Das Rücker Anwesen

Velen ist die nordwestlichste Landschaft der Königreichs Temerien im Mündungsgebiet des Pontar. Sie grenzt, durch den Pontar getrennt, im Norden an das Königreich Redanien und im Westen an das Nördliche Meer. Zudem ist Velen durch zwei große Brücken mit Oxenfurt und Novigrad verbunden und ist daher ein wichtiger Handelsdurchgang zwischen Temerien und Redanien.
Velen wurde von Krähenfels aus regiert - Krähenfels ist eine Palisadenfestung im Herzen Velens mit ungefähr 50 Einwohnern. Der Blutige Baron, der in Krähenfels regierte, ist allerdings für unbekannt Zeit verreist.
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Aria
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Sie starrte in die Dunkelheit des Brunnens. Er war so tief und schwarz und unergründlich. Kein Licht drang nach unten und es schien als ob diese Dunkelheit einen nach unten zog. Dann ergriff etwas ihre Hand, verflocht sich mit ihren Fingern und zog am ihrer Hand. Als sie sich endlich von der Dunkelheit lösen konnte und an ihrer Hand entlang blickte, sah sie dass es Jake war. In der nächsten Sekunde schloss sich sein anderer Arm fest um ihre Taille und zog sie zu sich. Sie prallte sanft an seine Brust und verfing sich in seinem Blick. Sein Geruch stieg ihr in die Nase und nun war sie ihm näher als je zuvor. Ihre Gesichter, nur einen Hauch voneinander entfernt. Ihre Herzen aneinander gepresst und im Einklang schlagend. Ihre Seelen verwoben wie die Finger ihrer Hände.
Die Welt um sie herum brennend und verrückt geworden, während sie beide nur sich sahen.
Ihre freie Hand hob sich und strich ihm über seine Wange.
Erst jetzt drang Jakes Frage zu ihr durch. „Ich weiß es nicht Jake…aber das hier it’s kein Trick….es muss irgendwas mit diesen beiden jämmerlichen Gestalten zu tun haben….der Mutter und dem Kind! hast du sie gesehen? Sie haben ihre Hände nach dem Hexer ausgestreckt…“ Sie nickte zu Reu „Er ist der einzige der es am ehesten versteht…es ist sein Beruf“ während sie sprach kam sie wieder näher an Jake heran, sprach langsam und bedacht, sodass er sie hoffentlich verstand. Niemals hatte sie seine Hand losgelassen. Nun hob sie die Hände zwischen die beide und legte sie auf ihre Brust „Diese Welt ist voller Dunkelheit und Monster…wenn du mich nicht weggezogen hättest wäre ich wahrscheinlich in den Brunnen gesprungen….irgendetwas Dunkles wohnt dort…“ Sie schauderte und wich nun ein paar Schritte, ihn mit sich ziehend. Dann holte sie die Wirklichkeit wieder ein. Die Stimmen wurden lauter, die Prügelei von Slava und Reuven zog ihre Aufmerksamkeit auf sie.
Der Hexer ging zu Boden, in Aria kochte wieder Wut auf . Wut…ein Gefühl dass sie nur selten in sich trug. Nun spürte sie, welche Stärke sie einem verleihen konnte. Aria sah Jake an, auch er war aus dieser fremden Welt gekommen…doch er führte sich nicht so auf wie Slava. Es reichte ihr…sie sog die Luft scharf ein, entwandt sich Jakes Griff und ging gerade auf Slava zu. Sie war wesentlich kleiner als die beiden Streithähne, aber ihre Aura verlieh ihr eine gewisse übernatürliche Größe auch wenn die beiden immer noch zu ihr hinab sehen mussten. Entschlossen stellte sie sich zwischen die beiden und fixierte Slava wie eine Raubkatze ihre Beute.
„Wage es nicht noch einmal!“ Durchschnitt ihre klare Stimme die Luft. Dann legte sich ihr Zeigefinger bestimmt auf auf seine Brust „wer glaubst du wer du bist? Du hast keine Ahnung von dieser Welt!!! Er…“ sie deutete auf Reuven „…ist der Einzige der hier weiß was zu tun ist!“
Die zierliche Frau reckte ihr Kinn nach vorne und schob Slava entschlossen einen Schritt nach hinten. Wahrscheinlich war der imposante Jäger mehr überrumpelt als eingeschüchtert. Dennoch grub sich ihr grüner, funkelnder Blick stechend in die Augen des Fremden der sie zuvor gerettet hatte. „Du lässt deine Finger jetzt von ihm!“ Die unausgesprochene Drohung war deutlich zu spüren. Dann löste sie sich von Slava und drehte sich dem Hexer zu „sag uns was zu tun ist! Ich bezahle dich wenn wir alle überlebt haben!“.
Aenye war nun zu Thorben in das Haus gefolgt und Aria drehte sich in die Richtung des Hauses um noch zu sehen wie sich hinter den Elf die Türe schloss.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Sie ließ sich fast widerstandslos vom Brunnenrand wieder herunter ziehen, sah ihn mit ihren leuchtend grünen Augen an und berührte dann plötzlich sanft sein Gesicht. Ein paar Herzschläge lang hätte die Welt einfach in Chaos und Blut untergehen können, es wäre ihm nicht aufgefallen. Er wusste, dass es falsch war, sie so nah an sich heran zu lassen - sowohl körperlich als auch emotional - aber für diese wenigen Herzschläge konnte er einfach nicht anders als ihre Nähe auf sich wirken zu lassen, ihren Duft zu atmen, der trotz der für sie inzwischen lagen Reise immer noch den Hauch von Blumen mit sich trug. Es kostete ihn alle Kraft, sie nicht noch näher an sich zu ziehen, doch sie dachte nicht daran, ihnen wieder Abstand zu verschaffen - ganz im Gegenteil. Und fast hätte er ihre Antwort einfach überhört.
Etwas Dunkles lauerte dort im Brunnen und es hatte mit den beiden Geistergestalten zu tun? Er krauste die Stirn und langsam setzte sich die Rädchen in seinem Kopf wieder in Bewegung, drangen die Vorgänge der Umgebung wieder zu ihm durch. Er hörte Aenyes Stimme und sie nannte den Fremden Vatt'ghern, das Wort, das sie auch für ihn gebraucht hatte. Das weckte seine Aufmerksamkeit und schließlich riss Slava diese ganz an sich, denn er attackierte den Mann ohne wirkliche Vorwarnung und dieser landete wie Jakob noch tags zuvor Nase voran im Dreck. Einerseits ein Umstand, den Jakob zunächst nicht als dramatisch erachtete, denn der Fremde war eben genau das: ein Fremder, der sich einmischte und dabei mit Überheblichkeit glänzte. Nichts was Jakob begrüßte, allerdings machte Aria sich sogleich von ihm los und auch Aenye blaffte Slava an.
Das die Prinzessin so einen Ton anschlagen konnte, überraschte den Knappen durchaus und es war ihm fast, als übe ihre Stimme dabei einen zusätzlichen Druck in seinem Kopf aus. Auch der Soldat wirkte durchaus überrascht und auch wenn Jakob ihre Worte nicht verstand, ihr Tonfall machte klar, dass der Fremde in diesem Moment höher in ihrer Gunst stand als andere Anwesende. Ein wenig Schadenfreude konnte Jakob nicht unterdrücken.

