Eine Straße zwischen den Orten

Der Landstrich im Pontar Delta und südlich von Nowigrad wird 'Grashügel' genannt, diese grenzen an Graufeld, bereits ein Teil von Velen.
Südöstlich des Pontar liegen die Sturmfelder.
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ERZÄHLER
Spieler Level 4
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Registriert: Samstag 6. November 2021, 15:47
Lebenslauf:

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von/nach: Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad --> Straße nach Südosten, Richtung Wyzima
Datum: Hochsommer 1278 (ca. ein dreiviertel Jahr nach der Handlung in Velen/Oxenfurt bzw Jakobs Ankunft in der Welt)
betrifft: Jarel, Jakob
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Am nächsten Morgen erwartete Jakob eine Überraschung. Eine unangenehme.
Jarel stand bei seiner Mariposa, hatte sie gesattelt und gepackt. Doch das massige Rückepferd war das einzige Tier. Keines für ihn.
Den Abend hatte der Ritter dem Knappen „frei“ gegeben, während er selber in der Küche verschwand. Wie so oft.
Ohne großartig darauf einzugehen machte er Jakobs Gepäck ebenfalls am Sattel fest.
Der Ritter meldete die beiden kurz ab, dann ging es los, der Ritter zu Pferde. Jakob zu Fuß.
Obwohl Mariposa nur Schritt ging musste Jakob sich sputen mitzuhalten.
Allerdings nicht lange. Es ging „nur“ in die Stadt. Zum Hufschmied.
„Mari bekommt neue Hufeisen.“, teilte er mit. Immerhin sprach er endlich wieder.
„Hunger?“, fragte er und sah Jake fragend an.

Jarel überraschte ihn mit der Tatsache, dass sein Weg zu diesem ominösen Tempel wohl eine Wanderung werden würde. Jakob war sich noch nicht sicher, ob er das gut oder schlecht fand. Reiten war noch lange nicht seine bevorzugte Fortbewegungsart, dann doch lieber laufen - nur wie weit? Nicht, dass er an derlei Praktiken nicht gewohnt war. Es gab auch in Flagstaff Ritter, die gern im vollklimatisierten Pick-up vor einer Meute schwitzender Halbstarker her fuhren und wehe einer fiel zurück... Jakob blinzelte, beobachtete stillschweigend wie Jarel sein kleines Bündel an den Sattel des riesigen Pferdes schnürte und dann aufsaß. Die Strafe begann also schon auf dem Weg. Immerhin war es früher Morgen und die sommerliche Hitze bisher nur eine vage Ahnung - würde aber noch kommen.
Mariposas Schrittlänge sorgte dafür, dass Jakob mehr joggte als ging, sodass ihm bereits der Schweiß auf der Stirn stand, als sie beim Hufschmied ankamen. Neue Eisen also. Ich wünsch dir auch einen guten Morgen, grollte der Knappe innerlich, verbiss sich aber jeglichen Kommentar. Konnte nur schlimmer werden. Die Frage bejahte er allerdings. Wenn er inzwischen etwas gelernt hatte, dann dass man essen sollte, wenn man die Gelegenheit dazu hatte. In dieser Welt verhungerte es sich schneller, als einem lieb sein konnte.

Der Ritter brachte ihn in eine Taverne. So konnten sie das bis dahin ausgelassenen Frühstück nachholen.
Auch hier war der Ritter wortkarg, aber der Knappe spürte, dass ihm noch irgendetwas bevorstand.
Die ganze Zeit vermied der Ritter es, ihm in die Augen zu sehen. Was heckte er aus?
Die Antwort erhielt er, nachdem sie zum Hufschmied zurückgekehrt waren.
Jarel bleib in einem seltsam großen Abstand zur Schmiede stehen und…wartete.
Wortlos. Mit steinerner Miene.
Es dauerte etwas, bis der untersetzte Schmied mit der spiegelglatten Glatze aus dem Stall zu ihnen kam.
An der rechten Hand die neu beschlagene Mariposa. An der linken einen leicht nervösen, jungen Apfelschimmelhengst. Fertig gesattelt. Mit den beiden Tieren kam er auf sie zu.
Immer noch zeigte der Ritter keine – absolut keine – Regung. Erst als der Schmied Mariposa bei Jarel abgegeben hatte und nun das Zaumzeug des Hengstes Jake in die Hand drücken wollte, sah der Ritter seinen Knappen an. Und wartete auf seine Reaktion.

Jarel hatte eine dieser Launen, die Jakob i zwischen vorsichtig werden ließen, denn man wusste nie, was daraus wuchs. Es konnte alles sein - wirklich alles. Denn man konnte Jarel viel nachsagen, aber langweilig wurde es mit ihm selten. Nicht nur der Knappe raubte dem Ritter zuweilen den letzten Nerv, es war auch durchaus andersrum oft genug der Fall. Zum Beispiel als Jarel in in einer dieser Launen das erste Mal in die Küche geschleppt hatte - um zu kochen. Kochen. Sechs Buchstaben, ein Wort und ein Nachmittag, nach dem Jakob das Kochmesser liebend gern zweckentfremdet hätte. Küchendienst kam auf der Liste seiner bevorzugten Tätigkeiten gleich nach Latrine putzen und gepflegter Konversation.
Entsprechend verlief das Frühstück der beiden Männer sehr schweigsam. Jarel sah ihn nicht mal an. Nein, es war diesmal nichts Gutes, entschied Jakob. Wieso auch, nach der Sache gestern?
Und dann zurück zur Schmiede, doch Jarel blieb mitten auf dem Hof dieser stehen. Jakob warf ihm einen zweifelnden Seitenblick zu. Vielleicht baute der alte Mann auch einfach langsam ab und wurde wunderlich. Huftritte lenkten Jakobs Blick allerdings schnell wieder RIchtung Schmiede. Seine Gehör hatte ihn nicht getrogen: acht Hufe, nicht vier. Sehr unterschiedlicher Takt. Mariposas schweres Stampfen und dazu ein unstetes Klappern. Aus dem Schatten der Schmiede kam der Meister, an jeder Hand ein Pferd und er kam auf sie zu. Zielstrebig. Jakob schwante Böses, doch er rührte sich keinen Millimeter. Denn noch etwas hatte er recht schnell gelernt: bei den Rittern der Flammenrose war vieles Show und diese kultivierten sie. Er setzte also die arrogant-neutrale Maske auf und nahm die Zügel entgegen, als müsste das alles genau so sein.
Bis der Schmied sich abwandte und wieder in seiner Werkstatt verschwand.
Jakob zeigte auf den Hengst, der unruhig mit den Hufen scharrte und versuchte den Kopf zu seinem Bein zu zerren, um die Trense abzustreifen. "Das ist ein Pferd.", bemerkte er überaus geistreich.
Als befinde der Gaul diese Feststellung auch als dämlich, hörte er auf an den Zügeln zu zerren und hob den Kopf, nur um dann langanhaltend zu schnauben. Jakob betrachtete das Pferd skeptisch und das Pferd blickte nicht minder skeptisch zurück. Es hatte ein helles Fell, durchzogen von dunklen Flecken und Mustern, eine fast schwarze Mähne und dunkle Fesseln. Obwohl nicht gerade klein, wirkte es neben Mariposa immernoch wie ein Pony. Ein Blick daran entlang und auch Jakob war klar, dass er es mit einem Geschlechtsgenossen zu tun hatte. Jarel ließ auch nichts aus.
Jakob seufzte ergeben. "Hat er einen Namen?" Irgendwie wollte ihm ein Dank noch nicht so recht über die Lippen. Stattdessen wirkte er einen Moment lang wohl tatsächlich, als wäre er lieber gelaufen.

Der Junge zeigte nicht die Spur von Freude. Nun, womit hatte er auch gerechnet.
"Noch nicht. Ich hatte überlegt ihn 'Sturkopf' zu nennen, aber er ist dein Hengst. Gib du ihm einen Namen."
Der Ritter machte Jakes Gepäck nicht los, obwohl Jakes Pferd sogar mit Satteltaschen - auf denen ein schlichtes Monogramm prangte - ausgestattet war.
Jarel zog sich in den Sattel. Mariposa rührte sich nicht.
"Und ja. Es war ein wahrer Meisterschuß.", erklärte der Ritter, wobei Jakob sich der Zusammenhang mit dem 'Robin Wurst' Treffer erst einen Liedschlag später offenbarte.
"Wenn du sicher genug im Sattel bist, besorgen wir dir einen Reiterbogen. Und jetzt in den Sattel mit dir. Oder hast du Angst?"
Nun, redete er wieder. Sogar ein leichtes Schmunzeln verunzierte seine Lippen. Der Junge würde das Geschenk schätzen lernen. Der Hengst war jung. Er wurde den Knappen noch lange begleiten.

