Dörfliche Gegend

Der Landstrich im Pontar Delta und südlich von Nowigrad wird 'Grashügel' genannt, diese grenzen an Graufeld, bereits ein Teil von Velen.
Südöstlich des Pontar liegen die Sturmfelder.
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Rolan Igorov
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Er ließ sich Zeit und genoss das Bad in dem lauwarmen Wasser. Obwohl er die Wärme nicht spürte und das Wasser brackig war, suggerierte sein untoter Körper ihm, dass es ihm gut tat, den Dreck, Schweiß und das Blut fort zu waschen, die sich so lange schon darauf abgesetzt hatten. Ab und an hob er den Blick zu Aris herauf, um zu beobachten, was sie dort tat. Sie hatte es sich gemütlich gemacht und schaute ihm ungeniert bei der Körperpflege zu. Sollte sie doch! Vielleicht würde er ja später ein wenig für sie posieren. Mal schauen, ob das ein wenig Rot auf ihre Wangen zaubern konnte. Viel wichtiger war aber, dass der blöde Vogel nicht wieder mutig wurde. Intelligent, wie eine Siebenjährige. Das kam hin. Ebenso nervig, gruselig und gefährlich, wie dieses dämonische Kind von zuvor, war er auf alle Fälle.

"Ich habe nie darum gebeten, Freund oder Feind von dem Mistvieh zu sein. Und mal abgesehen davon hat er angefangen!"
Zugegeben, das klang nun ein wenig kindisch, aber wenn der Rabe sein Fleisch wollte, würde er in Zukunft Federn dafür lassen! Seelenseher! Pah! Er spuckte bei diesem Gedanken aus, wobei fast nur trockene Luft zu Tage kam. Er musste ganz dringend etwas trinken. Am besten einen doppelten Doppelten! Was sollte er darauf schon antworten? Rabe und Nekromantin passte so gut zusammen, wie Arsch und Eimer oder Speck und Ei. Und auf ihre Neckerei, dass er soviel Angst vor einem Vogel habe, ging er gar nicht weiter ein. Vielleicht würde er sich eines Tages mal einen abgerichteten Jagdfalken besorgen. Mal schauen, wieviel Angst IHR DIESER Vogel dann machte!

Er hielt in seinen Bewegungen inne und schaute mit einer erhobenen Augenbraue zu ihr herauf, als sie ihn nun 'Junge' nannte. Hach, wie erwachsen!
"Ich würde ja goldig sagen, aber dafür trägst du zuviel 'Silber' auf dem Kopf,..."
Dieses Mal verkniff er sich das 'Mädchen' und packte es stattdessen in eine andere Verpackung.
"Für mich bist du halt ein Mädchen. Ich bin deutlich älter, als du. Wie jung bist du überhaupt? Sechzehn? Siebzehn?!"
Das war nicht einmal als abwertender Kommentar gedacht. Er konnte ihr Alter wirklich nicht abschätzen. Sie war klein, zierlich, flachbrüstig. Entweder war sie noch irrsinnig jung, oder eine dieser Liliputanerinnen. Menschen, die nicht größer, als Gnome wurden und immer wie Kinder aussahen. Würde zu ihrem Beruf jedenfalls passen. Immer noch eine Schippe drauflegen, was den Gruselfaktor anging.

Rolan senkte den Blick wieder und nutzte das nasse, ausgewrungene Hemd als Waschlappen, um es langsam über seine blasse, aber im Lichtschein golden glänzende Brust fahren zu lassen. Leise murmelte er vor sich hin, so dass Aris es nur gerade eben so verstehen konnte.
"Alle Macht der Welt bringt einem einen Scheiß, wenn das Schicksal es anders mit einem vorgesehen hat. Oder wenn deine eigentlichen Freunde dein Vertrauen ausnutzen, um dir diese Macht zu nehmen."
Mit diesen Worten schlurfte er aus dem Wasser heraus wieder ans Ufer. Da er keine Schuhe hatte, musste er auch nicht auf den Schlamm dort achten. Und wenn der Nekromantin ein blasser, blanker Hintern gefiel, dann sollte sie eben mit dem Anblick glücklich werden. Wieder im Trockenen streifte er Hose und Hemd über und suchte in den umliegenden Büschen nach dünnen Ästen und Ranken, die er zusammenbinden und als provisorische Gürtel nutzen konnte, die seine Kleidung etwas zurecht rücken konnten, damit sie nicht bauschig wie die eines Ogers an ihm herab hing. Als er damit fertig war, ging er auf seine neue 'Herrin' zu, behielt aber einen wachsamen Blick nach oben gerichtet. Den Knüppel hatte er mitgebracht und schlug ihn immer wieder probeweise in die Handfläche einer Hand.

Erneut überraschte Aris ihn allerdings. Sie interessierte sich für Tamás? Hieß das, sie wollte ihm etwas entgegen kommen und ihn zuerst suchen gehen? Damit konnte er leben,... naja,... untot vegetieren. Wenn sie das beabsichtigte, tat das einiges, um sein Vertrauen in sie zu bestärken. Eine Hand wäscht die andere und wenn sie den ersten Schritt machte,... vielleicht als eine Art Entschuldigung? Rolan war durchaus stur und stolz und wusste nur zu gut, wie schwer es war, sich bei jemandem zu entschuldigen. Wenn man es indirekt mit einer scheinbar unbedeutenden Geste tun konnte, dann war das durchaus eine erstrebenswerte Sache.
Er blieb am Fuß der Trauerweide stehen, auf der es Aris sich bequem gemacht hatte. Mit erzwungen freundlichem Blick schaute er zu ihr hinauf. Ein Mundwinkel hob sich sogar zu so etwas Ähnlichem, wie einem Lächeln. Und da sollte nochmal jemand sagen, Rolan Igorov hatte kein Gespür für Diplomatie!
"Hmm, das nächste Dorf von hier ist Yantra, wenn ich mich noch richtig erinnere. Tamás hatte etwas davon gesagt, nach den Überfällen um dieses Dorf herum, eine alte Schmugglerhöhle westlich von hier aufzusuchen und dort die Beute aufzuteilen. Von ihrem Eingang am Wasser aus, soll man die Tempelinsel der großen Stadt sehen können."
Er biss sich hart auf die Lippe und spuckte ein leises, zischendes 'Verdammt!' heraus, was nicht für die Ohren der Nekromantin beabsichtigt gewesen war. Jetzt hatte er doch verraten, dass sie Banditen und keine Söldner mehr gewesen waren.
"Aber so gerne ich den Hurensohn auch holen gehen würde,... ich brauche bessere Kleidung. Mehr Schutz. Stiefel. Und ein Schwert. Wir brauchen Verpflegung. Und, und, und. Hast du soviel Geld, Aris? Ich kann die Kleidung wieder abwerfen und du kannst versuchen, einem nackten Mann in die Tasche zu greifen."
Er lächelte wieder, diesmal ein wenig anzühlich, dank dieser Vorstellung.
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Aris Moriturus
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Die Nekromantin neigte den Kopf seitlich und musterte den immer fortwährend murrenden Rolan. Er wurde wohl niemals müde, sich zu beschweren.
„Otto ist ein Tier. Du ein Mensch.solltest du nicht der klügere von euch beiden sein?“
Sie hob die geschwungenen Augenbrauen .
Der Rabe hatte also laut Rolan angefangen. Aha. Irgendwie kam sie sich wie die Mutter zwischen zwei quengelnden und streitenden Geschwistern vor.

Aris verengte die Augen, als er seine Schätzung zu ihrem Alter zum Besten gab. Natürlich war es wenig schmeichelhaft..Jünger geschätzt wollten nur die Alten werden. „25! Und wie alt bist du? 80?“

