Das Rücker Anwesen

Velen ist die nordwestlichste Landschaft der Königreichs Temerien im Mündungsgebiet des Pontar. Sie grenzt, durch den Pontar getrennt, im Norden an das Königreich Redanien und im Westen an das Nördliche Meer. Zudem ist Velen durch zwei große Brücken mit Oxenfurt und Novigrad verbunden und ist daher ein wichtiger Handelsdurchgang zwischen Temerien und Redanien.
Velen wurde von Krähenfels aus regiert - Krähenfels ist eine Palisadenfestung im Herzen Velens mit ungefähr 50 Einwohnern. Der Blutige Baron, der in Krähenfels regierte, ist allerdings für unbekannt Zeit verreist.
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Thorben Denger
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"Soso,..." sagte Thorben grinsend, noch während er in das dunkle Loch des Brunnens spähte. Leicht glitzernd konnte auch er nun da unten Wasser erkennen und seine Stimme hallte ominös von den Wänden der steinernen Röhre wider. 'Duschen',... ein seltsames Wort. Das nutzte man sonst eigentlich nur, wenn man in einen Regenschauer geriet. Vielleicht meinte er waschen oder baden. Schließlich wusste der Zwerg auch ohne Sprachbarriere ganz genau, was der alte Soldat wirklich wollte.
"Und das hat nicht zufällig mehr damit zu tun, dass du der Prinzessin gerne dabei zuschauen möchtest?"
Er schnüffelte mit stark gekräuselter Knollennase in den Brunnen hinein. Faulig roch es nicht, aber auch nicht neutral, wie es eigentlich hätte riechen sollen. Stirnrunzelnd zog er sich wieder zurück und suchte auf seinem Karren nach einem Seil. Jake hatte wohl bereits angefangen, die Scheune umzudekorieren, denn Schaben und Gepolter drang aus ihrem Inneren über den Hof. Guter Junge. Der konnte es mit dieser Einstellung noch weit bringen. Auf die schlauen Leute, wie Thorben Denger hören und keine Fragen stellen. So mochte der Zwerg seine Gefährten.

Es dauerte eine ganze Weile, bis er ein Seil gefunden hatte. Ausgerechnet ein Seil! Etwas, das zu jeder Grundausstattung eines Abenteurers gehörte, und er fand auf seinem Karren keines? Eine Absurdität sondergleichen! Er hätte schwören können, mehrere Seile in unterschiedlichsten Längen für jede Gelegenheit zu besitzen. Mittlerweile hatte Jake auch schon seine Aufgabe beendet und machte sich daran, Bessie mitsamt dem Karren in die Scheune zu führen. Thorben folgte ihm und fand gnädigerweise doch noch ein Seil an einem Haken innerhalb des Gebäudes.

Zurück am Brunnen nahm Slava das Seil entgegen und holte einen Eimer Wasser empor. Sah eigentlich ganz normal aus. Roch auch normal. Was hatte denn sein Riechorgan vorhin wahrgenommen? Stirnrunzelnd nahm er vom Soldaten den Eimer zurück, leerte ihn wieder im Brunnen und ließ das Seil nochmals herab.
"Hab' da eben was gerochen. Is' nur so ein Bauchgefühl." brummelte er, bemerkte, wie der Eimer sich füllte und zog ihn wieder herauf.
Mittlerweile hatte sich der Himmel so stark verdunkelt, dass eine mondbeschienene Nacht noch hell dagegen wirkte. Kalter Wind zog auf, der die warmen, spätsommerlichen Stunden des vergangenen Tages Lügen strafte. Innerhalb weniger Sekunden fiel die Temperatur um einige Gradzahlen. In diesem Moment rief auch Jake nach Hilfe. Vermutlich war er so auf seine Arbeit konzentriert gewesen, dass er den seltsamen Wetter- und Temperaturumschwung gar nicht bemerkt hatte. Verwirrt starrten sich Slava und Thorben an, als der Atem vor ihren Mündern zu feinen Wölkchen kondensierte. Die fast schwarzen Wolken direkt über dem Anwesen nahmen einen alptraumhaften, rötlichen Farbton an, der alles in ihrer Umgebung wie in Blut getaucht aussehen ließ. Völlig perplex verharrte Thorben einfach auf der Stelle und bemerkte gar nicht, dass er den Eimer bereits über den Rand des Brunnens gehoben hatte. Als sein Blick zu ihm fuhr, erschrak er sichtlich. Das hatte er also gerochen. Der Eimer war voller Blut,... unverdünnt und zähflüssig, obwohl sie zuvor doch Wasser geschöpft hatten.

Mit Augen, so groß wie Untertassen, schaute er Slava an und zitterte trotz seines dicken Mantels leicht vor Kälte.
"Das,... ist auch für mich neu, Kumpel!"
