Die Strasse Richtung Nowigrad

Velen ist die nordwestlichste Landschaft der Königreichs Temerien im Mündungsgebiet des Pontar. Sie grenzt, durch den Pontar getrennt, im Norden an das Königreich Redanien und im Westen an das Nördliche Meer. Zudem ist Velen durch zwei große Brücken mit Oxenfurt und Novigrad verbunden und ist daher ein wichtiger Handelsdurchgang zwischen Temerien und Redanien.
Velen wurde von Krähenfels aus regiert - Krähenfels ist eine Palisadenfestung im Herzen Velens mit ungefähr 50 Einwohnern. Der Blutige Baron, der in Krähenfels regierte, ist allerdings für unbekannt Zeit verreist.
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Thorben Denger
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Thorbens Laune verbesserte sich sofort, als er die frohen Gesichter und Kommentare seiner Kameraden erblickte. Auch wenn er des elfischen nicht mächtig genug war, um Jakes Worte zu verstehen, so bemerkte er doch seine Wandlung, die wohl der Aussicht auf Kaffee zuzuschreiben war. Bei den Göttern, - an die der Zwerg allerdings nicht glaubte - die Typen waren ja regelrecht abhängig von dem Zeug.
"Is' 'ne recht neue Entdeckung hier in den nördlichen Königreichen. Handelsschiffe aus Ofir oder Zangvebar bringen die Bohnen zu uns und die Dinger sind schweineteuer!"
Mit einem um die Hand gewickelten Tuch löste er die blecherne Kanne von der Halterung über dem Feuer und begann die krümelige, teerartige Flüssigkeit in Becher zu verteilen. Slava hatte seinen eigenen, Thorben ebenfalls und Jake bekam eine recht teuer aussehende Porzellantasse aus der Mitgift der Prinzessin.
"Ich finde ja, dass Vodka das Maß der Zivilisation ist. Ansonsten müssten die Herrscher dieser Königreiche sich ja den Südländern beugen. Und das kann ich mir bei den stocksteifen Adeligen einfach nicht vorstellen. Zudem sehe ich Kaffee eher wie die Pfeife danach an. Wenn man mal zu tief in die Flasche geschaut hatte."

Er hob die noch halb volle Kanne in die Höhe und drehte den Kopf zu Jarel herüber.
"Hey, Jarel! Auch einen Schluck schwarzen Goldes? Oder verbietet deine Religion das auch noch?"
Mit verschwörerisch vorgehaltener Hand beugte er sich zu Jake und Slava herüber und flüsterte.
"Zuviel Aufopferung in Religion macht doch überhaupt keinen Sinn, oder? Wofür dann überhaupt leben?"

Mit normaler Stimme sprach er weiter, als er sich noch einmal die seltsame Fleischkunst in den Bäumen anschaute. Endlich mal wieder richtiger Proviant. Wer konnte schon ewig von Dörrobst und Trockenfleisch leben? Noch ein wenig motivierter stand er auf und hob den Deckel des von Slava genannten Topfes an und schnüffelte daran. Roch richtig gut! Mit der im Topf steckenden Kelle füllte er sich davon etwas in eine Holzschüssel, ohne sie zuvor von den Resten des vorigen Mahls zu säubern. Auf die Weise hatte er schon die bemerkenswertesten Geschmackskombinationen entdeckt. Sein Favorit war da noch immer der drei Tage alte, bröckelige Rest eines Kartoffelpürees mit selbstgemachter, vodka-gestreckter Bouillabaisse.
Er ließ sich einfach auf den Platz vor dem Topf fallen und begann, sich den zähen, kalten Gulasch in den Mund zu stopfen. Fettige Soße sammelte sich sogleich in seinem Bart und troff zurück in die Schüssel hinein, was wohl noch zu weiteren Geschmacksentdeckungen führen sollte. Erneut richtete er das Wort an Jarel, diesmal mit erhobenem Löffel und vollem Mund.
"Nich' schlecht, Herr Ritter! Erst die Suppe, dann der Gulasch. An dir ist 'n Koch verloren gegangen."
Zufrieden schaufelte er weiter sein kaltes Katerfrühstück in sich hinein und schaute den beiden Menschen zu, wie sie versuchten die Schrift auf einem Blatt Papier zu entziffern.

Kater,...!
"Hmm,... schade um das Spitzohr und den Bettvorleger. Haben unserer Menagerie erst das richtige Etwas gegeben."
Dann zuckte er beinahe gleichgültig mit den Schultern.
"Aber wohl besser, dass sie fort sind. Die waren echt auf Krawall getrimmt. Früher oder später hätten sie uns mit in irgendwelche Gewalttaten reingezogen."

Er ließ seinen Blick durch das Lager schweifen, bis er sich wieder auf die schlafende Prinzessin legte. Trotzt dessen, dass die Gruppe laut über den Platz rief, mit Töfpen und Kannen klimperte und sich auch sonst keine Mühe gab, leise zu sein, wachte sie nicht auf. Aber es schien ihr gut zu gehen, denn sie hatte sich, durch die Wärme des späten Morgens dazu verleitet, etwas aus ihren Decken befreit, so dass erneut ihr hübsches Gesicht und die markant, leuchtend roten Haare zu sehen war. So, wie sie da lag, konnte Thorben es durchaus verstehen, dass der Junge und sogar der alte Soldat mit ihren Schwänzen dachten. Verdammt, er selbst hatte so manche Idee, was er mit dem Mädchen alles anstellen wollte.
Aber Menschenfrauen waren so viel stressiger, als eine gute, stabile Zwergin. Immerhin kamen viele von ihnen mit ausreichend Behaarung daher, gerade wenn man noch weiter nach Norden reiste. Wenn sie doch nur nicht so furchtbar groß wären. Wollte man mit ihnen schmusen, so musste ein Zwerg entweder ständig eine Trittleiter mit sich herum schleppen, oder sie in eine erreichbare Position bringen. Liegend, vorn über gebeugt, kniend. Und mal ehrlich! Wenn man sie schon in einer dieser Positionen hatte, dann konnte man auch gleich die Schmuserei überspringen und direkt ans Eingemachte gehen, oder?

