Die Strasse Richtung Nowigrad

Velen ist die nordwestlichste Landschaft der Königreichs Temerien im Mündungsgebiet des Pontar. Sie grenzt, durch den Pontar getrennt, im Norden an das Königreich Redanien und im Westen an das Nördliche Meer. Zudem ist Velen durch zwei große Brücken mit Oxenfurt und Novigrad verbunden und ist daher ein wichtiger Handelsdurchgang zwischen Temerien und Redanien.
Velen wurde von Krähenfels aus regiert - Krähenfels ist eine Palisadenfestung im Herzen Velens mit ungefähr 50 Einwohnern. Der Blutige Baron, der in Krähenfels regierte, ist allerdings für unbekannt Zeit verreist.
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Aria
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Lebenslauf:

Aria schätzte die Nähe von guten Kriegern. Meiste waren gute Krieger auch eine ausgezeichnete Gesellschaft, denn die Kunst des Kampfes erforderte eben doch ein wenig Grips. Schlimm waren nur die Halbstarken, besonders wenn sie ihren Platz noch nicht kannten und sich ständig messen mussten. In der Phase waren die Kerle eigentlich unbrauchbar. Doch die älteren, gesetzten Männer, sich sich ihren Platz schon gesichert hatten, waren meist auch sehr unterhaltsam. Sie erinnerte sich an Einar den Seefahrer. Die beiden hatten schon die eine oder andere fast philosophische Unterhaltung geführt. Er war schlau, wusste solchem von der Welt hinter dem Meer und erzählte ihr die tollsten Geschichten. Umso tiefer war der kurze Stich in ihrem Herzen, als sie daran dachte, ihn wohl nie wieder zu sehen. Nicht mal richtig verabschieden konnte sie sich, denn er war ja auf großer Fahrt gewesen als man Aria losschickte.
Sie sah Slava zu, wie er langsam zu sich kam und ihr versicherte m, es gehe schon wieder. Er sah trotz allem mitgenommen aus. Sie schmunzelte ihn an, blinzelte und reichte ihm einen großen Becher Wasser. Entfernt erinnerte Slava sie an Ubbe und Einar. Irgendwie schien er wie eine Mischung aus beiden. Vielleicht war auch eine Prise Ivar und Björn in ihm.
Sie besah sich nochmal vorsichtig seine Wunden und stellte sicher, dass diese wirklich sauber waren. Dann legte sie das Tuch weg und wollte Slava gerade fragen ob er Hinger hatte, da hörte sie Jakes Stimme hinter sich. Sie drehte sich um und ihre Blicke trafen sich für einen Moment. Doch wieder wandte er sich ab. Er war bei Thorben und erklärte ihm irgendwas zu einem Gegenstand in seiner Hand. Dann hielt er den neuen Gegenstand neben einen, den er aus seiner Jacke gezogen hatte. Neugierig sah sie den beiden zu. Ihre Hand ruhte dabei auf Slavas Knie, was sie selbst gar nicht wahrnahm.
Dann warf Jake etwas unvermittelt diesen Gegenstand zu Slava, der es natürlich behände auffing. Aria war etwas erschrocken aus dem Weg gezuckt, sah dann aber das Jake grinste ? Den Ausdruck hatte sie vorher noch nicht bei ihm gesehen. Es trieb ihre Mundwinkel unwillkürlich nach oben und sie war gefangen von seinem guten Aussehen. Er war so schön.
Doch schon verflog der Moment wieder und man könnte meinen, es wäre nur ein Schatten auf Jakes Gesicht gewesen, der es so wunderbar verformt hatte.
Doch sie lächelte ihn weiter an. Merkte nicht wirklich, dass sie es tat bis sich Jake wieder abwandte. Langsam glitt ihr Blick zu Boden und das Lächeln verschwand nicht aber es war gemildert, als sie sich zum Slava umdrehte.
Nun merkte sie, dass ihre Hand die ganze Zeit auf seinem Knie geruht hatte. Etwas verlegen tätschelte sie es und nahm ihre Hand ganz sittsam wieder zu sich.
Ihre Augen blickten auf den Gegenstand in seiner Hand und sie rückte interessiert näher. Sowas hatte sie noch nie gesehen und irgendwie…gefiel es ihr.
„Was ist das?“ fragte sie den Russen und streckte zaghaft die Hand aus um den rosa Püschel kurz zu berühren. Sie lachte leise und sah dann wieder in Slavas Augen.
„Ist das ein Tier? Oder von einem Tier? Gibt es bei euch Tiere in dieser Farbe?“
Sie merkte schnell, dass sie wohl mal wieder zu viel fragte und räusperte sich dann kurz „Möchtest du etwas essen? Ich kann dir etwas bringen…“
Entschuldigend sah sie nun zu ihm und wartete fast ergeben auf eine Anweisung von ihm. Sie wusste sich sonst auch nicht wirklich nützlich zu machen.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Sein gestreiftes Hemd lag blutig neben ihm, den Pullover hatte er zum Glück nicht getragen, so blieb ihm zumindest noch etwas anzuziehen. Über kurz oder lang würde er sich an die einheimische Mode anpassen müssen.
Und da lag diese zarte Hand auf seinem Knie. Vielleicht hätte er sie zu sich zeihen, sie einfach küssen sollen und sich mit ihr durch die Laken wälzen. Vielleicht. Doch auch wenn er nicht verletzt gewesen wäre, es war keine Option, es wäre nur eine Demonstration von Macht gewesen.

Sie wollte nur kokettieren, vielleicht nicht einmal absichtlich.
Mädchen wie sie probierten ihre Reize aus.
Er hatte es oft genug erlebt. Die Jungs in ihrem Alter dachten ohnehin mit dem Schwanz, sie waren leicht um den Finger zu wickeln, da bedurfte es nicht viel: Ein tiefer Ausschnitt, ein knapper Rock, hohe Absätze und ein Makeup, das einem Pfeilgiftfrosch zur Ehre gereicht hätte.
Aber um einen älteren Mann um den Finger zu wickeln, einen von Stand und Rang, dazu bedurft es mehr, Stil, etwas Bildung, wobei hohe Absätze und ein enges Kleid auch nicht schadeten. Es genug davon. Sie tauchten auf den offiziellen Empfängen auf, erst nach den Reden und Ansprachen und Ehrungen, erst zum Buffet unter denen sich die Tische bogen und auf denen Vodka floss wie Wasser. Als Nichte von irgendwem. Bekannte Namen, nur sie seiner Abteilung fielen dabei nie und das hatte seine Gründe. Aber er selbst gehörte zur Lieblingsbeute. Oleg auch... Vielleicht sprachen sie sich auch ab, aber er gehörte zu den wenigen, die in seinem Alter noch keinen Wohnstandbauch vor sich her trugen. Er war groß und wenn auch viel zu rotblond, machte er in Uniform etwas her, mit den vielen Balken und Auszeichnungen und dem Stern.
Und oft genug endete es in einem Funktionsraum. Eine Win-Win Situation wie er fand.
Aber das war nicht der Grund für die Scheidung gewesen, das war schon lange danach.
Es war aber der Grund warum er jede folgende Beziehungen von vornherein komplett verbockt hatte.

Und immer noch spürte er die Hand auf seinem Knie.
Aber der Blick, den sie Jake zuwarf war mehr als eindeutig. Selten hatte er so verliebte Blicke gesehen. Solche Blicke hatte Seine Ex einem seiner jungen Untergebenen zugeworfen. Lange nach Olegs Beerdigung, lange genug. Trotzdem hatte es ihm einen Stich versetzt, seiner Eitelkeit vor allem. Erst recht weil er ahnte, dass es auf Gegenseitigkeit beruhte. So auch hier.
Von ihm wollte sie nichts, aber es gefiel ihr wohl, zu sehen wie sie auf ihn wirkte. Natürlich tat sich da etwas, je länger die Hand dort ruhte, umso mehr wünschte er sich, sie würde weiter nach oben wandern.

Erfing den Schlüsselanhänger, im Reflex. Mit links.
Er wollte fluchen, tat es aber nicht. Jake machte sich aber ihn lustig, versuchte es zumindest. Er ahnte sogar warum. Aber er wollte ihn zappeln lassen. Allein weil er ihn überrumpelt hatte.
Ein altes Spiel unter den Kameraden, auch ein Training der Geistesgegenwart. Wer im Refelx mit der richtigen Hand fing hatte verloren, in seinem Fall die linke. Üblicherweise fing er mit rechts, Training.
Aber er war abgelenkt gewesen... Die Hand... Und ja, er fand wieder Ausreden.
Der Schlüssel allerdings...
"dschob twaju mat...." entfuhr es ihm. Unverkennbar.
"...klar, ist meiner, ein pinkes Cabrio, darin fick ich Jungs wie dich in den Arsch."
Antwortete er etwas zu derbe in übertrieben schwulem Tonfall auf englisch.
Und ihm war auch die Veränderung in Jakes Stimme nicht entgangen, eine durchaus kräftige Stimme. Allerdings kein Kommandoton, er konnte sich diesen Klang aber tatsächlich getragen in der Säulenhalle eines Kirchenbaues vorstellen. Was das Bild des Jungen nur umso komplizierter machte.
"Dafür müsstest du erst einen hoch kriegen, alter Mann." Der Junge war schlagfertiger, als er ihm zutrauen würde.
"Sagt die Jungfrau, die allein im stillen Kämmerlein wichst."
"Immerhin kann ich wichsen. Übrigens auch links."
Er hatte es also bemerkt, aber er verreit nichts neues und das waren bereits die mehr Worte als er zusammenhängend von ihm bisher zu hören bekommen hatte.
"Hast du dann eher Jesus als Wichsvorlage oder die heilige Maria?"
"Dich mach ich gleich zur Wichsvorlage..." Doch schon nach zwei Schritten stand ihm Jarel im Weg, deutlich machend, dass er ihn nicht zu Slava durch lassen würde. Ein kurzes Starren zwischen Ritter und dessen neuem Knappen, dann wandte Jakob sich zähneknirschend ab und kümmerte sich weiter um das Feuerholz.
"Aber gerne doch, komme her dann zeigt ich dir mal was ein richtiger Sch..."
Slava wollte noch etwas erwidern und den Satz zuende bringen aber aus Respekt vor dem älteren ließ er es bleiben, und weil er nun doch lachen musste.
Was wiederum Schmerzen verursachte und ihn daran erinnerte ruhig zu liegen.

Er drückte auf den Knopf, der Schlüssel sprang heraus, er drückte ihn wieder rein.
"So etwas braucht man bei uns um die Kutsche aufzuschließen. Das war kein echtes Tier, es wird künstlich hergestellt..." Er trennt den Ring mit dem Pelz ab. Es war nicht von Belang, ob das Ding zusammen blieb, das war kein geschlossener Befund der dadurch mehr Aussagekraft bekam.
"Danke... etwas essen wäre gut..." Erst als er es ausgesprochen hatte bemerkte er, dass ihm noch immer etwas übel war.
"....das heißt nein, nicht jetzt ....später." Er horchte in sich. also doch eine leichte Gehirnerschütterung.
"...hier, behalt den..." Er gab ihr das rosa Pelzding. "...und nun geh schon zu Jake. Das sieht doch ein Blinder, dass das auf Gegenseitigkeit beruht. Nutzt die Zeit, die euch bleibt... Ich komme klar."
Vielleicht war es ein wenig Sadismus, wusste er doch mittlerweile dass Jake zu so einem seltsam keuschen Orden gehörte. Aber vielleicht wollte er es einfach für sich als abgeschlossen betrachten. Gehörte sie einem anderen... Gut, das hatte ihn nie gehindert, aber vielleicht machte er nun eine Ausnahme.
Dann richtete er sich ein wenig auf. Im Gebüsch also.
In seinem Kopf begann es zu arbeiten. Das Portal ging entweder in seine Welt oder die Jakes... sie unterschieden sich. Auch dass es nicht nur zwei oder drei Welten gab war ihm klar, nicht nur in der Theorie. Es waren vielleicht hunderte, tausende. Das hatte ihn die Zone gelehrt. Was er dort erlebt hatte hing unmittelbar mit dem hier und jetzt zusammen.
Noch überlegte er. Er konnte, war das Portal noch offen, vielleicht etwas hindurchwerfen, aber es führte wohl nicht in die Zone, also würde alles was er hindurchwarf nur das Projekt gefährden, oder einfach sinnlos sein.
Er ließ es. Starrte nur eine Weile gedankenverloren auf den Punkt.
So nahe und doch so weit entfernt.
Auch das schmerzte.
Um sich abzulenken kramte er in seinem Rucksack, holte noch einen Dosis der Antibiotika heraus, wog sie in Der Hand. Es waren nicht mehr viele, er musste sparsam damit umgehen, also entschied er sich dagegen, behielt sie aber griffbereit. Sollte er nachts Fieber bekommen musste er nicht lange suchen.
Vorerst blieb er sitzen, sein Rücken schmerzte, sein Kopf und die Bauchdecke. Die Funktion war zwar kaum beeinträchtigt und soweit er sehen konnte war nur die Haut aufgeschlitzt, die Muskulatur war nicht betroffen. Trotzdem. Er hatte die Schmerzen so satt, jeden Tag mit Schmerzen aufzuwachen, egal wo... Erinnerungen an Schmerzen, Erinnerungen an den Tod, an Folter. Dabei wollte er sich einfach nur ohne wieder unbeschwert bewegen können.
"...warum tust du mir das an? Warum mir? Wolltest du mich nur loswerden? Oder streckst du nur deine Fühler schon in andere Welten aus?"
murmelte er vor sich hin, den Schlüsselbund in der Hand, als er sich zurücksinken ließ auf den Rücken und in den fremden Himmel starrte, auf dem sich bereits fremde Sternen abzeichneten.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Thorben hatte Jarel murrend eine Fackel gegeben. Der Zwerg schien nicht gut zu Recht. Ob er vielleicht doch verletzt war?
Zumindest war er erschöpft. Waren sie alle, wie es den Anschein machte.
Gemeinsam mit Jake richtete der Ritter das Lager her, holte Wasser, versorgte die Tiere.
Anschließend schleppte er die Überreste des Flatterers weit genug weg vom Lager, um die Aasfresser von der Gemeinschaft fern zu halten.
Es war bereits tiefschwarze Nacht, als Jarel das von Jakob vorbereitete Feuer entzündete und daran dann die Fackel. Er sah zwar im Dunklen erstaunlich gut, aber sollte da oben noch so ein Vieh lauern, war Feuer eine gute Waffe.
Mit brennender Fackel und gezogenem Dolch untersuchte er die Höhle, aus dem der Flatterer aufgetaucht war oder besser: Er spähte so weit wie er kam hinein. Die Höhle war lang, aber sehr schmal und – auch wenn er es nicht so schnell zugeben würde - der alte Mann hatte panische Angst vor engen Räumen.
Doch zum Glück war die Höhle nicht verwinkelt und gut einsehbar gewesen. Außer Gestank und menschlicher Überreste gab es dort nichts zu entdecken, so kehrte er ins Lager zurück und löschte die Fackel, ließ sie griffbereit in der Nähe des Feuers liegen. Man wusste ja nie.
Eigentlich wäre nun die Zeit gewesen seine Medikamente zu nehmen und zu ruhen.
Aufmerksam musterte der Ritter einen nach dem anderen. Nein. In dieser Nacht war es an ihm Wache zu halten. Verletzt, mitten im Genesungsprozess, erschöpft. Keiner der Männer war für die erste Wache geeignet. Und Aria kam dafür in Jarels Augen nicht in Frage. Auf den Gedanken kam er nicht einmal im Ansatz. Ein paar Stunden Verzögerung würden der Sache keinen Abbruch tun.
Und er hatte auch genug Zeit, etwas fürs Frühstück vorzubereiten.
Morgen war auch noch ein Tag. Sie waren alle am Leben und auch der Söldner würde wieder werden. Vor allem wenn Aria sich so fürsorglich kümmerte.
Der ehemalige Schattenläufer schmunzelte. Die Blicke seines Knappen waren unübersehbar gewesen. Jakob und die Kleine tanzten umeinander wie Sonne und Mond um – welcher Planet das hier auch immer war. Ob sie sich jemals bekommen würden?

