Die Sturmfelder außerhalb Nowigrads

Der Landstrich im Pontar Delta und südlich von Nowigrad wird 'Grashügel' genannt, diese grenzen an Graufeld, bereits ein Teil von Velen.
Südöstlich des Pontar liegen die Sturmfelder.
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Voli
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Voli blickte die Bruxa verdutzt an. Sogar seine Zunge blieb währenddessen mal für eine Weile reglos in seinem Maul versteckt, so als wäre er gänzlich in sich gekehrt. Er wusste nicht, warum sie sich entschuldigte. Es war ja nicht so, als hätte er nicht das Gleiche getan. Hatte aus Angst um sein eigenes Leben den Worten der Bruxa misstraut und ihre Freundin entführt, wenn auch mit der Absicht, sie wieder unversehrt frei zu lassen, wenn er sich in Sicherheit sah. Hätte der eine dem anderen vertraut, hätte Voli nicht seine Zähne in die Bruxa geschlagen und ihr die Rippen gebrochen und sie hätte ihm nicht die Schulter demoliert. Vielleicht wäre, wenn es so gekommen wäre, der Vran auch nicht hier auf diesem Berg.

“Du schuldest mir nichts. Ich hatte eine Schuld bei Sssarray. Die ist beglichen.” Sagte er nur und ermahnte sich dabei, die Bruxa nicht wie zuvor als ‘es’ zu betiteln. Sie begegnete ihm zugegeben mit sehr viel Respekt und Anstand und außerdem wirkte sie auch einfach täuschend menschlich und normal, wenn die Bestie in ihr ruhte. Die Unterhaltung zwischen Zwergin und Frau ging weiter und man redete gelegentlich über ihn. Er überlegte, ob er sich dafür rechtfertigen sollte, denn er hatte weder versucht Lysira zu fressen, noch hegte er eine Abneigung gegen die Zwergin. Aber im Endeffekt machte er sich nichts daraus, was Anderlinge, besonders Menschen, von ihm dachten. Sie dachten eh immer das, was sie denken wollten.

“Ich bin hungrig, ja.” Entgegnete er nur auf die Frage. Dass dies eine Einladung war, merkte er dabei nicht; man hatte ihn noch nie zum Essen eingeladen, daher kam ihm das überhaupt nicht in den Sinn. Hungrig war er aber. Könnte eine ganze Ziege vertilgen und dann schlafen. Lange schlafen. Bis zum Sonnenuntergang. Die gesuchte Frau blickte schließlich in seine Richtung und fragte beiläufig, was ein Vran sei. Vran waren in den Nordlanden so selten, dass man problemlos sein ganzes Leben leben konnte, ohne jemals einem zu begegnen. Ein Winter-Vran war in den Nordlanden darüber hinaus noch viel seltener. In seinem Reservat gab es damals nur die Sechs aus seinem eigenen Gelege und ob davon, abgesehen von ihm selbst, noch einer lebte, wusste Voli nicht. Vielleicht war er ja der letzte lebende Winter-Vran in den gesamten Nordlanden? Nichts desto trotz nahm er es Menschen immer übel, wenn sie noch nie etwas von Vran gehört hatten. Ihre Art war es doch, die sie vom Kontinent über die blauen Berge getrieben und in Reservate gesteckt hatte. Sie systematisch ausrottete. Es war doch wohl das mindeste, dass sich das kollektive Gedächtnis der Menschheit zumindest an das Unrecht erinnerte, was sie Ihnen angetan hatten? Oder nicht?

“Ich bin ein Winter-Vran” Eröffnete er trotzig und richtete sich zur vollen Größe auf. Streckte sich dabei, sodass er imposante 2.20m in den Himmel ragte. Er wollte die Frau einschüchtern. Einschüchterung hatte bisher immer gut funktioniert und er wusste meist nicht, was er sonst machen sollte. Er war gut im Einschüchtern. “Eure Art hat die Vran fast ausgerottet.'' Er macht einen Schritt näher. “Es ist das mindessste, dass Menschen sich an das erinnern, was sie vernichtet haben. Ihr habt uns in Reservate gesteckt und die übrigen zur Flucht über die Berge im Osssten genötigt.” Ein weiterer Schritt. Voli wurde sichtlich aufbrausender, je weiter er sprach. Er verlor das Temperament. “Es war Unrecht. Erinnert euch an das Unrech. Es ist das Mindessste.” Voli senkte seinen Kopf, dass dieser auf Höhe des Gesichts der Menschenfrau war, gerade mal eine Armlänge entfernt und züngelte ihr zischend entgegen. Es war eine Herausforderung.