sie glitt in einer fließenden Bewegung von Baum und trank einen Schluck aus ihrem Wasserschlauch, ehe sie den ledernen Rucksack wieder schulterte und in einigem Abstand darauf wartete, dass Igor endlich mit der Wascharie fertig wurde. Amüsiert über ihre Gedanken, begann sie kurz zu Schmunzeln, doch das legte sich schnell wieder. Ihr Untoter kam derweil richtig ins Plaudern und verriet , wohl mehr zufällig, als aus bloßer Absicht, dass das Wort Söldner wohl schlussendlich nicht zu dem passte, was er kurz vor seinem Tode getan hatte. Ihre Augen verengten sich erneut, als sie zu Rolan aufsah. Er hatte sich zu ihr gesellt, das Plappermaul. „Soso…. Ein Dieb also.“
sie hatte ihn einfach nicht genug überprüft. Nicht genau hingesehen, ehe sie ihn wieder unter die Lebenden katapultiert hatte. Zu früh zugegriffen. Voller Euphorie darüber, jemanden gefunden zu haben, der sich bestimmt zu wehren wusste. Der Tote Bäcker kam ihr plötzlich wie ein Hauptgewinn vor.
Das hatte sie jetzt davon. Einen Dieb. Ein Grossmaul. Aufgeknüpft von den eigenen Männern. Sicher nicht ohne Grund. Vielleicht konnten sie sein Gemurre ja nicht mehr ertragen und hatten ihn auf diese Weise verstummen lassen. Wenn er jetzt noch ungeschickt im Kampf war und deswegen so zernarbt aussah, würde sie los schreien vor Frust.
„NOCH habe ich kein Geld. Aber…“ sie zwinkerte nun verschwörerisch, „Du sagtest etwas von einer Schmugglerhöhle nahe Yantra. Na dann. Bei Fuß Igor.“ sie klopfte sich auf den Oberschenkel und begann, loszulaufen, seinen Spitznamen nun endlich nutzend. Sonst wäre sie wohl geplatzt.
Natürlich holte Igor sie bald ein. Er war nicht begeistert von ihrer Idee, doch Aris hielt den Blick auf die Straße heftetet und ignorierte seinen Redeschwall, bis sie diesen harsch mit erhobenen Zeigefinger unterbrach. „du scheinst ja sehr erpicht darauf zu sein, meine Hände an deiner nackten Haut zu spüren, was? Dafür, dass ich in deinen Augen erst Sechzehn sein soll? Hm?!“ sie warf sich das Weiße Haar über eine Schulter und reckte das Näschen in die Luft, dann stemmte sie die Hände in die Hüften. „Hast du eine bessere Idee? Wie zum Beispiel …hmmmm …jemanden zu bestehlen? So als alter Dieb, Bandit, was auch immer du warst? Nun krame mal nach deinem Ehrgefühl und vor allem, such deine Eier.“
Ein Krächzen ließ Rolan zusammen Zucken und mit seinem Stock rum wedeln. Aris lachte leise, als sie in den Himmel sah, verlangsamte ihren Schritt allerdings nicht. „Er folgt uns doch nur und wollte uns das wissen lassen. Er kann Feinde und Hindernisse viel früher als wir wahrnehmen und uns warnen.“ nur wehren konnte er sich nicht für sie. „Du wirst noch mit ihm reden lernen.“
Sofern er willens war. „Und wenn dieser Tamás oder andere Leute von dir bei dieser Höhle sind, reicht ein Anblick auf dich, den Geist Rolans und sie werden von selbst Reisaus nehmen.“
Die Menschen waren so abergläubisch und die traumatischen Begegnungen mit den Wesen allerlei Art, machte das nicht besser. Doch es konnte jetzt und hier ein Vorteil für sie sein. „Natürlich müsstest du ein wenig Schauspielern. Und ich werde dich vorab etwas geschmeidiger laufen lassen. Wenn ich geruht und ausreichend gegessen habe. Es wird bald dunkel. Wir sollten uns ohnehin eine Unterkunft suchen oder eben im Wald schlafen.“ und da Rolan nicht schlafen musste, würde sie es nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder tun können.
Erneut krächzte Otto. Es klang nun schon näher. Diesesmal suchten nur die Augen Rolans den Himmel ab. „Um deinen tamás kümmern wir uns persönlich erst nach dem Fund der drei Bücher. Das ist immerhin die Abmachung.“ sie tippte sich, zufrieden mit sich selbst, auf die Nasenspitze.
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Rolan Igorov
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Rolan verschränkte die Arme vor der Brust und rollte mit den Augen, als sie erneut einen 'weisen' Spruch nach dem anderen zum Besten gab, die wohl geradezu aus einer Fibel für Kinder oder werdende Mütter kamen. Allerdings überraschte ihn ihr genanntes Alter. 25?! War was mit seinen Augen oder stimmte mit ihrem Äußeren etwas nicht?
"Kommt drauf an, wie lange ich am Baum hing, schätze ich." grummelte er, seufzte dann aber und nannte sein eigenes Alter, welches gar nicht mehr so weit von dem ihren entfernt war.
"31,... und gut abgehangen,..."

Wie ein guter Schinken dachte er und wieder leckte er sich über die spröden, trockenen Lippen, als er das salzige Fleisch vor dem inneren Auge hatte. Nicht vor Hunger, sondern vor Durst. Seine Kehle fühlte sich an, als hätte er gerade erst ein riesiges Stück verputzt. Dementsprechend sehnsüchtig fiel sein Blick auch auf den Wasserschlauch und die kleinen tropfenförmigen Flüssigkeitsperlen, die der Nekromantin am Kinn herab liefen und zu Boden fielen. Verdammt! Er würde sie NICHT fragen! Konnte er das brackige Teichwasser trinken? Konnte ein Untoter krank werden? Würde er sich davon übergeben müssen und im Grunde alles nur schlimmer machen? Nochmals verdammt! Er war doch kein Gelehrter!

Er schaute ihr nach, als sie sich vom Baum herab und an ihm vorbei drängte, ohne darauf zu achten, ob er ihr folgen würde. Verärgert biss er die Zähne zusammen und stapfte durch den Matsch, nahe des Ufers, hinter ihr her. Aufgrund der zu hohen Entfernung zu ihr wieder zusammenzuklappen, wäre wohl noch peinlicher. Aber wie sie ihn rief! Oh, diese Göre! Igor hatte man ihn schon öfter genannt. Vor allem, wenn er wieder einmal, trotz einer fast tödlichen Verletzung, sein Feldlager wieder auf eigenen Beinen verlassen hatte.
"Bekomm' das endlich in deinen Kopf, Frau! Ich bin nicht dein Sklave! Und schon gar nicht dein Hündchen!"
Alles in ihm drängte darauf, sie an der Schulter zu packen und durch zu schütteln. Trotz seiner hakeligen Bewegungen hatte er weit genug dafür aufgeholt, doch hob er stattdessen den Blick an und war bereit, mit dem Vogel Schlagball zu spielen, der sein Frauchen dann wohl verteidigen würde.
"Und wir WAREN Söldner. Die einfach zuviel Pech hatten und zum Überleben gezwungen waren,..."
Er ließ den Rest des Satzes offen. In dieser Welt scherten solche Schicksale doch eh niemanden.
"Tamás hat das Regiment,..."
Ein spöttisches Schnauben kam durch seine Nase bei diesem Wort.
"Am Ende war es nur noch ein Grüppchen. Jedenfalls war er kein guter Anführer. Und er hat am Ende Dinge von uns verlangt,... sagen wir einmal, meine Weigerung, von den Armen zu stehlen oder zuviel Gewalt anzuwenden, hat ihn erst dazu gebracht, mir zu misstrauen und mich am Ende zu verraten."

Er machte eine wegwerfende Bewegung mit der freien Hand.
"Warum erzähle ich dir das überhaupt? Du hast doch eh bereits deine Meinung über mich in Stein gemeisselt. Dass ich aus meiner Sicht lebe und denke und zu gewissen Teilen noch fühle, ist dir doch völlig egal, oder? Für dich bin ich nur ein Werkzeug."
Wieder schnaubte er und zusammen mit seinen seltsam anmutenden Bewegungen musste er wohl wie ein Ochse auf der Weide wirken, dachte er verärgert. Wenn Aris genug ihrer Kräfte zurück erlangt hatte, konnte sie ihm also auch mehr Kraft verleihen, so dass er geschmeidiger gehen konnte? Welch abartiger Gedanke, dermaßen von dieser Frau abhängig zu sein!

Rolan holte tief Luft und versuchte sich zu beruhigen, damit seine folgenden Worte nicht wie eine seiner Tiraden herüberkommen würden. Er musste dieser jungen Frau wirklich ins Gewissen reden. Sie hatte keine Ahnung, was sie da wirklich vor hatte, oder?
"Aris,..." begann er möglichst gelassen.
"Vorsicht hat nichts mit Angst zu tun. Glaubst Du ich hätte in meinem,... Berufszweig länger, als ein paar Wochen überlebt, wenn ich nicht vorsichtig gewesen wäre? Entweder bist du einfach nur naiv, völlig unbewaffnet, bis auf einen Bluff, in eine Banditenhöhle zu spazieren, oder du bist es einfach schon zu sehr gewohnt, herz- und seelenlos deine Leichen zu beschwören und sie zu 'verbrauchen'."
Jetzt hinkte er neben ihr her und schüttelte langsam den Kopf. Es wurde wirklich bereits dunkel. Das Licht der Sonne war tiefgolden und an manchen Stellen sogar schon rot, wo der Feuerball bereits den Horizont berührte. Musste er selbst noch schlafen? Wollte er schlafen? Wäre der Schlaf so schön, wie tot zu sein? Fragen über Fragen!
"Wenn sich Tamás mit der Truppe dort befindet, dann müssen wir uns auch direkt um ihn kümmern. Ist doch nur logisch. Aber dein Bluff wird nicht funktionieren, Mä,... Aris. Sie werden einfach nur denken, dass ich entkommen bin oder dass mein Strick gerissen sei."
Ein mahnender Seitenblick von ihm, danach hielten seine Augen zugleich Ausschau nach dem Vogel und einem potentiellen Lagerplatz.
"Und wenn die Vorstellung deiner Hände auf meiner Haut schon Ekel erzeugt, dann denk mal darüber nach, was die Hände von sieben gewissenlosen Banditen mit dir und deiner zarten Haut machen werden, wenn sie mich erst überwältigt haben."

