Die Strasse Richtung Nowigrad

Velen ist die nordwestlichste Landschaft der Königreichs Temerien im Mündungsgebiet des Pontar. Sie grenzt, durch den Pontar getrennt, im Norden an das Königreich Redanien und im Westen an das Nördliche Meer. Zudem ist Velen durch zwei große Brücken mit Oxenfurt und Novigrad verbunden und ist daher ein wichtiger Handelsdurchgang zwischen Temerien und Redanien.
Velen wurde von Krähenfels aus regiert - Krähenfels ist eine Palisadenfestung im Herzen Velens mit ungefähr 50 Einwohnern. Der Blutige Baron, der in Krähenfels regierte, ist allerdings für unbekannt Zeit verreist.
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ERZÄHLER
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von hier.

Noch eine ganze Weile herrschte Schweigen.
Die kleine Gruppe kam nciht ganz so schnell voran denn um das alte Pferd zu schonen zog eines der Kutschpferde den Wagen und nur noch ein Pferd war vor die Kutsche gespannt. Reynegh folgte auf seinem Drachenartigen Reittier, ritt manchmal voraus um zu kundschaften.
Slava saß wieder zusammen mit Thorben auf dessen Wagen und Aenye steuerte Arias Kutsche.
Jake fehlte, er war zurück geblieben.
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Aria
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Aria hatte nicht bemerkt was in Jake vor sich ging, weil sie ihn nicht angesehen hatte. So erschrak sie fast zu Tode als Jake sie zu würgen begann. Doch Rey war zur Stelle und rettete sie. Doch Jake hatte so kräftig zugepackt, dass es ihr schwer fiel Luft zu bekommen. Sie röchelte und rang um Luft. Sie sah wie die Waffen auf Jake gerichtet waren und sie wollte schreien, doch sie war zu verletzt. Es bildeten sich schon dunkle Flecken dort wo Jake sie gepackt hatte. Aria torkelte auf Rey zu und hielt sich an ihm fest. Sie konnte sich kaum aufrecht halten. Da sah sie wie Teuven Jake ausknockte. Tränen liefen ihr über die Wange und da sie kein Wort hervorgebrachte begrub sie ihr Gesicht an Rey’s Schulter. Immer noch bekam sie nicht richtig Luft.
Wo war nur ihre Fassung? Die anderen hatten indessen die Kutschen bereitet. Nein! Sie wollte Jake nicht alleine mit dem Hexer lassen! Rey erkannte wohl schnell was sie vorhatte. Nein! Das würde er jetzt nicht riskieren. Also verfrachtete er Aria in ihre Kutsche. Sie wusste dass er recht hatte und hab den Protest auf.
Ihre Kehle schmerzte und sie sank in sich zusammen. Es dauerte bis sie sich einigermaßen beruhigt hatte und die Tränen getrocknet waren.
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Jarel Moore
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Von hier:
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Der Gruppe kam ein einzelner Reiter entgegen. Erst wirkte es wie eine optische Täuschung, doch auch als er Näher kam wurde das Pferd einfach nicht kleiner.
Ein wuchtiges Tier mit fast zwei Schritt Stockmaß und der Schulterbreite eines Kleiderschrankes schritt auf dreißig Finger breiten Hufen daher. Trotzdem wirkte das schwarze Tier mit dem stark geschwungenem Hals eher wie ein gutmütiges Pony und auch die Gestalt im Sattel relativierte die beindruckende Erscheinung etwas.
Ein hoch gewachsene Ritter in einer aufwändigen Rüstung, überwiegend aus schwerem rotem und schwarzem Leder gefertigt mit dem Zeichen der Flammenrose auf dem Wappenrock.
Das Pferd war behangen mit allerlei Alltagsgegenständen und Waffen, als wäre die beiden seit längerer Zeit unterwegs. Der Gesamteindruck war der, dass ein leichteres Pferd unter all dem Gewicht längst zusammengebrochen wäre. Die schwarze Stute mit der im Alter grauen Blässe und dem grauen Widerrist jedoch machte nicht den Eindruck, als würde sie überhauptetwas tragen.
Der Ritter steuerte das tiefenentspannte Tier bereits frühzeitig zur Seite, ohne irgendeine sichtbare Bewegung an den Zügeln. Er wich sogar auffällig großzügig dem ihm entgegenkommenden Tross aus.
Der Grund dafür war seine ungewöhnliche Wirkung auf fremde Pferde. Er wollte schließlich nicht, dass irgendjemand verletzt wurde, nur weil er seinen Weg kreuzte und ein Tier vor Nervosität durch ging.
Fast im Graben bleib der Ritter mit seinem Pferd still stehen, legte die Handgelenke auf dem Sattelknauf übereinander, wartete ab, hing seinen Gedanken nach und lies seinen Blick schweifen. Mensch und Tier waren tiefenentspannt.