Er löste seine Gedanken von der Prinzessin, als er merkte, dass er sie dermaßen verträumt angestarrt hatte, dass er sich beinahe schon einen Löffel Gulasch in ein Nasenloch geschoben hatte. Schniefend wendete er den Blick ab und erinnerte sich daran, dass sie ja nun vergeben war. An den Jungen. Er lächelte Jake zu und versuchte es mit seinem völlig zusammenhanglosen Elifsch bei ihm.
"Oy Jake! Du und Aria."
Mit einem fleischigen, gulaschbedeckten Finger deutete er vom Knappen zu Aria und zurück.
"Vereinigt? Sagte sie ja zu dich als Männlichkeit? Nix Ring? Nix Bindetuch?"
Grummelnd bemerkte er, vor allem wohl an Jakes Gesichtsausdruck, dass sein Elfisch doch eingerosteter war, als er gedacht hatte. Wieder in der Gemeinsprache wendete er sich dem alten Soldaten zu.
"Oy Slava! Frag ihn mal, ob sie 'Ja' zu seinem Antrag gesagt hat. Wenn ja, müssen wir das heut Abend gebührend feiern. Habt ihr auch den Brauch, Beischlafvollzug zu bezeugen?"
Er grinste breit und wölfisch. Diesen Brauch gab es auch auf dem Kontinent nur nach Gerüchten und das auch nur in hohen Adelshäusern. Aber es würde Spaß machen, den Jungen ein wenig aus der Reserve zu locken.
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Jakob von Nagall
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Kirchenslawisch… Er krauste die Stirn. Dafür wusste er einfach zu wenig von allem, was jenseits des Vorhangs war, der offiziell nicht mehr existierte, aber für ihn als Kind des Westens trotzdem noch irgenwie da war. Fakt war, Slava konnte es auch nicht lesen – etwas enttäuscht nickte er. Sie waren also wirklich irgendwo, wo nicht ihre oder zumindest seine Erde war. Wenn er das bis jetzt noch angezweifelt hatte, dann musste er es wohl so langsam eingestehen. Er atmete einmal tief durch und warf dann kurz einen Blick über die Schulter zu Jarel, weil der dort herum schurte und in seinen Taschen kramte.
Zum Vorschein kam ein kleines Messer, dass er zunächst über einen Schleifstein zog, um dann damit an einem Stück weißliche Materials herum zu schnitzen. Wobei Jakob sich eher für den Stein interessierte, als für das Schnitzwerk oder das Messer...
Doch dann zog Thorben vorerst seine Aufmerksamkeit wieder auf sich, dann er holte den Kessel vom Feuer. Jakob nahm eine Porzellantasse entgegen, die er aus Arias Kutsche entwendet haben musste, und nippte vorsichtig an dem heißen, bitteren Gebräu. Mit einer ordentlichen Ladung Zucker wäre das Zeug als eine Art Mokka durchgegangen – das griechische Höllenzeug, das laut Noah mit Maximilian in Flagstaff eingezogen war. Aber genau genommen war es ihm gerade wirklich egal – er hätte auch das Pulver gelöffelt und mit Wasser nachgespült. Er genoss es einfach und das Gespräch plätscherte in der Gemeinsprache an ihm vorbei.
Seine Augen folgten allerdings jeder Bewegung, was bedeutete, dass sie Thorben folgten, denn Slava saß am Feuer, als sei auch für ihn der Becher Kaffee das allein Seligmachende. Der Zwerg hingegen kratzte sich die Reste des Gulasch aus dem Topf und starrte dann eine Weile zu dem Haufen aus Decken und roten Locken, den Jakob wiederum vermied allzu lange anzusehen, aus Furcht, von dort könnten grüne Augen zurück blicken.
Als der Zwerg dann das Wort an ihn richtete, reagierte er verspätet, denn er brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass da tatsächlich Worte gewesen waren, die er verstehen konnte. Auch wenn sie ihm zusammenhanglos erschienen. Er wandte den Kopf Slava zu und fragte: „Sag mal, klingt er nur für mich, als bekommt ihm die Kombi aus Pfeife und Wodka nicht?“
Der Soldat zuckte nur mit den Schultern und erwiderte: „Zwerge.“, als sei damit alles gesagt. Als Thorben dann allerdings das Wort wieder an ihn richtete, kämpfte er sichtlich damit, sich nicht am heißen Kaffee zu verschlucken und grinste dann auf diese Art, die Jakob bereits kannte. Die Übersetzung machte dann klar, wieso. Thorben meinte allen ernstes, er hätte Aria einen Antrag gemacht und Jakob war über dieses Missverständnis so überrascht, dass er sogar vergaß rot zu werden. Wobei er ohnehin nicht dazu neigte, dafür war ihm meistens zu egal, was andere von ihm und seinen Handlungen hielten.
Die hellen Augen kehrten mit jenem stechenden Blick zu Thorbens erwartungsvoller Miene zurück und einige Herzschläge lang starrte er ihn einfach mal wieder an ohne zu blinzeln. Dann nippte er am Kaffee, sich erinnernd, dass der nette kleine Mann diesen gezaubert hatte und sortierte eine Antwort für ihn, obwohl er bezweifelte, dass die für den Zwerg mehr Sinn machte, als dessen Worte für ihn.
„Keine Frage an ihr Herz, eine Bitte um Vergebung.“, baute er sehr langsam das zusammen, was er für die richtigen Vokabeln und Grammatik hielt. Seine Brauen zuckten kurz zueinander – allein der Gedanke! Er strafte sich schon selbst genug für seine schlechten Gedanken – umso schlimmer, wenn sie auch nach außen sichtbar waren. „Ich bin Schüler… von…“ Es ging ihm aus, daher stockte er und krauste die Stirn. „Schüler für Ritter, nur Schwert und…“ Er kam nicht weiter. Etwas entnervt wandte er sich wieder auf Englisch an den Soldaten: „Sag ihm, dass ich einem religiösen Ritterorden angehöre und es mir nicht erlaubt ist, eine Frau zu haben.“ Davon abgesehen, dass er sie – einen Menschen! - versucht hatte, zu ermorden! Dann besann er sich und schüttelte den Kopf. „Nein, vergiss es. Das versteht eh niemand.“ Slava vermutlich auch nicht. Er erhob sich und stellte die Tasse bei Thorben ab. „Danke dafür.“, sagte er in der Älteren Rede und ließ die beiden ohne weiteren Kommentar zu dem Thema sitzen, um zur Kutsche zu gehen und sein Schwert unter der Sitzbank hervor zu ziehen.
Mit dem Schwert kehrte er zurück, steuerte allerdings nun auf Jarel zu und ging vor diesem in die Hocke, Schwertscheide über den Knien. Er wies auf die Tasche, in der der Stein wieder verschwunden war und dann auf seine Waffe.
„Kann ich entleihen? Das Gut für das Schwert?“ Er stellte fest, dass ihm gerade hierfür fast alle Worte fehlten und wirkte einen Moment lang ratlos. Dann zog er die Klinge ein Stück – nicht hektisch – und wies auf die bloßgelegte Schneide. „Ist Metall und Silber. Weich. Hat … mh… Schaden?“ Wieder deutete er, diesmal auf das kleine Messer, dass Jarel eben noch selbst über den Stein gezogen hatte.
„Bitte.“
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Der Zwerg bot ihm Kaffee an.
„Wenn mein Glaube mir Kaffee verbieten würde…“ Den Rest des Satzes verschluckte Jarel mit einem Grinsen und ging zurück zu seinem Sattel, kramte in einem der Beutel, holte eine Tontasse heraus und goss einen Schwung weißen, körnigem Zeugs in die Tasse, bevor er sie Thorben reichte.
Zucker! Der Kerl hatte sogar Zucker dabei!
Mit der Tasse ging er zum Zwerg zurück und ließ sich von dem Zeug eingießen. Der Duft brachte augenblicklich etwas im ehemaligen Schattenläufer zum Klingen. Erinnerungen.
Frische Erinnerungen. Die wiederum verwirrende Gefühle auslösten.
Fast hätte er das Kompliment des Zwerges überhört, so sehr hielten ihn seine Gedanken gefangen.
Jarel schmunzelte. In seinem letzten Leben hatte er eine Taverne geführt. Das wusste hier niemand.
„Danke.“, kommentierte Jarel das Kompliment und bedankte sich damit gleichzeitig für den Kaffee. Er folgte dem Blick des Zwerges.
Der Söldner und Jakob berieten über irgendein Schriftstück in der seltsamen Sprache, die die Menschen aus der Welt des Söldners – und wohl auch Jakobs Welt – stammten.
Mit seinem Kaffee kehrte er an seinen Platz zurück und lauschte schmunzelnd den radebrechenden Ausführungen des Zwerges.
Lange folgte er den Worten nicht. Der Kaffee verzauberte ihn regelrecht.
Mit untergeschlagenen Beinen hockte er vor dem Sattel und starrte in die schwarze Brühe.
Er genoss das Gebräu und nahm seine Beschäftigung mit Messer und Horn erst dann wieder auf, als er auch den letzten Tropfen aus dem Becher gewrungen hatte und hing dabei noch immer seinen Gedanken nach.

Als Jake ihn nun ansprach, hätte er sich beinahe erschreckt. Das durfte nicht passieren. Er war viel zu oft abgelenkt im Moment.
Aufmerksam sah er den Jungen an. „Jakob Schwert?“ versuchte er zu fragen. „Jakob Ritter?“
Noch bevor der Junge antwortete, kramte Jarel den Schleifstein hervor.
„Wetzstein.“, erklärte er und hielt ihn den Jungen Mann hin. Er lächelte sogar ein wenig dabei.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava trank seinen Kaffee und das rettete ihm durchaus den Tag. Und wie er gehörten offenbar auch der Ritter und eben Jake zu den koffeinabhängigen. Und der Ritter trank ihn mit Zucker. Also war auch das süße Zeug hier bekannt, aber das wunderte ihn nicht einmal. Ein wenig beunruhigte es ihn dagegen, dass die Elfe verschwunden war, sie hatte ihm dieses Pulver gegeben und er würde Nachschub brauchen, noch hatte er nicht genug Erfahrung um es sich selbst zu beschaffen. 'Fisteg' oder so ähnlich hieß es. Aber er hielt es nicht für die beste Idee als Fremder in eine Apotheke zu gehen und nach einer möglicherweise sogar illegalen Droge zu fragen.
Zwar glaubte er nicht, dass es etwas wie Drogenfahnder gab, aber einer mittelalterlichen Stadtwache gegenüber wäre es wohl kaum so überzeugend in seinen Argumenten wie in seiner Dienststelle. Und vermutlich gab es auch gar keine Apotheken. Wen fragte man also?
Das Leben hier würde noch kompliziert werden, und nicht nur weil er derzeit übersetzen musste.
Das konnte ja keiner mit anhören, wie diese Leute radebrachen. Thorben bat bat ihn zu übersetzen und auch Jake in die andere Richtung.
Er übersetzte so gut es ging, dass Jake sie nur um Verzeihung gebeten hatte, auch den Rest.
Er amüsierte sich allerdings sichtlich dabei.
Wobei er die Idee des Zwerges fast mochte.
"Bei uns gibt es das als Aufzeichnung... bewegte Bilder... nennen wir es magisch, wie ein Bild an der Wand, wie ein Gemälde nur bewegen sich die Figuren, und man kann allen möglichen Leuten beim Beischlaf zusehen. Erfurt sich in meiner Welt großer Beliebtheit."
Dass es wohl auch keine Pornofilme gab und auch sonst keine derartige Stimulation war eine weitere herbe Erkenntnis.
Und ob die Damenwelt hier so leicht zu haben war bezweifelte er auch. Eine wirklich rückständige Welt.
Und noch einmal musste er einspringen:
Er erklärte er Jarel noch dass Jake... "...wohl nur ein Ritterschüler... wie nennt man das... Waffenträger? Schildknecht? Knappe?" sei.
Dabei hatte auch er keine Ahnung, wie man zum Ritter wurde. Gab es eine Art Abschlussprüfung?
Dann ließ er die beiden aber alleine, sie passten irgendwie zusammen.
Ein Ritter von einem Merkwürdigen Marienorden und ein verhinderter Vampirjäger.
Ehe er alles einpackte suchte er noch eine Dosis der Anitbiotika heraus. Und unterbrach Jake bei seiner Waffenpflege.
"Stillhalten..."
Und spritzte ihm die Dosis in den Arm. Die Stelle hatte er mit etwas Vodka desinfiziert.