Er streckte den Arm mit dem Knüppel in eine Richtung schräg zur Linken. Eine weitläufige Lichtung mit einem kleinen Hügel in ihrer Mitte, auf dem sich einige vereinzelte Bäume dem Himmel entgegen streckten.
"Dort! Das ist ein geeigneter Lagerplatz. Erhöht, gut zu verteidigen und weit nach außen einsehbar."
Sein antrainierter, taktischer Verstand eines Söldners funktionierte noch gut. Wobei er früher viel bessere Sicht gehabt hatte und diesen Platz bestimmt aus viel weiterer Entfernung schon gesehen hätte. Noch waren Teile seines Blickfeldes verschwommen und überhaupt war seine Peripherie noch eingeschränkt. Allein das würde in einem Kampf zu einem großen Nachteil werden.
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Aris Moriturus
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31 Jahre alt also. Aris nahm diese Information auf und speicherte sie ab. Na wenigstens nannte er sie jetzt nicht mehr Mädchen und hatte sich zu dem Wort „frau“ vorgekämpft.

„Ich heiße Aris. Sprich es mir nach: A- ris!“
doch als sie gerade wieder nur gegen halten wollte, wie es seit der ersten Sekunde bei ihr und Rolan so Manier war, entdeckte sie seine spröden Lippen….
Trank ein Untoter? Aß er? So genau wusste sie das auch nicht. Ihre Beschwörung war ein Zufallserfolg gewesen. Und ohne ihre Bücher wusste sie nicht mehr, als die simplen Grundlagen. Wie es sich mit einen Untoten verhielt, der einen begleitete…galt es also erst herauszufinden. Aris reichte ihm also den Trinkschlauch. Kurz wartete er, taxierte sie, als wolle sie ihn mit purem Gift füttern. Was natürlich in seiner Situation keinen Sinn machte . So ging das eine Weile. Seine Augen huschten zwischen ihr und dem dargebotenen Wasser hin und her. Dann grabschte er ihr den Schlauch grob aus der Hand. und während er in großen Zügen das darin enthaltene Wasser hinab schluckte, überlegte sie, ob sie ihm die Wahrheit, oder einen Teil davon, sagen sollte. Ehe er falsche Hoffnungen in sie setze.
Ihre Augenbrauen glitten in Richtung ihres weißblonden Haaransatzes. „Ach… DU hast etwas gegen ZU VIEL Gewalt?“ kaum zu glauben, so energisch, wie er sich vor ihr aufgebaut hatte. „interessant, wo ziehst du denn die Linie? Was ist zu viel?“
Doch Igor war schon dabei, eine wegwerfende Handbewegung zu machen. Er hatte nicht viel für sie übrig und umgekehrt glaubte er, er sei ihr ganz egal. So sollte es sein. So wollte sie es. Und doch war es nicht so. Aris betrachtete ihn eine Weile. Ihr Interesse daran, wer er war, fußte natürlich darauf, dass sie endlich ihre Gabe zu kontrollieren vermochte und sie für sich nutzen konnte. Dass er seinen eigenständigen Charakter und sein Denkvermögen dabei nicht eingebüßt hatte, war ganz erstaunlich und nichts, womit sie gerechnet hatte. „Warte..du bist nicht nur ein Werkzeug. Naja du hattest es sein sollen. Ich ..hab vor dir niemals einen Toten erfolgreich beschworen.“ sie presste die Kiefer aufeinander, als sie sah; wie Rolan dämmerte, dass er es mit einer blutigen Anfängerin zu tun hatte. Schnell hob sie abwehrend die Hände. „Aber ich werde besser und haben wir erst die Bücher naja…da drin steht eine Menge über Nekromantie..“ noch immer starrte er sie fassungslos an. „Ich dachte du wärst mir…höriger? Du warst dazu gedacht, mich zu beschützen! Und nur dazu! Dass du jetzt so sehr DU bist mit deinem Denkvermögen und allem..das kommt auch für mich überraschend..“ die Nekromantin seufzte und fasste sich mit den Fingerspitzen beider Hände an die Schläfen, hinter denen es dumpf pochte.
„Ich verbrauche keine Leichen. Stell dir vor, auch Nekromanten wie ich haben Anstand.“ sie ließ die Finger sinken und schaute zum Himmel, in dem Otto als schwarzer Punkt im dunkler werdenden blau kreiste. Es wurde spät. Zeit, sich zu verstecken. „Ich wusste nicht, dass du Durst empfinden kannst. Wie ist es mit Hunger? Bist du müde? Du könntest mir ja vielleicht alles sagen, was du so …brauchst und empfindest.“ dann wäre auch sie schlauer. Fürs nächste Mal. An Rolan beruhigte sie, dass er so sehr er selbst war. Es bedeutete, dass sie auch das Wesen ihrer Mutter retten konnte, wenn alles gut ging.
Aris schnaubte und ging mit gereckter Nase an Rolan vorbei auf den Hügel zu, den er ihr als Nachtlager wies. „Was weißt du schon, wie ich sieben paar Männerhände auf mir finden würde hm?“ natürlich war ihr die Vorstellung ein Graus. Doch sie war nicht bereit, das zuzugeben.
„Dann lass hören, wie du an Geld kommen willst. Ich verkaufe mich nicht und ich schwinge ungern ein Tanzbein. Singen kann ich auch nicht. Bleibt nur ehrliche harte Arbeit auf einem der Gehöfte oder Schankstuben. Oder eben Diebstahl.“ andere Optionen sah sie nicht, wenn er die Möglichkeit in der Räuberhöhle einzumarschieren, in den Wind schlug.
„Vielleicht ist dort auch niemand: wir sollten das wenigstens mal prüfen. Otto kann uns dazu sicher etwas berichten, wenn er in der Luft ist.“
Oben auf dem Platz der Rast angekommen, flatterte auch Otto herab. Kurz fauchte er zu Rolan rüber und warnte ihn noch einmal mit klappernden Schnabel, ehe er es sich bei Aris auf der Schulter gemütlich machte.

Diese hatte begonnen, trockene Äste und Laub zusammen zu sammeln und sie mit einem Kreis aus Steinen zu begrenzen. Ihre flinken und sicheren Bewegungen ließen erahnen, dass sie ihr Handwerk beherrschte und dies nicht ihr erstes Feuer war. Trotz der Wärme des Tages, durch die Sonne gespendet, wurde es nachts merklich kühl. An Schlaf war dann nicht zu denken. Sie rieb einen Feuerstein, den sie aus dem Rucksack zog über ihr mit sich geführtes Messer. Solange bis Funken stoben. Dann pustete sie ihre Atemluft in ihr Konstrukt. Nicht lange und es rauchte, ehe kleine Flammen züngelten. Schnell fütterte sie ihr Feuerchen mit weiterem Holz, bis es groß genug brannte, um sie zuverlässig zu wärmen.

„Fein. Du hältst Wache. Ich muss schlafen. Sonst wird es nichts mit deiner Geschmeidigkeit.“ mit einem seufzen der Erschöpfung sank sie zu Boden und legte sich auf die Seite, den Arm unter sich unter ihren Kopf angewinkelt, als Kissenersatz. Kurz noch betrachtete sie Igor aus müden ,kleiner werdenden Augen.
„Ich wusste es nicht,“ murmelte sie schläfrig. „
Wie sehr du das hier nicht willst. Hätte ich es gewusst…“ sie schwieg einen Moment. „ich hab so Angst gehabt vor der Nacht. Ich wollte nur, dass es endet.“ dann verschlang sie der Schlaf ohne Gnade.
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Rolan Igorov
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Er bedankte sich sogar leise für das Wasser, bevor er ihr den Schlauch zurück gab. Rolan Igorov mochte ein Bauer, Tunichtgut und vielleicht sogar ein Bandit sein. Aber er war kein Barbar!
Das Wasser hatte ihm sofort gut getan und sein Rachen fühlte sich nicht mehr so an, wie Pergament, welches in Flammen stand. Dennoch war dies nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Am liebsten hätte er den ganzen Schlauch in sich hinein geschüttet. Und zehn weitere Behältnisse gleich noch hinterher. Aber fürs Erste reichten ihm diese wenigen Schlucke.