Es waren erst vier Tage seit seinem Aufbruch aus dem Kloster vergangen, aber in der Zwischenzeit hatte er sich nicht nur mit seiner Aufgabe abgefunden, sondern erfreute sich sogar an seiner ungewohnten Freiheit und Selbstbestimmung. Er gönnte sich zudem den Luxus in einer Taverne zu übernachten. Für eine Übernachtung im Freien waren seine Knochen zu alt und er zu sehr den Luxus eines Bettes gewohnt. Vielleicht würde er im Sommer wieder draußen übernachten. Nun ja. Wahrscheinlich war er dann zurück im Kloster aber wer wusste schon, ob er überhaupt einen Knappen fand.
Jarel atmete nachdenklich tief durch. In den fünfzehn Jahren seitdem er in diese Welt gestolpert war hatte er vieles gelernt, doch so manch eines war ihm immer noch fremd. Ob er auf seiner Reise jemanden fand, dem es genauso erging?

Die Gruppe hatte so weit zu ihm aufgeschlossen, dass seine Stimme sie erreichte und endlich richtete er seine volle Aufmerksamkeit auf den Trupp.
„Der Segen der Flammenrose sei mit eu….“, Noch während er sie Ansprach wurden seine Augen immer größer und er verstummte.
Jarels Stimme schallte laut und gut vernehmlich. Sie war so dunkel, als würde ein Bär brummen, trotzdem melodisch und warm, mit einem hörbarem, schleppend schwerem Akzent.
Er blinzelte einmal. Dann noch einmal und straffte gleich darauf seine Gestalt. Was bei alle Schatten war denn hier passiert?!
„Ist jemand verletzt? Seid ihr überfallen wo…“ Er verstummte ein zweites Mal für einige Sekunden und starrte mit offenem Mund, als er das Katzenwesen entdeckte und sprach erst nach einer kurzen Pause und einem lauten Räuspern weiter. „Seid ihr überfallen worden?“
Er musterte alle nochmals, am Katzenmenschen blieb sein Blick aber auch beim der zweiten Musterung länger hängen. Er schien nicht erschrocken oder abgeschreckt. Sein Großkomtur hätte es erkannt. Der Ritter war aufgeregt, weil ihn das Wesen sehr an jemanden erinnerte. Das schuppig- gefederte Raubtier jedoch musterte er nur kurz, als ob er so etwas schon oft gesehen hätte.
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Reynegh
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Reynegh hatte sich dem Hexer gefügt wie sie alle - ohnehin war es ihm nicht sonderlich schwer gefallen, den Menschenwelpen zurück zu lassen. Letzten Endes war er eben nur dies: ein Mensch. Vielleicht ein Mensch, der ein Schwert zu führen verstand, wenn auch auf eine noch sehr unausgewogene Weise, aber trotz allem nur ein Mensch. Der Naramianer fühlte sich keinem von ihnen verpflichtet, außer der Prinzessin, der er durch sein überstürztes Eingreifen am Tag zuvor sein Schwert angeschworen hatten. Und dieser Verpflichtung gedachte er nachzukommen, nicht mehr und nicht weniger. Folglich hatte er sich nicht gegen die Anweisungen Reuvens gestreubt, kaum das der Jake nieder geschlagen hatte. Einzig ein leiser Groll war kurz durch seine Brust gerollt, ausgehend von seinem Stolz, der den anderen Mann dafür zur Rechenschaft ziehen wollte, dass er in einen Zweikampf eingriff, den Reynegh problemlos gewonnen hätte. Er hätte Jake dafür nicht einmal töten müssen - das hätte der Zwerg mit seiner Armbrust erledigen können, wenn ihm danach gewesen wäre. Daher hatte er kurz erwogen, Reuven statt Jake die Breitseite seines t'urpuna schmecken zu lassen - eine Dosis seiner eigenen Medizin sozusagen, doch da hatte sich Aria an ihn geklammert und einmal mehr war seine Entschlossenheit eingeknickt. Zumal sie in der nächsten Sekunde drauf und dran war, sich zwischen ihn und Jake zu manövrieren. Aktuell keine wirklich gute Idee, statt also dem Hexer eine Abreibung zu verpassen, hatte er das t'urpuna in seinen Gürtel gehängt und die sich zunächst wehrende Aria auf die Arme gehoben, um sie zu ihrer Kutsche zu tragen. Sie wehrte sich ohnehin ziellos und eher schwach, wirkte irritert und gab es schließlich mit einem krächzenden Schluchzer auf.
Menschenfrauen... So schwach und duldsam. Vielleicht sollte er ihr beibringen, in manchen Fällen ihre Krallen zu benutzen. Nichts war in so einer Situation leichter, als dem Angreifer mit den Krallen nach den Augen zu fahren, hatte man doch beide Hände frei, weil die des Anderen um die eigene Kehle lagen, und auch wenn die Krallen der Menschen kurz und stumpf waren, sie blieben hart und die Augen waren wie bei allen Wesen empfindlich. Zuverlässige Reflexe sorgten für alles weitere. Doch so wie sie zitterte und sich an ihn klammerte, war das wohl eher nicht er Moment ihr einen Vortrag darüber zu halten, wie man sich natürliche Waffen und Abwermechanismen zunutze machte. Er schwieg also, setzte sie in ihre Kutsche und hüllte sie in Felle und Decken. Dann legte er eine Hand an ihre Wange, deren Innenseite sich wie mit Leder überzogen anfühlte und zwang sie, ihn anzusehen.