Anschließend half er dem Zwerg den Wagen wieder zu beladen, sie weckten dann doch Aria und luden auch ihren Kram wieder in die Kutsche.
einen langen Moment war er versucht, da Jake abgelenkt war, seine Chance zu nutzen, aber sie hätte wirklich seine Tochter sein können, und er musste sich ins Gedächtnis rufen, dass es etwas an ihr war, dass ihn manipulierte, er wollte gar nicht sie selbst - und schon fiel es ihm ein kleines bisschen leichter, zu widerstehen, wenn auch ihre Nähe auch nicht vollkommen spurlos an ihm vorüberging. Er brauchte sie nicht zu sehen und wusste wann sie unbedacht nahe an ihm vorbeistrich, und zwar immer dann wenn in seinem Kopf ein Porno ablief und er fast einen Ständer bekam. Dann fluchte er und ging seiner Arbeit nach, bis wieder alles verladen war. und sie schließlich den Weg fortsetzten, wieder Thorben und er auf dessen Wagen.
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Thorben Denger
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"... würdest du ihm abschwören." beendete Thorben den Satz des Ritters und grinste.
"Seltsame Prioritäten hast du. Kein Sex ist in Ordnung, aber bei Kaffee gibt's einen Kreuzzug? Oder Rosenzug? Oder wie man das bei euch nennt?"
Wobei der Zwerg bei einem Verbot von Vodka oder Pfeifenkraut wohl auch auf die Barrikaden gehen würde. Jeder hatte wohl seine anderen Vorlieben und Prioritäten. Konnte ja auch nicht jeder so normal sein, wie Thorben Denger!

Oh, Thorben verstand Jakes Gestammel irgendwie doch. Zumindest konnte er eins und eins zusammen zählen, auch wenn für seinen Geist irgendwie drei oder mehr dabei heraus kam. Er seufzte schwer und rollte mit den Augen.
"Noch so einer, dem man in seinem Orden die Eier abgeschnitten hat. Verstehe. Is' wohl Schicksal, dass Jarel und du euch hier im Nirgendwo getroffen habt. Gleich und gleich gesellt sich gern, was?"
Er warf der schlafenden Prinzessin nochmals einen Blick zu und fragte sich, wofür Jake sich hatte entschuldigen müssen. Von dem Angriff, durch den Him auf sie, hatte er nichts mitbekommen und die Male an ihrer Kehle waren ihm bisher auch nicht aufgefallen. Wer wusste schon, was der neuste Make-Up-Trend unter den Adeligen so vorgab?
Er nickte nur freundlich, als Jake sich bedankte und den Platz verließ.

Später saß er wieder mit Slava auf dem Bock des Karrens. Bessie trottete gemütlich in einem Tempo voraus, welches in der spätsommerlichen Mittagshitze beinahe einschläfernd war. Die summenden Insekten um sie herum taten ihr übriges, die katergequälten Augen des Zwerges zufallen zu lassen. Er musste sich ablenken!
Ihm kam das Gesagte des alten Soldaten wieder in den Sinn. Bewegte Bilder von treibenden Leuten. Faszinierend,... aber nicht unbekannt. Er legte die Zügel auf dem Boden des Bocks ab und trat mit einem schweren Stiefel darauf, um die Hände frei zu haben. Später konnte er sich so auch wieder seine Pfeife stopfen. Für den Moment aber holte er ein kleines Notizbuch aus einer Innentasche seines Mantels. Das Buch war alt und fleckig und das Papier darin von nur geringer Qualität. Papier und Buchdruck waren arschteuer und für Thorbens Zwecke reichten zusammengeheftete Zettel, die mehr Papyrus, als Papier waren, durchaus. Ein kleiner Kohlestift war in die Bindung eingelassen, welchen er nun herauszog und damit begann ein paar der Zettel voll zu kritzeln. Glücklicherweise wusste die alte Mähre genau, den Weg zu halten, denn der Zwerg ging völlig in seiner kreativen Arbeit auf, ließ sogar seine Zunge in völliger Konzentration ein wenig aus dem Mund heraus hängen. Er summte dabei ein vergnügtes Lied, welches Slava aber nicht kannte.

Mit neuer Energie richtete Thorben sich auf und strahlte bis über beide Ohren.
"So!" proklamierte er.
"Deine erotischen, bewegten Bilder, Kumpel. Sowas kennen wir hier auch. Hat nix mit Magie zu tun!"
Er hielt Slava einen kleinen Packen des Papiers vor die Nase und ließ die einzelnen Seiten schnell von seinem schwieligen Daumen fahren. Dieses provisorische Daumenkino gab den Blick auf eine Art Unfall frei. Oder Kunst. Seeeehr moderne Kunst. Der Zwerg war ein typischer Fall von hoher Kreativität, gepaart mit miesem Umsetzungsvermögen. So geschickt er auch in manch anderen Dingen sein mochte,... Zeichnen gehörte definitiv nicht dazu.
Zuerst dachte Slava, es handle sich um eine Art Rorschach-Test. Dann aber, als er sich an die Worte des Zwerges erinnerte, setzte er das Puzzle zusammen. Aber selbst mit dieser Information wirkte das bewegte Bild eher wie eine Aubergine, die sich vor und zurück durch eine pflaumenartige, ovale Sonne schob.

"Hab' aber noch nie gesehen, wie einem dabei einer abgegangen is'. Dafür ist Sex in unserer Welt zu billig."
Er drückte Slava den kleinen Papierstapel in die Hand und machte sich daran, seine Pfeife zu stopfen. Als er am Ende probeweise daran nuckelte und die ersten Qualmwölkchen in die Luft stiegen, fragte er den alten Soldaten.
"Und? Hast du dich nun entschieden, wohin dich dein Weg führen soll? Wirst du mit Jake gemeinsam reisen? Kommt ihr mit nach Novigrad oder willst du doch dein Glück bei den Gelehrten in Oxenfurt suchen?"
Sollte Slava sich für letzteres entscheiden, so würde der gierige Teil des Zwergenhirns sicherlich der Möglichkeit nachweinen, Gewinn aus dem Mann und seinem Wissen um moderne Technologien zu schlagen. Der kleine Teil von Thorbens Verstand, der aber was von Recht und Ordnung verstand,... und äußerst unterwentwickelt war,... gab leise zu verstehen, dass es aber wohl die bessere Entscheidung wäre, auf diese Erfindungen zu verzichten, wenn man die Geschichten über Weltenvernichter in Slavas Welt glauben mochte.
Doch wie eh und je, wurde dieser Teil des Verstandes von dem funkelnden Goldglanz vor Thorbens innerem Auge niedergeknüppelt und zusätzlich noch ausgeraubt.
"Sicher werden wir weiterhin gute Geschäftspartner sein, was Kumpel? Ich kenne da auch ein paar äußerst gute Hurenhäuser."
Er zwinkerte dem älteren Mann vergnügt zu.
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ERZÄHLER
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von/nach: weiter auf der Strasse Richtung Nowigrad... nein, jetzt nach Oxenfurt.
Datum: 15. September 1277 Abends
betrifft: Aria, Jake, Jarel, Thorben, Slava
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Und die alte Bessie fand ihren Weg und vielleicht war es der Instinkt des Tieres oder auch die Vorsehung...
Starker Regen in den letzten Wochen hatte einen Abschnitt der Straße aufgeweicht und für einen Wagen und eine Kutsche praktisch unpassierbar gemacht. Sie bogen einmal ab, der Weg schien weiter in die richtige Richtung zu führen, und dann bogen sie noch einmal ab. So konnten sie sich nicht wie zunächst gedacht in Richtung Lurtch halten, statt dessen fanden sie sich auf dem Weg zur östlichsten der drei Brücken wieder, vielleicht war ihnen der Umweg auch gar nicht so bewusst, denn zunächst schien der Weg ja in die richtige Richtung zu führen, und die Brücken sah ja auch irgendwie alle gleich aus. Doch nun trennte sie nur noch knapp eine Tagesreise von Oxenfurt.
Und während die Gegend normalerweise von Banditen frequentiert wurde, war es dieses Mal erstaunlich ruhig, lediglich an einem verlassenen Lager waren sie gegen Mittag vorbeigekommen. Er war zum Teil eilig abgebrochen worden, vieles hatte man aber auch lieben gelassen, so konnten sie sich noch mit Holzgeschirr und wenn sie wollten schartigen Piken und zerbrochenen Äxten eindecken. vielleicht war auch der eine oder andere Stiefel zurückgeblieben, allerdings kaum etwas von hohem Wert. Leichen waren indes keine zu sehen, also auch kein Grund zu Beunruhigung, oder?
Und den Umweg bemerkten sie wohl erst, als sie die Brücke passiert hatten und nun wohl mit der Dämmerung nach einem Rastplatz suchten.
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Jakob von Nagall
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"Wetz-Stein.", wiederholte Jakob. Das Wort klang ähnlich wie das, was sein Uropa immer für den Stein verwendet hatte, mit dem er die Sense schärfte und der immer in einem kleinen Metallpott am Gartenzaun hing.
"Ich bin... Schüler." Das Wort für 'Knappe' wusste er nicht. Dann zählte er an den Fingern: "1. Grad, 2. Grad, dann Ritter. Ich bin 2. Grad, nicht Ritter." Unwillkürlich fasste er sich an die Seite des Halses, an der das Brandmal fehlte, das ihn als Ritter kennzeichnen würde, hätte er je die Weihe erhalten. Sein Blick huschte kurz zu Slava, der ihm scheinbar aushelfen wollte und in dieser anderen Sprache kurz das Wort an Jarel richtete. Offenkundig mit mehr Erfolg was die Wortwahl anging.

