Privatwohnung | Ferneck - das kleine Haus der Heilerin - neben dem der Alchemistin

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Sarray Cestay
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Soso…man würde sie hier also vermissen.
Sicherlich vor allem, weil man hier mit Brot und Rüben bezahlen konnte oder auch mal mit Botengängen.
„Nutzt mir nur nichts, wenn ich dabei verhungere.“ Die Zwergin zuckte mit den Achseln, aß selber tüchtig und betrachtete Crehwill aus den blauen Kulleraugen aufmerksam, was mit einer kurzen Redepause einherging. Ein wertvoller Moment Schweigen. Ein angenehmer Moment.
Ihre älteste Schwester hatte immer gesagt es gab etwas, an dem man die Qualität einer Beziehung messen konnte. Und das waren nicht die Gespräche untereinander, sondern das Gefühl, welches gemeinsames Schweigen hervorrief. Sarrays Lächeln wurde eine Spur fröhlicher und verlieh ihrem Ausdruck etwas verträumtes.
Immerhin war er als erstes zu ihr zurückgekehrt, kaum dass das letzte Abenteuer durchgestanden war. Das völlige Fehlen einer Ahnung, wann er wieder herkommen konnte versetzte ihr gleich den nächsten Stich.
„Du musst also zurück in den Knast, obwohl du Sokonatter den Arsch rettest?“, murrte sie und versuchte nicht gleich wieder launisch zu werden.
Sie seufzte theatralisch, wischte während dessen ihre Schüssel mit Brot sauber und hüpfte dann von ihrem hohen Stuhl, um den Nachtisch zu servieren.
Törtchen mit Apfelfüllung. Die Bezahlung der ‚Furunkel‘. Aber das würde sie Crehwill nicht auf die Nase binden.
„Aber du darfst eine Nacht bleiben?“, fragte sie unsicher und schielte in Richtung ihres Bettes.
Möchtest…oder darfst du überhaupt raus gehen? Oder sollen wir…?“ Sie zwinkerte, schnalzte mit der Zunge und deutete mit dem Daumen rückwärts in Richtung des Vorhanges, hinter dem sich die beiden Betten befanden.
Sollte er mit ihr rausgehen wollen, hatte sie schon einen Plan. Und wenn nicht, dann erstrecht!
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Crehwill von Seren
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„Du verhungerst?“ Crehwill kannte kaum jemand, der mehr aß als die Zwergin. Unersättlich passte schon zu ihr, sie brauchte die Versorgung bestimmt, um so viel laufen und reden zu können.
„Aber wenn Du Geld brauchst.“ Rasch sah er sich um und deutete mit dem Finger: „Da in meiner Tasche sind noch 120 Kronen oder so, die kannst Du gerne haben, nutzen, Essen kaufen. Du versorgst mich ja.“ Und irgendwas sollte es für die Hafenbecken-Sache ebenfalls geben. Er war zwar keine Summenangabe gefallen, aber Reuven wird bestimmt etwas rausschlagen oder hatte schon irgendwas ausgemacht.

„Aber ja, es geht wohl wieder in den Knast, wir sollen die zwei Wochen absitzen, wenn er sich nichts anders einfallen lässt. Aber ich dachte… also… falls ich… irgendwie länger hier bin… dann wäre eine Art geregeltes Einkommen nicht… so schlecht?“ Er bedachte Sarray mit einem unsicheren Blick. Wollte sie das überhaupt? Er räusperte sich, vielleicht hatte sie auch ganz andere Vorstellungen. Sie war schließlich recht sprunghaft und er bildete sich nur irgendwas ein, was nicht war.

