatte?
Die Heilerin ihrerseits schien den Wunsch zu verspüren, die Situation voran zu treiben. Sie sprach von Ware, einem Handel, von dem, was er verlangte, im Gegenzug für ihre Freiheit. Ah...ja so war das in der Welt heutzutage. Nichts war umsonst, nicht einmal der eigene Tod, wenn man von den Unglücksseligen absah, die kein Grab brauchten, weil sie aufgeknüpft in den Bäumen hingen. Der grosse Mann tippte sich mit dem Dolch gegen die Unterlippe und begann vor Emyja auf und ab zu laufen, stark nachdenkend, während er die kleine Frau vor sich immer mal wieder aus dem Augenwinkel betrachtete. Rothaarige. Sie hatten etwas an sich. Etwas Exotisches, dem auch er sich als Mann nicht entziehen konnte. Selbst in diesem Fetzen, der das Nötigste ihres Körpers verbarg. Natürlich war ihm langes Haar lieber. Es drückte Weiblichkeit aus, bot ihm Halt, wenn er...Silas blinzelte und verdrängte die Bilder in seinem Kopf und blieb stehen. "Übrigens steht euch dieser neue Haarschnitt erstaunlich gut. Pflegeleicht, ihr werdet sehen. Es birgt auch Vorteile, keine langen Locken zu tragen. Ich spreche da aus Erfahrung."
Der Jäger nickte aufmunternd, dann nahm er die Messerspitze von seinem Mund, als er seine Idee im Kopf um einen fairen Handel vollendet hatte. "Gut, hier mein Vorschlag. Ihr seid eine Heilerin, dann verpflichtet ihr euch, mich ohne eine weitere Gegenleistung zu heilen. Auf Lebzeit. Ich geniesse Priorität, falls ich euch mit einer Wunde aufsuche."
Die Rothaarige sah ihn abschätzend an, als frage sie sich, ob er das ernst meine, wenn er doch um alles hätte bitten können. Silas Geheimnis darüber, dass er grundsätzlich kein schlechter Kerl war, hatte sich damit erschreckend schnell offenbart. "Und falls jemand fragt, waren wir zusammen im Bett und ihr hattet niemals einen Besseren, als mich." Silas blaue Augen zwinkerten schelmisch, dann wartete er nur noch das Nicken des schmalen Kinns ab, ehe er die gegen ihn so kleine Gestalt umrundete, seinen Dolch in eine Öse der Kettenglieder schob und zu drehen begann. Bald entstand ein Widerstand, den er mit noch so viel Kraft nicht überwinden konnte, wenn er ihr nicht die Handgelenke brechen wollte. Doch Silas Patt war kein Mensch, der schnell aufgab, oder nun in Selbstmitleid darüber zerfloss, im ersten Anlauf versagt zu haben. Knurrend zerrte er den Dolch wieder aus den Gliedern der Kette hervor und sah sich in der Gegend um. Da fiel ihm ein grosser Fels ins Auge. "kommt", wied er Emyja an und lief mit ihr zusammen zu dem Gesteinsbrocken, der ihr vom Boden bis zur Brust reichte. "Gut..legt eure Hände hinter euch oben drauf ab und spannt die Kette, so gut ihr könnt." Es waren nur wenige Glieder, die ihre Hände voneinander trennten. Nicht genug Platz, um die Beine darüber zu bringen und die Hände wieder vor dem Körper nutzen zu können. Es musste also so gehen. Silas zog seinen Einhänder und schwang diesen durch die Luft. Seine Wunden brannten zwar und es kostete ihn Überwindung, den mit Lederstriemen umwickelten Schaft festzuhalten, doch für einen wuchtigen Schlag würde es reichen. Und dieser musste gut platziert sein. "Falls das hier schiefgeht, könnt ihr noch immer als einhändige Attraktion durchs Land ziehen." Ein strenger Blick ihrerseits brachte ihn zum Schweigen, liess sein Schmunzeln allerdings nicht abreissen. "Gut...also bei drei...1...2...3!" Sein Schwert, hoch über seinem Kopf erhoben, sauste nun hinab und trennte mit einem ohrenbetäubendem Lärm die Kette entzwei, die sie gefesselt hatte. Die Handschellen um die Hände allerdings nahm ihr dieser Akt jedoch nicht. Denn Silas, auch wenn Emyja das vielleicht auf den ersten Blick annehmen mochte, war nicht dumm. Er vertraute ebenfalls nicht rasant schnell und hatte den Blick der Heilerin gesehen, die ihn betrachtet hatte, als wäre er etwas Essbares.
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Emyja
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"Silas." Sie legte den Namen prüfend auf ihre Zunge, doch wenn sie ihn aussprach, fehlte ihm die Schärfe, welche die Gemeinsprache dieser Welt ihm gab. Zufälle gab es. Sie erinnerte sich an einen Silas, auch wenn es ihr vorkam, als sei es ein ganzes Leben her. Und dieser Silas hatte sich darüber beschwert, wie sie seinen Namen aussprach. Dieser hier allerdings erzählte ihr was von den Vorzügen des kurzen Haars - sie schnaubte. Wundervoll, ein Scherzkeks. Es mochte praktisch sein, aber es brandmarkte sie auch auf Meilen als entflohenen Sträfling. Dieser Kerl dachte wirklich keine Elle weit. Und er reizte mit seinem aufgesetzten Grübeln ihre Geduld aufs Äußerste. Wie eine Harpyie verfolgte sie sein Auf- und Abwandern mit den Augen, hing an dem Dolch, mit dem er sich auf die Lippen tippte. Wenn sie an diesen heran käme... wenn er sich selbst in die Lippen schnitt und sie ihn dazu bringen könnte, sie zu küssen... ihre Gedanken nahmen krude Wege, während Silas dachte und schließlich seinen Handel vorschlug.
Ihre Brauen zuckte in die Höhe. Sie musste sich verhört haben! Außerdem wurde seine Laune besser, was ebenfalls in die Empathin hinein sickerte und einen Knoten löste, der die ganze Zeit in ihrer Brust gewesen war. Äußerlich machte es sich dadurch bemerkbar, dass sie die bisher starr angespannten Schultern fallen ließ und ein schnaubendes Lachen ausstieß. Klar, wenn man die Umarmung einer Fee kannte und das Inferno einer magischen Verbindung, dann wäre dieser Kerl sicherlich die Krönung all ihrer Bettgeschichten. Sie schrieb 'Größenwahn' auf die Liste von Emotionen, auf die sie aus seiner Richtung achten musste. Aber der dumme Witz sorgte zusammen mit den von ihm emittierten positiven Gefühlen dafür, dass sie sich etwas entspannte und schließlich nickte. Heilen war ihre Berufung - solche ein Handel fiel ihr leicht, zumal sie früher oft genug keinen Gegenwert für ihre Hilfe verlangt hatte. Zurück geholt hatte sie es sich dann meistens bei den Hypochonder-Damen der Oberschicht. Emyjas Form der Gerechtigkeit.
Silas fackelte derweil nicht lange und machte sich an der Kette zu schaffen, bis sie glaubte, er reiße ihr die Hände ab. Gerade also sie etwas in der Richtung schnappen wollte, fiel ihm wohl selbst auf, dass es so nicht ging und er ließ von ihr ab. Emyja schüttelte die Hände aus und trottete ihm dann folgsam hinterher. Oder besser humpelte, denn ihre verbrannten Füße schmerzten dumpf.
Wie geheißen legte sie die Kette auf den Stein, fummelte ein wenig, bis sie sie gegen eine vorstehende Kante verspannen konnte und zog mit aller Kraft daran. Für ihre kleine Gestalt konnte sie erstaunliche Kräfte aufbringen, die man ihr nicht zutraute. 'Kurze Hebel', hatte ihre Mutter immer zwinkernd gesagt und dann eine Schulter eingerenkt oder einen Wirbel gerichtet. Auch Emyja hatte diese kurzen Hebel und die Übung dazu. Kleine, doch klar definierte Muskeln spannten sich also unter der bleichen Haut ihrer Arme und Schultern, als sie die Kette auf Zug brachte. Sie biss die Zähne aufeinander und begnügte sich mit einem finsteren Blick über die Schulter, denn bis sie ihre Fesseln los war, wollte sie ihn nicht unnötig in Versuchung bringen, es sich noch einmal anders zu überlegen. Obwohl ihr auch hier eine bissige Bemerkung auf der Zunge lag, die mit ihrer Revanche und der Attraktion zu tun hatte, die sie aus ihm machen würde, wenn das hier schief ging.
Ruhig Blut. Lass ihn erst die Arbeit machen.
Eisen krachte auf Eisen und Emyja stürzte urplötzlich nach vorn, als die Kette zersprang. Gerade rechtzeitig riss sie die Arme nach vorn, um nicht mit dem Gesicht um Dreck zu landen, und fing sich mit den Händen ab. Im Gras kniend betrachtete sie die Fesseln, die wie hässliche Armreife immer noch ihre schmalen Handgelenke umspannten, bevor sie wie besessen daran herum zu zerren begann und die ohnehin verbrannte, wunde Haut darunter weiter aufriss. Als spüre sie keinen Schmerz. Im Grund tat sie das auch nicht, denn sie spürte nur erbitterten Hass auf diese vermaledeiten Fesseln. Sie hatte gehofft die Kette würde die Reife irgendwie zusammen halten und wenn sie die erst geöffnet hätte, würden sich auch die Reife öffnen. Ein Trugschluss. Die Kette war mit den Armreifen verschweißt, doch die Reife selbst waren wie aus einem Guss und hatten keine erkennbare Nahtstelle.
"Ab-ab-ab-ab AB!" Ihre bis hier hin säuberlich gewahrte Selbstbeherrschung zerbrach in tausend Scherben, als ihr bewusst wurde, dass sie diese Fesseln so schnell nicht los werden würde. Sie kratzte irrsinniger Weise daran herum, brach sich allerdings nur die Nägel ab. Mit einem wütenden Laut sprang sie wieder auf die Füße und hielt Silas anklagend ihre Handgelenke hin, als sei er Schuld an all dem.
"Du hast gesagt, du befreist mich von den Dingern!" Sie wusste eigentlich, dass sie ungerecht war, aber es bebte in ihrem Inneren. Sie bebte. Sie zitterte von Kopf bis Fuß - ihre anklagend ausgestreckten Hände mit den blutigen Handgelenken und den von schwarzen Linien überzogenen Unterarmen, die wirkten wie schlecht glasiertes Porzellan voller Risse. Der Anblick erinnerte sie und sie zog verschreckt die Arme fest an die Brust, wandte Silas in der gleichen Bewegung eilig den Rücken zu. Doch seinen Gefühlen konnte sie nicht entkommen, konnte sich nicht magisch abschirmen, weil die Fesseln weiter ihre Wirkung taten. Panik stieg in ihr auf. Wie sollte sie so leben? Sie brauchte die Magie! Die Kraft.