Lysira
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Sie waren also quitt. Das war umso besser. Lysira hörte gar nicht weiter hin, was Ljerka und Sarray noch miteinander beredeten, es ging sie ohnehin nichts an. Im Geiste war sie schon längst woanders. Sie ging ihre Erinnerungen durch auf der Suche nach alten Rechnungen, Dinge, die sie vor ihrem Tod noch zu regeln hatte.
Viele Spuren hatte sie nicht hinterlassen. Doch die, die sie hinterlassen hatte, lasteten schwer auf ihrer Seele. Rauschende Wellen, die See um die Inseln der Skelligen. Das Lied der Sirenen. Sie hatte das Geheimnis erfahren, woher es stammte. Ihre Urheberinnen waren in Wahrheit Nixen gewesen. Sie hatte eine Nixe gekannt, erinnerte sich an ihre erste Begegnung. Lysira hatte auf der Insel Undvik in die Wasserfläche eines so vollkommen klaren Sees geblickt und geglaubt, ihr Spiegelbild zu betrachten, als dieses plötzlich aus der Wasserfläche emporkam und sie in die Arme schloss, um sie auf den Grund des Sees zu ziehen. Sie ähnelten einander so sehr, dass sie hätten eineiige Zwillinge sein können. Doch war dies nur äußerlich.
Kurz und intensiv war ihre gemeinsame Zeit gewesen. Doch die Sehnsüchte Shaelseas waren ebenso unendlich gewesen wie die unergründliche Tiefe der großen See. Wie hätte Lysira ihr Bedürfnis nach Wärme jemals stillen können, wo sie doch selbst die Kälte der eisigen Gletscher in sich trug? Die Nixe hatte ausgesehen wie ihr Spiegelbild und sich selbst zu lieben war Lysira noch nie gelungen. Shaelseas emotionaler Griff war ebenso unnachgiebig gewesen, wie der physische, mit dem sie einen in die Tiefe zog. In ihrer Angst vor der Einsamkeit hatte sie Lysira nicht einmal die geistige Flucht zugestanden, während ihr Körper noch anwesend gewesen war, als wüsste sie genau, dass sie beim Blick in die Nordlichter bei einer anderen war.
Schließlich war Lysira wirklich geflohen. In ihrem gesamten Leben war sie sich selbst nie so sehr wie ein Monster vorgekommen wie in diesem Augenblick. Sie war weder fähig gewesen, diese intensive Liebe zu erwidern, noch sich zu verabschieden. Das verzweifelte Weinen, der Klagegesang der Nixe hatte sich tief eingebrannt. Inzwischen wusste sie, dass Shaelsea nicht mehr dort war, aber nicht, was aus ihr geworden war. War sie ihr schuldig, nach ihr zu suchen um sich zu entschuldigen? Ihr zu sagen, dass sie Recht gehabt hatte? Ihr mitzuteilen, dass sie bald dem endgültigen Tod begegnen würde um den der einzigen Person zu rächen, die sie je wahrhaftig zu lieben fähig gewesen war, doch aus Feigheit die Chance dazu versäumt hatte? Nein. Wenn Shaelsea überhaupt noch lebte, würde dies bloß alte Wunden aufreißen und außerdem hatte Lysira keinerlei Anhaltspunkt, wo die Nixe sein konnte.
Thalna würde sie vermutlich in Toussaint antreffen. Von ihr würde sie sich verabschieden und sich entschuldigen, dass es so kommen musste, wie es kommen würde. Sie wäre wohl nicht begeistert, aber würde es sicherlich verstehen… sie musste es einfach verstehen…
Regis… es heißt, er sei fort gegangen. Anscheinend hatte er eine schwere Schuld auf sich geladen, doch hatte Lysira keine Ahnung, worin diese bestand. Aufgrund seiner Gefühle für Orianna wäre es vielleicht angemessen, ihn darüber zu informieren, das sie plante, ihren Tod zu rächen.