„Ich nehm die erste Wache.“, verkündete er und holte sich alle Möglichen Zutaten zusammen, um auf seine seltsam meditative Art etwas zu Futtern zuzubereiten.
Er stellte den großen Kessel ins Feuer und einige Zeit später zog der Duft einer deftigen Suppe durchs Lager.
Das würde der angeschlagenen Truppe neuen Schwung geben. Hoffte er.
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Thorben Denger
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Für eine Weile verfolgte Thorben die Gespräche und Sticheleien zwischen den Mitgliedern seiner illustren Gemeinschaft. Die Erklärung, das komische Pelzding sei kein Tier gewesen, überraschte ihn. Wer konnte so feines Garn weben? Und vor allem,... warum sollte man so eine Flauschkugel herstellen? Klar,... auch er war von dem Ding fasziniert, aber welchen Sinn und Nutzen hatte es? Der Gedanke daran trieb seinen Tüftlerverstand beinahe in den Wahnsinn. Und dass das Ding an dem metallenen Ring sowas, wie ein Zauberstäbchen sein sollte, mit dem man pferdelose Karren startete, hätte beine soviel Dampf unter seinem Hut erzeugt, dass dieser in die Luft geschossen wäre. Tooootal abgefahren!!!

Immer wieder schwenkte sein Kopf von einer Person zur anderen und vermutlich sah er dabei aus, wie ein zu breit geratenes Erdmännchen. Glücklicherweise verhinderte der riesige Schlapphut eine derartige Assoziation, wobei die dabei wild umher schwappende Krempe ihr eigenes tat, um seine Bewegungen ins Lächerliche zu ziehen.
Letztentlich verbesserte sich die Laune des Zwerges aber wieder. Das Adrenalin war versickert, der Gruppe ging es soweit gut und man war sogar wieder bereit zu scherzen. Natürlich waren die monitären Ausgaben für Thorben nicht gerade gering gewesen. Aber letztendlich musste er sich wohl eingestehen, dass er seinen Auftrag im Sumpf wohl nicht ohne die Hilfe der Elfe und der beiden Fremdweltler geschafft hätte. Verdammte Scheiße, vermutlich wäre er ohne sie schon frühzeitig Futter für einen hungrigen Ghoul geworden. Letztendlich war es also beinahe egal, wieviel Proviant und Ausrüstung er an diese Leute verbriet. Am Ende würde er im Plus heraus kommen und hatte vielleicht so etwas, wie die ersten, richtigen Freunde seit langer Zeit gefunden.
Dieser Gedanke zauberte ein Grinsen auf seine Züge und ließ seinen Oberlippenbart aufgeregt beben. Genau rechtzeitig, um in das Geplänkel der beiden Sternenfahrer einzusteigen. Zwar hatte er die wenigsten der Wörter verstanden, die die beiden scheinbar auf Elfisch miteinander wechselten, aber seit wann ließ sich Thorben Denger davon abhalten, Scheiße zu labern, wenn er die Möglichkeit dazu hatte?
"Oy! Wollt ihr mein Zelt für heut' Nacht haben, um euch gegenseitig endlich mal diesen Druck abzuarbeiten? Heißt es da, wo ihr her kommt, vielleicht auch, 'Was sich liebt, das neckt sich'? Man könnte meinen, ihr beiden Erbsenhirne wärt schon seit etlichen Jahren verheiratet. Echt jetzt!"

Natürlich war all dies auch nur ein Scherz von seiner Seite aus. Dennoch war selbst Thorben noch nicht dermaßen durch den Wind, dass er nicht die Spannung zwischen den beiden Männern bemerkt hätte. Und die Blicke, die sie beide der Prinzessin zuwarfen. Uuuund,... der Blick, den diese speziell Jake zurück warf. Zumindest vom Alter her schienen die beiden, wie füreinander vorbestimmt. Klar, auch Thorben würde gerne mal eine Runde ohne Karren auf einer Stute wie Aria reiten. Aber etwas störte ihn an ihr. Nicht menschlich! Da war sie eine der sanftmütigsten und trotzdem charakterstärksten Frauen, die der Zwerg je gesehen hatte. Es war eher ihre pure, sexuelle Ausstrahlung. Das, was alle Urinstinkte in einem Mann weckte. Und es war einfach zuviel. Zu unnatürlich. Falsch. Es kostete Thorben einiges an Überwindung, ihrem Zauber zu entgehen, aber vielleicht war es auch nur Glück, dass Zwerge nicht so leicht von dieser Sirene becirct werden konnten.

"Das puschelige Ding steht dir, Prinzesschen."
Völlig aus dem Zusammenhang aber nichtsdestotrotz so wahr, wie er hier stand. Also er, der Zwerg. Also er, die Person. Seine eigenen Gedanken verwirrten ihn gerade. Also machte er sich von ihnen los und ging auf das Gebüsch zu, in dem er zuvor gelandet war. Wenn es darin sowas wie ein Portal geben sollte, dann wollte er es mit seinen eigenen Augen sehen. Wie würde so etwas wohl aussehen? Wabernd, mit ausgefransten Rändern? Einfach nur Schwärze? Ein Tunnel? Würde man das, was auf der anderen Seite war, direkt sehen können? Was, wenn sich so ein Portal am Grund des Ozeans öffnete? Musste er Bessie dann zu einem Seepferdchen umschulen? Fragen über Fragen.
Und keine Antworten. Denn im Gebüsch fand er nur,... Dreck. Altes, vertrocknetes Laub. Den stinkenden Schiss eines Fuchses. Mehr nicht. Sehr enttäuschend.

Nachdem Jarel die Höhle des Flatterers erkundet und gesichert hatte, wagte auch Thorben einen Blick dort hinein. Das hatte ganz sicher nichts mit mangelndem Mut zu tun, dass er erst den fahrenden Ritter sein Ding durchziehen ließ. Es war eher,... Delegation von Aufgaben. Genau! Immerhin war er noch immer der Anführer des Haufens!
Glücklicherweise war die Infravision der Zwerge noch ausreichend für diese nicht allzu tiefe Höhle, in die zumindest noch ein wenig des Mondlichts fiel. Denn die Fackel hatte er dem alten Mann gelassen und es war auch Thorbens letzte gewesen.
Mit angewidert verkniffenem Gesicht und Daumen und Zeigefinger auf seiner Nase durchstöberte er die Überreste von Menschen und Tieren, die in einer Ecke der Grotte aufgestapelt waren. Erstaunlich ordentlich für solch ein Biest, kam es Thorben in den Sinn. Zuerst prüfte er mit einem Stock, um sich nicht die Finger schmutzig zu machen. Letztendlich durchwühlte er aber die Leichen von Menschen und Elfen mit beiden Händen, in der Hoffnung, noch etwas wertvolles in ihrer zerrissenen Kleidung zu finden.

[82/100] Und die Mühe lohnte sich durchaus. Nicht nur, dass er zwei noch brauchbare Fackeln in einem zerschlissenen Rucksack fand. In einem vermoderten Bandolier steckten noch einige Armbrustbolzen, die Thorben mit etwas Feinarbeit und einem Messer so modifizieren konnte, dass sie für Lilly nutzbar waren. Die dazugehörige Waffe lag zerbrochen und morsch unter einem Haufen toter Tiere. Der Zwerg beachtete sie nicht weiter. Hier und da fand er an skelettartigen Fingern und um dürre, mumifizierte Hälse Schmuckstücke. Nichts wirklich wertvolles. Das meiste nur Tand aus Bronze und Silber. Aber Silber konnte man einschmelzen und neue Bolzen daraus fertigen. Und alles in allem würde die Ausbeute dafür reichen, im nächsten Ort den Proviant wieder ein gutes Stück aufzustocken.
Der Höhepunkt seiner Suche war allerdings der Fund von zwei Flaschen Vodka in einem zerfledderten Jutebeutel. Guter Vodka. Verdammt guter Vodka! Vielleicht nicht so gut, wie das Zeug, was Slava mit sich rumschleppte, aber als Thorben mit seinen schwieligen Fingern eines der Etiketten vom Dreck befreite, nickte er zufrieden. Eine jede dieser Flaschen würde bei Kennern gut und gerne fünfzig bis hundert Oren einbringen.

Mit sich und der Welt wieder zufrieden, stapfte er zurück ins Lager und präsentierte seine Funde. Nach einigen Diskussionen und Überlegungen köpfte die Gruppe zumindest eine der beiden Flaschen und reichte sie von Person zu Person weiter. Die Götter wussten, nach dem Schrecken und den Entbehrungen der Straße, hatten sie alle eine Ruhepause und was gutes zu Trinken verdient.
Das Essen, welches Jarel zubereitete, roch wieder einmal köstlich und ließ die Mägen aller Anwesenden knurren, als sie zusammen am Lagerfeuer saßen und darauf warteten, dass der Koch das Signal gab, loslöffeln zu können.

Thorbens Blick huschte zu Aria und dem schlafenden Jake herüber, die beide wie ein zu straff gespanntes Gummiband wirkten. Kurz davor, aufeinander zuzuschnellen. Mit einem noch unbenutzten Löffel deutete der Zwerg wippend auf Aria.
"Oder wollt ihr beiden heute Nacht mein Zelt haben? Ich meine,... Slava hatte vorhin Recht. Kann jeder sehen, der Augen im Kopf hat, dass da was zwischen euch ist. Wegen uns braucht ihr echt nich' so zu tun, als wärt ihr total keusch und hochwohlerzogen."
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

"Jakob!" Es war Jarels tiefe, raue Stimme die den jungen Mann weckte.
Der Ritter war schon putzmunter, sogar schon gewaschen und gekämmt.
Grinsend stand er vor dem Schlafplatz seines Knappen und hielt etwas auf zwei Händen. Ein Schwert. In Scheide. Mit Gurten.

Einen Moment lang war er wieder in Flagstaff - mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen. Anziehen, Waffen packen, Antreten und wer zuletzt draußen stand drehte bei der anstehenden Übung diverse Extrarunden. Entsprechend fuhr er bei der Nennung seines Namens diesmal empor wie von der Tarantel gestochen und wollte schon unter sein Bett fassen, seine Stiefel hervor ziehen... In der Bewegung kollidierte er fast mit dem Boden, weil er eben auf diesem gelegen hatte. Dann zog sein Gehirn nach, lieferte etwas verspätet das wer, wie, was und wo.
"Jarel...?" Er rieb sich das Gesicht. Verfluchte Blaupause! Er hätte es wissen müssen.

"Auf, Junge! Training!" Verdammt. Gute Laune hatte der alte Mann auch noch.
Und er hielt das Schwert so seltsam. Wie ein Geschenk....

Gute Laune. Vor dem ersten Kaffee. Fuck, was hatte er sich da angetan? Mürrisch kämpfte sich Jakob auf die Füße und beäugte das, was Jarel in den Händen hielt. Nicht seines. Seines lag wieder in der Kutsche, aber für ein Training war es ohnehin ungeeignet.
"Für mir?", fragte er begriffsstutzig.

Jarel hielt es ihm feierlich hin. "Dein Schwert, Knappe." Die dunklen Augen des alten Mannes funkelten erfreut. Und Erwartungsvoll. Das konnte ja was werden.

Eine Sekunde brauchte er noch. Dann kam es durch. Achja. Knappe. Er. Von dem da. Aber wieso vor Sonnenaufgang?
"Danke.", murmelte es und griff endlich zu.

Jarel wand sich ab und ging einige Schritte zur von den Schlafplätzen der anderen weg. Auf einem recht geraden Platz am Fuße der Felsen wartete er auf Jake.
"Du kämpfst mit Links? Deine Rechte ist verletz?", fragte er betont langsam.

Er folgte gehorsam, zog im Gehen das ungewohnte Schwert ein Stück aus der Scheide und betrachtete die Klinge. Gute Arbeit, Stahl. Etwas breiter als seine und auch das Heft war etwas länger. In Gänze wäre es wohl auch etwas schwerer, aber zu verschmerzen. Sie blieben bei dem Felsen stehen.
"Links ja." Er überlegte. Wie erklärte man eine Nekrose und Vernarbungen der Muskeln von Schulter und Arm, die den rechten Arm als Schwertarm nahezu unbrauchbar gemacht hatte? Das war in der eigenen Sprache schon eine Herausforderung. Er betrachtete seine von Brandnarben verunzierte Rechte. Jarel musste seine Narben gesehen haben, als er im Fieber gelegen hatte, also... "Feuer. Viel davon. Zu viel. Muss links bleiben. Umdenken." Er tippte sich an den Kopf. "Nicht leicht, aber machen schon eine Weile."

"Möchtest du später versuchen, es heilen zu lassen?", fragte er langsam, zog auch sein Schwert und wechselte es ebenfalls in die linke Hand.
Er stellte sich parallel zu Jake und betrachtete ihn aufmerksam.

Überrascht sah er den anderen Mann an. Heilen? Oder hatte er ihn falsch verstanden? Das, was jetzt noch von ihm übrig war, war das Resultat dessen, was die moderne Medizin zu leisten im Stande war. Nachdenklich gürtete er das Schwert und zog es ebenfalls.
"Das ist beste wie geht. Leben und eben mit Narben. Und links." Wäre es ihm möglich gewesen, das zu formulieren, hätte er noch hinzu gefügt, dass man die Arschtritte, die der HERR einem gab, eben nehmen musste wie sie kamen und froh sein sollte, dass sie einen nicht mit der Nase in einen Haufen Hundescheiße beförderten, sondern bestenfalls in den Dreck.

"Ich werde dich einer Heilerin vorstellen. In Nowigrad." Er deutete Jake an in Angriffsstellung zu gehen.
"Dann sehen wir weiter."

