Die Strasse Richtung Nowigrad

Velen ist die nordwestlichste Landschaft der Königreichs Temerien im Mündungsgebiet des Pontar. Sie grenzt, durch den Pontar getrennt, im Norden an das Königreich Redanien und im Westen an das Nördliche Meer. Zudem ist Velen durch zwei große Brücken mit Oxenfurt und Novigrad verbunden und ist daher ein wichtiger Handelsdurchgang zwischen Temerien und Redanien.
Velen wurde von Krähenfels aus regiert - Krähenfels ist eine Palisadenfestung im Herzen Velens mit ungefähr 50 Einwohnern. Der Blutige Baron, der in Krähenfels regierte, ist allerdings für unbekannt Zeit verreist.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Der Kampf verlagerte sich in Thorbens Richtung oder besser: Thorben wurden von dem Monster in ihre Richtung verlagert. Unfreiwillig. Jakob konnte noch verfolgen, wie der kleine Mann einer fetten Hummel gleich den Mantel ausbreitete, nur unterließ er das Flattern und im Gegensatz zu Hummeln trotzte er auch nicht den Gesetzen der Physik, sondern krachte in ein Gebüsch am Rande ihres Lagerplatzes. Was er dabei rief, konnte Jakob wie immer nicht verstehen, aber er hatte auch keine Zeit mehr, sich über die skurrile Flugeinlage zu wundern, denn das Vieh wandte sich nun Aria und ihm zu.
Er hatte ihr nicht mehr geantwortet und er sagte auch nichts heroisches wie 'Keine Angst.' oder 'Bleib hinter mir!'. Statt dessen kam ihm ein gepresstes "Scheiße.", über die Lippen, dann war der Flatterer auch schon heran und hieb mit seinen Klauen nach ihm. Für strategische Glanzleistungen blieb ihm also ebenso wenig Zeit wie für eine sauberte Parade. Das Schwert war zu spät oben, aber der Protektor der Motorradjacke fing den größten Teil des ersten Angriffs ab (53/100). Seine Linke war nicht seine Schwerthand, er lernte erst seit ein paar Jahren, sie anstelle der schwachen Rechten zu gebrauchen und entsprechend wirkte seine Schwertkunst zuweilen eher holprig. Als der Klauenarm des Monsters gegen seinen Protektor prallte, stieß Jakob unwillkürlich einen weiteren lauten Fluch aus, der das Vieh zusammen zucken und nur noch wilder werden ließ.
Offenkundig kein Liebhaber lauter Geräusche... Jakob biss die Zähne aufeinander - er mochte kein Virtuose mit dem Schwert sein, aber er hatte seit Neuestem Jemanden, den er bis aufs Blut verteidigen würde und dieser Jemand presste sich hinter ihm gegen die Felswand. Eine ungeahnte Motivation drängte ihn vorwärts, die den Wunsch des eigenen Überlebens noch überflügelte. Der Knappe duckte sich unter dem erneut zum Schlag erhobenen Arm des Viehs durch, ließ die Klinge über die Lederhaut der unteren Rippenbögen schrammen und drehte sich mit zweit schnellen Schritten aus dem direkten Zugriff des Wesens (62/100).
"He, Hackfresse! Hier bin ich!", brüllte er zugleich, sich die Lautstärkeempfindlichkeit des Viehs zu Nutze machend. Einladend hob er dazu die Arme zu den Seiten, als böte er sich freiwillig zur Beute. Dies und der Schnitt schien das Vieh wütend genug gemacht zu haben, denn wie beabsichtigt, ließ es Aria links liegen, drehte sich zu Jakob und setzte ihm nach. Dieser machte keine Anstalten ebenfalls anzugreifen, sondern sprang den Schlägen ausweichend oder halbherzig parierend rückwärts, den Flatterer von Aria weg und wieder in die etwaige Schussbahn von Armbrust oder AK bringend, da er nicht wusste, dass Slava außer Gefecht war.
Dann, aus heiterem Himmel, stoppte er seinen rückwärts gerichtete Tanz, drehte sich aus dem Lauf des Monsters und zielte von schräg oben auf dessen Nackenlinie, direkt unter dem Ohr (70/100).
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Aria
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Nachdem sie die Frage gestellt hatte, beantwortete sich die Frage zwar nicht, aber sie sah nun was den ganzen Ärger verursachte. Ein riesiges Flattervieh. Ihre Augen weiteten sich als es nun auf sie zukam. Hinter ihnen war der kalte Felsen, den sie nun in ihrem Rücken spürte.
Jake stand vor ihr wie ein menschlicher Schild. Das Schwert erhoben- er sah so wahnsinnig gut aus. Ja für diesen einen schwärmenden Gedanken hatte sie gerade noch Zeit ehe Jake in den Kampf verwickelt wurde.
Ihr blieb die Luft weg, Jake war noch nicht ganz genesen und tat sich schwer. Panik machte sich breit. Sie sah sich nach den anderen um. Die Angst um Jake schnürte ihr die Kehle zu. Wo war Jarel?
„Jarel???“ sie suchte ihn doch sah ihn nicht gleich. Jake trieb das Vieh von ihr weg doch tat sich immer noch schwer. Er kämpfte mit der Hand, die nicht seine Schwerthand war. Und dann tat Aria etwas, was sie Werder geplant hatte noch sonst irgendwie bewusst tat. Ihre Hand mit dem Messer hob sich, sie zielte, atmete ein und mit dem Ausatmen warf sie das Messer auf das Flattervieh. Hätte es sich in diesem Moment nicht bewegt, hätte Aria es vielleicht gut getroffen. (25/100) Einer der Flügel wurde zwar getroffen, doch der Flügel war stabiler als gedacht und lenkte das Messer dadurch ab. Klirrend fiel es zu Boden und Aria starrte entsetzt zu erst auf das Messer und dann auf den Flattermann, welcher sich nun wieder ihr zuwandte.
