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von/nach:
aus der Hauptwache
Datum: späterer Nachmittag/früher Abend des 12. August 1278
betrifft: wer will...
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Slava verließ die Wache, kommandierte noch einen kleinen Trupp der Männer des Regenten ab um ihn am Hafen zu unterstützen und machte sich dann auf dem Weg zum Lagerhaus, in dem sie die Kisten vom erbeuteten und zuvor gekaperten Schiff der Nilfgarder eingelagert hatten. Dieses mal hatte er den festen Entschluss gefasst, sich nicht ablenken zu lassen und die Kisten nun wirklich zu öffnen.
Ein Kribbeln direkt zwischen den Ohren lenkte Slava ab. Oft war das noch nicht vorgekommen, aber der Spion wusste zumindest, was das bedeutete.
Jemand versuchte Kontakt mit ihm aufzunehmen. Und das mit Hilfe des Ringes, dessen schwere goldene Version er am Finger trug.
Zum Glück war das Gespräch bereits vorbei, andernfalls wäre es ihm vermutlich schwer gefallen sich weiter unauffällig zu verhalten. Dass es der Ring war der ihn rief bemerkte er auch erst mit dem zweiten Gedanken, zu ungewohnt war das Gefühl. Er konnte nun der Elf sein, der sicherlich der talentiertere von beiden war und trotzdem war er sich absolut sicher, dass es Jarel sein musste, der ihn rief. Er fluchte einmal lautlos, dann konzentrierte er sich, wie früher schon einmal al er versucht hatte dem Controller etwas entgegen zu setzen und fragte in Gedanken was los sei.
Er bewegte sich ohnehin langsam, aber die Männer des Regenten eskortierten ihn wie eine Staatsperson, so dass ihnen sofort auffiel, dass etwas nicht stimmte, als Slava stehen blieb.
"Ser, alles in Ordnung?" wollte ein Hauptmann wissen.
"Ja. Ich muss nur mal durchatmen, langer Tag."
log Slava abermals. Dann setzte er seinen Weg fort. Es war ein wenig als wäre beim Autofahren mit dem Mobiltelephon am Ohr unterwegs. Nur war es nicht ganz so schnell, dafür war diese Art des 'telephonierens' deutlich verwirrender.
"Slava..."
Es war tatsächlich Jarel. Er klangt mühsam beherrscht, beinahe kalt, als würde er gekonnt jede Emotion im Keim bekämpfen.
"Verzeih die Störung, aber ich muss dich warnen. Halte dich von der Komturei fern und vor allem von von Herrenloh.", erklärte die Stimme in Kopf des Spions leise, aber deutlich warnend.
Slava schwante bereits schlimmes. Elurin war noch nicht zurück aber Jarels Stimme, oder das was er in seinem Kopf davon wahrnahm, klang besorgniserregend. "Was ist passiert?"
"Er hat mich festgesetzt.", war die knappe, nüchterne Antwort.
Und das von dem Schattenläufer, der mit dem Eingesperrt sein nicht gut klar kam. Auch nicht mit engen Räumen.
Dafür klang er nun wirklich sehr kontrolliert.
Wäre er nun in Gesellschaft gewesen, man wäre absolut verwundert gewesen. Er wollte noch einmal fluchen, in Gedanken tat er das wohl auch. "Verhaftet? Darf er das denn? Ich kann jemanden schicken und deine Auslieferung verlagern? Soll ich wen schicken?" Und dabei dachte er nun eher an etwas anderes als einfach Soldaten. Er wuße noch nicht wozu dieser Nikolavo im Stande war...
Es dauerte einen Moment, bis er Antwort bekam.
"Er darf. Er ist Großkomtur. Und nein. Halte deine Leute von der Komturei fern. Alles andere würde nur zu vermeidbaren Verlusten führen."
Wobei Jarels in Gedanken eher eine Art Bürgerkrieg vermuteten als eine überschaubare Prügelei. Und das wollte er nicht. Nicht auf seiten seiner Brüder und vor allem nicht auf Slavas Seite.
"Hol nur Schura und Viktor hier raus. Ich weiß nicht was geschehen wird. Und..."
Es folgte eine unangenehme Pause, in der Jarel einmal mehr mit seiner Beherrschung kämpfte.
"Ich wollte das du weißt, ich hatte nie vor dich zu verlassen."
Nun musste Slava ein wenig nachdenken und ließ sich Zeit. "Ich will es auch nicht beenden und ich gebe mir wirklich Mühe, ich war ehrlich und werde es auch weiter sein. Aber es wird weitere Situationen geben wie diese. Was getan werden muß um die Stadt zu schützen werde ich tun. Selbst wenn das bedeutet, einen Halbwüchsigen zu töten. Ich werde nicht vorgeben, ich würde das bereuen, das würdest du mir ohnehin nicht glauben." Dazu wurde er ausgebildet. Das zu tun wozu kein anderer bereit war.
„Du hast ein Problem gelöst, auf deine Art. Eines, das ich allein nicht zu lösen imstande gewesen wäre. Ich akzeptiere das.“
Er klang ehrlich, versöhnlich und auch sehnsüchtig.
“ Hol deine Leute hier raus und pass auf dich auf.“
Einen Moment hielt Jarel die Verbindung noch aufrecht, zögerte.
Er war sich nicht sicher, aus dieser Situation wieder raus zu kommen.
Eher im Gegenteil.
So wie Wenzel sich verhielt, würde er vielleicht für immer vom Spielbrett verschwinden.
Und wenn dem so war...
„Ich liebe dich, nin faron.“
... dann sollte dies nicht unausgesprochen bleiben.
Slava schluckt. Das klang viel zu sehr nach einem Abschied für immer. "Ich hole sie raus..." das schien Jarel wichtig zu sein, aber er würde nicht versprechen, nichts zu unternehmen. Seinerzeit hätte er die Welt auf den Kopf gestellt nur um seinen besten Freund zu retten, wer wäre er, wenn er nicht mindestens das gleiche versuchen wurde um seinen Verlobten vor der Schlinge zu retten? "Ich liebe dich auch!" gab er zur Antwort.
Noch einen Moment lang hielt Jarel die Verbindung, dann ließ er die Konzentration fallen und öffnete die Augen wieder.
Sie konnte es nur so weit kommen...
Die Verbindung brach ab, und hätte Slava auch nur über eine Spur magisches Talent verfügt, vermutlich hätte sein reiner Wille die Komturei eingeebnet. So geschah... nichts. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Er setzte seinen Weg fort und stellte fest, dass sie bereits vor dem Tor des Lagerhauses angekommen waren.
"Öffnen!" kommandierte er eine Spur härter als nötig. Er war wütend, wütend auf von Herrenloh, wütend auf diesen verfickten Flammenorden. Und es war nicht gut, ihn wütend zu machen.