Jarel sah ihn eine Weile mit leicht erstauntem Gesichtsausdruck an.
Hatten die Götter ihm das Gesuchte direkt in den Schoss fallen lassen, ohne das er es bemerkt hatte?
"Jakob, du...Ritter-Schüler?", hakte er nach. Er konnte es einfach nicht glauben.

Jakob hatte die Klinge blank gezogen, benetzte den Stein mit dem letzten Rest Wasser und zog ihn sorgsam in einem leichten Winkel über die Schneide. Es war wirklich mühsam, wenn man keine Schleifmaschine hatte, wie es sie in der Waffenkammer von Flagstaff gab, und das Ergebnis war bei weitem nicht so gleichmäßig. Zum Glück hatten ihre Lehrer ganz zu Beginn darauf bestanden, dass sie das Schleifen auch von Hand beherrschten, was Jakob jetzt zu Gute kam. Hätte er ja nie geglaubt, aber so ging es einem wohl mit vielen Dingen, die man zu lernen gezwungen wurde und deren Sinn man erst später im Leben erfuhr. Obwohl es auch genug Schwachsinn gab, was man beigebogen bekam... Nach jedem Strich peilte er an der Klinge entlang und überlegte zugleich, wie er dem fremden Ritter antworten sollte. Obwohl es eigentlich egal war - er hatte inzwischen fast alles von sich Preis gegeben und Slava gerade wohl den Rest. In dieser Welt gab es weder seinen Orden noch dessen Widersacher...
"Ja, so kann man sagen.", erwiderte er also schlicht und ohne von seinem Tun aufzublicken. Ritterschüler ohne Ritter, Orden und Gott. Ein bitterer Zug presste ihm die Lippen zusammen.

Jarel blinzelte. Er richtete sich im Sitzen auf und betrachtete Jakob ganz genau, starrte ihn beinahe schon an.
"Jakob. Glaubst du an etwas?", fragte er, plötzlich ernst. Er überlegte und versuchte langsam nochmal. "Jakob. Götter-denken?"

Er hatte schon beim ersten Mal verstanden und hielt nun seinerseits in seinem Tun inne, um Jarels Starren zu begegnen. Das Spielchen konnte er lange spielen, obwohl er es gerade nicht einmal darauf anlegte.
"Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde." In perfektem Latein und von der Intonation her offenkundig liturgisch. Er zuckte leicht mit der gesunden Schulter, ohne den Blickkontakt zu brechen.
"Meistens."

Jarels Augen begannen vor Freude zu leuchten. Bei Jakobs Nachsatz zuckten sogar seine Mundwinkel einen Moment nach oben.
Er atmete tief durch. "Jakob, suchst du einen Schwermeister, ihm zu dienen und zu folgen, dich von ihm führen zu lassen, bis du des Schwertes selber würdig bist?"

Er blinzelte. Viele Worte, aber im Verstehen war er tatsächlich besser als im Sprechen. So wie er den kruden Dialekt seiner Urgroßeltern immer verstanden hatte, ohne ihn selbst sprechen zu können. Lediglich das Wort 'Schwertmeister' erschloss sich ihm auf den ersten Durchlauf nicht, aber er reimte es sich aus dem Kontext zusammen, dass der Andere damit wohl eine Lehrer oder eben vorgestellten Ritter meinte. Sich selbst vermutlich. Er verengte die Augen etwas zu dieser Frage. Suchen. Suchen war jetzt nicht das Wort. Er war hier gestrandet und eigentlich hatte er einen Ritter, nur war der 1. in einer anderen Welt und 2. ein Wichser.
Er schwieg. Lange.
Schaute Jarel dabei auf seine Gedanken sezierende Art an.
"Woran glaubst du?", beantwortete er die Frage schließlich mit einer Gegenfrage. Eine seiner schlechten Eigenheiten. Alexej hatte es gehasst.

„Ich glaube an das ewige Feuer. An die eine Macht, die alle gleichermaßen nach ihren Taten richtet. An Recht und Gerechtigkeit. An die Unbestechlichkeit des Rittertums. An den Schutz der Unschuldigen und die Verteidigung der Tugend.“, sagte er laut, klar und im Brustton der Überzeugung.
Er machte eine kurze Pause und atmete durch.
„Und ich persönlich glaube an die Gleichheit der Rassen.“, fügte er hinzu, wesentlich leiser und so, dass nur Jakob ihn verstand.
Die Frage, ob er einen Lehrmeister suchte, wiederholte er nicht. Sollte sich der Junge ruhig Zeit lassen mit der Entscheidung.

"Das ewige Feuer.", echote er, zog fragend die Brauen zusammen. "Ich kenne das Feuer der göttlichen Liebe Mariä?"
Nun war es an ihm, die Lippen kurz zu etwas zu verziehen, was man entfernt als Lächeln hätte deuten können.
"Ich glaube nicht an Rassen. Nur Schöpfung des HERRN und Ausgeburten des Teufels."

Der Ritter war schlicht begeistert. Kurz klopfte er Jakob mit der schweren Hand auf die heile Schulter.
"Guter Junge."
Er nickte langsam. "Denk über das Angebot nach." Er überlegte, wie er ihm das am besten vermitteln konnte.
"Ich bin auf der Reise..." Der alte Mann krauste die Stirn. "Der Orden sucht Knappen. Lehr-Ritter. Ritter Schüler. Schlaf eine Nacht drüber."

Knappen. Das Wort kannte er nicht, aber er erfasste es schnell als die Bezeichnung für seinen Status und speicherte es ab. Der erste Eindruck musste für Jarel ein anderer gewesen sein, aber eigentlich hatte Jakob einen flinken Verstand.
Er nickte. Ja, er würde darüber nachdenken, aber er wollte auch erst verstehen, was das für ein Orden war und vor allem, was er aus diesem seltsamen Menschen machen sollte, der in der Nacht noch Dinge getan hatte, die in einer anderen Welt dafür gesorgt hätte, dass Jakob ihm ohne zu zögern eine Kugel in den Schädel gejagt hätte.
Slava tauchte neben ihm auf und forderte kurz Jakobs Aufmerksamkeit, weil er ihm die zweite Dosis Antibiotika verpassen wollte. Klaglos ließ er die Prozedur über sich ergehen - an Nadeln in allen Formen, Größen, Farben und Stellen war er seit seinen Verbrennungen gewöhnt. Der Soldat sagte nichts weiter, machte Kehrt und ließ sie wieder allein.
Langsam nahm Jakob seine Arbeit wieder auf. Eins nach dem anderen. "Erzählst du mir? Von deinem Orden?"

Die Frage erstaunte Jarel. Und brachte ihn ein wenig aus der Fasson. „Dafür wäre ein Tee richtig.“ Kurz schielte er zu Thorben und Slava. Kaffee wäre natürlich noch besser.
Das würde nicht einfach, von der Sprachbarriere ganz abgesehen. Er suchte nach Worten, die Jakob hoffentlich verstand.
„Ursprünglich gründete sich…“ Er stockte. Das würde der Junge nicht verstehen.
„Früher war der Orden der der weißen Rose. Aus Tremerien.“
Betont, langsam und in möglichst einfachen Worten beschrieb Jarel die Entstehung des Ordens, die Wandung zur Flammenrose, von den Hochzeiten, aber auch von den ausgearteten „Säuberungen“ und den Grausamkeiten.
Es dauerte über eine Stunde, in der Jarel versuchte Jakob sein Wissen – aber auch seine Einstellungen - zum Glauben und den Regeln des Ordens zu vermitteln.