Vermutlich hätte Jarel sich gewünscht, dass er vor Freude Luftsprünge machte, aber das war nich Jakobs Art und außerdem trauerte er so manchen Tag noch hinter seiner Belladonna her. Ein Pferd, so schön und schnell es auch sein mochte, konnte das einfach nicht ersetzen. Aber er gab sich Mühe, das Geschenk zu würdigen, denn der Wert entsprach durchaus dem eines rassigen Fahrzeugs.
Immerhin hatte er schon genug gelernt, dass er zuerst an die Seite des Tiers trat und den Sattelgurt noch einmal nachzog. Zu oft war ihm bei den Stunden der Sattel entgegen gekommen, wenn er aufsteigen wollte. Der Hengst drehte den Kopf und stieß ihm die weiche Nase in die Seite, nestelte an dem Überwurf, der ihn als Knappen der Rose kennzeichnete.
"He lass das. Hab leider nichts für dich. Mit Bestechung fangen wir gar nicht erst an, Bro.", murmelte er auf Englisch und streichelte dem Hengst über die Nase. Vielleicht freute er sich ja doch ein wenig. Es hieß doch, Tiere hätten besondere Kräfte. Jakob zog sich in den Sattel.
Hoch. Nicht so hoch wie Mari, aber hoch genug, um sich weh zu tun, wenn man fiel. Und unruhig. Allein beim aufsitzen drehte er sich um die eigene Achse, machte ein paar Schritte rückwärts und tat alles, es Jakob schwer zu machen, in den Sattel zu kommen. Immerhin an Balance mangelte es diesem nicht (57/100), nur musste er sich so konzentrieren, dass er fast das Lob verpasste. Aber nur fast.
Seine Lippen zuckten, doch er wahrte eisernen Ernst. "Ich weiß.", konnte er sich allerdings nicht verkneifen, obwohl er weiter mit seinem neuen Reittier rang, das sich drehte wie ein Kreisel (11/100) und einfach versuchte, unter ihm weg zu gehen.
"Jetzt steh endlich still, du wandelnder Sauerbraten.", schimpfte er auf Deutsch und ob es nun daran lag, dass er einen gewissen Ton traf oder seine Haltung dabei änderte, der Hengst hörte auf herum zu zappeln (67/100). Jakob nutzte den Moment, um die Länge der Steigbügel einzustellen und sich im Sattel zurecht zu rücken.
"Reiterbogen.", sinnierte er, während er den Sauerbraten mit noch recht ungelenken Hilfen dazu brachte Mariposa zu folgen. "Klingt gut."

Es war recht schwierig ein gemeinsames Tempo zu finden. Eines, das zu der wuchtigen Mariposa und dem nervösen „Sauerbraten“ passte. Eine knappe halbe Stunde später gelang es und je mehr Bewegung der Hengst bekam, desto ruhiger wurde er.
Entweder färbte auch Mariposas Gelassenheit ab, oder das junge Tier brauchte einfach Bewegung.
Als sie die Stadt verlassen hatten und über einen relativ breiten Weg in einen Wald einritten deutete der Ritter seinem Knappen, neben ihm zu reiten.
Gelassen zurückgelehnt, die Zügel seines Schlachtrosses über den Kauf gelegt, kerzengerade wie immer sah Jarel kurz zur Seite. Das leichte Funkeln in seinen Augen und seine Ausstrahlung zeugten von Zufriedenheit und Vorfreude.
Sie reisten zum Tempel. Einem Ort, an dem Jarel sich stets Kraft schöpfen und zu sich finden konnte. Auch die Priesterinnen waren für ihn angenehme Gesellschaft. Wobei bei ihm die körperlichen Interessen weit, weit im Hintergrund standen.
Er freute sich auf die Gespräche, die innere Einkehr und die Dinge, die er noch lernen würde.
Der Kräutergarten hatte es ihm angetan. Nicht die Heilkräuter, von denen hatte er keine Ahnung. Die Gewürze – teilweise wirklich exotische – faszinierten ihn. Und das, was er gemeinsam mit der ersten Priesterin damit zaubern konnte. Er seufzte verträumt, bevor er sich an Jake wandte.
„Du hast dich gut eingelebt im Orden. Wie gefällt dir deine Ausbildung? Bist du zufrieden?“
Tatsächlich. Der Ritter versuchte es mit Konversation. Ein Ding, das sowohl Jake als auch Jarel schwer fiel.

Der Weg lag im angenehmen Schatten der hohen dichten Bäume und die Sonne zauberte verspielte Lichtflecken auf den Boden. Die Luft roch nach Nadeln, Laub und Sommer. Nicht zu warm. Nicht zu kalt, seichter Wind. Perfekt. Fast schon zu perfekt.

Jakobs neues Pferd erwies sich als Aufgabe, denn der Hengst gehörte zu der Sorte, die müde wurden, weil die Straße breit war und nicht lang. Er war stur wie ein Maulesel und die erste Zeit mühte Jakob sich mit Flüchen und Drohungen ab, ihn zu etwas zu bringen, das weder vor noch hinter Mariposa war, die ihren Weg ging als würde sie einen Pflug ziehen: strak geradeaus. Mal schlenderte der Schimmel im Schleichgang am Wegesrand entlang und versuchte Jakob die Zügel aus den Händen zu zerren, um sich ein saftiges Kräutlein zu rupfen. Wenn der ihn dann energisch vorwärts zu treiben versuchte, machte er gleich einen Satz und überholte das Pferd des Ritters in einer Mischung aus Trab und Galopp, aus dem Jakob den Hengst mit Mühe wieder einfing. Von Bremsen, die beide Pferde beharrlich heimsuchten, würde er nervös, tänzelte seitwärts, warf den Kopf und schlug mit dem Schweif.
Die Stadtmauern lagen noch nicht weit hinter ihnen, aber Jakob war schon in Schweiß gebadet.
Doch je weiter sie ritten, desto ruhiger wurde der Hengst. Vielleicht färbte das stoische Gemüt Mariposas auf den jungen Gaul ab, so wie die Ruhe des Ritters es zuweilen vermochte, Jakobs innere Teufel zu besänftigen.
Sie tauchten in einen Wald, Jakob grübelte schon eine Weile - nun da der Hengst tatsächlich einfach vorwärts lief - über einen passenden Namen. Bis er einen hatte, würde er wohl bei Sauerbraten bleiben... Da winkte Jarel ihn neben sich. Behutsam gab er dem Pferd einen Schenkeldruck, doch der missdeutete das sofort (12/100) und machte einige lange Galoppsprünge, die Jakob ordentlich durchschüttelten. Harmonie von Pferd und Reiter sah definitiv anders aus. Mit Mühe fing er den ungestümen Hengst wieder ein, der wild auf seiner Trense kaute und offenkundig laufen wollte. Egal wohin, hauptsache laufen.
Jakob wartete, bis Jarel und Mariposa aufgeschlossen hatten und gab sich dann Mühe, an der Seite des Ritters zu bleiben. Dieser wirkte zutiefst zufrieden mit sich und der Welt, als er Jakob einen kurzen Seitenblick gönnte und es dann tatsächlich mit Smalltalk versuchte. Eine Sache, die der Knappe an Jarel schätzte, war allerdings, dass man mit diesem stundenlang schweigen konnte, ohne das Gefühl zu haben, etwas sagen zu müssen. Dahingehend passten sie ausgezeichnet zusammen. Nur reden um des Redens Willen war ihnen beiden nicht wirklich gegeben. Umso mehr überraschte ihn die Frage.
War er zufrieden? Er musste eine Weile darüber nachdenken, aber das störte Jarel in der Regel nicht. Seine Antwort lag im Geiste schon vor ihm, aber er zögerte noch einen Moment.
"Darf ich offen sprechen?" Inzwischen hatte er gelernt, dass es einen feinen Unterschied gab, zwischen Jarel, seinem Mentor und Jarel, dem Ritter der Flammenrose...

Mit schlecht verborgener Belustigung beobachtete Jarel, wie Jake sich mit seinem Hengst abmühte.
Der Junge würde heute Abend gut schlafen. Und schlecht sitzen können.
Auf seine Frage hin zögerte sein Knappe. Er hatte also wirklich etwas auf dem Herzen.
Gut, dass er gefragt hatte. Ihm lag viel an dem Jungen. Und das auch noch, obwohl er nicht jedes Mal an seinen Sohn denken musste, wenn er seinen Knappen sah.
In groben Zügen wusste er, wie Jakob sich fühlte. Fremde Welt, fremde Bräuche, fremde Sprache, sogar fremde Sterne. Damit hatte selber lange gehadert, dabei war seine Welt dieser hier wesentlich ähnlicher als das, was Slava und Jakob beschrieben hatten.
Slava…
Den Gedanken an den Soldaten würgte er schon im Keim ab. Nichts würde ihm heute die Stimmung eintrüben.
Stattdessen sah er einem Fasan nach, der von irgendetwas erschreckt gackernd und lärmend quer über den Waldweg stob. Jagen wäre eine gute Idee für das Abendessen.
„Natürlich.“, antwortete Jarel. Was für eine Frage. Wenn er es nicht hätte wissen wollen, hätte er nicht gefragt.
Der Ritter legte den Kopf schräg und wartete ab.

Der Fasan sorgte dafür, dass die Denkpause länger wurde, denn Jakobs Sauerbraten scheute, brach zur anderen Seite aus und hinein ins Unterholz, wo er den erschrockenen Knappen am erstbesten Ast abstreifte (14/100). Das dieser das unverletzt überstanden hatte, war den Flüchen zu entnehmen, die er dem Pferd hinterher schickte, welches immerhin so freundlich war, sich nicht allzu weit zu entfernen. Mit spielenden Ohren blieb der Hengst zwischen den Bäumen stehen und sah seinem Reiter dabei zu, wie er sich die Fichtennadeln aus Haar und Kleidern fegte. Sauerbraten. Er würde definitiv bei Sauerbraten bleiben, denn genau das würde er aus diesem Bastard machen.
Schnaubend wie ein junger Bulle stemmte Jakob die Arme in die Seiten, fixierte das Pferd und... machte einfach Kehrt. Zurück auf dem Weg fegte er sich weitere Blätter aus dem Haar, hatte aber tatsächlich ein Ohr im Wald. Von dort knisterte und knackte es. Jakob war durchaus lernfähig, was die Sache mit den Gäulen anging und ein Punkt war, dass man ihnen nicht offensiv hinterher zu laufen brauchte. Das endete nur in ziemlich würdelosen Jagdspielchen. Und tatsächlich kletterte Sauerbraten aus dem Gebüsch zurück auf die Straße und gesellte sich wieder zu Mariposa (74/100).
"Ich werde kein Reiter. Nicht mehr in diesem Leben.", fauchte er ungehalten, schnappte sich die Zügel des Hengstes und zerrte ihn einfach hinter sich her. Eine Weile würde er zu Fuß gehen. Da war er wieder, der bockige Junge voller Ungnade mit sich selbst. Er fuhr auf dem Hinterrad von Flagstaff nach Phoenix, wenn er es drauf anlegte, aber das hier hatte einfach zu viele Variablen. Ein Pferd war ein lebendes Wesen und so eigensinnig, dass er es niemals würde kontrollieren können.