"Der Junge ist nicht er selbst - zürnt ihm nicht. Der Mann Reuven hat versprochen, ihn zu befreien und zurück zu bringen. Habt Vertrauen. Und wenn Ihr an Götter glaubt, bittet sie um Kraft für uns alle." Noch immer machte die Wirkung Arias auf ihn den Eindruck einer surela - wenn sie also eine Auserwählte ihrer Gottheiten war, dann wäre es sicher nicht schlecht, sie würde diese um Beistand bitten. Er ließ ihr noch einen Wasserschlauch da und schloss dann die Tür der Kutsche, vor die Aenye eines der Pferde spannte. Das andere half Thorbens Karren ziehen. Immerhin hatte Venden keines erwischt.
Reynegh zog einen kleinen Gegenstand von Farbe und Beschaffenheit eines Knochens aus der Tasche und legte sich diesen so auf die Zunge, dass nur eine schmale Öffnung vorn zwischen den kleinen Zähnechen hervor blitzte, die die Lücke zwischen seinen Reißzähnen füllten. Dann stieß er Luft aus und die kleine Knochenpfeife gab einen sehr hohen, für menschliche Ohren fast nicht mehr wahrnehmbaren Ton aus. Er hatte sich sagen lassen, dass sehr junge Menschen ihn noch hören konnten, diese Fähigkeit allerdings immer mehr verloren, je älter sie wurden. Für ihn selbst war der Laut gut zu vernehmen und klang unangenehm spitz in seinen Ohren, doch was viel wichtiger war: er trug so weit, dass auch Venden ihn vernehmen würde, wäre er nicht schon voraus bis in die Stadt der Menschen gelaufen. Reynegh musste nicht lange warten, da kam sein Ereymiu aus dem Wald getrottet. Der Sattel hin voller Äste und Blätter, ebenso das Gefieder des Tieres, aber sonst schien alles beim Alten.
Reynegh fuhr ihm mit den Krallen durch die Federn auf der Stirn und knurrte ein paar freundliche Verwünschungen, während Venden sich an ihm rieb und dabei fast wieder wie ein Pferd wirkte. Der Naramianer zupfte ihm den Unrat aus dem Gefieder und schwang sich dann in den Sattel.
Sie brachen auf.

Wie schon zuvor folgte er dem Tross manchmal und ritt manchmal voraus oder durch die den Weg begrenzenden Wälder. Venden verhielt sich seltsam gefügig, ganz als hätten die Erlebnisse auf diesem verfluchten Anwesen auch ihm zugesetzt.
Er war gerade wieder bei der Gruppe und ritt neben Arias Kutsche her, um zu sehen, wie es ihr ging, da passierten sie einen einsamen Reisenden in der Tracht eines Kriegers. Er ritt auf einem gewaltigen Pferd, das sich an Größe mit Venden messen konnte - wenn auch nicht an Bissigkeit. Der Tross kam zum Halten, als der Fremde sie ansprach und als dessen dunkle Augen Reyneghs Blick kreuzten, fühlte dieser in seiner Brust ein abwehrendes Fauchen aufsteigen, dass er so gerade noch unterdrücken konnte. Etwas an diesem Menschen schrie GEFAHR, riss an den Instinkten des rys und auch wenn es ihm gelang, nicht gleich in Abwehrhaltung zu gehen, so spannten sich doch alle seine Muskeln und seine Hand legte sich auf sein t'urpuna. Venden spürte die Anspannung seines Herrn und richtete Kopf und Leib auf den Ritter aus, die Ohren ein ständiges Spiel zwischen Mann und Naramianer, die Klauen in den Weg grabend. Wo Reynegh schieg, da entrang sich dem Ereymiu ein kehliges Schnauben.
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Aenye an Invaerne
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Registriert: Freitag 26. November 2021, 20:13
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Aenye hatte wieder die Kutsche übernommen und faste den ganzen restlichen Tag sprachen sie kaum und jeder hing seinen Gedanken nach. Nur Slava und Thorben auf dessen Wagen unterhielten sich von Zeit zu Zeit leise. Aria schmollte vielleicht oder sie trauerte um Jake, aber immerhin gab sie Ruhe. Ein wenig genoss Aenye die Stille.
Bald würde es wieder Zeit werden zu rasten, dann wäre es wieder vorbei damit. Sie hatte ja mit dem Gedanken gespielt, einfach eines der Kutschpferde zu nehmen und zu verschwinden, aber dann war es notwendig geworden, dass eines Thorbens Wagen zog und ihr Plan zerfiel. Wenn sie abhauen wollte, dann nun zu fuß. Das wäre eine blöde Idee gewesen, solange ihr Bein noch nicht wieder zur Gänze verheilt war. Allerdings, je näher sie der Stadt kamen...
Und als hätte das Schicksal ihre Gedanken gehört...
Ausgerechnet jetzt.
Den Wappenrock sah sie von weitem, von der Kutsche aus hatte sie einen guten Blich, der Kutschbock lag hoch genug um die Gegend im Auge behalten zu können.
