Privatwohnung | Ferneck - das kleine Haus der Heilerin - neben dem der Alchemistin

[Sarray Cestay]

Sarray stockte kurz, riss die Augen auf und flog Ljerka regelrecht an den Hals, riss sie fast um.
„Du bist heil!“, jubelte sie quietschhell und hätte beinahe vor Erleichterung geweint. Beinahe, denn eine Sekunde später war sie schon wieder wütend aufgekratzt, ließ von Ljerka ab und begann auf und ab zu laufen, regelrecht zu rennen. Noch etwas schneller und der Fußboden fing Feuer.
„Gestern ist ein Hexer aufgetaut, leicht verbeult. Und als der Dreck runter war, war der echt schnuckelig. Hat mit Rüben bezahlt. Und…naja…Hexer hatte ich noch keinen. Und der wird dem Ruf echt gerecht. Und heute Morgen gibt’s ne Durchsuchung. Und ihn nehmen sie mit. Hat der Sokolov veranstaltet. Elender Dirnenspross!“ Sie sprach ohne Punkt und Komma – und gefühlt auch ohne Luft zu holen. Der hektischen Erklärung folgte ein kurzes aber besonders gehaltvolles Stakkato an Flüchen, bevor sie fortfuhr.
„Ich hatte echt Angst um ihn, und um dich. Bin dem Spion aufs Dach gestiegen. Er hat versprochen, er schickt Cre raus, wenn er ihn findet. Und hat mir versichert, dir ist nichts passiert.“
Kurz stockte die Kleine als ihr bewusst wurde, dass in ihrer Erklärung einiges fehlte.
„Crehwill von Seren. Cre. Der Hexer. Mittelgradige Verletzung der Schulter. Ist unter Jolandas Ochsen geraten.“, versuchte sie die Verwirrung zu mindern.
„Wenn Cre was zugestoßen ist, reis ich Sokohundsfott den Kopf ab und scheiß ihm in den Hals.“
Und schon folgte die nächste Ladung Flüche. Sarray ging es gut. Ganz offensichtlich.

[ERZÄHLER]

Das Gerümpel auf Tisch und in der Tasche sind auf den ersten Blick so Dinge, wie man eben mit sich herumschleppt, wenn man viel draußen unterwegs ist, Kochgeschirr, Messerchen, Decke und dergleichen eher ungewöhnlich der Handspiegel, eine Haarbürste mit goldenen Resthaar sowie ein Kohlestift für die Augen?

Für die Alchemistin eher interessant die wilde Mischung an unbeschrifteten Zutaten, vielleicht die ein oder andere Sache dabei, die man auf den Markt nicht so häufig bekommt, weil man es einer Bestie aus dem Gesicht reisen muss.

Der rote Kapuzenumhang mag früher mal sehr edel gewesen sein. Inzwischen hatte er Farbe verloren und war mehrfach geflickt und ausgebessert. Wenn man nicht daran hängen würde, hätte man den wahrscheinlich schon länger ausgetauscht.

Am Heft der Schwerter waren definitiv keine Wölfe oder Katzen zu erkennen. Der stilisierte Tierkopf hatte einen Schnabel wie ein Adler oder anderer Raubvogel - auch die angedeuteten Federn passten dazu. Es mag vielleicht mal Hunde und Katzen regnen, aber sonst haben sie wenig mit fliegen zu tun.

[Ljerka-Ilmatar Veskewi]

Die Alchemistin war keine Ermittlerin, Die Haare auf der Bürste kümmerten sie wenig, und die Kohlestifte bezog sie nicht sofort auf Augen Makeup, zumal ihr selbst derartige Verschönerungen weitgehend fremd waren, blieb das doch eher der Oberschicht vorbehalten.
Was sie aber einordnen konnte waren die Zutaten. An manchem schnupperte sie vorsichtig, allerdings heilt sie nicht direkt die Nase drüber, dazu war sie erfahren genug. Dass vieles wohl organischen Ursprungs war erkannte sie daher, wozu es diente war allerdings eine andere Frage. Hexertränke vermutlich. Die waren ein Fach für sich.