Alle Augen waren entsprechend auf die Prinzessin gerichtet, Jakob wandte dem Brunnen wie die meisten den Rücken zu. Was es war, das an seinem Schädelinneren kratzte und ihn in dem Moment den Kopf wenden ließ, als eine fürchterlich vertraute, kindliche Gestalt sich von dessen Rand abstieß und auf ih zuschnellte, wusste er im Nachgang nicht zu sagen. Jedenfalls bemerkte er sie und so gelang es ihm wie durch ein Wunder, den Körper zu zu drehen, dass die wie eine Lanze heran schießende Hand vor ihm die Luft teilte, anstatt sich in seinen Torso zu bohren und sein Herz zu zerquetschen (96/100).
Er machte einen Sprung zurück, dann einen weiteren, bevor Lydia ihm nachsetzte.
Lydia van Ameln, die Königin der Nacht, der erste unter den Todesengeln Gabriels. Ein Fleisch gewordener Alptraum im Körper einer kindlichen Frau. Ihre zarten Glieder steckten in eng anliegendem Leder, ihr blondes Haar war lose aufgesteckt, in ihren schwarzen Augen loderte die Blutgier. Jakob wusste, dass sie nicht echt sein konnte, denn es war trotz der Gewitterwolken Tag und sie zerfiel nicht zu Staub. Dennoch hatte er das untrügliche Gefühl, dass sie sein Herz zerstören würde, ließe er sie auf Armeslänge heran kommen. Ihre Art, Menschen zu töten.
Er langte nach seinem Schwert, verfluchte sich dafür, es zurück gesteckt zu haben und riss es im letzten Moment samt Scheide von seinem Rücken, um es ihr gegen die Rippen zu schmettern (35/100). Der Schlag hatte wenig Effekt, dafür fegten ihre langen Nägel über seine Brust und zerfetzten Stoff und Haut. Jakobs Ausbildung hatte längst die Regie übernommen, ließ ihn für fremde Augen fast übermenschlich schnell ausweichen und ihre Klauen mit dem Schwert in der Scheide ablenkend, während seine Lippen sich unablässig bewegten.
Endlich schaffte er es, seine Waffe zu ziehen, drehte sich einmal um sich selbst und schmetterte ihr dabei den Knauf mit dem Kreuz der Templer vor die Brust. Sie kreischte, die Stelle zischte geräuschvoll, nur machte es sie leider auch noch wütender. In einer eleganten Drehung wirbelte sie herum, glitt in seinen Rücken.
Sie greifen euch von hinten.
Jakob folgte ihrer Bewegung fast ebenso schnell und fließend, ließ das Schwert aus der Rückhand herum fahren (76/100). Doch Lydia duckte sich, griff nach oben und hatte sogleich seinen Schwertarm im eisernen Griff ihrer kleinen Hand.
Wie konnte so eine kleine Hand nur so zupacken?
Ein Gedanke, der ihn sogleich durchzuckte: sie hatte eine weitere Hand frei und er eine offene Blöße unter dem erhobenen Schwertarm.
Er war tot.
Der Revolver hing mit der Jacke in der Scheune.
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Reynegh
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Er brauchte einen Moment, um sich von dem Schrecken zu erholen, den der Anblick seiner verwelkenden Schwerthand in ihm ausgelöst hatte und so gingen die Dinge für eine Weile ohne ihn ihren Weg. Doch die Menschlinge schienen sich bestens ihrer Haut erwehren zu können, sowohl gegen die Schatten des Geistes als auch gegeneinander. Kurz erwog er daher, sich einfach auf die Suche nach Venden zu machen, bevor der irgendwas anstellte. Immerhin hatte Reynegh inzwischen eine grobe Ahnung davon, was das Tier so nachhaltig verschreckt hatte: der ballonartige Geist sah im nachhinein betrachtet wie eine überdimensionale Version der Attrappen aus, die die Ausbilder seines Volkes verwendeten, um die Ereymiu für den Krieg abzurichten. Große, mit Stroh, Blut und Steinen gefüllte Beutel aus Rohhaut, die dicht an Gestelle gehängt waren, schwangen und sich drehten. Meistens noch bemalt mit Fratzen und behängt mit allerlei reflektierendem Stahlwerk. Hatte er gerade also einen Blick auf Vendens Alpträume geworfen? Und wenn es Ängste waren, die der Geist benutzte, war seine verwelkende Hand dann überhaupt wirklich welk?
Reynegh bleckte die Fänge und schloss die Finger fester um sein Schwert. Der Schnitt schmerzte, aber sonst fühlte sich alles an wie immer. Er würde einfach nicht mehr hin sehen. Statt dessen blickte er also über den Platz, gerade als der Elf sich anschickte, das Haus zu betreten. Reynegh entschied, sie zu begleiten, denn zum einen hatte er gerade schon festgestellt, dass sich die Menschen ausreichend gut schlugen und zum anderen gehörte das Spitzohr in dieser Welt der Fraktion an, der sich Reynegh noch am ehesten zuordnen würde. Außerdem war der Zwerg verschwunden.
Er rappelte sich also hoch und lief mit langen Sprüngen, teilweise die freie Hand zu Hilfe nehmend, über den Hof zum Haus, um mit Aenye durch die sich schließende Tür zu schlüpfen.

Drinnen heulte noch immer der Geist, klapperte mit den Läden und polterte mit den Möbeln. Reynegh war nicht furchtsam, aber die Erscheinungen machten dennoch, dass sich ihm das Fell sträubte. Blitze und Elmsfeuer krochen über die verschimmelten Wände, es roch wieder nach Blut und auch nach Milchbrei. Ein Kind schrie irgendwo weit entfernt.
Langsam tasteten sie sich vorwärts, folgten den Spuren von Aenyes erstem Besuch und Thorbens breiten Füßen im Staub. Etwas war hier, um sie herum - er könnte es in den Schnurrhaaren und entlang der feinen Verästelungen in seiner Schädelhöhle fühlen. Als habe der Ort eine andere Luftdichte oder -zusammensetzung. Es roch nach Staub und Ozon.
Sie betraten das Esszimmer mit dem polierten Tisch, auf dem kein Staubkörnchen lag. Am Kopfende saß Thorben oder besser eine reifüberzogene, kältesteife Version des Zwergs, mit weit aufgerissenen Augen. In seinem Bart klebte eine Mischung aus weißlichem Brei durchzogen von roten Rinnsalen, vor ihm stand eine Schüssel mit ganz ähnlich aussehendem Inhalt. Darüber schwebte ein Löffel in einer grünlich verdichteten Wolke, die mit viel Fantasie eine Hand darstellen mochte. Der Geist heulte und lachte wild, während er proklamierte:
"EINEN für MAAAMAAAAHAHAHAHA!"
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Thorben Denger
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"Du musst etwas essen, Thorben." sagte die freundliche Stimme seiner Mutter und hob einen Löffel mit Brei in Richtung seines Gesichts. Er konnte seine eigenen kleinen Händchen vor sich in Abwehr des heranrasenden Essens wedeln sehen. Doch konnte er sie nicht kontrollieren. Er war nur ein Zuschauer in diesem absonderlichen Spiel seiner Erinnerungen.
"Du musst groß und stark werden, mein kleiner Fratz. Nur große, starke Zwerge bringen es zu etwas im Leben."
Der erste Löffel fand seinen Mund und der widerliche Geschmack von Blut ließ seinen Magen rebellieren. Von außerhalb des kleinen Holzverschlags, der der Familie Denger als Heim diente, waren die Proteste und hasserfüllten Schreie der Menschen zu hören, die wieder einmal durch die Straßen Wyzimas zogen und keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen die Anderlinge machten.