Jarel hatte Thorben noch je einen Kaffee aus dem Kreuz geleiert und mit dem Zucker, den der Ritter dabei hatte, grenzte das Gebräu tatsächlich fast an griechischen Mokka. Nur körniger. Ganz egal, er weckte zusehends die Lebensgeister und bracht Jakobs graue Zellen auf volle Kraft, sodass er Jarels Ausführungen fast zur Gänze folgen konnte. Was ihn überraschte, aber wohl zum großen Teil auch daran lag, dass der Mann sich alle Mühe gab, nicht zu gestelzt zu sprechen und andererseits auch die Floskeln weg zu lassen. Anfangs saßen sie noch beieinander, tranken den Kaffee und Jakob schärfte sein Schwert. Später machten sie sich daran, den anderen zu helfen, das Lager abzubrechen und die Wagen zu beladen. Jakob hielt sich dabei in Jarels Nähe auf, half ihm mit seinem umfangreichen Gepäck und stellte hin und wieder Zwischenfragen, wenn er etwas nicht ganz richtig verstand.
Sie banden das riesige Pferd des Ritters, das er als 'Mariposa' vorstellte, hinten an Arias Kutsche und kletterten gemeinsam auf den Kutschbock. Jakob war zwar auf der einen Seite froh darüber, zunächst Abstand zu ihr wahren zu können, aber auf der anderen wusste er, dass der Moment kommen würde, da sie reden mussten. Zumindest wollte er das. Ihm war wichtig, dass das letzte Bild, was sie von ihm im Kopf behielt, nicht das eines besessenen Killers war. Und ihm war, als spüre er ihre Blicke immer dann, wenn er sich gerade abwandte. Es zog ihn magisch an, aber wenn er sich umdrehte, war sie mit etwas beschäftigt oder selbst abgewandt. Zunächst blieb er also bei Jarel auf dem Kutschbock sitzen, lauschte aufmerksam dessen Ausführungen und fühlte sich mehr und mehr an seinen eigenen Orden erinnert, dessen Vergangenheit auch alles andere als rühmlich war. Nur das im Falle der Templer eben nicht von Rassen die Rede war, sondern von richtiger und falscher Religion. Dem einen oder allen anderen Göttern. Es schreckte ihn nicht wirklich ab, weil er wusste, dass sein Orden sich gewandelt hatte und so fiel es ihm nicht schwer zu glauben, dass die Strömungen innerhalb der 'Flammenrose', wie er nach einigem hin und her und schließlich dem Blick auf den Wappenrock kapiert hatte, ebenfalls durchaus unterschiedlich sein konnten. Jarel kam ihm jedenfalls vorerst nicht vor, als liefe er mordend durch die Straßen, nur weil jemand kein Mensch war oder einem anderen Gott anhing.
Jakob beschäftigte etwas ganz anderes. Etwas, das er in der Nacht gesehen hatte und vorerst zu den Prozessen gelegt hatte, die im Hintergrund liefen. Als der Ritter geendet hatte, fuhren sie eine Weile schweigend, während der Jarel wohl seine vom Reden müde Kehle erholte und Jakob mühsam Worte zusammen klaubte, die er zu Sätzen machen konnte. Das tat er schon die ganze Zeit so, was anfangs dazu geführt hatte, dass er Fragen zu Dingen stellte, die Jarel vor mehreren Minuten erklärt hatte. Irgendwann hatten sie sich aufeinander eingeschwungen und der Ritter ließ sich mehr Zeit, wenn er den Eindruck hatte, da ratterte etwas hinter den hellen Augen des jungen Mannes.
"Mein Großmeister sagt: der Teufel hat viele Gesichter.", sagte Jakob schließlich und richtete den stechend hellen Blick ohne Scheu auf Jarel aus. "Das, wogegen mein Orden kämpfen, geht im Schatten. Ich habe gesehen, wie du kämpfen. Gegen Slava. Du gehen auch im Schatten. Was unterscheidet euch also? Ritter Jarel und meine Teufel, meinte ich." Er sagte das sehr ernst und ohne jede Verlegenheit oder Sorge, dass er den älteren Mann beleidigen könnte. Einfühlsamkeit war nicht seine Stärke, er war eher von der direkten Sorte.

Jarel schien nicht betroffen zu sein. Er schmunzelte sogar.
„Ja. In meiner Welt war ich das, was man einen Schattenläufer nennt. Ich habe mit dieser Fähigkeit in vielen Kriegen gedient und sicherlich Dinge getan, die vor den Augen der Götter schändlich waren. Doch ich frage dich: Ist ein Schwert böse? Es ist ein Werkzeug. Ein Mittel zum Zweck. Ob es Gut ist oder Böse wird bestimmt durch die Taten, die damit vollbracht werden. Ich kann mit meinem Schwert die Tugend verteidigen oder morden. Im Schatten ist es dasselbe. Es ist ein Werkzeug. Die Magie selber ist weder gut noch böse. Verstehst du, was ich damit sagen will, Jakob?“
Er zweifelte, ob er die richtigen Worte gewählt hatte, doch in diesem Falle fehlte ihm die Möglichkeit, seine Ausführungen einfacher zu gestalten.
So blieb ihm nur zu hoffen.
Aufmerksam suchte er in Jakobs Augen nach Erkennen.

Er verstand mehr, als ihm lieb war. Mit einem sehr jungenhaft genervten Ausdruck ließ er sich gegen die Lehne des Bocks fallen und legte die Füße auf den Beinschutz, über den auch die Zügel liefen. Jetzt klang der Typ schon wie sein alter Herr und auch wie der Großmeister... Das Böse ist auch in den Vampiren nicht unauslöschlich - Gott hält seine Hand all jenen entgegen, die danach zu greifen versuchen. Blabla... Er schüttelte den Kopf und warf Jarel einen Blick aus den Augenwinkeln zu. "Blaupause, hm?", wobei er allerdings das englische Wort verwendete, weil ihm kein anderer Ausdruck dafür einfiel. Natürlich verstand er, nur war er damit nicht zu einhundert Prozent einverstanden. Schwert, ja. Magie, ja. Aber das gepflanzte Böse an sich konnte in seinen Augen niemals gut werden.

Jarel schaute nur fragend.

Jakob winkte ab. Für philosophische Auseinandersetzungen fehlte ihm eindeutig das Vokabular und für dumme Bemerkungen leider auch.
"Du erinnerst mich nur an anderen.", erklärte er also halbherzig. Dann überlegte er wieder eine ganze Weile, während der die Kutsche träge hinter Thorbens Karren her rumpelte und er sinnend über die Wunde strich, die unter dem Verband leise pochte. Seine Schulter war so halbwegs wieder in Ordnung und schon die nächste Blessur. Zum Kotzen.

Jarel betrachtete den Weg vor sich und schien seinen Gedanken nachzuhängen. Er wirkte entspannt. Und durchaus zufrieden.
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Vyacheslav Sokolov
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Über den Zwerg musste der Offizier jedes mal grinsen. Ja, für Vodka und Bier würden sie alle auf die Barrikaden gehen, aber für Sexentzug? Das war ein perfides Mittel um Menschen gefügig zu machen. Warum biologisch gesehen das eine besser funktionierte als das andere sollten anderen beantworten. Aber er traf die Wahrheit auf seine verschrobene Art recht gut. Und ihm war auch klar, weshalb man Pfarrern und auch Rittern keinen Sex erlaubte. Nicht, damit man sie nicht verführen konnte, würde das helfen, würde man auch ihnen beim GRU alle Intimitäten untersagen. Sublimierung war das Zauberwort. Sie verlagerten, zwang man sie nur lange und intensiv genug mit verinnerlichten Werten zur Enthaltsamkeit, ihr Interesse auf andere Dinge, den Glaube eben. Sie wurden zu Eiferern. So schuf man Kämpfer für die eigene Sache, die über ein vernünftiges Maß an Aufopferung weit hinausgingen. Nur kapierten die Leute es selbst in der Regel nicht. Sie glaubten bis zuletzt, sie kämpften für die indoktrinierten Werte. Praktisch.
Und dass sie keine Nachkommen zeugen durften hatte noch den angenehmen Nebeneffekt, dass sie alles was sie an Reichtümern anhäuften der Kirche vermachten. Zwangsläufig. Außerdem blieben sie eher unter sich, also auch keine störenden vernünftigen Gedanken von außen. Ein relativ leicht zu kontrollierendes Gebilde.
Der KGB hatte damals einfach den Fehler gemacht, die Kirche zu verteufeln anstatt von ihr zu lernen, jahrhundertelang hatten die einfach die wirksamsten Mechanismen gefunden um sich die Menschen gefügig zu züchten.

