Allgemein | Irgendwo in den Straßen Nowigrads...

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Cyron
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Lebenslauf:

„Das mit der Robe ist schade. Gibt es eine Art Kleidung, an denen man einen Heiler erkennt?“
Er deutete auf das von ihm bereits gemachte Bett. „Es ist hauptsächlich der Rücken? Würdet ihr diesen frei machen für mich und euch hinlegen?“
Auch die Bewegungen, als sich der Mensch entkleidete beobachtete der Elf genau.
Narben. Viele Narben. Alte Verletzungen. Neue. Eine Landkarte durchlebter Gefahren und erfahrener Schmerzen. Bei den Göttern. Er kannte tausendjährige, kriegserfahrene Elfen mit weniger Verletzungen und Vernarbungen.
Mit einem leisen Seufzen machte er sich an die Arbeit. Seine Hände tasteten, schoben, strichen über die Haut, drückten vorsichtig hier, klopften dort.
Die Griffe waren routiniert und auf seltsame Weise warm und beruhigend, entspannend, fast schon einschläfernd. Doch Slava behielt einen klaren Kopf (91/100), lies sich nicht ablenken und nicht einlullen, ob dies nun absichtlich war oder eine gewöhnliche „Nebenwirkung“.
Fast eine halbe Stunde ging das so und hätte der Mensch es gewollt, er hätte es tatsächlich genießen können.
„Mein Herr, ich kenne tausendjährige mit weniger Schäden als ihr.“, erklärte er leise. So leise, dass die Wachen es nicht mitbekommen sollten. „Habt ihr jemals etwas vollständig auskuriert, bevor ihr euch in die nächste Gefahr geworfen habt?“ Er beendete seine Untersuchung und richtete sich auf. Fast schon schade. Es hatte sich wirklich angenehm angefühlt „Nun, die gute Nachricht ist, dass ich bei einigen eurer Leiden tatsächlich helfen kann, sobald ich mein Problem mit der Energie bewältigt habe. Die schlechte, dass ich einige davon nicht recht zuordnen konnte. Verzeiht. Dafür benötige ich ebenfalls meine Kräfte.“ Er betrachtete Slava noch einmal und sprach wieder leise weiter. „Ihr solltet die Rippen fixieren lassen. Wenn ihr etwas zu schreiben für mich hättet und einen Alchemisten mit guten Kenntnissen auftreiben könnt, ist das Problem schnell aus der Welt geschafft.“
Er klang wie jemand, der so etwas jede Tag tat. Oder getan hatte. In einem anderen Leben.
„Ich könnte euch auch zum Alchemisten begleiten, befürchte aber ich könnte auffallen als…Unangepasster.“ Und da war es wieder. Dieses einlullende, freundliche Lächeln.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava winkte einen der Wächter zu sich und erklärte ihm kurz etwas leise, daraufhin zogen sich alle zurück, außer Blickweite. Sie würden keine Fragen stellen, nicht jetzt zumindest. Irgendwann, wenn es herauskommen würde, dass er zuweilen auch auf der Flöte spiele, dann würde man sich vielleicht auch an diese Situation erinnern und die Frage stellen, was er mit dem Elfen angestellt hatte. Aber noch lag dieser Moment in sehr weiter Ferne.

Zunächst setzte er sich, dann zog er Jacke und Hemd aus, entblößte sein Sammelsurium an Narben.
Auch seine Schussverletzungen, die ihn zuletzt eingeschränkt hatten. Die Kreisrunden Narben waren mittlerweile blasser, überlagert von einem langen ausgefransten Schnitt, der Flatterter. Dazwischen Stichverletzungen von Messern, Kratzer, Abschürfungen, vor allem aber eines, die vernähten Einstichstellen Arthroskopischen Werkzeugs und auch vernähte Operationsnarben an so gut wie allen größeren Gelenken.
an diesem Mann war fast alles schon einmal zerstört gewesen, er war nciht zimperlich umgegangen mit seiner Gesundheit.
"Ich kann euch ziemlich genau erklären, was wo beschädigt ist. Ich kenn die OP Berichte, ich habe sie alle gelesen." Erklärte er halbwegs gelassen. Er hatte seinen Frieden damit gemacht, akzeptiert, dass er damit würde leben müssen.
Niemand außer ihm wusste, dass er versucht hatte, das zu umgehen. Er hatte Anstrengungen unternommen, die Realität zu finden, in der er weitgehend unbeschadet durchkam und dennoch sein Ziel erreichte. Doch der Preis war letzten Endes höher gewesen als er ihn hatte berappen wollen... können, deshalb war sein derzeitiger Zustand im Grunde seine Entscheidung, seine Wahl.

Und er schlief nicht ein, auch wenn etwas ihn dazu bringen wollte. Er wehrte sich dagegen.
Tausendjährige... so falsch war das nicht, auch wenn er alles in wenigen Jahrzehnten hinbekommen hatte. Aber wie oft hatte er sein Leben gelebt? an wie viel erinnerte er sich? waren das hundert Jahre? Mehr?
Eigentlich war er froh, dass all das immer mehr begann in weite Ferne zu rücken.
"Gebrochene Rippen sind das geringste Problem, damit komme ich klar. Ich war permanent im Einsatz, eine Auszeit konnte ich mir nicht leisten." Ein winziges Zugeständnis an Ehrlichkeit.
"Ich kann euch gerne erklären, was meine Diagnose ist... ich kenne die vollständigen Berichte und auch die... Röntgenbilder... und die MRT Aufnahmen... Meine Welt kennt Bildgebende Verfahrenen um nicht invasiv in einen Körper hineinzusehen..." Er konnte die Begriffe nciht übersetzen. weder in die Ältere Rede noch in die Gemeinsprache, statt dessen verwendetet er die russischen Vokabeln.
"Ich weiß, was alles zerstört ist, nur kennt meine Welt keine andere Methode als aufzuschneiden, und das führt zu Vernarbungen. In meinem Rücken waren mehrere Wirbel zertrümmert, sie wurden wieder zusammengesetzt und fixiert. Der Knochen hat an manchen Stellen mehr Kallus gebildet als erwartet und das drücke auf den Nervenkanal, zudem konnten nicht alle Wirbel korrekt reponiert werden ohne die Stabilität zu gefährden, einige wurden zusammengeschraubt und manche sind nachträglich wieder ...verrutscht. Hinzu kommen Bandscheiben, die durch Überbelastung verschlissen sind. Und das wäre nur der Rücken... Einige der Probleme resultieren auch aus einer Schonhaltung aufgrund eines Knieproblems, ebenfalls Verletzungsbedingt und eines Hüftschadens... Wollt ihr mehr wissen?"
Er hatte es oft gehört, sehr oft.
In wie vielen Leben hatte er mit den Ärzten diskutiert?
Und wie oft hatte er den Schlag des Baseballschlägers in seinen Rücken gespürt, gehört wie die Knochen knackten?
Er hatte genau gewusst was kommen würde und hatte nicht ausweichen können. Er hätte heulen wollen... damals.
Heute hatte es ihn hart und verbissen werden lassen. Wenn er derartiges überstehen konnte, dann sollten andere sich nicht so anstellen. Und nicht zuletzt dieser Einstellung verdankte er auch Dijkstras Respekt und seine Position im politischen Gefüge der Stadt.

"Ihr seid hier kein Gefangener, ihr könnt gehen wohin ihr wollt. Es wird euch nur zu eurer Sicherheit jemand folgen, der Anweisung von mir hat." Nämlich die Meute davon abzuhalten ihn zu steinigen oder was man hier eben so gerne mit Anderlingen tat. "Ich werde euch außerdem einen Jungen Mann zur Seite stellen. Er spricht die Ältere Rede und die Gemeinsprache und kennt die Stadt gut. Er wird euch behilflich sein." Er war außerdem ein Mischling und konnte gut auch als der Sohn des Elfen durchgehen. Und er war eines der Talente, die Slava hier zum Agenten ausbildete. Es wäre sein erster großer Auftrag und aus dessen Sicht auch etwas wie eine wichtige Prüfung. "Sein Name ist Elurin. Er wird bald hier sein." Und dann waren die worte des Elfen dort angekommen, wo ein Alarm ausgelöst wurde.
"Welche Bestandteile hat das Medikament?"
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Cyron
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Der Elf begann mit ruhiger Stimme die Zutaten aufzuzählen. Ein Teil kannte Slava. Ein schmerzlinderndes Mittel, etwas die Muskeln zu entspannen, etwas dass die Durchblutung anregte. Von den anderen Zutaten kannte er nur einen Bruchteil. Vielleicht gab es diese in dieser Welt nicht einmal. Jedoch klang es nicht gefährlich. Keine Drogen. Nichts was die Sinne vernebelte.
Cyron hatte sich die Erklärungen angehört und war in Gedanken seine Optionen durchgegangen.
Die aufgezählten Schäden bekäme er nicht wieder hingebogen, egal wie mächtig seine Zauber auch sein mochten – wenn er sie denn je wieder hervorbrachte. Aber er konnte die Schmerzen eindämmen und den weiteren Verfall verzögern. Wenn der Mann ihn ließe.

„Ich nehme an, die meisten der Kräuter gibt es auch hier? In den Immunsuppressiva des Sch… in Jarels Medikamenten sind einige davon vertreten. Und wenn er noch lebt, gibt es sie hier.“
Er überlegte kurz. „Er hatte ein gezeichnetes Rezept dabei, richtig?“
„Wisst ihr, wo er es zubereiten lassen hat? Ich denke diesen Alchemisten würde ich gern aufsuchen und kennenlernen.“ Denn Jarels Medikament war wesentlich schwerer herzustellen als die Medikamente, die dem Menschen Erleichterung verschaffen sollten.
„Elurin also. Ich bin für eure Umsicht wirklich sehr dankbar, Herr Faron. Dann steht nur noch die Frage nach der Bezahlung des Alchemisten im Raum. Oder ist Medizin hier kostendfrei zugänglich?“