Die Szene wechselte zum Inneren der kleinen Werkstatt, die sein Vater an die zugige Hütte angebaut hatte und in der er seinem Erfindungsdrang freien Lauf lassen konnte. Thorbens Vater war nie zu harter, körperlicher Arbeit gebaut gewesen. Im Gegensatz zu anderen Zwergen war er dürr und schwach, hatte aber einen wachen Verstand gehabt. Immer wieder setzte er neue Ideen in die Tat um, doch niemand in Wyzima interessierte sich für die Erfindungen eines verrückten Kleinwüchsigen. Die Familie unterstützte die Passion von Anders Denger, wo sie nur konnte, aber Geld brachte sein ungewohnter Beruf nicht wirklich ein.
Schon in jungen Jahren hatte Thorben seinem Vater bei seinen Arbeiten geholfen. Anfangs nur als Handlanger, so wie auch heute. Wieder sah er seine noch so kleinen Fingerchen nervös über die raue Maserung des Holzes huschen, welches ein neuer, modernisierter Butterstampfer hatte sein sollen. Doch irgendetwas daran hatte nicht gepasst und der Mensch, der wütend und mit gerötetem Gesicht in der Werkstatt stand, brüllte dem Erfinder nun seinen Hass ins Gesicht, dass der Speichel dessen sorgenvolles Gesicht traf. Ohne es zu wollen, ohne etwas beeinflussen zu können, trat Thorben vor, so klein und so ängstlich. Aber mit dem Herz am rechten Fleck. Er selbst tat seine Unmut über diesen Menschen kund, wobei sich seine Stimme schwach und piepsig in seinen eigenen Ohren anhörte. Der Mensch zögerte nicht lange und verpasste Thorben eine schallende Ohrfeige. Dann noch eine und wieder eine. Tränen rannen über sein Gesicht und durch sie sah der Junge verschwommen zu seinem händeringenden Vater auf, der einfach dort stand und betroffen drein schaute, ohne sich gewehrt zu haben. Ohne seinen Sohn zu verteidigen.
Und wieder schmeckte Thorben das Blut in seinem Mund. Diesmal war es sein eigenes. Das aus der aufgeplatzten Lippe und der angebrochenen Nase troff. Ein Geschmackt, der weitere Erinnerungen wach rüttelte.

"Einer für Mama, hmm Thorben?"
Wieder kam der Löffel auf ihn zu und strafte ihn mit metallisch, bitterem Geschmack.

Schneller und schneller stürzten die Bilder auf ihn ein. Diesmal war er auf den Straßen des Ghettos unterwegs. Die dunkle, regnerische Nacht wurde vom Feuerschein vieler brennender Häuser geflutet. Ein weiterer Pogrom fand gerade statt und Thorben, nun ein, für einen Zwerg, sehr schmächtiger Jugendlicher, war mit einer Gruppe gleichaltriger Zwergen und Elfen unterwegs durch die Gassen. Sie hatten auch in guten Zeiten viel miteinander unternommen, waren so etwas wie Freunde geworden. Und nun waren sie überein gekommen, etwas zu tun. Gemeinsam schnappten sie sich einzelne Menschen, Zweier- oder Dreiergrüppchen von ihnen, und bearbeiteten sie mit Fäusten und Knüppeln. Dabei achteten sie nicht darauf, ob diese Dh'oine etwas mit den Ausschreitungen zu tun hatten oder nicht. Wenn die Menschen ihren Hass blind ausleben konnten, dann wollten sie es auch tun.
Thorbens Fäuste waren bereits abgeschürft und sowohl mit seinem, als auch dem Blut der Langbeiner benetzt. Die Mordlust stand in seinen Augen und er freute sich so sehr auf das nächste, wehrlose Opfer, welches er in den Schlamm und Unrat der Straße prügeln wollte.
Doch statt wehrloser Opfer traf seine Gruppe auf einen organisierten Mob der Dh'oine. Mit Fackeln, Mistgabeln und sogar einigen Schwertern und Äxten zogen sie durch die Straßen und Thorbens Gruppe war ihnen direkt in die Arme gelaufen. Das Gemetzel war brutal und äußerst einseitig. Blut spritzte, Knochen knackten und Thorben sah immer wieder, wie einer seiner Freunde mit blutverschmiertem Gesicht in den Schlamm stürzte und dort seinen letzten Atemzug tat. Er schmeckte sein eigenes Blut, welches von einer Schädelwunde sein Gesicht hinab floss und seinen noch flaumigen Bart benetzte. Er spürte, wie die Sicht erst rot, dann schwarz wurde, als ihn ein weiterer Schlag ebenfalls in den Unrat der Straße beförderte. Der Geschmack des Blutes war der letzte Sinneseindruck für diese Nacht gewesen.

"Einer für Papa, damit du eines Tages so schlau wirst, wie er."
Zum dritten Mal kam der Löffel auf ihn zu und Thorben sah, wie er ohne sein Zutun mit einer kleinen, kindlichen Hand dem Besteck einen Stoß verpasste und sich der Brei über den Tisch verspritzte.
"Ach Thorben,..." seufzte seine Mutter schwer und leidgeplagt. Ihr Gesicht kam in sein Blickfeld. Dieses gutmütige, breite Gesicht mit den rotblonden Haaren. Dem zarten Flaum auf den Wangen. Und einer Träne im Auge. Als Kind hatte er es nicht bemerkt, aber nun wusste Thorben genau, dass er das emotionale Fass seiner Mutter zu diesem Zeitpunkt zum Überlaufen gebracht hatte.
"Papa is' nich' schlau!" hörte er sich selbst sagen. "Ein schlauer Papa würde was richtiges arbeiten und sich nich' so rumschubsen lassen!"
Die Tränen seiner Mutter rannen nun in Strömen, doch sie behielt tapfer das Lächeln für ihn aufrecht.
"Eines Tages wirst du erkennen, dass Gewalt keine Lösung ist, mein Kleiner."
Zärtlich wischte sie ihm versprühten Brei vom Kinn, schob ihn dabei wieder in seinen kleinen Mund hinein. Und der Brei schmeckte nach Blut.