Er senkte den Blick auf seine dreckigen Zehen, als er sich an die Grenze erinnerte, die er zwar gesetzt, aber auch viel zu oft überschritten hatte. Aus Hunger. Aus Durst. Aus Herdentrieb.
"Einem armen Menschen noch sein letztes Hemd zu stehlen. Gewalt auszuüben, weil man sich daran erfreut. Über den Schmerz oder die Macht,... einerlei. Kinder sind Tabu. Unbewaffnete sowieso."
Er zuckte mit den Schultern.
"Manchmal geht man einen Weg, ohne ihn gehen zu wollen. Weil man keine Abzweigung auf ihm findet. Und komm' mir jetzt nicht mit 'aber Gewalt gegen Frauen ist okay?' Eine Frau kann mit einer Waffe ebenso gefährlich sein, wie ein Mann. Oftmals sogar gefährlicher, wenn sie trainiert ist. Auf den Schlachtfeldern dieser Welt habe ich schon Dinge gesehen,..."
Weiter erzählte er nicht. Er hatte das Gefühl, seine Begleiterin verstand, was er sagen wollte.
"Und ich weiß nicht, wie gern du sieben Paar Männerhände auf dir spüren möchtest. Nicht einmal die schmutzigste Dirne, die ich je getroffen habe, wäre von dieser Aussicht begeistert, selbst wenn man ihr einen Wochenlohn dafür böte. Solltest du so etwas genießen, wäre das nur noch ein weiterer Grund, möglichst schnell, möglichst weit von dir fort zu kommen, da das eine Menge über deinen Charakter aussagen würde."
Ein Mundwinkel hob sich leicht und seine Stimme wurde ein wenig besänftigender.
"Aber falls es dich beruhigt,... ich glaube nicht, dass du DIESE Art von Frau bist."

Dann fiel Rolan beinahe aus allen Wolken, als sie offen zugab, gar nicht so richtig gewusst zu haben, was sie bei seiner Wiederbelebung getan hatte. Er war also nur eine Art Experiment? Und ein fehlgeschlagenes noch dazu? Das wurde ja alles immer besser! Wie konnte er sich jetzt noch sicher sein, dass sie ihren Teil der Abmachung einhalten würde? Einhalten KONNTE?!
Oh, er wollte ihr so viele hässliche Dinge ins Gesicht spucken. Aber was würde das schon bringen? Sie saßen nun beide im gleichen Boot. Und es schwankte bereits beachtlich. Sich noch mehr darin herum zu winden, würde sie bald untergehen lassen.
Also tat er das, was er seit dem Zusammentreffen mit der Nekromantin gefühlsmäßig schon tausend Mal gemacht hatte. Er holte tief Luft und schluckte seinen Zorn für den Moment. Trotzdem waren seine Antworten nicht gerade gesprächig, sondern nur kurz und knapp.
"Durst! Irrsinniger Durst. Kein Hunger. Kein Schmerz. Keine Hitze oder Kälte. Eingeschränkte Sicht. Langsamer Herzschlag. Träger Blutfluss. Keine Müdigkeit, soweit ich es bisher beurteilen kann."
Wieder zuckte er mit den Schultern.
"Mehr weiß ich auch noch nicht. Ich halte dich auf dem Laufenden."
Eine Weile schwiegen sie beide, bevor sich Rolan zu der weiteren Planung äußerte.
"Hör' mal,... ich weiß auch nicht auf alles eine Antwort. Ich weiß nur, dass wir es nicht so einfach mit sieben hartgesottenen und gewissenlosen Banditen aufnehmen können. Wenn der Vogel meint, die Höhle sei leer,... gut. Vielleicht finden wir ja was von Wert. Wenn die Bande aber schon dort haust, müssen wir uns eben wirklich unser Zeug zusammen stehlen. Oder das Geld dafür. Gibt genug reiche Schnösel und Bauern, die mit Hungerlöhnen an ihre Knechte einen Reibach machen. Von denen zu stehlen besorgt mir keine schlaflosen Nächte."

Als Otto auf Aris Schulter landete und dem Söldner klappernd seine Missgunst zu verstehen gab, hielt sich Rolan die Spitzen von Zeige- und Mittelfinger an seine Augen, dann streckte er sie in Richtung des Raben aus. Die ganze Geste garnierte er noch mit dem über die Kehle fahrenden Daumen und einem süffisanten Lächeln. Der Rabe krächzte beinahe schon gackernd als ebenso verspottende Erwiderung.

Seine Begleiterin legte sich auf den grasüberwachsenen Boden und wirkte sehr müde. So ausgelaucht sah sie auch nicht mehr aus, wie ein Kind. Otto stob davon und kreiste eine Weile über das Lager, bevor er sich in eine Richtung davon machte.
Rolan setzte sich auf die andere Seite des Feuers, dessen Wärme er nicht spüren konnte. Instinktiv mochte er es aber nicht, was ihn durchaus wunderte. Früher hatte er es geliebt, stundenlang ins Feuer zu starren und sich die Hände daran zu wärmen. Nun aber fühlte er Unbehagen, als sei Feuer eine immense Gefahr für seine Existenz. Was durchaus Sinn machte, wenn man bedachte, dass Feuer alles so weit vernichten konnte, dass auch eine Nekromantin nichts mehr zu retten vermochte.
Jedenfalls hatte er kein Problem mit Aris Anweisung, Wache zu halten. Er spürte keine Müdigkeit und hatte so endlich einmal Gelegenheit, ohne Ablenkung, über seine neuartige Situation nachzudenken.

Er lauschte den gemurmelten Worten der Nekromantin, die für ihn nur halbwegs Sinn machten. Wovor hatte sie denn Angst? Vor der Nacht selbst oder den Kreaturen, die darin lauerten? Was sollte enden? Sie wirkte ernsthaft ängstlich und erneut hatte sich ihr Aussehen in Rolans Augen gewandelt. Diesmal war sie für ihn wirklich ein Kind, welches Angst davor hatte einzuschlafen. Irgend etwas in ihm regte sich, hatte Mitleid mit ihr und wollte sie nur noch trösten. Zumal sie sich auf gewisse Weise für ihre Unwissenheit entschuldigt hatte. Aber Rolan war nunmal kein Gefühlsmensch. Oder zumindest niemand, der damit umzugehen wusste. So hob er nur die Hand zu einer wegwischenden Geste und murmelte leise.
"Schon gut,..."
Dann war Aris auch schon eingeschlafen. Morgen würde Rolan sie fragen, was sie gemeint hatte. Wovor sie Angst hatte.
"Was ist dein Geheimnis, Kleine?" flüsterte er, auch wenn sie ihn nicht hören konnte.
"Es ist nicht Macht, die du suchst. Das passt nicht zu dir."

Eine Weile lang saß er einfach nur da und schaute zu, wie die junge Frau friedlich schlief. Das Licht um sie herum verschwand bald zur Gänze und nur ein wenig Mondschein bedeckte den Hügel, auf dem sie Rast machten. Hier und da pfeifte ein Käuzchen oder ein anderer nachtaktiver Vogel. Ansonsten war das Prasseln des Feuers das einzige Geräusch, das an Rolans Ohren drang. Lange sann er über seine Situation nach und düstere Gedanken legten sich wie eine stinkende, kratzende Decke über seinen Verstand, als er den gleichmäßigen Atembewegungen der Nekromantin mit dem Blick folgte.
Sollte er seine Chance nutzen? Sie war gerade völlig wehrlos. Was würde ihr Tod für sein weiteres Dasein bedeuten? Würde er einfach zusammenklappen und endlich wieder frei und in Frieden sein? Vielleicht würde er die Welt vor Schlimmerem bewahren. Man erzählte sich so allerlei Weltherrschaftsgelüste über Nekromanten. Er betrachtete das friedliche, und doch irgendwie niedliche Gesicht der jungen Frau. Konnte so ein unschuldig wirkendes Wesen eine Gefahr für die Welt darstellen? Er konnte ihr mit dem Knüppel eins über den Schädel ziehen. Schnell und sauber. Und im Schlaf wäre es völlig schmerzlos für sie. Danach sofort auf den Raben wechseln, bevor dieser ihm ins Gesicht flattern konnte. Sein Geist malte dieses Bild in Scharlachrot vor seinem inneren Auge nach und seine Finger schlossen sich umso fester um den provisorischen Knüppel.
Einfach aufstehen und machen, verdammt!
Aber er tat es nicht.
Irgendwie machte doch jeder nur das, was er musste, um in dieser Welt zu überleben. Sie hatte halt einfach andere Methoden. Leise seufzend ließ er den Knüppel wieder sinken. So verdammt herzlos war er noch nicht. Wollte es auch nie sein.

