Das Rücker Anwesen

Velen ist die nordwestlichste Landschaft der Königreichs Temerien im Mündungsgebiet des Pontar. Sie grenzt, durch den Pontar getrennt, im Norden an das Königreich Redanien und im Westen an das Nördliche Meer. Zudem ist Velen durch zwei große Brücken mit Oxenfurt und Novigrad verbunden und ist daher ein wichtiger Handelsdurchgang zwischen Temerien und Redanien.
Velen wurde von Krähenfels aus regiert - Krähenfels ist eine Palisadenfestung im Herzen Velens mit ungefähr 50 Einwohnern. Der Blutige Baron, der in Krähenfels regierte, ist allerdings für unbekannt Zeit verreist.
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Thorben Denger
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von/nach: Von Niederwirr
Datum: Herbst 1277
Uhrzeit: später Nachmittag
betrifft: @all
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Mittlerweile war das Gelände zu beiden Seiten des Weges bewaldet und hügelig geworden. Bessie musste sich wegen der Steigung sehr abquälen, weshalb die Gruppe auch nicht sonderlich schnell voran kam. Zudem sorgte der deutlich intensivere Bewuchs dafür, dass sie gelegentlich Hindernisse, wie Baumstämme oder große Äste aus dem Weg räumen mussten. Hier auf diesem Weg wäre es sowohl für Banditen, als auch für Monster ein Einfaches, einen Hinterhalt zu legen, weshalb die Gruppe recht angespannt die Flanken beobachtete. Hin und wieder trottete Reynegh auf Venden zur Gruppe zurück, hatte aber nichts zu berichten.

Es wurde bereits später Nachmittag, als der Naramianer ihnen zu verstehen gab, dass voraus eine Ansammlung an verfallenen Häusern auftauchte. Thorben nickte und ließ die Reisekutsche etwas aufholen, damit er nicht so sehr schreien und damit auf sie aufmerksam machen musste. Aria schaute während des Gesprächs aus dem Fenster der Kutsche heraus.
"Voraus ist das alte Rücker Anwesen. Man munkelt, dass ein Fluch auf dem Land läge, denn jedes Mal, wenn ein tapferer Recke einem Mitglied der alten Adelsfamilie hilft, das Gelände zu,... befrieden, hält es der feine Pinkel dort nicht lange aus oder stirbt unverhältnismäßig schnell. Jedenfalls verschwindet jeder urplötzlich, der das Anwesen sein Eigen nennt, nur damit es dann einige Zeit später wieder voller Monster ist, die ihre Nester dort bauen."
Zuversichtlich tappte er mit seinen stummeligen Fingern auf den in 'Bertha' eingelegten, riesigen Bolzen und grinste zuversichtlich. Auch für 'Lilly' hatte er bereits die silbernen Bolzen hervor gekramt. Man konnte in solch einer Gegend nicht vorsichtig genug sein.
"Also wenn ihr mich fragt, ist das totaler Quatsch. Aber das alte Gemäuer hat mich schon immer interessiert. Wir müssen uns eh bald für einen Rastplatz entscheiden. Und in einem alten Landgut haben wir wenigstens Wände, die uns beschützen."