Wieder war er in der Werkstatt seines Vaters. Diesmal war er bereits ein erwachsener Mann und seine Eltern waren soeben an der Pest gestorben. Vielleicht hätten sie sich von der Krankheit erholen können, doch hatten sie kein Geld gehabt, um ausreichend Essen kaufen zu können. Die Menschen hatten die Preise für Anderlinge ins Unermessliche erhoben und Armut und Hunger trieben die Bewohner des Ghettos dazu, sich gegenseitig für ein Stück Brot zu zerfetzen. Thorben selbst hatte keine Arbeit gefunden, um die Familie oder sich selbst zu ernähren und hatte sich letztendlich dazu entschlossen, die Erfindungen seines Vaters fortzuführen. Und er war nicht einmal schlecht darin gewesen. Sein abstruser Verstand war wie gemacht dafür, um die Ecke zu denken.
Trotzdem tat er sich schwer daran, den Geräten und Vorrichtungen den letzten Schliff zu geben, damit sie letztendlich auch das taten, was sie tun sollten. Immer wieder tobte er wütend in dem kleinen Schuppen herum, wenn wieder etwas schief gegangen war. Der Hunger trieb ihn an und der Hunger machte seine Hände schwach und zittrig. Und jetzt und hier hatte er sich an diese große Armbrust gemacht, an deren Bauplan er nun schon seit Wochen herum getüftelt hatte. Die letzten Teile hatten wunderbar aneinander gepasst und mit nervös klopfendem Herzen spannte er über die Kurbel den Mechanismus. Das klackernde Geräusch der Zahnräder und das spannende Geräusch der frischen Sehne waren wie Musik in seinen Ohren.
Doch plötzlich knackte etwas. Die Kurbel wurde ihm aus der Hand gerissen und die Sehne schnellte mit aller Kraft zurück, riss mitsamt der Rolle aus dem Bogen der Armbrust und verpasste Thorben einen ordentlichen Schlag ins Gesicht. Zum elften Mal diese Woche war sein Werk misslungen. Tränen der Hilflosigkeit rannen über sein Gesicht und vermischten sich mit dem Blut, welches aus der Platzwunde und dem Schnitt an seiner Braue hinablief, seinen Bart benetzte und ihm erneut diesen so bekannten, metallischen Geschmack im Mund bescherte, den er so sehr hasste, wie nichts anderes auf der Welt.

Thorbens kleine Hände griffen nach der Schüssel und warfen sie um.
"Will nich'! Will nich' so sein, wie Papa!"
Der Brei verteilte sich über dem Küchentisch des familiären Heims seiner Vergangenheit. Seine Mutter ließ den Löffel sinken und schluchzte bitterlich. Die Hilflosigkeit stand ihr ins ausgemergelte Gesicht geschrieben. Dem Thorben des Hier und Jetzt, der nichts anderes tun konnte, als durch die Augen seines jüngeren Ichs zu schauen, ging ein Stich durchs Herz, als er die Verzweiflung seiner Mutter sah, an der er nicht ganz unbeteiligt gewesen war.
[94/100] Mit einer Willensanstrengung übernahm er endlich die Kontrolle über das Handeln. Seine kleine Kinderhand fuhr hinauf und berührte zärtlich die Wange seiner Mutter. Sie schaute ihn mit aller Liebe an, die nur eine Mutter zu ihrem Kind aufbringen konnte. Die Zuneigung vertrieb den Tränenschleier vor ihren Augen und erneut stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen.
"Es wird alles gut, Mutter." flüsterte Thorben mit seiner eigenen Stimme und die Erscheinung verblasste ins Nichts. Das lächelnde Abbild von Lieske Denger war das letzte, was von Wind und Staub davon getragen wurde.

Thorben zitterte. Sein ganzer Körper war eiskalt erstarrt und über und über mit Rauhreif bedeckt. Der imaginäre Haferbrei war aus seinem Bart verschwunden, obwohl der Geschmack des Blutes noch immer seinen Mund malträtierte. Die Hände hatte er flach auf den Esstisch gelegt und sie hatten tiefe Spuren im der dicken Staubschicht hinterlassen. Für den Moment war die Illusion gebrochen, die Macht des Geistes unterbunden und alle sahen, wie das Innere des Anwesens wirklich war.
Die Augen des Zwergen richteten sich auf Reynegh und Aenye. Der Atem vor seinem Mund kondensierte und kleine Frostkrümel lösten sich aus seinem Bart, als er mit brüchiger Stimme sprach.
"Lasst uns das zu Ende bringen!"
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Aenye an Invaerne
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Was Thorben sah konnte Aenye nicht ahnen. Die Geisterstimmen riefen, aber woran sich der Zwerg erinnerte blieb ihr verborgen. Erst ganz zuletzt, ehe der Zwerg sich aus seiner Starre löste und vor sich hin flüsterte: "Es wird alles gut, Mutter." erst da bekam sie eine Ahnung was dem Zwerg wohl begegnet war.
Dass auch Reynegh ihr folgte und seine Angst zu bekämpfen hatte, dass er seine Schwerthand verlöre, auch das blieb allein seiner Wahrnehmung vorbehalten.
Nur einen kurzen Moment war ihr schlecht, einen kurzen Moment, in dem es der Geist auch bei ihr versuchte, (24/100) das Gefühl, das etwas in ihr wuchs, einen Moment nur, die Gewissheit, es müsse das Kind eines Menschen sein, einen Moment lang überkam sie die Angst es könne wahr sein, aber dann besann sie sich. Alles was dazu nötig war war schon viel zu lange her, und sie hatte keinen Menschen an sich heran gelassen, nicht einmal den Nilfgarder Hauptmann, der ihr schöne Augen gemacht hatte. Es konnte nicht sein. Nur die Angst blieb ein wenig haften.
Dann löste sich auch Thorben aus seiner Starre.
"Lasst uns das zu Ende bringen!"
"Thorben, ein Hexer ist da... aber einer von der Katzenschule. Er sagt, er kann helfen. Ich trau ihm nicht ganz... aber vermutlich brauchen wir ihn wirklich... du musst kommen, ehe Slava und er sich umbringen."
Das musste als Zusammenfassung der letzten Ereignisse reichen.
Nichts über seinen Auftritt, nichts über den Rest.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Aria baute sich vor ihm auf, so musste man es wohl nennen, wie sie so versuchte, größer zu scheinen als sie war. Ihr Finger schien sich in seinen Brustkorb bohren zu wollen.
„Wage es nicht noch einmal! Wer glaubst du wer du bist? Du hast keine Ahnung von dieser Welt!!! Er ist der Einzige der hier weiß was zu tun ist!“
Ihr Blick wollte ihn durchlöchern. wenigstens schwand dadurch ihre Anziehungskraft. Seine Züge, die für einen Moment entgleisen wollten hatte er schnell wieder im Griff, er setzte ein belustigtes Grinsen auf. Irgendwie war es witzig, wie sie ihm drohen wollte. Und dieser dahergelaufene Bandit sollte der einzige sein, der helfen konnte? Er sah ihn sich noch einmal an. Ein trübes Auge, ein Katzenauge. Also ein Anderling, und wie es aussah beherrschte er ein paar Tricks. In einem musste er ihr recht geben, er hatte keine Ahnung, was zu tun war, und dieser Typ bot einfach eine zu gute Zielscheibe um sich abzureagieren. Er hob beschwichtigend die Hände und trat einen Schritt zurück.
"Wie du meinst, soll er tun was er will." Und sie wollte ihn auch noch dafür bezahlen, was auch immer das sollte. Er würde sich zurückhalten, aber er fügte seiner imaginären Akte zu Aria einen neuen Eintrag hinzu.
Wie der Geist schließlich begann die Vampirin zu erschaffen bekam er nicht mehr mit. Er wandte sich um, wollte sich weiter umsehen, doch weit kam er nicht. Wenn er gedachte hatte, der Geist würde ihn verschonen, dann hatte er sich wohl geirrt. Aber genau das hätte der Geist vielleicht tun sollen, er war schließlich der einzige der versuchte den Hexer zu stoppen.