Er schaute für einen Moment von ihr fort in die dunkle Nacht hinaus. Was würde das alles noch für ihn bedeuten? Es gab so vieles, was sich geändert hatte. Wie sein Körper nun funktionierte. Die eingeschränkte Freiheit, die er mit am meisten an seinem Leben geschätzt hatte, seit der den Fängen seines saufenden, prügelnden Vaters entkommen war. Diese neu- und fremdartige Gesellschaft. Eine junge Frau und ihr Rabe. Er hatte noch nie eine Frau als Weggefährtin gehabt. Aris hatte durchaus Grund, Angst allein zu haben. Die Welt und ihre männlichen Bewohner waren nicht besonders gut zu einer einsamen Frau, die man(n) auf der Straße antraf.

Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als er den Flügelschlag des Raben hört. Er schaute nach oben, wo Otto über dem Lager kreiste und langsam, immer tiefer zur Landung ansetzte. Mit einem leisen, dumpfen Geräusch prallte ein durchaus großes Kaninchen nur wenige Handbreit neben Aris schlafender Gestalt auf dem Boden auf. Otto, der noch seine Krallen darin versenkt hatte, federte damit seine Landung ab und schaute sich aufmerksam im Lager um.
Rolan machte große Augen. Der Rabe war ein mörderisches Biest! Einfach so, ein großes Karnickel zu fangen, als wäre er ein wiedergeborener Falke? Kurz überlegte der Söldner, ob Aris ihn wohl auch wiederbelebt hatte. Und vielleicht war Otto ja früher einmal ein Raubvogel gewesen, der nun im Körper eines Raben gefangen war. Der Untote schmunzelte bei dem Gedanken. Vielleicht hatte er ja mit dem Vogel am Ende sogar noch etwas gemeinsam.

"Hey,..." flüsterte er leise zu dem Tier herüber, welches kurz davon abließ, die saftigen Teile des Kaninchens zuerst zu picken und nun zu ihm herüber starrte. Rolan kam sich total dämlich vor, dass er jetzt auch noch mit einem Vogel sprach. Beinahe hätte er es sich anders überlegt und geschwiegen. Letztendlich fuhr er doch noch seufzend fort.
"Frieden? Ich tu deinem Frauchen nichts und du lässt mich in Zukunft in Ruhe? Karnickel sind doch eh viel saftiger, als meine vertrockneten Teile, oder?"
Der Rabe legte den Kopf auf die Seite und krächzte leise. Ob das Zustimmung oder Ablehnung darstellen sollte, konnte Rolan nicht sagen. Der Moment war auch so schnell vorbei, wie er gekommen war, als Otto sich wieder seinem Mahl widmete und leise Reiß- und Schmatzgeräusche durch das Lager hallten und sich mit dem prasselnden Knistern des Feuers vermischten. Nun,... Rolan hatte sein Bestes gegeben. Somit schwieg er nun und hielt wachsam in der Umgebung Ausschau nach Gefahren.
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Aris Moriturus
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Aris schlief fest und traumlos. Zugleich schien sie sich die gesamte Nacht kaum zu bewegen, weswegen sie sich am Erwachen des nächsten Tages zunächst nicht regen konnte, ohne dabei Schmerzen in Schulter und Hüfte zu empfinden. Doch das war unwichtig, denn sie fühlte sich zugleich ausgeruht und unendlich, ungewöhnlich wach. Ihre Energiereserve war aufgefüllt. Aris richtete sich auf und blinzelte mit zerzaustem weissblondem Kopf in die morgendliche Kühle.

Der Himmel war strahlend blau und wolkenlos. Es versprach also, ein warmer Tag zu werden, dessen Mittagshitze sie dazu zwingen würde, im Schatten der Bäume Schutz zu suchen. Mit ihrer Alabasterhaut war Aris kein Mensch, der sein Gesicht der Sonne entgegen recken würde, ohne dabei sofort zu verbrennen.
Mit vom Schlaf noch kleinen, müden Augen, blickte sie sich um. Die Vögel in den Bäumen zwitscherten nervtötend laut. Aller Wahrscheinlichkeit nach, war dieses natürliche Konzert auch das gewesen, was sie schlussendlich geweckt hatte.

Aris verzog den Mund, da erhob sich ihr Rabe auch schon. Otto war ebenfalls kein Morgenmensch....Rabe...
Mit weit ausgebreiteten Flügeln und einem kämpferischen Krächzen, stürzte sich der zahme schwarze Vogel wie ein wildes Raubtier in den Baum, wo die Amseln, Meisen und andere ihrer Art laut sangen und sorgte mit scharfem Schnabel und langen Krallen für Chaos. Aris kicherte, als die Vögel voller Angst, laut schreiend, wo sie eben noch gesungen hatten, das Weite suchten und Otto siegesgewiss zurück kehrte, sich auf ihren angewinkelten Knien niederliess und sie aus stolzen schwarzen Augen ansah. Sanft streichelte sie sein Gefieder. Als Aris mit dem Tier sprach, nahm ihre Stimme von ganz allein einen gesenkten Ton voller Singsang an, wie es eine Mutter bei ihrem Kind tun würde, wenn es an der Zeit war, zu loben.
"Oh du grosser starker Mann. Mir gehen die Singvögel auch immer auf die Nerven." Otto klapperte mit dem Schnabel und flatterte davon. Lächelnd sah die Nekromantin ihm nach.

Ihr Blick blieb an dem Rest des von ihm erlegten Kaninchens am Boden haften, ehe er weiter wanderte, um nach ihrem neuen Begleiter zu suchen. Rolan saß ein wenig abseits, mit ihrem Messer in der Hand und schnitzte an einem Ast herum. Er hatte ihn bereits so weit bearbeitet, dass ein Ende gefährlich scharf und spitz zulaufend war. Eine vorrüber gehende Waffe, bis sie anderer Dinge habhaft wurden. Aris erhob sich, streckte die steifen Glieder und schmatzte ein wenig vor sich hin, ehe sie sich auf den Weg zu ihm machte. "Du hast mir mein Messer geklaut." Es lag jedoch kein Tadel in ihrer Stimme. Erstaunlich, WIE fest sie geschlafen hatte. Das kam sonst nicht vor. Ihr Körper hatte mit der Wiederbelebung Rolans einen hohen Preis in Form von Lebensenergie bezahlt. Vielleicht wollte Aris auch nur nicht wahr haben, dass sie ihrem Igor offensichtlich vertraute. So sehr, dass sie an seiner Seite schlief, als läge sie in ihrem ehemaligen Kinderbettchen daheim. Wohl behütet von ihrer Familie.
"Wie ich sehe, hat Otto sich bereits selbst versorgt." Rolan murmelte etwas von "Falke" und "unfassbar" und "Wolf im Schafspelz". Aris verstand nicht, was Rolan da wieder die Laune verhagelt hatte, aber sie klopfte ihm einfach mit einem "jaja" auf die Schulter.
"Lass uns was zu Essen besorgen, ich sterbe vor Hunger und Ottos Kanickel ist bereits stocksteif." Damit ungeniessbar. Umgehend begann sie, ihren Lederrucksack nach Restmünzen zu durchforsten. Ein Brot wäre gut...etwas Käse vielleicht. Ihr Magen knurrte und es war jetzt, wo sie so ausgeruht war, von grosser Wichtigkeit, ihren Hunger effektiv zu stillen, wenn sie ihr Medaillon auffüllen wollte. "Immer noch keinen Hunger?" als ihr Untoter sich die trockenen Lippen leckte, reichte sie ihm erneut ihren Wasserschlauch. Durst hatte er also immer. "Gut, also Nahrung besorgen und Trinkschlauch auffüllen," setzte sie auf ihre Liste, die sie vor sich hinmurmelte.
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Rolan Igorov
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"Jaja heißt,..."
Rolan beendete den Satz nicht. Da der Rabe in den Bäumen Massenmörder spielte, was die untote Scheiße aus dem ehemaligen Söldner ängstigte, hätte er diesen Moment durchaus für ein wenig Konfrontation mit seiner neuen 'Herrin' nutzen können. Aber was hätte das gebracht, außer einer kurzfristigen Befriedigung seines Stolzes? Auf lange Sicht war es wohl besser, sich nicht zu sehr mit ihr anzulegen.

Die ganze Nacht über hatte er keinen Moment der Müdigkeit verspürt. Allein das monotone Prasseln des Feuers und die langweilige Aufgabe, Wache zu halten, hätten eigentlich dafür sorgen müssen, dass ihm die Augenlider schwer wurden. Aber nichts dergleichen war geschehen. Stattdessen hatte er sich mit jeder verstreichenden Minute besser gefühlt. Mit jeder Minute, die Aris ihre Kräfte im Schlaf wieder zurück erlangte. Seine Bewegungen waren immer geschmeidiger geworden, bis sie sich kaum noch von denen eines lebenden Menschen unterschieden. Sein Herzschlag hatte sich minimalst beschleunigt und er glaubte sogar, jetzt wo das warme Licht der Sonne strahlend auf seinen Körper fiel, dass seine Haut ein wenig an Farbe dazu gewonnen hatte. Allerdings nicht so sehr, dass nicht ein jeder Fremder ihn sofort für einen Albino oder ähnlich kranken Mann halten würde. Konnte ein Untoter einen Sonnenbrand bekommen? Zwinkernd schaute er hinauf zum glühenden Feuerball am Himmel. Es gab wohl nur einen Weg das heraus zu finden.