Seine Brauen zuckten empor, dann zuckten passend die Achseln. Wenn er meinte, dass eine örtliche Kräuterhexe mehr bewirken konnte als das geballte Wissen der Charité... ihm sollte es recht sein. Er nahm auf den Wink Jarels hin die Grundhaltung ein, die man ihm beigebracht hatte und konzentrierte sich auf den Ritter, gespannt, wie dessen Methoden wohl sein würden. Bulli, Psychospielchen oder einfach mal was ganz überraschendes: ein normaler Schwertmeister.

Jarel nickte ihm zustimmend zu. Keine Korrektur.
Dann machte Jarel einen Ausfallschritt und einen geraden Stich. Er stand immer noch parallel. "Jetzt du."

Ausfallschritt und Stich. Sofort machte sich die fremde, schwerere Waffe bemerkbar, sodass der Stich anstatt wie beabsichtigt einer gerade Linie zu folgen, eher die Lenden des Gegner penetriert hätte. Jakob betrachtete die Klinge, als wäre sie ein eigentümliches Wesen mit eigenem Willen, ging dann wieder in Grundstellung.

Jarel korrigierte ihn knapp. "Schultern nach hinten. Sicherer Stand. Nochmal..."
Wieder zeigte er den geraden Stich. Nach einigen Versuchen wirkte er halbwegs zufrieden.
Auf diese Art und Weise ließ er sich alle Grundhaltungen, Angriffs- und Abwehrbewegungen zeigen. Die Korrekturen fielen alle sachlich und knapp aus. Er lobte sogar, Wenig, aber es kam vor.
Auf diese Art vergingen mehr als zwei anstrengende Stunden.
"Gut.", erklärte Jarel knapp. "Trainingskampf, oder Pause?", fragte er sachlich.

Wenn er wollte, konnte er. Gerade wollte er tatsächlich, auch wenn er morgenmuffelig war. Und so ließ er sich korrigieren, gab sich alle Mühe, die Korrekturen einfließen zu lassen und gewöhnte sich allmählich an das ungewohnte Gewicht der Waffe. Die Reihenfolge der grundlegenden Bewegungen war nicht unvertraut und je mehr er sich entspannte und seinem Kleinhirn den Job machen ließ, desto besser und fließender gelangen ihm Angriffe und Paraden. Er geriet ins Schwitzen und außer Puste - ungewöhnlich für ihn, aber die Infektion forderte einfach ihren Anteil.
So wäre die vernünftige Antwort 'Pause' gewesen. Der Leichtsinn der Jugend (und vielleicht auch der Wille, sich zu profilieren), ließ ihn jedoch: "Werd' nur kalt. Weiter.", antworten.

Jarel unterdrückte ein Schmunzeln. Die Jugend. Der Junge gefiel ihm. Er erinnerte ihn wirklich sehr an seinem Sohn.
Der Ritter baute sich vor Jakob auf, führte den Griff auf Brusthöhe vor den Körper, so das die Klinge vor seinem Körper und seinem Gesicht aufragte. Dann nahm er Kampfhaltung an und begann seinen Knappen zum umkreisen und zu belauern.
Er achtete nicht nur auf Angriffe, sondern auch auf Erschöpfungserscheinungen. Nicht, dass er den Jungen quälte.

Jakob nahm auf die nonverbale Aufforderung hin aus Gewohnheit zunächst eine weite Mensur zu Jarel ein und richtete das Schwert in der Hut 'Vom Tag' empor, Schwertspitze leicht nach hinten gerichtet. Sein erster Schwertmeister hatte seinen Schülern stets eingetrichtert, sich nie ins Nach treiben zu lassen, sondern immer bemüht zu bleiben, im Vor - also der Angreifende - zu sein. Somit fackelte er nicht lang und griff mit einem Oberhau an (76/100), wobei der Schwert sich in Bewegung setzte, bevor seine Füße es taten und ihn in einem leicht seitlich gerichteten Bogen vorwärts trugen - fast als zöge erst der Schwung der Klinge Jakobs restlichen Körper hinter sich her. Etwas, was ihm nicht immer gelang - vor allem nicht, wenn er wütend wurde. Aber gerade war er fokussiert genug, sich auf die Technik zu konzentrieren. Er war nicht Slava - er wollte trainieren, nicht gewinnen. Noch nicht jedenfalls.
Mit dem Oberhau auf die weite Mensur konnte er gut austesten, wie Jarel tickte und ob er lieber auf Distanz kämpfte oder die Bindung suchte. Jakob selbst war kein Ringer, weshalb die Distanz auch beim Schwert seine bevorzugte Position war.

Ein Hieb von oben. Sauber bemessen. Flink. Jarels Parade war nicht so sauber wie erwartet. Hätte Jakob durchgezogen, er hätte den Hieb wahrscheinlich kassiert. Blieb noch die Frage, ob das Absicht gewesen war, oder ob der alte Mann nicht so agil war wie erwartet.
Jarel startete jedoch keinen Gegenangriff sondern lauerte weiter.

Jakob ließ den Ritter nicht lange lauern. Die Parade lenkte sein Schwert nur zur Seite und den Ort nach unten ab. Stahl schrammte über Stahl, als Jakob seine Klinge mit zwei kurzen Schritten auf fast der gleichen Linie rückwärts aus der Bindung zog und die Spitze zugleich zu einem Stoß empor riss, den Knauf mit der Rechten mitführend. Allerdings verhaspelte er sich mit den Füßen und geriet so mit seinem übereilten Angriff direkt in die Linie von Jarel (8/100)

Dem Angriff war einfach zu entkommen. Jarels Antwort war simpel. Eine halbe Drehung, während er seine linke Hand mit dem Schwert sozusagen "stehen ließ" und dann in einem kleinen Bogen nachzog. Sein Ziel war es, Jakobs nun offener Seite mit der flachen Klinge einen kleinen "Klapps" zu geben. Spürbar, aber nicht schmerzhaft.
(56)

Er lief nicht in Jarels Schwert, statt dessen drehte dieser sich elegant weg und ließ ihn ins Leere laufen, nur um ihn mit der Breitseite der Klinge zu erinnern, wo er sich die Blöße gab. Jakob lief aus. Tot. Neu anfangen.
Eine Drehung dem Ritter zu, wieder weite Mensur, wieder die Anfangspostion Vom Tag und wieder kein Herzschlag lang, den er abwartete. Diesmal benutzte er eine Finte - deutete erneut den Oberhau an, zog den Griff aber dann über den Kopf und ließ den Hau zu einem weiten Bogen werden, dem er mit zwei schnellen Schritten folgte. Zu langsam allerdings, um wirklich überraschend zu sein (45/100).

Der Ritter riss den Griff hoch und blockte den Schlag. Gleichzeitig machte er einen Schritt auf Jakob zu, gepaart mit einer Drehung, die einem Tanz glich. Seine Schwerthand blieb stehen, doch die andere schnellte auf das Gesicht des Knappen zu. Vor den Gesicht des Jungen bleib die Faust des Ritters stehen.
Sein Zeigefinger schnellte hervor und berührte kurz Jakobs Nase, bevor er wieder in Grundstellung ging.

Er spielte mit ihm. Wunderbar. Genau was er an einem kalten Herbstmorgen vor dem ersten Kaffee brauchte: einen Scherzkeks. Zwar hatte er das Kreuz noch ein Stück herum gerissen, aber nicht genug, um sich mit dem Arm zu decken. Folglich hätte er einen Fausthieb mitten ins Gesicht kassiert.
Jakob blähte die schmalen Nasenflügel und schnaubte wenig amüsiert. Ein kurzer Blick zum Boden, ein Durchatmen. Wieder in Grundstellung, diesmal Alber.
Konzentrieren.
Er wagte einen Wechselhau: ein kraftvoller diagonaler Unterhau, der jedoch nur dazu diente, den Gegner in die Parade dazu zu zwingen, um diesen dann in einem fließenden Wechsel mit einem Oberhau rückwärts zu treiben (85/100).

Der Ritter schaute tot-ernst.
Naja.... vom leichten Schmunzeln und den erfreuten Glanz in den Augen abgesehen.
Er hatte ihn. Seine Bewegungen waren nicht kraftvoll, dafür aber flink, wendig und schlau. Verdammt schlau.
Da könnte der alte Mann noch etwas lernen. Auch wenn er das niemals zugeben würde.
Jakob hatte Jarel über den halben Platz zurück getrieben, bis dieser endlich wieder in einen Rhythmus gefunden hatte, der nicht nur aus Ausweichen und Paraden bestand.
Es begann ein Tanz. Ein recht ausgeglichener Tanz.
Eine Art stahlklingender Tango.
Fehlte nur noch, dass einer der beiden eine rote Rose zwischen den Zähnen trug.

Sie fanden einen Rhythmus, der einem Tanz glich, mal Jakob im Vor und mal Jarel. Eins fügte sich ins andere, sodass es von außen eher wie ein Mit- anstatt eines Gegeneinander aussah. Höchste Konzentrationsarbeit für den jungen Menschen, dem die linke Hand noch immer schwer fiel. Und für einen Körper unter Antibiotika und noch in der Regenregierungsphase auch physisch eine Belastung. Folglich wurde Jakob mit der Zeit das ungewohnte Schwert schwer, litt seine Agilität und Jarel zwang ihn immer wieder in die Bindung, die so gar nicht seine Stärke war.
Klug wäre gewesen eine weitere Mensur zu suchen, um kurz Atem zu holen. Doch Jakob entschied sich dafür einen weiteren Angriff zu starten, in der Hoffnung Jarel irgendeine Blöße zu öffnen. Doch der Hau war eher verzweifelt geführt (35/100), verkrampft, weil rechts Schulter und Arm schmerzten und der Linken die Kraft ausging. Er senste also kurzum einfach drauf los.

Der Junge übernahm sich. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen bereits heute mit dem Training anzufangen. Oder der Ritter hätte zumindest erkennen müssen, dass nach dem Training Schluss hätte sein sollen.
Die anfängliche Freude an den Begabungen seines Schülers wich Sorge.
Als Jakob seine Erschöpfung mit unkontrollierten Schlägen zu verschleiern versuchte wusste Jarel, dass er seinen Schüler zu weit getrieben hatte. Er parierte die ersten Schläge und ließ einen weiteren an seiner nun nach unten gerichteten Klinge hinauf gleiten, bis zur Parierstange, während er sich mit einer Drehung ganz dicht an seinen Knappen heran trat, um sich direkt danach in der selben Richtung wieder hinaus zu drehen und Abstand zu gewinnen.
Plötzlich fehlte etwas in Jakobs Hand. Das Gewicht des Schwertes.
"Gute Leistung, aber bitte sag mir beim nächsten Mal, wenn ich dich überfordere. Du warst verletzt und ich kenne die Auswirkungen deiner Medikamente nicht.", sagte er ganz leise, so das nur Jake es hören konnte.
Medikamente....schmerzhaft fiel Jarel ein, dass er die seinen noch nehmen musste. Kein guter Zeitpunkt. Zudem hier noch niemand wusste, was es damit auf sich hatte. "Atme durch. Trink etwas, danach habe ich noch eine Bitte an dich."
Erklärte er und reichte Jake sein Schwert zurück, Griff nach vorn, Klinge flach auf dem leichten Lederhandschuh abgelegt.
Er vertraute offensichtlich darauf, das sein Knappe das Ende des Kampfes schneller akzeptierte als Slava zuvor.

Er hob die gesunde Schulter in gespielter Gleichgültigkeit, aber das Schwert verloren zu haben, nagte an seinem Ego. Doch er war auch ganz Schüler und Jarel drückte bisher nicht auf seine roten Knöpfe, sodass er stumm das Schwert nahm und in der Scheide verschwinden ließ. Gut, vielleicht etwas fester hinein rammte als nötig.
"Feind fragt auch nicht.", murmelte er. Doch bevor er Jarel folgte, forderte er: "Erst zeigen wie macht."

Jarel lachte leise. "Du bist ehrgeizig.", bemerkte er erfreut. "Ich zeig es dir."
Er zog das Schwert und wartete, bis Jake in Position war.
"Greif an. Langsam.", verlangte Jarel.

Jakob lachte nicht. Überhaupt würde Jarel noch feststellen, dass sein neuer Schüler nicht mit übermäßig viel Humor gesegnet war. Er nickte nur stumm und zog das Schwert erneut, um seinen Angriff von eben so gut er es vermochte zu wiederholen. Die kurze Pause hatte schon gereicht, dass seine Muskeln protestierten.
Morgen würde er büßen, aber egal.

Wieder blockierte Jarel mit nach unten zeigender Schwertspitze, ließ Jakobs Schwert hoch gleiten bis zur Parierstange. Mit einem kleinen Ausfallschritt und einer halben rechten Drehung stand er vor Jake, hatte dabei sein Schwert in die Rechte gewechselt und griff In Zeitlupe mit der linken um die Parierstange des Knappen.
Ohne die Drehung zu stoppen drehte er sich weiter - jetzt mit einem Schwert in jeder Hand. Als der Ritter zum Stehen kam befanden sich beide Klingen auf verschiedenen Höhen auf der rechten Seite des jungen Mannes. Eine auf Höhe der Kehle, eine auf Höhe der Körpermitte.
"Jetzt du." ,erklärte Jarel.
"Und dann Pause."

Jakob bewies, dass er sein Pulver verschossen hatte, als er versuchte, die Bewegungsabfolge auszuführen (8/100). Und wenn Ehrgeiz ein Teil seiner Persönlichkeit war, so war rasch aufflammender Jähzorn ein weit größerer. Alles war falsch: die Schritte, die Drehung... Bis zum Griff nach Jarels Parierstange kam er gar nicht.
Das er das Schwert im plötzlich hoch kochenden Zorn nicht irgendwo hin feuerte, war nur seinen früheren Lehrern zu verdanken, die es streng ahndeten, wenn ein Knappe das Schwert willentlich aus der Hand gab.
Aber er brach mit einem unwirschen Laut den Versuch ab, ließ Jarel stehen und rammte im Fortgang die Klinge zurück in die Scheide. Eine Respektlosigkeit, die ein Tempelritter nicht würde durchgehen lassen. Vielleicht auch ein erster Test der Grenzen, die Jarel dem jungen Hitzkopf noch ziehen musste.

"Jakob...!", rief ihm sein Lehrherr nach. Er war stehen geblieben, das Schwert noch immer in der Hand.

Jakob ging weiter, stur Richtung Feuerstelle.

"Knappe Jakob! Du hast dich nicht verabschiedet." Jarels Stimme war ruhig. Nicht wütend. Aber nachdrücklich.

Tatsächlich verstand er wörtlich nur den ersten Teil, was ihn nicht wirklich stoppte. Der Tonfall allerdings reizte seinen Widerstand. Er blieb stehen, wandte sich um, blieb aber wortlos.

Jarel stand dort, die Spitze des Schwertes in seiner Linken deutete auf den Boden. Mit der Rechten winkte er Jakob zu sich. "Komm her.", sagte er ruhig, aber mit Nachdruck.
Der Junge war ein Hitzkopf. Erinnerte ihn an sich selber in dem Alter. Doch er musste lernen seine Wut in den Griff zu bekommen. Auch wenn es nur für den Zeitraum des Kampfes war.