Neugierig schaute er in die Runde und versuchte ihre Stimmung abzulesen. Es ging doch nichts über eine gute Schauergeschichte, selbst wenn sie kein Lagerfeuer hatten.
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Reynegh
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von/nach: Von Niederwirr
Datum: Herbst 1277
Uhrzeit: später Nachmittag
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Als sie das Dorf hinter sich gelassen und sich weiter über das Land voran arbeiteten, hatte Reynegh angefangen, die Gegend zu erkunden. Zwar war er eigentlich kein Späher und nicht als solcher ausgebildet - Ihlosie fanden noch kleinste Spuren anhand subtiler Zeichen und konnten deren Alter bis auf Stunden genau deuten - aber er war der einzige Berittene und betrachtete sich als den Einäugigen unter den Blinden. Außerdem kühlte es sein Temperament ab, wenn er auf Vendens Rücken lautlos zwischen uralten Stämmen hindurch glitt oder eine lange Wiese hinauf preschte.
Als das Gelände unübersichtlicher wurde, blieb er näher bei der Gruppe und zog engere Kreise in der Umgebung. Der Wegabschnitt wäre perfekt für einen Hinterhalt und er fand sich mit Venden mehr als einmal in einer Position wieder, von der aus er den Tross mühelos wie aus dem Nichts heraus hätte angreifen können, während dieser sich nur heillos verkeilt hätte. Doch niemand nutzte diese Gelegenheit oder sie waren noch besser versteckt, sodass die Sinne des Naramianers diesen in Sicherheit wogen. Dieser glaubte in seiner ureigenen Sicherheit allerdings kaum daran, dass ihm irgenetwas entgehen könnte. Bisher hatte er hier nur Wesen kennen gelernt, aus deren Genpool die Anlagen für Geräuschlosigkeit längst verschwunden waren.
Irgendwann stieß er bei einer seiner Runden auf ein verfallenes Gehöft und als er mit der Nachricht zum Tross zurück kehrte, wartete Thorben mit einer guten Geschichte auf. Nur fehlte das Lagerfeuer, sie gebührend zu erzählen. Ein Fluch, Geister und Monster.
"Zumindest auf dem Gelände habe ich weder Monster noch Geister gesehen.", erwiderte der Naramianer, für den sich Wände und ein Dach ebenfalls nach einem guten Rastplatz anhörten, zumal sich im Westen Wolken über den Horizont schoben. Noch hatte er kein Gefühl für das Wetter in dieser Welt, aber wenn man Wolkenbewegungen beobachtete, bekam man eine Idee, was woher kam und wohin ging. Und die Wolken wirkten schwer...

Sie rollten also auf den zentralen Hof des Anwesens, das aus mehren Gebäuden um einen Brunnen herum bestand. Das Haupthaus wirkte noch am besten in Stand, dennoch blieb Reynegh im Sattel und wartete, bis beide Fuhrwerke angekommen waren.
"Ich sehe mir die Umgebung noch an - nicht das in der Nacht eines deiner Monster an die Tür klopft.", sagte er mit seinem katzenhaften Grinsen zu Thorben und zog Venden herum. Zwar erwartete er nichts, was ein Wesen wie das Ereymiu vor eben dieser Tür nicht abzuschrecken im Stande war, aber sicher war sicher.
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Aria
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Aria hatte ein Buch aus der Bank herausgezogen und versuchte sich etwas abzulenken. Jake spukte immer wieder durch ihre Gedanken und das Gefühl von seiner Hand auf ihrer…es vernebelte ihr den Verstand. Sie konnte sich kaum auf die Worte des Buches konzentrieren, sodass sie sehr froh war als die Kutsche endlich zum Halten kam.
Sie blickte auf und sah das Gehöft. Also zumindest das, was davon übrig war. Wer wohl hier gelebt hatte? Sie stieg aus der Kutsche und streckte sich. Die frische Luft tat unheimlich gut. Sie ging nach vorne zu den Pferden und sah nach ihnen. Zwar waren für die Pferde immer Bedienstete verantwortlich, doch Aria hatte beobachtet, worauf es ankam. Sie selbst hatte nach langem Betteln auch ein eigenes Pferd bekommen und dann gelernt sich um es zu kümmern. Ihnen ging es gut, sie brauchten nur etwas Gras. Sie versuchte nicht zu Jake zu sehen, das würde sie nur wieder zu ihm hinziehen…tja aber vergebene Müh… Ihre Blicke trafen sich und sie schluckte. Sie wollte ganz nah zu ihm. Doch sie schaffte es nochmal und nickte zu den Pferden, um das Gesagte nochmal zu unterstreichen, falls er nicht ganz verstand was sie sagte „Gras und Wasser…“ Sie deutete auf die Pferde und dann auf die Wiese. In ihren Blick legte sich Traurigkeit.
Nicht verlieben…verlieb dich nicht…bitte Aria…nicht…
Sprach sie zu sich und senkte ihr Haupt, während sie die Pferde von der Kutsche löste. Schnell führte sie die beiden zu einer guten stelle und band sie dort locker fest. So wie sie es gelernt hatte.
Sie zwang sich nicht zurückzublicken. Wenn ich ihn ansehe, dann sterbe ich jedes Mal ein kleines bisschen…
Sie schluckte und blickte neugierig auf als sie Reys Stimme hörte. Er wollte die Umgebung erkunden…das war die Gelegenheit!
Eilig kam sie zu ihm hinüber und stellte sich ihm und Venden in den Weg. Das Tier konnte einem Angst machen. Doch sie hatte gelernt, dass Pferde die Angst und Nervosität eines Menschen spürten. Also war sie ganz ruhig und auch Venden schien ihre innere Ruhe zu spüren. Zumindest schnappte er nicht nach ihr.
„Rey nimm mich mit! Ich möchte mehr von der Gegend sehen!“
Sie kam langsam näher, um Venden nicht zu irritieren. Rey schien nicht sonderlich begeistert von Arias Verlangen. Man konnte förmlich das Knirschen seiner Zähne hören. Doch die Herrin war nun direkt vor ihm. Sachte legte sie ihre Hand an Vendens Flanke. Mutig…oder irre…
Aus welchem Grund auch immer ergriff Rey schnell ihre Hand und schwang sie elegant vor sich auf sein Reittier. Dann peitschten sie los.
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Aenye an Invaerne
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von hier.