Sarray… Natürlich würde sie sich verabschieden. Doch musste diese kleine so fröhliche Person wirklich alles erfahren? Sicherlich ginge es ihr besser damit, wenn sie es nicht wusste. Zumindest nicht alles…
So tief in Gedanken versunken sah sie noch, wie Voli sich zu seiner vollen Größe aufbaute… sie hörte ihn die Stimme erheben, sah ihn sich Ljerka nähren…
Es riss sie schlagartig aus ihren Gedanken. Anscheinend musste diese unwissende Menschenfrau irgendetwas sehr Falsches von sich gegeben haben. So etwas kam ja durchaus oft vor bei Menschen, aber nicht jeder konnte besonders gut damit umgehen. Lysira sah schon alles ganz arg eskalieren. Am Inhalt seiner Worte erkannte sie, dass Ljerka in ein ganz böses Fettnäpfchen getreten sein musste. Sie seufzte und fasste sich dann ein Herz. In einer geschmeidigen, fließenden Bewegung drängte sie sich zwischen die Beiden und zog dann mit einer deutlich weniger eleganten Bewegung die Hose, die sich dabei mal wieder verselbstständigt hatte wieder hoch.
„Du hast Recht, Vol‘Atilis. Es war Unrecht. Aber diese Menschenfrau trifft keine Schuld daran und sie wird sich auch nicht daran erinnern können. Selbstreflexion gehört leider nicht zu den Stärken der menschlichen Spezies, sie neigen dazu die Ereignisse der Vergangenheit in sehr stark verfälschter Version an ihre Folgegenerationen weiterzutragen. Ljerka trägt keine Schuld an ihrer Unwissenheit. Wahrscheinlich zählt ihr Alter nicht einmal ein halbes Jahrhundert. Zu der Zeit dieser grausamen Verbrechen ihrer Art an der deinen war sie noch gar nicht auf der Welt“, sagte Lysira ruhig und gefasst.
„Da ihr ja alle hungrig zu sein scheint, wäre dies vielleicht ein geeigneter Zeitpunkt um zurück zu kehren. Sarray und ich haben Vorräte besorgt, um frisches Fleisch werde ich mich kümmern“, schlug sie direkt im Anschluss vor. Sie hatte zwar nicht mitbekommen, dass sie übers Essen geredet hatten, doch bedeuteten erhitzte Gemüter in den meisten Fällen Hunger.
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Sarray Cestay
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Als der Vran sich aufrichtete und ihrer Freundin drohte, geschah etwas, dass selbst Ljerka nur selten – SEHR selten – zu sehen bekommen hatte. Und dass, obwohl die Menschenfrau die Person war, die die Zwergin am nächsten Stand und sie kannte wie kein anderes lebendes Wesen auf dieser Welt.
Sarray rastete aus. Sie hatte ohnehin bereits neben Ljerka gestanden, da war es nur ein Schritt zwischen sie und den Vran. Oder eher…unter die Schnauze der Echse.
„Sach ma, haben sie dir in Hirn geschissen?!“
Sie kniff die Augen zu schlitzen zusammen, stemmte die Fäuste in die Hüften und funkelte zum Vran hoch.
„Erst erstickst du mich, bis ich das Bewusstsein verliere, Behandelst mich wie eine Handpuppe, wirfst mich durch die Gegend und drohst mir, mir den Kopf abzureißen, weil ich dir Fragen stelle.“ Ihre Stimme wurde immer lauter, immer schneidender. „Dann brichst du meiner Freundin die Knochen und willst sie fressen und als Dank dafür, dass ich dir deine verfickte Schulter wieder einrenke stellst du die ganze Menschheit unter Generalverdacht?“ Die Mini- Blondine lief rot an und begann zu schreien. „Wir sind HEILER, du Hohlbirne! Wir helfen. Jedem, egal welcher Rasse, egal welcher Herkunft! Keine von uns hat jemals vorher einen Vran gesehen und nur weil wir nicht die Weltgeschichte auswendig können provozierst du einen Streit, in dem du haushoch überlegen bist? Wenn jemanden umbringen willst greif doch gleich an. Oder brauchst du die Provokation um vor irgendjemanden gut dazustehen? Vor dir selbst vielleicht? Hältst du dich etwa für den Guten?“
Die Zwergin, die sich vorgenommen hatte niemals gegenüber irgendwem Vorurteile zu haben – nicht einmal Untoten und Bruxa – verlor gerade jeglichen Respekt einer ganzen Spezies gegenüber.
Wenn die alle so aggressiv waren war es besser, ihnen nicht zu begegnen.
„Die Einladung zum Essen schieb dir in deinen schuppigen Arsch! So lange du dein Agressionsproblem nicht im Griff hast…“ Sie holte tief Luft und schrie aus voller Lunge:
„GEH MIR AUS DEN AUGEN!“
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Ljerka-Ilmatar Veskewi
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Eben war es noch so ruhig gewesen, und mit der Ankunft der drei war das Chaos losgebrochen.