Ihre Augen huschten haltlos über den Platz, die Bucht, den Pfad, kehrten zu Silas zurück. Abwehrend richtete sie eine Hand gegen ihn. "Hör auf damit...!", unklar lassend, was eigentlich. Für ihn musste es in diesem Moment wirken, als habe er eine Wahnsinnige gerettet, vor allem, als Emyja ihre Finger in die ohnehin struppig kurzen Haare grub und daran zerrte, bevor sie wieder auf die Knie fiel und irgendwelches unverständliches Zeug redete, Worte, die offenkundig weder Gemeinsprache noch Ältere Rede waren. Dann ruckte ihr Kopf empor, ihre Augen loderten wieder voller Wut und sie rappelte sich auf, um humpelnd den Weg einzuschlagen, den sie gekommen waren.
"Das werden mir diese Hundsfötte büßen...", presste sie zwischen den Zähnen hervor.
Weit kam sie allerdings nicht, dann erinnerte sie der Schmerz in ihren Füßen an die Brandblasen und Emyja ließ sich auf den Hosenboden fallen, um ihre Fußsohlen mit einem Ausdruck zu betrachten, als hätten diese sie schändlich verraten. Mit etwas Abstand zu Silas ließ auch der Druck auf ihr Gemüt nach, sodass sie versuchen konnte, das Chaos in sich etwas zu mildern. Wobei sie feststellte, dass alles Negative - Wut, Verzweiflung und Angst - bei ihr blieb, während das Positive zurück wich. Weil es seines war. Weil dieser Mann es irgendwie schaffte, gelassen zu bleiben.
Emyja umklammerte mit beiden Händen ihren treulosen Fuß, weniger des Schmerzes wegen, als um das Zittern ihrer Finger zu unterbinden und richtete den Blick wieder auf den Söldner. Nein, sie sollte ihn Silas nennen. Silas, mit seinen ruhigen blauen Augen und dem groben Humor. Ihn anzusehen, ließ ihn wieder ein oder besser das, was ihn bewegte. Etwas kippte in ihrem Inneren um und legte sich schlafen. Als sei nichts gewesen, sagte sie sehr ruhig: "Wir brauchen Alkohol, um die Wunden zu reinigen und spitzes Wegekraut und Scharfgarbe, damit sie sich nicht entzünden." Ihr Blick wanderte zu dem Rappen, der angebunden dastand und auch nicht gerade glücklich wirkte. "Und er geht auf der Vorderhand steif wie ein Ziegenbock. Er hat was am Rücken."
Endlich rappelte sie sich auf die Füße, fuhr sich mit den Fingern wieder durch das kurze Haar, zuckte zusammen, als sie die Schnitte berührte, die der Henker ihr mit seiner Barbierskunst zugefügt hatte. "Sie werden nach uns suchen... die Hütte, in der ich gelebt habe, ist zwei Tagesritte von Nowigrad in Richtung Zgraggen. Kurz vor der Wegkreuzung nach Oxenfurt."
Zwei Tage. In zwei Tagen wäre sie ein Nervenbündel. Ein noch schlimmeres Nervenbündel als jetzt schon. Aber zu Hause - so man es nicht nieder gebrannt hatte - gab es Kleidung und Arzneien. Und ihre Elixiere. Fahrig strich sich Emyja über das Gesicht.
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Silas Patt
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Silas. Sanft. Anschmiegsam von ihrer Zunge gerollt, hörte sich sein Name nicht wie der an, der ihn als den Mann kennzeichnete, der er geworden war. Die Aussprache hatte nichts mit dem Schrei der Bauersfrau gemeinsam, die ihn "grossgezogen" hatte, nur um seiner Arbeitskraft wegen. Nichts mit der erfahrenen Lieblosigkeit seiner Kindheit, die sich in sein Leben weiterzog und ihn niemals irgendwo ankommen und Ruhe empfinden liess. Silas. Der im Wald gefundene...der Unerwünschte. Silas. Sie sprach es, trotz der Wut in ihren Augen, den Vorwürfen und dem Misstrauen in ihren Gesichtszügen wie eine Hätschelei und hatte ihn dadurch kurz aus seinem Trott gebracht und innehalten lassen. Doch nicht für lang, den nun war die Rothaarige frei.
Nun, nicht GANZ frei, was auch sie selbst schnell bemerkte und begann, an den Ringen herum zu reissen, die sie davon abhielten, Magie zu üben. Also doch eine Hexe, oder...sowas in der Art. Nichts jedenfalls, woran sich jemand wie Silas stören konnte. Er steckte den Einhänder in den Boden, um sich auf dem Knauf mit dem Arm abzustützen und das seltsam dramatische Schauspiel vor sich zu beobachten, welches Emyja zum Besten gab. Sein Mund verzog sich, als die verbrannte Haut der Frau von ihrem eigenen Gebaren grob aufgerissen wurde, als sei es nichts. Als übertünche ihr seelischer Schmerz gerade den ihres Körpers.
"Nein nein nein NEIN!" Gab er auf ihr Gezeter zurück. Es würde ihr so niemals gelingen, sich von den Ringen zu befreien, die sie gleichermaßen brandmarkten, als auch ihn vor ihrer Unzurechnungsfähigkeit schützten.
Mit unverhohlenem Zorn in den funkelnden Augen wirbelte die kleine Gestalt zu dem zwei Meter grossen Mann herum und hielt ihm anklagend die Handgelenke entgegen. "Ich sagte, ich helfe dir. Ich sagte nichts davon, dass ich DIE da aufbekomme. Bekomme ich. Aber dafür brauchen wir entweder Seife, oder einen Schmied. Die haben die besten Werkzeuge, um sowas aufzuknacken." Es lag noch immer eine Spur Belustigung in seiner Stimme.
Silas neigte den Kopf einmal mehr seitlich und musterte die Heilerin vor sich. Das Funkeln der Augen sprach von Leben. Sie sähe allerdings beim Lachen sicher schöner aus, als mit so einem verbitterten Gesichtsausdruck. "Und vielleicht ist es ganz gut, dass du als NICHTHexe diese Schmuckstücke noch ein wenig umhast. Wer weiss, welche Pestilenz du mir sonst...WOAH!" Der Kopfgeldjäger wich einen Schritt zurück, als sich das schwarze Adergeflecht, ähnlich einem Spinnennetz auf der blassen Haut der Frau vor ihm ausbreitete. Sie hatte sich fortgedreht, es jedoch nicht ganz verbergen können. Was sie zusätzlich nicht hatte verbergen können, war ihr herrlich straffer Vorbau, der ihn durch das durchnässte Hemdchen angeblitzt hatte und welcher ihn nun gekonnt von ihrem kleinen Zaubertrick ablenkte. Dabei zeigte man mit spitzen Dingen bekanntlich nicht auf andere Leute. Doch Silas hielt sich damit zurück, seinem Mund freien Lauf zu lassen, wenn es um das Aussprechen seiner sehr männlichen Gedanken ging. Selbst ein Trampeltier wie er wusste, dass das hier gerade nicht der richtige Moment war. Wenn es den für solche Wahrheiten gegenüber einer manierlichen Frau überhaupt gab.
Silas hing diesem Gedanken an ihre schönen Brüste noch nach, als sie abermals zu ihm herum wirbelte und ihn anschrie, er solle aufhören. Sofort straffte er sich. Konnte sie Gedanken lesen? Die kleine Frau setzte sich in Bewegung. Schimpfend wie ein Seemann, sich die Haare raufend, wirres Zeug vor sich hin raunend.Er hob anerkennend die Augenbrauen über ihr Schandmaul und sah ihr nach. Wo sie wohl hinwollte? Und wie lange wollte sie in ihrer Verfassung mit diesem Erscheinungsbild brauchen, ehe sie entweder an einer Blutvergiftung starb, oder daran, bis zum Tode von einer Meute Männer geschändet zu werden. Und wieso sagte sie nicht einfach danke, ging auf die Knie und...na gut, sie konnte es einfach bei dem Danke belassen. Er war ja kein Unmensch. Doch nein. Nur Schelte von den Weibern der Welt.

Er zog sie an, diese Frauen mit Problemen. Mit Launen, so wechselhaft, wie das Wetter es sein konnte. Mit Wut auf ihn, auch wenn er nichts getan hatte. Selbst wenn er GUTES getan hatte. Wenn er atmete. Sie kamen zu ihm und sie verliessen ihn wieder, wenn es ihnen besser ging. Und verliebten sich in irgendwelche Heiopeis mit festem Wohnsitz und Tischmanieren, tzzzzzz. Mit einem Seufzen zog er den Einhänder aus dem Sand, schob ihn in die für ihn vorgesehene Scheide zurück
-er würde sich auch gerne mal wieder in eine Scheide schieben-
und wollte Emyja gerade hinterherschlendern, als diese sich auf den Hosenboden fallen liess. Anscheinend hatte sie die Auswegslosigkeit ihrer Situation endlich korrekt bewertet und sich zugleich schlagartig beruhigt. Diese Frau hatte allen Anschein nach Schreckliches erlebt, oder sie war nicht ganz dicht im Oberstübchen. Oder...das Erste hatte zum Zweiten geführt.
"ICH brauche Alkohol, um das alles hier ertragen zu können, Madame." Silas schnaubte und ging dann in die Hocke, um sich den Fuss anzusehen, den sie in den Fingern hielt. Mit einer Sanftheit, die man ihm nicht zutraute und die er auch nicht oft an den Tag legte, umfasste er ihr Bein und besah sich die Wunden. Natürlich verstand sie ihr Handwerk und auch Silas sah, dass diese Wunden Behandlung brauchten. Seine blauen Augen blickten die Heilerin an, als sie sich über das Gesicht strich und ermattet wirkte. Solange, bis er das Grün in ihren Augen einfangen konnte und sich mit ihr gemeinsam wieder aufrichtete. "Gut, ich bringe euch dorthin." WAS WAR DENN NUR IN IHN GEFAHREN?! Der Jäger presste die Zähne aufeinander, dann blickte er zu Baal. "Gesetz den Fall, ihr könnt diesem Höllengaul helfen. Klingt nicht so, als könne er eine lange Strecke mit dem schaffen, was auch immer er hat." Und Silas gab sich auch alle Mühe, das Leiden des Pferdes nicht an sich heran zu lassen. Schlimm genug, dass er Galahad hatte, um den er sich mehr unfreiwillig kümmerte. Wenn der Gaul nicht mehr laufen konnte, würde er eben ein prima Proviant abgeben für den Marsch, der dann länger als zwei Tage andauern würde.