„Na ja, ich kann mich nicht erinnern, Sokolov den Arsch gerettet zu haben. Wir haben nur Röschen den Arsch gerettet.“ Oder so ähnlich. Der hätte den Wasserausflug bestimmt genauso ohne sie überlebt, nur wäre er länger herumgelegen, aber Crehwill hatte großes Vertrauen in die Regenerationsfähigkeiten von Werwölfen. „Wir sollen Ertrunkenzungen besorgen und morgen vor Sonnenaufgang am Hafenbecken sein. Dabei nicht abhauen. Was wir in der Zwischenzeit machen…“ Der Greifenhexer zuckte mit den Schultern, lächelte dümmlich, als hätte er keine Ahnung was sie machen könnten. „Wenn wir irgendwo hingehen, kommen zwei der Wächter mit. Die sollen uns nicht aus den Augen lassen. Deshalb denke ich, ich räume nach dem Nachtisch das Geschirr weg, pflücke Dich von Deinen hohen Hocker, trage Dich in Dein Bett und bedeckte Dich mit Küssen?“ So ähnlich hatte es angefangen.
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Sarray Cestay
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Sarray entglitten die Gesichtszüge.
‚…geregeltes Einkommen…‘
Hieß das, er meinte es ernst…oder nicht?
„Heißt das…du bleibst?“, ihre Stimme klang selbst in ihren Ohren unsicher und eine Spur zu hoch.
Und dann ging eine Veränderung durch die Zwergin. Ihr Gesicht wurde von einem Strahlenden Lächeln erhellt, dessen Leuchten nur noch vom Strahlen ihrer blauen Augen übertroffen wurde.
Mit einer unerhörten Geschwindigkeit sprang sie vom Stuhl, der erst auf einem Bein um seine eigene ache rotierte und dann polternd umfiel, rannte um den Tisch und sprang ‚ihren‘ Hexer an wie ein Sandfloh ein nacktes Bein.
Im nächsten Moment verschloss sie schon mit ihren Lippen die des Hexers und klammerte sich an ihn, als würde im nächsten Moment die Welt untergehen.
Das „…falls…“ in seinen Ausführungen hatte sie komplett ignoriert.
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Crehwill von Seren
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Er ist wirklich kein guter Personenkenner. Was Sarray nun genau bewogen hat, auf seinen Schoss zu springen und ihn zu küssen, kann er nicht nachvollziehen. Aber ihre Lippen genießen kann er, sogar während seine Hände beginnen sie in die Arme zu nehmen und über ihre Hüften zu streifen.

„Willst Du das denn?“ Eine scheue Frage, als der Kuss irgendwann doch endet. „Ich mein… Wenn mich Novka nicht verhaftet hätte, wäre ich dann nicht einfach wieder…?“ Sanft drückte er seine Stirn an ihre, sah in ihre Augen, verlor sich etwas darin und lächelte scheu. Wäre er gegangen, hätte sie ihn rausgeworfen? Ihre Einladung nach dem Abendessen hatte eher nach ‚ich will wissen wie der Sex mit Dir ist‘ statt ‚ich möchte, dass Du bei mir einziehen‘ geklungen.

„Und dann ist das passiert…“ Der Blick ging auf die Narbe des Sirenenkratzers, den Sarray so hübsch vernäht hatte und der Heilerin mal wieder zeigte, dass der Hexer schneller zusammenwuchs. „…bis sie mich wieder verhaftet haben. Nur diesmal jemand anderes. Korporal Novka leiht uns nur sei… sein Rasierzeug.“ Aber schweifte wohl ab, wahrscheinlich weil er nicht wusste was er eigentlich sagen sollte.

