Sie grollte noch immer.
Etwas richtig stellen... vielleicht schaffte sie es damit, Ljerka aus der Schusslinie zu bringen.
"Missverständnisse. ", murrte sie.
"Für so einen wichtigen Mann verstehst du verflucht viel miss."
"Jeder Mann ist nur so gut wie seine Quellen." Er verschränkte nun die Arme, auch wenn das eine Geste der Verschlossenheit war, er verwendete diese Gesten nicht unbedingt verstandesmäßig sondern mehr instinktiv. "Also. Erklärt es mir."
Sarray ruckelte ihren Dolch aus dem Tisch, lehnte sich zurück und fing an ihre Fingernägel zu säubern.
Ha! Provozieren konnte sie auch.
"Du willst wissen, ob dein Fkammenritter meine Freundin liebt?"
Sie fletschte ihn an. Ein durchaus misslungenes Lächeln.
"Ja. Tut er."
Den Einschlag wollte sie erstmal genießen und beibachtete ihn ganz genau.
Darauf, dass sie mit ihrem Dolch zu drohen begann reagierte er nicht. Er beobachtete nur ihre Hände, als interessierte es ihn, was sie wohl unter den Nägeln fand. Tatsächlich bewertete er aus jeder Bewegung heraus, wie sie angreifen konnte, allerdings war es eher ein Sport als eine echte Bedrohung.
Sie bestätigte dass Jarel offenbar die Alchemistin liebte. Ob es ihm weh tat ließ er sich nicht anmerken. Vermutlich spürte er es in dem Moment auch tatsächlich gar nicht. Er nickte nur.
"Also gut. Und sie auch ihn? Sind sie glücklich?"
Allein die Wortwahl hätte ihn verraten können, doch es gelang ihm tatsächlich, das so gleichgültig auszusprechen als erkundige er sich über den Preis von Fisch.
Sie lächelte plötzlich zuckersüß, legte den Dolch auf geb Tisch und spielte damit.
"Kennengelernt haben die beiden sich, kurz nachdem wir hierher zogen. Er suchte wegen seines gesundheitlichen Problems eine Alchemistin. Sein Alter Alchemist war verstorben."
"Ich weiß, dass sie sich schon länger kennen. Das war nicht meine Frage. Ich wollte wissen, ob die beiden zusammen glücklich sind." antwortete er kalt. Sein Blick war dem Dolch gefolgt und hielt nun ihre Augen im Blick. Natürlich kalkulierte er mit ein, dass sie ihn einfach genug hassen konnte um ihm absichtlich weh tun zu wollen, doch andererseits, woher sollte sie wissen, was genau das war? Er wußte es ja nicht einmal selbst.
"Nicht so eilig" Mistkerl konnte ruhig leiden.
"Anfangs war er eher so der melancholische Typ. Und dann - ganz plötzlich - war er total glücklich und ausgeglichen, wollte aber nichts erzählen."
Auch dass ließ sie wirken.
"Also gut. Dann erzähl deine Version." Er hatte ja gesagt, er hatte Zeit, und wenn sie unbedingt reden wollte...
"Und dann... Tja. Dann kam der Tag, an dem er mit Geschenkten zu uns kam. Total seltsam drauf. Nicht richtig hier, nicht richtig da. Hat sich mit Ljerka abgesetzt. Mit ihr allein geredet." Sie murrte wieder.
"Da wusste ich noch nicht, um was es dabei ging. Der Ritter ging mit einem Blick so leer wie deine Birne. Wir sahen ihn recht schnell wieder. Ein Hexer hat ihn bei einer Monsterjagdd von Fuß eines Berges gekratzt. Mit mehr kaputten Knochen als heilen. Ljerka und ich hatten unsere Liebe Mühe, den zusammenzuflicken."
Sie legte den Kopf schräg.
" Du willst wissen, ob er sie liebt? " Ihre Stimme würde schneidend scharf.
"Tut er. Weil sie für ihn da ist. Weil er mit seinem Kummer zu ihr kommen kann. Weil sie ihn zusammenflickt, egal welche Scheiße er baut." Ihre Stimme wurde immer lauter.
Sie hatte s sich richtig in Rage geredet. .
"Er liebt sie wie ein Schwester du Blitzbirne! Sie nennt ihn 'Meine schwuler bester Freund' was Denkst zu Vollpfosten denn weswegen er so Liebeskummer hatte?! Du Idiot! Nicht wegen Ljerka!"
"Geh." er machte eine Geste, und man hörte wohl, dass hinter ihm eine Tür entriegelt wurde. "Ich habe keine weiteren Fragen."
Seine Kiefer mahlten, vielleicht sah man das im spärlichen Licht, aber er wollte sich auch nciht die Blöße geben und aufstehen.
"Nö."