Ein letztes Mal gönnte sich Silas einen Blick auf diesen kleinen Frauenkörper, der so reizvoll unter dem nassen Flickenstoff hervorstach. Es war ein Jammer, diesen Anblick zu beenden, doch nötig allemale. "Und ihr...kleidet euch besser ein wenig. Hm ich habe nur..wartet.." Es klirrte für eine lange Zeit ununterbrochen, als er begann, alle Dolche, Messer, kleine und Grosse, sein Schwert und noch vieles mehr auf den Boden zu schmeissen, um sich seine Ledermontur vom Oberkörper zu schälen. Darunter kam zum Vorschein ein einfaches, aber sauberes Leinenhemd aus dem Black Horseman. Sein Altes hatte aus mehr Löchern, denn aus Stoff bestanden und war dort bei seiner Übernachtung höchstens noch als Putzlappen geendet. Silas zog es sich über Kopf und Arme und reichte es Emjya, die die Nase kraus zog. "Wenn ihr so weiterreitet, ist es ganz egal, ob ich dabei bin, oder nicht. Ihr werdet die Aufmerksamkeit aller Männer auf euch ziehen, die uns vielleicht begegnen. Zieht es an, oder steht ihr auf wilde Orgien?" Ein Zwinkern, seine Stimme wurde dunkler und rauer. So ganz konnte er sich einen leisen Hoffnungsschimmer nicht verkneifen. Bange Sekunden verstrichen. Bitte Orgie, bitte Orgie!
Da verschränkte sie die Arme vor der Brust. War es denn zu fassen?! "zieht es an! Es ist lang genug, um zu verdecken, worauf ich jetzt gerade eine sehr gute Sicht habe." Doch der Stolz dieser Frau verhinderte sogar, Hilfe in Anspruch zu nehmen. "Zieht.es.an." Silas Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, er betonte jedes Wort, als würde er einen fünf Jährigen davon überzeugen wollen, sein Spielzeug mit ihm zu teilen. Wieder liess er Zeit verstreichen. "Okay, das reicht jetzt." Der Hüne packte den Saum von Emjyas nassem Flicken und riss ihn ihr vom Leib. "ANZIEHEN!" Sie reckte das Kinn. OOOOOOOOOH ER WÜRDE SIE HIER UND JETZT ERTRÄNKEN! So viel war gewiss! "ZIEHT!ES!AN!" Silas hatte begonnen, den Stoff erst zu raffen und ihn der sich wehrenden Frau, die mit Armen, Beinen und schwindender Kraft versuchte, ihn von sich fern zu halten, über den Kopf zu zerren. "ARME DURCHSTECKEN! EMYJA! Steck die Arme dadurch Weib, oder du reitest nackt." Seine Mundwinkel zuckten nach oben, als er seinen alten Humor schnell wieder fand. "Nicht, dass ich was dagegen hätte."
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Emyja
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Emyjas Blick huschte noch einen Moment lang unstet über die sie umgebende Landschaft, bevor es Silas gelang, sie dazu zu bringen, ihn anzusehen, indem er zustimmte, sie nach Hause zu bringen. Zugleich schwappte etwas über sie, was sie nicht sofort deuten konnte - es war zwiespältig. Dieser Mann war mindestens so impulsiv wie sie selbst und das würde Effekte haben. Emyja stöhnte innerlich - sie wollte ihre Barrieren zurück, die Sicherheit ihrer magischen Schirme, hinter denen sie nur sie selbst sein konnte. Allein mit ihren Gefühlen und nicht dauern von anderen beeinflusst, hierhin und dorthin schwingend wie ein Fähnchen im Wind. Sie blinzelte, schaute etwas ungläubig zu dem Hünen auf, denn so recht an seine Hilfe geglaubt hatte sie nicht. Bestenfalls daran, dass er sie einfach sich selbst überließ, ohne sie vorher anzurühren. Seine Blicke entgingen ihr jedenfalls nicht und um die Gedanken dahinter zu lesen, brauchte es keine telepathischen Fähigkeiten. Etwas, was sie zu ignorieren gelernt hatte - vor allem in dieser barbarischen Welt. Doch normalerweise hatte sie die Sicherheit ihrer Fähigkeiten, die einen sonst so standhaften Mann schnell zum Gespött machen konnten, weil die Männlichkeit plötzlich nicht mehr standhaft sein wollte. Lediglich den oft genug folgenden Wutausbruch musste sie dann stets schnell genug vorher sehen, um auch noch die restliche Standhaftigkeit zu zerreiben, bevor sie ein Schlag ins Gesicht traf. Noch ein Blick auf die Metallreife an ihren wunden Handgelenken. Sie zweifelte daran, dass ein Schmied oder Seife hier viel ausrichten könnte und mit denen war sie hilflos, also sollte sie vielleicht froh sein, dass er sie begleiten wollte, auch wenn es sie den starken Emotionen dieses quasi Fremden aussetzte.
Sie folgte seinem Blick hin zu dem Pferd. "Ich denke schon. Ohne die wäre es leichter, aber es wird auf konventionellem Wege gehen müssen.", erwiderte sie in erstaunlich ruhigem, festen Ton. Nichts deutete mehr auf ihren halb wahnsinnigen Ausbruch eben hin. Gerade wollte Emyja zu dem Hengst hinüber gehen, der sie beide misstrauisch beäugte, da begann Silas seine Waffen abzulegen. Hatte er es sich anders überlegt und wollte sie jetzt doch zum Dank hier und jetzt nehmen? Wieso dann die Mühe? Sollte er nicht direkt die Hosen runter lassen, statt umständlich Waffen, Wams und Hemd abzulegen? Ungeniert beobachtete sie ihn, besah sich den vom Leben gezeichneten Männerkörper, den der Umgang mit den vielen Waffen und das ständig darauf lastende Gewicht geformt hatte. Kaum Fett. Narben von schlecht genähten Wunden. Vielleicht hatte er sie selbst geflickt... eine ihrer Brauen hob sich. "Bei der Herrin, DU brauchst wirklich mal einen guten Heiler, sonst siehst du irgendwann aus wie ein Troll.", sprengte sie seine Andeutungen auf eine Orgie mit Ignoranz und verschränkte die Arme trotzig vor der Brust. Sie hatte noch nie viel von aufgesetztem Kavallierstum gehalten, war immer stolz darauf gewesen, sich ihre Türen selbst zu öffnen und konnte durchaus die Röcke raffen, um durch eine Pfütze zu gelangen.
Er streckte ihr sein Hemd entgegen und sie fühlte Widerwillen in sich aufblühen wie eine dornige Pflanze. Lieber ihren löchrigen, nassen Kittel, als Almosen! Stur erwiderte sie seinen ebenso trotzig werdenden Blick und rührte keinen Finger. Silas bestand weiter darauf und je mehr er darauf beharrte, dass sie dieses verdammte Hemd anziehen sollte, desto mehr feuerte er damit unbewusst ihren Widerstand an. "Ich brauche keine Almosen...!", begann sie noch, wich einen halben Schritt zurück, doch er war schneller, packte den Saum ihres Hemdes und schuf nackte Tatsachen, als der ohnehin von Feuer und Hitze brüchige Stoff riss. Hart biss sie die Zähne aufeinander, Sturm im Grün ihrer Augen, als sie trotz ihrer Blöße weiter stur zu ihm aufsah. Seine aufkeimende Unbeherrschtheit war der Wind in ihren Segeln, ließ sie die Fäuste ballen. Aufgebracht streckte sie die Arme zu den Seiten. "Hast du jetzt, was du wolltest?!" Sollte er sie doch anstarren, ihre Würde mit Füßen treten! Er war nicht der Erste und er würde es bereuen, wenn sie erst ihre Kräfte zurück hätte. Und nicht nur er. Doch Silas beendete den Ausbruch einfach, indem er ihr das Hemd über stülpte, die Arme damit an ihren Leib fesselnd, bevor er sie aufforderte, diese durch die Ärmel zu stecken.
Ein Atemzug. Noch einer. Flammender Zorn und der Stolz einer Elfe in den Katzenaugen, denen er einen Moment lang so nah war, dass sie das unwirkliche Blau seiner Iriden genau betrachten konnte. Es irrlichterte schon wieder amüsiert darin... Emyja wollte ihm dringend eine Ohrfeige verpassen. Der Arm, der durch den rechten Ärmel stieß, hob sich bereits in der Bewegung. Da schwappte sein Stimmungswechsel über sie und lehrte Emyja, dass sie ihm erneut erlegen war und dieses auf und ab wohl noch eine ganze Weile so weiter gehen würde. Sie klammerte sich dennoch an die Reste ihrer Wut, schob auch den anderen Arm endlich nach draußen und schnaubte ungehalten. Sie sollte ihm doch eigentlich dankbar sein, aber sie konnte nicht. ER ließ sie nicht. Und das nagende Gefühl hinter ihrem Brustbein erst recht nicht.
Einmal mehr grub sie die Finger in das kurze Haar. "Herrin, ich halt das nicht aus. Wieso bist du SO, MANN?!" Es klang eher verzweifelt als wütend.
Ruhe. Sie musste sich beruhigen. Sie hatte nun etwas an, was sie zwar wie einen Mehlwurm aussehen ließ, sie aber immerhin bis fast zu den Knien verhüllte, auch wenn Vorderteil und Rücken nur bis zu den Hüften zusammen genäht waren, um dem Träger gerade beim Reiten mehr Bewegungsfreiheit zu geben. Bis zu den Hüften bei Silas' Maßen hieß bis auf Mitte der Oberschenkel bei Emyja. Und es war trocken.
Sei dankbar. Sei DANKBAR!
Zumindest schlug sie also nicht nach Silas, sondern stieß ihn mit den Resten dieses neuerlichen Rauschs einfach beiseite, um zu seinem Pferd zu marschieren. "Geh mir aus der Sonne, dann schau ich mir deinen Gaul an. Mich - egal ob nackt oder nicht - kann er sicher nach Zgraggen tragen, aber 400 Pfund Silas in Waffen ganz bestimmt nicht.", blaffte sie, Schutz suchend hinter ihrer Ablehnung. Natürlich übertrieb sie. Maßlos. Er war groß, stabil gebaut, aber auch mit all dem Stahl sicher nicht so schwer, wie sie gerade unterstellte.

Baal warf bei ihrem Anmarsch den Kopf und tänzelte, doch Emyja packte einfach oberhalb der Trense in die Lederriemen und hielt eisern fest. "Stell dich nicht an. Wenn er dich nicht zu Salami macht, tu' ich's." Doch entgegen des harschen Inhalts ihrer Worte, war der Tonfall freundlich und sie strich dem Hengst beruhigend über den Hals, bis dieser schnaubend den Kopf senkte. Dann löste sie den Sattelgurt und zog Sattel und Decke vom Rücken des Tiers. Beides legte sie über den umgestürzten Stamm, an dem Silas sein Pferd angebunden hatte und kehrte dann zu diesem zurück. Wieder streichelte sie den Hals, die Schultern, den Rücken, bis zur Kruppe. Ihre Finger erkundeten dabei die Muskeln unter dem schwarzen Fell, suchten den Ort des Schmerzes, der ihn so steif gehen ließ. Emyjas Augen waren dabei halb geschlossen und sie murmelte beruhigende Worte in ihrer Muttersprache, während sie innerlich fluchte, dass ihr nur die normalen fünf Sinne zur Verfügung standen. Sie hatte sich so daran gewöhnt, mit Magie zu arbeiten, dass sie sich wie halb blind vorkam. Als stochere sie mit einem langen Stab in einem Berg aus Heu, um die Nadel darin zu finden. Doch sie suchte. Beharrlich.