Was der Geist wach rief lag ein halbes Leben zurück, er hatte Wachdienst gehabt, das erste Jahr... unter einem Vorwand hatten sie ihn in die Fahrzeughalle gelockt.
Er hatte später sogar noch Ärger bekommen, weil er sich unerlaubt entfernt hatte.
Gerne hätte er sich später eingeredet, er habe jemandem helfen wollen... er hätte sich für einen schwächeren eingesetzt, das hatte er aber nicht. Der schwächere war er selbst gewesen. Er war jung gewesen damals, nicht übergewichtig aber von jener Konstitution, die man als teigig und bestenfalls als mangelnde Körperspannung beschrieben hätte, seine heutige Konstitution hatte er erst viel später erreicht. Noch ehe er zu dem verhärmten und kaltblütigen Mann geworden war war er ein junger Mann gewesen, anmaßend und arrogant aber dabei gefährlich naiv und. Einer, der Rechtfertigungen gesuchte hatte, und wenn nötig konstruiert. Er würde sich lange Jahre einreden, dass er nur die Grenzen hatte ausloten wolle hatte und später würde er alles ganz verdrängen.
Nie würde er zugeben, dass er wirklich die Kontrolle verloren hatte, dass er nicht Herr der Situation gewesen war und dass es nicht hatte verhindern können, das hätte seinem Selbstbild einen zu großen Knick zugefügt, den größten überhaupt.
Damals waren sie zu fünft. Anfangs mussten ihn vier festhalten, später reichten zwei.
Irgendwann hatte er abgeschaltet, sein Verstand, sein Selbst war woanders hingegangen.
Dissoziiert, wie er später lernen würde. Aber lange, sehr lange würde er den Begriff nicht auf sich anwenden. Ihm war schließlich nichts zugestoßen. Lange erinnerte er sich wirklich nicht.
Bis der Kontroller in Pripyat alles wieder hervorzerrte. Sein Selbstbild brach da zusammen, er konnte es weder leugnen noch erneut verdrängen. Allerdings hatte in seinem Kopf bereits wieder der Prozess begonnen es einzusortieren und so zu erklären, dass er vor sich selbst nicht vollkommen das Gesicht verlor. Er würde sich nun einreden, dass er nur seine Grenzen ausgelotet hatte, dass es ihm ein Training gewesen war.
Aber dann konnte man auch behaupten, Krieg wäre ein Würfelspiel.

Und was auch immer im Gange war, der Geist bemühte sich nun redlich, die frische Lackschicke erneut abzukratzen um die Wunden darunter freizulegen. Slava stand paralysiert da, unbewegt, obwohl auch der Hexer gerade gegen den Geist anging, er starrte in die Ferne, lange Momente.
Jahre später hatte er mit einem Scharfschützengewehr auf einem Dach gegenüber eines der vielen gleich aussehenden Hochhäuser im Umland von Moskau gelegen und hatte den Schädel eines Mannes im Visier.
Er hatte sie ausfindig gemacht, jeden einzelnen von ihnen, hatte Ihre Adressen kannte ihre Familien, ihre Arbeitsstellen, ihre Gewohnheiten.
Er sah zu wie Jener in einer viel zu kleinen Wohnung zusammen Mit Frau und Kind und Schwiegermutter am Tisch saß. Es gab Pelmeni, dazu Ketchup. Ohnehin eine westliche Unsitte.
Er hatte sich vorgestellt wie er abdrückte und wie sich das Hirn des Mannes mit dem Ketchup mischte, aber angedrückt hatte er am Ende nicht.
Nicht weil er Mitleid bekommen hatte, Mitleid kannte er zu der Zeit keines, vielmehr war er bereits berechnen genug um zu wissen, dass es ihn nicht zufriedenstellen würde.
Denn was brachte sein Sieg, wenn der andere nichts davon ahnte, und ein Hirn, das sich mit dem Ketchup vermischte eignete sich nicht mehr zu so einer Erkenntnis.
Und ihm war klar geworden, dass er in dem Moment bereits das zurück geholt hatte was sie ihm damals genommen hatten, die Kontrolle, er entschied über Leben und Tod. Und er konnte mit dem Wissen über dessen Leben noch mehr anstellen. Er würde etwas anders machen, er würde es ihn spüren lassen, ebenso wie die anderen.
Aber vielleicht hatte ihm das auch mehr genützt als er gedacht hatte, denn nur kurze Zeit später war ein Werber seines späteren Arbeitgebers auf ihn aufmerksam geworden.

Doch in dem Moment war Slava gefangen in der Erinnerung. Was der geist bezweckte, ihn vielleicht so weit zu treiben, dass er die Hand gegen sich selbst erhob, diese Frage blieb unbeantwortet. Aber er griff auch nicht ein, als sich der Geist aus Jakes Vergangenheit manifestierte und dem nach dem Leben trachtete.
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Reuven von Sorokin
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Registriert: Mittwoch 12. Januar 2022, 18:38
Lebenslauf: Reuven