Cyron war unglaublich neugierig darauf diese Welt zu sehen, neues zu lernen und Wissen zu erlangen.
Noch erinnerte er sich nicht, was er alles hinter sich gelassen hatte. Und so vermisste er es nicht.
Noch nicht.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava nickte. Es war nichts dabei, dass nach Opiaten klang, auch nichts, dass offenbar vom Mohn kam, aber ein Rest an Risiko blieb, es kam keine effizienten Schmerzstillenden Substanzen, die eine andere Wirkung hatten als eben diese. Nichtsteroidalen Antirheumatika wie Ibuprofen und Acetylsalicylsäure waren längst zu schwach. Da konnte er es auch gleich ertragen und mühte sich nicht mit teuren Medikamenten ab, die man auch noch regelmäßig einnehmen musste, und die sich auf den Magen schlugen.
Trotzdem, der Mann wollte helfen, er würde ihm den Gefallen tun und sich helfen lassen.
Er nickte.
"Elurin wird euch den Weg zu der Alchemistin zeigen, die Jarels Medikamente angefertigt hat, sie ist vermutlich sehr gut. Ich werde euch nicht begleiten."
Keine weitere Erklärung, nur eine Feststellung.
"Welche Kräuter es hier gibt kann ich euch nciht sagen, das ist nicht mein Metier. aber sie kann es wohl. Das meiste was ich von der Botanik mitbekommen habe ist zumindest mit der der Erde identisch, aber ich weiß nicht wie es mit deiner Welt aussieht. Umsonst ist das nicht, aber über die nötigen finanziellen Mittel verfüge ich."
Er richtete sich auf und zog sich wieder an.
"Ich gebe Elurin genug Kronen mit, er wird bezahlen."
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Cyron
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Cyron nahm Haltung an, streckte den linken Arm nach ganz leicht nach hinten aus, die offene Handfläche nach vorne, legte den rechten Unterarm waagerecht vor den Körper und verbeugte sich schwungvoll.
„Ihr werdet angenehm überrascht sein.“, versprach der Elf und sah Slava nach, wie er den Raum verließ. Waren die Menschen hier alle so? Also wenn das kein Schattenläufer war…
Mit dem immerwährenden, einnehmenden Lächeln sah er dem jungen Mann entgegen, der offensichtlich seine Begleitung war.
Der Knirps ging ihm bis zur Brust, war spindeldürr und hatte beim Versuch sein kurzes, pechschwarzes Haar zu einer Frisur zu formen vollkommen versagt.
Sein Gesicht war schmal, hohe Wangenknochen und eine ausgeprägte Feingliedrigkeit ließen ihn ein wenig feminin wirken, in den olivgrünen Augen leuchtete jedoch ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Intelligenz.
Einen Moment erstarrte der Elf, als sein Unterbewusstsein wieder seine Vorstellung mit Bildern überlagerte, die zuzuordnen er immer noch nicht in der Lage war.
Eines seiner Kinder…nein Enkelkinder…
Er kniff kurz die Augen wie unter Schmerzen zusammen und verzog das Gesicht, bevor alles von dem üblichen Lächeln gelöscht wurde.
„Ihr seid also Elurin?“ Ein schöner Name. Passend für einen Elfen. Oder Halbelfen.
Der Junge sprach leise, wirkte schüchtern.
„Darf ich euch als erstes zu eurer Wohnung geleiten, Ser?“
Cyron kam auf ihn zu, klopfte ihm väterlich auf die Schulter. „Nenn mich…Cyron.“ Dem älteren war, als könnte er seinen wirklichen Namen beinahe greifen. Beinahe.
Der Junge kannte sich gut aus und hatte seine Augen wirklich überall.
In der Wohnung, die ‚seine‘ gewesen war fanden sie nichts…absolut nichts…die Wohnung war leer, sogar die Möbel fehlten, nicht einmal Staub gab es. Der Selbstmörder war offenbar sehr gewissenhaft vorgegangen.
Nachdenklich hatte sich der Elf zu einem Schneider bringen lassen, dann zu einem Schmied, ohne sich großartig Gedanken um die Bezahlung zu machen. Eigentlich ohne sich irgendwelche Gedanken darüber zu machen.
Stattdessen sog er Eindrücke auf, versuchte Sprachfetzen zu verstehen, Gerüche zuzuordnen und einzuschätzen, wie weit Technik und Medizin hier waren.
Am Abend, als er mit seinem jungen Begleiter an die ihm gewiesene Tür in Ferneck klopfte, stand eine völlig andere Person vor der Tür als die, die aus Slavas Versteck aufgebrochen war.
Als die Tür zur Hütte aufging, stand dort ein zwei Schritt hoher, hagerer Elf in einer oberschenkellangen, naturfarbenen Tunika und naturfarbenen Hose, am Gürtel links einen einfachen Dolch und rechts eine kleine Handsichel.
Die hellen grauen Augen strahlten regelrecht auf, als eine Frau öffnete. Und eine solch hübsche noch dazu.
„Guten Abend, Mylady. Seid ihr die Alchemistin, von der ein gewisser Herr Moore seine Medikamente bezieht?“
______________

Nach...
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ERZÄHLER
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von/nach: auf einem Markt... später in den Wald
Datum: Frühjahr 1278, nach Jarels Absturz vom Berg...
betrifft: Slava
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Reuven verlud eben einige Zutaten, die er am Kräutermarkt erworben hatte in den Satteltaschen. Er achtete penibel darauf, dass die Dosen geschlossen waren, Glasampullen gepolstert damit nichts beschädigt wurde oder auslaufen konnte. Er hatte es schon ausprobiert wie gut man Tränke noch verwenden konnte, die man aus de Leder der Satteltaschen auslecken musste und er konnte mit Fug und Recht behaupten, dass es die Wirkung merklich schmälerte. Nie wieder. Ein recht stattlicher Wolfshund lag friedlich zu Füßen des Pferdes und dem Pferd schien das so gar nichts auszumachen. Normalerweise hätte das Tier unruhig hin und her tänzeln müssen, doch nichts dergleichen.

Mit einem Mal hob der Wolfshund den Kopf, sah in Reuvens Richtung, legte die Ohren an und zog den Kopf zwischen die Schultern. Etwas gefiel ihr nicht.
"Guten Abend."
Woher der Ritter plötzlich gekommen war... keine Ahnung, aber in diesem Moment stand er hinter Reuven.
Den Arm immer noch in der Schlinge, aber schon wieder in der Kleidung der Flammenrose, nur ohne den Wappenrock war er einfach aufgetaucht.

Der Hexer zeigte nicht, ob er überrascht war. Tatsächlich hatte sich etwas angekündigt... etwas, allerdings nicht was genau. Er hatte sein Medaillon mit der Hand umfasst und war bereits bereit gewesen, das Schwert zu zeihen. Und ließ er beide Hände langsam sinken als er sich umwandte.
Er war nicht angespannt, es war sein Beruf, jederzeit auf Monster oder einen Angriff beriet zu sein.
Er lächelte daher als er sich umdrehte.
"Sieh einer an, der Ritter ist wieder auf den Beinen..." Er musterte ihn prüfend, den Arm in der Schlinge, die Bewegungen des Mannes. Er sah immer noch lädiert aus, aber es war ihm gelungen lautlos aus dem Schatten aufzutauchen.
"Alles gut, Kleine." wandte er sich kurz an den Wolfshund. "Wie kommt man eigentlich als Werwolf ausgerechnet bei der Flammenrose zurecht?" sprach er dann gleich das an, was eindeutig zwischen ihnen stand, denn seinlassen konnte er es auch nciht.

Der Ritter schmunzelte.
"Wenn ihr wünscht, erklärte ich es euch bei Bier und Abendessen."
Er deutete eine Verbeugung an.
"Ich schulde euch etwas."

Reuven lachte kurz hart auf. "Das würde mich tatsächlich interessieren. Gut. Bier und Abendessen. Aber denk nicht, Ritter, dass das deine Schuld ganz tilgt. Dein Leben ist schon ein wenig mehr wert als ein Essen." er zwinkerte, musterte ihn erneut. Aus solchen Situationen heraus waren Hexer schon zu allem möglichen gekommen. Schweine, Strohballen und Kinder. Das Recht der Überraschung... Er könnte es nun einfordern, aber was erwartete ihn bei einem Ritter der Flammenrose? Was wenn er als erstes einem Ordensbruder über den Weg lief? Wo wohnte so ein Ritter überhaupt? Vermutlich würde er zum stolzen Besitzer eines Nachtropfs werden. Nein, Sinnlos. Besser einer wie der schuldete ihm einfach ein Leben. Das konnte eines Tages vielleicht Sindras Leben retten... oder das eines anderen Anderlinges.

"War das ein Kompliment?", fragte der Ritter mit belustigt funkelnden Augen.
Was immer ihn dazu gebracht hatte sich so waghalsig am Berg in Gefahr zu bringen, oder vielleicht sogar herab zu stürzen, heute Abend war davon keine Spur zu finden.
"Selbstverständlich sehe ich meine Schuld nicht als beglichen an." Er schmunzelte und musterte den Hexer aus dem Augenwinkel. Attraktiv. Durchaus. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass sein Herz jemals wieder einem anderen gehörte, aber wenn...war der Hexer durchaus eine interessante Wahl.
Ein kurzer Stich im Herzen ließ Jarels Puls einen Schlag aussetzen. Nein. Dieser Abend gehörte nicht der Sehnsucht. Dieser Abend gehörte der Ablenkung.
Darum hatte er sich schließlich davon gestohlen. Weil die Wände seiner Behausung auf ihn zugekommen waren, sobald er allein war. Weil er an nichts anderes denken Konnte als an Slavas Augen, seine Hände...
Der Ritter blinzelte, räusperte sich.
"Eure Begeleitung ist selbstverständlich ebenfalls eingeladen." Er schielte zu der Wolfhündin. die immer noch relativ unentspannt da lag, dann zurück zu Reuven.
"Wenn sie meine Gegenwart denn erträgt."

Falls der Ritter flirtete, so bekam es Reuven nicht mit.
"...sieh es wie du willst. Der Preis für ein Leben ist immer ein Leben... Kein Essen." eine fast nüchterne Feststellung.
Dass der Ritter dabei ein Auge auf ihn geworfen haben konnte, darauf kam er nicht. Männer wie er funktionierten recht einfach, man musste schon direkt fragen oder sich noch etwas eindeutiger verhalten, wie Sindra es getan hatte.
Natürlich nahm er mit was er bekommen konnte und war tatsächlich nicht wählerisch. Hätte der Ritter ihm eindeutiger Avancen gemacht, vermutlich wäre er auch darauf eingegangen - so er es verstand.
Auch wenn meist seine Wahl auf Frauen fiel war das vor allem weil deren Wahl auf ihn fiel. Es war nur selten vorgekommen, dass er bei einem Mann gelegen hatte und fast immer gab es einen Grund... eine günstigere Rüstung, eine Information... eine kostenlose Unterkunft... andere hätten ihm vielleicht vorgeworfen, er würde sich prostituieren. Aber Sex war Sex, es machte Spaß und entspannte, nur darum ging es ihm. Es war ein guter Zeitvertreib neben dem Kampftraining, die einzige Freizeitbeschäftigung neben Essen und Trinken. Nicht weniger aber auch nicht mehr. Ein Hexer hatte keine Hobbies.
Er sprach nun leiser.
"Sindra, wenn du willst... aber du musst nicht."
Der Hund hatte die Wahl, so oder lieber als junge Frau... auch wenn es sicher seltsam aussah, fast noch ein Kind mit zwei Männern... Es blieb bei ihr. So oder so, auch als Wolfshund musste sie keine Angst haben zu kurz zu kommen, es fiel immer wieder etwas vom Tisch, von dem er wusste, dass sie es liebte.