Ihre schlanken Finger folgten der Linie der Halswirbelsäule bis zwischen die Schulterblätter, drückten sich in Muskeln und auf Sehnen, bis der Hengst plötzlich mit einem seltsamen Laut unter ihren Fingern weg sprang und nach ihr zu schnappen versuchte. Was ihm nicht gelang, denn sie hatte sich strategisch so positioniert, dass der Zügel ihn gerade kurz genug hielt.
"Schon gut, mein Junge. Das haben wir gleich.", versprach sie. Als sie jedoch wieder näher trat, drehte Baal sich immerzu um die Stelle, an der er gebunden war, damit sie seinen Rücken nur nicht noch einmal erreichen konnte. Emyja blähte ihrerseits die Nüstern. Ohne einen beruhigenden Griff in das Netzwerk des Lebewesens war das wirklich entnervend. Die Hexe stemmte die Hände in die Hüften.
"Männer. Immer so zimperlich." Sie wandte sich Silas zu. "Dein Gaul. Bring ihn neben den Stamm und sieh zu, dass er still hält."
Als der Söldner also Baal dazu gebracht hatte, nicht mehr herum zu tänzeln wie ein Jährling, kletterte Emyja neben diesem auf den Stamm, um eine erhöhte Position zu haben. Bei ihrer Größe konnte sie sonst nicht einmal über den Rist des Tiers spucken, aber von dem Baum aus erreichte sie den Rücken Baals gut, um zu arbeiten. Erst spannte sich der Hengst unter den drückenden und schiebenden Fingern der Heilerin, die im Grunde nichts anderes tat, als die Muskeln zu lockern und Verklebungen aufzulösen. Wie bei einem Menschen auch. Dann fühlte sie, wie das große Tier allmählich los ließ und entspannte. Es ließ sogar den Kopf sinken und lehnte ihn gegen seinen Herrn. Emyja arbeitete sich sukzessive zum Kern des Schmerzes vor, löste Muskelverkrampfungen und Knoten, bis sie ein leichtes Knacken unter den Fingerspitzen fühlte, was Baals Ohren zucken ließ, doch ansonsten hielt er ganz still (67/100). Sie arbeitete konzentriert, zog schließlich in einer fließenden Bewegung Muskel- und Sehnenpakete auseinander, bis sie fühlte, dass auch der Knochenapparat darunter ins rechte Lot rückte. Baal stellte einen Hinterhuf an und schnaubte anhaltend.
"Braver Junge.", murmelte sie und klopfte auf die breite Schulter. Probehalber lehnte sie sich auf den breiten Rücken, was das Vieh direkt damit quittierte, dass es aus der scheinbaren Trägheit erwachte und zwei Schritte von ihr und dem Stamm zur Seite tanzte, sodass Emyja gerade eben nicht wieder im Dreck, aber unsanft im Gras vor dem Stamm landete (8/100). "Schon verstanden. DU mich auch.", aber sie schlug einen durchaus freundlicheren Ton an, als dem dazugehörigen Menschen gegenüber. Diesen wies sie mit einer den Platz umfassenden Geste an: "Führ ihn mal ein Stück, damit ich sehen kann, wie er geht."
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Silas Patt
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Erst musterte sie ihn eingehend mit ihren grünen Blitzaugen, während er oben ohne vor ihr stand, dann schimpfte sie ihn zu männlich. Als ob sie den halbnackten Silas nicht genossen hätte. PAH!
"Weil ich eben genau das bin?" Frauen! Wussten sie, was sie wollten? War man nicht gross genug, nicht breiten Kreuzes, nicht hart genug, nicht bärtig, oder muskulös genug, schaffte man es nicht, unter dem Begriff "maskulin" abgespeichert zu werden.
War man zu romantisch, zu musisch, zu klug, zu kreativ, war man schnell und ewig in der Zone gefangen, die für geschlechtslose Freunde reserviert war. Was für Aussichten. Eigentlich gab es nur einen Weg bei den Weibern: den FALSCHEN! Ganz egal, was man(n) tat, man(n) konnte nur verlieren.
Silas seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust. Ein Zeichen der Ablehnung, welches er nicht einmal so meinte. Es geschah unbewusst. Wer kannte es nicht? Nicht zu wissen, wohin mit den Händen, mit den Fingern, wenn man diese nicht an den Körper der momentanen Wahl legen durfte. "DESWEGEN ja der Deal mit deiner Heilkunst. Glaub mir, es ist nicht gerade ein angenehmer Zeitvertreib, mich selbst zu nähen, oder irgendwelchen Stümpern meine Genesung überlassen zu müssen." Denn war man ernsthaft verletzt, konnte man sich die Hilfe nicht immer aussuchen, die einem zu Teil wurde. Geriet man dann an einen blutigen Anfänger, oder an jemanden, der das Ganze nicht so ernst nahm, während die Zeit des Überlebens knapp bemessen war, hatte man zwangsweise Pech. So wie Silas oftmals. Es glich wohl einem Wunder, dass er überhaupt noch aufrecht stand und nahezu in einem Stück daherlief.
Langsam und in einem wohl gewählten Abstand, schlenderte Silas nun Emyja hinterher, die sich als Ziel gesetzt hatte, diesem Teufel, der sich in einer Pferdegestalt unter sie gemischt hatte, Erleichterung, Linderung, oder gar Heilung zu verschaffen.
"Er beisst", informierte er sie noch, als die kleine Frau zielstrebig auf das schwarze und unruhige Tier zuschritt und es schlussendlich am Halfter packte. Energischer, als er es ihr zugetraut hatte. Oder? Nein, um ehrlich zu sein, bekam Silas so langsam eine Ahnung von dem Temperament der Heilerin, auf die er gestossen war. Begonnen hatte es bei ihrer Unerschrockenheit angesichts des sicheren und schmerzvollen Todes. Und es zog sich weiter fort wie ein roter Faden. So wusste er wenigstens immer mit Sicherheit, woran er war. Es gab zu viele Menschen, die eine Maske trugen. Es konnte anstrengend für den Träger sein, der sein wahres Ich und seine Emotionen verbarg. Ebenso auslaugend war es allerdings auch für diejenigen, die mit einem Maskenträger zu tun hatten. Das vergaßen die Täter gerne mal dabei.
Silas griff nach den Zügeln. "Klar arbeite ich dir zu, wie ein Knappe", murrte er vor sich hin und musterte Emyja ein wenig nebenbei. Sein Hemd war ihr, wie zu erwarten, zog Nummern zu gross. Doch es verdeckte, was Lust verschaffte. Für die Augen, die das Offensichtliche brauchten. Natürlich war er selbst auch einfach nur ein Mann. ZU sehr Mann, wie es ihm diese Frau eben noch zugezischt hatte. Doch er war in der Lage, Schönheit und Erregung auch in Dingen zu finden, die einen zweiten Blick benötigten.
Die kleinen blassen Finger der Frau mit dem modischen Kurzhaarschnitt, fuhren über den dunklen Pferdekörper, fühlten, tasteten, massierten und schoben. Silas hob eine Braue. Wäre er doch der verdammte Gaul. Was, wenn er über Rückenschmerzen klagen würde? Sicher hätte sie nur einen flotten Spruch für ihn parat. Der einzige Grund, warum er es Baal gönnte, war, dass dieser wirklich wie der Wind geritten war und ihm damit ein Grossteil ihrer gelungenen Flucht zu verdanken war. Silas mochte ein ewig meckernder, unzufriedener Mensch sein. Doch er war gerecht. Wenigstens etwas.
"Wie haben sie dich gefangen?", durchbrach nun auch er mal den Anstand, der ihm sonst gebot, Fremde und neue Bekannte nicht einfach zu duzen. Vielleicht würde er, wenn er ein wenig über ihre Gefangennahme erfuhr, die Geschichte hinter Emyja der Heilerin zusammenbasteln können. Was hatte sie getan, als sie diesen Hundesöhnen in die Arme gelaufen war? Ehe die Falle zugeschnappt war? Es war nicht wichtig für die Fortsetzung ihrer beider Reise. Trotzdem regte sich die Neugierde in dem Mann, den man sicherlich eher als ein offenes Buch und leicht zu lesen, einschätzen würde.
"Weisst du, du wirkst irre geheimnisvoll, wie du da an meinem Pferd entlangstreichelst." die dunklen Augenbrauen wippten. Und mit den Ringen um ihre Handgelenke, war dem Kopfgeldjäger irgendwie wohler. Diese Rothaarige erschien ihm unberechenbar. Sah man IHN an, war klar, was für ein Mensch er war. Gross, Waffen, Rüstung aus Leder, grosse Klappe. Ein Gelehrter war er nicht gerade. Aber sie? Sie konnte alles sein. Irrführenderweise.

Baal entspannte sich unter den kleinen Händen und als die Prozedur überstanden war, zog Silas an den Zügeln und machte ein schnalzendes Geräusch mit der Zunge, welches das Höllenpferd locken sollte. den kleinen Fall der Hexe kommentierte er nicht, stattdessen kicherte er in sich hinein, sobald er ihr den Rücken kehren konnte.
Feindselig wie eh und je, legte der Hengst die Ohren an und machte zwei hoffnungsvolle Schritte auf Silas zu, ehe er nach ihm schnappte. Mit festem Biss. "Du Mistvieh, noch ein Ausrutscher deinerseits und ich mache dich zum Wallach." Das Tier schnaubte, als wolle es sein Glück überstrapazieren, doch es folgte keine weitere Kriegsansage. Stattdessen setzte der Gaul die Hufe geordnet auf den Boden auf und lief hinter seinem Herren her. Eine Synergie würden die beiden Männer niemals teilen. Doch es reichte, um gemeinsam voran zu schreiten. Nichts liebte das Tier mehr, als zu laufen. Nun, Silas und Emyja mussten weiter. Und die Zeit drängte. "Und? Wie sieht es aus? Kann er uns tragen, oder wird er uns in Häppchen den Magen füllen? Wird nicht mehr lange dauern und wir bekommen Besuch." Denn auch, wenn sie einen imensen Vorsprung hatten, so würden diese Irren keine Hexe freiwillig ziehen lassen. "Unsere Steckbriefe hängen garantiert schon." der grosse Mann grinste jungenhaft bei dem Gedanken. Er bot dem Gesetz ganz gerne die Stirn. Solange es im Rahmen blieb. "Was hast du vor, wenn wir in deiner Hütte angelangt sind? Ich meine abgesehen davon, deinen neuen Armschmuck loszuwerden?" er führte Baal zu Emyja zurück und wartete.