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MONSTER
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Der Schlag saß. Vielleicht war der Flatterer auch einen kurzen Moment abgelenkt durch das Messer und so hatte das Silberschwert ihm eine weitere tiefe Wunde zugefügt die noch mehr von dem schädlichen Metall in seine Blutbahn spülte. (46/100)
Ein tiefer Schnitt unter dem Ohr durchtrennte ihm einige wichtige Blutgefäße und Nerven. Neuerliche Wut suchte einen Ausgleich zu schaffen zu der Schwäche die ihn langsam übermannte. Er wurde langsamer und noch fahriger, zielte nicht mehr genau und schlug nur noch wild durch die Gegend. Blind vor Wut und Angst. Todesangst. Er wollte noch einmal losstürmen, doch dazu fehlte ihm bereits die Kraft.
Noch war er nicht erledigt, aber er fand den Eingang nicht mehr in seine Höhle, sonst hätte er vielleicht sogar die Flucht angetreten, er roch Blut und wollte trinken, das verwirrte ihn und der eigene Schmerz macht ihn blind. Der Lärm macht ihn blind. Panik breitete sich in dem Wesen aus. Viel zu laut waren die Blutsäcke.
Dann brach er zusammen.
Er gab ein Krächzendes Geräusch von sich, das vielleicht ein wimmern war.
Doch wer nun den Fehler beging, direkt zu ihn zu gehen und dabei alle Vorsicht fahren ließ, der würde es durchaus noch einmal mit den scharfen Krallen zu tun bekommen. Er würde wohl sterben, aber noch konnte er jemanden mitnehmen. (57/100)
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Jarel Moore
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Den Flatterer wegzulocken hatte nicht funktioniert. Da hatte der Ritter auf das falsche Pferd gesetzt.
Erst lernte der Zwerg fliegen, dann wandte sich der Gegner seinen Schützlingen zu. Jarel fletsche wütend die Zähne, verschwand im Schatten und hastete zurück, vorbei an Slava, aus dessen Wunde an der Brust sich noch immer ein Rinnsal Blut auf die Felsen unter ihm ergoss. Der Schattenläufer zögerte beim Anblick des Blutes und versuchte seine steigende Wut unter Kontrolle zu bekommen. Etwas tief verborgen in ihm hob den Kopf und bleckte die Zähne. Der Söldner brauchte Hilfe, doch seine Schwertherrin und Jakob waren im Moment wichtiger. Und so lange der Söldner blutete, schlug auch das Herz des Bewusstlosen noch.

Mit dem silbernen Parierdolch in der Hand näherte er sich. Jakob setze einen äußerst geschickten Stoß gegen den Vampir an, noch bevor er überhaupt in der Nähe war. Ein freudloses Lächeln huschte über Jarels Gesicht. Darauf konnte man durchaus aufbauen. Guter Junge.
Das Wesen stürzte, lag nun auf der Seite und gab einen Laut von sich, der nicht so klang, als würde es noch einmal aufstehen. Aber sicher war sicher.
Zwischen den Kindern und dem Wesen trat er aus dem Schatten, den jungen Menschen den Rücken zugekehrt.
Er beugte sich herunter. Was er tat war nicht zu sehen, aber zu hören. Ein widerliches, saftig-fleischiges Geräusch, gefolgt von einem Blubbern und einen leisen „Klong“.
Als er sich wieder aufrichtete, lag der Kopf des Flatterers etwas entfernt vom Körper und mit dem Gesicht nach unten.
Der Schattenläufer starrte sein Opfer eine Spur zu lange an. Etwas in ihm hatte gerade Freude verspürt. Freude am Töten.
„Jarel?!“ Es war Jakobs Stimme, die ihn aus seinen Gedanken riss. Der Menschenmann schluckte. „Mehr gibt’s heut nicht.“, murmelte er zu sich und riss endlich seinen Blick los.
Langsam beruhigte sich sein Puls wieder und er bekam sein aufgewühltes Innerstes in den Griff.

Endlich drehte er sich um. „Seid ihr verletzt?“ Beide standen auf den eigenen Beinen. Trotzdem steckte er den Dolch weg, ging er zu Aria, legte ihre die Hände an die Oberarme und sah ihr in die Augen. Dass er dabei ihre Kleidung mit dem Inhalt des Flatterers zusudelte, beachtetete er nicht weiter. „Geht es euch gut, Mylady?“

„Ich habe Verbandsmaterial. Wir müssen Slava helfen.“, brummte er und ließ sie los.
Sein Gepäck war auf der Kutsche. Eilig sprang er auf die Kutsche und holte zielsicher einen der Beutel hervor, setzte ihn sehr sachte neben der Kutsche auf den Boden und zog den Beutel vollständig auf. Zu Tage kamen vier Rollen Verbandsmaterial, jeweils als Schutz um eine Phiole gewickelt. Trotzdem Eile geboten war, nahm der Ritter ganz vorsichtig die Phiolen heraus und setzte sie zur Seite, bevor er sich das Material schnappte und zu Slava eilte.
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Thorben Denger
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Noch ein wenig durch den Wind kroch Thorben auf allen Vieren aus dem Gebüsch heraus. In einer Hand hielt er das flauschige Etwas, von dem die seltsamen Metallteile klimpernd herunter hingen. Mit einem Stöhnen richtete er sich auf und klopfte Dreck und trockene Ästchen von seinem Mantel. Ein Blick in die Runde zeigte ihm, dass die Situation unter Kontrolle war. Der Flatterer lag kopflos wie ein Festtagshuhn ein Stück entfernt und blutete den felsigen Boden voll.