Mit knackenden Gelenken stand Rolan von seinem Platz auf, blickte noch einmal prüfend und letztendlich zufrieden an seinem provisorischen Speer entlang und reichte dann das Messer, mit dem Heft voran, an Aris zurück.
"Ich habe es geborgt." sagte er flach und emotionslos. "Großer Unterschied."

Dankbar nahm er den Wasserschlauch von der jungen Frau entgegen und trank ihn, bis auf einige wenige Schlucke, leer. Er brauchte das Wasser scheinbar dringender und häufiger, als sie. Und sie würden ja bald ihre Vorräte auffüllen, hatte sie gesagt. Also gab es für ihn keinen Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben. Er schüttelte den Kopf, als er ihr den Schlauch zurück gab.
"Nein,... noch immer keinen Hunger und keine Müdigkeit. Aber egal, wie viel ich trinke,... der Durst bleibt."
Er verzog nachdenklich das Gesicht.
"Und das seltsamste ist,... ich habe keine Ahnung, wo das Zeugt bleibt. Ich musste bisher kein Mal pissen."

Rolan unterstützte den Vorschlag seiner Gefährtin, in den nächsten Ort zu gehen, um ihre Vorräte aufzustocken. Die Münzen, mit denen sie kurz in der Handfläche gespielt hatte, waren allerdings kaum ausreichend, um mehr Brot und Käse, als für zwei Tage zu kaufen. Sie mussten dringend an mehr Geld gelangen. So gern Rolan auch Aris selbst angesprochenes Tanzbein gesehen hätte, so vermutete er, dass sie auf deutlich zweifelhaftere Art an Geld oder die Verpflegung kommen mussten.
"Der nächste Ort ist Yantra. Nur ein kleines Kaff, aber vielleicht finden wir eine Möglichkeit, an Arbeit oder,... verlorene Dinge zu kommen."
Er zwinkerte ihr zu, dann setzte er sich in Bewegung. Mittlerweile hatte er seinen Orientierungssinn auch wieder gefunden und konnte anhand des Sonnenstandes ihre ungefähre Position und damit die Richtung abschätzen, die sie einschlagen mussten.

Der Weg nach Yantra war recht unbeschwert und ereignislos. Die meiste Zeit schwiegen die beiden so ungleichen Personen, während sie in ihre eigenen Gedanken verstrickt waren. Ab und an tauschten sie ein, mehr oder weniger, freundliches Geplänkel aus, welches aus verbalen Knuffs und Tiefschlägen bestand. Aber nichts davon war wirklich verletzend oder untergrub das Vertrauen zwischen den beiden weiter. Zwischendurch kam Rolan sogar der Gedanke, dass dieses 'Spiel' ganz spaßig war. Man merkte, dass die Kleine eine Art Gelehrte war. Denn sie war äußerst wortgewandt und schlagfertig. Oftmals viel zu sehr für den eher tumben Mann fürs Grobe, der Rolan nun einmal war. Nicht nur einmal musste er schalkhaft in sich hinein grinsen, ohne einen passenden Konter erwidern zu können. Seltsamerweise machte ihm das aber gar nichts aus. Naja,... ab und zu zumindest. Seine Laune war ein stetiges Auf und Ab, wie ein Boot auf einem Wellenkamm.
Dennoch genoss er im Grunde den kleinen Marsch nach Yantra. Die Sonne schien und sorgte, wie er sich zuvor bereits gedacht hatte, schnell dafür, dass seine Haut rosig wurde und an den offensichtlichen Stellen sogar die ersten Blasen schlug. Da er aber keinerlei Schmerz dabei empfand, sah er diesen Umstand als eine Verbesserung. Zumindest würden die Menschen in dem Dorf nicht sofort Reißaus vor diesem Albino-Hexer-Zombie nehmen, oder wofür sie ihn auch immer halten mochten.

Yantra bestand wirklich nur aus einigen, wenigen Häusern, die sich um eine Wegkreuzung drängten. Falls Tamás und seine Gruppe hier etwas von Wert holen wollten, dann mussten sie wohl eine lange Zeit suchen. Gemeinsam mit Aris neben sich, überschritten sie gegen Mittag die Dorfgrenze und schauten sich aufmerksam um. Die Nekromantin hatte Otto schon zuvor fort geschickt, damit die Menschen nicht noch verstörter auf sie reagierten, als es eh bereits der Fall sein würde.
Obwohl der Ort nur klein war, hatten die Bewohner so etwas wie einen kleinen Markt auf der Kreuzung aufgebaut. Vermutlich kam kaum jemand durch dieses Kaff, geschweige denn Kutschen. Immer wieder huschten Rolans Augen über die dargebotenen Waren. Brot und Gemüse, Käse und Honig. Hier und da sogar ein wenig Fleisch, sowohl in bearbeiteter, wie auch in lebendiger Form. Aber keine Waffen. Werkzeug, ja. Aber auch da war nichts dabei, was man als Waffe hätte nutzen können, es sei denn, man wollte mit Schaufel oder Mistgabel in den Kampf ziehen. Mal abgesehen davon, hatten sie ja auch kein Geld, um sich die teuren Werkzeuge zu leisten.

Etwas knirschte unter seinen provisorischen Sandalen, die er sich während der Nacht mit Aris Messer geschnitzt und mit geflochtenem Gras an den Füßen befestigt hatte. Bei den Göttern, musste er selbst für die Verhältnisse dieser armen Bauern wie ein Bettler aussehen.
Er hob den Fuß an und entdeckte einen ausgespuckten Kirschkern. Da kam Rolan ein Gedanke. Er schaute sich hektisch um und grinste, als er die Utensilien auf einem Tisch erblickte, die er benötigte.
"Aris. Ich weiß, dein Geld reicht nicht für etwas anderes. Aber ich kenne eine Möglichkeit, wie wir vielleicht recht einfach mehr verdienen können. Siehst du dort die tönernen Becher? Kaufe mir drei davon und du wirst schon bald das Geld wieder zurück bekommen."
Grinsend bückte er sich und hob den Kirschkern auf.
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Aris Moriturus
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Yantra.
Ein kleines Dörfchen, aus ein paar von Reet gedeckten Häusern bestehend, dessen visuelles Idyll trügerisch war. Denn Streit und Totschlag gab es bekanntlich überall.
Aris sah zu einem Feld, welches voller blühender. hoch gewachsener Sonnenblumen war und genoss den Anblick eine Sekunde lang. Rolan musterte sie fragend, worauf sie die Schultern anhob. „Die eine Frau mag Rosen, ICH mag Sonnenblumen.“ wahrscheinlich hatte der Untote angenommen, sie würde Lilien bevorzugen und das nur, weil sie war, die sie eben war.

Das Gewicht von Otto auf ihrer Schulter vermisste die Nekromantin schmerzlich, als sie weiter voran schritten. Ihr war bereits aufgefallen, dass Igors Bewegungen inzwischen geschmeidiger waren, sein Gang leichtfüßiger. Was eine Mütze Schlaf bei ihr so ausmachte…
Sie näherten sich einem kleinen Markt und augenblicklich erinnerte sie die aufwallende Übelkeit in ihrem Magen daran, dass sie nun für zwei essen musste, um bei Kräften zu bleiben. Als wäre Rolan ihr zu groß geratener Fötus. Aris rümpfte die Nase. Schmarotzer traf es eher. Sie war der Baum und er der Pilz, der sich an ihren Nährstoffen gütlich tat. Nun, sie hatte es ja so gewollt.

