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von/nach:
Zellentrack → Verhörraum
Datum: etwas später Nachmittags 12. August 1278
betrifft: Cat, Slava, oder wer will...
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Nur kurz Sonnenschein und Frischluft. Valjan trat in den Hof der Wache und lief draußen ein paar Schritte.
Was für ein Tag.
Mit Musik aus einem Kasten aufwachen, mit Catlya über Pflutschi reden, drei Huren am Hafen, die ersehnte Beförderung und dann am Dreibergtor mit Schura und Valentine, dieser seltsame Elf und Nicht-Hexer und als endlich das normale Tagwerk los ging, fand er dieses Ha’Daja und lernte Nahuela kennen und Jarel schaffte Leichen und Pathologen an, die Geburtshilfe leisten können sollen und… Valjan atmete ein. Was soll jetzt noch kommen?
Ein großer, graubrauner Wolfshund mit seltsamen blauen Augen. Und noch mehr war seltsam. Das Tier fixierte ihn, tappste mit schlaksigen Schritten direkt vor ihn, setzte sich auf den felligen Hintern und fing an zu winseln. Das klang fast so, als wolle die Hündin irgendwas erzählen.
Eine Hündin? Auf dem Hof der Wache. Wie kam die hier rein und warum sah sie ihn so an? Mit einem
„Hey?“ kam Valjan näher und hielt vorsichtig seine Hand hin. Will sie schnuppern? Gestreichelt werden? Angespannt war Valjan durchaus, Hunde können sehr unangenehm werden, besonders so große wie diese hier.
Kurz drehte die Hündin erst das linke, dann das rechte Ohr nach hinten und wieder nach vorn, starrte Valjan an, gab ein Schnaufen von sich und drücke freundlich den Kopf gegen die gebotene Hand. Naja… wenn sie schon Streicheleinheiten geboten bekam, nahm sie die auch. Aber danach wurde das seltsame Tier zudringlich. Sie stupste und winselte, rieb den Schädel an Valjans äußerer Hosennaht und schien irgendwas zu wollen.
Also gut, da war ein Wolfshund im Hof und ließ sich streicheln. Netter Hund, netter großer Hund.
„Brauchst Du was? Das Reh hab ich weggegeben… und ich muss eigentlich wieder rein und sehen, ob Slava noch da ist.“
Ein erstaunlich lautes und noch erstaunlicher zustimmendes Kläffen war die Antwort auf die Frage. Und wie um das zu unterstreichen, ging die Hündin zur Tür und legte eine Pfote an das schwere Holz, während sie leicht schielend über die Schulter zurück zu Valjan sah. Eigenartiges Tier…
Ja… normalerweise wollten Hunde aus dem Haus, wenn sie mussten und nicht so herum. Valjan atmete aus, ging ihr nach und öffnete die Tür. Andere anwesende Wachen in der Nähe sahen ehe schon komisch her, also einfach rein und so tun, als ob man den Hund kennt.
„Aber bleib bei mir…“
Das Tier drehte wieder beide Ohren, dieses Mal gleichzeitig erst nach hinten, dann nach vorn und folgte, klebte Valjan regelrecht an den Hacken. Ob das Tier ihn verstand?
Sie kam ihm nach, Schritt für Schritt und ging offenbar auch nicht wieder weg.
Was für ein Tag.
Aber Valjan entschloss sich einfach weiterzumachen... der Verhörraum zu Slava, wenn er noch da ist. Nur die Treppen wieder runter und zumindest kam gerade Korporal Theophilus Peba aus dem Verhörraum wieder raus. Wie der schaute, sollte Sokolov noch drin sein. Der Blick den der Kollege Valjan zu warf, war allerdings ein anderer – weniger freundlich murmelte er irgendwas von Hexern, der Kackhund und Dei Schreibtisch und schob sich an ihm vorbei. Etwas irritiert sah ihm Valjan nach und war noch nicht dran gewohnt, dass der Rangniedrigere sich hätte anders verhalten müssen. Der Feldwebel hätte ihn vielleicht anschnauzen müssen, statt die Tür aufzufangen, bevor sie ganz ins Schloss fiel, um sich mit Hund am Bein zurück in den Verhörraum zu stehlen. Sagte er Schreibtisch? Valjan hatte keinen eigenen Schreibtisch.
„Ser?“ Wie lange hatte Slava eigentlich geschlafen? Er sah fix und fertig aus. Aber er auch war nach ihm ins Bett, war vor ihm aufgestanden und Jarel hatte diese Leiche in seinen Keller getragen, die irgendwie für Unmut gesorgt hatte. Etwas lauter als nötig, schloss Valjan hinter sich die Tür, um auf sich aufmerksam zu machen und warf einen kurzen Blick auf die Hündin.
„Soll ich wieder gehen?“ Und jeden verscheuchen der rein will?
Zumindest kam Valjan vorerst nicht näher und reib sich die Wange. Sie hatte ihn gut erwischt, aber wird sich bald wieder.