„Also… ich hab keine Ahnung… Nur Sokolov zahlt nicht schlecht, ob ich mich südlich des Pontars jetzt noch blicken lassen kann, weiß ich nicht und wenn ich bei Dir bleibe, dann wird früher oder später eh jemand kommen, um mich zu kaufen...“ Aber vielleicht war da der Zwergin alles auch gar nicht so wichtig.
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Sarray Cestay
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Zu gerne hätte die Zwergin laut und deutlich „Ja, ich will“ gerufen, aber das könnte man in diesem Moment durchaus falsch – oder richtig?- verstehen.
So nickte sie nur eifrig und setzte den Kuss dann fort.
„Weißt du, ich hab versucht mir abzugewöhnen, mich in jemanden zu vergucken. Ging bisher immer böse ins Auge. Mein Herz hat fast so viele Narben wie dein Körper.“, erklärte sie leise und strich sanft mit den Fingerspitzen über die eine oder andere Stelle, an denen sie seine Blessuren und Zeugen seiner Abenteuer wusste. Obwohl das für einen Hexer recht wenig waren. Andere Hexer sahen da wilder aus.
Sie strahlte ihn mit seltsam glänzenden Augen an, den Freudentränen nahe. So erhaschte er einen kurzen Blick hinter die Maske der immer selbstbewussten, unverletzbaren, großmäuligen Zwergin.
„Ich hab immer damit gerechnet, dass du eines Tages einfach nicht zurück kommst und ich nicht einmal weiß, ob die gefallen bist oder abgehauen. Aber…das klingt jetzt doch tatsächlich…als würdest du noch ein paar Tage bleiben…?“, fragte sie, nun ungewöhnlich unsicher und noch ungewöhnlicher still.
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Crehwill von Seren
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„Abhauen? Nein.“ Der Hexer schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht ausschließen irgendwo zu fallen, aber ich haue nicht einfach ab ohne Dir etwas zu sagen, Sarray. Auch kein Morgen für Dich mit Blumen, süßen Nüssen und Abschiedsbriefchen. Soweit kann ich es Dir versprechen.“ Er ist schließlich kein weißer Wolf, sondern ein goldener Greif. Oder so.

„Ich bleibe meine Haftstrafe. Ich komme danach sehr gerne zu Dir. Schon alleine, um mich zu bedanken, aber ich weiß nicht… was aus uns wird. Oder ob es überhaupt ein uns gibt?“ Er lächelte schüchtern und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Ich weiß nur, dass ich Dir nicht weh tun möchte.“
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Sarray Cestay
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Mit einer Mischung aus Freude und Verunsicherung betrachtete sie die Iriden mit der ungewöhnlichen Farbe und fuhr ihm mit den Fingern durch die Mähne.
„Die Ewigkeit brauchst du mir nicht zu versprechen.“, schnurrte sie und strahlte ihn an.
„Ob es Zukunft gibt für uns, weiß ich nicht. Mir reicht das Heute. Ein ehrliches, liebevolles Heute. Und wenn es morgen noch ein Heute gibt, freue ich mich umso mehr. Ich genieße jeden Tag mit dir.“
Jetzt, wo sie sich zu ihren Gefühlen bekannte und sie auch zuließ, überrollten sie die kleine Blondine regelrecht. Sie schlang die Arme um Crehwill und schmiegte sich an ihn.
„Ich freue mich über jeden Tag, den du bleibst.“, erklärte sie und hielt sich einen Moment lang an ihm fest wie eine Ertrinkende an einer rettenden Planke.

„Ich…ähm…hab noch was für dich…“, sprachs und löste die Umarmung, um zur massiven Truhe vor ihrem Bett zu gehen und ein kleines Ebenholzkästchen herauszuholen und es dem Hexer hinzuhalten.
„Das wollte ich dir schenken, wenn du aus dem Gefängnis frei kommst, aber ich denke, der Zeitpunkt jetzt ist perfekt.“
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Crehwill von Seren
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„Nicht die Ewigkeit, klingt gut.“ Crehwill lächelte sanft, nickt und hielt sie genauso einfach nur fest.

Er wusste selbst nicht wohin er gehen wollte. Er ging die letzte Jahre seinem Trott nach, erschlug irgendwas, versuchte irgendwo einen netten Ball abzugreifen und fragte sich, warum er ausgerechnet im Winter zurück ins Kaer ging. Ganz weit im Norden von Poviss. Wo es besonders kalt war und er dazu verdonnert wurde jeden Morgen im Eismeer mit Roben zu schwimmen.
Aber vielleicht hat sie recht, einfach nur ein schöner Tag nach dem anderen. Sie würden merken, wenn es zu langweilig wird und dann könnten sie immer noch in den Sumpf. Wobei er schon wieder vergessen hatte was er für Ljerka besorgen sollte.