Reuven rappelte sich auf.
Bewaffnet nur mit einem einfachen Stahlschwert. Gegen Geister... Wer war er schon?
Aber auch wenn man einem Hexer alles nahm, Das Schwert, die Rüstung, sogar das Medaillon konnte man ihm nehmen, aber was ihn damals verändert hatte, er war ein Hexer und blieb es.
Doch mit diesem Menschen mit dem seltsamen Akzent, der ihn so überrumpelt hatte, nein Hexer war der keiner, mit dem war er noch nicht ganz fertig. Seine Augen hatten tatsächlich etwas widernatürliches, aber es war keine Mutation, es war viel mehr das was dahinter lag, was sein Misstrauen erregte. ...und was er mit seinem Arm angestellt hatte, er hatte Kampfgeschicke, er würde sich in Acht nehmen müssen.
Doch blieb er ein Mensch, ein einfacher Mensch, kein Mutant.
(52/100) Wie alle seiner Zunft war er gegen magische Einflüsterungen immun, weitestgehend. Ob die Selbstzweifel nun dem Geist oder der Situation geschuldet waren, er würde es nicht erfahren.
Zuerst aber zog er den Stiefel wieder an, auch wenn der Löcher hatte.
Das Skelliger Mädchen wollte ihn bezahlen... Das klang doch schon wieder besser.
"Danke." dafür schenkte er ihr ein Lächeln. Er würde nicht fragen wozu, was sie mit dem alten Rücker Hof wollten, ihre Angelegenheit.
"Für eine Erscheinung liegt das Honorar normalerweise bei..." Er blickte von ihr zu dem Jungen... gerade noch rechtzeitig.
Was sich da manifestiert hatte unterschied sich von dem was eine Erscheinung normalerweise hervorbrachte, und zwar gravierend.
Doch ihm blieb nicht lange Zeit um nachzudenken.
Was nun den jungen Mann attackierte sah aus wie eine Bruxa und verhielt sich auch so, um wie viel tödlicher sie wohl war, das konnte er nicht ahnen. Aber er ahnte, dass es ein teil dessen war, was der Hof hervorrief.
Eine Erscheinung musste der Auslöser sein, er hatte die Hoffnung, pachte man die bei der Wurzel, war das die einzige Möglichkeit ihr beizukommen.
Der Junge Mann war gut, seine Bewegungen und sein Umgang mit dem Schwert zeugten von einer hervorragenden Schule. Nahmen die Wölfe nun Menschen auf und trainierten sie? Ohne die Mutagene? Er trug kein Medaillon, aber er kämpfte wie ein Hexer. Aber er hatte wohl keine Erfahrung mit Geistern, und Zeichen konnte er vermutlich auch nicht wirken.
Dafür hatte er selbst kein Silberschwert, der Junge schon.
Aber Yrden hatte schon einmal geholfen.
Es gelang ihm, gerade rechtzeitig. (77/100)
Er zeichnete einen zweiten Bannkreis und hieb auf die weibliche Figur mit dem Stahlschwert ein.
Unter dem Einfluss des Bannkreises war der Geist auch anfällig für Stahl, allerdings nicht im gleichen Maß wie ein Silberschwert und der Geist, der wohl der Angst des Jungen entsprungen war... Ja., so weit war er in seinen Schlussfolgerungen bereits, der Geist bediente sich bei den Ängsten der Anwesenden, sie waren in eine Falle geraten, eine Mächtige Falle, vor der auch Hexer nicht ganz gefeit waren. Zumindest konnten die Auswüchse dessen was erschaffen worden war genauso auch ihn töten. Wenn jetzt einer von ihnen träumte, dass sich die Erde unter ihnen auftat...
Ein Fluch, ein starker Magischer Ort.
Mit Sicherheit gab es auch einen jener Monolithen in der Nähe, die es selbst einem schwachen Magier wie es ein Hexer war, erlaubte Kraft zu ziehen.
Aber dessen Ausläufer erlaubten es auch anderen magischen Erscheinungen. So musste es sein.
Und diese zog auch noch Kraft aus der Luft. Es war kalt und es war immer dort kalt, wo sich eben etwas zusammenbraute.
"Scheiße, verdammte!"
Er erneuerte den Bannkreis und hieb weiter auf die Erscheinung der Frau ein. (80/100) Bruxa oder hoher Vampir. Es gelang, sie von dem Jungen abzulenken ihm genug Zeit zu geben, sich zur Wehr zu setzen. Hübsch war sie ja eigentlich. Eine Schande, dass es eine Erscheinung war. Noch ein Schlag, der ihr eigentlich den Kopf vom Hals getrennt hätte und dann löste sie sich auf.
"Hört auf zu denken und euch zu fürchten... Daraus zieht es Kraft. Du sprichst ältere Rede?"
Und an das Mädchen gewandte, und er blickte von ihr zu dem Jungen, was genau er zu ergründen versuchte verriet sein Blick vielleicht, ganz sicher aber seine anschließende Frage.
Noch einmal überschlug er kurz den Preis. Eine einfache Erscheinung brachte nur vielleicht 20 bis 30 Oren, aber dass hier kam einer Mittagserscheinung gleich, hier lag der Preis ungleich höher. Wieviel mochte das Mädchen bereit sein zu zahlen? Wieviel konnte sie zahlen?
"Eine Erscheinung wie diese kostet fast 1000 Oren... aber ich berechne nicht den vollen Preis, sagen wir 800. Dafür aber ich brauche etwas anderes... Ist jemand von euch zufällig noch Jungfrau?"
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Aria
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Registriert: Montag 27. Dezember 2021, 20:04
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Arias Augen verengten sich als sie Slavas Lachen sah. Natürlich war sie keine echte Bedrohung für ihn. Wahrscheinlich konnte er ihr einer Hand den Hals brechen. Aber fürs erste hatte sie erreicht was sie wollte. Slava zog sich zurück. Dann drehte sie sich um den nächsten Schrecken in sich fahren zu lassen. Jake kämpfte gerade um sein Leben. Das Wesen würde ihn töten. Doch bevor sie losstürmen konnte, hatte der Hexer reagiert. Jake war gerettet. Aria merkte nun, dass es um ihr Herz geschehen war. Sie spürte dass sie sich wahrscheinlich sofort in den Brunnen gestürzt hätte, wenn Jake gefallen wäre. Eine Welt ohne ihn…nicht mit ihr. Der Hexer riss sie wieder zurück. Es ernährt sich von unserer Angst…Langsam drehte sie sich zu Slava um, der nun wie versteinert da stand. Seine Augen verrieten, dass er nicht mehr im Hier und jetzt war. „Slava!!!“ rief sie ihn. Er war ein tapferer und starker Mann. Sie brauchten ihn. „Slava!!!“ sie rüttelte an ihm doch er reagierte nicht. Da gab es nur eins! Aria holte aus und wischte Slava eine Backpfeife. „Slava!!!“
Sie trat zurück und schüttelte nur den Kopf, danach rannte sie zu Jake. Während sie Jakes Hand ergriff und ihn mit sich zog, rief sie dem Hexer zu. „Ja Hexer!!! Komm schon! Dieser Spuk muss enden! Die anderen sind im Haus!“
Warum sie von den Visionen bisher verschont blieb m, war auch ihr ein Rätsel. Sie hatte vor so vielem Angst. Ihre größte Angst war, dass ihrer Familie etwas schreckliches passierte. Auch der Gedanke an Nilfgard ließ sie Nachts keinen Schlaf finden. Doch noch war ihr Kopf kühl und so lange sie handeln konnte, würde sie alles tun um das hier zu beenden.
Mit Jake an der Hand rannte sie zur Türe des Hauses „Thorben!!!“ sie rüttelte an dem Griff der Türe, doch nichts bewegte sich. Was sich im Inneren abspielte, bekamen sie hier nicht mit. Sie konnten tot sein oder ihre Hilfe brauchen. Arias Herz raste. Ihre Gedanken schwirrten wie Mauersegler in ihrem Kopf herum. Sie mussten in das Haus.
Nochmal rüttelte sie fest an der Tür und fluchte dann wie eine wahre Skelliger. Sie trat zurück und sah das shah’s verzweifelt an. Dann erinnerte sie sich an etwas, was Björn ihr mal gesagt hatte „wenn die Türe zu ist, dann auch nach einem offenen Fenster…“
Ihr gmGesicht erhellte sich und schon rannte sie um die Ecke des Hauses. Inzwischen hatte sie Jake wieder losgelassen.
„Jake!!!! Hexer!!!!“ rief sie und stand vor einer massiven Kellertür. Alleine konnte sie diese nicht öffnen.
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Reynegh
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Registriert: Dienstag 28. Dezember 2021, 18:44
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Was auch immer vor den Augen Thorbens geschah, es blieb für ihn unsichtbar und nur der eiskalte Hauch, der den Raum durchzog, fraß sich in sein Fell. Suchte wohl auch in ihm mehr Futter, doch wurde er nicht fündig (57/100). Reynegh hatte man schon als Welpe die meisten Ängste ausgetrieben. Außer der Angst, ohne Schwerthand zu sein und entsprechend irgendwann vielleicht ohne Schwert in der Hand zu sterben, bot er dem Geist wenig Angriffsfläche. Er hatte schon immer zu denen gehört, die den Geist der naramianischen Kriegerehre atmeten. Sicher gab es auch Jene, in denen Erinnerungen wie die, die Reynegh an seine Kindheit und Ausbildung hatte, Angst und Selbstzweifel schürten, doch zu denen gehörte er nicht. Er funktionierte seit jenem Tag, da er seine Prüfung bestand und den anderen besiegte, der mit ihm in den Bergen gewesen war. Was das anging, war sehr viel mehr Tier in ihm, als es vielleicht den Anschein machte. Solange er stark war, konnte er überleben und so lange er überlebte, war alles gut.
Er blieb an Aenyes Seite, überlegte noch, ob man Thorben irgendwie rütteln oder sonst wie von dem Tisch los eisen müsste, aber da hob dieser die Hand zu einer Person, die nur seine Augen sahen. Und flüsterte den Geistern etwas zu. Für Reynegh nichts, was er mit Leichtfertigkeit unterbrechen würde. Sein Volk ehrte die Toten, pries die große Schlange, die Göttin der Unterwelt und der Geister, als Höchste unter den Göttern. Die Clans ehrten lang verstorbene Helden und weise Frauen, und jeder Idiot wusste, dass die Ahnen immer nah waren, so manchem Krieger in der Schlacht schon das Herz gestärkt oder den Arm geführt hatten. So manchen weisen Rat erteilt. Es erschien ihm also sogar gut und richtig, dass Thorbens Mutter den Zwerg aus seiner Bedrängnis führte, denn dies sollten die guten Geister der Verstorbenen tun.
Was sie nicht tun sollten, war Angst und Verwirrung stiften. Man müsste eine Priesterin rufen, die Geister besänftigen. Er nickte stumm zu Thorbens Worten und seine Schnurrhaare zuckten.
Aenye sprach vom Hexer und meinte damit offensichtlich Reuven - hatte er sich nicht so vorgestellt? Als Hexer? Katzenschule...
"Du traust niemandem, Elf.", hörte er sich sagen. Wer weiß traute sie sich selbst zur Gänze.
Seine Ohren zuckten. "Ich denke, Prinzessin Aria hat die Lage unter Kontrolle." Er hatte noch lebhaft vor Augen, wie die zierliche Frau sich vor dem großen Mann aufgebaut hatte und hob in einem katzenhaften Grinsen die Lefzen. "Aber wir sollten wirklich heraus finden, wieso eure Altvorderen so wütend sind."
Er drehte ein Ohr, als es an der Eingangstür rüttelte, doch diese hatte sich hinter ihnen fest geschlossen. So leicht wollte der Geist seine Beute nicht her geben.
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Jakob von Nagall
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Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob hatte weder Augen noch Ohren für Arias Rufe, Slavas kurze Abwesenheit oder selbst das Eingreifen des Hexers. Er brauchte seine ganze Konzentration dafür, seinen Geist vor Lydias Zugriff zu verbarrikadieren, während seine Instinkte seine Bewegungen leiteten. Sie hatte seinen Arm, aber nicht seine Hand - diese konnte er öffnen. Das Schwert fiel, er fing es mit der schwächeren Rechten, drehte sich halb und ließ die Klinge herum fahren, als Lydias Hand nach oben stieß (99/100). Das Schwert fuhr mit der scharfen Klinge zwischen Lydias Rippen, gleichzeitig prallte ihre Hand gegen seinen Torso, doch ihre Finger drangen nicht ein, drangen viel mehr durch seinen Körper, als sei er der Geist. Die Zeit verschwamm für Jakob einen Moment, er glaubte Blut auf der Zunge zu schmecken, gerade als Reuven wieder eine dieser Gesten tat. Erinnerungen quollen aus der Wunde, die nicht existierte, während Lydia sich mit einem Fauchen umdrehte und
der andere Mann sie nun auch mit seinem Schwert erwischte, sodass sie endlich Jakobs Handgelenk losließ. Die Male ihrer Finger pochten auf seiner Haut, doch er ließ sich nicht lange Ruhe, wechselte die Hand erneut. Reagierte nur, obwohl sein Kopf noch mitten in einer Vergangenheit hing, die vorbei war, nie wirklich existiert hatte. Es war nie sein Körper gewesen, der auf ihrer Hand geendet war, sonst stünde er nicht hier. Doch die Eindrücke waren so nachhaltig in seinem jungen Gehirn hängen geblieben, dass es war, als sei es ihm selbst geschehen. Als sei sein Körper Quelle des schmatzende Geräuschs von sich blutig teilendem Fleisch, von Blutgeruch und einem unmenschlichen Kreischen, das jäh abbrach, wenn das Herz mit einem ungleich widerlicheren Knirschen saftig triefend aus der Höhle gerissen wurde.