Normalerweise, wenn er solchen bitteren Gedanken nachhing rauchte er dazu, aber hier musste er sparsam sein mit dem Papier vor allem.
Sie kamen an diesem Tag allerdings gut voran, keine aufgebrachten Dörfler, keine Walroßgroßen Blutegel. gut, gebadet hatte auch keiner bis auf den Ritter, aber das würde er verkraften. Irgendwann würde er frische Kleidung brauchen. Die Unterhosen konnte er zwar wechseln, aber irgendwann änderte das auch nicht mehr viel.
Sie kamen gegen Mittag - zumindest stand die Sonn da grade am höchsten - an einem aufgegebenen Lager vorbei, und kurz spiele Slava mit dem Gedanken, vom Wagen zu springen und es sich anzusehen, kurz die Beine vertreten, dann siegte aber die Faulheit und so interessant schien es ihm auch nicht - oder besser, vielleicht war es ja doch eine Falle und dann tappte man besser nicht hinein.
An einer Stelle mussten sie einen überschwemmten Weg umfahren, sie bogen an einer anderen Abzweigung ab als wohl ursprünglich geplant, aber die Richtung änderte sich nur unmerklich. Das gleiche wiederholte sich noch an einer weiteren Stelle.
Es musste vor einer ganzen Weile ziemlich geregnet haben, der festgefahrene Boden war durch und durch aufgeweicht, und man konnte bereits sehen wie tief ein Wagen oder eine Kutsche mit diesen schmalen Rädern einsinken konnten, denn andere hatten es vorgemacht und waren stecken geblieben, also umfuhren sie den Weg. Dass sie nun in eine geringfügig andere Richtung fuhren registrierte Slava zwar, aber nicht er war Ortskundig und er hatte auch keine Lust sich die Karte von der Prinzessin zu borgen, er fuhr einfach mit, solange sonst keiner Alarm schlug war wohl alles in Ordnung.

Es ging schließlich auf die vierte Nacht auf dieser seltsamen Welt zu.
Komischerweise sträubte sich sein Denken, das Ding 'Planet' zu nennen und eine Weile ließ er sich zeit nachzuforschen weshalb das so war. In der Regel bemerkte er an solchen Stufen, dass sein Unterbewusstsein eine Erkenntnis gewonnen hatte, die dem bewussten Denken noch verborgen war. Allerdings verreit es ihm nur so viel, dass der Ausschnitt, den er kannte zu klein war um von einem Planeten zu sprechen oder zu denken, das tat man doch eher wenn man das Ganze kannte, sei es aus Bildern oder wenigstens dem Wissen, dass es schon mal jemand von außen gesehen hatte. Das hier war eine andere Welt, eine andere Gesellschaftsordnung und er hatten nur einen Blick auf winzige Details, einen Blick von außen, von oben würde es lange nicht geben - weder tatsächlich noch metaphorisch.
Aber er war sich sicher, dass das nicht die Erde war, niemals war und auch nie sein würde. Auch wenn sehr viele Pflanzen von ihr stammten, ebenso das Klima und eine vergleichbare Größe musste die Kugel auch haben. Nur eben lag sie in einer anderen Ecke des Universums mit anderen Nachbarn und andren Sternbildern. Solange das der einzige Unterschied zu einer mittelalterlichen Erde war... naja, und die Magie.
Daran musste er sich gewöhnen. Und das läutete den nächsten Gedanken ein...
Menschen wurden hier offenbar mit einer natürlichen Fähigkeit zum Einsetzen von Magie geboren, zumindest interpretierte er den Hexer so. Dass der vermeintlich junge Mann ein künstlich geschaffenes Produkt war kam ihm nicht in den Sinn. Dass er trotz des Irrtums der Wahrheit recht nahe kam wusste er indes auch nicht.
War also vielleicht auch er dazu in der Lage? Nur wie?
Er würde jemanden finden müssen, der darin bewanderter war als gerade seine Reisegruppe.

Auch vom Philosophieren über Gut und Böse von Ritter und Knappe ahnte er nichts, allerdings wäre er genau zwischen den beiden Stühlen gesessen, mit einer privaten Ansicht und einer beruflichen. Ergäbe sich jemals die Gelegenheit, zu dritt zu diskutieren, sie würden wohl die ganze Nacht zubringen und es würde viel Vodka über den Tisch gehen. Und wenn die Religiösen Eiferer nicht tranken dann würde es sich eben auf seiner Seite des Tisches sammeln.

Der Zwerg riss ihn wie so oft aus den Grübeleien.
Fasziniert starrte er auf Thorbens Gekritzel. Weniger weil ihm der stilisierte Schwanz und die haarige Muschi wirklich erregten...
Oh Verdammt, da war noch etwas.
Er war nun einmal in einer Zeit und in einer Gegend groß geworden, und hatte seine Sexualität geprägt, in der sich so gut wie jeder die Intimbehaarung abrasierte bis man aussah wie ein Vorpubertärer. Hier würde man ihm den Gefallen wohl nicht tun. Er würde sich wieder an Haare gewöhnen müssen. An zu vielen Stellen. Wie in den 80ern.
Verdammt.
Aber zurück zu dem Daumenkino.
Er grinste und schüttelte den Kopf.
"Thorben, du steckst voller Überraschungen. Hätte nicht gedacht, dass euch das Prinzip bekannt ist. Genau so funktionieren bei uns die Filme." er verwendete nun absichtlich den russischen Begriff 'filmy' (plural), in der Hoffnung dass der Begriff nicht anders belegt war.
"...Gemälde, so gut und detailliert wie die Wirklichkeit. Und davon mehr als 50 in einem Lidschlag. Und größer als das hier, aber genauso schnell hintereinander gezeigt. Auch wenn Sex leicht zu haben ist, vielleicht nicht für jeden und vielleicht hat nicht jeder den Mut genau das zu verlangen was er wirklich will... Und solche wie der Ritter dürfen gar nicht... Wenn man das umsetzen könnte, damit würden wir hier reich werden. Vergiss die Waffen, umbringen kannst du jeden nur einmal, aber wenn man solche Filme produzieren könnte..."
Er kramte in seinem Gedächtnis, was er über silberbeschichtete Glasplatten und Photographie wusste. Es würde mühsam werden, vielleicht gab es auch talentierte Zeichner, die das vollbrachten, es wäre eine Möglichkeit. Mit dem Wissen um die niederen Bedürfnisse des Menschen würde er hier auf jeden Fall eine Nische finden, nicht nur eine Nische, er konnte es sehr weit bringen - auch wenn es ihm persönlich nicht einmal um Reichtum ging, sondern um Macht und Kontrolle.
Und dass er damit wohl in Jakes Augen eher den Platz des Teufels denn seines Gottes eingenommen hätte... Dann war das eben so.
"Oxenfurt würde mich tatsächlich mehr interessieren." Er blickte sich kurz zu der Skelliger Kutsche um.
"Jake hat wohl gefunden was er nicht gesucht hat, der geht sicher mit ihm nach Nowigrad. Aber man läuft sich schon noch mal über den weg..." und er grinste selbst, weil er einen echt dummen Witz anbringen konnte: "...sind ja nicht aus der Welt."
Sie hatten eine Brück passiert, und der Tag war ziemlich ereignislos verlaufen.
Dann fiel ihm ein, sie beobachteten ja schon seit einer Weile den Sonnenstand.
"Wir müssen bald rasten. Was hältst du von der Stelle dort?"
Eine bewachsene Felswand schützte sie von der einen Seite, daran grenzte eine Wiese. Genug Platz, gut zu verteidigen.
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Thorben Denger
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"Na, hältst Du uns etwa für Barbaren, nur weil wir nicht von da oben kommen?" schmunzelte der Zwerg und zeigte zum Himmel hinauf.
"Wenn es um Sex und andere Perversionen des Lebens geht, dann können wir euch sicher noch so einiges beibringen, Kumpel."

Auch Thorbens Geschäftssinn schlug in seinem Geist momentan vor Freude Purzelbäume, als er sich die Erläuterungen Slavas anhörte und zu Bildern zusammensetzte. Zugegeben,... ein wirklicher Geschäftsmann hätte wohl nicht die Vorstellung eines emsig malenden Künstlers gezeigt, der lebensgroße Gemälde in Akkord auf einem Stapel ablegte, nur damit ein Riese diesen dann aufnahm und mit seinem Zuber-großen Daumen durchblätterte. Und natürlich fiel überall um Thorben herum dabei Gold, wie Regen vom Himmel herab und badete ihn in Glanz und Glorie. Aber was will man machen, wenn man einerseits eine zu lebhafte Phantasie und andererseits mehr Erfindungsgeist, als Geschäftssinn hatte?
Nur mit dem Wort 'Filme' konnte der Tüftler nicht so recht etwas anfangen. Er drehte und wendete es immer wieder, um es in das skurille Diorama seines Geistes einzufügen. Aber alles, was er sich dazu ausmalte, machte keinen wirklichen Sinn. Vermutlich nannten die Anderweltler dieses Prinzip 'Film', weil ein solcher am Ende das Lustobjekt benetzte, wenn die Kerle fertig waren, sich daran aufzugeilen. Logisch,... und erschreckend direkt, diese Bezeichnung. Aber nichts, was Thorben irgendwie aus der Fassung bringen konnte.

