Bordell | Feuerlilie

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Madame Salina
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Es war zum verrückt werden. Kaum jemand schenkte der Situation Beachtung. War es denn wirklich so schwer nach dem nächstgelegenen Heiler zu schicken? Sie würde es ja selbst tun, konnte ihr Freudenmädchen jedoch nicht so lange alleine lassen. Plötzlich vernahm sie stapfende Schritte. Dann eine Stimme, die ihr sehr bekannt vorkam. "WEIB!" Salina sah den Mann an. Ihre Lippen zuckten leicht, während ihre Augen sich zu Schlitzen verengten. Der hatte ihr gerade noch gefehlt! Doch sie stand unter Schock und war nicht in der Lage das auszusprechen, was ihr in einer entspannten Situation über die Lippen käme. Seine nächste Frage verwunderte die Bordellbesitzerin. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, was das Wort allergisch zu bedeuten hatte, spürte sie dass er ihr wohl tatsächlich helfen wollte. Und was hatte sie zu verlieren? Die nächsten Worte waren noch verwirrender. Hühnerknochen? Wollte er ihr jetzt auch noch eine Suppe kochen? Nichts desto trotz kam sie seiner Bitte nach, denn er schien zu wissen, was er tat. Zumindest in diesem Moment.

Was dann geschah, ließ der ansonsten eher hart gesottenen Madame das Blut in den Adern gefrieren. „Nein … nein, nein, nein, nein, nein, nein … Was MACHT ihr da?!“ Oh, wie konnte sie nur so dumm sein ihm zu vertrauen? Wie sollte sie das den anderen erklären? Wie konnte sie sich das selbst verzeihen? Da steckte er nun drinnen der Hühnerknochen mitten in der Kehle ihrer Hure. Ein schauriger Anblick. Sie war den Tränen nahe. Doch dann sah sie noch einmal hin. Die bläuliche Verfärbung ließ nach, sie schien am Leben zu sein … zu atmen … irgendwie. Zumindest etwas. Melina riss die Augen auf, Panik war darin zu erkennen, Salina hielt ihre Hand und streichelte sie sanft. In ihrem Kopf ratterte es. Freund oder Feind? Retter oder Verstümmler? Sie konnte sich daraus keinen Reim machen. Sollte sie ihm danken oder sich doch lieber seiner entledigen? „Was zum … seid ihr nun etwa auch ein Bader oder ein Folterknecht? Findet ihr das etwa lustig?“ Oh … es kostete sie eine Menge Beherrschung lediglich diese Worte auszusprechen und ihm nicht gleich an die Gurgel zu springen.

Entschlossen erhob sie sich und schob ihre Hände sanft zwischen Melinas Kniekehle und Nacken und hob sie mit einem Ruck in die Höhe. Sie war nicht leicht, aber das Adrenalin schoss durch die Adern der Succubus, sodass sie diese scheinbar mühelos tragen konnte. Man sagte ja bekanntlich, dass Mütter Bärenkräfte entwickeln konnten, wenn ihr Kind in Gefahr war. Dies war ein ähnliches Phänomen. So schritt sie fort ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen. Was sollte sie noch sagen? Sie hatte ihm mehrmals darum gebeten, Melina zu stützen und zu einem Heiler zu bringen und jetzt war es zu spät.
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Silas Patt
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Also wirklich, noch NIE in seinem Leben , war ihm eine derartig zickige Person begegnet. Und so eine blinde. Er hatte dieser Hure das Leben gerettet. Niemand konnte mit Garant sagen, ob sie es überhaupt lebend bis zum Heiler geschafft hätte.
Und nun erhob sich dieses Weibsbild mit der Hure in ihren Armen und stolzierte davon, als habe er ihr persönlich ins Bein gebissen. Silas kratzte sich am Kopf. Er hatte nur helfen wollen. Frauen... "Das Wort, nach dem ihr sucht, heisst DANKE!" Keine Manieren diese Madame Salina. Seltsames Ding. So launisch wie ein tosendes Meer. Auf und ab und auf und ab. Wahrscheinlich gehörte sie zu der Sorte Frau, der man nie etwas recht machen konnte.