Der nagende Hunger machte etwas mit der jungen Frau, was auch die Müdigkeit gut konnte: er verschaffte ihr schlechte Laune. Murrend sah sie zu Rolan, dann zu dem Kirschkern in seinen Fingern und zurück zu den Tontöpfchen. „Aber ich hab Hunger“, begann sie schon zu quengeln, ehe sie mit einem Seufzen nachgab und Igor ihre restlichen Münzen in die Handfläche zählte. „wenn das nicht klappt, könnte es sein, dass ich dir höchst persönlich das andere Ohr auch noch abkaue.“

Während der Untote seiner Idee nachging, entfernte sich Aris zwei - drei Schritte und sah sich die feil gebotenen Pferde an. Es waren keine prachtvollen Rösser. Sie waren von schmaler Statur und rein braunem Fell, sowie schwarzer Mähne. Eine Prinzessin oder andere adlige Dame hätte sich wohl eher über einen weißen Schimmel gefreut. Ein Ritter über ein schwarzes Schlachtross, ein Kaltblüter, dessen muskulöser Körperbau den Feinden bereits ohne Kampf schon imponierte.
Doch diese Bauern hatten nicht die Mittel, um ihre Tiere jemals ganz zu sättigen, oder sich teure Rassen zu halten. Es galt, praktisch zu denken. Pferd war Pferd und wenn es einen Pflug ziehen konnte, um so besser. Dann hatte es einen Nutzen und ein Recht auf Existenz. Fellfarbe hin, oder her. Der junge Hengst mit der weißen „Laterne“ im Gesicht, in dem abgezäunten Areal, schnaubte leise,als sie sich ihm näherte und musterte Aris aus großen klugen Augen. Er war noch nicht zugeritten. Sein Fell glänzte, sein Gang war leicht. Er war gesund und voller Tatendrang. Doch er würde jeden Reiter abwerfen, der versuchte, ihn zu bezwingen und ihn seinem Willen zu unterwerfen. Das gefiel ihr, Widerspenstigkeit lag auch ihr im Blut.
Viel zu oft ließ der Mensch den Dingen nicht ihren Lauf, musste ungeduldig erzwingen, was die Zeit vielleicht sowieso bringen würde. Es war wie bei Otto. Er hätte fortfliegen können, doch er war geblieben. Ganz ohne ein Bändchen, welches ihn, ähnlich einem Falken bei seiner Besitzerin hielt. Und so kam sie sich auch nicht vor. Otto gehörte ihr nicht. Er war ihr Verbündeter.

Apropos. Die ungleichen Augen blickten umher.
Wo war Rolan? Sie ging zurück und entdeckte ihn, einige Schritte von sich entfernt, mit einer erstaunlich großen Menschentraube um sich herum. So viele Einwohner hatte sie dem Dorf gar nicht zugetraut, doch sie kamen wie die Ratten aus ihren Verstecken herausgekrochen, um dem Flötenspiel von Rolan zu folgen. Oder vielmehr… seinem Glücksspiel. „Du kleines Schlitzohr“, murmelte sie für dich und gluckste dann, weil dieses Wort all zu passend schien, ehe auch sie sich in die Schar der Menschen einreihte, die in ihrer Spiellaune und dem Durst nach Abwechslung, den Tricks des Untoten zusahen.
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Rolan Igorov
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Sonnenblumen. Das war gar nicht mal so ungewöhnlich, wie Aris dachte. Rolan war nun wirklich nicht der Typ, der Blumen zu einem Betthupferl brachte. Aber seiner Erfahrung nach, mochten die meisten einfachen Frauen - Bauerstöchter und dergleichen - eher die Blumen der Felder. Rosen waren doch eh nur etwas für Zicken und reiche, verwöhnte Gören, oder?
...
Warum mochte sie also keine Rosen?
Die Frage ließ ihn grinsen. Naja, reich war sie ja nun nicht gerade, ansonsten müsste er sich nun nicht zu dem herablassen, was sonst eigentlich nur ein Zeitvertreib in Tavernen oder Feldlagern gewesen war. Als Söldner, fernab von Dörfern oder Städten, hatte man nicht viel Auswahl, was Freizeitbeschäftigungen anging. Die Feldköche waren oft geizig mit ihrem Schmalz und irgendwann gab's einfach Abrieb am Schwanz. Dann blieb einem nur noch, eine Schlägerei anzufangen. Oder das Glückspiel in Form von Karten oder halt Hütchen. Beides lief in der Regel aber ebenso auf eine Schlägerei hinaus, wenn die Verlierer mit ihrer Situation unzufrieden waren oder man doch ungeschickter als gedacht war, und beim Betrügen erwischt wurde. Hoffentlich würde es in diesem Dorf nicht dazu kommen.


Grinsend nahm er von Aris das Geld entgegen und nickte.
"Dann kauf für das restliche Geld eine Sauce. Mein trockenes Dörrfleisch mag einem Raben gefallen, wird dir aber sicher im Halse stecken bleiben."
Ohne große Umschweife kaufte er die drei Tonbecher und blickte sich dann um, ob einer der Tische, die als provisorische Marktstände dienten, für ihn frei war. Tatsächlich fand er einen und annektierte ihn kackdreist für sich. Seine schludrige Kleidung und seine halb verbrannte Haut ernteten ihm so manchen, skeptischen, wenn nicht sogar feindseligen Blick. In solch einem kleinen Dorf kannte sich in der Regel jeder und Fremden wurde nicht ohne weiteres das Vertrauen geschenkt. Glücklicherweise schien dieser Markttag mehr Leute anzulocken, als nur die direkten Einwohner. Bauern aus umliegenden Gehöften, Kräuterfrauen aus den Wäldern und wiederkehrende Wanderknechte schienen den Ort deutlich mehr zu beleben, als es die eigentlichen Einwohner an sich geschafft hätten. Das Treiben glich auch mehr einem kleinen Rummel, als einem reinen Markttag.
Glück für Rolan, der somit ein wenig leichter akzeptiert wurde und dessen probeweises Spiel mit den Hütchen schon bald die Aufmerksamkeit der ersten angetrunkenen Menschen auf sich zog. Der Ort war klein und lag auf keiner wichtigen Straße, die Novigrad betraf. Dementsprechend kam es nicht oft vor, dass Schausteller oder Barden hier auftraten. Und Betrüger waren hier wohl auch nicht gerade an der Tagesordnung, wie es in einem größeren Ort der Fall gewesen wäre.
Die geschmeidigen, blitzschnellen Bewegungen, mit denen Rolan den Kirschkern von einem Becher zum anderen beförderte, entlockte den leichtgläubigen Menschen überraschte Ausrufe und vergnügtes Lachen. Und schon bald hatte sich eine Traube aus Schaulustigen eingefunden. Zeit, den Sack dicht zu machen!

"Hört, hört!" proklamierte er mit rauer Stimme und ignorierte geflissentlich, dass bereits einige Hautfetzen von seiner Hand rieselten, die gerötetes, wundes Fleisch zutage brachten. Er musste bald aus der Sonne heraus, kam es ihm in den Sinn, ansonsten würden die Bewohner ihn als Aussätzigen lynchen.
"Wer von euch guten Menschen,..."
Er räusperte sich, als er einen Zwerg mit einer viel zu langen Schürze vor dem Bauch in der Menge entdeckte.
"Wer von euch guten Bürgern möchte seine Argusaugen gegen mein Geschick testen? Achtet darauf, unter welchem Becher sich der Kirschkern zu jeder Zeit befindet. Nennt mir am Ende den richtigen Becher und ihr gewinnt euren Wetteinsatz doppelt zurück. Startgebot sind drei Oren!"
Denn mehr hatte er von Aris Geld nicht übrig. Aber je angefixter die Leute wurden, desto höher konnte man den Wetteinsatz schrauben. Vor allem, wenn Stolz und Alkohol im Spiel waren.

Der erste Herausforderer trat nach vorne. Ein schlacksiger Mann, der bereits das eine oder andere Bier zuviel intus hatte.
[57/100] Was für Rolan auch eine glückliche Fügung war. Die Bewegungen des Untoten, auch wenn sie über Nacht an Geschmeidigkeit dazu gewonnen hatten, waren noch immer nicht auf dem Niveau, dass er das Ergebnis des Spiels ohne weiteres beeinflussen konnte. In seinen besten Zeiten hätte der ehemalige Söldner den Kirschkern in einer Hand versteckt. In seinem jetzigen Zustand war das beste, was seine Reflexe vermochten, ihn unter einen anderen Becher zu befördern, ohne dass der Herausforderer oder die Zuschauer etwas bemerkten. Glücklicherweise wählte der schlacksige Mann den falschen Becher und Rolan konnte das Geld für sich einheimsen.

Der nächste Herausforderer war der Zwerg. Und das machte die Angelegenheit noch schwieriger. Denn der kleine Mann hatte von seinem niedrigeren Standpunkt eine viel bessere Sicht auf das Geschehen nahe der Tischoberfläche. Und wie man es von einem stolzen Zwerg erwartete, setzte er auch die volle Summe von sechs Oren.
[51/100] Mit Mühe und Not verhaspelte sich Rolan nicht in seinen Bewegungen. Es war schon merkwürdig. In lebendigem Zustand wäre nun Adrenalin durch seinen Körper geschossen. Sein Herz hätte gerast und da er kein guter Schauspieler war, wäre ihm der Schweiß in Strömen ausgebrochen. Vielleicht war es diese innere Ruhe, die den Betrüger am Ende noch den Trick retten ließ.
Der Zwerg grummelte und haute ärgerlich mit einer Faust auf den Tisch, machte sich dann aber fluchend durch die Menge von dannen.