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ERZÄHLER
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Das Innere des alten Anwesens war so, wie Aenye es von außen erwartet hatte. Es war kein hochadeliges Herrenhaus, aber dennoch mochte es in früheren Zeiten einmal einem reicheren Bauern gehört haben. Es bot auf zwei Stockwerken ausreichend Platz für eine große Familie und den treusten Knechten des Hofes. Jetzt war natürlich alles verfallen, von Spinnweben und dichtem Staub bedeckt. Alles von Wert war bereits geplündert worden. An vielen Stellen war bereits Wasser durch das löchrige Reetdach gelaufen und hatte die einst hochwertigen Möbel aufweichen und faulen lassen. Alte Schränke hingen windschief da, ihre Türen schon vor langer Zeit heraus gefallen.
Seltsamerweise drang kein Laut von draußen herein, obwohl das alte Gebäude bereits löchrig war und dem Zugwind so manche Möglichkeit hätte bieten müssen, durch die Ritzen zu pfeifen. Fürwahr drang nicht einmal der Geräusch des aufkeimenden Sturms an Aenyes Ohren, als sie sich neugierig im Hauptraum des Anwesens umschaute. Bis auf einige fahle Lichtstrahlen, die durch Schäden in Dach und Wänden hereindrangen, war es stockdunkel im Inneren, doch glücklicherweise hatten Elfen von Geburt an eine ausgesprochen gute Nachtsicht.

Alles war so, wie sie es erwartet hatte. Hier würde es nichts mehr zu plündern geben. Doch dann fiel ihr Blick auf den großen Esstisch, der zur Linken des Eingangsbereichs, etwas abgetrennt von Küche und restlichem Haus, stand und einen Teil des Raums dominierte. Der Tisch wirkte seltsamerweise völlig sauber und staubfrei. Auch die zehn Stühle standen ordentlich an ihn herangerückt, so als wäre hier noch eine ordnungsliebende Hausfrau am Werk gewesen. Eine einzelne Schüssel stand am Kopfende des Tisches. Aus der Ferne konnte Aenye nicht genau erkennen, was sich darin befand. Aber hätte sie schätzen müssen, dann wäre es wohl Haferbrei gewesen. Frischer Haferbrei. Weder vertrocknet, noch verfault und auch ohne Schimmel oder sonstigem Bewuchs. Ein Löffel steckte noch einsam in dem wabbeligen Essen.

Schlagartig wurde es kalt in dem Raum. Feiner Nebel drang durch sämtliche Ritzen des alten Gemäuers, waberte über den Boden zu einem zentralen Punkt und formte dort eine annähernd humanoid geformte Wolke. Und ein eisiger Schauer lief der Elfe über den Rücken.
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Aenye an Invaerne
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Auch wenn Fenster und Türen vernagelt gewesen waren, offenbar waren die Diebe durchs Dach gekommen. Alles von Wert war bereits geplündert. Ein wenig frustriert trat sie gegen einen alten Schrank, dessen Türen offen standen. Leer. Nur fast fingerdick Staub der in einem Wölkchen aufstob und in dem wenigen Licht, dass durch die Ritzen drang tanzte. Fußspuren im zogen sich auch durch den Staub am Boden. Neuer Staub hatte sich dort abgelegt, es hatte Blätter hereingeweht. Es waren nciht nur einmal Plünderer hier gewesen.
Es war nichts mehr zu holen, nur Spinnweben.
...es war fast gespenstisch still...
Und jeder weitere Schritt, den sie tat ließ sie mehr und mehr das 'fast' streichen.
Etwas war hier mehr als merkwürdig. Kein Geräusch dran von draußen rein, dabei hatte sie noch das Pfeifen des aufziehenden Sturmes im Ohr. Hier dagegen war nichts zu hören. Nur die Kälte war spürbar.
All die feinen Härchen auf den Armen und am Nacken stellten sich ihr auf.
Mit jedem Schritt den sie weiter ging...
Unvermittelt stand sie im Essbereich, und der war sauber... als hätte jemand hier eben gefegt, aber es tanzte hier nicht einmal ein Körnchen Staub in der Luft.
Der Tisch sah aus wie frisch geölt, sauber... Nur eine Schale stand am Kopfende. Es roch nach Haferbrei.
Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, doch sie wusste, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging, wenn sie es sah. Das konnte nicht sein.
Thorben Geistergeschichte hatte sie nicht gehört, aber dass hier kein Mensch lebte und das gemacht hatte, daran zweifelte sie nicht.
Allerdings vermutete sie eher ein Trugbild.
Langsam kam sie näher... Den Geruch konnte sie sich auch einbilden.
Sicher war es nur irgendetwas, das hier stehengeblieben war... verschimmelt und vertrocknet...
Aber die Schale war eindeutig gefüllt, vorsichtig streckte sie die Hand aus, spürte schon die Wärme, und den festen Wiederstand der Schale. Kein Trugbild... Sie stupste vorsichtig den Löffel an...
Dann geschahen zwei Dinge gleichzeitig:
Eine Stimme schien aus dem Nichts er erklingen, aber direkt hinter ihr...
"Nun iss schon auf, andere Kinder wären froh, eine Schüssel warmen Brei zu bekommen!"
Die Stimme gehörte einer Frau, die Stimme war liebevoll, ließ aber eine gewisse Strenge nicht vermissen.
Aber dass nicht sie gemeint war, das wurde Aenye schnell klar, denn auch die Stimme eines Jungen erklang.