"Nein. Ende.", entschied er. Noch war er nicht in der Stimmung einzulenken.

"Jakob, respektierst du mich?", fragte er und betrachtete den Jungen nachdenklich.

Er überlegte. Weniger über die Antwort, als über die Vokabeln.
"Re-spectio...", überlegte er laut, "Ich schau doch..." Unklar lassend, ob er absichtlich auf Durchzug geschaltet hatte, aber die Wahrscheinlichkeit war hoch.

"Wir werden Jahre miteinander verbringen. Jakob. Jahre. Lange Jahre. Was soll uns miteinander verbinden über die Zeit? Wut? Sturheit?" Der alte Mann legte den Kopf schief. Er sprach noch immer neutral, aber aufmerksam.

Das Stehen und Reden kühlte ihn ab, nicht nur innerlich. Verschwitzt wie er war wurde ihm in seinem Funktionsshirt kalt und er fröstelte. Um dies zu überspielen, verschränkte er die Arme vor der Brust.
Woher sollte er das wissen? Bei seinen Brüdern war es der Glaube und ein Ziel gewesen.
Er zögerte daher länger mit der Antwort. Er war fremd in dieser Welt und bis hier hin auf sich gestellt, auch wenn er sich in dieser Gruppe bewegte, so kam er sich allein vor.
Vielleicht hatte er vorschnell entschieden - doch wenn nicht dieser Weg, welcher dann?
Leicht hob er die gesunde Schulter. Keine Ahnung.

"Respekt, Jakob. Ein langer, gemeinsamer Weg. Respekt und Vertrauen. Vertrauen kannst du mir noch nicht, aber Respekt solltest du mit zollen." Er winkte nochmal. "Komm her und verabschiede dich aus dem Kampf."

Er starrte Jarel noch einige Herzschläge lang auf seine lidlose Art an. Vertrauen. Respekt. Zwei große Worte, die in Jakobs Welt lange keine Anwendung mehr gefunden hatten und die niemand von ihm erzwingen konnte .
Aber einen Abschluss des Kampfes, den konnte der für Jakob noch fremde Ritter fordern. Und nach nach einer gefühlten Ewigkeit setzte der Knappe sich in Bewegung, Finger auf das Gehilz des fremden Schwertes gelegt.
Er erfühlte, dass er dieses nicht wie seines mitsamt Scheide aushängen konnte, also zog er es wieder und umfasste vorsichtig die Schneide im oberen Drittel, sodass Parierstange, Griff und der angegriffene Teil der Klinge ein Kreuz bildeten. Dieses positionierte er vor seiner Brust, leicht rechts und neigte dann den Kopf, in der Bitte um Entlassung.

Jarel erwiderte den Gruß, verbeugte sich sogar leicht. Dann schob er das Schwert zurück in die Scheide und wand sich ab. Er war zufrieden. Höchst zufrieden. Doch der Junge war noch immer aufgebracht. Ihn jetzt mit seinem kleinen "Problem" zu bedrängen, wäre unangebracht.
Stattdessen ging er zur Kutsche, holte eine Decke heraus und wollte sie Jake umhängen.

Er war entlassen und fühlte sich mal wieder als Verlierer der Auseinandersetzung, die eigentlich nur in seinen Augen eine gewesen war.
Als Jarel dann allerdings mit der Decke ankam, wurde es ihm zu eng, zu vertraulich und zu fürsorglich. Er wand sich wie eine Katze, die auf keinen Fall Berührung suchte, unter der Zuwendung fort und suchte seine Jacke. Dann schickte er sich an, dem Lager wenigstens für einen Moment zu entfliehen.

Einen Moment lang drängte es Jarel, dem Jungen zu folgen wie eine Katze einer bereits gut durchgekauten Maus. Aber er hatte ihm bei weitem genug geärgert.
So beschloss er, erst nach Aria und dann nach Slava zu sehen. Und dann wegen seines "Problems" mit Thorben zu reden.

Jakob stapfte in den Morgen hinaus, Nebel durchwaberte Senken und kroch um Baumstämme. Die Sonne wollte noch nicht so recht und das Licht war milchig. Er brauchte Abstand, trotzdem achtete er darauf, nicht außer Hörweite zum Lager zu geraten. Die hiesige Fauna war durchaus nicht zu unterschätzen.
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Aria
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Aria nickte Slava dankend zu und nahm den Püschel entgegen. Sie fühlte wie weich er war und drehte ihn neugierig in der Hand als sie Thorben, das liebenswerte Wesen, hinter sich hörte.
„Danke mein liebster Thorben!“ sagte sie auf seine Aussage hin, dass ihr das Teil gut stand. Das fand sie auch. Es war irgendwie lustig. Sie band es an ihrem Gürtel seitlich fest und stapfte dann zu ihrer Kutsche und die letzten Reste des Käses, Brot und der Wurst zu plündern. Sie nahm sich nur ein kleines Stück Käse und Brot und drapierte die anderen Sachen dann für Thorben, Slava, Jakob und Jarel auf kleinen Holztellern. Slava war verletzt also bekam er das meiste Fleisch. Er brauchte es um wieder kräftig zu werden.
Mit den beiden Tellern kam sie dann wieder zu den beiden herüber als Thirbsn auf sie zeigte und unsägliches aussprach. Aria stieg die Hitze ins Gesicht. War es so offensichtlich? Panisch sah sie zu Jake, der allerdings schon schlummerte. Ihre Hände zitterten kurz auf. Natürlich hatte der Zwerg recht, aber das konnte er doch nicht einfach so ausposaunen! Zwerge…
Sie atmete darauf hin tief ein, ging geschmeidig an Thorben vorbei und hielt ihm den Teller hin. Als der ihn entgegennahm, sah sie eindringlich zu Thorben und pickte das Fleisch von seinem Teller. Den ersten Bissen aß sie genüsslich vor seinen Augen. Die anderen Stücke lud sie Slava demonstrativ auf. Dann stellte sie den Teller vor Thorbens Füße. Es war immer noch genug um satt zu werden, aber das gute Fleisch war weg.
„Thorben!“ sagte sie in einer gefährlich klingenden Sanftheit.
„Vielleicht lernst du so, dass die Lust auf Fleisch nicht das Leitmotiv aller hier wandelnden Wesen ist! Schließ nicht so voreilig von dir auf andere!“ ihre Augen funkelten intensiv. Darin konnte der geübte Empath aber den Schmerz erkennen, der die Prinzessin umtrieb und zu dem scharfen Rüffel an diesen, sonst so liebenswerten, Herrn Zwerg führte.
Elegant richtete sie sich auf und ging ohne zurückzublicken auf ihre akute he zu. Hier vollführte sie wieder ihr abendliches Ritual des Waschens und Umziehens. In dem leichten Nachtgewand und einem dicken Samtumhang lies sie sich neben Jarel nieder. Abseits von Jake. Nur um nochmal ihre Worte zu untermalen. Sie saß dicht bei ihrem Beschützer, der selbst wie eine Heizung für sie funktionierte. In seiner Nähe war ihr noch so warm, dass sie ihre Beine ausstreckte und ihre Füße zum Vorschein kamen. Sie steckten in blauen nadelgebubdenen Socken. Ihre Mutger hatte sie ihr gemacht, wusste sie natürlich um die immer kalten Füße ihrer Tochter. Aria kaut auf dem Brot, trank etwas Wasser und blickte in Jarels Topf. Irgendwie hatte sie nun keinen rechten Hunger mehr, also legte sie ihren Kopf neben dem Krieger ab.
Jarel sah kurz zu ihr, sah wie sie zu ihm aufblickte und lächelte sanft. Sie fühlte sich wohl und sicher bei ihm.
Das riesige Fell unter ihr fühlte sich gut an. Irgendwie schon vertraut und wohlig. So glitt sie schnell in Morpheus Welt hinüber. Als sie schlief, merkte Jarel dass sie trotz der Wolldecke auf ihr ein wenig fror. Er fühlte eine ihrer Hände. Sie war tatsächlich kalt, also warf er ihr einen Teil seiner Decke über und wehrte sich nicht, als er merkte wie sie näher an ihn heranrückte um etwas von seiner Körperwärme abzubekommen.
Klingen die aufeinander prallten wecken sie. Erschrocken fuhr sie auf und sah sich um. Sofort erblickte sie die zwei Männer wie sie trainierten.
Sie machte sich kurz frisch, Zug sich ihre Stiefel an und beobachtete weiterhin den Schaukampf.
Jake war gerissen. Klug und wendig. Wie…wie ein Wiesel….oder eine Katze.
Die Art zu kämpfen war anders als jene die sie kannte. Die Bären zu Hause, ihre Brüder, waren weniger wendig. Sie waren Kolossale Biester wie Jarel. Doch Jake stand seinen Mann. Bis ihm ein paar Fehler passierten. Er schien sich zu ärgern. Nebenbei kochte Aria für das Lager den Kaffee. Immer wieder abgelenkt von Jake und seinen Bewegungen.
Zunächst füllte sie zwei Tassen, die sie neben Slava und Thorben stellte.
Danach füllte sie weitere drei Tassen. Als sie aufblickte vollführten die beiden Ritter ein Ritual, welches dem Kampf beendete. Jake kam herüber, wirkte aber fahrig. So sprach sie ihn zunächst nicht an. Jarel brachte ihm eine Decke doch Jake bevorzugte seine Jacke. Ein Sturkopf also, bemerkte Aria etwas belustigt. Dann ging er einfach.
Aria trat neben Jarel und gab ihm seine Tasse.
„guten Morgen…“ sie blinzelte zu ihm hoch nahm selbst einen Schluck und überlegte kurz. Eigentlich war es die Gelegenheit. „Ich gehe ihm nach…nur dass er sich nicht zu weit vom Lager entfernt…in dem
Nebel ist das ja nicht ungefährlich…“
Meldete sie sich bei ihm ab und stapfte los. Sie lies ihm einen Vorsprung, damit er noch etwas abkühlen konnte. Langsam schloss sie zu ihm auf.
„Jake…warte…“
Rief sie dann doch und stand dann endlich neben ihm.
„Geh nicht zu weit! Gefahr!“
Sagte sie zu ihm und nahm dann vorsichtig seine Hand in ihre.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Noch lange war er wach gelegen, hatte in die fremden Sterne gestarrt und seine Chancen bewertet.
Jake schien sich mit seinem Schicksal abgefunden zu haben, aber der Junge trainierte auch schon sein Leben lang mit dem Schwert aus ihm konnte auch in dieser Welt noch etwas werden, außerdem war er jung.
Er selbst hatte wohl seinen Zenit überschritten, auch wenn er erst 44 war, er hatte dafür seit Jahren Raubbau mit seiner Gesundheit betrieben, in der festen Annahme, er könne sich mit 50 zur Ruhe setzen, sich ein Häuschen in Sibirien kaufen und nur noch zum Spaß jagen. Die Ironie daran war, dass er das nötige Kleingeld längst beisammen hatte, arm war er nicht, er war weder arm geboren noch war sein Beruf vollkommen brotlos. Sondereinsätze und Gefahrenzulagen und praktisch keine Ausgaben hatten ihm ein gutes Polster verschafft, das nun bei einer Bank in Moskau lag und wenn er lange genug als vermisst galt seiner Familie Ausgezahlt werden würde. Seine Mutter würde untröstlich sein.
Und dabei waren seine Chancen in dieser Welt denkbar schlecht.
Er war ein miserabler Schwertkämpfer, das hatte er ja eindrucksvoll bewiesen, und er hatte auch nicht die Geduld und den Willen, es sich beibringen zu lassen, er mochte vielleicht gut sein im Nahkampf, aber wenn der Gegner nun einmal ein Schwert trug und damit auch umzugehen wußte, dann hatte er schlechte Karten.
Er konnte vielleicht lernen mit einer Armbrust umzugehen, der viel schwerer als eine AK konnten die Dinger auch nicht sein, aber was sollte er damit?
Sein wahres Talent war es immer gewesen, die Menschen zu verstehen, die Situation richtig zu lesen und die richtige Fäden zu ziehen. Er manipulierte. Dabei hatte ihm die Zone geholfen, seine Welt, die er wie seine Westentasche kannst und nicht zuletzt das Internet und die Sozialen Medien, die seine Dienststelle kontrollieren und einsetzen konnte wie sie wollten. Teilbeträge an den richtigen Stellen und man konnte die Meinungen der Massen lenken wie ein Segelschiff. Ein sehr große und behäbiges Segelschiff, aber wenn man den Wind kannte und ein wenig Geduld mitbrachte, dann konnte man auch einem ganzen Land beibringen warum es Krieg gegen den Westen führen musste.
Es war wie ein Theaterstück, eine Inszenierung, die man über Jahre hinweg plante.
Darin war er gut.
Aber riss man ihn aus seinem Netzwerk, nahm man ihm den Wind, das Internet... was war er dann wert?
Wie lange würde er brauchen bis er hier eine ähnliche Position einnehmen konnte, bis er begriffen hatte wie die Menschen hier funktionierten?
Es würde ihn seine ganze Kraft kosten... die er doch besser dahin steckte, nach einem Rückweg zu suchen... oder sollte er jetzt schon aufgeben?
Es gab Portale, immer wieder wie es schien. Vielleicht konnte man sie vorausberechnen? Wenn man die Positionen sammelte, kartierte, vielleicht zeigte sich eine signifikante Häufung, Struktur...
Das war es wie er dachte, und ihm war klar, das er damit in dieser Welt nicht weit kam. Er war dafür nicht geschaffen. Im Gegensatz zu Jake.
Und genau das wurmte ihn. Er hatte über 25 Jahre Berufserfahrung, in etwa so viel wie der Bengel alt war und es war hier nichts mehr wert.