Auch Aenye sprang von der Kutsche, allerdings deutlich vorsichtiger als sie es gewohnt war. Auch wenn es ihr gut ging, aber die Wunde am Bein erzeigte ein seltsam ziehenden Gefühl. Ein Pochen wäre schlecht gewesen, das wusste sie, Ziehen war gut, nichts desto Trotz irritierend. Das sich die Prinzessin sofort um die Tiere kümmerte honorierte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Dann hatte sie eben Zeit, sich umzusehen. Es schien tatsächlich ruhig. Keine Menschen.
Aber dann entdeckte sie an einer gut geschützten Stelle die Reste eines Lagerfeuers. Sofort froren ihre Bewegungen ein. Dann war Jakobs feindlicher Soldat plötzlich neben ihr, ziemlich unbekümmert. Er kniete sich langsam hin und untersuchte die Reste.
"Schon ein paar Tage alt. Es ist windgeschützt, deswegen sieht es so frisch aus. Hier ist keiner."
Und er grinste als wollte er einen Hinterhalt legen.
Sie ließ ihn stehen und setzte ihre Erkundung fort, schob sich an einer halb geöffneten Scheunentüre durch. Es war alles voll mit Gerümpel aber trocken. immerhin.
Sie hatte es nicht eilig nach Nowigrad zu kommen, sie könnten hier übernachten, das würde sie allerdings einen Tag kosten.
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Vyacheslav Sokolov
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Tw3_reardon_manor.jpg
Quelle: https://hexer.fandom.com/wiki/Rückerhof

Thorben zeigte ihm nach etwas Gewühle eine Armbrust von beachtlicher Größe. Man konnte es im Grund nicht mehr 'Arm'-brust nennen. Ein Bolzenschußgerät, und er hatte ihm einen Namen gegeben.
Interessiert betrachtete er die Konstruktion. Soetwas gab es auch im Militärhistorischen Museum nicht, allerdings hatte er die Schemata von anderen interessanten Geräten im Kopf. Die Römer hatten interessante Geräte ersonnen, vielleicht sollte er diese Ideen zuerst mit dem Schmied teilen. Eine Bolzen-Gatling... Irgendwie musste er plötzlich an die historische Sammlung in Nowosibirsk denken, dort hatte ein Künstler das Sprichwort "Schwerter zu Pflugscharen" ernst genommen und aus alten Gewehren einen Pflug zusammengeschweißt, das Ding war auch im Einsatz gewesen.
Sein Blick fiel wieder auf den Zwerg und er sah die Begeisterung für dieses Gerät. Auf jeden Fall hatten sie ein wichtiges gemeinsames Interesse.
Und dann erreichten sie ein paar alte Schuppen.
Ruinen.
Es ähnelte tatsächlich verlassenen Herrenhäusern wie es sie auch in Sibirien gab. Aus Holz, ein Haupthaus, Scheune und Stall, die einen Hof einschlossen, in der Mitte ein Brunnen, sicher mittlerweile trocken, aber man konnte es sich ja ansehen. Geschnitzte Balken, allerdings europäisches Fachwerk. Dort zog man die Blockbauweise vor.
Er kletterte vom Wagen nachdem Throben den abgestellt hatte und sah sich um.
Auch die Elfe begann herumzuwandern. Dann blieb sie stehen, an einer Ecke. Er erriet weshalb.
Die Feuerstelle sah frisch aus, war es aber nicht. Jemand hatte Fleisch gebraten und das Fett war runtergetropft, roch ranzig, das war nicht frisch.
Er war ein Stadtkind, aber derartiges hatte ihn die Erfahrung in der Zone gelehrt... und Viktor.
Als nächstes trat er zum Brunnen. Das Seil war brüchig, rüttelte er daran würde der Eimer, der auf halben Weg hing wohl fallen, aber unten konnte er Wasser glitzern sehen. Blieb die Frage ob es sauber war, oder ob irgendein verendets Tier ihn verseucht hatte.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