Der Doppler reagierte eigenartig. Zumindest in den Augen des Hexers. Trotzdem sie die Ohren immer noch anlegte und die Route eingeklemmte stand sie auf und schob sich an den Hexer heran. Direkt zwischen Jarel und ihm. Und sie drückte ihren Kopf an den Oberschenkel des Hexers.
Sindra hatte Jarels messende Blicke und das leichte Leuchten in seinen Augen sehr wohl bemerkt.
Ihr Herr konnte sich gern andere nehmen, egal ob Männchen oder Weibchen. Aber nicht den! Der war der falsche.
Mit einem leisen jaulendem Laut verlangte sie nach Aufmerksamkeit.
Jarel beobachtete den riesigen Hund fasziniert.
Es fiel ihm schwer sich vorzustellen, dass dies das Mädchen war, mit dem sich der Hexer sonst umgab. Aber er hatte es gesehen. Mit eigenen Augen.
"Darf ich den Herrn und die Dame dann zum Essen im Stör einladen? Gern gleich jetzt. Wenn ihr noch nichts gegessen habt?"
Er ahnte, warum der Doppler so handelte und hätte ihn gern gestreichelt, um ihn zu beruhigen. Doch das Wesen anzufalssen erschien ihm irgendwie übergriffig.
Es handelte sich schließlihc um eine Dame. irgendwie. Auf jeden Fall um etwas seltenes, schützenswertes.

Ob er es verstand und ob richtig, das war schwer zu sagen. Hexer konnten, ging es um Zwischenmenschliches, erstaunlich begriffsstutzig sein. Aber er begriff immerhin, dass sie sich nicht verwandeln wollte. Vielleicht aus Angst, vielleicht einfach weil es manchmal unkomplizierter war ein Tier zu sein, dass weitaus weniger zum Grübeln neigte als ausgerechnet eine jungen Menschenfrau - diese gehörten wohl zu dem kompliziertesten Geschöpfen die je hervorgebracht worden waren, wovon auch immer.
"Gern." Sein Frühstück hatte aus Trockenfleisch bestanden mit etwas altem Brot und gestohlenem Obst. Und ansonsten waren sowohl Hexer als auch Doppler wohl pausenlos hungrig, vor allem nachdem die Aktivitäten der Nächste oft kräftezehrend waren - und damit war nicht immer die Jagd nach Monstern gemeint.
Er führte Vanja hinter sich her, der Wolfshund begleitete ihn und daneben ging ein schwarz gekleideter Herr. Man hätte ihn wohl auf ein Alter in den 50ern geschätzt und selbst dafür war er gut in Form. Dem Hexer hätte man wohl etwas in den 30ern zugestanden, er war allerdings dreimal so alt. aber egal wie, man drehte sich nach ihnen um, glotze ihnen hinterher... glotzte auf das Pferd, die Schwerter, den schwarz gekleideten.
Von Zeit zu Zeit prüfte der Hexer ob sich das Medaillon regte, musterte immer wieder den Ritter. Seine Blicke aber waren allerdings fachlicher Natur, jede sprichwörtliche Lüsternheit der Hexer hatte ihm Sindra in der letzten Zeit sehr gut ausgetrieben. Er war ruhig und entspannt, für seine Verhältnisse.
Auch auf das was man hinter seinem Rücken murmelte und tuschelte hörte er sehr wohl beachtete es aber kaum, dumme Sprüche der Art: 'Haben Hexer denn alles doppelt? Viellicht auch den Schwanz?' oder 'Kann ihm wer ne Maus fangen, der Kater sieht so verhungert aus!' kannte in er in der einen oder anderen Forum zur Genüge. Er hätte es ja sogar begrüßt, wenn jemandem ein neuer dummer Witz eingefallen wäre, aber nein, es blieben immer die gleichen, bis sie den Stör erreicht hatten. Er hatte mal einen gehört über einen Hexer ein Schaf und eine Elfe, der hatte ihn sogar zum Lachen gebracht, aber selten war das was die Menschen hervorbrachten so einfallsreich... und wenn er recht überlegte, den hatte ihm damals auch ein Gnom erzählt.

Auch Jarel war es gewohnt begafft zu werden. Im Gegensatz zum Hexer verliefen die Begegnungen jedoch anders, zumindest so lange er den Wappenrock trug.
Die Bewohner hatten Angst. Besonders die anderlinge lösten sich regelrecht in Luft auf, wenn er die Straße entlang ging.
Anfangs war ihm das unangenehm gewesen. In der Zwischenzeit ging er mit hoch erhobenem Haupte mitten auf der Straße nur um zu sehen, wie die Rose auf seiner Brust die Menge teilte wie ein Pflug lockeren Boden.
Und auch heute gingen ihm die Personen aus dem Weg. Dabei trug er nicht einmal den Wappenrock.
Vielleicht lag es am Hexer. Am Hund wohl weniger, der strahlte eine seltsame Freundlichkeit aus, und dass trotz seiner enormen Größe.
Der Weg war nicht weit, trotzdem wurde Jarel gewahr, wie man über einen Hexer herzog.
Und dass, obwohl er es höre konnte. Wie es wohl wäre, wenn man einen Hexer in den Wappenrock der Rose steckte? Ob sie dann schwiegen?
Am goldenen Stör angekommen schob Jarel die Tür auf und hielt diese offen. Ganz alte Schule.
Ganz ganz alte.

Zum Glück ahnte er von Jarels Überlegungen nichts, vermutlich hätte er derzeit auch über diese Vorstellung gelacht. Überhaupt war er in der letzten Zeit eher gut gelaunt. Er hatte seine Schwerter, ein auskommen, und Sindra. Mit ihr schien sich sein Blatt fast wieder gewendet zu haben.
Für einen wie den Hexer, dem man zwar sicherlich einmal Manieren beigebracht hatte - schließlich sollte es schon vorgekommen sein, dass sich einer der ihren auch bei Hofe bewegte - war es eher ein spass wenn man ihm eine Türe aufhielt. Manchmal auch eine Fall, aber in dem Fall sicher nur ein Spass. Er war schließlich kein Mädchen.
Im Stör war es dann eher der Ritter, dem man Blicke zuwarf.

In den Augen des Wirtes leuchteten kurz Münzen auf, als Jarel hinter Hexer und Hund die Taverne betrat. Er nahm sofort den Lappen, eilte um den Tresen und hastete auf die Neuankömmlinge zu.
„Den üblichen Tisch, Herr Amoth?“, katzbuckelte der untersetzte Glatzkopf ganz so, wie man sich einen Wirt vorstellte. Er geleitete sie sogar zu einem Zweiertisch in einer Nische an der Rückseite, teils im Schatten und scheuchte die dort sitzenden Männer mit einem „Hier ist reserviert.“, weg.
Die Männer, die sich eigentlich beschweren wollten fügten sich wortlos, als hinter dem Tisch Hexer, Ritter und Hund in Sichtweite gerieten. Durchaus ein beeindruckendes Gespann.
„Und danach das…“, wollte er fragen, bevor ihm Jarel das Wort mit einem scharfen, leisen „Nur den Tisch.“, das Wort abschnitt.
Der Wirt zuckte zusammen wie unter einem Schlag, wischte hektisch den Tisch ab und trollte sich, ohne eine Bestellung aufzunehmen.
Jarel wartete setzte sich gleichzeitig mit Reuven und stellte seinen Stuhl so, dass der große Hund sich irgendwie unter den Tisch zusammenrollen könnte.
Es dauerte nicht lange, da kam der Wirt mit einer Tasse Tee zurück, die er ungefragt vor Jarel stellte.
„Also einmal den Fisch, und der Herr?“, fragte er an den Hexer gerichtet.

Wenn ihn etwas erstaunte, dann zeigte er es nicht. Man kannte Jarel hier offenbar, und wenn er es recht einschätzte, dann unter einem anderen Namen. Aber ganz sicher war er nicht. Nur dass er normalerweise nicht nur einen Tisch nahm... Kam er vielleicht mit einer Frau hier her? Aber letztlich ging ihn das alles gar nichts an.
Man brachte sie zu einer Nische in der sie ungestört essen konnten, das wiederum begrüßte er sehr.
Sindra kroch unter seine Beine und er kraulte sie kurz.
Er blickte den Wirt an. "Ein Schwarzbier und... gibt es Gulasch?" Dafür hatte er ein Faible.
Der Wirt nickte, nickte noch einmal.
"Wir haben derzeit ein Wildgoulasch mit Kartoffeln und Kraut... wäre das?"
"Klar." Der Hexer nickte. "Darf gerne scharf sein. Und wenn ihr etwas Speck extra hättet und süßes Gebäck?"
Er war sehr höflich für seine Verhältnisse, was daran lag, dass er neugierig war, wie das Schauspiel hier weitergehen würde. Der Wirt eilte dienstbeflissen davon.
"Also, Herr Ritter... ich höre gespannt zu."