"Aber das schmeeeeckt niiiicht!" Vielleicht glaubte er, den Worten Nachdruck verleihen zu können indem er die Vokale dehnte.
Und dann fiel ihr Blick wieder auf den Brei, sie hatte den Löffel beiseite geschoben, und etwas dunkelrotes kam zum Vorschein.
Noch wollte ihre Phantasie ihr einreden, dass das sicher Kirschmarmelade sei, frische, saftige... doch ihre Nase kannte längst die Antwort. Der Duft von Haferbrei war verschwunden und sie roch das Blut, warmes Blut.
Ihr wurde schlagartig kotzübel.
Sie wich langsam zurück, und nun sah sie auch die fast durchscheinenden Gestalten.
"Aber du mußte essen, damit du groß und stark wirst!"
"Groß und stark wie Papa?"
Und die Gestalt der Mutter erstarrte. Und etwas an den Worten des Jungen ließ ihr das Blut gefrieren, dann war die Szene verschwunden.
Ihr war eiskalt.
Langsam wich sie zurück.
Sie würde nicht rennen. Niemals.
Sie bekam keine Panik.
Mühsam kontrollierte sie ihren Atem.
(2/100) Und dann rannte sie doch, und wäre fast auf dem Staub ausgerutscht, stützte sich mit den Händen ab und kaum jemand hatte wohl eine Scoia'tael jemals schneller rennen sehen.
Erst draußen stoppte sie, als sie am Brunnen war und fast Thorben und Slava über den Haufen gerannt hätte.
"Scheisse... dort drin... da... das sind Gespenster!"
Und dann sah sie die Gesichter der Beiden, und auch Jake kam gerade zurück und sie ahnte, dass sie auch längst Bekanntschaft damit gemacht hatten.
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Vyacheslav Sokolov
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Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

Thorben war misstrauisch, glaubte etwas gerochen zu haben. Den Geruch nach Eisen schob Slava allerdings auf den Blecheimer. Zunächst noch.
Der ging schließlich noch einmal nach unten und wieder hoch. Und er wollte schon ansetzen und probieren...
Es war seiner Beherrschung und wirklich starken Nerven zu verdanken, dass er nicht den Eimer fallen ließ.
Er hatte schon deutlich schlimmere Schockmomente hinter sich, die jeder Computerspieleentwickler als viel zu billigen Jumpscare um die Ohren gehauen bekommen hätte. Er hatte tatsächlich unbedacht einen Schrank geöffnet in einer Wohnung in Pripyat und es war ihm der verfaulte Rest eines Menschen entgegen gekommen. Er hatte auch da nicht geschrien oder war zusammengezuckt. Trotzdem. In der Zone war man auf so etwas eben permanent gefasst.
Auch wenn es nur ein Eimer voll Blut war, irgendwie hatte er begonnen, den Aufenthalt hier unter 'privat' zu verbuchen, da musste man vielleicht mal ein Walross von einem Blutegel erledigen, aber ein Brunnen voll mit Blut... und es war nicht einfach nur etwas Blut im Wasser gelöst, auch das wusste er zu unterscheiden. Es sah aus als wäre es reines Blut.
Er senkte den Eimer wieder. Trinken würde er das sicher nicht mehr. Ob menschliches oder tierisches war schon egal, irgendjemand spielte seinem Verstand Streiche.
Auch der Zwerg war nicht unbeeindruckt, solche Augen hatte er zuvor nie gemacht.
Wenigstens war das Mädchen nicht da, der Kurze zeigte erstaunlich viel Ruhe.
"Das kommt also nicht öfter vor, hier bei euch? Beruhigt mich ungemein."
Er war einiges an Schauergeschichten in der Zone gewöhnt. Auch dort kam von Zeit zu Zeit 'blutiges Wasser' aus dem Leitungen, aber meist war wieder irgendetwas in die Zisterne gefallen. Blutigen Regen gab es nur wenn etwas größeres in eine umgekehrte Grav-Anomalie geraten war... Nein, es war eher rosa regen, oder noch präziser, rosa Hagel.
Aber zu seinen speziellen Freunden in der Zone passten solche Streiche...
Er blickte sich um. Er war sich sicher, dass es einer war, denn das Wasser zuvor normal gewesen war.
Er stellte den Eimer ab. Seinem Verstand musste er glauben können, auch wenn der ihm oft genug keinen Anlass dazu gab.
Jake kam ebenfalls herbei und die Elfe kam gerannt wie ein verbrühter Hund und stammelte irgendetwas von Geistern.
Slava's Blick wanderte betont langsam von ihr zu Thorben.
"Beruhig dich. Von vorne."
Er verzichtete darauf, die festzuhalten, sie war auch so schnell genug wieder bei sich, dann erzählte sie allerdings etwas, was ihn wieder daran zweifeln ließ, oder die Worte hatten doch eine ganz andere Bedeutung. Sein Blick wanderte zu Jake, der wohl kaum etwas verstanden haben durfte. Doch ehe er übersetzen konnte erklärte die Elfe es noch einmal in dieser komischen Mischung, die der Deutsche wohl verstand. Geister... auch das hörte er wieder heraus...