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von/nach: Skelliger Reisekutsche (Kutschbock)
Datum: Herbst 1277
Uhrzeit: später Nachmittag
betrifft: @all
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Gras und Wasser. Sie hätte auch 'Schneeschuhe und Pferdeäpfel', sagen können - jeden Nonsens, der einem in den Sinn kam. Für Jakob zählte nur ihre Stimme, ihr Blick in dem nicht mehr die kecke Frechheit lag, sondern Bedauern. Als sie sich abwandte, war es, als ginge die Sonne unter und seine Haut wurde kalt. Jakob musste kein Hellseher sein, um ihre Gedanken zu erahnen. Und er? Er musste es irgendwie schaffen, all das, was sie in ihm auslöste auf ihre Begabung zu schieben und von sich fern zu halten. Es war nicht echt, das redete er sich zumindest ein. Außerdem war sie verdammt noch Mal auf dem Weg zu ihrem ZUkünftigen, also war es auch egal, ob irgendetwas davon echt war - es war unmöglich. Für sie genauso wie für ihn.
Aenye sprang vom Kutschbock und ließ Jakob mit seinen Gedanken allein, der vorerst sitzen blieb, die Zügel selbst noch in den Händen, als Aria diese von den Geschirren der Pferde gelöst hatte. Er konnte nicht anders, als ihr zusehen, jede ihrer Bewegungen verfolgen und auf einen Blick von ihr hoffen. Doch sie wandte sich nicht mehr um, führte die Pferde weg und band sie in der Nähe an.
Schließlich zwang er sich, ebenfalls abzusteigen, auch wenn er dann doch nur wieder unschlüssig herum stand und nicht so recht wusste, was er tun sollte. Er sah Aenye in einer Scheune verschwinden, Slava inspizierte eine alte Feuerstelle. Sie alle wirkten so, als wüssten sie, was sie taten, hätten so etwas hier schon tausend Mal gemacht. Er fühlte sich mit einem Mal schrecklich unnütz und Fehl am Platz, blickte den Weg zurück, auf dem sie gekommen waren. Zurück nach Flagstaff? Nein, wohl eher nur zurück in die Sümpfe... Er runzelte die Stirn, wandte sich dann wieder um, als er Reyneghs Stimme hörte und etwas von Monstern aufschnappte. Oh bitte nicht noch mehr von diesen Dingern, die aus Löchern oder Tümpeln krochen...
Dann zerrte Aria wieder an seiner Aufmerksamkeit, die den Naramianer bat, sie mitzunehmen. Fast wollte ihm das Herz stehen bleiben, als sie sich dem Untier näherte, was Reynegh ritt und unwillkürlich machte er ein paar Schritte auf die beiden zu. Doch da zog der Kater sie schon auf den Rücken Vendens, zog diesen Herum und war mit ihr verschwunden. Seltsamerweise verlor sich das Gefühl in seinem Bauch nicht, es kam nur ein weiteres dazu...