Glücklicherweise kümmerte sich bereits jemand um Slavas Verletzungen, denn der Zwerg war von seinem Flug noch ein wenig groggy. Naja, eher von der Landung. Mühsam schlurfte er auf die nun vollständig versammelte Gruppe zu, von der scheinbar niemand außer der Soldat verletzt war. Gut, das hätte auch schlimmer enden können.
Er gab ein schmerzerfülltes Grinsen von sich, als er die fragenden Blicke der Gefährten auf sich fühlte.
"Mir geht's gut, Leute. Wir Zwerge sind aus hartem Material gemacht."
Mit der freien Hand fühlte er unter seinen Mantel und verzog gequält das Gesicht.
"Verdammt,...! Ich glaube, ich habe mir doch etwas gebrochen."
Unter dem Mantel kam ein kleines Fernrohr zutage, dessen Hülle in der Mitte gerissen und vollkommen verknickt war. Thorben knurrte entnervt.
"Dieser verdammte Ausflug kostet mich am Ende mehr, als ich einnehme! Bolzen, Kartätschen, Vodka, Proviant,... und nun auch noch DAS Ding."

Weiter vor sich hin grummelnd trottete er zu Jarel, der sich um Slava kümmerte.
"Wie geht's dem alten Sack? Wenn er drauf geht, will ich seinen Knallstock!"
Gedankenverloren warf er dabei immer wieder den Schlüsselanhänger in die Luft und fing ihn mit der freien Hand auf. Das leise Klimpern war auf gewisse Weise beruhigend. Und erst jetzt bemerkte Thorben, dass es sich wohl um Schlüssel handeln musste. Allerdings deutlich filigraner, als er sie je zuvor gesehen hatte. Zu welchem Schloss die wohl passen mochten. Und das seltsame Fell? Welches Tier hatte denn eine quietschrosa Farbe? Vermutlich eines, welches eben wegen dieser Fellfarbe bis zur Ausrottung gejagt werden würde und das der Grund war, warum Thorben es nicht kannte.
"Schon seltsam, was die Leute so alles wegwerfen, was?"
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob drehte sich gezogen vom eigenen Schwung wieder um die eigene Achse, setzte die Füße neu in einen sicheren Stand, damit er die nächste Attacke abfangen könnte, so sie käme. Doch sein Treffer war wohl gut gewesen. Blut rann dem Geschöpf über die lederne Haut und es stolperte, fiel und gab einen Laut von sich, der wohl eher sein Leid ausdrückte, als seinen Zorn. Es fuhr ihm in die Glieder, wie das Wesen litt - er wollte nicht quälen. Der Schlag hätte sauberer sein müssen und es sofort töten, aus zweierlei Gründen. Zum einen weil man kein Wesen unnötig quälen sollte, sondern sauber töten, wenn man es schon töten musste. Zum anderen hieß das, er würde sich noch einmal auf Schwertdistanz heran wagen müssen, um ihm den Gnadenstoß zu versetzen, was angesichts der Klauen und Fänge nicht besonders attraktiv war. Und dann, in sein Zögern hinein, erschien wie aus dem Nichts Jarel plötzlich zwischen ihm und dem Flatterer, sodass im Eifer des Gefechts nicht viel gefehlt hätte und er hätte diesem im Reflex das Schwert durch den Leib gerammt. Glücklicherweise funktionierte seine Auffassungsgabe inzwischen wieder im gewohnten Maß, sodass er das Schwert zwar in die Position zog, den Hieb allerdings nicht ausführte, als er den Mann erkannte.
Saftig fuhr dessen Parierdolch in den Flatterer, trennte Haut, Sehen und Fleisch. Die gequälten Laute erstarben, der Kopf des Viehs landete einige Schritt weiter im Gras. Nichts was den Knappen verwunderte: die effizienteste Methode einen Blutsauger auszuschalten war es, ihm den Kopf abzuschlagen. Dahin hatte auch sein Angriff gezielt, nur die Ausführung war eher mangelhaft gewesen... Er senkte das Schwert und entspannte sich etwas, den Blick auf den Rücken des reglos vor ihm stehenden Ritters gerichtet.
"Jarel?", sprach er ihn schließlich an, als einige Herzschläge lang nichts passierte. Da schien er aus seiner Trance zu erwachen und wandte sich um. Vielleicht brauchte er das für diese Magie, die er benutzte, um sich unsichtbar zu machen? Eine Meditation, so ähnlich wie sein Werkzeug gegen die geistigen Zugriffe der Blutsauger? Er würde es lernen. Er hatte entschieden, nur musste er die Entscheidung noch Kund tun. Allerdings gab es erst einmal andere Prioritäten. Slava schien verletzt worden zu sein und der Ritter marschierte erst zu Aria, um sich nach deren Befinden zu erkundigen und dann zu seinem umfangreichen Gepäck, aus dem er allerlei Material für die Erstversorgung kramte. Jakob schob sein Schwert zurück in die Scheide, hob dann Arias Dolch auf, den sie wohl zu seiner Hilfe nach dem Monster geworfen hatte und reichte ihn ihr Heft voran zurück. Auch das verwunderte ihn nicht wirklich. Es gab Frauen in seinem Orden, die viele der Männer mit ihrer Kampfkunst an die Wand spielten und mit einem Messer noch das Auge eines Vampirs auf viele Schritt trafen.