"Also wenn es dir um billigen Sex geht,... solltest du auf deine alten Tage noch Hexer werden. Denen sagt man nach, dass sie in jedem Dorf eine haben, wenn der Ehemann nicht Zuhause ist."
Das breite, anzügliche Grinsen des Zwerges wuchs noch ein wenig weiter, was die riesige Pfeife in seinem Gesicht zumindest ein wenig kleiner erschienen ließ.
"Ansonsten,... Novigrad. Höchster Pro-Kopf-Bordell-Faktor in den ganzen, nördlichen Königreichen, ich sach's dir. Alles dabei. Von billig und abgefucked, bis hin zu nobel und jeden Fetisch feilbietend. Und für dich als Mensch,..."
Er zwinkerte dem alten Soldaten verschwörerisch zu. Mit der Pfeife und dem ungepflegten Bart musste Slava dabei ein wenig an die Anfangsszene aus "Die Gefährten" denken, in denen Gandalf mit Frodo auf dem Karren sitzt und über Feuerwerk redet.
"... das Passiflora soll etwas ganz besonderes sein. Natürlich auch besonders teuer. Und wir Anderlinge kommen dort gar nicht rein, es sei denn, wir sind die Fetischobjekte, die geordert werden. Aber du als Mensch,... mit genug Kohle,... ich denke, das wäre selbst für einen weitgereisten Ständerprinzen, wie dich, noch ein Erlebnis."

Thorben schaute ein wenig enttäuscht drein, als Slava ihm mitteilte, dass er gedachte, nach Oxenfurt zu den Gelehrten zu gehen, anstatt ihm nach Novigrad zu folgen. Naja, vielleicht konnte der Zwerg ja Jake noch weiter ausquetschen, wenn sie zusammen reisten. Er mochte den Jungen. Erinnerte ihn irgendwie an eine tollpatschige Hundewelpe. Aber auch er hatte so eine moderne Schusswaffe gehabt. Nicht zu vergessen, sein zweirädriger Karren ohne Pferd. Auch die Lederkleidung von ihm war von überragender Qualität. Wenn die Sprachbarriere mal hinter ihnen lag, konnte Thorben vielleicht noch ein paar Oren aus dem Jungen heraus kitzeln. Vielleicht musste er investieren. Natürlich in seine Sicherheit bis Novigrad, aber dort vielleicht auch mit einem Sprachlehrer? Er vermutete, dass Aria einfach zu ablenkend für Jake war, als dass sich da Wissen in dessen Schädel absetzen konnte. Stöhnen und Seufzen war eh eine Universalsprache.

Aber Slavas schlechter Witz brachte Thorben wieder aus seiner Enttäuschung heraus. Der Zwerg lachte schallend darüber, verschluckte sich hustend an seinem Pfeifenrauch und hätte das kokelnde Utensil beinahe aus den Zähnen verloren.
"Harharhar! Der war gut, Kumpel!"
...
Thorben Denger wusste nun einmal schlechte Witze zu schätzen, wie kein anderer.
...
"Also Oxenfurt,..." brummelte er, als er sich wieder unter Kontrolle hatte.
"Scheint dann wohl Glück oder Schicksal zu sein. Kenne mich hier zwar nicht sonderlich gut aus, aber die beiden Umwege, die wir bisher nehmen mussten, führen uns viel zu weit nordöstlich. Wird am Ende eh mehr Sinn machen, in Oxenfurt den Fluss zu überqueren."
Er tätschelte eine der größeren Seitentaschen seines Mantels.
"Dann kann ich dort auch noch was erledigen. Und wir können die Vorräte auffüllen."

Er folgte Slavas Fingerzeig und nickte zustimmend.
"Guter Platz. Gefährliche Gegend hier. Eine Art Niemandsland voller Monster und Banditen. Eine Wand im Rücken zu wissen, würde mich durchaus besser schlafen lassen."
Slava wunderte sich, wie der Zwerg so gelassen bei all den Gefahren sein konnte, die er so selbstverständlich ansprach. Wie der kleine Mann dann so laut lachen konnte, wo ein jedes laute Geräusch nur unliebsame Aufmerksamkeit auf sie richten konnte.
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Aria
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Aria hatte sich den ganzen Tag zurückgehalten. Sie wirkte in sich gekehrt und ging den anderen nun eher aus dem Weg. Sie hatte realisiert, dass diese Bande nur bis Novigrad reichen würden. Sie würden sie dort abliefern und wahrscheinlich nie wieder sehen. Ihr neues Leben wartete dort auf sie. Ein ungutes Gefühl hatte sie beschlichen und damit einhergehend auch gleich ein Schuldgefühl. Woher sollte sie denn wissen, dass ihr neuer Mann schlecht war? Wahrschienlich war er einer der galantesten, schönsten und ehrbarsten Männer...sonst hätte ihre Familie ihn doch nicht ausgesucht...oder?
Sie wusste schon, dass hier viel Politik im Spiel war, doch sie vertraute auch darauf, dass man sie zu keinem Troll schicken würde.
Dann war da noch die Sache mit Jake.
Sie war in der Nacht immer wieder aufgewacht und hatte sich vergewissert, dass es ihm noch gut ging. Dementsprechend war sie heute recht müde. Ein bisschen sah man ihr es auch an, sie wirkte etwas blasser als sonst. Sie hatte allerdings auch bemerkt, wie Jake sie mied. Es versetzte ihr einen unerwartet harten Stich in der Brustgegend. Sie hatte ihm doch verziehen...warum wich er ihr so aus?
Sie war zu schüchtern um nachzufragen und Jake beschäftigte sich auch die ganze Zeit anderweitig. So hatte sich sich zunächst ihrer Katzenwäsche gewidmet, die Haare ordentlich frisiert und sich ein leichtes grünes Kleid übergestreift.
Immer wieder glitt ihr Blick dabei zu Jake, doch jedesmal, wenn sie versuchte seine Augen einzufangen, waren sie ganz wo anders.
Nun saß sie einsam in ihrer Kutsche und und starrte deren Wand an. Hing ihren Gedanken nach und merkte zunächst nicht, wie ihr mehrere Tränen über die Wangen liefen. Erst als ein kühler Wind über das zarte Gesicht streifte, wachte sie aus ihrer Lethargie und schüttelte sich. Dann hörte sie sich selbst rufen.
"Stop!!! Haltet kurz an ich muss hier raus und mir die Beine vertreten...ich halte das nicht aus!"
Die Kutsche bremste und sie wurde etwas unsanft nach vorn geschubst.
Ohne weiter zu zögern, sprang sie aus der Tür und wirkte nun noch blasser als vorhin. Sollten sie doch sehen dass sie geweint hatte. Sie würden sich doch ohnehin nie wieder sehen...was spielte es schon für eine Rolle?
Ein kurzer Blick gen Jake ehe sie sich an Jarel wandte.
"Mir ist etwas schlecht geworden...ich brauche etwas Luft!"
Erklärte sie sich "Ich werde hinter der Kutsche neben Mariposa hergehen...das bringt sicher wieder alles in Ordnung! fahrt fort...ich komme schon hinterher!"
Es war deutlich, dass sie keine Widerworte noch Belehrungen duldete. Wenn sie auch noch sehr jung war, beherrschte sie es dennoch schon ganz gut, ihren Standpunkt den Männern gegenüber klar zu vertreten und ihnen, wenn nötig, einen Richtungsschuss zu verpassen. Aslaug war ihr eine gute Lehrerin gewesen.
Ein letzter Blick traf Jake. Er war fast leer...doch sah man genau hin, sah man die Verletztheit über sein Verhalten, den anstehenden Abschied und die Zerbrochenheit eines jungen Herzens.
So stapfte sie nun hinter die Kutsche und sah auf das rießige Pferd, welches ihr so gefiel. Der Anblick hob ihre Stimmung gleich etwas und sie streichelte dem wunderschönen Tier kurz über die Seite, ehe sie sich alle wieder in Bewegung setzten.

"Ich bleibe in ihrer Nähe.", murmelte er Jarel zu, nahm sein Schwert und sprang vom Kutschbock, ohne zu wissen, ob Aria ihn überhaupt um sich haben wollte. Als die Kutsche wieder anrollte, wartete er, bis sie zu ihm aufgeschlossen hatte. "Darf ich...? Ein Stück begleiten?", wollte er wissen.