„Du hast was für mich?“ Das verwirrte ihn, besonders als sie absprang, um etwas zu holen statt ihn auszuziehen. Aber auch er verließ den Stuhl, der schon verdächtig knarzte nach dem Zwergin und Hexer länger darauf gesehen hatten. Er setze sich neben sie auf den Boden, um das Kästchen in Empfang zu nehmen. „Darf ich?“
Natürlich durfte er. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann man ihm zuletzt ein Geschenk gemacht hatte. Alleine das Kästchen war schon hübsch… aber was darin lang, war… ein paar Herzschläge starrte er es einfach an, bevor er den Haarschmuck behutsam herausnahm. „Das ist…“
Er hörte die Melodie in seinem Kopf, sah die lachenden und tanzenden Mädchen, spürte eine Wärme in seinem Inneren. „…wunderschön.“ Kurz wiegte er das Geschenk in seinem Händen. „Glaubst Du das steht mir?“
Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Mit den Fingern zog er ein paar Haarsträhnen zu recht und schob sich den Haarkamm an einer Seite. Die Frisur nach dem Kampf am Ufer des Pontars war sicher nicht dafür geeignet.
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Sarray Cestay
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„Umwerfend.“, antwortete Sarray mit aufrichtiger Bewunderung. Sonderlich bei der Sache war sie trotzdem nicht, denn jetzt geschah genau das, mit dem Crehwill von Anfang an gerechnet hatte:
Die Zwergin fing an ihn aus den Sachen zu fummeln. Und plötzlich hatte sie es eilig. Warum auch immer. Mit einem eindeutig zweideutigen Lächeln zog sie den Hexer Richtung des Vorhangs, hinter dem die beiden Betten standen.
Scheiß was auf morgen. Heute gabs erst einmal ein Nümmerchen und anschließendes Kuscheln.
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Crehwill von Seren
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Ein bisschen versuchte er sie zu bremsen, wollte es etwas langsamer angehen. Aber es dauerte nicht lange bis er nichts mehr außer dem Medaillon trug und eine nackte Zwergin über ihn herfiel. Eigentlich wollte er sie nicht alles machen zu lassen, aber… Zwerge konnte man nicht aufhalten, egal bei was. Zum Glück waren seine Mutationen auch in diese Richtung angelegt und er fragte sich einmal mehr warum eigentlich bis er sich das Denken verbot und nur noch genoss.


»05:21 Uhr, 15. August 1278, Sonntag«

Die Nacht war warm, kuschelig und nebenbei erregend gewesen. Der Greifenhexer konnte im Liebesspiel phantasievoll sein und danach Sarray wie einen Teddybären im Schlaf mit herumziehen. Wobei er nicht viel geschlafen hatte, mehr gedöst, geträumt, geruht.

Reuvens Klopfen kam nicht überraschend. Crehwill hatte schon gehört, wie sich der Kollege der Tür näherte und es gab nur Wenige, die liefen wie ein Hexer. Dennoch war es viel zu früh. Von Innen kam nur ein zustimmende Gemurmel, während sich der Hexer aus dem Decken schälte. Sollte Reuven eintreten konnte er beobachten wie Greif seine Kleidung und Ausrüstung zusammen suchte, um sich zügig fertig zu machen. Alles würde er nicht mitnehmen, schließlich wollte man im Hafenbecken tauchen. Deshalb verzichtete er heute auf Schminke und auch die Haare kamen wieder in einen langweiligen Zopf.
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Sarray Cestay
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Sarray lag noch im bett und stahl Crehwill noch einen langen Kuss, bevor sie ihn aus ihren zarten Fängen entließ.
Reuven winkte sie nur kurz zu und störte sich auch nicht besonders daran, dass die Decke heruntergerutscht war, als sie sich aufgesetzt hatte.
Selbstverständlich zog sie sie hoch, doch rot wurde sie nicht.
„Pass auf dich auf.“, bat sie ihren Hexer noch und ließ ihn dann ziehen.
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