Er wandte sich letztlich Thorben zu und bedeutete ihm mit universellen Gesten, ob er irgendwie helfen könne: mit ausgebreiteten Händen wies er auf den Karren, setzte eine fragende Miene auf und zuckte mit den Schultern. Noch eine Probe von Thorbens Älterer Rede brauchte er nicht, um zu wissen, dass der kaum ein Wort dieser andere Sprache so beherrschte, das Jakob etwas damit anfangen könnte.
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Thorben Denger
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Thorben nickte nur zu Reyneghs Aufklärungsbericht. Natürlich nicht, ohne noch einmal herzhaft zu niesen. Egal, wie gut die Katze auch sein mochte, wenn ein Geist nicht gesehen werden wollte, sah man ihn auch nicht. Wobei Hexer das wohl mit ihren seltsamen Augen konnten. Und die waren auch so geschlitzt, wie die von Katzen. Und galten Katzen nicht in manchen Kreisen als übernatürlich empfänglich? Egal. Lieber mit einem Geist an einem Lagerfeuer herumkuscheln, als nass zu werden. Vielleicht hatte das Gespenst ja auch eine gute Schauergeschichte auf Lager. Welch Ironie das doch wäre.
Skeptisch blickte er zum Himmel hinauf, an dem sich bereits dichte Wolken auftürmten und ein spätsommerliches Gewitter mit Sturm ankündeten. Er steckte seine Pfeife ein, ließ Bertha vorerst auf der Bank des Karrens liegen und schnallte sich stattdessen Lilly über die Schulter. Geladen mit silbernen Bolzen sollte auch die handlichere Waffe Eindruck bei Geistern und anderen Wesen machen.

Auf dem Platz des verfallenen Anwesens schaute er sich erst einmal in alle Richtungen um. Dort sah er gerade noch, wie Aria sich ohne Furcht an Reyneghs wildes Reittier annäherte. Und dann sogar noch berührte. Entweder war die Frau verrückt, oder sie hatte Eier, die am Boden schleiften, soviel stand mal fest. Was die beiden dort besprachen konnte er allerdings nicht hören.
Einige der Gebäude sahen arg baufällig aus, aber die Scheune, auf die Aenye zusteuerte, wirkte nicht ganz so mitgenommen und ihr Dach wirkte weniger von Löchern durchsetzt, als es bei den anderen Bauten den Anschein hatte. Mit einem ausgestreckten Stummelfinger deutete er auf die Scheune.
"Sollte groß genug für Karren, Kutsche und ein kleines Feuer sein."
Und wenn die Pferde mal nicht im Regen herumstehen mussten, wäre das auch nicht verkehrt. Zumindest die alte Bessie war nicht mehr sonderlich widerstandsfähig gegenüber Starkregen und Stürmen. Einen trockenen Platz hatte die alte Mähre sich schon verdient.

Er folgte Aenye und steckte den Kopf durch die Scheunentür. Ja, das sollte funktionieren. Mit einer Geste winkte er Jake zu sich, der zuvor wohl irgendwie seine Hilfsbereitschaft angedeutet hatte. Beide betraten sie das Gebäude und Thorben deutete zuerst auf all das Gerümpel, dann auf Jake und machte dann eine ausladende Geste mit beiden Armen, in die er die Wände der Scheune mit einschloss. Er hoffte, der Junge würde die Geste richtig deuten und sich bald daran machen, den Schrott an die Außenwände zu schieben, damit sie, die Pferde und alles andere in der Mitte Platz fanden. Er schlug dem jungen Hexer nochmal kräftig und mit zuversichtlichem Grinsen auf die Schulter - wobei er sich ordentlich dabei auf die Zehenspitzen stellen musste - und trat dann wieder auf den Hauptplatz hinaus.