An Geister glaubte er tatsächlich nicht, aber er hatte genügend Erlebnisse mit Kontrollern gehabt, um die Handschrift zu erkennen.
"Bleibt zusammen... Achtet auf jeden... Wenn sich hier ein Kontroller herumtreibt kann euch der jedes mögliche Bild in den Kopf pflanzen... Auch dass einer von uns ein Ghul ist. Also fragt erst, ehe ihr jemanden umlegt."
Er sah sich um und legte sich zur Sicherheit die Bilder zurecht, wie er möglichst grausam und mit bloßen Händen einen Kontroller massakrierte. Sollte hier irgendjemand versuchen in seinem Verstand zu wühlen, er wäre vorbereitet. Allerdings durfte er auch die anderen nicht aus den Augen lassen, jeder hier konnte in der Hand eines dieser Mutanten zur Waffe werden.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob brauchte tatsächlich einen Moment länger, um zu realisieren, dass es kälter geworden war. So kalt, dass sein Atem begann, Wölkchen vor seinen Lippen zu formen. Jakob fror für gewöhnlich nicht so schnell, lief auch zuweilen im Winter noch mit nackten Armen und Beinen draußen herum, andererseits hatte er mit dem Wüstenklima Arizonas anfangs heftig zu kämpfen gehabt. Doch jetzt begann eine Eiseskälte sein Rückgrat hinunter zu kriechen und erinnerte ihn daran, dass er die Lederjacke in der Scheune gelassen hatte. Das Licht veränderte sich, nahm der Landschaft alle Farbe und verdunkelte Anwesen, Weg und Bäume mit einem Tuch aus blutrotem Samt. Langsam wandte er sich von der Straße ab und blickte zu den beiden anderen Männern am Brunnen hinüber - der Geruch, den der Wind von dort heran trieb, war grausam vertraut und weckte Bilder seines ersten und bisher letzten Einsatzes in Phoenix. An das Haus der Dunklen, an die vielen Toten und ein Meer von Blut. Fast konnte er seine Sohlen wieder daran fest kleben fühlen, als er sich langsam in Bewegung setzte, um zu den beiden hinüber zu gehen, wobei er wie automatisch das Schwert zog. Vom Rücken immer ein Umstand, aber es gelang ihm nicht völlig närrisch dabei auszusehen.
Wenn man mit Vampiren zu tun hatte, war Blut nichts, was man scheuen durfte, aber ein ganzer Eimer davon ließ sich auch ihm den Magen schmerzhaft zusammen ziehen. Er presste die Zähne aufeinander und warf einen Blick über den Rand des Brunnens. Der Geruch, der von dort aufstieg, war widerwärtig. Er zog die Brauen zusammen, blickte sich zu den 'Einheimischen' um.
Deren Gesichter machten Jakob auch nicht gerade Mut, dass es sich um ein gewöhnliches Wetterphänomen in diesen Gefilden handelte.
Thorbens Miene sprach Bände, ebenso der Auftritt Aenyes, die aus dem Haus gestürzt kam, als sei der Leibhaftige hinter ihr her. Wenig elfische Anmut lag in dieser gehetzten Flucht, doch sie hatte sich relativ schnell wieder in der Gewalt und berichtete von einem Geist. Wobei das Wort, das sie gebrauchte auch Seele bedeuten könnte. Was sie auch meinte, es hatte sie jedenfalls gehörig erschreckt und veranlasste Slava erneut irgendwas von Controllern zu faseln. Jakob für seinen Teil rechnete eher mit einem Vampir - einem sehr alten, der die Kunst der mentalen Beeinflussung beherrschte. Das hatte diese Vorstellung dann wieder mit Slavas Befürchtung gemein.
Ein Unsterblicher wie aus Gabriels erster Reihe der Erschaffung, hunderte von Jahren alt. Jakobs Blick glitt ganz automatisch über die Dächer und entlang der Fenster, wobei er sich langsam um sich selbst drehte. Und ebenso automatisch griff er das Schwert bei der Klinge, nicht ganz mittig, sodass der obere Teil ein Kreuz bildete. Stumm formten seine Lippen Worte in Latein, während er sich auf seine ganz eigene Art auf etwaige geistige Angriffe vorbereitete.
Sie kommen immer von oben. Sie greifen euch von hinten., flüsterte die Stimme des Großmeisters in seinen Erinnerungen.
...Ecce Crucem Domini, fugite, partes adversae..., flüsterte der Pater seines ersten Templerhauses, der längst unter der Erde weilte.

Die Wolken über dem Anwesen hatten eine blutrote Farbe angenommen, die Kälte kroch einem in Mark und Bein. Ein Blitz schlug aus dem brodelnden Wolkenmeer und in das Dach der Scheune, die Pferde rastete völlig aus und rissen an den Ästen, an denen sie fest gemacht waren. Flammen schlugen aus dem Dach, doch ihre Zungen waren grün und blau. Drinnen kreischte der andere Gaul. Ein schauerlicher Laut, den Jakob niemals mit einem Pferd verbunden hätte. Der Wind ließ die Scheunentore schlagen und mit einem Krachen, barsten sie an den maroden Wänden, als Bessie mitsamt Karren heraus gedonnert kam, im Nacken ein grün schimmerndes, halb durchsichtiges Wesen, das irre lachte und mit einer imaginären Gerte auf das arme Tier einschlug, welches Hals über Kopf floh, den wild springenden Karren mit sich reißend. Die beiden anderen Pferde verloren entgültig die Nerven, Holz barst und Schlamm flog unter ihren Hufen, als sie in alle Himmelsrichtungen davon sprengten.