Jarel eilte zu Slava, Jakob zuvor noch zu Thorbens Karren, um die kläglichen Reste des Alkohols heraus zu fischen und diese dem Ritter nach zu tragen. Sein eigenes Schicksal nach einem Hieb solch eines Monsters noch gut in Erinnerung. Wenige Augenblicke später kam er bei Slava an, neben dem bereits die anderen am Boden hockten. Thorben grummelte unverständliches Zeug und schien sich über den Verlust eines Objektes zu ärgern, das er unter dem Mantel hervor gezogen hatte. Was Jakobs Aufmerksamkeit allerdings viel mehr bannte, war der Schlüsselanhänger in seiner anderen Hand, der mit todsicherer Wahrscheinlichkeit nicht in diese Welt gehörte. Doch er kam nicht dazu, sich weiter damit zu befassen, denn Jarel forderte seine Mitarbeit.
"Hat sich wohl Kopf gestoßen.", ließ er den Ritter wissen, als er den erstaunlich schweren Oberkörper des Soldaten etwas anhob, damit sie ihm Jacke und Shirt abstreifen konnten. Er knautschte die Jacke zusammen und stopfte sie dem Mann unter den Nacken, dann machte er sich daran, die Wunden zu reinigen. Nachdem er sich mit Thorben ein kurzes Tauziehen an der Flasche geliefert hatte - Herrje, es war nur Alkohol! Trotzdem gab er sich Mühe dafür zu sorgen, dass noch etwas in der Flasche blieb.
"Sollten ihn auf Seite legen, wenn er nicht wird wach. Wegen Kopf." Er machte eine eindeutige Geste, die erklären sollte, dass er meinte, Slava könnte sich im bewusstlosen Zustand erbrechen und das wäre auf dem Rücken liegend wohl eher ungeschickt. Er warf einen Blick unter die geschlossenen Lider Slavas, sich an seinen unvermeidlichen Sanitätsdienst im Orden erinnernd. Die Pupillen reagierten sofort und beide, wie er fand, auf gleiche Weise. Das war wohl als gut zu deuten. Also wohl nur ein k.o. Stein 1, Slava 0.
Sie versorgten die Wunden und schleppten den großen Mann dann mit vereinten Kräften zum Lager, wo sie ihn sicher auf der Seite ablegten und mit den Decken und Fellen der Skelligerin einpackten. Über den reglosen Körper hinweg sah Jakob schließlich Jarel an und sammelte seine Worte, während er gleichzeitig versuchte, Aria nicht anzusehen, denn es kam ihm vor, als besiegele er ihr beider Schicksal und das, obwohl sie nie ein gemeinsames gehabt hatten.
"Jarel? Ich werde dir anschließen. Mitkommen zu deinem Orden. Aber habe eine Bedingung: kein anderer Lehrer. Jarel ist der Lehrer." Er hatte es satt erst aufgesammelt zu werden, dann Vertrauen zu fassen und im täglichen Leben dann doch wieder an andere abgeschoben zu werden, die er nicht ausstehen konnte und die ihn nicht verstanden.
Er wartete die Antwort des Ritters nicht ab, denn ein Nein zu seiner Bedingung wäre gleichbedeutend zu einem Nein von seiner Seite, was ihren weiteren gemeinsamen Weg anging. Es mochte rüde wirken, aber so war er gestrickt. Statt also abzuwarten, wandte er sich an Thorben und streckte die Hand nach dem rosa Plüschbommel aus. "Darf sehen?"
Ein Autoschlüssel eines Opel, noch weitere Schlüssel und ein sehr deutsches 'Tussi on Tour'. Er zog den Schlüssel seiner Ducati aus der Jacke, den er als Andenken behalten hatte und an dem ebenfalls ein kleiner Schlüsselanhänger baumelte. Weniger Plüsch und weniger Rosa, aber eindeutig die gleiche Sorte Schlüsselring. Seiner war ein einfaches Lederdreieck mit dem Logo der Firma Ducati. Er zeigte die beiden Schlüsselbunde Thorben zum Vergleich. "Nicht von hier. Wo hast du gefunden?", wollte er dazu wissen und hoffte, dass der kleine Mann diese Sprache besser verstand als er sie selbst sprach.
Zuletzt geändert von Jakob von Nagall am Mittwoch 1. Juni 2022, 13:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Aria
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Gebannt sah sie zu, wie Jarel das Vieh erledigte und dann zu ihr kam. Er besudelte ihr Kleid an den Seiten. Unter anderen Umständen hätte sie das interessiert und wäre bedacht gewesen, sich so schnell wie möglich umzuziehen, doch gerade war es egal. Sie nickte auf seine Frage hin. Er beeilte sich zu Slava zu kommen, der verletzt war. Im nächsten Moment reichte Jake ihr den Dolch, welchen sie wieder an der Seite ihres Gürtels verschwinden ließ.
Danach half sie Slava zu versorgen. Karel hatte ihn aufgerichtet und Aria ihm den Verband angelegt nachdem alles gesäubert wurde. Jake kümmerte sich um Slavas Kopf.
Sie trugen ihn zu einer anderen Stelle und dort beschloss Aria bei dem Krieger zu bleiben. Denn schon wieder sah sie, wie Jake es mied sie anzusehen. Wie er ihr auswich. Sie ahnte warum es so war und widmete sich dann einfach Slava.
Sie sah ihn an, wie er so auf der Seite lag und begann vorsichtig den Dreck aus seinem Gesicht zu wischen. Aria wischte mit einem feuchten Tuch einige Blutflecken aus seinen Zügen und klaubte hier und da etwas Wald aus seiner Kleidung.