Der Ritter hob die Tasse mit der heilen Hand und nahm einen Schluck Tee.
„Ich bin nicht von hier.“, erklärte er, weil ihm kein besserer Start einfiel obwohl er wusste, soweit wusste der Hexer Bescheid.
„In meiner Welt ist das, was man hier als ‚Werwolf‘ bezeichnet ein angesehenes Volk. Ursprünglich Menschen, werden sie in einem bestimmten Alter mittels eines Rituals mit einem Virus infiziert und verwandelt. Wenn sie dabei ihren Verstand behalten, kehren sie zurück zu ihren Familien.“
Und wenn sie den Wolf nicht unter Kontrolle bekamen, wurden sie von der eignen Familie erschlagen. Aber das tat nichts zur Sache in diesem Moment.
„Es gibt Städte bevölkert von zweibeinigen Wölfen in edler Kleidung, in Anzug, mit Hut und Monokel.“
Das Bild ließ er wirken. Kurzsichtige Wölfe waren irgendwie ein lustiger Gedanke. Zumindest für den Ritter.
„Auf diesen Virus beruht auch dass, was mich infizierte hat.“ Er begann seltsam gequält zu lächeln.
„Nur wurde der Virus durch einen Hexenmeister mit einem Fluch verändert. Dort, wo bei einem Worg die Verwandlung endet, über den Punkt katapultiert der Virus mich hinaus. Hinein in den Körper einer Bestie, geleitet von Blutdurst und Instinkten.“
Er zögerte kurz. „Die Gestalt, in der ihr mich fandet, ist nicht die, die ich hier beschreibe. Der andere ist groß wie ein Reitpferd, vierbeinig, pechschwarz und schwer kontrollierbar.“
Er nahm noch einen Schluck Tee, starrte in die dampfende Flüssigkeit, als könne er darin die Lösung für seine Probleme finden.
„Mit viel Selbstkontrolle kann ich den Schwarzen im Griff behalten und mich zurückverwandeln. Einmal im Blutrausch…“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich hab den Weg schon einmal über Monate nicht zurück gefunden.“ Einen Moment lang drängte sich das Bild vor sein inneres Auge, wie er damals erwacht war. Vom Außenposten, den er eigentlich hatte infiltrieren sollen war keine Seele mehr am Leben, kein Körper mehr an einem Stück. Es war nicht einmal mehr zu erkennen gewesen, viele Dschungeltrolle die Bestie gerissen hatte. Jarel krampfe sich das Herz zusammen.
Nicht, weil er lange Tage zuvor gefasst und gefoltert worden war. Nicht, weil er an den Folgen der Folter noch immer litt. Das wirklich Grässliche war dass der Troll, der ihm die Speerspitze aus der Seite riss, die bis dahin die Verwandlung verhinderte, ein übermütiger junger Bengel gewesen war.
Für die Trolle ein vollständiger Krieger, in seinen Augen ein halbes Kind.
Erwacht war inmitten eines Gemäldes aus Körperteilen und Blut, nur um – dieses Bild noch nicht ganz verarbeitet- wieder vom Schwarzen zurückgedrängt zu werden und weiter auf vier Pfoten die Gegend zu durchstreifen. Über Wochen. Über Monate.
Allein die Tatsache, dass ihn jemand gesucht, gefunden zur Rückverwandlung brachte verdankte er, überhaupt wieder Mensch zu sein.
Der Ritter riss seinen Blick vom Tee los, sah Reuven aus dunklen Augen an.
„Wenn ich die Verwandlung bewusst hervorrufe, wirklich konzentriert und entspannt, dann habe ich es schon einmal geschafft in der Ursprünglichen Worgengestalt zu verweilen. Wie das dieses Mal passiert ist…keine blasse Ahnung.“
Das Essen wurde gebracht, für Jarel gab es gebratenen Fisch, in dem er im ersten Moment lustlos herumstocherte. Ihm war irgendwie der Appetit vergangen.
Das Gulasch war dunkel und würzig, der Speck reichlich. Offenbar Stammgast- Sonderbonus.
Auch das Bier war annehmbar.
„Wie ich herkam weiß ich nicht genau. Ich war auf reisen und fand mich plötzlich nicht mehr zu recht, verlor vollkommen die Orientierung. Beim versuch mich hier zu ernähren geriet ich an die falschen Pilze. Und infolge dessen sprang ich dem Großkomtur Wenzel von Herrenloh regelrecht in die Schussbahn seiner Armbrust. Er ließ mich zusammenflicken und glaubte etwas in mir zu sehen, nahm mich auf. Ich blieb. Von meiner zweiten Gestalt weiß da niemand. Und das sollte auch so bleiben.“

Reuven hörte zu und aß. Ihm war der Appetit nicht so schnell zu verderben, vor allem nicht bei einem derart sämigen Gulasch. Auch nicht bei derartigen Grausamkeiten. Er war noch schlimmeres gewohnt. Allerdings hörte er höchste interessiert zu. Werwölfe als eigenes Volks... Infektion... Auch wenn man es ihm oftmals nicht zutraute, in diesem Kopf tickte durchaus ein wacher Verstand, auch wenn er bei dessen Einsatz nicht immer Glück hatte. Dass die Sphärenkonjunktion immer noch aktiv war und nach wie vor Menschen und Monster auf den Kontinent beförderte war für Reuven nichts neues, deshalb war er weit weniger überrascht als manch andere.
Während er aß und zuhörte wanderte auch der Speck Stück für Stück unter den Tisch, und später auch das Gebäck.
"Ich kenne nur die Werwölfe heir... wie sie entstehen weiß keiner so genau... die Menschen sagen immer es wäre ein Fluch, vielleicht ist es das, vielleicht weckt Magie das... DAS eben. Vielleicht ist es auch eine Infektion oder eines ruft das andere hervor." Er zuckte mit den Schultern. "Es gibt die Möglichkeit das zu heilen, allerdings funktioniert es nicht immer. Was der Trank genau anstellt..." auch dazu zuckte er mit den Schultern. Analytisch wer er weniger veranlagt, das lag anderen mehr.
"Aber wenn ich einen solchen Wolf sehe, der seine Gestalt nicht unter Kontrolle hat, den muss ich töten. Allein um die zu schützen, die es können, denn die gibt es hier auch. Es sind nicht viele... Du hast vielleicht Glück."
Und dann setzte sich auch bei ihm ein Bruchstück an's andere. Der Wolf und die Alchemistin. Für ihn hatte sie den Trank haben wollen... Diese Andeutungen... Manchmal war er tatsächlich nicht der schnellste.
"Die Alchemistin ist mir böse, weil ich einen Wolf getötet habe... er hat in der Stadt Menschen zerrfleischt, das darf nicht sein. Ich habe versucht, den Fluch zu brechen... das ist ein kompliziertes Gebräu... Es ist sicher viel Aberglaube daran, ich kann nicht einmal sagen, ob es das richtige ist, aber funktioniert hat es schon. Nur aber bei ihm hat es wohl nicht geholfen. Wir hatten deswegen eine Meinungsverschiedenheit. Aber es ist gut, dass du Freunde hast, die sich unterstützen. Die braucht man in so einer Situation."
Er wusste selbst nicht was er ihm raten sollte, er wollte ihm nicht empfehlen, den Trank zu ersuchen.
"Sieh zu, dass die der Wolf nicht auskommt. Sonst beende ich es, aber erfahren wird es von mir sonst niemand."
Und dann die wirklich wichtige Frage:
"Die anderen beiden... die sind auch nicht von hier, richtig? Sie sind aber keine Wölfe, nehme ich an? Wie ist deine Stellung bim Orden? Bist du weit oben in der Hierarchie?" Er putzte mit einem Rest Brot noch die Schale aus, das Gulasch war schnell verschwunden. "Warum ich frage... Ich könnte eine Information von dir brauchen... Zum einen habt ihr vor einer Weile eine Hexe verbrannt, nur brannte sie nicht sondern entkam. Ich brauche Details, wie sah sie aus, woher kam sie... Und dann, wenn euch jemals Sindra in die Hände fällt, oder ein anderer Doppler... versprich, dass du sie freilässt. Wenn du sonst Probleme bekommst, mir fällt schon was ein, aber gib mit Bescheid. Dann wäre wir quitt."

"Solltet ihr der Bestie begegnen handelt schnell." Jarel starrte einen Moment auf seinen Fisch und schob ihn dann Weg. Ihm hatte es den Appetit verdorben.
"Mag euer Mädchen Fisch?"
Ein lautes "DONG" zeugte davon, dass der Wolfshund den Kopf unter dem Tisch angehauen hatte. Offensichtlich hörte sie das Gespräch aufmerksam mit.
Jarel schmunzelte.
"Die anderen beiden sind auch nicht von hier. Die beiden stammen aus derselben Welt. Diese ist aber nicht identisch mit meiner."
Der Ritter legte den Kopf leicht schräg und versuchte an der Tischplatte vorbei zu linsen. "Und, Herr Hexer, sollte ich jemals auf einem solch unschuldigen Wesen wie eurer Begleiterin in Gefahr geraten, so schwöre ich bei Ehre und Glauben, es mit meinem Leben zu verteidigen."
Eine Frage blieb noch offen. "Meine Stellung im Orden...ich denke hoch genug um an die gewünschten Informationen zu bekommen. Ob ich sie jedoch besorge, entscheide ich selber. Was wollt ihr von der Hexe?"

Reuven nickt. Das war was er sich erhofft hatte. Aber auch er musst nun Karten auf den Tisch legen, seine. Der Hexer hatte die fünf Fingerspitzen einer Hand an den oberen Rand des Bierkruges gelegt und drehte diesen so herum, hin und her. ER war fast leer, dann trank er aus. "Liegt das nicht auf der Hand? Ich habe einen Auftrag für sie... ich jage zwar normalerweise keine Vernunftbegabten... aber allein dass sie sich der Vollstreckung des Urteils widersetzen konnte... Nun und mein Auftraggeber ist mächtig genug um mir das Leben hier schwer zu machen, deshalb will ich sie finden und... nun, eine Lösung finden."

Er blickte den Ritter an. Irgendwie hatte er ihn nun ganz automatisch bei jenen eingeordnet, die sich dem Schutz der Menschen aber auch der Anderlinge verschrieben hatten, und das obwohl er sonst die Flammenrose auf dem Wappenrock trug - ein Freund also.

Der Ritter starrte den Hexer lange an.
"Wenn ihr mir den genauen Zeitraum nennt, werde ich mir die Unterlagen ansehen. Und dann werde ich entscheiden, welche Informationen ihr bekommt."
Er sprach langsam, leise und machte durchaus den Eindruck es ganu so zu meinen wie er sagte. Und den Eindruck, nicht davon abzuweichen.
"Wenn ich den Eindruck habe, die gesuchte Person ist eine Gefahr für die Bevölkerung, bekommt ihr die Informationen. Wenn ich auch nur die Spur eines Zweifels daran habe, bekommt ihr garnichts."
Der Ritter hatte eindeutig eine ganz eigene Auffassung von Recht und Ordnung.
"Lebensschuld hin oder her. In diesem Falle kann ich euch jedoch anbieten, euch vor den Auftraggebern zu schützen, so weit ich es vermag."

Reuven seufzte. "Auch wenn sie keine Gefahr für die Menschen darstellt muß ich wissen wo sie ist. In dem Fall würde ich mit ihr gemeinsam eine Lösung finden, wie sie untertauchen kann ohne dass diese Leute sie erwischen... um ihrer und meiner Kopf willen. Versteh mich nicht falsch, ich bin kein Betrüger, aber ich töte wirklich niemanden von dessen Unschuld ich überzeugt bin." Irgendwie hatte er gehofft, der Ritter hätte verstanden, dass er kein Monster war, aber die Vorurteile saßen wohl selbst bei ihm tief. Der gewissenlose Schlächter... "In dem Fall glaube ich allerdings nicht daran. Sie trug Dimeritfesseln... ich zweifle also nicht daran, dass man ihr genug vorwirft um das zu rechtfertigen. Unschuldigen legt man die selten an. Die Verbrennung sollte am 15. September 1275 stattfinden. Jemand hat ihr zur Flucht verholfen, vom Scheiterhaufen weg. Und warum man sie erst jetzt finden will ist mir auch nicht ganz klar, aber ich vermute dem Auftraggeber sind neue Informationen zu Ohren gekommen... Auch das läßt mich vermuten, dass sie wirklich eine Gefahr darstellt. Und versuch nicht, den Auftraggeber zu finden... sei froh wenn er dich nicht bemerkt, er hat seine Leute sicher überall... und wenn man ihm mit dem Schwert beikommen könnte bräuchte ich keine Hilfe." Dass der Ritte tatsächlich eine direkten Kontakt zu dem Auftraggeber unterheilt ahnte Reuven nicht im mindesten, doch Jarel konnte es langsam dämmern wer gemeint war oder zumindest aus welcher Richtung der Auftrag kam.