Für das kleine Freundenmädchen hoffte er, dass sie durchkam. So kehrte der Kopfgeldjäger wieder in den Wald zurück und widmete sich der nächsten Aufgabe.
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ERZÄHLER
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Irgend jemand musste sich am Ende doch erbarmt und einen Heiler geholt haben.
Es war immer ein Risiko, war man der erste, der losstürmte und erwies es sich als Fehlalarm war es der rührige Helfer der womöglich selbigen am Ende zu entlohnen hatte, so standen dann doch erst einmal alle herum.
Aber irgendwer musste sich dann doch durchgerungen haben, und auch die Wache war verständigt worden, dass da einer einer Hure am helllichten Tag die Kehle aufschnitt wollte. Ohne allerdings besonders große Ambitionen patrouillierte die verständigte Streife an der Stelle vorbei, da war kein Geschrei, zumindest keine, dass nach "Mörder!" und "Verbrecher!" klang, also verloren sie das Interesse. Da mischte man sich besser nicht ein, das brachte nur Ärger.
Der Arzt, der aber mit ihnen kam blieb länger. Er war auch nicht gerannt, das verboten Würde und Anstand und vor allem der lange Mantel, der Hose um Wams vor dem Dreck der Straße und dem Auswurf der Patienten schützte.
Dem großgewachsenen Kerl, der die Szenerie entschwand schenkte weder Wache noch Arzt größere Beachtung. Vielleicht raunten einige Stimmen etwas von Rettung und die meisten konnten sich wohl keinen Reim auf seine Tat machen, aber mit großen Augen blickten manche der Schaulustigen ihm hinterher, und er würde sicher noch eine Weile für Gesprächsstoff im Viertel gesorgt haben, allein seiner beachtlichen Statur wegen.
Der Arzt indes hatte sich von den Umstehenden das Geschehen schildern lasen und nahm nun die Verfolgung der Madame auf, welche die Patientin von dannen zu tragen trachtet. Vielleicht witterte er ein gutes Geschäft, zum Leibarzt eines Freudenhauses berufen zu werden mochte zwar dem Ruf etwas abträglich sein, der Kasse hatte es aber noch nie geschadet. Da nahm man dann doch die Mühen auf sich und beschleunigte sogar den Schritt ein wenig.
"Madame... Madame... so wartet doch. Ihr habt nach einem Arzt rufen lassen?"
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Madame Salina
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Noch einmal drehte sich Salina um. War es nur ein Hauch … eine kleine Hoffnung, doch es war wie sie es erwartet hatte. Er war nicht mehr hier. Sie schüttelte den Kopf. Nein, das war wahrlich nicht das Wort, das sie suchte. Doch jene Worte, die sie suchte wagte sie nicht einmal in ihren Gedanken zu formen, geschweige denn über ihre Lippen zu bringen. Viel zu verletzlich würde sie dadurch werden.

Sie setzte ihren Weg fort. Ihre Hufe klackerten unter den mit Steinen belegten Boden. Nur noch ein paar Straßen weiter … Langsam fühlte sie die Schwere, die in ihren Armen lag … die Erschöpfung, die der Abend mitgebracht hatte. Sie konnte sich keinen Reim daraus machen, wie es so weit kommen konnte. Vielleicht wäre es besser gewesen ihn nicht zu begrüßen. Vielleicht hätte sie besser dafür gesorgt, dass die Tür besser verschlossen wurde und das Tier wäre nie hinein gekommen. Vielleicht hätte sie sich nach dem Vorfall besser zurück gezogen und ihm seinen Vergnügen nachkommen lassen, anstatt zu erwarten, dass er ihr helfen würde. Vielleicht hatte sie sich falsch ausgedrückt. Vielleicht wollte sie viel zu viel auf einmal… Vielleicht unter anderen Umständen, in einem anderen Leben hätten sie sich sogar gut verstanden. Viel zu viele vielleichts, viel zu wenig Sicherheit. Ein viel zu großes Risiko. Nur um nicht jener Tatsache ins Auge zu sehen, dass sie sich in seiner Nähe furchtbar hilflos und unbedeutend fühlte. Vielleicht hätte es einfach nicht sein sollen, stellte sie enttäuscht fest.