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Emyja
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Er hatte sie missdeutet – das sollte sie wohl als Glückstreffer werten und einfach versuchen, sich nicht wieder zu verplappern, dachte Emyja, während Silas Baal im Kreis führte und sie auf ihrer Unterlippe kaute. Sie wollte nicht erklären müssen, wieso sie jede seiner Gefühlsregungen las, als sei er ein aufregendes Buch – so aufregend, dass sie mitschwang. Sie wollte erst recht nicht, dass er davon Wind bekam, wie er sie beeinflussen könnte. Das fehlte gerade noch. Auch wenn es nicht leicht war, die eigenen Emotionen wirklich zu lenken und damit willentlich Einfluss auf sie zu nehmen, so brauchte sie es wirklich nicht, dass dieser Kasper es versuchte. Denn genau so schätzte sie ihn ein: er würder herum affen, ohne etwas zu bewirken, einfach weil er es versuchen wollte. Doch in seiner schmal bemessenen Welt gab es nicht viele Optionen, wie ihre Worte zu deuten wären, was sie nur begrüßen konnte. Gerade war ihr ganzes Ich offen wie eine frische Wunde und sie brauchte niemanden, der darin herum pulte.
Hätte sie geahnt, wie Silas über Masken und dergleichn Scharaden nachdachte, sie wäre wohl gleich wieder verzweifelt. Heil und ganz, nicht blockiert von irgendwelchen magischen Fesseln besaß auch sie solche Masken. Hauptsächlich die der professionellen Heilerin, die jeden nahm, wie er kam, ohne zu urteilen, aber auch ohne ihn zu dicht an sich heran zu lassen. Wenn man war wie sie, konnte man nicht anders exisitieren, man brauchte die Masken, die Mauern, sonst verzweifelte man am Leid der anderen und konnte keinen Handschlag mehr tun. Es war ihr in der Anfangszeit oft genug so gegangen.
Und jetzt?
Jetzt war sie allem was kommen mochte auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Dazu dem nagenden Verlangen nach den kraftspendenden Elixieren. Ein Gedanke, der frisch aufgekeimt war, als Silas nach dem Grund ihrer Gefangennahme fragte und den sie daher mit Schweigen beantwortet hatte. Geheimnisvoll fand er sie? Konnte er haben. Keine Antwort also vorerst, nur konzentriertes Arbeiten und auch jetzt, da sie dem Hengst dabei zusah, wie er an Silas’ Hand seine Runden drehte, schwieg sie eisern mit aufeinander gebissenen Zähnen, was ihr ohnehin schmales Gesicht nur noch verbissener wirken ließ. Einstmals hätte man Emyja wohl schön genannt. Nicht zu dünn, eher fraulich mit sinnlichen Lippen und einem frechen Glanz in den feenhaft grünen Augen. Doch das Schicksal hatte sie gezeichnet, Jahre des Leids und der Entbehrung an ihrer Substanz genagt. Die Lippen meist – wie jetzt auch - zu zwei schmalen Strichen aufeinander gepresst, kein Gramm Fett, was irgendwelche reizvollen Formen schaffen könnte und das Haar war nun auch fort. Was blieb, war das Grün der Augen, doch keine Frechheit glitzerte mehr darin. Nicht einmal Schadenfreude über den Biss ließ sie schmunzeln und das Geplänkel zwischen Herr und Pferd ebenso wenig. Wenn es nach ihr ging, könnte sie auch gleich beide auf die Kastrationsliste setzen.
Dann würde er ruhiger. Naja, auch ein bisschen dicker, aber das war Ernährungssache.
Und Baal ließe sich besser handhaben.
Als Silas das Pferd auf sie zu führte und ihres Schweigens schließlich müde zu werden schien, nickte sie. „Es wird gehen. Da er mich nicht aufsitzen lässt, muss ich mich auf mein Auge verlassen. Ich schau ihn mir wieder an, wenn wir rasten, aber ich denke, du hast Recht. Wir sollten verschwinden.“, stimmte sie direkt zu. So heftig ihre Widerstände sein konnten,wenn sie etwas partout nicht wollte, so schnell akzeptierte sie sinnvolle Entscheidungen.
Dann fiel ihr Blick abermals auf Silas oder besser auf einen Punkt jenseits seines Körpers.
Was hatte sie vor?
Wieder allein und auf sich gestellt, in einer Welt, die nicht die Ihre war. Die für jemanden mit ihren Fähigkeiten eine Falle werden konnte, besser bereits geworden war. Ohne eine vertraute Seele, denn die letzte Vertraute war dem Schicksal erlegen, vor dem dieser seltsame Mann sie gerettet hatte. Einer unzivilisierten Welt, in der es keinen wirklichen Platz für sie gab.
Was also?
Neugierig war er ja, dieser Söldner. Nun gut, wer konnte es ihm verdenken? Sie war eine Fremde für ihn wie er für sie und bisher hatte sie sich nicht gerade vertrauenserweckend gezeigt. Einmal mehr fragte sie sich, wieso er überhaupt nach da war. Wieso er das getan hatte. Für sie. Eine verurteilte Hexe, ob nun wahr oder nicht. Sie beobachtete ihn, wie er Baal wieder sattelte und sich selbst wieder mit seinem Waffenarsenal behängte, blickte dann noch einmal zum Tempel der ewigen Flamme zurück.
Was würde sie tun?
„Sehen, was noch da ist. Wir hatten Pferde, Vorräte, unsere Ausrüstung für das Handwerk… Vielleicht mich in etwas Vernünftiges kleiden, falls die Ritter die Hütte nicht nieder gebrannt haben.“ Sie wandte Silas den Kopf wieder zu, als sie hörte, wie er aufsaß. Diesmal widerspruchslos ließ sie sich von ihm auf Baals Rücken ziehen, wo sie hinter dem Jäger Platz fand. Ohne viel Aufhebens schlang sie die Arme um seine Mitte, ließ den erwarteten Sturm an Emotionen über sich fluten. Bei der Mutter war dieser Mann leicht zu begeistern…
Immerhin schaffte sie es allmählich, den besonderen Timbre in seinen Gefühlen zu spüren, der diese als seine kennzeichnete und es ihr ermöglichte, sie von ihren zu differenzieren. Es war anstrengend und machte sie zusammen mit dem eben erlebten sowie dem wiegenden Gang des Pferdes zusehends müde. Bis ihr Kopf irgendwann an seinem Rücken lag und sie dem steten, kräftigen Herzschlag des Mannes lauschte.
„Sie wollten nicht mich, denke ich. Ich war nur Beifang. Die Zauberinnen schätzen es nicht besonders, wenn man fernab ihrer Kontrolle Magie übt. Und Pavrina – meine Mentorin – schätzte die Zauberinnen nicht besonders.“, sprach sie schließlich, während Felder und niedrige Büsche an ihnen vorüber zogen, die Emyjas zur Seite gerichteter Blick kaum wahrnahm. In ihrer Stimme lag nun all ihre Müdigkeit. „Ich weiß nicht, was man ihr vorwarf, aber sie hatten genug Angst vor ihr, dass sie eine hohe Zauberin sandten, um uns die Fesseln anzulegen. Ich denke nicht, dass ein Schmied sie öffnen kann – selbst wenn wir einen finden, der es wagt.“ Sie schloss einen Moment lang die Augen. Jeder würde das Metall erkennen und sich dann fragen, wieso sie es trug. Für solche Fesseln gab es gute Gründe. Gründe, derentwegen sie bezogen auf Pavrina auch nicht die Wahrheit sprach. Sie wusste durchaus was man der älteren Hexe und auch ihr vorwarf und das es zumindest teilweise wahr war. Sie wusste, wozu die tote Magierin im Stande gewesen war und sie wusste, was sie selbst mit Hilfe des von ihr erlernten Wissens leisten konnte. Doch anders als Pavrina war es für Emyja immer ein Waagspiel gewesen und auf der schwereren Seite lag stets das Wohl der Menschen. Sie wollte heilen, wollte retten und wenn ihr die natürlich gegebenen Kräfte nicht reichten, griff sie nach verbotenen Mächten. In dieser Hinsicht war sie bereits vor ihrer Reise hierher skrupellos geworden und sie sah bis heute den Punkt nicht, weshalb die Blutmagie verboten war. Zusätzlich war es hier auch noch verboten, Kraft aus dem Feuer zu schöpfen – somit war Emyja gleich zweifach schuldig und der Scheiterhaufen nicht ungerechtfertigt. Obwohl es auch ein Schwert oder ein Strick getan hätte…
Ihre Gedanken schweiften. Silas’ Körper war warm, wärmer als sie sich fühlte. Emyja verlor sich in seinen Herzschlägen, im Rauschen seines Atems und der Blutbahnen. Sein Herz war so nah, seine Dolche in Reichweite… Erschrocken fuhr sie hoch, zog sogar die Hände zu sich nach hinten. Sie war dank der langen Reisen mit Nikolavo und dann hier in dieser Welt inzwischen eine gute Reiterin und musste sich nicht zwingend festhalten. Ihre Finger zitterten heftig und sie ballte sie erst zu Fäusten und schob sie dann unter ihre Achseln. Entgegen ihrer vorigen Überlegungen bekam sie allmählich eine Ahnung davon, weshalb man Blutmagie verbot, denn die beiden Leben in ihrer direkten Nähe wurden von Minute zu Minute attraktiver für sie und das nicht wegen Charme oder Äußerlichkeiten. Vor Emyjas Augen pulsten innere Werte, die sich geradezu bohrend hinter ihre Stirn arbeiteten. Herzschlag für blutigen Herzschlag.
Ganz plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung packte sie einen von Silas’ Dolchen.
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Silas Patt
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"ICH habe Recht? Na wie schmeckt denn das in deinem Mund hm?" Der Hüne grinste zufrieden über ein wenig Zuspruch und sei es nur in Form einer Zustimmung über ihr weiteres Vorgehen und zog Emjya auf den Gaul, als wöge sie nichts.
"Also ich finde ja persönlich, mein Hemd kleidet dich unfassbar gut, aber...natürlich kannst du auch etwas anderes anziehen." Die Belustigung wich nicht aus seiner Stimme. Sie war klein und kühl an seinem Rücken und schmiegte sich bald an ihn. Ob aus Müdigkeit, reiner Erschöpfung ihrer geistigen Kräfte, oder weil sie ihm vielleicht doch ein wenig näher kommen wollte- der Grund war ihm egal, solange sie es weiterhin tat. Seine Zufriedenheit stieg ein wenig weiter an, als er Baal die Zügel locker werden liess und das Pferd in einen gemählichen Trab verfiel, ehe es das Tempo steigerte und die Landschaft begann, schneller an ihnen vorbei zu ziehen.