Der Groschen fiel spät. Sehr spät. Vielleicht zu spät.
"Könnte daran liegen, dass sich dein Auftraggeber gerade selbst umstrukturiert.", erklärte Jarel mit einem seltsamen - wirklich seltsamen Unterton in der Stimme.
Oh verdammt. Jetzt hing er schon wieder da drin. Und dann traf er sich auch noch im Stör mit der Zielperson. Er kam sich gerade vor wie ein Idiot.
Seufzend wischte sich Jarel über das Gesicht, stütze sich auf die vor den Augen gelegte Hand. Nunja, vielleicht half es ihm dabei, Slava wiederzusehen. Egal wie es endete.
"Du hättest mich warnen müssen, Reuven." Er hatte mit einem Mal aufs "Du" gewechselt, ob nun unbewust oder nicht.
"Dein Auftraggeber und mein Orden..." Jarel atemte durch und sah sich aus den Augenwinkeln unter der Hand weg um.
"Und die Idee, er könnte mich nicht bemerkt haben schlag dir aus dem Kopf."
Er lachte kurz bitter und eine Spur irre auf, hatte Mühe, das Lachen wieder wegzusperren.
Wenn die Sache noch etwas schräger lief, würden sie Reuven auf IHN ansezten.
Das Lachen endete in einem hinter der Hand verstecktem unterdrückten Kichern. Das klang nicht gesund.

"Wovor warnen?" Nachdenken ehe er redete war nicht direkt Reuven Stärke, weder das noch die Konsequenzen des gesagten zuvor abzuwägen. Unzer anderem deswegen brachte er sich auch oft genug selbst in Schwierigkeiten. Darüber zuckte er nur mit den Schultern. "Du weißt also, wen ich meine... Er hat mich bei den Eiern, ich muss also irgendetwas vorweisen. Aber ich werde es schon hinbekommen, ihm den Beweis zu liefern, dass ich die Hexe kalt gemacht habe... so oder so." Er hatte tatsächlich keinen Plan, nicht den geringsten, aber er war zuversichtlich, dass ihm einer einfallen würde. Irgendwann.
Wie weit Jarel da drin steckte und wie buchstäblich, das entzog sich dem Hexer vollends. Er kannte nur die allgemeine Faktenlage. Dijkstra hatte den Geheimdienst des Orden abgesetzt und selbst das Ruder übernommen, damals unter Radovid schon. Dass sich De Aldersberg als untragbar erwiesen hatte hatte ihm in die Hand gespielt. Nun, da er selbst der Regent war würde er sicher irgendeinen neuen Schattenmann gefunden haben, der die Infomationsdienstleitung für ihn übernommen hatte, oder wenigstens ein Aushängeschild, während er selbst seiner Profession weiter nachging. Dass er einen fast noch fähigeren Mann gefunden hatte, den Reuven sogar kannte, auf unangenehme Weise, auch darauf wäre er wohl nicht gekommen.

Jarel prustete leise. "Entschuldige, ich gehe jetzt besser. Ich bezahle die Zeche und wenn ihr wünscht, die Unterkunft für die Nacht. In zwei Tagen habe ich die Informationen. Oder auch nicht. Wieder hier?", fragte er mit hörbarer Belustigung in der Stimme.

Reuven verstand nichts, rein gar nichts. "Ich habe noch einen Auftrag, wir werden unterwegs sein... Aber in zwei Tagen wieder hier. Einverstanden." Er hörte durchaus, dass etwas den Mann gleichermaßen in Aufregung, Furcht und Belustigung versetzt haben musste. Er wähnte auch einen gigantischen Witz hinter all dem, nur er war wieder einmal zu Begriffsstutzig um die Pointe zu kapieren. Nein, er war nicht grundlegend dumm, nur beim Nachdenken konnte man ihm zuweilen etwas Pech attestieren.

"Keine Übernachtung. In zwei Tagen also.", fasste der Ritter mit Lachtränen in den Augen zusammen und erhob sich.
"Gutes Gelingen bei eurem Auftrag." Er deutete eine Verbeugung an, vor allem in Richtung Tisch. Für den Ritter war ein Wechser so etwas wie für Jakob ein Einhorn gewesen wäre. Verehrenswert und mehr als selten_
Er ging zum Tisch, bezahlte die Zeche, noch einige Getränke im Voraus, bestellte für den "Hund" noch einen Früchtekuchen und kaufte sich -seltsam lächelnd - eine Flasche edlen Rum.
Beim Hinausgehen grüßte er noch einmal - immer noch irre grinsend - und verschwand.

Als der Wirt den Kuchen brachte teilte er Reuven auch mit, dass der Ritter bezahlt hatte und dass auch noch ein weiteres Bier offen war, ob er das denn bringen solle. Reuven nickte gedankenverloren, starrte aber den Wirt entgeistert an, er verstand noch immer nicht, nur der Wirt, der wohl auch nicht verstand, dafür aber einen gehörigen Respekt vor Hexern hatte und wohl irgendwann einmal gehört hatte, sie können auch die Wahrheit sehen, setzt sogleich hinzu, dass er sich geirrt habe, es wäre bereits 4 Bier im Voraus bezahlt. Reuven nickte und ließ sich alle bringen. Auf einmal... er er würde sie alle auch relativ schnell trinken, nur um dann feststellen zu müssen, dass nicht betrunken zu werden nicht bedeutete, dass die Blase ein unendliches Fassungsvermögen hatte. Die Reaktion des Mannes war ihm noch ein großes Rätsel... "Sag mir was ich übersehe, Sindra.... Was hab ich nicht kapiert?"

DONG!
Der Hund hatte sich abermals den Schädel unter der Tischplatte angestoßen. Ohne auf seinen Herrn zu achten, trabte er einfach zur Tür und wartete, mit einem der Gäste hinaus zu schlüpfen.

Reuven sah nun Sindra hinterher, aber derzeit war er noch mit dem Bier beschäftigt.
Er verstand auch sie oft nicht, aber bei einem Doppler beziehungsweise Mädchen wunderte ihn das schon nicht mehr.

Die Hündin kam nicht zurück. Dafür aber der Ritter. Er ging an Reuven vorbei, redete kurz mit dem Koberer und kam mit einer Flasche und zwei kleinen Zinnbechern zurück.
Seltsam lächelnd nahm er Platz und stellte die Becherchen vor sich und Reuven, schenkte sie randvoll.
Ohne etwas zu sagen nahm er einen der Becher hoch und hielt sie vor Reuven in die Luft, um anzustoßen, suchte dabei den Augenkontakt auf seltsam intensive weise.

Einen kurzen Moment war der Hexer getäuscht, aber der Ritter trug den Arm nicht mehr in der Schlinge.... Natürlich. Er grinste. "Sindra du bis ein Aas. Aber kannst du mir sagen, was der Ritter meinte? Ich verstehe wirklich nicht was ihn so durcheinander gebracht hat."
Sein letztes Bier hatte er bereits inhaliert, nun griff er begeistert zu einem der Becher um mit ihr/ihm anzustossen.

Das Zeug war höllisch scharf. Der Doppler hatte sich einfach "nochmal das Gleiche" geben lassen.
"Aufklären. Aber so was von." Sie leerte das erste Becherchen."Ih...schmeckt ja furchtbar."
Sie streckte sich und sah Reuven in die Augen, während sie anfing zu reden.
"Der, der hinter Dijekstra steht heißt Vyacheslav Sokolov. Kennst du unter Slava.", begann sie und ließ das erst mal wirken.:
Sachte schob sie seine Hand über den Tisch und berührte Sanft seine Finger.
"Und der hochheilige Ritter...hatte ne Affaire mit ihm. Aber der andere hat Schluß gemacht und..."
Sanft begannen die Finger des Ritters die des Hexers zu streicheln. "Und er findet dich attraktiv."

Der Doppler stockte, starrte auf die Schnapsflasche und wurde hektisch beim Reden.
"Ich glaube, der macht gerade Mist. Der ist trockener Alkoholiker und...unglücklich. Und verwirrt. Ohje."

Und der Hexer verschluckte sich gehörig an dem Zeug, mehrfach...
...nicht weil es scharf war, sondern vielmehr der Worte wegen, die das Getränk begleiteten. Wer reinen Alkohol soff ließ sich von Rum kaum beeindrucken, wohl aber von den dargereichten Informationen.
"Er... bitte was... Fuck... Er ist ein Flötenspieler? Und er... mit dem... Scheiße... mir war gleich klar, dass das ein Mistkerl ist, aber von der Sorte... Scheiße verdammte... Da fick ich doch echt die ganze erste Reihe bei seiner Beerdigung... Das erklärt vieles..."
Das musste erst einmal einen Platz in seinem Kopf finden. Der Mistkerl, der ihn so ohne weiteres überwältigt hatte... Der war doch ein Reisender? Und wenn er es richtig beurteilte, dann hatte er ihn das erste mal getroffen, kurz nachdem er angekommen war... und dann bei dieser Schlägerei. Da war sein Zustand eher mies gewesen. Aber er war aus einer anderen Welt... Und... Wer er in seiner Welt gewesen sein musste um so einen rasanten Aufstieg hinzulegen, das musste er sich nicht lange überlegen. Sicher etwas vergleichbares, denn Dijkstra würde keinen sonst so schnell ins Vertrauen ziehen. Er war am Arsch, und zwar gehörig... erst recht...
Beide waren Flötenspieler... Erst recht dann. Und er fluchte gleich noch einmal.
Und noch eine Information. Viel zu viel davon.
"Sindra, du wirst mir unheimlich! Wir müssen ihm hinterher... Ihn von Dummheiten abhalten, erst recht wenn... Ach scheiße... Irgendwie will ich all das gar nicht wissen." Er schüttelte den Kopf, nahm noch einen großen Schluck direkt aus der Flasche und verließ den goldenen Stör.

Sindra folgte. In Gestalt des Ritters. Doch vom Original gab es keime Spur. Sindra sah kurz zu Reu, küsste ihn auf die Wange und verschwand in einem Hinterhof.
Wenig später trabte ein Wolfshund durch den Ort, die Nase dicht am Boden, in eine bestimmte Richtung unterwegs.

Reuven seufzte. mit diesem Wesen machte er einiges mit, sie hatte sein Leben sowas von durcheinander gebracht... Doch er folgte ihr. Nun musste er diesen Ritter davon abhalten etwas dummes zu tun. Seit wann waren Hexer dafür verantwortlich anderen die Seele zu retten? Es war kein Heiler... eher im Gegenteil. Und erst recht jene von der Katzenschule... nie würde man ihm glauben, dass er nur helfen wollte...