Sarray lehnte sich zurück. Sie hatte Blut geleckt und bemerkt, dass sie irgendetwas bewegt hatte.
Ihre Angst war einer Mischung aus Aggression und Größenwahn gewichen.
"Wenn du ihn abserviert hast, Spiönchen, warum dann dein Interesse an dem Typen?"
Er blickte sie lange an. Diese Zwerge waren phänomenal robust, vor allem ihre Psyche, das würde er erst noch lernen müssen. Sie ließen sich bei weitem nicht so einschüchtern wie Menschen. Er machte sich eine geistige Notiz, alles zusammenzutragen, was es über die Seelenzustände von Anderlingen zu wissen gab. Hier hatte auch der Psychologe noch einiges nachzuholen. Er gelang ihm aber ruhig zu bleiben, auch wenn er sich in dem Moment alt fühlte. Alt, ausgelaugt, schwach, erschöpft. All das Zeichen eines Burnout's, den er zumindest schon einmal aus der Nähe gesehen hatte. Bisher hatte er allerdings noch immer die Kurve gekriegt, bisher hatte er auch noch gedacht, diese mittelalterliche Welt wäre ein Klacks und die steckte er einfach mit links, nein mit rechts in die Tasche, mit seinem überlegenen Wissen des 21stn Jahrhunderts. Kein Wunder, dass die Menschen solche Angst vor den Anderlingen hatten und sie am liebsten brennen sahen. Ein Gedanke jagte den anderen und das kannte er von sich nur wenn er nervös war und ich die Ecke gedrängt. Scheiße und das nach wenigen Minuten. Er durfte gar nicht erst damit anfangen, sich zu rechtfertigen, aus dieser Schiene entkam man so schnell nicht mehr. Nicht provozieren lassen. Gegenangriff. "Ich habe gehört, was ich wissen wollte." Keine Antwort auf die Frage. Er hatte ihn nicht abserviert, verdammt, so stellte er das also dar? Im übrigen ging sie das alles nichts an. "Du kannst gerne bleiben, meine Leute werden dich rauslassen."
Nun stand er doch auf. auch nun langsam, gezielt. Jede Bewegung kontrolliert und er verließ den Raum über den zweiten Ausgang hinter der Trennwand. Dort wartete ein Soldat in zivil auf ihn.
Sie stand auch auf, steckte den Dolch weg, beobachtete ihn. "Du bewegst dich wie ein alter Mann. Such dir nen Heiler dafür. Von allein wird das nicht mehr besser."
Sie klang...ruhiger. Ihre Wut war explodiert wie ein Fass Pulver. Sie ging nicht, lief nicht weg. Es schien so, als würde sie auf etwas warten.
Er blieb stehen. Drehte sich noch einmal um. Der Soldat wollte leise wissen, ob alles in Ordnung wäre. Er nickte. "Geht. Ich werde mit ihr schon fertig." Er salutierte und ging. Kurze Zeit später körte man auch draußen Schritte die sich entfernten. Wieder wanderte sein Blick zurück zur Zwergin, seine Augen funkelten. Wut? Belustigung? Schwer zu unterscheiden und bei ihm auch nahe beieinander. "Daran haben sich schon Heiler versucht, von denen kann diese Welt nur träumen. Im übrigen habe ich genug davon. Wird es eben nicht mehr besser." Es war ein verzweifelter Versuch, aber einer wie er warf alles in die Waagschale. vielleicht war es auch einfach nur eine Übung, die er sich gestellt hatte, und vielleicht redete er sich das auch einfach nur ein.
"Hm.", machte sie nur. Fast wäre sie geneigt gewesen, ihre Hilfe anzubieten. Und wenn es nur war um ihn dabei weiter zu ärgern. Nur fast.
So nah wollte er die Natter nicht bei sich haben.
"Wie geht es weiter?", fragte sie erstaunlich neutral. "Lässt du Ljerka und mich nun in Ruhe?"
Er rang sich ein grinsen ab. "Ich lasse euch in Ruhe. Ihr habt mir nichts getan, ich weiß was ich wissen will. Oder willst du bei der Gelegenheit irgendetwas gestehen, noch wär ich da?" vielleicht hatte diese Schlange doch ein wenig Humor, einen eigenartigen vielleicht aber irgendwie doch Humor.
"Hab nichts verbrochen, was ich gestehen müsste." Sie versuchte sich an ihm vorbei zu drücken.
"Ich geh dann mal."
"Es gibt bei jedem etwas zu finden." Er zwinkerte. "Dort lang." Er deutete zu der Tür aus der sie eingetreten war und die nun wieder offen war. Er ging in die andere Richtung weg. Nur seine steinerne Mine verriet etwas über seinen Gemütszustand, und nur wer ihn gut kannte wusste das. Nur dass ihn hier niemand gut genug lesen konnte.
Sarray geht dann hier weiter...