Während das Dach der Scheune brannte, ohne davon Schaden zu nehmen, erhob sich über dem Haupthaus ein schauerliches Geheul. Der Sturm ließ die Fensterläden schlagen und in der gewittrigen Dunkelheit glommen die Fenster in einem matten Blau.
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Thorben Denger
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Thorbens Kopf schnellte zur Scheune herum. Seine Augen weiteten sich noch mehr, als der seltsam grünliche Blitz in das Reetdach einschlug und es in Brand setzte, der allerdings keinen Schaden anrichtete. Der irre, panische Laut aus dem Inneren des Gebäudes lief dem Zwergen durch Mark und Bein. Er machte einen Schritt darauf zu, einen Arm nach vorne ausgestreckt und hauchte mit kaltem Wölkchen vor dem Mund nur das Wort "Bessie!".
Als die alte Mähre dann aus der Scheune herausgeschossen kam und der holpernde Karren dabei seine Habseligkeiten auf dem Hof des Anwesens verstreute, war der Eimer in seiner Hand völlig vergessen. Mit offenem Mund starrte er die spektrale Gestalt auf Bessies Rücken an, die dem armen Tier den Schock ihres Lebens verursachte. Er musste was tun. Er musste sie retten!
Achtlos ließ er den Eimer fallen, welcher seinen blutigen Inhalt an der steinernen Umrandung des Brunnens verteilte. Der rote Lebenssaft troff daran herunter und wäre wohl langsam im Boden davor versickert, wenn er nicht bereits hart und gefroren, wie im tiefsten Winter gewesen wäre. Auch Bessies Fell war bereits kalkweiß mit Rauhreif übersät, was die alte Mähre ebenso gespenstisch aussehen ließ, wie den paranormalen Reiter auf ihrem Rücken. Ihr Körper zitterte, wie Espenlaub, so stark dass man es noch während ihrer panischen Flucht sehen konnte. Und das Tier gallopierte so schnell, wie Thorben es von ihr noch nie zuvor gesehen hatte. Bestimmt so schnell, wie eines der viel jüngeren und kräftigeren Kutschenpferde.
[16/100] Was für das Herz einer so alten, zerbrechlichen Mähre eine völlige Überlastung darstellte. Auf halbem Weg von der Scheune zum Waldrand, der die Umrandung des Anwesens bildete, knickten die Beine des Pferdes unter ihm ein und eine Fontäne gefrorener Erde stob auf, als Bessie mit einem letzten, schrillen Wehklagen zu Boden ging. Der noch immer angeschirrte Wagen schlingerte, stellte sich auf ein Rad und überschlug sich seitlich des Tieres. Glücklicherweise ohne es zu überrollen oder zu erschlagen, falls es auf mirakulöse Weise Sturz und Herzinfarkt überlebt haben sollte.

"Bessie! Nein!"
Slavas Worte völlig ignorierend, sprang Thorben mit einem Aufschrei nach vorn und verfiel in einen, für so kurze Beine, beachtlichen Sprint. Er schlang seine Armbrust von der Schulter und legte noch im Laufen an.
"Du elendiger Bastard!" spie er dem Geist entgegen, der trotz des zu Boden gegangenen Pferdes weiter durch die Luft ritt, als säße er noch auf dem Tier. Ein Bolzen surrte von der Sehne [85/100] und traf den Geist trotz seiner schnellen Flucht mittig im Rücken. Das Silber schien eine Wirkung zu haben, denn der Bolzen flog zwar durch die Spektralgestalt hindurch, hatte aber gegen einen Widerstand zu kämpfen. Das Wesen stieß den Kopf in den Nacken und schrie gepeinigt auf. Dann war es urplötzlich verschwunden. Das der übergeordnete Geist sich allerdings nicht bedroht fühlte, war an dem schaurigen Lachen zu hören, welches über das gesamte Anwesen donnerte, und mit dem Tosen des Unwetters über ihnen verschmolz.

Eiskalter Regen, der beinahe schon die Konsistenz von Hagel hatte, strömte vom Himmel, als die dichten Wolken ihre Schleusen öffneten. Der rötliche Schein des Unwetters ließ dabei den prasselnden Niederschlag wie Blut aussehen. Thorben achtete gar nicht darauf, sondern ließ sich neben dem gestürzten Pferd nieder und legte ihm erstaunlich sanft eine Hand auf die Flanke. Für den äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass der große Abenteurer Thorben Denger dabei eine Träne verloren hätte, ging diese im strömenden Regen unter. Aber nichts und niemand konnte anzweifeln, dass der Zwerg in diesem Augenblick Trauer empfand. Bessie war, so traurig es auch schien, seine einzige, wirkliche Freundin gewesen. Klar gab es Leute, die sich über sein Erscheinen freuten. Bleron Kolb zum Beispiel, weil ihm Thorbens Aufenthalt im Stinkenden Stiefel Miete und andere Einnahmen einbrachte. Aber einen wirklichen Freund hatte der Zwerg schon seit einer Ewigkeit nicht mehr. So hatte er lange Zeit nur Bessie als Gesprächspartnerin gehabt. Und mehr, als nur einen Abend lang, hatte er mit ihr gemeinsam am Lagerfeuer verbracht und ihr wortwörtlich vom Pferd erzählt. Vielleicht war das auch der Grund, warum er so breitwillig die Gesellschaft dieser abgefuckten Menagerietruppe, die er im Sumpf aufgelesen hatte, genoss.