"Scheiße... Reynegh... versteck dich! Solche wie der jagen solche wie uns!"
rief sie noch, ehe sie vom Kutschbock glitt und auf der dem Ritter abgewandten Seite in Deckung ging, bereit um die Kutsche herumzuschleichen um irgendwo in der Landschaft zu verschwinden, sollte er anhalten und Fragen stellen. Weder für das Pferd noch den Mann drauf hatte sie einen Blick übrig. Der Wappenrock war, selbst wenn nicht rot die Farbe des Ordens gewesen wäre, ein rotes Tuch für sie. Spätestens seit dem Aufstand in Wyzima 1273, also vor nur 5 Jahren - im Zeitverständnis einer Elfe also praktisch seit gestern - waren der Orden und ihre Leute erbitterte Feinde. Der Orden hatte damals den Aufstand niedergeschlagen, Aufstand hatten sie es genannt, für die vielen Anderlinge in Wyzima war es ein Kampf um Gerechtigkeit gewesen, und ein Kampf um's Überleben. Der Orden hatte diesen blutig niedergeschlagen. Nur durch die Intervention eines Hexers damals wurde der Aufstand beigelegt und zumindest ihr Anführer, Yaevinn kam davon. 'Begnadigt'. Begnadigt, das klang so herablassend... Erreicht hatten sie wenig damals, die Zustände hatten sich kaum verbessert. Der Kampf ging weiter.
Und sie zweifelte kaum daran, dass ein Ritter des Ordens sie sofort als Mitglied des Wiederstandes identifizierte. Dazu musste sie nicht einmal einen der sprichwörtlichen Eichhörnchenschwänze tragen. Sie hatte spitze Ohren, und selbst wenn sie diese verbarg verrieten ihre Augen und ihre feinen Gesichtszüge sie, die breiten Wangenknochen und das dreieckige Gesicht sowie ihre Statur. Jeder sah dass sie eine Elfe war, nicht einmal ein Mischling. Und sie kleidete sich bunt und auffällig, wie alle Aufständischen. Als Zeichen des Trotzes vielleicht.
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Thorben Denger
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Registriert: Mittwoch 3. November 2021, 16:02
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Thorben hob unnötigerweise die Hand, als er den Karren zum Halten brachte. Das Kutschenpferd war gut trainiert und agierte viel schneller auf seine Kommandos, als es Bessie je getan hatte. Aber es war halt nicht seine Bessie. Diese trottete stur neben dem Karren mit, einzig durch ein dünnes Seil damit verbunden. Und in welchen Tagträumen sie wohl auch immer versunken gewesen war, sie kamen zu einem jähen Ende, als sie mal wieder das Kommando nicht mitbekam, das Seil sich straffte und sie ruckartig zum Stehen brachte. Das gutmütige, dumme, alte Pferd.
Der Zwerg selbst saß zusammengesunken und in seinen Staubmantel gewickelt auf dem Bock des Karrens, die lächerlich große Pfeife im Mund. Auch er war in Gedanken gewesen. Sie hatten allesamt nicht viel miteinander gesprochen, seitdem sie das verfluchte Rücker Anwesen verlassen hatten. Der - wie alle hofften, temporäre - Verlust von Jake, saß noch allen Gruppenmitgliedern in den Knochen. Was durchaus seltsam erschien, denn einerseits kannten sie sich noch nicht so lange und andererseits hatten sie nun auch nicht gerade viel gemeinsam. Außer vielleicht absonderlich merkwürdige Gestalten zu sein. Vielleicht schweißte einen diese Art der Andersartigkeit ja schneller zusammen. Wie in den Gebieten, in denen Anderlinge unterdrückt wurden. Dort lernte man auch schnell mit einem anderen Elf oder Zwerg zusammen zu arbeiten. Die Stärke lag sehr oft in der Anzahl.
Eigentlich hätte die Gruppe schon lange einen neuen Rastplatz suchen und finden sollen, aber die unausgesprochenen Worte aller besagten wohl, dass ein jeder sich am liebsten so weit, wie möglich von dem zurückliegenden Ereignis entfernen wollte. Der ganze Albtraum auf dem Rücker-Anwesen hatte vielleicht gerade einmal eine Stunde gedauert. Vermutlich sogar weniger. Demnach dämmerte es bereits und das beginnende Zwielicht tauchte die Straße und den umliegenden Wald in Felder aus Licht und Schatten. Schatten, die mehr, als nur einen dieser Ritter ausspucken konnten.

Thorben musterte den Fremden einen langen Augenblick, von oben bis unten, unter der lächerlich breiten Krempe seines Hutes hervor. Eindrucksvolle Erscheinung, wenn auch schon näher am Grab, als an der Wiege. Der Wappenrock sagte auch ihm alles, was er über den Mann wissen musste. Nun,... nicht alles. Im Gegensatz zu Aenye war Thorben vor fünf Jahren bereits im Land unterwegs gewesen und hatte nicht mehr in Wyzima gelebt. Dementsprechend hatte er den Aufstand dort nicht am eigenen Leib mitbekommen. Als er davon gehört hatte, war er aber für kurze Zeit in seine alte, hasserfüllte Mentalität verfallen. Und da war er nicht allein. Viele Anderlinge auf dem Kontinent sahen plötzlich den Orden der Flammenrose als Fokus für Rassismus und unterdrückung an. Dabei stand der Orden vor dem Aufstand für das Gute in der Welt und sogar Elfen und Zwerge hatten - sofern sie weit ab der Städte lebten - von dem altruistischen Handeln der Ritter profitieren können.