Die Hündin führe ihn aus der Stadt heraus. Ljerka hätte das Ziel wiedererkannt.
Keine Zwanzig Minuten später hielt der Wolfshund inne. Mitten in einem Wald und drehte umrundete eins ums andere Mal einen Baum.

Reuven konnte schnell laufen, wobei er gerne kurz angehalten hätte, denn er musste feststellen, dass die schnell hinuntergekippten Bier ihn nun wieder verlassen wollten. Dann war Sindra so freundlich, an einem Baum anzuhalten. Erleichtert stellte er sich davor, war gerade dabei, die Hose zu öffnen um sich zu erleichtern, als sein Blick doch nach oben wanderte. DA hätte er den Ritter nciht erwartet. "Verdammt..." Er ließ alles da wo es war und trat einen Schritt zurück. "Komm runter und gib mir die Flasche." Forderte er ihn auf. Keine Erklärung warum er nun plötzlich zu der Erkenntnis gekommen war.

"Reichte das Bier nicht?", fragte der Ritter irritiert.
Der Hexer hatte von seiner Sucht doch keine Ahnung. Und überhaupt, warum sollte er sich darum kümmern?
Und warum bei allen Schatten waren die zwei ihm gefolgt?
"Was willst du, Reuven? Ist euch jemand gefolgt?"

"Nein, uns ist niemand gefolgt." und da war er sich sicher, so leicht verfolgte man einen Hexer nicht, nicht über's freie Feld. In der Stadt war er sich nicht ganz so sicher. "Ich weiß von... also eine Menge. Du solltest nicht trinken, deshalb, gibt mit bitte die Flasche. Und danke für das Bier." Er grinste... und musste immer noch dringend pissen.

"Was soll das heißen...eine Menge..?", fragte Jarel verunsichert, hockte aber noch immer in der Astgabel.
Wie war er da überhaupt hoch gekommen...in dem Zustand.
Der Ritter war verwirrt.
Gut, ja, der Hund - nein der Doppler - hatte ihn gefunden. Aber warum zum Nether tat der Hexer das?
Jarel verstand einfach nicht. Er wollte allein sein. Und endlich seine Sehnsucht ersäufen.

"Sindra... Wenn sie sich verwandelt nimmt sie auch immer ein paar der letzten Erinnerungen mit und... also sie hat wohl bemerkt dass du... dass ich dir gefallen habe, deshalb hat sie sich in dich verwandelt und daher weiß ich sowohl von deinem Problem mit Schnaps..." Er schluckte gerade noch den Rest hinunter. Aber allein der Satzbau machte klar, dass ihm das nciht zur Gänze gelungen war. "Keine Sorge, ich werde das nciht gegen dich verwenden."

In Jarels Kopf herrschte Chaos.
Der Doppler hatte ihre Gedanken geraubt?
Dann wusste es von Slava. Und von seinemWunsch...
Der Ritter stöhnte.
Es war Reuvens Reflexen zu verdanken, dass er auffing, was Jarel fallen lies.
Die Flasche. Geöffnet, aber noch voll.
"Bittesehr. Und nun?"

Reuven zuckte mit den Schultern, die Falsche find er natürlich. "Nichts. Die saufe besser ich... aber vorher geh ich pissen. Wenn du keinen weiteren Alkohol mehr hast, dann treffen wir uns in zwei Tagen im Stör." Er machte schon anstalten sich umzuwenden, besann sich dann aber noch einmal. "Es sei denn... du willst reden." Er machte selten ein ein solches Angebot, aber er hatte Seren zugehört, ihn hatte er nicht retten können... vielleicht, vielleicht ging etwas in seinem Kopf so vor, dass er hofft nun wieder etwas gut machen zu können.

"Re-den?" Der Ritter kicherte.
"Worüber? Du weißt doch alles. Wir beide hocken bis zum Hals in der Scheiße..."

Wieder zuckte Reuven mit den Schultern. "Dann nicht. Gegen ficken hat Sindra was... mehr kann ich dir nicht anbieten." außerdem musste er dringend... "Ich bin nicht gut in sowas... Monstern schlag ich meist erst den Schädel ab, ehe sie viel brüllen können, danach will meist keiner mehr reden. Aber ich glaub, zuhören kann ich, wenn es dir hilft... Und ich saß schon öfter und noch viel schlimmer in der Scheiße..." er grinste schief "...bei der Kräuterprobe wohl sogar in der eigenen. Insofern... Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird... sagt man doch so."
Vielleicht griff Jarel das ja auf, denn eines teilten die beiden... die Leidenschaft für's kochen. Was man beiden niemals zugetraut hätte.

Wieder ein Kichern, unterbrochen von einem Gequälten Stöhnen.
"Ein besitzergreifender Doppler, der mir mit einem Schlag alle meine Geheimnisse raubt. Vielleicht ist das mit dem Schädel abschlagen in meinem Fall gar keine so schlechte Idee." Wieder ein Kichern, dass in einem Schluckauf endete.
"Was...hick solls." Der Ritter kletterte umständlich aus dem Baum, konnte sich auf halber Stelle nicht mehr halten und landete auf dem Hintern.
Wie er das Hochklettern geschafft hatte wurde schnell klar. Er hatte die Schlinge abgelegt und schiss nen netten Haufen auf die Anweisungen seines Heilers.
Stumpf blieb er sitzen. "Wie läuft so...so...eine hick Kräuterprobe ab?"
Immerhin schien der Mensch willens sein sich zu unterhalten.
Die Hündin trabte hinter den Hexer, legte sich hin und rollte sich ein, die Öhrchen gespitzt und die lange Rute klopfte auf den Laubbedeckten Boden.

Der Hexer sah dem Ritter kurz zu. Während er kletterte drehte sich dann doch noch um, zumindest außer Blickrichtung... "Du entschuldigst kurz..." und schob die Schamkapsel zur Seite, holte heraus was sich darunter verbarg und erleichterte sich in einen nahen Busch. Bei ihm war nichts von wegen alter Schule zu entdecken. Er lebte die meiste Zeit in der Wildnis, da dachte man praktisch und äußerst pragmatisch. Dann wischte er sich kurz die Hände an der Hose ab und nahm neben dem Ritter Platz. "Was ist so lustig?" Natürlich war ihm der Schluckauf aufgefallen. "...die Kräuterprobe... Normal reden wir nicht viel drüber... Das ist das, was aus einem Menschen einen Hexer macht, noch vor dem ganzen Training. Wir bekommen Medikamente eingeflößt und... wie nennt man es doch gleich, macht sonst keiner... mit so einer Nadel direkt ins Blut... und darauf folgen die Mutagene. Nur zwei oder drei überleben das von fast einem duzend Jungen. Das siebt die aus, die sich eignen... In der Theorie. In der Realität dauert es fast eine Woche, wir sind eingeschlossen und kotzen und scheißen uns die Seele aus dem Leib und was sonst noch von dem Mist den sie uns geben verflüssigt wird. Eine widerwärtige und dreckige Angelegenheit." Er erzählte das relativ salopp, immerhin hatte er überlebt und der Anblick härtete wohl ab. Jungen, wenig älter oder jünger als er es gewesen war, mit blutenden Augenhöhlen, alles weitere verflüssigt... Und auch alles andere was sich im Körper befunden hatte... Den Überlebenden kam es meist zu diejenigen hinauszubringen und zu begraben, die es nicht überlebten. "Schlimmer kann es auch nicht sein, wenn einen Dijkstra an den Eiern hat. Oder sein neuer Schoßhund."

"Infusion.", half Jarel Reuven auf die Sprünge.
'Schoßhund? Hatte Reuven Slava gerade als Schoßhund bezeichnet?'
Jarel schlug eine Hand vor den Mund und unterdrückte ein Prusten. Er war ein Hund. Der Doppler war ein Hund.
Und den einzigen, der nicht eine Spur Hund war, bezeichnete er als diesen.
"Was so lustig ist?", wiederholte Jarel. "Ich habe mich in einen Mann verliebt, der innerhalb von wenigen Wochen einer der gefährlichsten Männer der Stadt wurde und somit mein ausgesprochener Erzfeind sein sollte. Und ich kann nicht einmal jetzt aufhören, an ihn zu denken." Er kicherte nochmal, verstummte und ließ sich rückwärts ins Laub fallen.
"Deine kleine hick Begleiterin weiß nun alles von mir. Woher ich komme, wen ich liebe, in was ich mich verwandeln kann und wonach ich mich sehne."
Jarel sah zu Reuven. "Weiß sie das von dir auch?"

Er hatte sich verliebt... auch etwas, womit der Hexer nicht dienen konnte.
"Ich wollte nicht respektlos sein."
Reuven blickte Sindra an, runzelte die Stirn.
"Mich hat sie glaub ich noch nie kopiert... aber sie könnte, meinetwegen... ich habe nicht viel zu verbergen. Ich fürchte nur so spannend ist das auch nicht. Da ist nicht so viel... Tiefgang. Ich mache meinen Job, töte für Geld Bestien, ob hässlich oder mit Menschengesicht. Ich werde über den Tisch gezogen... Ich komme wieder auf die Beine. Ich habe keine Sehnsüchte... außer der zu überleben, und nicht die falschen zu töten. Ich habe keine Träume... Ich esse gerne und vögle gerne... für zweiteres sorgt sie in nie dagewesener Weise..." ein verschmitztes Lächeln huschte über sein Gesicht. Überhaupt nahm er alles nicht ganz so ernst.
"Ein Hexer hat wohl auch keine großartigen Hoffnungen, außer der... zu überleben. Ich hatte ein Auge verloren, es war trüb geworden, keine gute Zeit. Aber es konnte geheilt werden... ich habe meine Schwerter verloren, auch scheisse, vor allem wenn man ausgerechnet dann einem Werwolf gegenüber steht. Jetzt hab ich sie wieder." Wieder ein Schulterzucken, eine häufige Geste bei ihm. Weit weg gerückt, tief in der Versenkung verschwunden waren da aber zwei Gesichter.
Sein Bruder, Gaetan... Und sein Mentor. Nicht Brehen, der auch, aber der Kater von Iello war nicht ganz dicht. Nein, Dimitar Laslev, der nach der Kräuterprobe kein Haare am Leib behalten hatte und so alt war, dass kaum ein Hexer wusste wann das gewesen war. Er wußte bei beiden nicht wo sie sich aufhielten... Einzige das trieb ihn um... manchmal, wenn er zu grübeln hatte. Gerade jetzt, wenn nichts ihn ablenkte... Das und... Dass ihn die Leute haßten, egal was er tat... Sein Blick wurde etwas ernster, sein wanderte in die Ferne, vielleicht wurden auch seine Augen glasiger. "Vielleicht wünsche ich mir manchmal Anerkennung... du hast es gesehen, sie spotten und sie verachten mich. Verstecken ihre Kinder und Frauen vor mir... Wenn sie mich brauchen zahlen sie meist schlecht... Ich werde nie der Held der Geschichte sein, immer nur das Arschloch, dass bedrohte Arten ausrottet und gegen Geld auch Menschen erschlägt. Vom verfickten weißen Wolf singen Barden, von mir kräht kein Hahn."