Die Hand noch immer auf die Flanke des Tieres gelegt, schaute er sich auf dem Anwesen um, nahm teilnahmslos das Chaos von Wetter und Spuk in sich auf, bevor sein schmerzerfüllter Blick auf der kleinen Gruppe zweifelhafter Freunde hängen blieb.
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Aenye an Invaerne
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Registriert: Freitag 26. November 2021, 20:13
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Ob der Blitz auch ein Geist war oder echt würde sich zeigen wenn der Regen im Stande wäre, die Flammen zu löschen, oder eben nicht. Aber es machte die Pferde verrückt. Und ausgerechnet das alte Tier von Thorben suchte sich nun ein echter Geist aus. Aenye stand einen Moment wie versteinert als das Tier mitsamt Wagen aus der Scheune gerannt kam, ein irrer Geist auf seinem Rücken und der ritt auf einem ebenso geisterhaften Ross weiter als Bessie zusammenbrach. Nahm er gerade ihre Seele mit?
Oder was war das?
Aenye starrte ihre Begleiter an, als wären sie schuld an dem Desaster.
"Das ist die wilde Jagd, ich sag es euch, und sie wird uns alle holen!"
Sie folgte dem Zwergkniete wie er neben dem Tier nieder.
Nur weil die Menschen nicht ausstehen konnte war sie nicht gefühllos. Den Schmerz des Zwerges konnte sie nachempfinden, und ihr rann tatsächlich eine Träne über die Wange, als sie den Hals des toten Tieres streichelte.
Das schauderhafte Kichern des Geistes rückte in den Hintergrund. Ihr stellten sich zwar alles Nackenhaare auf, aber sie wollte sich gar nicht vorstellen, was das bedeutete. Sie kannte auch nur Geschichten, von der wilden Jagd, die Seelen holte und die kam um den Weltuntergang einzuleiten und von Erscheinungen, die Rache suchten.
"Ich helfe dir, deine Sachen einzusammeln... wenn du willst."
Sagte sie nach einer Weile, in der sie Thorben seiner Trauer überlassen hatte, aber es musste trotzdem weitergehen.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava blieb ruhig am Brunnen stehen während das Chaos losbrach.
Die Erfahrung hatte gezeigt, dass es sich in solchen Fällen nicht bewährte, in die allgemeine Hektik einzusteigen, einer musste den Überblick behalten.
Ein Blitz, seltsames Feuer. Verschiedene Salze und Metalle konnten durchaus die Flammen färben, aber wie wahrscheinlich war es, dass dass Stroh und das Holz des Daches damit getränkt waren? Und die Erscheinung?
Das Pferd des Zwerges ging durch und das Alter gab ihm wohl den Rest, es brach tot zusammen. Kein schöner Anblick, und auch wenn sich Slava nicht für herzlos hielt, es war nur ein Tier. Tiere starben nun einmal. Menschen ebenso.
Die Elfe kümmerte sich um den Zwerg und Jakob hielt das Schwert wie ein Kreuz vor sich.
Slava fielen die Vampire wieder ein, und er kramte sein gesamtes Film wissen hervor. Kreuze halfen, geweihte Pflöcke, Knoblauch... Spiegel und Silberkugeln... oder waren das Werwölfe? Absurd. Aber nicht ausgeschlossen, dass auch solche Märchen hier zur Realität geworden waren.
Zur Sicherheit hielt auch er den Blick nach oben.
Allerdings war die Kälte real. Weit unter 8 Grad. Das war der Punkt, an dem Atmen gemeinhin kondensierte, abhängig von der Luftfeuchtigkeit und dem Druck, aber grob geschätzt...
Selbst der Eimer mit dem Blut war gefroren... aber das durfte nicht sein, Blut brauchte wesentlich niedrigere Temperaturen, es hatte niemals 0 Grad und weniger.
Er tauchte den Finger in das Blut, und da zerfloss es es wieder zu Wasser. Nur an seinen Händen schien es zu kleben.
Er zerrieb es zwischen den Fingern, versuchte jeden Eindruck dessen aufzunehmen, was Blut an den Händen machte. Er kannte den Eindruck, an seinen Händen klebte einen Menge Blut.
Das irre Kichern des Geistes begleitete ihn und auch ihm rann ein kalter Schauer über den Rücken. Das war etwas deutlich persönlicheres als die Zone.
Und dann war auch das Blut an seinen Händen verschwunden.