Einen Moment war Jarel besorgt, doch der Junge schimpfte ausreichend um davon auszugehen, dass es ihm gut ging. Immerhin war er schlau genug gewesen, nicht mit seinem Pferd Fangen zu spielen.
Schimpfend nahm Jake die Zügel des Pferdes und machte keine Anstalten, wieder aufzusteigen.
Der Ritter presste kurz die Lippen aufeinander. Nein, er war nicht sauer. Auch nicht enttäuscht. Er unterdrückte ein Lachen. Einige Minuten ritt er Mariposa neben Sauerbraten im Schritt, dann hielt er sie an.
Er spielte tatsächlich mit dem Gedanken, den jungen Hengst selber einmal „auszuprobieren“, verwarf die Idee aber schnell. Die Gefahr sich zu blamieren war zu groß.
Stattdessen stieg er ab und führte Mariposa auf einen kleinen Trampelpfad, der leicht abschüssig rechts vom Weg wegführte.
Er ging vorsichtig und langsam vor, denn es gab hier glatte bemooste Steine, auf dem sowohl Mensch als auch Tier leicht ausrutschen konnten.
Immer wieder sah er prüfend zu Jakob, ob der mit seinem Hengst klar kam.
Der Abstieg lohnte sich. Unten befand sich ein munter plätschernder Bach, keine zwei Schritt breit und vielleicht knietief. Im Wasser schwammen schillernde silberne Körper mit dunklen Punkten und Mustern. Forellen. Und die sahen verdammt lecker aus.
Der Ritter legte Mariposa die Zügel über den Hals. Das Tier trottete die letzten drei Schritte zum Bach und begann zu saufen. Jarel folgte, hakte eine der Taschen vom Sattel los und – zog die Stiefel aus, öffnete seinen Schwertgurt und legte beides im Gras ab.
Wie ein kleiner Junge turnte er auf einen breiten, flachen Stein, nahm darauf Platz, legte die Tasche neben sich ab und plantschte entspannt mit den Füßen im Wasser.
Jakobs „Strafe“, entpuppte sich mehr und mehr als gemütlicher Ausflug. Zumindest bis hierhin.
Auffordernd sah Jarel erst zu Jakob, dann zu dem leeren Platz auf dem Nachbarstein.
Er erwartete noch immer eine Antwort.
Der Ritter war noch entspannter als sonst. Es schien je mehr Jake sich aufregte, desto größer wurde der Gegenpol seitens seines Ritters. Zumindest schien es so.

Das Jarel stoppte, bemerkte der in seinem Zorn vor sich hin schwelende junge Mann erst einige Schritte später und hielt ebenfalls an. Gerade rechtzeitig drehte er sich um, um Mariposas ausladendes Heck zwischen den Bäumen verschwinden zu sehen. Was jetzt wieder? Er ballte die Fäuste, machte Kehrt und folgte Jarel den Trampelpfad hinab. Sauerbraten erwies sich als trittsicher und klug genug, die Hufe dorthin zu setzen, wo sie auch Halt hatten. Und anfangs ging er auch brav hinter Jakob her, doch als er den Bachlauf entdeckte und die Stute gemächlich darauf zu gehen sah, wollte er eilends vorwärts, den eigenen Durst stillen. Die Kraft des Tieres, das plötzlich an Jakob vorbei drängte, setzte diesen erneut auf den Hosenboden (16/100), während Sauerbraten eilends über die Wiese trabte und sich zu Mariposa gesellte. Respektloses Biest.
Schmollend blieb der Knappe zunächst sitzen, wohin er gefallen war und beobachtete düster das Tun Jarels. Nicht lange. Ihm war heiß und er hatte Durst, zwei Faktoren, die ihn schließlich dazu brachten, sich wieder aufzurappeln und über die Wiese zu schlendern. Eigentlich sogar recht hübsch hier.
Wie Jarel legte er Waffengurt und Stiefel ab, allerdings entledigte er sich auch gleich noch des schweren Überwurfs und des durchgeschwitzten Hemdes. Alles legte er in die Sonne, damit wenigstens der Schweiß trocknete und kniete sich dann unweit der Pferde ans Ufer, um den Kopf bis zu den Schultern ins Wasser zu stecken. Silberne Schatten flohen zwischen die Steine, als er prustend wieder auftauchte und sich schüttelte wie ein Hund. Erst dann folgte er Jarel behände auf die im Wasser liegenden Steine. Er wurde wieder ruhiger, Herzschlag für Herzschlag. Der Ort sorgte dafür. Und der Ritter.
Jakob hockte sich auf den gewiesenen Stein und beobachtete die Forellen, die wieder hervor kamen und pendelnd im Wasser standen. Er wusste, dass Jarel noch auf eine Antwort wartete, aber irgendwie war der Moment kaputt. Es fiel ihm noch immer nicht leicht, auszusprechen, was ihn bewegte oder beschäftigte. Jarel gegenüber war es mit den Monaten einfacher geworden, aber oft kam es trotzdem nicht vor. Dahingehend würde er sich wohl nie ändern oder allenfalls nur sehr langsam. Aber auch Gletscher kamen irgendwann am Ziel an.

Jakob antwortete nicht. Er brauchte eine Pause.
Für ihn war es ein ruhiger, bequemer Ausritt. Für den Jungen einziger, anstrengender Kampf.
Verständlich. Jarel ließ Jake schweigen. Zur Krönung tat dem Jungen wahrscheinlich der Hintern auch noch weh.
Definitiv nicht sein Tag.
Außerdem sahen die Forellen wirklich verlockend aus.
Wirklich verlockend. Besser als das Trockenfleisch und das Brot in dem Beutel, der neben ihm lag.
Langsam erhob sich der Ritter, lauerte eine Weile, während Jake sich ausruhte.
Und dann…eine fließende Bewegung, ein Blitzen. Eine besonders große Forelle hörte auf zu rudern, drehte sich und taumelte in der Strömung, während das Wasser um sie sich rot färbte.
Jetzt konnte Jarel sich das Grinsen nicht verkneifen.
Eilig sprang er ins Wasser, bevor das Tier mit seinem Dolch davon trieb.
Selbst Jakes gemurrtes „Aufschneider.“, tat seiner Laune keinen Abbruch. Er packte die Forelle geschickt, zog den Dolch heraus und verstaute ihn in der Scheide. Grinsend warf er die Forelle in einem flachen Bogen neben Jake ins Gras.
„Der Aufschneider geht Holz suchen. Nehm du mal den Fisch aus.“
Erstaunlich behände sprang Jarel aus dem Bach und zog seine Stiefel an.
„Du weißt doch noch wie es geht?“

Manchmal war auch Jarel nur ein Halbstarker, der mit seinem Können angeben musste. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte Jakob gemutmaßt, dass es mit seiner Angeberei wegen des Schusses auf Ritter Alifreds Wurst zusammenhing, dass der Ältere nun mit Wurfdolchen um sich schmiss und dabei auch noch so unverschämt Glück hatte. Und als Tüpfelchen obenauf war das Gehör des alten Mannes auch noch gut genug, dass er Jakobs gemurmeltes "Aufschneider." durchaus gehört hatte. Na egal, konnte er ruhig wissen. Jakob verbiss sich ein Schmunzeln. Spielchen, unterschwellig, aber doch immer mal wieder präsent.
Der Fisch flog ins Gras, zur Antwort auf Jarels Frage griff Jakob diesem in die Kiemen und kramte nach seinem Messer - ebenfalls ein Geschenk des Ritters. Er kniete sich ans Wasser und machte sich ans Werk. Schuppen flogen, Innereien und Blut färbten das Wasser kurz rosarot.
Als Jarel zurück kehrte, steckte die ausgenommene Forelle auf einem frischen Zweig und dieser im Boden. Daneben lag Jakob lang ausgestreckt im Gras, beobachtete die Wolken und kaute auf einem dürren Grashalm.

Der Ritter lächelte warm. Ein Lausebengel. Sein Lausebengel.
Jake hatte längst den Platz eines Sohnes in seinem Herzen. Zugeben würde er das sicher nie. Er trug einen Stapel trockenes Holz auf den Armen und balancierte oben darauf ein kleines Bündel Kräuter und einen Ast mit dunkelblauen Beeren.
Er ging in die Knie und platzierte alles auf dem Boden.
Einen Moment spielte er mit dem Gedanken Jake aufzufordern das Feuer zu machen, doch der Junge sah gerade so entspannt aus. Und der Rest der Reise würde für ihn noch hart genug werden.
Was nicht zuletzt an Jarel selber lag. Schließlich hatte er den Hengst ganz gezielt ausgesucht. Und er bereute es nicht. Wäre es ein einfaches Pferd, würde Jakob niemals eine solche Beziehung aufbauen wie er sie zu Sauerbraten aufbauen würde. Zumindest hoffte der alte Mann das.
Der Ritter suchte ein paar Steine zusammen , richtete eine Feuerstelle her, schlug Feuer. Während das Feuer zu brennen begann, füllte er den Fisch mit den Kräutern.
Aber erst, als das Feuer nur noch glomm, positionierte Jarel den Fisch darüber und legte den Ast mit den Beeren hinein.
Der Duft biss leicht in den Augen und erinnerte Jake an eine bestimmte Sorte Alkohol.