Es lenkte sie wunderbar von Jake an und außerdem hatte auch dieser Mann Ihr bereits einmal das Leben gerettet. Dass er einer der Guten war, hatte ihr Herz für ihn geöffnet. Aria kontrollierte zwischendurch ob er noch gleichmäßig atmete und fühlte sanft an seiner Stirn in der Kopf heiß wurde. Dabei strich sie dann zärtlich über seine Schläfe und betrachtete ihn nun etwas näher. Er erinnerte sie stark an Ubbe. Diese harten Züge und die kleine Falte zwischen den Augenbrauen glichen sich sehr wenn man genauer hinsah. Manchmal strich sie Ubbe über diese Zornesfalte um ihn daran zu erinnern dass das Leben nicht nur aus Blut und Kampf bestand. So tat sie es nun auch bei Slava, während sie so neben ihm kniete und darauf wartete dass er die Augen öffnete.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Als Slava zu sich kam zeigte er es zunächst nicht. Ganz ähnlich wie Jake zuvor. Den Reflex zu unterbinden, gleich die Augen aufzuschlagen und sich zu bewegen hatte man ihm abtrainiert, da war er noch jünger gewesen, sehr viel Jünger. Über die Methoden verlor er kein Wort, aber Pfefferspray und Fußtritte waren ein essentieller Bestanteil gewesen. Später half es ihm allerdings bereits in so vielen Situationen nicht den Kopf zu verlieren und den entscheidenden Vorteil auf seine Seite zu ziehen, dass er das grausame Training auch selbst jederzeit bei neuen Rekruten angewendet hätte.
Es folgte die übliche Bestandsaufnahme. Wo war er? Was umgab ihn? Wie lange war er weg gewesen? War er verletzt? Wie war die Situation?
Das offensichtlichste zuerst. Es spürte den Schmerz am Bauch und Brustkorb, an den Hieb erinnerte er sich nicht, er musste kurz danach aufgeschlagen sein, das Kurzzeitgedächtnis war gelöscht worden, aber der pochende Schmerz erstreckte sich quer über den Torso, war aber wohl versorgt worden. Sonst... er atmete ruhig und flach weiter, spielte noch eine Weile den Bewusstlosen, aber er ahnte auch so, dass auch wenigstens ein paar Rippen einen Knacks hatten. Und sein Schädel hatte sicher eine Beule. Den Sturz und die Wucht, die ihn zu Boden befördert hatte, konnte er damit so langsam rekonstruieren. Es war wohl noch recht glimpflich für ihn ausgegangen. Sie hatten ihn zum Glück auf die Seite gelegt, jemand hatte wohl mitgedacht. Erbrochen hatte er nicht, auch ein gutes Zeichen, und die Lage entlastete die Bauchdecke.
Aber sein Kopf schien weiter keine Schäden davongetragen zu haben. Ja, er war eine Weile Bewusstlos gewesen, eigentlich immer ein Grund zur Sorge, aber nun war er sowohl zeitlich, also auch räumlich und zur Person orientiert. Er würde sich die nächsten Tage selbst überprüfen, die Symptome einer Hirnblutung kannte er, aber er blieb vorsichtig optimistisch.
Wie viel Zeit vergangen war würde ihm später der Sonnenstand sagen müssen, aber insgesamt schien Ruhe ins Lager eingekehrt zu sein. Er konnte irgendwo Stimmen hören, von Jarel, Jake und Thorben. Sie hatten also, was es auch immer gewesen war, erfolgreich bekämpft. Auch ohne ihn.
Eine Stimme fehlte, aber wo sie war sagte ihm etwas anderes. Dazu musste er sie gar nicht sehen. Allerdings konnte er sich gerade eine derartige Umverteilung seines Blutvolumens nicht erlauben. Also wohl wirklich Pheromone. Und wahrscheinlich konnte sie nicht einmal etwas dafür, das war kein Parfum, ihr Körper produzierte die wohl einfach über die Maßen. Damit konnte man sich in so einer Welt auch das Leben verderben. Für ein Mädchen sicher nicht leicht.
Trotzdem, eine Umverteilung seines Blutvolumens wie sie es auslöste, konnte er sich derzeit nicht leisten. Es kostete ihn wieder Beherrschung, dagegen anzukommen, langsam hatte er aber Übung darin, zu trennen.
Sie war bei ihm geblieben, währen die anderen ...irgendetwas taten, das konnte er von hier aus nicht erkennen. Nun hatte er doch die Augen aufgeschlagen, atmete etwas tiefer durch, zum einen um sie nicht zu erschrecken aber auch um seine Vermutung zu überprüfen. Ja, ein paar Rippen waren wohl angebrochen.
Vorsichtig stemmte er sich ein wenig hoch. Kreislauf soweit in Ordnung, aber er hatte Blut verloren, es war kalt... Nein, vielleicht lag es nicht am Blut, er hatte sein Hem und seinen Pullover verloren. Probeweise hustete er, aber auf seinen Fingern war kein frisches Blut zu sehen, nur die verkrusteten Reste von zuvor. Gut. er tastete seinen Kopf ab... eine Beule am Hinterkopf, etwas verkrustetes Blut. Er war also tatsächlich aufgeschlagen, aber wohl eher auf Waldboden denn auf Sein, andernfalls sähe er jetzt anders aus.