Der Vran drohte ihr und die Bruxa sprach derart herablassen übe sie, über die Menschen... auch sie hatte genug. Fast zweigleich mit der Zwergin platzte auch ihr der Kragen.
Sie hatte fast wieder das Schwert gezogen, sie war damit nicht ganz so schnell wie ein Hexer, zudem war es verrostet, die Schneide wohl etwas verformt, es blieb immer auf halben Weg stecken wenn man es nicht mit Kraft herauszogt... Aber so blieb es bei einer Geste. Natürlich jagte ihr die Echse Angst ein, sie wäre ein Narr gewesen wenn nicht, aber auch die Nilfgarder hatte ihr angst eingejagt und trotzdem hatte sie ausgeharrt.
Sie blickte nun von Vran zu Bruxa zu Zwergin, schüttelte den Kopf.
Sie war wütend und frustriert und das brach sich nun auch Bahn.
"Und deine Fürsprache, Bruxa, brauch ich schon gar nicht."
Ihre Stimme war ruhig, sie schrie nicht, das hatte sie noch nie, bei den Soldaten hatte es auch immer am meisten geholfen, einfach nur ein wenig einen strengen Ton anzuschlagen - das hatte sie sich wiederum vom Mutter Nennecke angeschaut.
"Ich persönlich hab nie einem Anderling was getan, ich habe aber bisher schon viele geheilt. Erschlagen habe ich nur Menschen und auch nur im Krieg... und selbst da nicht viele... Was ist mit euch beiden? Habt ihr mehr Menschen getötet oder mehr geheilt? Im Vergleich zu Vertretern eurer Art? Hm? Es ist nicht meine Schuld, dass die Menschen so gut in diese Gegend passen... Aber so ist es nun einmal. Man kann in einer Wüste keine Kühe züchten, also würdet ihr hier her gehören würdet ihr besser zur passen und wärt selbst die erfolgreichere Art gewesen. Seid ihr aber nicht... beide! Und ihr seid doch selber allesamt Eindringlinge wie wir..."
Sie riet, genau wusste keiner wen die Konjunktion wann ausgespuckt hatte, es war nciht einmal sicher ob die Gnomen überhaut zu den indigenen Arten gehört hatten oder die Boblaks oder ob auch sie irgendwann Fremde gewesen waren. Die Diskussion war ja auch müßig.
"Also geht mir damit nciht auf die Eier, dass ihr euch von uns verdrängt fühlt. Geht mir aus den Augen mit eurer Arroganz und mit eurem Selbstmitleid. Komm, Sarry, wir gehen nach Hause, ich habe Hunger und noch viel Arbeit."
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Voli
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Er war gut im Einschüchtern. Zumindest dachte er das. Hier, auf diesem Berg, bei Mensch und Zwergin, zeigte es nicht den erhofften Effekt. Anstatt sich einsichtig zu geben, feuerten sie lautstark zurück, sodass Voli sogar zusammen zuckte, als die Zwergin unter ihr anfing zu schreien. Verdutzt blickte er auf sie herab, so als hätte er sie just in diesem Moment zum ersten Mal bemerkt. Die Situation sollte ihn normalerweise weiter anstacheln, doch Zorn und Missmut flossen so schnell ab, als hätte man einem Wasserfass den Boden ausgeschlagen. Volatil, bedeutete sein Name. Er hatte ihn nicht zu unrecht.

“Es ist mir recht, euch endlich los zu sein…” knurrte er zerknirscht. Es wirkte fast etwas eingeschnappt, wie ein Kind, das man gerade zurechtgewiesen hatte für einen Fehler, den es selbst nicht einsah.
Auf die Fragen und Vorwürfe ging er gar nicht ein. Sie reizten ihn. Er riss sich den Umhang von den Schultern, warf ihn der Bruxa vor die Füße, schnaubte den Anwesenden seinen Missmut entgegen und stapfte einfach davon. Er war müde, hungrig und die Schulter tat ihm gehörig weh; bei letzterem war davon auszugehen, dass es sich sogar erstmal noch verschlimmern würde, nach Aussage der Zwergin. Bevor er das Unterholz erreichte, blieb er noch einmal stehen und drehte seinen langen Hals über die Schulter. Ein seltsames Gefühl bewegte ihn dazu. Er verspürte das in den vielen Jahren der Wanderschaft immer mal wieder und es schien mit jedem verstrichenen Winter immer deutlicher zu werden. Es trat immer dann auf, wenn seine Arbeit erledigt war und man ihm klar machte, dass seine Anwesenheit nicht mehr von Nöten war, beziehungsweise nicht länger toleriert wurde. Eine Mischung aus Reue und Bedauern, auf die Voli mit einer gehörigen Portion Trotz reagierte.