Aber Thorben war schon weit gereist und hatte bereits viele dieser einsamen Wölfe unter den Rittern getroffen. Ebenso wie bei den Hexern, gab es hier Engel und schwarze Schafe. Die einen sahen es als hochheilige Aufgabe an, Gutes in der Welt zu verrichten und sahen Anderlinge auch nicht automatisch als Böse an. Die anderen waren eher karriereorientiert, nahmen Geld für die Kassen ihrer Komturen an und sonnten sich im Ruhm ihrer Vorgesetzten, anstatt sich an der Dankbarkeit der Armen und Verzweifelten zu erfreuen. Natürlich ließ sich das nicht allein vom Äußeren her feststellen, doch dieser Ritter gab ihrem Zug auf höfliche Weise die Straße frei, erkundigte sich freundlich nach ihrem Wohlbefinden und griff auch nicht sofort zur Waffe, als er die illustre Truppe mitsamt dem schockierenden Reittier Reyneghs sah. Ein gutes Zeichen, welches Thorben zu dem Schluss kommen ließ, dass hier ein Gespräch Früchte tragen konnte. Die Sorge Aenyes hätte er jedenfalls nicht als gerechtfertigt empfunden, hätte er sie sich verstecken gesehen. Was sollte ein Mann schon gegen ihre Gruppe ausrichten können? Lilly, die kleinere seiner beiden Armbrüste lag jedenfalls Schussbereit auf der Fußablage des Karrenbocks.

"Hallöchen, Herr Ritter!" rief der Zwerg herüber. Als provisorischer Anführer seines Haufens und als einziger, der etwas von der Welt wusste, war es wohl eine gute Idee, wenn er hier das Wort ergriff.
"Besten Dank für eure Sorge. Ich denke, am schlimmsten hat es unseren Stolz getroffen."
Er paffte einige Male an der riesigen Pfeife und pustete eine Rauchwolke aus, die schnell den halben Karren einschloss. Im Gegensatz zur stoischen Bessie, rührte sich das Zugpferd unruhig und schnaubte bei dem Geruch verbrannten Krautes. Mit der Pfeife in der Hand deutete Thorben die Straße hinter sich zurück.
"Seid vorsichtig, wenn ihr weiter in die Richtung wollt, Kumpel. Das alte Rücker Anwesen solltet ihr meiden. Es sei denn, ihr möchtet einem Hexer dabei helfen, einen mächtigen Geist auszutreiben. Von dort kommen wir und sagen wir mal,... wir hatten nich' wirklich Spaß an unserem Aufenthalt."
Dann musterte er den alten Mann nochmals. Nicht unfreundlich oder kritisch. Einfach nur neugierig.
"Thorben Denger ist mein Name. Archäologe sozusagen. Und dieser wilde Haufen hier,..."
Erneut wedelte er mit seiner Pfeife umher, schloss dabei die Kutsche, den Karren und Venden mit ein.
"... ist jenseits jeglicher, möglicher Erklärung, muss ich zugeben. Eine Menagerie des Wahnsinns, aber durchaus liebenswürdig. Meistens,.... manchmal."
Er grinste sein breites, schiefes Grinsen.
"Und was treibt euch in diese herrenlose, gottverlassene Gegend?"
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Vyacheslav Sokolov
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Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

Slava hatte vorerst beschlossen, sie herauszuhalten. Er hatte zu Thorben irgendwie so etwas wie Vertrauen gefasst, oder - in seine worten - gelernt, das Risiko einzuschätzen. Das schloss auch die Reisegesellschaft soweit mit ein, Jake, Reynegh und Aria und Aenye. Sie hatte ein gemeinsames Nachtlager hinter sich und bisher hatte keiner davon versucht ihn zu berauben oder umzubringen, wobei er bei Aenye zumindest vermutete, das könnte sich spontan noch ändern und bei Jake, dass er ihm nur einen Grund liefern musste. Sei's drum, bisher war nichts geschehen und er hatte schon schlimmere Leute als Gefährten gehabt. das Katzenauge allerdings war ihm suspekt und der Kerl auf dem Brauereipferd, der ihnen nun entgegen kam ebenfalls.
das Wappen sagte ihm nichts, es erinnerte ihn auch an nichts, was er aus seiner Welt kannte. Für ihn war das also im Grund ein ganz normaler Ritter... wenn man sich einmal damit abgefunden hatte Ritter und Elfen und Zwerge als normal anzusehen.
Die neue Normalität also. Der Mensch war anpassungsfähig.