Jakob blinzelte heftig, konnte nicht anders als die Hand auf die Stelle zu legen, an der eben kein blutiges Loch war. Reuven zeichnete wieder Gesten, die die Vampirin in ihrer Beweglichkeit einzuschränken schienen. Er musste unbedingt mit dem Mann reden, aber vorher mussten sie das hier überleben. Wieder hieb Reuven auf Lydia ein und Jakob schüttelte endlich seine Starre ab, nutzte den Moment ihrer Ablenkung, um den einzigen Hieb zu tun, der gegen solche wie diese Vampiress half: Kopf ab. Doch bevor die Klinge ihren schönen, zarten Hals berührte, löste sich die Gestalt auf, als habe sie nie existiert und er teilte nur die kalte Luft.
Schwer atmend blieb er einen Moment in diesem Ausfallschritt stehen, starrte auf die Stelle, an der Lydia eben noch gestanden hatte. Dann drang die Stimme des Hexers an sein Ohr - er klang aufgebracht. Sie sollten aufhören zu denken? Sich...was? Genaugenommen dachte Jakob gerade sehr wenig, denn er versuchte noch zu verarbeiten, dass er nicht tot war. Nicht mal zwei Tage an diesem gottverlassenen Ort und schon zwei mal fast drauf gegangen - die Statistik war beschissen. Irgendwie nickte er, da war Aria schon wieder bei ihm, umklammerte seine Hand und redete auf ihn ein, während der Hexer - was? Feilschte? Wovon zum Teufel schwafelte der Typ? Jakob presste die Lippen aufeinander und ließ sich von Aria Richtung Haus ziehen.
Es war immer noch eiskalt und langsam floss die Hitze des Kampfes aus ihm heraus, hinterließ einen Film gefrierenden Schweißes auf seiner Haut. Nur die Finger der Frau waren noch warm, wärmten seine Hand und hinterließen ein Vakuum, als sie ihn los ließ, um an der Tür zu rütteln. Jakob warf sich einmal prüfend dagegen, doch er hätte auch gegen eine Mauer rennen können (26/100). Er war schnell und wendig, aber weder schwer noch besonders muskulös. Irgendwie schloss sich das aus. Die Tür lachte also heftig - sie lachte tatsächlich mit der Stimme des Geistes - und blieb geschlossen.