Sie war nicht sie selbst gewesen … nicht das was sie sein wollte. Konnte ein einzelner Mensch so etwas bewirken? War sie nicht bei Sinnen oder warum sonst hatte es nicht funktioniert, sich mit ihm zu verbinden? Jene Lust zu entfachen, die ansonsten beinahe schon erschreckend einfach von statten ging. Jene Energie, die ihr einst geholfen hatte ihren Vater zu retten und sich selbst aus dem Käfig zu befreien und ihr und ihrem Bordell zu einem guten Ruf zu verhelfen? Jene Energie, sie sie schützte und die ihr Überleben in einer Welt wie dieser sicherte. Wer war sie ohne? Was blieb dann noch übrig? Salina wagte es nicht diese Gedanken fortzusetzen. Viel zu lange hatte sie sich in Sicherheit gewogen, eine Sicherheit die keine war. Menschen sind ein seltsames Volk, das hatte ihr Vater ihr bereits gelehrt. Doch im Gegensatz zu ihm konnte sie sich nicht einfach so im Wald verstecken und sich über sie lustig machen. Oh, wie sie ihm manchmal darum beneidete! Nein, sie brauchte die Menschen … sie brauchte ihre Lust, wie andere Luft zum atmen brauchten. Dieses Verlangen war die Nahrung, die Succubi benötigten. Ein Fluch und zugleich ein Segen. Denn kaum ein Wesen war in der Lage ein derartiges Spektrum an tiefer Lust und Leidenschaft zu empfinden, wie Ihresgleichen.

Salina hatte bereits ein gutes Stück hinter sich gelegt, als sie eine Stimme hinter sich vernahm. "Madame... Madame... so wartet doch.“ Wieder eine leise Hoffnung, die in ihr hoch kroch. Konnte es tatsächlich sein...? Sie drehte sich um. Das Gesicht in das sie blickte kannte sie nicht. „Ihr habt nach einem Arzt rufen lassen?" Ein Arzt? „Oh … ja.“ Erleichtert atmete sie auf. Ein Stein fiel ihr vom Herzen. Erst jetzt merkte sie, wie ihre Arme schmerzten von jener Last, die sie alleine bis hier her getragen hatte. Ihr Gesicht erhellte sich. „Euch schickt der Himmel.“ Sie beugte sich hinunter und ließ die junge Frau sanft auf den Boden gleiten. „Könnt ihr ihr helfen?“ Sie biss sich auf die Lippen, als sie sah, wie Melina da lag, der Hühnerknochen steckte nach, wie vor in ihrem Hals. Sie wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. War dies der Grund, warum sie noch am Leben war? Warum hatte er nicht gesagt was er vor hatte? Sie hätte es verstanden, wenn dem so wäre. Rasch schob Salina diese Gedanken wieder beiseite, während sie hoffnungsvoll in Richtung des Heilers blickte.
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"Nein, nicht der Himmel, Sigur der Bursche von Me... ach egal." Unterbrach er sich selbst beim Anblick der jungen Frau.
"Heilige Flammenrose!" was ist das denn. Er begutachtete den Hühnerknochen skeptisch. Natürlich ahnte er, was dem Befund zugrunde lag, aber dennoch war das ein Kuriosum, dass er noch nicht so oft zu Gesicht bekommen hatte. Routiniert fühlte er Puls, schätzte auch die Kraft dahinter, fühlte die Temperatur. Dann okkupierte er einfach einen Mann, der wie ein Knecht aussah.