"Würdet ihr eure Kleine mit euren Leben schützen?", fragte der Ritter nach einer nachdenklichen Pause und starrte ins Blätterdach über ihm. Er kannte die Antwort. Aber er wollte es hören. Immerhin war der Schluckauf verschwunden. Und langsam rückte auch das Gefühl ein Stück fort, den Verstand zu verlieren.
Verspottet werden, obwohl man die, die einem Spotteten schütze.
Wie scheußlich diese Welt doch mit denen war, die gut zu sein versuchten.

Er zögerte nicht einen Moment. "Ja, das würde ich." Sie und viele andere quch. Sogar den Ritter, jedes Leben dass es wert war... Dabei hatte er keinen Maßstab an Wert, den er hätte darlegen können, er bemass instinktiv. Und er kapierte nun wohl doch, blickte den Ritter an. Ahnte vielleicht dessen Gedanken. "Ich bin nicht gut... der weisse Wolf hat sicher edlere Motive, ich trage das Zeichen der Kater... ganz aus der Luft gegriffen sind die Vorurteile wohl nicht. Aber ich geb mir Mühe... dieser Kerl... ich habe ihn getroffen, als ich den Hym erledigt habe... er ist clever, hat sogar mich überrumpelt... ist er es denn wert? Idt er gut?" Er fragte wohl aus einem bestimmten Grund, und der warwohl nicht, dass er ihm genau einen solchen Eindruck vermittelt hatte.

"Er tut das, was wir alle tun." Der Ritter riss seinen Blick vom Blätterdach los und sah Reuven an. Seine braunen Augen waren wieder ruhig und er schien in seine übliche Art zurück zu finden. "Er gibt sich Mühe."
Jarel hielt den Blick. Und schweig.

"Hm..." war seine Antwort. Er wollte schon nach der Flasche mit Rum greifen und sie dem Ritter reichen, erinnerte sich aber rechtzeitig. Allerdings war er einfach der falsche für Beziehungstipps. Jeder andere hätte vielleicht einen Rat parat gehabt, aber der Hexer, der sonst das Herz wohl auf der Zunge trug, gerade nicht.

Jarel sah wieder zum Blätterdach. "Danke.", murmelte er leise.

Und wieder war der Hexer verwirrt. "Wofür?"

"Das ihr mich rausgeholt habt. Das zweite Mal. Ihr gebt euch wahrlich Mühe, gut zu sein.", erklärte er ruhig,

Er wusste nicht recht, was er antworten sollte. Wieder wäre es das einfachste gewesen, zu trinken. Wieder dachte er rechtzeitig dran es nicht zu tun.
Ja, grade gab er sich Mühe, aber oft auch nicht. Oft genug hatte er die einfachste Lösung gewählt, vielleicht aber nicht die beste.
Er schwieg noch. Im Moment war es vielleicht auch Sindra, die ihn zu einer besseren Version seiner selbst machte.
Und ihm kam eine Idee.
"Wenn er die besten Seiten in dir hervorbringt und dich dazu bringt, daß du dir mühe gibst... dann feh zu ihm. Wenn nicht... versuch ihn zu vergessen."
Er lächelte, dann stand er auf.
"Ich hab noch einen Job zu erledigen. Wir sehen uns in zwei Tagen."

Jarel nickte.
Er überlegte liegen zu bleiben, doch dann hielt er Reuven die Hand hin, um sich hochziehen zu lassen.

Reuven ergriff die Hand und half ihm hoch. Etwas skeptisch sah er ihn an.

Der Ritter schwankte, gab einen zischenden Laut von sich und hielt sich den Arm, der eigentlich in die Schlinge gehörte, sah einen Moment den Baum hoch.
Was hatte er sich dabei gedacht? Nichts...wie so oft.
Er seufzte, sah in Richtung Stadt. "Mist."

"Brauchst du Hilfe? Ich kann mich ja nützlich machen, wo ich schon mal da bin, und dir in die Stadt zurück helfen."
Er sagte nicht 'einem alten Mann' in dem Wissen, dass er sicher fast doppelt so alt war wie der Mensch... nein, Werwolf. "Sag mal... altern Werwölfe deiner Art auch langsamer?"
Er konnte auch direkt sein bis zur unhöflichkeit. Verriet die Frage doch zimlich genau seinen Gedankengang.

Jarel sah Reuven an. "Ja, ich brauche Hilfe.", gab er erstaunlich offen zu.
"Und ja, in Wolfsform heile ich schneller. Längere Zeit in vierbeiniger Form dreht die Uhr immer ein kleines Stück zurück."
Er grinste. "Oder sehe ich auf wie sechsundsechzig?"

Reuven grinste. "Nein, tatsächlich nicht." Kurz war er wieder in Gedanken. "Aber ich seh ja quch nicht aus wie 92." Er zwi kerte. Es mochte ein Witz sein, oder auch nicht. Tatsächlich gehörte zu den jüngsten, zur letzten Generation. Zusammen mit anderen bekannten Namen. Die alten starben oder verschwanden. Bald schon würde es keine Hexer mehr geben.

"Respekt." Jarel nickte. "Du hast einiges gesehen. Sogar einen zahmen Doppler."
Der Wolfshund hob den Kopf und gab ein leises "Wuff" von dich.

"Zahm würde ich sie nicht nennen, nicht... hm..." den Satz brach er ab. Aberseinem Gesichtsausdruck war deutlich abzulesen,was er hatte sagen wollen. Überhaupt sprach er sehr ungezwungen. "Sie ist vielleicht die letzte... ich passe nur auf sie auf... wenn sie will kann sie jederzeit gehen, wohin sie will... nicht dass ich sie loswerden wil." Fügte er hinzu.

Zumindest für den Doppler hatte das Gespräch eine Folge. Er näherte sich mit angeklappten Ohren und drückte sich seitlich an Jarel.
"Na sieh mal einer an.", raunte er Ritter und kraulte dem Tier die Ohren.
Er lächelte warm. "Wir sollten gehen...", bat er leise.

Reuven bot ihm den Arm an. Jetzt wo Sindra ihn nicht mehr verabscheute... nein, er verwarf den Gedanken wieder. Neugier hin oder her, er musste bei allen Göttern nicht alles flachlegen.

Der Ritter hakte sich ein. Verdammt, war der Klotz schwer. Ein Mensch hätte Mühe gehabt.
Sie kamen langsam voran, aber sie kamen voran. Ein seltsames Bild, wie die beiden Männer sich zurück in die Stadt schleppten, gefolgt von einem veschmusten, riesigen Hund.

Gegen den muskulösen Ritter wirkte Reuven fast zierlich, aber er hatte weniger Mühe, ihn zu stützen, als man hätte annehmen können. Er brachte ihn in die Stadt, noch ein gute Stück Richtung Tempelberg hoch znd verabschiedete sich dann, um sein Pferd einzusammeln znd qrinem Auftrag nachzugehen.

Jarel verschwand im Schatten und kehrte so zum Orden zurück, fiel ins Bett und schlief. Es dämmerte schon, aber es war nicht schlimm, wenn er die Morgenmesse verschlief. Er galt immer noch als krank.
Man würde ihn schlafen lassen.
Dankbar dafür fiel Jarel einfach ins Bett und tat genau das. Schlafen.


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Zwei Tage später
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Pünktlich zwei Tage später saß Reuven wieder am gleichen Tisch. Ihn hatte der Wirt vielleicht erkennt, aber allein für ihn hatte er den Tisch nicht räumen lassen wollten. Der Hexer war nicht derjenige gewesen, der gezahlt hatte. Axii half. Als der Wirt sich wieder erholt hatte bestellte Reuven wieder ein Bier und wartete, der Wolfshund lag wieder unter dem Tisch ihm hatte der Wirt einen großen Suppenknochen zugeworfen. Er ahnte ja nicht, dass weit mehr hinter dem Tier steckte, aber die Geste war immerhin nett gemeint gewesen.

Tatsächlich erschien der Ritter nicht viel später, wieder in schwarzem Leder statt Ornat, und gesellte sich zu ihnen.
Bevor er sich setzte, ging er in die Knie n und streichelte den riesigen Hund. Erstaunlich vorsichtig, als wäre das Tier aus Porzellan.
"Sei gegrüßt. Konntest du deinen Auftrag ausführen?"

Reuven nickte. "Ja, Nekkernester... wenn ein Hexer damit überfordert ist sollte er seinen Beruf wechseln." er sprach so großspurig, aber noch vor fast einem Jahr, ohne sein Auge wäre es fast so weit gewesen.

Jarel schmunzelte und nickte. Einen kurzen Moment des Zögerns später setzte er bei an: "Als erstes muss ich die ein Geständnis machen. Ich weiß und wusste, um wen es geht."

Reuven bllickte von seinem Bier auf. Es war schwer zu sagen, ob er überrascht war und es sich nur nicht anmerken lassen wollte, oder ob er ohnehin nie geglaubt hatte, dass sich eine spektakuläre Flucht wie die dieser Hexe nicht bis zu jedem einzelnen Knappen herumgesprochen hatte. Dass es um die Hexe ging, daran zweifelte er kaum, das war schließlich der Grund, weswegen sie sich hier trafen. "Tatsächlich? Jetzt bin ich neugierig."

Jarel begann zu berichten.
Die Vorwürfe die gemacht worden waren, die Sicherheitsmaßnahmen die getroffen wurden, wer sich höchstpersönlich um die entsprechenden Zauber gekümmert hatte.
Im Anschluß bekam Reuven einen detaillierten Bericht über ihr Flucht.

Dieser unterscheid sich eklatant von dem Bericht davor. Klang der erste so, als wären die Informationen aus irgendeiner Akte gefischt, trug Jarels Stimme nun - für normale Menschliche Ohren vielleicht unmerklich - Emotionen mit sich.
Unsicherheit, wenn er über die Hexe sprach und Trauer, wenn er von den Verlusten auf Seiten der Ritter berichtete.
Die Details, die anklangen offenbarten es Reuven wie das Feuer des Scheiterhaufens selbst. Es waren Berichte aus erster Hand.
"Was braucht ihr noch?"