Wäre noch etwas von seiner Fähigkeit übrig gewesen, die ihm die Zone seinerzeit verliehen hatte, vielleicht hätt er sogar eine Ahnung davon bekommen, in welchen parallelen noch dieser Begriff überstrapaziert wurde. Doch wohl zu seinem Glück ahnte er davon nichts und lehnte sich auf dem Kutschbock von Thorbens Wagen zurück und musterte den Fremden halbwegs unverhohlen. Er würde die Grenzen dieser Welt austesten. Gab es ein Tabu, einen gerüsteten anzustarren, dann würde er es schon kennenlernen. Er war ein gutes Stück älter als er, das war klar, seine Haut sah wettergegerbt aus, er war
Seine AK hielt er zwischen den Knien, einsatzbereit, der Rucksack lag direkt hinter ihm. Den olivfarbenen Parka hatte er wieder angezogen, tagsüber hatte er ihn abgelegt gehabt, es war immerhin warm genug gewesen. Gegen Abend wurde es aber bereits kühl. Darunter trug er die rot weiß gestreifte Telnjaschka, die ihn mit ihrer Farbkombination als Mitglied einer Spezial oder zumindest Antiterroreinheit auswies. Allerdings waren diese Unterhemden mittlerweile überall im Handel frei erhältlich und man sah oft genug fettbäuchige Zivilisten damit in den Zügen sitzen und auch Touristen fanden es ungeheuer witzig. Er trug seine jedoch noch immer mit einem gewissen Stolz.
Aus den Augenwinkeln sah er wie Aenye verschwand, aber er konnte nicht verstehen was sie Reynegh zurief. Hatte sie den Ritter erkannt? Vielleicht hatte sie ein Problem mit ihm oder seiner Zunft, wundern würde es ihn kaum. Dennoch würde er sich nun erst einmal zurückhalten und beobachten.
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Aria
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Die Dankbarkeit die sie für Rey empfand, kannte nun keine Grenzen mehr. Er kümmerte sich, obwohl sie in seinen Augen nur ein Mensch war. Aria hatte wahrscheinlich nur wenige Male Männer getroffen die so ehrbar waren wie er. Sie fokussiert sich auf ihn und verfolgte ihn mit ihrem Blick. Es lenkte sie ab von den Schmerzen und brachte sie dazu nicht an Jake zu denken. Es zerriss ihr Herz wenn sie es tat. Sie würde wohl zurückrennen wenn es nicht zu gefährlich wäre aus einer fahrenden Kutsche zu springen und wenn sie nicht wüsste, dass der Hexer sein Handwerk verstand.
Noch eine letzte Träne suchte sich den Weg über ihre Wange ehe sie eine. Kleinen Spiegel hervorholte und sich begann sich wieder herzurichten. Dann entdeckte sie die Würgemale an ihrem Hals. Sie hielt inne und strich vorsichtig darüber. Es sah furchtbar aus. Doch noch viel schlimmer war die Erinnerung an Jake und seinen Gesichtsausdruck. Ein Zittern erfasste ihren Körper dich sie fing sich und begann mit etwas Salbe die Stelken zu behandeln, sich zu kämen und den Zoof, den Jake ihr geflochten hatte, zu lösen. Aus einer Kiste in der Truhe zig die ein grünes Kleid hervor um sich umzuziehen. Das alte war nass und dreckig. Sie war dabei in das neue Kleid zu schlüpfen als plötzlich Stimmen erklangen. Natürlich genau dann, wenn die nur ein flimsiges Unterkleid trug. Irgendwie erfasste sie eine gewisse Ironie und Gefasstheit und sie schüttelte langsam den aloof über das alles. Was denn noch? Wieder ein Überfall? Sie sah sich nach dem Messer um. Doch das Innere der Kutsche war komplett chaotisch. Alles lag herum und sie, wie eine Perle im inneren einer Muschel, mittendrin. Sie rückte vorsichtig an das Fenster der Kutsche und blickte hinaus. Sie staunte nicht schlecht als sie den Ritter sah. Er sah so edel und stark aus auf diesem riesigen Pferd. Die Kutsche dämpfte die Geräusche jedoch ziemlich ab, sodass sie nicht verstand was gesprochen wurde. Also öffnete sie die Türe ein wenig und lugte heraus.
Sie griff sich den blauen langen Umhang und warf ihn sich über, um sich ein wenig zu bedecken. „Rey?“ flüsterte sie. „Was sagt er wer er ist?“ aus den Augenwinkeln musterte sie den Fremden.
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Jarel Moore
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Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

„Jarel Moore. Ritter der Flammenrose.“ Als ob seine Zugehörigkeit übersehen werden konnte. Er legte kurz die rechte Faust an die Brust und senkte grüßend das Haupt.
Der Zwerg gefiel ihm. Seine Art erinnerte ihn an seinen Schwager, den Ehemann seiner adoptierten Schwester. Er sah ihm sogar ähnlich. Wie viele Nächte hatte er mit dem abgebrochen Riesen durchgesoffen… er atmete durch und verscheuchte mit reglosem Gesicht die Gedanken, die in ihm aufflammen wollten.
Die Beschreibung, mit der der Zwerg die Gruppe vorstellte brachte ihn zum Schmunzeln. Zumindest für die Zeit eines Zehntels eines Liedschlages.