"He, Bursche, hilf tragen!"
Der wehrte sich kaum, der Medizinier war bekannt, mit dem verscherzte man es sich nicht.
"Bring ihn mir irgendwo hin, wo es sauber ist und ich Licht habe!"
Er warf der Frau einen langen Blick zu, über die klobigen Gläser seiner Monokel Brille hinweg.
"Und ihr, Madam, erklärt mir jetzt genau, was der Frau zugestoßen ist? Hat sie sich an der Meeresfrüchteplatte vergriffen?"
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Madame Salina
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Salina seufzte. Noch einmal erzählte sie was sich an den Abend zugetragen hatte. Sie erzählte von dem Katzenbiss. Davon, wie sie das Mädchen zu einem Heiler bringen wollte und von dem Zwischenfall, der sich ereignet hatte, als sie zu ersticken drohte. Die nicht relevanten Dinge ließ sie dabei aus. Es war nicht wichtig. Nichts war wichtig, abgesehen von der Gesundheit ihrer Mitarbeiterin. Es war nicht das erste Mal, dass eine Hure eine Infektion erleidet. In Zeiten wie diesen kam dies sogar öfter vor. Der Tod lauerte überall, weswegen die Geburtenrate immer sehr hoch war. Doch das, was an diesem Abend geschehen war … die Art und Weise wie es von statten ging … Sie hatte ein derartiges Schicksal nicht verdient.

Alles was schief gehen kann, wird schief gehen irgendwann … und so war es auch in diesem Fall. Salina schloss dieses Kapitel so gut es ging ab. Sie brauchte erst einmal Abstand von dem Thema. Von allem … von der Welt. Von all dem Schwachsinn, der sie Tag für Tag belastete. Sie brauchte Zeit um dies alles zu verarbeiten und so nahm sie sich eine Zeit lang frei.
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Vajdan Jaromer
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von/nach: Vom Chamäleon zur Feuerlilie
Datum: 17. September 1277, früher Abend
betrifft: Sindra, Faro, Salina
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Vajdán hatte begonnen wieder durch die Straßen zu wandern und weil es schon gegen Abend ging waren es die einschlägigen Kneipen und Etablissements die vor allem Licht zeigten. Die Händler auf den größeren Plätzen hatten begonnen, die Markisen herunter zu klappen und ihre Wägen zu verschlissen. Von Zeit zu Zeit stolperte man am Boden noch über einen einzelnen Fisch, einen Topf oder Bescher und andere beschädigte Waren, die der Einfachheit halber einfach dort gelandet waren und erst sehr viel später ihren Weg in die Kanalisation finden würden.
Allerdings stolperte Vajdán nicht, er hatte seinerzeit gelernt beim gehen die Füße zu heben.
Sein Pferd hatte er am 'Chamäleon' gelassen, auch wenn es ein nervenstarkes Tier war, für die Wache ausgebildet, so ging er doch lieber alleine. Auch der Hund, Faro folgte ihm mit etwas Abstand, wer wiederum Faro folgte ahnte er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.

Der Hauptmann in zivil selbst hielt die Augen offen. Wonach er Ausschau hielt wusste er selbst nicht so genau, er war hier nicht im Dienst und hatte auch keine Befugnisse in dieser Stadt, aber eine alte Gewohnheit legte man eben nicht ab. Er beobachtete die Menschen und lernte, sammelte Beobachtungen und Verhaltensweisen.
Seit er sich zurückerinnerte war er Wachmann.
Das war zwar nicht sehr lange, denn vor etwas mehr als einen Jahr hatte er sein Gedächtnis verloren. Er hatte die Erinnerungen zurückerlangt, die meisten zumindest, doch seit dem teilte sich sein Leben in diese zwei Hälften, alles davor und alles danach.