Jakob lauschte Jarels Tun, aber er rührte sich nicht. Selten genug, dass er nicht gleich abgestellt wurde, um die Drecksarbeit zu machen. Knappe sein war auch nur ein Praktikantenjob mit Zusatzfächern. Er fühlte sich angenehm träge, erwärmt von der Sonne, die man in der Komturei viel zu selten zu Gesicht bekam und auch erschöpft vom Kampf mit Sauerbraten. Kurz fielen ihm die Augen zu, doch ein merkwürdig vertrauter Geruch weckte ihn nach kurzer Zeit wieder und er setzte sich auf, schüttelte die Müdigkeit ab, indem er sich die Augen rieb.
"Ist das...? Wie sagt man hier. Meine Sprache sagt 'Wacholder'.", fragte er taktisch. Jarel liebte kochen und freute sich, wenn er sich interessiert zeigte. Auch wenn es das eigentlich nur in geringem Maße tat. Es war quasi eine Einleitung. EIn Warmfahren, denn er hatte sich endlich genug Gedanken zur Frage seiner Zufriedenheit gemacht. Oder besser zur Formulierung seiner Antwort.
Wie immer positionierte er sich so, dass er sein Gegenüber direkt ansehen konnte und verharrte ansonsten ganz reglos. Er war niemand, der in der Gegend herum schaute oder die Hände beschäftigen musste, wenn er etwas sagen wollte, was nicht ganz einfach zu sagen war. Wenn man nicht hinsah, bekam man ja die Reaktion gar nicht zu Gänze mit und darum ging es doch bei diesem ganzen Gerede, oder nicht?

Jarel nahm im Schneidersitz Jake gegenüber Platz, legte die Hände in den Schoß.
Und wartete.

"Du hast gefragt, ob ich zufrieden bin. Ja. Bin ich. Sehr sogar. Aber das liegt nicht am Orden der Flammenrose - da gibt es genügend Idioten, denen man die Wurst vom Brot schießen sollte." Er hatte gebeten, ehrlich sein zu dürfen, also war er es. Jakob teilte nicht alle Ansichten seines neuen Ordens - genaugenommen kritisierte er mehr, als er teilte, aber so tief würde er jetzt nicht einsteigen, denn er wollte auf etwas anderes hinaus.
"Du bist es. Bei dir hab ich nicht das Gefühl, eine Aufgabe zu sein. Ein krummer Nagel, den man mit genügend Hammerschlägen schon irgendwie ins Holz kriegt. Selbst wenn ich dir Ärger mache - was ich ja nicht mal absichtlich mache. Meistens jedenfalls nicht." Er stoppte kurz. Nicht faseln. Einmal durchatmen. So viele Worte sprach er normalerweise in einem Monat. "Jedenfalls bin ich zufrieden. Bei dir. Mit deiner Ausbildung. Meinetwegen könntest du auch Nilfgaarder sein oder Borg."
Noch einmal Luft holen.
"Danke. Für alles, denke ich. Bis hierhin."

Der Ritter reagierte erst gar nicht. Dann blinzelte er irritiert, schluckte, sah auf seine Hände.
„Ich muss mich auch bedanken, Jakob.“
Die Stimme des Ritters klang erstaunlich zittrig. Vielleicht sogar etwas dünn, dafür noch wärmer als sonst. Er sah auf und zeigte Jake durch das verräterische Schimmern, was er fühlte.
„Dich auszubilden ist nicht immer leicht. Aber immer lohnend. Ich bin stolz auf dich. Kein Vater könnte stolzer sein.“
Er lächelte, räusperte sich, blinzelte die Feuchte in seinen Augen weg, atmete durch.

„Wo bei allen Schatten liegt Borg?“

Jakob lächelte schief. Er würde nicht noch einen drauf setzen und Jarel stecken, dass er sich im Grunde genommen besser anstellte als sein leiblicher Vater. Zum einen, weil er seiner Stimme gerade nicht traute und zum anderen weil er seinem Ritter nicht endgültig den Boden wegziehen wollte. Er sah das verräterische Schimmern in dessen Augen und er konnte mit derlei Gefühlsausbrüchen nicht sonderlich gut umgehen.
Doch Jarel bekam sich wieder in den Griff und Jakobs Grinsen wurde etwas weniger schief. "Nicht in dieser Welt." Nicht mal in seiner - zumindest nicht in der Realität.

Sie dehnten die Pause erstaunlich lange, aber irgendwann musste Jakob doch wieder in den Sattel und sie folgten weiter der Straße nach Wyzima.
Sauerbraten machte deutlich, dass er wenig davon hielt, seine Freiheit wieder abzugeben. Als Jakob einen Fuß im Steigbügel hatte, zuckte er urplötzlich erst einige Schritte seitwärts von diesem weg, nur um sich gleich wieder zu ihm zu drehen und ihn unsanft anzurempeln. Auf einem Bein und ungünstig aus dem Gleichgewicht gebracht, warf er den Knappen dabei um, der den Fuß nicht sofort aus dem Bügel bekam. Ein stechender Schmerz im Fuß, dann lag er wie ein Maikäfer auf dem Rücken (6/100) und Sauerbraten schnaubte.
"Lach du nur, du Salamivorstufe.", knurrte der Knappe, wie so oft, wenn er wütend war, in seiner Muttersprache und rappelte sich auf. Ehrgeiz hatte er und Jakob hatte sich in den Kopf gesetzt, diese Aufgabe zu meistern. Er ignorierte den leisen Schmerz, nahm Sauerbratens Zügel diesmal kurz und fest, bevor er mit zusammen gebissenen Zähnen den nächsten Versuch wagte.
Irgendwas machte er richtig. Das Pferd blieb stehen und ließ ihn aufsteigen, folgte dann sogar halbwegs brav seine Kommandos (79/100).
Es konnte weiter gehen.

Während der weiteren Reisen waren die Gespräche nicht mehr ganz so tiefgreifend.
Der Ritter hatte die „Verletzung“ seines Knappen bemerkt und achtete darauf, dem Jungen ein paar Extrapausen zu gönnen. Reinreden ließ er sich dabei nicht.
Beide genossen die Ruhe, soweit das Wetter es zuließ. Es war heiß. Schwül. Drückend.
Unter ihren Rüstungen – auch wenn selbst der Ritter kein Metall trug – rann beiden der Schweiß in Strömen. Ein Erschöpfender Ritt.
Jarel kannte den Weg allem Anschein nach gut. Er wusste immer, wo man Flüsse oder Bäche fand, wo sich Plätze zum Rasten fanden. Und war mal kein Gewässer in unmittelbarer Reichweite, mahnte der Ritter die Wasserschläuche zu füllen.
Hungern mussten sie auch nicht. Den mitgebrachten Proviant ergänzte Jarel mit den Dingen, die in Reichweite waren. Wurzeln, Pilze, Beeren. Auch ein Fasan und mehrere Kaninchen fanden den Weg in ihre Mägen. Haarklein erklärte er seinem Knappen, was man Essen und was für die Zubereitung von Speisen gebrauchen konnte. Wie man dieses von jenem unterschied und – wie sollte es anders sein – welches Gericht mit welchen Gewürzen zubereite wurde.
Die Nächte liefen immer gleich ab. Die ersten drei Stunden wachte Jake und Jarel verbrachte diese Zeit im Rausch seiner Medikamente. Dann endlich durfte der Junge schlafen. Routine schlich sich ein.
Ein Unwetter ein Tag vor der erwarteten Ankunft verbrachten sie in einer Scheune, gemeinsam mit den Pferden. Der Wappenrock öffnete auch diese Tür. Der Bauer ließ sie dort schlafen, brachte sogar Brot und saure Milch.
Seine Frau betrachtete die beiden jedoch mit solchem Argwohn, dass Jarel befürchtete sie könnte Jake und ihn vergiften. So musste der Knappe warten, während der Ritter vorsichtig „vorkostete“.
Seine Überempfindlichkeit hätte sehr schnell gezeigt, wenn etwas nicht stimmte, doch nichts geschah. Während draußen die Welt in Regen und Blitzen unter ging, schliefen die beiden trocken und -immer noch viel zu warm – im Stroh. In dieser Nacht trat sogar Mariposa von Zeit zu Zeit von einem Bein auf das andere, was Sauerbraten dazu brachte, ständig schnaubend an den Zügeln zu zerren, an denen er angebunden war. Erschwerend kam hinzu, dass der Hengst den Ritter nicht an sich heranlassen wollte. Anfassen? Keine Chance!
Am nächsten Morgen erwartete sie eine wahre Nebelsuppe. Am Abend sollten sie den Tempel erreichen, doch der Nebel war so dicht, dass sie nicht gut vorankamen. Und kaum hatte sich die die Kleidung und das Atmen schwer machende Feuchtigkeit aufgelöst, wurde es bereits wieder dunkel.
Dichte Wolken zogen am Abendhimmel auf und fernes Donnern kündete vom nächsten Unwetter.
Heute würden sie die Stadt nicht mehr erreichen.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Die ersten Tage waren pure Quälerei. Die Hitze machte ihm dabei nicht mal am Meisten zu schaffen, da war er tatsächlich Schlimmeres gewohnt, aber die ungewohnte Muskelbelastung ließ ihn steif werden. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal solche Muskelkater gehabt hatte, dass er morgens kaum auf die Füße kam. Drei Tage kämpfte er sich so jeden Tag mit schmerzenden Knochen in den Sattel, bis sein junger Körper es so langsam geregelt bekam. Anders als den Fuß, der bei jedem Schritt schmerzte und den er bei den Pausen verstohlen kühlte, in dem Glauben, Jarel würde es nicht bemerken. Er hingegen bemerkte nicht, dass sie mehr Pausen einlegten, als vielleicht nötig waren - dafür fehlte ihm die Erfahrung mit solchen Reisen.
Sein Umgang mit Sauerbraten wurde mit jedem Tag ein wenig besser und wenn der Hengst sich gut führte, nannte er ihn vertraulich 'Bro', anstatt ihn zu beleidigen. Und mit der Ruhe und dem Nachlassen der Muskelschmerzen kam auch der Punkt, an dem Jakob die Reise zu genießen begann. Die Ruhe, die Einsamkeit, obwohl sie zu zweit waren. Aber Jarel war kein Schwätzer und so war Jakob oft allein mit seinen Gedanken, was er als sehr angenehm empfand.
Ihre Tage entwickelten feste Abläufe und Rituale, der Knappe zeigte sich von seiner besten Seite. Wenn er nicht unter dem sozialen Stress einer Komturei voller anstrengender Menschen stand, war er durchaus umgänglich und lernwillig. Zumal er schon früh begriffen hatte, dass man hier nicht einfach in den Supermarkt spazieren und hermetisch abgepacktes Fertigfutter kaufen konnte, wenn man hungrig war. Also arbeitete er fleißig mit, wenn Jarel ihm den Unterschied von Champignon und Knollenblätterpilz erklärte.
Sommergewitter rollten über das Land und verlangsamten ihre Reise. Jakob war es ganz recht. Sein Fuß quälte ihn noch immer und er versuchte zu vermeiden, die Stiefel auszuziehen, weil er kaum wieder hinein kam. Schöner Mist. Irgendwann würde er wohl etwas sagen müssen. Inzwischen stieg er schon von der falschen Seite aufs Pferd, wenn Jarel gerade nicht hin sah...
Nach einem dieser Gewitter ritten sie erst spät weiter und in den Nebel hinein. Es war tropisch heiß und in der Ferne grollte schon der nächste Donner...
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MONSTER
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Lebenslauf:

Vielleicht war es sogar ihr Glück, dass sie bei Regen und bei Nacht weiterzogen, denn im trockenen Sonnenschein hätte die Begegnung wohl anders ausgesehen.
Ein lidloses Augenpaar war aufmerksam auf die beiden Reiter gerichtet, und ein zweites und ein drittes und noch weitere.
Alle Augenpaare gehörten jedoch zu ein und dem selben Wesen und der Nervenknoten der dem Wesen als Gehirn diente versuchte verzweifelt zu bewerten, ob diese Säugetiere als Futter für die Brut geeignet war oder ob es sich um eine Bedrohung handelte.
Das Wesen war jedoch kaum zu vernünftigen Entscheidungen in der Lage, so fiel die Entscheidung pragmatisch aus. Zum einen rief es um Unterstützung durch die Krieger und gleichzeitig ging es zum angriff über, für den Fall, dass es sich um zu große Beute handelte, konnten die Krieger immer noch eingreifen.
Doch es war kalt und nass und nicht das bevorzugte Wetter für Endriagen.
Auch die Arbeiterin bewegte sich nur langsam vorwärts und auf die Beute zu.
Die Reiter, vor allem das große dunkle Tier war deutlich höher als die Angreiferin, aber auch zusammengenommen hatten die beiden Pferde auch nicht mehr Beine.
Die Arbeiterin war etwas so hoch wie ein Pony und auch ihr Körper zeigte ein ähnliches Format, war allerdings von einem festen Chitinpanzer umgeben und wurde von 4 kräftigen stämmigen Beinen getragen, die an einen gigantischen Hummer denken ließen, das vorderste Beinpaar war zu einer kräftigen Klaue und einer massigen Schere assymetrisch umgeformt, was sie zu einer vielseitigen Arbeiterin machte im Ernstfall jedoch nicht wehrlos zurückließ.
Anders als ihre kämpfenden Kollegen fehlte ihr aber der Skorpion ähnlichen Schwanz.
Gegen eine vollständige Gruppe von einem halben Duzend hätte wohl nur das Schwert und auch die Hand eines Hexers geholfen, wenn überhaupt, aber das Gewitter hatte die Gruppe getrennt und der Rest war ins Nest zurückgekehrt, nur sie war versprengt zurückgeblieben.
Und nun war da Beute... Fette Beute.
Der erste Angriff galt dem kleineren der beiden Säugetiere, einem helleren Tier. Die Scherenklaue schnellte vor (34/100) doch darauf, dass sich jemand verteidigen würde war dass Tier nicht eingestellt (3/100).
Beim Angriff auf das größere Tier hatte es allerdings schon dazugelernt.
Eine noch schnellere Attacke mit der Klaue (71/100) und auch auf Gegenwehr war es nun vorbereitet (44/100)
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Als das große, überaus hässliche Vieh aus dem Nebel auftauchte wie ein Chitin gewordener Alptraum, zeigte sich zum ersten Mal, dass in Sauerbraten mehr steckte als eben das: ein Braten. Die Wahl der Rasse war eine kluge gewesen, denn in Sauerbratens Stammlinie fanden sich ausschließlich Tiere, die es gewohnt waren, ihren riesigen Schädel zum Denken zu verwenden und sich zum anderen dafür eigneten als Kavalleriepferd eingesetzt zu werden. Sie waren mutig und gingen auch im Schlachtenlärm vorwärts, wenn man es ihnen beibrachte. Auch waren Sauerbratens Ahnen flinke Häscher, verwendet für das Treiben und Absetzen von Einzeltieren aus einer größeren Herde. Zwar war Sauerbraten noch weit davon entfernt, wirklich entsprechend seiner Talente ausgebildet zu sein, doch er ließ sich von Jakob davon abhalten, das Weite zu suchen - was diesen wohl fast so sehr überraschte wie den Hengst und das Biest gleichermaßen.
Sauerbraten warf ledglich den Kopf erschrocken herum, akzeptierte aber trotz allem weiter Jakobs Hilfen, sodass dieser tatsächlich das Schwert ziehen und den ersten Angriff der Endriage abwehren konnte (35/100). Das Vieh schlug ihm die Klinge dabei fast aus der Hand und es mochte Glück oder tatsächlich Sauerbratens Köpfchen gewesen sein, dass dieser genau im richtigen Moment eine Pirouette auf der Hinterhand drehte und Jakob so in optimale Schlagposition brachte. Er nutzte den Moment, hieb mit aller Kraft von oben auf den Angreifer und traf den knorpeligen Bereich zwischen Körper und einem Bein (84/100).
Das Wesen gab einen seltsamen Laut von sich, machte Kehrt und stürzte sich nun auf Mariposa und Jarel.
"Jarel!", mehr bekam Jakob nicht zur Warnung heraus, aber vermutlich war das auch gar nicht nötig. Sauerbraten tanzte noch einmal um seine eigene Achse, dann rückwärts, bevor er sich endlich bewegen ließ, wieder vorwärts zu gehen. Angreifen.
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Jarel Moore
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Der Hengst des Jungen scheute, tänzelte. Da war etwas!
Auch Jarel zog das Schwert, war aber auf Mariposa so weit vom angreifenden Mistvieh entfernt, dass er nichts ausrichten konnte.
Dafür erreichte das Vieh sein Pferd. Und verletze es.
Mari wieherte erschrocken, stieg sogar leicht.
„Rah!“ Der Ritter sprang aus dem Sattel und schlug der Stute auf den Hintern, die aber nur fünf Schritte machte und unruhig mit dem Kopf werfend stehen blieb.
Taktisch eine sehr schlechte Idee. Entweder war der Ritter größenwahnsinnig, oder er hatte mehr Angst um seine Stute als um sich selbst.
Mit dem Schwert in der rechten und dem Parierdolch in der linken griff er an.
Wütend wie er war hieb er nach der Schere, von der noch Mariposas Blut troff. Die Wucht des Schlages trennte die Schere vom Körper.
Der Ritter ging rückwärts von Jake weg, schrie das Vieh an, schlug Schwert genen Dolch, machte Lärm und versuchte den Angreifer wegzulocken, sondierte die nächste Möglichkeit anzugreifen.
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MONSTER
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Noch einmal schlug die Endriage nach dem Ritter, die Schere hatte zwar die größere Reichweite, aber sie lag nun abgetrennt am Boden, es blieb nur noch die Klaue um mit einem letzten wütenden Hieb nachzuschlagen. (90/100) Es landete noch einen Treffer, doch der Mensch begann Lärm zu machen, drohend stellte sie sich auf und Klaue auf zischte, wich zurück, richtete sich aber in ihrem Beinen auf um größer zu wirken.
Der Lärm ließ sie allerdings zurückweichen. Was die Hexer wußten und was Jarel nun durch einen Zufall lernte, viele Insektiode ließen sich durch laute Geräusche abschrecken, oder zumindest durch eine bestimmte Art Lärm - nämlich solchen wie den den Jarel machte. Es hatte also nicht den gewünschten Effekt. Sie wich zurück, dann verspritzte sie ihr Gift, viel war nicht übrig, (54/100) sie traf auch nicht optimal, ehe sie sich wieder ihrer ersten Beute zuwandte.
Sie zischte, fauchte, bewegte sich nun etwas ungelenk seitlich in kurzen abgehackten Bewegungen. graugelbes Blut troff auch aus der Wunde, die Jake geschlagen hatte als es nach ihm noch einmal mit der Klaue hieb (40/100).
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Das Vieh war unglaublich flink. Und Stark. Es reagierte auf den Lärm nicht wie gewünscht.
Es folgte ihm nicht, es wollte sich abwenden. Da hatte er in Unterricht nicht aufgepasst. Und das würde sich nun böse rächen.
Die Endriage würde Jake angreifen! Das konnte er nicht zulassen! Der Ritter überlegte wie er am geschicktesten angreifen konnte.
Die Entscheidung wurde ihm jedoch abgenommen, denn das Insektiod machte überraschend einen Satz auf ihn zu, hieb nach seinem Oberkörper, vielleicht zielte es auf den Hals. Mit voller Kraft versuchte Jarel die Schere abzulenken, doch die Endriage hatte eine unglaubliche Kraft. (90/4)
Der Ritter wurde getroffen, verlor das Schwert, wurde fortgeschleudert und Schlug wie eine Kanonenkugel im sandigen Boden auf. Heißer, reißender Schmerz ließ seinen linken Oberarm in Flammen stehen.
Die Wucht des Schlages war bis in den Rücken zu spüren. Als wäre er eine Glocke, die gerade mit einem Hammer geschlagen worden war.
Das Vieh würde sich Jakob zuwenden. Ächzend versuchte er sich aufzurappeln, als er ein seltsames Geräusch hörte und sich instinktiv in Sicherheit bringen wollte. Doch seine Muskeln gehorchten nicht. Er schaffte es weder aufzustehen noch wegzukriechen. (40/39)
Was genau geschehen war, begriff der Ritter nicht mehr. Zu schnell wirkte das Gift. Als erstes wurde sein Arm taub. Als wäre er nicht mehr da. Erschrocken versuchte er den Kopf zu drehen und sich einen Überblick zu verschaffen. Was nicht gelang. Die Spannung verließ seine Muskeln und er landete mit dem Gesicht zuerst bäuchlings im Dreck. Er konnte nicht einmal den Kopf heben um nach Jakob zu sehen. Er bestand nur noch aus Schmerz, Angst und der Unfähigkeit sich zu bewegen.
Der Wolf in ihm sprang viel zu spät nach vorne, erreichte das Bewusstsein des Ritters nicht mehr, bevor es verlosch. Es wurde dunkel.
Sauerbratens Reaktionen waren durchaus nicht zufällig zu nennen. Der Hengst war klug, auch wenn die Endriage ihm Angst machte. Aber er hatte auch begriffen, dass er auf seinem Rücken etwas hatte, was die Klauen auf Abstand hielt und so drehte er sich einmal mehr, so dass Jakob die Klaue mit seiner Klinge abwehren konnte. (76/100)
Doch das Fauchen des Biests ließ den jungen Hengst dann doch steigen, was Jakob wiederrum als ungeübter Reiter nicht aussitzen konnte. Mit einem dumpfen Laut landete er im Dreck (13/100).
Reagieren, Luft in die Lungen zerren, so sehr die sich auch wehrten. Er rollte sich herum, kam irgendwie auf die Füße und sprang auf die Endriage zu. Im Kampf mit der Spinne hatte er gelernt, wo es den instektenartigen Viechern weh tat und genau dahin stieß er sein Schwert: Zwischen Vorder und Hinterkörper. (83/100)
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MONSTER
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Der Treffer War gut, die meisten Säugetiere hätten nun kapituliert, aber Insekten funktionierten anders. Und auch ein Hym wußte nicht ganz genau wie ein Insekt funktionierte. So dass das erlernte nur begrenzt half. Das dünne Schwert verursachte Schmerzen, durchtrennte aber nicht genug der Nerven um das Tier aufzuhalten. Es ging sofort wieder zum Angriff über. Von dem anderen Menschen ließ es ab, der war bereits betäubt und konnte später abgeholt werden. Er würde lange frisch bleiben, denn das Gift lähmte nur die motorischen Muskeln, die Atmung und das Herz funktionierten auch weiter und sehr oft blieb das Opfer sogar bei Bewusstsein. Dass dieses einen anderen Weg ging hatte andere Gründe, spielte aber für Endriagen keine Rolle.
Nun galt es aber noch mehr Beute vorzubereiten.
Das Gift war fast aufgebraucht, die Schwere verloren, aber die Klaue funktionierte noch. Das eigen Leben war schon egal, es konnte sich nur so teuer wie möglich verlaufen um dem Nest genug Nahrung zu liefern. Die eigene Biomasse und die neue Beute.
Umso aggressiver ging es nun Jake an (82/100) hieb mit der verbliebenen Klaue nach ihm wie ein ungeschickter Fechter.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob hatte sich schnell wieder herum gedreht und fing die heran sausende Klaue in letzter Sekunde mit der Breitseite des Anderthalbhänders ab (83/100). Die wilde Wucht des Anpralls ließ seine Arme beben und er bedankte sich innerlich bei Jarel für das manchmal unbarmherzige, aber offenkundig wirkungsvolle Training, das seinem Körper die Kraft gab, der Endriage Widerstand zu bieten. Aus deren Körper floss inzwischen ein zähes, stinkendes Sekret, andeutend, dass sein Hieb Wirkung gezeigt hatte. Jakob wusste, dass er dies hier schnell beenden sollte, denn sein Fuß und sein Steiß schmerzten und lange würde auch der Kraft seiner Arme nicht mehr reichen. Der Rechte war nach wie vor nur zur Führung geeignet und das neue Schwert schwer.
Mit wohl dosierten Schritten befreite er sich vom Druck der Endriage - Jarel achtete sehr auf gute Beinarbeit und energiesparende Bewegungen - und sprang hoch, über eines der Spinnenbeine, sich im Sprung drehend und die Spitze des Schwertes unter Zuhilfenahme seines Gewichtes in die Endriage bohrend (64/100). Die Ausweichbewegung des Wesens sorgte nur dafür, dass das Schwert sich durch den zentralen Nervenknoten arbeitete und den hässlichen Körper an den Boden nagelte. Zwar zappelte das Ding noch, aber die Bewegungen wurden zusehends ungezielter.
Schwer atmend machte Jakob zwei Schritte rückwärts und versuchte sein rasendes Herz zu beruhigen. Zwar hatte man ihm im Orden inzwischen einiges über die Monster hier beigebracht, aber ihnen leibhaftig zu begegnen, war eine andere Nummer.
Die Endriage hörte endlich auf zu zucken und Jakob sah sich nach Jarel um.