Sei es drum. Das Rad drehte sich, die Dinge nahmen ihren Lauf. Voli betrat das Unterholz und verschwand.
Lysira
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Lysira blickte ihm nach, ein Gefühl des Bedauerns regte sich auch in ihr. Er musste schrecklich einsam sein und wenn sie sich so anschaute, wie er sich bewegte mit seiner Schulter, würde er noch dazu auch noch mehrere Tage hungrig bleiben. Nicht, dass dies ihr Problem wäre… und doch fühlte sie mir ihm. Vielleicht, weil sie wusste, wie es war, alleine zu sein, eine Fremde. Auch ihrereins hatte sich im Laufe der vergangenen Jahrhunderte drastisch reduziert, doch hatte Lysira zumindest das Glück, sich einigermaßen anpassen zu können. Was aber auch nichts daran änderte, wie einsam sie sich fühlte.

Sarrays Ausraster hatte dazu geführt, dass Lysira zunächst wie zu einer Salzsäule erstarrt und verstummt war. Nunja, wenn jemand das Recht hatte, sich bei Vol‘Atilis zu beschweren, dann wohl die Zwergin. Lysira hatte aufgrund ihres Verhaltens dem Vran gegenüber angenommen, dass sie ihm verziehen hatte und die ganze Sache als erledigt betrachtete, da er geholfen hatte, Ljerka zu finden. Aber anscheinend hatte sie ihren Schock noch nicht überwunden. Für Lysira, die aufgehört hatte zu zählen, wie viele Blessuren sie schon im Laufe ihres Lebens davongetragen hatte war auf sie selbst ausgeübte Gewalt etwas, was sie gewohnt war und schnell verzeihen konnte. Ruppige Arten der Auseinandersetzungen waren ohnehin etwas, was ihr aufgrund ihrer Art im Blut lag. Ihr wurde klar, dass die Erlebnisse mit dem Vran sich möglicherweise traumatisch auf Sarray ausgewirkt haben könnten.

Ljerka war hingegen in Lysiras Ansehen noch weiter gesunken. Sie empfand sie als ignorant, obgleich sie ihr zugestand, dass sie sicherlich keine Schuld am Elend dieser Welt trug. Und letztlich hatte sie ja recht gehabt damit, dass Lysira tötete um zu überleben. Sie war eben was sie war, so mancher mochte es verurteilen. Doch hatte sie die Verwüstungen gesehen, die die Menschheit tagtäglich überall auf der Welt anrichtete und natürlich war Ljerka im Einzelnen nicht die Verursacherin. Lediglich, dass sie es abtat, so tat, als wären alle Menschen vollkommen unschuldig an den Grausamkeiten, die sich auf der Welt abspielten missfiel ihr zutiefst. Es wäre so, als würde Lysira die Rasna in ihrer Gesamtheit als Heilige darstellen. Aber sie mussten ja keine Freundinnen werden und Lysiras letzte Reise stand ohnehin kurz bevor.

„Ist es in Ordnung, wenn ich euch später noch einmal aufsuche? Ich würde mich gerne verabschieden, bevor ich gehe… und die Sachen zurückgeben, meine eigenen liegen noch bei euch im Haus“, sagte sie seltsam gefasst, überspielte die schwere Last, die ihr auf der Seele lag. Sie mied die Blicke beider.
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Sarray Cestay
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Sarray hat Dampf abgelassen. Die Echse war verschwunden. Besser so. Die Hormonschleuder war selbst der Zwergin – die sich oft genug selbst überschätze - zu gefährlich. So wie er eine Bruxa fast umgebracht hätte, war sie mit ihren Prellungen wirklich glimpflich weggekommen.

Und nun würde auch Lysira gehen.
Kurz rieb sie sich den schmerzenden Oberarm, was als Verlegenheit gedeutet werden konnte. Oder nicht.
„Du verabschiedest dich schon?“ Die Zwergin sah aus ihren großen blauen Augen zur Bruxa, die den Blick nicht erwiderte, verließ aber den Platz vor Ljerka nicht.