Wer er zuvor gewesen war schien klar, doch der Vorfall hatte ihm die Möglichkeit gegeben, neu anzufangen. Es ihm dennoch schwer gefallen, es zu nutzen.
Und eigentlich sollte er sein Leben nun in drei Teile spalten: Alles was nach der Reise gekommen war, denn erst diese ermöglichte ihm erst einen echten Neuanfang.
Und doch hatte er wieder an alten Gewohnheiten festgehalten, denn wenn er eines wusste, dann dass er sich als Wächter sah. Er war derjenige, der Recht und Ordnung aufrecht erhielt. Dabei meinte er gar nicht immer das geltende Gesetz, er hatte eine eigene Vorstellung davon entwickelt, was er für rechtens hielt, dabei vertraute er auf die Manifeste von Philosophen, die in dieser Welt wohl noch keiner kannte, deren Diktat er aber für überzeugend hielt.
Und wie immer, wenn er umherwanderte flossen seine Gedanken, seine Erinnerungen, verknüpften sich und bildeten Strukturen. Das war der Grund weswegen er sich dieses Verhalten angeeignet hatte, denn nichts tat er ohne Grund. Er selbst fühlte kaum etwas, oftmals fiel es ihm daher auch schwer, genau zu verstehen, was die Menschen antrieb. Doch er beobachtete, erstellte seine eigenen Statistiken und näherte sich der menschlichen Psyche empirisch. Manchmal jedoch irrte er, doch sehr oft auch sah er mehr als andere, denn er begriff schnell wie ein Mensch funktionierte. Umso mehr faszinierten ihn all jene, bei denen er es nicht verstand und starke Emotionen zogen ihn an wie das Licht die Motten.

Seine Schritte führten ihn nun geradewegs auf das Bordell zu. Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen, noch erhellten ihre letzten Strahlen die Straßen und tauchten sie in unwirkliches Licht.
Er hatte tatsächlich, seit er hierher gekommen war begonnen, diese Art der körpernahem Dienstleistung ausgiebig zu nutzen. Er war es müde, seine Fertigkeit dazu zu nutzen, die Damenwelt zu verführen vor allem weil er hatte lernen müssen, wie schnell sich dies verselbstständigte, außer Kontrolle geriet und kompliziert wurde. Es war nun auch kein Spiel mehr, dass er gerne spielte, er hatte sich zu verschlossen. Hätte ihn jemand zur Rede gestellt, der ihn noch vor mehr als einem Jahr gekannt hätte, Leonid zum Beispiel, er hätte sicher eine vollkommen rationale Erklärung gefunden, doch Leonid war nicht hier, und wahrscheinlich hätte sogar er erkannt, dass sein ehemaliger Kollege wohl tief verletzt worden war, und deswegen den letzten Rest Menschlichkeit ausgemerzt hatte.
Vajdán selbst sah nur die pragmatischen Gründe.
Bordelle waren einfach und leicht zu handhaben. Keine persönlichen Verstrickungen, man bezahlte und damit dar die Sache abgegolten. Keine Bindung, keine Emotion. Gut, eine Schwierigkeit gab es, denn er merkte es und mochte es gar nicht, wenn man ihm etwas vorspielte, denn was die meisten der Damen nicht begriffen war, dass es ihm bei alle dem nicht um seine eigen körperliche Abfertigung ging, sondern, dass er seine Befriedigung aus der Spiegelung der Emotionen der Frau zog, daher hatte er in Oxenfurt schnell die guten von den schlechten Etablissements separiert. Er hatte ein paar Damen gefunden, die sich auf seine Forderungen eingelassen hatten und es auch nie bereuten. Weder monetär noch was die Dienstleitung selbst anging.
Auch wenn er eine gute Lösung gefunden hatte, blieb er aufgeschlossen.

Vielleicht war in seinem Inneren nicht alles verloren, denn immer wieder trieb ihn auch die Neugier an. Und so führten seine Schritte ihn zur Feuerlilie.
Vielleicht gehörte er zu den wenigen, die einen verborgenen Scherz dahinter sahen.