Seine Gedanken waren langsam, wurden in der Kälte zusehends langsamer. Aria war schon um die Ecke und rief von dort nach ihnen, aber Jake hatte beschlossen, sich erst einmal auf die Haupttreppe vor dem Anwesen zu setzen, das Schwert quer auf den Knien. Das hier war ihm zu durcheinander, zu unüberlegt - ja, er war selbst oft impulsiv und tat Dinge ohne jede Logik, aber gerade weckte ihr ganzes Handeln hier das Bild eines aufgescheuchten Hühnerhaufens vor seinem inneren Auge. Ihm fehlte die ruhige Stimme des Großmeisters, die aus dem Knopf in seinem Ohr sprach. Bestimmt und irgendwie allwissend.
Sein Blick wanderte zu Slava und er spürte deutlich, wie etwas in seinem Kopf ihn zwingen wollte, das Schwert zu greifen und diesem arroganten Wichser den Kopf von den Schultern zu schlagen. Einfach weil nur er hier war, mit all seinen Psychospielchen, seiner Verlogeneheit und dieser Arroganz, die Jakob ankotzte. Weil er Maximilian Garcia taktisch, strategisch oder was auch immer ebenbürtig, vielleicht überlegen sein mochte, aber eben nichts von der stillen Autorität an sich hatte, die sofort Vertrauen schuf. Weil er hier war und niemand, dem Jakob zu folgen bereit war und er damit in diesem Chaos steckte. EInem Chaos, dem er nicht beikam, das ihn irritierte, weil ihm die Richtung fehlte. Irgendwer das Leuchtfeuer des Großmeisters durch Irrlichter ersetzt hatte. Und durch einen großspurigen Soldaten, der außer dem Alter NICHTS mit dem großartigen Ritter gemein hatte, dem Jakob bis über den Tod hinaus gefolgt wäre.
Er war bereits aufgestanden, spannte schon die Muskeln, festigte schon den Griff um das Heft. Und erinnerte sich... nicht denken, nicht fürchten und vermutlich auch nicht hassen. Der Geist spielte mit ihren Ängsten, mit ihren Emotionen. Lydia war nicht seine Angst gewesen... die Erkenntnis traf ihn wie ein Fausthieb in den Magen und er wollte sich nach Aria umsehen, hielt sich an dem Gefühl fest und aufrecht, was der Gedanke in ihm auslöste.
Tief sog er die Luft ein, stemmte sich geistig gegen den Druck, der ihn zwingen wollte, das Schwert zu erheben (92/100) und blieb reglos dort stehen, Slava aus den klaren hellen Augen anstarrend.
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Thorben Denger
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Mit knackenden Knochen stand Thorben von dem Stuhl auf, an dem er gesessen und seltsam geträumt hatte. Ein reissendes Geräusch entstand, als seine festgefrorenen Handflächen und Mantelärmel sich von der Tischoberfläche lösten. Das Rütteln der Vordertür und Arias Rufe von außen ließen den Zwerg kurz zögern, doch Reyneghs zuversichtliche Meinung von der Prinzessin aus Skellige ließ ihn dazu nur nicken.
Verdammt, fühlte er sich müde und elend. Es war nicht nur die Kälte, die ihm durch Mark und Bein ging. Es waren auch all diese Emotionen, die er so tief vergraben hatte. Aber nicht tief genug, um sie vor dem Geist zu verstecken. Zweimal zuvor hatte der Abenteurer auf seinen Exkursionen bereits Geister gesehen. Nicht die eher harmlosen Irrlichter, sondern richtige Spektralgestalten, die entfernt an Lebewesen erinnerten. Und beide Male waren es die Geister von Elfen gewesen, die noch in ihren längst verfallenen Ruinen herum spukten. Allerdings hatten diese Gespenster keinerlei Macht besessen. Sie hatten ihn nicht einmal beachtet und waren auch kurz nach ihrer Sichtung bereits wieder verschwunden. Psychische Kräfte, wie der Poltergeist in diesem Anwesen, hatten sie jedenfalls überhaupt nicht gezeigt.
Hätte Thorben gewusst, dass ein Teil seiner Halluzinationen auch von seinen Freunden gesehen wurde, so wäre er wohl vor Scham im Boden versunken. So aber tat er, was er schon seit Jahren tat. Er quetschte all diese Emotionen und Erinnerungen zurück in das kleine, dunkle Loch, das er für diesen Zweck in seinem Geist geschaffen hatte. Nun war er wieder Thorben Denger, Abenteurer, selbsternannter Liebhaber und allgemein ein waschechter Tausendsassa!

"Diese 'Altvorderen' gehen mir am Arsch vorbei, Reynegh. Sind nicht meine und egal, wie angepisst sie auch sind, es gibt ihnen nicht das Recht, uns so zu quälen. Sie haben meine beste Freundin da draußen getötet! Der Katzenhexer soll sich beeilen, wenn ich ihm etwas von dem Geist übrig lassen soll."
An Aenye gewandt. "Slava kann bestimmt auf sich aufpassen. Mit seinem Knallstock und seiner scharfen Zunge."
Es kam Thorben seltsam vor, dass die Elfe sich um den Menschen Sorgen machte. Eigentlich hätte sie eher zu dem Hexer halten müssen. Diese waren meist unter den Menschen genauso verpönt, wie es die Elfen und Zwerge waren. Schon sehr seltsam, aber im Moment nicht von Bedeutung.
Mit steifen Beinen ging er durch den Raum, hob zuerst seinen Hut auf und zog ihn so fest auf seinen Schädel, dass man diesmal wohl ein Brecheisen nutzen müsste, um ihn von dem Zwergenkopf zu befreien. Die anderen Anwesenden konnten sehen, dass der Hut von unten gesehen nicht völlig normal war. An der vorderen Innenseite waren zuklappbare Brillengläser befestigt. Und auch im direkten Inneren der Kopfbedeckung war wohl noch Platz, um etwas zu verstauen. Scheinbar war der lächerlich aussehende Schlapphut ebenfalls eine Erfindung des zwergischen Tüftlers.
Danach hob er Lilly, die kleinere Armbrust vom Boden auf und prüfte sie auf Beschädigungen. Glücklicherweise hatte sie den Sturz gut überstanden. Zufrieden lud er sie mit einem weiteren seiner Silberbolzen. So langsam musste er mit diesen haushalten. Nicht nur, dass sie teuer waren, er hatte bald auch keine mehr am Mann.

Kurz überdachte er die drängenden Worte der beiden Freunde. Der Hexer würde wohl wirklich am besten wissen, wie man den Geist zur ewigen Ruhe bettete. Thorben hatte auch bisher nur gute Erfahrungen mit den Monsterjägern gemacht, egal aus welcher Schule sie auch gekommen waren. Und auch Reynegh wollte die Sache wohl eher friedlich lösen. Der eine Treffer mit dem Silberbolzen hatte nicht allzu viel gebracht. Die Demeritiumbombe ebenfalls nicht. Blanke Gewalt würde hier wohl nur kurzzeitig, wenn überhaupt helfen. Grummelnd schaute er sich im Hauptraum um, während Arias Stimme nun stark gedämpft von der Rückseite des Hauses zu hören war. Sie rief irgendwas von einem Keller. Toll! Gruselige, dunkle Keller. Klar, dass es da hingehen sollte, wenn man einen mordlustigen Geist verfolgte.
"Na gut,..." sagte er barsch. Viel ernster, als seine Gefährten ihn in den letzten Tagen erlebt hatten und ohne eine Spur seines sonst so verschwenderisch gebrauchten, treudoofen Humors. Aber sie konnten nicht erahnen, ob es seine Wut auf den pferdetötenden Geist oder seine psychische Vergewaltigung gewesen war, die ihn diesen grimmigen Ton anschlagen ließ.
"Schaut euch kurz hier im Hauptraum um. Bleibt halbwegs in der Nähe. Falls wer übernommen wird, Schlag in die Fresse und hoffen, dass man davon wieder aufwacht. Wenn wir hier oben nichts auf Anhieb finden, gehen wir auch von Innen in den Keller und treffen die anderen dann dort."

Damit ging er im Hauptraum auf und ab, öffnete einige Schränke sowie die Vorratskammer, und prüfte Bodendielen und Wände auf Geheimverstecke und losen Planken.
[86/100] Und er fand,...
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