Silas hing seinen Gedanken nach. Den Fragen, warum er diese Frau gerettet hatte. Sein Gerechtigkeitssinn hatte es ihm befohlen. Doch das hatte er bereits dutzende Male zuvor, als Menschen in Not gerieten. Er hatte wegsehen können, sich umdrehen und das "Gesetz" nicht unterbrochen. Diesesmal war es anders gewesen. So viel mehr als nur sein moralischer Kompass, der sich wie wild im Kreis gedreht hatte. Es war wie ein Sog, der ihn zu ihr gezogen hatte. Ein Band, welche unablässig an ihm gezerrt hatte, bis er sich endlich in Bewegung setzte. Mit einer Hand fuhr er sich über das versengte Haar, seitlich seines Kopfes. So wie ihm sonst die Struppigkeit aus der Kopfhaut wuchs, würde es nicht lange dauern und er hätte seine alte Frise wieder. Er war aber auch ein hübsches Kerlchen.
Die Stimme der Heilerin riss ihn aus seinen Gedanken, lenkte ihn von der Antwort nach dem WIESO ab. Emjya machte sich Sorgen um die Fesseln, die sie trug. Und darüber, ob sie diese alsbald loswerden konnte. "Zu deinem unfassbar grossen Glück kennst du ja nun mich. Und ein Silas kennt immer jemanden, der jemanden kennt. Du wirst diese schicken Schmuckstücke bald los. Aber nur, wenn du mich nicht verzauberst, oder so etwas. Ich bin ziemlich gerne ich. Ein Leben als Frosch muss traurig und eintönig sein." Der Jäger begann vor sich hin zu sinnieren, nicht wirklich ernsthaft bei der Sache. "Gut, die lange Zunge, DAMIT könnte ich einiges anfangen, aber die schleimige Haut..und.."
Er nahm es wahr. Nahm SIE wahr und die Bewegung, die sie hinter seinem Rücken machte. So sehr seine Gedanken auch abschweiften, so fokussiert waren seine Sinne IMMER auf seine Umgebung und einen möglichen Angriff. Eine Eigenart, die er nicht so einfach ablegen konnte und es auch gar nicht wollte. Denn sie sicherte sein Überleben. Wie auch jetzt.
Silas begriff Emjyas Absicht, ehe sie den Dolch aus der Scheide an seinem Gurt zog und drehte den halben Oberkörper nach hinten, die Zügel loslassend, ihr Handgelenk mit einem festen Griff umfassend. Ihre Augen funkelten feindselig und angriffslustig. Es war, als hätte sie eine zweite Seite, die nun in Erscheinung trat.

Die Situation hätte damit enden können, ihr den Dolch ganz einfach zu entwenden, doch das Pferd, auf dem sie saßen, hatte andere Pläne. Es war für den Hengst schon widerstrebend genug, geritten zu werden. Widerlich wurde es bei zwei Reitern und inakzeptabel genau dann, wenn auf seinem ohnehin nicht ganz heilen Rücken auch noch unruhig herumgerutscht wurde. Baal richtete sich auf die Hinterbeine auf. Ohne Ankündigung, ohne vorheriges Wiehern, oder Schnaufen. Und Silas, der die Zügel losgelassen hatte, eine Hand noch immer um das Handgelenk der Heilerin, verlor den Halt, das Gleichgewicht und stürzte über das Gesäß des Hengstes hinab, Emjya mit sich reissend und unter sich begrabend, zu Boden. Schmerz durchzuckte seinen Arm. Der Dolch, den die Rothaarige in den Fingern gehalten hatte, steckte in seiner Schulter. Nur mit der Spitze der Klinge-zum Glück- doch es war eine unnötige Verletzung, die genug Gefahren und Komplikationen barg. Baal trabte noch ein Stück weit und blieb dann stehen, als könne er kein Wässerchen trüben. Auf dem Boden, dort, wo er seinen Ballast abgeworfen hatte, war der Kampf aber noch lange nicht zu Ende.
Silas hatte den Sturz zwar auch als schmerzhaft und dumpf wahrgenommen, doch er hatte sein Augenmerk auch nicht von der Heilerin genommen, die er nun mit seinem reinen Körpergewicht, auf dem Rücken liegend, in den Dreck drückte. Seine blauen Augen bohrten sich in ihre Grünen, als er sich den Dolch aus der Schulter zog und spürte, wie das warme Blut aus der Wunde sickerte und ihm den Lederwams durchnässte.
"Was...ist nur in dich gefahren?" War das von Anfang an Teil ihres Plans gewesen? nein. Nein, so dumm konnte sie nicht sein. "Ihr habt nicht geglaubt, jemanden wie mich ohne eure Kräfte überwältigen zu können, oder? Ich meine, falls ihr sowas besitzt." Denn DAS wäre nun wirklich der grösste Irrglaube aller Zeiten. Die kleine Frau hatte bislang nicht sehr naiv gewirkt, also schloss Silas das schon von vorn herein aus.
Er stemmte die Oberschenkel auf ihre Unterarme und setzte sich auf die Frau einfach mal drauf. Weglaufen unmöglich. "Wer?! WER huh? Wer hat dir so weh getan, dass du keine Hilfe mehr zulassen kannst?" Mit einem Fluch über die Frauen der Welt, stand er wieder auf und liess zu, dass sie sich aufrichtete. Den Dolch steckte er fachmännisch zurück an Ort und Platz. So wie ein guter Handwerker es mit seinem Werkzeug eben tat. "Es ist egal, wie viele Emotionen man hat, oder wie verletzt man ist...das Leben geht weiter. Es hält für niemanden an und wartet, klar? Wenn du das nicht verstehst, diesen Prozess nicht verstehst, dann badest du weiter in deinem Elend und steckst in deiner Vergangenheit fest.Und jetzt komm mir nicht damit, dass du das nicht empfindest. Das sieht sogar jemand wie ich, klar?" Silas drückte sich die Hand gegen die Schulter und verzog das Gesicht. So ein DRECK! Das hatte man davon, wenn man helfen wollte. "Groll und Wut..ich habe keine Zeit für sowas klar?" Wie sie ihn ansah. Als wäre ER der Dumme von ihnen Beiden. "Ich weiss, wenn man eine ganze Weile nicht -keine Ahnung-geliebt wurde, oder wenn einem nichts Gutes widerfahren ist, dann fühlt es sich immer erst schräg an, but behandelt zu werden. Das gibt dir aber noch lange nicht das Recht, um dich zu beissen, oder mit Messern zu hantieren." Ausser, sie wollte was Leckeres kochen vielleicht. Aber das erwähnte er jetzt mal nicht.
"Ich habe dich nicht um dein Vertrauen gebeten. Aber ich verlange ein bisschen scheiss -piss- wichs-Respekt."
Silas ging zu seinem Höllenpferd und kehrte mit einem Seil zurück. Diese Frau musste krank sein. So wie sie sich zuvor benommen hatte. Ihr Geist schien verwirrt, oder zumindest angegriffen zu sein. Vielleicht hatte sie auch zu viel erlebt. Aber das hatte doch jeder, oder? und hatte sie mal nach ihm gefragt? NEIN. Aber das wollte er bei einer Frau auch erst gar nicht erwarten, die guckten doch immer zuerst auf sich. Da rettete er ihr den Arsch und wurde mit so einer hinterrücksen Attacke belohnt. Silas straffte den Strick. "Es liegt bei dir. Du kannst ab jetzt hinter dem Mistvieh herlaufen, oder du sitzt auf. VOR mir. Mit gefesselten Händen. Letzteres in beiden Fällen. Oder ich lasse dich hier und-"
Ein Rascheln. Wäre Silas ein Wolf, würden seine Ohren sich aufstellen, um zu lauschen. Silas Redeschwall stoppte und er wurde ganz starr. Das Rascheln wiederholte sich und ein Knacken folgte, ähnlich dem eines Zweiges, der unter einer Fussohle zerbarst. Es gab verschiedenste Töne in der Natur. Doch die meisten waren auf Tiere zurück zu führen. Auf den Wind, auf Wasser. Nur sehr wenige von ihnen entstammten Menschen. Dieses Rascheln gehörte eindeutig dazu. Ergeben schloss er die Augen. Sie waren nicht allein.
Langsam drehte sich Silas um. Und begegnete vier Paar weiteren Augenpaaren. Die zerlumpten und bewaffneten Männer, die wie aus dem Nichts aufgetaucht waren, hatten das seltsame Schauspiel mit regem Interesse verfolgt und ihre ganz eigenen Schlüsse gezogen. Sie sahen räuberisches Potenzial in dem schönen Pferd. In den unzähligen Waffen von Silas, der verwundet war und damit weniger wehrhaft. Und natürlich übersahen sie nicht, dass eine Frau anwesend war. Eine schwache Gestalt, die ihren erhitzten Gemütern gute Dienste tun würde, ehe sie sie umbrachten. Silas las es ihnen von den Augen ab und entschied schnell, wie er sich zu verhalten gedachte. Sehr langsam zog er seinen Einhänder aus der Lederscheide an seiner Hüfte. Baal war ein schönes Pferd. Aber er war auch genauso gefährlich und piesepampig. Er selbst mochte verwundet sein, doch das machte ihn nicht zwingend schwach. Und Emjya war eine Klasse für sich, für die er keine Worte fand. Mit diesen Männern musste Silas nicht reden, nicht verhandeln. Es würde nichts bringen und das Unausweichliche nur vor sich her schieben. Der grosse Mann rechnete sich Chancen aus. Er kämpfte gut, mehr als das. Ganz ohne Arroganz. Doch sie waren vier. Und er wollte die Kleine schützen. WARUM?! Zeit, sich endlich mal selbst eine Antwort darauf zu geben, sein Verhalten war so wenig normal und gut, wie es das ihre war.
Ebenso langsam, wie er sein Schwert gezogen hatte, griff er nun nach einem langen Messer, mit dem man gut Hirsche öffnen und ausweiden konnte und reichte es an die Heilerin weiter. "Gut, jetzt darfst du damit spielen." Denn wenn sie schon jemandem zum Opfer fiel, dann nicht ohne Gegenwehr. "Schneid dich nicht Schatz, es ist scharf," Silas Mundwinkel zuckte, doch er nahm den Blick nicht von den Männern, die ihn abschätzend musterten, ehe sie in Belustigung verfielen. Der grösste und auch dickste Vagabund, spuckte seinen Kautabak auf den Boden und grinste mit schwarzen Zähnen zu Emjya hinüber, ehe er das Kinn reckte, als wolle er damit auf sie zeigen. "N bisschen mager deine Süsse. Dazu auch noch ohne Haare. Stehst wohl auf kleine Jungs, was?" Silas schob seinen Körper seitlich ein wenig vor die Heilerin und zuckte die Schultern. "Sie lutscht wie keine Andere und wenn der Mund was kann, tja, da sind mir die Haare egal." Der Vagabund grinste, ehe er bellend zu lachen anfing. "Nun, das werden wir ja alle bald herausfinden." Silas bewegte sein Schwert von einer Hand in die Andere. "Nehmt euren Heldenmut hoch vier gegen einen und verpisst euch, solange ihr es noch könnt." Das waren zugegeben grosse Worte von jemandem, der so ganz alleine da stand.