Das irre Lachen verklang und wie auf Befehl rannte ein Junge über den Hof.
Eine Frau folgte ihm.
"Papa bleib... ich will mit!"
Und ihm folgte die Mutter.
"Lass ihn... Jorn, nein... Jorn!"
Aber der Junge rannte.
Ihre Gestalten waren durchschienend, gerade noch, dass man sie erkennen konnte, wie zuvor der irre gewordene Reiter.
die Frau trug ein altmodisches Kleid, aber von guter Qualität, der Junge war barfuß und in Kurze Hosen gekleidet. Beides passte nicht ganz zusammen, der Junge wirkte wie ein Bauernjunge. Außerdem war die Frau ein wenig zu alt um die Mutter zu sein.
Trotzdem waren es jene, die Aenye zuvor im Haus gesehen hatte, zumindest sagte das ihr Blick als sie sich wieder aufrichtete.

Ein Kontroller war das nicht, der dieses Schauspiel aufführte, aber bisher schien, was es auch immer war, keinen direkten Einfluss auf sie nehmen zu können. Es ergriff nicht die Kontrolle über Menschen und es übte auch keinen physischen Effekt aus, es war nur in der Lage Bilder zu erzeigen und Tiere zu erschrecken.
"Machen eure Vampire sowas?" wandte er sich an Jake. "Einen Kontroller würde ich nun doch ausschließen..."
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Aria
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Aria ließ den Hexer vor sich sitzen und ergriff die Zügel bevor sie vorsichtig losritt. Das Pferd war ein wundervolles Geschöpf. Stark und schnell. Jetzt da sie den Mann eingehender betrachten konnte, merkte sie, dass sie wohl überreagiert hatte. Doch die beiden Krieger ließen sie machen. Gerade Rey…nun kam sie sich schrecklich albern vor und rollte die Augen über sich selbst. Die Blicke des Hexers ließ sie über sich ergehen und nickte ihm dann kurz zu. Dann spürte sie die aufkommende Kälte. Der Hexer riss sie mit seiner Frage, ob sie es in der Schule der Magierinnen mal probierte hatte, aus dem Schreck über die plötzliche Eiszeit.
Unwillkürlich musste sie lachen. Er dachte sie sei irgendwie begabt und hätte einen Zauber um sich. Aber da war er ja nicht der Erste. Als das Lager in Sicht war, wurde das Pferd nervös und fing an zu tänzeln. Er sprang vom Pferd und bestätigte damit erneut Arias blinden Aktionismus…Fein…
Dann gab er ihr den Befehl abzusteigen und bevor sie noch irgendwas sagen konnte, landete sie neben ihm. Nun sah sie seinen Katzenanhänger. Sie ließ den Blick nochmal zu seinem Fuß wandern, ehe sie ihm dann neckisch in die Augen sah. „Mhm…Katzen landen also tatsächlich immer auf den Füßen…“ Sie drehte sich um und erstarrte dann. Sie hatte die Kälte nicht gleich mit dem Spektakel auf dem Hof verbunden. Doch was sich dort abspielte war das Schauerlichste was sie seit langem gesehen hatte.
Instinktiv griff sie nach den Zügeln des Schimmels und wich zurück. Sie sah Thorben über seinem Pferd, Blitze und es brannte.
Nun suchten ihre Augen den Mann, der ihr hier der wichtigste war. „JAKE“ rief sie ihn. Wo war er? Sie traute sich keinen Schritt weiter und krallt die Zügel des Pferdes mit aller Gewalt. Wenn sie doch nur mutiger wäre.
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Reynegh
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Die Szenerie hatte etwas Unwirkliches: das Dach der Scheune brannte in einem grünen Feuer, doch es verbrannte nicht. Thorben und Aenye knieten bei einem der Pferde, das offensichtlich noch im Geschirr zusammengebrochen war. Slava und Jakob entdeckte er am Brunnen, wo der Soldat den Inhalt eines Eimers untersuchte. Der eiskalte Wind schlug mit den Fensterläden des Haupthauses und über allem hingen drohend rote Wolken, aus denen messerscharfer Regen herab peitschte. Wo die Tropfen seine ungeschützten Hände trafen, hinterließen sie Schmerzen wie von sehr feinen Klingen. Mit Winterstürmen und eisiger Kälte kannte Reynegh sich aus, darin war er zu Hause, doch dies hier war alles andere als normal.
Hier war Zauberei am Werk, entschied der Naramianer.
Venden warf den Kopf, streckte den Hals und gebärdete sich so wild, wie er ihn schon lange nicht mehr erlebt hatte. Die ganze Aufmerksamkeit des Tieres schien auf dem Brunnen zu liegen, auf den es seitlich immer wieder zugehen wollte, doch Reynegh hielt ihn immer wieder davon ab. So drehten sie eine Pirouette nach der anderen, während der Venden wütend schnarrte und sein Reiter unwirsch in der Sprache seiner Leute fauchte, die für die anderen Anwesenden unverständlich blieb.
Dann sah er etwas aus dem Brunnen auftauchen, sich empor wölbend wie eine hässliche Blase aus schmutzigem Wasser und Dampf. Er zögerte nicht lang, hieb Venden die Hacken in die Seiten und der durfte endlich Richtung Brunnen laufen.