Reuven überlegte eine Weile. Das war tatsächlich mehr als er sich erhofft hatte. Wieder spielte er mit seinem Bierkrug. "Denke das reicht mir." Die Vorwürfe waren nicht ohne. Eine Hexe wie diese war selbst für einen Hexer eine Herausforderung. "Danke. Hast was gut bei mir."
Ihm war durchaus klar, dass es auch für den Ritter ein Risiko war, diese Informationen preizugeben, zumal er, wie der Hexer vermutete, zum engeren Kreis gehörte und wohl selbst anwesend gewesen war.

Jarel brummte etwas. "Wir haben beide einen Hang zu gefährlichen wesen.", gab er nach einer Weile zu.
"Doch ich glaube diese Hexe ist das gefährlichste, was mit je über den Weg gelaufen ist. Wenn du ihr nachstellst, lass dein Mädchen da raus."

Reuven nickte. "Das werde ich..." auch ihm war daran gelegen. Dass Sindra vielleicht helfen wollte war ein Punkt, dass es grundlegend anders kommen würde der andere - aber soviel ahnte er noch nicht einmal, auch nicht, wer ihn auf die Idee zu diesem waghalsigen Unterfangen bringen würde. "Gut, ich werde mich auf den Weg machen. Du musst mir kein Bier mehr ausgeben. Ist schon bezahlt. Ich hoffe bei dir ist sonst alles klar?"
Oder mußte er ihn wieder von einem Baum locken.

Jarel nickte.
"Ich hab mich gefangen. Falls ihr das meint." Er lächelte eine Spur verlegen.
Unter den Tisch rieb Sindra ihre Schnauze an Reuvens Bein und gab ein protestierendes Winseln von sich. Offensichtlich hatte sie etwas dagegen, abgeschoben zu werden.
Jarel beugte sich seitlich und lugte unter den Tisch. "Noch einen Früchtekuchen, Mylady?", fragte er flachsend und bekam einen "Hieb" mit der Rute als Antwort. Und dann bekam Reuven einen ab...und wieder Jarel. Die Hündin wedelte freudig unter dem Tisch.

"Das ist gut." schwer zu sagen, was in einem Hexer vorging. Im Normalfall bediente er sich eines recht einfachen Weltbildes, mit einer groben Einteilung in Freund und Feind. Ihn nicht töten zu wollen reichte oft schon, in die erste Kategorie zu kommen, was nicht bedeutete, dass ihn die Person gleich interessierte. Aber so langsam bildete sich ein immer größerer Kreis an Personen heraus, auf die genau das zutraf. Ihr wohl war ihm wichtig geworden. Und vielleicht gehört der Ritter nun auch schon dazu, auf jeden Fall aber der Hunde. "Überfriss dich nicht, wir haben auch heute noch Arbeit." Er lachte aber dabei.

Der Ritter bestellte und besorgte den Kuchen und für sich einen Tee.
Der Kuchen landete unbemerkt unter dem Tisch und war schon verschlungen, da hatte der Ritter seinen Tee noch nicht einmal angerührt.
Man hörte unter dem Tisch ein gehaltvolles Rülpsen und Reuven spürte, wie Sindra ihren Kopf auf seine Füße legte.
Die Hündin würde im Winter eine passable Heizung abgeben.

...WAS BERICHTET WURDE...
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Madame Salina
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Komme von hier

Klack … klack … klack … ein Geräusch das ihr nur allzu bekannt war, als sie galant, wie eine Gazelle über den Bordstein schwang. Etwas, was der Bordellbesitzerin nicht sonderlich schwer fiel, immerhin war sie auf ihren Hufen immer recht stabil unterwegs. Heute war es recht kühl, so hatte sie ihren Umhang nah an ihren Körper gezogen, um nicht zu frieren, denn sonderlich viel Kleidung trug sie nicht. Einzig und alleine ein dünnes Kleid, das ihre aufreizenden Körperteile und Beine so gut es ging bedeckte. Auch ein schicker Hut durfte nicht fehlen, schließlich galt es auch noch ihre Hörner zu tarnen. Hin und wieder stand sie vor der Überlegung sich ganz von ihnen zu trennen, um ihre Tarnung besser aufrecht erhalten zu können, doch bisher hatte sie sich noch nicht dazu durchgerungen. Es musste einen anderen Weg geben. Einen Weg in dem Ihresgleichen in Frieden ihren Bedürfnissen nachgehen konnten, ohne sich gleich fürchten zu müssen, gejagt zu werden. Eine Succubus fügte niemanden Schmerz zu … zumindest nicht solange sie nicht verletzt wurde. Und hier beißt sich die Schlange in den Schwanz.

Schlürf … schlürf … schlürf … Salina war so sehr in Gedanken versunken, dass sie die Schritte nicht vernahm, die sich ihr näherten. Schatten, die über die Gasse huschten, lediglich durch das spärliche Licht der Straßenlaternen sichtbar, ehe sie wieder verschwanden. Und dann stand er plötzlich vor ihr. „Hallo Schätzchen ...“ Mit einem beinahe zahnlos diabolischen Grinsen im Gesicht. Das Haar schüttern und fettig. Ein beißender Geruch von Bier, Schweiß und Urin stieg ihr in die Nase. Reflexartig musste sie diese rümpfen. Salina richtete sich auf, zeigte sich gänzlich unbeeindruckt von dieser Begrüßung, denn sie hatte nicht vor länger als nötig mit diesem Geschöpf länger als nötig zu interagieren. Er sah nicht so aus, als könnte er sich ihre Dienste leisten und selbst wenn … so gab es auch für Ihresgleichen gewisse Grenzen. Und sich zu waschen und rasieren war wohl das Mindeste, was sie verlangen konnte. „Na … wohin so eilig … Schätzchen?“ Seine Stimme war schneidend, ebenso wie sein Schritt mit dem er ihr den Weg abschnitt. „Wir waren noch nicht fertig ...“ Salina nahm einen tiefen Atemzug. „Geht zur Seite“, erwiderte sie gänzlich unbeeindruckt und machte sich daran sich an ihm vorbei zu drängen. „Aber … aber … Zuckerpüppchen … wir waren noch nicht fertig.“ Er packte sie am Arm und hielt sie fest. „Ich weiß wer du bist … WAS du bist … Schätzchen.“ Mit einer wuchtigen Handbewegung riss er ihren Hut vom Kopf. Die Succubus riss sich von ihm los. „So, das reicht … geht mir aus dem Weg alter Mann und schlaft erst einmal euren Rausch aus!“ Salina zeigte sich äußerlich immer noch ruhig und bestimmt, auch wenn ihr Herz allmählich zu rasen begann. Zum Glück war es dunkel, doch was wenn es jemand es doch gesehen hatte? Jemand, der es besser nicht sehen sollte. Sie bückte sich, um nach ihrem Hut zu greifen. Just in diesem Augenblick spürte sie eine Schlinge, die sich dicht um ihren Hals zuzog.
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Reuven von Sorokin
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von/nach: aus der Höhle des Löwen... aus Slavas Wohnung.
Datum: Mittag des 01. August 1278
betrifft: Sindra
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Die beiden verließen die kleine Wohnung. Reuven prägte sich alles gut ein, es war nie schlecht zu wissen, wo die Rechte Hand des Regenten wohnte. Nicht dass er vorhatte, sich an politischen Umstürzen zu beteiligen, aber sollte er doch einmal zwischen die Fronten geraten war das vielleicht wertvoll - und irgendwie zweifelte er kaum daran, dass er ein Talent besaß sich in Schwierigkeiten zu bringen, ebenso wenig wie er wiederum Schwierigkeiten hatte danach auch wieder auf die Beine zu kommen.
"Was wollten die von dir?" wollte er wiederum von Sindra wissen, als die beiden draußen waren.
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„Ich glaube beide haben Angst, du könntest mich missbrauchen.“, erklärte Sindra erstaunlich nüchtern.
„Der eine hat versucht mich mit Essen zu ködern, der andere mit Freundlichkeiten und warmen Worten.“ Sie seufzte.
Wenn ich Hungrig bin, fällt mir das Denken schwer. Aber ich hab es weder dem Spion, noch dem Elfen etwas verraten.“
Und dann…ganz beiläufig in einem Nebensatz: „Da hat sich der Ritter einen wirklich gefährlichen Mann ausgesucht.“
Der Doppler begann zu lächeln. „Wir gehen baden? Und Essen?“
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Reuven von Sorokin
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Reuven seufzte.
"In der Reihenfolge oder einer anderen... vielleicht am besten gleichzeitig."
Menschen... sie hingen so sehr an dem was sie sahen. aber kein Wundern, wer nur seine Augen zur Verfügung hatte...
"Ja, du hast recht. Gefährlich ist der. Ich würde sogar fast ne Wette eingehen, dass er in nicht zu ferner Zukunft einmal zu einem Auftrag wird... wenn der nicht von irgendetwas besessen ist..." er schüttelte den Kopf.
"Er wollte es auch von mit wissen, irgendetwas ahnt er wohl, aber bei ihm wäre ich mir nicht sicher, was er mit dem Wissen tun würde... Der käme noch auf die Idee, dich für seine Zwecke einzusetzen... wie die meisten anderen Menschen auch."
Sie setzen ihren Weg durch die Stadt fort, nicht zum Hafen, dem Badehaus dort traute der Hexer nicht mehr, er war auf der Suche nach einem anderen.
"Wenn ich jemand etwas tue, was dir Zuviel ist... sag es mir. Ich bin dir nciht böse. In einem haben sie wohl recht, ich bin theoretisch viel zu alt für dich... zumindest so wie du jetzt aussiehst... andererseits, wenn du jetzt eine etwas ältere Frau kopierst, dann werden sie erst recht misstrauisch. Deswegen, ehe du fragst... bleib so wie du bist."
An diesem Tag gingen ihm die Menschen in weitem Bogen aus dem weg und kurz erwog Reuven, nicht zu baden. Der Gestank hielt immerhin den Pöbel fern und ihm damit Ärger vom Leib. Aber für den nächsten Auftrag musste er tatsächlich wieder repräsentabel aussehen. Ach ja, richtig, er hatte kein Hemd mehr. Egal, dann hatten die Damen eben etwas zum kucken. An mangelndem Selbstbewusstsein krankte zumindest der Hexer nicht.
Sindra
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Nun musste Sindra doch etwas gestehen. „Ich glaube, ich habe versehentlich die Augenfarbe gewechselt, weil ich mir die Gedanken des Ritters ansehen wollte. Und Der Spion hat es gesehen.“
Sie sah seufzend auf ihre Hände. „Ich muss besser aufpassen. Entschuldige.“
Bei seiner nächsten Bemerkung jedoch begannen ihre Augen zu funkeln. „Zu viel? Hatte ich schonmal zu viel von irgendwas? Oder von dir?“
Sie schmiegte sich an ihn und gähnte dabei laut.
„Ich freu mich fast so sehr aufs Bad wie aufs Essen.“
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