Der Angriff liess nicht lange auf sich warten. Noch während die anderen drei Zeit brauchten, um in ihrem anscheinend nicht ganz nüchternen Zustand, die Waffen zu ziehen, machte sich ein Wegelagerer auf den Weg, um sich den schwarzen Hengst unter den Nagel zu reissen. Silas riss ein Jagdmesser mit einer ganz besonderen Funktion, einem Reißhaken, aus dem Gurt und warf ihn in die Richtung, in der Baal stand. Die Klinge bohrte sich bis zum Heft in die Wade des Mannes, (52) der schreiend zusammensackte und vergeblich versuchte, die Waffe aus seinem beschädigten Muskel zu ziehen.Doch die Klinge hatte am vorderen Ende einen besagten galanten Haken und würde dem Beschädigten ein grosses Stück Fleisch mit aus dem Körper befördern, sollte dieser wirklich so viel Mut besitzen und die Klinge mit einem Ruck entfernen. Das Laufen hätte sich danach damit für alle Zeit für ihn erledigt, wenn er nicht sowieso verblutete. Doch das sollte nicht Silas Problem sein. Es gab doch eine Regel, die besagte, dass man nicht stehlen durfte. Und das, tja, das war die Lehre, die der Mann daraus ziehen konnte. Onkel Silas war gerne hilfsbereit, wenn es um Erziehung ging. TZZZZZZ
Wenn der gesunde Menschenverstand einem einbläute, spätestens jetzt zu erkennen, mit wem sie sich hier anlegten und dass es besser wäre, den Rückzug anzutreten, so hatten sie wenig davon mitbekommen. Denn entgegen aller Logik fühlte sich der Rest der noch intakten Bande beflügelter, als noch zuvor.
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Emyja
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Als sie zu Boden gingen, trieb es Emyja schmerzhaft den Atem aus den Lungen und schwarze Sterne explodierten vor ihren Augen. Wäre sie zu Worten im Stande gewesen, sie hätte die Gewichtsschätzung für Silas auf 500 Pfund erhöht – so aber begrub eben dieses Gewicht sie unter sich, presste sie in den Dreck der Straße und bohrte ihr alles mögliche an Metall und Leder in die Haut und die Weichen. Steine bildeten das schmerzliche Gegenbild auf ihrer Rückseite und ihre Lungen wollten einige zähe Momente lang nicht zulassen, das sie Luft in diese hinein sog. Dafür blieb das wilde Verlangen nach diesem BLUT – Blut das umso stärker auf sie wirkte, nun da es die schützende Hülle verlassen hatte und sein Eisengeruch auf sie nieder schwappte. Wäre ihr Körper dazu in der Lage gewesen, sie hätte sich der Quelle entgegen geworfen, die neue Kraft verhieß. Doch sowohl des Brennen ihrer Lungen, als auch das schiere Gewicht von Silas machten ihr jede Bewegung unmöglich.
Und wieder fing sein Blicken ihre, flutete sein Unmut ihre Sinne mit heißkalten Wellen. Seine Worte drangen nicht wirklich zu ihr durch – auch nicht, als er aufstand – aber die aufgeladenen Emotionen dahinter durchaus, was sie instinktiv verzweifelt wieder nach ihren Schirmen krallen ließ. Es fühlte sich an, als laufe sie innerlich mit voller Wucht gegen eine geschlossene Tür – als sei sie ausgesperrt aus dem Ort, in dem sie sich sonst vor solchen Anstürmen zu schützen versuchte. Zugleich flutete ein Gefühl ihren Leib, als würden tausende Ameisen von innen über ihre Haut eilen und überall die kleinen, scharfen Kiefer in ihr rohres Fleisch senken.
Emyja starrte Silas nur weiter an, der nichts von dem verstand – verstehen könnte und vermutlich niemals würde, selbst wenn sie versuchte, es ihm zu erlären. Für ihn war sie wie für alle anderen in dieser verfluchten Welt nur eine Hexe, eine Fremde. Für ihn nun vielleicht zusätzlich eine Verrückte, aber auch daran gewöhnte man sich mit der Zeit. Sie begriff nur nicht, wieso er sie dann nicht einfach hier liegen ließ, sondern wie ein Rohrspatz schimpfte und offensichtlich wollte, dass sie ihm irgendwie Respekt zollte. Am Ende würde er es mit dieser Beharrlichkeit vielleicht sogar schaffen.
Die Hexe unterdrückte ein Stöhnen und rollte sich auf die Seite, während Silas weiter meckerte und dann zu Baal stapfte, um mit einem Seil zurück zu kehren. Nun kam Bewegung in die kleine Frau, als sie eilig versuchte, von ihm weg zu rutschen – nicht wieder gefesselt werden. Alles nur das nicht! Ein krächzender Laut klebte noch an ihren Lippen, als plötzlich andere Gefühle zu ihr wehten, ganz als trüge sie der kaum merkliche Wind mit sich. Emotionen, die nicht so stark waren wie Silas’ und nicht gefärbt in seinem Timbre, den sie inzwischen schon besser kannte.
Fremde. Jemand war da.
Ihr Kopf wandte sich dem Gesträuch am Wegesrand zu und keinen Herzschlag später, schien auch Silas etwas zu bemerken und wandte sich um. Irrationalerweise spürte sie, wie er ganz ruhig wurde und das hatte wie alles Andere auch Auswirkungen auf sie. Ein paar tiefe Atemzüge, dann rappelte sie sich hoch, den Blick nun auf die vier zerlumpten Gestalten gerichtet, die sich ihnen langsam näherten. Das Messer nahm sie ohne zu zögern entgegen und packte den Griff so fest, dass ihre ohnehin bleiche Haut rund um die Knöchel völlig farblos wurde. Scharf oder nicht – es hatte eine Spitze und sie wusste ebenso, wo die empfindlichen Punkte eines menschlichen Körpers waren, wie sie die Kraft kannte, die es brauchte, lebende Haut zu durchbrechen. Zwei Jahre in einem von Kriegen zermürbten Land reichten aus, um einer Frau beizubringen, ihre Haut teuer zu verkaufen. Denn wer das nicht bei Zeiten lernte, blieb auf der Strecke.
Der kurze Wortwechsel forderte immerhin ihren Geist wieder so weit in den Vordergrund, dass sie halb empört, halb amüsiert zu Silas hoch blickte.
"Pass auf, dass ich dir das kleine Ding das nächste Mal nicht abbeiße, Liebling.", erwiderte sie prompt ganz in Form, bevor sich die Dinge von einem Moment auf den anderen überschlugen.
Einer der Wegelagerer rannte los, doch Silas machte dessen Ausfall schnell ein Ende und das, womit er ihn erwischt hatte, sah nach einem gemeinen Stück Eisen aus. Nichts, was sich ohne größere Schäden würde entfernen lassen, wenn man den hinteren Teil nicht absägte oder die Wunde größzügig öffnete. Fasziniert betrachtete sie das Blut des Mannes, der schreiend zu Boden ging und dort das Gras neu einfärbte.

Blieben drei, die langsam zu ihnen vor rückten. Gemeinsam auf einem Flecken würden sie ein zu gutes Ziel bieten, außerdem wäre sie Silas nur hinderlich, wenn der auch noch darauf Acht geben müsste, dass ihr nichts geschah. Oder sie im dümmsten Fall seinen Bewegungen in die Quere kam. Besser sie verschaffte ihm etwas Platz.
„Zwei gegen einen sind besser als drei, oder?“
Dann rannte sie einfach los, weg von Silas und Baal, hoffend, dass nur einer der drei Männer ihr folgte und somit die Zahl derer, denen der Söldner sich gleichzeitig stellen musste, auf zwei schrumpfte. Wie erhofft setzte sich einer der Männer sogleich reflexartig in Bewegung und rannte ihr nach, zwei sogar, doch der Längere von beiden war flinker und so blieb der andere nach wenigen Schritten stehen, um seinem Kumpan gegen den Jäger beizustehen. Emyja holte der Dritte rasch ein, denn zum einen wollte sie sich gar nicht zu weit entfernen und zum anderen schmerzen ihre Fußsohlen bei jedem Schritt schrecklich. Ihr Verfolger riss sie einfach aus vollem Lauf um und sie rollten durch Gras und Dreck. Mit dem Messer stach sie zwar nach seinem Gesicht, aber er hatte damit gerechnet und schlug die Hand einfach aus dem Weg (17/100). Immerhin konnte sie die Finger rechtzeitig öffnen, dass das Messer auch aus seiner Reichweite flog und klirrend irgendwo abseits landete. Jetzt war es nicht mehr ganz so scharf, dachte Emyja unsinniger Weise, während sie erst noch die grapschenden Finger des Mannes abwehrte und dann inne hielt, um die Karikatur eines Lächelns auf ihre Lippen zu zerren. Manchmal hatte es auch etwas gute, die Emotionen anderer mitten unter die eigenen gemischt zu finden, so fiel es ihr leichter, die aufkeimende Panik mit der wüsten Gier zu überdecken, die der Kerl auf sie abstrahlte.
Im ersten Moment wirkte er irritiert, weil sie aufhörte sich zu wehren, aber dann tat er, was sie sich erhofft hatte: er kam ihr mit dem Gesicht näher, grinste dabei dümmlich und machte Anstalten, ihr mit der Zunge über die Wange zu fahren. Der faulige Atem, der dabei aus seinem Rachen stieg, war Übelkeiterregende und sie brauchte alle Beherrschung, nicht wieder wild zu zappeln, vor allem, da er seine Hände bereits unter dem Hemd hatte, das ihr ohnehin beim Sturz bis über die Schenkel gerutscht war. Eine Sekunde noch, eine winzige Sekunde... er drehte den Kopf und da schnappte sie zu.
Im wahrsten Sinne des Wortes.
Fest schlossen sich ihre Zähne um die schmutzige Lippe, den Mundwinkel und einen Teil der Zunge - fest und fester presste sie die Kiefer aufeinander, nicht darauf achtend, das der Mensch angefangen hatte zu kreischen wie ein Mädchen. Oder ein Tier. Gewebe und Haut platzte unter dem Druck ihrer Schneide- und Eckzähne, Blut rann ihr über die Lippen, das Kinn und die Zunge. Der Mann zappelte, schrie, schlug nach ihr und erwischte sich doch nur selbst. Er riss sich irgendwann los, büßte dabei einen Fetzen Lippe und vielleicht auch Zunge ein - noch immer wüst brüllend stolperte er rückwärts und beim Blick in die grün auflodernden Augen, den sich augenblicklich schwärz färbenden Äderchen auf den Augäpfeln, suchte er sein Heil in der Flucht.
Emyja sprang auf, suchte und fand das Messer. Ihr Kopf flog herum, mit den Augen Silas und dessen Gegner suchend. Dann schlug ihr Körper sie mit ihren eigenen Waffen, wollte die Kraft nutzen und stieß gegen die Barrieren der Handfesseln (30/100). Was blieb war nur alles umfassende Übelkeit, die sie in die Knie zwang, um in mehreren Schüben alles zu erbrechen, was in ihrem Magen war, bis das Würgen nur noch rosa Schaum zu Tage förderte. Ihr Körper bebte, sie stemmte sich auf die Hände, versuchte das Zittern irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Doch das Messer ließ sie keine Sekunde mehr los.