Nun dreht er sich auf den Rücken um besser sehen zu können, sein Blick wanderte über das Lager, das fast nach dem gleichen Schema aufgebaut war wie immer. Nur ein grauer Leib lag noch da, und ein Kopf. Er würde es sich genauer ansehen müssen, was das für ein biest war. Aber nicht sofort. Nun setzte er sich ganz auf, langsam. Die Kraft musste aus den Armen kommen, die Bauchmuskeln durfte er nicht verwenden. wieder ein Rückschlag, er hatte erst vor einem Jahr wieder mit dem Training begonnen, nachdem sie ihn fast völlig Atrophiert aus dem Krankenhaus entlassen hatten. Ein guter Trainingszustand ließ sich auch bald wiedergewinnen, aber nicht wenn man sich ständig neu verletzte. Nun setzte er sich ganz auf um Aria besser sehen zu können.
"Geht mir schon wieder besser."
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Jarel Moore
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Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

Die Gruppe versorgte den Verletzen Hand in Hand. Jeder hatte seine Aufgabe, ohne es vorher abgesprochen zu haben. Besonders die Kleine kümmerte sich rührend.
Ein gutes Gefühl.
Der Zwerg moserte und zeterte, wollte den Söldner bereits vor seinem Ableben beerben. Der Schattenläufer schmunzelte nur. Immerhin hieß das, dass es dem Zwerg gut ging. Beruhigend.
Noch besser wurde es, als Jakob ihn ansprach. Der Junge würde ihm folgen!
Statt mit vielen Worten zu antworten, legte er ihm nur die schwere, warme Pranke auf die Schulter und nickte ihm zu. Zeit zu unterhalten würde sie noch bekommen. Reichlich. Wahrscheinlich mehr, als den beiden lieb war.
Großartig! Er hatte einen Knappen. Und dann noch einen mit Potential. Sein Großkomtur würde es sicherlich freuen. Aber…was war mit dem Mädchen?
Dass Jakob und sie aneinander auf eine ganz besondere Weise hingen war offensichtlich.
Seltsamerweise drifteten Jarels eigene Gedanken unwillkürlich in Ljerkas Richtung ab.
Bevor er sich wieder in Grübeleien verlor, beschäftigte er sich lieber anders.
Slava war versorgt. Zeit sich um anderes zu kümmern.
Als erstes brachte er die Phiolen in Sicherheit, die im Verbandsmaterial gesteckt hatten.
Diese zu verlieren wäre eine Katastrophe. Während er das empfindliche Gut in seinen anderen Taschen verstaute, wurde Slava wach.
Er war bei Verstand und unterhielt sich mit Aria. Sehr gut. Der Ritter suchte den Blick des Söldners und nickte ihm erleichtert zu.
Jarels Blick fiel auf die Überreste des Flatterers. Kein schöner Anblick. Er würde das Vieh aus dem Lager schleifen müssen, bevor es anfing zu stinken.
Aber zuerst würde er nachsehen, ob sich nicht das passende Gegenstück zum Blutsauger in der Spalte darauf wartete, dass sie schliefen.
„Thorben?“, fragte er den Zwerg. „Hast du eine Fackel dabei?“
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Thorben Denger
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Noch etwas benommen, stolperte Thorben ins Lager und schnappte sich eine der noch wenigen, verbleibenden Flaschen Alkohols. Das, was er nach diesem Erlebnis so dringend brauchte! Gierig trank er und schlenderte zum Ort des Geschehens zurück. Als er an dem Leichnam des Flatterers vorbei kam, zog er seinen glücklicherweise unbeschädigten Silberbolzen aus dessen Brust. Und dann gab er dem Mistvieh noch einen ordentlichen, matschig klingenden Tritt, einfach nur für's gute Gefühl.

Dreisterweise versuchte Jake ihm plötzlich die Flasche abzunehmen. Seine verdammte Medizin! Man klaute einem armen, alten Krüppel doch auch nicht seine Krücke, oder?! Ein kurzes Hin und Her entstand und der Zwerg blickte grimmig zu Jake hinauf. Beinahe hätte Thorben dem Knappen gemeine Dinge verbal an den Kopf geworfen. Hätte der Typ doch eh nicht verstanden. Aber letztendlich sah der kleine Held doch die Notwendigkeit ein, dass man Slavas Wunden mit Alkohol reinigte. Er ließ los und schaute der davon eilenden Flasche sehnsüchtig hinterher. Nur mit einer Willensanstrengung winkte er ihr nicht noch zum Abschied mit einem vollgeschnodderten Taschentuch hinterher. Und da sollte nochmal jemand sagen, Thorben Denger wäre nicht selbstlos und der strahlendste Sonnenschein! Mit diesem Gedanken kickte er ärgerlich einen Tannenzapfen davon und fluchte, was das Zeug hielt.

Er beobachtete das Geschehen um sich herum für eine Weile. Jeder tat für Slava, was er nur konnte. Emsig wie die Bienen surrten sie um ihn herum, versorgten ihn, kümmerten sich um seine Wunde und die Prinzessin gab ihm sogar die ganz persönliche Behandlung. Glücklicher Kerl! Vielleicht hätte Thorben seinen Flug doch nicht entschleunigen sollen. Diese spezielle Behandlung hätte ihm auch durchaus gefallen.
Plötzlich stand Jake wieder vor ihm und nahm ihm die Sicht auf die rothaarige Schönheit, die er gedankenverloren betrachtete, während er mit seinem flauschigen Bällchen in der Hand gespielt hatte. Wieder blickte Thorben zu dem Knappen auf. Jetzt wollte der gierige Ritter in Spee auch noch dieses mächtige Artefakt unbekannter aber unendlicher Macht? Irgendwie hatte der Zwerg am Rande mitbekommen, dass Jake mit Jarel reisen und sich von ihm ausbilden lassen wollte. Brauchte er dieses rosane, quietschvergnügte Flauschding dafür? Hatte er es verloren? Misstrauisch beäugte er den Jungen, der wie immer kaum eine Emotion von sich gab. Bah! Der Kerl musste ja echt ne Kartätsche auf Parties sein!