*** 16. September 1277 ***

Irgendwann war er eingeschlafen und hatte unruhig geträumt. Die Zone war wie ein gigantischer grün glimmender Kristall in diese Welt gewachsen, hatte seltsame neue Mutanten ausgespuckt und manchmal waren sie auch wie bei einem Pilz aus dem Boden gewachsen. Mit Schwertern konnte man sie nicht bekämpfen...
...und dann hatte ihn das metallische Klirren geweckt.
Ihm war das Geräusch eines Schwertkampfes nicht so vertraut, dass er es im Halbschlaf bereits hätte einordnen können kurz hatte er an eine Großküche gedacht, an Blecherne Töpfe und Schüsseln, aber dann war er wach genug gewesen um noch das Ende des Kampfes oder besser der Übung mitzubekommen.
Ein neuer Tag und immer noch diese verfluchte mittelalterliche Welt.
Er war frustriert, hatte Schmerzen und wußte genau, dass er weder Schmerzmittel noch die richtigen Drogen bekommen würde.
Er schluckte zur Sicherheit gleich zwei Ibuprofen, dann entdeckte er die Tasse mit Kaffee neben seinem Schlafsack.
Er erinnerte sich nicht, wie er in den Schlafsack gekrochen war, aber irgendwie musste es ihm wohl gelungen sein. Jetzt setzte er sich nur darin auf, griff dankbar nach der heißen Tasse. Ihm war übel, er hatte Kopfschmerzen und er wußte genau was los war. Er hoffte nur inständig, dass er nicht auch noch das Pech hatte, dass ihm im Schädel ein Blutgefäß geplatzt war und er sich hier einer steinzeitlichen Trepanation unterzeihen musste.
So war seine Laune auch nicht die beste während er Kaffee trank und versuchte sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass er auch etwas Essen sollte.
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Jarel Moore
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Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

Es war morgen, die Suppe war fertig und trainiert hatte er auch ebenfalls.
Das Gefühl, dass die Kleine seine Nähe gesucht hatte, war für Jarel tröstlich gewesen.
Er mochte die rothaarige Schönheit, auch wenn sie bisher kaum zehn Sätze gewechselt hatten.
Vielleicht waren es auch bei ihm die Pheromone gewesen, die sie zu verströmen schien. Vielleicht war er immun dagegen. Vielleicht hätte es für ihn auch Testosteron sein müssen, wer wusste das schon?
Er mochte sie, aber auf eine völlig andere Art als Jake, Slava oder Thorben. Sie durch die Federn zu jagen kam ihm nicht im entferntesten in den Sinn. Und das nicht nur, weil ihr letztes Chromosom nicht das von ihm bevorzugte Y war. Dass er da nicht so festgelegt war wie er gedacht hatte , wurde ihm in den letzten Tagen immer klarer.
Ein wenig steif stand der alte Mann auf und kramte einige Holzschalen hervor. In eine schöpfte er eine ordentliche Menge der Suppe und ging dann in Richtung des Söldners.
Den Kaffee hatte Slava schon gefunden, nun nahm ihm ein Schatten den Blick in den Himmel. Es war Jarel, der ihm eine Holzschüssel mit einem Holzlöffel hin hielt, aus dem er - für normale Mägen - deftig nach Suppe duftete.
Slava winkte ab, den Schatten hatte er bemerkt, wie auch nicht. "Ich habe keinen Appetit. Gib es Thorben oder Jake. Für's erste reicht mir Kaffee."
"Du solltest etwas Essen." Jarel ging etwas steif neben ihm in die Knie und betrachtete ihn aufmerksam. Hatte er Fieber? Hatte sich die Wunde entzündet? "Je eher du auf die Beine kommst, desto schneller kannst du am Training teilnehmen." Die dunkle, ruhige Stimme des alten Mannes hatte etwas beruhigendes, auch wenn - je mehr man darauf achtete - ein seltsamer Akzent in seiner Aussprache lag.
"Ich esse schon noch. Und das Training hat keinen Sinn bei mir. Aus mir wird kein Schwertkämpfer mehr." Slava musste sich beherrschen, im Moment reizte ihn alles, ein absichtlich beruhigender Tonfall, Fürsorglichkeit. Auch wenn er selbst die Anzeichen kannte und zu genau wußte, wie es um ihn bestellt war, er wollte keine Schwäche preisgeben. Und er wollte den Kaffeebecher auch nicht abstellen, denn hätte er auch nur nach der Schale gegriffen, seine Hände hätten wohl gezittert.
"Weißt du, wie lange ich Ritter bin?" Jarel blieb bei ihm. Etwas stimmte nicht, das spürte er. Etwas, dass eine Erinnerung in ihm zum Klingen brachte. Er konnte es nur noch nicht fest machen. Der Ritter schlug umständlich die Beine unter, stellte die Schüssel in Slavas Nähe auf einem Stein ab.
Slava musterte ihn, etwas misstrauisch. Im Normalfall wäre er die Ruhe selbst gewesen, aber gerade war er unleidlich. "Einige Jahre? Du wirst es mir sicher sagen."
"Zehn Jahre. Nicht länger. Als ich her kam hatte ich 48 Sonnen gesehen. Mein...sagen wir 'Beruf' war hier nicht besonders gern gesehen. Da ich meinem Großkomtur sozusagen vor die Füße gefallen bin, ergriff ich die Gegelgenheit und erlernte den Umgang mit dem Schwert. Für mich nicht völlig fremd, doch anders. Wie lange bist du hier?" Der Ritter legte die Hände in den Schoß und beobachtete Slava aus seinen braunen Augen.
"Ich bin ein paar Tage hier aber ich hatte zuvor nie ein Schwert in der Hand. Die gibt es bei uns nicht mehr." Er trank einen Schluck Kaffee. Alles an seiner Haltung war im Moment angespannt. Wie viel sollte er verraten? "Ich arbeite für den Nachrichtendienst. Mit dem Kopf... hinter dem Schreibtisch... Aufklärung aus dem Flugzeug... Verfickte Scheiße." Er nutzte die russischen Vokabeln, ob sie in der Gemeinsprache verständlich waren war ihm egal. Er versuchte seine Tätigkeit herunterzuspielen. Natürlich war er kein Schreibtischtäter, er war körperlich fit gewesen, aber gerade haderte er mit allem, vor allem mit sich. "Und was war dein Beruf... vorher?"
"Nachrichtendienst.", war Jarels knappe Antwort. "Und Assasine."
Einen Moment starrte Slava den älteren an. Den Begriff 'Assasine' kannte auch er - im Grunde konnte man seinen Beruf genauso bezeichnen. Er hatte viele mal getötet, für sein Land. Und trotzdem, sie arbeiteten anders. "Was waren deine Waffen?"
Der Ritter zog den einen der Wurfdolche, die er am Bein trug und legte diesen neben die Schüssel auf den Stein. "Und die...wie heißt das hier...Draht mit Griff daran." Er fuhr sich mit dem Daumen über die Kehle und tat dann so, als würde er einen Gegenstand in jeder Hand halten, den er mit einem Ruck auseinander zog. "Wir müssen uns anpassen, wenn wir hier überleben wollen. Einen Weg zurück habe ich in den fünfzehn Jahren hier nicht gefunden." Er lächelte eine Spur, wenn auch schief. "Hast du Familie zurückgelassen?"
Dolche und eine Garotte. Das waren sehr urtümliche Methoden. Seine perfideste Tat war es, einen Delinquenten in den Selbstmord zu treiben, ansonsten waren es Gift und arrangierte Unfälle. Wie sollte er das erklären. "'Garotte' nennt man das. Wenn ich jemanden beseitigt habe gab es keine Spuren. Unfälle und Selbstmord... Keine Messer." Was ihn entmutigte war, dass der Mann in 15 Jahren keinen Weg zurück gefunden hatte. Allerdings, hatte er mit seinen Methoden gesucht? "Ich habe Portale erforscht in meiner Welt, GPS Tracker durchgeschickt..." Irgendwie wollte er ihn mit dem Fremdwort absichtlich auflaufen lasen. Es war fast egal, was der Ritter anführen würde, Slava würde nicht von seiner Position abweichen, dazu war er zu stur. "Wenn es einen Weg hin gibt, und es kommen immer wieder Leute durch Portale, dann gibt es auch einen zurück. Er wird nur schwer zu finden sein." Familie... Er hatte einen Sohn zurückgelassen und eine Exfrau, aber an die verschwendete er kaum einen Gedanken, sie waren ohne ihn besser dran, eine Eltern... Sie würden einen Sohn begraben. Aber woran er dachte war, was sein Team ohne ihn machen würde, seine Arbeit war sein Leben gewesen. "Meine Familie braucht mich nicht, aber mein Land."
Jarel wurde hellhörig. Doch nicht bei Slavas Erklärung über seine Mordmethoden, sondern darüber, was er erforscht hatte. "Portale...erforscht?", fragte er. "Was ist ein Gepiss-Träcker?" Ein Weg zurück. Ja, das war etwas, über das Jarel seit einigen Tagen mehr nachdachte als die letzen zehn Jahre. Aber nicht, weil er neue Hoffnung hatte einen weg zurück zu finden, sondern weil er nicht wusste, ob er diesen gehen würde, sollte er sich anbieten. Seine Familie und Freunde lebten nun fünfzehn lange Jahre ohne ihn und sein Gefährte....er würde immer noch aussehen wir Anfang zwanzig und er. Der Ritter sah kurz auf seine Hände. Verdammt. Der Gedanke an Ilarion schmerzte noch immer. Wann wurde dieses Messer endlich stumpf?
Nun hatte er ihn doch aus dem Konzept gebracht. "Ein Sender, der permanent ein Signal abgibt das ich überall auf dem Planeten verfolgen konnte. Hätten die Portale, die in meiner Heimat aufgetaucht sind einen Ausgang auf dem gleichen Planeten gehabt, ich hätte ihn gefunden. Aber sie sind alle einfach verschwunden. Hast du in deiner Welt jemals markierte Steine gefunden?" Er malte mit Kaffee Buchstaben und Zahlen in kyrillisch und Latein auf. Er hatte ein Koordinatensystem über die Zone gelegt und je nach Ausgangsposition beschriftete Steine hindurch geworfen. So hatte er begonnen. Bis die Tracker bewilligt worden waren. Das Denken lenkte ihn etwas ab, die Gedanken des Ritter erriet er deshalb, wohl auch weil der zuerst nach der Familie gefragt hatte. "Wen hast du zurückgelassen?"
"In meiner Welt gab es viele Portale. Eine übliche Art zu reisen." Er betrachtete die Zeichen und schüttelte den Kopf. "Das kenne ich nicht." "Ich hatte Familie. Meine große Liebe und zwei halbstarke Kinder. Einen Jungen und ein Mädchen." Traurigkeit huschte über sein Gesicht und unwillkürlich sah er einen Moment in die Richtung, in die Jakob und Aria verschwunden waren und seine Hand huschte kurz zu seinem Medallion hoch. Der Söldner hatte behauptet, seine Familie brauche ihn nicht. Es klang hart. Verbittert. Ob er verlassen worden war? Immerhin schienen sie noch am Leben. "Ich hoffe es geht ihnen gut." Er räusperte sich. "Du solltest trotzdem noch etwas Essen."
Seine große Leibe und zwei Kinder. Slava mustere ihn ein um's andere Mal. Ihm selbst fiel es nicht schwer, Artjom zurückzulassen, auch wenn er sein leiblicher Sohn war, es war kompliziert. Oleg war ihm ein so viel besserer Vater als er es je sein konnte, und auch wenn es sein bester Freund gewesen war, der ihm die Frau ausgespannt hatte... Er war ihm nicht wirklich böse, oberflächlich ja, denn es wurde erwartet, aber insgeheim... er war froh gewesen. Und das Ablenkungsmanöver war doch fehlgeschlagen, er bestand darauf, dass er aß. "Es bringt nichts. ich weiß wann ich essen kann und muss. Ich habe eine Gehirnerschütterung und würde eh nichts drin behalten... wäre also schade drum." Er stellte seinen Kaffee ab. der Ritter wirkte selbst erschöpft. Er erinnerte sich an das Training. "Was ist mit dir?"
"Müde.", gab Jarel zu. "Und hungrig. Muss aber selber noch etwas warten, bis ich essen kann." Er grinste verlegen.
"Da gibt es etwas, was ich mitteilen sollte...." Der Ritter schluckte. Und zögerte.
Slavas Augen verengten sich etwas. Etwas, dass er mitteilen sollte. Der Nachrichtendienstoffizier in ihm wurde hellhörig. Zu behaupten, ein Geheimnis wäre bei ihm gut aufgehoben gewesen wäre irgendwie am Kontext vorbei. Natürlich plauderte er nichts aus, aber in der Regel verkörperte er genau die Stelle, vor der man Geheimnisse verstecken wollte. "Was es auch ist, bei mir ist ein Geheimnis sicher." erwiderte er also, vollständig davon überzeugt, denn das musste er schließlich sein.
Der Ritter nickte. "Ich muss täglich ein Medikament nehmen, dass mich für zwei bis drei Stunden außer Gefecht setzt. Sollte uns während dessen jemand angreifen, wärt ihr allein mit dem Schutz des Mädchens betraut. Jakob ist nicht so weit. Du bist verletzt. Bliebe allein Thorben." Der Ritter sah zur Kutsche, in der er den Zwerg vermutete. "Eine Zwickmühle in der momentanen Situation."
Slava biss die Zähne zusammen, zum einen half die doppelte Dosis Ibuprofen ein wenig und der Rest waren Sturheit und vielleicht eine Spur Masochismus. Er richtete sich auf, streckte sich kurz, seine Hände zitterten als er nach der AK griff, aber mit dem schweren Gewehr in der Hand legte sich das schnell wieder. "Ich bin soweit fit. Zusammen mit Thorbens Armbrust... Das wird reichen. Ich habe mich schon schlimmer verletzt zur Wehr setzen müssen. Du kannst dein Medikament nehmen." Er setzte sich wieder, langsam, damit das Zittern nicht wiederkam. "Was ist das für ein Medikament, wenn es dich 3 Stunden ausschaltet ist es sehr heftig."
"Ich trage ein Organ im Körper, dass nicht das meine ist. Das Medikament verhindert die Abstossung.", erklärte er nach kurzem Zögern. Das er sich somit auch teuflisch vor Infektionen schützen sollte, lag auf der Hand. Er sah Slava direkt an. Der Soldat hatte gezittert. Doch Fieber? Wieder war da etwas, was ihm so bekannt vorkam. Er beschloß alles auf eine Karte zu setzen. "Ich war dem Alkohol und den Drogen verfallen. Das kostete mich fast das Leben." Er sah Slava immer noch direkt an und versuchte seine Reaktion auf dieses - sehr offenene - Geständnis zu deuten.
"Immunsuppressiva gegen ein Transplantat?" er erlaubte seiner Stimme, die Überraschung zu zeigen. Das war eine erstaunlich fortschrittliche Behandlung. "Das zeigt einen hohen Medizinischen Kenntnisstand." Auf das Geständnis reagierte er nicht, solche Testballons, wie er es nannte, waren zu sehr seine eigene Technik jemanden auszuhorchen, als dass er darauf hereinfiel. Außerdem hatte er kein Problem mit Alkohol und Drogen... Spaßeshalber hätte er wohl gesagt "Nur ohne." Aber das war tatsächlich nicht sein Schwachpunkt, auch wenn er sich in der Zone einen derartigen Ruf hart erarbeitet hatte. Er wusste allerdings, dass er abhängig war von Schmerzmitteln und es war eine Frage der Zeit ehe es offenkundig wurde. Er würde einen großen Schritt tun müssen und über seinen eigenen Schatten springen. Er biss noch einmal die Zähne zusammen. "Ich wurde angeschossen, hab nur knapp überlebt und es war auch nicht der erste lange Krankenhausaufenthalt. Sie haben mich jedes mal mit Schmerzmittel vollgepumpt... ich denke ich bin auch abhängig. Allerdings nach Schmerzmitteln." Er zeigte nun seine zitternde Hand. "Aber das ist dir wohl aufgefallen, oder? Ich muss wohl durch den kalten Entzug, irgendwie."
Der ehemalige Schattenläufer atmete durch. Also doch. "Ich hatte zu dem Zeitpunkt großes Glück. Wir lebten in der Nähe eines Klosters, an die eine....nennen wir es Klinik... angeschlosen war. Magie und Skalpelle." Er lachte kurz freudlos. "Hier....sind wir nicht ganz so weit. Und trotzdem weiter. Angeblich kann man das Organ hier magisch anpassen. Kostet nur ein Vermögen." Bei der Frage nach dem Zittern nickte Jarel wieder. "Kalter Entzug ist nicht immer gut. Hast du noch von dem Zeug? Wäre ausschleichen eine Option?"
Er nahm es erstaunlich gelassen auf. Ein wenig erleichtert war Slava dann doch, von wegen geteiltes Leid... "Ich habe nur noch ein schwaches Schmerzmittel, aber es ist ein anderer Wirkstoff... Abhängig bin ich nach Tilidin... der Wirkstoff ist Codein... gehört zu den Opioiden, vielleicht kann man es hier sogar herstellen. Ich denke nur, das macht es noch schlimmer. Noch ein paar Tage, dann wird es richtig heftig, aber danach habe ich es überstanden." Darüber, dass man Organe magisch anpassen konnte musste er nachdenken. Er konnte kaum abschätzen was hier möglich war. Bislang hatte er angenommen, dass er mit seinem Wissen über Anatomie und Sportmedizin nach seinen zahlreichen Verletzungen sogar selbst Karriere als Feldscher machen konnte. "Kennst du hier Ärzte? Apotheker?"
Der Ritter nickte. "Eine Heilerin und eine sehr fähige und vertrauenswürdige Alchemistin in Nowigrad." Etwas geschah in Jarels Gesicht, was Slava bisher nur dann gesehen hatte, wenn er von seiner Familie sprach. Seine Augen funkelten warm, eine Mundwinkel zogen sich leicht hoch. Dafür, dass der alte Mann in einem anderen Leben ein Spion gewesen war, war er viel zu einfach zu lesen. "Ich habe einen Tee, der die Nebenwirkungen des Medikamentes dämpft. ich koche uns beiden einen. Vielleicht hilft es etwas.", schlug er vor.
Slava nickte noch. Tee klang gut. Auch er fand die Tatsache interessant, wie ausdrucksstark die Mine des Mannes war, vielleicht zweifelte er auch einfach daran, dass er die Wahrheit gesagt hatte, was seinen Beruf anging oder ging vielmehr von einem Missverständnis aus. Dass er vielleicht einfach seinen Frieden mit der Welt gemacht hatte, das war wiederum in Slavas Welt nicht möglich.
Der Ritter erhob sich und nahm die Schussel mit der Suppe wieder mit. Er kippte sie zurück in den Kessel und rührte um, denn die Suppe war während des Gespräches kalt geworden.
Wieder erwärmt füllte er die Schale abermals und ging dann zu Thorben, der sicherlich schon ordentliche Hunger verspürte.
Anschließend stellte er Wasser auf und bereitete den Tee zu. Eine Große Tasse für Slava, eine große für ihn. Während das Gebräu abkühlte, holte er sowohl seinen Umhang mit der riesigen Kapuze, als auch eine der kleinen Phiolen.
Der Tee war schnell herunter gekippt, schmeckte auch nicht besonders, half aber, alles drinn zu behalten. Er wickelte sich ein, nahm vor seinem Sattel Platz, prostete Slava zu und trank ein knappes Drittel des Inhaltes der Phiole. Das Gefäß verkorkte er sorgsam, stellte es neben sich, schlug die Kapuze über den Kopf und schloss die Augen.
Ljerka. Er würde an Ljerka denken. Das würde helfen.
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Thorben Denger
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Thorben hatte unter seinen buschigen Augenbrauen zu Aria hinauf geschaut, die trotz ihrer eher zierlichen Figur vor ihm aufgeragt war, wie die Königin, die sie vielleicht eines Tages einmal sein würde. Ausdrucks- und Charakterstärke durch bloße Präsenz. Die knopfartigen Augen des Zwergen hatten im Schein des Lagerfeuers aufgeblitzt und jede Bewegung der jungen Frau genaustens verfolgt.