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Silas Patt
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Er fragte sich kurz. wie eine Frau mit etwas so Grossem wie seinem Penis im Mund und der damit verbundenen Maulsperre noch zubeissen wollte, aber gut...er hatte jetzt anderes zu tun. Nämlich sein Leben zu verteidigen.
Töten war wie Tanzen. Nicht nur, weil beides schicksalshaft mit dem Buchstaben "T" begann. Nein. Es waren die geschickten Bewegungen an den Kehlen, die Hebefiguren der Messer und die Drehungen des Kampfes, die selbst den stärksten Mann wie eine gute Pirouette zu Fall bringen konnten. Ein Tanz zwischen Täter und Opfer.
Und er führte. Keine Frage.
Einer der Männer setzte Emjya nach, die mit Silas Messer bewaffnet war. Doch der Hüne selbst hatte keine Zeit, oder Gelegenheit, sich nach der Heilerin umzudrehen und zu prüfen, ob sie klar kam. Denn der behäbige Mann vor ihm, der nun mehrere Schritte nach vorn auf ihn zu machte, hatte eindeutige Absichten. Er zog nämlich mit bedrohlicher Miene ein Messer. Eines, welches noch nie Pflege gesehen hatte, verrostet und beinahe schon unbrauchbar erschien. Doch reissende Klingen waren schlimmer, als scharf Schneidende. Das galt für Wunden, die man überlebte, ebenso wie für jene, die einen umbrachten. Der Bandit begann, ungeübt mit dem Messerchen herumzufuchteln. Der Kopfgeldjäger besah sich das eine Weile und hob eine Augenbraue. Da schrie jemand. Und dieser Schrei war so verzehrend und zeugte von so heftigem Schmerz, dass er sich es nicht verkneifen konnte, den Kopf zu drehen. Da war überall Blut, der Mann, der sich vor der Hexe in Sicherheit zu bringen gedachte, presste sich die Hand auf den Mund, zwischen deren Fingern es rot hindurch tropfte. Emjya selbst war von der Oberlippe hinab bis zum Hals mit Blut besudelt. Doch es schien ihr bestens zu gehen. Kein Schmerzenslaut verliess ihre Kehle. Hatte sie diesen Kerl etwa gebissen? Die Zufriedenheit in ihrem Blick konnte einem ja Angst machen! Der Hüne blinzelte. Da sank die kleine Frau auch schon auf die Knie und erbrach sich sehr geräuschvoll. Silas wusste nicht so genau, ob er beeindruckt, angeekelt sein, oder Bedenken haben sollte, sich ihr noch einmal zu nähern. Noch nie hatte er gesehen, wie jemand Stückchen aus dem Gesicht eines Anderen herausknabberte. Schon gar keine Frau. Wann und wodurch auch immer sie so skrupellos gelernt hatte zu sein, geschmeckt hatte ihr das Ganze offensichtlich nicht.
"Sag doch, dass du Hunger hast, Liebling!" Emjyas Augen verengten sich zornig und Silas grinste, als die rostige Klinge nur einen Hauch breit vor seiner Nase durch die Luft fuhr. Er sprang zurück, in seiner Aufmerksamkeit wieder ganz bei seinem Gegner. Der grosse Mann verpasste dem Messerheini kurzerhand einen Tritt vor den dicken Wanst, so dass dieser hinten über fiel und im Dreck landete. Das rostige Messer fiel ihm dabei aus den Wurstfingern, ehe Silas es aufsammelte und mit kritischer Miene beäugte (71) und es dann mit spitzen Fingern ins nächste Gebüsch warf.
Es waren, zog man den noch immer wimmernden Wegelagerer mit der Beinwunde und den Flüchtigen ab, zwei Männer übrig, die Oberwasser verspürten. Einer von Beiden, der, der nicht im Dreck lag, hatte einen Zweihänder. Ähnlich dem von Silas. Das Schwert war mit Sicherheit gediebt worden, so gepflegt wie es erschien. Jemand musste es vor nicht all zu langer Zeit gewetzt haben, so glatt und makellos, wie die Klinge das Sonnenlicht reflektierte. Der Bandit war ein geübter Mann. Auch das war für den Jäger sofort ersichtlich. Er hielt die Waffe mit Leichtigkeit und störte sich nicht an dem Gewicht, welches sonst anfänglich und ungewohnt zu Schwierigkeiten führte. Seine Muskulatur war stark und ausgeprägt genug, um seine Schulter durch die Belastung nicht nach vorne, oder unten zu ziehen. Das Schwert bedeutete keinen Ballast. Die blauen Augen blickten nun ernst. Hier war kein Spielraum für Witzchen, ganz im Gegensatz zu dem dicken Alkoholiker, der noch immer wie ein Käfer auf dem Rücken lag und versuchte, sich herum zu rollen. Sein jetziger Gegner war schlank und der Grossteil seines Gesichts wurde durch einen verfilzten Vollbart verdeckt. Doch die Augen, die unter dem Hut hervorschauten, sahen entschlossen drein. Gut. Ernsthaftigkeit im Kampf hatte noch niemandem geschadet. Silas umfasste seinerseits sein Schwert ebenfalls fester und fokussierte sich auf den Mann vor sich, der nun auf ihn zutrat. Ein Schritt nach vorn, der Tanz hatte begonnen. Silas wich nicht zurück, sondern setzte auf Konter. Er wollte den Kerl vor sich hertreiben, ihm die Chance nehmen, die Richtung zu bestimmen. ER FÜHRTE. Denn er war der Mann und würde den Gegner vor sich nun zu seinem kleinen Mädchen machen.
Klirrend sausten die Klingen aufeinander. Die Vibration des Aufpralls beider Eisen, surrte Silas über Handgelenk zum Ellenbogen bis in die Schulter hinein. Doch er drückte nur um so kräftiger und parierte den Hieb, der darauf folgte. (52) Derweil rappelte sich Dickerchen wieder auf. Als er wie ein Kleinkind, ein Laufanfänger, Füsse und Hände auf den Boden stützte, das Hinterteil mit dem unfreiwilligen, behaarten Dekolletté in die Luft gereckt und gerade im Begriff war, den Oberkörper aufzurichten, verpasste Silas ihm im Vorbeigehen einen Tritt in den fetten Hintern, was den Banditen dazu brachte, erneut hinzufallen. Diesesmal allerdings vornüber. (64)

"Das ist deiner Schatz", keuchte der Jäger in den nächsten Schlag des Mannes vor sich hinein und begann dann eine Schlagabfolge, die immer mehr von Schnelligkeit geprägt war, anstatt durch Ermüdung dabei langsamer zu werden.
Silas Patt kämpfte nicht immer fair, doch er wusste um ein paar Regeln und Gewohnheiten, die er nur durch ungewöhnliche Kampfkunst durchkreuzen musste, um als Sieger aus dem Kampf hervorzugehen. Schon bald wurden das Blocken des Banditen vor ihm langsamer, der Arm müde und seine Haltung geprägt von Erschöpfung. Doch er, der jeden Tag zig Kilos Waffen mit sich herum trug, war dieses Gewicht gewohnt und fühlte sich heimisch dabei.
Sein Gegner war sich seiner auftretenden Schwäche durchaus bewusst. Für solche Nachteile gab es aber bekanntlich immer Lösungen. Mit einer Hand griff der bärtige Bandit in einer geschickten Ausweichdrehbewegung auf dem Boden nach Sand und schleuderte ihn Silas bei der nächsten Möglichkeit ins Gesicht. Fluchend taumelte der Kopfgeldjäger zurück, blinzelte und versuchte mit der freien Hand, die auf seiner Netzhaut schmerzhaft reibenden Steinchen hinfortzuwischen und sein Sichtfeld zurück zu erlangen. Doch vergeblich. Er sah nicht genug. Seine Pein vergrösserte sich nur noch, als die Waffe des Gegners seinen Arm erwischte, den er angewinkelt hielt und damit noch immer in seinem Gesicht herum wischte.(6) Blut quoll aus dem Schnitt, der zwar nicht tief, aber lang war. So ein Mist!
Nun war der Zeitpunkt gekommen, dem Ganzen hier ein Ende zu setzen, ehe er in Häppchen enden würde. Silas verstärkte seine Wucht noch, als er mit tränenden Augen den perlenden Schweiss auf der Stirn des Gegners bemerkte und begann, ihn gnadenlos vor sich her zu treiben. Es endete unspektakulär. Einen Schlag später liess der Wegelagerer das Schwert auf den Boden fallen. Blut spritzte, als Silas ihm mit einem Hieb den Körper quer öffnete und sich die Innereien auf dem Boden ergossen, der, ausgedörrt, wie er war, sofort das Blut restlos aufzusaugen begann. (97) Die Augen des Bärtigen brachen und wurden stumpf, als er schlussendlich auf die Knie sank und dann ungebremst nach vorne in den Staub fiel.
Der Atem des Mannes mit den ungewöhnlich blauen Augen ging schwer. Er mochte die Oberhand gehabt haben, doch es hatte ihn, auch wegen der Wunde an der Schulter, doch Kraft gekostet, sein Schwert zu schwingen. Als er die blutbesudelte Klinge mit der Spitze gen Boden hielt, tropfte etwas von dem roten Lebenssaft hinab. Silas drehte sich um, nun mit der nötigen Zeit im Nacken, um nach der Rothaarigen zu sehen. Dickerchen hatte es sich zum Ziel gesetzt, sie mit bloßen Händen anzugreifen. Während Emjya, geschwächt vom Erbrechen, aber wild entschlossen, das Messer umklammert hielt. Kampflos würde sie nicht aufgeben. Eine weitere Gemeinsamkeit des sonst so ungleichen Reisepaares.
"Nun ist aber gut." Der Hüne umfasste den Griff des Schwertes mit beiden Händen, holte weit aus und schleuderte es, einer Axt gleich, dem Rücken des Dicken zu. Die Klinge durchbohrte das Rückrat und trat am Bauch vorne wieder aus. Ein letzter Fall bäuchlings und da waren es noch...null. Galant und trotz seiner Wunden breit grinsend, als habe er gerade einen Preis gewonnen, schlenderte er auf Emjya zu, die noch nicht bereit war, sein Messer loszulassen. Mit einem Zwinkern der absoluten Selbstsicherheit stützte Silas sich auf seinen in die Luft ragenden Schwertknauf und deutete auf den dicken toten Mann zu seinen Füssen. "Mittagessen Liebling. Vielleicht ist er mehr dein Geschmack?" Die schwarzen Augenbrauen hoben sich in Richtung Haaransatz. Da brannte sich der Schmerz seiner Wunden wieder in sein Gedächtnis. Mit einem Fluchen befühlte er Arm und Schulter.
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