Zwölf Oren lagen nun vor Rolan aufgestapelt. Noch kein Reichtum, aber der fette Kerl, der sich als nächster Herausforderer entpuppte, wirkte langsam und träge und somit wie ein leichtes Opfer, welches man ohne Probleme übertölpeln konnte.
[2/100] Doch bevor Rolan überhaupt nach dem Wetteinsatz fragen konnte, beäugte der massige Kerl ihn prüfend von oben bis unten. Seine Brauen legten sich ärgerlich zusammen, als er beide Hände bedrohlich auf die raue Oberfläche des Tisches abstützte und sich bedrohlich zu Rolan vorbeugte.
"Das sind meine Klamotten, die du da trägst, Bursche!"
Der Ankläger drehte sich ein wenig auf der Stelle, um es auch bloß allen Zuschauern aufs Brot zu schmieren.
"Einfach von der Leine verschwunden, obwohl es keinen Sturm gab. Was'n Zufall, häh?"
Mit einem speckigen Finger zeigte er auf einige äußerst dürftig gewerkelte Stickereien auf dem einfachen Leinenhemd, welches noch immer wie ein Zelt von Rolans dürrem Körper herab hing und somit offensichtlich machte, dass es sich wirklich nicht um seine Kleidung handelte.
"Meine liebe Finbulla hat mir extra meine Inni,... ziti,... Buchstaben drauf gemacht. Wie bei 'nem beschissenen Adeligen!"
Ein Raunen ging durch die Menge. Einige Zuschauer beugten sich neuigierig vor, um die angesprochene Stickerei ins Auge zu nehmen. Die Menge wurde lauter und drängte sich weiter nach vorn. Und sie schien nicht auf Seiten Rolans zu sein.

Dieser ergriff schnell den Stapel Oren, gab noch ein genervtes "Fuck!" von sich und rannte, was das Zeug hielt. Und er hoffte, dass Aris in seiner Nähe war, sonst würde dies die kürzeste Flucht aller Zeiten werden.
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Sarray Cestay
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Fast hätte Sarray die Person nicht bemerkt, die ihr auf dem Weg am Feld mit den Sonnenblumen entgegen …rannte? Irgendwas war an der Bewegungsfolge des Typen seltsam. Und das war nicht nur die Tatsache, dass er vor etwas weglief.
Die Zwergin nahm den Korb mit den Pilzen vom Boden auf und ging einen Schritt zur Seite.
Ob der gefährlich war? War ihr Dolch an Ort und Stelle Ohne den Blick von dem „Flüchtling“ zu nehmen tastete sie danach. Jau. Alles senkrecht da unten. Also…die Waffe zumindest.
Immerhin hatte die Gestalt es geschafft, sie aus ihren Gedanken zu reißen.
Gespannt wartete Sarray ab. Bei dem Tempo war er gleich da.
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Aris Moriturus
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Die weissblonde Frau wurde aufgrund des allgemeinen Interesses der Menschen in Yanrta an Rolans Würfelspiel, nicht weiter beachtet. Vielleicht lag es auch an ihrer geringen Grösse, oder ihrer zierlichen Statur, dass sie nicht weiter ins Auge fiel. Aris verhielt sich still und reckte den Hals, um zu sehen, was ihr Begleiter dort so auf die Beine stellte und wie viel Gewinn er wohl heraus schlagen konnte.
Sein Spiel begann recht vielversprechend und seine spielerischen Handgriffe saßen sicher. So sicher, dass er den Leuten um sich herum begann, die Münzen aus der Tasche zu ziehen. Rolan steckte voller Überraschungen. Denn eins war klar: diese Methode, um an Geld zu gelangen, hatte sich ihm in Fleisch und Blut gebrannt. Zu Lebzeiten.

Und sie war sich gerade sicher, dass es noch lange so weitergehen würde. Gerade verliess sie die Anspannung, die sie fortwährend in ihrem Leben dazu brachte, die Schultern nach oben zu ziehen, da geschah es. Das Karma schlug zu.
In Form eines dicken , schwitzenden Bauern, mit rotem Kopf...der Besitzer der Kleidung, die sie am gestrigen Tage von der Wäscheleine auf einem der umliegenden Gehöfte gestohlen hatte.
Aris hielt den Atem an und drängte sich der Menge entgegen nach hinten, während alle Zuschauer um sie herum, eben jenen berühmten Gafferschritt nach vorne machten. Dann ging alles sehr schnell, eine Aneinanderkettung von blanken Reaktionen. Rolan preschte vorwärts, eine Hand als Faust, fest um die ergaunerten Münzen geschlossen.
Die Nekromantin nahm ihrerseits ebenfalls die Beine in die Hand und rannte neben ihrem Untoten her, der erstaunlich schnell auf den Beinen war. Verflucht! Er durfte ihr nicht davon laufen, hatte er das vergessen? Wenn er jetzt zu viel Abstand zu der nicht so laufstarken Aris bekam, würde er zusammenklappen wie ein Kartenhaus! Was danach auf ihn wartete, daran wollte sie nicht denken. Menschen waren dumm. Und angsterfüllt. Sie beseitigten gerne alles, was sie fürchteten und nicht verstanden. Die Nekromantin motivierte sich im Geiste mit dieser Angst selbst und brachte ihren Körper dazu, schneller zu werden, als er es gewohnt war. Mithalten! Nicht zurückfallen, oder alles wäre verloren.

Der Laufwind fegte ihr die Haare nach hinten und liess ihre Augen tränen. Aris wagte einen Blick über die Schulter zurück. Ein Teil der wütenden Meute, allen voran der fette Bauer, folgte ihnen. "Und jetzt, du Genie?!, ", schrie sie Rolan zu, der in seinen Bewegungen immer ungelenker wurde. Was war da los? Warum hampelte er so rum?
Aris Augen weiteten sich, als die Erkenntnis sie traf. Durch das Rennen , auch noch mit leerem Magen, verbrauchte sie zu viel Energie. Nun speiste sie obendrauf auch noch SEINEN Lauf. Doch eine andere Option hatten sie gerade nicht.
Die Weissblonde drehte den Kopf nach vorn und kam nicht mehr dazu, Rolan zu warnen. Lediglich ihr Mund öffnete sich noch vor Schreck, doch der Ausruf kam zu spät. Ihr Untoter stolperte umher, keinen geraden Weg mehr einschlagend und raste ungebremst in eine Zwergin hinein, die am Wegesrand stand. (14/100)

Die Pilze, die sie in ihrem Korb im Arm getragen hatte, flogen umher. leider auch die Münzen, die sich zuvor in der Hand des Untoten befunden hatten. Aris bremste scharf ab und zerrte an Rolan herum, um ihn zum Aufstehen zu bewegen. "Steh auf! STEH AUF!" Unfassbar, wie schwer dieser Mann war, wenn seine Muskelkraft dahin schwand. Er stöhnte leise und gequält. Die Nekromantin zog und zerrte und ENDLICH kam Igor auf die Beine. Doch was nun? Da fiel ihr Augenmerk auf die Sonnenblumen. Ein Wagnis, doch sehr viel mehr Ideen hatte sie nicht mehr und die Distanz, die sie zuvor noch zum wütenden Mob gehabt hatten, war fast aufgebraucht. "Los, in die Blumen!" Aris stiess Rolan voran in das Feld, ehe sie sich umdrehte und die Zergenfrau musterte, die sich fühlen musste, als sei sie von einem Zug überfahren worden. Aris biss sich auf die Unterlippe, sammelte in aller Hast die Münzen auf, die ihre Augen auf dem staubigen Erdboden erkennen konnten und sah zum Mob, dann zu den Sonnenblumen, zurück zur Zwergin. Auch, wenn sie sie jetzt mit schuldig machen würde an einem Gaunertrick, mit dem sie ja gar nichts zu tun hatte, so konnte sie diese frau doch nicht hier einfach liegen lassen, platt gerannt von einer Leiche..."Na komm", feuerte sie die Fremde zur Eile an und zog sie einfach mit sich hoch und in das Feld hinein, welches die beiden Frauen verschluckte.

Otto, der sich bislang im Hintergrund gehalten hatte, erhob sich aus seinem Ausguck, einem Baum in der unmittelbaren Nähe und folgte ihnen mit einem Krächzen. Aus der Luft hatte er seine Herrin gut im Blick, stach sie doch mit ihrem Haar zwischen dem ganzen Grün gut heraus. Der schwarze Vogel nahm auch die neue Person wahr, die sich zu Aris und seiner Mahlzeit auf zwei Beinen gesellt hatte, von der er sich hier und da mal ein Stück heraus zu picken gedachte. Das Ohr hatte ihm gemundet. Und es war weniger Arbeit, als mühevoll ein Karnickel zu erlegen.
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