Ausgerechnet eine Anlehnung an den Namen des keuschen Ritterordens trug das Bordell. Umso mehr zog es ihn an.
Vor dem Eingang wurde er bereits von zwei leichten Damen begrüßt, sie trugen nur knappe Höschen, Reiterstiefel und Korsette, die nur das nötigste verhüllten und die Vorzüge hervorhoben, doch tatsächlich sprang er kaum auf solche Reize an, auch wenn er seinen Blick, und das war lediglich eine antrainierte Geste, lange genug auf der Auslage verweilte, um Interesse zu signalisieren.
Aber keine von beiden genügte seinen hohen Ansprüchen.

Er war großgewachsen, schlank, seine helle Haut und die Haare waren von der Farbe wie Sand. Er trug sie mittlerweile etwas länger, aber am Hinterkopf zu einem sauberen Zopf gebunden, den Bart kurz und sauber gestutzt. Seine hellen eisblauen Augen suchten immer wach die Umgebung ab und ihnen schien kaum etwas zu entgehen. Dabei bewegte er sich ruhig und bewusst, jeder Schritt wirkte bei ihm einstudiert, denn gewissermaßen war er es. Er beobachtete die Menschen, imitierte ihre Gestik und Mimik. Manchen schien sein Lächeln wohl aufgesetzt, doch nur jenen, die genauer hinsahen, einen flüchtigen Blick konnte er immer überzeugen.
Er selbst neigte kaum zu Körpergeruch, statt dessen umgab ihn immer ein Duft von seltenen Gewürzen, Pfeffer und Sandelholz. Auch ein Teil seines unglücklichen Erbes, ebenso wie seine ansonsten ebenmäßigen Gesichtszüge.
Man hätte ihn für einen Elfen halten können, allerdings zeigte er nicht die für dieses Volk typische eher dreieckige Schädelform, und seine Ohren waren auch nicht andeutungsweise spitz, doch für einen Mischling konnte man ihn durchaus halten. Er hatte selten etwas unternommen um das richtig zu stellen, außer damals als er seinen Dienst angetreten hatte, da musste er möglichst nachhaltig belegen, dass er ein Mensch war und gedachte die Ordnung der Menschen aufrecht zu erhalten. Dazu hatte all seinen unmenschlichen Talente eingesetzt und konnte überzeugen.
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Der riesige weiße Wolfshund folgte seinem Herrn. Und dem Hund folgte ebenfalls jemand.
Jemand huschte hinter ihm her, flitze von Schatten zu Schatten, beobachtete das Aussehen und die Bewegungen des Tieres ganz genau. Ein Zuschauer hätte sie für seltsam, vielleicht auch für irre gehalten, denn das hagere Mädchen in den zerrissenen, fleckigen Kleidern war regelrecht auf das Tier fixiert. Wenn der Hund an etwas schnupperte, zog auch sie die Nase kraus. Wenn das Tier sich umsah, ahmte sie die Bewegungen ansatzweise nach, achtete aber darauf, nicht gesehen zu werden bei ihrer seltsamen Überwachung.
Das Herrchen steuerte auf eines der Häuser zu, an den ihr Bruder….es war schwer die Erinnerungen aus ihren Gefühlen heraus zu halten. Er steuerte also auf eines der Häuser zu, an denen der Bruder des Mädchens das sie verkörperte sie hatte verkaufen wollen. Da durfte das Tier sicher nicht rein.
Vielleicht ergab sich da sogar die Gelegenheit, das Tier zu streicheln, wenn es dies zuließ.
Sindra war so gespannt und aufgeregt. Ihr Herr würde sich bestimmt freuen.
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Vajdan Jaromer
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Ehe Vajdán eintrat sah er aus den Augenwinkeln eine Bewegung, die ihn innehalten ließ. Es war nicht nur Faro, er hatte ja erwartet, dass der ihn irgendwann einholen würde, es war vielmehr das Mädchen, dass den großen Hund zu verfolgen und... nachzuahmen schien.