Zögernd gab Thorben das flauschige Ding an Jake weiter. Irgendetwas daran faszinierte ihn ungemein und es war beinahe eine solche Überwindung für ihn, sich davon zu trennen, wie er es wohl bei einem goldenen Ring mit magischen Kräften verspürt hätte. Neugierig beugte er sich über die beiden Hände des Knappen, als dieser ihm beide Objekte zeigte. Der Junge hatte sowas ähnliches!
Unter buschigen Augenbrauen blickte er nach oben, um in die Augen des jungen Mannes zu starren. Verschwörerisch raunte er.
"Was ist es? Ist es magisch? Schlüssel? Gestopftes Tier?"
Seufzend bemerkte er, wie die Sprachbarriere potentielle Antworten schwierig machen würde. Also drehte er sich halb in Richtung des Gebüschs, in das ihn der Schlag des Flatterers befördert hatte und streckte den Arm weisend dort hin aus.
"Lag da drin. Mehr von eurer Welt? Haben das verloren?"
An ein kurz zuvor offenes Portal dachte er in diesem Moment gar nicht. Noch war er der festen Überzeugung, dass Jake und Slava auf ihren pferdelosen Karren von den Sternen herab geflogen waren. Wie Jarel wohl hier her gekommen war? Hatte er darüber berichtet? Wenn ja, so war es dem Zwergen in diesem Moment entfallen. Aber dieses Schlachtross von ihm konnte bestimmt auch noch fliegen. So breit und groß, wie es war, hatte es bestimmt noch irgendwo Flügel versteckt.

Thorben ließ den Blick ein wenig schweifen. Schmerzen hatte er kaum welche, da er sehr glücklich gelandet war. Trotzdem verspürte er eine immense Müdigkeit in seinen Knochen. Zuviel Alkohol, zuviel Abenteuer. Als ihn dann auch noch Jarel nach einer Fackel fragte, ließ der Zwerg resigniert die Schultern hängen und holte aus einer der drei Schlaufen, am unteren, inneren Rand des Mantels, seine letzte Fackel hervor und reichte sie dem Ritter. Die machte den Braten nun auch nicht mehr fett, oder?
Der Tag verlief echt beschissen.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Thorbens Staunen über die Schlüssel war fast schon erheiternd, wenn da nicht der Anblick von Aria auf seine Netzhaut gebrannt gewesen wäre, die sich rührend um Slava kümmerte und fast schon zärtlich Schmutz und Blut aus seinem Gesicht wusch. Ob sie sich auch so hingebungsvoll um ihn gekümmert hatte? Bestimmt... aber wieso musste er dieses Privileg teilen? Ein seltsames Gefühl kroch durch seine Eingeweide, welches er noch nie empfunden hatte und es setzte auf die schwarze Liste zu Slavas Person noch einen weiteren Punkt. Er blinzelte, als Thorben wieder sprach und folgte dann mit den Augen dessen Fingerzeig zu jenem Busch, in dem er noch vor einigen Minuten unfreiwillig gelandet war. Langsam schüttelte er den Kopf. "Nicht magisch, aber Schlüssel. Für... hm...", er wandte sich zu Karren und Kutsche um, wies auf beide. "So, nur bewegt ohne Pferd. Damit öffnen und los.", gab er sich alle Mühe, denn es war eine willkommene Ablenkung. Der Anblick der jungen Prinzessin, die dort neben dem Soldaten saß, das blutige Tuch noch in der Hand, stachelte ganz neue Seiten in ihm auf. Mechanismen liefen an, die aus jedem Mann bei Bedarf einen Pfau, Gockel oder brunftigen Hirsch machten - ganz nach Situation.
Er zupfte an dem Plüsch. "Nicht echt. Von Frau." Er hielt wieder beide Schlüssel nebeneinander: seiner sehr minimalistisch, der rosa Plüschballon mit den verschiedenen Anhängseln daneben eher aufgebläht mit nutzlosem, vielleicht von jemand anderem als hübsch empfundenen, Tand. "Mann. Frau.", setzte er im Versuch einer Definition hinzu. Dann schnupperte er, rümpfte die Nase. Ein Parfumduft hing noch daran - oder der Geruch eines Duftbaums. Für Jakob machte es kaum einen Unterschied - Mief aus der Konserve. "Spezielle Frau...", murmelte er, wandte sich dann endlich dem Soldaten und der Prinzessin zu, die sie immer noch interessiert beobachteten.
"He Slava!", rief der sonst eher stille Knappe unerwartet volltönend und schickte schon im Rufen den Schlüsselanhänger in einem recht gut gezielten Wurf auf einen Parabelflug in Richtung des Älteren. "Fang. Hast was verloren." Die sonst meistens zu einem leisen Murmeln gesenkte Stimme Jakobs, entpuppte sich einmal aus dem Bauch heraus benutzt, als offenkundig geschult darauf, Worte - in seinem Fall liturgische Gesänge - zu tragen. Bei Jakob wie so oft eine Frage des Willens, nicht des Könnens. Seine Sorge um die Gesundheit des Anderen hielt sich nebenher ganz offensichtlich in Grenzen oder er verdrängte sie aktuell recht gut. Von außen betrachtet wäre er sich wohl peinlich pubertär vorgekommen, aber gerade hielt er es für einen ausgezeichneten Witz. Zu spät fiel ihm ein, dass Aria mit dem Schlüsselanhänger, seiner Bedeutung und entsprechend der Implikation wohl überhaupt nichts würde anfangen können, hatte er die zugehörige Erklärung ja nur Thorben gegeben. Aber sei es drum. Sein Blick blieb kurz an ihr hängen - selbst besudelt mit Blut und Schmutz nahm ihm ihr Anblick den Atem und wollten ihre Blicke ihn zu den unmöglichsten Aktionen reizen.