Aria schrie Jakes Namen.
Reynegh zog das Schwert und ließ es durch den blasenartigen Kopf sirren, doch es war, als schlüge er nur tote Luft (32/100). Im Vorbeireiten wurde ihm auch bewusst, was Venden so sehr nach dem Brunnen streben ließ: der Eimer und der Rand des Brunnens waren voller Blut, allerdings hatte der Wind die Witterung in eine andere Richtung getrieben. Jedoch nicht für die Sinne des Ereymiu, das nun seinen Lauf stoppte und wieder herum wirbelte.
Gerade rechtzeitig, dass der Naramianer sehen konnte, wie der Welpe sein Schwert gegen das Geisterwesen hob.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob war noch wie paralysiert von Bessie und der Erscheinung, die sie auf dem Gewissen hatte. Ein irrationales Schuldgefühl wollte sich in seinen Kopf schleichen, immerhin hatte er sie in die Scheune gebracht. Aber natürlich war das Unsinn - woher hätte er ahnen können, dass so ein Inferno los brechen würde? Thorben schoss das Astralwesen nieder, aber der Geist heulte weiter, das unwirkliche Feuer brannte. Jakob achtete nur am Rande auf Slava, der das Blut untersuchte. Es war Blut verdammt! Was musste man da dran rum fingern? Viel spannender wäre die Frage, woher es stammte oder von wem.
Und plötzlich rannte ein Kind über den Hof, gefolgt von seiner Mutter. Beide Gestalten waren geisterhaft durchscheinend und ihre Stimmen wurden begleitet von einem unwirklichen Hall.
Er schüttelte zu Slavas Frage den Kopf. "Nein, keine Bilder. Eher Gefühle. Sie brechen deinen Willen, aber sie zeigen dir keine Geister." Seine Augen folgten dem Jungen, der auf den Wald zu rannte.
"Hier braucht es einen Exorzisten, aber dafür fehlt mir leider die Weihe." Nur halb ein verbissener Scherz, denn im Orden sprach man von Exorzismen, wenn Ghuls aus dem Griff ihrer Herren befreit wurden. Meistens nach Ableben Letzterer. Ein Prozedere, das nur wenige Templer durchführen durften oder überhaupt dazu im Stande waren. Alle waren zugleich Priester, daher drängte sich der Vergleich mit der Dämonenaustreibung frührerer Jahrhunderte auf. Man konnte nicht einmal sicher sein, dass es nicht auch unter den Exorzismen der Vergangenheit die Befreiung von Ghulen gegeben hatte. Jakob selbst kannte nur Geschichten, aber das Prozedere selbst hatte er wie die meisten jungen Ritter und Knappen nie erlebt. Vermutlich mit ein Grund, weshalb es so viele schauerliche Geschichten rund um die Befreiung gab. Zumal nicht jeder Ghul überlebte.

Die Kälte war inzwischen schneidend, eisige Regentropfen fielen wie Nadeln vom blutroten Wolkenhimmel und das Metall des Schwerts drohte an Jakobs Fingern anzufrieren. Oder besser gesagt anders herum. Er ließ es widerwillig sinken, griff den Schwertgriff, der mit Leder umwickelt war. Sein Shirt war Regen steif gefroren, ebenso sein Haar und die Spitzen der Wimpern. Alles bedeckte sich mehr und mehr mit einer kalt glänzenden Eisschicht. Obwohl sie ihn nicht wirklich wärmen würde, wünschte er sich seine Lederjacke, doch die hing noch in der Scheune.
Und plötzlich passierte alles gleichzeit: Er hörte Arias Stimme vom Rand des Geländes, wandte den Kopf, um über den Brunnen hinweg zur ihr zu sehen. Ihre Stimme war schrill gewesen, ängstlich vielleicht auch warnend. Es mochte Zufall gewesen sein, doch ihr Ruf hatte ihn sich in dem Moment wieder umdrehen lassen, als ein riesiger, halb in Dampf und Rauch gehüllter Kopf aus dem Brunnen aufstieg wie ein hässlicher Ballon. Hervorquellende Glubschaugen über einem breiten Maul, lange Extremitäten mit Pfoten, die sich sogleich nach ihnen streckten.
Ein Schatten fuhr jenseits des Brunnens vorbei, Metall blitzte im grünen Flammenschein auf, dann war das Reittier des Naramianers vorbei und dessen Waffe schadlos durch den Geist gefahren.
Jakobs klamme Finger spannten sich fester um den Griff.
"Slava, unten bleiben!" Er hoffte einfach, dass der Soldat hören und nicht erst wieder fragen würde, denn sonst käme er dem gut geschärften Schwert in den Weg, das Jakob gegen den jaulenden Ballon schwang (92/100). Die Klinge traf definitiv auf Widerstand und das Ding kreischte so schrill, das ihm die Ohren klingelten. Es schnellte aufwärts und damit außer Reichweite, als hätte er einen gut gefüllten Ballon unten los gelassen. Dabei machte das Ding auch ähnliche Geräusche und folgte sogar wie ein solcher einer eher chaotischen Flugbahn.
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