Aria und Reynegh waren zu ihrer Aufklärungsmission verschwunden. Na, die Prinzessin bekam hier wohl einiges mehr an Abenteuer und Lebenserfahrung, als in dem einsamen Turm, in dem man sie sonst so einschloss. Wahrscheinlich sollte er lieber Jake und Aenye in der Scheune helfen, bevor die Wolken den Regen nicht mehr halten konnten. Feuerholz sollte es zwischen all dem Schrott innerhalb der Scheune wohl genug geben. Und ein paar Steine zur Abgrenzung des Lagerfeuers sollten schnell gefunden sein. Aber Slavas Interesse an dem Brunnen weckte nun auch seine Neugier. Eifrig stapfte er durch den Matsch zu ihm hin und spähte - wieder auf Zehenspitzen; verdammte Menschen mit ihren verdammten langen Beinen - ebenfalls in den Brunnen hinein.
"Irgendwas interessantes gefunden, Kumpel? Oder nur einen Wunsch auf den Lippen?"
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Reynegh
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Sie wollte mitkommen. Reynegh wandte Aria das ausdruckslose Katzengesicht zu und beobachtete, wie sie sich Venden näherte. Gänzlich furchtlos, als sei er ein Pferd und nicht ein Abkömmling der großen Schlange, der ihr mit einem Klauenhieb die Eingeweide aus dem Leib reißen konnte. Der Naramianer spürte die Anspannung, die durch den Leib des großen Tieres ging, ballte die Faust fester um den Zügel, ohne ihn jedoch stärker anzuziehen. Aria schien auch Wirkung auf das Ereymiu zu haben, denn Reynegh stellte überrascht fest, dass das Tier sie tatsächlich ohne weiteres herankommen ließ und sie sogar die Hand auf sein Gefieder legen durfte. Nur wenigen Außenstehenden war es vergönnt, lebend so nah an ein Ereymiu heran zu kommen und die Hitze zu spüren, die unter den dichten, kurzen Federn schwelte. Wesen der eisigen Höhen, geboren aus dem ewigen Feuer, deren Körpertemperatur deutlich über der von Menschen oder selbst Naramianern lag. Venden stand ganz still, hatte die Ohren zwar zu ihnen herum gedreht, doch er schnappte nicht und scharrte auch nicht mit den Klauen.
Reynegh musterte Aria, deren grüne Augen fast flehentlich zu ihm hoch gerichtet waren und er kam nicht drumherum, ihren Mut anzuerkennen. Vielleicht war es auch Wahnsinn oder zu viel Vertrauen in das Gute... er beschloss für sich, es erst einmal Mut zu nennen. Und damit entschied er auch, ihrem Wunsch nachzugeben. Was er bisher von der Umgebung gesehen hatte, gab wenig Anlass zur Sorge, also beugte er sich kurzerhand aus dem Sattel, packte Aria um die Mitte und setzte sie im Damensitz vor sich. So hätte sie gleichermaßen Halt an einem seiner Oberschenkel und dem gewölbten Sattel, und konnte sich andererseits an Vendens borstiger Mähne festhalten. Obwohl sie zwischen Reyneghs Armen ohnehin sicher genug davor bewahrt war, abzustürzen.

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Aenye an Invaerne
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Die Männer manövrierten Wagen und Pferde in die Scheune. So standen sie trocken. Ein Unwetter zog auf... Sie würden wohl wirklich hier rasten.
Weil sie sonst nichts zu tun hatte spazierte sie zum Haupthaus. Dieses stand etwas höher als die Scheune und die verfallenen Gebäude. De Haupttür war wie zu erwarten verschlossen. Das war gut. Offen bedeutete - längst geplündert. Sie schlich einmal herum, die Fenster waren ebenfalls zu, die Fensterläden vernagelt. Also zurück zur Tür. Sie hatte genug Werkzeuge, um das zu ändern. In Nullkommanichts war das Schloss geknackt. Hinter sich machte sie die Tür wieder zu, sie wollte sich in Ruhe umsehen...
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Vyacheslav Sokolov
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Nachdem die Wagen verstaut waren kam Thorben zu ihm.
Er hatte in der Zwischenzeit den Eimer vorsichtig hochgeholt. Das Seil war tatsächlich morsch und zerbröselte fast als er es löste.
"...da unten ist Wasser. Wenn du ein Seil hast würd ich gerne was hochholen, sehen ob es genießbar ist. Dann kann die Prinzessin nachher duschen."