Doch es blieb ihr nicht viel Zeit nachzusinnen, denn die Zwergin sprang sie regelrecht an.
"Ich bin froh, dass sie dich nicht mitgenommen haben... Ich weiß echt nicht, was ich von dem Mann halten soll. Wir waren essen und es ist klar, dass Jarel bis über beide Ohren verliebt ist und er selbst wirkt gar nicht unsympathisch, wenn man direkt mit ihm redet, aber der geht über Leichen um an sein Ziel zu kommen, soviel ist klar. Trotzdem glaube ich, dass er sein Wort halten wird."
Über Sarrays Flüche musste sie dennoch lachen.
"Ich hoffe, du hast ihm das nicht selbst so gesagt, sonst kommt er dich doch noch holen..."

[Sarray Cestay]

Sarray zog die Stirn kraus und verschraubte die Augen nach oben zur Decke, dachte nach.
„Doch.“, gab sie grinsend zu. Dann wurde sie schlagartig ernst. „Da war das Spitzohr.“, erklärte sie sichtlich unwohl. „Der hat mir einfach mal so…“, sie schnippte mit den Fingern… „…den Verstand aus- und wieder angeknippst. Alter…unheimlich….“
Im nächsten Moment war das Entsetzen wieder vorbei. „Haben wir noch was zu futtern da? Ich hab Hunger. Und wenn Cre wiederkommt…“ Sie legte demonstrativ den Kopf schief, nahm die Händevor demKörper zusammen, machte ein Schmollmündchen, drehte den Oberkörper leicht schwingend nach links ud rechts und klimperte mit den Wimpern. „…würd ich gern mit dir und ihm Frühstücken.“

[Ljerka-Ilmatar Veskewi]

"Wenn du es ihm wirklich so gesagt hast, und er hast und er hat dich nicht verhaftet... dann ist er nicht halb so schlimm wie du denkst. Glaubst du, einer wie Dijkstra hätte dir so eine Wortwahl durchgehen lassen?"
Sie wollte ihn nicht verteidigen, aber aber wenigstens schien er ein bisschen Humor zu haben. Oder er tat wenigstens so.
"Der Elfenheiler? Er hat mir noch ein Rezept geben lassen... Aber ja, essen wir erst. Und wenn dein Hexer wiederkommt bin ich echt gespannt auf die Geschichte. Räum du seine Sachen weg, ich hole etwas."
Sie stellte Brot und Wurst auf den Tisch und Käse und war irgendwie in Gedanken.
Wie bewertete man einen solchen Menschen?

[Sarray Cestay]

Langsam beruhigte sich Sarray. Was man nicht daran erkannte, dass sie beim Aufräumen aufhörte zu fluchen, sondern ihre Flüche wurden leiser und ein gute Stück ‚milder‘. Zumindest wesentlich weniger unflätig.
Als sie sich an den Tisch setze, schwieg sie sogar. Einige Sekunden.
„Sag mal, du stehst doch auf Kerle, oder?“, fragte sie frei raus und sah Ljerka aufmerksam an.

[Ljerka-Ilmatar Veskewi]

Ljerka musste lachen. Sie hatte Frauen nie in Betracht gezogen, nicht auch nur ansatzweise.
"Ganz allgemein gesprochen... ja. Ich weiß, du nicht unbedingt... Worum geht es?"
Sie hatte mit aufräumen aufgehört, lehnte jetzt am Tisch und blickte Sarray an. Sie wollte nicht behaupten, dass sie nicht wählerisch war, ihr kam es wohl weniger auf Aussehen oder Geschlecht an, nur wer es in ihr Bett schaffte musste etwas besonderes haben, aber sie band sich trotzdem nie lange an jemanden, bisher zumindest.
Aber sie war ja auch noch sehr jung nach Zwergenmaßstäben.