Überrascht blickte sie auf. Ihr Herz machte einen Satz, doch sie schob die Freude sofort in eine Kiste, die sie irgendwo ganz nach unten in ihr Bewusstsein schob. Sie würde ihn bald nie wieder sehen. Dieses verdammte Herz...diese Gefühle. Sie war benebelt und blickte seitlich auf das Pferd, welches ruhig vor sich hin trottete. Nach einem sehr langem Augenblick, atmete sie lange aus und brachte schließlich "Wenn du möchtest...gerne..." über die Lippen.

Wenn er wollte? Die Art wie sie fort blickte, vertrieb ihn fast wieder... Nun war es an ihm, durchzuatmen. Wieso tat er sich das an? Und ihr?
"Darum kommen ich runter... von der Kutsche. Weil möchte. Aber wenn ich lieber gehen soll, sag." Wieso war das so verteufelt schwer? Es war wirklich einfacher, die Menschen zu ignorieren.

Sie spürte wie irritiert er war. Gut vielleicht war sie etwas harsch gewesen. Ihr Blick blieb an ihm hängen und die Gefühle zu ihm schwabbten über sie wie eine Welle. Sie errötete und schluckte. "Nein...nein..." Sie blinzelte und entschloss sich dann eben zur Wahrheit. Was blieb denn auch anderes übrig...
"Du hast mich nur...gemieden...habe ich etwas falsches gemacht?"
Die Worte waren raus. Die Frage gestellt, ehe sie noch weiter darüber hätte nachdenken können. Nun wartete sie auf seine Antwort wie das Lamm auf die Schlachtbank.

Sie überraschte ihn weiter. Er hatte sie gemieden? Sie war doch seinen Blicken ausgewichen... doch nun begegneten sich ihre Augen wieder, moosgrünes Feuer und grünblaues Eis, und machten es ihm unmöglich, fort zu sehen. Kaum merklich schüttelte er den Kopf. "Nein. Ich."
Mariposa schnaubte, was Jakob etwas aus dem Zauber weckte, den Aria auf ihn wirkte. "Dachte du mich... wie sagst du? Gemieden? Wegen..." Er wies vage in Richtung seiner Kehle.

Sie blieb für einen Moment stehen. Stoppte in ihrem Trott und sah ihn überrascht an. Sie wollte protestieren...nein er war ihr doch ausgewichen...oder? War alles nur ein Missverständnis? Ihr klappte die Kinnlade herunter. Dann nahm sie wieder den Schritt auf und befühlte kurz ihren Hals. Es war eine schreckliche Situation gewesen, doch sie hatte ihm vergeben. Sie würde nicht vergessen...aber vergeben.
"Ich habe dir vergeben...dann war das wohl ein Missverständnis?..." Ein zaghaftes Lächeln umspielte ihre Lippen und sie hielt ihm zögerlich ihre Hand hin.

Nun zögerte er nicht, sondern umschloss ihre Finger mit seinen, drückte sie kurz, ließ sie aber sogleich auch wieder los. So gerne er wollte, sein Eid band ihn an eherne Regeln und der Umstand, dass es hier vielleicht einen Weg für ihn gab, ganz ähnlich dem, auf dem er schon unterwegs gewesen war, hatte diesen Eid wieder in den Vordergrund geholt. "Das Fieber..." Er suchte nach Worten. "Habe viel vergessen. Nur leider nicht alles."
"Oder zum Glück."
Die Worte waren so schwierig zusammen zu bringen. Es fehlte ihm einfach an Vokabular. "Habe große Schuld an dir. Bis ins Ende. Durch? An?" Er kratzte sich am Kopf. Große Dramatik hörte sich im Film immer anders an.

Ein Feuer durchzog ihre Hand und glitt hinauf bis zu ihrem Herzen, als er ihre Hand ergriff. Doch genauso schnell war es verfolgen als er sie wieder losließ. Sie behielt die Hand einen Moment länger in der Luft und sah ihn nachdenklich an, ehe sie begriff dass er nicht mehr danach greifen würde. So glitt die blasse Hand zurück an ihre Seite und sie hörte ihm stumm zu. Das Fieber hatte ihn geschüttelt. Sie hatte an seiner Seite gewacht, doch es war das Mindeste, was sie für ihn tun konnte. So schüttelte sie den Kopf und lächelte ihn an. "Nein!...keine Schuld...es ist ein Segen dass du lebst!" Sie nickte ihm leicht zu. Ohne Umschweife kehrte sie nun zu dem unangenehmen Thema und deutete auf ihren Hals. "Was...oder...vielmehr...Wen hast du gesehen als du mich gewürgt hast?"

Er musste lange überlegen, viele Schritte hinter der Kutsche und neben dem Pferd her tun. Zum einen der richtigen Worte wegen, doch zum anderen auch wegen des Inhalts.
"Miriam. Meine Schwester." Was im ersten Moment verrückt klingen mochte, doch dann erzählte er ihr zögerlich und stockend von der engen Beziehung, die sie beide verbunden hatte. Von dem Feuer, an dessen Folgen sie gestorben war und das ihn gezeichnet hatte. Von den Schuldgefühlen, die ihn quälten und die der Hym gnadenlos ausgenutzt hatte.
Nie zuvor hatte er sich jemandem so weit geöffnet, aber bei Aria war es plötzlich ganz leicht. Vielleicht auch ein Teil ihrer Gabe.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Jarel hatte den Wagen gelenkt. Der Platz auf der Lichtung an der Felswand schien ihm ideal, zudem sein Bauchgefühl ihm sagte, dass sie wachsam sein müssten. Immer wieder tauchte das Bild von dem leeren Stiefel und den zerbrochenen Waffen vor seinem inneren Auge auf.
Er lenkte die Kutsche so auf die Lichtung, das auf der einen Seite noch ein schmales Fuhrwerk passieren konnte und sie ihr Lager zwischen Fahrzeug und Felswand unterbringen konnte.
Er sah zurück in die Kutsche. „Slava?“
Als er seinen Namen hörte wandte sich der alte Offizier um. Wobei er eigentlich gar nicht so alt war, aber allein bei dem Versuch, sich umzuwenden fühlte sich sein Rücken vom langen sitzen dermaßen steif an, dass er bei seiner Altersangabe gleich noch einmal 20 Jahre hätte draufschlagen können. Sie parkten die Kutschen und den Wagen ein und er gesellte sich zu dem Ritter: "Was gibt es?"

„Sind die die verlassenen Lager unterwegs aufgefallen?“, fragte Jarel, während er sich um die Kutsche kümmerte. Eigentlich hatte er sich um das Zugpferd kümmern wollen, doch die war von seiner Gegenwart nicht begeistert gewesen. „Und könntest du dich um Bessi kümmern?“
"Ja, sind sie." Er hatte allerdings angenommen, dass das wohl normal war. "Um Bessie wird sich Thorben schon kümmern, da ist er glaub ich eigen." Einmal davon abgesehen, dass er von Pferde keine Ahnung hatte. "Was ist mit den Lagern?"
„Nur so ein Gefühl. Wenn das Lager eingerichtet ist, sollten wir uns vielleicht einen Überblick verschaffen.“ Er sah zur Felswand. Ob man dort irgendwo hoch kam?
Slava nickte nur. Er war kein Fährtenleser, zumindest kein besonders guter, er wünschte sich jetzt Viktor herbei, der hätte eine Runde gedreht und sofort gewusst wie viele Wölfe hier lebten, und wann der letzte Blutsauger durchgekommen war. Falls es die hier gab. Aber Viktor war weit weg und er war auf sich selbst angewiesen. Aber irgendetwas abknallen, was sich bewegte, das bekam er auch ganz alleine hin. Er schulterte die AK, sicherheitshalber. "Irgendeine Idee, wonach wir Ausschau halten?"
„Irgendwas, was keine Leichen zurücklässt.“, brummte der Ritter und legte erst einmal das Schwert wieder an. „Hast du noch Munition für dein Schießeisen?“, fragte er. Sein Blick war vielsagend. Er mochte die Waffe definitiv nicht, akzeptierte aber, dass sie eine große Hilfe war.
Kurz überprüfte er die Magazine. zwei waren zusammen getapt, eines war noch voll, das andere zur Hälfte und er wusste, er hatte noch zwei im Rucksack. "Genug" Etwas das keine Leichen zurücklässt war vage, aber genauer ging es wohl nicht.
Jarel nickte und kümmerte sich erst einmal um Mariposa. Er stellte sie am Waldrand ab. Kein besonders gutes Gefühl, aber die alte Dame musste ja auch grasen. Und sollte sich jemand nähern, würde sie das vielleicht mitteilen. Hoffentlich rechtzeitig. Verlieren wollte er das treue Tier nicht.
Als die Tiere versorgt waren, ging er noch einmal zu Slava. „Dort drüben.“ Er deutete auf einen nicht ganz so steilen Teil der Wand. „Sag bitte Thorben und Jakob Bescheid. Ich seh mich schon mal um.“
Zuletzt geändert von Jarel Moore am Montag 23. Mai 2022, 21:44, insgesamt 1-mal geändert.
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