„Ich dachte, wir hätten vielleicht noch ein paar Tage.“, sie zog ein Schnütchen, wiedersprach aber nicht und versuchte auch nicht, Lysira zu etwas zu überreden.
Ihr war von vornherein klar gewesen, dass diese Geschichte nicht für die Ewigkeit war. Aber jetzt schon? Sarray schmollte.
Ich würde mich freuen, wenn ich mich gebührend vor dir verabschieden könnte.“, murmelte sie halblaut und rang sich ein schiefes Lächeln ab.
Es wurde Zeit die Schnapsvorräte aufzustocken. Zumindest in den nächsten Tagen würde sie sich ordentlich die Kante geben und sich auskurieren, beschloss die Mini- Blondine.
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Ljerka-Ilmatar Veskewi
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Wie falsch die Bruxa ihre Worte interpretiert hatte wußte Ljerka nicht, aber selbst wenn, sie hatte nicht die Muße, sich darüber mit einem Monster auseinanderzusetzen, und das war sie in ihren Augen. Es beruhigte sie auch zu hören dass sie gehen würde, nur wie sehr die Zwergin an diesem Wesen hing gefiel ihr nicht. Warum konnte sie sich nicht einfach ein normales Mädchen, wenn es schon das eigene Geschlecht sein musste, suchen, warum so einen Exoten? Und warum schleppte sie immer wieder solche Wesen an...
Das aber waren Fragen, die sich später würden klären müssen.
"Klärt das... ich geh schon mal los..."
Damit begann sie den Abstieg.
Sie war müde und konnte ein Bad vertragen und sie war hungrig. Es war Zeit nach Hause zurück zu kehren.

<geht dann für Ljerka erst hier weiter>
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Sarray Cestay
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Sarray kletterte zu Lysira, suchte ihren Blick, nahm ihre Hand, lächelte schwermütig.
"Es war wirklich schön mit dir. Und ein unglaubliches Abenteuer." Die Zwergin streckte sich und wollte die Bruxa küssen. Einen langen, intensiven Kuss.
"Ich würde mich wirklich freuen, dich wieder zu sehen. Aber du bist mir gegenüber zu nichts verpflichtet," Die kleine, zart gegliederte Hand der Heilerin legte sich warm auf Lysiras Wange und ihr Blick ertrank in den Augen der Blutsaugerin.
Eine kleine Ewigkeit stand Sarray noch so da und prägte sich alles ein.
Dann ging ein Ruck durch die keine Gestalt, sie wandte sich ab und hastete Ljerka hinterher.
Lysira
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Lysira erwiderte den Kuss. Das war gerade einfacher als reden. Und auch schöner. Sie hasste Abschiede. Und dennoch waren sie ein fester Bestandteil ihres Lebens, da sie mit der Alternative nicht umgehen konnte. In diesem Augenblick war Sarray stark und tapfer für sie Beide und Lysira war ihr dankbar dafür.
In ihren metallisch glänzenden Augen lag ein feuchter Glanz, als sie Sarrays Blick erwiderte. Wieder war es ihr als schaute sie in das tiefe Blau der See. Sie würde sie vermissen, diese stürmische, fröhliche Person, die so voller Energie und Optimismus war und eine solche Lebensfreude ausstrahlte. Die ihr als Freundin ans Herz gewachsen ist.
„Morgen bei Sonnenaufgang am Tor des Hierarchen?“, fragte sie, als die kleine Blondine schon im Begriff war, sich abzuwenden. Lysira konnte sich einfach nicht unter Zeitdruck von ihr verabschieden, es ging nicht. Und sie wusste, dass sie an ihrem Haus nicht länger Willkommen war. Ljerka machte keinen Hehl daraus, was sie von Lysira hielt und was sie in ihr sah. Nunja, vermutlich hatte sie Recht. Sie war ein Monster. Zumindest würde sie wie eines sterben.
Rasch drängte die Bruxa diesen Gedanken fort und zwang sich zu einem Lächeln. „Nun geh schon… pass auf sie auf, ehe sie wieder davonläuft.“
Ihr Blick deutete auf das Rascheln im Gebüsch, wo Ljerka gerade verschwand. Ein wenig Schalk lag darin, da Lysira sich den Scherz erlaubt hatte, sie mit einem Hund zu vergleichen, der eigentlich an einer Hütte angekettet gehörte, damit er nicht ständig abhanden kam.
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Sarray Cestay
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Für Lysira und Sarray geht es hier weiter.
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