Als er das Seil hatte holte er mit dem Eimer etwas davon hoch. Der Blecheimer war noch heil, und das Wasser machte einen guten Eindruck. Er musste sich wie alle anderen auf Augen und Nase verlassen. Allerdings war hier nicht unbedingt damit zu rechnen, dass Brunnenwasser von lokalen Chmieunternehmen verseucht waren... was gab es an natürlichen Gefahren? Genug die man nicht hören und sehen konnte... Sie würden es versuchen müssen.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Er folgte Thorben in die große Scheune und entnahm dessen Gesten, dass er Platz schaffen sollte, um Wagen, Tiere und Menschen hier unter zu bringen. Der prüfende Blick zum Himmel war Jakob ebenfalls nicht entgangen und so fielen auch ihm die dunklen Wolken am Horizont auf. Unwillkürlich blickte er noch einmal in die Richtung, die die Aria und Reynegh verschwunden waren - hoffentlich gerieten sie nicht in das nahende Unwetter.
Thorben ließ ihn in der Scheune allein und auch Aenye verdrückte sich wieder - Jakob seufzte. Na schön, immerhin lenkte ihn körperliche Arbeit meistens gut von allem anderen ab. Er zog also die Jacke aus, hängte sie an einen Gerätehaken zu wurmstichigen Rechen und Heuwendern, gürtete das Schwert wieder auf den Rücken, wo es weniger störte und begann damit, alles an Kisten, Säcken und Fässern, was den Boden verstreut bedeckte, an die Wände zu schieben. Eine Ratte stob zwischen dem Kram heraus und erschreckte ihn dermaßen, dass er das arme Vieh im Reflex mit einem Holzprügel erschlug, den er gerade zu den Sachen werfen wollte, die als Brennmaterial dienen konnten. Kurz sah er sich um, ob auch niemand seine schreckhafte Überreaktion bemerkt hatte und fegte die Ratte dann mit dem Fuß eilig zwischen den Unrat.
Aus dem abgetrennten Bereich, der wohl früher tatsächlich der Unterbringung von Vieh gedient hatte, warf er Steine, die sich aus den Gefachen gelöst hatten in die Mitte des entstehenden Raums. Nur weil er selbst nichts von Feuer hielt, ahnte er doch, dass die anderen eines würden haben wollen. Dann kletterte er auf die zweite Ebene des Schuppens und fand Reste von Strohballen, die er in den provisorischen "Stall" hinunter warf und dort breit zog.
Das alte Dach begann im aufkommenden Wind zu knarren.
Jakob schob das Tor ganz auf und ging zu Thorbens Karren, um Bessie dazu zu ermuntern, diesen in die Scheune zu ziehen. Der Gaul schien begeistert von der Idee, ein Dach über dem Kopf zu haben und folgte weniger, als das er Jakob hinter sich her schleppte. Abschirren würde er Thorben überlassen, davon hatte der Knappe keine Ahnung, also ließ er Bessie samt Karren stehen und widmete sich der anderen Kutsche, die ohne Pferde dort stand, wo er sie abgestellt hatte. Etwas unschlüssig betrachtete er das Gefährt, nahm dann die Deichsel und stemmte sich gegen das Gewicht der Kutsche. Nichts regte sich, außer ein Bild in Jakobs Kopf: Aenye, die ein Handrad drehte. Seine Augen huschten zu dem Rad, folgten der Welle und er zog seine Schlüsse. Natürlich, eine Bremse. Flink turnte er auf den Kutschbock und öffnete das Handrad, dann versuchte er es erneut. Zwar spürte er, dass die Räder sich drehen wollten, aber der Schlamm war wie ein Kleber für diese, während seine Füße keinen Halt fanden (12/100).
"He Slava, pack mal mit an!", rief er also dem Soldaten zu. Gemeinsam war die Kutsche schnell verstaut und Slava verschwand wieder, um sich weiter am Brunnen zu schaffen zu machen. Wasser finden - stimmt, dass war wohl ein guter Punkt. In einer Welt, in der Wasser aus dem Hahn oder einer PET-Flasche kam, neigte man dazu, zu vergessen, dass es ein lebenswichtiger Stoff war und seine Beschaffung anderswo vielleicht nicht so einfach. Jakob sah ihm kurz nach und ging dann zu den Kutschpferden. Riesige, dunkelbraune Viecher mit ruhigen schwarzen Augen. Trotzdem beunruhigend für jemanden, der nie zuvor mit Pferden zu tun hatte - zumindest nicht mit welchen, die sich nicht unter einer Haube aus Alu-Druckguss versteckten. Er näherte sich vorsichtig, ließ das ihm am nächsten stehende an seiner Hand schnuppern und mit den weichen Lippen daran herum nesteln. Gerade als er den Mut fassen wollte, das erste Pferd los zu binden und in die Scheune zu bringen, rollte der erste Donner über den Himmel und die beiden Tiere warfen verschreckt schnaubend die Köpfe, stampften mit den Hufen und rissen an den Riemen, die sie an den Bäumen gefangen hielten. Sofort wich er ein Stück vor den fliegenden Hufen zurück - Vampire und Monster, kein Ding, aber die Biester würden bestenfalls weg laufen und ihn schlechtesten Falls noch ein Stück mit schleifen. Sollte sich kümmern wer wollte...

Er trat wieder auf den Fahrweg zum Anwesen und schaute einmal mehr in die Richtung, in die Aria mit Reynegh verschwunden war. Keine Spur und das Gewitter kam näher.
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