Die Geste mit dem Fleisch, ihre Worte, ihr ernster Gesichtsausdruck,... all das hatte er durchaus wahrgenommen und die Intention darin verstanden. Was er aber auch heute, an diesem Morgen, nicht so recht verstand, war warum sie sich so aufregte. War sie so prüde erzogen worden? Was war denn schon dabei, ein wenig Spaß an den fleischlichen Gelüsten auszuleben? Zudem, so betonte der Klugscheißer in ihm, hatte er doch gar nicht direkt von Sex gesprochen! Man konnte sich auch das Zelt auf andere Weise teilen. Kuscheln, reden, oder was man sonst so davor oder danach so tat. Da Thorben es in der Regel nur im Suff tat, wusste er auch nicht so recht, wie man das ganze noch ausschmücken konnte. 'Ne Kerze anzünden? Mal durchlüften? Die dreckige Wäsche ein Stück weiter weg schieben?
Jedenfalls konnte er nicht verstehen, wieso Aria und Jake nicht zumindest einander offen sagten, dass sie sich mochten. Sie mussten ja nicht sofort zwischen die Laken hüpfen. Aber diese Unentschlossenheit, oder der mangelende Wagemut, machte es für alle im Lager irgendwie schwer. Die beiden tänzelten umeinander herum, als wenn jeder Blick eine tödliche Droge wäre. Und da dort nix lief, witterte Slava auch ab und an noch seine Chance, über das Mädchen drüber zu rutschen. Dass bei dem alten Soldaten mehr dahinter steckte, glaubte Thorben nicht wirklich. Irgendwie schien der Typ noch unromantischer zu sein, als der Zwerg selbst. Und das sollte mal was heißen! Trotzdem würde es weiterhin Zank und Streit geben, wenn Jake nicht endlich seinen Claim abstecken würde.

Aber gesagt hatte Thorben nichts weiter zu ihrem Rüffel. Sie hatten eh nur noch wenig Fleisch und die paar Fetzen auf dem Teller waren kaum der Rede wert gewesen. Er hatte feinen Vodka und Taschen voll mit glitzernden Dingen. Was hätte er an diesem Abend schon noch mehr brauchen können? Stattdessen hatte er nur die Augen niedergeschlagen. Peinlich berührt! Er! Thorben Denger, peinlich berührt! Wie machte diese Sirene das bloß?!

Am frühen Morgen hatten ihn dann die Geräusche des Übungskampfes geweckt. Wieder einmal! Verdammte Spielkinder! Nur in Unterhose (aber natürlich mit dem Hut auf dem Schädel) war er aus dem Zelt gestürmt, die Armbrust im Anschlag hin- und herschwenkend, und hatte nach weiteren Flatterern oder anderen Gefahren Ausschau gehalten. Da ging man einmal etwas sparsamer mit seinen schwindenden Alkoholvorräten um und schon wurde man durch einen Fehlalarm aus dem Schlaf gerissen. Konnten sich die anderen nicht auch Armbrüste zulegen? Die waren beim Üben nicht so verdammt laut! Aber letztendlich war Thorben wohl froh darum, ein paar Fleischschilde zwischen sich und potentiellen Gefahren zu wissen. Die Sicherheit machte dieses nervige Waffenklirren zumindest halbwegs erträglich.

Murrend und maulend hatte er sich angezogen und die frühen Morgenstunden ausgenutzt. Der Proviant musste bis Oxenfurt rationiert, die Ausrüstung gepflegt und so durcheinander gepurzelt, wie sie auf dem Karren mittlerweile war, auch geordnet werden. Also hatte er sich ans Werk gemacht. Er war mal hier, mal da, mal überall. Und so bekam er auch einen Teil des Gesprächs mit, welches Jarel und Slava miteinander führten. Da kam dem Zwerg eine Idee.
Ohne sonderliche Schuldgefühle machte er sich daran, die skelliger Kutsche zu durchwühlen. Immerhin saßen sie hier alle in einem Boot, zogen an einem Strang und waren doch die allerbesten Kumpels, egal ob man Rüffel für etwas abbekam oder sich gegenseitig wegen einer Frau die Fresse einschlug. Manchmal musste man die Welt einfach ein wenig simpler sehen.
Natürlich wahrte er höchste Diskretion und beließ Arias persönliche Dinge in der Kiste, die ihr gehörte. Er durchsuchte nur die Behälter, die an die Kutsche an sich montiert waren. Ganz unten fand er auch das, was er gesucht hatte. Eine kleine Armbrust in ordentlichem Zustand. Nichts hochwertiges und weder verziert, noch anderweitig aufgepeppt. Aber gut gepflegt und für einen Anfänger hervorragend geeignet. Mit den am Abend zuvor gefundenen Bolzen und seinem neusten Fund, trat Thorben dann an das Lagerfeuer heran, an dem die beiden Männer noch miteinander redeten.

Breit grinsend streckte der Zwerg Slava die Armbrust und ein paar der Geschosse entgegen.
"Hier, Kumpel. Wenn unser Ritter keinen Schwertarm an dir findet, dann mach ich aus dir noch einen Meisterschützen. Mit deinem Knallstock kannst'e ja schon gut umgehen. Fehlt also nich' mehr viel, um dir den Umgang mit 'ner Armbrust beizubringen. Wenn deinem Ohne-Gewähr-Ding,..." er deutete auf die AK. "... die Puste ausgeht. Oder die Röhrchen. Oder wie auch immer das nochmal funktionierte."
Erneut zufrieden mit sich und der Welt, trat er vom Feuer zurück.
"Bin mir sicher, du kennst das Prinzip. Sag' einfach Bescheid, wenn du üben willst."

Dann schaute er sich im Lager um. Jake und Aria waren gerade davon geschlichen. Hatten die beiden endlich seinen Rat doch noch befolgt? Naja, vielleicht dachte Thorben auch wirklich zu 'fleischlich'. Möglicherweise redeten die beiden auch nur über Gefühle und so einen Quatsch, den der Zwerg schon vor langer Zeit in eine düstere Ecke seines Verstandes verbannt hatte.
Naja, aber nur, weil er nicht so dachte, mussten andere ja nicht auch gleich gefühlslose Maschinen sein, oder? Ein wenig tat es ihm schon Leid, am Vorabend so rumposaunt zu haben. Die jungen Leute mochten es allem Anschein nach überall, sich ausgiebig zu umwerben und sich Zeit zu lassen. Vielleicht hatte Thorben da Tradition und Wohlgefallen mit seinen voreiligen Worten zerstört?
Also galt es, sich bei der Prinzessin zu entschuldigen. Prophylaktisch zumindest.
Er verließ das Lager ein Stück, bis er eine Lichtung fand, die mit Wildblumen gespickt war. Perfekt! Er ignorierte die umher surrenden Insekten und sogar (laut und herzhaft fluchend) den verdammten Stich, den ihm eines dieser vermaledeiten Biester verpasste. Dabei war er fast vollständig in einen Ledermantel gehüllt. Mit riesigem Hut auf dem Kopf! Wie zur Hölle schafften es die Insekten, stets sofort jede Öffnung in seinem Schutz zu finden. Elende,... mistige,... verfluchte,...

Mit einem kleinen Strauß Blumen kehrte er ins Lager zurück. Thorben mochte ja im Umgang mit Holz und anderen Werkmitteln recht geschickt sein, aber Blumenpflücken war echt für Pussies! Und so sah der Strauß mehr gerupft, als gepflückt aus. Aber es war ja bekanntlich der Wille, der zählte.
Noch waren die Turteltäubchen nicht zurück gekehrt. Also würde Thorben die Blumen auf Arias Lagerstätte legen. Aber woher würde sie wissen, dass sie von ihm und nicht von Slava kamen? Ein Seitenblick zu dem alten, grummeligen Soldaten, ließ den Zwerg schmunzeln. Klar! Slava und Blumen pflücken! Genau!
Dennoch wollte Thorben, dass Aria wusste, dass die Blumen von ihm kamen. Und dass sie nicht romantisch oder so gedacht waren, sondern als Entschuldigung für seine Worte am Vorabend. Da kam ihm eine Idee, die ihm erneut ein breites Grinsen auf das Gesicht zauberte.
Aus dem Proviant der Gruppe holte er ein größeres Stück Trockenfleisch. Es war nicht mehr viel davon da, aber hier heiligte der Zweck wohl die Mittel. Es würde ja auch nicht schlecht werden,... nur seltsam schmecken vielleicht. Mit dem Stück Fleisch ging er zu Arias Lagerplatz herüber, legte es auf einen Teller und diesen auf ihre Decke. Am Ende garnierte er die einseitige Mahlzeit mit den Blumen, so dass sie einen Kranz um das themenweisende Stück bildeten.
Es sah fürchterlich aus!
Es war groteske Fleischkunst!
Es war eine Botschaft!
Und Thorben fragte sich, zufrieden die Hände in die Hüfte gestemmt, ob die Prinzessin sie wohl verstehen würde.

Danach nahm er dankend das Essen von Jarel entgegen und beobachtete den alten Mann schweigend, während er sich Löffel um Löffel in den Bart kleckerte. Der Ritter nahm etwas ein. Einen Schnapps? Eine Droge? Kurz darauf war er auch schon aus den Latschen gekippt. Das war interessant. Kurz zuckte es Thorben in den Fingern, zu dem schlafenden Mann zu gehen und die Phiole zu inspizieren, die dieser neben sich abgestellt hatte. Zumindest daran zu schnüffeln. Aber letztendlich, so dachte der Zwerg resigniert, hatte er gestern und heute bereits genug in anderer Leute Privatsphären herumgeschnüffelt.