Denn in diesem Moment entdeckte er etwas zwischen den Knien des Söldners. In der Aufmachung konnte er nichts anderes sein als ein Söldner. Daran rieb sich Jarel nicht. Was ihn jedoch beunruhigte, war die Waffe, die der Mensch griffbereit hielt. Eine Feuerwaffe. Bei Sargeras schiefen Zähnen, ein Schieß-ei-sen! Und dann auch noch ein Maschinengewehr. Im schlimmsten Fall verbarg er noch eine Granate irgendwo.
Dem ehemaligen Schattenläufer wurde übel. Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, doch Mariposa spürte seine Unruhe und trat einige Male von einem Huf auf dem anderen.
Es dauerte eine Sekunde zu lang, bis Jarel seinen Blick zu lösen vermochte. Dabei half ihm die Erscheinung einer Frau. Nein, eines Mädchens mit leuchtend kupferrotem Haar und zierlicher Gestalt. Ausnehmend hübsches Ding, wirkte aber desolat. Ob einer der Gruppe sie…
Nein. Sie benahm sich vertraut mit der Katze. Also musste es der Geist gewesen sein.
Endlich antwortete er weiter und richtete sein Wort abermals an Thorben.

„Ein Geist sagt ihr?“
Es schien den Ritter nicht zu stören, dass bereits ein Hexer vor Ort war. Oder war er einfach auf Ärger aus?
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Reynegh
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Registriert: Dienstag 28. Dezember 2021, 18:44
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Aenye rief Reynegh noch zu, er solle sich verstecken, bevor sie selbst flink vom Kutschbock sprang und dahinter unsichtbar wurde. Der Naramianer drehte ihr nur ein Ohr nach und fragte sich, was die Aufregung sollte. Es war ein Ritter auf einem Pferd. In Nährwert gerechnet waren die beiden Proviant für mehrere Tage für Venden und ihn, der Mann freundlicherweise schmutzsicher in eine dicke Schicht Leder verpackt. Der Energieaufwand dafür stand aber vielleicht tatsächlich nicht in Relation, denn etwas an dem Fremden ließ Reyneghs Instinkte wachsam aufmerken. Vielleicht hing es in seiner Witterung, die der Wind heran trug. Thorben sprach neutral mit dem Fremden und so beschloss Reynegh vorerst auch die Füße still zu halten und abzuwarten, wobei seine Hand allerdings auf dem Schwertgriff liegen blieb.
Der Fremde Ritter stellte sich als Jarel Moore von der Flammenrose vor und seine Aufmerksamkeit lag nun ganz auf Thorbens Wagen, als sei ein Naramianer nichts, was er nicht schon tausend Mal gesehen hatte. Vielleicht übertrieb der Elf wirklich maßlos, was die Leute in dieser Welt anging. Er würde auf seine eigenen Erfahrungen setzen müssen. Überhaupt schien etwas auf Thorbens Wagen das Interesse des Mannes im höchsten Maße anzuziehen, wenn nicht gar ihn zu beunruhigen. Auch das lag alsbald in seiner Witterung, schuf ein Bild der kurz aufflackernden Unruhe gemeinsam mit dem Stampfen des großen Pferdes, welches wohl auf die Anspannung seines Herrn reagierte. Venden zischte vor sich hin, schüttelte den Kopf und versuchte vergeblich Reynegh die Zügel aus der eisern geschlossenen Faust zu ziehen.
Dann erschien Arias Kopf in der Tür ihrer Kutsche und die Stimme der Prinzessin zog das Ohr, das bis eben Aenyes Geräuschen gefolgt war, auf diese Höhe herab. Er neigte sich leicht in Vendens Sattel zu ihr, jedoch ohne den fremden Ritter aus den Augen zu lassen. "Er sagt, er sei ein Ritter von der Flammenrose und nennt sich Jarel Moore. Was ist das, eine Flammenrose?" Blumen brannten äußerst schlecht und nicht lange. Wie sollte eine Rose in Flammen geraten? Ein alter, verholzter Rosenbusch vielleicht - Reynegh krauste die Stirn. Jung war der Mensch ja nicht mehr - vielleicht sammelten sich alte Ritter in so einem Verbund? Alt und hölzern? Aber wieso sollte sich ein Verbund aus Kriegern überhaupt nach einer Blume benennen? Wem sollte das Angst machen? Zierlichen Mädchen, die sich davor fürchteten, die feinen Hände an Dornen zu verletzten? Einmal mehr wunderte sich der rys über die Seltsamkeit menschlicher Ideen.
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Thorben Denger
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Registriert: Mittwoch 3. November 2021, 16:02
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Thorben fiel auf, dass der Ritter seine Frage nicht beantwortet hatte. Zwar ein wenig unhöflich, aber nunja,... nicht jeder war zum Diplomaten geboren, wie Thorben Denger! Was ihn jedoch wunderte, war der eindringliche Blick, den Jarel Slavas seltsamer Armbrust zu warf, anstatt beim Anblick Reyneghs und seinem Reittier gleich das Schwert zu ziehen. Kannte er diese Art von Waffen? Es gab durchaus Leute, die noch weiter in der Welt herum kamen, als ein Abenteurer und Archäologe. Hexer und Ritter der Flammenrose waren nur zwei Sorten davon. Möglich, dass dieser Moore schon ein paar seltsame Sachen mehr gesehen hatte. Alt genug schien er dafür jedenfalls.