Nichts stimmte an dem Bild, wie der Knappe seinen Ritter vorfand. Das Bild war falsch. Völlig falsch.
Jarel lag hab auf dem Bauch, halb auf der linken Seite, das Gesicht im sandigen Boden des Weges.
Sein linker Arm lag unter seinem Körper, der rechte über den Kopf hinweg ausgestreckt, die Fingerspitzen in einer Grasode verkrallt.
Das linke Bein ausgestreckt, das rechte angewinkelt.
Er sah aus wie ein Kletterer, der in der Bewegung eingefroren und auf den Boden gelegt worden war.
Er rührte sich nicht.
Einzig über den linken Oberarm breitete sich sehr langsam ein leuchtend roter Fleck aus.
Sehr langsam, den der größte Teil der kostbaren Flüssigkeit wurde gleich vom Boden gebunden.
Es war still nach dem Kampf. Furchtbar still
Nicht einmal die Pferde rührten sich.

Halb laufend, halb stolpernd überwand Jakob die kurze Distanz zu Jarel. Vergessen war der Schmerz in Steiß und Stolz, vergessen auch der wunde Fuß. Der Ritter regte sich nicht, gab keinen Laut von sich und lag unnatürlich verdreht am Dreck. Sein Knappe fiel neben ihm auf die Knie und drehte ihn vorsichtig zu sich herum, suchte hektisch nach einem Puls und fand im erste Moment keinen, was ihn nur noch hektischer werden ließ. Panik flutete seinen Körper mit Adrenalin und seine Gedanken mit schwarzen Erinnerungen. Nicht schon wieder. Nicht wieder versagt haben. Wieder einen geliebten Menschen verlieren, weil er nicht gut genug gewesen war. Nicht schnell oder mutig genug. Nicht wieder zurück bleiben und trauern.
Einige krampfhafte Herzschläge lang, klammerte er sich an Jarel, zog den leblosen Körper fest an sich, als würde das irgend etwas helfen. Harte Atemzüge gegen Tränen, die einfach anfingen zu laufen, ohne dass er etwas dagegen tun konnte, außer seine Stirn an Jarels Kopf pressen und verzweifeln...
...bis er einen milden Hauch auf seinem nassen Gesicht spürte. Er fuhr hoch, prüfte es noch einmal mit angehaltenem Atem dicht vor Jarels Lippen. Doch, da, kaum spürbar, aber gegen die Tränen doch kühlend: Atemzüge. Schwach, aber stetig. Er lebte!

Die nächsten Stunden arbeitete Jakob wie ein Besessener. Er hatte Jarels Arm so gut er konnte versorgt, den Ritter trotz der gewittrigen Schwüle in eine Decke gewickelt und einen notdürftigen Unterstand aufgestellt, falls es wieder regnen sollte. Er hatte die Pferde eingefangen und schleppte gerade zwei junge Bäume heran, die er im Hain geschlagen hatte. Jarel hatte ihm im letzten dreiviertel Jahr viel beigebracht und Jakob wunderte sich, wie viel davon er tatsächlich abrufen konnte. Die Wundversorgung war ihm noch aus Flagstaff vertraut, aber der einfache Unterstand und auch die Pferdetrage, die er nun begann zu improvisieren, stammten aus Jarels Lehre.
Jakob war klar, dass er Jarel niemals auf Mariposas oder Sauerbratens Rücken würde transportieren können, schon allein ihn hinauf zu wuchten war unmöglich zu lösen, also würde die Stute ihren Herrn schleppen. Der Knappe arbeitete fieberhaft, angetrieben von Jarels wächserner Hautfarbe und dem Grollen des fernen Donners. Er trug längst nur noch seine Hosen, schwitzte wie ein Tier, nahm sich aber kaum Zeit für einen Schluck Wasser.
Er.würde.nicht.versagen.
Er würde Jarel nicht hier draußen verlieren.
Seit langem murmelte er wieder Stoßgebete an alle Engel, seinen Gott und zum Schluss auch an die Ewige Flamme.

Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, die vergangen war, als er endlich den letzten Riemen um das Holz fest zog. Mariposas Sattel war nicht für derlei Aufgaben geschaffen, aber er improvisierte. Ein Sattler würde die Schäden beheben und Jarels Leben war wichtiger, als ein paar gekappte Lederriemen und Schnitte in der Polsterung. Er breitete das Widderfell auf der Trage aus und legte sich zuerst selbst prüfend hinein, wippte und schnalzte Mariposa zu, die artig ein paar Schritte tat. Schien zu halten. Also lud er Jarel vorsichtig auf, prüfte noch einmal Puls und Atmung, bevor er sich ankleidete.
Der Knappe schwang sich auf Sauerbratens Rücken, nahm Mariposa als Handpferd und eilte der Hauptstadt entgegen. Hinter ihm rollte der Donner.

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Reuven von Sorokin
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Lebenslauf: Reuven

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von/nach: Vom Haus der Heilerin und der Alchemistin zurück in den Wald
Datum: Sommer1278, früh morgens
betrifft: Sindra
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Nachdem sie den Ritter der Flammenrose der irgendwie gar keiner war, abgeliefert hatten machten Sindra und Reuven sich wieder auf den Weg. Nach wie vor war es der Plan des Hexers, den Tschort zu jagen und zur Strecke zu bringen um das doch stattliche Kopfgeld zu kassieren. Sobald sie außerhalb der Stadt waren hatte Sindra wieder ihre Wolfshund Gestalt angenommen und sprang neben dem Pferd her. Reuven ritt im Schrittempo. Nur kurz sann er noch darüber nach was sie eben erlebt hatten. Die Zusammenhänge hatte er halbwegs begriffen. Der Ritter war irgendeine fremde Form von Werwolf, von einer anderen Welt, durch die Konjunktion hier ausgespuckt. Allerdings, so klassifizierte er, ein einzelnes Wesen, nicht Teil einer ganzen Population - zudem hatte er es unter Kontrolle, war gut sozialisiert und stellte damit für ihn kein Problem dar. Er konnte ihn also auch getrost ignorieren. Zumindest solange bis er einmal Schwierigkeiten mit dem Orden bekam und einen Gefallen einfordern musste, denn so sah er das. Der Ritter schuldete ihm was und irgendwann würde das zwangsläufig relevant werden.

Der Wolfshund lief neben dem Pferd , tollte dann und wann umher.
Die Bewegungen des Tieres wirkten- kurz nach der Verwandlung in ihre vierbeinige Gestalt - erst einmal unkoordiniert und tappsig, wie bei einem Welpen.
Doch jetzt bewegte der Hund sich sicher, setze die Pfoten zielgerichtet. Ein wundervoller Anblick, der Trab des Tieres, einförmige Bewegungen, nichts überflüssiges, nichts aufgesetztes, keine Lügen.
Es tat Sindras Verstand gut, eine Weile einfach nur zu sein. Ohne fremde Gedanken, Erinnerungen und Gefühle.
Sie war zufrieden.

Es dauerte nicht lange, und sie hatten wieder die Stelle erreicht, an der sie Jarel gefunden hatten und von dort aus ging nun die Sucherei los. Die Karawane war ganz in der Nähe überfallen worden, zunächst wollte Reuven diese untersuchen, in der Hoffnung, dass es noch Spuren gab. Er hatte einen Tag verloren, es hatte ein Unwetter gegeben. Ihm schwante schon schlimmes.
Die Stelle fand er schließlich. Nach nur kurzem Suchen. Die Beschreibung der Händler war gut gewesen aber seine Befürchtungen waren eingetreten. Der Regen hatte fast alles abgewaschen, kaum noch Fußabdrücke am Boden, die Wagen und Waren durchnässt. Planen zerrissen, die Toten lagen noch an Ort und Stelle.
Einen kurzen Moment blickte er zu Sindra, auch wenn sie nun ein Wolfshund war. "Du musst es dir nicht ansehen, wenn du nicht willst." Sogar davor wollte er sie bewahren. Die Toten waren tatsächlich grausam entstellt, einem war der Arm am Schultergelenk ausgerissen und auch wenn sich der Knochen wohl eicht aus dem Gelenk gelöst hatte, die Haut hatte sich gesträubt. Abgerissene Fetzen, Muskel... Einem weiteren war die Bauchdecke aufgeschlitzt von gigantischen Klauen. Reuven untersuchte den Klauenabstand... Es konnte auch ein Bies sein, ungleich größer als ein Tschort, vielleicht ein wenig langsamer, aber dafür mit einer unangenehm starken magischen Gabe ausgestattet.
An einer Wagenrückwand fanden sich dann doch noch andere Spuren, dort hatte sich wohl das Geweih in der Plane verfangen gehabt und er hatte es abgerissen. Die Höhe gab ihm eine grobe Ahnung von der Größe. Zweifellos ein Bies. "Verfickte Scheisse." Kommentierte er die Erkenntnis.
In welche Richtung das Vieh abgezogen war, war sogar auch halbwegs gut zu erkennen, abgeknickte Äste, zertretene Büsche, all das hatte das Unwetter im dichten Wald nicht bereinigen können, und verdammt, es war immer wieder verblüffend, wie schnell und geschickt sich diese Bestien trotz ihrer Größe durchs Unetrholz bewegten.

Das Tier hielt sich die ganze Zeit schutzsuchend in seiner Nähe auf. Außer in dem Moment, als Reuven an die Leiche trat um sie zu untersuchen.
Leise winselnd, mit zwischen den Beinen eingekniffener Rute, gebückter Haltung und angelegten Ohren blieb sie auf Abstand.
Ihr Herr schien beunruhigt. Und auch sie war es. Der Geruch war so intensiv, als hätte man den Wolfhund mit den Leichenteilen verprügelt.
Sie zitterte vor Unruhe und würgte sogar.
Eigentlich war dieser Geruch für einen Wolfshund kein Grund für Ekel. Eher für Appetit. Aber sie war immer noch Sindra. Und Sindra drehte es den Magen um.
Nur mühsam unterdrückte sie eine Ernährungstechnische Rückfahrt.

Sie ließen die überfallene Karawane hinter sich, folgten der Spur der Verwüstung. Eine Weile noch, dann aber schien die Wut der Bestie nachgelassen zu haben und sie bewegte sich nun fast ohne auch nur einen Busch oder Baum zu berühren durch den dichter werdenden Wald.
"Kannst du der Spur folgen?" bat der Hexer nun Sindra.

Die Wolfshündin wackelte lustig mit den Ohren und setzte sich in Bewegung. Einige Male lief sie im Kreis und schnupperte, fand etwas, verweilte kurz und trabte dann im lockeren Trab los. Das machte Spaß. Die Sorgen Sorgen sein lassen und einfach vor sich hin traben. Frei von Gedanken. Herrlich.

Sie würden das Biest bald aufgespürt haben, er folgte Sindra, dann irgendwann stoppte er sie. Er hielt selbst an, Vanja führte er schon seit der Karawane hinter sich her, nun ließ er sie stehen. nahm nur sein Silberschwert aus der Tasche und begann es sorgfältig mit einem Öl zu präparieren. Dann suchte er auch noch seine Kollektion an Tränken ab und legte sich drei Tränke bereit. Er würde alle drei brauchen, aber sie würden ihn auch vergiften.
Er atmete tief durch. Die Vergiftung würde er schon überleben, den Bies sonst aber nicht.
Er kippte nacheinander Schneesturm, Petris Filter und eine Schwalbe hinunter. Die Tränke beschleunigten seine Wahrnehmung und seine Reaktionen, erlaubten es ihm mehr Kraft in seine Hexerzeichen zu legen und regenerierten ihn. Der Trank, der ihn immun machte oder zumindest etwas resistenter gegen Halluzinationen, der bestand aus zu seltenen Zutaten, den hatte er nciht auftreiben können. Es musst also auch so gehen.
"Halt dich von ihm fern, Sindra. Vor allem wenn er das dritte Auge auf der Stirn öffnet, blick weder hinein, noch gerate in seinen Fokus. Nimm die Warnung wirklich ernst, er kann dich sonst dazu bringen, mir zu schaden."
Erklärte er. "Und wenn ich falle... hol Vanja und versuch mich wegzubringen... aber das sollte nciht passieren."

Sie maulte, als er die Tränke kippte und winselte, spielte mit den Ohren und kniff die Rute ein, als er ihr die Anweisung gab. Trotzdem ihr nur die Laute und Körpersprache eines Hundes zur Verfügung standen konnte sie ihren Emotionen durchaus einen verständlichen Ausdruck verleihen.
Ihr Herz schlug wie wild. Es war die Arbeit ihres Herrn. Sie sorgte für ein Dach über dem Kopf, gelegentlich ein Bad und füllte ihren unersättlichen Magen.
Trotzdem...vielleicht war es doch einfacher anschaffen zu gehen, doch der Gedanke schien Reuven nicht zu gefallen.
Mit hängendem Kopf trabte sie zu Vanja, die sie daraufhin aufmunternd mit der Schnauze anstupste.

Es rührte ihn fast, wie sie gegen die Tränke protestierte und kurz kraulte er sie zwischen den Ohren, dennoch, es half nichts, das war sein Handwerk. Dafür war er gemacht. Der Bies durfte keine weiteren Handelskarawanen überfallen und dazu gab es die Hexer. Hätte er aufgehört, dieser Arbeit nachzugehen hätte er sich auch gleich lebendig begraben lassen können. Lange Jahre war er aufgrund seiner Verletzungen zu einer Pause gezwungen gewesen, er wußte gut wie es sich anfühlte immer eine spur neben dem Weg zu gehen, für den man geschaffen war.
Dass sie die Bestie tatsächlich aufgespürt hatten zeigte sich schnell, vielleicht hatte aber auch die Bestie mitbekommen, dann man ihr folgte.
Sie hatten eine weitere Höhe im Karst erreicht, und es war anzunehmen, dass er sich hier versteckte, und der Hexer behielt recht... und der Bies wollte sich jetzt nicht stören lassen. Es war bereits wieder gegen Abend geworden und plötzlich stand er vor ihnen, in seiner ganzen fürchterlichen Größe und Abscheulichkeit.