[Sarray Cestay]

„Warum nimmst du dir nicht auch mal einen mit nach Hause? Sogar der schwule Spion hat dir auf den Arsch geglotzt…“
Man könnte das für unfreundlich halten. Nicht bei Sarray. Die halbe Portion war einfach neugierig. Und eine Spur besorgt. Ljerka wirkte etwas abwesend in letzter Zeit. Traurig vielleicht? Oder einfach nur untervögelt?
Männer gab es in Nowigrad genug. Gut, nicht alle so niedlich wie der güldene Hexer, und wenn man auf Sauberkeit achtete wurden es sogar noch weniger. Aber es gab da doch bestimmt jemanden zum Spielen.
Aber Ljerka hatte noch nie einen mit heimgebracht. Und sie war hübsch, schlau, sauber und hatte Umgangsformen. Scheiße ja, wäre Sarray ein Menschenkerl, sie würde ihr nachstellen. Ganz bestimmt.
Warum also wirkte sie in den letzen Tagen so allein?

[Ljerka-Ilmatar Veskewi]

Ljerka seufzte.
"Der schwule Spion ist eben das... schwul. Und selbst wenn er bi wäre... Er ist mit Jarel zusammen."
Wenn sie etwas nicht tun würde, dann jemandem den Partner auszuspannen, erst recht nicht Jarel.
Vermutlich hatte Sarray es genau erraten. Traurig und untervögelt.
"Wen sollte ich denn mitnehmen? Reuven hat seinen Doppler... Du hast an jeder Hand einen oder eine... besetzt oder beschissen. Und ich will nicht einfach nur vögeln... Wenn dann will ich was festes. Ich bin zu alt für belanglosen Sex. Ich hab vermutlich die Hälfte meines Lebens schon hinter mir, ich bin nicht mehr so jung wie du... Das nervt etwas. Wenn du mir sagst, wo sich die guten Männer in meinem Alter rumtreiben, dann sag's."
Sie grinste zumindest ein wenig. Es war ja nicht Sarrays Schuld, dass die Männerwelt armselig war.

[Sarray Cestay]

„Der Elf kommt nicht in Frage. Der ist gruslig.“ Die Zwergin kratze sich am Kinn, am nicht vorhandenen Bart.
„Würdest du auch mal mit Anderlingen ausgehen?“, sinnierte sie und fasste bereits einen Plan. Sie würde einen Kerl für Ljerka finden. Zur Not einen backen. Oder schmieden. DAS war doch mal eine Aufgabe!
„Wie sieht dein Traummann aus?“, wollte sie wissen und begann gut gelaunt mit den Beinen vor und zurück zu baumeln.
Sie selber hatte tatsächlich einen speziellen Typen. Wie ihren Vorgesetzen damals. Aber der war halt ihr vorgesetzter Offizier gewesen. Eigentlich zu alt für sie….und in der Zwischenzeit verheiratet.
Egal. Jetzt nahm sie sich vor, den richtigen für ihre Freundin zu finden. Wer weiß…vielleicht sprang für sie noch was zum Vögeln dabei raus, wenn ihre Beute Ljerka nicht gefiel.

[Ljerka-Ilmatar Veskewi]

Ljerka zuckte mit den Schultern.
"Ich hab keinen speziellen Typ... und es muss auch kein Mensch sein, eigentlich... aber bei Elfen ist das mit dem Alter schwierig, wenn sie so alt aussehen wie ich bin, dann sind sie hunderte von Jahren alt oder Tausend sogar... und wenn sie tatsächlich so alt sind wie ich dann sehen sie wie Kinder aus. Das ist komisch. Und Zwerge sind... naja, kleiner als ich. Bleibt also nicht viel. Was gibt es eigentlich noch? Ein Doppler wäre ok..."
Sie grinste, dann zuckte sie kurz mit den Schultern. Wie sollte er sein... Wie Jarel, nur kein Ritter der Flammenrose und nicht schwul... achja, und besser auch kein Werwolf.
"Äußerlich... nicht zu klein und nicht fett und nicht zu dünn. Und größer als ich. Ich will mich nicht wie der Mann in der Beziehung fühlen... Man muss mit ihm reden können und nicht dumm sein, er muss Humor haben und keine Angst..."
Ja, irgendwie wirklich wir Jarel. vielleicht auch ein bisschen gerissen wie der Oberspion würde auch nicht schaden. Aber vermutlich gab es so einen gar nicht.