Früher hatte er sich oft gefragt, wieso sich junge Männer in Gegenwart mancher Frauen aufführten wie Vollidioten. Jäh erinnerte er sich an Seth, den Knappen, mit dem er Zelle, Zeitplan und die meisten Dienste geteilt hatte. Das nächste an einen Freund, was Jakob jemals besessen hatte, auch wenn ihre Kameradschaft anfangs schlicht erzwungen gewesen war. Er sah ihn vor sich, hoch auf der Mauerkrone, einen Fuß auf je einer Zinne und lautstark heulend, als sei er ein Wolf und der hoch über ihnen leuchtende Mond müsse besungen werden. Unter ihnen stiegen Ritter in zwei Vans, dazwischen Nila. Nila, die in ihrem Alter war, aber längst das Kreuz trug. Nila, die als jüngster Mensch in der Geschichte des Klosters die Weihen empfangen hatte und die kämpfen konnte wie eine besessene Amazone. Deren Hass auf Vampire ähnlich tief reichte wie Jakobs, die ihn allerdings in Trainingsehrgeiz kanalisierte und nicht wie er in Widerstand und Bitterkeit. Nila, die niemals zu lächeln schien und die auch jetzt einen Blick herauf schoss, der Flammen zum gefrieren gebracht hätte. Nila, in die Seth fürchterlich verknallt war - verstand niemand außer er selbst - und die so unerreichbar für den anderen Knappen war, die der Mond, den er anheulte. Die Tochter des Großmeisters, wie geschaffen selbst irgendwann den Zweihänder des Vaters zu ergreifen und ihre Orden zu führen. Nicht nur eine andere Liga, sondern ein anderes Spiel. Was Seth nicht juckte. Jakob erinnerte sich, dass der andere Knappe getroffen von den eisigen Blicken theatralisch die Hand an die Brust gelegt hatte und rückwärts von den Zinnen "gefallen" war. Jakob hatte ihn auf dem Wehrgang gepackt, doch sie wären beinahe beide in den Hof gestürzt und während er sich noch gefragt hatte, wie viele Knochen sie sich dabei wohl gebrochen hätten, kreisten Seths Gedanken nur um die Frage, ob er Nila wohl beeindruckt oder sie wenigstens Angst um ihn gehabt hatte.
Er hatte es nie verstanden. Bis heute.

Der kurze Wortwechsel mit Slava hatte ihn nun unerwartet heftig aufgepeitscht, doch Jarels wortlosem Eingreifen beugte er sich fast sofort. Er wusste eigentlich, dass er selbst gerade ziemlich abgefuckt war und auch einem verwundeten Slava nicht viel entgegen zu setzen hatte. Der Soldat war schlicht und ergreifend der bessere Nahkämpfer, auch wenn dieses Wissen Jakob keinesfalls aufgehalten hätte. Dazu war er bei weitem zu impulsiv, wenn man ihn einmal so weit hatte.
Jakob ließ seinen eigenen, nutzlos gewordenen Schlüssel, um den sich seine Finger schmerzhaft geschlossen hatten, wieder in der Jacke verschwinden und wies mit dem Finger die Richtung. "Ist wohl dort im Gebüsch aufgetaucht. Vielleicht ist das Loch noch da...", schnappte er feindselig, kam damit aber der Frage, die unweigerlich kommen würde, zuvor. Sollte Slava doch nachschauen, ob es dort ein Loch zurück in ihre Welt gab und einfach verschwinden. Er würde dem nicht nachgehen. Wieso auch? Was sollte er dort noch wollen? Er hatte seine Entscheidung getroffen und als Einzelgänger, der er immer gewesen war, vermisste er dort nichts, was es hier nicht auch gab. Vielleicht gab es hier ja sogar mehr für ihn, als es in seiner Welt jemals der Fall gewesen wäre.
Noch einmal sah er zurück. Arias Blick hielt ihn wie so oft an diesem Nachmittag fest und fast schien es, als würde einer seiner Mundwinkel zucken. Doch vielleicht auch nur ein Schatten, immerhin fiel die Dunkelheit rasch...
Vor sich hin knirschend, setzte seine Arbeit fort, mit der er vor dem Angriff begonnen hatte: Holz zusammen tragen, kleiner brechen, einen Kreis aus Steinen legen. Entzünden konnte es wer wollte, er sicher nicht. Überhaupt trug er zum diesem Abend nicht mehr viel mehr bei. Medikamente und die überstandene Infektion saßen ihm noch in den Knochen, sodass er sich beizeiten in eine Decke gehüllt zusammen rollte und einfach nur schlafen wollte. Dabei wählte er einen Flecken in Arias Nähe, angezogen vom grünen Feuer ihrer Augen wie eine taumelnde Motte. Sein Körper verlangte nach Ruhe, aber er verlangte auch nach der Umarmung ihrer Präsenz, ob diese jetzt magisch war oder wie Slava vermutet ein Produkt von Pheromonen. Es war gleich. Er wusste nur, dass diese Präsenz ihm die Träume nahm und Ruhe schenkte. Er fürchtete den Schlaf noch immer, aber in Arias Nähe blieben die schlimmsten Träume aus und so ließ er sich einfach erschöpft in die Umnachtung ziehen.
Zuletzt geändert von Jakob von Nagall am Mittwoch 8. Juni 2022, 13:33, insgesamt 1-mal geändert.
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