Bild
Quelle: Hexer wiki

Ein riesiger narbiger Schädel, tatsächlich wie eine Kreuzung zwischen Hirsch und Bär, ausgestattet mit einem mächtigen Geweih, vielfach verzweigt und in der Mitte, dort wo es sich aus dem riesigen Schädel bohrte war ein drittes Auge zu erkennen. Das Biest stützte sich auf mächtige krallenbewehrte Pranken, brüllte und tobte.

Reuven zögerte nicht, er stürmte auf das Monster los, auch wenn ihn dieses um Längen überragte - es hatte die Höhe eine kleinen Baumes, und die Pranken erinnerten im Umfang auch an einen solchen - er machte Größe mit Entschlossenheit und selbstmörderischem Wagemut wett.
Doch so schnell der Hexer auch war, der Bies war schneller. Es wich vor dem Silberschwert zurück, zog die Pranken weg oder war im nächsten Moment zur Seite weggehuscht. Absurd eigentlich, einen solchen Ausdruck für ein derartiges Ungetüm zu verwenden, doch dieser magisch erzeugte Unholde war geradezu übermenschlich schnell. Allerdings galt dies auch für den Hexer.
Nun war es allerdings dem Bies zu bunt geworden, er hatte wohl nicht vor, sich den Tag von einem dahergelaufenen Hexer verderben zu lassen und wollte kurzen Prozess machen. Er stürmt auf ihm zum, in der Absicht, ihn mit seinem Geweih entweder direkt aufzuspießen oder mit dem Schädel an einer mächtigen Eiche einfach zu zerquetschen.
Nun zeigte sich allerdings, dass die Tränke hilfreich waren, denn nun war der Hexer schneller. Er sprintete los, sprang, rannte am Stamm des Baumes hoch, sprang wieder und stieß sich ab, um auf den Rücken der Bestie zu gelangen, dort hieb er mit dem Silberschwert in den Nacken des verunstalteten Wesens. Und die Aktion zeigte auch sofort Wirkung. Unter Schmerzen schüttelte sich das Ungetüm und pflückte ihn schließlich mit einer viel zu beweglichen Pranke einfach vom Rücken, um ihn zu Boden zu schleudern.
Der Hexer rollte allerdings ab und entging dem nächsten Hieb der Pfote indem er sich zur Seite wegrollte.
Er schleuderte dem Bies nun Feuer entgegen und eigentlich hätte der brennen sollen, doch die Flammen züngelten nur schwach über seinen fast haarlosen Körper um dann kläglich zu versiegen. Das einzige was er erreicht hatte war, dass der magische Angriff den Gegner genug reizte um nicht mehr gezielt vorzugehen, Reuven mußte nur einen Schritt zur Seite tun um den Ansturm zu entgehen. Sein Plan war es nun, unter seinen Gegner zu kommen um ihm die empfindlichere Bauchdecke aufzuschlitzen, aber auch sein Angriff misslang. Der Bies hieb ihn einfach weg, in Richtung der Höhle und der Hexer glitt an der Wand ab und zu Boden. Allerdings war er wieder auf den Beinen ehe das magisch erzeugte Wesen bei ihm war. Was dieser plante war ihm nur allzu klar, er wollte ihn in seine Höhle bringen dort hypnotisieren und dann bewegungsunfähig einfach zerfetzen. Doch das würde ihm nicht gelingen, Reuven rollte sich ab, gerade rechtzeitig unter einem Hieb hindurch und war wieder fast im Freien.
So beharkten sie sich noch eine geraume Weile. Mochte der Größenunterschied gigantisch sein, der Hexer war schnell und gemein. Bald rollte er sich unter dem Giganten durch und fügte ihm schmerzhafte Schnitte in die Bauchdecke zu, wenn auch nicht tief genug um ihn zu töten, bald sprang er auf ihn und hieb ihm mit dem Schwert in den Nacken, doch auch hier drang er nciht tief genug durch die zähe Haut. Er schleuderte ihm Feuer entgegen doch der Bies war dermaßen alt und zäh, so leicht ließ er sich nicht beikommen. Er fegte den lästigen Angreifer fort, schüttelte ihn immer wider ab. Auch wenn dieser rechtzeitig auf die Beine kam, im letzten Moment noch ein Schutzschild wirkte oder auswich, Irgendwann, so zeigte sich bald, würde einer von beiden ermüden, und die Wirkung der Tränke würde nachlassen, und das betraf nicht den Bies.
Und schließlich gab Reuven nach, ließ sich doch in die Höhle des Monsters treiben. Auch er folgte einem Plan, einem riskanten, aber er musste es Zuende bringen, ehe der Bies das tat. Ihm war nur zu bewusst, dass ihm die Zeit ausging, während die Bestien kaum ermüdet schien. Solche Kämpfe hatte sich wohl schon zur Genüge ausgefochten, wie die narbige Haut bezeugen wollte.
In der Höhle aber, so wusste Reuven, würde auch das Monstrum sich nicht mehr so behände bewegen können. Andererseits würde er dich dem Auge wohl nicht entziehen können und er wäre er dem Halluzinationen und Blindheit hervorrufenden Auge des Bies schutzlos ausgeliefert. doch ihm blieb nur diese eine Chance.

Die beiden Gegner verschwanden für Augenblicke aus dem Blickfeld, und was in der Zeit genau geschehen war würde Sindra niemals erfahren. Als sie nach bangen Minuten des Warten in denen sich weder der Hexer noch der Bies gezeigt hatten, in die Höhle trat fand sie folgendes Bild vor.
Der Bies lag am Boden, das Geweih weiter versengt, das dritte Auge weit geöffnet aber von der Klinge durchbohrt. Das Silberschwert steckt ihm im Gaumen und trat an eben der stelle aus dem Schädel aus und der Unhold rührte sich auch nciht mehr, kein Muskel zuckte mehr.
Aber auch der Hexer rührte sich nciht. Er lag am Boden wo ihn das mächtige Maul wohl ausgespuckt hatte, blutend auf dem Bauch, den Kopf noch auf den Armen abgelegt, doch kaum noch bei Bewusstsein.
Die Zähne des Bies hatten sich ihm in die Seite gebohrt und dort zwei hässliche Löcher gemacht. Zudem zehrte die Erschöpfung an seinen Kräften. Hexer regenerierten die Magie ihrer Zeichen weitgehend auch sich selbst, und genau das tat er auch in dem Moment. Und mehr Kraft noch weil der Trank die Zeichen verstärkt hatte. Zusammen mit den Vergiftungserscheinungen, hervorgerufen ebenso durch die Tränke raubte ihm das nun jede Kraft, sein Werk zu vollenden, nämlich dem Bies den Kopf abzutrennen und die Belohnung einzufordern.
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ERZÄHLER
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Registriert: Samstag 6. November 2021, 15:47
Lebenslauf:

Grausen und Bewunderung für ihren Herrn hatten Sindra hin- und hergerissen. Sie wollte eingreifen, sah sich selber die Fänge in der Kehle des Bies vergraben, doch Reuven hatte Recht. Das konnte und würde schiefgehen und schlussendlich würde sie sterben und der Hexer...ob er sein Leben riskieren würde beim Versuch sie zu retten?
Ob er sie mochte?
Sie mochte ihn, und so wurden die Minuten nach dem Verschwinden der Kontrahenten in der Höhle pure Qual.
Sie durfte ihnen nicht nach gehen. Durfte nicht...durfte...
Der Wolfshund warf den Kopf in den Nacken, heulte kurz und setze sich dann in Bewegung. ließ die Stute einfach dort stehen und folgte dem Geruch ihres Herrn.
Sie fand ihn. Blutend. Erschöpft. Am Ende.
Nein! So durfte es nicht enden!
Winselnd stupste sie ihn an. Keine Chance. Wenn sie nicht handelte, würde er sterben.
Sie trat in seinem Sichtfeld einen Schritt zurück und setze sich. Fieberhaft ging sie die ihr zur Verfühung stehenden Gestalten durch.
Der junge mit den hübschen grüngrauen Augen? Nicht kräftig genug.
Der Ritter? Nein. An dem stimmte etwas nicht.
Der Vampir...der junge...nein, der ältere. Kraft, Macht, Schnelligkeit.
Ja! Der war es.
Der Hund schloss die Augen und schnaufte hörbar. (Bearbeitet)

Er hatte ihn erledigt, den Bies erledigt. Einen alten und sehr staken Vertreter... einen großen... mit narbigem Fleisch... wie viele Hexer waren an ihm schon gescheitert? Er war mehr als einmal schon abgefackelt worden... Nur daran konnte er gerade denken. Egozentrisch, aber auch das war er nun einmal. Dass erstark blutete spürte er durch das Adrenalin nicht einmal, nur dass er schwach war und nicht hochkam, dass er zusehends müder wurde. Aber es würde reichen, wenn er hier ein wenig schlief. Wenn er nur ein wenig die Augen schloss um sich zu erholen und zu schlafen. Dann würde alles gut werden. Wäre es nur nicht so verflucht kalt...
Dann war da der Hund, Sindra. Ihr besorgter Blick. Es ist alles in Ordnung... der Bies ist tot... beruhige dich.
Wollte er ihr sagen, brachte aber nciht einmal die Lippen auseinander. Das war nicht gut, er war zu erschöpft... und er mußte weg von dem kalten Stein.
Dann konnte er erkennen, dass sie begann sich zu verwandeln. Das Bild wurde unscharf, verschwamm mehr und mehr, aber er sah den Vampir... "Nein Sindra, nicht den... nicht..." brachte er nun doch die Lippen auseinander. Der schadete ihr nur.
Das wollte er nicht... "Nicht... mein Schwert... kalt..." und dann verließen ihn seine Kräfte. Er sackt in sich zusammen.
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