Er wollte ja nicht, dass die Leute ihn noch für seltsam hielten!
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Jakob von Nagall
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Jakob hörte Schritte hinter sich und machte sich schon bereit, Jarel nachdrücklich mitzuteilen, dass er jetzt bitte fünf Minuten für sich wollte. Doch statt des brummigen Basses hörte er die glockenhelle Stimme Arias hinter sich und kaum das sie bei ihm stand, schlüpfte ihre Hand in seine. Er konnte plötzlich nicht anders, als zu lächeln.
"Nein. Nur etwas Abstand." Doch er drückte ihre Finger dabei, deutlich machend, dass nicht sie es war, zu der er diesen Abstand suchte.
Das Lächeln war fast nicht zu sehen. Doch Aria erhaschte es. Es schickte einen freudigen Schauer durch sie und dann drückte er ihre Hand und sie war für kurze Zeit schien alles um sie herum zu verschwimmen. Sie musste auch erst die Worte richtig decodieren bis sie verstand, was ihn weg trieb. Nun zog sie ihre Hand zurück und legte sie sanft auf seine Brust.
„Ich verstehe…“ doch eigentlich wollte sie bei ihm bleiben. Also lenkte sie kurz ab. „Du kämpfst anders….aber sehr gut!“
Sie sah zu ihm auf und blinzelte kurz.
„Wieso möchtest du alleine sein? Abstand….warum?“
Sie entzog ihm ihre Finger, doch nur, um ihm die Hand auf die Brust zu legen. Durch das dünne Funktionsshirt spürte er die Kühle ihrer Haut - der Morgen war herbstlich kalt - und ein nicht unangenehmes Prickeln rann von der berührten Stelle in seinen Magen. Ihre grünen Augen hielten ihn einmal mehr gefangen, während er sich bemühte, ihren Worten zu folgen. Es war allerdings aktuell weniger die Sprachbarriere, die es ihm erschwerte, aufmerksam zu sein.
Ihre Frage ließ seine Brauen leicht zueinander zucken, als er überlegte. Er war wütend gewesen, hauptsächlich auf sich selbst, aber wirklich formulieren konnte er den Grund nicht einmal im Kopf, darum zuckte er schließlich nur die Schultern. Ihre Nähe besänftigte ihn ohnehin, lenkte seine Gedanken auf ganz andere Bahnen.
"Brauche ich manchmal. Zu viele Menschen um mich. Dann Ruhe sucht." Er war nun einmal ein Einzelgänger.
Der seltsame Stoff fühlte sich irgendwie seidig an, aber doch irgendwie zu rau. Er zuckte mit den Schultern und blickte sie währenddessen einfach weiter an. Er brauche Ruhe wenn ihm die Menschen zu viel waren oder wenn es zu viele Menschen waren…so ganz verstand sie es nicht aber wie sollte jemand wie sie das auch nachvollziehen. Aria liebte es Menschen um sich zu haben. Nicht um der Mittelpunkt zu sein, eher weil sie eigentlich relativ einsam war. Ihre Gabe oder Mutation, sorgte dafür dass man sie abschirmte. Also genoß sie es, wenn sie mal Leute um sich hatte.
Sie hatte ihn beobachtet als es so überlegte, wie sich die Augenbrauen zusammenzogen und die Räder in seinem Kopf arbeiteten. Bei der Sonne war er schön…selbst seine Narben fand sie schön. Einfach alles an ihm gefiel ihr. In ihr rissen zwei Wölfe aneinander. Einer der sie drängte im Jetzt zu leben und diesen Mann zu küssen. Der andere der sie vor der Enttäuschung und dem Schmerz bewahren wollte.
Nun strich ihre Hand sanft über seine Schulter bis sie neben ihr zum Stillstand kam. Sie war ihm so nah. Er müsste sich nur zu ihr herunterbeugen und ihre Lippen würden sich vereinen.
„Soll ich gehen?“ fragte sie nun. Aber irgendwie spürte sie schon, dass das nicht der Fall war. Dann obsiegte der schwarze Wolf in ihr. Der, der ihre Triebe entfesselte und für den es keine Gedanken an das Morgen gab. So hob sich ihre Hand abermals und ihre Finger verschlangen sich in seinen.
„Oder….du mit mir allein sein?“
Die Frage hauchte sie über die rosig, glänzenden Lippen, während ihre Augen seine fixierten und nicht mehr losließen. Der Moment war gekommen. Aria wollte ihn. Hier und jetzt. Innerlich heulte der dunkle Wolf triumphierend auf.
Ihre Finger hinterließen eine Funken sprühende Spur auf seiner Haut, auch wenn das Shirt sie daran hinderte, ihn direkt zu berühren. Alles in ihm wollte sie berühren, wollte von ihr berührt werden. Er schüttelte leicht den Kopf. "Nein." Aber was weiter? Plötzlich wusste er nicht, wohin mit seinen Händen und was er tun sollte. Was war richtig, in so einem Moment? Er fühlte sich hilflos in seiner Ahnungslosigkeit und kam sich einen Moment lang schrecklich dumm vor. Im Film sah das immer so einfach aus: der Held zog die Schönheit verwegen an sich und drückte ihr einen brennenden Kuss auf die Lippen, wobei beide verteufelt gut aussahen und dann in der Kiste landeten. Bullshit. Aber mochte auch daran liegen, dass er alles andere als ein Filmheld war. Was diese Dinge hier anging war er blutiger Anfänger.
Aria kam ihm zu Hilfe, indem sie ihre Finger mit seinen verschränkte und damit zumindest das Problem deren Unterbringung für ihn löste. Ihre Worte zupften an ihm, ihre Blicke zogen ihn magisch näher. Als seine Lippen ihre berührten, schoss eine sengend heiße Welle sein Rückgrat hinunter. Der Gedanke an sein Gelübde rückte in weite Ferne - wie konnte etwas, das sich so gut anfühlte, verboten sein?
Er ließ sich von ihr führen, blieb zaghaft, weil er tatsächlich nicht wusste, was richtig war - wenn es ein richtig gab. Als er aus Versehen mit seinen Zähnen gegen Arias stieß, zog er sich erschrocken zurück und lächelte etwas verlegen.
"Ich weiß nicht..." Bei Gott, wenn ihm die Sprache so schon schwer fiel, wie sollte er Worte finden, wenn sie sein Gehirn in den Notstrommodus zwang?
Der Blitz fuhr auch durch ihren Körper. Genau so hatte sie es sich immer vorgestellt. So sollte es sich anfühlen. Seine Lippen waren weich und fuhren so sanft und verlangend über ihre. Ihr Herz stoppte und sprang zugleich. Als sich ihre Zähne trafen lächelte auch sie und blinzelte ihn an. Was meinte er mit er wisse nicht? Sie legte den Kopf schief und lachte. Ihr Haar wurde von einem Windstoß erfasst, sie drehte sich in die Richtung, in die der Wind gepfiffen hatte. Etwas entfernt stand ein mächtiger Baum, der ihnen ein lauschiges und geschütztes Plätzchen bot. Sie nickte in die Richtung und zog Jake mit sich dort hin. Aria streifte ihren Umhang ab, ging vor ihm in die Knie, blickte verlangend zu ihm auf. Sie trug nur das leichte, weiße Leinengewand. Es war leicht abzustreifen. Trotz der leichten Bekleidung fror sie kein bisschen, ihr war heiß. Sie glühte förmlich. Nun hob sie ihre Hand und hielt sie ihm hin. Es war eine Einladung sich bei ihr niederzulassen.
„Komm…man muss nichts wissen…kommt von allein…glaube ich!“ sagte sie noch und biss sich dann vor Lust auf die Lippen.
Ihr Lachen wirkte ansteckend, obwohl es ihm eigentlich unangenehm sein sollte, sich so dusselig anzustellen. Doch Aria vernebelte ihm zusehends die Sinne, lockte ihn wie eine Sirene und zog ihn in ihren Bann. Alles an ihr war schön: die Art, wie der Wind ihr Haar zauste, ihr Lachen, ihre grünen Katzenaugen. Er ließ sich einfach mitziehen, machtlos ihrer Magie ausgeliefert.
Zwischen den Wurzeln eines alten Baumes breitete sie ihren Mantel aus und saß nur in dem leichten Nachthemd vor ihm, das alle Männer im Lager jeden Abend auf eine harte Probe stellte. Fast wie in Trance ging er ebenfalls in die Knie, schüttelte dabei die steife Lederjacke ab und umfing mit den Händen sanft ihr Gesicht, um ihr den nächsten Kuss auf die weichen Lippen zu hauchen.
Sein Kopf war so träge, er wollte etwas erwidern - etwas wichtiges - aber es war, als hätten sich alle Gehirnwindungen nur auf ein Ziel ausgerichtet: Aria, ihre Lippen und ihr Körper, der sich unter dem Hemd eher präsentierte, als verbarg.
"Du... Frau für anderen...", raunte er zwischen den Küssen, die er nicht lassen konnte, "Ich dürfen... keine Frau..."
Er machte allerdings keine Anstalten, von ihren Lippen abzulassen und seine Finger strichen entlang ihres Halses, schoben das leichte Nachthemd vor sich her über ihre Schulter...
Ihrer Kehle entfloh ein ganz leises Stöhnen als er ihr Gesicht zwischen seinen Händen hielt. Endlich berührte er sie. Sie wollte alles an ihm spüren. Wollte seine Hände einfach überall. Seine Küsse waren zart und doch so fordernd. Er sagte irgendwas, doch es kam nicht an. Sie küsste nun seinen Hals und schob das Hemd nach oben, fühlte seine Muskeln an seinem trainierten Bauch. Dann sanken seine Worte in ihr Bewusstsein. Sofort hielt sie inne. Der helle Wolf jammerte auf in ihr - es sei noch nicht zu spät um zurück auf den Pfad der Tugend zu kehren.
Ihr Atem prallte heiß auf seine Haut. Dann glitt das Nachthemd von ihren Schultern und fiel wie eine Feder auf den Boden.
Nun hielt sie sein Kinn in ihren Fingern, erlaubte ihm nicht gleich nach unten zu blicken, sondern hielt ihn auf Augenhöhe.
„Zu spät…“ war dann alles was sie dazu zu sagen hatte sie lehnte sich zurück und zog ihn sanft mit sich, sodass er nun über ihr lag. Ihre Arme wanden sich um ihn wie weiße Schlangen und sie wand sich unter ihm. Drückte sich fest an ihn und fuhr ihm dann durch die Haare und seinen Rücken hinab.
Die Hülle fiel ebenso wie sein Shirt und sein fadenscheiniger Widerstand. Zu spät. Ihre Worte prallten mit ihrem Atem gegen seine Lippen, ihre Finger auf seiner Haut, die auch keine Scheu vor den unansehnlichen Narben hatten, jagten heißkalte Schauer durch seinen Leib. Bestimmt zog sie ihn mit sich, presste sich gegen ihn, sodass ihm im Nu der Platz in der ohnehin engen Lederhose aus ging.
Da war der Geschmack des Kaffees auf ihrer Zunge und das süße Verlangen nach mehr. Er wurde mutiger, ließ sich von ihren Küssen verführen, berührte ihren verlockenden Körper.
Sirene.
Circe.
Evastochter.
Sie hatte ihn eingefangen und nun musste er dem folgen, was sein Körper ihm digtierte. Ein schneller werdender Takt, vorgegeben durch ihrer beider eiliger werdenden Herzschlag.
Bis er mit den Lippen die Haut ihres Halses zu erkunden begann und einen Sekundenbruchteil lang die Augen öffnete.
Dunkle Male von seinen Fingern.
Jäh schlug die Erinnerung an den Hym zu, der genau diese seine Schwäche und Schuld gegen ihn gekehrt hatte. Jakob presste die Augen zusammen und hielt plötzlich in seinem Tun inne, zerrte verzweifelt an seiner Selbstbeherrschung, um aus der Falle zu entkommen (81/100).
Gepresst atmend vergrub er das Gesicht in Arias duftendem Haar, hielt ganz still und versuchte wieder Herr seiner Selbst zu werden. Jeder, der dies beobachtet hätte, würde ihn wohl einen Idioten schimpfen, aber endlich kam ihm zu Bewusstsein, was schon die ganze Zeit an ihm gefressen hatte.
"Bin nicht ich, oder? Ist dein Zauber...", flüsterte er in ihr Haar und wagte erst dann, sich auf einem Arm hoch zu stemmen und ihr ins Gesicht zu blicken.
"Liebe um deiner selbst, nicht wegen Zauber. Hast du gesagt." So viele Worte, die plötzlich heraus wollten und die ihm in dieser Sprache fehlten.
Er zupfte an ihrem Mantel und hüllte sie beide darin ein, um Arias Blöße etwas zu bedecken. Sanft streichelte er ihr hübsches Gesicht und fühlte sie bereits wieder an ihm ziehen, während sein Körper ihm den Vogel zeigte und mit Macht seinen Anteil verlangte.
Jakob legte seine Stirn an ihre und schloss die Augen. Er konnte nicht für sie beide stark sein. Es wäre sein letztes Aufbäumen.
Ihr Atem beschleunigte sich. Sie gab sich ihrer Lust und dem Moment einfach vollkommen hin, kein Gedanke wurde mehr an ihr Schicksal verschwendet. Sie war jetzt in diesem Moment. Nie hatte sie einen Menschen klarer gesehen, als Jake wie er nun auf ihr lag, das Licht in seinem Rücken.
Nie hatte sie sich so verbunden mit allem gefühlt, wie jetzt. Sie drehte ihren Kopf zur Seite damit er ihren Hals besser küssen konnte, als Jake inne hielt und alles stoppte. Zuerst vergrub er noch sein Gesicht in ihrem Haar und Aria dachte, er würde doch gleich weiter machen, aber dem war nicht so. Sie sah nun sein Gesicht über ihrem und er stellte ihr diese eine Frage, die sie nicht beantworten konnte. Woher sollte sie es wissen? Sie wusste doch nur, dass sie für ihn brannte. Ihr innerliches Feuer war echt. Wieder so auf dem Boden der Tatsachen anzukommen war so, wie wenn man als Kind auf einen Baum kletterte und herunterfiel noch ehe man das erste Drittel erklommen hatte. Ihr erster Impuls war, ihn wegzustoßen und zurück zum Lager zu gehen. Doch er war eben noch auf ihr und immer noch so zärtlich. Der Impuls verflog. Sie hatten ohnehin nicht mehr viel Zeit miteinander. Nur noch wenige Tage, bis sie sich wahrscheinlich nie wieder sehen werden. Wusste er das denn nicht?
Vorsichtig fuhr sie mit ihrem Finger sein Kinn und dann sein Schlüsselbein entlang.
„Du musst wissen ob deine Gefühle echt sind Jake…ich kann es dir nicht sagen…“ sie schluckte. „Vielleicht nur noch ein Tag und wir sehen uns nie wieder!“ sie sprach diese Grausamkeit aus und rückte dann ein wenig weg von ihm. Den Träger ihres Kleides zog sie nun auch wieder nach oben und sah Jake noch einmal etwas eindringlicher in die Augen „es gibt nur jetzt…nur diesen Moment für uns…ich“ sie hielt inne und verstummte. Die Worte die sie ihm sagen wollte, waren zu schwerwiegend und sollten wahrscheinlich nie ausgesprochen werden. Ihr Mund schloss sich und auch ihre Augen.
Dann drückte sie ihn entschieden von sich, richtete sich auf und rückte alles an sich zurecht. Er lag nun neben ihr und sie blickte auf ihn hinab. Der Nebel war dicker um sie geworden. Elegant stand sie auf, fuhr sich durch die lange Mähne und nickte ihm zu „Kein Mann ist so stark wie du…“ dann wandte sie sich zum gehen und verschwand in diesem dicken Nebel. Sie merkte wie kalt es geworden war und erinnerte sich nun an ihren Umhang. Sie wollte sich zu ihm umdrehen und ihn holen, aber der Nebel war so dicht, dass sie nicht mehr wusste wohin. „Jake?“ rief sie. Sie lief ein paar Schritte in die Richtung aus der sie gekommen war, doch der Baum tauchte nicht auf. Wie angewurzelt blieb sie genau dort stehen wo sie war und umfasste ihre Arme um sich etwas zu wärmen.
„JAREL!!!“ Die Panik stieg in ihr auf und sie rief nach ihrem Ritter. Hoffentlich war das nicht wieder irgendein Zauber oder Fluch.
Er hatte sie verletzt. Natürlich. Was auch sonst? Es war das, was er immer tat, egal ob die Menschen ihm etwas bedeuteten oder nicht.
Als sie ihn noch einmal berührte, öffnete er die Augen und sah den Schmerz in den ihren. Niemals hätte er geglaubt, dass ihn etwas so sehr erschüttern könnte. Seine Brust wurde eng und fast rechnete er damit, dass die temperamentvolle, junge Frau ihm eine saftige Ohrfeige verpasste. Doch nichts dergleichen geschah. Nur Worte. Worte und Berührungen, die alles nur noch schlimmer machten, denn er wusste einen schrecklichen Moment lang, was sie sagen wollte. Doch sie verstummte mitten im Satz, schob ihn von sich und richtete sich auf.
Er war stark? Wirklich? Gerade fühlte er sich eher wie der größte Feigling unter der Sonne.
Jakob blieb liegen, als sie sich erhob und in den dichter werdenden Nebel ging. Er war noch immer erregt, jede Faser seines Körpers spannte und er brauchte einige Atemzüge, um sich wieder zu sortieren. Sein Blick hob sich ins Kronendach der Eiche und er bekreuzigte sich, bevor er sich aufsetzte und Shirt und Jacke zusammen klaubte. Alles war klamm, aber er kämpfte sich hinein. Dann fischte er den Mantel vom Boden und sah sich um.
Im Nebel glaubte er Arias Stimme zu hören und ging darauf zu, doch er fand sie im ersten Moment nicht. Dann hörte er es wieder, doch es war nicht sein Name, den sie rief und das versetzte ihm einen neuerlichen Stich. Ein kurzer Blick zu Boden, dann straffte er sich. Sie würden noch eine Weile miteinander reisen müssen, also blieb ihnen nichts anderes übrig, als damit umzugehen lernen. Eher früher als später.
"Aria?!" Seine Sängerstimme hallte seltsam dumpf im Nebel.
Der Nebel wurde noch dicker um sie herum. Nun fror sie. „JAKE!!!“
In ihrer Stimme lag fürchterliche Panik. War das die Strafe für ihre Unsittlichkeit?
„Jake!!!“ nun stiegen ihr Tränen in die Augen. Doch sie blieb einfach stehen, sie wollte nicht umherirren sondern lieber stehen und sie zu sich rufen. Wenn sie herumlief, dann würden sie wohl noch aneinander vorbeilaufen.
„JAREL!!!“
Vielleicht war es nicht klug, einfach los zu laufen und ihrer vom Nebel verzerrten Stimme zu folgen. Er rief ihren Namen, wieder und wieder, doch die Nebelschwaden wurden dichter und der Wald sah überall gleich aus.
Es war reines Glück, dass er plötzlich über den Kadaver des Flatterers stolperte (68/100) und von diesem aus ins Lager zurück fand (1/2).
"Slava! Ich hab Aria verloren.", rief er den Söldner an. Auf dessen fragenden Blick hin, setzte er hinzu: "Wir waren uns nicht einig und sie ist in den Nebel gelaufen. Komm schon, hilf mir sie suchen. Thorben?! Jarel?" Seine Sorge überwog deutlich die Scham darüber, die Prinzessin verloren zu haben. Er war sichtlich durcheinander und die Sorge trieb ihn schon wieder Richtung Wald. Ein Blick auf den Mantel in seiner Hand. Wie das aussehen mochten, interessierte ihn gerade nicht.
"Verflucht. Sie hat nur das Nachthemd an. Kommt schon!", rief er drängend an Mann und Zwerg gerichtet.
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Vyacheslav Sokolov
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Slava trank den Tee, er schmeckte bitter, aber das musste er wohl auch damit einer wie er auch akzeptieren konnte dass er wirkte. Etwas mit Früchteteegeschmack hätte er wohl jede Heilkraft komplett abgesprochen. Wieder erwarten schien der die Symptome sogar etwas zu dämpfen. Vielleicht war es auch die Unterhaltung mit dem Ritter gewesen, jemanden zu haben, der wusste was mit ihm los war, und der weder spottete noch ihn geringer schätzte.
Und das wiederum brachte ihn auf die Erkenntnis, in welchem Haifischbecken er sonst lebte. Alles was er tat stand unter Beobachtung, sei es durch die Untergebenen oder durch den Feind.
Er musste immer darauf bedacht sein, welche Spuren er hinterließ und er wusste sehr gut wo ein Mensch in der modernen Zeit überall Abdrücke hinterlassen konnte ohne sich dessen auch nur im entferntesten bewusst zu sein. Was ein gutes Programm mit genug Material auch aus den Aufnahmen fremder Handykameras herausholen konnte und dass auch die Zone nicht zur Gänze gegen Überwachung gefeit war.
Und nicht zuletzt stand er stündlich unter Bewachung der Kollegen. Wolodja passte in Markins Auftrag auf, dass dessen Lieblingswaffe nicht über die Stränge schlug und stand immer bereit ihn aus Schwierigkeiten herauszuholen. Schura dagegen glaubte immer, er müsse solche Schwierigkeiten von ihm fern halten, weil er sich für seinen Freund hielt... naja, vielleicht war er auch soetwas. Aber er verstand nicht, dass genau das Slavas Job war. Er geriet nicht nur durch einen dummen Zufall an einen griechischen Auftraggeber, der ihn linken wollte, das war sorgsam eingefädelt.
Und nicht zuletzt der Nachwuchs, der sich seine Methoden genau ansah, vielleicht weil sie von Markin dazu angehalten worden waren von ihm zu lernen, bestenfalls.
Tatsächlich sägte aber wohl jeder von ihnen an seinem Stuhl.
Er wusste sehr gut, welches Bild er abgab.
Auf die meisten wirkte er wohl privilegiert, aus irgendeinem Grund bevorzugt, der nciht nachvollziehbar war. darüber hinaus spielte er den Polytoxikomanen. Den schlecht gelaunten Anführer den Ungerechten ohne eine Spur Führungstalent. So war es am leichtesten, dass nicht jeder Stalker sofort erriet was er wirklich machte, dass Spuren die er außerhalb zwangsläufig hinterließ - denn wer politische Gegner beseitigte tat das zwangsläufig - sich noch vor der Zone oder schlimmstenfalls drain verloren.
Ein täglicher Balanceakt, der sich auf das Nervenkostüm niederschlug.
Und gleichzeitig alles im Blick behalten, permanent darauf achten, dass jede seiner Schachfiguren an der richtigen Stelle war.
So begann er sich nun dazu durchzuringen, diese Auszeit hier wenigstens als Urlaub zu verbuchen.