"Japp,... ein Geist. Oder sowas ähnliches. Kriecht in euren Kopf und ernährt sich von euren Ängsten."
Zur Verdeutlichung seiner Worte tippte er sich mit dem Pfeifenstiel ein paar mal gegen die Schläfe. Oder zumindest versuchte er das, erwischte aber nur die breite Krempe seines Hutes stattdessen.
"Wie hatte dieser Hexer ihn nochmal genannt? Ham? Nee, da hätte ich wohl Hunger bei bekommen. Tim? Hmm...."
Er grübelte eine Zeit lang, schaute Slava fragend an. Dann wendete er sich wieder dem Ritter zu und zuckte mit den Schultern.
"Is' ja auch egal, wie er hieß. War jedenfalls echt lästig."

Nochmals musterte er Jarel eingehend, bevor er zur Kutsche zurück blickte und sah, dass Aenye verschwunden war. Er seufzte schwer. Diese Elfe,... paranoid, wie eine langschwänzige Katze in einem Raum voller Schaukelstühle. Natürlich konnte er sie durchaus verstehen. Vor allem, falls sie damals in Wyzima dabei gewesen war oder dort Verwandte gehabt hatte. Viele Anderlinge hatten das nicht vergessen und zeigten auch heute noch ihre Abneigung gegen den Orden der Flammenrose. Ein Teufelskreis, der oftmals nur in Blutvergiessen endete. Aber dieser Ritter war anders, das konnte Thorben an seinem Verhalten sehen. Zudem sagte es ihm sein Bauchgefühl. Und das war schon immer eine seiner wertvollsten Ressourcen gewesen.
"Aenye! Kannst raus kommen! Der Typ ist in Ordnung!" rief er zur Kutsche hinüber. "Ich mein,... ihn kümmert auch nicht, dass wir mit einem großen, flauschigen Fellbündel und seinem Federpferdchen reisen!"
Allein beim Gedanken an den Naramianer kribbelte es wieder in seiner Nase und mit einem markerschütternden Nieser sprenkelte er das hintere Ende des Pferdes, welches seinen Karren zog, mit Rotz. Elendige Katzen! Wie zur Hölle konnten diese riesigen Haare überhaupt in seine Nase gelangen? Reynegh war nun nicht gerade ein kleines Schoßtier mit kurzem, flauschigem Fell. Musste wohl eine Art Verteidigungsmagie der Naramianer sein, um ihre Gegner schon vor dem Kampf zu schwächen. Ja, das war es! Nimm das, Logik!

Er drehte sich wieder zu Jarel um und deutete nun mit dem Pfeifenstiel auf ihn. Dabei blieb sein Blick zwar neugierig, aber durchaus freundlich.
"Ihr seid eine Seltenheit in diesen Landen, Herr Ritter. Nicht so hochnäsig, wie viele andere eurer Zunft, die sich sonst zu fein sind, mit Elfen und Zwergen zu sprechen. Geschweige denn ihr Schwert in der Scheide zu lassen, wenn sie auf etwas Fremdartiges treffen."
Ein leichtes Kopfnicken in Richtung Reynegh sollte verdeutlichen, was er mit diesen Worten meinte.
"Irgendwie mag ich euch. Da ihr in die andere Richtung unterwegs seid, brauche ich wohl nicht zu fragen, ob ihr euch uns anschliessen wollt. Aber braucht ihr etwas? Verpflegung oder Ähnliches?"
Es war niemals schlecht, sich Freunde unter fahrendem Volk oder wandernden Abenteurern zu machen. Man traf sich im Leben immer zweimal und wenn das zweite Mal kein Pfeil oder Armbrustbolzen war, hatte sich die Mühe der Diplomatie gelohnt. Mit der freien Hand kramt er hinter sich im Karren herum, zog eine Flasche Vodka heraus und hielt sie gut sichtbar in Richtung des Ritters.
"Für die einsamen Stunden am Lagerfeuer?"
Dabei hatte er eigentlich keine Ahnung, ob diese Flammenröschen sich nicht irgendwelchen Gelübden oder Askesen hingaben. Wer kein Fleisch aß, keinen Alkohol trank oder nicht ab und an mit einem anderen Wesen über die Laken rutschte, war in Thorbens Augen durchaus zwielichtig, bis an die Grenze zum Fanatismus. Und Fanatismus war gleichbedeutend mit wahnsinnig. Er hoffte nur, dass er den alten, stolzen Mann mit seinem Geschenk nicht in irgendeiner Art beleidigt hatte.

"Ah, eine letzte Frage hätte ich noch, Kumpel. Wir sind auf dem Weg nach Novigrad. Irgendwelche Gefahren voraus? Irgendwas, was wir wissen oder meiden sollten? Die Seite zum See hin war vor einigen Wochen noch voller Banditen. Haben die Arschlöcher ihr Jagdrevier mittlerweile auch auf diese Seite der Hügel erweitert?"
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