Das war, was ihn schließlich Innehalten ließ.
Faro, der Wachhund dazu trainiert magische Wesen, vor allem Fae aufzuspüren, schien sich an ihrem Verhalten nicht im geringsten zu stören. Er reagierte noch weniger auf sie als wäre sie ein Kind, das spielen wollte. Menschen behandelte er mit Geduld, und die merkte man ihm auch an. Seine Haltung, wie er die Ohren drehte und die Rute still hielt zeigte Aufmerksamkeit. Er knurrte nicht, nicht bei Menschen, in diesem Regungen war er sehr sparsam, aber er beobachtete. Und dieses Mädchen schien er zu akzeptieren als wäre es ein Welpe, als wäre es seinesgleichen.
Deshalb blieb Vajdán im Eingang stehen, drehte noch einmal um und wartete bis Faro beim ihm war, sich vor ihn hinsetzte und ihn aufmerksam musterte.
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„Hallo!“ Das Mädchen hob die Hand und Grüßte den Menschenmann mit dem stechenden Blick auf eine völlig unbedarfte Art. „Ist das eurer? Darf ich ihn streicheln?“
Sie wirkte in ihrer zerrissenen Kleidung nicht nur ungefährlich, sie wirkte durch ihr Benehmen auch so, als wären nicht alle Kerzen im Leuchter an. Ob dies nun den Tatsachen entsprach?

Der Doppler indes war nervös. Das war also das Herrchen. Beeindruckende Gestalt. Ob es ihn sich genauer ansehen sollte? Und das Gebäude hinter ihm….das war also ein Bordell? Hier konnte man körperliche Liebe kaufen? Wer so etwas wohl tat? Menschenmädchen? Jungs? Anderlinge?
Ob sie Spaß dabei verspürten? Mit dem Hexer hatte es spaß gemacht. Viel Spaß. Und oft.
Ob Hexer Bordelle aufsuchten? Zu gern hätte sie die „Angestellten“ dort genauer angesehen. Noch genauer genau gesagt.
Sie lächelte Vajdan verlegen an und versuche so unbedarft wie möglich zu erscheinen.
Sei schlau, stell dich dumm.
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Vajdan Jaromer
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"Sein Name ist Faro, und er wird es selbst entscheiden, wer ihn berührt und wer nicht."
Tatsächlich schien der große Hund aber entspannt. Er schnupperte in Richtung des Mädchens und blieb am Boden liegen, machte keine Anstalten ihr auszuweichen, zu knurren oder zu schnappen.
Vajdán beobachtete ihn dabei aufmerksam, ihn und das Mädchen.
Sie war kein Kind mehr, eigentlich schon eine junge Frau, betrachtete man ihren Körper. Aber ihr Benehmen sprach dafür, dass sie nicht besonders hell war. Wie sie das Bordell hinter ihm musterte mit einem merkwürdig kindlichem Interesse... und das bei einem Bordell...
Dabei war ihr Kleid zerrissen und dreckig, anders konnte man es beschreiben. Sowohl sie als auch das Kleid alleine mussten mehrmals im Dreck gelegen haben, dazu der zerrissene Träger... Ihre blasse Haut, ihre magere Statur... Und sie lief barfuß ohne sich viel dabei zu denken.
Hätte er nicht gesehen gehabt, wie sie Faro gefolgt war, er hätte vielleicht sogar vermutet, sie könne zum Personal gehören, auch wenn es in seinen Augen irgendwie widerwärtig wäre, so ein junges Ding anzubieten. Sie allerdings war durch die Straße gekommen.
Dem Ermittler brannten sofort eine Menge Fragen auf der Zunge, doch er ging ruhig und bedacht heran. Er war alles andere als ein Heißsporn. Niemand hätte ihn so genannt, im Gegenteil, also beobachtete er zunächst nur.
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