Der Ritter setzte sich und nahm sein Medikament und Slava nahm eine andere Position ein, er setzte sich auf einen Baumstamm, so dass er das Lager im Blick halten konnte und leicht hochkam, trotz des schmerzhaften Schnittes, trotz der gebrochenen Rippen und den Prellungen am Rücken.
Die Unterhaltung mit Jarel hatte wieder Erwarten gut getan, auch wenn nun zu befürchten war, dass als nächstes der Junge erfuhr, wen er wirklich vor sich hatte, und dann wäre er abgesehen von seiner Nationalität wohl erst recht sein Feindbild.
Zwar befand der sich ein paar Jahre früher aber er zweifelte dennoch nicht daran, dass Putins Politik in beiden Welten nicht sehr unterschied, auch wenn er wohl wirklich nicht ahnte, was sein Präsident in Jakes Welt war, er wusste gut genug was er in seiner Welt wollte, und wessen Ziele er selbst auch durchsetzte.
Er hatte das Angebot, in die private Garde einzutreten nie angenommen, aber er wusste auch, dass Markin ihn genau so einsetzte, und er konnte sich auch ausrechnen, wen er da beseitigte und aus dem Spiel nahm und welche Konsequenzen es hatte. Und dort hatten ihn seine Fähigkeiten oder besser sein Fluch erlaubt sie auch auf die richtige Weise rauszunehmen um genau den gewünschten Effekt zu erzielen. Dass er dazu das Ziel kennen musste hatte Markin geschluckt und er schaffte es wohl auch, dass irgendwie nach oben zu vermitteln. Irgendwie. Wie weit er sich dazu aus dem Fenster lehnte konnte er auch nur ahnen. Tatsache war, dass sie ein gutes Team gewesen waren. Und nun war er hier, all dessen beraubt, was ihn ausmachte.
Er bemerkte rechtzeitig, dass er gerade wieder ein Gedankenkarussell begann.

Es dauerte nicht lange, dann begann der Zwerg sein merkwürdiges Geschenk zu platzieren, Jake und Aria waren verschwunden, schon seit einer Weile. Was sie taten konnte sich der alte Offizier schon denken, man hatte beinahe sehen können wie der druck gestiegen war und Thorben hatte wohl auch auf das Mädchen eingeredet.
Nun drapierte er Blumen und Fleisch bei ihren Sachen, korrigierte noch einmal.
Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was das zu bedeuten hatte. Irgendein zwergisches Ritual? Hatte er nicht irgendetwas von Brauchtum erzählt, was den Beischlaf anging? Er hatte die Bemerkung da zwar als Witz erkannt, aber das bedeutete ja nicht, dass es tatsächlich keine gab.
Eine Art Brautgeschenk? Fleisch und Blumen... es war problemlos möglich, daraus eine Symbolik zu spinnen.
Er schmunzelte nur und beobachtete ihn.
Was ihn wirklich rührte war die Armbrust, die er ihm in die Hand drückte. Ja, das würde ihm tatsächlich helfen, er war sicher auch damit ein besserer Schütze als Schwertkämpfer. Vielleicht lernte er das auch noch irgendwann, aber dann auf seine Weise.
"Danke." Er lächelte, auf eine Weise die nicht in Worte zu fassen war. Es war ein 'Danke, Kumpel, du verstehst mich'. Doch vorerst verstaute er die Armbrust, noch blieb er bei den gewohnten Waffen. Er würde tatsächlich erst üben müssen. nur im Gegensatz zu einem Schwert genügte es hier, den Zielpunkt zu ermitteln und ein Gefühl für die Ballistische Kurve zu bekommen.

Der Tee zeigte Wirkung, auch er entwickelte tatsächlich wieder ein wenig Appetit. ein weiterer Tag, den er durchhalten musste, aber noch war es nicht wirklich schlimm, das würde noch kommen, in ein oder zwei Tagen, dann würden die Krämpfe kommen, Schüttelfrost und die wirklich schlechte Laune.
Er aß etwas von der suppe, dann noch ein wenig von seinem Proviant, er würde schon durch den tag kommen.
Er richtete sich auf um die müden Knochen wieder an Bewegung zu gewöhnen, außerdem wollte er sich den Flatterer noch ansehen, bzw. das Vieh, dass ihn gestern ins Reich der Träume geschickte hatte. Den Namen hatte er so am Rande noch mitbekommen und er schien ihm reichlich harmlos für so ein Biest.
Die Krallen waren nicht ohne, ebenso wenig die Zähne.
Die Haut hatte entfernt Ähnlichkeit mit der der Blutsauger. andererseits konnte er nur aussehen und Haptik beurteilen, ein Vergleich in einem Labor wäre interessant. Aber trotzdem formte sich bereits ein Bild.
Man musste nur globaler denken.
Die Welten waren die Kontinente, die Portale waren Schiffe, Flugzeuge, Autos... die Ghule und Blutsauger... Invasive Arten.
Vielleicht war weit hinten in seinem Kopf auch bereits der Gedanke angelegt, dass der Mensch auch dazu gehörte. Und vielleicht waren manche der Arten hier sogar mit Arten verwandt, die es in die Zone geschafft hatten. In der Zone waren sie noch jung, hier hatten sie sich vielleicht längst angepasst. Und vielleicht gab es doch gar nicht soo viele verschiedene Welten, schließlich war auch die Zahl der Kontinente begrenzt.
Zu viele 'vielleichts'.
Er zögerte kurz, dann brach er dem Biest eine Kralle aus, Zähne und schnitt auch etwas von der Flughaut ab, die ohnehin in Fetzen hing. Das alles verstaute er in einem Artefaktbehälter. Vielleicht hätte er das bereits mit den Ghulen machen sollen und den Ertrunkenen und dem Walroßegel, aber er vermutetet, dass das nicht die einzige Begegnung damit gewesen war.
Die größere Schwierigkeit durfte sein, jemanden zu finden, der es analysieren konnte, aber wer konnte schon sagen, welche Möglichkeiten die Magie hier bot.

Und dann kam Jake zurück, als er gerade Jarel dabei zusah, wie der sich erhob, zu früh, wenn sein Zeitgefühl nciht trog, er wankte, musste sich abstützen.
Jake kam zu ihm, er hatte Aria verloren...
Kein Spott mehr, das war was er schätze, wenn man sich professionell zu verhalten hatte waren alle Animositäten vergessen. Genauso funktionierte auch er.
Er nickte, die AK stand schon bereit, die Tokarev trug er ohnehin immer am Gürtel.
"Beruhige dich, Jake. Alles klar. Erinnerst du dich noch an den Weg den ihr genommen habt? Warte..."
Er wollte auch Thorben und Jarel hinzuholen. Wenn sie nun alle losstürmten und jeder sich verirrte...
Jarel tappte auch schon zu ihnen.
"Keiner geht jetzt blindlings los, Jake, tief durchatmen, wir werden sie finden... und Thorben, bleib du bitte am Lager..." keine spitze Bemerkung, keine süffisante Frage, was sie getan hatten, dort im Nebel.
Er holte 4 PDAs aus seinem Rucksack, aktivierte sie, navigierte kurz durch die Einstellungen. Einen steckte er dann zurück in den Rucksack, die anderen gab er an Jake und Jarel.
Das Display zeigte zwar die eingebrannte Karte der Zone, demnach wären sie irgendwo ein Stück außerhalb Pripyats, aber es waren auch 3 helle Punkte und jeweils ein farbiger zu sehen.
"Ignoriert die Karte... Die Punkte geben unsere relative Position zueinander an und unsere Bewegungen werden auch aufgezeichnet. Der Punkt hier..." er deutete auf einen von ihnen. "Der ist das Lager, der hier ist Jake... und der Jarel... der hier ich. So finden wir jeweils uns und das Lager wieder. Verliert es nicht, hier in dieser Welt sind die unbezahlbar. Und geht sparsam mit dem Akku um, nicht dauernd das Display einschalten. Verstanden?"
Er erklärte es im weitesten sinne auf englisch und in seiner form der Gemeinsprache. In letzterem Fall verwendete er 'Reserve' statt Akku und 'Bild' statt Display.
Er zeigte noch wie man das Display ein und ausschaltete. Vor allem Jarel, der wohl am wenigsten mit so etwas vertraut war.
Etwas an ihm hatte sich verändert. Er geriet nicht in Panik wurde nicht unruhig, er war es gewohnt unter Stress zu funktionieren, vielleicht sogar deutlich besser als in stressfreien Zeiten.
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